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Ausschreitungen in Amsterdam

 

Der Polizeichef von Amsterdam, Bernard Welten, hat in einer Fernsehsendung gesagt, er befürchte „Pariser Zustände“ im Stadtteil Slotervaart.

Am Sonntagabend hatte ein 22 jahre alter Mann namens Bilal B. eine Polizeiwache betretren und zwei Beamte mit einem Messer attackiert. Eine Polizistin erschoss den Angreifer. Daraufhin kam es in den folgenden Nächten zu Ausschreitungen. Autos wurden in Brand gesteckt, Polizeibeamte beschimpft und bedrängt.

Gestern nahm die Polizei drei Jugendliche fest, die mit Benzinkanistern unterwegs waren.

Bilal B. war nach Aussagen seiner Familie in psychiatrischer Behandlung. Er soll an Schizophrenie gelitten haben und war auf einer geschlossenen Abteilung, aus der er fliehen konnte. Seine Familie hält dan Angriff auf die Polizeiwache für einen „suicide by cop“.

Es gibt aber noch eine andere Dimension des Verbrechens: Bilal B’s Bruder Abdullah B. war mit Samir A. in Kontakt, der 2006 wegen der Vorbereitung terroristischer Akte verurteilt wurde. Samir A. wiederum hatte Kontakt zu Mohammed Bouyeri, dem Mörder Theo van Goghs. Es ist nicht bekannt, ob und wenn ja wie sehr, Bilab B. in diese dschihadistischen Aktivitäten verstrickt war.

Während die Niederlande noch über der Frage rätseln, ob und in welcher Weise Schizophrenie und Dschihadismus bei der Tat als Motive ineinander wirkten, nutzen die Radalierer von Slotervaart das Ereignis als willkommenen Anlass, die Strassen unsicher zu machen. Etwa 35 Randalierer zwischen 12 und 17 Jahren, die öfter bereits aufgefallen sind, sollen den harten Kern bilden. Dass daraus eine größere Unruhe wird, kann der Polizeichef nicht ausschließen.

Der Polizeichef hatte erst am Samstag an der Trauerfeier für den marokkanischen Schüler Youssef Mokhtari teilgenommen, der von einem türkischen Klassenkamerdaen niedergestochen worden war. Auch dies in Amsterdam-Slotervaart.

Ein Polizeichef, der sich in einem Stadtteil seiner Stadt nicht mehr sicher fühlt, eine Mordtat zwischen persönlichem Wahn und politischer Ideologie, brennende Autos. Die neue Europäische Normalität?