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Das Leben nach dem Krieg

 

ronja

Ein befreundeter Arzt erzählt von einem ehemaligen Soldaten der afghanischen Armee. Er war in der Provinz Kunar eingesetzt, „an der Front“ würden wir sagen. Der Soldat sah, wie seine Kameraden verwundet wurden und starben. Er sah auch, wie Aufständische, die Gegner, verwundet wurden und starben. Irgendwann beschloss er, dass er genug habe vom Kämpfen. Er beendete seinen Job und begann ein neues Leben in Kabul.

Der Soldat wollte ein Leben ohne Krieg – so gut das in Afghanistan eben geht. Doch die Erlebnisse in Kunar ließen ihn nicht los. Zweimal schluckte er eine handvoll Tabletten, um sich das Leben zu nehmen, erfolglos. Irgendwann, sagt der Arzt, habe sich der ehemalige Soldat dann eingeredet, dass er niemanden getötet habe – es war sein Versuch, Frieden zu finden.

Am Ende der Geschichte sagt der Arzt: „Weißt du, in einer Sache irrt sich die medizinische Welt: Eine posttraumatische Belastungsstörung  ist keine Störung. Es ist eine ganz normale Reaktion, auf die Brutalität und die Gewalt, die man im Krieg erlebt. Würde jemand nicht reagieren – das wäre die Störung. Denn das würde heißen, dass er nichts mehr fühlt.“