Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Zerstrittene Nachbarn

 

Die „Politik des „Durchwinkens“ hat eine Ende. Das erhöht den Druck auf Europa. Griechenland und Mazedonien bekommen ihn am deutlichsten zu spüren, weil Flüchtlinge und Migranten sich zu Tausenden an der Grenze zwischen beiden Ländern sammeln: Griechenland ist zum Staubecken für Menschenmassen geworden, Mazedonien zum Festungswall gegen sie. Beide haben sich diese Rolle nicht ausgesucht. Die EU hat sie ihnen zugeteilt.

Wie aber ist es um das Verhältnis der beiden Länder bestellt?

Eine erste Antwort findet man gleich nach Ankunft in Mazedonien.

Der Flughafen von Skopje heißt Alexander der Große, die Autobahn, die in die Stadt führt, heißt Alexander der Große, und im Zentrum der Stadt steht ein 22 Meter hohes Standbild Alexanders des Großen. Das kleine Land Mazedonien träumt also große Träume. Es hat sich den makedonischen Feldherrn und Welteroberer Alexander einverleibt, obwohl Griechenland ihn für sich beansprucht.

Alexander der Große sei zwar Makedonier, sagen die Griechen, aber das historische Makedonien sei ein Teil Griechenlands, sei es immer gewesen. Das wisse die ganze Welt. Wenn sich die Republik Mazedonien also so nennt, dann erhebe sie damit implizit Ansprüche auf das griechische Makedonien. Das sei eine aggressiver Akt – das sehen die Griechen so. Darum hat Griechenland immer gegen diesen Namen protestiert. Die Vereinten Nationen mussten einen Kompromiss finden. Als die Republik Mazedonien 1991 aus dem zerfallenden Jugoslawien hervorging, wurde sie unter dem Namen „Former Yugoslav Republic of Makedonia“ als Mitglied der UN anerkannt – kurz: FYROM.

Der Namensstreit ist auch einer der Gründe dafür, dass Mazedonien in den letzten Jahren nicht recht vorangekommen ist in seinem Bestreben, Mitglied der EU zu werden. Geht es nach Griechenland, wird es ein Land namens Mazedonien in der EU nicht geben.

Willkommen in den bizarren Abgründen des Balkans.