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Traue keiner Statistik…

 

die du nicht selbst gefälscht hast. So geht der vielzitierte Satz. Man könnte diesen Ansatz konsequent weiterdenken: Lebe so, dass die Statistik stets in deinem Sinne gefälscht wird.

Das bedarf wohl einer Erläuterung. Zunächst der Hintergrund: Der britische Autor David McCandless hat für die kommenden Wochen eine Hoch-Zeit der Beziehungsabbrüche voraussagt. Diese Prognose leitet er aus Statusmeldungen ab, in denen Facebook-Mitglieder angeben, mit wem sie liiert sind und in welcher Weise. 10.000 solcher Bekundungen hat er sich angeschaut und auf den Verlauf eines Jahres heruntergebrochen. Dabei trat zu Tage, dass vor allem im Frühling und zwei Wochen vor Weihnachten die meisten Beziehungen in die Brüche gehen. (Der dazugehörige Facebook-Graph diente McCandless als Beispiel in seinem jüngsten Ted talk über „The beauty of data visualizations – die Schönheit der Datenvisualisierung“.)

Dass diese Kurve aber am 1. April ebenfalls einen kleinen Peak für Trennungen hat, zeigt auch schon, auf welch schwachen Füßen diese Daten stehen.

Zum einen geben viele überhaupt keinen „Beziehungsstatus“ in ihrem Facebook-Account an. Die meisten finden das nämlich eher peinlich. Zum anderen machen die, die das doch tun, hier gerne auch mal Späßchen. So hat man auf einmal im Bekanntenkreis auffällig viele verheiratete und auch gleichgeschlechtlich verheiratete Menschen, die im wahren Leben der Ehe eher abgeschworen haben. Oder eben nicht mit ihrer besten Freundin verheiratet sind, sondern mit ihrem Mann.

Wenn soziale Netzwerke als Quelle von gesellschaftlichen Studien nun tatsächlich wichtiger werden, wie etwa hier behauptet, sollte man sich der Botschaft seiner Angaben umso bewusster sein. Wer zum Spaß auf Facebook heiratet, könnte dieser Logik zufolge langfristig zu dem Eindruck beitragen, Heiraten erfreue sich wieder wachsender Beliebtheit. Single-Überschuss, Vereinzelung, bindungsunwillige Egomanen? Alles Unsinn, Facebook zeigt doch, dass Heiraten wieder angesagt ist!, wäre hier die selbst gefälschte Botschaft. Wer sich dazu auch noch kulturen- und religionenübergreifend vermählt, könnte damit wirksam der Behauptung entgegen treten, die Gesellschaft zerfiele in immer mehr Parallelgesellschaften. Und wer als Frau jüngeren Männern das Ja-Wort gibt, bekämpft damit Vorurteile über das unterschiedliche Paarungsverhalten von Männern und Frauen.

Und so weiter.

Das Gute an dieser Art von gesellschaftlichem Engagement: Man sendet die richtige Botschaft, spart aber die Kosten für eine echte Hochzeit. Und den Trennungsärger sowieso.