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Die Lichterkönigin

Lichterkönigin Lucia/ © AFP
Lichterkönigin Lucia/ © AFP

Mitten im Dezember, wenn es besonders dunkel ist, kommt die heilige Lucia mit ihrer Kerzenkrone zu Besuch nach Schweden. Der Kinderbuchautor Martin Widmark erzählt von ihrer Legende

von Martin Widmark

Stell Dir ein Land vor, in dem die Sonne niemals untergeht. Das ist schon ein merkwürdiger Gedanke, oder? Ein bisschen wie ein Traum. Aber genau so ist es im Sommer in Nordschweden. Mitten in der Nacht ist es taghell, und es ist ganz schön schwierig, zu schlafen, kann ich Dir sagen, wenn um zwei Uhr nachts vor Deinem Schlafzimmerfenster die Vögel zwitschern.

Im Winter ist es dann genau umgekehrt: Die gefrorene Erde schläft unter einer dicken Schneedecke, und die Sonne schafft es kaum über den Horizont, ehe sie schon wieder untergeht und alles in Schwarz gehüllt wird. Der Dezember ist der dunkelste Monat. Da ist es morgens finster und kalt, wenn Du in die Schule gehst, und nachmittags, wenn Du nach Hause kommst, ebenso.
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Darum sehnen sich im Dezember sehr viele Menschen nach den wunderbar hellen Sommernächten. Wir kuscheln uns unter eine warme Decke und trinken heißen Tee, lesen Bücher und schauen Filme. Und genau in dieser Zeit kommt ein besonderer Gast! Wie eine Antwort auf unsere Sehnsucht.

Am Morgen des 13. Dezember schleicht ein Mädchen in einem weißen Gewand in das Zimmer, in dem Du schläfst. Auf dem Kopf trägt sie eine Krone mit brennenden Kerzen, die wunderschön strahlen. Du reibst Dir den Schlaf aus den Augen und rückst das Kissen unter Deinem Kopf zurecht. Vor sich trägt das Mädchen ein Tablett mit Kaffee, Tee und Pfefferkuchen.

Das ist die Lichterkönigin mit ihren Jungfern, Sternsingern, Wichteln und Pfefferkuchenmännern im Gefolge. Die Königin des Lichts, Santa Lucia, jetzt ist sie da, und sie singt: »Kerzenglanz strömt durchs Haus – sie treibt das Dunkel aus: Santa Lucia, Santa Lucia.«

Alle Schweden lieben Lucia – alte wie junge. Die Kinder ziehen sich weiße Kleider an und binden sich Lametta ins Haar. Die einen wollen Jungfrauen sein, andere Wichtel oder Pfefferkuchenmänner – und die meisten Mädchen natürlich Lucia.

Wenn es nach den Erwachsenen geht, ist nur ein Mädchen die Lucia, aber wenn die Kinder selbst entscheiden dürfen, tragen alle Mädchen und ein Teil der Jungs weiße Gewänder und eine Lichterkrone auf dem Kopf. Das sind die allerschönsten Lucia-Prozessionen! Und wenn die Lucias dann für ihre Eltern singen, garantiere ich Dir, dass eine Reihe Mamas und Papas die eine oder andere Träne verdrücken.

Als junger Mann habe ich in einem Krankenhaus gearbeitet, in einer Abteilung für alte Menschen, die etwas verwirrt und vergesslich geworden waren. Meine Kollegen und ich hatten beschlossen, den Patienten mit einer Lucia-Feier eine Freude zu machen. Also zogen wir uns weiße Gewänder über und banden uns glitzerndes Lametta ins Haar. Wir kochten Kaffee und brachten selbst gebackene Pfefferkuchen mit. »Kerzenglanz strömt durchs Haus – sie treibt das Dunkel aus …«, sangen wir und betraten das Zimmer eines alten Mannes. Er bekam einen Mordsschrecken, als er uns sah. All diese weiß gewandeten Gestalten mit Kerzen auf dem Kopf sahen nicht wie gewöhnliche Menschen aus, und dabei duftete es so verlockend nach frisch gebrühtem Kaffee. »Bin ich im Himmel?«, fragte der alte Mann mit bebender Stimme, weil er uns für Engel hielt, die ihn ins Jenseits holen wollten.

Jetzt weißt Du also, dass wir Schweden Lucia feiern, weil wir uns nach dem Licht sehnen. Aber wer war eigentlich Lucia, und warum feiern wir sie ausgerechnet am 13. Dezember? Die ehrlichste Antwort darauf ist, dass wir das gar nicht so genau wissen. Was wir wissen, ist, dass die Menschen, die im Norden leben, immer schon den kürzesten Tag oder die längste Nacht im Jahr gefeiert haben. Und es gab eine Zeit, als noch ein anderer Kalender in Schweden galt, in der die Lucia-Nacht die längste Nacht des Jahres war.

Das ist doch kein Grund zum Feiern, denkst Du vielleicht. Doch, das ist es! Denn wenn es am dunkelsten ist, weiß man auch, dass jetzt die Wende kommt. Schon am nächsten Tag bleibt es wieder länger hell, und bald kommt der Frühling und danach der herrliche Sommer. Und das ist ja nun wirklich ein Grund zum Feiern, oder?

Aber die Nacht vor dem Lucia-Fest galt auch als die gefährlichste Nacht des Jahres, weil da Trolle und Wichtel unterwegs waren und in ebendieser Nacht die Tiere miteinander sprechen konnten, wie viele glaubten. Um sich vor diesen Wesen zu schützen, feierten die Menschen und zündeten Lichter an.

Und Lucia? Wer war sie?

Es ist belegt, dass es vor etwa 1700 Jahren im heutigen Italien eine junge Frau namens Lucia gab, von der viele Geschichten erzählt werden. Lucia gehörte zu den ersten Christen, und die hatten es zu der Zeit nicht leicht, weil sie verfolgt und für ihren Glauben hingerichtet wurden. Doch Gott schützte Lucia und rettete sie aus vielen gefährlichen Situationen. So wurde sie zur Santa Lucia, zur heiligen Lucia.

Warum Lucia die Lichterkönigin ist, dazu gibt es auch eine Geschichte. Sie ging damals in finstere Kellerverliese zu gefangenen Christen und brachte ihnen etwas zu essen. Um die Hände frei zu haben und so viel wie möglich tragen zu können, setzte sie sich in den dunklen Gängen einen Kranz mit Kerzen auf.

Ob das tatsächlich wahr ist, können wir nicht beweisen. Was ich allerdings mit absoluter Sicherheit sagen kann, ist, dass am Morgen des 13. Dezember wieder viele Mamas und Papas mit Tränen in den Augen dastehen werden, wenn ihre Kinder in weißen Gewändern und mit Lichterkronen auf dem Kopf singen: »Kerzenglanz strömt durchs Haus – sie treibt das Dunkel aus: Santa Lucia, Santa Lucia.«

Aus dem Schwedischen von MAIKE DÖRRIES

 

»Lussekatter« – ein Gebäck, das es zum Lucia-Fest gibt

lussekatter

Und noch ein köstliches schwedisches Rezept für euch: Lussekatter. Die nascht nicht nur Lichterkönigin Lucia gerne!

Das brauchst Du:

150 g Butter, ½ l Milch, 50 g frische Hefe, 1 g Safranpulver, 250 g Quark, 300 g Zucker, 1 Ei, etwas Salz, ca. 1,2 kg Mehl

Zum Verzieren: Rosinen und ein Ei

So geht’s: Die Butter schmelzen, die Milch dazugeben und umrühren, bis die Mischung lauwarm ist. Dann die Hefe darin auflösen und Safran, Quark, Ei, Zucker und etwas Salz dazugeben. Nach und nach das Mehl hinzugeben und kneten, bis ein lockerer Hefeteig entsteht. Eine Stunde lang gehen lassen. Dann den Teig kneten und in 40 Portionen teilen.

Jede Portion zu einer langen Rolle rollen und die beiden Enden einkringeln, sodass zwei Schnecken entstehen (wie auf dem Bild). In beide Schnecken-Enden fest eine Rosine drücken. Noch einmal 20 Minuten lang gehen lassen. Die Schnecken mit verquirltem Ei bestreichen und im Ofen bei 225 Grad acht Minuten lang backen. Fertig!

 

UNICEF sucht JuniorTeamer

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Heute ist internationaler Tag des Ehrenamtes. Ein Ehrenamt ist ein Job oder eine Tätigkeit die man macht, ohne dafür Geld zu bekommen. Die aber anderen Menschen gut tut und hilft. Oder auch Tieren und der Umwelt. Die internationale Kinderhilfsorganisation UNICEF startete jetzt ein neues Angebot für Mädchen und Jungen ab 15 Jahren, die sich zu ehrenamtlichen UNICEF-JuniorTeamern ausbilden lassen können. Weiter„UNICEF sucht JuniorTeamer“

 

Mein Hobby: Brüllen

Der Stadtschreier Tony Appleton in seinem Kostüm/ © Reflex Media
Der Stadtschreier Tony Appleton in seinem Kostüm/ © Reflex Media

Als es noch keine Zeitungen und Handys gab, verkündeten Stadtschreier die Nachrichten. Tony Appleton macht das bis heute

Von John F. Jungclaussen

Hört her, hört her!«, schreit Tony Appleton und läutet mit seiner Glocke. »Ich bin nicht der Weihnachtsmann, aber ich möchte Euch eine Geschichte erzählen.« Jetzt in der Adventszeit wird Tony Appleton häufig in Fußgängerzonen und Einkaufszentren der englischen Grafschaft Essex stehen. Er wird seine schöne Uniform tragen – scharlachroter Mantel und dreieckiger Hut – und die Menschen mit Weihnachtsmärchen unterhalten. Denn Tony Appleton hat ein ganz besonderes Hobby: Er ist Stadtschreier. Weiter„Mein Hobby: Brüllen“

 

Hemd mit Haken?

Ein schlichtes weißes T-Shirt, millionenfach hergestellt/ © Freepik.com
Ein schlichtes weißes T-Shirt, millionenfach hergestellt/ © Freepik.com

Im April stürzte in Bangladesch ein Haus mit Nähfabriken ein. Ist die Arbeit dort seitdem sicherer geworden? Die KinderZEIT hat nachgefragt

Von Sarah Schaschek

Made in Bangladesh« – hergestellt in Bangladesch: Für viele war das bis zum letzten April nur ein Aufdruck auf einem Schildchen an ihrer Kleidung. Dann stürzte in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, ein Gebäude ein, in dem mehrere Nähfabriken untergebracht waren. Mehr als tausend Menschen starben. Plötzlich schaute die ganze Welt auf das kleine asiatische Land. Viele waren schockiert, als sie sahen, wie gefährlich die Arbeit in den Nähereien dort ist. Und sie fragten sich, ob es auch ihre Schuld war. Denn fast jeder hat schon einmal ein Kleidungsstück aus Bangladesch getragen. Nirgendwo sonst auf der Welt kann man so billig T-Shirts nähen lassen. Weiter„Hemd mit Haken?“

 

So kannst Du helfen: Tipps für den nächsten Einkauf

Ist es besser, wenn ich gar keine T-Shirts »Made in Bangladesh« mehr kaufe?

Nein. Du hilfst den Menschen nicht, wenn Du aufhörst, T-Shirts von dort zu kaufen. Die Arbeiterinnen brauchen das Geld, das sie verdienen, auch wenn es wenig ist. Es gibt außerdem Modefirmen, die ihre Arbeiter gut bezahlen wollen. Sie können sich an die Fair Wear Foundation wenden. Das ist eine Organisation, die sich für die Näherinnen einsetzt und in Bangladesch mit 300 Fabriken zusammenarbeitet. Welche Modefirmen »fair« produzieren, kannst Du hier nachlesen:

www.fairwear.org – leider nur auf Englisch.

Wie bringe ich meine Lieblingsmarke dazu, die Arbeiter besser zu bezahlen?

Wenn Du beim nächsten Mal in Deinem Lieblingsgeschäft einkaufst, hinterlass eine Nachricht: Schreib, dass Du die Kleidung der Marke sehr gern trägst, dass Du aber willst, dass die Menschen, die sie produzieren, gut behandelt werden. Du kannst auch eine E-Mail an die Firma schreiben – und Deine Freunde überreden, es auch zu tun. Die Modemarken haben großen Respekt vor dem, was sich die Kunden wünschen.

Sollte ich lieber weniger Kleidung oder besser welche vom Flohmarkt kaufen?

Jetzt wird’s kompliziert: Wenn Du weniger kaufst, haben die Näherinnen weniger zu tun und verdienen nicht genug. Andererseits halten viele Kleidungsstücke heute nicht lang, weil der Stoff oft schlecht ist. Vielen fällt das nicht auf, weil sie ständig neue Sachen kaufen. Aber wenn Du mehr Geld für Kleidung aus besserem Material bezahlst, könnte das auch den Menschen in Bangladesch helfen. Sie müssen nicht mehr so schnell so viel nähen. Und der Umwelt hilft es auch.

 

Neue Heimat gesucht

Paula, Victoria und Collins stehen mit ihrer Mutter an einem Hafen in Malta
Paula, Victoria und Collins stehen mit ihrer Mutter an einem Hafen in Malta/ © Hannah Schuh

Aus Afrika kam die Familie Aluko nach Europa. Hier suchten die Eltern jahrelang nach einem Ort, an dem sie mit den Kindern leben dürfen. Ein Besuch bei der Flüchtlingsfamilie

Von Hauke Friederichs

Das Meer ist stürmisch, als Paula, Collins und Victoria an den Strand kommen. Es regnet, und große Wellen bauen sich vor den drei Geschwistern auf. Ihre Mutter Rashida steht neben ihnen und blickt auf das unruhige Wasser. Irgendwo in der Ferne liegt das Land, aus dem die Familie Aluko geflohen ist. Weiter„Neue Heimat gesucht“

 

Geschichten, fast zu traurig um sie zu erzählen

© Oetinger Verlag
Oetinger Verlag

Bei dem Namen Kirsten Boie denken viele an die Autorin fröhlicher Kinderbücher. „Der kleine Ritter Trenk“ ist eine ihrer beliebtesten Figuren, und natürlich die Bande aus dem Mövenweg. Doch dass sie auch viel ernster, für Jugendliche und Erwachsene schreiben kann, hat sie schon mit ihrem Buch über die Flutkatastrophe in Hamburg „Ringel Rangel Rosen“ gezeigt. Nun ist beim Oetinger Verlag ein Erzählband mit Geschichten über Kinder in Swasiland erschienen, deren Leben vor allem von Armut und dem Verlust der Eltern durch die Krankheit AIDS geprägt ist. Das Buch ist unendlich traurig, gerade weil es so wahr ist. Weiter„Geschichten, fast zu traurig um sie zu erzählen“

 

Eine für alle

Seit einem Jahrhundert sitzt die Nixe auf ihrem Sockel/ © Christina Anzenberger-Fink/llustrationen: Frederik Jurk für DIE ZEIT
Seit einem Jahrhundert sitzt die Nixe auf ihrem Sockel/ © Christina Anzenberger-Fink/llustrationen: Frederik Jurk für DIE ZEIT

Die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen ist 100 Jahre alt geworden – und sieht trotzdem aus wie ein junges Mädchen. Henning Sussebach hat sie für die KinderZEIT an ihrem runden Geburtstag besucht

Wenn dieses Wesen da drüben im Wasser ein richtiges Mädchen wäre, mit Augen zum Sehen und Ohren zum Hören – es würde ziemlichen Ärger bekommen an diesem Tag: »Schau doch mal her!«, »Begrüß Deine Gäste!«, »Einmal lächeln könntest Du schon!«

Aber das Mädchen am Wasser sieht nichts, hört nichts, sagt nichts. Mit verschlossenen Lippen und krummem Rücken hockt es auf seinem Stein, aus blinden Augen blickt es aufs Meer. Und niemand nimmt es ihm übel! Weiter„Eine für alle“

 

Wir spielen uns nach oben

Stefan, Troy und Kameron leben im New Yorker Stadtteil Harlem/ © Catriona McLaughlin

In den USA haben Menschen mit dunkler Haut noch immer schlechtere Chancen als Weiße. Die Freunde Troy, Kameron und Stefan träumen davon, dass sich das ändert

Von Catriona McLaughlin

Troy rennt und streckt die Arme aus, um den Football zu fangen. Seine Freunde Stefan und Kameron laufen neben ihm her. Alle drei sind elf Jahre alt. Sie sind Spieler der Harlem Jets, eines Football-Vereins, der erst vor sieben Jahren gegründet wurde, dafür aber schon ziemlich erfolgreich ist. Letztes Jahr war die Mannschaft für Kinder bis zwölf Jahren sogar die drittbeste des Landes. »Da sind wir alle stolz drauf«, sagt Troy. Weiter„Wir spielen uns nach oben“