Exklusiv aus dem Wirtschaftsdienst: Die Frühjahrsprognosen der wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute stehen wieder einmal bevor. Aber wie sieht es eigentlich mit dem Schicksal vergangener Prognosen aus? Roland Döhrn, Konjunktur-Chef des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) hat in der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsdienst untersucht, wie sich die Vorhersagen für das Jahr 2015 entwickelt haben – und dies vor der Folie der vorläufigen Ergebnisse für 2015, die vom Statistischen Bundesamt Mitte Januar veröffentlicht wurden.
Er stellt fest, dass vor allem die frühen Vorhersagen offenlegen, auf welche Theorien und vermuteten Zusammenhänge sich die Prognostiker stützen. Spätere Vorhersagen sind dagegen immer stärker von den dann vorliegenden Daten getrieben.
Das reale Bruttoinlandsprodukt war 2015 vor allem aufgrund einer positiven Entwicklung der Konsumausgaben um 1,7 Prozent gestiegen. Prognostiziert wurde das so allerdings nicht. Die ersten Prognosen für 2015 ab dem letzten Quartal 2013 waren zunächst viel optimistischer und basierten wesentlich auf sehr positiven Erwartungen für den Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen. Diese wurden allerdings enttäuscht. Die Investitionen nahmen trotz unterstellter günstiger Rahmenbedingungen und der niedrigen Zinsen in weit geringerem Umfang zu. Stattdessen kam es durch den für alle überraschenden Verfall der Rohölpreise zu deutlichen Realeinkommenszuwächsen. Zudem stiegen die staatlichen Aufwendungen aufgrund des Flüchtlingszustroms. Der Außenhandel trug trotz einer sich abschwächenden Weltkonjunktur positiv zum Wachstum bei.
Auch wenn die Prognosen für 2015 insgesamt vergleichsweise treffsicher waren, so Döhrn, gab es im einzelnen doch deutliche Überraschungen und er resümiert, „… dass mehrheitlich erwartete Zusammenhänge zumindest 2015 nicht galten.“ Die Wissenschaft sollte dies anregen, nach den Gründen zu forschen.
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