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20. Oktober 2016 – Ausgabe 44

 

Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Seit 40 Jahren gibt es handliche und handzahme Computer und seit 25 Jahren das Internet. Die Implementierung in Unterricht scheiterte bisher immer wieder an Vorbehalten von Lehrern aber auch von Eltern gegen den Einsatz von Technik im Lernprozess. Endlich wird erkannt, welche Chancen für Binnendifferenzierung, Aktualisierung von Unterrichtsinhalten und welche zusätzlichen Möglichkeiten des intensiven interaktiven Lernens mit Zugriff auf die reale Welt sich daraus eröffnen. Und endlich wird mehr Druck gemacht, die betuliche Schule aus ihrem Dornröschenschlaf wachzuküssen. Auszahlen wird sich das aber nur bei klugem und gezieltem Einsatz durch den Pädagogen und Lehrer und wenn die Schulbuchverlage mitziehen, sonst  wird die Technik wirkungslos verpuffen. –   Uwe-Carsten Edeler


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Die Antwort ist einfach: Guter Unterricht hat wenig mit Technik, aber viel mit dem Können der Lehrer zu tun. Ob in einer Unterrichtsstunde Schüler etwas Wesentliches lernen, hängt davon ab, ob Lehrer mit Sachverstand, eigener Begeisterung und vor allem professioneller didaktischer Planung und Umsetzung zum Lösen von Problemen und zum geduldigen Bohren auch dicker Bretter anregen können. Dabei ist eine gute technische Ausstattung hilfreich, aber immer sekundär. Wir sollten auf eine bestmögliche didaktische Ausbildung angehender Lehrer setzen, statt auf den naiven Glauben, dass Notebooks quasi von allein guten Unterricht bringen und Schüler alles selbstständig lernen.

Wenn der Autor lobt, dass Drittklässler im Saarland das Programmieren lernen, sollte er auch die Frage stellen, wie schnell solche Qualifikationen überholt sind, wenn sie überhaupt erreicht werden. Kinder, die auf eine immer schneller sich verändernde Welt vorbereitet werden müssen, sind mit kurzlebigen, technisch anfälligen und didaktisch unreflektierten Angeboten nicht gut bedient. Leider ist die dringend notwendige Verbesserung der praktischen Lehrerausbildung für Bildungspolitiker bei weitem nicht so fotogen wie die schönen Bilder von neuen Whiteboards und Computerklassen für die man einfach nur Geld raushauen muss. – Norbert Fabisch


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Wenn Sie in solchen Räumen arbeiten müssten, die abrissreif aussehen, der Putz in ganzen Brocken von Decke und Wand FÄLLT, nicht rieselt, wenn Sie solche Sanitäranlagen nutzen müssten, dann wäre auch Ihnen das Wlan und ein zeitgemäßer Computer äußerst zweitrangig. Ich habe in meiner Schule noch nicht einmal einen Beamer, ich agiere mit Overheadprojekter und selbstbeschriebenen Folien, Tafel und Kreide.

Uralte, zerschlissene Turngeräte. Erneuerungsstau seit Jahrzehnten. Es gibt nämlich WEDER Musikunterricht NOCH Wasser für den Spitzahorn. Digitale Bildungsangst??? Ich muss lachen.

Mir gefiel eine Aussage einer Schülerin der Mittelstufe eines Gymnasiums: „Was brauchen wir Internet, wenn uns der Putz auf den Kopf fällt?“ Lehrer und Schüler fühlen sich wohl eher veräppelt und im Stich gelassen, seit Jahrzehnten arbeiten und leben wir in den letzten Löchern, aber dann demnächst wenigstens mit Wlan! Wow!! Es grüßt aus dem Schulhaus mit Regen durchs Dach – Eva Lehmann    


Leserbrief zu „Unter Stümpern“ von Christian Fuchs, Anne Hähnig und Stefan Schirmer

Die Autoren stellen eine These in den Mittelpunkt, die der ressentimentbeladenen Mehrheitsmeinung der deutsche Medien entspricht:

In Sachsen regieren Stümper, die von Größenwahn und Minderwertigkeitskomplexen geleitet werden. Auf drei Seiten versuchen sie diese These zu erhärten und zitieren als Zeugen einen Landtagsabgeordneten der oppositionellen Grünen, einen Soziologieprofessor der Region und einen Ex-Regierungsbeamten. Letzterer ist jetzt Buchautor und kritisierte wohlfeil den Politikbetrieb an dem er lange mitwirkte. Außerdem werden Behauptungen aufgestellt ohne sie zu belegen (Al Bakr sei Terrorrist, Tillich sei Getriebener der SPD, etc.).

Ich wünschte mir Unabhängigkeit vom eigenen Standpunkt und den umgebenden Medien. Warum ist es Journalisten immer weniger möglich, einen Schritt zurückzutreten und einen Sachverhalt nicht nur von einer sondern von mehreren Seiten zu beleuchten? Wer sind hier nun die Stümper? Bitte mehr Fakten und weniger Einheitsmeinung! – Manfred Dubrow


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Da hat die Autorin ihr Thema augenscheinlich leicht verfehlt. Dass ‚wir alle Globalisierungsgewinner sind‘, ist genauso unbewiesen wie ihre pauschale Unterstellung, die Masse der TTIP- und Ceta- Kritiker seien Gegner der Globalisierung.

Einmal davon abgesehen, dass diese einfach stattfindet wie das Wetter (letzteres zu kritisieren ist – in Anlehnung an Loriot – ebenso möglich, aber sinnlos), verwundert die jüngste Tendenz nicht nur in den eher konservativen Medien, Wirtschaftspolitikkritik mit ‚Globalisierungshass‘

gleichzusetzen.

Der Ton macht die Musik, ‚Globalisierungshass‘ impliziert dumpf grölende Reaktionäre auf der Strasse, – und konstruiert Zusammenhänge, die angesichts Hunderttausender aus dem eher linken Lager, die noch im September deutschlandweit friedlich demonstrierten, – einfach nicht passen.

Was die angesprochenen hohen Durchschnittsgehälter in Wolfsburg (VW) und Leverkusen (Bayer) primär mit Ceta und TTIP zu tun haben sollen, bleibt zudem geheimnisvoll.

Und wie es die beiden Weltkonzerne  in der Vergangenheit geschafft haben, überhaupt Autos bzw. Tablettenschachteln jahrelang gewinnbringend über die Grenzen zu bringen, weist offensichtlich in kriminologische und/oder metaphysische Sphären.

Doch im Ernst: wer will denn eigentlich in diesem Zusammenhang, wie Frau Nienhaus unterstellt, ‚die Grenzen dicht‘ machen?  – Erwin Lux


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Den falschen Gegner bekämpft die Verfasserin selbst: es ist nicht die Globalisierung, wie sie meint, sondern  die  Verträge TTIP und Ceta sind es, die den Widerstand begründen. Sie sind Ergebnis von Geheimverhandlungen, über die nicht einmal demokratisch gewählte Abgeordnete diskutieren durften, und zu erwartende Gerichte, die in staatliche Gesetzgebung eingreifen können.

Abgelehnt wird die kapitalistische Ökonomie, die die Politik vor sich herzutreiben sucht.  – Dr. Dieter Schmidt-Sinns


Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Die Armut auf der Welt zeigt rückläufige Tendenz – dies als positive Wirkung der Globalisierung und des damit verbundenen prinzipiellen Zugangs zu u.a. technischem und ökonomischem Fortschritt zu erklären ist eine Binse – dass internationaler Handel Wohlfahrtseffekte zeitigt, wird niemand bezweifeln.

Dann zu behaupten, „Gewinne würden umverteilt, damit alle etwas davon haben“, ist aber fahrlässig blauäugig. Und dann noch die Besteuerung von Einkommen zu thematisieren, ist von derselben Qualität. Sollte der Autorin nicht bekannt sein, dass parallel zur Globalisierung die Vermögensungleichverteilung in den (aber nicht nur) westlichen Ländern und insbesondere in Deutschland zugunsten großer und größter Vermögen verläuft? Und einerseits lässt sich mit durchschnittlichen Erwerbseinkommen heutzutage kaum Vermögen bilden, während andererseits die Vermögenskonzentration in den Händen Weniger weiter zunimmt: der Abbau des „Globalisierungshasses“ (Hass, die neue Modefloskel?) wäre wohl eher über die Besteuerung von Vermögen zu erreichen. – Bernd Diesel 


Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Da ich selbst gegen TTIP, CETA und wie sie alle heißen bin, aber keineswegs gegen Globalisierung und Freihandel, kann ich Ihnen sagen, dass es einen wesentlichen anderen Grund gibt, dagegen zu sein.

Es ist die Tatsache, wie diese Verträge zustande kommen sollten. Möglichst niemand sollte im Vorfeld darüber etwas wissen. Warum nicht? Da ist doch etwas faul! Wer etwas verheimlichen will, hat auch etwas zu verbergen. Das ganze Theater um diese Verträge hat ihnen sehr geschadet. Wer kein Vertrauen genießt, kann solche Verträge nicht verhandeln und abschließen.

Und schließlich zeigte es sich ja dann auch: Firmen sollten Staaten verklagen können und vor geheime Schiedsgerichte stellen. Wie bitte? Da ist ein kleines Chlorhuhn wirklich nebensächlich! Wer das eklig findet, wird es eben nicht kaufen. Nicht nebensächlich wäre es, wenn Deutschland diese Chlorhühner vorsorglich (Diesen Vorsorge-Schutz kennen wir hier in Europa, in den USA nicht!) zum Schutze der deutschen Verbraucher verbieten würde, und der US-Hühnerfleisch-Fabrikant Deutschland dann verklagen könnte! Noch dazu vor einem geheimen und privaten Gericht? Nun ja, da will man jetzt nachbessern. Aber Vertrauen wird so schnell nicht wiederhergestellt.

Also bitte noch mal von vorne! Man möge den richtigen Vertrag mit allseits verständlichen und dem Recht der betreffenden Staaten nicht widersprechenden Regeln entwerfen, dann handeln wir noch freier weiter als bisher! Aber erst dann! – Kristine Rislov


Leserbrief zu „Einer von uns“ von Stephan Wackwitz

Da hat DIE ZEIT mit ihrem Artikel über H. Deterings Untersuchungen zur Lyrik Bob Dylans weit voraus geschaut und ein gutes Händchen bewiesen. Ein weniger gutes allerdings mit Maxim Billers dümmlichen und von jeglicher Kenntnis freien Äußerungen zur sogenannten 68er Generation. Und folgerichtig ist Biller auch entsetzt (zu sehen und zu hören am 14.10.2016 im Literarischen Quartett) über den neuen Literaturnobelpreisträger, denn dieser ist ja wohl einer deren prägendsten Vertreter.

Biller kann nichts für sein Alter und seine Herkunft aus einem nicht-faschistischen Elternhaus in Prag, wohl aber für seine historische Unkenntnis der sozialen Nachkriegsentwicklungen in der westlichen Welt (Proteste gegen die Rassendiskriminierung in den USA, Proteste gegen das starre System an Schulen und Hochschulen in Frankreich, Proteste gegen die Wiedereinsetzung zahlreicher Nazis in hohe Ämter in Politik und Verwaltung in der BRD,…) Dass er sich nicht scheut, diese Unkenntnis der Beweggründe der westlichen Jugend öffentlich darzustellen, zeigt seine Naivität und zugleich die absolut richtige Wahl des Nobelpreiskomitees ( auch wenn man befürchten muss, dass “die 68er” nun endgültig vom bürgerlichen Lager vereinnahmt werden könnten), mit der die zum Teil aufrüttelnden, nachdenklichen, der Gesellschaft den Spiegel vorhaltenden Texte Bob Dylans preisgekrönt werden. – Heilke von der Ahe


Leserbrief zu „Germany’s Next Saftschubse“ von Jana Gioia Baurmann

Warum wird von ihrer Zeitung ein so abfälliger Begriff wie „Saftschubse“ als Artikelüberschrift für die Aufgabe der Flugbegleiter-/ innen gewählt? Was ist das nur für ein Niveau? – Hans- Jürgen Burmeister


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel gelesen, muss aber mehrere Punkte klarstellen. Folgendes im Einzelnen :

1. Das Jahr 18400 in England mit heute in Deutschland zu vergleichen, dieses haben Sie exklusiv;

2. Sie reden davon, dass viele Menschen sich vom Freihandel bedroht fühlen und deswegen gegen CETA und TTIP sind. Das ist nicht richtig, den diese Abkommen bedeuten wesentlich mehr, und das wissen die Menschen in Deutschland;

3. Sie schreiben, die Gegenbewegung wolle Mauern errichten, das ist schlicht weg falsch. Ich will fairen Handel;

4. Und die Grenzen dicht machen, will auch niemand, der gegen die Abkommen ist: Stichwort fair;

5. Die Abkommen haben überhaupt nichts mit Reisen nach Mallorca oder Sydney zu tun;

6. Ihr Vergleich mit früheren 30%, und heutigen 10% hinkt gewaltig. Allein in Deutschland gelten offiziell 15,5% als arm. Ihre Zahl darauf zugrunde gelegt, hieße, dass Deutschland zu den ärmeren Ländern der Welt zählen;

7. Meinen Sie mit Gewinnen umverteilen, die, die z. B. Apple in Irland gemacht hat? Ihre Aussage ist zynisch;

8. Das aus Ihrer Sicht alle an der Globalisierung gewinnen ist schlicht gelogen;

Ihr Artikel hat als relativ kurz gehaltener Artikel so viele inhaltliche Fehler, dass ich mich wundere, wie der das auf die 1. Seite geschafft hat. Es sei denn, dahinter steckt was anderes. – Georg Clemenz aus Berlin


Leserbrief zu „Die Entgiftung des Parlaments“ von Miriam Lau

Anders als Sie bin ich (leider) alt genug, als politikinteressierter Erwachsener die von Ihnen inkriminierten Debatten im Bundestag der siebziger Jahre selber mitbekommen zu haben. Eine Flasche Champagner, wenn Sie mir nachweisen, dass der Ausdruck „Ratten und Schmeißfliegen“ damals dort anders als zitatweise gefallen ist! Vielmehr handelt es sich um eine „Redeweise“ von F.J. Strauß, die er in einer oder zwei Wahlkampfreden auf (ihrerseits pöbelnde) Gegner im Publikum gemünzt hat.

Ebenfalls im Unterschied zu Ihnen sehne ich mich angesichts vieler dröger Bundestagsreden heute gelegentlich zurück in die Zeit der legendären Auseinandersetzungen eben zwischen Strauß und beispielsweise Herbert Wehner. Auch ist es einfach nicht wahr, dass es ein ausschließliches Kennzeichen des heutigen Parlaments ist, dass Abgeordnete gegnerischer Fraktionen freundschaftlichen Umgang pflegen.

Denken Sie, nur als Beispiel, an Brandt und Barzel, die mitten in der verfahrenen Situation nach dem Misstrauensvotum 1972 miteinander ein Bier trinken gingen. Also ein ziemlich dünnes Süppchen, das Sie da anrichten: schlecht recherchiert und klischeéverhaftet. Ziemlich das Gegenteil von gutem Journalismus.  – Ulrich Resch  


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Angesichts der tatsächlichen und vielfältigen Probleme deutscher Schulen wäre es sinnvoll gewesen, sich vor Ort umzuschauen und mit Schülern und Pädagogen zu sprechen, bevor DIE ZEIT ihre Titelseite für einen bar jeder Sachkenntnis geschriebenen Artikel verschwendet. Lehrer sind nicht per se technikfeindlich, vielmehr mussten sie lernen Prioritäten zu setzen. Eine verfehlte Föderalismusreform hat vor Jahren die Chance auf eine nachhaltige Bildungspolitik verhindert. Eine Anschubfinanzierung von fünf Milliarden Euro durch den Bund in Computertechnik, die nach drei Jahren veraltet sein wird, ist zwar gut gemeint (und eine nette indirekte Subvention), geht aber in einer Zeit von Inklusion, Integration Tausender geflüchteter Kinder, Aufbau von Ganztagsschulen und zunehmend heterogener Lerngruppen am Leidensdruck vieler Pädagogen vorbei. Bevor Frau Wanka fünf Milliarden Euro für WLAN ausgibt, müssten ausreichend Lehrer, Erzieher und Schulsozialarbeiter eingestellt werden. Die Investition in langfristige Personalkosten und nicht nur in einmalige Sachmittel scheut der Staat. Es wäre optimal das eine zu tun, ohne das andere zu lassen.

Übrigens “Toiletten”: Solange Kinder sich gezwungen sehen, die Schultoiletten, die noch aus den 60-er Jahren stammen, möglichst zu meiden, empfehlen wir dem Autor:  “einfach mal neugierig sein und ausprobieren”. – Tanja & Thomas Wusterack


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Bevor ich Ihnen meine Argumente vortrage: In meinem Unterricht vergeht keine Stunde ohne digitale Hilfsmittel jeglicher Art – ich bin also weder ängstlich im Umgang mit den „neuen“ Medien, noch lehne ich deren Gebrauch ab.

In meinen Augen klingt es allerdings gar nicht komisch, wenn Lehrer die „paar Milliarden Euro“ für Tablets und WLAN in den Schulen ablehnen.

M.E. lehnen sie sie auch gar nicht prinzipiell ab, sie hätten nur gerne andere Prioritäten gesetzt: Was nützt mir ein Tablet im Unterricht, wenn es drauf regnet, weil das Dach undicht ist?

Es gibt aber weitere Gründe kritisch zu sein:

Es gibt meines Wissens bisher für die Grundschulen keinerlei neutrale (also nicht von den entsprechenden Firmen finanzierte) wissenschaftliche Untersuchungen, die Vorteile für das digitale Lernen ermitteln konnten.

Auch für die weiterführenden Schulen sind die Ergebnisse nicht eindeutig.

Die Administration von Tablets und WLAN sind nicht trivial, dafür aber sehr zeitintensiv. In den Schulen gibt es aber keine professionelle externe Betreuung solcher technischer Einrichtungen wie in jedem anderen Betrieb. Lehrkräfte bekommen einen kleinen Stundenbonus, um dieses Geschäft nebenher zu erledigen. Damit ist klar, dass man sich nicht auf das Funktionieren der Infrastruktur verlassen kann, was die Einsatzbereitschaft der Lehrkräfte bzgl. der digitalen Geräte nicht gerade erhöht.

Haben Sie schon mal eine Suchmaschine befragt, was man mit Tablets in Schulen machen kann? Da finden Sie sehr viele Ideen und gute Ansätze.

Ein wirkliches Konzept, das zunächst einmal fragt, ob und an welchen Stellen digitale Geräte das Lernen wirklich verbessern im Vergleich zum analogen Lernen, sucht man leider (fast) vergebens. Und das wäre doch eigentlich der erste Schritt – nach der Renovierung der Schulen, so dass sie Mindeststandards entsprechen und es nicht während des Unterricht aufs Tablet regnet. – Stef. Müller


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Ich weiß nicht, wann zum letzten Mal der Kommentator, Herr Hartung, eine reale bundesrepublikanische Schule von innen gesehen hat, oder ob er gar selber unterrichtet und Schülerinnen und Schüler durch einen Schultag mit Ganztag begleitet hat – ihm wäre aufgegangen, dass der Vergleich des Spitzahorns mit funktionierenden sauberen Toiletten, mit gegen Kälte und Hitze isolierten Unterrichtsräumen und mit dichten Dächern und ähnlichem Luxus völlig abwegig ist. Ebenso verfehlt ist die Feststellung einer „merkwürdig digitalen Bildungsangst“. Diese hat sicher vor Jahren einmal bestanden bei einer Generation von Lehrerinnen und Lehrern, die erst selber den

Umgang mit dem ersten eigenen Rechner lernen musste. Die gegenwärtigen Lehrerinnen und Lehrer sind aber in der Regel schon mit Computern groß geworden und haben ihn während ihres Studiums für Recherchen, Dokumentationen, Präsentationen und nicht zuletzt als komfortable „Schreibmaschine“ eingesetzt. Richtig ist, dass der Einsatz im Unterricht gelernt werden muss wie der Einsatz anderer Lehr- und  Lernmittel auch. Dazu dienen   Praktika und das Referendariat – sicher  mit individuell unterschiedlichem Erfolg wie bei anderen Lehr- und Lernmitteln auch. Verfehlt ist weiter der Vergleich der Bandarbeiter mit Anwälten, Ärzten und Analysten und die Einschätzung, diese würden überflüssig. Sicher können Routinetätigkeiten von Robotern übernommen werden.

Damit ist der Fließbandarbeiter ersetzbar, nicht aber der Industriefacharbeiter, dessen Arbeitsfeld und Kompetenzen sich durch den Einsatz digitalisierter Maschinen erheblich gewandelt hat. Digitale Recherche, Diagnostik und Datenanalyse sind sicher Hilfen für Anwälte, Ärzte und Analysten, dürfen diese aber nicht ersetzen, da sie nur operationalisierbare Prozesse erfassen. Interpretieren, bewerten und Schlüsse ziehen sollten aber schon noch Menschen.

Folgen aus dem Verzicht darauf haben etliche Zwischenfälle an den Börsen gezeigt. Auch die Antinomie von humanistischer Bildung und Weltbeschleunigung geht fehl, weil die Bildung bezogen auf den urteilenden und handelnden Menschen ist. „Weltbeschleunigung“ wird in den Text eingebracht wie ein Naturprozess, dem der Mensch ausgeliefert sei. Hier wird unterschlagen, dass die Beschleunigung von Menschen mit ausgeprägt eigenen Interessen auf Kosten anderer Menschen forciert wird.

Dem hat Schule entgegenzuwirken in humanistischem Geist, indem sie junge Menschen befähigt, ihre Welt wahrzunehmen, sich in ihrer Gesellschaft zu bestimmen, Fragen zu formulieren, Ideen und Phantasien für ihre Zukunft zu malen und Kriterien für das Urteilen und Handeln zu entwickeln. Ich schreibe wohlgemerkt kein Pamphlet gegen die Nutzung des Computers in allen Fächern – sonst hätten wir nicht vor etwa zwanzig Jahren an unserer Schule Kurse etabliert für den „Computerführerschein“ für alle Fünftklässler. Mich ärgert der Verriss der täglichen harten Arbeit der Schüler, Lehrer und Sozialpädagogen in unseren Schulen unter unzureichenden Arbeitsbedingungen. – Gerhard Fölting


Leserbrief zu „Unser Walt Whitman“ von Axel Honneth

Herr Honneth schreibt, dass ihm bei Bekanntgabe des Nobelpreises für Literatur 2016 an Bob Dylan die Tränen gekommen seien. Mir auch. Sie sind mir aber auch gekommen beim Lesen der Beschreibung des Dylan- Werkes und seiner Bedeutung durch Herrn Honeth. Einfach phantastisch, wirklich. Und trostreich. Danke! –  Barbara Hornbacher


Leserbrief zu „Germany’s Next Saftschubse“ von Jana Gioia Baurmann

Der o.g. Artikel ist m.E. insgesamt informativ und auch gut geschrieben, aber: Muss diese diffamierende Überschrift sein?

Steward/ess – ich bin übrigens keiner – ist bestimmt heute kein Traumberuf mehr. Das müsste eigentlich jedem klar sein, der selbst einmal geflogen ist. Auf die Menschen, die diesen Job machen, deshalb verächtlich herabzuschauen und sie als „Saftschubsen“ zu bezeichnen, ist unangemessen und entspricht nicht dem Niveau ihrer Zeitung. Ich kann in der Überschrift auch keine ironische Brechung erkennen; diese gibt es auch in dem Artikel nicht, in dem die Redewendung nicht thematisiert wird. Selbst wenn dies der Fall wäre, wäre die Überschrift unangemessen.

 „Saftschubse“ steht für mich auf einem Niveau mit „Tippse“ und „Putze“.

Wie fänden Sie es denn, meine Damen und Herren, wenn ein Artikel über die nächste Bewerbungsrunde an der Henri-Nannen-Schule mit der Überschrift „Germany’s Next Schmierfink“ überschrieben wäre oder vielleicht auch mit „Nachwuchs für die Lügenpresse“? – Holger Götz


Leserbrief zu „Europas neue Kraft“ von Luuk van Middelaar

Unabhängig von der ökonomischen Kraft von Deutschland, sollte man Deutschland nicht noch die politische Vormachtstellung in der EU überlassen.

Von der „Europäisierung der nationalen Politik“, von der Ihr Autor spricht, stimme ich zu. Das wird eher, wie er weiter schreibt, die EU stärken.

Der Brexit ist für mich in erster Linie durch Deutschland zustande gekommen. Wie so vieles andere auch. – Gunter Knauer


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Das hätte ich mir nicht vorstellen können aber heute muss ich meinen Unmut zur aktuellen Ausgabe Ausdruck verleihen. Mit dem Leitartikel „Falscher Gegner“ hat Ihre Redakteurin Lisa Nienhaus eine bedauerliche journalistische Fehlleistung publiziert. Die im Artikel hergestellte Verbindung von verzweifelten Inselbewohnern, amerikanischen Psychopathen und TTIP-Gegnern, mit dem einzigen Ziel den globalen Freihandel zu verhindern, halte ich für eine Verallgemeinerung auf Boulevardzeitungsniveau.

Ich selbst stehe TTIP und CETA kritisch gegenüber. Das hier eine gesunde Skepsis durchaus angebracht ist, zeigen Ihre offensichtlich professioneller recherchierten und verfassten Beiträge „Die Last auf den Gefühlen“, „Die Mogelpackung“ und „Gabriel täuscht bei Autobahnprivatisierung“ in der selben (heutigen) Ausgabe. Ich selbst befürworte einen fairen globalen Freihandel solange die Bedingungen dafür transparent sind, globale Konzerne nicht einseitig bevorzugt werden und die Schaffung einer Schattenjustiz nicht zugelassen wird.

Ersparen Sie uns bitte in der Zukunft Artikel wie den kritisierten und bleiben Sie auf dem Niveau, das Sie von den meisten anderen Publikationen positiv abhebt. Ihr (normalerweise) begeisterter Leser – Andreas Liefeith


Leserbrief zu „Er wollte die Welt mit Intelligenz in den Griff bekommen“ von Gero von Randow

In dem ausgezeichnete Bericht über Gotfried Wilhelm Leibnitz fehlt mir der Teil der Tätigkeit für die  Welfen zum Thema „Erwerb der Krone Großbritanniens“. Hierzu hat Dr. A.F.H. Schaumann ein Buch zu der o.a. Geschichte verfasst. Verlegt bei Carl Rümpler, Hannover, 1878. Hier ist detalliert beschrieben, welche Rolle Leibnitz spielte. Es war nicht geklärt, wer zur Thronfolge dem Parlament in London genehm war. – Kurt Helberg


Leserbrief zu „General gegen die Zeit“ von Gerd Fesser

Lassen Sie mich einmal mehrere Artikel in einen größeren Zusammenhang stellen:

Polnische EU-Bürger, ohne die die britische Wirtschaft nicht auskäme, fallen dem Hass englischer Nationalisten zum Opfer, geschürt durch die Brexit-Kampagne („Mit dem Brexit kam der Hass“, 13. Oktober). Ist der gleiche Nationalismus nicht schon lange von der polnischen Regierung gepflegt worden? Dem billigen Populismus unterlagen zuerst die Osteuropäer („Vom Zauber des Stillstands“, 13. Oktober). Jetzt drohen nach den Briten die Franzosen, in die gleiche Falle zu tappen. Auch die CSU hat nicht begriffen: „Beim Versuch, die Rechtspopulisten durch Rechtspopulismus überflüssig zu machen, landet man vielleicht so weit rechts, dass man selbst überflüssig wird.“ („Rechts“, 29. September). Im 19. Jahrhundert grassierte schon einmal der Nationalismus, der heute die europäische Ordnung der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts untergräbt („General gegen die Zeit“, 20. Oktober). War der damals anochronistisch erscheinende Vielvölkerstaat Österreich nicht die bessere Alternative? Muss sich die Geschichte immer wiederholen? – Jürgen Thiede


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Ich finde es schon erstaunlich, dass der Autor die Kritik der Lehrerverbände als allgemeine Angst vor der Digitalisierung in Schulen deutet. Selbstverständlich ist die Digitalisierung im Unterricht wichtig und deren Ausbau auch zwingend erforderlich. Was jedoch völlig zu kurz kommt: erfolgreiches, motiviertes Lernen benötigt auch eine angenehme Lernatmosphäre, die in vielen Schulen kaum mehr vorhanden ist. Die ZEIT selbst hatte hier vor kurzem beeindruckende Fotos über marode Schulen abgedruckt. Moderne Smartboards und Tablets in schimmeligen und zugigen Klassenzimmern? Das kann kaum die Lösung des deutschen Bildungssystems sein. – Jens Neumann


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Feuchte Schulzimmer, in denen der Schimmel wächst, morsche Fenster, durch die es wie Hechtsuppe zieht, ekelhafte Toiletten usw., das sollen alles keine größeren Probleme als die Bewässerung eines Spitzahorns sein? Es gibt Menschen, die vor lauter Computern die Welt nicht mehr sehen. Hoffentlich bewahrt uns „humanistische Bildung“ in der Schule noch lange davor, daß nur noch kleine Hartungs herumlaufen. –  Karl-Heinz Eckert


Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Diesen Artikel muss man wohl als romantisches Glaubensbekenntnis einordnen. Tatsächlich wäre es sehr schön, wenn alles so einfach wäre! So schön! Aber:

Nicht nur, dass die gewichtigen Argumente der TTIP-Gegner schlicht ignoriert werden und ihnen in unlauterer Art und Weise unterstellt wird, die „Grenzen dicht machen“ zu wollen. Es wird die wunderbare Behauptung aufgestellt, Globalisierung reduziere die weltweite Armut. TTIP als Gabe für die Armen dieser Welt, das klingt wirklich rührend. Als „Beweis“ wird der Trend der Weltbankdaten in den letzten 15 Jahren verwendet. Jedem Wissenschaftler dreht sich bei dieser Art der Beweisführung der Magen um. Wenn die Aurorin im selben Zeitraum die Anzahl der ertrunkenen Wirtschafts-Flüchtlinge verwendet hätte, wäre sie (auf gleichsam unzulässige Weise) zu einem ganz anderen Schluss gekommen. Der träumerischen Annahme, dass in einer durchglobalisierten Welt alle mehr haben, liegt das Märchen vom unbegrenzten Wachstum in einem begrenzten System zugrunde. Der letztlich gefährliche Glaube an dieses tröstliche Märchen, zu dem sich wohl auch die Autorin bekennt, hat das Christentum als Staats- und Volksreligion Nummer 1 längst abgelöst. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Auferstehen durch Ruinen“ von Andrea Böhm und Michael Thumann

Vielen Dank für diesen großartigen Bericht, der Russland und „den Westen“ in eine plausible Beziehung zueinander stellt und letztlich den Finger in die Wunde des Westens legt, anstatt nur über die Grausamkeiten Putins zu jammern. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Germany’s Next Saftschubse“ von Jana Gioia Baurmann

Ich arbeite seit vielen Jahren in diesem lustigen Casting-Verein mit dem gelb-blauen Logo (auch ich habe vor 16 Jahren am Ende eines langen Auswahlverfahrens den begehrten Zusage-Brief überreicht bekommen). Ich habe schon manches über meine Firma gelesen. In letzter Zeit war darunter leider viel besorgniserregendes. Umso mehr habe ich heute bei der Lektüre am Frühstückstisch gelacht: So schön geschrieben, der Artikel, herrlich! „Layover ist die Verniedlichung von Jetlag“ – wie geil ist das denn??? Das hab ich ja noch nie gehört! Wirklich sehr geistreich!  Ja, für den Rest der Komik sorgt die Situation sichtlich selbst…

Schade, dass wir uns offenbar nicht bald als Kollegen an Bord begegnen? Das ließe sich doch gut miteinander vereinbaren? Im Jetlag – äh, Layover kann man nämlich auch prima Artikel schreiben…

Danke für diese Erheiterung! –  Jan Krebs


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

fGerade wollte ich, wie jede Woche, ein paar schöne Stunden mit der ZEIT genießen, da lese ich den Artikel „Falscher Gegner“ von Frau Nienhaus vom 20.10. zum Thema Freihandel – und nun schreibe ich spontan meinen ersten Hinweis an eine Zeitung, aus Verärgerung. Ein solcher Artikel und seine Platzierung auf der Titelseite ist m.E. der ZEIT unwürdig.

Tieferes Verständnis für die Materie oder Kenntnis relevanter Diskussionslinien vermisse ich in dem Beitrag, zu finden sind stattdessen fragwürdige Behauptungen und falsche Zusammenhänge, viel wird ausgeblendet, nicht aber Agression: Vermeintlichen Kritikern des Freihandels wird schlicht unterstellt, Mauern für Menschen (!) errichten oder Grenzen dicht machen zu wollen! So etwas hat Trump-„Qualität“, aber als verantwortlicher Bericht einer namhaften deutschen Zeitung zur Kennzeichnung des Engagements einer großen für Demokratie, Umwelt- und Arbeitsschutz eintretenden Bevölkerungsgruppe? Das ist eine für mich nicht mehr akzeptable Entgleisung, ebenso wie die Vereinfachung  „Globalisierungshass“. Da ist schon sekundär, dass man auch den Hinweis auf nationale Umverteilung nur als Ablenkungsmanöver empfindet, das vom ungelösten übernationalen Problemkreis weg weisen soll und in bekannte Sackgassen führen würde. Ich hoffe, dass Oberflächlichkeit mit unnötigen Feindbildern kein Trend in Ihrer Zeitung wird, auch nicht in so naiv-harmloser Machart. – Günter Wankerl


Leserbrief zu „Hallo, hörst du mich?“ von Yascha Mounk

Mit Interesse und Erkenntnisgewinn habe ich die ersten drei Seiten der Rubrik „Chancen“ gelesen. Erst reist der hochbegabte Anthropologe den es „ein bisschen aus Zufall“ in’s Ausland verschlagen hat durch seine alte Heimat und er stellt anhand weniger ausgewählter Erfahrungen den schlechten Zustand der universitären Ausbildung in Deutschland dar. Das Verdeutlichen anhand von Beispielen mag gute journalistische Praxis sein, von einem Wissenschaftler dieser Güte hätte ich jedoch weniger Anekdoten und mehr Reflexion der Fakten erwartet. Auf der dritten Seite dann der ausgesprochen positive Bericht über private Fachhochschulen, die offenbar Bildungsaufsteigern die Möglichkeit zu einer akademischen Ausbildung bieten. O.k., es kostet, aber dafür bekommen die Studierenden offenbar eine Ausbildung wie sie Yascha Mounk vorschwebt. Auch hier Erfahrung statt Fakten und kein kritisches Wort über das einträgliche Geschäftsmodel, dessen Überlegenheit keineswegs belegt ist. Und dass es ausgerechnet bei jungen Menschen aus weniger gut situierten Familien eine gute Idee sein soll z.T. hohe Gebühren zu verlangen, leuchtet mir nicht intuitiv ein. Begleitet wird das Ganze von Anzeigen privater Hochschulen. Immerhin führt die Lektüre bei mir zu einem Erkenntnisgewinn. Ich erkenne deutlich die Strategie meines örtlichen „Käseblattes“ wieder, nur gibt es das im Gegensatz zur ZEIT umsonst. – Sascha Köpke


Leserbrief zu “ Der Zug ist abgefahren“ von Caterina Lobenstein

Ihre Autorin stammt aus Jena und ich als Leser stamme aus Zwickau. „Viele Köche verderben den Brei“, heißt es. Die bei der Bundesbahn sind nicht blöder als die Kritiker. Nach Ihrer Darstellung müsste fast der ganze Osten damit bestückt werden und in München ist der Zug dann in 15 Stunden. Am besten ist, man sattelt auch Schlafwagen und dafür fährt der Zug dann nur nachts.  Die zurückgebliebenen, angegebenen  Orte hätten gleichzeitig angebunden werden müssen. Der Regionalverkehr hätte auch aufgefrischt werden müssen, wahrscheinlich wäre das für die Bundesbahn zunächst zu teuer und zu aufwendig gewesen.  Das sollte nachgeholt werden, und die Bundesbahn wird das bestimmt auch tun.  Eins nach dem anderen. Meine Zwickauer Freunde werden mir verzeihen. Die fahren ohnehin lieber mit dem Auto. Das Auto war für die Ostdeutschen so wie für den Westdeutschen ein eigenes Haus zu besitzen. – Gunter Knauer 


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Wenn ich gegen CETA und TTIP bin, dann nicht weil ich die Globalisierung ablehne, sondern die Gefahr, dass große Firmen unnötig bevorteilt werden. Im Gegenteil, solche Verträge wie TTIP oder CETA unterminieren die Globalisierung.

Die wenigen Details, die ich durch die Zeitungen über TTIP kenne, sind Chlorhühnchen, hier wehrt sich der Verbraucher über die Aufweichung von Tier- und Umweltgesetzen, Standards für die Höhe von Blinklichtern an Autos, sehr schön und an eigenständigen Schiedsgerichten, wobei sich hier der Verbraucher wehrt, daß demokratisch legimentierte Institutionen, wie der Bundestag ausgehebelt werden.

Wenn jemand in einer kleinen oder mittelgroßen Firma investiert, kann er bei falscher Investition nicht vor Gericht ziehen und sich beklagen, schon allein wegen der Kosten. Seit 30 Jahren hat man den Atomfirmen gesagt, dass sie auf dem Holzweg sind, und jetzt  klagen sie Ihre Verluste ein, die auf falscher Managemententscheidung beruhen.

Große Firmen kann man nicht zerschlagen, sie sind zu mächtig, sie können sich nur selbst zertrümmern, wie die Deutsche Bank und das nur mit Mühe. Also muss man verhindern, dass große Firmen immer noch größer werden, und der viel, viel größere Rest der Arbeitnehmer nur noch in Zulieferfirmen für die Großen arbeitet.

Globalisierung ist gut, aber die unerwünschten Nebeneffekte werden eben gerade durch TTIP und CETA nicht geringer, sondern grösser. – Alexander Kos


Leserbrief zu „In der Flatrate-Falle“ von Nina George

Ihre Autorin hat meine volle Unterstützung.  Was sind das alles für Zustände mit geistigem Eigentum dermaßen abgebrüht umzugehen.  Es ist ja kein Einzelfall. Unsere Gesellschaft ist ausser Rand und Band.  Die Politik muß auf den Prüfstand. Die hat es in erster Linie zu verantworten.  Ich warne schon seit vielen Jahren davor. Deutschland ist für mich das verkommenste Land in Westeuropa. Der Literaturbranche werfe ich ihr wegducken vor. Die sollten auf die Barrikaden gehen und sich in Berlin alle versammeln, um den Politikern die Hölle heiß zu machen. Habidere!  – Gunter Knauer 


Leserbrief zu „Doch!“ von Özlem Topçu

Es ist nur schlimm, was da im syrischen Aleppo täglich an Verbrechen im Stil von Völkermord  vor sich geht. Und es ist gut wie auch erforderlich, dass darüber so plastisch beeindruckend in den beiden Artikeln dieses Geschehen dort geschildert wird. Einen Dank und  Belobigung an die Reporter, die sich hier in das gefährliche Gebiet begeben.

Es gehört absolut zur Erinnerungskultur die Geschehnisse in Aleppo festzuhalten, und diese uns heute vor Augen zu führen.

Die ältere deutsche Generation erinnert sich jetzt noch mit Grauen an die Bombardements in den Städten während des 2. Weltkrieges. Auch da waren es viele  unschuldige Kinder, die bei Tag und bei Nacht in ängsten leben mußten, in die Bunker und Keller mitgeschleppt wurden um dem ausgelösten Inferno zu entgehen. Das schafften viele nicht unversehrt.  Täglich verloren in dieser Zeit  auf den Straßen und in den Trümmern Kinder für immer  ihre Eltern und umgekehrt. Daran zu denken,  sich das in Erinnerung zu bringen,  ist angesichts der himmelschreienden Zustände in Aleppo – und leider nicht nur dort- für uns alle eine Verpflichtung.  Doch es muß noch mehr sein: Jeder einzelne Bürger in Deutschland,  am dringlichsten  die politischen Parteien,  müssen  lautstark und nachhaltig diese Verbrechen verurteilen und sich dafür einsetzen, dass solche Krisengebiete erst garnicht entstehen. Wie sonst sollten sich die Zustände ändern und Frieden einkehren? – Günter Heuzeroth


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Dieser Artikel hat mich doch sehr angepickst. Ich kann nicht beurteilen, ob Herr Hartung im wirklichen Leben Lehrer ist und so wie ich, der seit 1975 diesen Beruf ausübt, sich ein qualifiziertes Urteil bilden kann. Aber die Sache liegt doch viel komplizierter als es der Artikel glauben machen möchte. Und wenn es um die Frage der Zukunft geht, denn unsere Kinder sind unsere Zukunft, helfen billige, meinungsmachende Schnellschüsse wirklich nicht. Schaut man genauer hin, geht es unter P1 genau an der Sache vorbei.

Bei der Frage, ob Computer in der Schule eingesetzt werden oder nicht oder wann und mit welchem Inhalt oder Ziel, spielt es überhaupt keine Rolle, welches Know-how ich persönlich in der Anwendung des Computers habe. Die Fachkollegin oder der Fachkollege muss natürlich fit sein. P2 belegt nur, dass die Diskussionen unsachgemäß laufen. Das ist auch kein Grund für oder gegen den Einsatz von Computern. P3: Um darauf ausreichend eingehen zu können, benötigte ich mindestens ein Buch. Das geht in diesem Zusammenhang nicht. Vielleicht nur folgende Aphorismen: Selbstverständlich sind die Bemerkungen nicht auf den einzelnen Schüler, auf die einzelne Schülerin bezogen. Im Individuellen sieht es ganz anders aus.

Aber als Stimmung in der Klassengruppe, als allgemeine Beobachtung kann ich das Folgende schon so formulieren. Was ich beobachte: Im Gegensatz zu den Kindern, die ich zu Beginn meiner Tätigkeit  unterrichten konnte, kann ich erleben, dass die heutigen Kinder in meiner Zusammenfassung zwar schulreif, aber nicht schulfähig sind, wenn sie in die Schule kommen. Was meint das? SchülerInnen können nicht mehr wirklich zuhören, brauchen schnelle Wechsel, was eben auch bedeutet, sie können sich nicht mehr lange konzentrieren. Häufig höre ich: das kenne ich schon! Schaut man genauer hin, ist es ein „Wasserkopfwissen“, dass mit erworbenem, erarbeiteten Wissen nichts gemein hat. Das Letztgenannte führt dazu, dass neue Fähigkeiten erübt werden.

Das ist für mich gleichbedeutend, mit Heranwachsen, reifer werden, usw. Zähle ich 1und 1 zusammen, also beobachte ich das Smartphonverhalten vor, in und nach der Schule, bestätigen mir die Eltern die frühe Nutzung des Computers und des Fernsehens zu Hause, so sind das Fakten, die für mich eine Erklärung abgeben für das sich immermehr veränderte Verhalten von Schulanfängern. Es gäbe noch eine ganze Reihe von Beobachtungen aus der Schule bis in die oberen Klassen, die meine Erklärung stützen würden. P4 und der letzte Absatz: Die Fragen die aufgeworfen werden, werden gleich durch den Unterton beantwortet.

Das ist keine gute journalistische Arbeit. Mit Berücksichtigung von dem unter P3 angedeuteten, brauchen wir keine Schulbildung, die uns von der Wirtschaft diktiert wird. Wir brauchen eine Schule die ganz individuell unterstützt und fördert. Lernen braucht viel Anstrengung, also Freude, wenn es klappt. Und Zeit zur Reifung! Spaß habe ich im Fun-Park und dann sofort. Der Spaß, der da immer von der Schule gefordert wird suggeriert, dass das Lernen mit ein paar Mausklicks schon klappt. Das wird nicht gelingen. Fazit: Ja, der Computer soll in die Schule! Aber erst in der Oberstufe, wenn Fähigkeiten ausgebildet worden sind, die mich individuell stärken.  Damit nicht der Computer mit mir, sondern ich mit dem Computer arbeite. – Friedemann Geisler  


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Mit Interesse habe ich ihren Kommentar zur Gegnerschaft der Freihandelsabkommen  CETA und TTIP wahrgenommen, mit Enttäuschung musste ich feststellen, dass ihre Argumentation an vielen Stellen lückenhaft ist.

Zum ersten finde ich es fragwürdig die historischen Ursprünge des Freihandels mit den heutigen Tatsachen zu vergleichen. Diese Art und Weise der Argumentation blendet aus, dass sich die Arbeitswelt in bald 200 Jahren enorm verändert hat und Unternehmen statt regional, nun global agieren. Das Wort „Globalplayer“ hat damals mit Sicherheit noch nicht existiert, genau diese Akteure des Welthandels sind es aber, die die heutige Bühne der Weltwirtschaft dominieren.

Die „Hundertausenden“ auf unseren Straßen sind nicht dort, weil populistischem Gedankengut folgen oder gar so töricht wären aus der bequemen Position der Globalisierungs-Profiteure den Ursprung ihres Wohlstands zu verleugnen. Tatsächlich war der globale Handel das entscheidende Glied in der Kette für Wirtschaftswachstum in Industrienationen und  Schwellenländern. Aber eben nur in eben diesen Nationen hat die Globalisierung tatsächlich für wirtschaftlich-stabile Lebensumstände gesorgt, der Handel findet vorwiegend auf der Ost-West-Achse unserer Welt statt. Die Nord-Süd-Achse hingegen ist eher von Problemen der Migration geprägt anstatt vom Austausch von Waren. Das Märchen, Globalisierung brächte immer und in jedem Fall eine Besserung der Lebensumstände kann nur dadurch aufrechterhalten werden, dass die Industrienationen die benachteiligten Staaten großzügig mit sogenannten „Entwicklungshilfen“ abhängig machen. Die Frage ist außerdem, wer überhaupt Armut definiert; dass man weniger als 1,25 Dollar pro Tag nicht leben kann ist klar. Ob das z.B.  mit 1,7 Dollar täglich anders aussieht darf bezweifelt werden. Und das Armut überhaupt auch nicht generell, sondern immer in Abhängigkeit zu landesspezifischen Gegebenheiten definiert werden muss wird außerdem ausgeblendet.

Ganz davon abgesehen geht es den Globalisierung-Kritikern auch darum, dass Umwelt und kulturelle Besonderheiten in einer von der Wirtschaft dominierten Argumentation keine Stimme haben. Es zählen vorwiegend die Kriterien der Effizienz, die Frage nach der Legitimität gerät in den Hintergrund.

In unserer Welt scheint grundsätzlich außer Frage zu stehen, dass Freihandel das „Beste“ für uns alle ist. Freihandel ist aber ein Extrem der Wirtschaft,  genauso wie der Protektionismus auf der anderen Seite. Es gibt weder den Traum vom unendlichen Wachstum durch immer engere Vernetzung der Wirtschaftssysteme und Ausweitung der wirtschaftlichen Freiheiten; Noch wäre es richtig zu behaupten, dass ein Staat auch autark wirtschaftliche Stabilität fuer alle generieren könnte. Wir leben doch in einer Gesellschaft, die eigentlich aus Erfahrung sagen kann, dass Extreme niemals eine sinnvolle, allgemeinverträgliche Lösung hervorbringen. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß.

Die Studien zu den wirtschaftlichen Effekten der Freihandelsabkommen sind strittig, von unabhängigen Prüfern wurde längst angesprochen, dass die Darstellung der Ergebnisse manipulativ ist.

CETA und TTIP- Kritik ist also angemessen. Natürlich ist sie auch Mittel politisch-Aufstrebender. Davon abgesehen ist sie aber grundsätzlich durchdacht: Vor allem, weil sie sich nicht nur darauf konzentriert die Abkommen zu verhindern, sondern weitergedacht eine viel umfassendere Neuausrichtung der Wirtschaft fordert. Wirtschaft muss dazu beitragen Menschen zu vereinen und nicht neue Konfliktherde zu schaffen, zum Beispiel dadurch das regionale Wirtschaft zerstört, Umwelt vernachlässigt und Menschen in der Leistungsgesellschaft abgehängt werden. – Gesa Frahm


Leserbrief zu „Unter Stümpern“ von Christian Fuchs, Anne Hähnig und Stefan Schirmer

Der Titel des Dossiers lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Für den Inhalt desselben gilt das leider nur bedingt.

Warum zum Beispiel lassen die Autoren die Rolle und die Verantwortung des Generalstaatsanwaltes von Sachsen, Klaus Fleischmann, völlig außer Acht?

Hat er sie etwa in seinem Auftritt bei der unsäglichen kollektiven Pressekonferenz der Phalanx der Stümper (am Tag nach dem Suicid von al-Bakr) davon überzeugen können (wie er es versuchte), dass er nur ein Art Vermittler zwischen der sächsischen Justiz und dem Generalstaatsanwalt der Bundesrepublik gewesen ist bzw. zu sein hat?

Oder gehört er zu denen, die „im Text ungenannt bleiben“ wollten, wie die Autoren im Nachwort „Hinter der Geschichte“  es ausdrücken?

Oder gab es eine Art Beißhemmung, weil er hörbar nicht den „unbeliebtesten Dialekt Deutschlands“ spricht, sondern in Wortwahl und Tonfall an den biederen fränkischen Humoristen Herbert Hisel („jou wergli“) erinnert?

Das kann ich nicht glauben – warum also diese Schonung? – Ulrich Resch


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Wer gegen CETA und TTIP ist, ist sicher auch für Trump: jetzt fühle ich mich aber sowas von durchschaut! Denken Sie mal an, Frau Nienhaus, ich habe überhaupt nichts gegen Freihandel, und dass viele Praktiker aus allen Ländern beim Aushandeln der Details mittun, finde ich sehr vernünftig. Aber in einem Punkt bin ich sehr verschroben: ich hätte gern, dass ein für die Bundesrepublik gültiger Vertrag verfassungskonform ist. Und von Privatgerichten, die die Staaten belangen, wenn sie z.B. den Umweltschutz verschärfen, halte ich überhaupt nichts. Wie man an seinen Auflagen sieht, empfindet das Bundesverfassungsgericht ähnlich; gut so! – Bernhard Hecker 


Leserbrief zu „Mein Tempelberg“ von Benjamin Balint aus dem Englischen von Evelyn Finger

Mit Verwunderung finde ich unter Glauben und Zweifeln am 20. Oktober so viel Selbstgewissheit und so wenig Zweifel, dass ein wenig Widerspruch dazu wohl angeraten scheint. Die Unesco hat sich mit einer vollkommen einseitigen Resolution ins Unrecht gesetzt und tut so, als wäre der Haram Al-Sharif, also der frühere Tempelberg in Jerusalem nur ein Ort des Islam. So weit so schlecht. Von der ZEIT könnte man erwarten gegen so viel Einseitigkeit zu protestieren UND ihr ein komplexeres Bild dieses Ortes entgegen zustellen. Aber leider geschieht das Gegenteil. Vom Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, dieses komplexe Bild zu erwarten ist sicher vermessen. Das ist nicht sein Job als Interessenvertreter. Die Frage ist, ob man ihn um seine Meinung dazu fragen muss. Besonders viel Überraschendes wird man von ihm nicht hören. Aber dann geht es erst um Parteinahme: „Mein Tempelberg“ heißt es. Und auch wenn Benjamin Balint im letzten Absatz so tut, als wäre er der unparteiische Versteher („Ich respektiere die Vielfalt des Ortes. Vieles ist möglich hier, nur keine Eindeutigkeit“), so ist sein Glaubensbekenntnis leider von ernüchternder „Eindeutigkeit“. Keine Erklärung in seinem Text für das Verbot orthodoxer Rabbiner (!) diesen Ort zu betreten und dort zu beten, das ebenso eindeutig (und zuweilen fanatisch) ausgesprochen wurde und wird, wie die einseitige Inanspruchnahme des Ortes durch islamische Autoritäten. Kein Wort über die seit vielen Jahren laut werdenden Aufrufe evangelikaler Christen und nationalreligiöser Juden, sich auf den Tag vorzubereiten, an dem „Gott“ die Moschee der „Ungläubigen“ hinwegfegen und an seiner Stelle der Tempel neu errichtet würde. Natürlich ist das vor allem Rhetorik – aber eine Rhetorik, die im Klima Jerusalems durchaus höchst entzündlich ist. Immerhin steht dem Tempelberg gegenüber schon das „Temple Institute“, in der fleißige Hände die Gewänder der Priester nähen, die für diesen „nahen Tag“ der Zerstörung der Moscheen auf dem Berg bereit sein sollen. Kein Wort davon, dass die Christen, den Tempelberg nicht „leer“ ließen, sondern im Gegenteil als Müllplatz benutzten, um ihn zu entwürdigen. Und kein Wort davon, dass es ausgerechnet die muslimischen Eroberer waren, die die Juden auf dem Tempelberg zunächst einmal wieder beten ließen, bevor sich der Islam von dieser Toleranz wieder verabschiedete.

Kein Wort davon, dass zu all jenen, die diesem Ort ihre jeweils alle anderen ausschließende „Heiligkeit“ aufdrücken wollte, selbstverständlich, wie uns die hebräische Bibel selbst lehrt, auch David gehörte, der mit den Kanaanitern auch nichts anders tat, als ihre „Heiligtümer“ zu verdrängen oder zu überlagern. Wer also mag da einen Vorrang wirklich beanspruchen?

Nun sind es heute in der Tat Muslime, die auf unerträgliche Weise diesen Ort zu monopolisieren suchen. Freilich: nebenan, nur wenige Meter entfernt wird durchaus gegraben und in mehr oder minder wissenschaftlicher Manier nach den Überresten von „Davids Stadt“ gesucht, mitten in einem muslimischen Stadtviertel, das tausend Jahre lang ein arabisches Dorf und kurze Zeit auch eine Siedlung jemenitischer Juden war. Und in dem sich nun militante jüdische Siedler festsetzen, die sich auf den Sturm auf den Tempelberg vorbereiten, unterstützt von evangelikalen Christen in den USA und deutschen Pietisten. All das gehört zur Wirklichkeit dieser Stadt. Ich hätte mich gefreut, wenn auf der Seite „Glauben & Zweifeln“ ein bisschen weniger von der „Heiligkeit des Ortes“ die Rede gewesen wäre und mehr von Zweifeln angesichts der „Unheiligkeit“ der Wirkung solchen Redens. – Dr. Hanno Loewy


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Richtig gemacht, überwiegen die positiven Effekte des Freihandels, wird einerseits im Artikel m.E. richtig festgestellt.

Anderseits wird allen, die sich mit genau dieser Frage auseinandersetzen, ein Globalisierungshass bzw. eine generelle Ablehnung von Freihandel unterstellt. Es wird so getan, als sei Globalisierung eine „digitale“ Frage, man ist dafür oder dagegen.

Die Gegner von CETA und TTIP sind gegen die mit diesen Abkommen beabsichtigte Ausweitung des Freihandels nach geänderten Regeln, nicht gegen den zur Zeit praktizierten Freihandel. Dieser wäre durch eine Ablehnung nicht berührt.

Man darf auch die Globalisierung zurückdrehen wollen, ohne den Anspruch auf eine sachliche Auseinandersetzung zu verlieren. Eine Ausgrenzung durch unterstellten „Globalisierungshass“ ist nicht akzeptabel.

Ich habe schon mal erhellendere Artikel in der ZEIT und dann auch noch auf Seite 1 gelesen. – Reiner Felkel


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Dass DIE ZEIT jetzt Stammtischweisheiten schon auf Seite 1 veröffentlicht, war mir neu. In einem kurzen Wortschwall analysiert Herr Hartung die digitale Bildungsangst der Lehrer und Lehrerinnen. Er hat auch gleich exakt vier Ursachen parat und sogar ein „gutes Mittel“ gegen seine erfundene Bildungsangst: „…mal neugierig sein und ausprobieren.“
Es geht im Ansatz darum, ob Bundesmittel besser für schnelles WLAN an den Schulen oder in die Sanierung von Schulklos und Klassenzimmern gesteckt werden sollen. Hat denn jemand darüber nachgedacht, die Schulen zu fragen, was sie am nötigsten brauchen z.B. zur Bewältigung von Inklusion, G8/G9, Schulreformen, Umsetzung neuer Curricula? Und wer ist denn hier bitte „Schule“? Bei Herrn Hartung sind es einmal die Lehrerverbände, dann sind es die maroden Gebäude oder wahlweise die dort arbeitenden Lehrer und Lehrerinnen oder der verunsicherte Bildungsauftrag und schließlich das gesamte Bildungssystem.
An der Schule, an der ich arbeite, funktioniert das WLAN nicht zuletzt wegen der engagierten Arbeiten zweier Kollegen sehr gut, die Toiletten wurden vor ein paar Jahren frisch renoviert. Es brennt an vielen anderen Stellen, für die Investitionen dringend nötig wären. So wird es auch an anderen Schulen sein, und die Menschen, die dort arbeiten wissen sehr gut, wo Investitionen am sinnvollsten wären.
In einem Alternativvorschlag zum schnellen WLAN eine allgemeine „digitale Bildungsangst“ auszumachen, mutet kurzsichtig und überheblich an. Dass allerdings seit Jahrzehnten viel zu wenig in die Bildung investiert wurde, das erkennt der Autor richtig. Es geht aber dabei nicht nur ums Geld, denn WLAN hier, wie ansprechende Lernräume dort sind erst die Möglichkeit für gutes Lernen. Was gute Bildung  aber inhaltlich und methodisch sein soll, darüber fehlt seit Jahrzehnten eine zielführende Diskussion. An deren Ende muss dann der entsprechende politische und finanzielle Wille stehen, diese Ziele umzusetzen. Auf die Bildungsrepublik, in der kein einziges Kind durch die Maschen fällt und bestmöglich gefördert wird, warten wir allerdings schon viel zu lange. – Dirk Wolf


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Dieser Artikel ist sehr gut geschrieben, zeigt er uns in Kürze, was möglich wäre, wenn da nicht vor allem in TTIP ein Pferdefuß ist. Die Internationalen Organisationen ISO und CEN für die internationale Normung bzw. die europäische Normung haben sich jedoch bereits schon seit Jahrzehnten um sichere Verbraucherschutzregeln im weltweiten Rahmen gekümmert. Es geht um Sicherheit, Gesundheit und Kontrolle dieser nicht hoch genug einzuschätzenden Werte. Nicht umsonst wird die Norm DIN EN ISO 9001 zur Zertifizierung (trotz aller Mängel) von Dienstleistern und der Industrie so hoch eingeschätzt, dass sie zur Werbung herangezogen wird. Die Bürger in Europa wissen nicht, welche zahlreichen europäischen Richtlinien, z.B. Medizinprodukte-Richtlinie, Kinderspielzeug-R., Bauprodukte-R., Richtlinie für persönliche Schutzausrüstung u.a, durch internationale Normen bis ins kleinste Detail zum Schutze unser aller Leben, Gesundheit und Sicherheit mit Wissen und Verantwortung der Beteiligten ausgefüllt worden sind. Es geht nicht nur um Handel und Geld, sondern um Werte, die verloren zu gehen drohen. – Freigang Müller


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Die Verwunderung von Herrn Hartung übe die Haltung der Lehrer(Verbände) und seine Analyse der Ursachen sind genauso falsch, wie sein Lösungsansatz. Die Schulen (wer ist hier überhaupt gemeint? Lehrer? Kultusminister? Schüler, Eltern und Lehrer?) sollen die gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklungen der kommenden Jahrzehnte vorhersehen und Anwtorten für die Postwachstumsgesellschaft sowie die „digitalisierte Gesellschaft“ haben? Lehrer können damit also etwas, was Ökonomen und Politiker bisher nicht beantworten können? Es ist in der Gesellschaft doch überhaupt nicht klar, welche Regeln in der digitalisierten Welt zu gelten haben. Sicher wäre es wichtig sich endlich darüber zu verständigen, aber Schulen (Lehrer) werden dies ja wohl schlechthin alleine tun können. Lehrer haben in der Regel die Entwicklung des Kindes studiert (neben zwei Fächern). Wobei noch etwas Entscheidendes anzumerken wäre: wissen wir, was für Auswirkungen die Computernutzung auf das Lernverhalten hat? Die Studie, die das Senken der Aufmerksamkeitsspanne attestiert, verheißt zumindest nicht nur positives. Können wir einfach drauflos unterrichten, nur weil Computer nun mal da sind? Digitale Bildungsangst ist eventuell gebotene Skepsis.

Witzig finde ich allerdings seinen Vergleich der Forderung nach benutzbaren Sanitäranlagen und Räumlichkeiten in einer Schule mit dem Gießen einen Spitzahorns (sic!), als ob es sich um Luxus handeln würde. – Biaka Schneider


Leserbrief zu „Germany’s Next Saftschubse“ von Jana Gioia Baurmann

Es ist mir vollkommen rätselhaft, wie die ZEIT (die ich regelmäßig und gerne lese) einen solchen Artikel in der gestrigen Ausgabe bringen konnte.
Der Artikel strotzt nur so von verhöhnenden und abwertenden Vorurteilen gegen einen ehrbaren Beruf, nämlich den der Flugbegleiter(innen).

Diese mit dem „Saftschubse“ zu bezeichnen ist beschämend und beleidigend.
Mir ist auch nicht klar geworden, was bei dem Casting, welches die Lufthansa durchführt, so falsch sein soll.

Die Autorin sollte mal einen Tag die oft schwere Arbeit im Flieger, die von nörgelnden Patienten, die nie zufrieden und oft sogar unverschämt sind und von Chefs, die aufs Tempo drücken und die Kosten senken wollen, zerrieben werden.

Eine solche verhöhnende „Abrechnung“ haben diese – meist weiblichen Flugbegleiter – wahrhaftig nicht verdient.

Ich habe mich darüber so  geärgert, dass ich die ZEIT wohl nicht mehr kaufen werde.
Ein solcher niedermachender Artikel ist der ZEIT nicht würdig. – Dr. Werner Krag


Leserbrief zu „Die Leere danach“ von Irene Habich

Zweite Spalte Ihres Artikels: …. ein bis zwei Tage zu warten und nicht gleich wieder ins Büro zu gehen. Gehe ich recht in der Annahme, dass jede Frau mit einer Fehlgeburt im Büro arbeitet? – Ulrike Judge 


Leserbrief zu „Wenn das Tricksen chronisch wird“ von Elisabeth Niejahr

Guter Artikel von Seiten der Kassen  –  hat mal wer die Ärzte gefragt ?  Die Codier-Diskussion ist mir erstmals in der F.A.S. aufgefallen – bis dahin habe ich getan, was ich sollte, ohne groß zu denken, denn: CODIEREN IST NICHT MEIN KERNGESCHÄFT !!!

Gelernt haben wir eigentlich : Untersuchen, diagnostizieren, therapieren – Diagnostizieren als hohe Schule so, dass der Extrakt aus den Beschwerden des Patienten und den Befunden ein Etikett bekam, so dass alle anderen Ärzte weltweit damit hätten weiterarbeiten können, auch wenn oft mit altertümelnden Eigennamen, mit neuen englischen Akronymen, mit Paracelsus-geprägten Kunstworten gehandhabt werden mußte : all dies entwickelte sich, wie es in den Büchern fixiert war.  Dann kam die Idee, alles müsse sich nun digitalisierbaren Entscheidungsbäumen beugen – und jede Krankheit oder Befindlichkeit erhielt jenseits der bis heute gelehrten Krankheitsbezeichnung ein mehrstelliges Nummernschild, das uns bei der ärztlichen, wohlgemerkt: der unserem Kerngeschäft zuzurechnenden, Arbeit, nicht nur nicht helfen konnte, sondern Zeit wegnahm — wessen Zeit ?

Beispiel : Der Patient sitzt vor mir – fertig sind wir, nur die Krankmeldung benötigt noch das oben genannte Nummernschild (ohne dies kein Ausdruck!), aber diese Chiffre muss mich absichern : ohne passende Ziffer werden die Medikamente mir in Rechnung gestellt! schieß‘ ich über das Ziel hinaus, wär’s wohl gar eine meldepflichtige Krankheit – oder nachträglich hieß‘ es: wieso dazu keine Einweisung (juristisch!), alternativ : wieso für sowas eine Einweisung (Regressgefahr : ich bezahle…………) statistisch wird’s genauso heiß gegessen wie gedruckt – Und dann sagt die Kasse (oder auch meine Standesvertretung!!!)

NACHTRÄGLICH : genauer!!!! waren dies nun 6 oder eher 7 Monate nach…………….. ?   Ehrlich: hat der Patient etwas davon ? Der Arzt (10 € – darüber überhaupt zureden, wenn die Kasse 1000 erhält, ist oberdämlich) – Wer verspielt wessen Zeit ? War das ärztliche Idee ? Hilfts der Gesundheit ? Was zum Teufel macht der freie Wettbewerb überhaupt in meiner Arzt-Patienten-Beziehung ? Nimmt das ein ernstzunehmender Arzt je wichtig ?

Die Krankenhäuser sind bisher übrigens noch nicht diskutiert worden ! Ein Beispiel : Ausgebildete Fachärzte sitzen in Vollbeschäftigung nicht dort, wo sie gebraucht werden, sondern in einem Büro, um die Codierung zu optimieren – diesmal nicht für die Kasse, sondern für den Krankenhausträger, der ja gerne schwarze Zahlen schreiben würde –  Wer hat es den Kaufleuten erlaubt, unsere Arbeit zu gängeln ? Wieso, übrigens und nur nebenbei, ist der Gesundheitsminister kein Arzt ? (Was war noch die Profession der Verteidigungsministerin)  Kommen Sie doch mal einen Tag zu mir – Und schauen Sie mir über die Schulter : Und wenn Sie dann dies‘ Codieren (und die daraus folgenden Statistiken) Noch ernst nehmen können – tja, dann hab‘ ich einen Fehler gemacht!  – Dr.G.Theis


Leserbrief zu „Früher waren Aussteiger linke Utopisten, jetzt sind es rechte Reaktionäre“ von Arno Frank

„Reichsbürger“ mögen im selbsterfundenen „Germanitien“ oder „Königreich Deutschland“ leben und deshalb, ganz konsequent, dem deutschen Staat und deutschen Kommunen auch keine Steuern zahlen. Da gäbe es doch eine wirkungsvolle Lösung. Die Bundesregierung möge doch ganz schnell (bitteschön!) solchen Personen entgegenkommen und sie, ihrer festen Entscheidung entsprechend, in die Staatenlosigkeit entlassen. Sie blieben dann weiter strafmündig, weil Gesetzesübertretungen in Deutschland nach deutschen Gesetzen verfolgt und gegebenenfalls geahndet werden. Aber sie würden eine ganze Anzahl von Rechtsansprüchen deutscher Bürger verlieren und könnten beispielsweise keine Leistungen des sozialen Netzes mehr einfordern. Mir scheint, dies wäre außerordentlich effektiv. – Prof. Dr. Carsten Niemitz


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Programmieren bringt Spaß und Weitblick? Dass ich nicht lache! Im Silicon Valley sitzen Tausende von Programmierern, die ihre Module zusammenbasteln ohne jeglichen Weitblick. Die Folge: Der Nutzer bekommt ein Programm das von Fehlern nur so strotzt und fast täglich korrigiert werden muss. Letzteres nennt man dann wohl „agile management“. Das soll Spaß machen? Ich habe da erhebliche Zweifel.

Zum Thema Programmieren in der Grundschule: Hat man anno dazumal nach der Erfindung des Buchdrucks ein Schulfach „Bücher drucken“ eingeführt? Jeder pädagogische Laie weiß worum es ganz wesentlich geht in der Grundschule: Lesen, Rechnen, Schreiben und zwar Sinn erfassend. Nein, die Lehrer haben keine Angst vor dem Computer. Sie machen sich – wohl nicht ganz zu Unrecht – Sorgen um eine ungenügende Vermittlung von Kulturtechniken, deren Beherrschung u.a. auch wichtig für das Programmieren ist. Und da ist es mehr als angebracht den mit Geld um Einfluss und um Wählerstimmen buhlenden Politikern die Stirn zu bieten. – Klaus Mock


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Für diesen differenzierten Artikel zum Thema Globalisierung möchte ich Ihnen danken. Sie beschreiben die Entwicklung und betrachten verschiedenste Aspekte der Globalisierung. Zu oft werden politische Diskurse durch vereinfachte Feindbilder dominiert. Es erleichtert das Denken, wenn man für fast jedes Problem den Neoliberalismus, die Globalisierung – ach ja und die EU verantwortlich machen kann. Nein, so simpel ist unsere Welt nicht. Widersetzen wir uns allen „Vereinfachern“. Es erschreckt mich immer wieder, dass sich „Rechte“ und „Linke“ in diesen Feindbildern so oft kaum unterscheiden. –Klaus Skulimma


Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Natürlich haben Sie recht,  die Globalisierung als großen Motor der Weltwirtschaft zu bezeichnen, der vielen armen Ländern durchaus etwas mehr Wohlstand bringt. Sie weisen auch darauf hin, dass im Westen die Mittelschicht nicht unbedingt profitiert – vielleicht ein Grund für die Ablehnung.

Ich würde sogar soweit gehen, die Globalisierung als einen wesentlichen Friedensfaktor einzuordnen, da die gegenseitigen wirtschaftlichen Verbindungen Kriege als nicht mehr wünschenswert erscheinen lassen.

ABER wenn es den mehr oder weniger demokratisch legitimierten Verhandlungspartnern dieser beiden Mammut-Vertragswerke opportun erscheint, die Öffentlichkeit im Grunde vollständig vom Verhandlungsablauf und sogar dem Inhalt auszuschließen, muss dies zwangsläufig zu Skepsis  bis massiver Ablehnung führen.

Wenn bei fehlender Bereitschaft, die Transparenz zu verbessern, sich am Ende eine breite Gegenbewegung formiert, kann das doch eigentlich nur bei sehr demokratie-ungeübten Kreisen (wie unseren Wirtschaftskapitänen) oder wirtschaftsgutgläubigen Journalisten zu Verwunderung führen.

Die Tatsache, dass auch weiterhin mehr Öffentlichkeit nicht erwünscht ist, schürt den Verdacht , dass es wohlüberlegte Gründe dafür gibt. Einer könnte sein, dass spätere Streitigkeiten aus dem Geheimvertrag nicht vor unseren staatlich legitimierten Gerichten geklärt werden, sondern wiederum vor nicht öffentlichen Schlichtungsausschüssen. Ein anderer ist vielleicht, dass den Bürgern und Verbrauchern im Rahmen dieser Verträge klammheimlich wesentlicher Verbraucherschutz entzogen wird – ohne dass dieses von unseren Parlamenten verhindert oder auch nur verhandelt werden könnte.

Hier entlarvt sich das Heilsversprechen der Globalisierung als unberechenbares trojanisches Pferd.

Ich halte Globalisierung  nicht nur für erstrebenswert sondern auch für zwangsläufig und unaufhaltbar. Genau darum muss ihr Fortschritt fair und demokratisch begleitet und gelenkt werden. Sie haben recht: die Politik muss ihre Hausaufgaben machen und im Interesse der Bürger das Heft in der Hand halten.

Bisher dient die Globalisierung einzig und allein den Interessen der global Players, die auch noch versuchen, dabei sich wie Robin Hood zu fühlen. Sie geben den Armen und nehmen den Reichen (Ländern).

Aber die Sahne schöpfen die multinationalen Konzerne ab und entziehen ihren Gewinn -bis auf Almosen- jeglicher solidarischer Besteuerung. –  Arndt Snakker


Frosch-Evolution live von Urs Willmann

Ihrem Wochenfrosch fehlt das Zeug zum König, weil er von Bienen un Ameisen lebt, welche uns mit Honig und Humus versorgen. –  Günter Vogel


Leserbrief zu „Früher waren Aussteiger linke Utopisten, jetzt sind es rechte Reaktionäre“ von Arno Frank

“ Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher! “  Soweit will ich jetzt aufgrund Ihres Artikels nicht gehen, aber Sie verschweigen – vielleicht, weil Sie erst später geboren wurden – , dass die linke Utopie nicht so eine schöne Morgenröte angekündigt hat, wie Sie im Artikel andeuten, sondern eine Röte erzeugt hat, die blutig war. Die „bleierne Zeit“ war ein Kulminationspunkt einer linken Ideologie, die mit der Vorstellung „..unter dem Pflaster, ja, da liegt der Strand…“ begann, aber bei der die Plastersteine verwendet wurden , um zumindest fahrlässig Leben und Gesundheit anderer zu gefährden . Danach wurde postuliert: „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“ Des weiteren wurden in den Auswüchsen aus diesem linken Denken , Fahrer von nicht genehmen Zeitungen, Andersdenkende, Polizisten, die fremdes Eigentum schützen sollten, Fahrer, die Personen transportierten, Polizisten, die jene begleiteten , rücksichtslos verletzt und ermordet.

Ihre Anmerkungen zur Gewalt und Gewaltbereitschaft der rechten Utopisten sprechen mir aus der Seele. Aber man darf die Augen nicht davor verschließen, dass das Aussteigen auf der linken Seite auch in den Abgrund führte und führt. Linke Utopie ist per se nicht harmlos und rosarot. Und Verschweigen dieser Aspekte oder Ignorieren ist Unwahrheit und nähert sich der Lüge. – A.Lienhard


Leserbrief zu „Die Mogelpackung“ von Christian Fuchs

Christian Fuchs macht seinem Namen alle Ehre. Wie er den Tarnvereinen der Salz- und Zuckerindustrie, sowie der Pharma- und Vitaminkonzerne die Suppe versalzt, ist einmalig. Unbehelligt von der Öffentlichkeit passiert Gehirnwäsche schon seit 40 Jahren. Damit ist nun Schluss. (Die seinerzeit in allen Schulklassen ausgeteilten Flourtabletten sind mir noch in Erinnerung.) Dass ausgerechnet die Zuckerlobby schon im Kindergarten Kariesaufklärung betreibt, schlägt dem Fass den Boden aus.

Es war auch interessant zu erfahren, wie der Schmerzmittelhersteller Mundipharma das Werbeverbot für zulassungsbeschränkte Medikamente umgeht.

Die Welt muss um jeden Preis transparenter werden. Der schlauche Fuchs zeigt vor wie es geht, investigativer Journalismus vom Feinsten. Die vierte Macht im Staat hat wieder aufgeklärt! – Elisabeth Hofer


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Kommen Sie doch einmal zu mir nach Niedersachsen, wo ich in einer gewöhnlichen gutbürgerlichen Kleinstadt an einem Gymnasium zusammen mit über 70 Kollegen fast über 1000 Schüler unterrichte. Gehen Sie dort einmal aufs Klo! Kommen Sie zu mir in den Unterricht, wo ich in einem Klassenraum mit Teppich aus den 70er-Jahren unterrichte, der nach Staub, Schimmel und Erbrochenem riecht. Sie werden sofort und trotz unvorstellbar schlechter technischer Ausstattung auf Ihre Wunschliste dick und fett eine Verbesserung der sanitären Anlagen und der Klassenräume notieren. Dafür werden Sie in Kauf nehmen, dass Sie sich mit 70 Kollegen 10 schlecht funktionierende Computer, 1 (!) Drucker und ein nur sporadisch funktionierendes WLAN teilen. Ich träume genauso wie meine Kollegen davon, mit meinen Schülern endlich im Zeitalter der Digitalisierung anzukommen; aber bitte in einem akzeptablen Arbeitsumfeld, in dem sich keiner ekeln muss! – Gabriel Behrens


Leserbrief zu „Das Leiden der anderen“ von Adam Soboczynski

Bravo, Hr. Soboczynski! Es bedarf mittlerweile wirklich eines gerüttelten Maßes an Sprachgewitztheit,um nicht sofort in die Diskriminierungsreflexe des herrschenden Political Correctness
-Zeitgeistes zu geraten. Da gibt es offenbar immer noch jede Menge von selbst ernannten Protagonisten, die das Wiederkäuen von längst zum mainstream gewordenen Gedanken und die entblödende Redundanz für preisverleihwürdig, gar brillant halten. Man kann sich des Eindrucks nicht verwehren, dass wir in einer Zeit verwahrlosten Diskurses u. geistiger Verarmung leben. Rezensionen wie diese leuchten hell auf in diesem dunklen Tunnel. –Peter Kroll


Leserbrief zu „Germany’s Next Saftschubse“ von Jana Gioia Baurmann

Mit großer Enttäuschung habe ich in Ihrer neuesten Ausgabe den Artikel „germa“ vernommen. Allein schon die Überschrift ist respektlos gegenüber sämtlichem Flugpersonal.  Es mag sein, dass der Beruf der Stewardess / des Stewards in den Augen Ihrer Autorin Frau Baurmann in den letzten Jahrzehnten an Glanz eingebüßt hat – die Referenz auf „Catch Me If You Can“ war diesbezüglich auch gelungen – aber deshalb die Bewerber pauschal als „Unentschlossene“ zu bezeichnen, ist unter dem gewohnten ZEIT-Niveau. Der Artikel suggeriert dem Leser meines Erachtens: Flugbegleiter sind vor allem süchtig nach Privilegien, die Ihnen „normale“ Arbeitgeber nicht geben können oder wollen (die weite Welt sehen, Uniform etc.) und es handelt bei den Bewerbern durchgehend um realitätsferne, unentschlossene Zögerer und Verlierer, die auf dem „klassischen“ Arbeitsmarkt durchs Raster fallen.

Bitte gestatten Sie mir hiermit, eine Lanze für das fliegende Personal auch für andere Airlines (die nicht das Glück haben, einem – ehemaligen – Flagcarrier und deren Gehaltstabellen angehören zu dürfen), zu brechen:  Leider kann nicht jeder den Traumberuf des Journalisten für eine Wochenzeitung antreten. Ich habe das Gefühl, dass sich Ihre Kollegin diesbezüglich ein wenig im Unklaren ist, was den Beruf des Flugbegleiters ausmacht:  – Ein gewisses Auftreten gehört als Flugbegleiter dazu. Ein Casting ist also besser geeignet, weil wir sofort sehen können, wie sich die Person im Öffentlichen Raum verhält und auftritt. Durch eine „klassische“ Bewerbung per Mail oder Brief ist dies komplizierter für beide Seiten. Und wir können sofort ein Feedback geben.  – Auch wenn es auf den Ersten Blick nicht so aussehen mag: Der Beruf stellt hohe psychische und physische Anforderungen an die Bewerber, vor allem an Frauen: Durchsetzungsvermögen bei pöbelnden und manchmal alkoholisierten Fluggästen, lange Wegstrecken (ein Flugbegleiter läuft mehrere Kilometer bei einem Langstreckenflug zusammen) kaum Zeit vor Ort, massiver Jetlag und Arbeitszeiten, die manche niemals hinnehmen würden. Viele sind oft lange Zeit von Ihrem Lebenspartner getrennt.  – Gut aussehen soll man nach fünfzehn Stunden Dauerbelastung schließlich auch noch, um die Passagiere nicht zu verunsichern.

Immer lächeln, immer höflich sein, auch wenn der Gast keine Kinderstube genossen hat oder das Kleinkind die gesamte Kabine zusammenschreit.   … und viele andere Gründe, die oben genannten sind meines Erachtens die relevantesten.

Sicher, auch die Lufthansa hat im Bereich Servicequalität abgebaut. Nicht weil wir das forciert hätten. Sondern weil der Kunde immer weniger bereit ist, für Qualität zu zahlen. So erklärt sich auch die selbstgewählte Leidensfähigkeit von Ryanair- und EasyJet-Kunden. Hauptsache, billig! Deren Flugbegleiter dürfen nicht nur Ihre eigene Ausbildung bezahlen (!), sondern werden auch noch mit weniger als 1000 brutto entlohnt. Zusätzlich dürfen Sie für alles mögliche draufzahlen, was bei anderen Carriern selbstverständlich ist – und sei es nur das Glas Wasser aus der Leitung.

Da ist es doch klar, dass viele Bewerber einen Arbeitgeber schätzen, der Ihnen in unsicheren Zeiten einen (relativ) sicheren Job bietet. Zudem uns Mitarbeitern auch Benefite zugesichert werden, dazu gehören auch vergünstigte Flüge.  Seltsamerweise machen sich viele Passagiere kaum Gedanken, warum man in der Nebensaison bspw. nach New York hin und zurück für unter 500 € fliegen kann.

Dann ist das Geschrei und aufgespielte Entsetzen groß, wenn das Kabinenpersonal berechtigte Forderungen nach fairem Lohn einfordert und streikt. Oder weil Gepäck- und Bodendienste immer mehr privatisiert werden und unqualifiziertes Personal einstellen, was früher die Airlines direkt übernommen haben (bspw. Flughafen Tegel: Bis in die 2000er wurden die Bodendienste durch die Lufthansa-Tochter GlobeGround abgefertigt, bis dies ein privater Anbieter übernahm – das Resultat ist bekannt und kann auch an anderen Flughäfen beobachtet werden…).

Zusammengefasst: Bitte machen Sie, Frau Baurmann, sich klar, dass Sie zu einem privilegierten Berufsfeld gehören. Viele Menschen, die heute in Deutschland eine gute Ausbildung genossen haben und in den Arbeitsmarkt einsteigen, bemerken schnell, dass Ihre „klassische Ausbildung“ nicht mehr viel wert ist. Das haben Sie doch sicher auch gemerkt, als Sie mit verschiedenen Bewerbern in der Schlange standen, oder?

Bankkauffrauen, Wirtschaftspsychologen, Jurastudenten. Das klingt in meinen Ohren nicht nach klassischen Verlierern und Geringqualifizierten des Bildungsprekariats, die durchs Raster fallen.  Fragen Sie sich doch bitte, warum der Beruf für viele Menschen trotzdem bis heute eine solche Faszination ausstrahlt. Kritik ist immer berechtigt, aber Menschen von vornherein zu pauschalisieren, ist sicher unter Ihrem Niveau und dem Ihrer Zeitschrift.  Bitte bedenken Sie auch: Wir alle, gerade aber meine Generation der Anfang / Mitte der 1990er Jahre Geborenen, leben in einer Zeit der totalen Unsicherheit, das merke ich jeden Donnerstag, wenn ich die Zeit aufschlage. Nicht nur die Luftfahrtbranche musste in den letzten Jahren gewaltige Einschnitte, egal ob am Boden oder in der Luft, hinnehmen.

Was in der Generation meiner Eltern noch als „normal“ galt (fester Job bis zur Rente, Beschäftigungssicherheit, kaum oder keine Teilzeitarbeit, kaum Arbeitslosigkeit) ist heute schon die Ausnahme. Ich selbst habe Abitur und Ausbildung (spreche zwei Fremdsprachen fließend) und habe erst nach einem halben Jahr und unzähligen Bewerbungen in das Berufsleben starten können.

Bitte seien Sie Menschen, die nicht dieses Glück haben, gegenüber nicht so herablassend, wie dies der Artikel ausdrückt.  Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben, meine Mail durchzulesen. An dieser Stelle möchte Ich Ihnen auch danken, dass es Ihre Leserbrief-Funktion gibt. Ich freue mich auf die neue ZEIT und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und einen angenehmen Start in die neue Woche.  – Helge Christian Pfeffer


Leserbrief zu „Unter Stümpern“ von Christian Fuchs, Anne Hähnig und Stefan Schirmer

Der Artikel erinnert mich leider weitgehend an die zustimmend zitierte BILD-Zeitung: Empörung anstelle von Information. Meint der Autor ernsthaft, dass der Gefängnisdirektor sich über ein psychologisches Fachgutachten zur Suizidgefahr hinwegsetzen sollte, weil Al-Bakr Klopapier in eine Steckdose gestopft hat? „Politische“ Straftäter sind auch nur Straftäter, aber vor allem bleiben sie Menschen. Auch für sie gelten der Gleichbehandlungsgrundsatz und die unabdingbare (!) Garantie der Menschenwürde. Zum Glück gibt es da keine Sonderbehandlung mehr. Als Richter in Sachsen-Anhalt habe ich große Hochachtung vor dem Justizminister Gemkow, der sich mutig vor seine rechtsstaatlich einwandfrei handelnden Mitarbeiter gestellt hat. – Prof. Dr. jur. Mathias Ulmer


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Das Thema Digitalisierung in der Schule ist zu wichtig, als dass man – wie es Herr Hartung tut – einfach mit 20 Jahre alten Klischees draufhauen und damit den Lehrern den schwarzen Peter zu schieben könnte. Das Problem ist wesentlich differenzierter und der schwarze Peter liegt im Wesentlichen bei der Politik. Zum einen ist es nun mal so, dass dem Schüler digitale Bildung nichts nützt, wenn Wasser durch die Decken tropft oder die Toiletten nicht mehr verfügbar sind-  und das ist bitterste Realität.

Da hilft keine Polemik dagegen. Zum anderen liegt aber eine deutlich spürbare Abneigung gegen Digitalisierung nicht an einer diffusen Angst vor dem Umgang mit dem Computer (wie es Herr Hartung glauben machen möchte) sondern zumeist an sehr konkreten, negativen Erfahrungen mit der Verwendbarkeit digitaler Werkzeuge in der Schule. Ein kleines Beispiel. Ich arbeite sehr gern mit digitalen, interaktiven Whiteboards, weil sie alles können was die Tafel auch kann, aber noch viel mehr.

Leider sind diese Whiteboards in den Klassenzimmern aber immer wieder gestört, weil irgend etwas verstellt ist, die Anmeldung am Rechner nicht funktioniert, Teile defekt sind, usw. Als Informatiker kann ich mir (im Wesentlichen mit privatem Gerät) immer wieder Workarrounds basteln. Ein anderer Kollege kann das nicht; nicht eimal normale Tafelarbeit ist dann mehr möglich. Damit ist doch wohl klar, dass er lieber mit der altmodischen Kreidetafel arbeitet, die funktioniert, als mit einer im Prinzip besseren digitalen Variante, die aber immer wieder ausfällt. Ähnliche Erfahrungen machen Lehrer mit allem digitalen Equipment in den Schulen, insbesondere weil immer die billigsten Angebote angeschafft werden (müssen) und bei der Wartung gespart wird. Da sollte doch dann wohl klar sein, wo das Misstrauen her kommt. Wenn der Rechner im Büro streikt, kann man was anderes machen (oder gar nichts), wenn ein Lehrer vor der Klasse steht, gibt es keine Ausweichmöglichkeit, dann muss unterrichtet werden können. –  Albert Wiedemann, Seminarlehrer für Informatik


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Es wäre sehr schön, wenn zwei Dinge zueinander finden könnten. Die Diskussion rund um die sich seit Beginn der Industrialisierung immer wieder relativ schnell verändernden technischen Rahmenbedingungen und der Zugewinn an Erkenntnissen um die sich nur äusserst langsam verändernden Grundlagen der biologischen Natur des Menschen, z.B. wie er Be-greift.

Mit welchen Mitteln der Geist angeregt wird zu lernen mag sich ändern, aber seine Funktionsweise tut es eher nicht. Deshalb sollten weniger die Mittel im Mittelpunkt der Diskussion stehen, sondern vielmehr die dadurch zu erzielenden Effekte. Wozu soll der PC im Klassenraum genau gut sein?

Integrationshelfer ohne Ausbildung aber WLAN? Vielleicht wären Ergotherapeuten zumindest an Kindergärten und Grundschulen viel hilfreicher.

Ob Kreide oder Digi-Pen ist letztlich egal, wichtig ist was in den Köpfen der Kinder ankommt.

Aus Informationen wird erst durch den Kontext Wissen. Wenn man nichts auswendig im Kopf behalten muss, der Kontext also fehlt – dann müsste eigentlich trotz zunehmender Information leider das Wissen abnehmen, oder?

Wissen ist sehr flüchtig, als Schüler muss ich aufpassen um etwas mitzubekommen – was kann das besser verdeutlichen: Eine ausgewischte Tafel oder ein Tafelbild per mail als PDF?

Auch wäre eine strickte wissenschaftliche Evaluierung der eingesetzten Mittel sehr wünschenswert.

Also gründlich deutsch: Methode bestimmen, Pilotschule aussuchen, Vorher untersuchen, Änderung durchführen, Evaluation und schließlich den tatsächlichen Effekt mit den Erwartungen abgleichen und Aufwand gegen Nutzen abwägen. Daraus erhält man dann eine Blaupause die man diskutieren kann.

Das dauert lange? Gemessen an der Evolution oder an Quartalsbilanzen

Ich fände es einen schönen Nebeneffekt wenn nicht jeder neue Bildungsminister eine neue Sau durch´s Dorf triebe. – Sebastian Fontaine


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Wofür steht eigentlich das „frei“ im Freihandel? Frei von Zollschranken? ok, wenn dadurch wirklich mehr Wachstum und damit Steuern generiert werden, denn warum sollte der Staat drauflegen? Frei von Steuern (siehe diverse Modelle zur „Optimierung“)? kann man drüber streiten. Frei von Normen (DIN etc.)? hm … Frei von Sicherheitsstandards? hm, hm … Frei von Umweltvorschriften? auf Kosten der Allmende und zu wessen (langfristigem) Nutzen? Frei von legislativer Kontrolle? wäre ja noch schöner! Frei von politischer Kontrolle? Die Demokratie ist eine Errungenschaft für die mal gestorben wurde.

Die Freiheit des einen endet dort wie die des anderen beginnt. Das gilt insbesondere auch für den Freien Handel. Es gibt Werte die will ich nicht (ver-)handeln. Globale Standards schaffen zu wollen ist ja an sich eine gute Idee, das funktioniert aber auch in vielen kleinen Schritten. Um aufeinander zuzugehen bedarf es keiner internationaler Verträge die das zukünftige Handeln einer durch den Souverän bestimmten Regierung schon heute binden und dessen Freiheit limitieren. Man kann auch international Rechts- Steuer- Zoll- und andere Systeme aufeinander abstimmen ohne derartige Abkommen. Ach man sieht an Europa wie schwer das ist? Ok, und warum sollte es dann global einfacher werden? Oder besser akzeptiert werden, nur weil es in Hinterzimmern undurchsichtig in einer fremden Sprache ausgehandelt wird? Es gibt keine Abkürzung um dicke Bretter zu bohren! –  Sebastian Fontaine 


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Wie kann es sein, dass es „Keine Angst vor dem Computer!“ auf die Titelseite der Zeit von dieser Woche geschafft hat.  Allerdings hatte ich, als diese Woche die Meldung durch die Medien ging, dass Lehrerverbände 5 Milliarden Euro lieber auf die Sanierung von Toiletten und Klassenräumen als auf schnelles WLAN verwendet sähen, Ähnliches schon befürchtet. Wahrscheinlich sind Lehrerverbände einfach zu bescheiden, denn sonst hätte ihre Forderung lauten müssen: 5 Milliarden für  die Gebäudesanierung UND 5 Milliarden für schnelles WLAN UND 5 Milliarden für Manpower.
Ich habe den Luxus, an einer technisch bestens ausgerüsteten Schule zu arbeiten:  bei weitem das Beste an unserer technischen Ausstattung ist aber ein Mensch, nämlich unser technischer Assistent, der Smartboards, Beamerwagen und  sämtliche Rechner ständig am Laufen hält – und das für ein eher mageres Salär; also gerne 5 Milliarden für WLAN  und Computer aber bitte nicht ohne 5 Milliarden für Personal.

Meine Schule ist nicht nur im technischen, sondern auch im sanitären Bereich bestens ausgestattet und ihr Mitarbeiter sitzt vermutlich in einem mollig warmen und gepflegten Büro, trotzdem sollte es ihm nicht schwerfallen sich vorzustellen, dass Tische und Stühle, funktionierende sanitäre Einrichtungen und  im Winter auch die Heizung Voraussetzung dafür sind, dass Kinder gerne und erfolgreich lernen. Also erst 5 Milliarden für Klos und Klassenräume und dann 5 Milliarden für WLAN und Computer.
„So viel wie derzeit hat sich selten in Schulen verändert“ –  falsch, in Schulen verändert sich immer ganz viel – jedenfalls gilt das uneingeschränkt für meine fast 15-jährige Dienstzeit – da Schulen die Reparaturwerkstatt unserer Gesellschaft sind, die notgedrungen immer etwas hinterher hinken, deswegen geht Lehrerschelte ja auch immer.

Aber ja, die Digitalisierungsdebatte findet statt, allerdings viel unaufgeregter als Herr Hartung es vermutet und auch nicht im Schwarzweiß von Digitalfans und digitalen Analphabeten oder Computer versus Kreide, sondern in der gemeinsamen Suche auf die Antwort nach der Frage, wie es uns gelingen kann, angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und gerne mit Hilfe des Computers unsere Kinder zu gesunden, starken, selbstbestimmten, aufgeklärten und mündigen Erwachsenen erziehen können. Lehrer  (junge wie alte) betrachten die Digitalisierung und ihre Folgen für die junge Generation  bisweilen skeptisch, aber Angst vor dem Computer – warum denn? – Dr. Cathrin Boerckel


Leserbrief zu „Sind private Hochschulen die offeneren Unis ?“ von Jan-Martin Wiarda

Das ist kaum vorstellbar,Studies aus bildungsfernen Elternhäusern zieht es auf die Privaten Hochschulen? Man darf wohl sagen,im Schnitt ist in bildungsfernen Familien Geld nicht im Überfluss vorhanden.Trotzdem verlangt es dem Nachwuchs  nach einer Privat-Uni.Wobei die Eltern wahrscheinlich noch nicht einmal wissen,was der Unterschied zwischen einer Staatlichen und einer Privaten ist,ausser dass die Private heftig Kohle kostet und die Staatliche umsonst ist.Wissen die sogenannten Aufsteiger eigentlich ,was sie ihren Eltern antun? Zudem bekommt man den Eindruck, Privat-Studies fürchten sich vor den Staats-Unis, weil da angeblich überwiegend Akademikerkinder herumlaufen,die besonders verhätschelt werden.Oder sind es die restaurativen Unsitten vieler Privat-Unis ,die soviel Anziehungskraft ausüben mit ihrem karnevalesken Talaren und Teller-Hütchen-Werfen zum bestandenen Examen ? – Hans-Emil Schuster          


Leserbrief zu „Unter Stümpern“ von Christian Fuchs, Anne Hähnig und Stefan Schirmer

Besten Dank für Ihre aussagekräftigen und hilfreichen Beiträge zur desolaten Situation in Sachsen, für die ich als Bürger dieses Bundeslandes Scham und Schuld empfinde. Scham für die Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit der sächsischen Bevölkerung wie für die Eigenschaften von „Selbstgefälligkeit, Dilettantismus und Naivität“ der verantwortlichen Politiker – Schuld, da dieses eine Bundesland das Bild Deutschlands in der Welt nachhaltig beschädigt. Bitte lassen Sie in Ihren Recherchen nicht nach, damit bei den Sächsinnen und Sachsen endlich ein demokratiegeleiteter Entwicklungsprozess einsetzt! – Wilfried Kunz     


Leserbrief zu „Hallo, hörst du mich?“ von Yascha Mounk

Als ehemalige Studentin an der LMU München mit den Abschlüssen Staatsexamen (Deutsch, Französisch), Magister (Kunstgeschichte, Spanisch, Philosophie), Doktor phil. (Kunstgeschichte, Spanisch) in den 70er  Jahren  bzw. von 2003 bis 2015 erlaube ich mir, Herrn Mounks negativem Urteil über deutsche Universitäten zu widersprechen. Er bezieht sich nur auf Vorlesungen, die in der Tat traditionell frontal von den Professoren gehalten werden. In meinen Disziplinen waren sie immer dann eine Bereicherung, wenn Inhalt und Aufbau  auf einer originellen Idee des Vortragenden beruhten, die in keinem Buch nachzulesen gewesen wären. Davon abgesehen, findet eine Interaktion von Professor und Studenten in den Seminaren mit ca. 20 Teilnehmern in Form von Diskussionen, Referaten und  individuellen schriftlichen Themenbearbeitungen statt. Die Vorlesungsverzeichnisse der Unis lassen thematisch und quantitativ erkennen, dass Seminare die Träger des Studiums sind und nicht die Vorlesungen. Seminare an den großen Universitäten scheint Herr Mounk aber nicht besucht zu haben, denn darüber verliert er kein Wort. Es ist auch unfair,  Eliteuniversitäten wie Cambridge, Harvard oder Stanford mit  unerschöpflichen finanziellen Mitteln und strengen Ausleseverfahren mit deutschen Massenuniversitäten wie München, Berlin, Heidelberg zu vergleichen, ohne die erfolgreichen Förderprogramme der sogenannten Exzellenzinitiative zu berücksichtigen, die Bund und Länder Deutschlands zur Förderung von Wissenschaft und Forschung seit 2005/06 anbieten. – Dr. Regina Gade


Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Und schon wieder – prominent auf der Titelseite – dasselbe undifferenzierte Bashing gegen alle TTIP-Gegner!  Sie schreiben wörtlich: „Doch eines haben sie gemeinsam (Anm.: „Stoppt TTIP!“, u.a.): Von der Globalisierung und ihrem Kern, dem Freihandel, fühlen sie sich bedroht.“

Sie (die ZEIT) machen mich also schon wieder zum Globalisierungsgegner! Schlimmer noch, Sie versuchen zum wiederholten Mal, mich in die Populisten-Ecke zu rücken, dieses Mal in die Ecke der Brexit-Befürworter und derjenigen Amerikaner, die sich die fünfziger Jahre zurückwünschen.  Ich weiß nicht, wie Sie auf diese abenteuerlichen Gedankenschlüsse kommen. Ich weise diese erneut entschieden zurück und verweise dazu noch einmal auf die grobe Skizze meiner Einstellungen zu den wesentlichen, aktuell diskutierten Themen. Sie können diese der beigefügten Mail entnehmen, die ich Ihnen (der ZEIT) vor knapp drei Wochen gesendet habe. Noch einmal: Nein, von einem fairen Freihandel fühle ich mich nicht bedroht!  Diskutieren Sie eigentlich die Leserbriefe in Ihren Konferenzen oder kann ich mir den Zeitaufwand künftig sparen, einen Leserbrief zu verfassen? Vielleicht bekomme ich wenigstens auf diese Frage eine kurze Antwort?

Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass Sie (die ZEIT) den Hass, von dem Sie sprechen, selbst schüren, indem Sie in Ihrer Zeitung die vielen sehr sachlichen und fundierten Argumente, die gegen TTIP in der derzeitigen Fassung sprechen, fast völlig unterschlagen und stattdessen alle unbequemen Argumente und Ansichten immer wieder pauschal zum Populismus abwerten und alles über einen Kamm scheren? Einen solchen Artikel zu schreiben erfordert natürlich wesentlich weniger Aufwand als eine neutrale Bewertung auf der Basis einer sauberen Quellen-Recherche.

Zum Beispiel: – Wann kann ich in der ZEIT einen Artikel lesen, der die Frage behandelt, wie in einer modernen Internet-Gesellschaft des 21. Jahrhunderts solche Verträge wie TTIP offen und fair entwickelt werden könnten und sollten? – Wann kann ich in der ZEIT Artikel lesen, die die von beiden Seiten (von Befürwortern und Gegnern) immer nur in Form von Schlagworten vorgebrachten Argumente (z.B. bezüglich der kommunalen Grundversorgung, der Kultur-Subventionen, dem Sonderthema Buchpreisbindung, u.s.w.) neutral und differenziert aufarbeiten?

Kann man diese Themen nicht – besonders auch unter Einbeziehung von Original-Vertragstexten – nachvollziehbar machen? – Wann kann ich in der ZEIT einen Artikel lesen, der sich damit auseinandersetzt, dass die USA sich jeder Zusammenarbeit in internationalen Gerichtshöfen verweigern? Oder ist diese Frage zu stellen schon Anti-Amerikanismus?  Beachten Sie bitte auch, dass die TTIP-Gegner keine sektiererische Splittergruppe sind, sondern – zumindest in Deutschland – eine deutliche Mehrheit bilden. Auch davon nichts in Ihrem Artikel.   Vielleicht habe ich ja Glück und hoffe dieses Mal nicht vergeblich auf eine Antwort.   –   Jürgen Euteneuer


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Ich hab heute den Artikel „Keine Angst vor dem Computer!“, der in der ZEIT-Ausgabe vom 20. Oktober 2016 erschien, gelesen und ich denke nicht, dass der Autor Manuel J. Hartung die Problematik ausreichend erfasst hat.

Ich gehöre zu der Generation, die in der 5. Klasse war, als Smartphones aufkamen. Ich sitze heute in der Schule und schaue meinen Lehrern dabei zu, wie sie lernen das Smartboard zu verstehen.

Ich verstehe seine Ansicht, dass die Lehrerverbände das Geld doch annehmen sollen, solange es ihnen angeboten wird. Die Sicht eines Materialisten. Die Lehrer lehnen das Geld ab und können wichtigere Dinge fordern, weil sie durch die Öffentlichkeit geschützt sind. Das Bildungsministerium kann daraufhin nicht antworten: „Na dann halt nicht. Wenn ihr das Geld nicht wollt, dann ist es euer Pech!“. Hartung sieht die Dinge nur aus seiner eigeschränkten Sicht. Auch deswegen interpretiert er die ablehnende Haltung nicht als Einstufung der Wichtigkeit sondern als digitale Bildungsangst.  Ich weiß, wovon ich spreche, wenn ich für saubere Toiletten und sanierte Klassenzimmer plädiere. Ich gehe in die 11. Klasse eines Gymnasiums, das im Bezirk Zehlendorf liegt. Wir haben ein altes Gebäude. In den Wochenenden vor den Osterferien funktionierten einige Tage die Heizungen. Zudem sind die Fenster nicht richtig isoliert. Wir saßen mit Winterjacken in den Räumen. Unsere Toiletten sind beschmiert, der Wasserstrahl ist hart und kalt. Ich bin also sehr wohl der Meinung, dass sanierte Toiletten und Räume sind wichtiger als WLAN und Computer.

Wenn wir die Tatsache außer Acht lassen, dass die 5 Milliarde Euro für WLAN und Computer nicht der richtige Anlass ist, um über digitale Bildungsangst zu schreiben, bleiben noch Hartungs angeführten Ursachen.

Beginne wir mit der ersten: Verunsicherung vor den digitalen Möglichkeiten. Nachvollziehbarre Reaktion. Ein gutes Argument. Doch zu oberflächlich. An meiner Schule haben wir in jedem Klassenzimmer, ausgenommen der Kunstraum, Smartboards. Daneben hängt immer ein Whiteboard. Lehrer können wählen, welche Form sie benutzen. Viele Lehrer kommen gut mit den Smartboards zu recht.

Bei seiner zweiten Ursache gibt er lediglich zwei sehr verschiedene Meinungen zur digitalen Bildungsangst wider. Ohne die Meinungen näher zu erläutern.

Der dritten Ursache stimme ich zu. Wie können wir mit intelligenten Robotern umgehen? Wie Kinder und Jugendliche dafür sensibilisieren? Doch nicht nur die Lehrer, die eine Generation entscheidend mit prägen können, sollten sich diese Frage stellen. Auch alle anderen. Wie gehen wir mit künstlicher Intelligenz um? Wollen wir sie? Was sind die Konsequenzen? Und wann wird es möglicherweise außer Kontrolle geraten?

Und die letzte Ursache: die Zukunft. Entscheidend wenn man über Veränderungen nachdenkt. „Ist bald jeder, der nicht programmieren kann, ein Analphabet?“ fragt Hartung. Mit dieser Frage gibt er zu erkennen, dass er nicht viel vom Programmieren weiß. Ich habe 2 Jahre C in der Schule programmiert. Jetzt mach ich Datenbank, teilweise programmieren wir auch. Es gibt unterschiedliche Formen des Programmierens und verschiedene Programmiersprachen. Seine Frage ist zu pauschal gestellt, um sie zu beantworten. Aber es kann auch in der Zukunft nicht nur noch Programmierer geben. Es muss auch Menschen geben, die die Robotern erzeugte Bequemlichkeit nutzen.

Auch auf Hartungs zweite Frage („Soll man die humanistische Bildung bewahren, damit etwas bleibt, wie es ist, weil die Weltbeschleunigung sonst alles ändert?“) ist es notwendig zuerst mit Gegenfragen zu reagieren. Was ist die humanistische Bildung? Kreide? Tafel? Roboter statt Menschen? Ich wäre dankbar, wenn sie es mir beantworten. Zudem kann nichts bleiben, wie es ist. Der Mensch ist ein Wesen, das weiter will. Immer weiter versuchen, wir zu erkunden, warum etwas genau so ist oder wie es in der Zukunft sein wird.

Bei dem letzten Absatz habe ich geschmunzelt. Drittklässler im Saarland erlangen Weitblick durch Programmieren? Ich frage mich ernsthaft, was Drittklässler den Programmieren wollen. Und was soll der Weitblick?

Außerdem frage ich mich, ob es so etwas wie Digitalverweigere überhaupt in unserer Gesellschaft gibt. Besitzt nicht fast jeder einen Fernseher und Internetanschluss?

Zusammenfassend ist der Artikel zu kurz und das Thema zu groß. In so wenigen Zeichen kann man die digitale Bildungsangst an Schulen nicht von verschiedenen Seiten beleuchten. Hartung unterstützt das von Vorurteilen geprägte Lehrerbild, die nichts Neues lernen wollen und ihr Geld eh vom Staat bekommen. Heraus kommt die vorgefertigte realitätsferne Meinung eines Journalisten, der nicht ausreichend Experten einbezogen hat. – Lilly Grünmüller (17 Jahre)


Leserbrief zu „Germany’s Next Saftschubse“ von Jana Gioia Baurmann

Ganz schön kühn,was ZEIT-Redakteurin Jana Gioia Baumann sich da geleistet hat.Sich wallraffig bei der Lufthansa einschleichen,um an einem casting für „Saftschubsen“ teilzunehmen.Nun muss sich zeigen,wieviel Humor man bei Lufthansa hat.Ob Frau Baumann je wieder einer Bordkarte für würdig geachtet wird. Oh’je ,und wie politisch korrekt ist „Saftschubse“? – Hans-Emil Schuster 


Leserbrief zu Titelthema „Noch leben wir!“

Sehr geehrte Redaktion !  Gespraeche sind immer gut. Aber bleiben wir mal bei den Tatsachen. Nicht die Amerikaner , nicht die Franzosen und schon gar nicht wir Deutschen haben die Hauptarbeit im Kampf gegen den I.S. geleistet , sondern das russische Militaer mit Unterstuetzung der Peschmerga und der Kurden. Und russische Luftschlaege wurden sogar mit den Israelis kommuniziert. Und Putins Kampfjets haben auch das Recht , islamistische sogenannte Rebellen in Aleppo anzugreifen. Die Zivilbevoelkerung dort glaubt wohl immer noch , dass “ Allahs Krieger “ ihnen das Heil bringen. Nein , auch die Medien bei uns sollten die Fakten zur Kenntnis nehmen. Unter Assad lebten die Syrer in Frieden. Das “ Krebsgeschwuer Islamismus “ bringt den Menschen im Nahen Osten nur Zerstoerung und die “ Hoelle auf Erden „. In mehreren Jahren beruflicher Taetigkeit im Nahen Osten durfte ich viele Moslems kennenlernen , die eine islamistische Terror-Herrschaft nicht verdient haben.  Ich verneige mich vor den russischen Militaers , die schon mal vor Jahrzehnten Deutschland vom “ Krebsgeschwuer Nazi-Terror “ befreiten. – Erwin Chudaska    


  Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Hat es nicht Artikel in der Zeit gegeben, die sich mit den katastrophalen baulichen Zuständen an den Schulen beschäftigen? Hat es nicht Artikel gegeben, die die Auswirkungen permanent neuer, stets zusätzlicher Aufgaben auf Schulen und Lehrer beschreiben?

 Wie ist es da möglich, daß Herr Hartung außer dem ängstlichen Lehrer keinen Ablehnungsgrund finden kann?  Kann es nicht vielleicht sein, daß Lehrer mit immer neuen Aufgaben, mit Inklusion, geänderten Lehrplänen, Umstellungen zu Ganztagsschulen und G8 schon genug zu tun haben? Wie kann man erwarten, daß sie sich über die nächste, natürlich wieder zusätzliche, Aufgabe auch noch freuen sollen?

 Und natürlich darf man sich fragen, ob 5 Mrd. Euro unbedingt in Dinge investiert werden sollen, die in 3 Jahren schon wieder völlig veraltet sind. Hat schon jemand geklärt, wie Reparaturen und Ersatz finanziert werden sollen? Viele der früher hoch gehypte Smartboards stehen ungenutzt rum, weil sie ständig ausfallen oder gar nicht mehr repariert werden können. Heute Fortschritt, morgen Ballast. Wenigstens gibts für die Politik ein paar schöne Pressemitteilungen, und dafür kann man ja gar nicht genug Geld ausgeben.

PS: „agile“ ist nur eine weitere Grusel-Ideologie. Manager haben oft eine ungesunde Neigung dazu, aus einem Erfolg gleich eine „Methode“ zu machen, so als ob sie damit ein Patentrezept für alles und jedes hätten. – Matthias Ferdinand


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Mich wundert, dass Sie den Aufschrei der Lehrerverbände („Man möge mit dem Geld lieber Schulklos und Klassenzimmer sanieren“) als Ausdruck digitaler Bildungsangst interpretiert haben. Denn sie, die Lehrer, haben wirklich recht!

Gerade als „Macher“ der Zeit sollten Sie sich noch gut an die Ergebnisse der Zeit-Umfrage „Marode Schulen: Unterricht in Ruinen -Wie vergammelt sind deutsche Schulen?“ im letzten Jahr erinnern, die zutage gebracht hat, wie schlecht es um Deutschlands Schulen steht: Zitat: „Dort, wo die Grundlage für den Wohlstand von morgen gelegt wird, gleicht Deutschland einer Bildungsbaracke.“

Im „DigitalPakt#D“-Projekt von Frau Wanka verflichten sich im Gegenzug die zuständigen Bundesländer dazu, die Lehrer dafür auszubilden und sich um Wartung und Betrieb zu kümmern.

Wer die Schulversuche der letzten Jahre kennt (in Berlin z.B. die Einschulung aller Kinder, die bis zum Stichtag 31.Dezember 6 Jahre alt werden), ahnt, dass letztendlich dann doch immer nur am Geld gespart werden soll. Da wird dann neben dem tollen WLAN und die neuen Computer kein Geld für das betreuende IT-Fachpersonal mehr übrig sein.

Ihre Freude über das Projekt, dass alle Drittklässler im Saarland ab Frühling 2017 mit einem Minicomputer programmieren lernen sollen, kann ich leider auch nicht teilen. Generell ist die Idee mit einem Minicomputer gut – allerdings erst in den oberen Klassen, wenn auch das generelle Funktionieren dahinter verstanden werden kann. – Brigitta Halbauer


Leserbrief zu „Unter Stümpern“ von Christian Fuchs, Anne Hähnig und Stefan Schirmer

Das ZEIT-Dossier enthält zum Suizid des Häftlings Jaber Al-Bakr kaum Informationen, die eine Skandalisierung begründen könnten.

Dass der Anstaltsleiter  und die begutachtende Psychologin die Gefahr offenbar unterschätzt haben, war ein folgenreicher Fehler. Da gibt es sicher nichts zu beschönigen.

Nötig zur Bewertung wäre aber ein Vergleich mit anderen Fällen gewesen. Eine Einschätzung von Profis. Gibt es etwa Standards für solche Top-Gefangene, gegen die hier verstoßen wurde? Nichts von alledem in der ZEIT.

Statt dessen blumiger Text zur Befindlichkeit der Sächsischen Behörden. Ja, eine Häufung von Fehlern dort fällt auf – das wusste der informierte Leser aber auch schon vorher! – Wolfgang Strowik


Leserbrief zu „Die Entgiftung des Parlaments“ von Miriam Lau

Selbstverständlich kann sich kein überzeugter Demokrat, ganz gleich welcher politischen Coleur, die „amerikanischen (Wahl-)Verhältnisse“ in deutschen Parlamenten wünschen.

Wut und Hass sind in der Politik nicht nur ausgesprochen schlechte, Zeit- und Steuergelder verschwendende Ratgeber, die negative Vorbildfunktion eines unzivilisierten und respektlosen Umgangs der Volksvertreter untereinander führt zudem zweifellos zur Verstärkung gesellschaftlicher Differenzen und radikaler Randgruppen.

Wer unsere freiheitlich demokratische Grundordnung ernst nimmt, weil er sie – spätestens beim Blick über den nationalen Tellerrand hinaus – zu schätzen weiß, dürfte hocherfreut sein über den politischen Stil-Deal der Berliner Regierungsfraktionen.

Und über Mariam Laus dementsprechende Beobachtungen.  – Ira Bartsch


Leserbrief zu „Das Leiden der anderen“ von Adam Soboczynski

Ich möchte Adam Soboczynski keinen Neid unterstellen – immerhin ist auch er mehrfacher Preisträger als Autor einiger Bücher. Jedoch kann ich mich des Eindrucks kaum erwehren, dass hier (in seiner Rezension des Carolin Emcke Buchs) ein gewissen Maß an Missgunst mitschwingt. Das finde ich sehr schade – wenn man seine Biographie und ihre vergleicht, lässt sich da eventuell männlich-katholische Skepsis vor linker bekenneder (und erfolgreicher) Lesbe vermuten.

Zu seiner Argumentation – warum ein Appell an die Grundwerte einer liberalen, offenen Gesellschaft, an das Erinnern an wahrhaftige Toleranz und die Kapazität zu Mitgefühl hier fast schon belächelt wird

(‚Sozialkundeunterricht‘!) und pauschal als ungenügend für gesellschaftliche Erneuerung abgetan wird, ist mir schleierhaft. Sind es nicht gerade diese Empathie und Akzeptanz, die die Wurzel des christlichen Humanismus darstellen und an die sich unsere Gesellschaft sehr wohl intensiv zurückerinnern sollte? Natürlich werden solche Anliegen in sozialen Brennpunkten und bei ‚mental verwahrlosten’Ostdeutschen kein Gehör finden, aber sie sind durchaus ein dringender Mahnruf an den Teil der Gesellschaft, der zu reflektierenden Gedanken fähig ist, der die Medienlandschaft bevölkert, die Politik bestimmt und den öffentlichen Diskurs beherrscht.

Dass in einem solchen Aufruf keine weiterführenden Rezepte zur Lösung der gesellschaftlichen Herausforderungen ausgeführt werden ist selbstverständlich – das wären dann die nächsten Schritte, die wir als Gesellschaft gemeinsam gehen müssen. Warum nicht Berlin oder auch New York als funktionierendes Vorbild nehmen? –  Barbara Bonham


Leserbrief zu „Unter Stümpern“ von Christian Fuchs, Anne Hähnig und Stefan Schirmer

In ihrem Artikel „Unter Stümpern“ (DIE ZEIT Nr. 44) schleicht sich ein Tonfall ein, der mir zeigt, wie Journalisten in eine shitstormgesteuerte Art des Schreibens hinübergleiten können. Da wird subtil unterstellend der murmelnde Tonfall des Politikers in Richtung seiner Unfähigkeit psychologisiert, die Beschreibung des Büros unterschwellig mit der Hybris in Verbindung gebracht und aus dem Lebenslauf oder Körperhaltung herausgepickt, was sich zu Ungunsten des Betreffenden interpretieren lässt.

Hier fehlt die Würde!

Selbst wenn Journalisten sachlich Recht haben, gebe ich zu bedenken: „Der Mensch ist zwar unheilig genug, aber die Menschlichkeit der Person muss ihm heilig sein“. – Immanuel Kant. – Antonia Bobinger


Leserbrief zu „Das Leiden der anderen“ von Adam Soboczynski

Immerzu die Klagen über „Hass“! Meist sind öffentliche Beschimpfungen gemeint. Es ist aber falsch, Verbalaggressionen grundsätzlich als Hassäußerungen zu sehen. Oft handelt es sich vorrangig um Geprahle oder Nachplappern markanter Phrasen, verbunden mit Spaß an knalligen Grobianismen. Etwa in Hasser-Büchern und -Websites, die jedoch bloß unterhalten sollen und mit Hass nichts zu tun haben. Nicht wenigen der angeblichen „Hater“ geht es darum, im Gequake der Zigmillionen überhaupt wahrgenommen zu werden. Richtig und wichtig ist: Die Gewaltkriminalität sinkt in Deutschland seit etwa 10 Jahren, und jene raunenden Mahner bzw. Mahnerinnen, die unermüdlich vor den „Hassrednern“, vor allem des bösen Internets, warnen und damit ihr Geschäft betreiben, haben dieses Medium offensichtlich nicht begriffen. Da die Zahl der durchsuchbaren WWW-Seiten sich innerhalb einer Dekade vertausendfacht (1000!) hat, ist logischerweise auch dieser Bereich stark angestiegen. Außerdem erreicht der Nutzer auf diese Weise private (!) Äußerungen anderer. Plötzlich – das ist eine völlig neue Qualität! – können wir Meinungen von Vollidioten, von Andersdenkenden und Feinden punktgenau auffinden. Wer das nicht aushält, sollte vielleicht ganz auf das Internet verzichten. – Herbert Pfeiffer


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Ihr Artikel vom 20.10.2016 hat mich einigermaßen aus der Fassung gebracht. Sie scheinen Bildung und Information für gleichrangig zu halten, was ein fataler  Irrtum ist. Durch Informationen entsteht absolut keine Bildung, die braucht ganz andere Quellen.    Um es auf einen kurzen Nenner zu bringen, zitiere ich Theodore Roszak aus seinem Buch „Der Verlust des Denkens“ Über die Mythen des Computer-Zeitalters:    Auf Seite 135 steht folgender Satz wie eine Zusammenfassung: Der Geist denkt in Ideen, nicht in Informationen. – Diesen Satz sollten Sie verinnerlichen, statt der  Bildungsministerin Johanna Wanka eine Stütze zu sein, die offensichtlich ungetrübt vom pädagogischen Alltag ist. – Wiltrud Laue


Leserbrief zu „Der Zug ist  abgefahren“ von Catarina Lobenstein

Dies ist ein herzliches Dankeschön für Ihren Artikel in Sachen „ICE von Nord nach Süd“ ohne Halt in Jena und Weimar, den zwei wichtigsten Zentren in Thüringen – und damit ganz Mitteldeutschlands – für Industrie, Studium und  Kultur. Unsere Wut und Enttäuschung über diese kostspielige Fehlplanung, die sich aber angeblich nicht mehr korrigieren lässt, haben Sie sehr gut recherchiert; denn auch die Eingriffe in die gewachsene Natur sowohl im Thüringer Wald wie auch im Mitteldeutschen Trockengebiet sind gravierend und nicht mehr zu korrigieren.
Mir will auch nicht einleuchten, warum man unbedingt einige Minuten eher von Berlin in München sein muss als bisher. Dies ist einfach Größenwahn und misslungene Selbstdarstellung der Institution Bahn. Eine traurige Bilanz, an der unsere wohl zu späten und nicht mit genügend kompetenter Unterstützung vorgebrachten Beschwerden nun wohl nichts mehr ändern werden.

Aber es war gut, dass Sie den Finger nochmals in die Wunde gelegt haben. Danke! – Johanna Schlüter


Hier ein Versuch:
Digitales Wissen kann als vermutlich vorwiegend Ingenieurswissen von der Konstruktion von Schaltkreisen auf Prozessoren bis zum Entwickeln von Programen oder gar von Programmiersprachen verstanden werden.

Digitale Fertigkeiten wären die Kenntnisse, mit denen das digitale Wissen angewendet werden kann. Wobei nicht jeder, der ein WordPress Stylesheet modifizieren kann, auch wissen muss, warum seine Eingabe ein Erscheinungsbild verändert.

Digitale Bildung wäre die Fähigkeit, auf ethischen bzw. moralsichen Werten gegründet darüber zu reflektieren, wie die Entwicklung digitalen Wissens unter dem Einsatz digitaler Fertigkeiten die eigene Person, ein Umfeld, ein Gemeinwesen, die Gesellschaft oder gar die Menschheit beeinflussen.
Digitale Bildung in diesem Sinne könnte z.B. beitragen, den kriminellen Einsatz digitalen Wiss

ns zumindest zu behindern, indem Einzelnen Skrupel kämen, ihre Fertigkeiten hierfür einzusetzen. Digital gebildete Mitarbeiter hätten z.B. helfen können, von der deutschen Wirtschaft, von Unternehmen wie Volkswagen, Bosch und Deutsche Bank, großen Schaden abzuwenden.

Die in Ihrem Artikel angedeutete Substitution humanistischer durch digitale Bildung wäre nach dieser Skizze widersinnig, weil die humanistische Bildung  die Grundlagen einer Beschäftigung mit Ethik und Moral vermittelt und somit auch für die digitale Bildung essentiell ist.

Ein vier Milliarden Euro schweres Konjunkturprogramm füt Computerhersteller schafft eher Fertigkeiten als Bildung. Möglicherweise ist das auch gewollt. Bleiben die Fragen, warum das Ziel, Fertigkeiten zu vermitteln als Bildung verkauft wird und warum Die Zeit sich zur Verkäuferin dieser Umwertung macht. – Peter Schmitz   


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Nun ist also eine der letzten Bastionen des Humanismus der Tirade zum Opfer gefallen. Auch DIE ZEIT bedient sich neuerdings einer Rhetorik, die man eher in anderen Gazetten erwartet hätte. Was sich Herr Hartung auf der ersten Seite der ZEIT geliefert hat, zeugt nicht nur von schlecht recherchiertem Journalismus, sondern sein oberlehrerhafter Ton lohnt sich, dass er zusammen mit Schülerinnen und Schülern im Deutschunterricht einer eingehend sprachlich-stilistischen Analyse unterzogen wird. Was für eine schöne Unterrichtstunde, zusammen mit Schülerinnen und Schülern die Plattitüden über die vermeintliche digitale Bildungsangst der Lehrer zu entlarven, die Herr Hartung ja für zu dumm hält, ihr eigenes Handy zu bedienen. Das zeugt nicht nur von grenzenloser Arroganz, sondern lässt sich auch als ein Beispiel für fatale Hybris hernehmen. Denn, wenn Herr Hartung in der Schule aufgepasst hat, weiß er ja, dass diese bekanntlich tragisch endet. Kein geringerer als Johann Wolfgang von Goethe selbst, hat in seinem Faust vor den fatalen Folgen der Weltbeschleunigung gewarnt. Das können Sie auf Ihrem eReader noch einmal nachlesen.  Aber was bedeutet der faustische Pakt heute vor dem Hintergrund einer rasant fortschreitenden Digitalisierung? Und das in einer Zeit, in der Fausts Versuche, die Grenzen der Menschheit zu überwinden so real wie nie zuvor erscheinen? Als ein Beispiel sind hier die hoffentlich noch lange Fiktion bleibenden Ideen der Transhumanisten zu nennen (auch die ZEIT hat mehrfach berichtet). Forschungen, die scheinbar ohne die tiefen Zweifel Fausts auskommen. Sollte man die Schülerinnen und Schüler nicht zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den neuen Technologien anleiten, indem man die Vorteile aber auch die Gefahren dieser hinterfragt? Das, lieber Herr Hartung versteht man in Fachkreisen als Aneignung von Welt. Mit oder ohne virtuos eingesetzter Lerntechnologie, sie nimmt unseren Schülern schlussendlich das eigenständige und auch differenzierte Denken nicht ab.

Dr. Anke Stemmer-Rathenberg, Lehrerin, beherrscht das digitale Klassenzimmer, setzt es aber aus oben genannten Gründen nicht immer ein.

Hat Herr Hartung schon einmal eine Schule der Lehrer, die er kritisiert und die zu recht fordern, Schulklos uns Klassenzimmer zu sanieren, von innen gesehen? Und was bitte hat Digitalisierung mit Bildung zu tun? In der Bildung geht es um die Vermittlung von Inhalten und Kompetenzen. Und genau das bleibt durch den Digitalisierungshype leider allzu oft auf der Strecke. Der Grund dafür ist banal: die Technik raubt wertvolle Lernzeit, weil sie dann, wenn man sie braucht, nicht funktioniert, gerade Updates durchführt oder einfach umständliche Einstellungen zu Beginn der Unterrichtsstunde einfordert. Selbstverständlich muss der Bildungskanon die digitale Kompetenz umfassen, aber auch den kritischen Umgang damit! Dafür gibt es genau ein Fach, übrigens schon seit Jahrzehnten: Informatik. Die (Kern-) Kompetenz des Programmierens muss vermittelt werden, keine Frage. Aber genauso, wie im Fach Physik kein Schüler einen modernen Automotor optimieren oder konstruieren können muss – wir akzeptieren übrigens alle, dass das Auto in die Werkstatt kommt, wenn es nicht funktioniert – bringt es keinen Schüler und auch die Schule insgesamt nicht weiter, jedes Fach einer Zwangsdigitalisierung zu unterziehen. Herr Hartung, bitte berücksichtigen Sie, dass Digitalisierung und Technik dem Menschen dienen muss (nicht umgekehrt) und es in der Schule nicht immer und an jeder Stelle sinnvoll ist, sich diesem vermeintlichen Diktat unterzuordnen. Einzig Silicon Valley, Appel und Co profitieren von den paar Milliarden Euro. Reine Verschwendung, denn das Chatten, Daddeln und Posten lernen unsere Kinder auch so! – Dr. Jan Rathenberg, beruflich durchaus IT-affin und kein Lehrer


Leserbrief zu „Grüne Wunder“ von Jochen Wermuth

Es ist ja sehr schön zu hören wenn sich große Investoren von fossilen Brennstoffen verabschieden und ich hoffe inständig, dass es noch viel mehr Nachahmer dafür gibt. Aber das Grüne Wunder das sich angeblich auch durch die E-Mobilität ergeben soll wird so nicht stattfinden. Ich denke, es ist unumstritten, dass es erstmal regenerativen Strom braucht, damit ein E-Auto überhaupt energetisch einen positiven Effekt erreicht. Man lese hierzu nur mal den Artikel im Heft der Naturstrom AG über den Vergleich von E-Auto mit Benzin und Diesel.

Der „Rucksack“ den die Batterie hier energetisch mit sich trägt ist so erheblich, dass es sehr fraglich ist, ob es sinnvoll ist, einseitig, wie es im Artikel dargestellt wird, alle 40 Mio. Autos auf Elektro umzustellen. Mal davon abgesehen, dass dies sehr lange brauchen würde sollte man das vorhaben. Sehr viel billiger und einfacher wäre es, wenn endlich die „Energiewende im Keller (und in den Köpfen“) stattfinden würde. Im Gebäudesektor wird von der Haustechnik oder besser der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) die Klimakatastrophe geplant. Hier ist aber mit überschaubaren Mehrkosten extrem viel zu erreichen. Das Grüne Wunder wird nicht mit E-Autos erreicht werden. Es wird einen bestimmten Teil im großen Ganzen beitragen. In einem überschaubaren Zeitraum wird es jedoch noch lange eine Nische sein. Viel interessanter wäre es, Überschussstrom dazu zu nutzen regenerative Kraftstoffe herzustellen und die Forschung hier zu forcieren. Leider geschieht dies nicht. – Dipl.-Ing. (TU) Alexander Knirsch


Leserbrief zu „Er wollte die Welt mit Intelligenz in den Griff bekommen“ von Gero von Randow

1994 hatte ich im Auftrag der EU-Kommission die logisch richtige Zinsrechnung nach den höchsten Maßstäben der Wissenschaft herzuleiten und gegen alle andern sogenannten, in Geldgewerbe und Recht verbreiteten, Zinsrechnungen zu verteidigen und deren Mängel aufzuzeigen. So geschah es in einer Studie von 320 Seiten:  R. Seckelmann: Contract A0 2600/94/00010, Final Report 31.Oct.1995 „Methods of Calculation in the ERA on the Annual Percentage Rate of Charge (APR)“  Danach  muss  heute  europaweit  der  effektive  Jahreszinssatz  bestimmt  werden,  d.h.  mit exponentieller Rechnung und nicht mit linearer (pro rata temporis). Die Kommission hat zwar die Rechnung übernommen, hat ihre Erläuterung und die Aussagen in Worten verfälscht. Damals gab es das o.a. Buch noch nicht.

Nachdem ich es kennengelernt hatte, schrieb ich  „Zinsrechnung und Zinsrecht. Der rationale Umgang mit zu verzinsendem Geld – die Leibniz-Euler-Rechnung Abweichungen davon Geldgewerbe und Recht – national und global“,  Z. Vers.Wiss, Heft 1, 2001, S. 23-73 Parallel zu diesen Arbeiten verlangte ich unter Berufung auf pacta sunt servanda, dass eine Bank für einen Kredit an mich den vereinbarten Jahreszinssatz nach eben dieser Rechnung richtig auf den Monat umrechnet (also z.B. von 12%p.a. in 0,959%p.M, und nicht, wie sie es tat, in 1%p.M, denn 1%p.M ist tatsächlich, effektiv, 12,683%p.A. Wegen seiner besonderen Bedeutung gelangte der Streit als Revision vor den Kreditsenat des BGH.

Der Vorsitzende Richter begrüßte mich, er freue sich, den Menschen zu sehen, der sich so engagiert für Zinsrecht einsetze, ich könne nun erleben, wie der BGH Recht setzte. Er berief sich sodann auf judex non calculatmit der Auslegung, dass er von Zinsrechnung nichts verstünde, hielt dann eine Kurzvortrag über das Wesen von Zins, der dies voll bestätigte, und entschied danach gegen mich.

Ein effektiver Zinssatz sei rechtlich völlig bedeutungslos, die damit verbundene Rechnung rechtswidrig, das Recht fordere die lineare Rechnung, die dem Dreisatz folge (regel de tri) als allein rechtmäßige. – In „Zinsrecht als Folge, Ausdruck und Ursache von Fehlbildung in Zinsrechnung“ myops, Berichte aus der Welt des Rechts, C.H.Beck-Verlag, Heft 6, 5/2009, S.35-43 bin ich auf das Urteil eingegangen und habe kurz in allgemeinverständlicher Form den Unterschied zwischen Tausch- und Zinsgeschäften dargestellt und die richtige Rechnung mit Zinssätzen  aus  Postulaten  des  Rechts  und  zwei  Eigenschaften  von  Geld  (Annahmezwang, vertretbares Gut) logisch zwangsläufig hergeleitet und nochmal die Fehler in der linearen Rechnung anhand dabei auftretender Widersprüche aufgezeigt. Ein länger Studie „Das letzte Tabu ….“ konnte ich bisher nicht veröffentlichen, denn der Angriff auf die falsche und das Fordern der richtigen Rechnung ist für Geldgewerbe, Recht und Politik das letzte Tabu.  – Robert Seckelmann


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Es gibt einen Hauptgrund, warum ich mir nach langer Abstinenz vor einigen Monaten wieder ein Zeit-Abo zugelegt habe. Die Hyperaktivität, die Daueraufgeregtheit der täglichen Nachrichten hat sich meinem Eindruck nach so sehr verschärft, dass sie nicht mehr erträglich ist. Eine Wochenzeitung wie die Zeit bietet die Chance mit mehr Abstand, abgekühlter und analytischer zu sein und das ist wohltuend. Darüber hinaus ist es mittlerweile auch so, dass ich bei vielen Artikeln kopfschüttelnd lese und sich Widerspruch regt. Das war früher anders und ich kann nicht sagen, ob sich meine Koordinaten oder die der Zeit verschoben haben. Aber das ist auch nicht schlimm. Im Gegenteil, es ist so gar anregend in seiner eigenen Meinung nicht immer nur Bestätigung zu finden, sondern Widerstand, andere Argumente. Das hilft mir meine eigene Position zu stärken, zu hinterfragen oder auch einmal zu ändern.

Einen solchen Widerspruch, ein solches Kopfschütteln ruft eben auch der Artikel „Falsche Gegner“ aus der Zeit vom 20.10.2016 in mir hervor. Dieser Artikel steht dabei stellvertretend für andere TTIP/CETA-Kritiker-Kritik.

Zunächst einmal könnte man sich streiten, ob dieser utilitaristische Ansatz in der Bewertung der Globalisierung und des freien Handelns gerechtfertigt ist. Doch möchte ich dies hier außen vor lassen. Lassen Sie mich annehmen, dass die Prämisse, Globalisierung und freier Handel sei gut, beides hat positive Folgen für die Gesellschaft und die Nachteile für den einzelnen sind hinnehmbar. Im Artikel und wie gesagt in vielen Kritiken an TTIP/CETA-Kritiken, wird nahe gelegt, dass (1) eine solche Kritik auch immer eine allgemeine Ablehnung des Freihandels und der Globalisierung sei und (2) wir ohne TTIP und CETA keinen freien Handel mehr hätten.

Zu (1) lässt sich vorbringen, dass es sicher ein weites Spektrum an Motivationen gegen TTIP/CETA gibt und eine grundsätzliche Ablehnung von Freihandel und Globalisierung gehört sicher auch dazu. Meiner Ansicht nach ist die wesentliche Motivation aber eine andere. Diese Abkommen beschränken die demokratischen, souveränen Handlungsspielräume von Staaten ein (Stichwort: Schiedsgerichte, Vorsorgeprinzip) – Unternehmen wird die Möglichkeit gegeben, Staaten auf den Verlust von hypothetischen zukünfitgen Gewinnen zu verklagen. Ganz davon abgesehen, dass die Asymmetrie zwischen Unternehmen, Staaten und Verbrauchern, massiv zu Gunsten der Unternehmen verschoben ist. Warum Regierungen freiwillig ihre Handlungsfähigkeiten einschränken, erschließt sich mir ebenso nicht – außer dass ihnen dadurch eine gute Ausrede für Nichthandeln gegeben wird: Wir können nicht, weil CETA oder weil Schuldenbremse weil etc..

Zu (2): Wie oft und so auch in diesem Artikel wird implizit dargestellt, dass, wenn TTIP oder CETA nicht kommen, es keinen Freihandel mehr gibt. Als ob es nicht bereits Freihandelsabkommen gäbe, als ob wir nicht bereits gesenkte Zollschranken haben also ob, in letzter Konsequenz, der gesamte Handel zwischen den USA/Kanada und der EU zum Erliegen kommen würde, wenn TTIP/CETA nicht unterzeichnet werden. Aber es gibt doch bereits Vereinbarungen, es gibt regen Handel und der hört doch nicht auf, nur weil TTIP/CETA nicht kommen. Beide Abkommen und andere dieser Art stellen eine Erweiterung dieser Freihandelsabkommen dar. Dadurch stellt sich aber eine ganz andere Frage, nicht Freihandel Ja oder Nein, sondern ist das Mehr an Freihandel durch diese Abkommen, das weniger an politischem Handlungsspielraum, das weniger an Verbraucherschutz usw. wert? Es müsste also eine Abwägung stattfinden. Eine Abwägung kann aber nur stattfinden, wenn offen und transparent darüber gesprochen würde. Z.B. wie groß ist diese „Mehr“ überhaupt? Diese Diskussion nicht zu führen und stattdessen die Kritiker allgemein als Ablehner von Freihandel und Globalisierung darzustellen, ist der falsche Weg.

Diese Diskussion müsste dann natürlich auch die Prämisse wieder im Blick haben: Wollen wir als Gesellschaft, dass es Menschen schlechter geht, damit es anderen oder gar der Gesellschaft als ganzes besser geht? – Dr. Dirk Kickelbick


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Es ist nicht gut, wenn Bedenken von Lehrkräften lächerlich gemacht werden, indem sie als Angst vor dem Computer verniedlicht werden, wie in der Überschrift des Kommentars von Herrn Hartung geschehen.

Selbst, wenn man Computern prinzipiell durchaus positiv gegenübersteht, können Bedenken angebracht sein, ob das Geld so wie jetzt geplant sinnvoll eingesetzt ist.

Wie ich der Presse entnommen habe, wird der Bund nur die Anschaffung der Hardware finanzieren. Darüber werden sich die Hersteller der Geräte sehr freuen. Die Wartung und die Bereitstellung der dafür nötigen Voraussetzungen in den Gebäuden wird  den Ländern bzw. den Kommunen obliegen. Die haben aber bekanntlich (zumindest in Niedersachsen)wenig Geld. So ist in unserer Stadt eine einzige Person für alle bereits vorhandenen Schüler-PCs, HD-Boards etc. zuständig und kann selbst beim besten Willen nicht alles innerhalb eines akzeptablen Zeitrahmens richten. Nichts aber ist so sinnlos und frustrierend wie an sich gut geplante Unterrichtsstunden, die dann an der nicht funktionierenden Technik scheitern. Es müsste also gewährleistet sein, dass die angeschafften Geräte auch gewartet werden. Dazu braucht es Fachleute bei den Schulträgern sowie Lehrkräfte, die für die Kommunikation mit den Technikern in nicht zu geringem Umfang Entlastungsstunden erhalten, Aufgabe der jeweiligen Kultusministerien. Es hat keinen Sinn, massenweise Geräte anzuschaffen, ohne über die Folgen nachzudenken, sonst bleibt irgendwann einfach ein Haufen Elektroschrott übrig. Ich erinnere mich noch an die Sprachlabore, die vielerorts ungenutzt herumstanden.

Herr Hartung schreibt, es wisse sowieso niemand, was wichtig sei in der Bildung (!!).Deshalb sei es in Ordnung, wenn alle Drittklässler in Saarland so für den Spaß Programmieren lernten. Weitblick, was immer das sein mag, bringe das auch. Das kann ich nicht beurteilen. Ich weiß aber, dass die Zeit, die für das Programmieren verwendet wird, anderswo fehlen wird. Es gibt jetzt schon so vieles, was zu kurz kommt in unseren Schulen. Als Grundschullehrerin sage ich ja, unsere Schule braucht HD-Boards und Computerarbeitsplätze in den Klassen. Wir können sie nutzen, um unseren Deutsch-, Sach- und Mathematikunterricht zu verbessern und Kindern zu zeigen, wie sie mit diesen Geräten und dem Internet sinnvoll umgehen können. Aber wir sollten nicht schon in der Grundschule das Programmieren zum neuen Fach erheben. Wir brauchen die Zeit in der Grundschule, als einziger Schulform für (fast) alle für Verständigung, soziales Lernen, Kreativität und Bewegung, Erarbeitung von Grundfertigkeiten des täglichen Lebens, Besuch von außerschulischen Lernorten, gemeinsames Leben kurz : Erziehung zu demokratiefähigen und -willigen Menschen. Wenn die Kinder davon ordentlich was mitbekommen haben, können sie von mir aus später auch Programmieren lernen. „Einfach mal ausprobieren“, wie Herr Hartung empfiehlt,  ist mir zu wenig, weil ich zu vieles weiß, das ich für unverzichtbar halte. – Christine Agena


Leserbrief zu „Das Leiden der anderen“ von Adam Soboczynski

Carolin Emckes Bild der menschlichen Gesellschaft ist das einer Versammlung von diversen Opfergruppen, die an der vermuteten oder tatsächlich gegebenen Ablehnung durch eine ominöse „Mehrheit“ leiden. Wenn doch alle die grauen und einfallslosen heterosexuellen Familienväter und -mütter endlich die Bereicherungen erkennen möchten, die ihnen durch schrilles Exotentum der Je-Andersartigen erwachsen! Tun sie aber nicht. Also wählt sich die Intellektuelle eine andere Gesellschaft; sie versucht, die Mehrheit durch willkürliche Kategorien der Gendertheorie zu atomisieren und ebenfalls in Grüppchen zu verwandeln, die man dann zu Opfern erklären und bedauernd bemitleiden kann. Die fortdauernde zähe Existenz der langweiligen Mehrheit, die sich nicht atomisieren lässt, und deren Probleme jemand wie Frau Emcke oder Herrn Habermas  einen Dreck interessieren, sind der Stein des Anstosses, an dem sich diese Menschen vergebens abarbeiten. Frau Emcke behauptete in der Paulskirchenrede, sie sei durch ihre Lebensweise glücklich geworden. Man sah es ihr nicht an. – Josef Riga


Leserbrief zu „Er wollte die Welt mit Intelligenz in den Griff bekommen“ von Gero von Randow

Der ehemalige Wissenschafts- und jetzige Politikredakteur Gero von Randow hat absolut recht, wenn er in DIE ZEIT gegen Ende seines online leider nicht zugänglichen Artikels über Gottfried Wilhelm Leibniz feststellt: »Gescheitert indes, wenn auch großartig, ist etwas anderes: Leibniz‘ Bemühen, durch Argumente die Unvernunft aus der Welt zu schaffen. Auch heute erhebt sie allenthalben ihr Haupt.« Leider entgeht ihm dabei jedoch die wichtige Tatsache, daß er mit seinem blamablen Bekenntnis zur Relativitätstheorie längst selbst Opfer eben dieser Unvernunft geworden ist. Statt auf die diesbezügliche Propaganda hereinzufallen, hätte er es besser Leibniz gleichgetan, der vom Hörensagen und von Märchen nichts hielt. Hätte er in diesem Falle umgekehrt zur „friedlichen Streitschlichtung durch Algorithmisierung des Geistes“ Leibniz‘ Maxime »Rechnen wir!« umgesetzt, hätte er dahinterkommen müssen, daß die zugrundeliegende allgemeine Lorentz-Transformation im Gegensatz zu Einsteins Behauptung überhaupt nicht transitiv ist. Oder war er mit dieser Mathematik überfordert, und war das möglicherweise mit ein Grund, weshalb er von der Wissenschaft zur Politik wechselte? Dort stellt sich nun allerdings die Frage, wieweit es völlig abwegig ist, was andere über ihn schreiben unter https://propagandaschau.wordpress.com/2015/08/20/die-zeit-gero-von-randow-einakt-der-selbsterniedrigung/ – Norbert Derksen


Leserbrief zu „Sind private Hochschulen die offeneren Unis ?“ von Jan-Martin Wiarda

Unbestritten, in Deutschland finden zu wenige Kinder von unstudierten Eltern den Weg in Hörsäle, Labore und Bibliotheken. Die ungleiche Verteilung von Bildungschancen ist kein Ruhmesblatt für deutsche Bildungs- und Sozialpolitikerinnen! Es will mir allerdings nicht einleuchten, was daran toll und gerecht sein soll, wenn Menschen z. B. 20.000 Euro aus der Tasche gezogen werden für ein „Tourismus-Studium“ oder ein „Studium der Marketingkommunikation“, wenn Hotels und Agenturen noch vor wenigen Jahren dieselbe Summe als Gehalt an ihre Auszubildenden gezahlt haben. Da läuft doch was falsch! Mich erinnert das Geschäftsmodell einiger Privat-Hochschulen in seiner Perfidität an das Gebaren von Finanzdienstleistern und Strukturvertrieben.

Unabhängig von ihrer Richtigkeit, die These von Jan-Martin Wiarda und die im Artikel geschilderten Beispiele haben Aufregerpotential – hoffentlich nicht nur bei mir, sondern auch bei Bildungs- und Sozialpolitikerinnen, bei Dekaninnen und Hochschulleitern, bei Eltern, Studierenden und Auszubildenden. – Erik Schäfer


Leserbrief zu “Der Fuß” von Malin Schulz

Das Bild ist natürlich schockierend. Und gerade mir als Vater von zwei Kindern treibt es Tränen in meine Augen, sehen zu müssen, das dort ein Kind begraben liegt. Als Vater sieht man auch immer die eigenen Kinder dort liegen. Wir hatten aber das unendliche Glück, in Deutschland geboren wurden zu sein. Letztlich bleibt nur die eine Frage für mich nach wie vor stehen. Die einzige Frage, die sich mir nach jeder neuen tragischen Nachricht aus Syrien und anderen ähnlich umkämpften Regionen auf diesem Planeten, stellt. Wie können wir verdammt nochmal helfen? Wie können wir kleinen Angestellten die Geschicke dort ändern und beeinflussen? Wie sollen wir etwas gegen Putins unbändige Ignoranz und seinen scheinbar ungebrochenen Zorn gegen die westliche Welt ausrichten können? Wie? – Yves Pulst


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Manuel J. Hartung propagiert auf der ersten Seite der ZEIT NR. 44 das Experiment an Schülern, mutig mehr digitale Medien in Schulen einzusetzen und schreibt selber: kaum jemand weiß, was in der Hinsicht richtig ist. Aber Spaß und Weitblick soll dadurch irgendwie entstehen. Die Aufgabe der Schulen sollte eine fundierte und ehrliche Entwicklung der Individualität der Schüler zum Ziel haben, damit die jungen Menschen für das (uns allen unbekannte) Morgen gerüstet sind und nicht das Herunterladen der Welt von heute über WLAN auf die menschliche Festplatte Gehirn wie es Herr Hartung anregt. Die Folgen eines so oberflächlichen Umgangs mit den digitalen Medien wird in dem Artikel „Wie viel Internet verträgt mein Leben“ von Jan Wenzel in der selben Ausgabe der ZEIT deutlich: Die Jugend, die mit den digitalen Medien groß geworden ist, wünscht sich eben nicht eine Intensivierung in diesem Bereich. Vielleicht ist das Geld doch besser in die Sanierung von Schulgebäuden zu stecken, denn die marode Wirklichkeit ändert sich nicht durch mehr Digitalisierung. – Nikolai Schmidt


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Haben Sie sich je ernsthaft mit den Auswirkungen des Investitionschutzes befasst? lesen Sie bitte mal: https://stop-ttip.org/wp- content/uploads/2016/10/LegalStatement_DE.pdf

danach werden Sie sich vermutlich etwas differenzierter äußern. Warum brandmarken Sie die Gegner von TTiP und CETA in der vorliegenden Fassung zumindest indirekt als Gegner von Globalisierung und Freihandel (den wir jetzt sowieso schon weitgehend haben)? ES LEBE WALLONIEN! – Dr. Juergen Aschenbach


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Auf der ersten Seite der Zeit vom 20.10.2016 kommentiert der Ressortleiter Chancen, Manuel J. Hartung  die Haltung von Lehrkräften, die das Angebot der Bildungsministerin Wanka kritisieren, Milliarden für „gutes WLAN an Schulen“ bereit zu stellen.

Hartungs Argumentation folgt dabei einem gängigen Muster, einerseits Lehrkräfte als ewig gestrig zu stigmatisieren und andererseits der Anwendung von Computern in Schulen und der Digitalisierung von Unterricht einen  Bildungszuwachs zu unterstellen. Die stereotype Argumentationskette beruft sich auf das Silicon Valley und fordert zu „agile management“ auf („ neugierig sein und ausprobieren“). Dabei reichte es schon, wenn der Verfasser proaktive, iterativ innovative Analysestrategien angewendet hätte, wie sie uns aus dem Silicon Valley nahe gelegt werden, um in der  –  oft so bezeichneten – „hochdynamischen, volatilen und komplexen Lebenswirklichkeit“ nach Ursachen für die Ablehnung der Initiative durch Teile der Lehrerschaft zu suchen.

Aber das ist nicht „des Pudels Kern“; ärgerlich an dem Kommentar von Manuel J. Hartung ist, dass er sich so wenig Mühe gibt, der Sache auf den Grund zu gehen, und mit Begriffen unachtsam und simplifizierend hantiert.

Die vier Ursachen der Bildungsangst – die Hartung für die Haltung der Lehrkräfte nennt – erweisen sich bei genauerer Betrachtung als falsch.

Zu erstens: Der „digitale Graben zwischen den Lehrern“ existiert schon lange nicht mehr. Es handelt sich tatsächlich um ein Stereotyp aus dem vorherigen Jahrhundert. Es gibt in der Lehrerschaft – genau wie in der Gesellschaft allgemein – diejenigen, die das Werkzeug Computer häufig einsetzen und gut damit umgehen können und diejenigen, die den Computer weniger oft, bis gar nicht benutzen (Datenerhebungen dazu gibt es umfänglich). Denn es handelt sich  nicht mehr um eine unbekannte und neue Technik – wie Hartung zu glauben scheint. Facebook, WhatsApp und der Gebrauch von Smartphones ist auch in der Lehrerschaft verbreitet.

Zu zweitens: Den diskursiven Graben zwischen Fans und Kritikern der Digitalisierung gibt es –  diese Beobachtung von Hartung trifft zu. Allerdings kommt die Kakophonie der Beteiligten über die Chancen und Gefahren der Digitalisierung häufig ohne inhaltliche Substanz aus. Denn die Möglichkeit, Schulen mit WLAN auszustatten, ist nicht mit dem Begriff „Digitalisierung“ gleichzusetzen. Unter Digitalisierung wird in der Regel das Darstellen von Daten und Informationen verstanden oder auch das Umwandeln von Signalen zu Daten. Digitalisierung ist nicht mit einem Bildungsinhalt gleichzusetzen und der Einsatz eines Computers im Unterricht führt nicht zu einem Zuwachs an Wissen oder gar Bildung. Es handelt sich also nicht um „merkwürdige Bildungsangst, die sich an vielen Schulen breit macht“, wie Hartung schreibt.

Zu drittens: Es geht beim Einsatz von schnellem WLAN auch nicht um „die Investition in Technik (…) die Verunsicherung“ auslöst. Es geht beim WLAN-Anschluss um das Herstellen einer Möglichkeit – nämlich Geräte mit einem weltweit genutzten Netzwerk zu verbinden, mit dem Daten bzw.  Informationen global abgerufen und bspw. einem Lernprozess zur Verfügung gestellt werden können. Zugleich können Daten erstellt und/oder bearbeitet werden. Der Gebrauch des Gerätes als Werkzeug und das Verbinden mit dem Internet ist an sich noch keine Bildung, sondern allenfalls der Erwerb einer Fertigkeit im unteren Kompetenzbereich.

Zu viertens: Programmieren und humanistische Bildung sind keine Gegensätze. Und Humanismus lässt sich nicht in dem Stereotyp des Bewahrens beschreiben, „damit etwas bleibt, wie es ist, weil die Weltbeschleunigung sonst alles ändert?“ – wie Hartung meint.

Die Idealisierung der Computertechnik und des Internets scheint den Blick auf die Wirklichkeit zu verstellen. Dabei ist der Vorgang, den wir als Fortschritt erleben und der den Begriff „digitale Revolution“ durchaus rechtfertigt, kein besonders komplexer, sondern eher von einfacher und übersichtlicher Beschaffenheit.

Das Werkzeug an sich und dessen Gebrauch erzeugt noch keine „Disruption“. Der Umbruch als digitale Revolution bezeichnet, entsteht durch dessen globale Verbreitung und die unendlichen Anwendungsmöglichkeiten. Die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten des Werkzeuges im weltweiten Netzwerk macht den Computer und das Internet zu mehr als dem Gebrauch von Technik, weil bspw. neue Berufsspektren erschlossen oder auch überflüssig werden. Mit Hilfe der Technik kann Wissen gespeichert, sortiert und verknüpft werden, weltweit und ohne zeitliche Begrenzung.

Hartung vermutet, dass Lehrkräfte vielleicht den Einsatz von Computern ablehnen, weil „intelligente Roboter nicht nur Bandarbeiter überflüssig machen, sondern auch Anwälte, Ärzte, Analysten?“ Und er fährt fort: „ Dieser schmerzhaften Frage müssen sich die Schulen ehrlich stellen.“ Da irrt der Verfasser: Der Lehrerschaft ist dieser Gedanke eher fremd, denn die meisten Lehrkräfte gehen davon aus, dass sich ihr Berufsfeld ändern wird, aber die Berufsausübung im Prinzip bleibt, weil es auch um die Erziehung von Kindern geht. Eine Tätigkeit, die Lehrkräfte ausüben, auch wenn ihre Arbeit dann vielleicht Coaching genannt wird. Schule soll – so steht es in fast allen Schulgesetzen der Bundesländer – Kinder und Jugendliche auf die gegenwärtige und zukünftige Gesellschaft vorbereiten. Diesen gesellschaftlichen Auftrag an das Bildungssystem und die dort Beschäftigten wird es weiterhin geben. Das ist für den Beruf der Journalisten anders, da eine Meldung mit Hilfe des  Werkzeugs Computer digitalisiert werden kann, und zwar je nach Programmierung zu einem Bericht, zu einem Kommentar oder Artikel. Dazu sind Menschen in der Tat nicht mehr nötig, Programmierung und die Anwendung von Algorithmen reicht. Einmal geschaffen, kann das Programm unendliche Male ohne Journalisten verwendet werden.

Dennoch ist das Werkzeug nicht intelligent, obwohl diese stereotype Bezeichnung weit verbreitet ist. Das Potenzieren von Algorithmen, zu dem das Netzwerk von Werkzeugen fähig ist, begründet keine Intelligenz und ist keine Bildung. Künstliche Intelligenz entsteht nicht durch ein Aneinanderreihen digitaler Informationsketten. Intelligenz ist ein von Menschen geschaffener und unspezifischer Begriff, der auch historischem Wandel und dem Blickwinkel einer Wissenschaft oder eines Betrachters unterliegt. Übereinstimmung erzielen die meisten Theorien, indem sie Intelligenz als eine Fähigkeit sehen, sich in neuen Situationen durch Einsicht zurechtzufinden oder Aufgaben durch Denken zu lösen.

Hier schließt sich der Kreis: Humanistische Bildung erwirbt, wer die Fähigkeit erlangt, selbstbestimmt zu denken und eigene Antworten auf fundamentale Fragen der Gesellschaft zu finden. Das schließt den Gebrauch von Werkzeugen und Techniken ein. Es ist an der Zeit, dass  wir unsere Fähigkeit zum eigenständigen Denken und zur Reflexivität gebrauchen, um das Zeitalter der Digitalisierung zu gestalten. Das Nachdenken über eine  noch nicht vorhandene Zukunft nimmt uns kein Computer ab. Die Lösung der Probleme, die mit der digitalen Revolution entstehen, müssen wir Menschen schon selbst entwickeln. Das Werkzeug Computer kann als Hilfsmittel dienen, uns Szenarien durchspielen lassen – mehr nicht.

In besonderer Weise wird die zukünftige Generation gefordert sein; sie muss mit der digitalisierten Welt leben. Möglicherweise wird es ihr wenig helfen, wenn sie das Programmieren in der Schule gelernt hat, aber den Unterschied zwischen Wörtern und Begriffen nicht kennt, die Probleme nicht analytisch zu durchdringen vermag und schon gar nicht zur Reflexion fähig ist. Humanistische Bildung kann für die zukünftigen Generationen überlebenswichtig sein. – Dr. des. Beate Kasper


Leserbrief zu „Der Irrglaube an die Privatisierung” von Tim Engartner

Ich hoffe sehr, dass Herr Engartner in seinem Buch nicht einfach Behauptungen aneinanderreiht wie in diesem Artikel! Privatisierung allein macht öffentliche Dienstleistungen natürlich nicht grundsätzlich besser, billiger und bürgernäher – der Betrieb durch Staat, Land, Kreis oder Kommune aber auch nicht. „Dass man nichts dran verdienen will“, gleicht mangelnde Fachkompetenz und mangelnden Wettbewerbsdruck eben nicht aus.  Kommunale Strom- und Gasversorger stehen heute voll im Wettbewerb, weil jeder Verträge mit anderen Anbietern machen kann; darum sind sie aber auch nicht mehr die unerschöpfliche Melkkuh für Querfinanzierung. Für den öffentlichen Nahverkehr gilt das auch, weil er ausgeschrieben werden muss – und das ist gut so. Wieso die Qualität von Reinigungsleistungen privater Anbieter so viel schwerer zu überwachen sein soll als bei kommunalem Betrieb, bleibt unerfindlich; kann sein, dass man dies vor der Privatisierung überhaupt nicht für nötig hielt.

Privatisierung und ÖPP sind im übrigen zwei Paar Schuhe. Wenn man ÖPP wörtlich nimmt, nämlich als öffentlich-private Arbeitsteilung bei einem Projekt, können beide Seiten ihre Stärken ausspielen; das Bauprojekt kann dann erstens kostengünstiger sein als das rein öffentlich realisierte Projekt, zweitens die vorhergesagten Kosten auch einhalten (was rein öffentliche Projekte nie tun) und drittens zum geplanten Zeitpunkt fertig sein. Beispiele kann ich gern nennen. – Bernhard Hecker


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Ihre Botschaft les‘ ich wohl, allein mir fehlt der Gaube (dass Handelsabkommen immer Gutes für alle bringen). Warum nur wurden CETA und TTIP so geheim verhandelt? Hätte man die Öffentlichkeit regelmäßig informiert, wären viele Ängste und Misstrauen vermieden worden und vielleicht mit den Bürgern im Rücken besserer Detailergebnisse erreicht worden.

Ausserdem: Es geht uns Protestierenden weniger gegen die Globalisierung als vielmehr gegen den (Turbo-) Kapitalismus. Es ist doch zu befürchten, dass Großkonzerne (mehr als sie es bisher durch Lobbyismus taten) die Macht im Staat und in der Welt übernehmen, wenn sie Gesetzgebung durch Klage vor obskuren Schiedsgerichten blockieren können.

Und schließlich: Ich will zum Beispiel einfach nicht, dass unsere Wasserversorgung in Deutschland einem gewinnstrebenden Wettbewerb unterliegt, sondern dass sie in den Händen der dem Gemeinwohl verpflichteten Kommunen verbleibt. – Dr. rer. Nat. Christof Leitz


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Die Stellungnahme von Frau Niehaus für die Globalisierung generell ist nur zu begrüßen. Natürlich besteht dabei die Gefahr Volkswirtschaften zu ruinieren durch Dumpinglöhne. Im Falle Ceta spielt das aber eine geringere Rolle . Zu beanstanden ist jedoch bei TTIP und CETA  die quasi Privatisierung der Justiz, z.B. bei Investitionen. Außergerichtlicher Einigung steht ja nichts im Wege. Aber mit nicht staatlichen Gremien die Gerichtsbarkeit auszuhebeln, das gipfelte doch in einer Schrumpfform der Demokratie: wenn die Bürger demokratischer Staaten den Produzenten globaler Märkte untergeordnet werden. Auch die Umgehung der Landesparlamente wäre ein Rückschritt nicht nur hinter den Code Napoleon sondern auch gegenüber der verfassungsrechtlichen Rechtmäßigkeit. Vive la Wallonie! – Dieter Zywicki


Leserbrief zu „In diese Welt ein Kind setzen? Oh ja!“ von Merlind Theile

 Schön,   wenn   Menschen   nicht   leichtfertig   Kinder   in   die   Welt   setzen!   Beispiele   hierfür   gibt   es   wohl   genug.   Die   Leidtragenden   sind   die   Kleinen,   die   irgendwann   einmal   merken,    nicht   geliebt  zu   werden   und   ihren   Eltern   nur   eine   Last  zu   sein,   die   man   gern      Anderen   überlässt.  Leidtragende   sind   aber   wohl   auch   die   Eltern   selbst,   die   sich   mit   ihrem   Kind   überfordert   fühlen,   sei   es,   dass   sie   alleinerziehend   sind,   schon   Nachwuchs  haben  oder    Beruf   und      Familie   schlecht   miteinander   ver-einbaren   können, kurz:  „Regretting   motherhood“.

Um   so   schöner   ist   es,   wenn  Kinder   geboren  werden,   die   erwünscht   sind,   um   die   man   sich   so  richtig  kümmert  und   denen   man   zeigt,   dass   man   sie   lieb   hat  und  an    ihrem   Wohlergehen interessiert    ist. „In   diese   Welt   ein   Kind   setzen?“   Diese   Frage  ohne  das folgende „Oh ja!“  klänge arg pessimistisch.   Kann  man  dem   Nachwuchs  diese  Welt   nicht   zumuten ? Sicher   doch !

Wir  leben  in  einem  Land,   dem   es   gut   geht,   einem  Land, um  das   uns   viele   beneiden,   Sehnsuchtsort   z.B.   für   viele   Flüchtlinge.   Darüber   sollte   man einmal  nachdenken. Wir leben in einem landschaftlich vielgestaltigen Land mit einem angenehm gemäßigten Klima, einer vergleichsweise stabilen, freiheitlichen demokratischen Ordnung mit einer sozialen Marktwirtschaft, die Raum zur persönlichen Entfaltung lässt, aber auch mit einer sozialen Absicherung, die keinen ins Bodenlose fallen lässt und vielen einen Wohlstand beschert, den vergangene Generationen so nicht für  möglich gehalten hätten. All das Gute sollten wir wieder mehr schätzen   und  genießen, nicht  erst   dann,   wenn    wir  es   vielleicht  einmal    nicht   mehr   haben. – Gabriele   Gottbrath


Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Warum schreibt Lisa Nienhaus, dass die „Globalisierung“ der falsche Gegner sei, und kritisiert gleichzeitig die Gegner von Handelsabkommen zwischen Staaten und Staatenverbünden? Warum werden geheime Handelsabkommen zwischen einzelnen Staaten überhaupt noch angestrebt? Nienhaus hat recht, die Globalisierung ist nicht der Gegner, sondern es sind die Mauscheleien, der Lobbyismus, die Intransparenz, die Ungerechtigkeiten, die Tricksereien. Bitte regelt doch Verträge, die tatsächlich für alle gerecht und demokratisch sind, auf UN-Ebene! Das wäre gute Globalisierung, nicht? – Justus Hupp


Leserbrief zu „Wenn das Tricksen chronisch wird“ von Elisabeth Niejahr

Mit Befremden, aber auch mit Resignation nehme ich als Arzt diese wiederkehrenden Vorwürfe zur Kenntnis. Wir Mediziner werden durch immer komplexere Abrechnungsregeln, gedeckelte Budgets, nachträgliche Abzüge durch die Krankenkassen, Regresse, Tricksereien bei Vertragsverhandlungen und geheime Rabattverträge immer mehr von unserer eigentlichen Arbeit für unsere Patienten abgehalten. Die offen ausgesprochene Absicht hinter den ständig neu eingeführten Entgeltsystemen ist, unwirtschaftliche Kliniken und Praxen zu dezimieren. Wer hier über Wasser bleiben will, muss mit Hilfe von Kodierern arbeiten, die selbstverständlich auch noch aus dem Budget zu finanzieren sind. Wenn Politik und Kassen die Ärzteschaft zu Geschäftemachern erziehen, wen wundert es da noch, wenn einige tatsächlich dazu werden? Lauterbachs Empörung ist berechtigt, aber ich wünschte, er würde hinterfragen, ob eine der Ursachen nicht auch in den Fehlanreizen eines ungerechten und über-bürokratischen Systems liegt, für das er selbst als Spitzenpolitiker eine Mitveranwortung trägt. –Christian Schulz


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Es   ist   nur   allzu   verständlich,   dass   z.B.   ältere   Lehrpersonen,   die  bereits   etliche    kurzlebige   Schulre-formen   erfahren   haben,  den  zunehmenden   Einsatz  digitaler   Medien  im  Unterricht  etwas   skeptisch   sehen.

Die   Schule   hat     nach   wie   vor   die   Aufgabe,   auf   die   Zukunft   vorzubereiten,   aber   ebenso   die   Gegenwart  und   Lebenswirklichkeit   ihrer   Schüler   einzubeziehen.    Das   Zeitalter  der   digitalen  Revolution   hat   auch  das   schulische  Lehren   und   Lernen  total   verändert.    „Digitalverweigerer“   müssen   daher   einsehen,   dass   sie  ihren   Schülern   u.a.     einen   vernünftigen Umgang   mit   dem   Computer,   Internet   etc.   beibringen   müssen.

Lehrerfortbildungen können wesentlich  dazu   beitragen,   verunsicherten   Lehrern  das   nötige   digitale   Wissen   zu   vermitteln,   ihnen   somit  ihre   Vorbehalte    zu   nehmen   und   sie   zum   Einsatz   der   Geräte   zu   animieren.  Daher ist „ein gutes Mittel   gegen   die   digitale   Bildungsangst: einfach   mal   neugierig   sein   und ausprobieren!“  – Gabriele   Gottbrath  


Leserbrief zu „Das Leiden der anderen“ von Adam Soboczynski

Gut, Herr Soboczynski, fein argumentiert, mutig, unabhängig, selbstbewußt, was heute “ Mangelware“ ist, scheint mir. – Unda von Miskolczy


Leserbrief zum Titelthema “Noch leben wir!”

Die Artikel zu Aleppo in der „Zeit“ Nr.44 haben mir Tränen des Mitleids und der Wut in die Augen getrieben.Ich möchte Europa und der  Welt zurufen : Kappt Putin doch endlich seine Teilhabe am internationalen Finanzverkehr!So würden ihm endlich die Mittel ausgehen zu    seinem gewissenlosen Morden an der Zivilbevölkerung.Das wäre mal eine wirksame Sanktion. – H.Höpner


Leserbrief zu „General gegen die Zeit“ von Gerd Fesser

Gerd Fesser entwirft ein sehr positiv gezeichnetes Portrait des Feldherrn Josef Graf Radetzky (1766-1858).  Der Einleitung zu seinem Artikel ist dabei zuzustimmen: Sicherlich handelt es sich beim Radetzky-Marsch, mit dem die Wiener Philharmoniker ihr Neujahrskonzert traditionell beenden, um flotte und zum Mitklatschen einladende Musik.

Aber wie kommt Gerd Fesser zu der These, die Person Radetzky könnte heute Interesse wecken angesichts der Welle des Neo-Nationalismus, die die Idee des europäischen Staatenbundes unterhöhlt? Der Radetzky also, der als österreichischer Befehlshaber versuchte, im März 1848 die Aufstände in  der Stadt Mailand niederzuschlagen?

In diesen Kämpfen verloren ca. 400 Mailänder ihr Leben.  Der Radetzky, der im „ersten italienischen Freiheitskrieg“ 1848/49 als Militärführer die österreichische Herrschaft in Norditalien verteidigte? Der Radetzky, der 1849 vom russischen Zaren Nikolaus I. als „Marschall aller russischen Truppen“ ausgezeichnet wurde, da er mitgeholfen hatte, die revolutionären Erhebungen in Europa  zu unterdrücken?

Es ist nicht zu bestreiten, dass Radetzky einer der intelligentesten Feldherren im 19. Jahrhundert war,  der die „corporate identity“ seiner Armeen wie kaum ein anderer pflegte. Als er nach der Niederschlagung der Aufstände österreichischer Generalgouverneur des lombardisch-venezianischen Königreiches wurde, hat er wohl oft Milde walten lassen und vernünftige Entscheidungen getroffen. Aber dass er als österreichischer Statthalter in einer italienischen Provinz fungierte, macht ihn doch nicht zum Vorreiter der europäischen Idee!

Es ist hier nicht die Stelle, in eine vertiefte Diskussion der nationalen (und liberalen!) Bewegung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einzutreten. Dass Fesser aber versucht, eine direkte Linie von dieser Bewegung – die von Radetzky bekämpft wurde – zum Ersten Weltkrieg zu ziehen, ist der Sache nicht angemessen.

Umgekehrt: Gerade der österreichische Kaiser, dessen Position Radetzky durch die Niederschlagung der Aufstände in Norditalien 1848/49 stabilisierte , trug ja maßgeblich zum Ausbruch des Krieges 1914 bei.  Radetzkys Verdienste mögen in militärhistorischen Betrachtungen oder meinetwegen auch in nostalgischen Erinnerungen an die österreichisch-ungarische Monarchie eine Rolle spielen.

Für die Bekämpfung des Neo-Nationalismus bietet seine Lebensgeschichte keine Argumente.  Dies wird übrigens auch in der Historiographie deutlich: Radetzky wird in einer in England 2011 erschienenen Biographie als Genie bezeichnet. Verfasser ist Alan Sked, Gründer der rechtspopulistischen UKIP (United Kingdom Independence Party)! –  Dr. Theo Rütten


Leserbrief zu “Gabriel täuscht bei Autobahnprivatisierung” von Felix Rohrbeck

Der Artikel ist tendenziös , wenn nicht bösartig. Die Äußerungen des Prof. Hemes sind voreingenommen und dienen nicht einer sachlichen Diskussion. Man sollte doch zunächst einmal die Gesetzentwürfe abwarten , ehe man Min. Gabriel der Lüge zeiht.

Immerhin liegen mit der Umgestaltung der DB in eine privatrechtlich organisierte Gesellschaft bereits Erfahrungen vor, und hat gerade die Soziaödemokratie erfolgreich die Versuche des damaligen Bahnchefs Mehdorn blockiert, die DBAG in privates Eigentum zu überführen..

Warum eine Anstalt des öffentlichen Rechts im übrigen verhindern soll, dass privates Kapital nutzbar gemacht wird und ob dies überhaupt wünschenswert ist ,muss zudem bezeifelt werden. – Eckhard Busch


Leserbrief zu „Der Irrglaube an die Privatisierung” von Tim Engartner

„Als ökonomisch einigermaßen versierter Leser weiß ich nicht, was trauriger ist: Das ein Prof. einer renommierten Uni einen polemischen Artikel schreibt, in dem ÖPP (öffentl. private Partnerschaften), eine durchaus akzeptable aber selten praktizierte Alternative zur klassischen Beschaffung der öffentlichen Hand, mit schnöder „Privatisierung“ gleichgesetzt wird (was sie nicht ist) oder das die ZEIT als international renommierte Zeitung einen solch fragwürdigen Artikel veröffentlicht. Bedauerlich. Mehr Qualität, bitte ! Auf beiden Seiten !! – Markus Kelle


Leserbrief zu „Der Irrglaube an die Privatisierung” von Tim Engartner

Den einen oder anderen Punkt in Ihrer Ausführungen kann ich sicherlich teilen, aber in seiner Allgemeingültigkeit kann ich dem Inhalt nicht zustimmen.

Wieso soll es gut sein, dass eine Stadt bzw. die Verwaltung – ohne sich rechtfertigen zu müssen – Gewinne aus Monopolbereichen zur Deckung von Verlusten in anderen Bereichen (z.B. Kultur) nutzen zu können? Wie häufig dient dies ausschließlich zur Profilierung des Bürgermeisters? Wie transparent sind solche Geldverschiebungen? Ist es wirklich sinnvoll, dass die Alleinerziehende Kassenkraft mit ihrer Stromrechnung die hohe Gage des internationalen Dirigenten an der städtischen Oper bezahlt? Oder schlimmer die Freikarte für die Stadträte/Bürgermeister? Quersubventionierung ist das Lieblingskind aller Politiker. Mehr Freiheit gibt es nicht und die verteilten „Bonbons“ werden als Leistung dieser Politiker dargestellt. Als würden sie dies aus der eigenen Tasche bezahlten. Dabei haben es die Bürger selber bezahlt, wenn auch nicht immer die gleichen Bürger. Dies ist also das System, dass Sie bevorzugen! Wirklich?

Gerade hat das Kartellamt die Preis der Stadtwerke Wuppertal (in Unternehmensform) moniert, da sie zu hoch sind. Nun wurde einfach der Wasserbereich wieder als Eigenbetrieb geführt und die Bürger müssen weiter überhöhte Wasserpreise bezahlen (nun keine Preise mehr, sondern Gebühren und damit ist das Kartellamt raus aus dem Fall). Über Verschwendung im öffentlichen Bereich gibt es genug Beispiele. Aber in Ihrem Artikel gibt es nur Vorteile und nur im Privatbereich gibt es Fehlverhalten. Schauen Sie sich die Entwicklung von Gebühren von Kommunen an: Es gibt keinen weiteren Bereich, bei dem die Entwicklung so deutlich über der Inflationsrate liegt.

Auch die Aussage, dass Tätigkeiten wieder zurückgeholt werden hat keinerlei inhaltlichen Wert. Wichtig wäre die Information, ob sich der Service für die „Kunden“ (Schüler, Autofahrer, allgemein Bürger) verbessert hat. Interessant wäre die Frage, ob der neue kommunale Service sich durch Gebühren trägt oder ob andere Personen dies bezahlen (siehe Ihre als positiv dargestellte Quersubventionierung).

Damit möchte ich nicht abstreiten, dass es genug Fehler bei Privatisierungen gibt (siehe fast alle sog. Cross Border Leasing Projekte: nur möglich wegen der Dummheit der Verwaltung und vor allem der Politik, die jedem Berater mit schönen Folien hinterherlaufen) und Privatisierung in natürlichen Monopolen nur bei sehr stringenter und kenntnisreicher Kontrolle sinnvoll ist, aber ich plädiere doch für etwas mehr Differenzierung und weniger Pauschalierung. Dies würde Ihre Argumente doch sehr aufwerten. – Jens Kruse


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

In Ihrem Leitartikel zum Thema CETA/TTIP sprechen Sie an, daß Mißtrauen gegenüber der Globalisierung die Skepsis ggü. den derzeit verhandelten Freihandelsabkommen begründet. Sie nennen dafür einige Indizien, die diesen Schluß nahelegen. Dennoch glaube ich, daß Ihre Ausführungen einen wesentlichen Aspekt ausblenden. Lassen Sie mich vorausschicken, ich arbeite in einem Betrieb der Investitionsgüterindustrie, der Exportanteil beträgt >50%, ich selbst bin in meiner Tätigkeit mit den Folgen von Handelsbarrieren unmittelbar konfrontiert. Auch in meinem

Bekannten- und Kollegenkreis, in meiner Familie gibt es keinerlei Vorbehalte gegen den globalen Warenaustausch an sich. Freihandel verbinde ich mit dem Abbau von Zöllen und der Harmonisierung von Normen, jederzeit gern und mehr davon.

Was mich aber bewogen hat, an mehreren Demonstrationen gegen diese Abkommen teilzunehmen, ist die Tatsache, daß es bisher nicht gelungen ist klarzumachen, in keiner Berichterstattung, weder in Ihrer geschätzten Zeitung noch anderswo, warum dieser Freihandel mit Investorenschutz in Form von öffentlichen oder geheimen Schiedsgerichten verknüpft werden muß. Ich verstehe nicht, warum internationalen Konzernen spezielle Klagerechte eingeräumt werden. Diese gibt es doch in Deutschland so auch nicht, oder irre ich mich da? Firmen, die sich durch das Handeln von Behörden geschädigt fühlen, haben jederzeit die Möglichkeit, den öffentlichen Klageweg zu beschreiten. Warum brauchen diese Unternehmen zusätzlichen Schutz? Umgekehrt existieren genügend Erfahrungswerte, zB im Nafta-Abkommen, daß der Investorenschutz als zusätzliche Einnahmequelle für gewisse produzierende Firmen und eine florierende und für die Beteiligten lukrative Beratungs- und Klageindustrie mißbraucht wird, und uns dies bei CETA und TTIP auch drohen kann. Wo wurde jemals in irgendeinem Medium dies im Zusammenhang mit CETA/TTIP angesprochen? Ich würde es wirklich gern verstehen, im Moment kann ich aber nur den Joschka geben: „I am not convinced.“

Ein weiterer Punkt ist, daß ich gern sicherstellen möchte, daß nicht über den Umweg Freihandelsabkommen ungekennzeichnetes Genfood auf den europäischen Markt kommt, daß es einer kanadischen Agroforschung nicht mit genverändertem Saatgut und Pflanzenschutz ermöglicht wird, in einen Markt einzudringen, der bisher dafür Gottseidank weitgehend verschlossen war. Weiterhin will ich keine Pflicht zur Ausschreibung und Privatisierung bestimmter öffentlicher Infrastruktur wie Wasserwerke, ich kenne kein einziges Beispiel, daß Kosten und Qualität der Dienstleistung besser geworden wären, aber viele, wo das Gegenteil der Fall war.

Und solange ich auf eine überzeugende Darstellung warten muß, warum meine Bedenken unbegründet oder unberechtigt sind, lehne ich diese Abkommen ab, die zwar das positive Wort Freihandel im Namen tragen, sich aber dem Verdacht aussetzen, daß wir unter diesem Etikett eine Mogelpackung untergeschoben bekommen, die letztlich für den Bürger, den Verbraucher, für Sie und mich gegenüber dem heutigen Zustand eine Verschlechterung darstellen.

Ich würde mich freuen, wenn Sie oder Ihre Kollegen bzw. Kolleginnen das Thema inhaltlich noch mal von dieser Seite her aufgreifen würden. – Norbert Meyer


Leserbrief zu „Ist die Gams selbst schuld?“ von Vivienne Klimke

Gratulation, in dem Artikel „Ist die Gams selbst schuld?“ kommt zwar die Gegenseite, die Vertreter der bayerischen Forstpolitik, journalistisch korrekt sogar in Mehrzahl zu Wort. Ich lese aber im ganzen Text nur die Argumentationsweise von Frau Dr. Miller, die ja auch am Ende als „unabhängige“ Expertin zitiert wird. Wer Frau Millers Argumentation direkt hören will und nicht in der Übertragung durch Vivienne Klimke kann auf der Internet-Seite der Jagdagenda21 ihren Vortrag vom Symposium „Gams am Abgrund“ anhören. Ist das unabhängiger Qualitätsjournalismus!?

Vielleicht liegt das ja daran, dass die Jäger und Tierschützer die besseren Argumente haben? Bei einem rationalen Wildtiermanagement würde man selbstverständlich den Zustand der Vegetation und die Entwicklung der Wildtierpopulationen (inkl. Ihrer Altersstruktur) betrachten, um dann zu entscheiden, wie hoch ein nachhaltiger Abschuss sein darf. Dagegen wehren sich aber überwiegend Jagdverbandsvertreter, es soll ja nicht das Kulturgut der Jagd in Zweifel gezogen und die Jagdherren sinnvoll kontrolliert werden.

Die am Ende des Artikels geschürte Angst vor der Ausrottung der Gams entbehrt einfach allen wissenschaftlichen Grundlagen, passt aber gut in den bereits gut 40 Jahre andauernden Konflikt zwischen Jägern und Förstern. Bereits 1959 schrieb  Gruschwitz ein Buch über die „Gams in Not“, als die Forstverwaltung noch sehr stolz darauf war, dass sich die Gams in Gebiete hinein verbreitete, die seit Jahrhunderten ohne Gamsvorkommen waren. Der Höhepunkt des Gamsabschusses lag in der Mitte der 1990er Jahre – der Abschuss war seinerzeit ca. 1,5 mal so hoch wie heute – seit ca. 2000 ist der Abschuss auf dem im Artikel geschilderten Niveau. In den 1990er Jahren wurde die Gams in bestimmten Gebieten, die von Wildbiologen (!) als ungeeignet für die Gams eingeschätzt wurden, bewusst „ausgerottet“, ohne aber die Gesamtpopulation zu gefährden.

Die gesamte Diskussion krankt daran, dass Förster, Jäger und Tierschützer einen „gesunden“ oder „natürlichen“ Zustand, also ein Idealbild das irgendwann in der Geschichte einmal zutraf, nacheifern. Der Mensch hat aber mit seinen Infrastrukturen, Landnutzungen und der intensiven Erholungsnutzung die Wildtierlebensräume so umgestaltet, dass der Mensch hierbei auch seine Zielvorstellungen durchsetzen muss. Selbst mit Wolf und Luchs wird sich nicht ein sogenanntes natürliches Gleichgewicht einstellen, das den Nutzungsansprüchen der Menschen genügt. Es ist daher nur sinnvoll, dass in Schutzwaldsanierungsgebieten, in denen staatliche Mittel investiert werden, alle Maßnahmen ergriffen werden, diese Investition zu schützen, wie dies der bayerische Rechnungshof wiederholt gefordert hat. Die bayerischen Staatsforsten haben zur Sicherung der Polpulation auch großflächige Gebiete definiert, in denen die Gams nicht oder nur äußert zurückhaltend bejagt wird, worüber sich Frau Klimke ohne fachliche Grundlage lustig macht. In diesen Gebieten war Frau Klimke nicht unterwegs, dort hätte sie auch sicherlich Gamsrudel gesehen. – Dr. Klaus Pukall


Leserbrief zu „Einer von uns“ von Stephan Wackwitz

Ich antworte auf die Reaktionen im Feuilleton der Zeit vom 20. Oktober 2016. In diesen wird die Verleihung des Nobelpreises für Literatur an Bob Dylan emotional aufgenommen und positiv begrüßt. In den Augen der Verfasser wird ‚einer von uns‘ beziehungsweise ‚eine ganze Generation‘ geehrt. Dies zeigt meiner Meinung nach ein grobes Missverständnis der Person Dylan, die seit Mitte der sechziger Jahre dagegen gekämpft hat, zum Gesicht der Generation, einer Bewegung, gar zum Messias gemacht und dadurch beschlagnahmt zu werden.

In diesen Jahren wurde zu Bob Dylans Haus gepilgert, zu den Fenstern eingestiegen, es wurden Interpretationen seiner Texte und Äußerungen zu politischem Geschehen gefordert. Dylans Reaktion hierauf war eine der Verweigerung – man erinnere sich zum Beispiel an sein Interview zu ‚A hard rain is gonna fall‘ – und somit für viele eine Enttäuschung. In den folgenden Jahren wechselte Dylan oft das Gesicht, wechselte zum elektrischen Sound und zog sich zurück.

Bei aktuellen Konzerten adressiert er das Publikum nicht. Die Verleihung des Nobelpreises für Literatur macht ihn, der nur er selbst sein kann, oder in seinen Worten ‚all I can do is be me, whoever that is‘, wieder zu etwas, das er nicht sein möchte, definiert ihn, macht ihn zum Gesicht einer Generation und steckt ihn in eine Schublade.

Es kommt einem fast so vor, als feierten das Komitee und viele Befürworter mehr sich selbst als die Literatur, indem sie ihren zur Marionette gewordenen Bob Dylan auf eine Art und Weise zurück in die Öffentlichkeit ziehen, welche ihm und auch seiner Kunstauffassung komplett widersprechen. Das tolle an Bob Dylans Liedern ist, dass sie zu jedem Einzelnen als Kunstwerke und vom Künstler unabhängig auf andere Art und Weise sprechen. Es bleibt mit Spannung zu erwarten, ob und wie Bob Dylan den Preis akzeptiert. – Morten Lüders


Leserbrief zu “Damals beschlossen, heute bedroht” von Ralf Oberndörfer

Vor wem hielt Herr Seid Raad al-Hussein denn seinen Vortrag in Berlin? Befanden sich denn damals nicht alle maßgeblichen Institutionen (Parlament, Regierung, Auswärtiges Amt) in Bonn? Oder wurde das politische Verantwortungsgefühl in der westlichen Welt etwa vor der Volkskammer eingefordert? – Verena Holch-Leong


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Das Problem der maroden Schulen in Deutschland auf ein “Fürchten von Lehrern” gegenüber Digitalisierung zu verkürzen zeigt leider Ihre verkürzte Sicht auf die gesamte Bildungspolitik dieses Landes. Ich bin kein Lehrer ich bin als Ingenieur  Leidtragender dieses Systems. Ohne eine ordentliche Grundsubstanz der Gebäude, der guten pädagogischen Ausbildung der Lehrer  und Ihrer Möglichkeiten Kinder zu humanistisch denkenden Menschen zu  bilden( ohne Hubschraubereltern), wird es keinen Fortschritt geben. Natürlich ist gerade heute die Aufklärung in Sachen Medien und Digitalisierung äußerst wichtig, wenn man die neue Generation  in ihre permanent klotzenden  Smart Fons  auf der Straße betrachtet. Wo gibt es noch die normale Kommunikation von Mensch zu Mensch im normalen Alltag? Es tut mir leid wenn ich heute Abend  einen nicht so geschliffenen Beitrag liefere, sehen Sie es mir nach, ich bin einfach nur erzürnt was in unserem reichen Land  passiert wenn z.B. Schulen an Mittelständler mit Bitten um Spenden herantreten, um einen Sportplatz für Kinder so zu sanieren damit dort einfach nach 6 Jahren nur Sport getrieben werden kann.  Wir haben gespendet…  – Dr. Wolf-Dietrich Krämer


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Ignorieren wir um der Diskussion willen, die Beleidigung, TTIP-Gegner in einem Atem mit Donald Trump zu nennen, und kommen zu Ihren Argumenten.

Es ist nicht Nostalgie, wenn man die 70 Jahre alte brutal schlichte Freihandelslogik des Immer-Mehr-Immer-Billiger ablehnt. Globalisierung ist zuvorderst die Möglichkeit, Kapital blitzschnell dorthin zu schaffen, wo sich der größte Gewinn heraus pressen lässt und es zu verlagern, wenn die Arbeit teurer wird.

Natürlich können wir begeistert billige Jeans bei KiK und Primark kaufen, aber über drei Dinge müssen wir uns klar sein: Der Näher und die Näherin könnten und wollen mit ihrer Arbeitskraft sehr viel Sinnvolleres tun; unsere Kinder werden so niemals einen guten Beruf in der Bekleidungsfertigung bekommen und unsere Kapitallebensversicherung wird ihr Kapital gerade umschichten, wenn wir es brauchen.

Naiv finde ich den Vorschlag, statt gegen Globalisierung, für eine gerechtere Umverteilung im eigenen Land zu kämpfen: Vom artgerechten Hühnerei über die Energieabgabe bis zur Transaktionssteuer ist es immer der Verweis auf die globale Wettbewerbsfähigkeit, der auf nationaler Ebene jeden Fortschritt verlangsamt oder verhindert. – Ingo Klamann


Leserbrief zu “ Der Zug ist abgefahren“ von Caterina Lobenstein

Als jemand, der früher viel die Strecke Berlin – Nürnberg fuhr, aber auch zweimal (zu oft) in Jena war, muss ich doch meine Freude ausdrücken, dass der ICE bald kaum mehr dort hält. Carl Zeiss hin oder her,  aus der quasi national befreiten Zone Jena Neustadt steigt ja doch kaum jemand in Paradies zu, und sollen wir jetzt halten, um der Autorin den RE zu ersparen, wenn sie weihnachtens Muttern besucht? Nein – wir fahren durch bis Lichtenfels – mit Felsquellbad doch labender. Lohnender. Erquicklicher. Bleiben Sie doch auch – einmal in ihrem Leben – sitzen, Frau Lobenstein! – Matthias Meindl


Leserbrief zu „In der Flatrate-Falle“ von Nina George

Sie haben natürlich recht und als Bahn-Pendler und regelmäßiger Leser verfalle ich auch oft der Literatur. Auch ich habe ein e-Book, noch dazu ein Tablet, nur nutze ich beides kaum zum Lesen.  Es gibt einen Film von Tarantino, bei welchem zu Beginn der Titel des Filmes ins Deutsche übersetzt wird: „Pulp Fiction“ – Schund- oder Groschenliteratur. Ich möchte nun nicht soweit gehen und die billigen e-books als Schund zu bezeichnen, Groschenliteratur ist es allemal. Die e-book Charts unter anderem bei Amazon bestehen zu einem Großteil aus Pulp Fiction. Wozu sollte ich also 2,99 € ausgeben wenn ich mit dem Lesen nur meine Zeit verschwende.  Da gehe ich doch lieber zum Osiander, ich liebe den Geruch von gedruckten Buchseiten, und nehme Bücher in die Hand. Schaue Sie mir an, lese ein Stück. Fühle das Buch, und kaufe es oder nicht.  Ein Hoch auf Gutenbergs Erfindung! – Yves Pulst


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Richtiger Gegner – Im positivsten Sinne zielt der Kommentar auf einen „Globalisierungshass“, der abzulehnen ist. Dagegen ist sicher nichts einzuwenden und derartiges mag bei einigen TTIP/CETA Gegnern auch zu finden sein, insbesondere bei denen die erst später aus populistischen Gründen auf den Zug aufgesprungen sind. Wäre da nicht die Überschrift und ein paar suggerierte „Wahrheiten“, die mit den Rahmenbedingungen zu tun haben unter denen Globalisierung stattfindet bzw. fand.

So ist insbesondere die These von der Umverteilung der Gewinne der Globalisierung, von der „wir alle“ profitieren würden fragwürdig.

Die Einkommens- und Vermögensstatistiken der letzten 50 Jahre sprechen eine andere Sprache. Ein immer kleinerer Teil der Bevölkerung profitiert während ein immer größerer Teil zwar absolut wohlhabender, aber relativ immer ärmer wird. Sicher, Europa und insbesondere Deutschland, hat im Ganzen von der Globalisierung profitiert, aber wirklich verteilt wurden diese Gewinne nicht. Nicht national und schon gar nicht international.

Wir sind reicher als je zuvor, doch der Reichtum ist immer ungleicher verteilt. Vor diesem Hintergrund scheint es doch ein wenig ignorant von einer „Umverteilung“ zu sprechen.

Dass populistische Organisationen und Parteien versuchen den TTIP/CETA Widerstand zu instrumentalisieren und in nationalistisches Gedankengut umzudeuten erstaunt nicht. Schließlich ist es gerade der Teil der Bevölkerung, der sich auch durch die ungerechten Aspekte der Globalisierung zu tiefst verunsichert fühlt, und hier ist eben, populistisch, am meisten zu holen. Und diese Verunsicherung hat reale und objektive Ursachen. Und diese haben wesentlich mit den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingung zu tun, unter denen eben auch Verträge wie TTIP und CETA möglich sind.

Nichts für ungut, aber TTIP/CETA Gegner werden durch den Kommentar in die falsche Ecke gestellt.

Bei genauer Betrachtung der wesentlichen Argumente, der Beiträge auf den großen Demonstrationen und auch der Organisationen die den Widerstand im Wesentlichen tragen, könnte klar werden, dass hier keineswegs „Globalisierungshasser“ am Werk sind.

Es ist richtig, Globalisierungshass ist fehl am Platz. Die positiven Seiten einer weltweiten Zusammenarbeit in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht können gewinnbringend sein, zu einem Teil sind sie es auch. Aber der Schaffung immer ungerechterer und undemokratischer Rahmenbedingungen dieser Globalisierung muss Einhalt geboten werden. Und es ist eben auch und gerade die Politik im eigenen Land, die dies möglich macht. Was könnte politischer sein, als der Widerstand gegen Verträge, die unsere Politiker, in unserem Lande, heimlich und undemokratisch, zu unserem angeblichen Wohle, abschließen. – Rolf Bippus


Leserbrief zu Titelthema „Noch leben wir!“

Noch leben wir! Kann man den gar nichts tun?  Klar kann Mensch etwas tun gegen den Krieg in Syrien. Wenn das Pentagon und die NATO mit deren Gehilfen sich mit ihren Söldnern unter wechselnden Namen sofort zurückziehen, ist morgen Frieden in Syrien und im Nahen Osten. Es ist eine Schande, dass deutsche Elitekämpfer die angeblich “ gemässigten Terroristen“ oder Rebellen unterstützen, Freie Syrische Armee ist eine perfide Schönschreibübung der Atlantikverbündeten, finanziert mit Petrodollars und ausgerüstet mit Waffen westlicher Provenienz! Russland und Putin sind die verlässlichsten Freunde des syrischen Volkes, seit dem 9/11 wird dies immer mehr Menschen klar angesichts der zahlreiche Lügen der Willigen für vorgebliche Demokratie und Freiheit.  Die Indianer oder die so genannte „First Nation“ kann ein Spottlied darüber singen, wie ihre Rechte, ihre Freiheit und Existenz von den Vereinigten Staaten schon immer ignoriert, verachtet und mit Winkeladvokaten das Papier und die Druckerschwärze der Verträge nie würdig waren, ist doch die USA derzeit immer noch der grösste Terrorstaat, entgegen allen Lippenbekentnissen.  Amis, geht nach Hause mit der NATO und euren Kriegssöldnern in Eurem Dienst, die Welt wäre morgen befriedet. Wer etwas anderes behauptet ist ebenso verlogen wie jeder Kriegstreiber seit Menschengedenken. Vietnam, Irak, Libyen, Korea, Kosovo, Guantanamo, Afghanistan und Irak, schon vergessen? Die Propaganda, auch die der Atlantikbrücke, wird immer mehr Menschen bewusst, schmerzlich, ihr Heuchler! – Etienne Broder


Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Sie werfen den Gegnern von TTIP und CETA vor die Vorteile von Freihandel und Globalisierung zu übersehen. Es stimmt sicher, daß die Globalisierung der letzten vierzig Jahre Armut in der Welt deutlich verringert hat. Was die Reisefreiheit damit zu tun hat ist mir allerdings nicht klar.

Wesentlich ist aber etwas ganz anderes: gegen ein Handelsabkommen, das Zölle und Abgaben reduziert und technische Standards gegenseitig anerkennt hätte kaum jemand etwas. TTIP und CETA gehen aber weit darüber hinaus, indem sie in die kommunale Gestaltungsfreiheit von uns Bürgern eingreifen, Grundversorgung wie Strom Wasser, Müllabfuhr Privatisieren und der internationalen Ausschreibung öffnen wollen. Schlimmer noch, eine Paralleljustiz für Großkonzerne soll zementiert werden, die jeder Kontrolle der EU oder gar der Einzelstaaten entzogen ist – siehe das Beispiel Vattenfall gegen die Bundesrepublik Deutschland. Damit wird die gesetzliche Gestaltungsmacht der Einzelstaaten eingeschränkt, die Parlamente entmündigt und wir Bürger von Teilen der Wirtschaft in Geiselhaft genommen. Das alles geschieht mit Unterstützung unserer führenden Politiker.

Als Korrektiv reicht eine Umverteilung von Globalisierungsgewinnen nicht aus, die Mißachtung der Bürger greift die Grundfesten der Demokratie an. – Günter Hebel


Leserbrief zu „Wenn das Tricksen chronisch wird“ von Elisabeth Niejahr

Wenn eine Praxis bzw. ein Arzt eine objektiv  nicht wahrheitsgemäße Diagnose oder eine zusätzliche nichterbrachte Leistung einträgt, um damit eine höhere Vergütung zu beziehen, ist dies für mein Rechtsempfinden weder Trickserei noch Schummelei . Sondern Betrug,der so verharmlost wird. Zudem kann das für Versicherte weitreichende Folgen haben. Die Arztberichte werden einerseits an Kollegen weitergeschickt, die dann von falschen Diagnosen ausgehen und andererseits von Versicherungen herangezogen, wenn z.B. eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen werden soll. Das kann zur ungerechtfertigten Ablehnung führen. Die Versicherten sollten endlich eine Kopie der abgerechneten Leistungen erhalten per Post oder zur Einsicht online. Das Argument dies würde zu hohe Kosten verursachen, ist zu entkräften mit der Kontrolle. Und Versicherten würde diese Transparenz zeigen, welche Kosten sie verursachen und auch zeigen, dass ein Hausarzt für manche Leistung sehr wenig Entgelt bekommt. Wo sich der Kreis wieder schließt. – Regine Ritter


Leserbrief zu „Qinghai“ von Angela Köckritz

Normalerweise lese ich mit großer Begeisterung vor allem Ihre Artikel über China, aber bei der Kolumne „Fahren in aller Welt“ der letzten Ausgabe ist Ihnen ein kleiner Fehler unterlaufen. Qinghai liegt wohl eher im Nordwesten Chinas als im Nordosten. Ich habe selbst ein Jahr in Gansu gelebt und gearbeitet und beschreibe im Alltag oft die Lage dieser eher unbekannten Provinzen Chinas, da hat mich dieser kleine Flüchtigkeitsfehler schon ein wenig geärgert. – Clara Kruse


Leserbrief zu “ Der Zug ist abgefahren“ von Caterina Lobenstein

Der Artikel über die Trasse München-Berlin ist ein sehr schönes Beispiel dafür, dass selbst in Deutschland noch richtig große „Großprojekte“ erfolgreich umgesetzt werden können. Mit langem Atem, Gründlichkeit, Transparenz, Fähigkeit zum Kompromiss und Interessenausgleich.

Und dafür, dass man natürlich trotzdem nach Herzenslust an der gefundenen Lösung herumnölen kann, wenn man sich etwas anstrengt. –Sebastian Kusch


Leserbrief zu „Das Leiden der anderen“ von Adam Soboczynski

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht an Carolin Emcke. Und Sie, Herr Soboczynski, trauen sich, das kritisch zu betrachten? Noch dazu mit einigen Tropfen Gift in der Tinte? Herrlich. Danke für diesen wunderbaren Beitrag. Sie machen den Unterschied zum intellektuellen Elfenbeinturm der Emckes dieser Welt. – Martin Schulte


Leserbrief zu „Was in Syrien zu tun ist“

Sie zitierem die deutsche Syrien-Expertin Kristin Helberg:  „Tatsächlich lässt sich Syrien als Staat nur ohne Assad retten“
Muss das um den Preis weiterer Menschenleben und Zerstörungen geschehen oder sollte man Assad so schnell wie möglich, auf welche Art auch immer, eliminieren ?
Die Diskussion bei „Hart aber fair“ am 17.10.2016 im Anschluss an den ARD-Film „Das Urteil“
und das Assad-Interview in englisch, teilweise ausgestrahlt bei Monitor ARD am 20.10.2016
und unter Monitor.de vollständig abrufbar, lassen es moralisch gerechtfertigt erscheinen,
Assad zu beseitigen.
Die Leute des 20. Juli 1944 befanden sich in einer vergleichbaren Situation angesichts der
realitätsfernen, zynischen und menschenverachtenden Geisteshaltung des Diktators, die
Zerstörung des eigenen Landes bewusst in Kauf nehmend….. – K.H.Jaensch


Leserbrief zu „Hallo, hörst du mich?“ von Yascha Mounk

Mounks Reise durch die deutsche Universitätslandschaft  Yascha  Mounk  Harvard Dozent in Politiktheorie bereiste mehrere deutsche Universitäten. Er wollte sich einen Überblick schaffen, jedoch trug er offensichtlich eine sehr merkwürdige Brille. Was hat er gesehen: An der LMU München gibt es  Hörsäle, die nicht immer belegt sind, Lehramtsanwärterinnen, die brav mitschreiben und einen Professor mit orange punktierter Krawatte. Die  TU München liegt im internationalen Ranking knapp hinter der University of Illinois at Urbana-Champaign. Laut Mounk, als nur 2. Liga.

( Dabei hat U. of I. mehrere Nobelpreis-Gewinner hervorgebracht, darunter die zahlreichsten Preisträger des Fachs Chemie.) In einer nichtgenannten Fakultät einer nichtgenannten Universität trifft Mounk einen Nichtgenannten, der vor ein paar Jahren als Post-Doc in den USA war.

Dieser meint, in seinem Feld könnte man locker die beste deutsche Fakultät durch junge Profis aus zweit- und drittklassigen Provinz-Unis der USA ersetzen. An der Leuphana Universität in Lüneburg findet er auf dem Campus Gartenmobiliar, das Studenten einlädt, sich im Freien zusammenzusetzen, miteinander zu diskutieren, vielleicht ein paar Seiten zu lesen. Unter anderem hätte dies auch dazu geführt, dass die Uni mehr Bewerber als Studienplätze habe.

Beim Besuch der Universität Heidelberg ist Mounk enttäuscht, dass der Rektor Prof. Dr. rer.nat. Dr. h.c. Bernhard Eitel trotz dieses „köstlichen  Brimboriums“ im Gespräch leider nicht so eitel war wie erhofft.

Als Quintessenz dieser merkwürdigen Reise kommt Mounk zu dem Schluss, dass die deutsche Universität nur die geringe Ambition hätte, passable Ausbildung der Studenten und respektable Forschung der Professoren zu ermöglichen. Amerikanische Rektoren dagegen wollten die Welt verändern und Studenten zu globalen Anführern formen. Wie er zu diesen Aussagen kommt, erschließt sich nicht aus diesem Reisebericht.

Möglicherweise leidet Mounk unter seinem persönlichen Stil, den Anna Pizkau in einer Rezession eines seiner Bücher in der FAZ (29.10.2015) wie folgt beschrieb: „Yasha  Mounk und sein Text wollen unbedingt klug sein“  – Dr. Heinz Jetter


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Von Globalisierung und Freihandel zu sprechen, so wie Sie es in ihrem Artikel tun, halte ich für sehr problematisch. Beide Begriffe haben höchst unterschiedliche Facetten und können nicht so einfach als ausnahmslos gut oder schlecht dargestellt werden. In Ihrem Artikel führen Sie zwar kritische Punkte an, jedoch bleibt es ein Plädoyer für Globalisierung und Freihandel, das elementare Eigenschaften beider verharmlost.

Wie Sie selber erwähnen, demonstrierten die Menschen in Großbritannien des 19. Jahrhunderts für eine Idee, „dass freier Handel mit einem fremden Land beiden Ländern Wohlstand bringt“. Dies ist in der Tat eine schöne Vorstellung, widerspricht aber mit einigen Ausnahmen den allgemeinen Tatsachen und bleibt eben nur eine Idee. Natürlich haben die Globalisierung und der Freihandel einigen westlichen Ländern massiven Wohlstand gebracht. Dieser Wohlstand basiert jedoch nicht nur alleine auf freiem Handel und einer stärkeren Vernetzung unter diesen Staaten, sondern auch auf der systematischen Ausbeutung anderer, ökonomisch, politisch und militärisch weniger starken Ländern. Die Ausbeutung des afrikanischen Kontinents spielt dabei eine erhebliche Rolle. So können die Anfänge der Globalisierung bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgt werden, bis zum Beginn des atlantischen Sklavenhandels und den europäischen Handelsorganisationen.

Die Lage seit dieser Zeit hat sich natürlich stark verändert, die Anzahl der militärischen Operationen zur Sicherung von Ressourcen von Seiten des Westens hat sich verringert und auch direkter Kolonialismus gehört mehr und mehr der Vergangenheit an.

Dennoch das einzige was sich verändert hat, ist die Methode der Ausbeute, die mithilfe der Globalisierung und des Freihandels, in der jetzigen Form vorangetrieben wird.

Freihandelsabkommen, wie das Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPA), dass zurzeit zwischen der Ostafrikanischen Union und der EU verhandelt wird, zeigen dies zu deutlich. Dem Mitgliedsland Tansania beispielsweise, das sich bis heute weigert, den Vertrag zu unterzeichnen, wird mit der Einstellung aller Hilfszahlungen gedroht, sollte es zu keiner Einigung kommen. Dabei hat Tansania allen Grund, diesen Vertrag nicht zustande kommen zu lassen, öffnet es dadurch seine sich gerade erst wieder im Wachsen befindende inländische Wirtschaft für konkurrierende Importe aus der EU. Sollte dies der Fall sein, könnte es vielen Wirtschaftszweigen in Tansania ähnlich ergehen, wie der Geflügelindustrie in Ghana oder nun den Milchbauern in Burkina Faso. Die Industrien wirtschaftlich schwächer aufgestellter Länder können in den seltensten Fällen mit den in Massen produzierten und zum Teil hochsubventionierten Waren der EU mithalten. Die Märkte und Industrien müssen deshalb zwangsläufig vor stärkeren Industrien geschützt und freier Handel eingegrenzt werden, wollen wir eine gerechtere Welt haben.

Ihr Artikel argumentiert allein aus einer westlichen Sichtweise und verharmlost den Schaden, den Globalisierung und Freihandel weltweit anrichten dramatisch. Überdies beinhaltet er Verallgemeinerungen die höchst fragwürdig sind. TTIP wird nicht aus erster Linie als Bedrohung in Bezug auf Globalisierung abgelehnt, sondern mangels Transparenz, die zu keiner Zeit der Verhandlungen für die Bürger der betreffenden Länder gegeben war. Demnach den Slogan „Stoppt TTIP“ mit dem Ausruf „Make America great again“ zu vergleichen und ein und demselben Phänomen zuzuordnen, ist schlicht und ergreifend nicht richtig. Sicherlich sind auch in der Anti-TTIP-Bewegung „Globalisierungsgegner“, jedoch beinhaltet der Kern der Ablehnung die gegen jede Art von Demokratie laufende Verhandlungsart.

Um es noch mal zusammenzufassen: Globalisierung und Freihandel sind an sich nicht schlecht. Jedoch nutzen auch heute noch einige wenige Länder ihre Macht, um möglichst einseitige Verträge mit weniger „starken“ Ländern zu schließen. Dass sich die Bürger der Verlierer-Länder an ihre eigenen Politiker wenden sollen, um diesen Missständen zu entgehen, wie die Autorin rät, ist dabei zusätzlich äußerst weltfremd. Zum einen Teil sind diese Politiker durch westlichen Einfluss korrumpiert oder werden von diesem gezwungen die Verträge zu unterzeichnen. Unter diesen Aspekten zu argumentieren, dass Globalisierung bereits ein humanes Antlitz besitze, und dieses doch nur wieder in die Erinnerung der Globalisierungskritiker gerufen werden müsse, ist schlicht und ergreifend ignorant. (Eine Eigenschaft, die vermehrt unter Ökonomen aufzutreten scheint). – Daniel Jákli


Leserbrief zu “Wir bewegen uns da auf einem sehr schmalen Grat” ein Gespräch mit dem Perinatalmediziner Wolf­Henning geführt von Ulrich Schnabel Becker

Ich begrüße es sehr, dass die ZEIT das Thema Pränataldiagnostik und Schwangerschaften mit schwierigem Verlauf immer wieder aufgreift. Ebenso wie der Film „24 Wochen“ tragen Sie damit dazu bei, das Thema aus dem Tabu-Bereich zu holen und eine öffentliche Diskussion zu ermöglichen. Ich finde das ganz besonders wichtig, weil die Untersuchungsmöglichkeiten immer differenzierter werden und auch der Bluttest neue Möglichkeiten mit evtl. schwerwiegenden Entscheidungszwängen eröffnet.

Dass es für Frauen, für Paare durch Pränataldiagnostik zu ganz unmöglichen Entscheidungssituationen kommen kann, zeigt u.a. der Film sehr deutlich.

In diesem Zusammenhang bleibt leider oft (oder nur am Rande) unerwähnt, dass in dieser Situation die Schwangerenberatungsstellen ebenfalls wichtige und hilfreiche Ansprechpartner sind. Vor, während und nach  Pränataldiagnostik kann Beratung in Anspruch genommen werden. Die Fachkompetenz und das Wissen um die örtlichen Rahmenbedingungen können starke Pfeiler in einer solchen Situation sein. Schwangerenberaterinnen verstehen sich als Unterstützer und Begleiter von Frauen, von Paaren – Unterstützung für jede in Frage kommende Entscheidung.

Durch Gesetze geregelt stellt der Staat ein flächendeckendes Netz an Beratungsstellen zur Verfügung – ein Angebot, das kurzfristig und kostenlos in Anspruch genommen werden kann. Beratungsstellen lassen sich auf der Homepage der BZgA finden. Das Land Baden-Württemberg bietet mit seinen Informations- und Vernetzungsstellen Pränataldiagnostik sogar die besondere Möglichkeit, kompetente Ansprechpartner für Berater und Betroffene gleichermaßen zur Verfügung zu stellen. – Ursula Kunz


Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Nach Frau Nienhaus lässt die Globalisierung die Armut schwinden. Leider nicht immer. Was haben wir von der NAFTA gelernt? Detroit ist verarmt und Mexiko bekam die Arbeit, doch unter armseligen Bedingungen!  NAFTA war sozusagen der Vorläufer von TTIP. Die ganze Geheimhaltung ist verdächtig. Was sollen private Gerichte, die entscheiden ob entgangene Gewinne aus Produkten ausländischer Firmen  von  Ländern ausgeglichen werden müssen, die entschieden haben zB Atomstrom nicht mehr zu genehmigen.  Wieso wird in USA darüber verhandelt ob Vattenfall von der Bundesrepublik entschädigt werden muss? – Jörg Bensinger


Leserbrief zum Bild auf Seite 3 des Artikels “Der Fuß” von Malin Schulz

Dieses Bild hat mir erheblich geschockt! Sie hätten das nicht drucken sollen, warum??

Ich hasse die Medien dafür, dass sie Gewalt gegen Kinder so in den Vordergrund stellen. Es ist traurig und schlimm, das so etwas passiert, es muss aber nicht in den Medien so ausführlich behandelt werden, was soll das ändern? Oder denken Sie, Ihre Lesen wollen das sehen? Wenn das wirklich so ist, dann wäre Deutschland eine traurige Gesellschaft. – Uwe Dieckmann


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Vermutlich haben Sie keine Kinder im schulfaehigen Alter oder stammen  beruflich auch nicht aus dem Bildungssegment ab und es ist viele Jahre  her das Sie eine staatliche Schule betreten haben. Ansonsten wäre Ihnen  bekannt, dass die Not an Schulen primär tatsächlich in der Sanierung  der 50er Jahre Klötze herrscht und nicht schliessbare Fenster, desolate  Inneneinrichtungen sowie marodes Bauwerk etc. eines Austausches Bedarf. (Der Personalmangel sei hier ausgeklammert.)Und wenn wir dem  international anerkannten Neurowissenschaftler Manfred Spitzer glauben  wollen, dann macht der Umgang wie z.B. mit Tablets sogar dumm, da es  wenig Eigeninitiative und Kreativität fordert. Was wir Pädagogen  feststellen ist auch, das die Schüler an Kommunikationsstaerke  verlieren und das eigenständige und kritische Denken und Entscheiden  verloren geht mitunter durch schnelle Klicks…Es steht nicht die Angst  des Lehrers im Vordergrund sich technischen Neuheiten nicht stellen zu  wollen- neue Techniken sind längst da- sondern es ist die Weitsicht das  nicht jeder Trend der Richtige ist. Was ist mit der Strahlung,  Elektrosmog etc….aber wahrscheinlich müsste ich Ihnen Twittern damit  sie das lesen, da Sie das gleiche Trendpferd reiten.  Zu ihrer unkritischen Begeisterung zum Silicon Valley empfehle ich  Ihnen das Buch: „The Circle“ von Egg. – Vera Duer


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Zugegeben, ich bin eine Lehrerin der älteren Generation, nicht besonders geschickt im Umgang mit neuen Technologien. Aber das hindert mich nicht, soweit vorhanden, ein (funktionsfähiges) Smartboard im Unterricht sinnvoll einzusetzen.

Was mich an Hartungs Artikel ärgert, sind jedoch zwei Dinge. Zum einen wischt er die durchaus berechtigten Einwände der Lehrerverbände, es sei Geld für die Sanierung der Schulen nötig, einfach mit einem völlig unpassenden Vergleich beiseite. Tatsächlich sind aber manche Schulen (und auch Universitäten) in einem baulich miserablen Zustand. Welch eine Botschaft sendet man an Schüler und Studenten, wenn sie täglich in diesen Gebäuden unterrichtet werden? Überfällig wäre in diesem Bereich auch längst der Einbau von Klimaanlagen, um auch an oft heißen Sommertagen bei erträglichen Temperaturen lehren und lernen zu können.

Das zweite, was mich an Hartungs schnell diagnostizierter „digitaler Bildungsangst“ stört, ist, dass er sich keine Gedanken über die praktischen Probleme beim Computereinsatz macht. Und genau diese sind es, die bei vielen Lehrern eine ablehnende oder zögerliche Haltung hervorrufen. Computer sind störanfällig. Schon bei Smartboards ist schnell etwas verstellt oder kaputt. Wenn dann erst jeder Schüler sein eigenes Tablet oder seinen eigenen Rechner hat, so ist damit zu rechnen, dass häufig ein oder zwei Geräte nicht funktionieren – weil Schüler unabsichtlich oder auch bewusst etwas verstellt haben oder eines der Geräte defekt ist. Muss sich der Lehrer auch darum kümmern, geht wertvolle Unterrichtszeit verloren, die man dringend für die Vermittlung der Unterrichtsinhalte bräuchte.

Wenn die neue Technik also gewinnbringend eingesetzt werden soll, braucht man mehr als die Bereitstellung der Hardware. Dann müssten Stellen geschaffen werden für Betreuer der Computer, dann müssten auch Leute zur Verfügung stehen, die die Lehrer bei den technischen Problemen in den Klassen unterstützen. Nur dann ließe sich die digitale Technik sinnvoll im Unterricht einsetzen. Und es bräuchte Unterrichtsräume, in denen man sich gerne und gut aufhalten kann. – Ute Fickel


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Computern haben und durch deren allgemeine Verfügbarkeit in der Schule Lernprozesse effizienter und ertragreicher würden. Auch könnten so heutzutage unverzichtbare Fertigkeiten eingeübt werden. Doch muss die Pädagogik trotz des atemberaubenden Fortschritts der Digitalisierung die Oberhand behalten; d. h. dass die jungen Leute – viel intensiver als bisher – nur in einer dialogischen, zwischenmenschlichen Beziehung alle ihre geistig –seelischen und auch emotionalen Anlagen und Kräfte entfalten können, die notwendige Voraussetzung für ein gelingendes Leben und vor allen auch für den Bestand und die Fortentwicklung unserer demokratischen Kultur. Wer sonst als berufene Lehrer können in möglichst direkter Zusammenarbeit mit ihren Schüler/innen diesen so grund- legenden Beitrag für unsere Gesellschaft leisten? – Joachim Jankowsky


Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Globalisierung ist so vieles: Grund und Ursache von Armut und das beste Mittel dagegen, Synonym für Kapitalismus und so genanntem Freihandel, weltweite Vernetzung und Vereinzelung aufgrund schwächer werdender sozialer Bindungen …

Eine Hauptursache des starken Wunsches nach Autoritäten und Übersichtlichkeit in einer unübersichtlichen Welt ist die im Artikel angesprochene Spannung zwischen dem Gefühl nicht weiter zu profitieren, und der Tatsache, dass man doch in dem Teil der Welt wohnt, der bisher immer noch profitiert hat.Von Umverteilung kann leider keine Rede mehr sein, wenn die Reicheren noch reicher werden und beim Rest nichts ankommt. Das einzig menschliche am Antlitz dieser Globalisierung ist dann doch die Fehlbarkeit – Freihandel in einem System, das auf Wachstum setzt kann leider nicht „richtig gemacht“ werden, da unbegrenztes Wachstum auf einem begrenzten Planeten nicht machbar ist.

Außer den wilden Marktschreiern auf den politischen Foren der Welt ist es leider bisher keinem gelungen, eine Erzählung für die Widrigkeiten der Globalisierung zu vermitteln, die haften bleibt und überzeugt. So lange das der Fall ist, werden Menschen ihren Zorn gegen Symptome richten (z.B. TTIP und Ceta), da der eigentliche Herrschaftszusammenhang im Verborgenen und der  Gegner damit unsichtbar bleibt. Eine Abkehr vom Wachstumszwang, gekoppelt mit arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Visionen (Steuerlöcher stopfen, Grundeinkommen einführen) für echte Veränderung könnten einen Anfang dieser Erzählung bilden. – David Weineck


Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Sie verwechseln Wissen und Bildung – Ersteres kann man sich über den Computer aneignen, wenn man Bildung hat und damit Unterscheidungsvermögen – Letztere ist ein Prozess von unendlicher Komplexität, der durch Algorithmen weder gefördert noch abgebildet werden kann. Dieses wissend, sind viele Lehrer offenbar bereits einen Schritt weiter als Sie, denn Sie bemühen sich, all die Kompetenzen zu fördern, die einen Menschen in seiner Gesamtheit ausmachen – also ihn tatsächlich bilden und zu einem kritisch denkenden Menschen machen. So gesehen dürfte eher Überzeugung im Spiel sein als Angst. – Franziska Worel


Leserbrief zu „Germany’s Next Saftschubse“ von Jana Gioia Baurmann

Haben Sie vielen Dank für die offenen Worte. Ganz ehrlich, ich habe nicht mit einer Antwort gerechnet. Sie stellen sich der Kritik und das rechne ich Ihnen an.

Müssten Sie noch einmal entscheiden, würden Sie sich für eine andere Überschrift entscheiden. Gut! Vielleicht könnten Sie und das Redaktionsteam sich sogar durchringen in einer der nächsten Ausgaben Abstand von der bisherigen Überschrift zu nehmen.

Inhaltlich liegen wir leider immer noch sehr weit auseinander. Bitte verstehen Sie es richtig, weder geht es mir um Prinzipien noch um „Wortgefechte“.

Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Sehr schnell müssen viele Flugbegleiter her! Geeignete Mitarbeiter sind rar und bei so einem Auswahlverfahren greift eine unkonventionelle Vorgehensweise schneller.

Erlauben Sie mir einige Anmerkungen/Fragen/positive Kritik:

  • Ich sprach von Wallraff spielen, nicht von Wallraff sein. Sie wollten den Job nicht, „tauchten“ jedoch unters Volk, um hautnah zu fühlen wie es mittendrin ist. Und das wäre anders nicht gegangen?
  • Die ausgestellte Bordkarte auf den Namen Jana Baumann lädt zu Irritationen mit Ihrem richtigen Namen ein.
  • Wieso ist es wichtig den „billigen“ roten Teppich zu erwähnen? Was hat das mit dem Inhalt des Auswahlverfahrens zu tun?
  • Wieso sprechen Sie von Lufthansa Kostümen und an anderer Stelle von Uniform?
  • Wieso von Lufthansa-Frau und nicht Mitarbeiterin?
  • Wieso möchten Sie in Ruhe gelassen werden? Niemand möchte in Ruhe gelassen werden, wenn er unbedingt den Job haben möchte.
  • Wieso erwähnten Sie nicht, dass bei 50-und 83 Prozent Stellen, zum Grundgehalt immer die Schichtzulage und Spesen und bei Bordverkauf eine Provision hinzukommt? Und wieso erwähnten Sie nicht, dass es sich ausschließlich um Einstiegsgrundgehälter handelt?
  • Wieso ist es wichtig, dass sich die Flugbegleiter von TuiFly ein paar Tage zuvor krankgemeldet haben und Lufthansa „Billigtochter“ Eurowings mit Streik gedroht hat? Wie Sie treffend formulierten, hier warten Bankkaufleute, Wirtschaftspsychologen, Abiturienten und Andere auf ihre Chance. Ihre bisherigen Jobs scheinen Sie nicht glücklich zu machen. Der zukünftige Flugbegleiterjob vielleicht schon. Wenn eventuell auch nur auf bestimmte Zeit – einen Traum leben -. Da rücken sozialkritische Themen in den Hintergrund. Zu menschlich! Sie sind Traumverhinderer mit diesen Anmerkungen.
  • Sie haben von 11.10 Uhr bis 15.45 Uhr nur Müsliriegel und Wasser angeboten bekommen. Wie hätten Sie die Veranstaltung mit ca. 1.800 Bewerbern organisiert?
  • Wie kommen Sie zu dem Schluss der Ablauf sei immer gleich an Bord? Der Gast steigt ein und wird begrüßt—Zustimmung, und bekommt Essen—Nein, nicht immer, Mehr Beinfreiheit und bessere Essensqualität würden viel Geld kosten—stimmt, der Faktor Mensch entscheidet—ja und nein! Die meisten Fluggäste fliegen in erster Linie mit Fluggesellschaft XY, wenn am Tag X die perfekte Flugverbindung steht. Ich stimme Ihnen jedoch zu, der Faktor Mensch hat auch seinen Stellenwert.
  • Fragen wie „ mit Milch und Zucker?“ und „Möchten Sie einen Saft dazu?“ können zum USP werden. Diese Aussagen sind in diesem Kontext provokant und auch etwas gemein, weil nicht jeder Zeitleser auf Anhieb den Begriff Unique Selling Point erkennt.
  • Wieso vergleichen Sie die Bordgastronomie der DB mit dem Service an Bord? Hier vergleichen Sie Äpfel mit Birnen. Die Bordgastronomie der DB wird von Fahrgästen aufgesucht, die diesen Service gegen Bezahlung in Anspruch nehmen möchten. An Bord ist der Service für alle da, in unterschiedlicher Qualität, so wie die Fluggäste dafür zahlen. Und mit Verlaub, auch der Begriff „Holzklasse“ ist eine abwertende Begrifflichkeit! Im Übrigen gibt es auf Flügen in der Business-und Firstklasse sehr wohl gestärkte Tischdecken und weißes Porzellan.

Dieser Artikel ist leider unzureichend recherchiert und mit unnötigen Spitzen formuliert. Mit Kritik können Sie offensichtlich gut umgehen. Ich werde nicht zögern bei anderen Artikeln positive Kommentare zu schreiben- wenn ich es so sehe -.  – Vito Abbate, Lufthansa Systems GmbH & Co. KG


Leserbrief zu „Außerirdisch“ von Josef Joffe

Schön beschrieben, schlecht analysiert! Es gibt kein Mehrparteiensystem, das in Europa einen Trump verhindert. Dass es in den USA immer nur zwei Parteien und auch nur zwei Präsidentschaftskandidaten gibt, liegt am Mehrheitswahlrecht, bei dem die Stimmenmehrheit alles gewinnt, während Platz 2, 3 und folgende schlicht nicht berücksichtigt werden. Bei der Präsidentschaftswahl muss man nicht die Mehrheit der Stimmen gewinnen, sondern in der Mehrheit der Wahlbezirke (Staaten) mehr Stimmen gewinnen als die Konkurrenz. Auf die Wähler wirkt das wie eine Sperrklausel, deren Wert erst nach der Wahl feststeht. Das in Europa verbreitete Verhältniswahrecht kennt diese Art der Polarisierung nicht. Deshalb gibt es auch systematisch mehr als zwei Parteien. Die fast immer notwendigen Koalitionen und die indirekte Wahl des Regierungschefs haben bisher einen Trump verhindert. In den USA kommt hinzu, dass ein Spitzenkandidat unvorstellbar viel Geld braucht, das aus privaten Händen kommen muss. Das hält manche Konkurrenz fern. Vielleicht gibt es deshalb keine besseren Anwärter auf das Präsidentenamt. – Eberhard von Faber


Leserbrief zu Titelthema „Noch leben wir!“

Die Berichte über Syrien auf den Seiten 1 – 6 haben mich sehr zum Nachdenken angeregt.

  • Seite 1         Noch leben wir
  • Seite 2         Befreien und zerstören
  • Seite 3         Kann man denn garnichts tun ?
  • Seite 4         Doch !
  • Seite 5         Was in Syrien zu tun ist;  Schlafräuber
  • Seite 6         Auferstanden durch Ruinen
  • Seiten 1-6    Grausame Realitäten
  • Seite 7         Bei allem Verständnis für Kostendeckung durch Werbeeinnahmen halte ich diese Anzeige für deplatziert. Die vier „verkleideten“ jungen Männer mit „Migrationshintergrund“ auf einer Gasse in Neapel passen auf Seite sieben wie die berühmte „Faust auf´s Auge“.

Etwas mehr Sensibilität bei der Seitenwahl kann ich von: “ DIE ZEIT Wochenzeitung für Politik Wirtschaft Wissen und Kultur“ schon erwarten. – Ludwig Repp


Leserbrief zu „In der Flatrate-Falle“ von Nina George

In diesem Artikel plädiert die Buch-Autorin Nina George für höhere Buch-Preise, für eine Autorin, die vom Verkauf ihrer Bücher lebt, eine verständliche Forderung. In der Zeit Nr 34 plädierte Özlam Topcu für die Beibehaltung der doppelten Staatsbügerschaft, insbesondere für Türken, für einen Betroffenen eine nachvollziehbare Forderung. Aber eigentlich sollten diese Beitrage nicht im redaktionellen sondern im Werbe-Teil stehen und entsprechen gekennzeichnet sein, denn es werden ja ganz persönliche Vorteile beworben. – Peter Pielmeier


Leserbrief zu „Unter Stümpern“ von Christian Fuchs, Anne Hähnig und Stefan Schirmer

„Unter Stümpern“, so lautet die Überschrift eines Artikels der Zeit. Thema ist der Selbstmord
des Terroristen Al-Bakr in einem sächsischen Gefängnis. Sachsen der Pannenstaat, das Land,
„dessen Polizei- und Justizbehörden nicht funktionieren- und mit diesem Versagen die ganze
Republik in Gefahr bringen.“ Das erfährt der Leser gleich am Anfang der Titelseite. Was man
dann über nahezu drei Seiten zum Lesen bekommt, ist jedoch weitgehend nicht mehr als die
subjektive Rhetorik der Verfasser. Das Drehbuch entspricht nicht der angekündigten
Dramaturgie, so könnte man es auch beschreiben.

So ärgerlich eine solche Panne im Einzelnen sein mag, aber es gibt keinen Grund zur
persönlichen Herablassung und schon gar nicht zur apokalyptischen Überhöhung des
Vorfalles. Alles hierzu ist reine Spekulation. Sehr wohl wissen wir aber, dass man
jahrzehntelang und kommentarlos in deutschen Großstädten Brutstätten der Gewalt entstehen
ließ. Dass die unkontrollierte Einwanderung im vergangenen Jahr auch die Gewalt mit in das
Land gebracht hat. Diese Gefahr, von der hier gesprochen wird, sie ist längst da. – Hans Mödl


Leserbrief zu „Unter Stümpern“ von Christian Fuchs, Anne Hähnig und Stefan Schirmer

Nun verfallen Sie nicht, wie der „Stern“, in eine Gesinnung, die den Tatsachen nicht gerecht werden. Ich behaupte, solche „Zustände“ finden Sie in allen anderen Strafanstalten auch. Ihre Autoren kennen wahrscheinlich gar nicht die Zustände in den Vollzugsanstalten. Ob in Hamburg oder Köln, dort flüchten ständig irgendwelche Straftäter. Es scheint in der westlichen  Medienwelt Mode geworden zu sein, den Bürgern der ehemaligen DDR alles mögliche zu unterstellen – nur nichts gutes. – Gunter Knauer


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

TTIP-Gegner = Globalisierungsgegner = Populist. Das ist eine Gleichung, bei der jedem mathematisch begabten und politisch interessierten Menschen die Haare zu Berge stehen. Sie werfen damit Brandbeschleuniger in die demokratische und politische Mitte! – Matthias Gruner


Leserbrief zu „Das Leiden der anderen“ von Adam Soboczynski

Hervorragend formulierter, ausgereifter und ausbalancierter Text einer wohlwollenden Kritik zur Verleihung des Friedenspreises an Carolin Ehmke. Viel, fast alles ist darin berücksichtigt, was zur Diskussion des hochaktuellen Themas Integration und Ausgrenzung beitragen kann. Darin ein Kernsatz: „Da die Hasstiraden in rechtsradikalen Foren oder bei den dummen Rettern des Abendlandes aber nun einmal zur deutschen Realität gehören, erfüllt der Essay (Ehmkes) zweifelsohne die volkspädagogisch wichtige Funktion einer bürgerlichen Selbstvergewisserung über grundlegende ethische Standards.“ Das fasst den Grundsatz auf einem intellektuellen Niveau zusammen, dass die Kultur ja unentwegt betonen und unterstreichen muss, was dem Menschen nicht selbstverständlich ist. Also natürlich? So weit geht der Autor nicht, bietet aber eine Meta-Interpretation einfacherer moralischer Gesinnungssätze an, die einfach sehr angenehm zu lesen ist. Es bleibt aber vielleicht so, dass wir uns in der gegenwärtigen Situation tatsächlich auf kulturelle Grundsätze berufen MÜSSEN, um die angespannte Situation zu meistern und nicht in eine Politik zurückzufallen, die mit Ausgrenzung auch Massenmord gemeint und ermöglicht hat. Vielen Dank, Herr Soboczinski! – Dr. Christa Sütterlin


Leserbrief zu „Ihr seid doch nur neidisch“ von Peter Dausend

Potz-Dausend kann ich da nur sagen. Dieser Einfall, zum jetzigen Zeitpunkt in der Türkei Urlaub zu machen, bedarf schon einer besonderen Portion absoluter Abgebrühtheit. Ihre Kollegen werden in die Anstalten gesteckt, Lehrkörper von jetzt auf gleich ihrer Lebensgrundlage beraubt und Sie urlauben derweil mit EURO in der Tasche auf der Sonnenseite. Wo wollen Sie denn den „gelebten Wandel durch Annäherung“ praktizieren. Im Knast etwa? Diesen Despoten Erdogan und seine Schlappis auch noch indirekt zu stärken, ist mehr als eine Ohrfeige für die freiheitlichen Kräfte in der Türkei. Warum hat denn Can Dündar sein geliebtes Land verlassen? Natürlich, weil er mit dem  Wandel durch Annäherung betrogen, belacht und bestraft wurde. Dann tauchen Sie mal schön ab in der demokratischen Türkei. Normale Anstandsregeln sollten auch Journalisten kennen. Es bleibt nur festzustellen. Potz-Dausend, da werden wir aber total neidisch ob dieser Einstellung. – Gerd Hummert


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Herr Hartung sieht für mich die Digitalisierung zu unkritisch. Woher kommt sie? Fällt sie vom Himmel oder wird sie von Geschäftsinteressen auch gemacht? Wie weit wägt die Bürgerschaft bei diesen Prozessen mit ab? Schreiben muss auch immer noch mit den Händen gelernt werden… Auf Papier.  Was ist Bildung? Was ist Fortschritt? Wer bestimmt den Fortschritt?  Bildung ist für mich als Erwachsener jetzt, die Schattenseite der Digitalisierung antizipieren zu können. – Martin Hoeren  


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Ich werde dein Eindruck nicht los, Sie und Ihre Kollegen verkämpfen sich. Sie arbeiten sich am falschen Gegner ab, um Ihren Titel zu zitieren.

Weder CETA noch TTIP wären auf diesen großen und breiten Widerstand gestoßen, wenn es dabei tatsächlich nur um den Freihandel und die Angleichung von Standards ginge — um Globalisierung im besten Sinne. Stattdessen versuch(t)en aber einflussreiche Lobbygruppen, ihre Interessen rücksichtslos durchzusetzen: wieso Schiedsgerichte, wenn es in beiden Partnerländern funktionierende rechtsstaatliche Justizsysteme gibt? Wieso geheime Verhandlungen (mit Strafandrohungen bei Plauderei) bis zum Schluss? Weshalb die Aushebelung des Parlamentsvorbehalts bei Nachbesserungen? Das ist alles nicht vertrauenserweckend sondern höchst verdächtig und beschädigt die Demokratie. Erst hierdurch kam es doch überhaupt erst zur Mobilisierung breiter Massen. Echte Globalisierungsgegner dürften die absolute Minderheit darstellen.

Der Bogen wurde einfach überspannt. Ihrem Pladoyer zur Globalisierung stimme ich gerne in großen Teilen zu, aber auch für mich wiegen die genannten Gründe schwerer. Beide Verträge sollten daher nochmal neu und ohne diese Klauseln verhandelt werden, statt sie jetzt mit Argumenten zu drohenden Wohlstandseinbußen durchdrücken zu wollen. – Daniel Mader


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Ihr Kommentar auf Seite 1 der Zeit hat mich etwas verwirrt zurückgelassen. Soll das Satire sein? Oder haben Sie vielleicht keine Kinder? Wissen Sie eigentlich, wie teilweise menschenunwürdig die Räumlichkeiten an deutschen Gymnasien sind? Sitzen Sie Seite an Seite, quasi mit Ellenbogenkontakt mit Ihren Kollegen zu 30. in einem winzigen Raum, in dem der Putz von der Decke bröselt neben Fenstern, die nicht isolieren?  Haben Sie schon mal etwas von habitueller Retention mit konsekutiver Blasenentleerungsstörung oder Harninkontinenz in der Adoleszenz aufgrund mangelhafter hygienischer Toiletten in Schulen gehört?

Haben Sie sich vielleicht mal mit Zahlen auseinandergesetzt, wieviel Raumangebot in einer Klasse bestehen sollte? Wieviel Kinder idealerweise in einer Klasse zusammen unterrichtet werden sollten? Wie viele Lehrer fehlen? Wissen Sie wieviel Schüler z.B .in Köln keinen Platz in ihrer Stadtteilschule bekommen?

Elektronik für die Schulen ist wie goldene Taktstöcke für Dirigenten, deren Orchester keine oder schadhafte Instrumente besitzt. Cui bono? Wenn in meinem Fachgebiet Schnapsideen geboren werden, ohne auf die Fachleute (in dem Fall, die Lehrer!) zu hören, lohnt es sich oft zu fragen, woher diese Schnapsideen kommen.

Nebenbei vergessen wir auch oft, dass auch in Zukunft nicht nur Programmierer, sondern auch Menschen gebraucht werden, die einen Stuhl zimmern können oder den Müll wegbringen. Außerdem- in welchem Haushalt stehen denn keine elektronischen Geräte? Welches Kind kann damit nicht umgehen?

Nein, Angst vor Computern habe ich nicht, nur Angst,  dass die digitale Demenz uns den letzten Funken Verstand raubt. – Katharina König


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Die Feststellung, dass hinter der Kritik eine merkwürdige „digitale Bildungsangst“ steckt, ist irritierend. Leider verrät es der Autor des Artikels nicht, wie unsere (berechtigte!) Angst vor zu viel Computern in der Schule digitalisiert worden ist. Wirklich ängstigend ist die Vorstellung, dass Digitalisierung etwas mit Bildung zu tun hat. Es handelt sich um die elektronische Verarbeitung und Speicherung diskreter, aus analogen Größen gewonnener Werte, also um eine Technik.

Schnelles WLAN sei deshalb super, so darf man lesen, weil in der digitalisierten Welt die intelligenten Roboter nicht nur Bandarbeiter überflüssig machen, sondern auch Anwälte, Ärzte, Analysten. Was ist das für eine Zukunft, wenn sie den jungen Menschen mit dem schon in der Schule verordneten Spaß an der Digitalisierung ohne geringste humane Skrupel genommen wird? – Anselm Stieber


 Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Offensichtlich lese ich die falschen Zeitungen. Motor und Erfolg der Globalisierung sind doch einzig die offenen Türen für eine sich beschleunigende Kapital- und damit Machtkonzentration, die, und das dürfte unbestritten sein, mit humanen Zielen nichts zu tun hat. Man kann es nachlesen, dass 62 natürlichen Personen die Hälfte des Weltvermögens gehört. Auch dass die Schere zwischen arm und reich sich immer weiter öffnet, und dass diese Tendenz systembedingt nicht zu bremsen ist, auch das ist kein Geheimnis. Es ist kein Hass gegen die Globalisierung, wie Frau Nienhaus meint. Es ist Sorge um eine Zukunft, in der kein Platz mehr sein wird für kleine Strukturen, denken wir nur an die Landwirtschaft, und es ist die Sorge vor einer Abhängigkeit von wenigen Großen. Wir setzen unsere Freiheit und unsere ganz individuelle Souveränität aufs Spiel.- Anselm Stieber


Leserbrief zu Titelthema „Noch leben wir!“

Erfolglose Strategien muss man ändern: Eine junge Frau wird auf einer Intensivstation eingeliefert, ihr Zustand ist sehr kritisch. Sie ist bewusstlos und muss beatmet werden. Nach Angaben der Mutter war die Frau ein paar Tage zuvor bei ihrem Hausarzt mit hohem Fieber und leichter Atemnot. Sie bekam das beste Medikament gegen Fieber.  3 Tage später lag sie auf der Intensivstation. Leider hat der Arzt nur die Symptome, das Fieber behandelt und die eigentliche Grundkrankheit, die Lungentzündung ignoriert. Genau so ist die Situation in Syrien.

Der Westen behandelt die Symptome und ignoriert die Grundkrankheit. Er kämpft schon lange Zeit in Syrien mit den neusten und besten Waffen gegen Terroristin. Hat er damit Erfolg? ISIS ist eine extremistische Terrorgruppe, geboren und aufgewachsen in der Dunkelheit vom Diktator. ISIS ist eigentlich keine Organisation, es ist eine Mischung aus verschiedenen extremistischen Ideen. Diese Ideen brauchen eine bestimmte Atmosphäre um sich rasant ausbreiten zu können, unter anderem Ungerechtigkeit, Ignoranz, Unterdrückung und Zensur.

Der Diktator schaft diese Atmosphäre in der die extremistische Gruppe atmen kann. Vielleicht kann ISIS durch den Westen geschwächt oder sogar gestoppt werden, aber das wird neue Gruppen mit neuen Namen auf den Plan rufen, weil die Atmosphäre immer noch die gleiche ist. Das 2. Symptom ist die Flüchtlingskrise. Seit 3 Jahren ist der Fokus in den Medien, sowie im europäischen Parlament und in der UN auf eine Lösung der Krise gerichtet.

Trotz der Grenzschließungen, der vielen Vereinbarungen und der verschärften Kontrollen an den Küsten, bleibt der Erfolg aus. Ich kann nicht verstehen warum behandelt man nicht das Grundproblem, den Diktator Assad. Man hätte viele Menschenleben retten können, kostbare Zeit und viel Geld gespart. Man kann die extremistischen Ideen nicht mit Waffen bekämpfen.

Es ist an der Zeit das die westliche Welt ihre Strategie ändert. Es dürfen nicht die Symptome behandelt/bekämpft werden, sondern die Grundkrankheit. Der Westen muss sich noch mehr hinter die Bevölkerung, die sich nach Freiheit, Gerechtigkeit, Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung sehnt stellen.  Es ist ein großer Fehler die Bevölkerung in Syrien allein zulassen, gegen Assad-, Russland- und Iranverbrechen.

Die Syrische Bevölkerung will nicht zwischen Assad und ISIS wählen. Sie wollen die Freiheit haben ein neues demokratisches System aufbauen. Ein System in dem Demokratie, Freiheit, Gerechtigkeit und  Minderheitenrechte grantiert werden.

Ein System in dem es keine Chance für Extremisten gibt. Ich hoffe sehr, dass die Zeit kommt, wo der Westen versteht, dass wir keine Waffen und Bomben brauchen.

Was wir wirklich brauchen, ist die Charité in Damaskus, Howard in Homs, Cambridge in Aleppo….  Syrien braucht  zukünfitg, die selben Möglichkeiten wie die westlichen Länder, es soll nicht für Bomben und Kriege bekannt  sein, sondern für gebildete Menschen die viel in der Welt erreichen können, wie es Steve Jobs( das Kind eines Einwanderes aus Syrien) in Amerika tat und leider nicht in Syrien. – Dr. Ahmad Jumaa


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Ich schreibe hier als Mutter zweier Grundschulkinder, ehemalige Dozentin im Bereich Übergang Schule-Beruf (8. und 9. Klasse) und als Studentin im Bereich Wissenschaftsjournalismus. Glauben Sie mir, was unsere Schüler brauchen ist nicht noch mehr Technik in der Schule. Es fehlt viel mehr an sozialer Bildung, an einem ausreichend großem Personalschlüssel, tatsächlich auch an ordentlich sanierten Klassenzimmern und man glaubt es nicht: an intakten sanitären Anlagen. Der Vergleich mit dem Wasser zum Gießen des Spitzahorns im Schulgarten ist absolut unpassend, vielmehr fehlt es den Kindern an Wurzeln.

Als Lehrkraft habe ich zu keinem Zeitpunkt Laptops, Multimedia-Tafeln und Tablets vermisst, obgleich ich diese problemlos bedienen kann. Alle meine Schüler brachten zudem umfassende praktische Fähigkeiten aus diesem Bereich mit. Selbst Kinder aus Familien mit sehr geringen Einkommen hatten Zugang zu unterschiedlichsten digitalen Medien. Das war nie ein Problem. Das eigentliche Problem war, dass die jungen Menschen mehr Ansprache gebraucht hätten, kleinere Klassen, Eltern die nachmittags zu Hause sind, wenn die Kinder von der Schule kommen. Oder Ganztagsschulen, die nicht bloße Aufbewahrungsstätten sind und mit schlecht bezahltem Hilfspersonal den Nachmittag totschlagen.

Auch als Mutter sehe ich keinen Bedarf an iPads und Co. in den Schulen. Dennoch betont die Rektorin unserer Grundschule unermüdlich, dass für alle Klassen welche angeschafft wurden – wozu nur? Ich lehne diese Produkte nicht ab, beherberge selbst zwei Laptops, einen E-Reader und ein Tablet und meine Kinder nutzen diese auch, doch sie brauchen diese nicht für den Unterricht. Stattdessen fehlen in der örtlichen Grundschule ordentliche Toiletten, das Schuldach wurde vom Sturm zerstört und viele Kinder sitzen nun in Containern, die interessanter Weise besser ausgestattet sind als das alte Schulhaus. Wissenschaftler der Uni Ulm rund um Prof. Spitzer haben zudem herausgefunden, dass Laptops in den Schulklassen keine besseren Leistungen ermöglichen. Es geht eher in die Richtung: Die guten Schüler bleiben auf dem gleichen Niveau, die schlechten werden noch schlechter.

Mein Fazit: Die von Ihnen angeprangerten Lehrkräfte haben recht. Schenkt unseren Kinder Zeit, verkleinert die Klassengrößen, ermöglicht Erlebnispädagogik für alle, aber hofft nicht, dass unser Nachwuchs dank Laptop und WLAN  mit einer gesünderen Basis ins Leben geht. – C. Dreyer


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

„Lehrer fürchten die Digitalisierung“ behauptet Manuel Hartung in der ZEIT Nr. 44 und erklärt uns auch gleich die „merkwürdige digitale Bildungsangst“ der „Digitalverweigerer“ in den deutschen Lehrerzimmern. Dass eine Mehrheit der Lehrer die Milliardenoffensive von Bildungsministerin Wanka mit guten Gründen skeptisch sieht, scheint er nicht in Erwägung zu ziehen.

Dabei hätte ein Blick in den WISSEN-Teil derselben Ausgabe für Herrn Hartung und andere aufschlussreich sein können: Dort wird berichtet, dass interessanterweise gerade junge Zeitgenossen (49% der 14-17jährigen und 41,3% der 18-35jährigen) es ablehnen, „Kinder so früh wie möglich an das Internet heranzuführen“. Lediglich die über 66jährigen halten dieses Ziel mehrheitlich für erstrebenswert!

Kann es sein, dass gerade die, die am wenigsten Ahnung von der Materie haben, einer Zwangsdigitalisierung das Wort reden – nicht weil es pädagogisch oder sonstwie sinnvoll wäre, sondern einfach weil es gerade en vogue ist? – Andreas Obrecht


Leserbrief zu „Falscher Gegner“ von Lisa Nienhaus

Auch ich habe gegen TTIP demonstriert. Aber nicht, weil ich Angst vor dem Freihandel hätte – im Gegenteil, ich glaube durchaus, dass dieser zu höherem Wohlstand führt. Ich verstehe allerdings nicht, warum ein Freihandelsabkommen vorsehen muss, dass Wirtschaftsunternehmen die beteiligten Staaten vor privaten oder auch nicht privaten Schiedsgerichten verklagen können, wenn ihre Gewinnchancen durch neue Gesetze geschmälert werden. Darin sehe ich eine Einschränkung der Souveränität der Parlamente gegenüber der Macht der Konzerne. Das zeigte sich am deutlichsten darin, dass selbst die Bundestagsabgeordneten, die für uns über die Abkommen entscheiden sollen, nur zeitlich begrenzt und ohne die Möglichkeit, Aufzeichnungen zu machen, Einsicht in die Verhandlungsunterlagen nehmen durften. Als Bürger, der diese Abgeordneten mit gewählt hat, empfand ich diese Einschränkungen als demütigend.

Solche Schiedsgerichte sind meines Wissens eingeführt worden, um Investitionen in Drittweltstaaten zu ermöglichen und zu fördern, in denen das Rechtssystem nicht vor willkürlicher Benachteiligung ausländischer Investoren schützt. Braucht es einen solchen Schutz in Europa und Nordamerika? Wenn ein europäischer Konzern Investitionen in Europa tätigt, geht er doch auch das Risiko ein, dass sein Gewinn z. B. durch eine Verschärfung von Umweltvorschriften geschmälert wird. Warum muss ein amerikanischer Konzern, der in Europa investieren will, vor diesem Risiko geschützt werden? – Volker Urban


Leserbrief zu „Ein Affront“ von Ronald S. Lauder

Als ich diesen auch von der ZEIT nur als „Glaubensfrage“ auf S. 60 behandelten Protest von Ronald S. Lauder gelesen hatte, verstand ich garnichts mehr und konnte kaum GLAUBEN, was ich dort als kurze Information bekam: Die nicht gerade unbedeutende Unterabteilung der Vereinten Nationen, die UNESCO, zuständig für Erziehung, Wissenschaft und Kultur hat eine Resolution zum kulturellen Status des Tempelberges in Jerusalem herausgegeben, in der dessen 3000jährige Bedeutung für das Judentum keinerlei Erwähnung findet, sondern nur die heutige, islamische seit der muslimischen Besetzung im 7.Jahrhundert.

Interessant ist dabei die Abstimmung über diese unglaubliche Geschichtsverfälschung:

24 Staaten Stimmten dafür (neben islamischen Staaten auch Russland und China, 6 stimmten dagegen wie Deutschland und die USA und 26 enthielten sich. Darunter Frankreich, Spanien, Italien und Schweden, die damit die Annahme der Resolution ermöglichten. Und das ist der eigentliche Skandal. Wenn man die nach Mohameds Tod konstruierte blumig-phantasievolle Legende von dessen „Nachtreise“ von Mekka nach Jerusalem und seine Himmelfahrt vom Tempelberg als realer und bedeutender erachtet als die in den Jahrtausenden zuvor im alten Testament überlieferten Zeiten Samomons und Davids und deren Tempel als höchstes Heiligtum der Juden auch in den jahrhundetelangen Zeiten der Diaspora und das ganze sowieso als religiösen Hokuspokus ansieht dann ist dem eh alles egal. Hier geht es aber um die Abstimmung in einer nicht ganz unbedeutenden Institution der Menschengemeinschaft. Und die sollte man aufmerksam politisch betrachten und analysieren.

Reicht der Einfluss der islamischen Ideologie und Politik schon soweit, dass solche Abstimmungsergebnisse zustande kommen! Beängstigend. Ich stehe nicht allein mir der Ansicht, die auch von kenntnisreichen Muslimen vertreten wird, dass man zunehmend SEHR wachsam sein sollte gegenüber einem ideologischen-politischen Imperialismus. Ich hoffe, dass der Protest gegen diese Resolution breiter wird, bestenfalls zur erneuten Diskussion und Revidierung führt. Sie fragen, was ich für einer bin? Ich bin überzeugter Anhänger des ausschließlich Frieden predigenden Hippies und Reformators der jüdischen Lehre, Jesus. Auch Luther hat zeitgemäß sein Bestes versucht, dessen Lehren wieder zu „demokratisieren“ – aber was wird schon aus gut gemeinten Ideen …. – Jochen Volland


Leserbrief zu „Das Leiden der anderen“ von Adam Soboczynski

Carolin Emckes Ausführungen und Ansinnen kann durchweg zugestimmt werden, wenngleich schon allein aus Gründen der eingehend beschriebenen menschlichen Diversität nicht jeder Relation ihrer Projektionen von Tatsache, Wirkung und Argument gefolgt werden muss.   Die rechtsstaatliche Demokratie ist gewiss das größte Versprechen und der wichtigste Auftrag, den sich eine humane und aufgeklärte Gesellschaft geben kann.   Wohl keine andere Staatsform sichert die Abwehr von Egoismen und Machtmissbrauch, stärkt somit den sozialen Frieden und den menschlichen Zusammenhalt, in einem auch nur annähernd vergleichbaren Maße. Und es ist zweifellos die Freiheit und das Ethos einer befriedeten Gemeinschaft, die den (objektiven wie subjektiven) Werten des Lebens ihre Gültigkeit verleiht, wohlwissend, wie Emcke bilanziert, dass der Erhalt einer freien, säkularen, demokratischen Gesellschaft zu keiner Zeit ein lediglich aus der Komfortzone steuerbarer Mechanismus sein wird.

In diesem Bewusstsein sind nicht allein die geteilten Staatsgewalten, sondern alle Bürgerinnen und Bürger beständig dazu aufgerufen, die Grundrechte eines jeden Menschen in Wort und Tat zu bewahren. Der weitsichtige englische Schriftsteller und Journalist George Orwell hat die Bedeutung von Libertät und Selbstbestimmung seinerzeit wie folgt beschrieben: “Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.“ Und Verantwortung ist hierüber die Pflicht, dies allenthalben mit Respekt und Achtung gegenüber den anderen zu tun. Um diesem humanitären Imperativ tatsäch bestmöglich gerecht zu werden braucht es sicher manchmal einen Perspektivwechsel, aus den Augen verlieren dürfen wir ihn jedoch nicht im Geringsten. – Ira Bartsch


Leserbrief zu „Keine Angst vor dem Computer“ von  Manuel J. Hartung

Seit 42 Jahren bin ich ununterbrochen im Schulalltag tätig, ich habe die Anfänge des PC-Zeitalters mitgemacht und erlebt, wie wichtig und vorteilhaft Computer und internet und Vernetzung in der heutigen Welt sind.

Sie verkennen aber vollkommen die Schulwirklichkeit, wenn Sie glauben – und das tun manche Kultusbehörden leider auch – dass Kenntnisse im Gebrauch von PCs und Smartphones die geistige Entwicklung Jugendlicher besonders fördern. Das Gegenteil ist der Fall.

Jugendliche vertrauen den Überschriften der internet-Seiten ohne kritische Distanz. Zwar kommt man sehr schnell und umfassend via internet an alle möglichen Daten und Artikel. Aber die geistige kritische Auseinandersetzung und Durchdringung ist der wahre Bildungsprozess, und der wird nicht geleistet durch „copy and paste“ , sondern durch Durchlesen, Exzerpieren, Unterstreichen, darüber Nachdenken beim Zusammenfassen…Das schnelle Hasten (und Herunterladen) von einem Artikel zum anderen erzeugt den Irrglauben, man habe nun etwas in seinem Hirn. Man hat es nur auf der Datei.

Das Vorhandensein von Beamern und Tablets im Klassenzimmer erspart die dicken Atlanten mitzuschleppen, erlaubt kurze Einspielungen im Unterricht. Aber dann beginnt erst die eigentliche Arbeit und Auseinandersetzung , im Durchdenken, im Nachsprechen, im Diskutieren mit anderen in der Gruppe.

Computer werden immer Hilfsmittel bleiben, die eine leistungsfähige und schnelle Möglichkeit bieten, Vielfältigstes sich zu beschaffen. Aber genausowenig wie es hülfe, ein Vokabelbuch unters Kopfkissen zu legen , hilft es , sich Informationen aus dem Netz zu ziehen, ohne sich damit auseinanderzusetzen.

Programmieren lernen im Unterricht ist für ein paar wenige, logisch und mathematisch Begabte interessant. Aber die Informatik erschließt sich dem Großteil nicht, auch wenn man in der dritten Klasse mit kleinen Progrämmchen beginnt, die ja nicht dem Hirn des Drittklässlers entspringen. Eine Programmiersprache ist streng logisch aufgebaut und ist eine künstliche , komplexe, keine lebendige Sprache. Was die Kinder und Jugendliche mit dem PC machen, ist sich seiner Software zu bedienen. Aber wenn man sich zB in der Mathematik des Schaubildmoduls bedient, zeichnet der PC wunderbare Schaubilder, aber der Bediener versteht nicht, warum das Bild so ist, wie es ist, weil er es noch nicht selbst Stück für Stück in einzelnen Punkten entstehen ließ. Der Schöpfungsprozess geht ihm ab. Folge ist, dass er nicht durchschauen kann, ob das, was ihm der PC zeigt, stimmen kann.

Während all der Jahre, in denen ich nun unterrichtet habe, kam es immer darauf an , den Lernprozess durchsichtig zu machen und das Verstehen und Be-greifen zu begleiten. Computer sind bei dieser geistigen Auseinandersetzung mit der Welt und ihren Regelkreisen, mit den Beziehungsgeflechten eher hinderlich. Sie können als Hilfsmittel wunderbar eingesetzt werden, aber nur als Hilfsmittel. Der Mensch hat die Verantwortung, nicht der PC oder das Programm. Wer sich nicht seines Verstandes kritisch bedienen kann, wird Knecht der Maschine und liefert sich ihr aus.

Die Milliarden des Bundes sollten dazu verwendet werden, nicht die Schulklos schöner zu streichen, sondern die Lehrer fort- und weiterzubilden, denn wie Hattie in seiner Studie zeigte: Nicht die Größe der Klasse ist entscheidend für den Erfolg des Unterrichts, sondern die Person, die den Unterricht leitet, der Lehrer. Wir brauchen in erster Linie besseren Unterricht durch bessere Lehrer! Und ob sie dabei PC’s oder Tablets oder…einsetzen, ist zweitrangig. In den Köpfen der schüler muss etwas in Gang gesetzt werden. – Alois Lienhard