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07. Januar 2016 – Ausgabe 2

 

Ich kam etwas verspätet zur Lektüre von Milo Raus Artikel in der Zeit Nr. 2 und kann mich nun nicht zurückhalten, meine Empörung über soviel vorgespielte Reflektiertheit und Tiefgründigkeit auszudrücken.
Was wollen Sie uns eigentlich sagen, Herr Rau?
Sie agieren in Ihrem Artikel doch keineswegs anders als die Medien und Politiker und NGOs, die Sie zitieren: Sie machen uns ein schlechtes Gewissen. Denn im Grunde – und dieser Tenor tönt seit mindestens zwei Jahren durch alle Medien – haben wir Deutsche ganz allein die Flüchtlingskrise zu verantworten.
Denn wir sind doch irgendwie an allen Miseren in allen Enden dieser Erde letztlich schuld. Im Zweifelsfall kann nur Deutschland schuld sein! Klar! Warum? Natürlich, weil so viel Erfolg einem halbwegs links schlagenden Herzen doch niemals rechtens vorkommen kann. So viel Glück, so viel Reichtum und Erfolg muss nach allgemeiner Auffassung auf Betrug, Ausbeutung und Umoral basieren. So scheinen auch Sie überzeugt.
Da drängt sich mir die Frage auf: Hätten Sie in einem Staat wie Syrien, Ghana oder Algerien  (frei gewählte Beispiele) die Möglichkeiten gehabt, freier Autor und Regisseur zu werden? Hätten Sie die Möglichkeit gehabt, Ihre Meinung frei zu äußern und kritische Stücke auf die Bühne zu bringen? Nein! Schon vor vielen Jahren wäre das nicht möglich gewesen. Sie hätten zumindest in zwei der Länder mit Gefängnis und Repressionen Ihrer ganzen Sippschaft rechnen müssen.
Ist  unser System hier wirklich so katastrophal? Warum leben Sie dann weiterhin in diesem hassenswerten angeblichen Kapitalismus?
Verzeihen Sie die Polemik, aber Ihr Artikel regt mich in meinem Empfinden für die Wahrheit so sehr auf, dass ich nicht anders kann.
Er ist für mich ein Grund, mich von meinem Zeit-Abo zu verabschieden. Nur, weil Sie in der Lage sind, Ihre Ansichten im Nominalstil und mit Fremdwörtern gespickt aufzubauschen, werden Ihre Argumente keineswegs fundierter. Sie bringen nicht ein Argument dafür, welchen Zusammenhang der Kapitalismus (der übrigens in Deutschland gar nicht praktiziert wird, in den USA kann man von Kapitalismus sprechen) mit der Migrationsströmen hat. Sie stellen Behauptungen nebeneinander, die Sie argumentativ nicht logisch verknüpfen.
Wenn Sie so sehr Partei einnehmen für die zahllosen Opfer unseres Systems, dann schreiben Sie doch beim nächsten Mal so, dass die Absolventen eines Deutschkurses Niveau B1 zumindest ansatzweise in der Lage sind, Ihren Gedanken zu folgen! – Julia Koukal


Seit längerem beobachte ich fassungslos, wie Christen im Nahen Osten verfolgt, versklavt und abgeschlachtet werden, ohne dass unsere Asylpolitik dem Rechnung trägt. Dass in dem Artikel von Evelyn Fischer berichtet wird, der Asylantrag eines syrischen Christen (der nun bei einem Bombenanschlag ums Leben gekommen ist) sei abgelehnt worden, weil er nicht beweisen konnte, dass er in sein Land zurückkehren wird, ist reiner Zynismus. Seine in München lebende Cousine gibt bitter zu Protokoll: „Wäre er illegal hierhergekommen, hätte er bleiben dürfen.“ Und er wäre jetzt noch am Leben! Was tun wir für die Christen weltweit? Eine Freundin berichtete, ihre schlesischen (christlichen und deutsch sprechenden) Eltern hätten neunzehn Jahre lang jedes Jahr einen Antrag auf Einbürgerung gestellt und seien erst beim 20. Mal anerkannt worden. Wir machen es integrationswilligen Glaubensgenossen extrem schwer, unsere Gesellschaft bereichern zu dürfen. Stattdessen breiten wir unsere Arme für muslimische Flüchtlinge aus, die zu einem Teil eine frauenverachtende und antichristliche Gesinnung zur Schau tragen. Wo ist da die Verhältnismäßigkeit? – Bettina Oehmen


Eine der wenigen Antworten, die nach den massiven Angriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln und in anderen Städten zu diesem Zeitpunkt relativ sicher gegeben werden können, ist freilich die, dass es in Deutschland einer deutlich höheren Polizeipräsenz bedarf, und dies gilt mitnichten erst seit dem die sogenannte Flüchtlingskrise in 2015 merklich auch das Inland erreicht hat. Die Forderung nach mehr Personal und besserer Ausstattung erhebt schon seit Langem der Beamtenbund, der auf die chronische Unterbesetzung und die ohnehin schon millionenfach geleisteten Überstunden im öffentlichen Dienst hinweist. Einigkeit dürfte inzwischen darin bestehen, dass Risikomanagement und Vakanz im staatlichen Sicherheitsbereich analog wie digital bereits sichtlich an gesellschaftlich vertretbaren und rechtlich erosierenden Grenzen angelangt sind. Eine weitere, geradezu rechtsstaatlich essentielle Notwendigkeit, die bessere, lückenlose Erfassung aller in Deutschland Ankommenden, einen besseren Datenaustausch zwischen den Behörden und infolgedessen die Verhinderung von Mehrfachregistrierungen und de facto der Ausstellung von Freibriefen, ist ebenfalls alles andere als eine neue Erkenntnis. Überdies bleibt selbstverständlich zu hoffen, dass der Rechtsstaat und seine Organe bereits ermittelte wie noch zu ermittelnde, strafbewehrte Fakten und Wahrheiten der bestehenden Gesetzeslage konsequent zuführen und das Verschweigen von Tatsachen ausschließen. So mag es zwar pathetisch klingen, doch das Bemühen um Würde, Wahrheit und Gerechtigkeit sollte in unserer Zivilisation
auch weiterhin eine kausale Bindung finden. Für äußerst verzichtbar und in höchstem Maße ärgerlich, weil einer zielorientierten und zeitnahen Lösung der eigentlichen Problemstellung abträglich, sind an Tagen wie diesen die leider hinlänglich bekannten und geübten politischen Schuldzuweisungen, egoistischen Reinwaschungen und projektiven Stellungnahmen auf diversen Ebenen; bloßer Aktionismus frisst Anstand und Respekt. Denn das, was unsere Gesellschaft weder jetzt noch später braucht ist eine auf kürzeste Sicht fahrende Politik, die sich mit Feuereifer an Generalverdächtigungen, an simplifiziert gestrickten Antworten zu komplexen Themen und an radikalen Stimmungsmachern, Trittbrettfahrern und geistiger Verarmung ausrichtet und aufbaut.
So sehr also der seit geraumer Zeit in der politischen Debatte stehenden Verschärfung des Sexualstrafrechts zuzustimmen ist, um die darin ausgemachten „Schutzlücken“ aufzuheben, so sehr sollte der Gesetzgeber vor einer erneuten Neuerung des Asylrechts kühlen Kopf bewahren und prüfen, inwieweit die bestehenden und geplanten Bestimmungen materiell und formell (Beachtung der EU-Rechtskonformität) unter den gegebenen Lebensumständen angewendet und umgesetzt werden könn(t)en. – Ira und Matthias Bartsch


Den Artikel, bei dem es letzlich um die Abschaffng des Kapitalismus geht („Betroffenheit reicht nicht“), finde ich sehr gut. Was mir fehlt sind Alternativen, Verbesserungen. Kritik, so sagt man, ist nur dann konstruktiv, wenn sie auch Lösungsvorschläge enthällt.
Für mich als alten „Sozi“ und spähteren „Grünen“ ist die Sache vollkommen klar, was wir brauchen sind:
1. Kürzere Arbeitszeiten , die 24-stunden Woche, wäre mein Vorschlag (3 Tage a 8 Stunden, 4 Tage a 6 Stunden, 6 Tage a 4 Stunden oder wie auch immer) und Abschaffung der Lebensarbeitszeitbegrenzung. Wir arbeiten viel zu viel, speziell in Deutschland. Am Ende unseres arbeitsreichen Lebens sind viele Menschen meist krank und gebrechlich und haben nur wenig Freude an ihrem Ruhestand. Dabei waren wir schon mal viel weiter, die 30-Stunden Woche wurde in den 80-er Jahren angepeilt und in den USA waren die Elektiker schon bei 28 Wochenstunden angekommen.
Wir brauchen mehr Freizeit , Zeit für die Familie, Zeit für unsere Freunde, Zeit für uns selbs, Zeit zum Nachdenken. Ich habe alles durch: 10 Jahre war ich Arbeiter im 3-Schicht Betrieb in der Papierindustrie. Schon damals im Alter von 16 Jahren war ich nach einer Nachtschichtwoche (von 22.00 – 6.00 Uhr) „platt wie eine Briefmarke“. Danach war ich 6 Jahre techn. Angestellter mit einer offiziellen Arbeitszeit von 8.00 – 17.00 Uhr mit anschließenden „Besprechungen“ , sodaß man manchmal erst gegen 19.00 Uhr „aus der Bude“ kam. Schließlich wurde ich Beamter im Schuldienst, auch hier gab es Stress, 6 Stunden Sportunterricht am Vormittag mit Aufsicht über 800 Schüler in der großen Pause, dass muß man sich „lärmtechnisch“, über einen Zeitraum von 20 Jahren, erst mal leisten können! Hier habe ich die Zeichen der Zeit verstanden und selbständig meine Arbeitszeit von 28 auf 21 Wochenstunden gekürzt. Natürlich bei entsprechenden Gehalts- und Ruhestandskürzungen.
2. Des weiteren bin ich für den „gläsernen Bürger“ mit einem einzigen Girokonto möglichst schon bei der Geburt, auf dem alle Zahlungen ein- und ausgehen, mit Einsichtnahme durch die Polizei- und Finanzbehörde. Das schafft Klarheit und verhindert Mauscheleien!
3. Die Wiedereinführung der Mengenlehre im Mathematikunterricht, damit wir lernen Zusammenhänge zu durchschauen. Die Grundmenge für uns ist unser Monatseinkommen, es ist direkt proportional zu unserer persönlichen Umweltbelastung, egal ob wir das Geld selbst ausgeben oder ob es Andere, über die Bank, für uns tun.
Als unsere Tochter 1977 in die Schule kam war es soweit, die Mengenlehre hielt Einzug im Lehrerstudium und im Mathematikunterricht der Grundschulen von Nordrhein-Westfahlen. Die Eltern liefen Sturm, weil sie die einfachsten Aufgaben im Mathebuch des ersten Schuljahres über „Aufteilen“ und „Verteilen“ nicht mehr lösen konnten! Es wurden Abendkurse für Eltern eingerichtet, um den Stoff „schmackhaft“ zu machen. Leider ohne Erfolg. Auch hier wurde meiner Meinung nach, wie bei den anderen Vorschlägen, zu wenig von Politik und Presse, gekämpft.
Für mich ist klar, die Evolution geht weiter! Wir wissen nicht was morgen oder 2027 neu auf uns zukommt. Jeder von uns hat die Möglichkeit an den anstehenden Problemen mitzuarbeiten. Wenn wir eine bessere Welt haben wollen, müssen wir etwas dafür tun. – „Es steht nirgends geschrieben, daß wir alt werden müssen, wir sollen wirken so lange es tagt“, schrieb BISCHOF VON KETTELER, es war der Leitspruch an unserer Schule in Menden. – Ulrich Theile


Erst jetzt schaffe ich es, mich bei Ihnen für den Beitrag über Volksvertreter, die auch Eltern sind, zu bedanken. Es ist traurig zu sehen, wie wenig Rücksicht in der Politk – und nicht nur da – auf die privaten Belange der Beteiligten genommen wird. Der Wunsch, auch noch genügend Zeit für die Familie und speziell für ihre/seine Kinder zu haben, hat schon so manche/n PolitikerIn zum Rückzug aus der Politk bewogen. Dabei brauchen wir doch gerade diese Generation und deren Vertreter, die selbst die Erfahrung der Kindererziehung machen in unseren Volksvertretungen. Wir dürfen diese Plätze in den Parlamenten doch nicht nur den Lobbyisten der Industrie und ihrer Verbände überlassen, auch nicht nur den Rechtanwälten und Lehrern. Aber es ist immer noch besser der Jurist oder Pädagoge ist auch Vater oder sie ist gar Mutter!!!!, als dass sie kein Familienleben kennen.
Wir können gerade an zwei Beispielen beobachten, wie schwer es ist, Elternschaft mit einem politischen Amt zu verbinden. Zwei Bundesministerinnen führen uns beispuielhaft vor, welche unlösbaten Probleme sie haben. Zumindest die eine hat äußerlich die Aufgabe schon bewältigt.
Danke also für Ihren Versuch, ein Problembewusstsein zu wecken und den Wählern den Weg zu weisen, gegen eine ungute Tendenz anzugehen. Wir dürfen unsere repräsentativen, die die Bevölkerungsstruktur widerspiegeln, Abgeordneten nicht überfordern. – Jürgen Kirschning