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Greenspans Memoiren: zugleich spannend und ärgerlich

In Greenspans kürzlich erschienen Memoiren, einem 530 Seiten-Schmöker, durch den ich mich gerade arbeite, gibt es eine Fülle von anregenden Berichten aus dem Zentrum der Wirtschaftspolitik der Nachkriegszeit, wie man sie so schnell nicht wieder finden dürfte. Nach diesem chronologisch angeordneten Teil, der die Hälfte des Buches ausmacht, kommen mehrere gut geschriebene Kapitel grundsätzlicher Art, die ich wegen ihrer gelegentlich ungewohnten Perspektive sehr lehrreich finde, etwa das über das Leistungsbilanzdefizit und die Schuldensituation der USA (S. 346 – 362), oder das berühmte „Conundrum“, die Frage, warum die Anleiherenditen im letzten Zinserhöhungszyklus gesunken statt gestiegen sind (S. 377 – 391). Auf manches kann man allerdings auch verzichten, vor allem auf die ziemlich penetrante Erfolgsgeschichte des Kapitalismus (S. 267 – 345).
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Insel der Seligen

Kreditstandards für Unternehmenskredite

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte: Die Kreditumfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) hat ihn erbracht. Die Vertrauenskrise unter den Banken greift immer stärker auf die Realwirtschaft über. Es ist der größte Swing in Richtung restriktiv, seit die vierteljährliche Umfrage Anfang 2003 vom Eurosystem gestartet worden ist. Es kommt noch schlimmer, das zumindest erwarten die Banken. Im nächsten Quartal werde die Kreditvergabe noch strenger gehandhabt. Auffallend ist, wie gut Deutschland weg kommt. Hier scheinen paradiesische Zustände zu herrschen.
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Der starke Euro – ein Geschenk mit Tücken

1,4237 Dollar kostet ein Euro heute Morgen, das sind 1,3738 alte D-Mark pro Dollar, womit wir fast wieder da sind, wo wir vor zwölfeinhalb Jahren schon einmal waren. Der Euro ist fest, wenn auch noch nicht so übertrieben fest, wie es damals die deutsche Währung war. Die reale Abwertung der vergangenen Jahre, die uns den jetzigen rekordhohen Handelsbilanzüberschuss beschert hat, wird zur Zeit ziemlich rasch durch die nominale Aufwertung des Euro wieder rückgängig gemacht. Bisher ist die Wettbewerbsfähigkeit aber nicht ernsthaft in Gefahr: Im Juni und Juli lagen die Auslandsaufträge in der Industrie im Durchschnitt real um 14 Prozent über ihrem Vorjahreswert! Unsere Partnerländer in der Währungsunion, deren reale Wechselkurse vor allem gegenüber Deutschland durch den relativ starken Anstieg ihrer Lohnstückkosten in den letzten Jahren kräftig aufgewertet wurden, kommen jetzt allerdings noch mehr in die Klemme. Die Reaktionen von Monsieur Sarkozy sind absehbar.
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Ifo – Zeit, sich warm anzuziehen

Ifo Index September 2007

Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im September eingebrochen, er sinkt deutlich um 1,6 Punkte gegenüber dem Wert vom August. Die Frage ist, ob der Ifo-Index tatsächlich ein Frühindikator für die Konjunktur ist. Wenn jedermann schon wusste, dass der September erneut rückläufig sein würde, ist er natürlich kein nützlicher Frühindikator. Zwei andere Indikatoren hatten uns schon klar gemacht, wie sich die Konjunkturaussichten verändern würden: die starke Aufwertung des Euro und die ziemlich ernste Finanzkrise im Gefolge der Probleme an den amerikanischen Märkten für Hypotheken und strukturierte Produkte. Überraschend war am Index nur das Ausmaß des Rückgangs. Niemand möchte bisher so recht wahrhaben, dass der Konjunkturhöhepunkt schon hinter uns liegt, und dass es jetzt angesichts der neuen Rahmenbedingungen ziemlich schnell abkühlen könnte.
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Rätselhafte Inflationsangst in Europa

Es mag ja verständlich sein, dass in den USA die Inflationsangst umgeht, dass das aber in Europa auch so ist, und zwar noch ausgeprägter, ist mir ein völliges Rätsel: Die Renditen der langlaufenden Bundesanleihen steigen seit einigen Tagen ziemlich kräftig, haben im 10-Jahresbereich 4,35 Prozent erreicht und liegen damit nur um 28 Basispunkte unter denen der vergleichbaren amerikanischen Treasuries. Laut Bloomberg haben sich die US-Renditen in den vergangenen sechs Monaten um 3 Basispunkte, die deutschen dagegen um 35 Basispunkte erhöht.
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Zentralbanker, die Champions der Staatsintervention?

Eigentlich sollen im Kapitalismus die Kräfte des Marktes die Wirtschaft antreiben. Ist es da nicht merkwürdig, dass gerade die Märkte immer ganz gespannt auf eine staatliche Institution, nämlich die Zentralbank, schauen? So wie in den letzten Tagen, als der Zinsentscheidung der Fed geradezu entgegen gefiebert wurde. In normalen Zeiten mag man sich darüber wundern. Wenn aber Krisenszenarien die Schlagzeilen beherrschen, wird der Grund schnell klar: Die Zentralbanken haben die Macht, den wichtigsten Preis in der Marktwirtschaft zu bestimmen, den Preis für Geld.
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US Konsumenten in schwieriger Lage

Die Realwirtschaft ist bisher von der Finanzkrise verschont geblieben und die Aktienmärkte zeigen sich unbeeindruckt. Im Gegenteil, nach der Zinssenkung der Fed am vergangenen Dienstag habe sie zu einer kleinen Rally angesetzt. Die Marktteilnehmer setzen darauf, dass die Zentralbanken mit ihrer expansiven Politik eine Rezession vermeiden können. Ich bleibe weiter skeptisch, dass ihnen das wirklich gelingen wird. Der US Immobilienmarkt ist weiter im freien Fall und die Hauspreise beginnen seit kurzem zu sinken. Eine Immobilienkrise war in der Vergangenheit immer mit einer deutlichen Abschwächung des realen Wachstums oder gar einer Rezession verbunden. Das größte Risiko, dass es auch diesmal dazu kommen könnte, liegt bei der finanziellen Lage der amerikanischen Verbraucher. Man sollte den negativen Vermögenseffekt, der sie trifft, nicht unterschätzten. Die Krise ist noch nicht ausgestanden.

Mehr zu den Risiken und weshalb die Realwirtschaft bisher von der Krise verschont geblieben ist, sowie zu den Aussichten für die wichtigsten Aktien- und Bondmärkten und Emerging Markets in meinem neusten Investment Outlook.

Wermuth’s Investment Outlook – September 2007*) (pdf, 213 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Bernankes Erste

Die Operation hat begonnen. Die amerikanische Zentralbank hat den Leitzins gesenkt. Und zwar unerwartet kräftig um einen halben Prozentpunkt. Es ist die erste Zinssenkung, die unter Ben Bernanke beschlossen wurde. Sie ist das Bekenntnis des noch neuen Chefs an der Spitze der Fed, dass die US-Konjunktur schweren Zeiten entgegen geht, dass das globale Finanzsystem unter Stress steht. Der schwierigere Teil des Abbaus der unheimlichen Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft ist eingeläutet. Jetzt heißt es anschnallen und Daumen drücken. Weiter„Bernankes Erste“

 

Arbeitsmarktdaten bringen Zinssenkung

US Arbeitsmarkt 0708

Die eben veröffentlichten Zahlen zum US Arbeitmarkt haben für eine allgemeine Überraschung gesorgt. Während die Mehrheit der Analysten mit einem Anstieg um 100 Tsd. gerechnet hatten, ist die Zahl der abhängig Beschäftigten nach den vorläufigen Angaben des Bureau of Labor Statistics im August saisonbereinigt um 4000 gegenüber dem Vormonat gefallen. Eine Zinssenkung der US Notenbank Fed dürfte damit unmittelbar bevor stehen.
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