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Magnificat anima mea Dominum

Mit Dank an Mitblogger S. Ryll für diese sublime Entdeckung – Arvo Pärts „Magnificat„, gesetzt zu Bildern aus Nachkriegsamerika. Funktioniert wunderbar, und ich wüßte gerne, warum:

Dies ist der Text, in dem Maria Gott preist (nur bei Lukas):

Magnificat anima mea Dominum,
et exsultavit spiritus meus in Deo salutari meo.

Quia respexit humilitatem ancillae suae.
Ecce enim ex hoc beatam me dicent omnes generationes.

Quia fecit mihi magna, qui potens est,
et sanctum nomen eius.

Et misericordia eius a progenie in progenies
timentibus eum.

Fecit potentiam in brachio suo,
dispersit superbos mente cordis sui.

Deposuit potentes de sede
et exaltavit humiles.

Esurientes implevit bonis
et divites dimisit inanes.

Suscepit Israel puerum suum,
recordatus misericordiae suae.

Sicut locutus est ad patres nostros,
Abraham et semini eius in saecula.

Gloria Patri et Filio
et Spiritui Sancto,

sicut erat in principio et nunc et semper
et in saecula saeculorum. Amen.

Deutsch (Einheitsübersetzung)

Meine Seele preist die Größe des Herrn,
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.

Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.
Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.

Denn der Mächtige hat Großes an mir getan,
und sein Name ist heilig.

Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht
über alle, die ihn fürchten.

Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten:
Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind.

Er stürzt die Mächtigen vom Thron
und erhöht die Niedrigen.

Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben
und lässt die Reichen leer ausgehen.

Er nimmt sich seines Knechtes Israel an
und denkt an sein Erbarmen,

das er unseren Vätern verheißen hat,
Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.

 

Unübertrefflich

Und damit, Kinder, gute Nacht:

(Jesus bleibet meine Freude,
Meines Herzens Trost und Saft,
Jesus wehret allem Leide,
Er ist meines Lebens Kraft,
Meiner Augen Lust und Sonne,
Meiner Seele Schatz und Wonne;
Darum lass ich Jesum nicht
Aus dem Herzen und Gesicht.)
BWV 147, Harnoncourt

 

Eine Kirche wird zur Synagoge

Eine ehemalige katholische Kirche wird in Speyer zu einer Synagoge umgebaut. Damit erhält die Stadt wieder ein jüdisches Gotteshaus, sieben Jahrzehnte nach der Zerstörung der früheren Synagoge durch die Nationalsozialisten. Wie die rheinland-pfälzische Staatskanzlei am Dienstag mitteilte, stehen die Verhandlungen zwischen Land und Stadt kurz vor dem Abschluss. «Mit dem Bau kann bald begonnen werden», sagte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) laut Mitteilung.
Die neue Synagoge mit Gemeindezentrum soll rund 2,5 Millionen Euro kosten. Die ehemalige katholische Kirche wird bereits seit Jahren nicht mehr genutzt. Die Jüdische Kultusgemeinde bringt 750 000 Euro für den Synagogenbau auf, die restliche Summe teilen sich je zur Hälfte das Land und die Stadt Speyer. Speyer sei wie Mainz und Worms ein außerordentlich bedeutsamer Ort in Deutschland für die Geschichte des Judentums, sagte Kulturministerin Doris Ahnen (SPD). «Dieser Bedeutung soll durch ein repräsentatives Gemeindezentrum, das auch als Synagoge dienen wird, Rechnung getragen werden.»

Erstaunlich. Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde am Karfreitag für „die treulosen Juden“ (pro perfidis Judaeis) gebetet, daß sie zu Christus finden mögen. Und hat der Papst nicht eben noch die Juden verärgert, weil er die Karfreitagsfürbitte wieder einführen will, wenn auch ohne den „perfiden“ Zusatz? Und doch: Zugleich ist es möglich, den Juden eine aufgegebene Kirche zu überlassen, in der sie ihr anderes Gebet zum gleichen Gott beten werden, wahrscheinlich unbeeindruckt von den Fürbitten der katholischen Brüder und Schwestern.

Aber was für ein Symbol, eine solche Umwidmung! In Speyer, diesem einstigen Zentrum deutscher Judenheit.

Eine Kirche in eine Moschee umzuwidmen – dieser Gedanke fällt heute schwerer, nicht zuletzt wegen der zunehmenden Christenverfolgung in islamischen Ländern. Aber: Auch das wird früher oder später passieren, da bin ich ganz sicher, auch wenn es kein globales quid pro quo geben wird, bei dem Kirchen in verlassenen Moscheen Saudi-Arabiens entstehen.  Doch dies ist ein schwieriger Gedanke. Warum?

Wäre es denkbar, eine Synagoge als Kirche umzunutzen? Schwer, und zwar nicht nur in Deutschland. Das hat etwas mit dem Anspruch des Christentums zu tun, das Judentum gleichsam aufzuheben  –  „wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis“.

Ähnlich stellt sich der Islam zu Christentum und Judentum als endgültige Offenbarung. Und darum wäre eine Umwidmung einer Kirche zu einer Moschee (nach dem Ayasofya-Modell) so heikel.

Ängste gibt es auch vice versa: Man denke an die türkische Paranoia beim Papstbesuch im vorletzten Jahr – es wurde ventiliert, er würde in der Moschee beten und sie damit zu einer Kirche machen.

Das alles macht die Wandlung von Speyer so wundersam.

 

Frohe Ostern!

Frohe Ostern!

Was der Tenor Paul Elliot hier so göttlich singt, ist aus Händels Messias, und Händel wiederum nahm Text dieser Arie aus Jesaja.

 

Bachchristentum

So müßte ich meine Konfession wohl nennen.

Gestern abend die Matthäus-Passion gehört. Sänger und der Dirigent japanische Christen, großartig.

Und besonders ist mir noch einmal folgender Choral (46) und die darauf folgende Aria aufgefallen, in denen das Anstößige des Christentums auf den (Kontra)Punkt gebracht wird:

Choral, Nr. 46:

Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe!
Der gute Hirte leidet für die Schafe,
Die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte,
Für seine Knechte.

Aria, Nr. 48:

Aus Liebe will mein Heiland sterben,
von einer Sünde weiß er nichts,
daß das ewige Verderben
und die Strafe des Gerichts
nicht auf meiner Seele bliebe.

Hier eine Aufnahme von 2006 mit Ton Koopman:

Hier der ganze Text. Hier mehr von der Einspielung.
p.s.: Interessanter Weise ist der Bach-Fan, der das online gestellt hat, ein 26 Jähriger aus Ankara.