Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Die ultimative Dax-Wette zum Siebten

 

HERDENTRIEB-Leser der ersten Stunde kennen sie schon: die ultimative Dax-Wette. Anfang des Jahres wetten Marcus Rohwetter und ich, wo der Dax am Jahresende steht. Das tun wir nun schon zum siebten Mal, wenngleich erst zum vierten Mal im Blog (2006, 2007 und 2008).

In 30 Jahren werden Zocker mit der Wette etwas anfangen können, nach dem Motto: Wenn es im Januar schneit und Heusinger pessimistischer ist als Rohwetter, dann fallen die Kurse, oder so ähnlich. Deshalb halten wir die nächsten Jahrzehnte durch, versprochen. Zumal, da sich diese Wette für mich immer besser anfühlt. Erst war sie mein Albtraum, weil die ganze Wirtschaftsredaktion der ZEIT spottete, dass ihr Finanzexperte viermal in Folge unterging. Die beiden letzten Wetten dagegen habe ich gewonnen und mir die Fläschchen Champagner an Sylvester schmecken lassen.

Hier also unsere Wette für 2009: Marcus tippt auf den Jahresendstand von 5200 Punkten beim Dax, ich halte mit 4150 dagegen.

Meine Wette bedeutet nochmal gut 15 Prozent Verlust, nachdem es gut 40 Prozent im vergangenen Jahr waren. Ich hatte im Januar 2008 auf einen fallenden Dax gesetzt, die Tendenz richtig erwischt. Das ist meiner Ansicht nach die eigentliche Leistung der Wetten. Beim Ausmaß des Absturzes habe ich jedoch ziemlich daneben gelegen, was EuroOptimst gleich erkannt hat. Was sagt EuroOptimist eigentlich für 2009 voraus?

Warum ich nach wie vor pessimistisch bin? Weil die Krise in der Realwirtschaft gerade erst ankommt. Die Nachrichten der nächsten drei bis sechs Monate werden fürchterlich, weshalb nichts dagegen spricht, dass der Dax bis auf 3000 Punkte fällt (wie die Hirten das Anfang Januar gewettet haben). Doch irgendwann im Verlauf des Jahres werden auch wieder Hoffnungsschimmer zu sehen sein, werden der niedrige Ölpreis, die verschwundenen Notenbankzinsen sowie die Konjunkturprogramme die Wende einläuten. Deshalb gehts danach wieder bergauf.

Aprospos Wende: Das Szenario, von dem ich ausgehe, ist nach wie vor das japanische. Das heißt, es geht mal begrauf, dann aber wieder bergab. Auf Sicht von drei Jahren darf deshalb nicht von einer richtigen Wende gesprochen werden. Aber der Nikkei ist auch in Japan trotz Deflation nicht nur gefallen.

Und hier jetzt die Begründung von Marcus, wie immer launig:
„Ende des Jahres wird der Dax bei 5200 Punkten stehen, also ein gutes Stück über dem heutigen Niveau. Eine Begründung dafür gibt es nicht, da halte ich es wie mit den Affen, die Dartpfeile auf eine Wand werfen: der Zufall entscheidet. Experimente haben gezeigt, dass Affen nicht schlechter sein müssen als Experten, wenn es darum geht, Prognosen zu erstellen.

Experten haben Affen gegenüber allerdings den Vorteil, dass sie ihre Fehlprognosen im Nachhinein stets rechtfertigen können. Meistens tun sie das mit unerwarteten Ereignissen, die im Verlauf eines ganzen Jahres häufig auftreten können: Überraschendes Ende der Rezession. Unerwartet guter Konsum. Naturkatastrophen. Nicht vorhersehbarer Wahlausgang in einem wichtigen Schwellenland. Kapriolen beim Ölpreis, wahlweise rauf oder runter. Stimmungsschwankungen in Japan, und, und, und. So vielfältig die Überraschungen sein können (und sie müssen es sein, sonst wären es ja keine Überraschungen!), so viele Ausreden liefern sie für Fehlprognosen.

Und daran merkt man, dass viele Experten ihre Prognosen an Bedingungen knüpfen. Unter der Annahme, dass ich Recht behalte, werde ich Recht behalten. Was würden Sie von einer Prognose halten, die so klingt: Vor meinem Haus wird morgen ein roter Porsche stehen, vorausgesetzt, jemand stellt einen roten Porsche dorthin?

Fairerweise muss man zugeben, dass niemand eine Glaskugel besitzt und in die Zukunft schauen kann. Aber weil das so ist, muss man sich auch keine Arbeit machen um es zu versuchen – und kann einfach eine beliebige Zahl in den Raum stellen. In diesem Fall 5200. Ende Dezember wissen wir mehr.“

Topp die Wette gilt.