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Die Russen kommen – die Chinesen auch!

Wie erwartet, gibt es einen großen Aufruhr, wenn Länder ihre Währungsreserven in etwas anderem anzulegen versuchen als in Forderungen gegenüber den Regierungen der USA oder Westeuropas, wenn sie also etwas Richtiges dafür kaufen wollen, statt nur Versprechen auf spätere Zahlung, die de facto unverbindlich sind. China und Russland verkaufen uns Computer, T-Shirts, Öl und Gas, warum sollte man ihnen im Gegenzug nicht erlauben, Siemens, SAP, Airbus, E.on oder die Deutsche Telekom zu kaufen? Wofür gibt es denn Aktienmärkte? Offenbar gibt es genehme und weniger genehme Eigentümer. Das Geld diktatorisch oder autokratisch regierter Staaten ist hierzulande jedenfalls nicht sehr willkommen.
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Ökonomen verstehen die Welt nicht mehr

Das könnte eine Übertreibung sein – vermutlich haben die Ökonomen die Welt überhaupt noch nie richtig begriffen. „Angesichts der enormen und andauernden strukturellen Änderungen lässt sich … durchaus die Meinung vertreten, dass wir die wirtschaftlichen Abläufe heute womöglich noch weniger verstehen als in der Vergangenheit.“ Das jedenfalls sagt die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem jüngste Jahresbericht. Er sollte für alle, die sich für Markoökonomik interessieren eine Pflichtlektüre sein. Der Duktus des Berichts ist entsprechend stets abwägend, aber die Bank scheut trotzdem nicht vor pointierten Analysen und klaren Empfehlungen zurück. Das einleitende Kapitel und die Schlussbemerkungen haben es in sich.
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Colbert im Élysée

Nicolas Sarkozy macht sich mit großer Energie und gestützt auf vier erfolgreiche Wahlen daran, Frankreich zu reformieren und wieder in eine dynamische Wirtschaft zu verwandeln. Mehr Wettbewerb und mehr Offenheit gegenüber ausländischen Einflüssen gehören jedoch nicht zu den Rezepten, mit denen er das erreichen will. Ganz im Gegenteil, er möchte das Land vor den Effekten der Globalisierung schützen und Wettbewerb immer dann einschränken, wenn Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Colbert lässt grüßen. Wie kann man im Ernst von Reformen sprechen, wenn man die Wirtschaft weniger effizient macht, oder alles bekämpft, was, wie es in Paris heißt, „trop anglo-saxon“ ist?
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Warnschuss für die EZB

Ifo Geschäftsklima Juni 2007

Trübt sich der Himmel über dem Aufschwung in Deutschland jetzt ein? Wie schon am Dienstag beim Konjunkturindikator des ZEW zeigen nun auch beim Ifo Index die Erwartungen nach unten. Nachdem die 7000 vom Münchner Ifo Institut befragten Unternehmen ihre Geschäftserwartungen für die folgenden sechs Monate seit März immer besser eingeschätzt hatten, ist der Index im Juni deutlich um zwei Punkte gesunken. Auch die Beurteilung der aktuellen Lage hat sich verschlechtert. Hier ist der Wert um 1,1 Punkte gefallen. Um hieraus aber auf eine deutliche Abschwächung der Konjunktur oder gar auf einen Wendepunkte zu schließen, muss man schon eine ordentliche Portion Pessimismus mitbringen.
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Renditen bei Staatsanleihen wieder attraktiv

Der starke Kursverlust bei den Staatanleihen in der jüngsten Zeit ist das Ergebnis einer Überreaktion. Sie wurde durch die Angst geschürt, dass die Zeit weltweit niedriger Inflationsraten zu Ende sein könnte. Diese Befürchtung ist aber unbegründet, denn die Produktionskapazitäten expandieren immer noch stärker als die Nachfrage und die Geldpolitik ist auf der Hut. So sind die Inflationserwartungen im Euroraum auf dem von der EZB gewünschten Niveau fest verankert und auch das Inflationsziel von 1,5 Prozent (Kernrate), das die Fed anzustreben scheint, ist bei den gegebenen Rahmendaten der US Wirtschaft glaubwürdig.

Auf ihrem derzeitigen Niveau sind Staatsanleihen wieder eine attraktive Alternative zu Aktien und anderen Anlageklassen. Die reale Rendite 10-jähriger Treasuries bewegt sich zwischen 3,5 und 3,75 Prozent und die 10-jähriger Bundesanleihen liegt im Bereich von 2,7 Prozent. Durch die zu erwartende straffere Geldpolitik in vielen Ländern wird der Druck der Zinsen am kurzen Ende das Aufwärtspotential von Anleihen allerdings begrenzen.

Mehr zu den Aussichten für Anleihen, Aktien und Emerging Markets in meinem monatlichen Ausblick:

Wermuth’s Investment Outlook – June 2007*) (pdf, 306 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Dax kratzt am Hoch

Am heutigen Montag kämpft der DAX, der Index der 30 von der Kapitalisierung des Free Float her schwersten deutschen Aktien, mit der Marke von 8065, seinem bisherigen Rekordschlusskurs. Dieser wurde am 7. März 2000 erreicht, vor mehr als sieben Jahren.

Im Grunde ist das Knacken einer alten Rekordmarke keine Nachricht wert. Denn in der Zwischenzeit sind die Gewinne der Unternehmen geradezu explodiert, nicht nur wegen der zuletzt stark verbesserten Konjunktur, sondern auch weil sich die Einkommensverteilung dramatisch zugunsten der Gewinne verschoben hat, Stichworte „Globalisierung“ und „Schwäche der Gewerkschaften“.
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Gedanken zum Bondmarkt

Ganz schön happig, was sich zur Zeit an den Anleihemärkten rund um den Globus abspielt. Die Kurse stürzen ab, die Renditen schnellen nach oben und durchbrechen selbst Widerstandslinien als seien sie aus Butter. Widerstandslinien, die 20 Jahre gehalten haben. Das Inflationsmonster ante portas? Oder was ist los? Plötzlich bekommt man für zehnjährige Bundesanleihen wieder 4,70 Prozent Rendite – soviel wie seit fünf Jahren nicht mehr. In Japan gibt’s zwei Prozent – soviel wie seit sieben Jahren nicht mehr. Und auch in Amerika erhält man mit 5,30 Prozent mehr als in den vergangenen fünf Jahren. Ich habe das Gefühl, so langsam sind Staatsanleihen wieder interessant, zumindest deutlich interessanter als Aktien. Weiter„Gedanken zum Bondmarkt“

 

Die Oberoptimisten aus Kiel

Die Konjunkturexperten des Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) bestätigen ihren Ruf als Superoptimisten. Ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr, die sie im Gemeinschaftsgutachten der führenden Wirtschaftsinstitute schon von 2,8 Prozent auf 3 Prozent angehoben hatten (die Mehrheit der Institute geht von 2,4 Prozent aus), ist noch einmal um 0,2 Prozentpunkte nach oben revidiert worden – auf sensationelle 3,2 Prozent. Die Kieler setzten dabei vor allem auf den privaten Konsum.
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Wohin mit dem Geld?

Der Kursrutsch bei den Staatsanleihen in der vergangenen Woche hat für einige Turbulenzen auf den Finanzmärkten gesorgt, aber es besteht kein Grund zur Panik. Gute Konjunkturdaten in den USA haben die Gefahr einer Rezession verringert und die Aussicht auf mögliche Zinssenkungen der Fed weiter schwinden lassen. Gepaart mit Inflationsängsten hatte dies die Renditen der langfristigen Anleihen nach oben getrieben. Bei allen Risiken, die es zur Zeit gibt, ist die Weltwirtschaft immer noch in einer guten Verfassung. Wenn ich also heute mein Geld anlegen müsste, und ich hätte keine Lust oder keinen Grund, Immobilien zu kaufen oder alles aufs Sparkonto zu tun, gäbe es durchaus Möglichkeiten dazu. Diese will ich im folgenden analysieren. Ich verzichte aber darauf, den einzelnen Vorschlägen Gewichte zuzuordnen, weil das von der jeweiligen Risiko- und Zeitpräferenz abhängt.
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Give growth a chance

Spätestens mit der heutigen Zinserhöhung stimuliert die Europäische Zentralbank (EZB) das Wachstum Eurolands nicht mehr. Das dürfte Jean-Claude Trichet genauso sehen, der wohl das A-Wort auf der gleich beginnenden Pressekonferenz vermeiden wird. Das A-Wort ist das berühmte „akkomodierend“, das die EZB-Volkswirte seit Jahren nutzen, um zu signalisieren, dass ihre Geldpolitik konjunkturfördernd ist. (Nachtrag: Ich habe mich geirrt! Trichet hat „policy remains on the accommodative side“ gesagt. Unglaublich. Das sollte er mal vorrechnen!) Gerade hat die EZB den Leitzins auf vier Prozent angehoben. Damit hat sie die Zinsen binnen 18 Monaten verdoppelt! Bremst sie schon? Wahrscheinlich noch nicht. Aber erste Bremsspuren an den Immobilienmärkten und bei der Immobilienkreditvergabe vor allem in Spanien, Irland und Frankreich sind nicht mehr zu leugnen. Ja, die Banken erwarten sogar wieder strengere Vergabekriterien für Immobilienkredite, wie der jüngste Lending Survey der EZB zeigt Seite 5 und 6). Es ist an der Zeit innezuhalten, Mister Trichet. Vier Prozent sind genug. Weiter„Give growth a chance“