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Die Illusion des Geldes

 

Guido Westerwelle will die Taliban bezahlen, damit sie aufhören Taliban zu sein. Wenn das der Beitrag Deutschlands zur Afghanistan-Konferenz  ist, dann kann man nur mit dem Kopf schütteln. Die Regierung in Kabul versucht seit Jahren die Taliban-Kämpfer für sich zu gewinnen, in dem sie ihnen Jobs, Posten, Einfluss und Geld anbietet. Im übrigen finden diese Angebote den Segen der USA. Besonders erfolgreich war das bisher nicht. Warum? Weil die „andere Seite“, sprich die Taliban-Führer und al-Qaida, mehr zahlen können als der Westen. Das jedenfalls ist die Erklärung die uns dafür gegeben wird, dass es offenbar doch nicht so leicht ist, einen Taliban zu kaufen.  Es sei, so  die Überzeugung im Westen, alles eine Frage des Preises.

Was aber, wenn das nicht stimmte? Was aber, wenn viele junge Taliban  kämpften, weil sie glauben ihr Land von einem fremden, „ungläubigen“ Besatzer befreien zu müssen? Was, wenn sie es aus Überzeugung tun, oder um Rache zu nehmen für ihre durch die Hand der Nato umgekommen Verwandten?

Ist es so abwegig, das zu denken. Offensichtlich. Im Westen hat sich ein Bild des Afghanen durchgesetzt, der zwar nicht käuflich sei, aber immerhin zu mieten. Das ist das Bild eines Menschen, der für Geld – wenn auch nur für Zeit – bereit ist, (fast) alles zu tun. So sehen „wir“ inzwischen „den“ Afghanen. Darauf haben wir ihn reduziert. Ein Freiheitskämpfer kann so einer nicht sein.

So sieht es wohl  auch Westerwelle. Deswegen zückt er die Scheckkarte. Wer sich dann nicht kaufen lassen will,  wird schnell zum „unverbesserlichen Radikalen“ erklärt. Und da er die Sprache des Geldes nicht versteht, muss man eben die Waffen sprechen lassen.  Darin besteht scheinbar die ganze Afghanistan-Strategie.

Ihre Auswirkungen würden verheerend sein. Was nämlich Westerwelle sagt, kommt in Afghanistan folgendermaßen an: Du musst nur kräftig herumballern, dann kriegst du Geld. Was der Betreffende mit diesem Geld macht, das wird Westerwelle nicht prüfen können. Es würde ihm nicht einmal auffallen, wenn das Geld dazu verwendet würde, gegen die Nato zu kämpfen.