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Gecko (Vor-)lesegeschichte: Das neue Nervenkostüm

 

Gecko ist ein tolles Magazin für Kinder. Ohne nervige Werbung, dafür mit schönen Kurzgeschichten, tollen Zeichnungen und lustigen Wortspielen. Fast wie ein Bilderbuch, nur, dass Gecko auch Mitmachseiten hat. In der aktuellen Ausgabe gibt es vom „Haus der kleinen Forscher“ eine Anleitung, wie Ihr Euch selbst ein Mondlabor basteln könnt. Dazu wie immer die beliebten Rubriken „Wortsport“, „Ziffernhausen“ und der Comic von „Horst & Helga“. Hier, bei der KinderZEIT im Internet, haben wir eine Geschichte aus dem neuen Gecko für Euch zum Selberlesen oder Vorlesen-lassen: Das neue Nervenkostüm!

Das neue Nervenkostüm

Ben und Bea sind Zwillinge. Nein, nicht solche, die sich ähnlich sehen wie ein Ei dem anderen. Ben ist ein Junge und Bea ein Mädchen. Ben hat kurze, blonde Haare und Bea lange, braune Locken. Trotzdem sind sie ein Doppelpack, sagt Oma. »Doppelt so viel Spaß!«, ruft Ben. »Doppelt so viele Ideen!«, meint Bea. »Doppelt so viel Stress!«, seufzt Mama und sieht, dass die Kinder mit ihren schönen Blusen und Röcken ›Verkleiden‹ spielen. Als eine der Blusen einen dicken Fleck abbekommt, gibt es Ärger. »Ihr reißt ganz schön an meinem Nervenkostüm!«, schimpft Mama und läuft aus dem Zimmer.

»Mama ist sauer«, meint Ben. »Weil wir ihr Kostüm kaputtgemacht haben«, ergänzt Bea. »Was können wir nur tun, damit sie uns nicht mehr böse ist?« Ben und Bea beschließen, Mama ein neues Kostüm zu besorgen. Eins mit Nerven.

Bea hat ein Clownskostüm für den Karneval, Ben ein Indianerkostüm. Beides haben sie mit Mama in einem großen Kaufhaus besorgt. Sie nehmen also ihr Taschengeld und gehen hin. »Wir brauchen ein Kostüm für unsere Mama«, sagt Ben zu einer Verkäuferin. »Als was möchte sie sich denn verkleiden?«, fragt die Frau. Ben und Bea sehen sich an und zucken die Schultern. »Irgendwas mit Nerven«, erklärt Bea und die Verkäuferin lacht.

»Ein Karnevalskostüm für Nervensägen? So was haben wir nicht.« Enttäuscht gehen Ben und Bea in Richtung Ausgang. Dabei kommen sie durch die Abteilung für Damenbekleidung. Hier gibt es Blusen und Röcke. Die Sachen, die Mama ins Büro anzieht. ›Damenkostüme‹ steht da. Bea kann es genau lesen. »Wir brauchen ein neues Kostüm für unsere Mama«, erklärt Ben wieder einer Verkäuferin. »Welche Größe hat denn eure Mama?«, will die Frau wissen. Ben und Bea sehen sich wieder an und zucken die Schultern. »Das müsst ihr schon wissen.« Bea sieht auf ein Preisschild. »Kosten die alle so viel?«, fragt sie und die Verkäuferin nickt. Bea zieht Ben aus dem Kaufhaus. »Wir können Mama kein neues Nervenkostüm kaufen. So viel Geld haben wir nicht.«

Enttäuscht sehen sich die Zwillinge an. Dann aber Bens großartige Idee: »Wir machen ihr selbst eins!« Ben und Bea haben in der Schule Häkeln gelernt. Sie suchen sich zu Hause alte Wolle, zwei Häkelnadeln und fangen an. Grundmaschen, feste Maschen, Luftmaschen. Nach einer Stunde haben sie zwei kleine Streifen fertig. »Für das Kostüm brauchen wir ja ewig!«, mault Ben. »Wir fragen Oma um Hilfe«, beschließt Bea. Oma hört sich die Geschichte der Zwillinge an, dann sieht sie auf die beiden kleinen Häkelarbeiten. »Das soll also ein neues Nervenkostüm für eure Mama werden«, sagt sie und dann beginnt sie zu lachen. Die Zwillinge verstehen die Welt nicht mehr. Was ist an ihrer Idee so lustig?

Oma wischt sich die Lachtränen ab und dann erklärt sie: »Das mit dem Nervenkostüm ist nur so eine Redensart. Manchmal geht es einem gut und dann findet man gar nichts schlimm. Manchmal aber regt man sich ganz schnell auf.« Bea nickt: »So wie du gestern, Ben. Was warst du sauer, weil du beim Ballspielen verloren hast!« Ben will protestieren, aber Oma redet schon weiter: »So ist es bei Erwachsenen auch. Wenn sie ein dünnes Nervenkostüm haben, dann kann man ihnen gar nichts recht machen.« »Das heißt, an einem anderen Tag hätte Mama gar nicht geschimpft«, überlegt Ben. »Aber wir haben nicht gesehen, wie dünn ihr Nervenkostüm ist«, ruft Bea. »Wir wissen doch gar nicht, wie es aussieht!« »Man kann es auch nicht sehen«, sagt Oma. Dann überlegt sie eine Weile. »Oder vielleicht doch?« Dabei sieht sie auf die schiefen kleinen Häkelarbeiten ihrer Enkel.

Am nächsten Tag bekommt Mama ein Päckchen von Ben und Bea. »Es ist wegen der Verkleidungsaktion«, erklärt Ben. Mama packt es aus. Es sind zwei kleine gehäkelte Streifen. »Das ist für dein Nervenkostüm«, sagt Bea. »Wenn es dünn ist, bindest du dir die Bänder um die Handgelenke.« Mama macht große Augen: »Meint ihr, davon wird es besser?« Ben erklärt es ihr: »Dann wissen wir, dass wir an dem Tag sehr vorsichtig sein müssen.« »Und auf keinen Fall viel Unsinn machen!«, ergänzt Bea.

Mama bindet sich die Verstärkung für ihr Nervenkostüm um. Da hat sie eine Idee. »Wie wäre es, wenn wir für euch auch Nervenkostümwärmer machen?« »Brauchen wir nicht«, sagt Bea. »Und ob!«, meint Mama. »Es gibt Tage, da bist du sehr mufflig. Dann könntest du dir dein Bändchen umlegen und ich weiß: Achtung, Bea hat ein dünnes Nervenkostüm!« Ben lacht schadenfroh, aber Bea guckt ihn böse an: »Und du bindest es dir um, wenn du wieder mal nicht verlieren kannst!«

Abends häkeln die Zwillinge Nervenkostümwärmer für sich selbst. Und noch für Papa und für Oma. »Wenn ich groß bin, werde ich Nervenkostüm-Hersteller«, sagt Ben. »Da muss ich nicht mehr viel lernen. Denn das kann ich schon.«

Autorin Lotte Kinskofer, geboren in der Nähe von Regensburg, studierte Germanistik in München. Sie wollte einen Beruf, der mit Lesen und Schreiben zu tun hat. So wurde sie Journalistin, hatte aber bald Lust, eigene Geschichten zu erzählen. Es entstanden die Texte zu Bilderbüchern und Bücher für Jugendliche und Erwachsene.

Illustratorin Nele Palmtag lebt mit ihrer Familie in Hamburg ganz in der Nähe des Hafens und kann manchmal beim Zeichnen die großen Schi≠e tuten hören. Die Vorstellung eines extra starken Nervenkostüms hat ihr sehr gut gefallen. Für alle Fälle hat sie sich schon mal eine »Stricklisel« besorgt.

Diese Geschichte und andere tolle Erzählungen kannst Du im neuen „Gecko“ nachlesen. Besonders gut hat uns von der KinderZEIT übrigens die Fotogeschichte von Detektiv Heinz Schlapp gefallen.

Exklusiv für die Leser der KinderZEIT:

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Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen!