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Aktienmärkte vor der Sommerpause

 

Wohin die Anleger auch schauen, es ist nicht viel los an den Märkten. Selten war die Volatilität so gering wie heute. Das ist für mich ein Zeichen, dass es an zündenden Ideen oder wenigstens an politischen Entwicklungen fehlt, die ganz neue Perspektiven eröffnen. Die Strategien, die bisher die Märkte bestimmt hatten, sind nicht mehr relevant.

An den Bondmärkten werden die Renditen zunächst auf ihren rekordniedrigen Niveaus bleiben, die Spreads zwischen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen sind wieder fast so niedrig wie vor der Finanzkrise, ebenso wie die zwischen den Peripherieländern Eurolands und Deutschlands. Die Aktienmärkte in den OECD-Ländern sind fünf Jahre lang sehr gut gelaufen, legen jetzt aber eine Pause ein. Die Gewinne werden nicht mehr so rasch steigen. Dafür könnte die Lethargie in den Schwellenländern demnächst enden – da gibt es eine Menge an Nachholbedarf, nicht zuletzt weil die Bewertungen der Aktien sehr niedrig und die Wachstumsraten des Sozialprodukts vergleichsweise hoch sind.

Insgesamt schrumpft die globale Output-Lücke kaum, so dass es bei den niedrigen Inflationsraten und damit vor allem in den wohlhabenden Ländern bei der expansiven Geldpolitik bleiben wird. Das Deleveraging ist noch nicht beendet, am ehesten jedoch in den USA – dort ist man aber immer noch weit von Vollbeschäftigung entfernt, so dass die Fed weiter Gas gibt. Am Immobilienmarkt scheinen sich neue Blasen zu entwickeln; auch die amerikanischen Aktien sind nicht mehr gerade billig.

Im Euroraum beschleunigt sich das Wachstum nach zwei Jahren Rezession wieder, trotz fortgesetzten Schuldenabbaus; es bleibt aber mit 1,5 Prozent in 2014 bescheiden. An den Aktienmärkten werden die Peripherieländer weiterhin die Favoriten der Saison sein.

In Japan wird mit aller Macht versucht, endlich aus der Deflationsfalle herauszukommen; die Marktteilnehmer sind aber nicht davon überzeugt, dass es gelingen wird. Ich halte die Yen-Schwäche nur für vorübergehend. China ist dabei, die Binnennachfrage etwas von den Investitionen hin zum privaten Konsum zu verlagern. Das kostet erst mal Wachstum. Auch die Abwertung des Yuan dürfte, wie die des Yen, nur vorübergehend sein – sie passt nicht zu den robusten Fundamentalfaktoren des Landes.

Die niedrigen Zinsen, die globale Output-Lücke, das moderate Wachstum der Weltwirtschaft und vor allem die Abkühlung in China sprechen für sinkende Rohstoffpreise. Andererseits fehlen global die Anzeichen für eine neue signifikante Abschwächung des Wachstums, so dass es bei den Rohstoffpreisen keinesfalls zu einem Crash, sondern eher zu einem leichten Abwärtstrend kommen wird.

Der Wechselkurs des Euro wird weiter fest bleiben, auch wenn das Mario Draghi nicht gefällt: Der Euroraum weist einen gewaltigen und immer größeren Leistungsbilanzüberschuss auf; die Bilanz der EZB schrumpft seit beinahe zwei Jahren, während die Gelddruckmaschinen in den USA und in Japan auf Hochtouren laufen. Die Angebots-Nachfragekonstellation spricht daher für den Euro, ebenso wie die Tatsache, dass die weitere Existenz des Euro nach den Beschlüssen zur Bankenunion immer weniger infrage gestellt wird.

Ausführliches zur wirtschaftlichen Lage in den USA, in Euroland, Japan und China, sowie den Aussichten und Risiken für Aktien, Bonds, Wechselkurse und Rohstoffe finden Sie in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – Deceptively calm global markets, May 2014*) (pdf, 550 KB)

*) Der Investment Outlook von Dieter Wermuth ist in englischer Sprache verfasst und wird im Herdentrieb in loser Folge zum Herunterladen bereitgestellt. (UR)