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Deutsches BIP wird erneut zurückgehen

Wie die Auftragseingänge so die Industrieproduktion – so das reale BIP! Obwohl das verarbeitende Gewerbe nur noch 23 Prozent zur Wertschöpfung beisteuert, nach 30 Prozent vor der Wiedervereinigung, und die Dienstleistungen entsprechend zugelegt haben, gilt diese Faustformel immer noch. Darauf hat gerade Klaus Borger von der volkswirtschaftlichen Abteilung der KfW hingewiesen (KfW Research Nr. 180, 10. Juli). Die Abläufe sind in diesem Konjunkturzyklus bisher so, wie sie eigentlich immer waren, und das bedeutet mit einiger Sicherheit, dass das reale BIP in mindestens zwei der kommenden Quartale gegenüber dem jeweiligen Vorquartal zurückgehen wird. Die Outputlücke vergrößert sich. Ich muss sagen, dass ich damit bis vor Kurzem nicht gerechnet hatte. Weiter„Deutsches BIP wird erneut zurückgehen“

 

EZB kann es allein nicht schaffen

Von draußen betrachtet sieht der Versuch der EZB, die Inflationsrate auf die Zielmarke von knapp unter zwei Prozent oder darüber hinaus zu hieven, wie verlorene Liebesmüh‘ aus.

Grafik: EZB: Inflationsziel nicht erreicht

Es hat nicht geklappt, obwohl die Geldpolitik extrem expansiv ist. Das Bilanzvolumen des Eurosystems hat sich in den vergangenen 12 Jahren knapp vervierfacht, während die Leitzinsen schon seit Anfang 2016 bei 0% beziehungsweise -0,4% liegen, also fast so niedrig sind wie es überhaupt nur geht. Weiter„EZB kann es allein nicht schaffen“

 

Maastricht hat ausgedient

Der Fall Italien zeigt: Die Schulden- und Defizitregeln des europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts müssen von Grund auf reformiert – oder abgeschafft werden. So wie die Buchhaltungsabteilung einer Firma nicht deren Strategie bestimmen sollte, so wenig sollten die Haushaltsregeln von Maastricht über die Zukunft der Europäischen Union entscheiden.

Das tun sie aber. Sie reflektieren vor allem Eins: die Furcht der reichen Länder im Norden, dass sie im Ernstfall für die Schulden der Anderen, der Länder im Süden, aufkommen müssen. Der Euro kann eine existenzielle Krise nur überleben, wenn einer dem anderen hilft und es keinen Zweifel an der Solidarität gibt, wie in einer Familie. Damit das nicht ausgenutzt wird und es erst gar nicht zu Schuldenkrisen kommt, wollten die mutmaßlichen künftigen Gläubiger wenigstens vertraglich und sanktionsbewehrt zugesichert bekommen, dass alle sparsam wirtschaften und sich stets nur wenig neu verschulden. Herausgekommen sind die 60%-Schuldenregel und die 3%-Defizitregel, beide einfach zu verstehen, auch für Juristen, aber dennoch ein wichtiger Grund, weshalb die Wirtschaft Eurolands so langsam wächst und die Populisten so viele Stimmen bekommen.
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Die BIP-Prognosen sind zu pessimistisch

In den vergangenen Wochen hatten sich die Ökonomen von Ifo, von der EU-Kommission und der Bundesregierung darauf eingeschossen, dass das reale BIP Deutschlands in diesem Jahr im Durchschnitt nur ein halbes Prozent höher sein wird als 2018. Nach den Zahlen, die jetzt vom Statistischen Bundesamt für das erste Quartal 2019 veröffentlicht wurden, dass es nämlich im Vorquartalsvergleich einen Anstieg von 0,4 Prozent gegeben habe, müsste das reale BIP in den folgenden drei Quartalen jeweils um weniger als 0,1 Prozent zunehmen, damit am Ende für das Gesamtjahr eine Zuwachsrate von 0,5 Prozent herauskommt.

Das ist im Grunde die Prognose einer Rezession und es wäre dann nicht unwahrscheinlich, dass die Arbeitslosigkeit nach vielen Jahren des stetigen Rückgangs wieder einmal steigt. Ich halte das aber für viel zu pessimistisch. Weiter„Die BIP-Prognosen sind zu pessimistisch“

 

Rezession bei Vollbeschäftigung – neuerdings eine Möglichkeit

Gemessen an mindestens zwei Indikatoren befindet sich Deutschland seit Juni vergangenen Jahres in einer Rezession: Die Industrieproduktion, an deren Verlauf die konjunkturellen Wendepunkte üblicherweise festgemacht werden, hatte im Mai 2018 ihren Spitzenwert erreicht und ist seitdem rückläufig (annualisiert mit einer Rate von 5,4 Prozent); außerdem war das reale BIP saisonbereinigt im dritten und vierten Quartal 2018 rückläufig, wenn auch nur ein bisschen – für viele Ökonomen ist damit fast der Tatbestand einer Rezession erfüllt.

Gleichzeitig aber gibt es am Arbeitsmarkt kaum Bremsspuren: Zuletzt (im Februar) betrug der Anstieg der Beschäftigung im Vorjahresvergleich 1,1 Prozent, in den vorangegangenen sechs Monaten waren es auf’s Jahr hochgerechnet sogar 1,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote hat 4,9 Prozent erreicht, nach dem Verfahren der International Labour Organisation ILO sogar nur 3,1 Prozent. Sie war damit deutlich niedriger als in den USA, wo sich die Wirtschaft mittlerweile seit zehn Jahren im Aufschwung befindet. Die deutsche Wirtschaft nähert sich der Vollbeschäftigung, vor allem der Westen des Landes.
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Warum die osteuropäische Auswanderung die Spannungen innerhalb der EU verschärft

In den meisten mittel- und osteuropäischen Ländern ist es in den vergangenen drei Jahrzehnten zu einem massiven Rückgang der Bevölkerung gekommen, während es im Westen eine nicht weniger kräftige Zunahme gab. Auf beiden Seiten spielten dabei grenzüberschreitende Wanderungen eine große Rolle (einen guten Überblick gibt die Website European Demographic Data Sheet 2018).

Die Migration ist sowohl im Westen als auch im Osten des Kontinents zu einem zentralen Thema in der öffentlichen Diskussion geworden und wird von Politologen wie dem Bulgaren Ivan Krastev für die Erfolge der fremdenfeindlichen Parteien verantwortlich gemacht („The metamorphosis of Central Europe“, in International Politics and Society, Januar 2019, sowie „After Europe“, University of Pennsylvania Press 2017). Genauso wie Freihandel nicht immer, nicht überall und nicht für jedermann etwas Positives ist, kann auch die internationale Mobilität erhebliche und unerwartete Probleme bereiten, vor allem dann, wenn sie zu sehr zunimmt. Sie kann einen wirtschaftlichen Schock in den Ländern des Ostens auslösen, deren Bevölkerung stark schrumpft, und sie kann den Integrationswillen in den aufnehmenden Ländern des Westens überfordern. Vollkommen offene Grenzen für den Produktionsfaktor Arbeit darf es nicht geben – Migration muss gesteuert werden, damit die staatlichen Institutionen nicht überfordert werden. Weiter„Warum die osteuropäische Auswanderung die Spannungen innerhalb der EU verschärft“

 

Staatsschulden sind kein Problem – meistens!

An den Kapital- und Devisenmärkten ist seit einiger Zeit die These im Umlauf, dass der große Wachstumsunterschied zwischen den USA und Euroland vor allem damit zu tun hat, dass die Europäer eine zu restriktive, wenn nicht sogar prozyklische Finanzpolitik betrieben, während den Amerikanern Budgetdefizite ziemlich egal seien, Hauptsache die Nachfrage, einschließlich der staatlichen, expandiert insgesamt so stark, dass der Arbeitsmarkt brummt, was vor allem in Zeiten niedriger Inflationsraten eine risikolose Strategie sei. Weiter„Staatsschulden sind kein Problem – meistens!“

 

Deutschland in der Rezession – eine Frage der Definition

Wenn man, wie in den USA üblich, eine Rezession definiert als zwei aufeinander folgende Quartale, in denen das saisonbereinigte reale BIP gegenüber dem jeweiligen Vorquartal zurückgeht, dann ist Deutschland nach den Zahlen, die heute vom Statistischen Bundesamt für das Jahr 2018 veröffentlicht wurden, noch nicht in einer Rezession: Um 1,5 Prozent war die reale Wirtschaftsleistung im vergangen Jahr höher als im Vorjahr. Nachdem es im dritten Quartal einen Rückgang von 0,2 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal gab, müsste es im vierten demnach rein rechnerisch wieder einem Anstieg von etwa 0,3 Prozent gegeben haben.

Ich würde eine Rezession lieber als eine Periode definieren, in der das Wachstum des BIP längere Zeit geringer ist das des Produktionspotenzials: Da dieses etwa 1,5 Prozent beträgt, herrscht inzwischen eine Rezession. Weiter„Deutschland in der Rezession – eine Frage der Definition“

 

Die nächste Rezession könnte vor der Tür stehen – viel zu früh für die EZB

Ich denke manchmal, dass die ständige Reduzierung der Wachstumsprognosen durch den Internationalen Währungsfonds, den Sachverständigenrat oder die OECD ein Frühindikator für die nächste Rezession sein könnte. Eine echte Rezession wird ja bekanntlich nur höchst selten, wenn überhaupt, von solchen Institutionen vorhergesagt. Die EU-Kommission erwartet für das reale BIP Eurolands Zuwachsraten von 1,9 Prozent im nächsten Jahr, und 1,7 Prozent im Jahr 2020. Das ist weniger als in den Vorjahren, sieht aber nicht nach einer Rezession aus. Das hat nicht viel zu bedeuten: Rezessionen werden immer erst im Nachhinein zugegeben.
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Euroland spart sich arm

Aus amerikanischer Sicht sind die Bürger der Währungsunion ziemlich arm. Zum jetzigen Euro-Wechselkurs von 1,14 Dollar dürfte das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in diesem Jahr bei 34.000 Euro liegen, verglichen mit 55.000 Euro in den USA. Das sind nur 62 Prozent des US-Wertes. Außerdem wächst die amerikanische Wirtschaft neuerdings deutlich rascher, und die Arbeitslosenquote ist auf 3,7 Prozent gefallen, während es im Euroraum immer noch 8,1 Prozent sind. Daher kann die Fed weiter die Leitzinsen erhöhen und so die Geldpolitik normalisieren, während sich die EZB das angesichts einer Kerninflationsrate von nur 1,1 Prozent und des mickrigen Wirtschaftswachstums auf absehbare Zeit nicht leisten kann. Europa bewegt sich in Richtung wirtschaftlicher Irrelevanz, meinen vor allem angelsächsische Medien und Wirtschaftswissenschaftler. Die Geschicke der Weltwirtschaft werden von den USA und China bestimmt.
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