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Generation Mitgefühl

 

Auf dem Budapester Bahnhof Keleti finden sich dieser Tage nicht nur Tausende Migranten ein, es sind auch viele junge Europäer hier. Manche sind auf ihren Reisen durch Osteuropa mitten hineingeraten in die Menschenmassen aus fernen Ländern, und haben sich spontan entschlossen, zu helfen.

So ist es mit zwei jungen Frauen aus Deutschland, die sagen, sie „hätten so viel Gutes auf ihrer Reise erlebt“, sie seien privilegiert und möchten nun die Gelegenheit nutzen, um „etwas zurückzugeben“. Außerdem sei die Welt groß genug für alle. Also auch für die Menschen, die sich hier am Bahnhof drängen und nach Deutschland wollen. Jetzt helfen die beiden einer pakistanischen Hilfsorganisation, die in der Unterführung des Bahnhofs Nahrungsmittel und Artikel für den täglichen Gebrauch an die Migranten verteilt.

Ein Franzose sagt: „Ich fahre zurück nach Frankreich. Warum soll ich mit einem leeren Wagen fahren?“

Also nimmt er zwei Nigerianer und einen Afghanen mit. Sie wollen nach Deutschland. Und das liege ja auf dem Weg nach Frankreich, sagt der Fahrer, man käme da gewissermaßen vorbei.

Es gibt junge Ungarn, die beweisen wollen, dass der hartherzige Premierminister Viktor Orbán nicht für alle Ungarn spricht. Sie bringen Papier und Malstifte für die Kinder, sie spielen Fußball mit jungen Afghanen, sie verteilen Essen. Auf einem Karton, vor dem ganze Haufen gespendeter Kleider liegen, steht zu lesen:

„Alles, was Sie hier sehen, hat das ungarische Volk aus Liebe gespendet, nicht die Regierung!“

Da ist ein junger Schwede, der aus Neugier zum Bahnhof Keleti gekommen ist.  Er sagt: „Es ist so eine große Zahl! So eine große Zahl! Was soll man tun?“

Und da ist ein junger Deutscher, der hierher gefahren ist, um sich selbst ein Bild zu machen. Auch er, wie alle hier, denkt darüber nach, was man anders machen könne. Er sagt zum Beispiel: „Vielleicht sollten die Deutschen mal aufhören, Panzer in den Nahen Osten zu exportieren? Das wäre ein Anfang.“

Eine Ungarin animiert die Flüchtlinge dazu, auf ein weißes Plakat zu schreiben, wovon sie träumen. Dann sollen sie sich vor das Bild hinstellen, um sich fotografieren zu lassen. Das sei ein Kunstprojekt sagt die Ungarin.

Auf dem Plakat steht:

Free Syria!

Liberate Palastine!

Viele Herzchen sind auf das Plakat gemalt. Eine pakistanische Flagge ist auch zu sehen, gemalt von einem Pakistaner. „I love Pakistan!“, sagt er.

Eine Ungarin in ihren Vierzigern ist in ein Gespräch mit einem Afrikaner verwickelt.

Dabei sagt sie: „Wussten Sie, dass die Chinesen vor einigen Hundert Jahren viel fortgeschrittener waren als die Europäer?“

Der Afrikaner nickt.