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01. September 2016 – Ausgabe 37

 

Leserbrief zu „Das war kein gutes Jahr“ von Ulrich Greiner

Über Bernd Ulrichs naiv-unkritischen Rückblick auf das vergangene Flüchtlingsjahr bin ich schon ein wenig erschrocken. Jetzt kam zumindest eine notwendige Widerrede von Ulrich Greiner. Seine Aussage: „Man muss kein Reaktionär sein“, möchte ich erweitern. Man ist kein Reaktionär (oder muss man sich immer noch zuerst einmal verteidigen, wenn man der Merkel-Linie nicht folgt?), wenn man dieses Flüchtlingsjahr als mindestens höchst problematisch einschätzt. Im Bundestag wurde diese Masseneinwanderung mit all seinen Auswirkungen für die Bürger leider nicht umfassend kritisch diskutiert. Hier haben alle „Volks“Parteien versagt.

Zwar hat inzwischen Merkel ihren „Alle-sind-Willkommensgruß“ korrigiert – aber sie lässt diese Aussage weiterhin stehen. Was ist dies für ein unsouveränes Verhalten. Dazu passen auch die weiteren Versuche von Merkel alle anderen EU-Länder zur Aufnahme von Flüchtlingen zu bewegen und sich mit ihr solidarisch zu verhalten, obwohl unsere Nachbarländer dies wiederholt abgelehnt haben.

Und als kritischer Beobachter dieser Millioneneinwanderung und letztendlich auch Betroffener musste man (und muss man wohl noch immer) damit rechnen, dass man gleich von den meisten Medien und lautsprechenden Politikern in eine rechte Ecke gestellt wird. Wenn immer noch auf die gelungenen Integrationsbeispiele nach dem Krieg oder nach dem Mauerfall hingewiesen wird, dann möchte man wohl bewusst manipulativ die krassen Unterschiede zu den aktuellen Flüchtlingsbewegungen verschleiern.

Ich befürchte, dass die wirklichen Probleme, durch diese (zu einem großen Teil unkontrollierte) Masseneinwanderung erst in vielen Jahren so richtig zu Tage treten werden. Neben den gerne gezeigten und hoffentlich zehntausenden gelingenden Integrationsbeispielen wird es aber auch die gern verschwiegenen zehntausende anderer Fälle geben.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie problematisch, ja oft scheinbar unüberwindbar die Integration von Menschen aus einem anderen Kulturkreis ist. Mindestens sehr viele Flüchtlinge sind wohl mit unrealistischen und teilweise paradiesischen Vorstellungen von einem Deutschland, das nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat, hierher gekommen. Und dies wird auch zu großen Enttäuschungen führen und sicherlich nicht nur positive Folgen haben. – Peter Gernbacher


Anmerkung zu „Das war kein gutes Jahr“ von Ulrich Greiner

Ulrich Greiners Beitrag auf Seite 2 war längst überfällig wie  erforderlich – grundsätzlich in der aktuellen Debatte, wie auch in der  ZEIT !!! Vielen Dank! – Dieter Hampel


Leserbrief zu „Wenn Putin das wüsste …“ von Alice Bota

Wunderschöner, sehr anschaulicher Artikel, warum es in Russland ist, wie es ist und wie es wahrschinlich schon seit hunderten von Jahren war. Schon zur Zarenzeit gab es  den Mythos einer Art goldenen Bulle, in der der Zar gelobt habe, sich für die ausgebeuteten, entrechten Leibeigenen und Bauern, also das gemeine Volk einzusetzen. Man schickte damals sogar Abgesandte aus entlegenen Dörfern nach Moskau, um den Zar um die Einhaltung dieses „heiligen“ Vertrages zu bitten. Man wunderte sich auch nicht, wenn die Menschen einfach zurückgeschickt wurden, böse Höflinge, der Adel, etc. würden den Zaren umgeben und „das Volk“ von ihm fernhalten.

Das Ganze kennen wir  recht gut. Im dritten Reich hieß es genauso: „…wenn das der Führer wüsste…“. Damit waren Ausschweifungen, Unterschlagungen, Nepotismus und Verbrechen der alten Kämpfer in München oder sonstwo in Deutschland gemeint. Also Ausdruck eines Führerkultes, den wir hier in Russland, in der Türkei, und, und ,und erleben. Als Psychiater muss ich bei der Theorie der Psychologin Petranowskaja, die Russen würden unter einer kollektiven posttraumatischen Belastungsstörung leiden, schon tief durchatmen… . Nun kann man Frankreichs und Deutschlands Einmarsch in Russland, vielleicht noch als Argument darür bemühen, aber Russlands Aggressionen? Der türkisch-russische Krieg, der 1. Weltkrieg, Afghanistan, Ungarn, die CSSR, Tschetschenien, die Ukraine etc. Und das Gewaltpotential der Russen innerhalb der eigenen Gesellschaft: Die Gulags wurden ja nicht von fremden Invasoren oder Marsmenschen errichtet. Die Russen litten nicht unter Revolutionen, sie machten Krieg, Revolutionen, Gulags etc.

Da schüttelt die Familienpsychologin unwidersprochen ja ganz schön was durcheinander und spielt munter mit der Täter-Opfer-Rolle. Wie etwas später beschrieben, scheint es viel einfacher. Gewalt erzeugt Gewalt. Hier geht es  weniger um eine erlernte Hilflosigkeit, sondern um die Entscheidung einer Zivilgesellschaft, Gewalt als legitimes Mittel zur Durchsetzung eigener Ansprüch, und das fängt schon in der Erziehung an, zu ächten. Nur, eine Zivilgesellschaft, wie wir diese verstehen, existiert in Russland nicht. mit freundlichen Grüßen und geben Sie auf sich acht, in Russland ist kritischer Journalismus nicht gerne gesehen – Dr. Thomas Lukowski


Leserbrief zu „Deutsche Gelenkigkeit“ Rezension von Adam Soboczynski

Dass die Flüchtlinge häufig beruflich unqualifiziert sind, erscheint in diesem Zusammenhang als Manko, das durch forcierte gesellschaftliche Anstrengungen überwunden werden muss.“ – Wenn ich diesen Satz höre, stellen sich mir die Haare. Zuletzt wurde bei der Vorstellung der Shell-Jugendstudie im Herbst 2015 zwar die beste Jugend seit Jahrzehnten gepriesen, allerdings müsse man, so wurde vorgetragen, viel mehr Anstrengungen unternehmen, um den wachsenden Anteil derer zu fördern, die am unteren Rande der Sozialskala im Begriffe sind, abgehängt zu werden. (Man müsse übrigens auch was unternehmen, gegen die steigende Zahl Jugendlicher mit „asozialen“ Haltungen am obersten Ende der Skala. – Beides stand nicht in den Broschüren, sondern wurde nur mündlich vorgetragen.)

Das ist alles nicht neu, sondern wurde u.a. vom Soziologen Bude mit den „Entbehrlichen“ (2006) und den „Ausgeschlossenen“ (2008) öffentlichkeitswirksam thematisiert, weil es ein neuer Trend sei. Dabei ist es Fakt, dass wir seit über dreißig Jahren 10 bis 18 Prozent unserer Jugendlichen ohne ausreichende Kenntnisse ins (Arbeits-)Leben entlassen. Es wurden große Anstrengungen unternommen, um dies (überwiegend nachträglich) zu korrigieren. Ein (ohn)mächtiger Apparat an pädagogischen Einrichtungen zur „Nachbesserung“ wurde ins Leben gerufen. Die Ergebnisse blieben eher bescheiden. Entweder taugen also die Einrichtungen und ihre Methoden nichts oder die Umstände auf den (Arbeits-)Märkten sind zu widrig oder es geht nicht, weil, was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr oder es ist eine anthropologische Konstante, dass einfach ein bestimmter Prozentsatz nicht kann oder nicht will oder so… (Ich kenne keine ehrlichen Evaluierungen.)

Als die Arbeitslosenstatistik durch die Decke ging, kam das Gespann Schröder/Hartz mit dem euphemistischen Etikett „fordern und fördern“ und hegte das ganze problematische Segment von armen, kranken und schwarzen Schäfchen zur Ruhigstellung mit einem Weidezaun aus engen Sozialgesetzbuchmaschen ein. In der Folge entstanden zwei Arbeitsmärkte: ein guter bis einigermaßen auskömmlicher in der auf Grund geringer Lohnstückkosten und gewollter Euroschwäche boomenden Exportwirtschaft (wenngleich über 10 Jahre ohne reale Lohnzuwächse) und ein Markt – hart an der Grenze zum Schafspferch – mit Minilöhnen und prekären Existenzen.

Inzwischen reproduziert sich die Gruppe innerhalb des Weidezauns im Generationsrhythmus weiter und die Chance raus zu kommen ist gering. Die Gefahr rein zu kommen ist derzeit auch gering, dank der starken Stellung vor allem der Exportwirtschaft. Das kann sich aber schnell ändern, die Eurokrise schwelt weiter. Zumindest besteht eine große Furcht bei denen, die dem Zaun am nächsten stehen und nicht nur bei denen (Industrie 0.4).

In dieser Situation erhöht sich schlagartig die Zahl der Migranten, die zu einem erheblichen Teil Kandidaten sind, die im Pferch untergebracht werden müssen. Da wächst die Unruhe im Pferch und um den Pferch herum dramatisch an und man hört nun überall solche Sätze: dass das Manko dieser Leute “…durch forcierte gesellschaftliche Anstrengungen überwunden werden muss.“ – Für die einen klingt es wie Hohn: Anstrengungen? wieso erst jetzt, und wieso nur für die? Mangels eines anderen Sprachangebots (es gibt für sie kein anderes „Narrativ“) bedienen sie sich dabei alter Formeln aus der Mottenkiste des Völkischen und Rassistischen. Und die anderen hegen Zweifel, warum etwas, das seit Jahrzehnten nicht recht klappt, jetzt auf einmal klappen soll? Wir schaffen das – durch neue »Gelenkigkeit« und »Flexibilität« ! Oder? – Dr. Hans-Peter Biege


Anmerkungen zu „Lese und lebe“ Zeitgeist-Kolumne von Josef Joffe

Lieber Josef Joffe, bitte gebe dir etwas Mühe und mache möglichst keine Grammatikfehler in deiner Kolumne mehr: Nehme einfach eine Konjugationstabelle und lese dort unter „Imperativ“. – Viele Grüße, Roland Rössler – P.S.: Bitte nehme mir das Duzen nicht übel!

Als Viel-Leserin und Freundin starker Verben bedaure ich die klanglich hübsche Überschrift „Lese und lebe“. –Ute Meyer

Leserbrief zum Titelthema „Warum wird Putin so geliebt?“

n der ZEIT Nr. 15/2014 fragten Sie in Bezug auf Erdogan: „Warum lieben ihn die Türken?“ und in der aktuellen Ausgabe heißt es: „Warum wird Putin so geliebt?“ Soll das unterschwellig vielleicht auch eine Langzeitstudie zum Liebesverständnis Ihrer Leserinnen und Leser sein? In beiden Fällen geht es meines Erachtens eher um Idolatrie. Okay, man kann unter gewissen Vorbehalten auch Idole lieben. Dann stellt sich aber die Frage nach dem Warum. Und das hat sicher auch damit zu tun, dass es unangenehm bis gefährlich sein kann, nicht auf der „richtigen“ Seite zu stehen. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Aus der Zelle vom Typ F“ von Can Dündar

Als ich den Bericht von Can Dünbar las, hatte ich den Eindruck, dass sich die türkische Geheimpolizei bei ihrer Strategie zur „Behandlung“ der Gefangenen von ehemaligen Mitarbeitern der Staatssicherheit der untergegangenen DDR hat beraten lassen! Auch dort ging man dazu über, die Gefangenen mit der Methode „absolute Isolation“ psychisch zu zermürben und so gefügig zu machen. Ich lernte 1977  nach einer Odyssee durch ungarische und ostdeutsche Haftanstalten eine solche „Einrichtung“ in Berlin-Pankow kennen, nachdem ich beschlossen hatte, am Experiment „Aufbau des DDR-Sozialismus“ zukünftig nicht mehr teilzunehmen. Der Blick durch das Fenster vermauert, reduzierte sich der Kontakte zur Aussenwelt  auf die stundenlangen Vernehmungen und den täglichen „Hofgang“ innerhallb eines gemauerten Würfels, dessen Oberseite mit Maschendraht versiegelt war (bei den Gefangenen Tigerkäfig“ gerufen). Treffen mit Verwandten oder Kantinenbesuche – wie von Herrn Dünbar beschrieben – waren in den Stasi-Knästen nicht vorgesehen. Für zufällige Begegnungen mit Leidensgenossen auf den Fluren war folgende Anweisung zu befolgen: Gesicht zur Wand und keinen Laut! Nach wochenlanger Existenz  in einer Art mentalem Vakuum (ohne Bücher oder Zeitungen, von Radio oder TV gar nicht zu reden) trat dann eine Art von Stockholm-Effekt ein: Der „Vernehmer“ wird als einzige Bezugsperson wahrgenommen und die Möglichkeit des Gedankenaustausches dankbar ergriffen. Nicht wenige verkannten in der Folge die Brisanz dieser Konstellation,  und redeten sich um Kopf und Kragen!
Die Stasi ist Geschichte, die Haftanstalten sind zu Museen geworden. Doch nicht fern von uns – in einem Staat, der die Mitgliedschaft in der Europäischen Union  anstrebt und auf dessen Goodwill die Bundesregierung z.Zt. angewiesen ist – werden immer noch Menschen mit den gleichen Methoden drangsaliert, welche einst das System „DDR“ stabilisieren sollten und es doch nicht vor dem Untergang bewahren konnten. Wir sollten nicht aufhören, unsere Stimme dagegen zu erheben! –
Christian Friedrich Reineck

Leserbrief zu „Das war kein gutes Jahr“ von Ulrich Greiner
Man kann es sich einfach machen und die Frage so interpretieren: ist das Glas halb voll oder halb leer. Es ist doch relativ sinnlos, eine Diskussion darüber anzuzetteln, ob der Optimist oder der Pessimist recht hat. Der Pessimist schwächt allerdings seine Position, wenn er unterschwellig anklingen lässt: man wird doch wohl noch noch sagen dürfen, dass uns Humanität überfordert usw.. Diesen Eindruck erweckt aber der Artikel.Um auf einige Punkte konkret einzugehen:
1. Wir schaffen das
Dieser Spruch von Merkel wird gerne und häufig kritisiert. Allerdings bleiben uns die Kritiker eine überzeugende Alternative schuldig. Hätte uns Merkel wirklich besser von ihrer Politik überzeugt, wenn sie gesagt hätte: O je, o je, o je, wie konnte so etwas passieren, jetzt geht alles den Bach runter, das wird eine Katastrophe geben, das schaffen wir nie, das können wir gar nicht schaffen!Wenn man über Alternativen zu Merkels Satz nachdenkt, dann muss man zum Ergebnis kommen (um weiter Merkel zu zitieren), dass er alternativlos ist.Soll es dieser Satz sein, der das letzte Jahr zu einem schlechten macht?Soll es wirklich dieser Satz sein, der Hunderttausende in Bewegung bringt?
2. Wer kommt?
Woher weiß Herr Greiner, dass alle in das Land der Satten wollen, nicht etwa in ein Land, in dem nicht geschossen wird?Wenn es um Flüchtlinge geht, dann ist Herr Greiner sehr um Differenzierung bemüht. Wie kann er eigentlich zwischen Armutsflüchtlingen, Glücksrittern und „richtigen“ Flüchtlingen unterscheiden?  Will er hier die klägliche Konstruktion des sicheren Herkunftslands bemühen? Bisher hat auch noch niemand überzeugend darlegen können, was daran schlecht ist, wenn jemand, der für sich keine Perspektive sieht, dazu bereit ist, seine Heimat zu verlassen und sein Glück anderswo zu versuchen? Und, wenn man doch dafür Verständnis aufbringen kann, soll man sich auf das St. Florians Prinzip zurückziehen und sagen: gut so aber nicht hier? Die Entwicklung Amerikas hat gezeigt, dass diese Menschen auch für das Zielland ein Gewinn sind. Gerne wird dann mit dem platten Argument gekontert: wir können nicht die ganze Welt aufnehmen! Will denn wirklich die ganze Welt kommen? Z. B. für über eine Milliarde Chinesen ist Europa unkultiviert und barbarisch, also keineswegs attraktiv.
Auch wenn es bei den Geflüchteten Menschen gibt, die aus einer vormodernen und antisäkularen, fremden Kultur kommen, was niemand ernsthaft bestreitet, dann bedeutet das nicht dass Integration unmöglich ist, sie ist nur schwierig. Das ist kein Grund, es nicht zu schaffen.
3. Man wird doch wohl noch vor Islamisierung warnen dürfen?
Jawohl das darf man, auch wenn man dafür das schlimme Risiko eingehen muss, als hinterwäldlerisch oder reaktionär zu gelten. Man darf auch sagen, dass es im Islam bedenkliche Facetten gibt. Es wird nur zweifelhaft, wenn man diese zum Wesen des Islam an sich aufbläst. Man kann sogar darüber diskutieren, welche der Religionen, der Islam oder das Christentum zu mehr Bedenken Anlass gibt. Auf die Gefahr hin, die Verteidiger des christlichen Abendlandes (ob diese wirklich wissen, wovon sie reden?) in Rage zu versetzen, kann man der Meinung sein, das Christentum habe gute Chancen auf dem vordersten Platz zu landen (nur ein paar Beispiele: Kreuzzüge, Inquisition, Hexenwahn…). Wahrscheinlich wäre ein Unentschieden gerecht. Es ist unzweifelhaft, dass extremistische, fanatische, leicht erregbare, kranke, sadistisch veranlagte Menschen gerne die Religion als Rechtfertigung für Ihre (Misse)Taten bemühen. Daraus lässt sich allerdings nicht die grassierende Islamophobie herleiten.
4. Moral oder Politik
Es klingt an, Moral habe für Herrn Greiner nicht die oberste Priorität. Wenn es einen Konflikt zwischen (vermeinlicher) Realpolitik und Moral gibt, dann hat die Moral zurückzutreten. Moral ist sozusagen ein Luxus, den man sich gönnen kann, um sich wohl zu fühlen, wenn es die Umstände erlauben. Sollte der Artikel wirklich ein Plädoyer dafür sein, unmoralisch zu handeln, wenn es sein muss?
Welcher der Punkte, über die es sich sicher streiten lässt, belegt, dass das letzte Jahr schlecht war? – Günter Zeyer

Leserbrief zu „Das war kein gutes Jahr“ von Ulrich Greiner

Vielen Dank für die bewiesene Zivilcourage, über Dinge zu schreiben, von denen ich glaubte, sie in den deutschen Medien, auch den Qualitätsprintmedien, während der Kanzlerschaft Angela Merkel’s nicht mehr zu sehen. Wenn es stimmt, das die politisch Verantwortlichen schon Monate, möglicherweise Jahre vorher, von den zu erwartenden Flüchtlingsmassen wußten, dann erscheint die der Bevölkerung präsentierte aus humanitären Gründen vollzogene Entscheidung, die Flüchtlinge aus Ungarn ohne Kontrolle ins Land zu lassen, als unglaubliche Verlogenheit. Durch die Fehlentscheidungen und Nichtentscheidungen der Frau Merkel und ihrer Regierung wird nun die Folgen der verfehlten Flüchtlingspolitik die Bevölkerung zu tragen haben. Die Entscheider selbst kommen ja nie direkt mit den Problemen ihrer Entscheidungen in Berührung. Wenn ich heute (2.9.2016) die Berichterstattung über das neue Erdogan-Problem der Angela Merkel und die in meinen Augen Desavouierung des Deutschen Bundestages verfolge, frage ich mit Verwunderung, wohin Deutschland geführt wird. Ob nicht auch die Koalitionsmitglieder des Bundestages sich gedemütigt fühlen? – Klaus Grasenick


Leserbrief zu „Rettet die Provinz“ von Florian Gasser et. al.

Vielen herzlichen Dank für Ihren unglaublich guten aufrüttelnden Artikel. Für mich und die Sicht meiner Lebenswelt sind Ihre Gedanken sehr „aufmüpfig“ was mir wunderbar gefällt. Unser „sogenanntes“ modernes Leben hat ja jede Menge Schönheitsfehler, welche wir – wohl Alle zu gläubig angenommen haben. Als Mensch auf dem Land war es ziemlich selbstverständlich sich – falls man einen Garten hatte die Versorgung aus Diesem sein Gemüse und auch das Obst als selbstverständlich in seinem täglichen Leben zu nutzen.Man hatte wenn es denn möglich war, eventuell Hühner oder sonstige Kleintiere,  womit ein Teil der der Vorsorge fürs Jahr ablief.Aber die Versorgung anderer Teile wurden natürlich im Umfeld gekauft.
Es war ein scheinbar unwichtiges Ereignis, welches mir durch ein Gespräch mit meinem damaligen Mann gedanklich haften geblieben ist. „Sinn gemäß teilte er mir mit, dass er mit einem Freund nach Norddeutschland fahren wolle, um dort Eier einzukaufen. Meine Rückfrage wozu denn das?  wurde mir mitgeteilt, dass die Eier in Oldenburg viel billiger seien. Meine Frage: was ist mit der Zeit? – was ist mit den Kosten? was ist mit der allgemeinen Luftverschmutzung durch das Auto. Es gab eine Diskusion bei der ich nicht der Gewinner war.
Meine schon damals kritische Überlegung über solche fragwürdigen Entscheidungen haben ja inzwischen allgemeine Anerkennung gefunden, nur zu Wenige haben Versuche gemacht diese Art von „Leben“ die doch wie inzwischen Alle wissen für unsere Umwelt zu einer grossen Katastrophe geführt haben. Überall wo man hinschaut finden wir Fragwürdiges aus unserer Art zu leben. Wir haben uns doch hemmungslos ins „sogenannte“ moderne Leben begeben, ohne Sinn und Verstand.Was wir unserer Natur sehenden Auges täglich zumuten um weitere Schäden zu verhindern hat  sich noch immer nicht herumgesprochen. Alles scheint „Alternativlos“.
Wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe, sehe ich kaum noch Insekten. Sie sind allemal Raritäten geworden. Dank der Chemie und der Uneinsichtigkeit  unserer Mitmenschen. Das die Schwalben inzwischen Mühe haben Nistplätze für Ihre Brut zu finden, ist bekannt, und Futter ist auch ein Thema! Davon lese ich kaum etwas in einer Zeitung. Wir tun Alle so, als hätten wir noch einige Ersatzwelten!
Man könnte einer lange Liste machen, aber das ist alles kein Thema. Es wird genügend gejammert über alles Mögliche, aber es geht immer nur um Wirtschaft. Sicher ist Wirtschaft wichtig, aber nicht alles was wirtschaftlich klug wäre geschieht auch. Unsere Welt wird weiter zugepflastert – wohin soll das noch gehen?
Vermutlich ist einiges was ich Euch Allen hier zumute für Euch junge Leute „merkwürdig“  Aber die Frage „was ist ein gelungenes gutes erstrebenswertes Leben“ ? dafür muss man Antworten suchen und hoffentlich finden.
Aus meinem eigenen Leben weiss ich, dass Bildung und Ausbildung ein enorm wichtiger Faktor ist. Als alter Mensch blicke ich auf die traurige Erkenntnis – noch immer gelingt es uns in Deutschland nicht ausreichend Kindern Chancen zu geben, wo auch immer sie sind, wo auch sie leben. Das wäre ein Akt auf der Suche nach Gerechtigkeit.  Es wäre ein schöner Gedanke das endlich begriffen wird – Geld macht wirklich nicht glücklich, aber Chancen zum Leben als kluges denkende Wesen sehr wohl.- Astrid Heil

Anmerkung zu zu „Rettet die Provinz“

Es ist zwar nur eine Petitesse, aber, dennoch – Margret Thatcher kann 1993 die Mine in Sunderland nicht geschlossen haben, weil seit 1992 John Major Premierminister war. Auch glaube ich nicht, dass es in der Macht des PM lag oder liegt, Minenschliessungen zu verfügen. Frau Thatcher hat (erbittert) gegen die Macht der „Coal Miners‘ Union“ gekämpft (und sich am Ende durchgesetzt), so viel erinnere ich. Dennoch sehr lesenswert. – Oliver Kaden

Leserbrief zu“Ich bin ein schlimmer Nostalgiker“ von Ijoma Mangold

Und das geht im Zeit-Feulleton als Literatutr durch: „zu spät , das Niesen hatte sich schon aus ihren Zügen gelöst, wie ein Taifun blies es nach vorne, ein langer, glitzernder Tropfen baumelte von ihrer Nase, und es spiegelten sich darin nicht nur die Reispapierwände des Separe’es und die warmgelben Lampen an der Decke, sondern auch die völlig entsetzten Mienen der anwesenden Japaner„. Ein Glück noch, dass der Autor verzichten konnte, aus der glitzernden Rotzglocke wahrzusagen. – Paul Zwirchmayr

Leserbrief zum Interview über die drei RAF-Terroristen Meinhof, Ensslin und Mahler

Das Interview mit dem Vertreter der Studienstiftung über Ulrike Meinhof, Ensslin und Mahler hat mich sehr beeindruckt, v.a. dass er auf die Frage, warum sie zu Terroristen wurden, keine Antwort weiß und gibt. Ich selber habe Ulrike Meinhof etwa 1970 in einem Fernsehinterview gesehen und war von ihr fasziniert. Später studierte ich Sozialwissenschaft, sympathisierte mit dem Kommunistischen Bund Westdeutschlands und ging erst auf Distanz, als ein KBWler vor meinen Augen einen Rechten mit einem Faustschlag niederstreckte. Noch später wurde ich auch Studienstiftlerin, promovierte und wurde dann Mutter, Ehefrau eines beruflich sehr engagierten Mannes und freiberufliche Nachhilfelehrerin – eine eher untypische „Karriere“ einer Studienstiftlerin. Vor kurzem hatte ich eine Hirnhautentzündung. Im Fieberwahn beschäftigte mich nur eine Frage: Wer bin ich? Meine momentane Antwort lautet: eine Frau und Mutter, die liebt und geliebt wird. Das Geheimnis, warum Ulrike Meinhof von einem ethisch hoch motivierten Menschen zur Terroristin wurde, kann von außen nicht gelöst werden. Aber dass ihr auf diesem Weg die Liebe abhanden kam, das ist aus meiner Sicht die Tragik ihres Lebens. – Elisabeth Wagensommer

Leserbrief zu „Das war kein gutes Jahr“ von Ulrich Greiner

Bravo, Herr Greiner! Sie zeigen viel Zivilcourage, indem Sie die „moralisch unangreifbare Seite“ der Flüchtlingspolitik mit vielen Sachargumenten in Frage stellen und deshalb gewiss Zorn und Hass erdulden müssen. Für mich ist Ihr Artikel ein Hoffnungs-schimmer, dass Meinungsfreiheit in unserem Lande noch nicht ganz verloren ist. – Klaus Müller


Leserbrief zu „Lese und lebe“ Zeitgeist-Kolumne von Josef Joffe

schauen Sie einmal nach, wie der Imperativ Singular von“lesen“ heißt.Und dann treten Sie zurück als Herausgeber, wenn so etwas möglich ist.

Bis jetzt habe ich Ihre Zeitung sehr geschätzt, auch wegen des erfreulichen Umgangs mit der deutschen Sprache. Natürlich sind Tipp- und Druckfehler verzeihlich, aber das, was Sie sich hier geleistet haben, ist eine andere Art von Fehler. Haben Sie denn niemanden, der bei Ihnen lektoriert? Übrigens bin ich keine Lehrerin, und dies ist der erste Leserbrief meines Lebens. – Bettina Gebauer


Leserbrief zum Titelthema „Warum wird Putin so geliebt?“

Das Titelbild von Putin ist richtig aber unvollständig. Daneben gehören der Zar und ein Generalsekretär der KPdSU zum Aufzeigen der Kontinuität. Denn das autoritäre Herrschaftssystem ist durchgehend geblieben, nur das zwischenzeitlich der Zar „Generalsekretär der KPdSU“ hieß. Lenin hatte den Sozialismus, bei dem „alle Macht vom Volke“ kommt,  also von unten, russisch adaptiert mit „ja, aber es braucht eine Avantgarde, die dem Volk von oben sagt, was es will“. Anders hätte Sozialismus in der SU nicht funktioniert. Putin kehrt nicht zurück, sondern setzt nur fort. Dazwischen gab es die Chaos-Verhältnisse von Jelzin, und die Bevölkerung ist froh, dass es jetzt wieder stabil ist. Unter Putin ging es zehn Jahr gut aufwärts, erst seit den westlichen Sanktionen abwärts. Warum sollte die Bevölkerung letzteres Putin anlasten?

Diese Herrschaft von oben wird auch von unten erwartet. Als Gorbatschow den Bürgern mehr Freiheiten gab, waren die Bürger zunächst froh. Doch nach eineinhalb Jahre wurden sie unmutig, weil ihnen niemand sagte, was sie mit der Freiheit anfangen sollen. Gewiss gibt es auch die uns so sympathischen Liberalen, die dort demonstrieren, so westliche Journalisten sind. Doch das ist bei einer Bevölkerung von ca. 150 Mio. eine kleine Minderheit von weniger als 1 ‰. Dem Denken der weiten Bevölkerung entspricht das nicht. – Prof. Andreas Elepfandt


Anmerkung zu „Im Weltraum hört dich keiner schreien“ von Caspar Shaller

in einem irrt Ihr geschätzter Autor: Eine 18 mit achtzehn Nullen heißt im Deutschen 18 Trillionen, nicht Quintillionen. Ich vermute, der Irrtum ist dem verbreiteten Übersetzungsfehler geschuldet, der aus dem englischen Wort „billion“ im Deutschen eine „Billion“ macht (statt eine Milliarde).Eine Quintillion hat, nebenbei bemerkt, 30 Nullen. – Rudi Knop


Leserbrief zu „9 Menschen von Haien getötet“ von Alard von Kittlitz
Der Titel des Artikels ist schon ausgesprochen bemerkenswert. Wenn es da heißt: „9 Menschen von Haien getötet – 100 Millionen Haie von Menschen getötet“,  so ist man zunächst doch etwas verwundert, dass eine doch angeblich vom Aussterben bedrohte Art einen jährlichen Aderlass von 100 Millionen Exemplaren verkraftet, ohne tatsächlich auszusterben. Aber ganz offensichtlich ist die Relation von 9 zu 100 Millionen doch ein geradezu groteskes Missverhältnis, zumal es ja vermutlich auf der Welt deutlich mehr Menschen als Haie gibt.
Der dadurch implizierte Appell, die Zahl der menschlichen Todesopfer durch Haie deutlich zu steigern, dürfte allerdings in der Praxis relativ schwierig zu realisieren sein. Ein gemeinsamer Aufruf aller Naturschutzorganisationen, sich hierfür freiwillig zu melden, würde höchstwahrscheinlich selbst bei Naturschutzidealisten nur eine sehr geringe Resonanz zeitigen. Und diesbezügliche Zwangsmaßnahmen wären im Hinblick auf manche Personengruppen vielleicht wünschenswert, aber vermutlich dennoch kaum realisierbar. –Peter Simm

Leserbrief zu „Wenn Putin das wüsste …“ von Alice Bota

Vielen Dank für die beiden o.g. Artikel! Der erste gibt einen guten Einblick in das Alltagsleben mancher Russen, der zweite zeigt erstaunliche Daten über die Ansichten von BundesbürgerInnen.

Herr von Randow gibt die Ergebnisse einer Untersuchung des Umfrageinstituts Forsa wieder zum Vertrauen von Bundesbürgern zu Russlands Präsidenten sowie nach Ihrer Zustimmung zu seinem außenpolitischen Weltbild. Die Ergebnisse unterscheiden sich je nach der Anhängerschaft zu politischen Parteien und der Zugehörigkeit zu Ostdeutschland oder Westdeutschland. Herr von Randow schließt seinen Artikel:

“ Wenn beinahe jeder dritte Bundesbürger seiner Regierungschefin nicht mehr Vertrauen entgegenbringt als dem illiberalen Machtmenschen im Kreml, dann deutet das auf ein Problem hin. Russlands Auslandsmedien wie RT Deutsch, im deutschsprachigen Internet pausenlos auf Sendung, scheinen diese Vertrauenslücke erkannt zu haben. Ihre bevorzugte Zielscheibe ist die deutsche Kanzlerin. „

Herr von Randow geht argumentativ überwiegend auf die Meinungsäußerungen von LINKEN- und AfD-Anhängern ein.  Die auf die Frage: Hat Putin mit der Einschätzung recht, der Westen würde Russland wieder wie im Kalten Krieg feindselig behandeln? auch bei Anhängern der Parteien der bürgerlichen Mitte erstaunlich hohen Zustimmungen werden leider nicht kommentiert.

Daher und weil ich seine  Problemdeutung (s. o. : russische Propaganda) der Zustimmungen für mein eigenes „ja“ bei dieser Frage anders sehe als Herr von Randow, schreibe ich diesen Leserbrief als jemand, der noch nie LINKE oder AfD gewählt hat (obwohl sie in einigen Punkten Recht haben), sondern immer SPD oder CDU, was wohl auch so bleiben wird.

Ich kenne die genannte russische Auslandspropaganda nicht und kann sie nicht beurteilen. Ich habe den Luxus, das Zeitgeschehen anhand mehrerer deutscher mainstream-Medien verfolgen zu können. Dabei habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Berichterstattungen zu den Themen Putin und Russland häufig einseitig und gelegentlich  falsch oder gar hetzend sind.

In diesen Medien wird z.B. die russische „Annexion der Krim“ immer wieder als Begründung für eine vermeintliche Aggressivität von Putin/Russland vorgebracht. Diese Kritik muss im Zusammenhang mit der komplexen Entwicklung in der Ukraine gewürdigt werden.

Man kann die Krimentwicklung durchaus begründet (s. PS unten) auch mit folgenden Merkmalen sehen:

– Seit Jahren geopolitische Konflikte zwischen den USA und Russland.
– Absprachewidrige Ostausdehnung der Nato ohne Berücksichtigung der Interessen Russlands.
– Sehr unkluge Stellung der Alternative für die in dieser Frage sehr uneinheitliche Ukraine durch die EU: Entweder Handelsvertrag mit der EU oder mit Russland.
– Ungeklärte Herkunft der Schüsse auf dem Maidan, die die Situation eskalieren ließen. Verdacht, das Maidan-Lager habe selbst rechtsextreme Scharfschützen engagiert.
– Einflußnahme der USA auf den Machtwechsel in Kiew.
– Nicht nur russische Bewertung dieses Machtwechsels als Staatsstreich (illegal, weil die für die Neuwahl eines Staatspräsidenten nach der
ukrainischen Verfassung vorgeschriebene Dreiviertelmehrheit nicht erreicht wurde).
– Wesentliche Beteiligung von Rechtsextremen an der neuen Regierung in Kiew, die vor dem Machtwechsel forderten, den Sonderstatus von Sewastopol abzuschaffen und den Vertrag von Charkiw zu kündigen, mit dem der Stationierungsvertrag der russischen Schwarzmeerflotte bis 2042  verlängert worden war.
– Keine Sicherheit für Russland, dass sich die neuen Machthaber in Kiew an die rechtsgültigen Verträge über den (seit über 200 Jahren) russischen Marinestützpunkt Sewastopol halten würden.
– Machtwechsel in der autonomen Republik Krim (nicht demokratisch legitimiert).
– Referendum auf der Krim, das sich mit großer Mehrheit für den Anschluss der Krim an Russland aussprach (illegal, weil in der Verfassung der Ukraine nicht vorgesehen).
– Fazit: In Kiew hat sich unter dem militärischen Druck des Rechten Sektors ein illegaler Machtwechsel ereignet, der einen illegalen Machtwechsel auf der Krim auslöste. Nach zweierlei Maß wurden vom Westen die Vorgänge auf der Krim von den Vorgängen in Kiew abgekoppelt und umgedeutet in einen angeblichen russischen Strategiewechsel hin zu einer aggressiven Außenpolitik an allen Fronten, auf den die Nato reagieren müsse.

Vor diesem Hintergrund ist die in unseren Medien häufig wiedergegebene Kritik an Russland (kurz: aggressives Russland und friedlicher Westen) sehr einseitig, zu wenig selbstkritisch und wenig glaubwürdig.

Der Westen hat zur Krimkrise viel beigetragen und sollte selbstkritischer und vorsichtiger sein mit seiner Kritik an Putin/Russland.

In Medien und Politik des Westens werden häufig auch  – nach unseren Maßstäben –  Demokratiemängel kritisiert. Die bestehen wohl, sollten jedoch auch vor dem Hintergrund der Geschichte und der Erfahrungen Russlands mit dem Westen gewertet werden.

Im Artikel von Frau Bota heißt es zu den restriktiven Maßnahmen Russlands zur Regelung von NGO`s:

„Aus Sicht des Kremls ist es folgerichtig, die NGO`s als Feinde zu bekämpfen: Eigeninitiative fordert seine Macht heraus, die sich auf Unmündigkeit gründet.“

So kann man es sehen: als Unterdrückung von Eigeninitiative. Bei einem Teil der NGO`s trifft das wohl zu. Ob sich Putins Macht auf Unmündigkeit gründet ???

Man kann die Regelungen zu NGO`s aber auch im Zusammenhang von Maßnahmen zur Vermeidung von –  jedenfalls in der Vergangenheit erfolgten – „regime change“- Aktivitäten  der USA sehen,  vor denen sich Russland schützen will. In diesem Zusammenhang sind z. B. folgende Äußerungen wichtig:

Äußerung von Henry Kissinger am 2. 2. 2014 in einem CNN-Interview, wonach der Regime Change in Kiew sozusagen die Generalprobe für das sei, „was wir in Moskau tun möchten“.

Der Republikaner George Friedman (Direktor des US-Think-Tanks Strategic Forecasting Inc.) sagte am 4. 2. 2015 am Chicago Council on Global Affairs: “ Für die Vereinigten Staaten ist die Hauptsorge, dass …. deutsches Kapital und deutsche Technologie sich mit russischen Rohstoff-Ressourcen und russischer Arbeitskraft zu einer einzigartigen Kombination verbinden, was die USA seit einem Jahrhundert zu verhindern suchen. Also wie kann man das erreichen, dass diese deutsch-russische Kombination verhindert wird? Die USA ist bereit, mit ihrer Karte diese Kombination zu schlagen: Das ist die Linie zwischen dem Baltikum und dem Schwarzen Meer.  … Der Punkt bei der ganzen Sache ist, dass die USA ….einen Sicherheitsgürtel um Russland herum aufbauen. …    Die Vereinigten Staaten kontrollieren aus ihrem fundamentalen Interesse alle Ozeane der Welt. Keine andere Macht hat das jemals getan. Aus diesem Grund intervenieren wir weltweit bei den Völkern, aber sie können uns nicht angreifen. Das ist eine schöne Sache.“

Laut SPIEGEL 30/2016 hat der US-General Breedlove – bis vor wenigen Wochen Oberbefehlshaber der Nato und der US-Truppen in Europa – alarmistische öffentliche Meldungen über angeblich große russische Truppenbewegungen gemacht und versichert, die USA seien bereit, „falls nötig“ Russland in Europa „zu bekämpfen und zu besiegen.“ Laut Spiegel hat Breedlove „ein Netzwerk westlicher Scharfmacher“ um sich, das dazu beitrug, den Ukrainekonflikt anzuheizen.

Der Forex-Report der Bremer Landesbank vom 29. 8. 2016 berichtet:
„Zibigniew Brzezinski mit erstaunlicher Kehrtwende. Der maßgebliche Architekt der US-Außenpolitik erkennt das Ende der USA-Vorherrschaft an und fordert von den USA die Führung der Welt neu zu organisieren, indem die Verbindungen zu Russland und China neu gestaltet werden sollen. Damit steht im Raum, dass die konfrontative Politik der USA und im Nachgang des Westens zur Disposition stehen und ein neuer Weg der Kooperation eröffnet werden könnte  …..Entscheidend ist die Frage, welchen Einfluss er (gemeint ist Brzezinski) gegenüber den dominierenden neokonservativen Kreisen hat.“ Es wäre schön, wenn Herr Brzezinski friedlicher würde. Es gibt aber leider auch noch andere Hardliner in den USA und im übrigen Westen.

Einseitige, gelegentlich falsche oder gar hetzende Kritik an Putin/Russland und die Unwilligkeit in vielen Medien (an Unfähigkeit will ich nicht glauben, obwohl die Rationalisierungen im Medienbereich vielleicht auch dazu führen),  die Dinge sachlich differenzierter und selbskritischer zu sehen, sind gefährlich, weil sie ein falsches Freund-Feund-Denken fördern, kurz:  aggressives Russland und friedlicher Westen. In Russland denkt man entgegengesetzt: Aggressiver Westen und attackiertes Russland.

Beide Seiten denken: Vor den Aggressionen der anderen Seite muss man sich natürlich schützen. Das führt zu Wiederaufrüstung auf beiden Seiten, zur Zunahme von Spannungen und einem erhöhten Risiko für einen neuen Krieg in Europa.

Außenminister Steinmeier hat das sehr richtig erkannt und eine Initiative zur Rüstungsbegrenzung gestartet. In einigen deutschen Medien (ich habe FAZ und Spiegel in Erinnerung ) ist Herr Steinmeier – vom Stil her z.T. verletzend – stark kritisiert worden. Ich habe großen Respekt vor seinen Bemühungen und wünsche ihm Erfolg!

Ernsthafte Bemühungen des Westens um einen Beitrag zur Deeskalation der Ukrainekrise durch einen vernünftigen Ausgleich der Interessen aller Beteiligten wären besser für die Erhaltung des Friedens als die bisherige russlandkritische Haltung des Westens im Übermaß.

Vielleicht konnte ich Sie etwas nachdenklich machen mit meiner Argumentation, dass wir vielleicht – wie Herr von Randow meint, ich kann die Propaganda nicht beurteilen –  ein Problem mit russischer Propaganda haben, dass aber der Westen  auch selber Propaganda betreibt und  wir jedenfalls das Problem haben, dass in unseren Medien hinsichtlich Putin/Russland häufig zu einseitig, gelegentlich falsch und sogar hetzend berichtet wird. Ein Mißtrauen gegenüber dieser Art der Berichterstattung dürfte wesentlich zur Zustimmung zur oben genannten Frage beitragen.

Soweit meine Meinung als Wähler der bürgerlichen Mitte.  –  Klaus-Peter Koppelmann


Leserbrief zu „Das war kein gutes Jahr“ von Ulrich Greiner

In seinem Artikel kritisiert Greiner das Lob seines Kollegen an Ulrich an Kanzlerin Merkel und weist auf einen interessanten Aspekt hin, der selten diskutiert wird: Die Öffnung der deutschen Grenzen war nämlich ein Ergebnis jahrelanger Untätigkeit aller europäischen Regierungen und der Weigerung, das dysfunktionale Dublin-Abkommen zu reformieren. Insofern hat Merkel nur versucht, eine Krise in den Griff zu kriegen, die sie zum Teil selbst (mit-)verursacht hat. Auch in einem anderen Punkt hat Greiner Recht: Merkel hat im Sommer 2015 keineswegs von einer Ausnahmesituation gesprochen, sondern ist dem damaligen Trend der Willkommenskultur gefolgt und hat hohe Erwartungen an eine neue Politik geweckt. Davon hat sie sich inzwischen verabschiedet, ihr „wir schaffen das“ meint heute etwas völlig anderes als vor einem Jahr.

In einem allerdings irrt Greiner: Auch mit mehr strategischer Weitsicht der Regierung wäre Deutschland um höhere Flüchtlingszahlen nicht herumgekommen. Und dass demokratische Gesellschaften ein höheres „Wir-Gefühl“ brauchen, wie er richtig schreibt, heißt nicht, dass die Mehrheitsgesellschaft die Integration lediglich als Einbahnstraße definieren kann, die Anpassungen lediglich von den Neuankömmlingen fordert. „Wir-Gefühl“ lässt sich ja auch bewusst stärken und ist nichts Statisches. Damit Integration funktioniert, braucht es jedenfalls schon ein bisschen Willkommenskultur. – Dr. Dirk Kerber


Anmerkungen zu „Lese und lebe“ Zeitgeist-Kolumne von Josef Joffe

Nachdem der Genitiv so gut wie tot ist, hat sich Dr. Joffe wohl vorgenommen, nun auch den Imperativ zu erledigen. „Fresse oder sterbe“, daran werden wir uns vielleicht bald gewöhnen müssen. – Dr. Friedrich Schulz


Leserbrief zu „Das war kein gutes Jahr“ von Ulrich Greiner

Der Meinung zweier Leser schließe ich mich an. Jean-Claude Will schreibt, die Flüchtlinge seien mit einer scheinbaren Selbstverständlichkeit gekommen, als sei Deutschland ein herrenloses Land, und nennt diesen Zustrom von Flüchtlingen die größte Völkerwanderung seit dem Zusammenbruch des Römischen Reiches. Das sehe ich auch so. Dass Angela Merkel mit ihrer Flüchtlingspolitik zum Brexit beigetragen hat, halte auch ich für wahrscheinlich. Dr. Klaus Brink schreibt, die Medien – auch Sie, die Zeit – seien damals alle für die Flüchtlingseinwanderung gewesen und seien unkritisch auf Merkel und die Willkommenskultur eingeschwenkt. Genau diesen Eindruck hatte ich auch.

Lassen Sie jetzt die Journalisten zu Wort kommen, die zu einer nüchternen Analyse fähig sind und die langfristigen Auswirkungen dieser Ereignisse im Jahr 2015 abzuschätzen vermögen. Ulrich Greiner hat mit seinem Artikel „Das war kein gutes Jahr“ in der Zeit Nr. 37 einen dankenswerten Beitrag geleistet. – Isolde Heinritz


Leserbrief zu „Voller Durchblick“ von Harro Albrecht

die digitale Akte wäre durchaus eine Revolution in der Medizin. Wenn ich an meine früheren Arztbesuche denke, dann hatte ich immer ein Gefühl der Ohnmacht, unabhängig von dem unfreundlichen und teilweise herrschaftlichen Getue des Personals. Vermittelt zu bekommen, daß sie abhängig von den „Wunderheilern“ sind, spüren sie fast in jeder Phase. Und wenn Sie die Stationen durchlaufen haben, stellen sie fest, die können das alles gar nicht. Heilen tun ganz andere, nämlich Bayer, Merk und wie sie alle heißen.

Die Ärzteschaft wird nur gebraucht, um die richtige Pille zur richtigen Krankheit zu verschreiben. Das ist die ganze Leistung, die von den Halbgöttern erbracht werden. Alles etwas dünn, in Anbetracht ihres Verhaltens. Es ist heute durchaus besser geworden, dafür müssen sie 2 – 12 Monate warten, um einen Termin zu bekommen, manche nehmen gar keinen Termin wegen Überfüllung an. Das macht die soziale Haltung der Ärzteschaft auch nicht gerade zugänglicher. Alles in der eigenen Familie erlebt. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Rettet die Provinz“ von Florian Gasser et. al.

Vielen Dank für diesen klug recherchierten Artikel. Er zeigt auf, warum wir – sofern wir nicht Afd wählen – die Wähler dieser Partei verstehen können. Und er beschreibt auch, was getan werden könnte, damit die Menschen in der Provinz (wie viel Anteil haben sie an der Gesamtzahl der Wähler?) ebenso gefördert werden könnten wie die in der Stadt. Nicht nur Hoffnungslosigkeit allerorten. Das kann man gut brauchen nach der Wahl in Meckpomm.

Übrigens: Ich bin ein begeisterter Fan Ihrer Rechercheprotokolle am Schluss eines Artikels. Sie belegen die außerordentlich intensive und z.T. schwierige Arbeit von gutem Journalismus.  Mehr davon, z.B. auch bei dem über die Provinz. – Edith Gieler-Weiler


Leserbrief zur Rubrik „Fussball“

Der Fussball bestimmt die sportliche Medienlandschaft in ganz Deutschland. Dennoch gibt es viele andere interessante Sportarten und genauso interessante Menschen die sie ausüben. Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie den sportlichen Horizont der ZEIT etwas erweitern würden. Fussball ist zwar mainstream, aber dafür steht die ZEIT ja zum Glück nicht. – Marc Jankowsky


Leserbrief zu „Kriegspropaganda gegen Russland“

Die USA haben 140 ausländische Militärstützpunkte in aller Welt, darunter auch in Deutschland mit Atomwaffen. Und Russland? Die Grenzen der NATO zu Russland beschränken sich auf Estland und Lettland. Finnland ist neutral. Zwischen Russland und dem NATO-Partner Türkei liegen die Karpatenstaaten mit allerdings einigen russischen Militärstützpunkten. Ein direkter Angriff Russlands auf die NATO könnte also nur über die wenigen Kilometer zu Estland und Lettland erfolgen, die schon jetzt über 25% und 28% russischsprachige Bevölkerung enthalten. Was soll diese Kriegspropaganda gegen Russland?

Im Konflikt zwischen Russland und den NATO-Staaten ruhen viele Hoffnungen auf dem unscheinbaren Finnland. Verglichen mit vielen anderen westlichen Staaten hat Finnland die Geschichte und die diplomatischen Kanäle, um die Nerven des Kremls über die NATO-Kriegspropaganda zu beruhigen. Russland ist der Schlüssel, um die finnische Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verstehen. Bei jedem Thema, das in Finnland diskutiert wird, Wirtschaft, Sicherheit, Migration, Energie, Geschichte, Kultur, Sport usw. – die Rolle Russlands kann nicht ausgelassen werden.

Wir sollten anstelle von Kriegspropaganda gegen Russland Handelsgespräche unter Einbeziehung Rußlands führen, um den nun schon seit Jahrzehnten andauernden Frieden in Europa weiter zu sichern. Russland liegt uns näher als die USA, die nur noch durch Kriege ihre stetig sinkende Weltmacht weiter halten können. Ihre Konkurrenz BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) wächst ständig. – Otto Einsporn


Leserbrief zu „Das war kein gutes Jahr“ von Ulrich Greiner

Vielen Dank für“ Das war kein gutes Jahr“. Ich helfe einer bulgarischen Fami!ie auf den Ämtern und gebe abends Deutschunterricht. So von Mensch zu Mensch und ohne das große Trara. Und mir liegt viel an Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit und deswegen nervt mich z.B . Herr Ulrich mit vielen seiner Artikel, wenn ich die denn überhaupt noch verstehe. Das ist bei Ihrem Artikel ganz anders und ich freue mich, ihn gelesen zu haben.Sie sprechen mir aus dem Munde, wenngleich besser. – Hartwig Block


Anmerkungen zu „Lese und lebe“ Zeitgeist-Kolumne von Josef Joffe

Bei der mitunter von Josef Joffe an den Tag gelegten Überheblichkeit ist es schon verwunderlich, dass er in seinem Kommentar zum Thema Lesen den richtigen Imperativ des Verbs nicht zu finden vermag. – Alice Scherer


Leserbrief zu „Damals“

Da Asterix und Obelix gegen Julius Cäsar kämpften, kann es sich nur um das 1. Jahrhundert vor Christus handeln. Im 1. Jahrhundert nach Christus hätten sie sich z. B. mit Augustus oder Nero herumgeschlagen.  – C.-E. Zietsch


Leserbrief zu „Die Uni-Akten der RAF-Terroristen“

Zitat 1: … Denn die Unmöglichkeit der eigenen Vertiefung und kritischen Durch-dringung unseres Wissens führt zur Unsicherheit im Urteil oder gar zu einem mehr oder weniger bewußten Verzicht auf ein eigenes rationales Urteil und zwingt uns in die geistige Sklaverei von Vorurteilen. … Horst Mahler, Bericht über das Wintersemester 1955, 12. März 1956

Zitat 2: Die Investitionsblasen müssen periodisch „entlüftet“ werden, damit das Spiel von Neuem beginnen kann. Die „Entlüftung“ ist die Entreicherung der nicht-jüdischen Geldbesitzer, die jetzt erfahren, dass sie nicht wirklich reich, sondern nur die juristischen Zurechnungspunkte für illusionären Reichtum waren. Sie werden jetzt des-illusioniert. Kommentar von Horst Mahler zur „Bankenkrise“, 2008, in: archive.org

Die Juden haben den Durchblick. Die Nichtjuden sitzen Illusionen auf. Die Reich-tumsdebatte lässt sich auf die Judenfrage reduzieren. Der Jude ist der Schlaue und der Nichtjude der Gelackmeierte. Dermaßen trivial und naiv ist das Weltbild des Herrn Mahler. Und dafür lässt er sich einsperren. Missionare und Märtyrer. Sie hängen mir alle zum Hals heraus. – Ernst Lauer


Leserbrief zu „Gülen darf nicht bleiben“ von James Jeffrey

Fairer Prozess? – Es verwundert, dass Herrn Jeffrey nicht selbst die Widersprüche und Problematiken seiner Argumentation auffallen. Einerseits heißt es: alle Türken, mit denen gesprochen wurde, sind sich einig…hinter dem Staatsstreich stecken Gülen und seine Bewegung. Wie kann vor diesem Hintergrund die Auslieferung von Gülen an die Türkei gefordert werden? Was für einen Prozess kann man erwarten, wenn offenbar die Unschuldsvermutung unbekannt und Beweise nicht erforderlich sind? Was bedeutet es für die Unabhängigkeit der Justiz, wenn Erdogan die Justiz von Gülenisten säubern liess? Sind das Voraussetzungen für einen fairen Prozess? Bekanntlich gibt es keinen Verein mit Mitgliederlisten der Gülenisten. Wer entscheidet, und wie tut er das, ob jemand Gülenist ist? Alles was man aus der Türkei erfährt, besonders nach den letzten Ereignissen, reicht es aus missliebig zu sein, anderer Meinung als Erdogan zu sein, um zum Gülenist erklärt zu werden.

Soll wirklich behauptet werden, in der Realpolitik heiligt der Zweck die Mittel, falls nötig vergisst man eben mal die Rechtsstaatlichkeit? Um es deutlich zu sagen: ein gewaltsamer Umsturz und die Anwendung von tödlicher Gewalt sind Unrecht. Rechtfertigt das aber, dass man selbst Unrecht verübt. Letzten Endes läuft es wieder auf die Frage hinaus: welche Werte muss man über Bord werfen, um seine Werte zu verteidigen? Bleibt dann überhaupt noch etwas, was es wert ist zu verteidigen? – Dr. G. Zeyer


Leserbrief zum Interview mit Philippe-Joseph Salazar

Die Gesinnung von Philippe-Joseph Salazar setzt ja voraus, daß wir uns in Europa damit abzufinden haben, diese Religion als gegeben hinzunehmen. Ich denk ja gar nicht dran. Die Asiaten gehen damit viel cooler und klüger um. Dort werden nur Muslime akzeptiert, die mit Haut und Haaren sich integrieren und keine Extratouren unternehmen wollen.

Das klappt alles wunderbar und das schon seit 53 Jahren. Die Muslime leben mit anderen Religionen in bester Verbundenheit. Wer das doch untergraben möchte fliegt im hohen Bogen raus. Die Deutschen wollen sich mal wieder links überholen und den Staat in eine gefährliche Schieflage zu bringen. Was ist das für eine dümmliche Diskussion. Abgesehen von der ökonomischen Ausbeutung.

Die Politik kommt wie immer zu spät. Jetzt, „die Geister die wir riefen“ (Goethe,) kriegen wir nicht mehr los. Deutschland hat sich, wie so oft, zu weit aus dem Fenster gelehnt. Jetzt wissen sie nicht mehr, wie sie die Kuh wieder vom Eis kriegen sollen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Lese und lebe“ Zeitgeist-Kolumne von Josef Joffe

Wie schön zu lesen, dass Bücherwürmer eine höhere Lebenserwartung haben als unbelesene Zeitgenossen, und wie erstaunlich – geschieht doch das Lesen im Sitzen, jedenfalls nicht in Bewegung. „Lese und lebe“ klingt hübsch, aber der Imperativ des Verbs „lesen“ lautet, nichts für ungut, lieber Herr Joffe, „lies“! – Brigitte Moldenhauer


Leserbrief zu „9 Menschen von Haien getötet“ von Alard von Kittlitz

Beim Lesen dieser Überschrift à la Bild schoß mir sofort der Gedanke durch den Kopf:“Und wieviel Millionen Haie wurden umgebracht?“ Die Antwort fand ich sofort, als ich die Zeitung wendete.

9 : 100 000 000. Jawohl, wir schaffen das. Wir schaffen das, uns abzuschaffen, indem wir, gedankenlos die einen, maßlos geldgierig die anderen, alle Ressourcen von Luft, Land und Wasser gnadenlos plündern.

Möge dieser sachliche und kundige Bericht dazu beitragen, die Hysterie ebenso wie den Mythos um den Hai, als der blutgierigen Bestie, zu beenden. – Jutta Schroer


Leserbrief zu „Das war kein gutes Jahr“ von Ulrich Greiner

Vielen Dank für Ihren Artikel. Wahrscheinlich werden Sie jetzt auch aus der falschen Ecke Beifall erhalten. Dennoch war er notwendig! Das sehe ich daran, dass wieder so ein “Gutmensch” , bitte verzeihen Sie den harten Ausdruck, auf Seite 1 meint, dass die Burka Debatte nebensächlich ist.

Wann werden diese Menschen endlich begreifen, dass durch diese “Salamitaktik” islamischer Kreise uns nach und nach diese Lebensart erst zur Akzeptanz und dann zur Verbindlichkeit aufgezwungen  wird. Ich will jetzt nicht auf die Einzelheiten Ihre Artikels eingehen, möchte aber auf folgendes hinweisen: Warum bringt die ZEIT – man hält doch dort viel von investigativen Journalismus – nicht mal eine Artikelserie  über Krankheiten, die die Flüchtlinge mit bringen, z.B. hauptsächlich Afghanen Syphilis. Solange diese Leute in einem Lager sind, gelingt es Amtsärzten einigermaßen die Patienten zu behandeln; sobald sie aber das Lager verlassen, ist die Behandlung zu Ende. Sie können nicht begreifen und, aufgrund ihre kulturellen Hintergrundes, wie sollten sie auch, dass man Tabletten regelmäßig nehmen.

Auch Tb Erkrankungen haben drastisch zugenommen. In der größten Entbindungsklinik in Berlin haben Flüchtling Frauen den berühmt berüchtigten Krankenhaus Virus eingeschleppt. Damit wie uns nicht miss verstehen, ich mache denen keinen Vorwurf; sie wissen es nicht und wegen der ärztlichen Behandlung in ihren Heimatländern können sie auch nichts dafür. Oder die Heranwachsenden: und das sind nicht nur Einzelfälle , bei zahnärztlichen Untersuchungen stellt sich dann heraus, dass es keine Jugendlichen sondern junge Männer von 24 , 25 Jahren sind. Ich wünsche Ihnen, dass Sie etwas bewegen können und viel Glück. – Ulf Hanel


Leserbrief zu „Rettet die Provinz“ von Florian Gasser et. al.

Was tut die Politik heute für die Bürger? Eine Analyse am Beispiel eines jungen Arbeitnehmers. Der Wahlerfolg der AfD hat in meinen Augen nur wenig mit den Themen der AfD selbst zu tun.

Randthemen wie Flüchtlingskrise, Ausländer, Muslime, Homosexuelle werden immer dann gerne hervorgeholt, um dem Populismus genüge zu tun und die sogenannten Ängste des gemeinen Bürgers zu adressieren.

Nein, die Ursache liegt tiefer. Es ist eine generelle Unzufriedenheit mit der Politik, die so viel für die Bürger tun könnte, es aber seit Jahren versäumt sich für Ihre Wähler einzusetzen und die aufgestauten Aufgaben endlich einmal beherzt anzugehen.

Nehmen wir als Beispiel einen jungen Mann mit Ende 20, Anfang 30, wie es auch auf mich zutrifft. Das Studium ist beendet, die neue Arbeitsstelle aufgenommen. Für solch einen jungen Menschen könnte die Politik sehr viel tun. Doch was macht sie stattdessen? Steine in den Weg legen, wo es nur geht.

 Beispiel 1: Der Steuerbauch

Unser junger Arbeitnehmer zahlt heute deutlich mehr Steuern als es seine Eltern und Großeltern bei vergleichbarem, inflationsbereinigten Einkommen gezahlt haben. Ersparnisse lassen sich dadurch nur schwer aufbauen Die Politik verspricht seit Jahren hier Abhilfe zu schaffen. Passiert ist bislang wenig bis nichts.

 Beispiel 2: Rentensystem

Der Staat zwingt heutige junge Menschen in ein System einzuzahlen, das nicht mehr halten kann, was es verspricht.

Gleichzeitig wird auf die private Versicherungswirtschaft verwiesen, um den Schock etwas abzumildern. Vom angesparten Geld bleibt dank Gebühren so noch weniger übrig als durch die niedrigen Zinsen sowieso schon.

Doch abgesehen davon ist es eine Bankrotterklärung, wenn der Staat bei einem so essenziellen Punkt wie die Rente auf die Privatwirtschaft verweist; tollkühn dazu, wenn man bedenkt, dass ein Währungssystem im Schnitt alle 60 Jahre zusammenbricht.

Unser Arbeitnehmer wird also statistisch einmal in seinem Leben seine angesparte Rente komplett verlieren. Schöne Aussichten, oder?!

Was könnte die Politik hier tun? Sehr viel!

Zunächst das Rentensystem umbauen, also alle einzahlen lassen, die bis jetzt noch nicht einzahlen müssen: Ärzte, Apotheker, Anwälte, Architekten beispielsweise. Sie alle haben ihre eigenen Kassen. Wo bleibt das Solidarprinzip, dass die Starken die Schwachen schultern, wenn die Vielverdiener ihre eigenen Kassen haben?! Die Einzahlung flexiber gestalten, man sollte auch durch Einmalbeträge aufstocken können.

Das System zusätzlich durch Steuern stützen. Es gäbe eine Unmenge Möglichkeiten…

Beispiel 3: Krankenversicherung (Arbeitgeberbeitrag eingefroren) Auch hier tut die Politik nichts Gutes für unseren Arbeitnehmer. Der Arbeitgeberbeitrag ist eingefroren worden. So kann man die Solidargemeinschaft auch schwächen. Spätestens hier sollte die Politik dringend handeln und diesen Unsinn stoppen.

Doch damit wäre es noch nicht getan, denn die Kosten im Gesundheitssystem explodieren. Doch ist das ein Wunder?! Auch hier wie im Rentensystem schon, können sich die Gutverdiener aus der Verantwortung stehlen. Was für ein Unsinn! Alle müssten ein einzahlen und zwar ohne Deckelung beim Einkommen. Wie soll sich ein System tragen, wenn es alle, die gut verdienen, verlassen dürfen?!

 Beispiel 4: Infrastruktur

Infrastruktur ist eine der wichtigsten Aufgaben des Staates. Gerade in der Finanzkrise hat sich gezeigt wie fehlgeleitet Politik sein kann. In Deutschland gäbe es viel zu investieren, vor allem in die Infrastruktur.

Eine schwarze Null nutzt unseren Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern wenig. Das Geld muss in die Infrastruktur, denn die bleibt, auch wenn es mit der Währung bergab geht.

 Beispiel 5: Eingetragene Lebenspartnerschaft Wäre unser Beispielarbeitnehmer verpartnert, wirft die Politik ihm sogar hier noch Knüppel zwischen die Beine, denn heiraten darf er nicht.

 Fazit: Ist es bei diesen fünf Beispielen nicht verständlich, wenn man sich als Politikinteressierter frustriert von den üblichen Parteien abwendet?! Keine einzige adressiert die Probleme. Alle oben genannten Beispiele sind seit Jahren bekannt. Verbessert wurde wenig, das meiste wurde schlimmer oder verschlimmbessert.

Die Politik sollte aufpassen, dass sie nicht noch die übrigen Wähler verliert. Es ist keine Frage von links oder rechts, es ist eine Frage von „Werden die Probleme gelöst oder nicht?“ Die Politik stielt sich immer mehr aus der Verantwortung statt die entscheidenen Fragen wirklich anzugehen. Das kann auf Dauer nicht gut gehen…

 … denkt ein junger Arbeitnehmer mit Anfang 30, der politikinteressiert ist und aus einem Akademikerhaushalt kommt, der tatsächlich nicht mehr weiß, wen er wählen kann…

Doch wenn selbst ein solcher Mensch schon nicht mehr weiß, was er mit der jetzigen Politik anfangen soll, was soll dann erst jemand denken, der aus einer bildungsferneren Schicht kommt oder sich gar nicht für Politik begeistern kann?! So langsam lassen sich die 20% AfD in Mecklenburg-Vorpommern doch verstehen, oder?! – Andreas Müller


Leserbrief zu „Das war kein gutes Jahr“ von Ulrich Greiner

Es war ein gutes Jahr.

Zum mehr oder weniger Jahrestag des Beginns der Flüchtlings“welle“ werden uns auch wieder die damals einprägenden Fotos gezeigt: Der LKW mit den über 70 toten Flüchtlingen in Österreich, der am Strand tot liegende Aylan Kurdi, die auf der Autobahn marschierenden Flüctlinge, Angelas Merkels „Wir schaffen das.“ Es gab eine Euphorie und ein selten gekanntes Maß an Solidarität und Hilfsbereitschaft (in Deutschland und Österreich). Wer damals angepackt hat und noch immer Flüchtlinge auf vielfältigste Weise unterstützt, weiß (und wusste), dass die Situation keine leichte sein wird und ist. Diese Menschen erleben nun Freude, erfahren Hass und Enttäuschungen, aber viele wissen, dass sie damals das Richtige getan haben.

Welche Alternative hätte es gegeben? „Erschießt 300 von uns und wir bleiben stehen,“ sagte ein Flüchtling auf der Balkanroute auf die Frage, wie sie zu stoppen wären.
Wir sind nun wieder am Stand von 2014 angelangt: 100.000e versuchen über das Mittelmeer nach Italien zu gelangen oder stranden in Griechenland – sie sterben und leiden – aber weit weg.

Es ist zu schaffen, aber es geht nur, wenn wir die Bequemlichkeit aufgeben und ein bisschen unseres Wohlstandes abgeben. Angela Merkel hat ihre schon legendären Worte nicht vollständig aussgespochen. Der vollständige Satz lautet: „Wir schaffen das, wenn wir alle anpacken. Arsch hoch!“ – Mag. Wolfgang Ölzant


 Leserbrief zu „Voller Durchblick“ von Harro Albrecht

Mit zunehmendem Befremden habe ich o.g. Artikelgelesen. In über zwanzigjähriger Erfahrung als niedergelassene Ärztin für Allgemenmedizin konnte ich die unterstellte „Geheimniskrämerei“ der Ärzte nicht als Ursache nichtgelingender Patientenaufklärung erleben, dahinter steht wohl viel häufiger Zeitmangel,  ein an der Erbringung technischer Leistungen orientiertes Entgeldsystem,sowie die fehlende Ausbildung zur „Kommunikation auf Augenhöhe“ . Daran ändert sich im Prinzip nichts, wenn der Patient mit medizinischen Ergebnissen versorgt wird, ohne sie verstehen und werten zu können.

Erstaunlich sorglos geht der Autor mit der Bewertung der Datensicherheit in den Clouds um. Zu guter Letzt versäumt er es nicht den Patienten als viel zu unsicheren Kandidaten bei der Sorge um seine Gesundheit zu charakterisieren. Schöne neue Welt….schade eigentlich, dass auf den Wissensseiten unserer Leitmedien die Autoren nicht auch ihre Interessenskonflikte darlegen müssen. Ruth Kindt-Hoffmann, Ärztin für Allgemeinmedizin – Hannover


Leserbrief zu „Ewiges Schlachtfeld“ von Adrea Böhm

es ist lange her, dass ich einen so aufrichtigen und ehrlichen Artikel bzgl. des Krieges in Syrien in der Zeit gelesen habe, wie den von Frau Böhm! Im Namen aller Opfer dieses abscheulichen Krieges bedanke ich mich von Herzen bei dieser mutigen, objektiven, neutralen und sachlichen Journalistin!

Es wäre schön, wenn man im Westen sich endlich mal an seine so hochgeprisenen christlichen Werte halten und Nächstenliebe zeigen würde, anstatt unter dem Deckmantel der Diplomatie seine Gleichgültigkeit gegenüber dem Gemetzel im Nahen Osten weiter pflegen und unter Einhaltung von kapitalistischen „Werten“ sich durch Waffenlieferungen in Krisengebiete auch noch bereichern würde.

Sind das Gemetzel durch die Barbarenbande des selbsternannten IS, der nicht das Geringste mit dem Islam zutun hat und die Selbstmordattentate von wem auch immer  – die übrigens auch nicht mit dem Islam vereinbar sind – weniger schlimm, als die bequem aus sicherer Entfernung abgeworfenen Bomben der US-Amerikaner, der Russen, der syrischen Regierung und andererer Profiteure dieses offensichtlich von Unzähligen gewollten, widerlichen Kriges?

Welche Gefahr geht durch ein Kleidungsstück, dass man es für nötig hält, auf großer Bühne darüber zu diskutieren, was Frau nun tragen darf, soll, muss? Merkt man im Westen nicht, dass einer der Hauptgründe für die Rückschrittlichkeit der islamischen Länder deren seit Jahrhunderten anhaltende Konzentration auf das Äußere ist? Ist ein Mensch weniger fortschrittlich, wenn er nackt oder vollverhüllt rumläuft? Und wie glaubt man Toleranz zu lernen, wenn man in einer homogenen, gleichgeschalteten Gesellschaft  lebt?

Man möchte angeblich die Ursachen von Terror und Flucht bekämpfen. Weder Gleichgültigkeit, noch wertfreie interessengesteuerte Politik sind dazu geeignet. Werte sind Konstanten, die nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden und je nach Interessenlage unterschiedlich ausgelegt werden. Ist es so schwer sich vorzustellen, dass es eines Tages mehr Menschen geben wird, die mit der Einstellung: „Wen wir euch gleichgültig sind, dann seid ihr uns auch gleichgültig.“ jederzeit und überall bereit sind, so viel Menschen wie möglich mit in den Tod zu reißen? – Mahire Krüger


Leserbrief zu “Gülen darf nicht blieben” von James Jeffrey

„Ich habe einfach nur meinen Job gemacht“ – In seinem Aufsatz „Gülen darf nicht bleiben“ in der ZEIT von letzter Woche plädiert der Verfasser dafür, den Prediger Gülen aus den USA an die Türkei auszuliefern – genauer: an die „türkische Justiz“. Auf seine rhetorische Frage, worin eigentlich das Problem bestehe, Gülen „den türkischen Gerichten zu überstellen“ fallen dem Autor nur Fallstricke des US-amerikanischen Auslieferungsrechts ein. Dass es „Zweifel an der Unabhängigkeit der türkischen Justiz“ geben könnte, erwähnt er nur einmal am Rande – und greift diese „Zweifel“ auch nie wieder auf. Das kann nicht unwidersprochen bleiben.

De facto bestehen nicht nur leise „Zweifel“ an der Unabhängigkeit der türkischen Justiz, vielmehr wird jeder der es wissen will – also auch Herr Jeffrey – derzeit Zeuge der offen und unverdeckt durchgeführten vollständigen Demontage der Reste des türkischen Rechtstaats.

Bereits lange vor dem Putsch im Juli sah sich die Justiz in der Türkei immer unverhohleneren Übergriffen von Regierungsseite ausgesetzt. Bereits vor zwei Jahren schuf Präsident Erdogan, damals noch Ministerpräsident, eine „Plattform für die Einheit der Justiz“ mit dem Ziel der Machtübernahme im Obersten Justizrat – der vor allem für Ernennung, Versetzung und Entlassung von Richtern zuständig ist. Dieser Plan gelang – die renommierte Internationale Juristenkommission erklärte dazu nach einer umfassenden Recherche vor Ort, die Justiz sei nun von der Exekutive kooptiert. Die Folgen ließen nicht auf sich warten: im Februar 2016 etwa legte das türkische Innenministerium dem so unter Kontrolle gebrachten Justizrat eine Liste von 78 unliebsamen Verwaltungsrichtern vor, die es gewagt hatten, in Einzelfällen gegen die Regierung zu entscheiden – Grund genug, gegen diese Disziplinarverfahren einzuleiten. Richter und Staatsanwälte, die in Korruptionsverfahren gegen Regierungsmitglieder beteiligt waren wurden strafversetzt oder inhaftiert. Am 30. Juni 2016 verabschiedete das Parlament dann eine „Justizreform“ um die obersten Gerichte auch direkt unter Kontrolle zu bekommen: der Kassationshof und der Staatsrat – die höchsten Gerichte des Landes – wurden personell stark verkleinert – alle Mitglieder dieser Gerichte außer der Führungsriege verloren ihre Posten. Für die Neubesetzung zuständig wurde: der bereits kontrollierte Oberste Justizrat.

Unmittelbar nach dem gescheiterten Putschversuch wurde dann das Schicksal der unabhängigen Justiz auch in der Fläche besiegelt: an Hand von offenkundig lange vorbereiteten Listen wurden auf einen Schlag und bereits wenige Stunden nach dem Putschversuch fast 3.000 RichterInnen und StaatsanwältInnen vorläufig ihres Amtes enthoben – das ist ein Viertel der gesamten Richterschaft, darunter auch zwei Mitglieder des Verfassungsgerichtshofes sowie zehn Mitglieder des Obersten Verwaltungsgerichtshofes. Ein Großteil von ihnen wurde verhaftet. Am 27. Juli 2016 saßen mehr als 1.600 Richter und Staatsanwälte in Untersuchungshaft. Schon einen Monat später, am 24. August, wurden aus diesen vorläufigen Entlassungen endgültige: 2847 Richter und Staatsanwälte wurden ohne geordnetes Verfahren und ohne vorherige Möglichkeit der Verteidigung endgültig aus dem Dienst entfernt. Zusätzlich wurden die Privatvermögen von 3.049 Richtern und Staatsanwälten (Immobilien, Bankkonten oder Fahrzeuge) beschlagnahmt – und den Betroffenen damit neben dem wegfallenden Gehalt auch jede andere Möglichkeit genommen, sich und ihre Familien zu ernähren. Auch der Regierung unliebsame Richterverbände wurden verboten, deren Vermögen eingefroren.

Die Botschaft, die damit in die verbleibende Richterschaft gesendet wird, ist eindeutig: wer nicht regierungstreu urteilt, wird in seiner bürgerlichen Existenz vernichtet. Die Maßnahmen richten sich damit nicht nur gegen die betroffenen Richter, sondern hebt die Unabhängigkeit der gesamten Justiz auf: Ein Richter, dem derart unmittelbar vor Augen geführt wurde, dass er bei unliebsamen Entscheidungen Amt, Freiheit und Vermögen verlieren wird, kann die Rechte und Freiheiten anderer nicht wirksam schützen. Die Wirkungen gehen damit weit über die Justiz hinaus: Wie sollen rechtsstaatliche Prozesse gegen die zeitgleich laufenden Repressionen gegenüber Presse, Rundfunk, Kultur und Wissenschaft fair geführt werden, wenn die entscheidenden Richter mit sofortiger Entlassung und Haft im Falle rechtstaatlicher Entscheidungen rechnen müssen?

Entsprechend eindeutig ist die internationale Reaktion: Das Netzwerk der Präsidentinnen und Präsidenten der Obersten Gerichtshöfe der Europäischen Union, dem auch die Präsidentin des Bundesgerichtshofs angehört, sieht die Entlassung und Verhaftung Tausender Richter als Angriff auf die Unabhängigkeit der Justiz und Bedrohung für den Rechtsstaat. Die Internationale Rechtsanwaltskammer forderte die sofortige Wiedereinstellung der entlassenen Richterinnen und Richter. Auch die EU-Kommission wirft der türkischen Regierung nach dem gescheiterten Putschversuch durch Teile des Militärs Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit vor.
Helfen wird dies auf die Schnelle nicht. Die Situation für die Betroffenen vor Ort ist derzeit verheerend. Einer der letzten Wortmeldungen der unabhängigen türkischen Richterschaft las sie wie folgt: „Liebe Kollegen, ich bin entlassen und werde mit Haftbefehl gesucht. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Ich habe einfach nur meinen Job gemacht. Wir werden uns nicht mehr wiedersehen”.

Hintergrund: Der Verfasser ist Richter am Landgericht Lübeck und Mitglied der Fachgruppe Internationales in der Neuen Richtervereinigung (NRV). Die obigen Zeilen geben naturgemäß nur meine private Meinung wieder. – Marc Petit


Anmerkungen zu „Lese und lebe“ Zeitgeist-Kolumne von Josef Joffe

Der Titel der Zeitgeistspalte auf der S. 10 der Ausgabe der Zeit vom 1. September 2016 scheint aus der Zeit gefallen zu sein, denn „Lese und lebe“ muss nach der schon  lange  im Deutschen gültigen Flexionsregel  grammatisch korrekt lauten: Lies und lebe (vgl.: https://de.wiktionary.org/wiki/Flexion:lesen). Was man im Titel noch als poetische Devianz mit Stolpersteincharakter und neue Stilvariante des sonst dem pragmatischen Schreiben verpflichteten Herausgeber durchgehen lassen könnte, wird dem Leser und der Leserin im ersten Satz des letzten Absatzes dann so zugemutet: „Für uns alle gilt: Mach dir ein paar schöne Stunden, und lese Literatur.“ So unmotiviert für die Textsorte  des bisherigen Zeitgeists das Komma erscheint, so wenig nachvollziehbar ist hier die Wiederholung des stammeldeutschen Imperativs des Verbs lesen in der 2. Person Singular, Präsens Aktiv. Notabene: Lies/lest/lesen Sie doch bitte den Zeitgeist Korrektur (oder lass/t/lassen Sie ihn Korrektur lesen). – Jürgen Hahn-Schröder


Leserbrief zu „Deutsche Gelenkigkeit“ von Adam Soboczynski

Mir hat gefallen, wie unaufgeregt Sie die nationalen Entwicklungen in Europa beschreiben. Ihre Beschreibung kann ich gut nachvollziehen.

Ihre Aussagen zu dem Buch der Münklers finde ich interessant. Deren Forderung nach den neuen Deutschen, in die sich alte Deutsche und Flüchtlinge verwandeln sollen, wird nicht erfüllt werden.

In meiner Familie wird doch z.B. nicht vergessen, daß mein Urgroßvater Kriegsanleihen für den ersten Weltkrieg zeichnete, die er niemals zurück erhielt. Dafür stand mein Großvater nach der Währungsreform nach dem 2. Weltkrieg völlig mittellos da. Den Anpassungsprozeß meines Vaters nach dem 2. Weltkrieg habe ich persönlich miterlebt, und meine Schulzeit in teilzerstörten Schulen als Wanderklasse und das Studium in den wieder geöffneten Universitäten vergesse ich nicht. Und das alles strahlt in der Familie natürlich auf die Meinung in der Familie aus. Entsprechendes gilt für die Kriegs- und Fluchterfahrungen der Flüchtlinge. Und daß die leistungsethische und verfassungspatriotische Haltung als Solidaritätsgenerator dienen soll, halte ich für eine Illusion. – Dr. Walter Engel


Leserbrief zu „Nein danke!“ von Fabienne Hurst

zum Thema aufwärmen und gute Laune; Erfahrung mit Fairtrade. Niet – kein Wässerchen, lieber Wein. Es gibt ja eine große Auswahl beim Wein. Ein Wein aus dem Supermarkt für 3,59, Fairtrade 13 % Vol., da greift man doch zu. Fairtrade hatte es in sich, ehrlich, mein lieber Steuermann. Man fühlte sich gut dabei, ringsum gute Laune. Keiner schaute auf die Uhr. Erst spät mit Gesang gingen alle selig nach Hause. – Gerhard Knaak


Leserbrief zu „Wenn Putin das wüsste …“ von Alice Bota

Vielen Dank für Ihren Artikel über Putin. Leider schreiben Sie in keiner Zeile, daß die finanziell zunehmend schlechte Lage in Rußland zu einem Großteil durch die von „uns“/ vom Westen verhängten Sanktionen verursacht wird! Stattdessen wird der Eindruck vermittelt, Putin hätte Schuld durch schlechte wirtschaftliche Entscheidungen und mangelnde Fürsorge für sein Volk. Daß die sogenannte „Annexion“ der Krim nach wie vor als Grund für die Verhängung der Sanktionen genannt und daran festgehalten wird finde ich unerhört, obwohl von verschiedenster Seite mittlerweile der Begriff „Sezession“ als viel treffender eigestuft wird. Daß sich ein Volk zu 90 Prozent (auf der Krim) für die russiche Zugehörigkeit ausspricht, scheint anscheinend nicht zu zählen!? Und daß es dort tatsächlich zu einem Massaker in einer Kirche gekommen ist, bei dem russiche Bürger auf der Krim von ukrainischen Nationalisten (man könnte auch sagen Faschisten) umgebracht wurden, kam hier in den westlichen Leitmedien kaum oder gar nicht nicht zur Sprache oder wurde wenn als russische Propaganda abgetan.

Wie wäre es mit einem etwas neutraleren und respektvolleren Umgang mit Putin und Rußland? Wir haben eine lange traditionelle Verbindung zu Rußland und sollten tunlichst schaun, diese auszubaun anstatt mehr und mehr das gegenseitige Vertrauen zu verspielen, negativ beeinflußt möglicherweise durch gewisse Kräfte aus den USA, denen nicht an einem gelungenen Ost-West Verhältnis (Rußland+das westliche Europa – vor allem Deutschland+Frankreich) gelegen ist. Für uns in Deutschland aber, die wir so nahe an Rußland sind, sollte ein gutes Verhältnis und etwas mehr Verständnis für dieses Riesenreich im Osten (das enorme Veränderungen durchgemacht hat und sehr schwere Zeiten hatte in den 90 er Jahren unter Jelzin – wie Sie auch schreiben) oberste Pflicht sein. – Heidi Greb


Leserbrief zu „Ganz schön in der Tinte“ von Thomas E. Schmidt

Schade! Wieder mal ein Artikel in dem Verfehlungen von Volksvertretern beschrieben werden, leider sind wir dies schon gewohnt. Und leider verfestigen diese das Bild von Volksvertretern als nur auf den eigenen Vorteil bedachten * (das Wort lasse ich lieber weg!).

Ich frage mich aber, was wollen Sie (die Verantwortlichen, für den Inhalt dieser Medien) mit derartigen Berichten bewirken? Das generelle Misstrauen gegen jeden Volksvertreter schüren? Mit welcher Motivation steigt man heute noch noch in Politik ein? Eine Aufgabe die sicher nicht in 40 Wochenstunden, bei 30 Tagen Urlaub im Jahr, zu erledigen ist. Diese erfordert eher den Einsatz in der Freizeit (ja, es gibt auch politische Aufgaben unterhalb der Landesebenen) oder als Berufspolitiker mit praktisch keiner Freizeit. Was kann sie/er erwarten? Die Unterstützung  derer, deren Interessen sie/er vertritt? Eher nicht! In Zeiten in denen man sich in den Medien für  jeden „abgeschossenen“ Politiker eine Kerbe in den Colt zu machen scheint (sogar ein Präsident ist schon dabei), wird doch nur auf jeden Fehltritt gelauert!

Wir brauchen sie aber, die Freiwilligen diese „miesen“ Jobs machen! Ohne Sie haben wir keine Gemeinderäte, Abgeordnete, Minister. ..! Wie wenig das erstrebenswert erscheint, lässt sich bei der einen oder anderen Parteigründung beobachten, deren Vorsitzende plötzlich, einer nach dem anderen das Handtuch wirft. Diesen Job haben sie doch nicht gewollt.

Wollen Sie genau das bewirken?

Zurück  zu Ihrem Artikel, jede/r Bundestagsabgeordnete verfügt  über einen Pauschalbetrag für Büromaterial. Damit soll er selber haushalten,  aber Halt, Luxusfüller darf sie/er nicht davon kaufen. Was denn nun, soll sie/er selber haushalten oder nicht? Ist der Betrag aufgebraucht, gibt es nichts mehr. Wollen wir den Volksvertretern Bleistift und Radiergummi vorschreiben? Sollen sie sich mit derartigen kleinkariert Vorschriften herumschlagen, oder sollen sie ihre Zeit nicht eher mit den wirklich wichtigen Entscheidungen verbringen?

 Oder projektieren wir die Behandlung eines Pauschalbetrages mal auf die familiäre Ebene. Nehmen wir z. B.  das Taschengeld, wer untersagt seinem Kind den Kauf von Sachen der Marke X? – Jürgen Baginski


Leserbrief zu „Wer bekommt die Milliarden?“ von Felix Rohrbeck

Ich kann das Verhalten der Vereinigten Staaten nicht nachvollziehen. Natürlich verstehe ich Ihr Geschriebenes schon, nur ist die Steuerfrage letzten Endes doch nur eine Rechenaufgabe. Wenn es tatsächlich so ist, dass die im Ausland gezahlten Steuern gegen die im Inland gezahlten gerechnet werden können, dann sollte doch die US Regierung den tax holiday aussetzen und normale reguläre Steuersätze verlangen. Zahlte dann zum Beispiel Apple eben die auferlegten 13 Milliarden an die EU, dann können sie diesen Betrag gegen die zu entrichtenden Steuern in den USA legen. Übrig bliebe dann, wenn richtig kalkuliert wird, auch wieder ein „tax holiday“. Freundliche Grüße von einem Samsung Besitzer – Yves Pulst


Anmerkungen zu „Lese und lebe“ Zeitgeist-Kolumne von Josef Joffe

In Ihrer Kolumne „Zeitgeist“ vom 1.9.2016 benutzen Sie den Begriff „die Imprimatúr“ (im 2. Fall Singular). Wahrscheinlich ist ihr Lateinunterricht schon einige Zeit her; sonst wäre Ihnen eingefallen, dass sich dieser Begriff vom lateinischen „imprimátur = es soll gedruckt werden“ herleitet und im Deutschen das sächliche Geschlecht besitzt: das Imprimátur, das Ihr Korrektor (falls es einen solchen bei Ihnen gibt) in der Akürzung „impr.“ unter alle genehmigten Artikel setzt. Übrigens heißt der Imperativ Singular von „lesen“ (noch immer): „lies“. – R. Rentz


Leserbrief zu „Ansage: Der Nichttrinker“ von Fabienne Hurst

Ein wunderbarer Artikel – ich habe viel geschmunzelt: jedes Wort ist wahr !

Am wichtigsten aber finde ich den Satz: „Nichttrinken ist aber einfach immer noch viel zu unattraktiv“ —- > ich trinke sowieso sehr wenig Alkohol, aber erst mit Getränken wie der Bionade in der Hand hatte ich das Gefühl, mit „dabei“ zu sein: die Flasche ist in der Form nämlich nahezu identisch mit der Becks-Flasche; ansonsten sind die non-Alkoholika einfach optisch zu unattraktiv …. (seit es Mineral-Wasser in Edel-Flaschen gibt, hat es wenigstens in guten Restaurants den Touch von „Stil“) und erwähnen möchte ich noch folgendes: ich war mal auf Dienstreise mit meinem Chef in Wien und wir waren im Steirereck; bei der Getränkebestellung erfuhren wir, dass unser Gast schwanger war: daraufhin hat man ihr statt diverser erlesener und jeweils toll passender Weine: erlesene und toll passende FRUCHTSÄFTE serviert !! Aus verschiedenen Apfelsorten, Birnen, Pflaumen … immer passend und immer mit einer Anekdote!! sensationell!! Da war unser Gast mördermäßig beeindruckt und WIR auch !! – Thomas Pirzer


Leserbrief zur 77. Wiederkehr des Beginns des Zweiten Weltkriegs:

Neben der Monstrifizierung Putins und der notorisch erstunkenen „russischen Bedrohung“ – in Wahrheit schlüpft dem Nato-Goliath, der vor Kraft kaum gehen kann (allein USA: 596 Rüstungsmilliarden jährlich), ein russischer David (nur 66) zwischen den Beinen durch – soll eine noch weitaus diabolischere Tatsachen-Verdrehung unser Gemüt auf der Betriebstemperatur röhrenden Kruppstahls halten: Die Nato ist angeblich unfähig, die Terroristenproduktion auszurotten oder auch nur zu lähmen. So sollen trotz perfekter Beherrschung des libyschen Luftraums durch die französisch-britischen Luftstreitkräfte und trotz detaillierter Satellitenaufklärung die dortigen drei Terrorismus-Akademien, die unter freiem Himmel ohne jegliches schützende Dach extrem unsicher sind, sich wirksamen Angriffen entziehen können.

Tatsächlich erleben wir gerade den „völligen Zusammenbruch diplomatischer Gepflogenheiten“ (Prof. M. Chossudovsky): Seit 2011 koordiniert die Nato in Verbindung mit dem türkischen Oberkommando die Rekrutierung von Jihadisten für Syrien. Auch die ISIS-Brigaden im Irak werden von westlichen Militärberatern zusammengestellt. Im Namen der USA finanzieren und trainieren die Saudis und Quatar ISIS-Terroristen, und Israel beherbergt sie auf den Golan-Höhen. Nicht Zivilbevölkerungen oder ihre Infrastruktur werden mit unseren „humanitären Einsätzen“ verschont, sondern ihre Henker. Diese fanatischen Mörderbanden hält der menschenrechtsversessene Westen sich als seine Höllenhunde, um – mit ihnen im Teamgeist geeint – hinter dem Eisernen Vorhang der Medien die perverse Theorie des Machtzynikers Leo Strauss vom „kreativen Chaos“ umzusetzen: Staaten plattmachen, um ihre Territorien unbehindert plündern und ummodeln zu können. Demnächst in diesem Kriegs-Theater: Die Krönung der „Chaos-Königin“ (Diana Johnstone) Hillary I. – Uwe Brauner


Leserbrief zu „Das war kein gutes Jahr“ von Ulrich Greiner

Stimme Bernd Ulrich zu, Merkels Postulat war, ist und bleibt grundsätzlich richtig. Stimme ebenso Ulrich Greiner zu, es war kein gutes Jahr, die Zeit zwischen September 2015 bis September 2016. Weil europäische Hilfe in der Flüchtlingskrise lange sehenden Auges anachronistisch verhandelbar war, weil viele tausend Tote im Mittelmeer lange Zeit nicht genug Tote waren.

Dem merkelschen Blitzimparativ vor Jahresfrist, den Flüchtlingen die Grenzen und die Herzen doch zu öffnen, folgte dann beinah logischerweise die personelle und strukturelle Überforderung. Dennoch, wäre die menschliche Würde das primäre Indiz für gute Politik, stände eine weitere Kanzlerschaft Merkels wohl genauso wenig zur Disposition wie populistisch phrasierte Wahlerfolge des politischen Scheinriesen namens AfD. Politik ist gewiss die Kunst des Machbaren, der Versuch, Humanismus und Realismus zu polarisieren, hingegen ist schlechthin Egoismus der Mächtigen. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Das war kein gutes Jahr“ von Ulrich Greiner

Endlich jemand aus der sonst ach so progressiv-linksliberalen weltdeuter- und volkserzieher-redaktion, der die konservativ-liberale ecke in der ZEIT besetzt und verteidigt. In den 1980er jahren konnte man in der ZEIT noch lesen, dass ein staatsvolk das recht haben soll, darüber zu entscheiden, mit wem und mit wie vielen es auf seinem staatsgebiet in der zukunft leben will. Auch wenn diese frage vielen heute noch egal ist, siehe wahlergebnisse: am deutschen humanitarismus-wesen wird europa leider nicht genesen. – Winfried Wolf


Leserbrief zu „Wenn Putin das wüsste …“ von Alice Bota

Sehr gut gewähltes Thema, zutreffender Text und schlaues Titelbild.

Das hervorragende Photomontage-Portrait in Napoleons Aufmachung zeigt, dass es auch in ernsten Fragen noch einen Spielraum für angebrachten Humor gibt, welcher zum Nachdenken führt. Im Zusammenhang mit dem ausgezeichneten Artikel hat allerdings « Smetek » das Portrait eines viel zutreffenderen Diktators verpasst: MUSSOLINI! Schade, aber ich kann mir vorstellen, dass Artikel und Portrait gleichzeitig und deshalb von einander unabhängig entstanden sind.

Kurz nach dem 1. Weltkrieg hatte es Mussolini in den 20er und frühen 30er Jahren tatsächlich geschafft durch diktatorische Herrschaft manchen seiner Bürgern zu erneutem Nationalstolz zu verhelfen (intensivere koloniale Herrschaft in Libyen, Somalien, Abessinien,usw.) und nach dem Pakt mit Hitler auch auf Albanien und griechischen Inseln auszuweiten (ähnlich wie Putin in der Krim, Georgien, Tchetchenien, Ostukraine, …). – Pierre von Meiss


Leserbrief zu „Gülen darf nicht bleiben“ von James Jeffrey

Unter Unterwanderern

Herr Jeffrey schreibt leider aus sehr verengter Perspektive. OK: Die mögliche Verstrickung Gülens in den Putschversuch muss untersucht werden, wenn es denn neben Animositäten auch klare Indizien dafür gibt.

Die behauptete „Unterwanderung“ von Staatsorganen allerdings ist doppelt fragwürdig: Zum einen lebt sie von der Prämisse, die entsprechenden Posten dürften nur an bestimmte Personen vergeben werden und stünden nicht grundsätzlich jedem – also auch Anhängern der Gülen-Bewegung – offen. Zum anderen schreibt Jeffrey selbst von der noch jungen AKP, sie konnte „diverse Organe von Staat und Wirtschaft gleichschalten.“ Die AKP betreibt also „gute Unterwanderung“, wenn sie ranghohe Posten in Politik, Justiz und Militär an eigene Leute verteilt, kritische Medien und Stimmen unterdrückt, missliebige Parteien und Bevölkerungsgruppen drangsaliert, nicht linientreue Beamte entlässt etc., die Gülen-Bewegung hingegen betreibt „schlechte Unterwanderung“? Das ist dann doch zu billig und interessegeleitet. – Anonym


Leserbrief zu „Voller Durchblick“ von Harro Albrecht

Da ist sie wieder die große Verschwörung der Menschen in weißer Berufskleidung!

Zum Glück haben Sie uns nun davor gewarnt. Konnten wir in „Die Zeit“ schon davon lesen, wie das deutsche Volk durch weiß gekleidete Menschen, und ich gehöre ja auch dazu, in ein Heer schlafmittelabhängiger Zombies verwandelt werde oder unwissende Psychiater Medikamente verschreiben, deren Wirkungslosigkeit seit Jahren erwiesen sei, nun also der dritte Teil der niemal endenden, großen „Enthüllungsstory“: Die Patientenakte als Herrschaftsinstrument.

Sie raunen, „die Ärzte“ seine gegen eine frei zugängliche, digitalisierte Patientenakte, denn dann wäre es vorbei mit dem ärztlichen Umgang, mit dem Wissen über den Patienten, nach Gutsherrenart, ein goldenes Zeitalter ohne Doppeluntersuchungen, fehlerhaft verschriebenen Medikamente und Geheimniskrämerei breche an.

Illustriert wird Ihr Artikel mit einer jungen Dame, die ein Tablet hoch hält:

Geburtsdatum, Größe, Gewicht, raucht, leidet unter einer Penicillinallergie, hatte Masern, eine Unterschenkelfraktur, auch einmal eine Depression und eine Beinvenenthrombose… . Und das soll der Mensch, den dies betrifft, nicht selber, ohne große Digitalisierung und Transparenzoffensive wissen?

 Lieber Herr Albrecht, wie sieht denn die Realität wirklich aus? Seit 15 Jahren, die Zeit meiner Niederlassung als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, bekommen meine Patienten alle Arzt- und Krankenhausberichte ausgehändigt. Denn natürlich ist es wichtig, dass der Patient über diese Informationen verfügt, sollte ich einmal im Urlaub sein, der Notfall tritt ein oder der Patient entscheidet sich prinzipiell zu einem Wechsel des Behandlers (freie Arztwahl! Aber alle wollen ja ihre Patienten beherrschen???).

Mit diesem Vorgehen unterscheide ich mich nicht als Lichtgestalt der Tranparenz von anderen Kollegen. Ich kann Ihnen viele nennen, die machen das genauso.

Schon in der ärztlichen Ausbildung, egal ob ich in der Kardiologie oder in der Psychiatrie tätig war, wurde uns beigebracht: EIn Arztbrief ist so abzufassen, das ihn der Patient lesen kann, muss aber alle wichtigen Informationen für den EInweiser oder Weiterbehandler enthalten. Schon in der Kardiologie wurden den Patienten also die Arztbericht in unverschlossenen Umschlägen ausgehändigt.

Natürlich gibt es gute und schlechte Arztbericht, genauso, wie es guten und schlechten Journalismus gibt. Daran gilt es, zu arbeiten.

Sie raunen weiter…natürlich wäre es problematisch, wenn „psychisch labile“ Menschen ihre psychiatrische Diagnose einfach so lesen würden. Herr Albrecht, wenn es eine psychiatrische Diagnose gibt, muss der erkrankte Mensch doch vorher beim Arzt oder im Krankenhaus gewesen sein, und da soll ihm die Diagnose, die Behandlungsgrundlage, nicht schon bekannt sein?

Was bleibt, zieht man Ihre boulevardesken Verschwörungstheorien ab: Ein Artikel über die schleppende Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen, weniger Zeilen, ein hinterer Platz auf den „Wissen“-Seiten.

Also ein Schuss „crime“ und schon liest sich das ja viel schwungvoller. Mit  seriösem Journalismus hat das nichts zu tun.  Aber ich vergaß, es geht ja um die Aufdeckung der ganz großen Verschwörung. Aber eine vorgefaßte Meinung ist nicht immer die richtige. – Dr. med. Th. Lukowski


Leserbrief zu „Wenn Putin das wüsste …“ von Alice Bota

Wer sich der letzten Dreißigerjahre noch bewußt erinnert und nun Putins Rußland erlebt, wird sich angesichts des Leitartikels über die dortigen Verhältnisse unter dem Titel „Wenn Putin das wüsste..?“ an den damals weitverbreiteten  Spruch „Wenn das der Führer wüßte?“ entsinnen.

Der tatsächlich  Verantwortliche, der nach einem demütigenden  Niedergang seines Landes die Wiedererlangung einstiger Bedeutung des Landes betreibt, wird ob seines dabei fragwürdigen, sogar gesetzeswidrigen Vorgehens von der Mehrheit seines Volkes exkulpiert. Statt dessen wird die Verantwortung anonymisiert.

Welch eine Ähnlichkeit zwischen Nazi-Deutschland damals  und Putin-Russland heute.

Doch das ist nicht die einzige – es gibt mehrere Parallelen zwischen Hitler sowie Putin, um Bedeutung und Größe des Landes wiederherzustellen. Putins Aktionen nach Niedergang und Auflösung der Sowjetunion und der chaotischen Jelzin-Zeit ähneln oft dem Handeln Hitlers nach den „Demütigungen“ Deutschlands  durch den Versailler Vertrag. – Dankward Sidow


Leserbrief zu „Ein Käse verschwindet“ von Georg Blume

Georg Blume bleibt in seinem Käse – Artikel den Nachsatz schuldig,wie der Ortsname Fougeres nun korrekt geschrieben wird. Er läßt dem Leser die Wahl, nachdem er ihn  5x mit „r“ und 6x ohne“r“ geschrieben hat.Ziemlich viel Korrekturbedarf für solch kleinen Beitrag! – Johanna Stoll


Leserbrief zu „Nein danke!“ von Fabienne Hurst

Dieser Artikel ist das Dümmste, das ich je in der ZEIT gelesen habe. Zunächst hoffte ich, er sei ironisch gemeint, aber konnte doch beim besten Willen keine Anhaltspunkte dafür finden. Die Autorin sucht verzweifelt nach Argumenten, am Ende aber kommen nur ihre eigenen Neurosen zum Vorschein. Eine Gesellschaft, die sich ihre Sinne stetig benebeln muss, um Spaß zu haben und ihre Verklemmtheit zu überwinden, ist bemitleidenswert. –  Lukas Nickel


Leserbrief zu „Lese und lebe“ Zeitgeist-Kolumne von Josef Joffe

DANK an Josef Joffe für den Hinweis zu einer Langzeitstudie der Yale University!

Ich habe es immer geahnt: Belletristik zu lesen bedeutet Nahrung für den Kopf, ölt das Hirn, wirft moralischen Gewinn ab, stärkt mein Mitgefühl,

und – nicht zu fassen – verlängert mein Leben (!), macht mich zu einem besseren und gesünderem Menschen: Wasser auf meine Lesemühle, denn mein großer Verzehr von Romanen, – z.Zt. Juli Zehs „Unterleuten“ –  wurde von nahen Angehörigen häufig mit Kopfschütteln begleitet: „Zeitvergeudung, lies besser etwas Vernünftiges, öfter mal ein Sachbuch…“,  und mein schlechtes Gewissen schmälerte das Lesevergnügen.

Als Viel-Leserin begann ich im Rentenalter selber zu schreiben, wurde in die hiesige Autorengruppe „Bochumer Literaten“ aufgenommen, veröffentlichte bei BoD selbst einen Band mit Kurzgeschichten, aus dem ich bei unseren Auftritten – mit positivem feedback des Publikums –  lese.

(Im Anhang ein Artikel aus der WAZ und das Foto einer, leider geklauten, Verwirklichung einer Idee über den möglichen besseren Inhalt von Zigarettenschachteln, die mit Kurzgeschichten bestückt wurden..:-).)

Alles, was mich heute ausmacht –  meine Schulbildung dauerte nur 8 Jahre – verdanke ich den großen Romanciers! – Waltraud Sophie Reich


Leserbrief zu „Ewiges Schlachtfeld“ von Adrea Böhm

Eigentlich müsste der Westen (Russland sowieso) jeden Tag 5 Minuten die Arbeit ruhen lassen um der Ungeheuerlichkeit des Syrienkrieges zu gedenken. Wenn Andrea Böhm schreibt, dass etliche EU-Staaten durch Rüstungsexporte an diesem globalisierten Krieg (China fehlt noch) mitverdienen fragt man sich, warum es eine Außenbeauftragte der EU gibt. Eine gemeinsame Außenpolitik der EU fällt dadurch auf weil sie nicht  vorhanden ist. Beschränkungen für Rüstungsexporte der EU scheinen in das Belieben der Nationalstaaten  gestellt zu sein. Amerika, Europa, Russland, Saudi-Arabien, die Golf-Staaten und jetzt noch die Türkei rühren in dem  Bürgerkrieg herum wie furchtbare Köche, die ein vergiftetes Gericht aufbereiten. Kein Land  oder Instanz (UNO)  der Welt kann oder will Assad daran hindern seelenruhig sein Volk abzuschlachten.

In der Hauptsache sind die  obengenannten Staaten aus folgenden Gründe in den syrischen Bürgerkrieg verwickelt : Bekämpfung von Rebellenformationen, die Assad stürzen wollen, durch Russland und den Iran nebenbei hilft man dem Westen freundlicherweise noch den IS zu vernichten (wie scheinheilig !)- und die Saudis, obwohl früher Sympathisanten des IS, kämpfen jetzt auf der Seite der USA und einiger europäischen Staaten gegen ihre sunnitischen Glaubensbrüder. Und nun noch die Türken die ihr ewiges Kurdenproblem dazu verleiten ließ, auf syrisch irakischem Staatsgebiet die Kurden militärisch daran zu hindern, staatliche Strukturen zu schaffen. Nur der große Zufallsgenerator der liebe Gott oder Allah mischen sich in die militärischen Konflikte der Menschen nie ein- generiert die nächste Situation in diesem Spiel der bösen/ohnmächtigen Teilnehmer. – Klaus Reisdorf


Leserbrief zu „Voller Durchblick“ von Harro Albrecht

Ihr Wissensbeitrag, insbesondere der Artikel von Harro Albrecht, läßt mich zur Feder greifen. Er nimmt die Perspektive eines jungen, gesunden, kontrollsüchtigen Mannes ein. Ich selbst war 50 Jahre lang als Ärztin tätig und sehe mit Sorge die Entwicklung, alles Geschehen mechanistisch  erfassen zu wollen, alles in Algorithmen zu pressen. So funktioniert das Leben nicht, so kann man Gesundheit und Lebensqualität nicht erklären.

Ich bin kein Technik-Muffel, aber nicht alles, was machbar ist, ist auch sinnvoll. Er beklagt das Machtgefälle im Sprechzimmer. Das wird immer so sein, denn die Ursache dessen ist das Gefälle an Wissen und Können. Nicht jeder kann auf jedem Gebiet ein Spezialist sein. Und das Vertrauen in den Arzt und sein Können ist wichtiger Bestandteil des Heilungsprozesses. Aus dem Artikel schlägt mir chronisches Mißtrauen entgegen.

Doch jeder, der das Vertrauen in den Arzt versucht zu untergraben, greift in den Heilungsprozess ein. Wenn von der „Herrschaft“ der Ärzte gesprochen wird, so sagt das mehr über den Verfasser aus, als über die Ärzte. Immer mehr wird über die Medizin von fachfremden Menschen diskutiert und entschieden. Wir leben in einer Zeit, in der die Profitmaximierung das Nonplusultra alles Handelns ist. So aber funktioniert Medizin nicht. Wir müssen aufpassen, dass nicht die Industrie das Zepter übernimmt, jedem Menschen seinen Bordcomputer verpasst und daran gut verdient. –  Dr. Annebärbel Jungbluth


Leserbrief zu „Ja er ist autoritär – muss er sein“ von Gero von Randow

Die Frage, Merkel oder Putin, ist für meine Begriffe unfair. Und sie führte in dieser Meinungsumfrage auch zu unlogischen Ergebnissen. Die Frage, ob der Westen Putin feindselig behandeln würde, ist schon besser und sagt auch mehr aus. Zwischen 20 und 78% würden dies so sehen. Der Prozentsatz ist in jedem Falle hoch und ist erklärungsbedürftig.

Das man Putin aber tatsächlich mehr trauen würde als Merkel, kann ich mir demgegenüber nicht vorstellen. Hier spielt für meine Begriffe etwas anderes hinein: Die westliche Elite hatte sich angewöhnt, das Volk bei Wahlen als Stimmvieh zu benützen, ansonsten hat man aber gemacht, was man wollt. Das ist der Grund für die jetzt fast überall vorliegende Unsicherheit: Brexit, Wahlen in Italien,  Wahlen in Frankreich, Wahlen in den USA und irgendwann dann auch bei uns.

Man hat vergessen, das das Volk  ein Gefühl für Gerechtigkeit hat. (Und selber nicht zu kurz kommen will.)

Russland hatte 1989 eine Neuordnung in Europa ermöglicht. Alle Osteuropäischen Staaten und Deutschland haben davon profitiert. Letztendlich bezahlt hat es Russland. Mit Gebietsverlusten und mit militärischem Machtverlust. Auf mehr oder weniger freiwilliger Basis, zumindest ohne militärischer Gegenwehr. Und mit einem wirtschaftlichen Zusammenbruch. ( dadurch ist es auch für Jedermann am eigenen Leib zu erfahren gewesen.  Wobei Russland am Anfang zu einer engen Zusammenarbeit mit dem Westen bereit war. Im ersten Irak-Krieg haben Russland und die USA zusammen gegen Saddam Hussein gekämpft. Und Gorbatschow fragte nach dem Platz Russlands im Hause Europa.

Eingehandelt hat sich Russland demgegenüber ein Vorrücken der Nato nach Osten ohne irgendwelche Gegenleistungen oder Entschädigungen. Der Westen war der Meinung, für diesen freiwilligen Glücksfall 1989 die Russen es auch noch büßen lassen zu können. Bei der Ukraine liegt aber für Russland die rote Linie. Und wie normal nimmt im Westen darauf  Niemand Rücksicht. Wir sind zwar gewohnt, auf amerikanische Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen, auf russische aber in keinem Fall, vor allem, weil man Russland nach dem Zusammenbruch 1989 nicht mehr für ernst genommen hat. Anstatt die Ukraine als Mittler zwischen Ost und West von beiden profitieren zu lassen, gibt es im Westen kalte Krieger , die aus der Ukraine am liebsten einen Frontstaat gegen Russland machen wollen. Wie so üblich ist der Westen völlig unempfindlich gegenüber der Geschichte und vergisst die uralten Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine.

Im Gegensatz zu den Politikern gibt es im Volk aber eben ein Gefühl für Gerechtigkeit. Schließlich verdanken wir Russland die Wiedervereinigung. Und Polen und die Baltischen Staaten ihre Unabhängigkeit. Und das der Westen Russland dafür bestraft hat, ist und bleibt eben ungerecht.

Nun braucht man Putin deshalb nicht mehr vertrauen als Merkel. Wir sollten uns daran erinnern: Weil Russland 1894 den Pakt mit Frankreich geschlossen  hat, wurde es Frankreich ermöglich, den 1.Weltkrieg anzugehen ( Christopher Clark). Mit der Hoffnung, das Deutschland dadurch in jedem Fall in einen 2 Frontenkrieg verwickelt würde, hat Frankreich die Gewissheit  eines kommenden Sieges vermittelt. Deshalb, wenn Russland nicht mitgemacht hätte, hätte es keinen 1. und keinen 2. Weltkrieg gegeben. Staaten handeln nach Interessen,und so auch Russland. Und Putin macht es ebenso. Auch das Verhalten Russlands gegenüber von Minderheiten und oder Andersdenkender ist teilweise skandalös.

Das ändert aber nichts daran, wenn Russland berechtigte Interessen hat,( Krim, Ukraine) dann müsste der Westen versuchen, darauf einzugehen. Das macht er aber nicht. Er spricht dann von seinen Werten und vergisst, das der Westen eigentlich auf Niemanden Rücksicht nimmt: Iran, Vietnam, Irak, Afghanistan, Guantanamo, Abu Greib, Libyen und Syrien.

Eine verantwortungsvolle Politik des Westens sähe anders aus. Sie würde auf berechtigte Interessen Rücksicht nimmt und versuchen, beiden Parteien gerecht zu werden. Wenn der Westen so vorgehen würde könnte man auch in Menschenrechtsfragen gegenüber Russland massiver auftreten. – Reiner Püschel


Leserbrief zu „Damals“

In der Zeit Nr. 37 ist dem Autor, der Autorin mit dem Kürzel MTH in der Rubrik „damals“ ein Fehler unterlaufen: Asterix und Obelix lagen in Dauerstreit mit Caesar, der jedoch bereit 44 vor Christus ermordet wurde. Asterix kann also nur VOR Christus angesiedelt werden und nicht NACH Christus! – Hubert Berke


Leserbrief zu „Rettet die Provinz“ von Florian Gasser et. al.

Vielen Dank für diesen sehr gut recherchierten Artikel. Obwohl die Politik die Probleme seit Jahren kennt, wird nichts für eine Besserung getan. Es sind nicht nur die vernachlässigten Verkehrswege. Damit junge und auch ältere Menschen wieder aufs Land ziehen, müssen auch Ärzte, Apotheken, Banken und Einkaufsmöglichkeiten im Umkreis der Orte sein. Da will man Menschen ab 70 Jahren den Führerschein abnehmen, weil sie so viele Unfälle verursachen. Wie sollen sich diese Mitbürger denn dann auf dem Land versorgen? Dabei wird auch immer vergessen, dass wohl kaum ein Autofahrer über 70 während der Fahrt am Handy herumhantiert oder zu schnell fährt und riskant überholt. Dadurch werden doch die meisten Unfälle verursacht. – Günter Belschner


Leserbrief zu „Gebt dem Schmutz einen Preis“ von Christoph Bals

Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass ein Funktionär des BDI sich selbst den Ast absägt, auf dem er sitzt. Vorweg- es gibt keinen ökologisch wirksamen und ökologisch vertretbaren Klimaschutz. In der seriösen Wissenschaft ist längst bekannt, dass Kohlendioxid-Emissionen keinen schädlichen Einfluss auf das Klima haben. Ohne staatliche Förderung wäre keine der erneuerbaren Energien marktfähig. Zum Glück gibt es einige Länder, die sich aus dem Kreis der „Klimaschützer“ verabschiedet haben, weil sie erkannt haben, dass sich das Klima nicht schützen lässt. Von den Umweltschützern wird leider übersehen, dass ihr „Klimakiller CO2“ nicht schädlich und kein Treibhausgas ist, sondern Voraussetzung für jegliches Pflanzenwachstum.

Es wäre wünschenswert, wenn die Wirtschaft energisch Widerstand leisten würde, gegen die irrationalen Entscheidungen der Bundesregierung, die unserem Volk viel Schaden zufügen. Herr Lösch ist aber gerade dabei Vorschläge zu machen, die diesen Schaden noch vergrößern und hat dabei 2 Herren im Boot, deren Ziel es ist, über Preise für den CO2-Ausstoss Geld zu verdienen. Die ca. 25 Milliarden Euro, die die Energiewende den deutschen Steuerzahler jährlich kostet, sollte man besser für die Reinhaltung von Luft und Wasser nutzen und nicht für eine Chimäre wie den Klimaschutz. Und natürlich sollte der Ausstieg aus der Energiewende so schnell wie möglich erfolgen, je eher, umso preiswerter. – Joachim Rescher


Leserbrief zu „Schaut auf diese Kinder!“ von Christine Brinck

Ein durchaus interessanter Beitrag, gleichzeitig aber auch ein Beleg dafür, dass bei der – thematisch hier eigentlich völlig überflüssigen – Erwähnung des Begriffs „Zwangsarbeiter“  offenbar wieder einmal einem Vorurteil der Vorrang gegenüber Fakten gegeben wird.

Wie in England und den USA wurden auch in Deutschland in hohem Maß Frauen zur Rüstungsarbeit verpflichtet. So weist beispielsweise die Werkstättenleitung der Lufthansa in ihrem Jahresbericht 1939 auf „zu Kriegsbeginn in großer Zahl zugewiesene Frauen“ hin. Ein besonderes Problem war dabei unter anderem, dass diese von weit entfernten Teilen Berlins nach Staaken kommen mussten, da die näher liegenden „Bezirke Spandau, Charlottenburg und Berlin-Norden meistenteils ihre dienstverpflichteten Frauen an die Firmen Siemens, AEG usw. … abgegeben hatten“. Die Rede ist hier von ganz normalen deutschen Bürgerinnen, also – noch – nicht von Zwangsarbeiterinnen. – Werner Bittner


Leserbrief zu „Rettet die Provinz“ von Florian Gasser et. al.

Ein Bevölkerungsminus muss also der „Hundsrück“ aushalten, weil seine Kinder lieber in die Stadt ziehen als das Haus von Oma und Opa zu renovieren. Das ist wahr. Das ist nicht neu. Der Hunsrück – so heißt er richtig – ist im Lauf seiner Geschichte schon ein paarmal entvölkert worden: nach den Römern, im Dreißigjährigen Krieg und bei verschiedenen Auswanderungen. Neu sind die zugewanderten Windräder, die den Horizont zerschneiden und viel Geld in Dorfkassen wehen. Neu ist aber auch das wieder erwachende Gefühl von Heimat, vom Hunsrücker Edgar Reitz wunderschön in Filme übersetzt und – darin auftauchend – das Zauberwort „Geheischnis“, für den Hunsrücker in der Bedeutung absoluten Wohlgefühls. Irgendwann wird es Menschen wieder dorthin ziehen. Nein, wir Hunsrücker sind noch lange nicht auf den Hund gekommen. – Werner Bohn


Leserbrief zu „Nein danke!“ von Fabienne Hurst

Sexuelle Belästigung hin oder her, ich  liebe Sie für diesen Artikel!! – Thomas Walter


Es ist erstaunlich wie leicht und zugleich wie kraftvoll sich alte Vorurteile gegen “ Die Russen“ wieder aufbrechen und geradezu „heißlaufen“ können. „Da, wo man singt und lacht, da lass dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder“. Friedrich Nietzsche benutzt dieses Sprichwort, um hinzuzufügen: „Warum haben eigentlich die Russen Lieder ?“ Ich, der ich seit den 60er Jahren mit einer russischen Familie befreundet bin, mehrfach den Zusammenbruch ihrer Träume und Hoffnungen miterlebt habe,erlaube mir Folgendes hinzuzufügen. „Die Russen“ scheinen mir auch heute noch in mancher Hinsicht sehr viel reicher zu sein als mancher wertebewusster Westeuropäer es sich vorstellen kann, wenn man Armut und Reichtum nicht nur nach Auswahl und Erschwinglichkeit von Wurst und Käse u.ä. bemisst, sondern ,ganz abgesehen von den Ressourcen, nach Lebensklugheit und Gemütswerten, wie z.B. Warmherzigkeit ,Geselligkeit und diese unvergleichliche Gastfreundlichkeit. – H.Koop


Leserbrief zu „Rettet die Provinz“ von Florian Gasser et. al.

Eigentlich könnte es auch heißen: Rettet Deutschland! Wenn ich durch die Provinz wandere, fühle ich mich eher zu Hause. Sie haben natürlich recht, wenn Sie das auf die Infrastruktur beschränken. In der Tat, gibt es verlassene Dörfer, die das Leben sehr beschwerlich machen. Auch hier zeigt sich, die Politik hat   versagt.

Und wenn die veröffentliche Meinung und die Politik der guten wirtschaftlichen Lage ständig das Unrecht der Klage dagegenhält, hat sie nach wie vor nichts verstanden. Die Bürger sind zu unmündigen Befehlsempfängern dekradiert worden.

Verbote über Verbote regeln heute das gesellschaftliche Leben. Das Beamtentum ist immer weiter ausgeufert. Alles wird nur noch reglementiert. Ständig am Bürger vorbei. Vor 30 Jahren sollte das zurückgefahren werden. Alles nur Hohlsprech. Und die Bürger haben keinen Schlag mehr in der Hose. Jetzt aber scheint durch die Flüchtlingspolitik der folgsamste Bürger die Schnauze voll zu haben.

Das dumme Gerede von der humanen Haltung der Bundeskanzlerin hat es in Wirklichkeit nie gegeben. Auch den Flüchtlingen hat die Politik geschadet.  Jetzt werden die schärfsten Gesetze gegen die Einwanderer formuliert, die es jemals gegeben hat. Ein Eingeständnis erster Klasse. Ganz Europa hat so ziemlich alles verpennt.

Es war alles abzusehen. Das alte Spiel geht aber weiter. Die Politik sucht wieder das Heil in der Administration. Die Medien schreiben sich die Finger wund, um den Bürger ruhig zu stellen. Die sind mitschuldig , daß es heute zu diesem Fiasko kommen konnte. Nein, die politische Klasse hat völlig versagt. Sie macht Politik ohne Bürger. Unsere Demokratie taugt nichts.

Es fehlt eine Autorität, die dem Bürger vernünftig erklärt, wie wir wieder aus diesem Dilemma herauskommen. Herr Bosbach wäre so ein Mann – der geniest auch das Vertrauen der Bürger. Der Mann hat Größe gezeigt. Er hat die Konsequenzen gezogen und sich zurückgezogen. Sehr, sehr schade !

Ich will jetzt nicht noch Europa ins Spiel bringen, der Flop war fast noch größer. Und jetzt versammeln sie sich wieder und tun so als sei alles in Ordnung. Auch in Brüssel wird nur Blech geredet. Das ganze Personal ist völlig zerstritten. Und die Bürger wissen gar nicht wovon die reden. Das ist doch alles verrückt.

Und die Bildungspolitik hat die breite Masse der Bürger dumm gemacht. Das kam der verblödeten Politik entgegen. Es kam mir immer so vor als wenn da eine Methode dahinterstand…… – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Damals“

Auf Seite 11 der obigen Ausgabe befindet sich unter der Rubrik DAMALS eine Foto von Asterix und Obelix, deren Abenteuer sich lt. Ihrem Redakteur MTH im ersten Jahrhundert nach Christus zugetragen haben sollen…. Tatsächlich beginnen aber alle bisher erschienenen Asterix-Bände mit dem Hinweis: „Wir befinden uns im Jahr 50 v. Chr . Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein!“ Cäsar,  der in vielen Bänden auftaucht, wurde 44 v. Chr. an den Iden den März ermordet. Das wußte früher jedes Schulkind!

Warum dieses Wissen bei MTH fehlt und dieser Irrtum auch niemandem bei der ZEIT aufgefallen ist, erschließt sich mir nicht so recht. Bitte schenken Sie Ihrem Redaktionsmitglied MTH doch einen Asterix-Band zwecks Schließung einer Bildungslücke. – Ingrid Freyer


Leserbrief zu „Das war kein gutes Jahr“ von Ulrich Greiner

Herr Ulrich hat es mal wieder geschafft, einen leicht absurden Artikel zu verfassen. Zum Glück hat ihm ja Herr Greiner bereits widersprochen.

Die Bilanz der Flüchtlingspolitik ist alles andere als „nicht so schlecht“ und in ihren Auswirkungen noch nicht annähernd abzusehen und sie war auch absolut nicht alternativlos. Das Mindeste wäre es gewesen, sich zumindest im Vorfeld mit den anderen Statten der EU zusammenzusetzen. Das hätte uns auch die Probleme mit den Partnern erspart, die nun „mit dem Finger auf uns zeiegen“.

Es mag vielleicht sein, dass Herr Ulrich und die Stadt Hamburg „zum Bersten reich“ sind. Hier im Ruhrgebiet sieht die Sache allerdings doch etwas anders aus. Außerdem bin ich nicht der Ansicht, dass die hier lebenden Muslime ein Recht haben, darüber zu bestimmen, wer im Land aufgenommen wird, zumal sie doch eher den türkischen Präsidenten als den ihren ansehen und ihm zujubeln. Und auch die Kanzlerin hatte kein Recht, die Zusammensetzung einer gesamten Alterskohorte vollkommen zu verändern.

Die Kollateralschäden sind ebenfalls überhaupt noch nicht abzusehen. Als erstes wäre hier wohl der Brexit zu nennen, bei dem nach Meinung mehrerer Politologen die deutsche Flüchtlingspolitk wohl das Zünglein an der Waage war, ferner die drohende Spaltung der EU und eine nie gesehen starke Rechtspartei. Die Probleme mit der Integration der Flüchtlinge sind doch überhaupt noch nicht annähernd abzusehen.

Bleibt vielleicht, dass es „einer Million Menschen heute besser geht als zuvor“. Nur, das war erstens noch nie ein Asylgrund und zweitens hätte man den enormen Summen, die jetzt aufgebracht werden müssen, deutlich mehr Menschen nachhaltig ein besseres Leben verschaffen können.

Die Flüchtlingspolitik war ein Desaster und zudem ein ziemlich wahnhaftes. Die Bereichterstattung der Medien war eine Katastrophe; inzwischen wird ja allenthalben zurückgerudert. Nur leider zu spät. – Hans-Jürgen Eißing


Leserbrief zu „Das war kein gutes Jahr“ von Ulrich Greiner

Was Bernd Ulrich (ZEIT Nr. 36) und Ulrich Greiner (ZEIT Nr. 37) leider ausblenden: Eine verfehlte europäische Freihandelspolitik (CETA und TTIP) verhindert eine erfolgreiche Flüchtlingspolitik. Sie geht zu Lasten der ärmsten Regionen der Welt geht und zwingt immer mehr Menschen, nach Europa zu fliehen. – Ludwig Petry


Leserbrief zu „Die Uni-Akten der RAF-Terroristen“

Wie kann es sein, dass angeblich hochbegabte Menschen sich dem Terrorismus verschreiben und zu extremen Fanatikern werden. Dabei ist doch Fanatismus die höchste Stufe menschlicher Dummheit. Ein intelligenter Mensch setzt sich mit der Realität auseinander und kann vernünftige Schlüsse ziehen. Dies alles haben die RAF und ihre zahlreichen Unterstützer nicht vermocht. Vielmehr wurden Theorien nachgeplappert ohne das eigene Gehirn einzuschalten. Das hatte wenig mit Intelligenz zu tun und führte letztlich in die Katastrophe. – Ernst Lothar Helwig