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Schwarzer Montag

Am Montag sind die Aktienmärkte im freien Fall. Die Wahrscheinlichkeit einer amerikanischen Rezession hat sich in den letzten Tagen und Wochen stark erhöht, und mit ihr die Wahrscheinlichkeit, dass es auch im Rest der Welt schlechter laufen wird als gedacht. Es wird nur noch darüber diskutiert, wie expansiv die Wirtschaftspolitik sein muss, um eine Rezession zu verhindern, nicht mehr darüber, ob es überhaupt zu einer Rezession kommen wird.
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Zinsen und Rohstoffpreise auf dem Rückzug

Es ist nun sicher, dass in den USA eine Rezession begonnen hat. Der Immobiliencrash ist der schlimmste seit Menschengedenken. Viele Haushalte sind überschuldet, der Arbeitsmarkt bricht ein und die hohen Energiepreise fressen das verfügbare Einkommen auf. Die Unternehmensgewinne fallen. Hinzu kommt die Bankenkrise, die immer weniger beherrschbar scheint.
Wir im Euroland haben deutlich geringere Probleme, vor allem weil es nur in Spanien und Irland echte Immobilienblasen gab, weil die Leistungsbilanz ausgeglichen ist, die öffentlichen und privaten Haushalte in guter Verfassung sind und die Aktien nicht so überteuert waren wie in Amerika. Trotzdem müssen wir uns warm anziehen.
Das Ganze hat deflatorische Züge, so dass einigermaßen sicher ist, dass nicht nur die Fed, sondern bald auch die EZB die Zinsen senken wird. Die Rohstoffpreise werden wieder deutlich zurückgehen.

Ausführliches dazu, sowie zu den Aussichten für die wichtigsten Währungen, Aktien- und Bondmärkten und Emerging Markets in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – January 2008*) (pdf, 224 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Deutsche Konjunktur ist nicht klein zu kriegen

Auftragseingang der Industrie 0711

Manchmal kann ich nicht glauben was ich sehe. Wieso nehmen die Auftragseingänge in der Industrie immer noch so stark zu, trotz der Finanzkrise, des starken Wechselkurses und des Verlusts an Kaufkraft durch die kräftig steigenden Preise für Energie, Nahrungsmittel und die meisten anderen Rohstoffe? Funktioniert der Preismechanismus nicht mehr? Oder ist das, was in Deutschland hergestellt wird, unempfindlich gegenüber steigenden Preisen? Das wäre natürlich wunderbar und ein Zeichen dafür, dass wir auf der Angebotsseite keine Strukturprobleme haben, jedenfalls im Vergleich zu unseren ausländischen Konkurrenten.
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Deflation oder Inflation – auf was sich die Anleger einstellen sollten

Selten war der Kurs, den Weltwirtschaft einschlagen wird, so unklar wie im Moment. Die Anleger müssen sich für eins von zwei Szenarien entscheiden, die gleichermaßen plausibel sind, sich aber gegenseitig ausschließen. Im ersten Szenarium gelingt es der Wirtschaftspolitik durch entschlossenes Handeln eine Rezession zu vermeiden. Nach einer kurzen Abschwächung gewinnt die Weltwirtschaft wieder an Fahrt, man muss sich allerdings auf dauerhaft höhere Inflationsraten einstellen. Bonds wären daher ein schlechtes Investment.

Im anderen Szenarium, das ich für wahrscheinlicher halte, verlangsamt sich das Wachstum der Weltwirtschaft, ausgehend von einem Abschwung in den USA. Die Gewinndynamik lässt nach, das Risiko einer weltweiten Rezession nimmt zu und die Rohstoffpreise gehen wieder deutlich zurück. Da die Inflation nachlässt und gleichzeitig die Konjunkturrisiken steigen, senken die Zentralbanken allmählich die Zinsen. Das spricht für Bonds und gegen Aktien, zumindest anfangs.

Nach den aktuellen Zahlen zeigt sich die Realwirtschaft noch immer relativ robust, was für Szenario 1 sprechen würde. Die entscheidende Frage dabei ist jedoch, ob die USA einer Rezession entkommen kann, und da bin ich weiterhin sehr skeptisch.

Ausführliches dazu in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – December 2007*) (pdf, 202 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt – was denn nun?

Wie entwickelt sich die Wirtschaft im kommenden Jahr? Verlangsamt sich das Wachstum nur vorübergehend oder gibt es eine Rezession und wird gar mit deflationären Tendenzen gerechnet? Schaut man auf die stets in die Zukunft gerichteten Finanzmärkte, zeigt sich zur Zeit alles andere als ein einheitlichen Bild. Zwischen den Akteuren am Aktienmarkt und denen am Rentenmarkt besteht nämlich eine enorme Diskrepanz in der Wahrnehmung der Konjunkturaussichten. Lucas Zeise von der FTD hat mich darauf aufmerksam gemacht. Während die Aktienmärkte Optimismus versprühen, zeigt sich der Rentenmarkt pessimistisch. Jede der beiden Sichtweisen hat ihren Charme und ist auch konsistent. Der Unterschied muss in den Annahmen stecken.
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Warum die EZB die Zinsen nicht senken wird – leider

An diesem Donnerstag trifft sich der europäische Zentralbankrat zum letzten Mal in diesem Jahr. Es gäbe gute Gründe, die Zinsen zu senken, sie sind aber aus seiner Sicht nicht stark genug. Immerhin ist aber wohl doch der Punkt erreicht, an dem es nicht mehr darum geht, wann die Zinsen erhöht werden, sondern wann sie gesenkt werden müssen. Die Marktteilnehmer jedenfalls setzen darauf.
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Wachtumsschwäche färbt auf Aktien ab

Die vier apokalyptischen Reiter in diesen Novembertagen heißen Dollarabwertung, Ölpreisexplosion, US-Immobiliencrash und Finanzkrise. Bisher sind die Probleme vorwiegend auf Amerika beschränkt. Wie ist der Rest der Welt betroffen? Das Wort „Stagflation“ macht die Runde, aber ich kann nicht so recht daran glauben. Die Risiken, dass sich das Wachstum deutlich abschwächt, sind größer geworden. Das bedeutet niedrigere Rohstoffpreise und einen erneuten Rückgang der Inflation. Das ist gut für die Rentenmärkte. Zudem wird es immer unwahrscheinlicher, dass die EZB die Zinsen weiter erhöht. Auch das wird zu einem Rückgang der Renditen beitragen. Andererseits hat sich der Ausblick für Aktien wegen der Wachstumsrisiken eingetrübt.

Mehr zu den Auswirkungen der vier amerikanischen Krisen und den Aussichten für Wechselkurse, Anleihen, Aktien und Emerging Markets in meinem monatlichen Ausblick:

Wermuth’s Investment Outlook – November 2007*) (pdf, 218 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Die Gier – und ihre Folgen, kein Ende der Subprime-Krise

Wer zum Thema Gier, Wallstreet und US-Geldpolitik mal was sarkastisch Unterhaltsames – aber im Grunde Erschütterndes – lesen möchte, dem empfehle ich den Artikel über „Buddy Capitalism“, den Alan Abelson am 22. Oktober in der Kolumne „Up & Down Wall Street“ von BARRON’S veröffentlicht hat. Er nimmt vor allem die SIVs auf’s Korn, die Structured Investment Vehicles, deren Marktvolumen nach dem letzten Stand der Dinge bei 350 bis 400 Mrd. Dollar liegt, und von denen aber selbst die meisten der „financial cognoscenti“ bis vor kurzem noch nie etwas gehört hatten.

Da brennt gerade die Hütte, aber keine Sorge, schreibt Alan Abelson, Henry Paulson, der US Finanzminister, wird das Problem schon lösen. Er weiß, was die Leute von der Wall Street brauchen, er war ja die meiste Zeit seines Berufslebens bei Goldman Sachs, dem führenden Brokerhaus. Er „versteht, welche zentrale Rolle Banker und Makler für das Wohlergehen dieser reichen Nation spielen.“
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Fed senkt Zinsen, Bankaktien purzeln

Euro- und US-Notenbankzinsen

Am Mittwoch hatte die Fed die Zinsen gesenkt, mehr oder weniger wie erwartet um 25 Basispunkte auf 4,5 Prozent, am Donnerstag brechen die amerikanischen Aktienmärkte um anderthalb Prozent ein. Als die Fed im September erstmals in diesem Zyklus die Funds Rate zurückgenommen hatte, war das noch mit einem Kursfeuerwerk begrüßt worden. Damals hatten die Marktteilnehmer noch fest darauf vertraut, dass es die Notenbank wieder einmal richten würde, und dass die alte – wenn auch nicht zuverlässige – Regel gelten würde, dass es sich meist lohnte, dann massiv in Aktien umzuschichten, wenn die Fed den Hebel auf Expansion umlegte.
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Es gibt kein Inflationsproblem

Die Überschrift mag provokant erscheinen und ich vermute, dass sie vielen sauer aufstößt. Dennoch, es gibt in Deutschland kein Inflationsproblem, gestern nicht, heute vielleicht ein bisschen, morgen aber schon wieder nicht. Klar, Milch und Butter und fast alle Nahrungsmittel, dazu Benzin und Heizöl und Strom sind deutlich teurer geworden. Hat alles direkt und indirekt etwas mit den höheren Energiepreisen zu tun, die uns die boomende Weltwirtschaft und der endlose Konflikt im Nahen Osten beschert haben. Im September betrug die Inflationsrate bei den Verbraucherpreisen 2,4 Prozent im Vorjahresvergleich – vor einem Jahr waren es noch 1,0 Prozent. Sieht nicht schön aus. Im Dezember könnte die Inflationsrate leicht sogar bei 2,7 Prozent liegen. Dann ist aber Schluss und wir könnten schnell wieder bei unter 2 Prozent landen – weil es dann positive Basiseffekte gibt und die Energiepreishausse bis dahin ausgelaufen sein dürfte.
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