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KinderZEIT Lesesommer 2010: Ich, Gorilla und der Affenstern – Teil 5

 

Von Frida Nilsson

Beim Einkaufsbummel glotzen alle Leute Jonna und ihre Adoptivmutter Gorilla an. Das Mädchen schämt sich furchtbar für die Affendame, bei der sie leben muss. Nach einem Fahrradunfall aber gewinnt Jonna ihre Gorilla richtig lieb, und gemeinsam entwickeln sie einen Plan, um auf dem Schrottplatz Geld zu scheffeln

Es war ein kalter, klarer Herbsttag. Mit zufriedenen Schritten machte sich Gorilla auf den Weg die Straße hinunter zum Marktplatz. »Jetzt brauchen wir noch etwas für dich!«, sagte sie beschwingt. »Sonst ist es ungerecht.« – »Nein, nein, nicht nötig!«, sagte ich und hörte selbst, wie unglücklich ich klang. »Wir sollten nach Hause fahren!« Aber davon wollte Gorilla nichts wissen. »Hier gibt es alle Geschäfte, die man sich nur vorstellen kann«, sagte sie und zeigte auf einen Süßwarenladen, ein Spielzeuggeschäft mit Puppen und ein Geschäft mit Farben und Pinseln. »Wir gehen, wohin du willst.« Natürlich wäre es herrlich gewesen, sich nach einer Puppe umzusehen oder nach etwas Süßem, aber das Einzige, woran ich denken konnte, waren die Menschen, denen wir begegneten und wie sie glotzten. Erst auf Gorilla, dann auf mich und dann wieder auf Gorilla. Ich wäre am liebsten gestorben.
»Hier!«, sagte ich und sprang in irgendeinen Laden. Ich wollte nur weg von der Straße. Gorilla stolperte hinterher. »Was für ein Tempo! Hast du etwas entdeckt?« Wir waren in einem Bekleidungsgeschäft gelandet. Ein paar reizende Verkäuferinnen liefen herum und lächelten nach rechts und links. Gorilla stemmte die Hände in die Hüften. »Aha«, sagte sie forsch. »Du hast also Lust auf neue Klamotten?« Ich ließ meinen Blick über Reihen von Mänteln und Hosen schweifen, über Tische, auf denen Pullover lagen. Es kribbelte ein wenig in meinem Magen. In den Stiefeln hatten sich meine Strümpfe zu Knäueln geknüllt. Sie waren fusselig, grau und abgetragen. Meine Jeans war dünn über den Knien und dreckig am Po. Die Jacke verwaschen. »Ich kann ja mal gucken«, sagte ich und lenkte meine Schritte in eine Ecke mit Kinderjacken. Gorilla fing an, in einer Krabbelkiste mit Gürteln zu wühlen. »Tu das. Und mach dir keine Gedanken über den Preis.« Die Jacken fühlten sich weich und kuschelig an. Es gab Jacken in Rosa, Blau, Grün und Rot. Sie gefielen mir alle. Besonders die grüne. Ob ich sie anprobieren sollte? Sie war schön. Warm und dick und ganz flauschig. Direkt daneben hing ein Spiegel. Ich ging hin und bewunderte mich. Sehr schick. Wenn mich jetzt die anderen aus dem Rainfarn sehen könnten, dachte ich. Wahrscheinlich würde ihnen glatt der Mund offen stehen bleiben.

Gefällt dir der?«, fragte eine Mama und zeigte ihrer Tochter einen Pullover. Das Mädchen schaute kurz hin. »Vielleicht«, sagte sie. Sie war blond, aber nicht so blond wie ich. Die Mutter war hübsch. Sie hatte Lippenstift aufgetragen und sich die Haare hinter die Ohren gestrichen. Da bemerkte ich plötzlich, dass das Mädchen mich anschaute. Wahrscheinlich, weil mein Blick an ihrer Mutter hängengeblieben war, das musste ganz schön bescheuert ausgesehen haben. Schnell drehte ich mich weg. »Die ist aber hübsch«, sagte die Mama da. Ich schielte zu ihr hinüber. Sie redete mit mir! Ich merkte, wie meine Wangen brannten, aber die Mama lächelte einfach. »Sie sitzt wirklich gut«, sagte sie und nickte in Richtung der Jacke. »Die solltest du nehmen.« – »Ja«, sagte ich und testete ganz lässig den Reißverschluss. »Das werde ich wohl tun.« Sie lachte. »Aber bezahlen muss deine Mama, nicht wahr?« Erst wusste ich nicht, was ich erwidern sollte, die Worte blieben mir im Hals stecken. Dann nickte ich. »Ja klar«, sagte ich und lachte. »Aber ich soll mir schon mal aussuchen, welche ich möchte.« Die Mama lächelte. »Ich bin für die«, sagte sie und zwinkerte.

»Hallo, Spätzchen!« Das war Gorilla, die soeben hinter mir aufgetaucht war. Sie grinste ihr affiges Grinsen, und die Leggins schlackerten ihr zwischen den Knien. »Na, hast du was gefunden?« Das Lächeln der Mama erstarb. Gorilla hob die Hand. »Ein herrlicher Tag, um etwas Hübsches für die jungen Damen einzukaufen, nicht wahr?«, zwitscherte sie. »Ja, man muss die Kleinen ein bisschen verwöhnen.« Sie kratzte sich ihren haarigen Bauch und entdeckte einen Fussel in ihrem Bauchnabel. Die Mama erschauderte. Das Mädchen riss die Augen auf. Ich wollte nur noch weg. Warum musste Gorilla alles kaputt machen? »Oh, natürlich«, sagte die Mama. »Entschuldigung, wir wollten gerade gehen.« Sie warf mir einen Blick zu, als wäre ich ein junges Kätzchen, das sich die Pfote gebrochen hatte, dann verschwanden beide nach draußen. Durch das Schaufenster konnte ich sehen, wie sie eilig auf ihre Fahrräder stiegen. Das Mädchen schlingerte ein wenig, als sie davonfuhren.

Wütend riss ich mir die Jacke herunter. »Jetzt fahren wir heim!«, schrie ich. Gorilla kam sofort hinterher. »Nein, nein!«, sagte sie unerbittlich. »Wir haben etwas für mich gekauft, jetzt brauchen wir auch etwas für dich.« Sie gab wohl niemals auf! An einem Kleiderständer neben mir hingen glänzende Damenkleider mit Rosendruck und Spitzenborte. Ich ging hin und schnappte mir eins in der größten Größe. »Das da«, sagte ich. Verwirrt starrte sie das Kleid an. »Ist das nicht ein bisschen groß?« – »Du hast gesagt, ich darf mir etwas aussuchen.« Gorilla zuckte mit den Schultern. »Na dann«, sagte sie und ging an die Kasse.

Als wir am Auto angekommen waren, drückte ich ihr die Tüte aus dem Bekleidungsgeschäft in die Hand. »Bitte sehr«, sagte ich. Sie sah die Tüte an. »Was denn?« – »Das ist für dich.« – »Für mich? Wir wollten doch etwas für dich kaufen!« – »Das ist für mich«, sagte ich. »Es ist ein Geschenk für mich, wenn du es anziehst. Kein normaler Mensch läuft mit nacktem Oberkörper herum.« Verdattert stand Gorilla für einen Augenblick da, dann kam Leben in sie. Umständlich kramte sie das Kleid aus der Tüte. Es ringelte sich in ihren großen Pranken wie ein glitschiger Aal, aber irgendwie schaffte sie es doch, es überzuziehen. Sie sah aus wie ein haariger Holzfäller im Negligé. »Gut«, sagte ich. »Viel besser.« – »Hi-hi«, kicherte Gorilla und bewunderte ihren geblümten Bauch. »Doch, doch, man dankt. Ganz hübsch aufgebrezelt, was?« Wir stiegen ins Auto und donnerten aus der Stadt.

Als wir zu Hause ankamen, hatte Gorilla es sehr eilig, aufs Klo zu kommen. »Ich kneife schon den ganzen Vormittag zusammen«, keuchte sie und rannte durch die Hintertür. Die Papiertüte mit dem neuen Buch lag hingeworfen auf dem Holzofen. Und die Vordertür stand offen. Jetzt, dachte ich. Das war die Gelegenheit. Jetzt konnte ich endlich weglaufen. Irgendwohin verschwinden, wo Gorilla mich niemals finden konnte. Aber da fiel mein Blick auf das Fahrrad, das am Kamin lehnte und vor Einsamkeit rostete. Ich dachte an die Mama und das Mädchen, und daran, wie lächerlich es ausgesehen hatte, als das Mädchen so wackelig davongeeiert war. So eine popelige Sache wie Fahrradfahren, dachte ich, das lernt man doch in einer Viertelstunde! Ich schielte zu der offenen Tür und zum Fahrrad. Dann schob ich das Rad auf den großen Teppich, legte die Hände an den Lenker, schwang ein Bein über den Sattel und zog schnell die Füße auf die Pedale. KRACH! Ich landete auf dem Boden, das eine Bein schief abgewinkelt. Meine Hand brannte, der Sattel drückte mir in den Bauch. Und zu allem Übel dröhnte Gorillas Stimme in der Tür. »Na, so was, jetzt fährst du Rad! HA! HA! HA!« Da kamen mir die Tränen. »Nein, eben nicht! Du siehst doch, dass ich nicht fahre!«, schrie ich. Am liebsten hätte ich sie gehauen. Mein Kopf pochte vor Wut über all die idiotischen Fahrräder, die haarigen Speckbäuche, über Leute, die glotzten, und hübsche Mamas. Tränen kullerten meine Wangen hinunter. »Ich blute!«

Da wurde Gorilla plötzlich ganz ernst. Eilig kam sie zu mir und hob vorsichtig das Fahrrad beiseite. »Oh, oh, oh«, schnaufte sie. »Wo blutet es?« Ich streckte ihr meine aufgeschürfte Hand entgegen, und Gorilla nahm mich hoch auf den Arm. Sie war warm und weich. Das neue Kleid duftete. Ich steckte meine Nase in ihr Fell und schlang die Arme um ihren Hals. Da wurde sie ganz still. Es war schön, so gehalten zu werden. Sie zitterte ein bisschen. Dann strich sie mir über den Kopf. »Kleines Spätzchen«, brummte sie. »Ich hätte bei dir sein und dich festhalten sollen. Es ist meine Schuld.« Ich nickte. »Sollen wir ein Pflaster holen?«, fragte sie. »Und es noch mal versuchen?« Ich schwieg eine Weile. »Okay«, murmelte ich dann.

Man konnte Fahrradfahren nicht in einer Viertelstunde lernen. Aber in einer Woche. Gorilla sagte, dass ich besonders begabt war. »Ein Wunderkind«, behauptete sie jedes Mal, wenn ich im Hinterhof an ihr vorbeiflitzte. Die Tage waren kühler geworden, und ich lieh mir Gorillas Schiebermütze. Sie war zwar etwas zu groß, aber so konnte ich wenigstens all die verfilzten Haarbüschel darunter verstecken, die ich bekommen hatte, seit ich mich nicht mehr bürstete.
»Achtung, hier komme ich!«, schrie ich und schlitterte direkt neben Gorilla, die gerade versuchte, einem Kunden ein paar alte Autoreifen anzudrehen. »Sie rollen vorwärts und rückwärts, darauf gebe ich Ihnen mein Wort«, sagte sie. »Und sie sind spottbillig.« Der Kunde, ein Mann mit Schnurrbart und gierigem Blick, schielte unzufrieden auf die Reifen. »Spottbillig?«, murmelte er. »Eben waren es noch hundert für beide, und jetzt soll jeder einzelne zweihundert kosten.« Gorilla versuchte zu lachen. »Jahahahaa«, sagte sie. »Das liegt an der Handschrift. Da kann es leicht zu Missverständnissen kommen.« Der Mann starrte sie an. »Wenn Sie mich fragen, dann klingt das eher nach Betrug. Sie bekommen hundert oder nichts.« Gorilla schaute zu Boden und nahm den Geldschein. Der Mann nahm seine Reifen und stolzierte zufrieden vom Hof. Mit einem Seufzer ging Gorilla zu ihrem Schuhkarton, in dem sie das Geld aufbewahrte. Sie hob den Deckel und biss sich sorgenvoll auf die Unterlippe. Es war nicht mehr viel drin. Aber als sie bemerkte, dass ich sie beobachtete, schob sie die Schachtel beiseite und schlenderte pfeifend über den Hof. Ich radelte hinterher.

»Ich habe eine Idee«, sagte ich und achtete darauf, nicht umzufallen. Das war nämlich das Allerschwierigste: das Gleichgewicht zu halten, wenn man langsam fuhr. »Ach ja?«, sagte Gorilla. »Ja. Eine Idee, wie wir mehr Geld verdienen könnten.« Sie blieb stehen. »Ich habe lange darüber nachgedacht. Schon seit damals, als diese Frau mein Fahrrad kaufen wollte. Willst du es hören?« – »Warum nicht«, sagte sie. Als ich fertig war, kratzte sie sich am Kinn und klatschte in die Hände. »Einen Versuch wäre es wert«, sagte sie. »Wir probieren es gleich aus.«
Ein paar Stunden später saß ich im Hinterhof und schlug mit einem Hammer krumme Nägel gerade, als ich plötzlich ein Brüllen hörte. Wie eine wahnsinnig gewordene Dampfwalze stürmte Gorilla auf mich zu, und auf den Fersen folgte ihr ein nervöser Mann. »Was hast du getan?«, polterte sie. Sie fuchtelte mit einem alten Türgriff herum, der irgendwann einmal zu einem Auto gehört hatte. »Mercedes! Ist in ganz Europa nicht zu bekommen! In den Vierzigerjahren von Hand gedrechselt! Eine Kostbarkeit! Und du legst ihn in die Fünf-Kronen-das-Stück-Kiste!« Ich spielte sofort mit. »Hoppla!«, sagte ich. »Ich dachte, es wäre ein Türstopper.« – »Ein Türstopper?!«, donnerte Gorilla. »Wir hätten bankrott gehen können!« – »Oje, oje, oje«, wimmerte der Mann. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass das so ein seltener Griff ist.« – »Eine Rarität«, knurrte Gorilla. Beeindruckt betrachtete der Mann den Griff. Gorilla drehte sich mit durchdringendem Blick zu mir um. »Fünf Kronen, Jonna. Schäm dich! Es wird ein Vergnügen sein, mir eine richtig harte Strafe für dich auszudenken.« Der Mann sah sie erschrocken an, aber Gorilla verdrehte nur die Augen. »Dieser Nichtsnutz«, seufzte sie. »Wie viel sie schon kaputt gemacht hat, seit sie bei mir wohnt! Ich glaube, heute Nacht werde ich sie auf glühenden Kohlen schlafen lassen, das zeigt für gewöhnlich Wirkung.« Der Mann schluckte und sah mich mitleidig an. »Aber, das wird doch wohl nicht nötig sein?«, sagte er. »Ich bezahle, was der Handgriff wert ist.« Gorilla lächelte. »Wie nett von Ihnen, so viel Nachsicht mit einem dummen Kind zu haben. Und nur deshalb bekommen Sie den Griff billiger. Achthundert Kronen.« Der Mann zog sein Portemonnaie heraus. Mit zitternder Hand bezahlte er die achthundert Kronen. Er nickte mir kurz zu, was wohl so viel bedeuten sollte wie: »Ich hoffe, jetzt ist alles in Ordnung und du kommst um die glühenden Kohlen herum.« Dann verschwand er wie ein geölter Blitz. Gorilla gab mir einen Hunderter. »Jetzt, Jonna«, sagte sie und lächelte, »jetzt wittere ich gute Geschäfte.«
Am nächsten Tag kam ein Mann mit Jägerhut und Lederjacke. Er sei Antiquitätenhändler und auf der Jagd nach Fundstücken. Ich entdeckte eine Schachtel mit altem Weihnachtsschmuck. Darin lag ein Kerzenständer mit verschnörkeltem Henkel. »Wohin sollte ich den noch mal legen?«, rief ich Gorilla zu. »Also den, der ins Museum soll!« Der Mann spitzte die Ohren. Gorilla kam angeschlurft. »Oh«, sagte sie und nahm mir den Kerzenständer ab. »Den legen wir in eine wattierte Schachtel und …« Sie schielte zu dem Mann, der den Kerzenständer anstarrte, dass ich schon Sorge hatte, ihm könnten jeden Moment die Augen aus dem Kopf fallen und über den Boden kullern. »Ja, also der …«, sagte Gorilla, »… ist unverkäuflich. Ein Kenner wie Sie sieht natürlich gleich, dass er zu kostbar ist, um ihn in einem Geschäft zu verkaufen. Mit dem richtigen Kunden, da könnte man zwanzigtausend Kronen rausschlagen.« Der kleine Schnauzbart des Mannes fing nervös an zu zucken. »Ich weiß alte Dinge zu schätzen. Vielleicht kommen wir ins Geschäft?« Er zog ein kleines Bündel Tausender heraus. Gorilla begann mit dem Fuß im Dreck zu scharren. »Wie peinlich, dass das Mädchen verraten hat, dass wir ihn haben«, sagte sie. »Vielleicht muss ich ihr den kleinen Finger abschneiden …« Entsetzt blickte der Mann von mir zu Gorilla. »A-a-abschneiden?« – »Schnipp-schnapp«, sagte Gorilla und bewegte zwei Finger wie eine Schere. »Das ist die einzige Art, den Gören etwas einzubläuen.« Sie machte eine Kehrtwendung und ging über den Hof weg. Der Mann streckte ihr das Bündel Geldscheine hinterher. »Fünftausend!«, rief er. Gorilla blieb stehen. »Mein guter Mann«, sagte sie streng. »Antik ist antik.« – »Acht«, gab der Mann nach und kramte drei weitere Tausender raus. »Und der Leuchter ist in guten Händen.« – »Ja, ja«, unterbrach Gorilla ihn, weil ihr die Angeberei des Mannes langsam auf die Nerven ging. »Also acht. Aber ich kann Ihnen keine Quittung geben, sonst lande ich im Knast.« – »Ausgezeichnet«, sagte der Mann.
Von diesem Tag an sah es in Gorillas Schuhkarton anders aus. Die Leute waren bereit, unglaubliche Summen für Müll auszugeben, wenn sie dachten, ein Kind hätte einen Fehler gemacht. Gorilla und ich scheffelten Geld von früh bis spät. So verging die Zeit, und ich hörte auf, mich vom Schrottplatz wegzusehnen. Die Abende wurden rauer, aber im Haus war es warm. Gorillas schwarze Haare blieben in meiner Decke mit den braunen Pfefferkuchenherzen hängen. Auf meinem Nachttisch stand der zerbrochene Wichtel. Meine Zahnbürste lag in der Schublade und wurde vergessen. Meine Haare wurden immer struppiger und meine Jeans dreckiger und dreckiger. Wer hatte schon Zeit, sich zu waschen und Betttücher auszuschütteln, wo es doch so viel wichtigere Dinge im Leben gab? Wie Fahrradfahren. Oder Bücherlesen. Oder ein Vermögen mit Schrott zu verdienen. Oder auf Gorillas Schoß zu sitzen, Eierbrote zu essen und dem Regen zuzuhören, der auf die kleinen Scheiben im Dach prasselte. Oder dem Wind, der an den Wänden rüttelte, und dem Feuer, das an all den dunklen Abenden im Holzofen knisterte.

Nächste Woche lest Ihr im sechsten Teil der Geschichte: Jonna und Gorilla finden einen alten Campingwagen
vor dem Schrottplatz. In dem kann man im Sommer sicher prima übernachten, denkt Jonna. Bis es so weit ist, lernt
das Mädchen Autofahren …

Den vierten Teil der KinderZEIT-(Vor)lesegeschichte findet Ihr hier


Frida Nilsson:
Ich, Gorilla und der Affenstern
Gerstenberg
Verlag, 12,95 €