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Frankreich – Deutschland 1:0

Das war ja zu erwarten. Die französische Finanzministerin kritisiert die deutschen Exportüberschüsse und wir schlagen zurück.

Leider nicht sehr überzeugend. Rainer Brüderle in der FAZ: „Die gute Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen ist weder ein deutsches noch ein französisches Problem. Sie ist vielmehr Grundlage für Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand in Deutschland wie auch in Europa“.

Marc Beise in der Süddeutschen: „Wer vorankommen will, sollte man meinen, orientiere sich am Beispiel der Erfolgreichen und versuche nicht, diese auf sein eigenes schwächeres Niveau herunterziehen. Das fehlende Selbstbewusstsein selbst der französischen Regierung ist bemerkenswert. Ministerin Lagarde könnte einen flammenden Appell an ihre Landsleute richten: Franzosen, macht es den Deutschen nach!“

Das Problem ist nur: Was passiert denn, wenn die anderen es den Deutschen nachmachen? Wenn ganz Europa das tut, stehlen wir Nachfrage bei den Amerikanern und den Asiaten. Die werden sich freuen und ein paar Handelsschranken errichten. Weiter„Frankreich – Deutschland 1:0“

 

Inflation ist gut für die Demokratie

Es war ja nicht anders zu erwarten. Der Vorschlag des Internationalen Währungsfonds, die Zentralbanken sollten künftig eine höhere Teuerungsrate tolerieren, kommt in Deutschland, dem Land der Inflationsneurotiker, gar nicht gut an. Für Bundesbankpräsident Axel Weber spielt der IWF mit dem Feuer, Jürgen Stark is not amused und mein Kollege Henrik Müller meint gar, Inflation zerstöre die Demokratie.

Ich glaube, das Gegenteil ist richtig: Zu wenig Inflation zerstört die Demokratie. Weiter„Inflation ist gut für die Demokratie“

 

Vive Monsieur Blanchard

Die Debatte, die Olivier Blanchard angestoßen hat, wird in Deutschland viel zu engstirnig geführt. Blanchard, der Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds und Autor des wichtigsten weltweiten Standardlehrbuchs für Makro, hat es mit seinem kleinen Paper binnen Tagen geschafft, die Schlagzeilen zu beherrschen. Rethinking Macroeconomic Policy heißen die 17 Seiten, die es in sich haben. Sie sind für mich der klare Beweis für einen Paradigmenwechsel in der Volkswirtschaftslehre: Weg von der Überlegenheit des freien Marktes, hin zum Primat der Politik. Weiter„Vive Monsieur Blanchard“

 

Danke, Financial Times Deutschland!

Liebe FTD,

zu Deinem zehnten Geburtstag einen dreifachen Dank:
Danke für zehn Jahre anregende Zeitungslektüre. Danke für den Wirbel, den Du vor zehn, elf Jahren im deutschen Wirtschaftsjournalismus verursacht hast. Danke aber vor allem, für Thomas Fricke und sein Team, sowie für die Kolumne, Das KAPITAL. Ohne ihre Beharrlichkeit stünde die deutsche volkswirtschaftliche Debatte heute noch weiter im Abseits als sie es ohnehin schon tut. Dein tollster Scoop war die Entzauberung von Hans-Werner Sinn. Aber der Reihe nach. Weiter„Danke, Financial Times Deutschland!“

 

Gunnar Heinsohn will sparen

Gunnar Heinsohn heute in der FTD:

„Also bieten überschuldete Regierungen noch mehr Staatsschuldscheine an, die Geschäftsbanken nur so lange profitabel kaufen können, wie ihnen die Zentralbanken das Geld zinsfrei herausreichen. Das Publikum steht vor einer wundersamen Geldvermehrung, ohne dass es den Leistungssektor aus Unternehmen und Arbeitern berührt.“

Aha. Ich dachte eigentlich, dass die Staaten das Geld ausgeben, das sie sich über Staatsanleihen besorgen und damit zum Beispiel Straßen bauen und Bahnstrecken sanieren. Oder es als Transferleistung ausschütten, sodass die Bürger (hoffentlich) ihre Kinder auf eine vernünftige Schule schicken, was das Produktionspotenzial erhöht. Und selbst wenn sie davon Schnaps und Zigaretten kaufen wird mehr Schnaps, werden mehr Zigaretten produziert.

Aber vielleicht habe ich auch etwas falsch verstanden. Irgendwann einmal ist eine ausführlichere Beschäftigung mit Heinsohn nötig – da läuft so einiges schief. Aber nicht heute Abend.

 

Hartz-IV-Sätze senken?

Arbeit lohnt sich nicht in diesem Land. Das ist die neue, alte Melodie, die die konservativen Zeitungen schon wieder ertönen lassen. Nein, es geht derzeit nicht um Schützenhilfe für die FDP und ihre Steuersenkungsfantasien. Wir befinden uns am ganz anderen Ende der Lohnskala, dort, wo es hartzt. Dort, wo der Staat das Existenzminimum zahlt.

Seit Wochen wird etwa die FAZ nicht müde auf das Lohnabstandsgebot hinzuweisen. Hilfe, so auch der Artikel „Der schmale Grat zwischen Arbeit und Hartz IV“ in ihrer Samstagsausgabe, viele Geringverdiener haben weniger in der Tasche, als ihnen durch Sozialhilfe zusteht. Was also tun?
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Spinnen die Griechen?

Die griechische Regierung lässt über Goldman Sachs prüfen, ob nicht China mit seinen Billionen Dollar Reserven dem Land aus der Patsche helfen kann. Es soll um einen Kredit von bis zu 25 Milliarden Euro gehen, schrieben am Mittwoch die Blätter der Hochfinanz, die Financial Times und das Wall Street Journal. Die griechische Regierung dementierte am Mittag. Soweit die Nachricht.

Das ist natürlich eine Hammer-Meldung. Die EU und Euroland, zu dessen Mitgliedern die „Wiege der Demokratie“ gehört, lassen Athen am ausgestreckten Arm verhungern. Wollen endlich mal ein Exempel mit ihrer Non-Bailout-Klausel statuieren. Und drängen die tricksenden und täuschenden Griechen, sich in ihrer größten Haushaltsnot an den IWF zu wenden. Kann das im Sinne der Europäischen Union sein? Doch was machen die Griechen, bevor sie sich von den USA und ihrem IWF neoliberale Sparprogramme verordnen lassen? Sie machen es wie fast alle Emerging Economies: Sie fragen China, die Alternative zum IWF. Weiter„Spinnen die Griechen?“