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03. November 2016- Ausgabe 46

 

Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

Die Evidenz ist anders

Der Artikel „Wenn die Seele Hilfe braucht“ von Corinna Schöps im ZEIT Doctor Magazin 46 vom November ist erstaunlich unausgewogen. Die Gesamtheit der vorliegenden wissenschaftlichen Evidenz wird nicht angemessen berücksichtigt. Patienten und Interessierte – Laien wie Fachleute – werden in die Irre geführt

So ist es z.B. ein Mythos, dass die Verhaltenstherapie bei Ängsten „unschlagbar“ sei (Schöps, S. 8). Neue Studien zeigen, dass manual-geleitete psychodynami-sche Kurzzeittherapie mit z.B. 25 Sitzungen ebenso wirksam ist wie kognitive Verhaltenstherapie (z.B. Bögels et al., 2014; Keefe et al., 2014). Dies gilt im übrigen auch für die Behandlung der Depression (Connolly Gibbons et al., 2016; Driessen et al., 2015; Driessen et al., 2013)und führte Michael Thase, einen führenden US-amerikanischen Psychiater und wahrlich kein Vertreter der psychodynamischen Therapie zu der Feststellung (Thase, 2013, S. 954), dass es keinen Grund gibt anzunehmen, psychodynamische Therapie sei bei Depression  weniger wirksam als kognitive Verhaltenstherapie. Dieses Ergebnis gilt auch für andere psychische Krankheitsbilder wie Persönlichkeitsstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen, Anorexie, Opiat-Abhängigkeit oder Paarprobleme (Übersicht z.B. bei Leichsenring et al., 2015).

Vage Behauptungen (S. 12), aufdeckende Verfahren würden mit einem erhöhten Risiko für Labilisierung und z.B. Suizidalität einhergehen, entbehren dagegen jeder empirischen Grundlage. Dabei steht  es außer Frage, dass die Untersuchung von Nebenwirkungen in der Psychotherapie ein wichtiges Thema ist.

Im Artikel von Corinna Schöps findet sich an verschiedenen Stellen – immer wenn es um die psychodynamische Therapie geht –  ein Herunterspielen kindlicher z.B. traumatisierender Erfahrungen (z.B. Kasten S. 7) Andererseits wird auf die neurobiologischen Folgen traumatischer Erfahrungen verwiesen (S. 11). Das ist inkonsistent: einmal spielen kindliche Erfahrungen eine Rolle,  dann wieder nicht. Niemand befasst sich in der Psychotherapie mit der Vergangenheit – wenn sie wirklich vergangen ist. Anders ist es, wenn sie in die Gegenwart hinein wirkt und Probleme macht. Auch in der CBASP Psychotherapie für chronisch depressive Patienten, welche zitiert wird, spielen frühe traumatisierende Beziehungserfahrungen eine bedeutsame Rolle und werden in die Therapie direkt bearbeitet (Brakemeier et al., 2012), was im Artikel von Corinna Schöps aber verschwiegen wird.

Alles hat seine Zeit, auch in der Psychotherapie. Akute Probleme lassen sich bei den meisten Patienten mit Kurzzeitherapie bis zu 25 Sitzungen gut behandeln, für chronische Probleme reichen diese jedoch in vielen Fällen (40%) und bei Persönlichkeitsproblemen in den meisten Fällen (ca. 60%) nicht aus. Das ist empirisch durch Dosis-Wirkungskurven belegt (Kopta et al., 1994). Wie viel Therapie Menschen mit schweren Störungen brauchen, ist aber wissenschaftlich ungeklärt (Perry et al., 1999). Auch die Erfolgsraten der verhaltenstherapeutischen Kurzzeittherapie z.B. bei Angststörungen, übrigens von Verhaltenstherapeuten selbst berichtet (Loerinc et al., 2015), zeigen, dass hier deutlich Luft nach oben ist: Die Besserungsraten liegen um 50%, die Heilungsraten um 25% oder darunter. Verhaltenstherapie ist kein Allheilmittel. – Psychodynamische Therapie natürlich auch nicht.

Die Wirksamkeit psychodynamischer Therapie (der Oberbegriff für alle psychoanalytisch begründeten Therapien) ist vom Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (WBP, wbpsychotherapie.de) anerkannt worden. Der WBP ist das oberste Gremium, das in Deutschland über die Wirksamkeit und Wissenschaftlichkeit psychotherapeutischer Verfahren gutachtet. Es ist paritätisch besetzt u.a. mit Vertretern der Verhaltenstherapie und der psychodynamischen Therapie.

Dennoch steht außer Frage, dass weitere Forschung zur psychodynamischen Therapie notwendig ist – wie in jedem Forschungsbereich. Dies betrifft etwa Fragen der differentiellen Indikation (welche Therapie für wen?) oder der Behandlung von Patienten, die von den bisher vorliegenden Behandlungen nicht ausreichend profitieren.

In dem Artikel von Corinna Schöps sind nur Verhaltenstherapeuten zu Worte gekommen, nicht ein einziger Vertreter einer anderen Psychotherapierichtung. Mehr Sachlichkeit und weniger offenkundige Parteilichkeit seitens der Autorin wären wünschenswert gewesen.

Beständig einen Gegensatz zwischen psychodynamischen und verhaltens-therapeutischen Verfahren zu konstruieren – durch welche Beweggründe auch immer motiviert – ist nicht hilfreich, jedenfalls nicht für  Patienten. Beide Verfahren sind nachweislich wirksam. Es ist daher zu begrüßen, dass Patienten hierzulande Zugang zu verschiedenen Verfahren haben, diese Pluralität ist etwas Wertvolles und zu Bewahrendes. Nicht jede Therapie passt gleichermaßen zu jedem Patienten. Einseitige Artikel wie der von Corinna Schöps tragen dem nicht Rechnung und desinformieren Patienten.

Wir finden es erstaunlich, dass ein so unausgewogener Beitrag gerade im Wochenmagazin „Die ZEIT“ veröffentlicht werden konnte.

Prof. Dr. Falk Leichsenring (Universität Gießen), Prof. Dr. Manfred Beutel (Universität Mainz), Prof. Dr. Manfred Cierpka (Universität Heidelberg), Prof. Dr. Stephan Doering (Universität Wien), Prof. Dr. Johannes Ehrenthal (Universität Klagenfurt), Prof. Dr. Harald Gündel (Universität Ulm), Prof. Dr. Gereon Heuft (Universität Münster), Prof. Dr. Johannes Kruse (Universität Gießen), Prof. Dr. Simone Salzer (International Psychoanalytic University Berlin), Prof. Dr. Henning Schauenburg (Universität Heidelberg), Prof. Dr. Gerhard Schüssler (Universität Innsbruck), Prof. Dr. Wolfgang Söllner (Paracelsus Privatuniversität Nürnberg), Dr. Christiane Steinert (Universität Gießen)


Leserbrief zu „Sie holen uns“ von Can Dündar

Da ist der zitierte Edzard Reuter nicht allein, wenn ihn die Maßnahmen in der Türkei an jene zu Anfang der Nazizeit erinnern. Denn nicht nur wesentliche Grundrechte wurden damals mit der sogenannten Notverordnung (28.2.1933) infolge des Reichstagsbrandes (27.2.1933) außer Kraft gesetzt, sondern diese sah unter anderem auch die Todesstrafe für Brandstiftung vor. Der vermeintliche Täter Marinus van der Lubbe wurde auf der Grundlage eines Gesetzes zum Tode verurteilt und hingerichtet, welches also zum Zeitpunkt der Tat noch gar nicht wirksam war. Das war der Schritt in den Unrechtsstaat. Mal abwarten, wie die türkische Justiz bei einer Wiedereinführung der Todesstrafe mit den Putschisten des Sommers verfahren wird. – Heinz-Peter Luther


Leserbrief zur Facebook-Anzeige

gerade sehe ich die ganzseitige Facebook-Anzeige auf Seite 9 der akutellen Ausgabe. Verkauft die ZEIT ihre Seele? – Christopher Hagen


Leserbrief zu „“American Angst““ von Bernd Ulrich

Der Weltuntergang naht, wenn Trump die Wahlen gewinnt. Die Medien überschlagen sich mit Horrormeldungen und Ihr Blatt beteiligt sich in ähnlicher Form. Nichts, aber auch gar nichts wird sich  an der Demokratie in Amerika etwas ändern.  Trump will Amerika wieder stark machen. Nichts anderes hat er im Kopf. Das muß ja nicht verkehrt sein. Europa wird das natürlich nicht umbedingt gefallen. Aber wahrscheinlich wird die Aufregung ohnehin umsonst gewesen sein. Und wenn nicht, dann wäre das gar nicht so verkehrt. Was wurde nicht alles über den Brexit geschrieben – wenn er kommt. Nichts von dem wird eintreten. Die Medien müssen aupassen , daß sie überhaupt noch ernst genommen werden. Weniger Ihr Blatt.  Viel mehr muß man sich sorgen um Europa machen. Mit Deutschland an der Spitze wird der Zerfall weiter voranschreiten. Darüber lohnt es sich den Kopf zu zerbrechen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „“American Angst““ von Bernd Ulrich

Der Artikel von Bernd Ulrich „American Angst“ hat mir wieder einmal vor Augen geführt, wie gekonnt in Recherche und Ausdrucksstark die ZEIT das Zeitgeschehen kommentieren kann. Das hatte ich in den vergangenen Ausgaben schmerzlich vermisst. Es ist fast so, als wären die Kräfte für diese Ausgabe vor der US-Wahl aufgespart worden. Mit Artikeln wie in dieser Woche veröffentlicht weiß ich wieder, warum ich eine so begeisterte Leserin der ZEIT bin und sich das Abonnement lohnt!

Danke, Bernd Ulrich, für diesen aufschlussreichen packenden Artikel!

Als Missgriff empfinde ich es dabei, dass Sie „Was bringt Psychotherapie?“ als Aufmacher gewählt haben. Er wird dem Informationsgehalt und der Wichtigkeit des Politikteils einfach nicht gerecht. – Petra Völker


Leserbrief zu „“American Angst““ von Bernd Ulrich

Viele wichtige Punkte hat der Autor in seiner Analyse angeschnitten. Dem Fazit muss ich allerdings vehement widersprechen. Die Desillusionierung erfolgt derzeit auf Seiten der amerikanischen Wähler. Die zuletzt nur noch schuldenfinanzierte Teilhabe ist mit der Immobilienblase geplatzt. Die Sinnlosigkeit und Brutalität der letzten Kriege hat das Wort Opferbereitschaft ad absurdum geführt. Vielleicht erwächst aus den Trümmern dieser alten Demokratie eine neue. Mit einer global vernetzten, kritischen Weltöffentlichkeit. Dann wäre die derzeit vielerorts zu beobachtende Renaissance der Populisten und Despoten nur ein Übergang von der Postdemokratie in die globale Demokratie. – Johannes Stockerl


Leserbrief zu „Geld für die Betrogenen“ von Kolja Rudzio und Marcus Rohwetter

Ihr Autor ist auf der richtigen Seite. Singapur ist nicht nur in dieser Beziehung ein Vorbild für andere Staaten. Das trifft fast auf alle Bereiche zu. Ehrlicher Weise muß man aber auch bedenken, aufgrund ihrer Größe können die leicht auf ein Auto verzichten. Dort läuft ohnehin alles mit Taxis.  Ich habe dort über 4 Jahre gelebt und bin heute noch mit dem Land  verbunden. Dagegen können Sie unsere Demokratie in die Tonne werfen. Es gibt kaum Kriminalität und keinen Stress mit ausländischen Bürgern.  Warum ist das so ? Papier auf die Straße schmeissen kostet dem Verursacher umgerechnet 500,- €. Zigarette aus dem Auto werfen sind sie mit circa  1.000,- € dabei.  Bei körperliche Attacken fliegen sie sofort in den Knast. Ausländische Bürger , die sich nicht an die Regeln halten , die die Politik vorgegeben hat,  wird innerhalb von 4 Wochen des Landes verwiesen. Dort leben Verschiedene ethnische Gruppen – auch viele Muslime. Die verstehen sich alle bestens.  Ein sehr aufgeräumtes Land. Der Wohlstand ist höher als bei uns und in Europa ohnehin. Wenn das Klima nicht wär, hätte ich dort gern leben wollen. Das Märchen von Resozialisierung ist in Wahrheit eine Einladung zu mehr Kriminalität . Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.  Deswegen, behaupte ich, wird auch nix mit Europa und Deutschland wird es in 40 Jahren auch nicht mehr geben. Das werden Sie nicht gern hören, ist aber so. Der Autor möge mir das nachsehen.  – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Sex nach Lehrbuch“ von Jörg Lau

Die Diskussion um die Ausdrücke „Toleranz“ und „Akzeptanz“ kann m. E. nicht einfach als bloßer Streit um Worte abgetan werden. Wenn Minister Lorz Akzeptanz statt Toleranz fordert, deutet dies auf einen völlig fehlgeleiteten Toleranzbegriff hin. Von Wiesbaden nach Frankfurt ist es ja nicht allzu weit. Ich empfehle ihm daher dringend, sich einmal in die Vorlesung von Rainer Forst zu setzen, der zum Thema „Toleranz“ Grundlegendes zu sagen hat.

Ich zitiere als meinen Kronzeugen zu diesem Thema Jochen Teuffel, der Rainer Forsts Toleranzbegriff auf sehr pointierte Weise christlich adaptiert hat. Auch ein christliches Toleranzverständnis, sofern es den Wahrheitsanspruch nicht aufgibt, definiert Toleranz im Sinne des Ertragens, nicht des Akzeptierens:

“Der Etymologie nach bedeutet die lateinische tolerantia … nichts anders als Erdulden bzw. Ertragen. Ein toleranter Mensch hat demzufolge etwas zu ertragen, was ihm zu schaffen macht. Um diese Bedeutung klarzustellen, empfiehlt sich die Hinzunahme dreier weiterer Wörter mit lateinischem Ursprung: Akzeptanz, Indifferenz und Ignoranz. Deren eigentümliche Bedeutungen werden häufig mit Toleranz verwechselt. Wer etwas akzeptiert, nimmt der Etymologie (accipere) zufolge etwas willentlich für sich selbst an, was durch solch einverständige Annahme nicht ertragen werden muss. … Wo eigene Indifferenz bzw. Ignoranz gegenüber anderen vorherrschen, kann man sich das eigene Ringen um Akzeptanz bzw. das passionierte Ertragen (Toleranz) ersparen.”  (Jochen Teuffel, Mission als Namenszeugnis. Eine Ideologiekritik in Sachen Religion. Tübingen: 2009, S. 194).

In der Schule nun treffen Schüler und in gewisser Weise deren erziehungsberechtigten Eltern aufeinander, die eine sehr unterschiedliche Gewissensbindung haben. Darunter sind Christen, für die g e l e b t e Homosexualität Sünde ist (vgl. 1. Mo 19; 3. Mo 18, 22; 20, 13; 2. Pet 2, 6 f.; Jud 7; 1. Tim 1, 10; 1. Kor 6, 9; Mt 15, 19; Mk 7, 21). Wer von solchen Schülern und Eltern statt Toleranz im oben genannten Sinn Toleranz im Sinne von Akzeptanz für jedwede Lebensform fordert, propagiert eine Toleranz, die intoleranter nicht sein könnte. Ein solcher „Aufklärungsfundamentalismus“ ist von Rousseaus Forderung nicht mehr weit entfernt: „… der muss aus dem Staate verwiesen werden.“ Dass ein CDU-Minister den “Tugendterror” unserer Tage auf die Spitze treibt, ist dabei einfach nur absurd! – Marcel Haldenwang


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

Leider ist der Artikel einseitig und lässt wichtige neuere Erkenntnisse außer Acht. Erschreckend ist, dass dies der Aufmacher der aktuellen Zeit ist. Zum einen wird komplett außer Acht gelassen, wie nachhaltig eine Therapie wirkt. So zeigen neuere Studien, dass psychodynamische Verfahren nach Jahren teilweise besser wirken (https://www.welt.de/print/wams/wissen/article152720090/Freud-lebt.html).   Viele Dinge, die im Artikel als „Erkenntnisse“ verkauft werden stimmen so nicht. Auch werden aufgeworfene Fragen nicht behandelt.  – was nachweislich wirkt: es gibt leider kaum gesicherte Nachweise, welche über eine 35 Stunden Behandlung hinaus gehen.

Entsprechend oberflächlich ist der „Nachweis“. Hier ist mehr Forschung notwendig. So ist es zB vorstellbar, dass als gesichert geltende Therapieverfahren nicht nachhaltig wirken, dh auf lange Sicht zu keiner Besserung führen. Zum anderen basiert die meiste Forschung auf klar abgegrenzte Störungen, die in der Praxis leider kaum auftauchen. In 20h behandelt kaum ein Kollege eine Angststörung, da meist noch andere Störungen eine Rolle spielen. Erschwerend kommt hinzu, dass sie zB. Forschung nicht mit suizidalen Patienten durchgeführt werden sollte. Entsprechend schlecht ist die Datenlage.  – die Beschreibung psychodynamischer Verfahren ist fehlerhaft. Nicht alle Schulen konzentrieren sich auf die frühe Kindheit. So hat zB CG Jung den Begriff der Finalität geprägt, neuer Ansätze betrachten vor allem das intersubjektive Geschehen zwischen Klient und Therapeut oder in der Gruppe. Darüberhinaus ist die wissenschaftliche Überprüfung der psychodynamischen Verfahren hoch komplex.

Zum Vergleich: akademisch-psychologische Forschung beschränkt sich meist nur auf eine Mensch-Computer-Interaktion, da andere Forschung viel zu aufwendig ist, wie zB einen Prozess abzubilden. Bei der Psychotherapieforschung sollten zB Videos analysiert werden, um gesichert angeben zu können, was genau wirkt. Um auf gesicherte Erkenntnisse bei einer Psychotherapie zu kommen sollten dann mindestens 180 Personen miteinander verglichen werden. Dabei handelt es sich um einen Vergleich von zwei Gruppen: Kontroll- vs. Versuchsgruppe. Bei 80h Therapie macht das 90*80h=7200h Videomaterial. Dabei fallen dann jedoch noch immer mögliche nonverbale Cues unter den Tisch. Schwierig wäre es auch, welche Behandlung die Kontrollgruppe bekommt. Dies führt zum nächsten Punkt:  – je schwerer und chronischer ein Leiden ist, desto effektiver ist eine speziell zugeschnittene Methode -> gerade bei vielen Komobiditäten und Achse 2 Störungen (Persönlichkeitsstörungen) ist dies nicht der Fall. Die Aussage erklärt sich alleine durch die wohl durchgeführte „Überprüfung“.

Etwas was klar definiert ist, kann ich ich leichter messen, dh. leichter behandeln. Eine klar abgegrenzte Depression ist leichter durch einen Fragebogen zu messen und entsprechend leichter, auf den Fragebogen zugeschnitten, zu behandeln, um an gute Daten zu kommen.  – aufdeckende Verfahren sollten nicht mit stabilisierenden Verfahren verglichen werden. Beide sind berechtigt, d.h. beide haben unterschiedliche Indikationsstellungen. Bei vielen Personen ist es angebracht, zuerst stabilisierend zu arbeiten und im Anschluss aufdeckend. – nicht alle Therapieverfahren behandeln „seelisches Leiden“  – zum einen schreibt die Autorin von einem Mythos, dass stets schlimme Erfahrungen aus der Kindheit zugrunde liegen zum anderen werden gerade biographische Erinnerungen bei der „narrativen Exposistionstherapie“ angeführt. Darüberhinaus wird dieser Mythos nicht näher erläutert.  – wissenschaftlich anerkannt in Deutschland als Therapieverfahren ist die Verhaltenstherapie, die psychoanalytisch begründeten Verfahren, die Gesprächspsychotherapie und die Systemische Therapie. – Johannes Grapendorf


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

Die Aussagen im Artikel von Frau Schöps zum Thema tiefenpsychologisch fundierter/psychoanalytischer Psychotherapie sind dilettantisch recherchiert. Der Satz „…hier holt man erstmal die Defizite an die Oberfläche“ ist diffamierend und sachlich falsch. Menschen verarbeiten traumatisierende Entwicklungsbedingungen mit Beziehungs- und Verhaltensmustern, die mitunter selber zu krankheitswertigen Belastungen werden. Nicht das „Aufdecken von Defiziten“, sondern lebensgeschichtliche Zusammenhänge und die individuellen Verarbeitungsmodi stehen im Fokus tiefenpsychologischer und analytischer Behandlungen. Die Fähigkeit, die eigenen – auch die als krank erlebten und eingestuften – Lösungen als solche zu würdigen, ist basale Voraussetzung zur Überwindung seelisch einengender und selbstschädigender Muster. Es wird ein verzerrtes und entstelltes Bild dargeboten, das heutiger tiefenpsychologischer und psychoanalytischer Arbeit nicht entspricht. Ich finde es sehr bedauerlich, daß Frau Schöps es nicht für nötig erachtet hat – im Dienste professioneller journalistischer Recherche – analytische Fachleute zum Thema Psychoanalyse zu befragen (s. Cbasp), um solche Fehlinformationen zu vermeiden.  – Dipl.-Psych. Gudrun Jährig, Psychoanalytikerin


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

Als langjähriger Abonnent der Zeit und langjähriger niedergelassener Psychotherapeut (Tiefenpsychologe und Analytiker) habe ich mir wirklich verwundert die Augen gerieben, als ich den Artikel „Wenn die Seele Hilfe braucht“ vorhin las. Frau Corinna Schöps hat mit mindestens einem blinden Auge recherchiert. Sie hat zum Beispiel ausschließlich bei verhaltenstherapeutisch orientierten Ärzten, Forschern und Therapeuten recherchiert und im Gespräch mit denen, die ungefähr 50 % der Therapielandschaft (was Therapiemethoden und Anzahl der ambulanten Therapien betrifft) vertreten, natürlich völlig einseitige Ergebnisse erhalten und leider auch publiziert. Die anderen 50% sind tiefenpsychologische und analytische Therapien. Hätte Frau Schöps zum Beispiel mit Herrn Leichsenring gesprochen, einem tiefenpsychologischen Forscher, der weltweit sehr viele Studien zu Therapiemethoden und Therapieergebnissen untersucht hat, dann hätte sie gehört und erfahren, daß tiefenpsychologische Methoden den verhaltenstherapeutisch-kognitiven Methoden zumindest gleichwertig, in manchen Bereichen sogar überlegen sind (was Therapieerfolge betrifft). Solcherlei Einseitigkeiten bin ich von der Zeit nicht gewohnt und darüber bin ich auch enttäuscht!  – Dipl.-Psych. Erich Limmer


Leserbrief zu „“American Angst““ von Bernd Ulrich

Dass westliche Demokratien aktuell gefährdet sind, darin stimme ich Ihnen vollumfänglich zu. Die Wortwahl „von der Krankheit des Autoritarismus befallen“ zeugt allerdings meiner Ansicht nach davon, dass Ursach und Verantwortung am falschen Fleck gesucht werden. Diese Gefährdung ist auch das Resultat der nationalen und internationalen Regularien. Natürlich hat die Gesellschaft wie seit jeher denn Auftrag, die Werte, nach denen sie leben will, auch außerhalb der Gesetzgebung und behördlicher Verordnungen zu suchen und zu diskutieren. Aber wenn die Bevölkerung zu einem relevanten Anteil keinen Niederschlag ihrer Bemühungen mehr in den vereinbarten Regularien sieht, dann liegt ihre Unzufriedenheit auch in der Verantwortung der Regierenden. Viele große und grundsätzliche Fragen werden zudem nicht öffentlich diskutiert, vielleicht weil sie „zu groß für die nächsten 5 Jahre“ erscheinen. Das beunruhigt nicht nur mich.  Die AfD und Herr Trump sind kein Symptom einer fremdverursachten Erkrankung sondern zu einem großen Teil Folge der nationalen und internationalen Regularien. Die Regierenden müssen nicht nur „heldenhaft retten“, sondern auch die Ursachen bei sich selbst suchen. – Christian Voll


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

Schade, dass der Artikel über die Wirkung von Psychotherapie so einseitig ausfällt und lediglich verhaltenstherapeutisch ausgerichtete Kollegen und biologistisch orientierte Forscher zu Wort kommen. Hätte man auch einen Vertreter der kritisch beäugten Langzeitverfahren – sprich der analytischen Psychotherapie – zu Wort kommen lassen, so hätte dieser die Möglichkeit gehabt, z.B. auf die Münchner Psychotherapiestudie zu Depressionen hinweisen zu können. Deren Ergebnisse sind nämlich dahingehend zu verstehen, dass bei kürzeren Therapien (kognitive Verhaltenstherapie) am Ende der Therapie weiterhin 47% der Patienten die Kriterien einer Depression aufweisen, während dies bei einer analytischen Langzeittherapie lediglich 9% sind. Auch 1 Jahr nach Behandlungende zeigen in dieser Studie 58% der kognitiv verhaltenstherapeutisch behandelten Patienten wieder Kriterien für eine depressive Störung, während nur 11% der analytisch behandelten Pat. wieder Kriterien für eine Depression zeigen. Ich finde es sehr bedauerlich, dass der von Habermas bereits vor 50 Jahren beschriebene Zusammenhang zwischen Erkenntnis und Interesse in dem Schwerpunkt „Was bringt Psychotherapie“ nicht hinreichend reflektiert wurde.  – Dr. Michael Krug


Leserbrief zu „Wellen der Zuversicht“ von Hanno Rauterberg

Am 20. Juni 2016 (da begann der Karten-Vorverkauf der Elbphilharmonie) habe ich für ein Konzert im März 2017 die gewünschten Karten bekommen und auch die Reservierung für die Übernachtung klappte. Wir freuen uns sehr. An diesen zwei Tagen  werden wir die Elbphilharmonie von innen und außen kennen lernen und ein Konzert genießen..  Königin Silvia von Schweden hat die Elbphilharmonie bei ihrem kürzlichen Besuch als „Juwel“ bezeichnet und das stimmt genau. Hamburg und ganz Deutschland können sich über dies gelungene Bauwerk freuen.  Das nachstehende Bild zeigt kein Juwel, sondern ’nur‘ einen Bergkristall, den ich vor vielen Jahren in Österreich geschenkt bekommen habe. Mit ein wenig Phantasie kann man dabei aber auch (von der Elbe aus betrachtet) die Konturen der Elbphilharmonie sehen.  Herzlichen Glückwunsch aus dem Taunus nach Hamburg!  – Andreas Tiefensee


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

Die Autorin Corinna Schöps, Achtsamkeitslehrerin, hat sich aufgemacht, „mit Mythen über Psychotherapie aufzuräumen“ und Psychotherapieprozesse zu „entmystifizieren“. Dabei unterliegt sie leider selber erneuter Mythenbildung bzw. –perpetuierung, besonders bezüglich der Psychoanalyse. Völlig unkritisch und undifferenziert stellt sie “unschlagbare“, „beste Studienergebnisse“ der Verhaltentherapie „keinen guten Nachweisen… für die Wirksamkeit der Psychoanalyse“ gegenüber. Abgesehen davon dass seit Jahrzehnten hunderte von Einzelfallstudien die Wirksamkeit der Psychoanalyse belegen, werden seit vielen Jahren evidenzbasierte Studien z.B. zur psychoanalytischen Behandlung der Depression z.B. von der Frankfurter Psychoanalytikerin Marianne Leuzinger-Bohleber und ihrer Forschungsgruppe vorgelegt.

Das von der Autorin gezeichnete Zerrbild der Psychoanalyse sieht etwa folgendermaßen aus: Der Psychoanalytiker (Psychoanalytikerinnen gibt es für die Autorin offenbar nicht) „sitzt auf seinem hohen Ross“, ist freundlich, „Hauptsache die Chemie stimmt“, aber „hört bloß aufmerksam zu“ (nur ein „Placeboeffekt“), „gibt nichts von sich preis“, die negative Nebenwirkung: „Abhängigkeit“, „manche schaden ihren Patienten sogar“. Die Psychoanalyse „konzentriert sich auf die Dynamik zwischen Persönlichkeit und früher Kindheit“, sei ein „längliches Monologisieren“. Fazit: „Kein Patient muss unbedingt 300 Stunden auf die Couch“, hier werden „Ressourcen vergeudet“. „Unwirksame Therapien.. sind Betrug“.

Dann widerspricht die Autorin ihrer eigenen Hypothese, es sein ein Mythos, dass „schlimme Erfahrungen aus der Kindheit… seelischen Leiden zugrunde liegen“, „Seit längerem weiß man, dass sich schwere traumatische Erfahrungen aus der Kindheit in den Körperzellen und bestimmten Gehirnregionen manifestieren und regelrecht einbetten“. Ja, was denn nun?

Die Arbeit mit und an dem Unbewussten ist in der Tat ein Alleinstellungsmerkmal psychoanalytischer Therapien. Das Unbewusste kommt im ganzen Text 1 Mal vor, und zwar negativ: aufdeckende Psychotherapie labilisiere die Patienten statt sie zu stabilisieren, statt ihre „Kompetenzen“ und „Ressourcen zu aktivieren“.

Psychoanalyse ist ein differenziertes psychotherapeutisches Verfahren, das neben der 4stündi­gen Arbeit auf der Couch, viele niederfrequentere Therapien im Gegenübersitzen und Gruppentherapien, alles mit unterschiedlichsten Längen, umfasst. In meiner nunmehr 40jährigen beruflichen Erfahrungen als Psychoanalytiker habe ich mich ständig (fast bevorzugt) mit „schwereren Störungen“, „Borderline-Störun­gen“ und Traumaopfern, die nach Ansicht der Autorin bei Psychoanalytikern nicht unterkommen, befasst. Sie alle bedürfen tatsächlich langer Behandlungen. Über Jahre verdrängte Traumaerfahrungen können erst „auf den Tisch“, wenn in der therapeutischen Beziehung (unausweichliche Abhängigkeit) im Patienten eine hinreichende Sicherheit entwickelt worden ist, dass eine Konfrontation damit seelisch zu überleben ist. – Thomas Auchter


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

Gratuliere zu diesem äußerst differenzierten Artikel, der Wohl und Wehe der Psychotherapie genau beschreibt und auch die Neurobiologie und -pharmakologie adäquat widergibt. Ihr Artikel hebt sich so wohltuend von früheren Artikel in „Die Zeit“ ab, die meist Klische bedienten (Stichwort: Psychopharmaka helfen doch eh nicht, etc.).

Schmunzeln mußte ich nur bei zwei Teststellen. Nicht Alles Neue und Gute kommt immer aus Amerika. D.h. „Cbasp“ wenden wir, von Ihnen sogenannten „begabten Therapeuten“ schon lange an. Und auch nicht zufällig, so aus dem Bauch raus, sondern methodisch und pragmatisch (das Wort mag ich lieber als „eklektisch“, eklektisch klingt sehr nach „Beliebigkeit“).

Schon seit ca. 25 Jahren ist es Pflicht in der Facharztausbildung zum Psychiater und Psychotherapeuten ein umfangreiches psychotherapeutisches Hauptverfahren und ein ebenfalls rumfangreiches Zweitverfahren zu erlernen. Auch meine persönliche Analyse hatte ich, und das ist  schon einige Jahrzehnte her, bei einem Jungianer absolviert, der eine ganze Reihe von verhaltenstherapeutischer und „achtsamkeitsbasierter“ Tools in die Analyse einfließen ließ.

Wir schauen also schon eine ganze Zeitlang über den Tellerrand hinaus.

Es gibt sie zwar noch, die Verfechter der „reinen“ Lehre, egal ob VTler oder Analytiker, aber es werden weniger.

Sehr wichtig für den interessierten Leser fand ich den HInweise des Kollegen Bohus, nach spätestens drei Monaten muss der Patient eine Verbesserung seines Gesundheitszustandes feststellen können. Das gilt in der psychiatrisch/psychtherapeutische Therapie genauso wie in der somatischen. Das vermittle ich meinen Patienten auch schon seit Jahren.

Wie oft erlebe ich Patienten, die eine Therapien, z.T. über Jahre hinter sich gebracht hatten und bestenfalls konstatieren konnten,: Ja, der Therapeut hat mir halt freundlich zugehört und als die Sitzungsobergrenze erreicht war empfohlen, die Therapieart zu wechseln, deswegen bin ich jetzt zu Ihnen gekommen… Also, ein gelungener Artikel – Dr. med. Th. Lukowski, FA Psychiatrie und Psychotherapie


Leserbrief zu „Der Untergang der Fakten “ von Eva Bucher

Die Antworten der 10 Professoren sind einseitig. Mathematiker, Natur- und Technikwissenschaftler fehlen. Ein Klimaforscher und ein Geowissenschaftler äußern sich zum Klimawandel. Wegen dessen hochkomplexen Zusammenhängen ist die Faktenlage äußerst schwierig zu bewerten, nicht nur von den Fachfremden, auch von den Wissenschaftlern selbst, die heute zwangsläufig auf Teilaspekte spezialisiert sind. Die Einseitigkeiten „Klima ändert sich schon immer“ und „der Mensch ist (allein) Schuld am Klimawandel“ sind oft zu hören. Ein ernsthafte Untersuchung und Darstellung, wie groß der Anteil von natürlichen und menschengemachten Ursachen auf den aktuellen Klimawandel sind, findet kaum statt. Zwei weitere Professoren mokieren sich über „Lügenpresse“. Dazu ein konkretes Beispiel aus dem vielgescholtenen Dresden: Am Tag der deutschen Einheit pöbelten Rechtsradikale einigen Spitzenpolitiker an. Das wurde von der Mahrzahl der medien unverhältnismäßig aufgebauscht. Zur gleichen Zeit warfen linksradikale Demonstranten Steine und Flaschen. Darüber habe ich eine Woche später aus veröffentlichten Leserbriefen erfahren, die sich auf ein veröffentlichtes Interview mit einem hochrangigen Polizisten beriefen. Anstelle des Rufes „ihr überwiegend einseitig orientierten Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehanstalten“ haben die Demonstranten ein sicherlich etwas überspitztes, dafür aber kürzeres und prägnanteres Wort. Dadurch wird niemand körperlich gefährdet, was bei fliegenden Steinen und Flaschen aber der Fall ist, auch wenn sie medial überwiegend unter den Tisch gekehrt wurden. – Günther Hackel


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

Ihr Artikel über die Wirksamkeit der Psychotherapie in der letzten Ausgabe hat mich sehr überrascht und verärgert, da ich als regelmäßige Leserin der ZEIT derartige Widersprüchlichkeiten und auch gefährliche Verallgemeinerungen in Ihren Artikeln bisher nicht bemerken konnte.

Mein Eindruck war, dass Vertreter der Krankenkassen daran mitgewirkt hatten, die seit Jahren auf verkürzte Therapien drängen und damit ausschließlich auf Kostensenkungen. Unsere heutige Gesellschaft, die stark auf Effizienz und Leistung ausgerichtet ist, ruft doch gerade auch massive psychische Erkrankungen, wie Ängste und Depressionen hervorruft und das auch schon bei Kindern und Jugendlichen. Nun soll auch noch eine Psychotherapie in kürzester Zeit und damit kostengünstig reparieren.

Sie schreiben zu Recht, dass es unterschiedliche Schweregrade des seelischen Leidens gibt und Patienten unterschiedlich auf Therapien reagieren, gleichzeitig fordern Sie aber einen Behandlungsrahmen, der den Menschen wie einen Maschine betrachtet. Das gipfelt in der unsinnigen Aussage des Psychiaters Bohus, dass eine Therapie unwirksam sei, wenn sie nicht nach 3 Monaten eine deutliche Besserung zeigt. An dieser Stelle hätte ich mir nun doch ein kritisches Hinterfragen gewünscht.

Ich gehe davon aus, dass viele Leserbriefe dazu an die Redaktion gerichtet werden, so dass in einer Folgeausgabe auf dieses Thema von seriösen Experten aller therapeutischen Ausrichtungen noch mal eingegangen werden sollte. – Brigitte Koukal, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin


Leserbrief zu „“American Angst““ von Bernd Ulrich

Nachdem ich so viel nörgele in letzter Zeit möchte ich noch sagen, dass mir dieser Artikel insgesamt sehr gut gefallen hat, weil er in manchmal erfrischend salopper Sprache vieles auf den Punkt bringt. –

Christian Voll


Leserbrief zu „Wohin soll das führen“ von Fabian Klask

Mit Befremden nehme ich zur Kenntnis, dass in dem Artikel „Wohin soll das führen“ (DIE ZEIT, Nr. 46) mit Blick auf Russland das Agieren Herrn Steinmeiers, der mir als einer im Vergleich weisesten Politiker vorkommt, die wir haben, mehr oder weniger als Resultat parteipolitischen Kalküls abgetan wird. Der Wunsch, Spannungen abzubauen, wird dabei durchgängig mit leicht süffisantem Tonfall dargestellt. Ist es nicht vorstellbar, dass sich unser Außenminister seiner Verantwortung –  und seiner Möglichkeiten, Einfluss auszuüben – bewusst ist und entsprechend handelt, auch wenn er dafür Kritik einstecken muss?

Im vorliegenden Artikel wird darüber hinaus eine auf viele Menschen zutreffende Nähe zwischen dem Phänomen des Antiamerikanismus, dem Gedankengut der Parteien am rechten und linken Rand und der Entschlossenheit, mit Moskau im Gespräch zu bleiben, suggeriert, als handele es sich hier um die Überzeugungen politisch Verblenderter. Das ist deutlich zu kurz gegriffen

Grundsätzlich erscheint es mir notwendig, dass eine Zeitung vom Format der ZEIT die Vielschichtigkeit des Themas Russland nicht aus den Augen verliert und auf eine plakative Herangehensweise verzichtet. Natürlich wird der vom Autor gewünschte Effekt erreicht, wenn man jetzt schon auf die künftigen „düsteren Überraschungen und neue Eskalationsformen“ des russischen Präsidenten, der „unverdrossen“ Zivilisten bombardieren lässt, hinweist, doch sind, wie ich meine, kritische Einlassungen – deren Berechtigung ja nicht zu leugnen ist – nur dann wirklich überzeugend, wenn für das Verständnis wesentliche Teile des Bildes nicht ausgeblendet werden. Im vorliegenden Fall muss man meiner Überzeugung nach hinsichtlich der Frage, wer, wen, warum unterstützt (und wie es beide Seiten mit den Zivilisten halten) sehr genau hinschauen, und Lösungen in der Ostukraine sind nur dann möglich, wenn man die dortigen demographischen Verhältnisse nicht außer Acht lässt. Ich glaube, kluge Politiker wissen das – Robert Hartung


Leserbrief zu „“American Angst““ von Bernd Ulrich

Ein Problem Amerikas ist, das man dort sich selber gegenüber nicht ehrlich ist. Und die anderen ihnen gegenüber auch nicht.

Das die Amerikaner die Welt und uns vom Nationalsozialismus befreit haben unter großem Einsatz und mit hohen Verlusten, dafür gebührt ihnen ewig Dank. Das ist keine Frage. Wenn Sie, H.Ulrich, aber schreiben, die Amerikaner hätten die Welt schon zweimal vor den Deutschen gerettet, dann stimmt das nicht.  Spätestens seit Christopher Clark sollte doch bekannt sein, das der 1. Weltkrieg von Frankreich langfristig vorbereitet worden ist. (der Pakt zwischen Paris und St.Petersburg gegen Deutschland wurde 1894 geschlossen). Und ganz Europa ( Frankreich, England, Russland, Serbien, Italien), hat, jeweils aus unterschiedlichen Motiven heraus, mitgemacht. Und zum Schluss auch noch die USA. Ohne diesen Krieg und die Maßnahmen Frankreichs nach dem Sieg hätte es den Nationalsozialismus und den 2.Weltkrieg überhaupt nicht gegeben. Der Faschismus und Kommunismus ( Hitler, Mussolini, Franko und Stalin  ) waren das Ergebnis des 1. Weltkrieges, den Frankreich als Revanche für den verlorenen Krieg 1871 führen wollte und auch hat. So betrachtet sind die USA, die Frankreich den Sieg ermöglicht haben, mitschuldig an der späteren Entwicklung.

Die USA sind ein Land, das aufgrund seiner Mittel und Möglichkeiten überall Einfluss nehmen will und auch kann, das sich für andere Kulturen aber leider nicht interessiert. In ganz Südamerika haben sie sich ziemlich unbeliebt gemacht. Im Iran haben sie einen demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Mossadegh abgesetzt und den Schah als Diktator eingesetzt. Das Ergebnis ist, das seitdem überall der islamische Widerstand aus den Moscheen kommt. Zu Vietnam brauche ich nicht viel erzählen. Die Katstrophe ist abgelaufen, obwohl Ho Chi Minh eigentlich ein Freund Amerikas war, sein Pech war, er war Kommunist. Afghanistan, Irak, überall ist die Weltmacht völlig unsensibel aufgetreten. In Afghanistan haben sie sogar uns erfolgreich mithinein gezogen. Ohne den Einmarsch im Irak (durch die USA und England) hätten wir heute in Syrien eine andere Situation und wohl auch kein Flüchtlingsproblem. Gegenüber der Sowjetunion waren die USA erfolgreich, es war aber ein Spiel mit hohem Risiko. Und nach dem Erfolg hat man Russland verkommen lassen mit dem Ergebnis, das das wir es heute in Russland mit Kräften zu tun haben, die das Rad zurückdrehen wollen.

Und auch in der Zukunft wird sich wahrscheinlich nicht viel zum Besseren ändern. Trump hat mit keiner Silbe erkennen lassen, das er über diplomatisches Geschick verfüge, und auch Hillary Clinton hat solches in der Vergangenheit nicht erkennen lassen. Das vordringliche Problem der USA heute ist, die eigene Bevölkerung wieder am Wohlstand teilhaben zu lassen. Die eigene Mittelschicht hatte man vergessen. Der Fehler  in der Vergangenheit war, man hatte alles nur unter dem Aspekt von Macht und Einfluss im Ausland betrachtet. Es ging niemals um Gerechtigkeit. Bisher haben nur die Anderen gelitten, inzwischen wurde aber offensichtlich, das große Teile der eigenen Bevölkerung das Vertrauen in das eigene Establishment verloren haben.

Wenn man uns entsprechend den Taten des NS-Staates betrachtet, müssen wir das aushalten. (wobei diese Verbrechen schon mehr als genug sind) Wenn man uns aber für alles Unglück dieser Welt verantwortlich macht, dann ist das teilweise falsch und hilft auch nicht weiter. Die eigentlich Verantwortlichen werden dann wahrscheinlich nicht benannt. Und es kommt zu falschen Rückschlüssen.

So äußert Martin Amis in der  “Zeit”, weil Deutschland 2 mal die Welt in Brand gesteckt hätte, könnte man Deutschland eigentlich aus dem Kreis der Völker ausschließen. Er hat wohl übersehen, das sein Außenminister Earl Grey sich gegenüber Paris verbürgt hatte, das England 1914 in den Krieg eintritt. Und nur mit dieser Zusicherung wollte Frankreich den Schritt wagen.

Und Eugenio Scalfari fordert in der Zeit, weil Deutschland für alle Kriege im 20.Jahrhundert verantwortlich wäre, müsste es heute die Schulden Italiens übernehmen. Er hatte wohl übersehen, das Italien bewusst in den Krieg 1915 und in den von 1939 eingetreten ist mit dem Ziel, zusätzliche Gebiete zu rauben um sie Italien einzuverleiben. (1915 sogar mit Erfolg)

Es gibt keine Ehrlichkeit. Die Bürger werden überall manipuliert. Und wenn man Kritik äußert, wird einem gleich Antiamerikanismus unterstellt. Deshalb wird das Spiel mit der Ungerechtigkeit immer weiter gehen. Probleme werden nicht gelöst. Bei falsch dargestellten Gegebenheiten ist die Antwort oder Reaktion höchstwahrscheinlich  falsch.

Die Situation der USA ist eigentlich tragisch. Aufgrund ihrer 200 jährigen Geschichte, hatten sie den Ruf, der Hort der Freiheit und Demokratie zu sein. Sie würden eigentlich überall nur offene Türen einrennen müssen. Ihr Machtanspruch militärisch und wirtschaftlich ohne Rücksicht auf andere Kulturen hat dem Bild leider starke Risse zugefügt. Obama war der erste Präsident, der versucht hat, an diesem Eindruck etwas zu ändern. – Reiner Püschel


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

Sehr schön, dass Sie versuchen, das Dickicht in und um Psychotherapie zu beleuchten. Leider ziehen Sie im nächsten Schritt wieder scheinbar einfache und übersichtliche Lösungen aus der Tasche. Erst wird – zu Recht – verdeutlicht, dass Therapie schwierig ist, nicht alle Therapien und Therapeuten gleich gut sind, und unterschiedliche Störungen unterschiedliche Herangehensweisen erfordern. Doch dann wird wieder vereinfacht: Angststörungen brauchen eine VT, Depressionen Interpersonale Therapie, und für chronische Depressionen wird ein Therapieverfahren aus den USA genannt. Analyse sei leider gar nicht belegt, die tiefenpsychologisch fundierte Therapie etwas besser. Es wäre schön, wenn es so übersichtlich wäre.

Ja, Kassentherapie ist kein Gütesiegel, „kassenzugelassen“ hießt nicht „qualitätsgeprüft“.  Im Gegenteil, Psychotherapie als Teil des Kassensystems und Therapieausbildung unter staatlicher Aufsicht führt immer wieder auch zu vorauseilender Orientierung an vermeintlichen Standards und legt Patienten nahe, ihrem Psychotherapeuten ungeprüft viel Spielraum zuzugestehen.  Auch fördert das Kassensystem die vorhandenen Verfahren und stellt hohe Hürden für die Anerkennung neuer Verfahren auf. Aber die Idee, dass es für bestimmte Störungen einzelne Verfahren gibt, die immer helfen, verstellt den Blick auf das komplexe Geschehen zwischen Therapeut und Patient. Patienten sollten ermutigt werden  hinzuschauen, zu prüfen und etwas Gutes für sich zu wollen. Wen habe ich vor mir? Was gibt er mir? Hilft es mir? Diese Fragen gehören in eine Therapie.

Und um solchen Fragen standhalten zu können, reicht es auf Therapeutenseite nicht, sich nur auf ein Verfahren zu stützen. Es gibt vielfältige Lösungsansätze, aber vor allem braucht es Mut, sich auf sein Gegenüber einzulassen, sich selber zur Debatte zu stellen und auch Grenzen zu benennen.  Erfahrung ist hilfreich, aber ich muss nicht alles können. Wünsche nach schneller Heilung, sind selten zu erfüllen, langjähriges Leid, kann selten in kurzer Zeit beseitigt werden. Diese Fragen genau zu klären und zu benennen, schafft den Rahmen für eine gute therapeutische Arbeit.

Einen leichten Geschmack hinterlässt, dass eine Therapeutin außerhalb des Kassensystems die Kassentherapeuten kritisiert, um als Lösung einzelne, teils nicht zugelassene Therapieverfahren anzubieten. Ja, ohne Kassenzulassung muss man sein Angebot im Markt behaupten und steht stärker als Kassentherapeuten in der Prüfung. Wenn es hilft, kritisch zu bleiben, gut so! Wenn es dazu führt, die eigene Leistung als die Beste und als mühelos  erreichbar zu verkaufen, führt es mitunter zu Enttäuschungen und Nachfolgebehandlung bei Kassenpsychotherapeuten. Ich hätte mir gewünscht, dass bei einem so umfangreichen Bericht auch die größte Gruppe der Behandler, die Kassenpsychotherapeuten, zu Wort kommen.

Als niedergelassene Psychotherapeutin mit fast zwanzigjähriger Berufserfahrung weiß ich, dass viele Psychotherapeuten, kassenzugelassene und nicht kassenzugelassene und in verschiedenen Methoden ursprünglich ausgebildet, sich redlich und intensiv um ihre Patienten bemühen. Häufig sind dies Menschen mit schweren Lebensgeschichten und traumatisierenden Erfahrungen und leider braucht es hier auch immer wieder lange „Lern- und Übezeiten“, wie in Ihrem Artikel beschrieben. Wenn bei der Narrativen Expositionstherapie auf der eigenen Lebenslinie ganz überwiegend negative Erlebnisse stehen, braucht es mehr als nur eine Methode. Es braucht den ganzen Therapeuten, um trotz dieser Erfahrungen den Blick zu öffnen für verborgene positive Erlebnisse und es braucht Mut und Kraft, um den Wunsch zu wecken, sich ernsthaft um solch positive Erlebnisse zu bemühen. – PP P. Dziubek (VT, TP)


Leserbrief zu „Achtung, Umarmung!“ von Evelyn Finger

Dass Martin Junge vom Lutherischen Weltbund auf Castellano  (=südamerikanisches Spanisch ) predigte, kann kein „sanfter Wink“in Sachen Weltkirche gewesen sein. Martin ist Chileno (okay, Deutsch-Chilene), und er ist dem Papst schon lange zuvor mal begegnet. Sie kannten sich und ich deute die Predigt auf Castellano eher als „wir sind alte Kumpel vom selben Kontinent“ , also als Freundschaft. Sie, Frau Finger konnten den Zusammenhang nicht wissen; doch der „sanfte Wink“ ist mir zu spekulativ. Und ich weiß es nur, weil Martin an der Deutschen Schule in Concepción /Chile mein Klassenkamerad war.  – Sabine Wilms


Leserbrief zu „Der Untergang der Fakten “ von Eva Bucher

Der ansonsten verdienstvolle Artikel liefert gleich selbst ein Beispiel für den Untergang der Fakten:

Eingangs wird mitgeteilt: „Zehn Wissenschaftler haben uns geantwortet…“ Am Ende, „Hinter der Geschichte“, steht dann: „Für diesen Text schrieb Eva Buchter rund 40 Professorinnen und Professoren an, etwa zwei Drittel haben ihr geantwortet.“ Das wären dann nicht zehn, sondern etwa fünfundzwanzig.

Woran liegt das? Vielleicht an dem gleichen Grund, dem z. B. Samsung sein Smartphone-Desaster zu verdanken hat: Die Schnelligkeit des (auch des journalistischen) Geschäfts geht vor seine Sorgfalt.

Oder anders gesagt: Der Zwang des Faktischen ist sein Untergang – zumindest potentiell. – Hans-Jürgen Tlusty


Leserbrief zu „Der Untergang der Fakten “ von Eva Bucher

Lohnlücke zwischen Männern und Frauen beträgt 20% – Wer in unserem demokratischen Land denkt, dass es sich hierbei um Lohnunterschiede in tariflich ausgehandelten Lohnbereichen handelt? Das wäre wohl verfassungswiedrig!

Aber es ist wohl eine Tatsache, dass typische Frauenberufe mit einem niedrigeren Stundenlohn einhergehen? Das ist der eine kritische Punkt für die immer noch bestehende und weiterhinzu bekämpfende Benachteiligung der Frauen. Frauen und Männer sind unterschiedlich und werden es immer bleiben, aber dass unsere moderen Gesellschaft frauentypische Berufe immer noch weniger achtet ist ein Skandal!

Und der zweite Skandal besteht doch wohl in den Gehaltsunterschieden von Managern und Managerinnen der höheren Gehaltsklassen, die selbst verhandelt werden. Einerseits kann man sagen Frauen fordern eben von sich aus nicht so hohe Gehälter ein, was bestimmt richtig ist. Andererseits sind ja gerade die Auswüchse von hohen Manager Bonnie, … zum Teil wirklich kritisch zu bewerten und man könnte sich fragen, ob der Weg der Frauen in höheren Gehaltsklassen nicht gesellschaftlich der Akzeptablere ist und politisch unterstützt werden sollte.

Und der dritte Knackpunkt ist die immer noch bestehende höhere Belastung durch Familienarbeit der Frauen, die sich durch häufige Teilzeitarbeit von Frauen bemerkbar macht, zu schlechteren Karrierechancen führt und auch ein gewisses Rentenloch hinterlässt. Auch hier ist dringend eine Weiterentwicklung der gesellschaftlichen Standards notwendig, um endlich mit der Benachteiligung der Frauen aufzuräumen.

Ich finde es sehr enttäuschend, dass Sie in Ihrer Position sich auf die banale Behauptung zurückziehen, dass es bei tariflichen Löhnen keinen Geschlechterunterschied gibt. Wen interessiert das wirklich?!! Es wäre doch sehr hilfreich, wenn Sie sich in Ihrer Position mehr ich bin der gesellschaftlichen Fortentwicklung stellen würden und etwas progressivere Ansichten vertreten würden und eben den Fokus auf die nach wie vor bestehenden deutlichen Gehaltnachteilen der Frauen legen – die Sie ja nicht bestreiten? Für die Frauen dieser Welt! – Dr. Susanne Koch


Leserbrief zu „Sex nach Lehrbuch“ von Jörg Lau

Vielen Dank für Ihren Artikel, insbesondere den letzten Absatz, der den Nagel auf den Kopf trifft. Gestatten Sie mir eine Anmerkung:

Es scheint, Sie betrachteten die Nichtheterosexualität als eine Lebensweise. Das ist irreführend, finde ich, denn eine Lebensweise sucht man sich selbst aus, die sexuelle Identität hingegen sucht man sich nicht aus, die wird einem mitgegeben. Das ist genau wie mit der Hautfarbe. Sie fänden es sicher nicht in Ordnung, wenn Kinder ihren dunkelhäutigen Mitschüler „mürrisch hinnehmen“ und der Lehrer nicht einschreitet, denn genau dieses Nichtthematisieren einer mürrischen Haltung gegenüber Nichtweißen befeuert den Rassismus. Genauso verhält es sich mit dem schwulen Mitschüler und der Homophobie. – Johannes Koch


Leserbrief zu „“American Angst““ von Bernd Ulrich

Zunächst Bernd Ulrich Dank für eine ausführliche und interessante Analyse der USA vor den Wahlen. Man muss ihr –  leider – weitgehend zustimmen. Ob es aber im Jahr 2016 noch zutrifft, dass die Deutschen sich kontinuierlich ihrer Vergangenheit schämen und die Amerikaner stolz sind auf ihr gotterwähltes Land darf mit Fug angezweifelt werden: Weder die jungen Leute bei uns (ganz zu schweigen von den Zuwanderern), noch die Millionen notleidender Amerikaner sind unter derlei Kategorisierung zu fassen; es sind die politische Klassen hier wie dort, die aus außenpolitischen Erwägungen die Erinnerung an die Nazizeit wachhalten bzw. aus wahltaktischen den amerikanischen Traum beschwören.

Der Amerikanische Traum vom Glück eines jeden, der arbeiten wollte und konnte und dadurch auch seine göttliche Wertschätzung erfuhr, war von drei Bedingungen abhängig: genügend Land, das zur Eroberung und Besiedlung zur Verfügung stand, gesteuerte Einwanderung von billigen Arbeitskräften und intellektuellen Vordenkern, und der Vorstellung, dass der amerikanische Kontinent militärisch uneinnehmbar sei.  Die erste Voraussetzung war schon Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts nicht mehr gegeben, die letzte verschwand mit den Angriffen auf das World Trade Center und das Pentagon Anfang dieses Jahrhunderts. Der Versuch der USA, das Ende der Landnahme durch Besetzung und Annexion anderer Länder zu kompensieren konnte nur einige Jahrzehnte gelingen.

Die anschließende Politik militärischer Stärke zur Absicherung fremder Rohstoffquellen, der Handelswege und der amerikanischen Investitionen hat nicht nur zur Überdehnung  der Kräfte geführt, sie hat auch der Glaubwürdigkeit amerikanischer Ideale sehr geschadet. Die wichtigeren Ursachen für den amerikanischen Niedergang sind jedoch in der Gesellschaftspolitik zu finden.  Aus eigener Anschauung – ich war zu Zeiten von Bush sen. und Clinton in den USA beschäftigt – ist mir in Erinnerung,  was die Lage in den USA ein wenig  beleuchtet, wenngleich anekdotenhaft: Ein amerikanischer Kollege veräußert sein Haus in Yonkers und kauft ein anderes in Hastings-on-Hudson, weil in seiner Nachbarschaft zunehmend Schwarze einziehen; das schmälert den Wert seiner Immobilie erheblich (subkultane Diskriminierung als Phänomen misslungener Integration). Eine reiche Frau in einem wohlhabenden Stadtteil mit neighborhood watch  ruft die Polizei, als einer meiner Kollegen zu Fuß seinen Heimweg durch besagte Nachbarschaft antritt (Auseinanderdriften zu unterschiedlicher Gesellschaftsschichten). In der Zeitung ist zu lesen, die  Stadtbibliothek wird zum Gefängnis umgebaut (Entsorgen der Entrechteten statt Umsorgen der Benachteiligten).

Der Amerikanische Traum wurde von den schwarzen Sklaven nie geträumt; sie und die vielen billigen Arbeitskräfte, die als Migranten ins Land kamen, schafften Wachstum und Wohlstand für viele. Die gut Ausgebildeten unter ihnen  garantierten darüber hinaus Innovation und Fortschritt. Niemals in all den Jahren profitierten jedoch alle Amerikaner davon. Vielmehr schlossen vor allem die WASPS (White Anglo-Saxon Protestants) daraus, sie seien zu Höherem bestimmt (Protestantische Ethik) und versprachen dem Rest eine bessere Zukunft. Das glauben heute weder die gut Ausgebildeten ohne Arbeit noch die immer schon Benachteiligten mit Arbeit, von der sie nicht leben können.  Mit der Auslagerung von Produktion zunächst nach Europa (Deutschland baute VW-Exports), nach Lateinamerika und Asien, gewannen zwar die reichen Amerikaner zusätzliche Einkommen, die einheimischen Arbeiter aber verloren ihre Existenzgrundlage. Die USA sind also trotz ihrer guten Ausgangslage heute ein Land wie viele andere. Das sollten die Eliten nicht länger verschweigen.

Für Deutschland, das eine ähnliche, wenngleich sozialere Wirtschaftspolitik betreibt, kann das nicht bedeuten,  eine größere (militärische) Führungsrolle zu übernehmen, auch wenn es zurzeit durch günstige Umstände (geringe Lohnkosten, Exportüberschüsse) beträchtliche Gewinne erwirtschaftet. Wir sollten nicht die amerikanischen Fehler wiederholen. Wir sind schon in mindestens 16 Ländern mit der Bundeswehr engagiert, um den freien Warenverkehr und westliche Investitionen  zu sichern. Globalisierung heißt auch, dass andere Völker erwachsen geworden sind und nicht länger ausgebeutet, benachteiligt oder gar unterdrückt werden wollen.  Wir können unseren Wohlstand nicht militärisch verteidigen, wir müssen teilen lernen.

Auch Deutschland sollte nicht in Armeen investieren, sondern in Arme. Wer heute noch von der Größe Amerikas träumt oder, wie bei uns, die Menschen mit „Uns geht es doch so gut“ vertröstet, nimmt die Wähler nicht ernst. Weil diese erkennen, dass Anspruch und Wirklichkeit auseinander- klaffen, verspüren sie, wie unterstellt, nicht Angst, sondern reale Furcht vor den Folgen falscher Politik, die nur dem Jetzt, und nicht der Zukunft verpflichtet zu sein scheint. Die Menschen werden aufsässig. Und das haben die Systemgewinnler am meisten zu fürchten.  – Johannes Kettlack


Leserbrief zu „ICH“ von Moritz Müller-Wirth und Heinrich Wefing

Ich habe kürzlich das Buch „Zensur 4.0“ von Martin Orack gelesen. Ich könnte mir vorstellen, dass es Sie interessiert, und Sie hiermit darauf hinweisen, denn ich sehe verblüffende Übereinstimmungen in der Darstellung und Einschätzung der Problematik. – Bernd Grothkopp


Leserbrief zu „ICH“ von Moritz Müller-Wirth und Heinrich Wefing

Wegen Artikeln dieser Güte habe ich die „Zeit“ abonniert. Hier geht’s um die Werkzeuge, die an uns arbeiten, denen wir uns in gewisser Weise freiwillig präsentieren, oft ohne zu ahnen, in welchem Ausmaß wir uns der Manipulation aussetzen. Dieser rechnerisch-kühlen Rafinesse ist der Einzelne nicht gewachsen. – Christian Voll


Leserbrief zu „Der Untergang der Fakten “ von Eva Bucher

Der Ausdruck „postfaktisches Zeitalter“ ist  mißverständlich:  Zu allen Zeiten waren Mehrheiten des Volkes geglaubte Wahrheiten wichtiger als Fakten. Der katholischen Kirche und der Mehrheit der Gläubigen war das geozentrische Weltbild lange Zeit wichtiger als die von Galilei nachgewiesenen Fakten. Hitler und die Nazis freuten sich über den Reichstagsbrand, an dem „selbstverständlich“ die Kommunisten schuld waren, wie dann die Mehrheit glaubte: ein „guter“ Anlaß, angeblich Schuldige zu verhaften, ins KZ zu bringen und Reste von Demokratie abzubauen. Erdogan freute sich über den Putsch, an dem für die Mehrheit „selbstverständlich“ die Gülenbewegung Schuld trug: ein willkommener Anlaß, tausende von angeblichen Anhängern, Beamten und kritischen Journalisten zu verhaften. Was „Fakt“ ist, wußten auch die Mehrheiten, die in Groß-Britannien  für den Brexit stimmten, und wußten und wissen auch Millionen von US-Amerikanern, die im Wahlkampf Donald Trump’s Erzählungen gläubig folgen, eher als Hillary Clinton oder so genannt seriösen Zeitungen und Medien, die doch nur von Minderheiten zur Kenntnis genommen werden. So verschwinden in fast allen Fällen die Reste einer Demokratie, die einstmals von klugen Minderheiten im Sinne von „checks and balances“, demnach als indirekte und eben nicht(!) plebiszitäre Demokratie ausgebaut wurden. – Dr. Ulrich Merkel


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

In Ihrem Schwerpunkt über Psychotherapie, den ich mit großem Interesse gelesen habe, habe ich schließlich beinahe amüsiert festgestellt, dass Sie bei der Beschreibung, was wirklich hilft, ja die Grundlage der Integrativen Gestalttherapie beschreiben ( in Rollenspielen sich selbst und Menschen in seinem Leben mimen, die Therapeutin begegnet dem Gegenüber auf Augenhöhe, Ressourcenorientierung, üben und experimentieren mit neuen Verhaltensweisen im therapeutischen Rahmen und je nach Erfordernis der Situation eher stützend oder aufdeckend , als lange andauernde Therapie oder, situationsabhängig , als Kurzzeittherapie. Und die von den Verhaltenstherapeuten entdeckte Achtsamkeit ist ohnehin eine Grundsäule der Gestalttherapie).

Dass jetzt Verfahren wissenschaftlich untersucht und evaluiert werden, finde ich sehr wertvoll, da es dazu beiträgt, dass Orientierung und Seriösität in einem wichtigen Gesundheitsberuf gewährleistet wird.

Vielleicht entdecken Sie ja dabei auch in Deutschland, dass es neben den bei Ihnen anerkannten Richtungen ja längst auch welche gibt, die anderswo (wie zB in Österreich) vom Gesundheitsministerium anerkannt sind und auch hinsichtlich Ihrer Wirksamkeit sehr gute Ergebnisse erzielen. – Brigitte Katt, Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision, Integrative Gestalttherapie, Wien/ Österreich


Leserbrief zu „Umbau dringend nötig“ von Harro Albrecht

Wenn Sie in Ihrem Artikel schreiben, dass es in Deutschland zu viele Krankenhäuser gibt, so mag das richtig sein. Wenn Sie für einen gelungenen Umbau jedoch Dänemark anführen, dann ist das einfach unerträglich. Ich möchte Ihnen dazu einen Fall schildern, in DK hat eine Patientin Nierenkrebs, ihr wird im Krankenhaus eine Niere entfernt und am nächsten Tag wird die Patientin nach Hause entlassen. Dort kann sie sich dann selber um entsprechende Hilfe zu bemühen. Ein weiterer Fall aus DK, für eine Hüft-OP besteht eine so lange Wartezeit, dass sich der Patient (zum Glück hat er das entsprechend notwendige Geld) für einen Eingriff in Deutschland entschliesst, da er die Beschwerden nicht mehr ertragen kann. Warum werden nur ständig die nordischen Länder für ein gutes Gesundheitssystem zitiert – aus Schweden könnte ich Ihnen gleich schlimme Fälle schildern – kein wirklicher Kenner der nordischen Länder wird Ihnen zustimmen. Nur in der Presse hält sich hartnäckig die Mär vom ach so tollen Gesundheitssystem dieser Länder. Ich wünsche Ihnen nicht, dort einmal wirklich krank zu sein. – Gudrun Züchner


Leserbrief zu „Der Untergang der Fakten “ von Eva Bucher

Frau Schnabel reduziert Altersarmut auf den Bezug von Grundsicherung, auf die „gerade mal 3%  angewiesen sind“! Diese Formulierung ist eine glänzender Beweis für Faktenfälschung! Wer 1 € mehr als die Grundsicherung hat, ist gemäß Frau Schnabels Ansicht bereits wohlhabend? Arroganter abgehoben hat Frau Oberschicht noch selten faktenfälschend manipuliert!Jochen Blankenburg


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

Als Psychologin in Ausbildung zur psychologischen Psychotherapeutin (Tiefenpsycholgie und Psychoanalyse) war ich sehr interessiert am o. g. Artikel und bin enttäuscht über die Einseitigkeit des Artikels und der Unvollständigkeit der Recherche zu Studienergebnissen über psychodynamische Verfahren. Es ist schade, denn beide Richtlinienverfahren sind wichtige Bestandteile der psychotherapeutischen Versorgung. Das schließt auch lange Therapien i. R. von Psychoanalysen, aber natürlich auch i. R. von Langzeitzeittherapien der Verhaltenstherapie ein (Ausführliches dazu unten).

Ich finde es äußert bedauerlich, dass der Artikel über so ein wichtiges Thema zu kurz greift, die psychodynamische Therapieseite schwächt und meiner Meinung nach die häufige Fokussierung auf schnelles, effektives Heilen unterstützt, bei der es um zügiges „Wieder-Funktionieren“ geht und dies durch Begriffe  wie „Ressourcen und Kompentenzen“ verschönt wird. Manches muss in einem entschleunigtem Rahmen Platz bekommen, besonders wenn es sich um schwierige, unliebsame Emotionen handelt.

Ich habe den Eindruck, der Artikel ist nicht objektiv, und ich bitte Sie darum, gründlicher zu recherchieren. Der Artikel hinterlässt den Eindruck, kürzere Verfahren seien gut. Das finde ich bedenklich, da Frau Schöps mit 8-wöchigen Verfahren Geld verdient. Das enthält einen Beigeschmack, da eine Anti-PR für Ihre Konkurrenz, die längere Verfahren anbietet, mitschwingt.

Ausführliches:

Es ist richtig, dass es weniger Studien über Langzeittherapien gibt, aber es gibt ausreichende Belege. Beispielsweise fehlt die Information über die Forschung zu sogenannten „sleeper‐effects“ (Bateman und Fonagy 2008). Hier konnte gezeigt werden, wie psychodynamische Therapien verhaltenstherapeutischen Therapien überlegen sein können, wenn man die Entwicklung nach 2 bzw. 5 Jahren betrachtet – wo stärkere Verbesserungen durch psychodynamische Therapien, insbesondere Analysen, nachgewiesen werden konnten, mglw. über die Veränderung der inneren Repräsentanzen von Anderen vermittelt, die i. R. von psychodynamischen Therapien im Fokus stehen.

Ich empfehle zur Recherche die Münchner Psychotherapiestudie (Huber, Klug, 2016) oder die Forschung von Leichsenring und auch den Artikel von Shedler, 2010.

Psychische Erkrankungen können auf Grundlage struktureller Defizite psychischer Funktionen der Persönlichkeit entstehen und in Belastungssituationen zur Dekompensation und zur Symptombildung führen. Die Veränderung dieser Grundlagen und damit die Sicherung einer langfrisitgen Symptomfreiheit braucht Zeit, auch nach einer Stabilisierung, die in einer kürzerern Therapie erreicht werden kann.

Natürlich braucht es dafür auch mehr als eine „einmaige Ergriffenheit“, sondern vielfaches Wiederholen. Das beschrieb auch schon Sigmund Freud (1914) in Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten“. Weitere Ratschläge zur Technik der Psychoanalyse. GW X, 126-136. „Üben“ und „Lernen“ sind keine Begriffe, die der Verhaltenstherapie vorbehalten sind. Psychodynamiker verwenden sie auch, z. B. in Zusammenhängen wie „Durcharbeiten“, „neue Beziehungserfahrungen machen“, „neu inszenieren“.

Die Information über aufdeckende Therapien, die im Zusammenhang mit Nebenwirkung von Psychotherapie auf S. 12 genannt werden, finde ich viel zu kurz gegriffen. Aufdeckende Interventionen sind wichtige, aber dosiert einzusetzende Interventionen. Psychodynamische Psychotherapeuten, die ja mit einem eher „aufdeckendem Verfahren“ arbeiten, lernen wann und bei wem und in welcher Dosis sie einzusetzen sind. Auch Verhaltenstherapeuten arbeiten in einem gewissen Rahmen damit, gerade bei chronisch erkrankten Patienten mit Depressionen, wo die alleinige Ressourcenaktivierung nicht ausreicht.

Cbasp bsplw. bedient sich expliziter psychodynamischer Interventionen, wie die der Übertragungsanalyse. Was sonst wichtiger Bestandteil analytischer Verfahren ist. oder die sogenannte „Stempelarbeit“ bei Verhaltenstherapien arbeitet mit psychodynamischen Konzepten wie Introjekten (internalisierte Meinungen über sich und Andere, die das Erleben und Verhalten ungünsitg beeinlfussen können und zu Symptombildung führen können). – Anna Maria Lorenz


Leserbrief zu “Weisch?” von Thomas Kerstan

In diesem Beitrag wird die „Hypothese“ erwähnt, dass die Ursache der miserablen schulischen Leitungen in Bundesländern wie u.a. NRW an der zu „geringen  Leistungsorientierung“  liegen könne.

Dazu zwei „Anekdoten“ aus meinem Berufsleben in diesem Bundesland.

Vom damaligen Leiter eines sog. Gymnasiums in Hürth wurde die Aussage in einer Konferenz überliefert: Leistung ist für mich ein Schimpfwort! Konsequenterweise betrieb er dann auch meine Entfernung von dieser Schule.

Der Leiter des nächsten „Gymnasiums“ in Bergisch-Gladbach ließ sämtliche von mir erteilten Noten in Mathematik und Physik auf den Zeugnissen löschen, da meine Notengebung nicht zu der „hier üblichen Notengebung“ passe. (Nur ein Kollege wagte zaghaft zu widersprechen; ihm wurde das Wort verboten.) Der Schulleiter war dazu natürlich nicht berechtigt, die Bezirksregierung Köln bezeichnete die Maßnahme in Beantwortung meiner Beschwerde aber als „pädagogisch sinnvolle Maßnahme“.  Beim Kultusministerium wollte man Maßnahmen der BezReg nicht kommentieren.

Konsequenterweise habe ich danach den Schuldienst weit vorzeitig verlassen. – Dr. Rudolf Spiegel


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

Schade finde ich, dass auch dieser Artikel in das „Effizienz-Horn“ tutet und wieder einmal die hier öfter erwähnten niedergelassenen Therapeuten selbst zu ihrer Arbeit nicht befragt werden (oder auch Patienten mit positiver Therapieerfahrung bei einem niedergelassenen Therapeuten). Das würde einen solchen Artikel doch endlich einmal etwas runder machen. Ich möchte im Folgenden kurz aus meinem Arbeitsalltag heraus Bezug nehmen zu einigen Thesen, die gerne in Artikeln zum Thema Psychotherapie geschrieben werden, mich jedoch immer wieder verwundern und mittlerweile auch ärgern. Zu meinem Hintergrund: Ich bin seit zwanzig Jahren als psychologische Psychotherapeutin tätig, seit fünfzehn Jahren als Verhaltenstherapeutin niedergelassen und als EMDR-Therapeutin zertifiziert.

Gerne wird behauptet, wir niedergelassenen Psychotherapeuten arbeiteten hauptsächlich mit den „leichten Fällen“. Dazu kann ich nur anführen, dass ich keinen einzigen Kollegen kenne, der so arbeitet. Unsere Arbeit lebt von der Vielfalt, schon allein deshalb wäre es viel zu monoton, z.B. nur „leichte Depressionen“ zu behandeln. Neben der Tatsache, dass Patienten mit „schweren Erkrankungen“ oft einfach ambulant noch nicht therapiefähig sind, ist es uns darüber hinaus einfach nicht möglich, z.B. zu viele der von Ihnen aufgeführten Borderline-Patienten parallel zu behandeln, da schon ein einziger Patient aufgrund erforderlicher Notfalltermine, Kriseninterventionstelefonate auch am Wochenende etc. den privaten Alltag völlig sprengen kann.

Meine Patienten wissen, dass ich in der Krise für Sie ansprechbar bin, meine Notfallhandy gehört für mich zu meinem Job dazu. Gleichzeitig muss ich für mich abwägen, wie viel Krise ich bewältigen kann, um für meinen Job kontinuierlich genügend Energie aufbringen zu können. Denn neben der Anwendung von Methoden innerhalb der Therapiesitzungen lebt die Therapie selbstverständlich auch von der Beziehung zu meinem Patienten. In Ihrem Artikel erwähnen Sie, dass diese bislang überschätzt wurde hinsichtlich des Therapieerfolgs. Neben gegenläufigen Studienergebnissen zeigt meine Erfahrung und die meiner Kollegen ganz einfach: habe ich keine gute Beziehung, werde ich auch keine Erfolge erzielen können. Es geht schließlich um mehr, als um die Anwendung einer Methode, wir sitzen nicht in einem Seminar.

Meine Arbeit wie die meiner Kollegen beruht auf guter Empathiefähigkeit, ich bin Motivator und höre mir tagtäglich Erlebnisse meiner Patienten z.B. hinsichtlich Missbrauch, Gewalterfahrung oder Abwertungserleben an. Dabei bin ich fünfzig Minuten voll konzentriert auf mein Gegenüber und mit Sicherheit sitze ich währenddessen nicht auf einem hohen Ross. Ich mache meinen Job auch nach zwanzig Jahren immer noch wahnsinnig gern, nehme mir jedoch das Recht heraus, mich nicht zu überfordern, um so meine professionelle Distanz und Arbeitsfähigkeit auf Dauer wahren zu können. Daher ist ungefähr die Hälfte meiner Patienten im Bereich der komplexen Traumatisierung, Persönlichkeitsstörung oder Psychosen (wenn man diesen Bereich jetzt mal als den der schweren Erkrankungen bezeichnen möchte)  anzusiedeln, die andere Hälfte im Bereich der Depressionen, Ängste, Zwänge, Essstörungen etc..

Nach welchem Maßstab ist nun letztere Hälfte eigentlich leichter zu behandeln und woher kommt das Gerücht, wir würden gerne „lange“ mit dem jeweiligen Patienten arbeiten? Diese Formulierung impliziert immer so schön, dass die Therapie beendet werden könnte, wir jedoch einfach mal weiter arbeiten. Auch hier kenne ich keinen Therapeuten, der so agiert. Dies wäre unprofessionell, zudem inhaltlich unlebendig und langweilig. Ich freue mich mit meinem Patienten darüber, wenn er schon vor Ablauf seines Sitzungskontingents (und gerne auch im Rahmen der Kurzzeittherapie) die Therapie beenden kann, schließlich ist mein Arbeitsziel genau dies: eine erfolgreiche Beendigung der Therapie. So lange wie nötig, so kurz wie möglich ist unsere Devise, nur dass diese nicht für alle Patienten die zur Verfügung stehenden Therapiekontingente passt, die übrigens oftmals auch gar nicht mehr so problemlos von der Krankenkasse bewilligt werden, wie in Ihrem Artikel dargestellt.

Womit wir beim nächsten Punkt wären. Patienten, die Ihren (oder auch andere dementsprechende) Artikel gelesen haben, fragen nach Ablauf der ersten drei Therapiemonate verunsichert, ob die Therapie denn nun etwas bringe, da sich doch noch nicht so viel verändert habe. Wie viele individuelle Therapieverläufe mit erfolgreichem Ende habe ich bisher erlebt und was sage ich z.B. einem Patienten mit einer komplexen Trauerstörung, wenn er nach drei Monaten immer noch sehr trauert und trotz meiner Hilfestellungen keine Veränderungen initiieren kann? „Gehen Sie mal nach Hause, die Therapie schlägt nicht an?“

Der Patient hat nun einmal keinen Beinbruch, der Effizienzvergleich hinkt. Wie häufig passiert es zudem, dass Patienten sich erst mit zunehmender Sitzungszahl mit den „eigentlichen Themen“ heraustrauen und woher kommt die Sorge, wir würden nur reden und nicht effizient bzw. zielorientiert sondern intuitiv arbeiten? Wir arbeiten alle mit gut überprüfbaren Methoden (die von Ihnen hier aufgeführten wie Rollenspiel, kognitive Umstrukturierung oder Ressourcenaufbau sind geläufige Grundlagen) und ich kenne keine Kollegen, die nicht deutlich mehr als die notwendigen Fortbildungspunkte pro Jahr erzielt und sich freiwillig diverse Abende in Qualitätszirkeln, Supervisions- oder Intervisionsgruppen befindet, um ihre Arbeit zu reflektieren und immer wieder zu verbessern bzw. neue evidenzbasierte Strategien zu implementieren. Hat nicht zudem unlängst eine Studie der TK ergeben, dass wir nicht mehr Stunden pro Patient beantragen, wenn das Gutachtersystem außer Kraft gesetzt ist?

Effizienter arbeiten könnten wir, wenn es weniger Maßregelungen gäbe. Dann könnten die Patienten, die mehr Stunden benötigen, als das maximal Kontingent hergibt, in ihrer notwendigen Zeit  gesunden und nicht nach zweijähriger Zwangspause chronifiziert zurückkehren (und in diesem Zeitraum häufig ein ausgeprägtes Ärztehopping durchlaufen haben). Hier entstehen die wahren Kosten für das Gesundheitssystem. Warum wird uns hier jegliche Fachlichkeit abgesprochen und der Therapieerfolg an der Stundenzahl gemessen? Unsere Arbeitsweise, die zur Gesundung der Psyche führen soll, wird m.E. zu sehr mit der eines Mediziners verglichen, der für die Gesundung des Körpers zuständig ist. Diesen Vergleich halte ich für schlichtweg falsch. Es passt allerdings in unsere heutige Leistungsgesellschaft, derartige Effizienzmaßstäbe anzulegen. Nicht umsonst kommen immer mehr Patienten zur Behandlung, die genau an diesem Anspruch, funktionieren und effizient sein zu müssen, erkranken. – Dipl.-Psych. Iris Gentil


Leserbrief zu “Meinung aus dem Bot” von Adrian Lobe

Im Artikel werden Bots leider ebenso vermenschlicht wie es in vielen anderen Medien auch geschieht. Die Rede ist von „sie [die Bots] … regulieren“, „er pöbelte“ oder „kann eine Software … differenzieren?“ o. ä.

Aber Bots oder Algorithmen sind nicht eigenständig. Sie sind auch nicht intelligent. Es sind einfach programmierte Schritt-für-Schritt Anweisungen. Und was wie ablaufen und berechnet werden soll, entscheidet letztendlich immer ein Mensch. Deswegen wäre es besser zu sagen, dass eine Softwarefirma etwas programmiert hat, das den Meinungsstrom reguliert oder Meinungen verbreitet und zensiert.

Und damit wird auch sofort klar, zumindest für mich, wer für das Ergebnis verantwortlich ist: Es sind die Firmen, die die Programmierung solcher Programme betreiben bzw. in Auftrag geben. Sie geben vor, wie die Software auf Eingaben (von Menschen oder aus Datenbanken) reagieren soll. Durch diese Rahmenbedingungen ist das „Verhalten“ eines Bots definiert. Mal abgesehen von Programmierfehlern, durch die zusätzliche unerwünschte Ergebnisse entstehen.

Nun kann man sehr einfach Software schreiben, deren „Verhalten“ aufgrund ihrer Komplexität von Menschen nicht mehr vorhersehbar ist. Das ist dann aber keine intelligente Software, sondern einfach eine komplexe Software, von der man nicht weiß, wie sie sich unter bestimmten Bedingungen „verhält“. Es sind immer Menschen, die so etwas programmieren und damit auch die Verantwortung tragen.

Wenn jemand mit zwei Fingern einen Post auf Facebook schreibt oder, damit es schneller geht, ein Makro benutzt oder, damit es noch schneller geht, eine komplexere Software (Bot) benutzt, ist es doch immer der Mensch, der versucht, seine Meinung zu verbreiten. Nicht der Bot (oder das simple Makro) tut etwas, sondern der Mensch.

Zur Verdeutlichung ein Gedankenexperiment:

Ein Chemiker mixt 500 beliebige Substanzen und erhitzt sie. Er hat keine Ahnung, welche chemischen Reaktionen ablaufen, weil es einfach unbekannte und zu viele Substanzen sind. Das Labor explodiert.

Ich würde formulieren „Er hat fahrlässig gehandelt und ist für die Schäden verantwortlich“ und nicht „Das Gemisch hat sich verselbständigt und der Bunsenbrenner hat geholfen.“ (Analog zu: Der Mikrosoft-Bot „pöbelte, was die Leitung hergab“.) – Thomas Zimmermann


Leserbrief zu „Wellen der Zuversicht“ von Hanno Rauterberg

„DIE ZEIT jubelt:“Wellen der Zuversicht“ Realitischer wäre von den jährlich anfallenden Wellen der reinen Betriebskosten zu sprechen, allein nur um überhaupt das Bauwerk der Elbphilharmonie in Schuss zu halten.Einem Bauwerk,über das DIE Zeit munter weiter jubelt,“eine neue Epoche beginnt“.Vorschlag: ob damit eine neue Epoche eingeleitet ist,darüber sollten spätere Historiker und Chronisten urteilen, die sich dann wohl auch kopfschüttelnd mit den Pannen,der langen Bauzeit und  den immensen Baukosten beschäftigen dürfen.- Hans-Emil


 Leserbrief zur Graphik „Tiere essen“

Ist es ein Rechen- oder Verständnisfehler? Wenn ein Mann 100 g Fleisch und Wurst pro Tag isst dann sind das ca. 35,6 kg im Jahr. Wie passt das nun zum Durchschnittsverbrauch von 85 kg im Jahr? Sie schreiben manchmal Fleisch und manchmal Wurst und Fleisch ist das dasselbe? – Dr. Ingrid Bausch-Gall


Leserbrief zu „Sie holen uns“ von Can Dündar

Das Abgleiten der Politik Erdogans in Richtung einer eindimensionalen, sprich totalitären Gesellschaftsordnung ist mit Appellen wohl nicht mehr zu stoppen. Haben die dortigen Machthaber die Regeln der Demokratie nicht verstanden? Oder wird Verwestlichung als Schreckgespenst aktiviert? Die nicht immer ausgesprochene Legitimation des Handelns wird in der Berufung auf Religion gesucht. Sonst wäre diese Politik leicht als konzeptionslos und willkürlich zu entlarven, so aber bietet das Religionsverständnis nach eigenem Dafürhalten eine scheinbar unangreifbare Basis für ihr Verhalten.

Das deckt im Übrigen ein weit verbreitetes Defizit auf: Wenn Religion und Glaube pauschal gleichgesetzt und der als unfehlbar dargestellt wird, kann man mit der Berufung darauf jegliche Ausgrenzungsstrategie rechtfertigen. Man erteilt sich selbst für sein Verhalten generelle Absolution – was einem tiefen Missverständnis vom Sinn und Wesen des Religiösen gleichkommt. Religion als moralische und strategiesche Basis, von der aus man nie iren kann? Das ist ein Irrglaube, hier eine Kombination aus Exklusivismus und negativer Identität: Man definiert sich so beharrlich durch die Ablehnung anderer, bis man nur noch selbst übrig bleibt – die Politiker in ihren vergoldeten Käfigen und das Volk als gleichgeschaltete, manipulierbare Masse. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Verschuldete Staaten von Amerika“ von Heike Buchter

Ihre Zahlen zur Kreditaufnahme beim Fahrzeugkauf erscheinen mir nicht plausibel. Eine Kreditaufnahme von 1,1 Billionen $ für 17 Millionen Fahrzeuge würden einen Durchschnitt von 64700 $ pro Fahrzeug ergeben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Käufer, die auf einen Kredit angewiesen sind, so teure Fahrzeuge bevorzugen.

P.S.: Vielleicht ist ein „uralter“ aber immer noch beliebter Übersetzungsfehler der Grund ? Das amerikanische (!!!) „billion“ ist nur eine Milliarde, also um den Faktor 1000 kleiner. – Harald Kapitza


Leserbrief zu „Sex nach Lehrbuch“ von Jörg Lau

Worauf möchten Sie mit ihrem Artikel eigentlich hinaus? Wem möchten Sie welchen Ratschlag mitgeben? Sie schreiben darüber, dass man beim Thema „Vielfalt sexueller Lebensweisen“ doch bitte nicht auch noch Akzeptanz fordern soll, wo es freundlicherweise schon Toleranz gäbe. Wären Sie selbst betroffen, würden Sie auch so argumentieren?

Setzen wir mal eine andere Gruppe ein, die in der Geschichte zu Unrecht unter viel Diskriminierung leiden musste. ZB die Menschen jüdischen Glaubens. Würden Sie den jüdischen Menschen auch mit auf den Weg geben, dass doch die Toleranz der Christen schon was sehr schönes sei, jetzt bitte nicht zur Akzeptanz drängeln, wo auf der grossen weiten Welt auch viele Juden immer noch diskriminiert würden… Oder die Kurden, oder Schwarze? Alle Menschen, die unter Diskriminierung leiden, möchten dass dies aufhört. Und sie fordern zurecht Akzeptanz. Warum sich Christen damit so schwer tun, ist wahrlich ein Phänomen, da die christliche Botschaft eine so wunderschön integrierende ist und über Toleranz weit hinaus geht. – Marion Kinzig


 Leserbrief zu „Der Untergang der Fakten “ von Eva Bucher

Es ist in der Tat ein übles Ding. Seit Internet entdeckt man wieviel menschlicher Müll unter uns weilt. Verzeihen Sie diesen Ausdruck. Man muss es aber so deutlich werden, damit diese Menschen auch wissen, was die aufrechten Bürger von ihnen halten. Die Wissenschaft kann nur durch Fakten und Öffentlichkeitsarbeit dagegen halten. Es muß aber auch getan werden. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Umbau dringend nötig“ von Harro Albrecht

Kann  ernsthaft gute Qualität gefordert werden von einem Gesundheitssystem, in dem jeder Anbieter nach möglichst hohem Profit schielt? Geld verdienen kann man nur mit Kranken, warum also sollte man Menschen gesund machen.  Je besser man die hohe Kunst der Kodierung der Diagnosen beherrscht- insbesondere wenn es darum geht, aus Wiederaufnahmen wegen Komplikationen neue Fälle zu machen- desto mehr Geld kann man verdienen.  Wie wird überhaupt Behandlungsqualität seriös gemessen?  Welchen Einfluss haben  Kodierkünste  auf die Messung der Behandlungsqualität? – Susanne Sänger


Leserbrief zu „Umbau dringend nötig“ von Harro Albrecht

Seit 30 Jahren predige ich den katastrophalen Zustand unserer Schulen. Und ich sage es zum tausendsten Male, das liegt einzig und allein an den Sozialdemokraten mit ihrer lebensfremden Ideologie. Warum wird das nicht deutlich von den Medien vertreten. Warum wohl…..? Ich lebe in Nordrhein-Westfalen mit meinen 3 Schülern  (heute erwachsen) da galt das Motto der „Selbstfindung“. Im Klartext heißt das: die Schüler müssen selbst herausfinden was Richtig oder Falsch ist. Das sind alles erwachsene Menschen, die eine solche Einstellung vertreten und das ist heute noch so. Bayern und Sachsen sind für die Sozialisten die schlimmsten Länder, obwohl sie die besten Zahlen schreiben. Und nicht nur in der Bildung. Die Medien vertreten auch diesen Unsinn.  Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich. Wenige Kollegen von Ihnen haben Bücher darüber geschrieben. Eines heißt: „Warum wir hemmungslos verblöden!“ Gehen Sie in Nordrhein-Westfalen in die Schulen, dann wissen sie warum.  – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Der nette Idiot“ von Ursula März

Es wird oft beklagt, dass im Internet hemmungslos beleidigt wird. In der ZEIT wird ein ausgebeuteter Freier als Idiot bezeichnet.  Das Pseudonym verhindert nicht, dass die Beleidigung bei ihm und in seinem ganzen Umfeld ankommt. Was ist los mit der ZEIT? – Prof. Giselher Propach


Leserbrief zu „Der Untergang der Fakten “ von Eva Bucher

Die Aussage von Frau Prof. Vinken, nach der die historische Konstruktion von Geschlecht ein oft geleugnetes Faktum sei, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Ist es doch meines Erachtens der Konstruktivismus in allen seinen Spielarten, der dem „Postfaktischen Zeitalter“ den Weg geebnet hat. Ich will nicht abstreiten, dass Begriffe wie Geschlecht durch soziale und historische Gegebenheiten mit geprägt werden. Problematisch ist aber die Tendenz vieler Sozial- und Kulturwissenschaftler, den Einfluss natürlicher, biologischer Grundlagen ganz zu leugnen.

Das drückt sich im Text von Frau Prof. Vinken dadurch aus, dass die naturwissenschaftlichen Fakten in Anführungszeichen gesetzt werden. Auch die Existenz des Wortes „biologistisch“ ist ein Beleg für diese Beobachtung. In meiner eigenen Arbeit spielen individuelle Unterschiede in der Intelligenz eine Rolle. Wenn ich darüber meinen Kolleginnen aus der Kulturwissenschaft erzähle, kommen als erstes Sätze wie „Sie wissen aber schon, dass das alles sozial konstruiert ist.“ Ich führe die besagte Tendenz, die konstruktivistische Sichtweise zu verabsolutieren darauf zurück, dass sehr viele Sozial- und Kulturwissenschaftler rein qualitativ arbeiten und ihnen deswegen Konzepte wie „Varianzaufklärung“, die dabei helfen können, verschiedene Einflüsse zu quantifizieren, fremd sind.

Da inzwischen Generationen von Journalistinnen, Politikern und Erziehungswissenschaftlerinnen durch die konstruktivistische Schule gegangen sind, ist es nicht verwunderlich, wenn Fakten von vielen fast reflexartig relativiert werden. Mir ist völlig bewusst, dass auch die Naturwissenschaften mit Modellen der Wirklichkeit arbeiten, die nicht mit letzterer verwechselt werden sollten; und dass diese Modelle durch historische und soziale Gegebenheiten mit geprägt sind. Wenn aber das alles nur sozial konstruiert wäre, könnte die Menschheit niemals so etwas wie funktionierende Smartphones herstellen, derer sich auch die Kultur- und Sozialwissenschafterinnen so gerne bedienen. – Dr. Wolfgang Schoppek


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

Herrlich. Corinna Schöps, von der ich lese: eine moderne Journalistin, Schwerpunkte  „Achtsamkeit“, Wissenschaft. Wunderbarer Hintergrund, um dem Zeitgeist zum Thema Psychotherapie (und den geldgebenden Kassenvorstandsgedanken) Futter zu geben. Ja genau! Man braucht nur einen kleinen Anstoß. Alles, was schnell geht, ist effizient und gut! Ernährung umstellen, Sport machen  (super!, am besten glutenfrei essen?, oder viel Gemüse?, und: Pilates machen?, Yoga?) – schon ist die Hälfte der existenziellen Miete gemacht! Was wollte bloß der alte Freud mit seiner Entdeckung des Unbewußten! Hau weg den Scheiß!

Die neuesten Forschungen sagen: das Neue kostet kaum Zeit und/oder Geld, und fertig ist die Laube. Mal im Ernst: ich hätte mir von der „ZEIT“, meiner alten Freundin in Sachen Genauigkeit, ernsthafter Hintergrundsrecherche und langatmiger Kulturbezogenheit, etwas mehr autonome Gedankenfreiheit und etwas mehr Unabhängigkeit von den aktuellen Sponsoren gewünscht.

Daß zB. eine psychoanalytische oder tiefenpsychologische Behandlung nicht unbedingt in Ernährungsumstellung oder Sport münden muß, dafür aber über Jahrzehnte erworbene Denk- und Fühlstrukturen in einem verträglichen Tempo und einem tiefenwirksamen Prozeß umwandelt in eine lebendigere und gegenwartsangemessenere Alltagsstrukturierung: davon weiß die schnellebige Kurzzeitdenke leider gar nichts mehr. Wahrscheinlich ist schon der letzte Satz zu lang.  – Blanche v Conta  


Leserbrief zu „Der Untergang der Fakten “ von Eva Bucher und “Weisch?” von Thomas Kerstan

Ich sitze gerade auf der Couch und genieße meinen Sonntagabend mit eurer Wochenzeitung.  Erst habe ich den Artikel „Untergang der Fakten“ glelesen und kann euch nur zustimmen, dass sich Journalisten und Redakteure ihre eigenen Wahrzeiten zusammenreimen.

Zwei Seiten weiter auf Seite 71  beim Artikel „Weisch? Nö“, habt ihr es dann mit den Fakten leider auch nicht mehr so genau genommen. Laut der  Internetseite des Landtages BA WÜ   ist die größte Oppositionspartei und somit auch der Oppositionsführer die AfD.

Der ehemalige Kultusminister Andreas Storch ist als SPD Mitglied also nicht beim Oppositionsführer“ wie ihr in eurem Artikel dem Leser vermitteln wollt. – Jan Dinner


Leserbrief zu “Is doch garr nich so schlächt” von Martin Spiewack

Ich habe vor über 70 Jahren vom ersten Schultag an und vom ersten Wort an gelernt, wie man es richtig schreibt, und es hat Spaß gemacht. Heute bin ich Lesepate an einer Grundschule und sehe kopfschüttelnd, dass die Kinder  in den ersten Schuljahren schreiben dürfen, wie sie wollen.  Nach Jahren müssen sie mühsam umlernen, z. B. dass man Fada und Muda jetzt Vater und Mutter schreibt. – Gerhard Bätz


Leserbrief zu „Umbau dringend nötig“ von Harro Albrecht

Sind Krankenhäuser für Menschen oder sind Menschen für die Krankenhäuser da? Als Mensch und Arzt fällt die Antwort eindeutig aus.

„Gesundheitsökonome“ und Journalisten haben da eine andere Meinung. In Ihrem Artikel reden Sie den üblichen Klisches das Wort. Das deutsche Gesundheitswesen sei unökonomisch, viel zu teuer, wir sind hier schlecht versorgte Patienten und sterben deswegen häufiger oder früher (?). Höre man nur auf den Rat der Wirtschaftsweisen und Journalisten, wäre alles viel, viel besser.

Ich weiß nicht, wann Sie das letzte Mal die Notaufnahme eines Krankenhauses in Anspruch nehmen mußten. Bei mir war das vor gut 1,5 Jahren, nach einer nicht ganz leichten Verletzung bei der Gartenarbeit, der Fall. Was war ich froh, um die kleine chirurgische Klinik, ca. 8 Km von meinem Wohnort entfernt. Da wurde ich bestens und absolut freundlich versorgt, aber natürlich kämpft diese Klinik  ums wirtschaftliche Überleben und soll geschlossen werden.

In den letzen Jahren mußten Freunde und Angehörige, Notaufnahme und/oder stationäre Behandlung unseres Exzellenzkrankenhauses ( Klinikum Großhadern/München) und der städtischen Münchner Krankenhäuser der Maximalversorgung in Anspruch zu nehmen.  In Ihrer Diktion: Die „Powerhäuser“. Ich kann nur sagen, da wollen Sie nicht hingehen.

Die Dänen scheinen also gesünder, das dortige Gesundheitssystem „effizienter“. Die angelsächsischen Hochschulen und das Bildungssystem von Singapur schlagen uns angeblich auch um Längen usw. . Tja, irgendwo ist ist immer irgendwas besser, aber ich möchte nirgendwo anders leben und bin froh um die kleine, patienten (=menschen)-nahe Klinik quasi um die Ecke. – Dr. med. Th. Lukowski


Leserbrief zu „Wellen der Zuversicht“ von Hanno Rauterberg

Der Bericht in der Zeit Nr 46 über die Elbphilharmonie war sehr schön zu lesen ! Und auch das ZEIT Magazin , gestaltet von dem Künstler C.Niemeyer hat sehr viel Freude gebracht. Gerade in den grauen Novembertagen heben solche Zeilen die Stimmung und die Mundwinkel. – Martina Rios


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

In Ihrem Artikel „Was bringt Psychotherapie“ berichten Sie leider sehr einseitig über die moderne Psychotherapie, was ganz offensichtlich auch in der Wahl der zu Wort kommenden „Experten“ begründet ist. Ich finde es bedauerlich, dass in einem Land, in welchem drei psychotherapeutische Verfahren von den Krankenkassen finanziert werden, große Medien wie die ZEIT eine so einseitige Berichterstattung verfolgen und einem eigentlich als überholt geltenden Schulenstreit wieder Wind in die Segel geben. Ein Artikel, der so aufgemacht ist, dass er potentielle Patienten fundiert informieren soll, verfehlt so sein Ziel und hat sogar einen gegenteiligen Effekt.

Leider finden sich in dem Artikel an verschiedenen Stellen sowohl explizit als auch implizit Vorurteile, zudem sind manche Behauptungen schlichtweg sachlich nicht richtig- so die angebliche fehlende empirische Fundierung psychodynamischer Therapieverfahren. Aufwendige Studien konnten hier gerade in den letzten Jahren zeigen, dass psychoanalytische Langzeittherapie insbesondere bei chronischen Depressionen im Langzeit- Follow- up kognitiv behavioralen Verfahren überlegen ist (direkt nach Therapieende liegen vergleichbare Ergebnisse vor, dies wurde auch schon vorherin vielen Studien gezeigt). Die Hirnforschung konnte mittlerweile einige von Freuds Thesen zur „Funktion“ der Psyche stützen.

Die genannten „neuen“ verhaltenstherapeutischen Methoden, wie das von Ihnen erwähnte „CBASP“, integrieren explizit oder implizit genuin psychoanalytische Konzepte wie jenes der Gegenübertragung oder der Abwehr (natürlich heißt es dort anders) und entwickeln sich somit zunehmend wieder in diejenige Richtung, welche psychodynamische Verfahren schon lange auszeichnet. Auch beklagen viele Vertreter verhaltenstherapeutischer Therapie die kurzen Therapiedauern, die ihnen von den Kassen bewilligt werden und plädieren insbesondere für komplexe Störungen für höhere Kontingente.

Es erscheint mir beim Lesen solcher Artikel offensichtlich, dass Autoren Ihrer Zeitung nicht informiert sind über die mittlerweile mehr als 100-jährige Geschichte der Psychotherapie und die Kontroversen und Positionen, welche sich im Laufe der Zeit entwickelt haben. Im Gegenteil scheint mir der Zweck des Artikels die Vermarktung eines Verständnisses von Psychotherapie, welches zu aktuellen Trends à la Achtsamkeit und Co passt und somit Leser anzieht.

Ich würde mich freuen, wenn in Zukunft Themen in Ihrer Zeitung wieder differenzierter und von verschiedenen Seiten beleuchtet würden- in diesem Fall auch im Sinne der Patienten. – Sonja Becker


Leserbrief zu „Sie holen uns“ von Can Dündar

Überrascht las ich, dass Sie erst jetzt schockiert und entsetzt die Feststellung Reuters zur Kenntnis genommen haben, die gegenwärtigen Verhältnisse in der Türkei glichen den Anfängen der NS-Zeit in Deutschland.

Das überrascht mich deshalb, weil man schon seit Monaten Parallelen zur deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts erkennen kann:  Auch da wurde ein Politiker namens Adolf H. zunächst auf demokratische Weise zum Regierungschef gewählt, entfaltete aber nach und nach ein diktatorisches Regime. Es ging auch damals um einen Putsch militärisch organisierter Verbände (den sog.Röhm-Putsch), in dessen Folge nicht nur die Macht dieses H., sondern auch die unbedingte Gefolgschaft großer Teile der Bevölkerung wuchs. Selbstverständlich wurden auch bald Parlaments-Abgeordnete anderer Parteien (z.B. der SPD) entweder eingeschüchtert oder verhaftet. Zahllose Hochschullehrer, Richter und Beamte wurden entlassen oder auch festgenommen.

Auch in Deutschland wurden damals viele, die verhaftet oder vertrieben worden waren, sogleich durch den Staat ihres Vermögens beraubt.   Der eigentliche Feind und Strippenzieher allen Übels saß natürlich im Ausland („das Weltjudentum“ , lässt sich heute leicht durch „die Gülen-Bewegung“  ersetzen), sodass es hieß: „Kauft nicht bei Juden“. Bestimmte in Deutschland lebende Türken werden heute bekanntlich durch gewisse Landsleute verunglimpft, indem es im Internet heißt: „Kauft nicht bei…“ oder „Geht nicht zu…(ein türkischstämmiger Arzt z.B.) usw.   H. hatte einerseits seinem Land den wirtschaftlichen Aufschwung und auch wieder internationale Akzeptanz gebracht, zum anderen verstanden er und seine Leute es, mit Angst und Denunziation die Bevölkerung einzuschüchtern.

Gleichzeitig trat er der internationalen Gemeinschaft gegenüber ausgesprochen unverschämt auf (z.B. Annexion der Tschechoslowakei). Für das abstruse Zurechtbiegen der Wahrheit, das Verfälschen von Tatsachen seinem Volk gegenüber hatte er sogar eigens einen Minister. Eine freie Presse gab es bekanntlich nicht. Berüchtigt sind H.s anmaßende, aufputschende Reden an „sein“ Volk. So erfreute er sich bei vielen Deutschen einer großen Zustimmung, ja Begeisterung.   Genug der Parallelen. Wir wissen auch alle, wie das ausgegangen ist. Leider ist es nicht schon nach 12 Jahren zu Ende gewesen. Anerkannt ist (und aufmerksame Zeitzeugen haben es damals schon gemerkt), dass nach 1945 viele alte Nazis auch die Bundesrepublik bis in die 70er Jahre hinein geprägt haben, oft unbemerkt, wie eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung über damals leitende Mitarbeiter des deutschen Bundes-Innenministeriums aufgedeckt hat.

Bis in hohe Staatsämter und bedeutende wirtschaftliche oder politische Positionen haben es diese Leute wieder geschafft. Wie lange hat also der braune Unrat in Deutschland  – mehr oder weniger direkt –  Einfluss ausgeübt? Etwa 40 Jahre.  Und es gibt leider eine Wiederholung. 1949 wurde in der sowjetisch besetzten Zone die DDR gegründet. Auch deren erste Regierung kam zunächst durch eine legale und demokratische Wahl ins Amt. Wir wissen, wie sich dann alles dort weiter entwickelt hat, vom Aufstand 1953 bis zum Ende der DDR 1989. Wieder 40 Jahre, bis der Spuk von Diktatur, Menschenverachtung und Lüge endgültig vorbei war.

Wie wird es in Ländern sein, die heute erst am Anfang einer Diktatur stehen und deren Bevölkerung sich größtenteils völlig unkritisch verhält und wo die kritische Minderheit brutal unterdrückt wird? Da fallen einem ja gleich mehrere Staaten ein… Wird es wieder um die 40 Jahre dauern?  Um an den Anfang zurückzukehren: Die von Ihnen formulierte politisch-soziale Situation „Zuerst holten sie die Kurden, da schwiegen die meisten…“ ist ja zuerst von dem evangelischen Theologen Martin Niemöller im Hinblick das „Dritte Reich“ mit ganz ähnlichen Worten auf den Punkt gebracht worden:  „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“  Zum Schluss kann ich Ihnen nur Mut wünschen und Durchhaltevermögen, denn es ist wohl außerordentlich wichtig, dass auf dem (leider muss man das ja inzwischen so sagen) „ideologischen Nebenkriegsschauplatz Deutschland“ jetzt mutige, kritische, sachliche und verantwortungsbewusste türkische Stimmen wie die Ihre zu hören sind. Dass Sie DIE ZEIT hierfür als seriöse Plattform nutzen können, ist ein großes Glück.  – Burckhardt Großbach  


 Leserbrief zu „Wellen der Zuversicht“ von Hanno Rauterberg

Ich kann und will es mir nicht verkneifen: Einen sehr, sehr herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Essay über die Elbphilharmonie! Mir ist da glatt die Seele aufgegangen, wie Sie so hingerissen, aber doch mit bewundernswerter Distanz und Nüchternheit, Architektur und Ästhetik, Lebenswirklichkeit, politisch-gesellschaftliche Aspekte, viel Tiefsinn und poetische Philosophie in einen Text gebracht haben, das ist ganz großartig! Nochmals: sehr dankbare und herzliche Grüße – Gregor Ziolkowski


Leserbrief zur Premium-Reise Nordzypern

Meine Partnerin und ich hatten Ihre freundliche Einladung zu einer ‚Studienreise nach Nordzypern zum Vorzugspreis speziell für Zeit-Leser’ angenommen und vom 23. – 30. 10. diese Reise in vollen Zügen genossen. Sie war ein großartiges Erlebnis: das betraf sowohl die Hotels, vor allem das 1. („Artemis“) für 3 Nächte, als auch die kundige Führung und die ausgewählten Besichtigungen. Dafür möchten wir uns ganz herzlich bedanken! Eine kleine Enttäuschung gab es dennoch: Durch einen Flyer der RSD erfuhren wir, dass jeder diese ‚speziell für Zeitleser’ offerierte Reise jedermann zu den gleichen Bedingungen haben konnte. Von ‚Vorzug’ konnte also keine Rede sein. – Josef Leisner und Ulla Specht


 Leserbrief zur Graphik „Tiere essen“

In der Zeit N. 46 präsentieren Sie auf der Grafikseite im Teil Wissen Daten zur Fleischproduktion und zum Fleischverbrauch/-verzehr in Deutschland. Diese Daten sind offenbar sehr nachlässig recherchiert worden, da sie z.T. in sich nicht stimmig sind und an vielen Stellen mit den angegebenen Quellen nicht übereinstimmen.

Das BMEL gibt unter \Nutztierhaltung\Schweine\ eine Anzahl von ca. 60 000 Betrieben an bei einem Bestand von 28 Millionen Tieren, was rund 470 Tieren pro Betrieb entspricht – Ihre Daten lauten 25 700 Betriebe zu je 1076 Tieren. Wie kommt es zu diesen Abweichungen, zumal Sie die Daten zu Rind und Geflügel mehr oder weniger korrekt angegeben haben?

Ihre Angaben zu Import und Herstellung von Fleisch addieren sich im Jahr 2014 auf 11,19 Mio. Tonnen, Export und Verbrauch aber nur auf 9,87 Mio. Tonnen. Ich habe diese Daten nicht überprüft, aber wo bleibt denn die Differenz zwischen dem verfügbaren Fleisch (Import + Herstellung) und der Nutzung (Export + Verbrauch)?

Die Angaben zur verzehrten Menge (ich denke es soll sich auch hier um Fleisch- und Wurstwaren handeln) von 85 kg ist falsch. Dies ist der Verbrauch pro Kopf, der sich aus Nahrung, Verfütterung an Tiere, industrielle Verwertung und Verluste einschließlich Knochen zusammensetzt (vgl. Fleischatlas 2016, Seite 10). Der Verzehr pro Kopf der Bevölkerung in Kilogramm für das Jahr 2014 beträgt nach dieser Quelle 58,6 kg.

Der nach Geschlecht aufgetrennte Verzehr von Fleisch und Wurst pro Kopf und Tag ist völlig falsch. Selbst wenn ich die von Ihnen fälschlicherweise als Verzehr angegebene Menge von 85 kg durch den richtigen Wert von rund 58,6 kg ersetze, kann dies nicht durch einen täglichen Konsum von 103 g bei Männern und 53 g bei Frauen erreicht werden. Diese Werte ergeben nämlich (ein Geschlechterverhältnis von 1:1 vorausgesetzt) einen Verzehr von rund 28,5 kg pro Person und Jahr. Laut statistischem Jahrbuch 2015 des BMEL liegt der Verzehr von Fleisch- und Wurstwaren für Männer bei 155 g pro Tag und für Frauen bei 91 g. Das ergibt zwar immer noch nicht die im Fleischatlas angegebene Menge von  58,6 kg pro Kopf und Jahr, kommt dieser Zahl mit 44.9 kg aber schon deutlich näher als die von Ihnen angegebenen Werte.

Da die von Ihnen recherchierten Daten von den Lesern der Zeit wohl in der Regel für vertrauenswürdig erachtet werden (die Quellenangabe suggeriert ja eine sehr gründliche Recherche), halte ich es für angemessen, eine entsprechende Korrektur dieser Daten zu veröffentlichen. – Dr. Reiner Eckmann


Leserbrief zu „“American Angst““ von Bernd Ulrich

Ich bin weder Journalistin noch Politikerin aber Weltbürgerin und als solche am derzeitigen  beängstigenden Weltgeschehen interessiert.Endlich traut sich jemand zu sagen was sich nicht viele  öffentlich zu sagen trauen,dass ein Kretin wie Trump es womöglich schafft der nächste Präsident der  USA zu werden.Ich als Frau würde wahrscheinlich nicht einmal Hillary Clinton wählen aber in diesem Fall ist Trump eindeutig das schlimmere Übel.Nicht auszudenken wie sich das was jetzt passiert auf die künftige Weltordnung  auswirken wird -und was kann der einzelne Bürger eigentlich  noch tun?Und wie ist es möglich dass einVolk  von 250(oder mehr)Millionen Einwohnern keine geeigneteren Kandidaten hervorbringt als diese beiden ? Das ist erschreckend und verschlägt mir die Sprache(und ja-Gott schütze Frankreich vor Marine le Pen und  hoffentlich uns  davor die Türkei mit einem Erdogan in die EU zu lassen). – Isabell Colloredo


Leserbrief zu “Is doch garr nich so schlächt” von Martin Spiewack

Ich werde Ihnen fairerweise nicht verraten, von wem und in welchem Fach – aber ich habe neulich eine Bachelorarbeit korrigieren dürfen und dabei große Mühe gehabt, die Contenance zu behalten. Ich habe mir dauernd vorgestellt, wie der Lehrkörper der Einreicherin – nein, keineswegs aus dem außereuropäischen Sprachraum, sondern aus dem südlichen Deutschland stammend – das Ding um die Ohren hauen wird. Ungelogen in jedem zweiten Satz befand sich mindestens ein grauenhafter Fehler, und der Inhalt – na ja, wenn man immer wieder dasselbe schreibt, kommt man auch auf eine schöne Anzahl von Anschlägen. Zwei Wochen später hat mir dann jemand zugeraunt: „Es ist eine eins!!“ Er hat damit besagte Arbeit gemeint.

Nun aber das Fatale: Ich bekomme auch von wesentlich älteren, gebildeteren, akademisch ausgebildeteren Personen Mails, in denen kaum ein Komma korrekt und ein anständiges Akkusativobjekt reine Glücksache ist… – Angelika Boese


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

Psychotherapie – Kurzer Prozess? Lang oder kurz? Wusste sich der unentschiedene Mensch in dieser Frage nicht mehr zu helfen,  orientierte er sich in seiner Hilflosigkeit an der Mode, die seine menschliche Unsicherheit dann  inbrünstig und bedeutungsvoll zur Schau stellte, manchmal auch in beschämender Art und Weise. Worum geht es den Autoren in diesem groß daherkommenden Artikel in der ZEIT?  Wer steht hinter ihnen und was hat die Schreibenden derart in Unruhe versetzt, dass sie ein so unsäglich nachlässig recherchiertes Schriftstück verfassen konnten? Dem Titel „Wenn meine Seele Hilfe braucht – Was bringt Psychotherapie? Wem hilft welches  Verfahren? Und was geschieht dabei mit uns? Neue Erkenntnisse über sprechende Medizin“, folgt  ein nicht unwesentlicher Untertitel „1,5 Milliarden Euro kosten die Therapien der Deutschen: Ist  das Geld gut investiert?“.

Von wessen Geld ist hier die Rede? Und in was soll investiert werden?  Eine mögliche Antwort: Es ist das Geld des viel beschäftigten Steuerzahlers (siehe im Beitrag  angeführtes Beispiel des Unternehmers), der keine Zeit mehr findet, sich seinen Lebensgenüssen  hinzugeben, in innere Not gekommen, bei seiner Kasse nun Zeit für Psychotherapie beantragt, die  ihn erneut mit dem Zeigefinger mahnt: Bitte kurz fassen! Als ZEIT-Leser überfliegt der unter Zeitdruck stehende folgende randseitige Zusammenfassung:  „…Doch nicht alle Seelenheiler sind gleichermaßen gut. Manche schaden sie ihren Patienten sogar.  Zwar wird die Psychotherapie seit hundert Jahren angewendet, aber erst jetzt ergründen Forscher  systematisch, worauf es dabei wirklich ankommt.

Und sie räumen auf mit Mythen: etwa dass stets  schlimme Erfahrungen aus der Kindheit den seelischen Leiden zugrunde liegen.“ … „Je länger,  desto besser? Das gilt bei der Psychotherapie nicht unbedingt.“ Nochmals lesen… Ich mache mir Gedanken: Vor 100 Jahren? Ach ja, Freud! Der hat doch die Psychoanalyse begründet? Das ist doch das  Verfahren, das eine halbe Ewigkeit dauert und von einem…äh Unbewussten ausgeht. Ja, stimmt das  hat doch kein System, ist doch vielmehr eine Chaos-Theorie, macht mich ja noch wuseliger!!  Kindheit? Wann war das denn? Lange her, kann mich nicht mehr erinnern. Heute bin ich erwachsen,  immerhin kann ich die ZEIT in einem Zuge überfliegen und es bleibt was hängen! Ob ich mich  übermorgen noch an Details erinnern kann? Irrelevant, ich kann mitreden, bruchstückhaft, das muss  genügen!

Dass wir heute mehr denn je Bedrückte unseres geistigen Vergessens sind, davon zeugt die Flut von  Erinnerungsmedien, die wir aus Angst vor dem Vergessen kreieren und derer wir uns aus einem  Mangel  an  bezeugenden  Anderen  auf  das  Fleißigste  bedienen.  In  ihnen  wollen  wir  unser  potentielles  Vergessen  bewahrt  wissen  und  uns  vor  Trugschlüssen  schützen.  Ratgeber,  Wikis,  Kameras in jedem Smartphone, reich bebilderte Chats, all das sind lebende Beweise dafür, dass die  Rückbesinnung des Seins en vogue ist, aber bitte hübsch zurecht gestriegelt, dann allzeit und  überall verfügbar. In einer ZEIT, die uns versichert zu wissen, wie die Nacht Angela Merkels vor  den Präsidentschaftswahlen in Amerika ausschaut, macht auf eine Besonderheit aufmerksam: Wir  sollen  durch  eine  alltägliche  Normalität  in  Sicherheit  gewägt  werden,  bestenfalls  schnell  umblättern. Dieser äußeren Gewissheit hinkt zeitversetzt ein Zweifel nach und plötzlich wirkt der  Artikel beim längeren Nachdenken trügerisch.

Allmählich werden wir beunruhigt, weil wir nichts  über die undurchsichtige Frau Merkel in der Nacht vor den „schmutzigsten Wahlen“ Amerikas  wissen. Das Nichtwissen über das Unbekannte im Alltäglichen hinterlässt in uns eine Art von Angst  der Unwissenheit uns selbst gegenüber. An dieser Stelle können sich z.B. Psychoanalytiker leisten,  innezuhalten und abzuwarten, was eigentlich hinter der Angst vor Unwissenheit steckt.  Sollte  uns  die  Zeit  für  das  genaue  Hin-Sehen  und  Hin-Hören  selbst  in  der  Psychotherapie  genommen werden, würden wir als Psychotherapeuten und Patienten unserer wesentlichen Sinne  beraubt. Dass wir uns als Menschen täuschen können, ist menschlich möglich. Wie aufrichtig wir  zum Anderen sprechen können, hängt von unserer Fähigkeit ab, zu vertrauen – denn sich zu öffnen,  verlangt Mut. Das alles ist leichter geschrieben als erreicht. Ver-trauen und Mut ist ein Paar, ohne  das Eine kann das Andere in der Psychotherapie nicht zu haben sein. Dass wir hierbei auch als  therapeutische Partner scheitern können, ist ein unvermeidbarer Fakt und hat mit viel mit der Liebe  zum  eigenen  Beruf  und  jedem  einzelnen  Patienten  zu  tun.

Wir  Psychotherapeuten  und  Psychoanalytiker  sind  Leidenszeugen.  Wir  bewegen  uns  damit  in  einem  hochsensiblen,  weil  verletzbaren Feld, wo Vertrauen und Mut immer aufs Neue errungen werden müssen. Wo uns als  Therapeuten auf sonderlichem Wege die Zeit für den Einzelnen und unser eigener Mut abhanden  gekommen ist, sollten wir uns zunächst des eigenen Standortes versichern. Manches verträgt sich  eben nicht. Doch halte ich es für unsinnig, aus Angst voreilig Schlussfolgerungen zu ziehen und  denen dann auch noch zu folgen.

Die Behauptung, dass Psychoanalyse kein wissenschaftliches  Verfahren  ist,  ist  eine  Dichtung.  Psychoanalyse  ist  insofern  wissenschaftlich,  als  dass  sie  Gegenstand der Psychotherapierichtlinien ist und damit einen formal-juristischen Charakter als  „wissenschaftlich anerkanntes Verfahren“ besitzt. Annemarie Dührssen, einer Psychoanalytikerin,  haben  wir  zu  verdanken,  dass  psychotherapeutische  Leistungen  seit  1967  in  den  Katalog  der  gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen wurden. Nach der Einführung der psychoanalytischen  Psychotherapie  in  die  kassenärztliche  Versorgung,  bemühten  sich  lange  Zeit  andere  Psychotherapieverfahren  um  eine  entsprechende  wissenschaftliche  Anerkennung.  Die  Verhaltenstherapie schaffte ihren Einstieg in die psychosomatische Grundversorgung zwanzig Jahre  später,  im  Jahr  1987.  Die  tiefenpsychologisch  fundierte  Therapie  blieb  bis  heute  ein  Anwendungsverfahren der Psychoanalyse, wie sich auch ihr Theorieverständnis auf die Theorie der  Psychoanalyse begründet.

Der Artikel der Zeit ermahnt, dass wir die Geschichte niemals ausser Betracht lassen sollten.  Geschieht dieses, befinden wir uns im Widerstand uns zu Erinnern. Dieser Artikel bescheinigt den  zunehmenden Verlust einer Erinnerungskultur. Hingegen brauchen wir den Anderen, um uns über  ihn zu Er-Innern, damit wir inseiner Gegenwart unseres Selbst bewusster werden. Der moderne  Mensch bedient sich der hochmodernsten Technik und ist gerade deshalb davon bedroht, die Kraft  seines Bewusstseins zu verlieren.Es wäre allzu fortschrittlich, wenn die unbewusste Motivation als  Realität des denkenden Menschseins allgemeine Akzeptanz erfährt, damit die Forschung auch auf  diesem Gebiet weiter erfolgen kann.

Hierbei denke ich an die wachsende Zahl von Patienten, die für  die gegenwärtige Gesellschaft und Kultur große Leistungen vollbringen, die in ihren Autos, auf den  Schnellstraßen,  plötzlich  von  der  Übelkeit  ihrer  Einsamkeit  -gerade  nicht  von  dem Anderen-  überfahren werden. Denen ist etwas sehr Kostbares abhanden gekommen:  Zeit für einen Rückblick, Zeit für das Erinnern und ausreichend Zeit für ein wieder wachsendes  Vertrauen – auch in Andere. Auch unter dem Risiko recht unmodern zu wirken, plädiere ich für eine  längere Zeit, statt den kurzen Prozess. – Ulrike Vetter


Leserbrief zu „Rechts, aber richtig“ von Matthias Geis

Wer die bemerkenswert zutreffende Analyse von Matthias Geis in der ZEIT-Ausgabe 46/2016 vom 03.11.2016 gelesen hat, der war bestens vorbereitet auf die Ergebnisse des CSU-Parteitages vom 05.11.2016, sprich auf den Beschluss eines neuen Grundsatzprogramms namens „Ordnung“ inklusive einer präzisierten Definition deutscher Leitkultur und einer Abgrenzung zwischen rechtskonservativ und rechtspopulistisch. Kurzum, kompetenter Journalismus am Puls der Zeit. – Ira Bartsch


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

Dies ist gewiss nicht das erste Schreiben, das Sie zu Ihrem Artikel erreicht. Dessen Einseitigkeit ist atemberaubend. „Kein Patient muss unbedingt 300 Stunden auf die Couch, wie es die Lobbyisten alter Schule behaupten.“ Wie würde es den Leser interessieren, wen genau Sie da haben raunen hören. War denn wirklich keine der gegenwärtig relevanten Stimmen der psychodynamischen Verfahren in Deutschland für Sie zu sprechen:

Horst Kächele, Marianne Leuzinger-Bohleber, Cord Benecke, usw. usw.

Niemand erreichbar für Sie und die ZEIT? Nur unbestimmte „Lobbyisten alter Schule“? Und all die Studien zur Wirksamkeit analytischer Verfahren, alle nicht gefunden? Man mag es kaum glauben. https://www.ipa.world/ipa/IPA_Docs/Open%20Door%20Review%20III.pdfLaslo Scholtze


Leserbrief zu „Geld für die Betrogenen“ von Kolja Rudzio und Marcus Rohwetter

mit einem Zynismus, den ich in diesem Ausmass in der ZEIT nicht für möglich gehalten hätte, werden die Betrugsopfer auch noch mit Häme überschüttet. Nichts wird mich mehr dazu bringen, einen von Herrn Rohwetter geschriebenen Artikel zu lesen. – Herbert Hahn

Leserbrief zu „Sex nach Lehrbuch“ von Jörg Lau

„Eigentlich sollte man von einem ZEIT-Redakteur des politischen Buchs erwarten können, dass er zumindest den Inhalt der Begriffe kennt, die er verwendet. Jörg Lau beweist in „Sex nach Lehrbuch“ genau das Gegenteil: dass ihm die Bedeutung des Begriffs „Toleranz“ völlig unbekannt zu sein scheint. Toleranz hat nichts mit Akzeptanz gemein.

Um es auf den Punkt zu bringen: Toleranz heißt „dulden“! Er stammt stammt aus der Zeit der so genannten Religionskriege, als Könige oder Fürsten die Religion ihres Volkes bestimmten. Mit der Toleranz eng verknüpft ist die Macht: Man duldete oder ertrug einen anderen Glauben, wenn man die Macht hatte, ihn zu unterbinden. Der Duldende verzichtete bewusst und häufig aus taktischen Erwägungen auf diese Macht und ließ den anderen Glauben gewähren. Das hat überhaupt nichts mit Akzeptanz zu tun, die bereits im Wort das „Aktive“ betont, also das „Annehmen“ oder Sich-zu-eigen-machen der anderen Haltung.

War früher Intoleranz der Gegenbegriff zu Toleranz (z.B. mit der Aufhebung des Edikt von Nantes 1685), so ist heute in der Demokratie eher die „Indifferenz“, zu der die Toleranz changiert: also eine Haltung, der es „egal“ ist, wie und was der andere denkt, solange das mich nicht tangiert.

Damit will ich übrigens nichts zur Reform des Sexualunterrichts in Hessen gesagt haben, auch nicht darüber, ob man in der Schule solch ein Aufhebens über Sexualkunde machen sollte. Mir reichte es schon, wenn die Schüler und Schülerinnen vernünftig Lesen und Schreiben lernten, damit sie später in politischen Diskussionen und Beiträgen die Begriffe in der richtigen Bedeutung nutzten und uns Lesern das unerträgliche Geschwurbel ersparten, den Jörg Lau verbreitete.“ – Dr. Josef König


 Leserbrief zu „American Angst“ von Bernd Ulrich

Und heute? Heute ist dieses Amerika, die einst letzte Zuflucht aller Demokraten, so außer sich, dass es einen Mann auf Armeslänge an die Tür des Oval Office lässt, der unbeherrscht ist, rassistisch, sexistisch, ein außenpolitischer Hasardeur, der die Folter legalisieren und Muslime verbannen will. Das stimmt so nicht. Er will straffällige Muslime verbannen, Folter haben die letzten 5 Präsidenten angewant, er ist kein außenpolitischer Hasardeur, er vertritt nur eine ander Meinung und einen anderen Weg, der nicht schlechter sein muss, Brüderle ist auch sexistisch, er ist auch nicht unbeherrscht, das ist falsch, 70% + in den USA sind rassistisch. Ein Mann, der droht, die Wahl nicht anzuerkennen, wenn er verliert, Clinton hat die Vorwahlen bewiesen manipuliert, da habe ich Verständnis, dass er am Wahlausgang Fragen hat und seine Kontrahentin ins Gefängnis bringen möchte, wenn er gewinnt. Es gehen einige für weniger ins Gefängnis.

Clinton lügt, wenn sie den Mund aufmacht und das ist auch bewiesen. Ein Mann, der ständig Lob braucht und Beifall, den er sich auch unentwegt selber spendet, der sich kaum konzentrieren kann und zappelig wird, wenn er nicht attackieren darf oder nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Das ist Hysterisch. Ist er ein Psychopath oder ein Faschist, wie manche sagen? Er ist weder ein Psychopath noch ein Faschist, das ist intelligenzfern. Sei’s drum. Entscheidend ist, dass so ein Mann vierzig Prozent der Amerikaner hinter sich bringen kann. Oder mehr.

Das FBI sei, so Trump, von der Justizministerin unter Druck gesetzt worden, die ja kurz vor Veröffentlichung des Gutachtens Bill Clinton auf einem Flughafen getroffen habe und so weiter. Dem ist auch so und das hat gerade wieder stattgefunden, deshalb kam vor 2 Tagen der Brief alles erledigt, wo nichts erledigt sein kann.   Und das nach einem Jahr, in dem schon die gewöhnliche Polizei wegen der vielen Morde an Schwarzen in eine tiefe Legitimationskrise gestürzt ist. Das sieht in den USA keiner der Weißen so. Das kann nur ein Deutscher so sehen.

Irgendetwas im Psychohaushalt der Amerikaner funktioniert nicht mehr, offenbar ist eine Art seelischer Betriebsstörung eingetreten. Wenn es Ihnen so dreckig gehen würde, wie mehr als 50% der Amerikaner würden Sie auch die selbe Betriebsstörung haben.  Dasselbe passiert hier in Deutschland auch, nur keiner will es sehen.   Vielleicht ist das für Deutsche besonders schwer nachzufühlen, diese Last, die „größte Nation der Erde“ sein zu wollen, wahrscheinlich macht sich unsereins gar keine Vorstellung davon, was es bedeutet, an die eigene Suprematie glauben zu müssen. Wo nehmen Sie das denn her. Es läuft in Deutschland haar genau der selbe Film. Uns wird täglich auf ein Neues erklärt, das wir die Besten des Universums sind, keiner kommt an uns heran, alles andere ist Abschaum gegen uns. Es geht nicht um Supermatie in den USA, sondern, dass wie hier auch die Leute nicht mehr wissen wie sie Essen und Wohnen bezahlen sollen. Natürlich nicht 100% der Bevölkerung, aber mehr als 50%, so wie hier auch.   : No boots on the ground, also keine Gefährdung von US-Soldaten mehr.

Wenn ich Drohnen habe, brauche ich keine Boots on the Ground mehr. Denn wenn die Amerikaner nicht mehr bereit sind, das Leben einiger Tausend Soldaten zu riskieren, was sind dann die anderen Sicherheitsgarantien wert? Wir sind Militärisch sehr viel weiter. Drohnen, da braucht es das alles nichts mehr.   Allerdings, auch mit Hillary Clinton handelt sich die Welt ein großes Problem ein, viel größer als mit Obama, nach dem wir uns noch die Augen ausweinen werden. Wer genau hinsieht, wird feststellen, dass auch Hillary Clinton heimlich mit dem Slogan arbeitet: Make America great again. Größer und großartiger als bei Obama. Absolut richtig wie die damalige Außenministerin Clinton 2011 in die Libyen-Intervention gegangen ist. Das Pentagon hatte Clinton abgeraten in Libyen einzufallen, es sei ein großer Fehler, sie tat es dennoch. als Wladimir Putin die Krim annektierte Putin hat die Krim nicht annektiert, das ist gelogen, es gab eine Wahl und die Leute dort wollten zu 97% zu Russland. und die Ostukraine zu destabilisieren begann, Die Ostukraine will zu Russland. Der Westen hat eine Faschistische Regierung eingesetzt, da waren die NAZIS ein Witz dagegen. Seit Katharina der Großen war die Krim russisch.

Erst Nikita Chrustschov, Ukrainer wurde die Krim zur Ukraine geschlagen, ohne Wahl.  Nach allem, was mittlerweile über Putins Eskalationsbereitschaft augenfällig geworden ist? Am Rande eines großen europäischen Krieges vermutlich. Sie sind auf einem Auge blind. Sie sehen nur die eine Seite. Sehen Sie sich mal Putins Seite an…… Die Europäer kümmern sich gar nicht um Afrika und wenn nur zur Ausbeutung und ja sie können es schlechter machen. Russland ist überhaupt nicht machtpolitisch überdehnter als die USA, das ist Unfug. Der große Fehler des Westen ist zu denken, dass jeder eine Demokratie braucht, dem ist überhaupt nicht so. Die Russen könnten mit einer Demokratie nichts anfangen. Die Deutschen inzwischen auch nicht mehr. Die Welt ändert sich. – Dr. Yvonne Hannewald


Leserbrief zu “Danke, ich bin bedient” von Julia Friedrichs

Die neuen Dienstboten? Warum so negativ über diesen Arbeitsbereich berichten? Das dieser Bereich unterbezahlt ist, davon spreche ich nicht. Ich möchte nur anmerken,  dass im Dienstleistungssektor die Möglichkeit der Schaffung von Arbeitsplätzen besteht. Nicht alle Personen im erwerbsfähigen Alter verfügen über eine ausreichende Schulbildung für den vermeintlichen Traumjob. Um auch diesen Personen eine Teilhabe an der Gesellschaft und eine selbständige Finanzierung der Lebenshaltungskosten zu ermöglichen sind diese Möglichkeiten der Arbeit immens wichtig. Stimmt die monatliche Bezahlung ist auch ein Leben ohne ergänzende Leistungen durch das Jobcenter möglich. Hier sind die Besserverdienenden gefragt, in dem die Bereitschaft der adäquaten Bezahlung stattfindet, aber auch in der Anerkennung der geleisteten Arbeit, sowohl persönlich als auch gesellschaftlich. Nach dem Motto: Eine Perle für den Haushalt? Gern, aber angemeldet und angemessen bezahlt. – Kristina Baginski


Leserbrief zu „Sex nach Lehrbuch“ von Jörg Lau

Nachdem Sie die Unterscheidung zwischen Toleranz und Akzeptanz sehr schön herausgearbeitet haben, nennen Sie selbige haarspalterisch und entwerten sie damit. Zugleich verzichten Sie auf die Unterscheidung zwischen der Person und deren Lebensweise. Ist Ihnen das ebenfalls zu haarspalterisch? Damit entwerten Sie Ihre komplette Aussage! – N. Baier


Leserbrief zu “Wie geht es ihm?“ von Lydia Klöckner

Fragens die Burgi aus Puchberg am Schneeberg. Menschen die mit Büchern groß werden lernen diese zu verstehen, Menschen die mit Tieren groß werden lernen diese zu verstehen! Sonne im Herzen! – Michael Georg Reisner


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

Ersteinmal. Ich freue mich jede Woche über meine Zeit. Besonders aber über das Zeit Magazin. Das letzte Magazin an das ich mich sehr positiv erinnere, es noch und nöcher weiterempfohlen habe, war das zum Thema „Der neue Mann – Männer, lasst euch helfen!“Ein großartiger Artikel mit vielen für mich neuen Informationen, Überraschungsmomenten und neuen Perspektiven. Alles was ein guter Text mit einem anstellen sollte- er sollte auch die Motivation schaffen danach darüber nachzudenken, ihn möglicherweise sogar mit Anderen zu diskutieren. Was ein Text keinesfalls tun sollte ist den Leser im Stich zu lassen, lückenhafte Recherche, Stigmata, Vorurteile, eine Wortwahl, die mich an das Mittelalter erinnert und dann auch noch alles mithilfe eines so langweiligen, spießigen Fallbeispiels zu erörtert, dass ich nur dachte: Wie kommen die darauf sowas abzudrucken. Es geht um den Artikel im ZEIT DOCTOR zum Thema Psychotherapien. Ich bin selbst Experte- würde mich so bezeichnen – als Patient mit einem langen Leidensweg. Und ich verstecke mich nicht vor der Wahrheit, dass es auch Schattenseiten in diesem System gibt, dass es vielleicht für manche Patienten eine kleinere Hoffnung auf Heilung gibt, als für Andere. Hinterweltlerisch war dieser Artikel dennoch. Ich hatte nicht mal die Motivation über ihn zu sprechen. Schade, weil es doch so ein hochinteressantes und aktuelles Thema ist, dass viel mehr öffentlichen Raum finden sollte. – Johanna Lütkehölter


Leserbrief zu „Umbau dringend nötig“ von Harro Albrecht

Vielleicht fiel es Ihnen bei Ihren Recherchen zu dem o.g. Artikel nicht auf. Aber in einem Land wie Dänemark (ein kleines Land) oder den Niederlanden wurde die Versorgung der Menschen in Krankenhäusern nicht an  Konzerne wie Vivantes, Helios etc übergeben.

Diese Wirtschaftsunternehmen wollen mit den von ihnen unterhaltenen Krankenhäusern Gewinne erzielen. Die deutsche Bundesregierung hat sich damit aus der Gesundheitsversorgung der Bürger zurückgezogen; sie ist nicht mehr eine staatliche Aufgabe sondern wurde an Wirtschaftsunternehmen übergeben.

Die Folgen kennen wir alle: Tausende Todesfälle durch Krankenhauskeime, ausgenutzes Pflegepersonal, überarbeitete Ärzte etc. – Angelika Ezzeldin


Leserbrief zu ZEIT Doctor „Was bringt Psychotherapie“

„Alle Jahre wieder zur Zeit der Winterdepression erscheint in irgendeinem Magazin ein Exklusivbericht über Psychotherapie. Diesmal in der Zeit, die mit ihrer neuen Beilage gleichsam signalisieren möchte: auch wir sind im postfaktischen Zeitalter angekommen.

Im Leitartikel darf eine verhaltenstherapeutisch orientierte Achtsamkeitslehrerin gänzlich lobbyistisch behaupten: für Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie gäbe es wenig bis gar keine wirksamkeitsbelegenden Studien, und die Notwendigkeit von Langzeitpsychotherapie sei strittig. Gänzlich vergessen ist dabei die Ausgabe der Zeit vom 25.08.2016 mit dem Titel: „Stark durch Therapie. So viele Männer wie nie trauen sich auf die Psycho-Couch. Das tut ihnen gut“ (die Couch: das Symbol der Psychoanalyse!). Aber was interessiert den Populismus schon sein Geschwätz von gestern.

Eine simple Googlerecherche hätte gereicht um rauszufinden, dass Studien von z. B. Jakobsen et al (2007), Leichsenring und Rabung (2008) sowie Shedler (2010) Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie längst differenziert nachgewiesen haben. Selbst der Guardian („Therapy wars: the revenge of Freud“ vom 07.01.2016) und Die Welt („Freud lebt!“ vom 28.02.2016 sowie „Warum die Psychoanalyse ein Comeback feiert“ vom 01.03.2016) wussten zu Jahresbeginn erneut davon zu berichten und wiesen sogar auf Überlegenheit gegenüber der Verhaltenstherapie hin. Dass analytische Langzeittherapie Vorteile gegenüber Kurzzeittherapie hat, hat das Ärzteblatt bereits 2003, eine Studie des Heidelberger Professors Gerd Rudolf resümierend, der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht (http://www.aerzteblatt.de/archiv/39335). Auch kann man ein Urteil des Sozialgerichtes Marburg recherchieren (Aktenzeichen S 6 KR 47/11 vom 11.08.2014), in dem dieses zugunsten einer gegen die gesetzliche Krankenversicherung klagenden Patientin für die Zahlung von Sitzungen, die über das in den Psychotherapierichtlinien festgelegte Stundenkontingent von 300 hinausgehen, entschieden hat, da es durch Gutachten von Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit des Verfahrens insbesondere im konkreten Fall überzeugt war.

Das gegeneinander Ausspielen der etablierten Psychotherapieverfahren, die alle wirksam sind (!), hilft aber niemandem und weist nur auf wirtschaftliche Interessen oder Angst vor Bedeutungsverlust der spaltenden Parteien hin. Im Interesse der Patientenversorgung sollte integrativ gedacht und kooperativ gehandelt werden, wie es z. B. Gerd Rudolf mit einem Vergleich des Streits der Therapieschulen zu Lessings Ringparabel in seinem Buch „Wie Menschen sind“ andeutet.

Es bleibt zu hoffen, dass die Medizinlandschaft von weiteren schalen Zeitrezensionen ihrer Methoden verschont bleibt. Möge es Kollegen anderer Fachdisziplinen erspart bleiben, ihre irritierten Patienten z. B. von der Legitimität von Koronarangiographien, Koloskopien oder laborchemischen Untersuchungen wieder überzeugen zu müssen.“ – Christian Dürich


Leserbrief zu „Sex nach Lehrbuch“ von Jörg Lau

Ich komme langsam aber sicher nicht mehr umhin, all diesen Zurückgebliebenen, Homophoben, Neophoben, etc. Recht zu geben. Ich lese und höre zurzeit ständig die Frage, ob wir (die Toleranten, Modernen, Liberalen…und hast du nicht gehört)die zuerst Obengenannten nicht mitnehmen bzw. mitgenommen haben auf dem Weg in die „Zukunft“. Wenn ich Texte wie diesen lese, kann ich ganz klar antworten: Nein, definitiv nicht. Sie, Herr Lau, konstatieren den (Achtung, ganz wichtig!) konservativen Elternverbänden und Kirchenvertretern eine Toleranz gegenüber …sexueller auf eine höhnische und herablassende Art, wie sie keiner der Betroffenen hinnehmen muss. Sie müssen sich bewusst sein, das Sie hier Menschen aus der Mitte unsere Gesellschaft diskreditieren, welche Toleranz zeigen und gleichzeitig Normen und Werte verteidigen, die das Fundament unserer Gesellschaft bilden. Wenn Sie meinen die Sache mit der Toleranz ist doch komplett überholt, wir gehen einfach über zur Akzeptanz bedeutet dass schlussendlich, das wir unsere Werte und Normen über Bord werfen und unserer Gesellschaft damit das Fundament entziehen worauf sie steht. Wohin das letztendlich führt, können wir aktuell in den USA beobachten, sowie nach und nach im Großteil der westlichen Welt. Zu unserem zweiten Fundament, unserer Verfassung. Meine Rechte enden dort, wo die Rechte anderer beginnen. Dieser Tatsache sollten sich die Schwulen- und Lesbenverbände einmal klar werden, auf deren betreiben, vor allem der grüne Teil der Hessischen Landesregierung die entsprechende Politik vorantreibt. Ja, das Grundgesetz garantiert euch Gleichberechtigung und Würde aber es garantiert auch den Eltern ihr natürliches Recht auf die Erziehung ihrer Kinder.    – Tobias Meisborn


Leserbrief zu „“American Angst““ von Bernd Ulrich

Im Nachgang zu meinem Kommentar zu obigem Aufsatz von Bernd Ulrich eine Anmerkung zum Stil:

Ulrich benutzt an einer Stelle den  Begriff „mainsplain“, um die paternalistische Politik der US-Regierung gegenüber der deutschen zu beleuchten. Ich finde das befremdlich. Obwohl Englischlehrer  und trotz längerem Aufenthalt in den USA, Abonnement der New York Times inklusive, verstand ich das Wort nicht. Das ging sicher den meisten Lesern der ZEIT so.

Warum, frage ich, greift ein deutscher Journalist, dem die Pflege und auch Erneuerung der deutschen Sprache ein professionelles Anliegen sein müsste, auf ein solches Fremdwort zurück?  Dass ihm „Klugsch…“ zu vulgär ist versteht man. Wie wäre es mit dem einfachen „Besserwisser(ei)“, oder, wenn man sich der Mode, Neologismen durch das Verschmelzen von Elementen verschiedener Wörter zu kreieren, nicht entziehen will, mit „Machobelehr“oder „Machoklär“?

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, unsere Journalisten verfielen einem neuen Manierismus, dem es bekanntlich auch mehr um Selbstgefälligkeit als um Klarheit ging. – Johannes Kettlack


Leserbrief zu „Wohin soll das führen“ von Fabian Klask

Ist die SPD jetzt schon soweit heruntergekommen, dass sie sich auf dem politischen Strich herumtreibt ? Wie der Autor des Artikels richtig bemerkt, gebiert sich die gute alte Tante SPD nicht anders als AfD und  die Linke, die ihre politischen Erfolge mit Populismus erreichen. Aber so etwas jetzt auch bei der bisher als eher langweilig aber seriös wahrgenommenen SPD ? Eine Politik der Anbiederung an das heutige  Russland unter Putin eine Fortsetzung der(alten) neuen Ostpolitik aus Brandts Zeiten zu nennen ist ein  Etikettenschwindel. Steinmeier und Gabriel, der eine in seiner Verbundenheit zum alten Chef Schröder, dem Putin-Freund, und der andere auf der Suche nach mehr Prozenten für seine gebeutelte Partei schaden  der SPD damit nicht nur langfristig sondern verlieren auch 1 Jahr vor der Bundestagswahl an Glaubwürdigkeit. Die CDU/CSU mag auch nur ein Wahlverein zum höheren Nutzen für Merkel sein, aber die Bundeskanzlerin erinnert, nicht erst im Luther-Jahr, mit ihrer Gradlinigkeit und Charakterstärke an den Reformator. Und da Putin,  wie vielleicht auch Erdogan, solche Verhandlungspartner fürchtet, respektiert er sie auch. Im knallharten  politischen Geschäft ist Angela Merkel damit allemal besser aufgestellt als der weichspülende Außenminister  Steinmeier. Mit seiner defensiven Haltung gegenüber Putin ist er für eine Nominierung für die Wahl zum  Bundespräsidenten nicht mehr unstrittig -egal wie viele Deutschen sich ihn als Nachfolger von Gauck wünschen. –Klaus Reisdorf


Leserbrief zu “Is doch garr nich so schlächt” von Martin Spiewack

….typische Verharmlosung eines Problems! Typisch auch für „DIE ZEIT“!!! Die Senkung der Standards in der Rechtsschreibung ist Markenzeichen der rotgrünen Bildungswelt! Bester Beweis: 5 Jahre rotgrüne Schulpolitik in BW!!! Aber da wird heruminterpretiert, um schlechte Ergebnisse noch zu beschönigen. Gehen Sie doch einfach mal in die Praxis und vergleichen die Einstellungstests von heute mit früher ….. oder von Bremen, Hamburg mit Bayern ….Si tacuisses, philosophus mansisses, verehrter Herr Spiewak! – Hans Hardenberg


Leserbrief zu „Wellen der Zuversicht“ von Hanno Rauterberg

Ich schätze meist die Beiträge von Herrn Rauterberg. Über Geschmack soll man ja nicht streiten. Ich habe 2015 mit einer Gruppe den damals schon fertigen Bau der Elbphilharmonie (Rauterberg: „den man  nicht unbedingt schön finden muss“) von der Strasse und vom Wasser her betrachtet. Mit Rücksicht auf anwesende Hamburger habe ich den Bau nur als „unausgewogen“ bezeichnet – ein Hamburger fand ihn hässlich!

Für die Hälfte der 789 Millionen hätte man auf einen der vielen freien Plätze der Doch-nicht-Olympia-Stadt ein architektonisch interessantes Konzerthaus hinstellen können. So etwas wie das eindrucksvolle, ja schöne, neue Festspielhaus in dem „Kuhdorf“ Erl, wo nach wie vor die Wagner-Opern im Passionsspielhaus – auch auf einem grünen Hügel ! – die Konzerte aber im neuen Festspielhaus stattfinden  (Tiroler Festspiele). Herr Rauterberg möge sich dieses neue Festspielhaus in Erl einmal ansehen, als Kontrast zu dem „riesigen kalten Glaskörper“ der Elbphilharmonie. – Wolfgang Ritter


Leserbrief zu „Der Untergang der Fakten “ von Eva Bucher

„Die Schöpfung dauerte länger als sechs Tage“ schrieb Prof. Kügler. Also gab es „die Schöpfung“, also ist nicht alles natürlich, also ist die Natur inclusive des Menschen doch das Ergebnis eines Schöpfers?!
Und leugnen wirklich nur „alle fundamentalistischen Christentümer“ die Ergebnisse der Bibelwissenschaft? Aber seine eigene, die katholische Kirche, ihre „Hirten“ und „Schafe“, ihre „Fische“, „Bäume“ und das „Unkraut“ (so der göttliche, unmenschliche Originalton Jesu Christi), sie alle tun das doch auch! Heute nur nicht mehr so vollständig wie früher.

Kurz: Nicht nur alle anderen Religionen, auch die jeweils eigene, und sogar die katholische, ist erfunden, sind alle Lug und Betrug. Aber so lange Theologen wegen des Verkündens dieser Wahrheit gekündigt werden, so lange werden sie das verschweigen. Oder verschließt die Furcht vor dem ewigen Höllenfeuer des synoptischen, unbarmherzigen Jesus ihren Mund? Oder die 600 Liter Wein und die 153 großen Fische, mit denen der Amen-amen-Lügner Johannes die frohe Botschaft des von ihm erfundenen Jesus beginnen und enden lässt?- Manfred Schleyer


Leserbrief zu “Weisch?” von Thomas Kerstan

Der Artikel spiegelt eine unglückliche Tendenz wider, dass von der Warte des Bildungsforschers – ich beziehe mich auf die Äußerung von Herrn Trautwein – Alltagstheorien verbreitet werden. Der Artikel gibt vor, Ursachen für das schlechte Abschneiden Baden Württembergs in Lesetests zu nennen. In Wirklichkeit nennt er eine Reihe von Halbwahrheiten. Hier eine Auswahl. Erstens: Der Verzicht auf eine Grundschulempfehlung ist nicht spezifisch für Baden Württemberg. Zweitens: Die Pädagogischen Hochschulen dort gibt es seit über fünfzig Jahren. Sie kommen als Einflussgröße also nicht in Frage. Die Universitäten Baden Württembergs können bei der Lehrerausbildung im übrigen nichts falsch machen, weil sie bislang de facto kaum eine betreiben. Bis heute existieren dort keine Lehrstühle für Fachdidaktik. Viertens: Die kritisierten Gemeinschaftsschulen sind der Versuch, dem von der Bildungsforschung monierten Manko einer zu starken Koppelung von Bildung und sozialer Herkunft entgegenzuwirken. Die ebenfalls angesprochene Inklusion ist eine internationale und umzusetzende Vorgabe. Allgemein: Das Bildungswesen, nicht nur in Baden Württemberg, war in den letzten Jahren darauf bedacht, Vorschläge der Bildungsforschung in Form von Kompetenz- und Standardorientierung umzusetzen. Vielleicht waren es die falschen Vorschläge. Die Studie hat Teilkompetenzen, u.a. die Lesefähigkeit erhoben. Berechtigt dies zu Aussagen über ein gesamtes Bildungssystem? Qualität finde im Unsichtbaren statt, stellt Herr Trautwein fest. Angesichts Hattie’s Visible Learning eine überraschende, aber vielleicht zutreffende Aussage. Aber gerade dazu hat die hier zitierte Forschung eigentlich nichts zu sagen. Wenn sie im Artikel gegen Teile der Lehrendenausbildung den Vorwurf der Ideologie erhebt, dann würde es die wissenschaftliche Redlichkeit gebieten, auch die Bildungsforschung selbst unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten. In der Hoffnung, dass dieser Text hochdeutsch genug ist. – Joachim Appel


Leserbrief zu “Is doch garr nich so schlächt” von Martin Spiewack

Angeregt durch den Artikel über die doch nicht so schlechten Rechtschreibkünste unserer Schüler möchte ich Folgendes anmerken:

Sie sind schlecht. Ich war bis 2013 im Schuldienst tätig. (Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern)

Bei Vergleichsarbeiten sind die Schüler sehr motiviert und konzentriert. Es geht um die Schulehre, wird ihnen vorher ans Herz gelegt. Diktate werden nur selten geschrieben und dann leider nicht mehr als Klassenarbeiten gewertet. (Es schmeichelt der Deutsch-Gesamtnote.)

Lehrer, die in anderen Fächern als in Muttersprache unterrichten und richtiges Schreiben anmahnen, vielleicht sogar noch eine Fehlerberichtigung erwarten (!), werden von den betreffenden Schülern behandelt, als wären sie vom anderen Stern, vorsichtig ausgedrückt. Es fehlt das einheitliche Handeln und konsequente Durchsetzen von Beschlüssen bei den Lehrern. Insofern stimmt es schon, dass die ostdeutschen Lehrer engagierter sind. Wieso? Weil wir so erzogen wurden. Zu DDR-Zeiten gab es ein „straffes“ Schulsystem. Genaue Lehrplanziele, einheitliche Unterrichtsmittel, regelmäßige Kontrollen zur Qualität des Unterrichts durch den Schulinspektor, durch Gruppenhospitatiponen oder durch den Direktor. Kontrolle ist ein guter Katalysator. Die „Knechtung“ der Lehrer, die in festen Strukturen kaum Freiheit zum kreativen Wirken hatten und ihren Fokus deshalb auf gute Lernergebnisse ihrer Klassen legten – mit persönlicher Verantwortung und Ethos, wirkt jetzt positiv nach.

Die Rechtschreibkünste sind schlecht, weil sie im Deutschunterricht nicht den Stellenwert haben, den sie bräuchten. Und es fehlt Zeit zur Übung. Es fehlt auch an Würdigung. Vieles liegt im Argen. Meine Umfrage unter Schülern der Klassen 5 – 7 im Jahre 2008 legt Einiges offen. Ich sende sie Ihnen aber unter dem Aspekt Rechtschreibung. – G. Schumann


Leserbrief zu „Der Untergang der Fakten “ von Eva Bucher

„Aus Wünschen und Wahrnehmungen baut sich jeder seine Wirklichkeit, immun gegen Daten und Statistiken“ liest man als Kernsatz in der Suche nach dem „Untergang der Fakten“. Als ob das, zumindest im ersten Teil, etwas Neues wäre zur Erkenntnis menschlicher Kenntnis von Wirklichkeit. Auch der zweite Teil läuft aber  an der Tatsache vorbei, dass Daten und Statistiken schon immer nur von denen eingesetzt bzw. ignoriert werden können, die sie kennen bzw. kennen könnten, wenn sie denn wollten. Genau dies ist aber höchst zweifelhaft. Im „postfaktischen“ Meinungsausdruck gibt es keine Auseinandersetzung mit Fakten und Statistiken — sie sind eine Welt, die ausgeblendet wird, weil ohnehin bildungsmäßig weit über Niveau, oder geleugnet, weil nicht zur gegenwärtigen Wutrichtung oder Ideologie passend. In prä-Internetzeiten hat man die am Stammtisch bramarbarsierenden Tröpfe einfach ignoriert. Heute ist die beste Taktik wohl, die sogenannten Sozialen Medien einfach zu ignorieren. Zu viel versammelter Blödsinn. – Dr.Kurt Gamerschlag