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Für Zwischendurch und eine gute Nacht

 

Kerstin reitet auf dem Drachen durch die Nach/ Illustration Frauke Weldin

Gedichte sind ganz anders als Geschichten. Manchmal weiß man gar nicht so recht, was einem der Dichter damit sagen wollte. Dafür kann man ganz viel in die wenigen Worte hineindenken und sich ausmalen, wie das Gedicht weiter gehen könnte. Wir haben für Euch ein wunderbar phantasievolles Gedicht, das Euch statt einer Geschichte vor dem Einschlafen ganz sanft ins Land der Träume begleiten kann. Es handelt von einem Drachen, der spät abends bei Kristina vorbei kommt und sich ein kleines Männchen aus Knete von ihr wünscht.

Später Besuch

Neulich abends
hat Kristina Besuch bekommen,
als sie in ihrem Zimmer saß,
und eine Tüte Popcorn aß.
Ein zaghaftes Klopfen,
ein lautes „Herein!“,
ein – Drache trat ein.
Höflich hat dieser Kristina gebeten,
ihm bitte ein Gummimännchen zu kneten.
„Weiß, gelb oder blau,
wie magst du es genau?“
„Gestreift, wenn es geht,
oder ist es für gestreift schon zu spät?“
fragte der Drache und gähnte sehr.
Er kam wohl von weit, weit her.
„Kein Problem, du wirst sehn!“
Kristina fing an mit dem Gummimann:
Zuerst kam der Bauch mit roten Streifen drauf.
Dann kamen Kopf, Arme, Beine und
Augen, Nase, Haare, Mund.
Die zwei Ohren
gingen ihr leider verloren.
Egal, der Drache freute sich mächtig,
er fand das Männchen besonders prächtig.
Als Dankeschön flog er mit Kristina ein Stück
bis zur Kirchturmspitze und zurück
und spie – nach Art der Ungeheuer –
noch ein klitzekleines Abschiedsfeuer.

Das Gedicht ist dem Buch „Watteweicher Wolkenbär“ mit Gedichten von Regina Schwarz und Bildern von Frauke Weldin entnommen. Das Buch ist im Ravensburger Buchverlag erschienen und kostet 12, 99 Euro.