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The world according to Süddeutsche Zeitung

 

Den Kollegen Christian Wernicke bei der Süddeutschen schätze ich eigentlich sehr. Aber diese Passage in seinem Leitartikel heute verdient eine kritische Würdigung.

Auf dem Höhepunkt – dem G20-Gipfel in Seoul – blamierte sich Obama mit der Forderung, die in ihrem Export übermächtigen Chinesen und Deutschen sollten bitteschön ihre Ausfuhren drosseln – und der US-Zentralbank brav erlauben, die Geldpresse anzuwerfen um 600 Milliarden Dollar zu drucken. Wer solch inflationären Schaden anrichtet, muss Spott ernten.


Niemand hat die Deutschen jemals dazu aufgefordert, ihre Ausfuhren zu drosseln. Es ging um die Exportüberschüsse, also Exporte minus Importe – und die Amerikaner legten uns nahe, die Binnennachfrage anzukurbeln, wogegen man schwer etwas haben kann.

Was das mit der Fed zu tun haben soll, ist mir nicht klar. Eine Lockerung der Geldpolitik hat immer Auswirkungen auf den Wechselkurs. Aber in erster Linie geht es Ben Bernanke darum, die heimische Nachfrage anzukurbeln. Davon profitieren … ganz genau, BMW, Mercedes und all die Unternehmen, die die Produkte herstellen, die die Amerikaner so lieben.

Damit will ich nicht die Politik der Fed loben. Die kann man kritisieren, aber weil sie neue Blasen riskiert, nicht weil sie den Dollar manipuliert.

Ich hätte es anders gemacht und fiskalpolitisch stimuliert, vor allem Infrastruktur, dazu den Dollar in einem internationalen Akkord kontrolliert abgewertet, denn die USA müssen mehr exportieren. Aber das ist ein anderes Thema. Ich bin gespannt, wie die Reaktion sein wird, wenn die Amerikaner ernst machen und real abwerten. Dann werden wir alle jubeln, dass jetzt endlich die Löhne sinken und das Land wieder wettbewerbsfähig wird – und dann werden wir uns alle wundern, dass bei BMW und Mercedes die Exporte einbrechen und dann werden wir vielleicht kapieren, dass wir einmal über unsere Art und Weise Ökonomie zu betreiben, nachdenken sollten.