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Warum man auf Afrikaner hören sollte

 

Europäer nehmen Ratschläge afrikanischer Politiker in aller Regel nicht an. Dafür nimmt man sie hierzulande nicht ernst genug. Nur Jahrhundertgestalten wie Nelson Mandela konnten die europäische Taubheit überwinden. Dabei täten die Europäer gut daran, auf Afrikaner zu hören. Sie könnten so manche Dummheit vermeiden.

Die Entscheidung 2011 in Libyen militärisch zu intervenieren war so eine Torheit, begangen vor allem von den Franzosen und den Briten. Libyen versinkt heute in Chaos und Gewalt. Genau das hatte der gabunische Politiker Jean Ping vorausgesagt, der damals Vorsitzender der Kommission der Afrikanischen Union war. Heute sagt er voller Entsetzen: „Ich habe damals alle europäischen Hauptstädte besucht, ich bin nach Washington und in das Nato-Hauptquartier, um vor einer Intervention zu warnen. Wir wussten, dass Libyen implodieren würde. Genau das geschieht heute.“

Aber wer ist schon Jean Ping? Und die Afrikanische Union erst? Welche Macht hat sie denn? Ist das nicht eine Ansammlung von Auto-, Klepto- und Gerontokraten? Da müssen die Europäer erst gar nicht hinhören! 2011 ignorierte man sie komplett.

Ping musste damals darum bitten, dass die Nato ihr Bombardement aussetzte, damit der südafrikanische Präsident Jacob Zuma nach Tripolis reisen konnte, um mit Gaddafi zu verhandeln. Zuma wollte Gaddafi überreden, freiwillig zurückzutreten. Über solche Initiativen machte man sich in Europa hinter vorgehaltener Hand lustig.

Und heute?

Heute ist Libyen ein schwarzes Loch vor der Haustür Europas. Es wird auf Jahre hinaus eine Quelle der Bedrohung für Europa bleiben.

Recht haben — das mag zwar ein schönes Gefühl sein, aber es währt nicht lange und vor allem: es trägt nichts bei zur Lösung einer dramatischen Situation. Das weiß auch Jean Ping, das weiß auch die Afrikanische Union.

Aber man kann was lernen für die unmittelbare Zukunft. Eine Lehre ist: Die Europäer müssen sich mit der Afrikanischen Union zusammensetzen, auf Augenhöhe. Dann müssen sie gemeinsam darüber beraten, wie man das Chaos in Libyen in den Griff kriegen kann. Und diesmal sollten die Europäer genau hinhören.