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Selbstgerechte Bilanz unserer Wetten 2011

War das eine Freude gestern! Nach einem Jahr trafen sich die drei Hirten (Lucas Zeise, Dieter Wermuth und ich) an gewohnter Stelle wieder und beugten ihre Häupter über die Wetten für das nun abgelaufene Jahr. Und siehe da: Wir waren grandios! Lagen wir falsch, dann meist nur, weil unsere Prognosen der Zeit voraus sind! Zwar fällt die Bilanz zugegebenermaßen am Ende bescheidener aus, als das Triumphgeheule vermuten lässt. Wichtig in diesem schwierigen Jahr war uns jedoch, dass die Peilung stimmte. Das Säckchen Asche, das ich vor einem Jahr noch dabei hatte, brauchten wir dieses Mal nicht. Weiter„Selbstgerechte Bilanz unserer Wetten 2011“

 

Ich bin ausnahmsweise ganz bei Weidmann

So sehr mich der Kurs von Bundesbank und Bundesregierung in der Euro-Krise auch aufregen, den jüngsten Äußerungen Jens Weidmanns zur deutschen Konjunktur stimme ich zu. Der Bundesbankpräsident warnt vor zu viel Schwarzmalerei. Ich habe lange gebraucht, mich zu entscheiden, ob ich für 2012 den Optimisten oder Pessimisten geben soll. Das Hadern ist der eine Grund, warum die jährliche Wachstumswette, mit der der HERDENTRIEB im November 2005 startete, sechs Wochen länger als üblich auf sich warten ließ. Der andere: Die vergangenen fünf Monate waren anstrengend, der neue Job und das Pendlerleben zwischen Frankfurt und Berlin mit allerlei organisatorischen Herausforderungen.
Anyway. Hier kommt meine siebte Wachstumswette. Und nachdem die des vergangenen Jahres mal wieder ganz hervorragend war, gehe ich voller overconfidence gegen den Mainstream. Weiter„Ich bin ausnahmsweise ganz bei Weidmann“

 

Entmachtet die nationalen Parlamente in der Eurokrise

Als ich gestern die Seite eins der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) las, da wurde mir richtig übel – und mir wurde einmal mehr klar, dass die Art und Weise, wie Europas und Deutschlands Politiker versuchen die Euro-Zone zu retten, gründlich gescheitert ist. Das Einzige, was die hilflosen, weil über die nationalen Parlamente abzuwickelnden Rettungsversuche provozieren, sind nationalistische Ressentiments. Ein solch plumpes, deutsch-überhebliches und vorurteilsbeladenes Stückchen hätte ich zumindest in der FAS nicht erwartet. Aber lesen Sie selbst: Weiter„Entmachtet die nationalen Parlamente in der Eurokrise“

 

Deutschland verschärft die Euro-Krise

Es sind erschreckende Zahlen, die die Frankfurter Rundschau heute auf den Markt geworfen hat: Nach ihren Recherchen war das Ergebnis der bisherigen Tarifverhandlungen 2011 unglaublich mickrig. „In den drei großen Branchen Bau, öffentlicher Dienst und Chemie erhalten die Beschäftigten in diesem Jahr gerade einmal 2 bis 2,6 Prozent mehr Geld als im Vorjahr“, heißt es in der Analyse. Abzüglich der Inflation bedeutet dies sogar einen Reallohnverlust. Die Arbeitnehmer werden ärmer und das trotz kräftigen Wachstums gepaart mit einer signifikant abnehmenden Arbeitslosigkeit. Damit verschärfen die deutschen Arbeitgeber und Gewerkschaften die Eurokrise. Denn einerseits kann die Binnennachfrage so kaum richtig anziehen und zum Abbau der Ungleichgewichte in Euroland beitragen. Andererseits fährt Deutschland damit weiter einen Kurs der Abwertung innerhalb der Währungsunion und konterkariert alle Anstrengungen von Griechenland, Spanien und Co. wieder Wettbewerbsfähigkeit zu erlangen. Weiter„Deutschland verschärft die Euro-Krise“

 

Wie viel wollt ihr noch verdienen?

Es ist etwas faul im Kapitalismus des 21. Jahrhunderts. Die Unternehmen machen Rekordgewinne, auch jetzt schon wieder, nur zwei Jahre nach der großen Krise. Die Investitionen indes bleiben schwach. Dabei sind die Nettoinvestitionen das Elixier. Sie schaffen Einkommen und Beschäftigung und lösen so das Versprechen des Kapitalismus auf Fortschritt und ein besseres Leben ein.

Werfen wir einen Blick auf diese Grafik, die der DGB vergangene Woche rumgeschickt hat, und die der HERDENTRIEB mit Daten für 2010 aktualisiert hat.

Grafik: Gewinne und Nettoinvestitionen seit 1991

Diese Grafik schockiert, weil sie fast einen inversen Zusammenhang zwischen Nettoinvestitionen und Gewinnen darstellt. Dabei lautet doch das Mantra der Angebotstheoretiker, der herrschenden deutschen Ökonomenschule: Höhere Gewinne bedeuten mehr Investitionen bedeuten mehr Jobs. Was ist bloß faul?
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Update: Regling gibt Deutschlands Ökonomen Nachhilfe

Ich traute heute Morgen meinen Augen kaum, als ich die FAZ aufschlug. „EFSF: Deutsche Ökonomen zu marktgläubig“ durfte ich in der Überschrift lesen! Und das in der FAZ, die noch am Freitag mit Leitartikel und großen Text das ominöse Plenum aufgeblasen hatte. Schreibt die FAZ beim HERDENTRIEB ab? Weit gefehlt! Als ich in den Artikel reinlas, habe ich mich sehr amüsiert, denn es ist Klaus Regling, der den Großökonomen Nachhilfe erteilt. Ja genau, jener Regling, der auch bei den konservativen Ökonomen einen tadellosen Ruf hat, denn er ist selber einer. Er war es, der 2004 ff. die Blauen Briefe an die Regierung Schröder verschickte, der Hüter des Stabipaktes. Ja Regling ist einer der Architekten der Währungsunion, der aber inzwischen verstanden hat, dass es ein Fehler war, alleine auf die Staatsverschuldung zu setzen, wie er im Interview mit der FR/Berliner-Zeitung erstmals öffentlich gestand.

Also Regling ist sich zumindest der Probleme bewusst, was man von unseren Großökonomen nicht behaupten kann. Er wirft den Plenum-Professoren „Denkfehler“ vor. „Falsch sei vor allem die Aussage der Ökonomen, dass Staaten, die ihre Gläubiger nicht mehr von einem bloßen Liquiditätsengpass überzeugen könnten, grundsätzlich als insolvent zu betrachten seien. Mit dieser Begründung hatten die Professoren die Einrichtung des auf Dauer angelegten Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), der die EFSF im Jahr 2013 ablösen soll, kritisiert. ‚Diese Sicht beruht auf einer Marktgläubigkeit, die nach den Erfahrungen der Finanzkrise überholt ist‘, sagte Regling. ‚Die Krise hat gezeigt, dass die Märkte nicht immer recht haben. Sie neigen zu Herdenverhalten und Überreaktionen.‘ Ein solches Marktversagen rechtfertige staatliche Eingriffe.“

Et voilá.

PS: Wer noch etwas Ketzerisches lesen mag, klicke hier auf die FTD, die sich heute nochmal groß den 189 Profs und ihren Verwirrspielen annimmt.

 

Sind Deutschlands Ökonomen blind?

Weil es gerade so schön ist und Mark Schieritz schon unsere führenden 189 Großvolkswirte falscher Rechenkünste überführt hat, muss auch ich nochmal spotten: Verstehen diese Herren und wenige Damen nichts von Kapitalmärkten, wollen sie davon nichts wissen, oder sind sie blind?

Wie kann man Finanzmärkten im Jahr vier der großen Krise noch immer eine disziplinierende Wirkung andichten? Wie kann man weiterhin so tun, als gelte die Effizienz der Kapitalmärkte? Es mag schwer sein, sich von alten Glaubensgrundsätzen zu verabschieden, aber wider besseres Wissen daran festzuhalten ist unredlich, schlicht Folklore, wie ich gestern in der Berliner-Zeitung und der FR gewettert habe. Weiter„Sind Deutschlands Ökonomen blind?“

 

Wenn die Löhne zu stark steigen, müssen die Zinsen erhöht werden

Liebes Kapital,

Du hast heute Abend, morgen in der FTD nachzulesen, mal wieder eine solch simple Frage gestellt, dass es mich einfach juckt, zu antworten. Ob ich einer Deiner keynesianischen Freunde bin, mit dem Du gerne die EZB-PK beobachtet hättest, weiß ich nicht. Und ich muss gestehen, mich hat an den Äußerungen von Jean-Claude nix gestört. Wenn er etwas anderes gesagt hätte auf die vielen Nachfragen zur Inflation, dann wäre ich hellhörig geworden. Aber das war doch der übliche Buba-Trash. Weiter„Wenn die Löhne zu stark steigen, müssen die Zinsen erhöht werden“

 

Die ultimative Dax-Wette zum neunten

Hier kommt sie wieder, die ultimative Dax-Wette. Treue Leser des HERDENTRIEBS kennen sie schon. Anfang des Jahres wetten Marcus Rohwetter und ich, wo der Dax am Jahresende steht. Das tun wir nun schon zum neunten Mal, wenngleich erst zum sechsten Mal im Blog (2006, 2007, 2008, 2009 und 2010).

Und wir tun es noch einmal im Nirwana, bevor wir Sie mit Statistiken belästigen werden, so nach der Art, wenn Marcus mindestens 1000 Punkte optimistischer ist als Robert, dann steig der Dax in 80 Prozent der Fälle um 500 Punkte, oder so ähnlich. Also, halten Sie noch zwei Jahre durch, dann werden unsere Wetten handelbar!

Was ist der Spaß an den Wetten? Marcus und ich waren mal Kollegen bei der ZEIT, wo Marcus noch immer arbeitet. Sein Themengebiet ist der Einzelhandel, manchmal die Technik und der Verbraucherschutz, also alles Dinge, die ziemlich weit weg von der Börse sind. Sein jüngster Artikel beschäftigt sich mit Designerkleidung für Hunde!!! Mein Thema waren früher ausschließlich Finanzmärkte und Banken. Und permanent lag Marcus mit seinen Bauchwetten besser als ich mit den irgendwie rational erklärten und natürlich total belesenen Prognosen.
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Zehn Wetten für 2011

Mein Haupt noch etwas aschig, saßen wir drei Hirten – Lucas, Dieter und ich – also zusammen und schritten zur Tat für das neue Jahr. Unser Top-Thema, das uns einige Biere Zeit kostete, war die Euro-Krise und deren Fortgang. Wir wunderten uns sehr über die deutsche Exportlobby, die sich beim Verkaufen der Vorteile des Euro richtig dämlich anstellt, oder gar nicht zu vernehmen ist. Wo ist der BDI, wo die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft? Konnten sie uns doch locker erklären, warum die Löhne in Deutschland sinken mussten. Jetzt, wo es den Deutschen zu erklären gilt, warum der Euro im besten Interesse dieses Landes ist (und natürlich im allerbesten der Exporteure), da schwächeln sie oder gießen mit ihren Haircut-Ideen sogar noch Öl ins Feuer. Dennoch glauben wir, dass der Euro Ende 2011 noch existieren wird, röchelnd! Weiter„Zehn Wetten für 2011“