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21. Dezember 2016 – Ausgabe 53

 

Leserbrief zu „Grinch türkisch“ von Josef Joffe

Vielen Dank für Ihre Glosse. Eine kleine Bemerkung zum Namen der Schule, den Sie als „Lisesi-Schule“ oder „Lisesi“ wiedergeben, was in meinen Ohren seltsam klingt und auch nicht korrekt ist.

Der Blick in ein türkisch-deutsches Wörterbuch zeigt, dass die Grundform des türkischen Wortes schlicht und einfach „lise“ ist (entlehnt aus dem französischen „lycée“, deutsche Entsprechung am ehesten: „Gymnasium“). Der vollständige Name lautet „İstanbul Lisesi“, deutsch in etwa: „Istanbul sein Gymnasium“, eleganter natürlich „Istanbuler Gymnasium“. –  Dr. Johannes Wachten


Leserbrief zu „Himmlische Ruh?“ von Maximilian Probst

Ich denke nicht, dass Sie diesen Artikel in einem Großraumbüro geschrieben hat. Sonst wüssten Sie nämlich, dass es unmöglich ist, sich acht Stunden lang zu konzentrieren, wenn man von 30 Kollegen umgeben ist, von denen 1/3 zwar leise mit ihren Tastaturen klimpert, aber die anderen 2/3 sich entweder miteinander unterhalten oder aber Telefongespräche oder Telefonkonferenzen führen – das auch gerne mal in englisch oder einer anderen Sprache.

 Wir leben im Informations- und Kommunikationszeitalter, und im Arbeitsumfeld wurde vermutlich noch nie so viel kommuniziert wie heute. Das ist für manche Arbeitnehmer akustischer Stress, der sie krank macht. Ein gelegentlicher Peitschenknall ist nichts gegen diese Dauerberieselung mit Sprache. – Albrecht Nestle


Leserbrief zu „Der Schock von Berlin“ von Giovanni di Lorenzo

Der Beitrag von Giovanni di Lorenzo hat mich sehr gefreut. Ich meine, er trifft den richtigen Ton und zeigt, wie infam Populisten solche schrecklichen Ereignisse für Propaganda mißbrauchen. Zu diesen Populisten gehört leider wohl auch der Vorsitzende unserer Krippenspiel-Partei aus dem Süden. Wie sehr werden wir streiten müssen für Menschlichkeit und unsere Demokratie? Ich bin jedenfalls dankbar für die Regierungen, die wir in der Bundesrepublik bisher gehabt haben. –  Almut Stribeck


Leserbrief zu „Frieden – wie geht das?“ von Evelyn Finger

Natürlich würden wir friedlich miteinander leben, wenn wir keine Feindbilder kultivierten. Dazu müssten wir allerdings der Frage nachgehen, worauf Feindbilder beruhen. Offensichtlich bilden unsere Selbstbilder, die wir auch als unsere Identität bezeichnen, die Grundlage für die Erzeugung von Feindbildern. Wenn ich kein Selbstbild hätte bzw. wüsste, dass ich nicht mein Selbstbild bin, könnte ich mich von Menschen, denen ich noch nie begegnet bin, nicht bedroht fühlen und sie zu Feinden machen.

Der Soziologe Didier Eribon hat den Zusammenhang zwischen Selbstbild und Feindbild anschaulich am Beispiel seiner Herkunftsfamilie beschrieben. Als er seine Familie nach langer Zeit wieder besuchte, stellte er fest, dass die Familienmitglieder, die früher die kommunistische Partei gewählt hatten, nun alle der Front National ihre Stimme gaben. Aus dem früheren „Wir Arbeiter gegen die Bourgeoisie“ sei nun ein „Wir Franzosen gegen die Migranten“ geworden. Man sieht sich nicht mehr als Angehörige einer Klasse, sondern als das zu kurz gekommene Volk, dem die Migranten die Sozialzuschüsse wegnehmen. – Dr. Jens Lipski


Leserbrief zu „Grinch türkisch“ von Josef Joffe

Amüsiert habe ich die Kolumne von J.Joffe „Grinch türkisch“ gelesen, möchte aber dazu anmerken, dass Santa Claus oder Nikolaus alles andere als ein „echter Türke“ war, oder war das ironisch gemeint?

Der „echte“  Nikolaos war, wir Herr Joffe richtig schreibt, Bischof von Myra, und starb im Jahre 345 oder 351, so genau weiß man das nicht. Myra gehörte damals zum Byzantnischen (oströmischen) Reich, Nikolaos war also.Erst tausend Jahre späterwurde Myra vom Osmanensultan Orhan  (1331-1347) erobert, die Bevölkerung getötet oder vertrieben und im osmanischen Reich vergessen. Noch in den 1980er Jahren. als ich Myra das erste mal besuchte, war die Stadt eine Ruinenfeld, auf dem Ziegen und Schafe weideten, die Kirche war eine Ruine. Dass die türkische Tourismusbranche Myra später für Marketingzwecke vereinnamte, steht auf einem anderen Blatt. – Dr. J.Wachtler


Leserbrief zu „Frieden – wie geht das?“ von Evelyn Finger

Evelyn Finger scheint die Christin vom Dienst in der Schar der Zeit-Redakteure zu sein. Seltsam klingt wenn sie davon ausgeht, dass wir nicht alle an denselben Gott glauben. Hat sie einmal darüber nachgedacht, dass es nur einen einzigen Gott geben kann dem die vielen Religionen nur verschiedene Namen geben ? Vielleicht ist sie ja zu sehr überzeugte Christin und trägt deswegen Scheuklappen.

Ihr Artikel über die Bedeutung der Weihnachtszeit wiederholt, wie jedes Jahr seit Jahrhunderten, Jahrtausenden,  die Aufforderung, christliche Botschaft und Werte in einen fruchtbaren Zusammenhang mit dem Bemühen der Menschen zu stellen, Kriege zu beenden oder gar nicht erst anzufangen. Nüchterne Zeitgenossen zu allen Zeiten wussten und wissen, dass das vergebliche Hoffnungen sind.

Solange Menschen ihre Konflikte  in unendlicher Selbstgerechtigkeit begründen, verteidigen und dann kriegerisch vollenden, der liebe Gott  aber gar nicht daran denkt einzugreifen oder zu schlichten, sind christliche Weihnachtsbotschaften nur etwas  für den inneren Frieden der Gläubigen oder Ansporn für ihre Nächstenliebe. An sich Werte für sich aber leider  kein Mittel gegen die Feindschaft der Menschen gegen den anderen Menschen. Es ist gleichgültig ob der Fürst  der Finsternis in Gestalt eines Attentäters, blutrünstigen Diktators oder mörderischen Ideologen daherkommt,  sie alle lassen sich von einem Gott nicht vorschreiben was sie glauben tun zu müssen.

Die Vorstellung, dass sich Gott vorbehält, die Zeit danach den Menschen vor sein jüngstes Gericht zu stellen um sein Leben mit der ihm eigenen absoluten Gerechtigkeit zu bewerten versöhnt vielleicht die Menschen auf Erden mit erlittenem Unrecht. – Klaus Reisdorf  


Leserbrief zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

Zum Ende des Jahres einen besonderen Dank an Katja Berlin für ihre Torten der Wahrheit. Sie schaffte es, aus dem Irrsinn des Alltags einen intelligenten und humorvollen Moment zu machen. – Christopher Hagen


Leserbrief zu „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin

Das ist also das Bild, dass die ZEIT-Redaktion von ihren Lesern hat: Ignorant wie ein Social Bot. Schön zu wissen. Ach, das war ja nur Spaß? Haben nicht erst neulich die „Torten der Wahrheit“ genau solche Ausreden kritisiert? Damals behauptete man, Einwände wie der meine würden, wenn die Witze sich gegen Frauen oder Ausländern richten, als politisch korrekter Mist abgetan, bei weißen Männern dagegen als berechtigte Forderung nach Respekt. Vor einigen Wochen wurde deshalb sogar dem Spiel „Mensch ärgere dich nicht“ der „Geist der neuen Rechten“ unterstellt. Also sagen Sie jetzt nicht: „Ärgern Sie sich nicht, war doch nur Spaß.“ Die „Torten der Wahrheit“ waren allerdings schon damals falsch, richtiger wäre die Auswahl: „Richtet sich die verbale Attacke gegen weiße Männer? Ja? Dann ist es freie Meinungsäußerung, andernfalls faschistoider Unsinn“. Glauben Sie nicht? Dann schreiben Sie mal zwei Artikel, einen zum Thema „Warum Männer selbst an ihrer geringeren Lebenserwartung schuld sind“ und einen „Warum Frauen selbst an ihrem geringeren Verdienst schuld sind“ und schauen sie, wo Sie mehr zornige Grüne vor ihrer Haustür finden.

Aber das dürfte Frau Berlin in ihrer unerschütterlichen Meinung nicht rühren. Wo also unterscheidet sie sich von einem Social Bot? Weil sie Recht hat und deshalb sich nicht in Frage stellen muss? Ja, das sieht der „normale Internetnutzer“ ganz anders.

Oder hat Frau Berlin sich selbst miteinbezogen? Dann wäre der Beitrag immerhin etwas witzig und selbstkritisch. Nur: Dass kommt nicht wirklich so rüber. – Jan Alexander   


Leserbrief zu „Frieden – wie geht das?“ von Evelyn Finger

Wie kommt Evelyn Finger in ihrem Leitartikel zu Weihnachten dazu, die identitäre Bewegung, die nationalistische Regime in ganz Europa etablieren will, dermaßen aufzuwerten, dass sich scheinbar nur noch zwei Gruppen, nämlich „die Identitären und die Anti-Identitären“ feindlich gegenüberstehen?  Die grobe, verharmlosende Umschreibung beider Lager – die einen „leugnen alle interkulturellen Gemeinsamkeiten und betrachten Religion als etwas unüberwindlich Trennendes“, die „anderen leugnen alle Unterschiede und halten Religionskonflikte für eine fremdenfeindliche Erfindung“ – stellt beide auf eine Stufe und erweckt den Eindruck, als seien beide Seiten auf ihre Weise bloß etwas überspannt und die Lösung bestehe einfach darin, dass man aufeinander zugeht. Bei dieser Aufteilung erhalten die „Identitären“ auch noch das Privileg, mit ihrer Selbstbezeichnung erwähnt zu werden, während alle anderen plötzlich nur noch in ihrer Gegnerschaft zu dieser in Wirklichkeit sehr gefährlichen Bewegung wahrgenommen werden!

Dieser Dualismus ist allerdings bei den Identären selbst zu finden. Ihre Mission ist „das ethnokulturelle Überleben der Völker Europas“. Sie sehen sich, wie man auf ihrer Homepage nachlesen kann, im Gegensatz zu den „alten Rechten (Nazis, Neonazis und Nationalisten)“ als die neuen, sozusagen die guten Rechten. Alte und neue Rechte vereint jedoch, dass für sie die Abstammung der entscheidende, harte Faktor bei der Bestimmung der Nation ist. Unter Nation verstehen sie die „Einheit von Abstammung, Sprache und Kultur“ (Michael F. Vogt). ‚Es ist doch klar: Die Sprache und Kultur kann ich erlernen und mir aneignen, aber die Abstammung? Türke bleibt Türke, Deutscher bleibt Deutscher …´, so die fatale im Grunde rassistische Logik. Deshalb fürchten sich die Identitären vor den Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan und Afrika – allein aufgrund ihrer Abstammung sind ihnen diese Menschen suspekt und werden, wie die Identitären glauben, niemals Deutsche werden können, wenn sie auch noch so gut in die deutsche Sprache und Kultur eintauchen. Integration ist unter dieser Voraussetzung nicht nur abwegig, sie ist lediglich Hirngespinst linker Intellektueller und wertkonservativer Verräter am deutschen Volk!

Was hat das Ganze nun in einem mit dem christlichen Weihnachtsfest zu tun? Aus meiner Sicht besteht ein Zusammenhang nur insofern, als Christen diesen Nationalbegriff endlich in aller Deutlichkeit ablehnen müssen. Wer die Gnade der Taufe empfangen hat, ist Teil der transnationalen Menschheitsfamilie geworden, eingetaucht in die Wirklichkeit des auferstandenen Jesus von Nazareth, in der Liebe den Hass überwindet und in der die Liebe Gottes die Trennung der Menschen nach Abstammung, Nation, Geschlecht, Bildungsgrad und ökonomischer Potenz überwindet, und zwar nicht nur symbolisch, sondern real. Vor Gott sind wir alle gleich, die Armen aber liebt er am meisten! Das sollte man auch an der sozialen Gemeinschaft der Christen ablesen können … Wir Christen haben noch viel zu tun, um in dieser Wirklichkeit Gottes, in seinem Frieden, den die Engel den Hirten auf dem Feld von Bethlehem verkündeten, anzukommen! Gott stehe uns bei und helfe, dass wir Deutschen und Europäer nicht noch einmal den Weg des nationalen Irrsinns gehen, in welchen Schafspelz er sich auch kleiden mag. Gott helfe uns, dass wir vom Kind in der Krippe lernen, dass die Rettung in der frei gewählten Wehrlosigkeit liegt, die – so zeigt uns die Lebensgeschichte Jesu von Nazareth – jenseits von Eden auch im (vorläufigen) Tod enden kann. Als Christen muss uns das nicht schrecken! – Dr. Gudula Frieling


Leserbrief zu „Der Schock von Berlin“ von Giovanni di Lorenzo

Es stimmt: das Jahr 2016 hat Deutschland vor große, unbekannte, noch lange nicht überwundene Herausforderungen gestellt: die Integration tausender Flüchtlinge, die scheinbar politische Hilflosigkeit angesichts des Bürgerkriegs in Syrien, die furchtbaren Anschläge auf deutschem und europäischen Boden etc. Aber mit Verlaub: deshalb von einem „entsetzlichen Jahr“ zu sprechen, halte ich angesichts dessen, dass wir uns in Deutschland im Frieden und nicht im Krieg befinden und noch immer nahezu jeder satt mit einem Dach über dem Kopf zu Bett geht, für eine vermessene und dem Format der „Zeit“ unangemessene Aussage. Ich empfehle zur Lektüre den lesenswerten und hoffnungsvollen Artikel von Evelyn Finger direkt neben dem „Schock von Berlin“. – Johannetta Cornell


Leserbrief zu „Der Schock von Berlin“ von Giovanni di Lorenzo

Nun ist es also passiert: „Die Täter sind unter uns, und es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Bomben explodieren werden!“, prognostiziere ich letzten März in einem Leserbrief. Wie wir seit dem Terroranschlag von Nizza wissen, müssen es keine Bomben sein, sondern auch ein schwerer Lkw reicht aus, viele Menschen zu töten. Und wieder kommt der vermutliche Täter aus einem islamischen Staat, ist Asylant, Flüchtling im weitesten Sinne.

„Wird die regierende Klasse trotzdem weiter von ‚kultureller Bereicherung reden’ und Bürger, die nicht dieser Meinung sind, diffamieren, im Extremfall sogar als ‚Pack’ bezeichnen?“, frage ich. Aktuell wird vom Staatsoberhaupt angefangen, wie zu erwarten, protokollgerecht „tiefe Bestürzung“, „Betroffenheit“ über den Terroranschlag  und „großes Mitgefühl“ mit  den Opfern und deren Angehörigen bekundet. Selbst mich erreichte schon eine Mitgefühls-Bekundung französischer Freunde – „à tous les Allemands“.
Damit kann und darf es aber nicht sein Bewenden haben. Es müssen vielmehr grundsätzliche Änderungen politischer Positionen erfolgen. Dazu gehört die Änderung des Asylparagraphen 16a im Grundgesetz, dessen Formulierung an einen geschichtlichen Hintergrund gebunden war, der für die heute als Grund für Asylgewährung dienenden Verhältnisse in der Welt absolut nicht taugt. Ethische Gründe, die jüngst ein Thüringer Bischof  für das Verbot einer Flüchtlings-Obergrenze nannte, haben zuallererst für diejenigen zu gelten, die Flüchtlingsströme verursachen. Sollen etwa Mord und Totschlag, in fast allen Ländern der Islamischen Welt zur alltäglichen Wirklichkeit gehörend, auch bei uns zur Selbstverständlichkeit werden?

Schließlich kann nur Unkenntnis der Weltgeschichte zu der irrigen Meinung führen, man könne und müsse den Bevölkerungsrückgang durch massenhaftes Hereinholen von Menschen völlig fremder Kulturkreise und Religionszugehörigkeiten ausgleichen. Derartige Vermischungen haben stets zu Konflikten und letztlich verheerenden Kriegen geführt. Deshalb forderte ich für die offenbar geschichtsignoranten politischen Führungskräfte, Merkel an der Spitze, die Einführung diesbezüglicher obligatorischer Fachseminare bei den besten Historikern des Landes.

Wir befinden uns erst am Anfang einer mörderischen Spirale, weshalb alle Beschwichtigungs-versuche von oben falsch am Platz sind. Es ist Zeit für ein grundsätzliches, konsequentes  Umdenken und dabei sind „die Menschen mitzunehmen“. – Hans Anhöck


Leserbrief zu „Frieden – wie geht das?“ von Evelyn Finger

Mit großer Befriedigung habe ich Ihren Leitartikel der neuesten ZEIT gelesen und danke Ihnen herzlich dafür. Ich freue mich auch darüber, dass eine dezidiert christlich fundierte Meinung an herausragender Stelle erscheint, nachdem Jahrzehnte lang es offenbar als Ausweis von Intellektualität galt, möglichst Glauben und Christentum von sich zu weisen, sich aber oft mit esoterischen oder fernöstlichen Weisheiten zu schmücken.

Auch Ihre vielfältige Rubrik “Glauben und Zweifel” ist eine ungeheure Bereicherung! Nochmals vielen Dank und mit guten Wünschen für ein heilsames Weihnachten. – Dr. med. Johannes Mickler


Leserbrief zu „Stille, deutsche Nacht“ von Derek Scally

Die Iren sind ja bekannt für ihre begrenzte Wahrheitsliebe. Aber das kann kein ausreichender Grund sein, den Prince Consort, der ja als Prinzgemahl auch für seine Heimat Mitverantwortung trug, als einen Hannoveraner zu denunzieren. Albert war selbstredend ein Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha. – Holger App


Leserbrief zu „Grinch türkisch“ von Josef Joffe

Ein wenig gestreichelt haben Sie in Ihrer Kolumne den Mini-Erdowahn von der Lisesi-Schule am Bosporus. Er hätte eine gute Portion mit der Rute verdient! Aber im Ernst: Eigentlich handelt das Fest und die Weihnachtsgeschichte ja von einer Maria und Ihrem Namensvetter Josef. Kein Dach überm Kopf und ein Kind wundersam gezeugt vom himmlichen Vater!

Der „Weihnachtsmann“ ist wohl eine angelsächsische Kultfigur und gehört als Nikolaus eher zum 6. Dezember. Der wiederum hätte sich sehr gewundert, ihn als Türken zu verkleiden. Lebte er doch als Grieche im 4. Jahrhundert in Kleinasien, bevor die seltschukischen Türken 700 Jahre später ins Land kamen. Die Türken haben der Welt manches geschenkt, Türkenkriege und Basare, Genozid-Amnesie, Gastarbeiter und ein Kurdenproblem. Aber mitnichten einen türkischen „Nikolaus“. – Winfried Wolf


Leserbrief zu „Ein Drama in drei Akten“ von Moritz Müller-Wirth

Moritz Müller-Wirth erweckt den Eindruck als habe es 1973 schon die Entscheidung eines DFB-Pokal-Finales per Elfmeterschießen gegeben. Damals war ich noch regelmäßig auf dem (Mönchengladbacher) Bökelberg zu Gast. An Elfmeterschießen in jener Zeit kann ich mich nicht erinnern. Noch 1977 wurde das Pokalendspiel (unentschieden nach Verlängerung) zwei Tage später wiederholt.  Pokalendspiele werden erst seit der Saison 1977/78 (ggf.)durch Elfmeter entschieden. Also hat Günter Netzer ganz bestimmt nicht aus Furcht vor einem Elfmeterschießen „sein“ Tor geschossen. (Vielleicht ist der Autor einfach zu jung.) – Dr. Peter Poerting


Leserbrief zu „Frieden – wie geht das?“ von Evelyn Finger

Frau Finger meint „Wir glauben zwar nicht alle an denselben Gott, aber uns verbindet genug, um den Unfriedensstiftern entgegenzutreten.“

3.000 Jahre hat man den alten Ägyptern den Sonnengott Re eingeredet und der jeweilige Pharao sei sein Sohn, beim Mosaischen Glauben heißt der Gott Jehova, bei den Phöniziern Baal, bei den alten Griechen war es Zeus, bei den Römern Jupiter, bei den Germanen Wotan, bei den Muslimen Allah und bei den

Christen ist es Gottvater oder der liebe Gott. Jeder (übrigens immer Männer) dieser religiösen Unfriedensstifter (Propheten, Gottessöhne, Ayatollahs, Imame, Päpste und dgl.) postuliert, seine Religion sei die wahre: Die Juden sind das „auserwählte Volk Gottes“, die katholische Kirche ist die „allein seligmachende Kirche“ und für Muslime sind alle anderen „Ungläubige“. Diese grundsätzlich faschistische Einstellung ist das Gegenteil von Toleranz. Und eher einfache, eher weniger gebildete, eher labile Menschen lassen sich indoktrinieren an Götter und orientalische Erlösungsmärchen zu glauben und folgen unkritisch und untertänig der jeweiligen Priesterschaft.  Und diese salbungsvollen Hassprediger – es gibt Ausnahmen – haben seit Jahrhunderten die Gegensätze geschürt und zahlreiche Kriege verursacht: von den Kreuzzügen (Christen gegen Moslems), der Reconquista in Spanien (Christen gegen Juden und Moslems), dem 30-jährigen Krieg (Katholiken gegen Protestanten) bis zu heutigen aktuellen Feindschaften Islam gegen Judentum und Schiiten gegen Suniten.

Im Namen all dieser Götter – die es de facto noch nie gegeben hat – kämpfen die Gläubigen gegen die Andersgläubigen, die Agnostiker und Atheisten. Auf die Frage „Frieden – wie geht das?“ die Antwort: Eines der Übel sind die Religionen, die Unfriedensstifter. – Johann Ernst


Leserbrief zu „Die kennt keiner mehr“ von Ronald D. Gerste

Sie nehmen die – die Zeit Redaktion bis in ihre Grundfesten erschütternde – Trump Wahl zum Anlass für einen interessanten Artikel über „lost presidents“. Ob sich Donald dereinst in diese illustre Runde einreihen wird, bleibt abzuwarten. Einen haben Sie aber übersehen : B. Obama – den schwächsten und erfolglosesten US- Präsidenten seit Jahrzehnten ! – Dr. Werner Milota


Leserbrief zu „Der Schock von Berlin“ von Giovanni di Lorenzo

Der Artikel, „Der Schock von Berlin“ hat mich sehr bewegt. Danke für Ihre offenen, klaren und mutigen Zeilen! Was Herr Pretzell von der AfD getwittert hat, ist schlichtweg unmenschlich. Es ist ein Stich mitten in die Wunde der Angehörigen der Toten. Wieviel Leid erfahren sie jetzt, und wieviel Hass wird von der Afd jetzt geschürt. So entsteht kein Friede.

Was Herr Pretzell sagt, ist wie seelich-geistiger Terror – einfach los, ohne Rücksicht auf Verluste, der Unschuldige mit sich zieht.. so wie der LKW. Daher müssten Ihre Zeilen „Schamloser kann man Leid nicht instrumentalisieren“ in Großbuchstaben geschrieben werden!

Ihnen allen in der Redaktion wünsche ich ein gutes, frohes und friedvolles Fest.  Meine begleitenden Gebete sind Ihnen sicher! – Sr. Emmanuela Köhler


Leserbrief zu „Grinch türkisch“ von Josef Joffe

Herr Joffe irrt, wenn er schreibt: „Santa Claus (Nikolaus) ist nämlich ein echter Türke, der im 3. Jahrhundert in Myra am Mittelmeer geboren wurde.“ Die türkische Besiedlung Kleinasiens begann erst mit dem Eintreffen der Seldschuken im 11. Jahrhundert n. Chr. – Dr. Wolfgang Hachtel


Leserbrief zu „Der Westen ist jetzt im Stresstest“ ein Gespräch mit Wolfgang Schäuble von Marc Brost und Mark Schieritz

Wunderbares Interview: Intelligent, nachdenklich, besonnen und schlagfertig. Ich hoffe, Sie bleiben bei guter Gesundheit und noch lange in der Regierungsverantwortung. Alles Gute für das Jahr 2017. – Dr. Th. Lukowski


Leserbrief zu „Alle Babys tot“ von Christoph Dieckmann

Vielen Dank für diesen nachdenklichen und deshalb so weihnachtlichen Artikel. Den Aussagen des Artikels ist aus meiner Sicht nichts hinzuzufügen.

Und wiederholen muss ich es auch nicht. Mir persönlich ist es zu Weihnachten sehr wichtig, den Mensch gewordenen Gott in aller freiwillig auf sich genommenen Schutzlosigkeit zu sehen. Der Rest ist unsere Verantwortung.

Nur ein Detail des Artikels mag ich korrigieren. „Was folgt, besingt kein Weihnachtslied“, schreibt Herr Dieckmann. Das ist nicht korrekt. Das Coventry Carol hat genau dies zum Inhalt: Eine Mutter in Bethlehem singt ihr Kind in den letzten, den ewigen Schlaf – die Schergen des Königs Herodes im Anmarsch.

Das Coventry Carol war Teil eines Mysterienspiels, das unter dem Namen The Pageant of the Shearmen and Tailors bekannt ist. Text und Melodie stammen aus dem 16. Jahrhundert. Somit ist dieses Ausnahmelied eines der ältesten Weihnachtslieder, das noch in seiner ursprünglichen Form gesungen wird.

Aufnahmen davon gibt es im englischsprachigen Raum reichlich. Besonders eindringlich ist die der King’s Singers oder die von Tori Amos.  –  Fabian W. Williges


Leserbrief zu „Am Ende bleibt die Liebe“ von Sabine Rückert

Herzlichen Dank für Ihre wunderbaren Anmerkungen zu McCarthys „Die Straße“.

Sie haben nichts über die einfache Ausdrucksweise berichtet, und ich frage mich, ob McCarthys merkwürdige Einstreuungen alter(tümlicher) Wörter auch in der deutschen Übersetzung zu finden sind.

Die Wörter fielen mir als ungebräuchlich auf, wobei aber alle allein aus dem Zusammenhang unmittelbar verständlich sind. Die Verbindung von einfacher Story und Erzählweise mit fesselndem Hintergrund in The Street hat mich an Hemmingways „The Old Man and the Sea“ und an Doctorows „The March“ erinnert.  Mit den besten Wünschen zum Fest und für das Neue Jahr. –  Dietrich Enss


Leserbrief zu „Titelthema: Meine Mission“

Mein Name ist Ida Lieback und ich bin 18 Jahre alt. Als ich heute im Feuilleton der Zeit N° 53 die Texte zu „Titelthema: Meine Mission“ las, war ich sehr gespannt, was wohl kommen würde, und sehr erfreut, da ich kürzlich erst eine längere Hausaufgabe zur Wirkung von Kunst geschrieben habe und diese Texte also gut passten.

Beim Lesen der Texte ist mir jedoch etwas aufgefallen: Während von den 26 Personen, die etwas geschrieben haben, 12 allein aus Bereichen der Kultur (Feuilleton, Theater, Kunst etc.) stammen, ist der Bereich Wissen nur zweimal und der Bereich Politik nur einmal vertreten. Als höchst unregelmäßige, aber interessierte Leserin der ZEIT hätte ich mir gerade bei einer Ansammlung von Texten wie diesen gewünscht, etwas mehr Diversität vorzufinden… Was ist mit den „Sportlern“? Den „Finanzleuten“? Den „Politikern“ und „Wissenschaftlern“?

Natürlich lassen sich nicht alle Journalisten des Kulturbereichs in einen Topf werfen! Aber trotzdem denke ich, dass ein Sportjournalist z.B. von anderen Dingen angesprochen wird, als ein Kunst- oder Theaterkritiker. Bzw. wenn dem nicht so wäre – wäre das nicht auch unglaublich interessant?

Gerade in Zeiten wie diesen, wo man gesamtgesellschaftlich immer weniger „bunt“ und mehr „schwarz/weiß“ sieht, wäre es schön, in diesem Falle von Menschen aus allen Bereichen der ZEIT einen Eindruck zu erhalten, was sie bewegt und was sie ganz persönlich als wichtig erachten.

Trotz dieser „Kritik auf hohem Niveau“ (wie es meine Lehrer immer so schön ausdrücken), finde ich, dass die ZEIT eine tolle Zeitung ist und auch „Titelthema: Meine Mission“ mir beim Lesen viel Freude bereitet hat! Ich wünsche Ihnen allen ein besinnliches Weihnachtsfest. – Ida Lieback


Leserbrief zu „Frieden – wie geht das?“ von Evelyn Finger

Fakt you, Frau Finger!

Sie schreiben, die Friedensbotschaft sei ein Märchen aus Nahost. Das mag Ihre gefühlte Wirklichkeit wiedergeben. Auf Seite 10 derselben Ausgabe gibt Herr Schmitt nützliche Tipps im Umgang mit Nicht-Fakten: „Erstens das historisch Offensichtliche betonen.“ Für uns in Mitteleuropa heißt das: 71 Jahre Frieden, und kein Ende in Sicht! Sie werden einwenden, dass Anschläge auf Weihnachtsmärkte nicht Ihre Idee von Frieden sind. Fakt ist, dass es Gewalt-Verbrechen auch in Friedenszeiten immer gab, nur heute deutlich weniger als je zuvor. Frieden ist kein Märchen, schon gar nicht aus Nahost. Frieden ist Wirklichkeit, das Ergebnis zäher Anstrengungen vernünftiger Menschen, erarbeitet in Brüssel und Washington, in Bonn und Paris.

Sie fragen, wie man Frieden erreichen kann, und empfehlen den Glauben. Wenn Sie mich fragen: Augen öffnen und genießen! Herzliche Grüße und friedliche Feiertage für die ganze Redaktion! – Günther Felgner


Leserbrief zu „Der Schock von Berlin“ von Giovanni di Lorenzo

Nach dem islamistischen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin irritiert die Rechtsprechung hierzulande doch in befremdlicher Weise. Nachdem nun klar geworden ist, dass der Terrorist hier von den Sicherheitsbehörden längst überwacht wurde, und dass die Moschee, in der er sich aufhielt, in Berlin als Salafistenmoschee bekannt ist, entsetzt die Handlungsschwachheit der Entscheidungsträger: warum wurde die Überwachung trotz der handfesten Hinweise auf die Planung terroristischer Akte wie Waffenbeschaffung und dschihadistisches Sebstmörderangebot im September aufgegeben? Warum wurde die Berliner Moschee in Moabit trotz des Wissens des Verfassungsschutzes um die Rekrutierung von Dschihadisten nicht längst geschlossen? Das hat mit Religionsfreiheit absolut nichts zu tun!

Diese konsequenzlose Haltung der Justiz ist zudem ein Hohn auf die Arbeit all derjenigen Menschen, die beim Verfassungsschutz, bei den Kriminalämtern und bei der Polizei mit der Überwachung, den Recherchen und der Festnahme krimineller Extremisten beschäftigt sind! Wenn trotz Nachweis krimineller Akte – und die Planung staatsgefährdender Gewaltakte und terroristischer Anschläge gehören dazu! – keine Konsequenz durch Inhaftierung erfolgt, muss die Rechtsprechung entweder besser ausgelegt oder geändert werden!

Die Unmöglichkeit der Rückführung ins Ursprungsland durch einen weggeworfenen Pass verspottet hingegen regelrecht unser Rechtssystem! Ja, warum wird ein Krimineller egal welcher Herkunft, dem Hetze zu Hass und Gewalttaten nachgewiesen werden kann, nicht einfach inhaftiert, sondern von der Staatsanwaltschaft auch noch aus der Abschiebehaft entlassen, damit er seine angekündigten Pläne umsetzen kann? Eine solche Schwäche kann die Justiz der Bevölkerung nicht verständlich und nachvollziehbar machen, sondern provoziert, absichtlich oder unabsichtlich, Gegenreaktionen am rechten Rand der Republik!

Alle Regierungspolitiker, allen voran die der Justiz, sind gefordert: Passen Sie die Gesetze und ihre Auslegung dem Schutz vor Hass und Terror an, und überlassen Sie weder den Islamisten noch der AFD und den Neonazis das Feld! – Dr. Bettina Lange-Malecki


Leserbrief zu „Der Schock von Berlin“ von Giovanni di Lorenzo

Ihre hochqualifizierte journalistische Arbeit schätze ist sehr. Gerade  deswegen möchte ich eine Bitte äußern:

Ich würde es besser finden, wenn Sie einen Mörder auch als Mörder  bezeichnen und nicht mit dem – für manch einen durchaus ehrenvollen  Titel „Terrorist“, der eine politische Botschaft nahelegt. Was aber ist  bei dem Massenmord am 19. Dezember 2016 auf einem Berliner  Weihnachtsmarkt die politische Botschaft? Hat da irgendjemand  irgendetwas zu sagen gehabt?

Ich fände es besser, wenn Sie nicht mehr von „Terrorverdacht“ sprechen  würden, sondern erklärten, dass die Polizei nach einem des Massenmordes  und der schweren Körperverletzung in vielen Fällen Verdächtigen fahndet.  Denn das ist etwas ganz anderes – und darum geht es doch in  Wirklichkeit. Meine Befürchtung ist, wenn Journalisten weiterhin die  Terminologie des IS übernehmen, hat das etwas Schillerndes, Anziehendes,  Ehrenvollen für manch einen jungen Mann. Ein Massenmörder jedoch will  keiner sein. Deswegen sollte die Straftat bei ihrem richtigen Namen  genannt werden.

Auch der IS ist ja keineswegs so etwas wie eine idealistische staatliche  Organisation. Es ist eine Mörderbande, die beruflich chancenlose  Kleinkriminelle rekrutiert.  – Ursula Schwarzer


Leserbrief zu „Grinch türkisch“ von Josef Joffe

In Ihrem kurzen Artikel „Grinch türkisch“ (Die Zeit, 21. Dezember 2016, S.10) vermuten Sie „historische Ignoranz“ der Schulleitung der deutschen Schule in Istanbul. Gestatten Sie mir, Ihnen zu widersprechen. Die Abneigung gegen „Santa Klaus“ zeugt im Gegenteil von hoher historischer Kompetenz.

Denn Santa Klaus war auf keinem Fall „ein echter Türke“, wie sie schreiben, er war Grieche, vielleicht nicht ganz echt.

Die genauere Beschäftigung mit dem Bischof von Myra bringt in Erinnerung, dass das Staatsgebiet der heutigen Türkei beginnend seit der für die Seldschuken siegreichen Schlacht bei Manzikert im Jahr 1071 von den Vorfahren der heutigen Türken gewaltsam erobert wurde. Zuvor lebten in diesem gesamten Gebiet 100%ig keine Türken, keine Seldschuken, sondern verschiedene andere Völker. Im Westen der heutigen Türkei siedelten seit dem 3. Jhd. v. Chr. vornehmlich Griechen.

Der Bischof von Myra, der in Patara geboren wurde, war mit allergrößter Wahrscheinlichkeit Grieche (vielleicht mit einem allerdings nur ganz geringen Anteil lykischer Gene). Das dürfte der türkischen Schulleitung überhaupt nicht gefallen. Zuletzt hat die Türkei im Jahr 1923 1,5 Mio. Griechen aus der Westtürkei nach Griechenland zwangsausgesiedelt (gleichzeitig mussten auch 0,5 Mio. Türken Griechenland verlassen). Seit dem Pogrom gegen Juden und Griechen in Istanbul im Jahr 1955 gibt es nur noch 2.500 Griechen in Istanbul.

Die Figur des Nikolaus trägt in sich das Potential, diese historischen Gegebenheiten aufzuspüren. Ich denke, daran hat die türkische Schulleitung kein Interesse.

Na gut, in gewissen Sinne kann man das weitläufige Umgehen dieser Problematik, die ja doch sehr interessant ist, auch als „historische Ignoranz“ verstehen. – Wilhelm Röll


Leserbrief zu „Der Schock von Berlin“ von Giovanni di Lorenzo

Deutschland ist erleichtert, dass der Urheber des Berliner Anschlags keinen Schaden mehr anrichten kann. Dass sich aber noch hunderte potentielle Attentäter unkontrollierterweise in Deutschland herumtreiben, trägt nicht unbedingt zur Beruhigung der Lage und zur nachhaltigen Deeskalation bei. – Mag. Martin Behrens


Leserbrief zu „Der Schock von Berlin“ von Giovanni di Lorenzo

Der Attentäter von Berlin hat also seine Adresse im Cockpit hinterlassen – Wie ist es erklärbar, dass man auf so plumpe Weise für dumm verkauft wird? Ein Versuch: Im Verlauf der letzten 15 Jahre dient die konsequente Verdummung des Volkes u.a. durch G8, Bologna und Smartphone in Verbindung mit dem massiven Abbau von Sicherheit, der Schwemme von gewalterprobten Armutsflüchtlingen, der Häufung von „Terrorakten“, der Prekarisierung ganzer Bevölkerungsschichten, der Transformation des Öffentlichen in Privates (Arendt) und klandestinen Gleichschaltung merkelfrommer Medien (Habermas) offenbar einer altbekannten Strategie der unsichtbaren Herrschenden: Divide et empera. Das Ziel: Ablenkung von der neoliberalen Verschärfung von Ungleichheit und Beschleunigung der Umverteilung von unten nach oben, die 2008 obszön kulminierte. Spengler hatte Recht, als er vor hundert Jahren das Imperium Romanum mit dem modernen Okzident verglich. Dummheit und Angst werden erneut als Methode angewandt und das Gleiche darf wiederkehren. Aber der Dom ist dieses Jahr sicher und am Wochenende spielt Hertha! – Dr. André Hempel


Leserbrief zu „Der Schock von Berlin“ von Giovanni di Lorenzo

Beste Helfer des IS –  Der IS wird sich die Hände reiben. Da haben sie einen Flüchtling aus Nordafrika, einen Gestrandeten zu ihrer Marionette umfunktioniert und diese Amokfahrt auf einem Berliner Weihnachtsmarkt machen lassen. Wirkung: Ein 80Millionen-Volk ist entsetzt, aufgewühlt, terrorisiert. Die Regierung tritt an zu einem Marathon in Sachen Schadensbegrenzung, ein ganzes Jahr „Integration von Flüchtlingen“ wird in Frage gestellt, man fürchtet das Schlimmste für die anstehenden Wahlen….  Ein einziger gehirngewaschener Attentäter genügt, um das  achso stabile Deutschland total aus dem Tritt zu bringen. Wie kann man diese Mega-Wirkung erklären?

Nun, der IS kann ganz  einfach… auf ein riesiges Heer von  Helfern zählen! Mächtige, gut organisierte, strategisch operierende Helfer, die die Botschaft des IS im Nullkommanichts durch die ganze Republik verbreiten. Mit hastig montierten Bildern, O-Tönen und ergriffenen Statements verängstigter Augenzeugen! Kostenlos, und das mit höchster Motivation!  Gemeint sind unsere um Aufmerksamkeit heischenden Medien, die sich bei jedem Terrorakt  förmlich überschlagen, um die „Story“ hautnah und quotenträchtig auf die Bildschirme bzw. die Titelseiten zu bringen. Das geschieht in eilfertiger „Professionalität“, wichtigtuerisch und mit der Deutungshoheit jener, die als erste und schnellste „dran“ waren, gerne mit Live-Bildern und ungefilterten Original-Tönen – es muss ja packend sein und echt wirken. Und: Sie werden weder als Komplizen entlarvt  noch dafür belangt, dass sie diesen ferngesteuerten Terror so dienstbeflissen an die Adressaten transportieren.

Klar, dass genau dies den perfiden Bluttaten des IS die erhoffte Wirkung gibt und den Verbrechern ideal in die Hände spielt. Denn eine singuläre Aktion wird sogleich millionenfach verbreitet, der lokale Vorfall blitzschnell in die ganze Welt gepostet und eine zunächst kleine Zahl Betroffener wird ins Unendliche potenziert – Entsetzen und Angst bannen förmlich die Aufmerksamkeit all der „Davongekommenen“, die jetzt, egal wie weit weg sie waren, „terrorisiert“ sind.

Eigentlich müssten die Terroristen den Medien für diese berechenbar verlässliche und für ihr „Geschäft“ wesentliche Verstärkung danken. Und wenn man den Zynismus auf die Spitze treiben wollte: Eigentlich müssten es bestimmte  Medien in die umgekehrte Richtung auch tun. Tote bringen Quote.

       Hier ein Vorschlag, wie man aus diesem wahrlich unseligen Bündnis herauskommen könnte. Vorweg: Keiner will die Pressefreiheit abschaffen, nein, keiner will die Journalisten zum Weg-Schauen nötigen. Aber man müsste sie dazu bewegen – weil sie nämlich frei sind und  nicht länger als berufsblinde Handlanger fungieren  wollen – die fatale Propaganda einzustellen! Wie viel weniger Terror wäre spürbar (und damit seiner Wirkung beraubt!), wenn die Medien ihre Spanndienste verweigerten. Ja, berichten müssen sie schon… aber bitte in absoluter Reserviertheit, in Selbstbeschränkung und ohne Hype.

Liebe Medien-Macher: Reduziert das Vorgefallene auf die Fakten, verzichtet auf das Dämonisieren und dramatische Aufwerten der Täter, macht diese nicht unnötig „groß“… die sie ja allzu oft nur kleine fehlgeleitete „loser“ waren. Ihr vermeidet dadurch nicht nur das Angestachelt-Werden der nächsten, neuerlich fehlgeleiteten Anhängerschaft, sondern auch die Amok-Läufe anderer Verwirrter, die mit ihren Nachahmer-Taten  ebenfalls – einmal wenigstens in einem unbedeutenden Leben – groß herauskommen wollen.

Um den Vorschlag konkret zu machen: Die Information, dass z.B.  ein Gewalttäter irgendwo in Frankreich einen Pfarrer ermordete, kann auch auf Seite 3 stehen – Fotos eines blut-getränkten Schauplatzes oder entsetzter Augenzeugen tun nichts zur Sache (also gibt es keine Fotos!), eine Verquickung mit dem „Terror-Krieg“ unterbleibt, weil so schnell nicht wirklich bewiesen. Kein schauriges Rauschen im Blätterwald, und trotzdem wäre der Informationspflicht Genüge geleistet…..

Also, prüft, was wirklich dran ist,  wartet die Untersuchungen ab, und weckt  nicht Bilder von teuflischer Bedrohung und „schlafenden Monstern“, die angeblich überall  lauern und jederzeit zuschlagen könnten.

Und wenn Ihr den IS in Eurer Darstellung so schrumpftet und seiner medialen Bühnenpräsenz beraubtet, wäre ein Großteil des Spukes … gar nicht existent.

Schöner Nebeneffekt: Weniger Terror-Hysterie in den Medien würde auch den Rechtspopulisten den Wind aus den Segeln nehmen, denn denen liefert Ihr ja frei Haus den Beweis, wie schwach, ja „unfähig“ unsere freiheitlich ausgerichtete Regierung angeblich  ist. Die Mär, nur mit noch mehr Polizei und immer rigideren Überwachungs-Instrumenten könne man den „Krieg gegen den Terror“ gewinnen, dieser Mär und ihren Erfindern  muss man ja nicht weitere Nahrung geben.

Die Stärke und Überlegenheit unserer Staatsordnung, wenn man denn in diesem martialischen Vokabular reden will, die beruht eh auf Augenmaß,  nüchterner Analyse und dem sich frei Machen von irrationalen Gefühlen. – Michael Euler-Ott


Leserbrief zu „Auf der Suche nach Nummer“ von Stefan Schmitt

Als ehemaliger Zeit-Leser, prüfe ich von Zeit zu Zeit durch Kauf einer Ausgabe der Zeit, ob es nicht an der Zeit wäre, mein Abo wieder zu aktivieren. Aber es hat auch dieses mal nicht funktioniert:

WISSEN: Thema: Astrophysik, es beginnt mit der Frage:

„Dreht sich ein unbekannter Planet um die Sonne“?

Meine Anwort: „Nein, er dreht sich vermutlich um sich selbst, wie alle Planeten“.

Aber er bewegt sich auf einer Umlaufbahn um die Sonne, wie alle Planeten, was auch bei weiterem Studium des Beitrags deutlich wird. Wenn aber die Bahnebene zur Drehebene mutiert, dann ist das ziemlich stark. Die „mal so, mal so“ Schreibweise hätte meiner Deutschlehrerin sicher noch weniger gefallen, als konsequent falsch.

Nun bleibt mir noch Zeit zu klären, was der Autor wohl mit einem „eisigen Gasriesen“ gemeint haben könnte. Bedingt durch die Physik der Gase sind Gasriesen keineswegs eisig, der uns bekannteste Gasriese (Jupiter) ist im Inneren ca. 24000 Grad warm. Die äußere Atmosphäre (Wasserstoff) ist ziemlich kalt, aber Eis gibt es dort auch nicht.

In der so genannten Boulevardpresse hätte ich so etwas wohl nicht moniert, aber in der Zeit mit der Überschrift „Wissen“, … – Eike Grund


Leserbrief zu „Comeback eines Gezeichneten“ von Christine Lemke-Matwey

In der aktuellen Ausgabe findet sich der Artikel “Comeback eines Gezeichneten”. Aus persoenlichen Gruenden hat mich die Geschichte Stefan Arzbergers sehr beruehrt, auch die ZDF-Sendung”37 Grad” mit einer ausfuerlichen Darstellung des Falls habe ich gesehen.

Stefan Arzberger ist Opfer einer/eines Kriminellen und wurde von der Welle der auf eine Straftat  folgenden Ereignisse ueberrollt, mit gravierenden Auswirkungen auf sein berufliches und privates Leben. Man wuenscht ihm dass er als Musiker wieder Fuss fasst, sein Privatleben ist seine Angelegenheit – einerseits. Andererseits kommt man nicht umhin sich Gedanken ueber das Privatleben des Musikers zu machen wenn man den Fall verstehen will.

Was mich enorm stoert ist die Haltung Stefan Arzbergers – das Einfordern der Unterstuetzung von Familie, Kollegen und Musikinteressierten, kein Wort des Mitgefuehls fuer die Unbeteiligte die fast zu Tode gekommen waere und die Ablehnung jeglicher eigener Verantwortung fuer das Geschehen. Mag sein dass er keine Erinnerung an die Ereignisse jener Nacht hat. Aber bestimmt erinnert er sich (und erinnern sich seine Musikerkollegen) an freie Abende auf Konzertreisen an denen er etwas essen und etwas trinken ging und Dienste von Strichern und/oder Prostituierten in Anspruch nahm. Die Aussage “er ist bekanntermassen kein Kind von Traurigkeit” legt das nahe. In dem Artikel (und auch in der vorausgegengenen Fernsehsendung) wird es als  ganz normal dargestellt, dass jemand  der einen stressigen Beruf hat und viel unterwegs ist  regelmaessig kaeuflichen Sex konsumiert, auch wenn er in einer Partnerschaft und Familie lebt. Die Risiken durch Kriminelle, die im entsprechenden Milieu einer Megacity unterwegs sind, werden ausgeblendet, wenn es um die hemmungslose und scheinbar folgenlose Befriedigung eigener Wuensche geht.

Ueber Stefan Arzberger sind die Ereignisse der verhaengnisvollen Nacht wahrscheinlich nicht aus heiterem Himmel hereingebrochen, es gab da eine Vorgeschichte.  Und wenn man ehrlich mit dem Fall umgehen, dieses aber nicht thematisieren moechte – dann sollte man besser ueberhaupt nicht ueber ihn schreiben.  – Anonymer Leser


Leserbrief zu „Der Schock von Berlin“ von Giovanni di Lorenzo

Ich beziehe und lese die „Zeit“ seit vielen Jahren und schätze vor allem Ihre Beiträge, weil Sie einer der wenigen Redakteure sind, der mir den Eindruck erweckt, dass ihm das „audiatur et altera pars“ nicht nur eine den Schein von Objektivität wahrende Farce, sondern ein wirklich ehrliches Anliegen ist.
Ihretwegen oder auch eines leider viel zu selten sich zu Wort meldenden Ulrich Greiners wegen stehe ich weiter treu zu Ihrem Blatt.

Auch war ich vor gar nicht so langer Zeit ganz auf Ihrer Seite, als Sie in einer TV-Talkshow dem leicht nervenden Rechthaber Hans Ulrich Jörges Paroli geboten haben.

Mit umso größerer Verwunderung lese ich in der „ZEIT“-Ausgabe dieser Woche unter Ihrem Kürzel G.d.L., dass nach dem schrecklichen Ereignis vom Anfang der Woche in Berlin, wo alle noch im Dunkeln tappten, nur einer, Marcus Pretzel von der AFD nämlich, schon Bescheid gewusst habe und in  „vergiftender“ und die Opfer dieser Untat „schamlos instrumentalisierender“ Absicht von den “ Toten Angela Merkels“ gesprochen habe.

Ich bin Geschichts- und Politiklehrer und weiß um die Gefährlichkeit rechtsextremer Positionen. Aber trotzdem meine Frage:

Stimmt es nicht, was Pretzel hier gesagt hat? Kann das, was er getwittert hat, deshalb tatsächlich „umso schamloser instrumentalisierend“ und „vergiftend“ sein? Ich stimme Ihnen insoweit zu, als Pretzel den terroristischen Anschlag für sich und seine Partei ausnutzen möchte, aber handelt er damit „schamlos“ und „vergiftend“?

Angela Merkel ist natürlich keine Mörderin und hat es in ihrer gesinnungsethischen Einstellung immer gut gemeint. Aber „gut gemeint“ ist noch lange nicht „gut gemacht“. Merkels permissive Flüchtlingspolitik hat ungewollt mit dazu geführt, dass das Desaster von Berlin in dieser Woche möglich wurde.

Das hat Pretzel meines Erachtens sagen wollen. Und ist es nicht so? Und wenn es so ist, dann kann es nicht „schamlos“ und „vergiftend“ sein, sondern wäre dann eher ein – unter dem Zwang des Twitter-Formats zugegebenermaßen ein wenig schroff ausgefallener – Beitrag zu einer ehrlichen Debattenkultur. –  Janbernd Geuting 


Leserbrief zu „Wie ein Abendmahl – ohne Jesus und Judas“ ein Interview mit Peter Sloterdijk, das Gespräch führten Cathrin Gilbert und Peter Kümmel

Nicht alles, was man bisher von Herrn Sloterdijk in der ZEIT lesen konnte, war wirklich bereichernd. Aber dieses Fußball-Interview jetzt – das ist richtig klasse! – Ernst Hofmann


Leserbrief zu „Geschenkt!“ von Kersten Augustin

Schade, dass der Beitrag zu einem eigentlich interessanten Thema eine einzige Phrasenparade wurde. Das Schenken von Kinderkleidung erlaubt einen Blick in die Zeit vor dem Kapitalismus? Wo ist das her? Aus „100 Phrasen für Schülerzeitungsredakteure der Mittelstufe“? Na klar, das Mittelalter und andere Zeitalter vor 1900 sind bekannt für ihre große Friedfertigkeit. Schade um das Thema. – Jan Alexander


Leserbrief zu „Gleich doppelt abkassiert“ von Andreas Sentker

Doppelt abkassiert reicht nicht hin. Abgesehen davon, dass diese Zeitschriften von den Artikeln leben deren Inhalt ja von jemanden bezahlt wird, der dann wiederum diesen Artikel als Zeitschrift kaufen kann; ich, als Naturwissenschaftler i. R. stets  bezahlen muss wenn ich den Artikel einsehen will, um zu prüfen ob ich ihn für meine zu schreibende Publikation verwenden kann was ja nicht sicher ist und schließlich noch den zu publizierenden Artikel  bezahlen muss, es sei denn ich werde von der Zeitschrift zu einem Artikel aufgefordert. Letzteres ist aber in der Regel auf Grund seiner Bedeutung schon mal woanders publiziert worden.

Um dem Ganzen noch etwas draufzusetzen, als Gutachter für wissenschaftliche Publikationen bei der Royal Society of Chemistry seit ca. 40 Jahren bekomme ich für die Begutachtung keinen Cent, denn es ist Ehrensache, honoris aber kein Honorar. Die Verlage kassieren also mindestens 3mal ab. Die Kosten für eine Publikation sind mir zu hoch, obwohl ich noch einige schreiben würde. Man sollte im Internet Möglichkeiten schaffen, vielleicht ähnlich Wikipedia wo jeder seine wissenschaftlichen Ergebnisse veröffentlichen kann. Diese können ja einer späteren Bewertung unterzogen werden, bzw. jeder Wissenschaftler hat Zugang und kann diese kommentieren. Nur so ergäbe sich eine optimale Ausnutzung der wissenschaftlichen Ergebnisse/Erkenntnisse.

Von allem mal abgesehen davon habe ich in den 70er Jahren mehr als 70% zur Publikation empfohlen, lehne ich heute über 80% ab,  soviel zum „Darstellenmüssen“ in der Fachwelt. – Dr. Joachim Gartzke


Leserbrief zu „Der Schock von Berlin“ von Giovanni di Lorenzo

Terror, nicht daran denken.


Natürlich irritiert uns der jüngste Anschlag in Berlin wie alle vorhergegangenen. Aber, sollten wir nicht all diese Ereignisse in der richtigen Relation sehen. Aufgrund von Terror-Anschlägen starben in den letzten 10 Jahren gemittelt etwa 1oo Menschen pro Jahr in Europa, bezogen auf die Einwohner eine Zahl im Promillebereich. Aber allein Deutschland verzeichnete im letzten Jahr 3475 Verkehrstote, 15.000 Alkoholtote und ermordet wurden ohne Terror 2.457 Menschen.

Ist es da richtig, dass jede Terrortat in allen Medien aufgebauscht wird mit Sonderartikeln, Sondersendungen und jedweden Kommentaren, sogar dann schon, wenn man noch gar nichts weiß? Wird nicht gerade dadurch die Angst geschürt? Nützt es in der Tat etwas, Polizei mit Maschinengewehren auf Weihnachtsmärkten patrouillieren zu lassen, die im Zweifel gar nicht eingesetzt werden könnten? Sicher, eine gute Videoüberwachung neuralgischer Orte ist eine defensive Maßnahme, die Abschrecken mag, soweit es sich nicht um Selbstmordtäter handelt.

Bei allen wissenschaftlichen und politischen Fortschritten ist die Welt moralisch leider immer noch da, wo sie immer war, im Primitiv-zustand und der Mensch als krummes Holz wird sich nicht ändern. Folglich müssen wir heute mit der Terrorgefahr leben, aber bei allem was wir tun, sollten wir unsere freiheitliche Lebensweise nicht aufgeben. Der andauernde Notstand in Frankreich z.B. wird Frankreich mehr verändern als die Terroranschläge und gerade das wollten die Terroristen. Dass der Staat sich wappnet, am besten mit EU-weiter Zuständigkeit, die wiederum eine kompatible Systembasis erforderte, ist längst überfällig, wenn wir es mit der EU ernst meinten. Nehmen wir den Terror also als eines der gegebenen Lebensrisiken hin und denken wir nicht daran! – Wolfgang Clausmeyer


Leserbrief zu „Schaut auf diese Schulen“ von Julia Bernewasser

In aller Kürze: Wichtiges Thema, gute Darstellung des Schulalltags im Artikel.

 M.E. fehlt aber das Entscheidende: Wie ist die lange Vorgeschichte und und wer sind  die Protagonisten in der Politik. Aber vor allem: Wem nützt diese Situation? (Stichwort: Bildungssenator spricht von Stärkung der Nachfrageseite (also der Eltern) und meint Schul-Privitasierung, Nachhilfe-Industrie, Hauptakteure hinter PISA usw.)

 Ohne diese Einordnung wird Ihre Bestandsaufname richtungslos; und ohne Richtung lediglich kritische Unterhaltung. Und noch schlimmer: Wurde diese Einordnung bewusst weggelassen? – Andre Duettchen


Leserbrief zu „Himmlische Ruh?“ von Maximilian Probst

An dieser Redaktionssitzung wäre ich gern dabei gewesen. Wie kann es dazu kommen, dass Sie als halbseitigen Aufmacher Ihres Artikels „Himmlische Ruh“ eine Prostituierte in verträumter Wohlfühlatmosphäre posieren lassen und sie auch noch im Weiteren von ihrem stillen Job und den tiefgründigen Freiern schwärmen darf? Und zur Krönung unter der Rubrik CHANCEN – BILDUNG WISSENSCHAFT BERUF? Ich kann leider nicht hoffen, dass es einfach eine Gedankenlosigkeit war – nicht in Ihrer Zeitung.

Darf sich etwa der geneigte Leser freuen, dass mit Trump und Co. der Feminismus endlich wieder dahin verbannt wird, wo er hingehört? Was wollen Sie insbesondere Ihren Leserinnen damit sagen? Ich bin eine flammende ZEIT-Leserin, diese Aufmachung und dieser Beitrag aber machen mich zornig. Sie stellen diese Prostituierte in eine Reihe mit der Erzieherin, dem Bestatter, der Sprengmeisterin, dem Museumswärter, dem Dirigenten und der Dominikanerschwester. Ich zweifle, dass diese von Ihrer Einordnung Kenntnis hatten. – Kerstin Zeidler


Leserbrief zu „Titelthema: Meine Mission“

Ich danke Ihnen von Herzen für diese wunderbare Zusammenstellung dieser Welt mit so vielen Facetten und so viel Kraftquellen und so viel Schönheit in der individuellen Sicht der Dinge. Texte wie diese 26 beschreiben die Freiheit des Denkens und Empfindens, für die wir alle stehen müssen. Ich gelobe hiermit feierlich bis ans Ende meiner Tage der ZEIT die Abotreue zu halten. –  Dr. Patricia Klein


Leserbrief zu “ Jung, geflohen, arbeitslos“ von Nicola Meier

Dieser Artikel zeigt sehr schön, warum die deutsche Presse von gewissen Seiten als Lügenpresse beschimpft wird.

Durch den ganzen Artikel reden Sie von Herrn Sadka als „Flüchtling“. Er ist aber kein Flüchtling, bestenfalls ein Wanderarbeiter.

Er ist zwar aus Syrien geflüchtet, und zwar in den Libanon. Dort hat er sogar Arbeit gefunden, fand aber, obwohl er nichts gelernt hat, dass man seine Arbeit nicht hoch genug bezahlte. Daraufhin ist er in die Türkei weitergewandert, verfolgt wurde er dabei von niemandem. Dort hat er wieder Arbeit gefunden, aber auch dort wurden seine „Fähigkeiten“ nicht so hoch entlohnt, wie er das für angemessen fand.

Daraufhin ist er ohne Not weitergewandert, durch ein halbes Dutzend sichere europäische Länder, bis er endlich in Deutschland gelandet ist. Hier kann man zwar mit seinen Kenntnissen schon gar nichts anfangen, er erhält aber für Nichtstun mehr Geld, als er in seiner Heimat oder im Libanon oder der Türkei für Arbeit erhalten hat.  Da würde er natürlich gern möglichst lange in Deutschland bleiben.

Können Sie mir sagen, wo bei diesem Mann ein Asylgrund liegen soll und was für eine Bereicherung er für unsere Gesellschaft ist oder jemals werden könnte?

Um das noch klarzustellen: Ich habe nichts gegen Ausländer. Ich habe selbst mehr als ein Jahrzehnt im Ausland gelebt. Ich durfte dort aber nicht arbeiten und musste jedes Jahr nachweisen, dass ich ein ausreichendes Vermögen hatte und dass ich außerdem ausreichend Geld für meinen Unterhalt eingeführt habe. Ich fand das weder diskriminierend noch schikanös. Im Gegenteil, unter solchen Voraussetzungen kann man sehr gut mit Ausländern zusammenleben.

Aber Ausländer, die bis in alle Ewigkeit auf Kosten des deutschen Steuerzahlers hier leben, haben wir schon genug. Asylsuchenden soll man selbstverständlich helfen, aber wer durch halb Europa zieht, um nach Deutschland zu kommen, sucht hier kein Asyl sondern ein hohes Einkommen, möglichst ohne Arbeit. – Waldemar Biadacz


Leserbrief zu „Der Schock von Berlin“ von Giovanni di Lorenzo

Wenn wir, insbesondere unsere Sicherheitsbehörden, jetzt ohne neues Wissen und ohne neue Fakten, etwas ändern würden, hätten wir vor dem Terroranschlag in Berlin etwas falsch gemacht – und das wäre beträchtlich.

So ist bei aller Trauer und Verzweiflung, bei aller Wut und Angst, zu hoffen, dass unsere demokratische Rechtsstaatlichkeit jederzeit nach innen und nach außen stabil und wehrhaft bleibt.

Keinesfalls Populismus oder gar Demagogie, besonnene Denk- und Handlungsfähigkeit ist allenthalben geboten.

Die bei dem Anschlag ums Leben gekommenen Opfer als „Merkels Tote“ zu bezeichnen zeugt leider davon, dass für einige AfD-Funktionäre nach wie  vor die menschliche und politische Geschmacklosigkeit zum Stilmittel gehört.

Anstatt Mitgefühl und Trauer mit den Opfern und Leidtragenden auszudrücken, werden in widerwärtiger Weise weiterer Hass, weitere Zwietracht geschürt; genau dies jedoch bereitet dem gesellschaftlichen Unfrieden den Weg, nährt die schrecklichen Folgen des Terrors.

Die Aussagen von Horst Seehofer unmittelbar nach dem Berliner Attentat verfolgen ebenfalls diese überaus bedenkliche Stoßrichtung.

Es wäre daher durchaus folgerichtig und konsequent, wen Horst Seehofer und „seine“ CSU, wie vor kurzem vom Partei- vorsitzenden in einem Interview laut angedacht, alsbald in die Bundes-Opposition wechseln würden.

Wer de facto das Geschäft des politischen Gegners, vornehmlich also der Rechtspopulisten, betreibt und potenziert, ob nun aus Opportunismus, Borniertheit oder schlechter bayrischer Tradition, der sollte sich nicht nur ständig verbal hinter die AfD klemmen, sondern dort auch in Rang und Unwürde bundesweit Platz nehmen.

Und zudem endlich das hohe C und das hohe S aus dem parteilichen Namenskürzel streichen – will man sich doch offensichtlich ohnehin nicht an den Termini christlich und sozial messen lassen.  – Ira Bartsch


Leserbrief zu „Titelthema: Meine Mission“

Ich kaufe die ZEIT nicht regelmäßig und auch noch nicht mal oft.

Bin froh, dass ich diese Ausgabe am Bahnhof in letzter Sekunde geschnappt (und bezahlt) habe, denn die Artikel zu dem Thema  „Meine Mission“ waren es definitiv wert.

Ich habe nicht alle gelesen, aber die, welche ich gelesen habe, haben mir nicht nur gut gefallen, sondern viele Assoziationen ausgelöst und mich zum Denken und Erinnern angeregt.

Und von denen, die ich gelesen habe, gefiel mir die „Erlösung durch Literatur“ am besten.

Das ist was „Ur-Amerikanisches“: „Man konnte gleichzeitig superkomplex und ultraverständlich sein.“ Das ist der Kern von allem Anti-egalitären Wissen.

Das prägt das US-amerikanische Universitätssystem, die Reden, die Sachbücher, und diese Herangehensweise kommt so langsam auch in Goethes Deutschland an….

Und ganz besonders gefiel mir – natürlich – „Schreibst du das jetzt, weil es dem entspricht, wie man die Welt üblicherweise wahrnimmt, oder siehst du es wirklich so?“

Davon leitet sich ab:

Mache ich das jetzt, weil alle das so machen, oder…..  Sage ich das jetzt, weil alle das so sagen, oder…. – Birgitta


Leserbrief zu „Todesangst eines Helden“ von Adam Soboczynski

Den bizarren Titel ihres Artikel mal beiseite lassend, möchte ich Ihnen einen einfachen Rat gebegeben im Namen der durch den letzten Satz* Ihres Beitrages verhöhnten deutschen Theaterliteratur: lesen Sie doch ganz einfach mal:

Dantons Tod, Nathan der Weise, Don Carlos und so weiter…….und so weiter…! Vielleicht fällt Ihnen dabei etwas auf,ich würde es Ihnen wünschen!

*Das ist der glühende Kern des Dramas ( Prinz v. Homburg ) Es gibt hierzulande kein besseres. – Ulrich v. Dobschütz


Leserbrief zu „Frieden – wie geht das?“ von Evelyn Finger

Nachfolgend ein Essay und eine Weihnachtsgeschichte, die einander ergänzen und eventuelle Lösungsmöglichkeiten für die in Ihrem Leitartikel gestellte Frage anbieten.

Natürlich sind diese von mir verfaßten Texte nicht als Leserbriefe gedacht. Ich wäre aber erfreut, wenn Sie vor der Spam-Archivierung einen Blick hinein werfen möchten.

                               Wem gehört Gott?

                             Eine Streitschrift

      Es müßte Ihm doch langsam unangenehm sein. Seit Jahrtausenden schlagen sich Menschen um Seinetwillen die Schädel ein. Sie rotten sich gegenseitig aus, machen sich zu Seinem Ebenbild und nehmen Ihm das Wort aus dem Mund, um es im gleichen Moment in sein Gegenteil zu verkehren. Und Er? Er reagiert nicht. Oder scheint es nur so, berührt es Ihn schon, wenn Seine Schöpfung, Sein Werk, das Er angeblich in sieben Tagen – nein, in sechs, am siebten Tag hat er geruht – geschaffen hat?

     Oh ja, sie wissen das ganz genau, diese Wortverdreher, als seien sie dabei gewesen. Aber vor ihnen gab es auch schon Menschen, die sich über Ihn den Kopf zermartert haben.

     Einer von ihnen sagte: „Offenbar bin ich […] um eine Kleinigkeit weiser, eben darum, daß ich, was ich nicht weiß, auch nicht zu wissen glaube.“ *) Leider waren seine Worte in den Wind geredet. Übrig blieben leere Buchstaben und das Morden ging weiter.

     Wird es jemals Menschen geben, die es erleben, daß Er eingreift, seine Schöpfung vom homo sapiens, dem weisen Menschen befreit, auf daß sie sich entwickeln kann und nicht in ihrer Gesamtheit im Chaos endet?

     Ja, wer sind wir eigentlich, was erwarten wir denn? Daß Er uns in den Arm fällt? Wohl kaum, da müßten wir schon selbst was tun…  Aber wie konnte es soweit kommen?

Aus der ersten Frage, die je von Menschen formuliert wurde „Warum?“, und aus den vielen Antworten, die darauf gegeben wurden, Antworten, die nur einen Sinn hatten: Macht über die Fragenden auszuüben, ergab sich die Notwendigkeit, eine oberste Instanz zu installieren, einen Gott! Und weil Macht ein erstrebenswertes, wenn auch hochgiftiges Gut ist, stieg auch der Bedarf an Göttern.

     Der Eine, der Unteilbare, der Schöpfer, trat bald in den Hintergrund, verdrängt aus unseren Köpfen von all den Menschen-Göttern, die doch nur einem Ziel dienten: Macht auszuüben. Wir haben uns von Ihm entfernt, nun müssen wir zusehen, wie wir mit unseren selbst gebastelten Göttern fertig werden.

     Wem gehört Gott? Die Frage ist falsch gestellt. Stattdessen müßte es heißen: Wie werden wir sie wieder los, die selbst geschaffenen Menschengötter?  Indem wir auf MACHT verzichten.

 *) Sokrates, nach Platons Apologie des Sokrates,

http://www.literatpro.de/prosa/021216/wem-gehoert-gott

                      Eine Weihnachtsgeschichte

      Es begab sich aber zu einer Zeit, als die Menschheit wieder einmal inmitten einer Kriegskatastrophe stand, daß auf den Schlachtfeldern eine Blume erblühte. Ihr Kelch war von zauberhafter Anmut und leuchtete in den Farben des Sonnenuntergangs, vom Blauviolett bis zum strahlenden Rot. Ihre Blätter übertrafen an Schönheit die feinste Filigranarbeit.

     Die Kunde verbreitete sich bald um den Erdball, und viele machten sich auf den Weg, die Blume zu suchen. Allen voran die Geschäftemacher. Mit gierigen Blicken streiften sie durch die Landschaft, witterten sie doch großen Gewinn durch Verkauf und Vermehrung der Blume. Doch sie wurden enttäuscht, denn unter ihren Händen veränderte sich die wunderschöne Blume erschreckend. Und zu ihrem Entsetzen hielten die Habgierigen statt der Blüten nur bleiche Knochen zwischen den Fingern.

     Botaniker versuchten, die Blume zu verpflanzen. Doch so sorgsam sie es auch anstellten, die Blume zerfiel in Schutt und Asche, kaum wurde sie aus dem Boden gehoben.

     Die berühmtesten Maler erprobten ihre Kunst an der Blume. Tausende von Kilometern reisten sie, um die Blume zu finden. Es entstanden Gemälde, dem Original täuschend ähnlich, in den Farben des Sonnenuntergangs. Doch als die Maler, wieder im Atelier angekommen, ihre Meisterwerke der Öffentlichkeit vorstellen wollten, da sah man auf den Leinwänden nur zerstörte Häuser, verhungerte Kinder und erschossene Soldaten.

      Niemand konnte das Geheimnis um die Blume erklären. Sie wuchs unabhängig von der Jahreszeit, in schneidender Kälte und unter glühender Sonne. Doch man fand sie nicht in den Luxusgärten der Reichen oder an den Prachtstraßen mondäner Badeorte. An den trostlosesten Stätten der Erde entfaltete sie ihre Schönheit. Auf den Schlachtfeldern, zwischen den Überresten sinnlosen Mordens.

     Und es ging ein Zauber aus von der namenlosen Blume. Wer die Kunde vernahm, machte sich auf den Weg. Zu Tausenden durchquerten die Menschen auf der Suche nach der Blume verwüstete Landschaften, ausgebrannte Dörfer und Städte. Was sie bisher nur vom Fernsehen und aus dem Radio kannten, sahen sie nun mit eigenen Augen: Das also waren die Zeugnisse ruhmvoller Feldzüge.

     Viele unter den Suchenden hatten vergangene Schreckenszeiten am eigenen Leibe erfahren und gern wieder vergessen. Sie würden auch den Anblick des Grauens bald wieder vergessen haben, der sich ihnen auf der Suche nach der geheimnisumwobenen Blume bot. Doch dann sahen sie die namenlose Blume, ein Inbegriff der Schönheit, umgeben von dem, was Macht und Habgier, Unverstand und blinder Haß erzeugt hatten.

     Aus jeder Faser der wunderbaren Blume schrie es den Menschen entgegen, hallte in ihren Ohren und bewegte ihre Gedanken:

     „Seht, das habt ihr geschaffen, weil ihr es nicht verhindert habt!“

      Unauslöschlich wurden diese Worte in die Hirne und Herzen der Menschen gebrannt. Da war niemand, der nicht erschüttert den Heimweg antrat. Doch es war nicht die Faszination der namenlosen Blume, es war die Schuld der Wissenden, die sie nun mit den Daheimgebliebenen teilten.

     Und es kam eine Zeit, da die Worte „…und Friede auf Erden“ kein leerer Wahn mehr waren. Denn die Furcht der Menschen voreinander wich ihrem Verständnis füreinander, weil sie begriffen, daß Frieden und Freiheit nur gemeinsam bewahrt werden können.

http://www.literatpro.de/literaturmotel/eine-weihnachtsgeschichteDieter J Baumgart