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11. August 2016 – Ausgabe 34

 

Leserbrief zum Artikel „Was für Landsleute?“ von Özlem Topçu:

Das Zurücknehmen der doppelten Staatsbürgerschaft würde enorme Klarheit für alle Beteiligten bringen. Dies ergibt sich aus der Gruppen und Systemen inhärenten Psychologie und Verhaltensweise, unabhängig von deren Nationalität, Religion oder Weltanschauung. Sobald eine Gruppe Mitglieder anderer Gruppen in ihr Revier lässt, traut man neu hinzugekommenen Menschen dann, wenn sie kein Hintertürchen mehr offen halten für sich. Das bedeutet, man stimmt einem Ausgleich von Geben und Nehmen zu, geht Bindungen ein, bildet Respekt aus und Empathie und bleibt auch präsent und zugewandt, wenn es mal schwierig werden sollte. Das ist menschlich und hat nichts mit Politik zu tun, es ist weder per Dekret noch mittels Wunschdenken zu ändern.

Stellen Sie sich einen Spieler vor, der gleichzeitig Mitglied in zwei gegeneinander antretenden Teams ist. Diesen Gewissenskonflikt erspart er sich, indem er sich für eine Seite entscheidet, auch wenn er weiterhin beide durchaus sympathisch finden kann. Danach darf er mit Vertrauen rechnen – und zwar von beiden Seiten, denn sie wissen dann, woran sie sind. Oder stellen Sie sich einen Mann mit zwei Geliebten vor, meinetwegen auch eine Frau mit zwei Männern – glauben Sie ernsthaft, da kommt Vertrauen auf?

Ob wir Erdogan in die Hände spielen mit der Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft? So abwegig dieser Gedanke ist, so wenig spielt er eine Rolle. Man sollte Entscheidungen, die man für richtig erachtet, nicht von der Reaktion anderer abhängig machen, sonst wäre man fremdbestimmt. Da Sie die doppelte Staatsbürgerschaft ohnehin nicht als „Geschenk“ bezeichnen, dürfte deren Zurücknahme dann ja auch nicht weiter tragisch sein. – Corinna Grund


Zum Artikel „Die Höschenfrage“ von Dagmar Rosenfeld:

nachdem ich in der Ausgabe vom 11.August 2916 den Meinungsartikel „Die Höschenfrage“ von Dagmar Rosenfeld gelesen habe, musste ich mich doch ein wenig ärgern. Sicher es ist ein Meinungsartikel, dennoch befreit dies einen Journalisten nicht von der notwendigen Sorgfalt. Es heißt da: „Die Antwort gab es bei den Olympischen Spielen in Rio, da traten die ägyptischen Beachvolleyballerinnen im Burkini an.“ Da ich das besagte Spiel selbst gesehen habe, weiß ich, dass nur eine der beiden Spielerinnen eine Kopfbedeckung trug. Das wird in dem Artikel aber mit keinem Wort erwähnt. Zudem ist es das erste ägyptische Team überhaupt bei einer Olympiade. Man kann sicherlich darüber streiten ob dies zur Emanzipation der Frauen in Ägypten beträgt, aber immerhin konnte sich eine der beiden Frauen frei entscheiden mit oder ohne Kopfbedeckung zu spielen. – Florian Goßler M.A.


Zum Thema Olympia in Rio:

Organisation und Struktur ist für mich allenfalls medaillenträchtig in jenen Wettbewerben, die sich mit Pharmazie und anderen leistungstreibenden Methoden befasst. Würde das Geldeinstreichen irgendwann auch olympisch werden, dann würde diese „Sportart“ mit Sicherheit all jene Disziplinen verdrängen, die sich mit körperlicher Betätigung befassten. Für mich ist der olympische Gedanke mausetot, verkommen, wie er verkommener nicht sein kann! – Kurt Nickel


Leserbief zum Artikel „Der für das Recht kämpft“ von Angela Köckritz:

im Artikel „Der für das Recht Kämpft“ ist Ihnen ein Buchstabe sinnverändernd missraten. Sorry aber der Skandal in China betraf nicht Melanin, es war Melamin! Ein Buchstabe grosser Unterschied! – Rudi Gaul


Zu „Aus dem Archiv der üblen Nachrede“ von Klaus Mertes:

Wie naiv kann man sein! Gülencis werden nicht dadurch zu freiheitsliebenden Demokraten, dass der gewählte Diktator Erdogan sie verleumdet und verfolgt. Einmal ganz abgesehen von der Rolle, die die Gülen-Bewegung bei der Ausschaltung säkularer demokratischer Kritiker Erdogans in der Türkei gespielt hat (wofür sich der Staatspräsident jetzt bei seinem Volk entschuldigt), hätte Klaus Mertes in seinen „Gülen-Freunden“ die grauen Wölfe im Schafspelz erkennen können. Schon seit 6 Jahren warnt die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) vor einer „unterschiedlichen ‘Verpackung’ der Ideen Fethullah Gülens je nach Adressat“*. Natürlich spielen die panturanischen und neo-osmanischen Ansichten Gülens, die in der Türkei zu den Grundpfeilern seiner Bewegung gehören, beim öffentlichen Auftreten im Ausland keine Rolle. Die EZW stellte 2012 fest: „Mit ihrem ‘Angebot zur kulturellen Verständigung’ ziehen die Dialoginstitute in Österreich und Deutschland vermehrt das Interesse von Schulen, Universitätsprofessoren, Politikern und Religionslehrern an. Dass es sich um eine Propagandataktik handelt, ist im ersten Moment nicht ersichtlich.“** Aber auf den zweiten Blick ist nicht zu übersehen: Gülen teilt Überzeugungen, wie sie die für den Genozid an den Armeniern verantwortlichen Jungtürken beeinflussten. Das ist keine „üble Nachrede“, sondern wissenschaftlich fundiert. – Jürgen Thiede

* Friedmann Eißler: Islamisierung profaner Arbeit als Dienst an der Menschheit – Zum Bildungsideal Fethullah Gülens, EZW-Texte Nr. 210/2010, S.178

** Karina Hawle,: Der Dialog der Fethulahcis (Gülen-Bewegung), Materialdienst der EZW 6/2012, S.227


Betrifft die Fotoserie „Du siehst aus, wie ich mich fühle“:

Eigentlich lese ich die Zeit wegen der Politik und wegen des Feuilletons. Aber die Fotoserie „Du siehst aus, wie ich mich fühle“ in der Abteilung „Z“ hat es mir angetan. Was für ausdrucksstarke, ungewöhnliche und berührende Fotos. Falls Sie noch nicht daran gedacht haben, die Serie mal als Kalender oder in einer anderen Editionsform gesammelt zugänglich zu machen: tun Sie es! Unbedingt! Ich hoffe sehr, dass eine solche Art der Veröffentlichung urheberrechtlich möglich ist und harre nun erwartungsvoll der Dinge.  – Brigitte Klein


Leserbrief zu „Trump: Ausgereizt“ von Josef Joffe:

Josef Joffe kann es nicht lassen! Ja, der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf wird immer schmutziger. Aber müssen deutsche Politiker und Medienstars da mitmachen?
Der Herausgeber der ZEIT hat aus jüngsten falschen Prognosen gelernt: Er formuliert nun vorsichtiger, ist aber sicher, dass Trump „ausgereizt“ hat, d.h. Hillary Clinton wird seiner Meinung nach das Rennen machen.
Nun muss man Donald Trump nicht mögen, aber doch wissen, dass er die zornige Stimme der frustrierten Mittelschicht in den USA gegen das Establishment ist. Die kommenden TV-Duelle werden zeigen, ob er punkten kann. Heutige Umfragen zu seinem sicheren Scheitern anzuführen ist recht dünnes Eis für einen Amerikakenner.
Was aber gar nicht geht: Joffe spricht Trump ab, „den Komment zu bewahren“. Kann er das denn selbst? Wer – neben weiterer negativen Wortwahl – Trump als „Alien“ bezeichnet, disqualifiziert sich selbst als unprofessionell. – Heinz Dieter Mück


Zum Artikel „Was für Landsleute?“ von Özlem Topçu:

Gut gebrüllt muss ich sagen und auch, dass Sie natürlich recht haben. Ich arbeite mit einem türkischen Kollegen zusammen, wir sitzen auch im gleichen Büro. Und es ist mir persönlich vollkommen egal, welche Staatsbürgerschaft er hat. Ist er Deutscher oder Türke oder Beides? Was spielt das für eine Rolle? Er ist mein Kollege, ein Freund, wir lachen und arbeiten zusammen. Ich habe nicht verstanden, wieso Thomas de Maiziere dieses Thema wieder ausgegraben hat und es auch noch auf seine Sicherheits-Agenda gesetzt hat. Wieviele Türken haben bitteschön in den letzten Jahren Anschläge verübt? Wieviele Türken haben Amokläufe in Schulen oder Einkaufszentren verübt? Ein Wort: überzogene Hysterie!

Ich hoffe nur, dass sich unsere Politiker noch eines besseren belehren lassen und vernünftige Entscheidungen treffen. Aber die Bundestagswahlen stehen ja vor der Tür, da dürfen wir nicht mit rationellen Vorschlägen rechnen. – Yves Pulst


Zu »Wir lachen viel. Auch über Hierarchien hinweg« von Felix Dachsel:

Ich lese gerade die „Postkarte in denUrlaub“ von Felix Dachsel und muss schmunzeln. Obwohl ich seit 14 Jahren selbständig bin und nie in einem Büro gearbeitet habe und seit 3 Jahren keinen Urlaub mehr drin war, fühle ich mich getröstet. Ich bin ganz drin in der Geschichte, in der Atmosphäre der verwaisten Büros und dem neuen Gemeinschaftsgefühl das da gerade zusammenwächst.

Heute hat mein kleiner Bruder Geburtstag. Er lebt seit 7 Jahren auf Malta, ich habe ihn dort schon besucht, es ist wie im Paradis. Er hat mir gesmst wie er den Tag verbringen wird: er und seine Freunde werden ein Speedboat mieten und zu der benachbarten kleinen Insel übersetzen, dort werden sie in der blauen Lagune vor Anker gehen und die ersten Drinks mixen. Vielleicht schaffen sie es diesmal die unbewohnte Insel zu umrunden. Abends gibt es exquisite Köstlichkeiten, mein kleiner Bruder ist ein großer Gourmet. Und dann geht es auf in die Nacht, reinstürzen ins Partygetümmel, denn zufällig ist heute auch noch Freitag.

Und ich hier so? Gucke zwischen zwei kleinen Aufträgen Trailer von Romantic Comédies auf Youtube und esse in der Küche direkt aus der Pfanne, weil wenn man für sich alleine kocht ist eh alles egal. Hab ich erwähnt das es draußen in Strömen gießt? Wie schon den ganzen Sommer!

Kleiner Bruder ich wünsch dir von Herzen alles Gute zum Geburtstag – genieß den Tag und lass die Puppen tanzen! ich freu mich, dass ich in Gedanken das Ausflugs-Programm mitmachen kann und ganz vielleicht bin ich ja im nächsten Jahr dabei… Schöne Grüße aus dem Ruhrgebiet – Bianca Wickinghoff


Anmerkungen zum Gedicht „Das Versagen der Philosophen“:

Wer entscheidet eigentlich, welche Gedichte in der ZEIT veröffentlicht werden? Und nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl?

Ich mag Gedichte, bin aber zunehmend enttäuscht von den ‚abgehobenen‘ Inhalten Ihrer ausgewählten Gedichte. Dort sind mir immer skurriler erscheinende Wort- und Gedankenkonstruktionen notiert, von einem erkennbaren Sprachrhythmus oder gar Reim ganz zu schweigen. Freunde und Bekannte, denen ich das oben genannte Gedicht vorgetragen habe, schauten mich jedenfalls völlig verständnislos und entgeistert an. Auch sie konnten es nicht deuten.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie die ZEIT nur für Menschen mit ungewöhnlichem Abstraktionsvermögen herausgeben. Schön wäre es zudem, wenn Sie gelegentlich auch Gedichte mit Bezug zu aktuellen Ereignissen bringen würden, gerne auch humorvolle Reflektionen dazu. – Günter Koch


Betrifft „Erfurt“ von Martin Debes:

Es gibt noch mehr „Knoten“ in Erfurt: So in den deutsch-deutschen Beziehungen: Am 19. März 1970 treffen sich Willy Brandt und Willi Stoph (damaliger Ministerpräsident der DDR) in Erfurt, im Herzen Deutschlands. Für die alten Erfurter ein sehr bewegender Tag. „Willy ans Fenster!“ – ruft die Menge vor dem Erfurter Hof. – Und 1989: am 10. Dezember bilden die Erfurter eine Menschenkette um das innerstädtische Andreas-Viertel, um gegen den Verfall zu protestieren und einen möglichen Abriss zu verhindern. Erfurt ist mehr als eine bunte Ansichtskarte. – Dr. Werner Marx


Leserbrief zu „Türken in Deutschland – Was für Landsleute? – Die doppelte Staatsbürgerschaft ist eine Errungenschaft.“ von Özlem Topçu:

„Frau TOPCU ist in Deutschland offenbar noch nicht angekommen. Nicht nur der deutsche Staat ist eine Gemeinschaft von Menschen, die nach den Regeln der jeweils geltenden Verfassung zusammen leben. Wer seine türkische Identität leben und anerkannt wissen möchte, sollte dies nicht in Deutschland tun, und sich nicht um die deutsche Staatsbürgerschaft bemühen. Deutschland muss von seinen Bürgern (-innen) Loyalität zum deutschen Staat und zum Grundgesetz „verlangen“ dürfen und fordern müssen. Frau TOPCUS Überlegungen beweisen, dass die doppelte Staatsbürgerschaft ein Fehler, und keineswegs eine Errungenschaft ist.“ – Dr. Franz-Friedrich Rohmer


Leserbrief zu „Kämpft für diese Rentenformel“ von Felix Rohrbeck:

Ich stelle mich kurz vor: bin Rentnerin, 66 Jahre alt, seit 01.03.2015 nach 48 Jahren Arbeit, keine Kinder. Ich verwahre mich langsam dagegen, von Jüngeren immer wieder die Schuld zugeschoben zu bekommen, so wie in diesem Artikel. Ich habe 48 Jahre gearbeitet. Dazu habe ich meinen inzwischen verstorbenen Mann drei Jahre lang gepflegt, ohne einen Cent von irgendjemand zu bekommen.
Ich war immer schon gegen die zwangsweise Zahlung in die Rentenkasse. Ich habe gut verdient, aber leider nicht soviel, dass ich es hätte beeinflussen können.

Ich habe ausgerechnet, was ich in diesen 48 Jahren bezahlt habe. Hätte ich diese Summe privat anlegen können, wäre ich heute reich. Im übrigen haben wir uns bewusst gegen Kinder entschieden – mein Mann war 23 Jahre älter als ich. Das war nicht der Grund, sondern wir waren beide der Ansicht, dass diese Erde heute schon überbevölkert ist. Vieles in dem Artikel ist richtig- Aufgrund der demographischen Entwicklung war die Absenkung richtig. Sie darf aber jetzt nicht weiter runter gehen.

Ich bin auch dagegen, allen nicht mehr im Arbeitsprozess befindlichen Personen besondere Zahlungen zukommen zu lassen. Ich habe ausreichend Rente, die ich mir erarbeitet habe. Sie besteht aus meiner eigenen Rente zu 80 %, Witwenrente 15 %, Zusatzversicherung öffentlicher Dienst 5 %. Man sollte wirklich nur die Menschen unterstützen, die bedürftig sind. Im übrigen bin ich auch dafür, dass endlich alle ausnahmslos in das System einzahlen müssen – dann ist es zu retten. Oder es kommt das bedingungslose Grundeinkommen – diese Variante finde ich noch besser. – Undine Mix-Falter


Leserbrief zu Fritz Schaap: „Diese Männer werden wahrscheinlich sterben“:

Einmal mehr wird klar, wir Menschen sind aus dem Paradies Vertriebene und längst in der Hölle angekommen. Versuche, Dir höllische Verhältnisse vorzustellen und Du wirst den irdischen Zuständen begegnen. Dem erbarmungslosen Miteinander von Leben und Tod, Liebe und Hass, Krieg und Frieden, Gesundheit und Krankheit, Armut und Reichtum, Macht und Ohnmacht, Mut und Feigheit, Möglichkeiten und Grenzen. Eine Welt ohne Hoffnung, gäbe es da nicht den Lichtblick, in ihr zwar leben zu müssen, aber am Ende auch wieder gehen zu dürfen. – Konrad Sauheitl


Einige Kommentare zum Politikteil ZEIT 34:

J Joffe, Trump: Ausgereizt

Ich teile Herrn Joffes geschätzte Meinung in puncto Trump nicht. So unbeliebt Trump sein mag, er wird in vielen Staaten trotzdem gewinnen. Und die wenigen Staaten, um die gekämpft werden wird, muss Clinton erst noch gewinnen. Dabei hilft Trump, dass seine Wähler alt, weiß und konservativ sind. Sie werden sich registrieren lassen und zur Wahl gehen. Clinton hingegen kann kaum auf den Obama-Bonus bauen. Obama war ein Hoffnung und ein Versprechen für alle Farbigen Amerikas. Er wurde als Symbol für den überkommenen Rassismus betrachtet. Clinton kann hingegen nicht erwarten, dass sie von den Frauen Amerikas zur ersten Präsidentin gewählt wird. Bei zwei sehr unbeliebten Kandidaten kann man auch nicht davon ausgehen, dass viele Clinton nur deshalb wählen, weil sie Trump verhindern wollen. Es droht vielmehr die Brexit-Falle: Trump erhält „seine“ Stimmen, Clinton aber zu wenige Stimmen der Unentschlossenen, weil die gar nicht erst zur Wahl gehen. Die Positionierung des Chefdiplomaten Steinmeier, von dem man ein genaue Kenntnis der Verhältnisse erwarten darf,  gegen Trump, erscheint da bereits wie ein erster Hilferuf.

Ö Topcu, Was für Landsleute?

Frau Topcus Argumentation für die doppelte Staatsbürgerschaft hängt an einem seidenen Faden. So argumentiert sie, dass man nicht alle doppelten Staatsbürger dafür bestrafen könne, wenn eine Minderheit sich zu Erdogan und dessen Gebaren bekenne.

Hier kommt nun aber die verworrene Funktion der Demokratie zum Tragen. Es bedarf einer Mehrheit, um sich für Minderheiten einsetzen zu können. Die doppelte Staatsbürgerschaft stellt allerdings keinen Minderheitenschutz dar, sondern ist ein Angebot, eine „Investition“, wie Frau Topcu es nennt. Wenn man nun aber feststellen muss, dass diese Investition dahingehend verwendet wird, dass Bürger mit zwei Pässen sich nicht nur deutlich zu einem der beiden Staaten hin positionieren, sondern dabei auch noch ein Rechtsverständnis offenbaren, dass klar gegen den Grundkonsens des anderen Staates gerichtet ist (Todesstrafe), dann erscheint es wenig zielführend, das Angebot einer doppelten Staatsbürgerschaft aufrechtzuerhalten. An die Reaktionen vieler Türkischstämmiger nach der Armenien-Resolution sei nur am Rande erinnert.

Die doppelte Staatsbürgerschaft wird von Frau Topcu so dargestellt, als solle sich der deutsche Staat aus den Traditionen und Gesellschaftsvorstellungen der Bürger komplett heraushalten. Wenn das aber dazu führt, dass nicht nur auf deutschem Boden ausländische Politik gemacht wird, sondern selbst die Verfassung infrage gestellt wird, gerät der Staat in den Grenzbereich seiner Toleranz und darüber hinaus. Dann besteht eben auch das Recht, vom Bürger doch wieder eine Entscheidung für oder gegen eine der beiden Staatsbürgerschaften einzufordern. Dies bedeutet ja nicht die Abschiebung, aber verhindert beispielsweise die weitere Radikalisierung durch Ausschluss vom aktiven und passiven Wahlrecht.

M Klingst et al, Erdogan, der Retter?

Die Analysen der Autoren erscheinen wenig plausibel. Der Grund dafür, dass nur noch wenige Flüchtlinge kommen, hat kaum etwas mit der Kontrolle der türkischen Küste, sondern sehr viel mit der Abriegelung der türkischen Ostgrenze zu tun. Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, dass die Türkei sich mit den Konflikten des Nahen und Mittleren Ostens belasten sollte. Im Gegenteil führt die Grenzschließung zu mehr Druck auf die im Grenzgebiet lebenden Kurden, was Erdogan für sich nutzen kann.

Der Flüchtlingsdeal war von Anfang an nur darauf ausgerichtet, der Wiederherstellung geschlossener europäischer Grenzen einen humanitären Anstrich zu geben. Wenn die Verteilung der Flüchtlinge innerhalb Europas vor dem Deal nicht funktionierte, weshalb sollte sie danach funktionieren?

Im Übrigen ist es völlig sinnfrei, für einen Deal zu werben, der gar nicht existiert, und der nur deshalb das Sterben im Mittelmeer beendet, weil die Menschen eben gar nicht mehr bis zur Ägäis kommen.

Ferner erscheint es nur zu notwendig, die Verhandlungen mit der Türkei auf unbestimmte Zeit zu vertagen. Mag es keine Einstimmigkeit für ein Ende der Verhandlungen geben, so wird es für die nächsten 30 Jahre auch keine Einstimmigkeit für den Beitritt geben. Die Gründe liegen dabei auf der Hand.

Europa sollte sich vielmehr auf ganz andere wichtige Entscheidungen vorbereiten. So bedeutet die Annährung Russlands und der Türkei eine höhere Wahrscheinlichkeit für den Bau der Pipeline Turkish Stream. Sollte sie gebaut werden, dürfte sich Osteuropa bald auf recht kalte Winter einstellen. Damit wird man sich in der Ukraine-Frage sehr bald neu positionieren müssen, da die die höheren Energiekosten kaum allein wird stemmen können. Die Flüchtlingsdebatte mag für die Medien interessant sein, für Europa sollte sie nun bald abschließend gelöst werden, da ganz andere geopolitische Fragen vor der Tür stehen, die zwingend ein möglichst einiges Europa erfordern. Clinton bleibt der letzte Strohhalm für das „alte“ Europa, denn bei Trumps Sieg wird man eine Abkehr von Europa und einen neuen Fokus auf Asien erleben, mit Positionierung der USA und Russlands gegen China.

F Schaap, Diese Männer werden wahrscheinlich sterben

Es wird niemand gezwungen, durch die Sahara zu laufen und durch das Mittelmmer zu paddeln, um dann in Rimini billige Sonnenbrillen oder Drogen zu verkaufen.

M Funck, Wie antisemitisch ist dieser AfD-Politiker?

Lässt sich Antisemitismus quantifizieren? Aus meiner Sicht genügt es festzustellen, dass man als lupenreiner Antisemit Mandatsträger der AfD werden kann und sich dagegen kein großer Aufschrei der der Politik, der Medien oder allgemein der Öffentlichkeit findet. – Dr. David Wolff


Zum Artikel „Was für Landsleute?“ von Özlem Topçu:

Sie sprechen ein wichriges Thema an, was wie ich finde, einer umfangreicheren Vertiefung bedarf, als Sie für Ihren Artikel zur Verfügung gestellt bekommen hatten.

Zunächtseinmal halte ich die Debatte um die doppelte Staatsbürgerschaft für Spiegelfechterei, da sie eh schwer, wenn nicht sogar im gesetzlichen Rahmen unserer demokratischen Verfassung eigendlich gar nicht kontrollierbar ist. Wenn sich Ihr Chefredakteur nicht zufällig in einer Talkshow verplappert hätte, wäre seine Wahl in zwei Ländern von keine Behörde aufklärbar gewesen. Natürlich wissen die alle im politischen Apparat tätigen. Um was es den Protagonisten der eindeutigen Staatsbürgerschaft eigendlich geht, ist die Vorstellung einer Integration, in der am Ende des Tages alle Migranten, die hierbleiben wollen, deutsch werden, im Ideal halt wie Pinar Atalay, Dunja Hajali oder auch Giovanni Di Lorenzo oder Sie, damit es keine Parallelgesellschaften gibt. Wie absurd diese Denkweise ist, macht dieser krude Begriff des „Bio-Deutschen“ in Abgrenzung zu den gut integrierten Deutschen mit Migrationshintergrund. Ich hätte mir gerne gewünscht, dass Friedrich März damals seine Vorstellung der Anpassung an die heimische Leitkultur in Swakopmund in Namibia vor den Einwohnern mit deutschem Migrationshintergrund dargelegt hätte und die Diskussion dazu beobachtet. Ist es nicht ein völlig natürlicher Reflex der Menschen, wenn sie sich in der Fremde ansiedeln, dass sie dabei die Nähe zu Menschen suchen, die auch der Kultur ihres Herkunftslandes entspricht? Nichts anderes tun die Deutschen, die nach Mallorca ziehen; New York ist von diesem Verhalten geprägt mit seiner China town und auch dem German Quarter. Und appropos USA. Über 300 Jahre eine multikulturelle Gesellschaft und wie leben diese Kulturen zusammen? In ihren Vierteln! Und trotzdem sind z.B. die Latinos auch US-Amerikaner.

Der erste Schritt in die richtige Richtung wäre, dass wir mit dem Trugbild aufhören, Parallelgesellschaften zu vermeiden; einfach weil es sie realistischerweise immer gibt, auch schon in der normalen sozialen Schichtung, da muss man nur einmal Harvestehude und Mümmelmannsberg besuchen. Und bei jedem Politiker, der über Parallelgesellschaften schwadroniert, würde ich gleich scharf nachfragen, wir er dann z.B. zu jüdischen Vierteln steht, die es ja auch gibt.

Menschen gruppieren sich und die Aufgabe der Politik besteht eigendlich vielmehr darin, die gemeinsamen Schnittmengen zu fördern, um einen gemeinsamen gesellschaftlichen Grundkonsens zu finden. – M. Parbs-Dalitz


Über den Artikel „Eure Krise, unser Aufstieg“ von Jan Ross:

Das liest sich gut. Ihr Autor hat unsere Welt erklärt. Er hat leider übersehen, das die jetzige Epoche zu Ende geht.

Donald Trump ist nicht vom Himmel gefallen und Putin ist kein Halbstarker, beide gehören zu unserem Planeten, die ihre Berechtigung zu unserer verwahrlosten westlichen Politik durchaus Akzente in der Weltpolitik setzen können. Die Journalisten denken leider nur in einem bestimmten Ordnungsrahmen Ihrer westlichen Denkschule. Das ist zu wenig, um die Welt richtig einschätzen zu können. Die Demokratie ist verkantet worden. Die Scheindemokratie scheinen viele Intellektuelle nicht verinnerlicht zu haben. Die glauben immer noch unser Geschäftsmodell ist alternativlos. Das ist ihr Irrglaube. Der Verständniswahn hat solche Menschen wie Donald Trump auf den Plan gerufen.

Für welches Europa soll ich mich begeistern, wenn ich sehen muß, die Menschen, die über mein Leben entscheiden, haben dafür gar keine Legitimation. Das bestehende kann es also nicht sein. Europa kann oder sollte nur nach dem Prinzip der Subsidiarität aufgebaut werden. Der Euro und das Schengenabkommen kamen viel zu früh, dadurch hat man die Völker auseinander getrieben anstatt zusammenzuführen. Alles nur Murks. Natürlich ist Trump ein arroganter Flegel. Der rückt den etablierten Politikern auf die Pelle und spricht damit vielen Menschen aus der Seele. Ich bin mir auch  ziemlich sicher, der wird Amerika wieder stärker machen. Frau Clinton ist ein schwacher Konkurrent – sie kann auch auf wenig Sympathie zurückgreifen. Sie wird wahrscheinlich trotzdem gewinnen.

Die etablierten Politiker haben sich bereits in Stellung gebracht. Die werden Trump schwer zu schaffen machen. Und Putin verfolgt eine andere Politik als der Westen  – und das ist alles. Warum soll das verkehrt sein, wenn das Volk es will. Der Westen lebt mit einer gefährlichen Sprache gegenüber anders Denkender. Ich habe nichts gegen Kritik, aber gegen Demagogie. Die Volksverführung hat uns schon mal den Kopf gekostet. Die Welt braucht dringend ein neues Geschäftsmodell, sonst wird es noch zu schweren Verwerfungen kommen. Eine Multikulti Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn strenge gesellschaftliche und soziale Vorgaben fest geschrieben werden.

Ich habe über vier Jahre in Singapur gelebt. Dort hat man schon vor 30 Jahren Europa ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Alles was damals  über Europa in Rede stand hat sich heute bewahrheitet. Der Verfall ist für die Singapurer keine Überraschung.

Es gibt weder Arbeitslose noch Arme, der Wohlstand ist weit höher als in Europa. Es gibt also noch viel zu tun, wenn Europa zusammenwachsen will. Ich sehe das nicht. Das wird oder kann nur eine neue Generation auf die Beine stellen können. – Gunter Knauer


Leserbrief zu »Wie in den 30er Jahren« von Cem Güler und Caterina Lobenstein:

Dem“fairen“Artikel in Ihrer Rubrik Glauben und Zweifel, hätte ein bisschen mehr Wissen gut getan. Die gebetsmühlenartige Wiederholung der These, es handle sich bei der Bewegung in erster Linie um ein weltoffenes Netzwerk von Schulen , Unternehmen, Medien etc. kennen wir ja nun    schon zur Genüge. Das ist das eine und von Gülenanhängern bewusst inszenierte Erscheinungsbild der Bewegung in der Öffentlichkeit. Was aber steckt hinter Hizmet, dem Dienst, den jeder gut ausgebildete Anhänger für die Sache leisten soll? Was meint Gülen, wenn er davon spricht, dass der Demokratie der Islam fehlt?  Wie soll das Ziel, eine „Gesellschaft des Lichtes“, aussehen? Welche Rolle spielt da z. Bsp. die Frau, die nach den Worten des Predigers, dem Manne charakterlich unterlegen ist ?

Und warum haben vor allem Schulen jahrelang geleugnet etwas mit Gülen zu tun zu haben und auch nicht vor Prozessen bei Zuwiderhandlung halt gemacht?

Diese Bewegung ist alles andere als harmlos und sollte , bei aller Ablehnung der aktuellen türkischen Politik, auch so nicht dargestellt werden. Dazu gibt es ja nun auch genügend unabhängige Quellen. Die Chance eine solche zu Wort kommen zu lassen, wurde leider vertan. Im Interview mit Harvard Professor Dani Rodrik wurde an der entscheidenden Stelle nicht nachgehakt. Was meint er konkret mit Krebsgeschwür, was hat er schon vor 6 Jahren im Justizapparat der Türkei aufgedeckt?

Manchmal ist es ganz gut, wenn Ressorts miteinander sprechen, bevor in Druck gegangen wird. Die Informationen lieferte dankenswerter Weise ein Beitrag in Die Welt! – Martina Baumgardt


Leserbrief zu dem Artikel von Heike Buchtner u. a.: „Das ist kein Spaß mehr“

Der Chefökonom der Deutschen Bank fordert 150 Mrd. Euro für die Rettung der europäischen Banken. Das finde ich ziemlich dreist. Was hat der Souverän damit zu tun, wenn sich ungebildete Banker mit unmoralischen Geschäften ruinieren? Laufen diese Geschäfte gut haben diese Menschen auch kein Problem damit, den Gewinn, wenn möglich steuerfrei, einzustecken. Will man einen Teich trockenlegen, darf man die Frösche nicht um Rat fragen. Im übrigen gilt immer noch der Spruch. „Wer zahlt, schafft an!“ – Hubert Kohlbrenner


Leserbrief zu „Erdogan, der Retter?“ von Martin Klingst et. al.:

An Ihrem Artikel ist wenig auszusetzen, wenn, ja wenn nicht Ihre Autoren völlig am eigentlichen Problem vorbeigeschrieben hätten.

Dass die Beitritsverhandlungen mit der Türkei mit Leichtigkeit auf St. Nimmerlein hinausgedehnt werden können, weiß inzwischen jedes Kind. Das Kernproblem ist das offensichtliche Junktim zwischen Flüchtlingsabkommen und der Visafreiheit für türkische Passinhaber in der EU. Daran scheiden sich die Geister. Angesichts der Entwicklung der Türkei zum nicht mehr laïzistischen, sondern islamischen autoritären Staat mit allen hässlichen Begleiterscheinungen ist diese Visafreiheit ganz einfach ausgeschlossen.

Was, wenn eines nahen Tages die Türken beginnen, ihr Land in großer Zahl zu verlassen? Ein Prozent davon sind auch annähernd eine Million. Einen Plan B wird es schon deshalb geben müssen! – D.H. Bauer


Leserbrief zu „Die Marquise ging um fünf Uhr aus“von Ulrich Greiner:

Regelmäßig lese ich Ihre Artikel. mehrschtenteils mit Vergnügen. So auch diese Woche o.g. Beitrag im Feuilleton. Die Geschichte mit den Buchanfängen  – das geht mir ähnlich, nur daß mein Gedächtnis doch recht häufig strauchelt (sicher öfter als das Ihrige). Aber sagen Sie mir doch bitte, warum Sie ausgerechnet „Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen.“ weggelassen haben? Oder war die Zeilenzahl am Ende zu begrenzt? Keine Angst, ich denke, ich werde Sie auch weiter in der Regel mit Vergnügen lesen! – Rainer Lüdigk


Leserbrief zum Artikel „Türken in Deutschland“ von Özlem Topcu:

Dass viele Türkischstämmige in Deutschland  auf die Straße gehen, die Gewaltwellen in der Türkei gut heißen und die Todesstrafe einfordern, finde ich sehr bedenklich und zeigt dass Sedar Somuncu Recht hat: Die Integration ist leider bei vielen gescheitert. Jedoch zeigen diese Demonstranten kein komplettes Bild der Türkischstämmigen hier in Deutschland, denn viele wollen, können sich aber nicht integrieren. Dies hängt auch mit der doppelten Staatsbürgerschaft zusammen. Deutschtürken zu einer Entscheidung zu zwingen, finde ich etwas theatralisch ausgedrückt  von Özlem Topcu, da es weder Zwang noch Strafe sein sollte, sich für ein Land zu entscheiden und sich diesem dann auch komplett zugehörig fühlen zu dürfen. Wie soll sich ein Mensch integrieren und sich als anerkannter vollständiger Bürger eines Landes fühlen, wenn er zwischen zwei Stühlen steht? Welche Bedeutung hat denn dann die Staatsbürgerschaft überhaupt noch? Die doppelte Staatsbürgerschaft ist keineswegs Ausdruck eines fortschrittlichen Staatsbürgerschaftsverhältnisses, sondern zwingt Generationen immer wieder sich als Ausländer in der eigenen Heimat zu fühlen. Zerrissen zwischen zwei Staaten, Ausländer in Deutschland und Fremde in der Türkei. Es sind Entwurzelte, die man durch die doppelte Staatsbürgerschaft in diese Rolle drängt. Es sind Heimatlose, gemacht durch Generationen, die moralisch verpflichtet sind, sich mit einem Land zu identifizieren, in dem sie nicht leben. Die Dichterin Hilde Domin drückt es in ihrem Gedicht passend aus, indem sie von dem Gefühl der Heimatlosigkeit schreibt: „ Mir schwindelt. Ich schlafe nicht ein. Meine Hand greift nach einem Halt und findet nur eine Rose als Stütze.“ – Sarah Löffler


Leserbrief zu Marcus Funck, „Wie antisemitisch ist dieser AfD-Politiker?“:

Wolfgang Gedeons Weltbild basiert auf dem bekannten Strickmuster aller Ideologien und Religionen:

     1) Es war einmal ein Paradies.

     2) Dann geschah etwas Furchtbares, deswegen gibt es

     3) die heutige mieserable Situation. Es muss daher

     4) eine Revolution stattfinden, damit

     5) das Paradies wieder hergestellt werden kann.

Ausgeliehen hat sich Wolfgang Gedeon das Märchen aus dem Roman des französischen Adeligen, dem Diplomaten Comte de Gobineau, in dem er eine

Rassentheorie erfindet, die – wissenschaftlich gesehen –  absoluter Nonsens ist. Als unkritischer Dilletant befindet sich Gedeon in der Gesellschaft seinesgleichen, den damals wie heute gläubigen Ahnungslosen.

Zur Info für Ahnungslose: Es hat noch nie eine jüdische Rasse gegeben, die Bezeichnung Semiten bedeutet (die nomadisierenden) Schafzüchter, zum Unterschid von den sesshaften Rinderzüchtern, den Hamiten. Es gab eine semitische Sprachenfamilie: von den ursprünglich 24 Sprachen blieben vier übrig. Davon die zwei bekanntesten: das Aramäisch (die Sprache der Israeli) und Arabisch!

Wolfgang Gedeons Weltbild:

     1) Es gab die gute alte Zeit.

     2) dann kam die „Infiltration des imperialistischen Globalzionismus“ (der Juden!), dadurch ist

     3) Frieden, Souveränität und Freiheit aller Völker dieser Welt bedroht. Dagegen muss man

     4) mit der AfD für Demokratie und Frieden eintreten und muss sich heute gegen den Zionismus (also die Juden) stellen. Dann folgt zwangsläufig

     5) das ersehnte (judenfreie?) Paradies in Deutschland. Oder in Österreich. Oder in Polen. Oder in Ungarn ….

Zur Information: Man sollte den Punkt 2) nicht so eng sehen. Hier ist Platz für alle möglichen schuldigen Minderheiten: Flüchtlinge, Emigranten, Angehörige nichtchristlicher Religionen, „Gutmenschen“, Kapitalisten, Banker, Manager, Journalisten („Lügenpresse“), Intellektuelle und generell die Ausländer.

Achtung! Bei den Ausländern gibt es einen deutsch-fundamentalistischen Joker ohne Arier-Nachweis mit blitzartig erworbener deutscher Staatsbürgerschaft. Gleiches gilt in Österreich! Man muss Fußballspielen können. Und zwar für Deutschland. Oder für Österreich. Das ist beispielhafte Integration!

Aber es besteht in Deutschland die Gefahr einer multikulturellen Fußball-Gesellschaft mit dominanter Emigranten-Herrschaft. Detto in Österreich.

Gedeon für Deutschland! Wir haben Strache in Österreich! – Johann  Ernst


Leserbrief zu dem Artikel von Heike Buchtner u. a.: „Das ist kein Spaß mehr“:

Sie beziehen sich auf das Buch von Martin Hellweg. Wenn man das Geldsystem aber wirklich verstehen will, hilft dieses Buch nicht viel weiter. Es wird suggeriert, dass Banken die Einlagen der Sparer als Kredit an Unternehmen oder Privatpersonen weitergeben. Tatsächlich hat die Kreditvergabe jedoch nicht viel mit den Einlagen der Sparer zu tun. Mit der Vergabe von Krediten wird Geld, was zuvor nicht da war, geschöpft.

Es fehlt die tiefe Analyse des Banken- und Geldsystems. Deshalb kann die Lösung „mehr Eigenkapital“ nur eine Scheinlösung sein. Doch eine Lösung, die auf einer fehlerhaften Analyse beruht, taugt nichts. Schade,ist doch Prof. Hellweg Experte für Gemeinschaftsgütern, der sich eigentlich mit unserem Geldsystem auskennen sollte. – Rüdiger Weigel


Zum Artikel „Es brennt“ von Jeanette Otto:

Naja, es „brennt“ doch überall im Bildungswesen. Und da ist es doch völlig egal, welche politische Partei(en) am Runder ist/sind. – Volker Arnold


Zum Artikel „Die Höschenfrage“ von Dagmar Rosenfeld:

Zunächst Dank an die ZEIT, den Meinungs-Artikel „Die Höschenfrage“ gedruckt zu haben, dann der Dank an Frau Rosenfeld, Ihre Meinung kund getan zu haben.

Meine Lebensgefährtin sagte soeben leicht hin, beim Anblick meines Schreibens an Sie, „Ach Du meine Güte, Frauen interessiert das gar nicht, so’n reiner Männerartikel“ und wendete sich rasch wieder ihren sonntäglichen Verrichtungen zu.

Ich finde allerdings nicht, dass  Frauen das nicht interessiert, zumal meine Liebste vorhin aufmerksam meinem Vorlesen des Artikel lauschte und doch Beach-Volley-Ballerinnen sämtlichst Frauen sind und also direktest betroffen von Wettkampf-Bekleidungsvorschriften.

Ich finde es absolut richtig, die Nacktheit als Schwester der Freiheit zu bezeichnen, genauso, wie die Entscheidungsfrei- oder Bestimmungshoheit von Sportlerinnen in Fragen ihrer Sportkleidung die Schwester der Demokratie, des Liberalismus genannt werden könnte.

In diesem Lichte besehen, so denke ich, hatten die Damen aus Ägypten gar keine Wahl, denn ohne Burkini, ob bekennende Muslima oder nicht, hätten sie sicherlich gar nicht antreten dürfen und deshalb stimme ich Ihrem Satz „Du bist eine Option“ zwar bedingt zu, aber das „Frauen sich für oder gegen Dich entscheiden können“ stimmt meines Erachtens nur sehr bedingt und das auch für beiderlei Kleidungsträgerinnen:

Die aus Ägypten wären sicherlich als Bikiniträgerinnen übelst attakiert worden und die Bikini-Trägerinnen wiederum sind den Zwängen der den Sport beherrschenden Männerbünde unterworfen und hätte deshalb (un)wohl ebenso nicht mit, z.B. Badeanzug antreten dürfen/können.

Und genau deshalb meine vollste Zustimmung: Die Nacktheit ist die Schwester der Freiheit !!!

Was sicherlich auch ganz interessant wäre: Welche Mühlen mahlen wie und warum für oder gegen den Beach-Volley-Ball-Bi-Burkini? Und: welche sachlichen Argumente aus dem Erleben der SportlerInnen sprechen für oder gegen eine bestimmte Kleidung? Das sollten Sie nachholen um der Freiheit Schwester willen. – Wolfgang Maeser


Leserbrief zu „Kämpft für diese Rentenformel“ von Felix Rohrbeck:

Es ist unseriös eine Formel anzugeben, in der die einzelnen Komponenten nicht erklärt werden was sie bedeuten. Der Untertitel der Formel ist auch Populismus. Ich, 67 Jahre, stimme durchaus dem Autor zu, dass das „Rentenproblem“ nicht auf den Schultern der jüngeren Generation ausgetragen werden kann, sondern alle Renten und vor allem die Pensionen nach einer Formel ausgerechnet werden müssen. Es kann nicht sein, dass Sozialbeiträge im Januar erhöht werden und die Rentenerhöhung im Juli häufig genug die höheren Sozialbeiträge übers Jahr gesehen auffressen, also ein Minus entsteht . Wohingegen Pensionen immer prozentual mit der Erhöhung der Gehälter im öffentlichen Dienst einhergehen. – Ute Bergmann


Leserbrief zum Artikel „Was für Landsleute?“ von Özlem Topçu:

Wir sind auch noch da! „Wir“, das sind die Doppelstaatler, deren zweite Staatsangehörigkeit nicht die türkische ist.

Dass die CDU und andere Gruppierungen die doppelte Staatsangehörigkeit immer als deutsch / türkisch darstellen, schon in der Diskussion der 90er Jahre, hatte und hat einen sehr durchsichtigen Grund: Populismus.

Wenn die ZEIT sich auf diese Schiene der Verengung begibt, zumindest am Anfang des Artikels, bin ich darüber sehr traurig. Für den Rest des Artikels ganz großen Dank an Özlem Topcu (Entschuldigung für das fehlende Cedille, ich kann es nicht finden), sie bringt die Fragen, Gefühle und auch Probleme gut zum Ausdruck.

Wann wird man begreifen, dass „Staatsangehörigkeit“ immer noch etwas mit „Wurzeln“ zu tun hat, die man nicht mal eben so kappen kann? Bei den einen geht das schneller, bei den anderen nicht, und das hat bei den meisten nicht viel mit „Integration“ zu tun. Die ist außerdem ein Prozess, der Zeit braucht oder auch gar nicht zum Abschluss kommt, wenn darunter ein „entweder – oder“ verstanden wird.

Das kann man in Grenzgebieten sehr gut beobachten, dort gab es in Europa schon immer Übergangszonen, bevor der Nationalismus im 19. Jahrhundert die strikte Grenzziehung und Trennung einführte. Das kann nötig sein zur leichteren Verwaltung (und zur Kriegführung!), aber sollte nicht auf das Leben der Menschen ausgedehnt werden.

Ich selber lebe seit 47(!)Jahren mit einer doppelten Staatsbürgerschaft. Entscheiden könnte ich mich kaum, denn beides gehört zu meinem Leben, ich freue mich an der Erst- wie an der Zweitsprache, daran, mich in beiden Kulturen durchaus zu Hause zu fühlen und zurecht zu kommen. Das alles ist eine unglaubliche Bereicherung, für die ich sehr dankbar bin.

Die Frage der unbedingten Loyalität stellt sich in Europa zum Glück seit einiger Zeit nicht mehr (sehr stark), und ich werde alles dafür tun, dass das so bleibt. „Wir“ Doppelstaatler lassen uns von den Rückwärtsgewandten nicht davon abbringen, denn unser Horizont ist weit geworden, zu weit für nationalistische Enge.

Und à propos Nationalstaat: Bayern gehört zu Deutschland, aber die Sprache und so manche Tradition verstehe ich nicht … – Heide Itasse


Leserbrief zum Artikel „Kindgerecht“ von Rainer Rettinger:

Sie fordern: Kinderrechte ins Grundgesetz.

Es gibt zweifelslos schweres Unrecht an Kindern, doch es ist genauso wenig durch Gesetze völlig aus der Welt zu schaffen, wie alles anderes Unrecht auch.

o  Den Kindern wäre schon viel geholfen, wenn die potentiellen Eltern nicht nur geschlechtsreif zu sein brauchen, um Kinder zu zeugen. Leider eine unrealistische und deshalb naive Vorstellung.

o  Den Kindern wäre auch dann geholfen, wenn sie nicht in einem prekären  Umfeld aufwachsen würden. Leider ebenfalls eine unrealistische und deshalb naive Vorstellung.

o  Den Kindern wäre ebenfalls geholfen, wenn sie weniger durch Gesetze als Zuwendung geschützt würden. Millionen von Eltern tun das! Ganz ohne Gesetze!

Mein Vorschlag wäre: Sie machen sich mal Gedanken um die Ursachen (Pkt. 1 & 2), statt mit dem ewigen Geschreie nach Gesetzen nur über die Wirkung zu krakeelen!!! – Klaus Riediger


Zu „Kämpft für diese Rentenformel“ von Felix Rohrbeck:

Chapeau – ein junger Redakteur setzt auf den hinteren Seiten des Wirtschaftsteiles der ZEIT ein journalistisches Glanzlicht! Die im Gesetzestext gruselig schwer verständliche Rentenanpassungsformel aus § 68 SGB VI wird graphisch hervorragend dargestellt und nebenbei in wenigen Sätzen so einleuchtend erklärt, dass auch dem Laien klar werden kann: das Problem der gesetzlichen Rente liegt an den vollständig oder teilweise fehlenden Beiträgen der Selbstständigen, besser Verdienenden, Beamten, Arbeitgeber und dem Schicksal der skandalös schlechter gestellten Arbeitslosen und Minijobber, nicht am sinkenden Rentenniveau.

Wer populistischen Stimmenfängern  à la Gabriel/Seehofer/Bsirske so elegant entgegen tritt, empfiehlt sich selbst für ein politisches Amt. Rohrbeck for Wirtschaftsminister! Bitte gründen Sie eine Partei, damit ich Sie wählen kann. – Michael Dammann


Zum Artikel „Gold für Zynismus“ von Josef Joffe:

Das Dopingproblem wird keiner in den Griff bekommen, weil es keiner will – behaupte ich. Das ist ein Gesellschaftsproblem des Westens. In Asien ziehen sich die Menschen haufenweise Drogen rein. In Europa wird es teilweise geduldet und auch staatlich sanktioniert. Dieser Vergleich hinkt etwas, ich weiß, aber in der Sache nicht so ganz falsch.

Seit über 50 Jahren gibt es Drogenkontrollen nur dort wo es möglich ist. Ich bin mir ziemlich sicher, die Chinesen jetzt bei Olympia in Rio, sind nicht frei von Doping. Die Wissenschaft unterstützt das ebenfalls. Alles was Ihr Autor Josef Joffe zu Papier gebracht hat wird auch seiner Kritik widerstehen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Was für Landsleute?“ von Özlem Topçu:

In Ihrem Leitartikel in der Zeit 34/2016 „Was für Landsleute?“ gehen Sie von der zentralen Behauptung aus, die doppelte Staatsbürgerschaft vermittle den türkischstämmigen (Mit-) Bürgern, sie müssten sich nicht entscheiden, sie seien an zwei Orten [in der BRD und der Türkei] zu Hause. Dies klingt wie ein Werbeslogan aus der Phase der parlamentarischen Debatte um dieses Thema, ist aber von der Soziologie hinlänglich widerlegt und ich wundere mich, wie Sie so etwas heute ernstlich schreiben können. Identität und Staatsbürgerschaft sind nicht identisch und gerade bei Jugendlichen – mit denen ich beruflich seit 20 Jahren zu tun habe – ist die Entwicklung einer tragfähigen Antwort auf die Frage „Wer bin ich/will ich sein?“ eine heikle Aufgabe, dabei macht ein Migrationshintergrund die Lösung eher schwieriger. Der deutsche oder doppelte Pass hilft da sehr wenig. Sie sprechen die Problemfelder zu Beginn Ihres Artikels an (geringere Qualifikation, fehlende Berufsabschlüsse, Hartz IV Bezug, häusliche Gewalt und Kriminalität), vernachlässigen diese aber im Weiteren.

Ich begegne zunehmend türkischstämmigen SchülerInnen, die nach 17 Jahren in unserem Land die deutsche Sprache auf dem Niveau der 4. Klasse beherrschen. Textverständnis, Regelbeherrschung, Wortschatz sind so gering, dass höhere Bildungswege verschlossen bleiben müssen. Wenn diese jungen Menschen mir als Perspektive nennen „Ich werde Hartz IV“ und sich Kritik verbitten mit dem Verweis darauf, sie seien „stolze TürkInnen“, frage ich mich schon manchmal, was wir mit diesen Landsleuten anfangen sollen. Die Entscheidung, in einem fremden Land zu leben, wird nur dann für beide Seiten eine Erfolgsgeschichte, wenn der Zuwanderer einige grundlegende Dinge bejaht: die Beherrschung der Landessprache, Zustimmung zu den geltenden Normen und Werten (Grundgesetzt reicht), ein Minimum an Interesse Land und Leuten. Wer physisch und mental in seiner Parallelgesellschaft verharrt, wird in der ersten nicht ankommen.

Es gibt neben Pinar Atalay andere populäre Figuren in den Medien, die zeigen, dass das geht. Ich könnte bescheidenere Beispiele anfügen, wie den besten Schüler meiner letzten FHR-Klasse: ein türkischstämmiger junger Mann, vor dem ich nicht nur wegen seiner guten schulischen Leistungen den Hut ziehen würde. Ja, alles richtig und gut so. Aber die Diskussionen um doppelte Staatsbürgerschaft und Kopftuch, um Schächten und Moscheen umkreisen immer wieder den – aus meiner Sicht – zentralen Punkt, ob jemand bereit ist, sich auf das neue Land einzulassen und es so zu seinem zu machen, oder ob „bei uns“ dann selbst in der dritten Generation noch heißt „in unserer türkischen Community“. Wenn es Möglichkeiten gibt, eine solche bewusste Entscheidung zu befördern, vielleicht so einzufordern, dann sollte man darüber auch nachdenken. Die doppelte Staatsbürgerschaft war in dieser Hinsicht ein symbolischer Akt ohne nachhaltige Wirkung. – Uwe Altmann


Leserbrief zu „Heim, Herd, Blog“ von Verena Friederike Hasel und „Wir sehen das nicht so“ von Felix Lill:

Wenn in „Heim, Herd, Blog“ Frau Hart ihr Geld damit verdient, dass sie ihr Leben als ein schönes darstellt und deswegen keine Bilder ins Netz stellt, auf denen sich Ihre Kinder streiten, dann ist das o.k..

Wenn im direkt anschließenden Artikel eine Seite weiter das böse, böse IOC mit seinem eigenen Sender exakt das Gleiche macht, dann ist das verpönt. Bitte erklären Sie mir den Unterschied! – Michael Müller


Zu »Wir lachen viel. Auch über Hierarchien hinweg« von Felix Dachsel:

Ich habe Ihnen schon Leserbriefe geschrieben. Meist dann, wenn ich etwas zu beanstanden oder zu hinterfragen hatte. Heute möchte ich Ihnen ein dickes DANKESCHÖN schreiben für die oben genannte Glosse von Felix Dachsel. Wunderbar, wie humorvoll er die sonst übliche Situation des Kartenschreibens aus dem Urlaub umgekehrt hat. Bitte bringen Sie häufiger solche Texte zum Schmunzeln in einer ansonsten eher bedrückenden Zeit. Danke! – Günter Koch


Zum Artikel „Pflegemutter“ von Moritz Herrmann:

Vielen Dank für Ihren ehrlichen, offenen , persönlichen und vor allem einfühlsamen Bericht über die katastrophalen Arbeitsbedingungen Ihrer Mutter in der Pflege. Ich habe die „Zeit“ und Ihren Artikel  nach meinem Sonntagsdienst in einer Wohngruppe für psychisch kranke Menschen gelesen und war sehr berührt. Vieles, was Sie beschreiben, kann ich aus Berichten von anderen Krankenpflegern nur bestätigen.

Wir Pflegekräfte arbeiten rund um die Uhr, an allen Feiertagen für das Wohl der uns anvertrauten Menschen. Das tun wir gerne. Aber Zeitdruck und Ökonomisierung des Gesundheitswesens , damit verbundener Kostendruck, erschweren erheblich die Arbeit!

Noch ist es im Bereich Psychiatrie nicht ganz so extrem wie in der ambulanten Pflege. Wie kann es sein, dass ein Arbeiter am Band bei BMW das Dreifache einer Altenpflegerin oder Krankenschwester verdient? Liegt es nur daran, dass es ein Frauenberuf ist? Mir fällt es schwer, junge Menschen zu überzeugen,den von mir so geliebten Beruf der Heilerziehungspflegerin zu ergreifen. Die Arbeit lässt sich nur schwer mit dem Familienleben und einer erfüllenden Freizeit vereinbaren.

Möge Ihre Mutter Erfüllung in der Arbeit mit Kindern im Kindergarten finden. Ich zolle Ihr größte Achtung  für die vielen Jahre aufopferungsvoller Arbeit mit kranken und alten Menschen. Sie haben Ihr und allen Pflegekräften das gegeben, was wir so oft vermissen :RESPEKT. Dafür Danke. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Ihr Artikel durchaus auf  das Titelblatt gehört hätte. Mich hat er bewogen, das Abonnement der „Zeit“ nicht zu kündigen. Trotz beginnendem Fernstudium der Psychologie im Herbst. Das ist meine Antwort auf häufig anfallende Überstunden. – Ute Krzykowski


Leserbrief zu „Kämpft für diese Rentenformel“ von Felix Rohrbeck:

Herr Rohrbeck hat recht: mit einer Stabilisierung oder gar einem Anstieg des Renten-Niveaus zu locken, ist purer Populismus im Hinblick auf Wahlen. Das wäre genauso falsch wie die Zusage von „Mütterrente“ und „Rente mit 63“

im Jahr 2014 – ohne dafür entsprechende Einnahmen vorweisen zu können. Die Folge dieser Entscheidungen wird sein, dass die Nachhaltigkeitsrücklage der Rentenversicherung von 34 Mrd. € (2014) auf 14 Mrd. € (2019) schrumpfen wird (siehe Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung von 2015).

Die Beamten und Selbständigen in den Kreis der Rentenversicherten einzubeziehen, ist leider auch nicht die Lösung, wenn nicht gleichzeitig weitere Stellschrauben  justiert werden (das Rentenproblem würde durch diese eine Maßnahme erst einmal etwas in die Zukunft verschoben, im Übrigen aber dramatisch verschärft, weil die Zahl der Rentenempfänger größer würde, die Zahl der Beitragszahler durch den Geburtenrückgang seit 1964 aber nicht ausreichend wäre.)

Der von mir zusätzlich anzusprechende Schritt wäre eine wesentliche Heraufsetzung oder gar Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze samt Neuregelung der Beitragssätze – wie es seit vielen Jahren in  der Schweiz gehandhabt wird. Dort liegt der Beitragssatz bei rund 10% des Lohnes/Gehaltes und wird wie bei uns zur Hälfte von Arbeitnehmer und Arbeitgeber bezahlt. Für die Selbständigen beträgt der Beitragssatz 5-6 %, ist von ihnen allein zu tragen und wird berechnet vom Erwerbs-/Netto-Einkommen (abzüglich Steuer und Abgaben) – auch hier gibt es keine Beitargsbemessungsgrenze. Für die Arbeitnehmer ist die Belastung gegenüber Deutschland günstiger, für die Selbständigen ganz klar ungünstiger: es erfolgt über die Rentenversicherung eine echte Umverteilung, ohne dass es in der Schweiz zu einer Revolution gekommen wäre.

Ein weiterer Punkt ist die sog. Riester-Rente. Sie ist eingeführt worden zum Ausgleich für den Rückgang des Renten-Niveaus. Leider läuft es in der Praxis so, dass Diejenigen, die auf dieser Zusatzrente angewiesen sind, die Riester-Rente nicht abschließen (können, weil sie zu wenig verdienen) und für die Besser-Verdienenden hier eine Zusatz-Rente geschaffen wurde.

Wie in der Schweiz müsste die Riester-Rente  v e r b i n d l i c h  gestaltet werden –  für Arbeitnehmer und Arbeitgeber  also PFLICHT sein. – Andreas Tiefensee


Kommentar zu „Was hat dieser Mann getan?“ von Christian Fuchs und Lars Weisbrod:

Was hat dieser Mann getan? Er hat immerhin Stoff für zwei Seiten Schwachsinn auf BILD-Niveau geliefert. Was soll das? – Peter Riegger


Leserbrief zum Artikel „Erdoğan, der Retter?“ von Martin Klingst,
Jörg Lau und Bernd Ulrich:

Als langjährige Zeitleserin bin ich immer mehr entsetzt, dass sich eine Zeitung, die die demokratischen Begriffe immer verteidigt hat, von Woche zu Woche mehr zu einer abwiegelnden Wortwahl und Meinung hinreißen lässt, was die Ereignisse in der Türkei angeht!

Die Gefangennahme von tausenden Richtern, Lehrern, Menschen mit anderer politischer Meinung wird als „Säuberung“ in Anführungsstrichen genannt! Wie würde man das nennen, wenn es in Polen, Ungarn o.ä. geschehen würde ? Anstatt die Tatsachen beim Namen zu nennen, dass nämlich die Geschehnisse in der Türkei doch verdammt viel an den Reichstagsbrand und die nachfolgenden Geschehnisse erinnern. Warum wiegelt man ab anstatt sich klar zu distanzieren? Wegen der Flüchtlingsschwemme, vor der man Angst hat, das Erdogan sie auf den Weg schickt. Wie erbärmlich, dass sogar Zeitredakteure lieber eine Diktatur schönreden!

„Weniger Tote im Mittelmeer und bessere Lebensbedingungen“ in der Türkei werden dagegengehalten. Mehrere Absätze weiter wird ehrlicher gesagt, dass die Türken auch auf Flüchtlinge schießt. Und wie wohl werden diese in den Lagern gehalten? Aber solange Erdogan die Dreckarbeit für uns macht, ist es doch einfacher, dass er Oppositionelle erschiesst anstatt dass wir eine starke Aussengrenze aufbauen, die wir vielleicht sogar wirklich verteidigen müssen, im Notfall auch mit Waffengewalt!

Die Ansicht der Autoren, dass wir Zutrittsrecht durch die Verhandlungen zum Eintritt der Türkei in die EU hätten und damit Einflussnahme, mutet nur noch wie ein Wunschgedanke an und nimmt ihnen keiner mehr ab. Es sei denn als Anleitung dafür, nicht selbst handeln zu müssen! – Dr. Elisabeth Gabka


Zu Rohrbeck: „Kämpft für diese Rentenformel“:

Ein wichtiger Artikel mit Einsichten in die Alterssicherung. Leider wird bei diesem Thema immer wieder Sand in die Augen der Bevölkerung gestreut. Ihre Diskussion der Altersarmut,  bei der Sie vor allem die Billigjobber, Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose hervorheben, scheint in die richtige Richtung zu gehen. Allerdings wird doch ein entscheidender Punkt übersehen.

Im Nachhaltigkeitsfaktor wird das Verhältnis der Beitragszahler zu den Rentnern berücksichtigt. Aber es müsste auch das Verhältnis von Eltern mit Kindern und Paaren sowie Singles ohne Kinder in die Rechnung mit eingehen. Bei der Pflegeversicherung hat man das immerhin im Ansatz versucht.

Denn zweifelsohne sind Kinder – wie jeder weiß – für eine Gesellschaft, in der ein ausgewogenes Verhältnis von Einzahlern und Rentenempfängern angestrebt wird, unabdingbar. Sonst funktioniert keine Formel. – Hans Lazarus


Kommentar zum Leserbrief von H. Weigmann:

Ich verstehe nicht, warum man eine solche Aussage macht bzw. hervorhebt („… eine Folge der Einteilung der kapitalistischen Gesellschaft in ‚winner‘ und ‚loser‘.)

Es ist offenbar ein aktueller Trend, „den Kapitalismus“ für alles Mögliche verantwortlich zu machen, was ganz offensichtlich seinen Grund nicht im Kapitalismus hat, sondern im „Menschlichen“. Oder können Sie mir auch nur eine Gesellschafts- und Wirtschaftsform nennen, die keine ‚winner‘ und ‚loser‘ hervorbringt ?

Ähnlich unsinnig ist es, „den Kapitalismus“ für das Auftreten von Kriegen verantwortlich zu  machen – als ob es in der Menschheitsgeschichte nicht auch genügend Kriege gegeben hätte, als es noch keinen Kapitalismus gab. – Herbert Rein


Zu Reisen: Espresso-Zeichnungen von Martin Burgdorff:

Ich langjähriger ZEIT-Leser habe ich mich sehr über o.g. Seite gefreut, weil ich in M. Burgdorff einen Gleichgesinnten kennengelernt habe. Auch er verzichtet beim reisen auf einen Fotoapparat und zeichnet mit Fineliner und koloriert mit Espresso. Anbei meine 1. Espresso-Zeichnung, in die allerdings auch ein grüner Oleander gerutscht ist. Ort der Handlung war Vaison la romaine in der Provence 2015. – Helmut Wartner


Leserbrief zu „Was hat dieser Mann getan?“ von Christian Fuchs und Lars Weisbrod:

Seit fast 40 Jahren bin ich Abonnent Ihrer Zeitschrift. Seit meinen ersten Tagen mit der „Zeit“ habe mit dem Feuilleton-Teil gefremdelt. Er ist nicht mein Favorit und wird nicht als erstes aufgeschlagen und gelesen, wenn ich die neue Ausgabe aus dem Briefkasten geholt habe. Andererseits habe ich mich aber immer auch mit den Themen dort auseinandergesetzt, mal mehr und mal weniger erfolgreich. Aber der Aufmacher in dieser Ausgabe ist mir absolut unverständlich – als Teil in Ihrer Zeitschrift. Das Schicksal von Herrn Appelbaum ist natürlich schlimm. Seine Ausbotung aus dem Tor-Projekt trifft ihn sicher sehr. Für mich habe ich erstmals von diesem Projekt gehört und was dahinter steckt. Das ist interessant und berichtenswert. Die Geschichte dahinter mit all den Details – wer wann mit wem wo und wie Sex hatte – finde ich absolut überflüssig und dem Niveau dieser Zeitschrift nicht angemessen. Bitte verschonen Sie mich in Zukunft solchen Texten und bleiben Sie oberhalb der Gürtellinie. Ich möchte solch schmierige Texte in der „Zeit“ nicht lesen müssen. Für derartige Inhalte sind andere Blätter bekannt. – Wolfgang Lichius


 Zum Artikel „Unter Verdacht“ von Umut Yetmezoglu:

In dem Artikel der Unter Verdacht setzt sich Ihr Autor „Umut Yetmezoglu“ mit Fethullah Güllen auseinander. Der Artikel lobt Herrn Gülen Fethullah und seine Bewegung ungewöhnlich hoch und attestiert ihm etwas, wovon die meisten Belesenen der Türkei nicht überzeugt sind: Gülen wäre ein Demokrat und Laizist.

„Die Zeit“ kann mit dem Hinweis auf den objektiven Journalismus zu einem Thema wie die Gülen Bewegung  Artikeln in pro oder contra Haltung publizieren. Man erwartet sogar von Die Zeit einen solchen Journalismus.

Allerdings ist der Kommentar der Redaktion unter dem Artikel „Wer derzeit als türkischer Publizist fair über Gülen schreibt, muss mit einer Verhaftung rechnen“ nicht mit der journalistischen Ethik vereinbar. Hier teilt die Redaktion dem nicht minder belesenen Leser mit, was „fair“ in Sachen Gülen Bewegung bedeutet: Loben des Herrn Gülen und seiner Bewegung, wie es der „Umut Yetmezoglu“ erfolgreich tut, das wäre fair.

Es ist von der Redaktion „Die Zeit“ ziemlich unfair, die ganzen Journalisten Unfairness zu attestieren, weil sie der Gülen Bewegung gegenüber kritisch stehen. Die Haltung der Zeit Redaktion ist kritisch, weil sie uns mitteilt: Wer Gülen Bewegung kritisiert ist unfair, wer lobt ist fair und wird auch noch verfolgt.

Von einem renommierten Magazin wie die Zeit kann man schon erwarten, dass dort in der Redaktion Journalisten sitzen, die der deutschen Sprache so weit mächtig, um einen Unterschied zwischen „fair“ und „positiv“ oder „andersdenkende“ machen zu können und davon zu gebrauchen. – Adil Kaya


Leserbrief zu Fritz Schaap: „Diese Männer werden wahrscheinlich sterben“:

Zutreffend wäre die Überschrift: „Auf lange Sicht sind wir alle tot“. Europa und Deutschland würde mal wieder ein Kanzler vom Typus Helmut Schmidt gut bekommen.

Derzeit sind es unhistorische Menschen, die leider in Verantwortung stehen für den Staat und die Geschicke der Menschen. Wen wundert’s, dass von Politikern ohne Kriegserfahrung leichtfertig Säbelrasseln veranstaltet wird. Wollen sie diese Erfahrung nachholen? – Erik Schneider


Leserbrief zu „Kämpft für diese Rentenformel“ von Felix Rohrbeck:

Ob Ihre Rentenformel gut ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Das ist auch völlig unwichtig. Bisher ist es so, dass das Kapital für die Rentenversicherung von den lohnsteuerpflichtigen Arbeitnehmern aufgebracht wird.  Kluge Menschen haben festgestellt, dass diese Sorte Mensch langsam aber sicher schwindet und damit auch das Kapital der Rentenversicherung.  Bei diesem Sachverhaltwird Ihnen, wenn Sie im Rentenalter sind, auch die beste Formel keine ausreichende Altersversorgung bringen.

Ich gehöre dem Jahrgang 1931 an. Für mich ist das alles nicht mehr wichtig. Aber für Sie!! Das Rentensystem muss umgebaut werden. Beiträge müssen nicht nur von den Lohnsteuerzahlern aufgebracht weren sondern von ALLEN Steuerzahlern einchl. der Kapitalgesellschaften. Dafür sollten Sie kämpfen und nicht für eine Formel, die wertlos sein wird, weil es dann nichts mehr zu verteilen geben wird. – Immo Richter


Zu „Kämpft für diese Rentenformel“ von Felix Rohrbeck:

Für dieses Fazit „eine Formel für alle“ steht derzeit leider lediglich die AfD (Schweizer Modell), weil sie noch nicht in der Wandlitz-Gesellschaft (Waldsiedlung) angekommen ist. Es ist sehr bedauerlich, dass sich nicht eine der etablierten Parteien zu diesem Schritt durchringen kann.

Unabhängig vom Schweizer Modell könnte das bestehende System aufwandsneutral berichtigt werden. DIE ZEIT hat schon vor 20 Jahren in diesem Sinne insistiert: „Banger Blick aufs Altenteil“  (DIE ZEIT Nr. 7/1996 vom 9.02.1996). „Der „Generationenvertrag“ müsste nämlich ein Vertrag nicht nur zwischen zwei, sondern zwischen drei Generationen sein. 1957 unterließ man es, in die Rentenformel ein „Kinderelement“ einzufügen; Kinder, so dachte man naiv, kommen ohnehin.“ In einem weiteren Artikel wurde aufgezeigt, wie diese Gerechtigkeitslücke über ein Bonus-/Malus-System behoben werden könnte.

Der Autor  Jürgen Borchert, Richter am Hessischen Landessozialgericht („Sozialstaatsdämmerung“ 2013) sagt deutlich: „Da diejenigen, die die Sozialgesetzte machen ( . . . ) nicht von dem betroffen sind [was sie beschliessen] ( . . . ) [ist] eine gerechte Sozialordnung unmöglich.“ Wandlitz lässt grüßen. – Reimar Schappach


Betrifft Josef Joffe: „Trump: Ausgereizt“:

Arrogante Menschen sind zweifellos ignorante Menschen, gleichwohl können sie uns auf allen Ebenen begegnen.

Dass sich seit geraumer Zeit – mal mehr, inzwischen weniger – mit Donald Trump sogar ein Paradebeispiel für diese Spezies durchaus Hoffnung auf das weltweit politisch mächtigste Amt machen kann, dürfte allerdings selbst die ideologische Vorstellungs- kraft vieler Republikaner gesprengt haben.

Dabei sind die Grenzen des demokratisch Vertretbaren nach all den gezielten Tritten in jedes nur erdenkbare Fettnäpfchen und das Brechen jedes noch so biegsamen Tabus durch den Immobilienmogul ohnehin längst erreicht.

Von Anfang an haben viele Fragen Trumps Bewerbung um das US-Präsidentenamt begleitet, mit den meisten Antworten hat sich der offensichtlich beratungsresistente Milliardär höchstselbst entlarvt und disqualifiziert, menschlich wie politisch.

Derweil muss ernsthaft gerätselt werden, ob der ausgewiesene Narzisst nicht doch nur spielen will, ob er nicht schlichtweg als Vertreter in eigener Sache zur besten Sendezeit und mit dem größtmöglichen Aufmerksamkeits-Bonus das ihm in den Vorwahlen entgegengebrachte Vertrauen und somit bereits erteilte Verantwortung und Macht missbraucht.

Doch worin auch immer das Agieren des Donald Trump begründet sein mag, dieser Mann ist eine lose Kanone an Deck des Schiffes Amerika, und es segelt in stürmischen Zeiten.  Entstehende Wellenschläge erfassen indes absehbar nicht zuletzt den alten Kontinent. – Matthias Bartsch


Leserbrief zum Artikel „Was für Landsleute?“ von Özlem Topçu:

„Abgesehen davon, dass ich der Autorin in ihrer Ablehnung der erneuten Politisierung der doppelten Staatsangehörigkeit zur zustimmen kann, irritiert mich, dass die Debatte um die doppelte Staatsangehörigkeit von Anbeginn von Unehrlichkeit geprägt war und noch immer ist. Sie ist unehrlich, weil verschwiegen wird, dass die doppelte Staatsangehörigkeit schon seit langem für gewisse Bevölkerungsgruppen akzeptiert wird:

  • Deutsche, die mit Geburt eine zweite Staatsangehörigkeit erwerben (Abstammung von den Eltern, das legendäre jus sanguinis; Kritiker sprechen immer von der Blut- und Bodenpolitik der Nationalsozialisten, was natürlich Unsinn ist, denn das Abstammungsrecht ist viel älter und im Übrigen erwerben fast auf der ganzen Welt Kinder die Staatsangehörigkeit ihrer Eltern, was auch Sinn macht) müssen sich NICHT mit 18 entscheiden, wie immer irrtümlich behauptet wird;
  • So trifft man auch auf der ganzen Welt Deutsche an, die über Generationen hinweg ihre deutsche Staatsangehörigkeit durch Abstammung erworben haben und entweder gar keine Beziehung mehr zu Deutschland haben, natürlich auch nicht mehr deutsch sprechen oder ein Deutschlandbild haben, das in der Zeit stehengeblieben ist (mit Glück in den 50er Jahren, aber auch gerne mal früher); diese Deutsche haben häufig auch eine zweite Staatsangehörigkeit;
  • EU-Staatsangehörigen und Schweizern erlaubt Deutschland seit einigen Jahren die doppelte Staatsangehörigkeit.
  • Seit gut  einem Jahrzehnt erlaubt Deutschland in Ausland lebenden Deutschen großzügig die Staatsangehörigkeit ihres Gastlandes zu erwerben, wenn dies einigermaßen plausibel begründet wird.

Ich frage mich, wieso dieselben Politiker, die „unseren“ Deutschen in Deutschland und weltweit eine zweite Staatsangehörigkeit großzügig gestatten (ohne Sorge zu haben, dass sie ihre Loyalität dem anderen Staat schenken),  in Deutschland seit Generationen lebenden Ausländern eine Wahl aufzwingen wollen. „ –  Kirsten Hardt


Zu „Trumps amerikanischer Traum“ von Heike Buchter:

ihre Aufstellung der Berater für Donald Trump hat große Qualität, wenn ich meinen Freunden in Amerika glauben schenken darf. Ich sehe keinen Grund das nicht zu tun. Das war auch meine Einschätzung schon vor Wochen.

Unabhängig von den Meinungen der Wissenschaftler, die kein gutes Haar an der Nominierung lassen. Das scheint mir eher eine beleidigende Nummer zu sein. Natürlich werden die auch ihre Vorteile darin sehen, Na und!?

Unser Wohlstand in Europa konnte nur durch hohe Schulden gehalten werden. Ich behaupte; nur dadurch konnten wir den Wohlstand sichern. Und das wird auch in Zukunft so weitergehen, auch wenn der Finanzminister stolz auf die schwarze Null sein kann.

Unsere Sozialausgaben werden in ungeahnte Höhen steigen. Sonst wäre der Wohlstand nur noch für wenige in unserem Land möglich. Die Flûchtlingswelle wird ja ungebrochen weiter gehen. Das belastet zusätzlich unseren Haushalt.

In Japan wurden Schulden gemacht bis der Arzt kommt. Das als Vergleich, hat Deutschland noch jede Menge Luft nach oben. Ein Widerspruch in sich. Das Kartenhaus bricht erst dann zusammen, wenn kaum ein Mensch , ausser Nahrungsmittel, etwas kauft. Trump wird ohnehin nicht gewinnen. Ich rede eigentlich um ungelegte Eier. Ich verschätze mich selten. – Gunter Knauer


„Der Drink: Pfeffi; Die Lage: Vorstellungsgespräch“ von Giulia Becker:

Seit vielen vielen Jahren lese ich die ZEIT aus Überzeugung. Auch weil immer wieder kontroverse Meinungen und Themen gedruckt werden.

Aber die Serie „Drinks für jede Lebenslage“ finde ich arg daneben. Am Anfang war es ja noch ganz lustig und auch irgendwie ironisch, aber inzwischen liest man jedes Mal nur noch eine weitere Folge von „Man muss ja nicht immer und zu jeder Gelegenheit betrunken sein, ABER mit diesem Alkohol ist der Rausch schon kultig/spannend/niveauvoll/erstrebenswert. Also haut euch die Birne bitte damit weg!“

Gerade in der neuen Z gibt es eine Menge tolle Rubriken zu allen möglichen Themen. Bestimmt findet man da eine neue Serie mit weniger alkoholischem Inhalt. Zum Beispiel: „Essen für jede Lebenslage“. – René Lange


Leserbrief zum Artikel „Kämpft für diese Rentenformel!“ von Felix Rohrbeck:


Felix Rohrbeck sprach in seinem Artikel zu Recht die Forderung aus, dass alle Erwerbstätigen in eine gemeinsame Altersversicherung einbezahlen müssen. Auch Selbständige und Beamte. Nur so kann in Zukunft ein gerechteres Sicherungssystem für die Rente aussehen. Von einer Solidargemeinschaft kann man vom derzeitigen Rentensystem nicht sprechen.

Eine grundlegende Rentenreform ist dringend notwendig, wenn wir der jungen Generation nicht zunehmende Lasten auferlegen bzw. weitere Absenkungen des Rentenniveaus hinnehmen wollen.
Leider sind im Parlament Beamte überproportional vertreten, die Interessenvertreter der Beamten und Selbständigen äußerst stark.

Umso wichtiger ist es, das Thema Rentenreform unter dem genannten Aspekt viel häufiger in den Medien zu thematisieren. – Elisabeth und Engelbert Schmitt


Leserbrief zum Artikel „Eure Krise, unser Aufstieg“ von Jan Ross:

Einem Teil der Entwicklungsländer geht es heute wesentlich besser als früher. Der Kapitalismus hat sich in diesen Fällen positiv ausgewirkt. Kann man deshalb die Entwicklung insgesamt positiv sehen?

Es gibt heute Zweifel. Prozentual kommt möglicherweise auch heute ein Gewinn heraus. Die Menschen sind aber Individuen und wollen Einzeln betrachtet werden. Vor Allem kommt es auf Gerechtigkeit an. Und das spielt in heutigen Betrachtungen überhaupt keine Rolle. Kann das Ganze aber zum Kippen bringen.

1.) Die Überlegung, wir lassen einige Wenige reich werden und dann wird schon genügend nach unten tropfen, um die große Masse auch zu Frieden zu stellen, geht nicht mehr auf. Es kommt unten nicht genügend an.

2.) Beispiel USA: Die Produktion wurde nach Asien verlagert und Teile der heimischen Bevölkerung in die Armut gedrängt. Dieser simple Tatbestand ermöglicht Donald Trump eine Chance, ins Weiße Haus einzuziehen. Es ist ein Spiel mit hohem Risiko.

Außerdem, ein Importeur macht einen hohen Gewinn, die Produzierenden in Asien nagen am Hungertuch und zu Hause kann sich ein Teil der Bevölkerung, soweit er noch ein Einkommen hat, billige Produkte leisten, ein anderer Teil ist inzwischen aber arbeitslos. Diese Verfahrensweise geht langfristig nicht auf. Es ist mehr Gerechtigkeit erforderlich, allen Beteiligten gegenüber. Den produzierenden Asiaten sowie der heimischen Bevölkerung gegenüber.

3.) Der Aufschwung dieser neuen Märkte birgt ein Risiko. Diese neuen Märkte sind in der Regel  durch ethnische Spannungen gekennzeichnet. Indien ( Hindus gegen Muslime) China als kommende Weltmacht gegen fast alle Nachbarn. Wobei Indien und Pakistan und China Atommächte sind. Es kann also noch lustig werden.

Das schlechte Beispiel Europa stimmt vorsichtig. Der Aufschwung in Europa im 19.Jahrhundert hat zu einem Militärpakt fast aller gegen Deutschland geführt und in der Folge dann zum 1. Weltkrieg. Russland, England, Frankreich und zum Schluss auch noch Italien wollten Deutschland als wirtschaftlich stärkstes Land ausschalten (nach Christopher Clark). Was dann auch gelungen ist mit Hilfe der Amerikaner.

Ein anderer Aspekt ist das verheerende Wirken europäischer Staaten im 18. und 19. Jahrhundert als Kolonialmächte in Asien. Wenn sich die Gewichte verschoben haben, die neuen Märkte in Asien gleichstark oder sogar stärker sind, wird man es Europa heimzahlen? Die Versuchung könnte zumindest bestehen.

4.) Ein wirtschaftlicher Aufschwung ist ebenso in Afrika und Südamerika erforderlich. In Afrika ist es erforderlich die korrupte Oberklasse zu umgehen. Dafür gibt es noch keine Rezepte.

Ich freue mich über jedes Land, dem es gelingt, der Armut zu entfliehen. Es gibt Ansätze und gute Beispiele, der Masse ist es aber noch nicht gelungen und das Risiko steigt. – Reiner Püschel


„Es hätte so schön sein können“ von Stefanie Kara:

Wenn es Teilchenphysiker nicht gäbe, müsste man sie… finden:-) – Wolfgang Backes


Leserbrief zu „Der Prinz ist es nicht“ von Anna von Münchhausen:

Schön, daß ich auch mal etwas von Ihnen lese. Friedrich August von Kaulbach ist mir auch wohl bekannt. Mit viel Phantasie könnte man im  “ „Porträt eines Unbekannten“ den Kollegen und wunderbaren Landschaftsmaler Karl Raupp erkennen, der ja auch in München gelebt und gelehrt hat. – Gunter Knauer


Zum Artikel „Pflegemutter“ von Moritz Herrmann:

Welch krasser Gegensatz zum Artikel „das ist kein Spass mehr“ im Wirtschaftsteil der gleichen Ausgabe. Wann wacht die Politik endlich auf und reformiert ihr krankes Gesundheitssystem? Statt immer mehr Geld in marode Banken zu pumpen sollten endlich mal die Bedingungen für die Menschen verbessert werden, die überhaupt noch bereit sind, für andere etwas zu leisten. – Doris Weimert


Leserbrief zu „Zu platt für den Aufstand“ von Johanna Schoener:

Zunächst gestatten Sie mir die Frage: Was ist falsch am klassischen Familienbild, daß es mit solcher Vehemenz bekämpft und abgeschafft werden muß. Vor unserem ersten Kind war meine Frau kaufm. Leiterin einer mittelständischen Firma mit Prokura. Ich war und bin selbständiger Rechtsanwalt -nur hatte die Kanzlei bis 2002 noch ein Büro in London und Berlin. Wir haben uns bewußt für Nachwuchs entschieden und wir haben uns bewußt entschieden, daß meine Frau und ich beruflich kürzer treten werden. Meine Frau ist auf eine Halbtagesstelle gewechselt, daß diese nicht auf dem vorherigen beruflichen Niveau zu erreichen war, brauche ich nicht zu erläutern. Ich arbeite zwar weiter Vollzeit – aber deutlich weniger. Die Alternative, daß ich auf eine Halbtagsstelle ausweiche, war im Gespräch und ist von uns verworfen worden. Die Entscheidung für Kinder ist in gewisser Hinsicht mit Einschränkungen verbunden. Dies betrifft den beruflichen als auch den privaten Bereich. Wer das nicht will, sollte eben keine Kinder bekommen. Ich mag jetzt nicht davon reden, daß sich in meinen Augen diese Einschränkungen mehr als gelohnt haben. Auch für mich war klar, daß meine Karriere mit der Geburt unseres ersten Kindes beendet ist. Ich wollte meine Kinder aufwachsen sehen, Freizeit mit ihnen verbringen und nicht der Vater sein, den sie kaum gesehen haben. Meine Arbeitszeit habe ich entsprechend reduziert, die Büros in London und Berlin geschlossen und ich trenne den beruflichen und den privaten Bereich. Die Vorstellung, mit dem Smartphone am Sandkasten zu sitzen und geschäftliche Telefonate zu führen oder e-mails zu beantworten, halte ich für absurd. Das Gerät kann man abschalten!

Warum ist dieses Familienmodell nicht mehr tragbar? Ihr netter Artikel beschäftigt sich letztlich nur mit der Abschaffung dieses Modells ohne einen einzigen Grund dafür zu nennen.

Ich behaupte, daß dieses klassiche Familienbild für die Kindererziehung besser ist. Die Kinder haben einen klaren ersten Ansprechpartner; Widersprüche in der Erziehung kommen nicht vor, weil ich als zweiter Ansprechpartner immer zuerst frage, was hat denn deine Mutter dazu gesagt. Es gibt also klare Strukturen, in denen sich die Kinder entfalten können. Die Idee dazu stammt natürlich nicht von uns sondern von Goethe, der bereits sagte, daß man seinen Kindern Wurzeln und Flügel geben müßte. Das klassische Familienbild mit seinen klaren Strukturen ist hierfür besser geeignet als ein ambivalentes Hin- und Hergeschupse der Kindern zwischen beiden Elternteilen, je nachdem, wer gerade mehr Freizeit auf seinem „Zeitkonto“ hat – schwachsinnige Idee übrigens. Bevor man als Autor so einen Blödsinn schreibt, sollte man sich mal über die Durchführbarkeit Gedanken machen. Wie soll dieses System zwischen den Tausenden von Arbeitgebern und Hunderttausenden von Selbständigen ansatzweise funktionieren? Und wozu führt das, daß Kinderzeiten letztlich nur Verrechnungswerte auf einem Zeitkonto sind? Das wollen Sie so?

Wenn ich als Elternteil nicht in der Lage bin, die Zeiten mit meinen Kindern angemessen zu verbringen, dann wird das im Regelfall an mir selber liegen und nicht an der „bösen“ Gesellschaft. Die Entscheidung gegen Überstunden, gegen ständige Erreichbarkeit und gegen Karriere kann ich immer und zu jeder Zeit selber treffen. Das Rad dreht sich auch ohne mich weiter. – Volker v. Moers


Über den Artikel „Eure Krise, unser Aufstieg“ von Jan Ross:

Ich habe Ihren interessanten Artikel „Eure Krise, unser Aufstieg“ gelesen. Ich würde mich freuen, wenn Ihre positive Einschätzung zu Indien wahr würde. Ich habe beim Besuch meiner indischen Verwandten dort empfunden, als befänden sich die Bewohner nie im jetzigen Leben, sondern immer schon im nächsten. Darum bestand überall „Chaos mal Provisorium erster Klasse zum Quadrat“ und es ist überhaupt kein Ende abzusehen. Ein kleiner Lichtblick scheint zu sein, dass sich die Bevölkerungsexplosion augenscheinlich verlangsamt und Bildung einen hohen Stellenwert besitzt. Es wird noch Generationen dauern, sollte Ihre Prophezeiungen zum Tragen kommen.

Völlig falsch liegen Sie – meines Erachtens -, wenn Sie uns Europäer in Panik vermuten. Wir sind zwar beunruhigt aber trotzdem erstaunlich gelassen. Wir werden mit etwas mehr oder weniger „Federlassen“ unsere Krisen überwinden. Danke für den Artikel! – Günter Garbrecht


Leserbrief zum Artikel „Sie duzen sich, sie streiten sich“ von Mariam Lau:

Herr Lucht bezeichnet die Grünen als Existenzvernichter,dabei sitzen diese doch in seinen eigenen Reihen des Deutschen Bauerverbandes. Völlig losgelöst von einer Landwirtschaft der Achtsamkeit gegenüber der Ökonomie und ohne Rücksicht auf Belastungsgrenzen für Mensch und Tier, haben sie „ihre Bauern“ in eine extreme Wachstumsfalle getrieben, in der nur noch ökonomische Sachzwänge gelten. Der Ideologie des so genannten „Freien Marktes“ folgend.  Es waren doch die letzten Jahrzehnte verantwortungsloser Politik, die diese desolate Situation in der Landwirtschaft verursacht haben. Herr Habeck stößt nun in seiner Amtszeit auf viele Missstände und muss sie lösen. Lucht und andere Vertreter des Deutschen Bauernverbandes waren es gewohnt, sich in Zeiten der CDU, jeweilige Politiker zurecht zu biegen. Nun kommt Habeck und zeigt Rückgrat. Da fährt der DBV dann seine Strategie des“ runter bügelns“.

Die Aussage  von Herrn Lucht, dass er ein freier Mensch sein wolle, wirkt auf mich befremdlich und unreif .  Er scheint sich selbst genug zu sein, denn kaum war ein Bauer jemals so unfrei wie heute. Der wirtschaftliche Druck und damit der alleinige Schrei nach Effizienz, zwingt zu sozialem und ökologischem Fehlverhalten.

Der so genannte „Freie Markt“, ist jedoch nur so frei, wie er auch den Menschen des Jahres 2030, 2050 oder 2150 die Freiheit lässt, nicht Sklaven einer verarmten,vergifteten und klimatisch gestörten Umwelt zu sei!

Offenbar fehlt Lucht jegliche Fähigkeit der Empathie und die Bereitschaft das GANZE zu betrachten. Ich bin froh, dass nicht alle Bauern so sind und immer mehr erkennen, dass wir eine Agrarwende brauchen!

Dass Herr Habeck sich in diesem Zusammenhang, mit Herrn Lucht, verniedlicht ablichten läßt,in einer Position wie die Kessler-Zwilling,lasse ich hier mal unkommentiert. – Anneli Wehling


Leserbrief zu „Kämpft für diese Rentenformel“ von Felix Rohrbeck:

Ich verstehe ihren Zorn auf Ungerechtigkeit sehr gut. In meiner Selbstständigkeit habe ich darum kämpfen müssen, um mit meinem Einkommen ein Auskommen zu haben. Auch habe ich mich immer aktiv um meine Rente gekümmert, damit ich auch noch im Alter selbst-ständig bin. Mein Rentenbeitrag beträgt 15 %, die ich im Gegensatz zu ihren lediglich 9,35 % ganz alleine bezahlen muß. Mir hilft kein Arbeitgeber und kein Staat. Zukünftig wünsche ich mir mehr Schärfe und Brillanz bei ihren Recherchen.

Es scheint, daß Vertreter der Generation Y der Sie ja angehören, was geistige und materielle Freiheit zumindest in Kindheit und Adoleszenz angeht, noch größere Speckmaden sind als die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre. – P. Wurmbauer


Zum Thema Olympia in Rio:

Wenn man den „Beipacktext“ zu den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro liest, fragt man sich unwillkürlich, ob eine Teilnahme nicht gesundheitsgefährdend ist. Fragen an den Arzt oder Apotheker des Vertrauens werden den Athletinnen und Athleten nicht erspart bleiben. Welche Medikamente helfen am besten gegen die multiresistenten KPC-Keime in der Guanabara-Bucht? Gibt es überhaupt noch wirksame Medikamente gegen die Superbakterien MRSA, die in fünf Buchten nachgewiesen wurden? Neben den Dopingspezialisten werden nun auch Infektionsspezialisten alle Hände voll zu tun haben.

Die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio werden wohl-in vielerlei Hinsicht-als die unsaubersten in die Geschichte eingehen! Da bewahrheiten sich die Worte aus dem Requiem von Rilke: Wer spricht noch von Siegen? Überstehn ist alles!

Man weiß nun, dass der olympische Gedanke „schneller, höher, stärker/weiter“ nur mehr „mit allen Mittel und um jeden Preis“ umsetzbar ist. Die Medaille und nicht mehr der Mensch steht im Mittelpunkt jeglichen Interesses, der täglich veröffentlichte Medaillenspiegel bestätigt diese Annahme. Man könnte sich auch fragen, ob der Preis für einen Sieg nicht schon zu hoch sei. – Ing. Egon Hofer


Leserbrief zu „Zu platt für den Aufstand“ von Johanna Schoener:

Es ist schon ein Kreuz mit den Politikern. Ihre Autorin Johanna Schoener beschreibt das, was ich schon vor 20 Jahren gepredigt habe. Die Politikerelite scheint gegen jede Kritik immun zu sein. Die suchen ihr Heil in der Kita. Selbst 3 Kinder und eine wunderbare Frau an meiner Seite haben das nie mitgemacht. Das hängt alles mit unserer Gesellschaftsstruktur zusammen. Die etablierten Sozial- und Erziehungswissenschaftler haben das so gewollt.

Ein Kind sollte die ersten 3 Jahre in der Umgebung der Eltern leben und nicht in einer Kita. Vernünftige Wissenschaftler wie der Däne Jesper Juul predigt das auch schon seit Jahren. Er sagt: „Die Wahrheit ist: das Leben der Pädagogen macht es einfacher und nicht die Lebensqualität der Kinder.

Wir haben das auch aus politischen Gründen nicht machen wollen. Die überzahl der Frauen in Schulen und Kitas sind in der Beamtenpartei der Grünen versammelt. Die haben uns das besonders eingeprockt.

Nun kann sich das nicht jede Familie leisten und das ist das eigentliche Dilemma. Es bleibt gar nicht aus,  das später aus fehlender Fürsorge, die Kinder später zur Kriminalität neigen. Die Zahlen machen das recht deutlich, wobei das noch verharmlost wird. Die Statistiken zeigen bei weitem nicht den tatsächlichen Zustand – wie ich von einem führenden Ordnungshüter erfahren konnte.

Die Politik hat keine Alternative zur Hand. Das beide Eltern heute arbeiten müssen lässt sich nicht mehr ändern. Damit sollten wir uns abfinden. Der Tenor vieler Politiker. Dabei wüsste ich Abhilfe zu schaffen. Aber das würde jetzt zu weit führen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Heim, Herd, Blog“ von Verena Friederike Hasel:

„Heute schießen die Konsumenten zurück“, behauptet der Professor für Wirtschaftsinformatik. Mein Eindruck von dem dargestellten Geschäftsmodell Mamablog ist ein anderer: Frau Hart verdingt sich als Treiberin, die der Werbewirtschaft die Konsumenten vor die Flinte bringt. Wie in diesem Zusammenhang von Glaubwürdigkeit die Rede sein kann, ist mir schleierhaft. Besonders problematisch finde ich aber die Rolle der Kinder: kleine Musterkonsumenten, deren Leben teilweise im Schaufenster stattfindet. Wer kümmert sich eigentlich um deren Daten- und Persönlichkeitsschutz? – Bettina Ziegler


Leserbrief zum Artikel „Sie duzen sich, sie streiten sich“ von Mariam Lau:

Mit Ihrem Artikel „Sie duzen sich, sie streiten sich“ haben Sie inder ZEit #34 ein interessantes Thema gewählt und aufbereitet. Entsprechend des Untertitels „Umweltminister und Großbauer diskutieren über Landwirtschaft“ hätte ich mir aber eine tiefergehende Analyse bzw. Auseinandersetzung gewünscht. Der Artikel stellt Ansichten und Einstellungen der beiden Personen dar, aber eine Diskussion über die strittigen Punkte in der Form, dass jeder die Argumente des anderen aus seiner Sicht bewertet, gibt es nicht. Damit hat mich der Artikel insgesamt eher enttäuscht, denn dass die Positionen von konventionellen Bauern und Grünen verschieden sind, war mir bereits bekannt. – Christoph Schürmann


Leserbrief zum Artikel “Zu platt für den Aufstand“ von Johanna Schoener:

Die derzeitige Realität für Eltern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben Sie, Frau Schöner, gut getroffen.

Auf ihre vielen, richtigen Fragen zu Veränderungen unserer Arbeitskultur kann ich nur antworten: weil wir in einer neoliberalen Gesellschaft leben, die von Ökonomen geprägt wird, für die nur Vollzeit-Erwerbstätigkeit und Effizienz zählen, deswegen ändert sich nichts. Anerkennung gibt es über die Vollzeit-Erwerbstätigkeit und nicht über Betreuung und Pflege von Angehörigen.

Im letzten Absatz des Artikels wird auch Ihre, die Elternarbeit gering schätzende, Einstellung deutlich. Zitat: „ Was man Müttern und Vätern vorwerfen kann, ist die in dieser Lebensphase zwar verständliche, aber nachteilige Verkleinerung ihrer Welt, in der viel zu oft über bekömmliches Essen, banale Erziehungsfragen und andere Befindlichkeiten diskutiert wird. Würden sie doch bloß viel lauter für die großen Dinge streiten.“

  1. Beim Essen geht es nicht um Befindlichkeiten! Angesichts einer großen Zahl von Zivilisationskrankheiten aufgrund Fehlernährung, kommt gesunder Ernährung eine große Bedeutung zu. Selbstverständlich sollte darüber nicht nur diskutiert werden, sondern auch danach gehandelt, also gegessen werden.
  2. Kindererziehung ist nun auch keinesfalls banal. Die Folgen falscher oder fehlender Erziehung hat auch unsere Gesellschaft zu tragen.

Solange nicht in allen Köpfen angekommen ist, was Eltern bei der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder – auch für unsere Gesellschaft – leisten, solange dies nicht wertgeschätzt wird und dieser Arbeit nicht angemessenen Raum und Zeit eingeräumt wird, wird sich auch an der schwierigen Vereinbarkeit von Familie und Beruf nichts ändern.

Jeder möchte Wohlstand und in sozialem Frieden leben, aber die wenigsten sind dafür bereit, in die Keimzelle unserer Gesellschaft zu investieren, indem sie Bedingungen schaffen, damit die Arbeit in dieser Keimzelle gelingen kann. – Ursula Brand


Zum Artikel „Trumps amerikanischer Traum“ von Heike Buchter:

Die Zeit legt meiner Beobachtung nach großen Wert darauf, sich vom Vorwurf der einseitigen und meinungsmachenden Berichterstattung zu distanzieren und stattdessen eine seriöse und durch Fakten, nicht persönliche Meinung gestützte Berichterstattung zu betreiben. Dementsprechend war ich sehr enttäuscht von dem Porträt über Trumps vorgestelltes Wirtschaftsteam. Auch wenn ich niemals für ihn stimmen würde, wünsche ich mir eine sachliche Berichterstattung.

Zu Thomas Barrack Jr.: „Vielleicht lässt ihn sein Freund Donald beim nächsten Deal mitmachen, damit er sich was dazuverdient.“

Zu Steven Mnuchin: „Vielleicht kriegt er ja die Rechte an der Trump Story.“

Dieser „vielleicht passiert ja Folgendes“-Logik könnten sie theoretisch jedem persönliche Vorteilsnahme unterstellen. Derartige Mutmaßungen sind dem ansonsten sehr hohen journalistischen Niveau der ZEIT nicht würdig und wie ich finde unprofesionell. Des Weiteren ist genau so etwas  Wasser auf den Mühlen derer, die den etablierten Medien vorwerfen, ein falsches Bild der Wirklichkeit erzeugen zu wollen. – Richard Kiewitt


Leserbrief zum Artikel  „Erdogan der Retter“ von Martin Klingst, Jörg Lau und Bernd Ulrich:

In ihrem Artikel  brechen die Autoren eine Lanze sowohl  für das Flüchtlingsabkommen als auch die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei. Es mutet kurios an, wenn sie auf der einen Seite in Anspruch nehmen, Fakten seien das beste Hilfsmittel – wer wollte das bestreiten -, auf der anderen Seite aber eine sehr eigenwillige Gewichtung der Fakten vornehmen. So wird der Rückführung  von bescheidenen 842 Flüchtlingen (Fakt!) in die Türkei wenig Bedeutung beigemessen, die psychologische Wirkung des Abkommens (Fakt?) jedoch stark hervorgehoben – diese lasst sich schwer belegen, dafür aber leicht behaupten. Offensichtlich ist aber doch: die Obergrenze von 72.000 Flüchtlingen (Fakt!), auf die das Abkommen maximal Anwendung finden soll, sind ein Tropfen auf den heißen Stein, da es hier um weniger als 2 Prozent aller bisher aus Syrien Geflohenen geht. Und 6 Milliarden Euro – rund 83.000 Euro pro rückgeführten Flüchtling – sind ein stolzer Preis dafür.

Nicht besser sieht es bei den EU-Beitrittsverhandlungen aus, bei denen sich die Autoren gegen ein „ehrlich machen“ aussprechen und an der „diplomatischen Fiktion“ eines EU-Beitritts der Türkei festhalten. Begründet wird dies mit den diplomatischen Fiktionen „Minsk II“ und der Zwei-Staaten-Lösung für Israel und Palästina. Es wäre aber schon wichtig anzumerken, dass es bei letzteren um kriegerische Auseinandersetzungen geht, bei denen immer wieder Menschen sterben, und wo eine Lösung schwer bestreitbar in den Bereich des Notwendigen gehört. Es ist nachvollziehbar, dass man sich hier auch an Strohhalme klammert.

Bei einem EU-Beitritt durch die Türkei ist das aber ganz anders: Über dessen Notwendigkeit lässt sich trefflich streiten. Von daher sind die erst genannten diplomatischen Fiktionen ein schwaches Argument für die diplomatische Fiktion eines türkischen EU-Beitritts. Vielmehr sollte darauf achtgegeben werden, dass  die sich seit Jahrzehnten hinziehenden Verhandlungen nicht zunehmend als Farce wahrgenommen werden, bei der man sich fragt, wer von den Verhandlern überhaupt an einen absehbaren Verhandlungserfolg glaubt.

Wäre ein  „sich ehrlich machen“ in Zeiten, in der sich Menschen von etablierten Politikern und Parteien zunehmend abwenden, und in einer Stimmung, die sich populistische und teilweise extreme Strömungen geschickt zunutze machen, nicht vielleicht doch eine überlegenswerte Alternative? Wenn nicht, dann aber wenigstens eine redliche Argumentation! – Berthold Heymann