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Der neue Petterson & Findus ist da! Müder Kauz und wilder Kater

 

© Oetinger Verlag
© Oetinger Verlag

Nach zehn Jahren gibt es ein neues Pettersson-und-Findus-Bilderbuch

Bong-quiiie-bong-quiiie-bong. Jeden Morgen schallt dieses Gequietsche durchs Haus. Was heißt Morgen, jede Nacht. Denn bereits um vier Uhr in der Früh erwacht Kater Findus und ist hellwach. Und da er ein eigenes Bett bekommen hat, »ein richtiges kleines Bett mit hervorragender Federung, auf dem man wunderbar hopsen konnte«, tut der Kater genau das. Er hopst. Wild, ungestüm, voller Freude.

So lustig, so gut. Würde Findus’ Bett nicht am Fußende eines anderen Bettes stehen. Eines großen Bettes, in dem ein Mensch schläft. Der alte Pettersson, der um vier Uhr in der Früh gern noch weiterträumen möchte. Aber wie soll das gehen bei dem ewigen Quiiie-bong-quiiie-bong-quiiie-bong? Gar nicht natürlich. Und schon sind wir mitten in der Geschichte.

Mehr als zehn Jahre hat der schwedische Illustrator und Autor Sven Nordqvist uns warten lassen, bis er jetzt – endlich – ein neues Bilderbuch mit seinen berühmten Helden, dem alten, kauzigen Pettersson und seinem sprechenden Kater Findus, gemacht hat. Allerdings wäre es dazu fast nicht gekommen, eigentlich wollte Nordqvist gar keinen weiteren Band schreiben (siehe Interview).

Kater und Mensch sind ein liebenswert-schräges und sehr ungleiches Paar, das auf einem Bauernhof in Schweden zusammenlebt: Pettersson ist ein Eigenbrötler. Er tüftelt gerne in seinem vollgestopften Schuppen, liest Bücher über Erfindungen, und seine Nachbarn halten ihn für etwas verrückt. Kater Findus hingegen ist ein quirliger Wicht. Mit Begeisterung erschreckt er Hühner, feiert dreimal im Jahr seinen Geburtstag und pflanzt im Garten lieber Fleischklößchen als Gemüse an – weil ihm die einfach besser schmecken.

Stets behandelt Nordqvist in den Geschichten Fragen, die sowohl Kinder als auch die vorlesenden Erwachsenen gleichermaßen beschäftigen. Der neue Band Findus zieht um handelt von Nähe und Distanz, davon, eigenständig erste Schritte zu tun, aber auch das Vertraute und Geborgene als solches zu erkennen und schätzen zu lernen.

Findus hatte eigentlich fest versprochen, Pettersson mit seiner Hopserei nicht mehr zu wecken. Doch er kann einfach nicht anders, er muss hüpfen. Als der Alte ihn vor die Wahl stellt, entweder aufzuhören oder mitsamt Bett auszuziehen, entscheidet sich Findus schnell für den Auszug. Zunächst scheinen beide froh über die Lösung und machen sich mit großem Eifer an die Renovierung des alten Plumpsklo-Häuschens im Garten. Dort kann Findus hüpfen, wann immer er möchte. Und Pettersson hat seine Ruhe. Doch die neu gewonnene Freiheit wird Findus langsam unheimlich, die Stille im Haus erscheint Pettersson unerträglich…

Nordqvist hat in gewohnter Manier mit viel Liebe zum Detail illustriert, sodass der Leser immer wieder Neues entdeckt: die Kuh auf einem Wandbild wechselt je nach Situation den Gesichtsausdruck; backt Pettersson Pfannkuchen, reckt eine kleine Maus zu seinen Füßen ihren Teller in die Luft; und natürlich wuseln die Mucklas, die kleinen, etwas hämischen Fantasiewesen, umher. Ebenfalls typisch ist, wie Nordqvist Bewegungsabläufe festhält und Dynamik erzeugt, indem er Findus mehrmals abbildet: Der Kater schlägt einen Purzelbaum, schießt in die Luft, landet, nur um sofort wieder einen Purzelbaum zu schlagen. Alles auf Petterssons Bettdecke, der ob dieser Wildheit nur noch verzweifelt und erschöpft die Hände faltet. Ein Rumtoben, das schon beim Zuschauen gute Laune macht.

Sven Nordqvist
Findus zieht um
Deutsch von Maike Dörries
Oetinger Verlag 2013
32 Seiten; 12,95 Euro