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12. Januar 2017 – Ausgabe 3

 

Leserbrief zu „Abwägung zwischen Leid und Erkenntnis“, ein Interview mit Hirnforscher Wolf Singer, das Gespräch führte Fritz Habekuß

Auf vielen hundert Seiten beschreibt die Bibel das Handeln der Menschen und lehrt, wie wir uns verhalten sollten. Goethe hat diesen Teil der Lehre genial in einem einzigen Satz zusammengefasst: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“

Professor Singer hat sich anders entschieden. Für seine Erkenntnisse und damit zur Sicherung seines Lebensstandards und seiner gesellschaftlichen Anerkennung zieht er es vor, wehrlose Lebewesen zu quälen und zu töten. Sie zahlen den fürchterlichen Preis für seinen Erfolg. Die Gesellschaft dankt es ihm mit zahlreichen Ehrungen und dem Bundesverdienstkreuz.

Obwohl er offensichtlich eine sehr niedrige Hemmschwelle besitzt, meint er trotzdem,  im Interview um Verständnis für seine Haltung werben zu müssen; beispielsweise durch Hinweis auf Gesetze, die ja sein Handeln erlauben. Er befindet sich dabei in Gesellschaft mit Menschen, die Küken schreddern. Alles im Rahmen geltender Gesetze. Natürlich argumentiert er auch mit einer Ethikprüfung, die ihn a priori von moralischer Schuld befreit. Seine differenzierte Einstellung zum freien Willen dürfte ihm zusätzlich die Selbstrechtfertigung erleichtern.  Friedrich Nietzsche hat diese Haltung als Merkmal von jämmerlichen Tätern beschrieben, die ihrer Tat im Nachhinein nicht gewachsen sind.

Sensibilität bezüglich eigener Empfindungen und gleichzeitig brutale Ignoranz gegenüber dem Leid wehrloser Lebewesen ist eine häufig vorzufindende  Charaktereigenschaft in Kreisen, die sich für kultiviert halten. Man denke nur an den selbsternannten Freund der Künste und gleichzeitigen Veranstalter von Gladiatorenkämnpfen, Kaiser Nero.

Mir graut vor der Vorstellung, dass etwa mein Bruder so handeln könnte wie Professor Singer. Ich würde nicht mehr am selben Tisch mit ihm sitzen wollen.

Übrigens: Die Artikelüberschrift ist unvollständig. Sie müsste wie folgt lauten: „Abwägung zwischen wehrlosen Lebewesen gewaltsam zugefügtem extremem Leid  und daraus gewonnenem eigenen Vorteil in Form von Geld, Ehrungen und Erkenntnis.“  Frei nach Professor Singer: „Extreme Erkenntnis braucht extreme Ausbeutung Wehrloser; notfalls bis zu deren Tod.“  Wie denkt wohl seine Familie darüber? – Klaus Lachetta


Leserbrief zu „Abwägung zwischen Leid und Erkenntnis“, ein Interview mit Hirnforscher Wolf Singer, das Gespräch führte Fritz Habekuß

Die tiefen Kenntnisse über hochkomplexe Vorgänge im menschlichen Gehirn sind gewiss speziell. Gleichwohl ist es nicht Primat von Prof. Singer und seiner Zunft, zu bestimmen, was Tieren, zumal hochentwickelten wie seinen Versuchsobjekten, zugemutet werden darf. Experten sind sich durchaus nicht einig, ob mögliche Ergebnisse aus den Experimenten relevant für die Medizin sind. Was am Ende unseren Mitlebewesen zuzumuten wäre, kann nur in einem breit angelegten gesellschaftlichen Diskurs erarbeitet werden, keinesfalls in der Abgeschlossenheit einer wissenschaftlichen Zunft.

Es bleibt ein Faktum, dass Tiere in den allermeisten Versuchen leiden, wenn auch in unerschiedlichem Ausmaß. Das kann kein Forscher schönreden, mag er noch so eloquent sein. In der Grundlagenforschung, wo Versuche zumeist sehr grausam sind, gibt es keine Leidensbegrenzung (meines Wissens). Selbst wenn der kühle Blick des Forschers eine noch mögliche Wahrnehmung vom Leiden seines Versuchstieres zulässt, wird er sie verdrängen, verdrängen müssen. Die Frage – Was dürfen wir – zu stellen,  ist ebenso wichtig wie der erhoffte Erkenntnisgewinn der Forscher an den komplexen Vorgängen im Gehirn.

Wir alle wissen heute sehr viel über Fähigkeiten und Befindlichkeiten und über daraus resultierende Bedürfnisse unserer Mitkreaturen, nicht zuletzt durch die Wissenschaft selbst. Dieses Wissen verpflichtet!  Müssen wir nicht einen anderen, einen weiteren Blick auf die Entstehung von komplexen Erkrankungen anstreben? Wir können nicht ständig unsere (häufig fragwürdigen) Fortschritte auf dem Rücken der Tiere feiern.

Die Forscher vertrauen ihrer Argumentation und Prof. Singer meint, dass sie jedem einleuchten müssten. Das ist ein Fehlschluss, wie er selber ahnt,  denn jene, die Tierversuche kritisch betrachten oder ablehnen, haben einen anderen Blick auf das Tier. Es ist nicht Messgerät, es ist Mitgeschöpf. Und das Wissen über sie und unsere Welt entspringt einer anderen Quelle. In seinem Buch „Da Tiere eine Seele haben“ schreibt Gotthard M. Teutsch:  Es schien ihm lohnend, den Menschen einmal nicht nach seinem Wissen zu befragen, sondern der Weisheit seines Empfindens nachzuspüren, seiner Liebe, seinem Zorn, seiner Trauer, wie sie meist nur vor, nach oder neben der Wissenschaft entstehen.  –
Bärbel Starkloff


Leserbrief zu „Abwägung zwischen Leid und Erkenntnis“, ein Interview mit Hirnforscher Wolf Singer, das Gespräch führte Fritz Habekuß

Spekulationen und Selbstgerechtigkeit – Leserbrief zum Interview mit Wolf Singer vom 13.01.2017
In der Onlineausgabe der ZEIT war uns das Interview mit dem Hirnforscher Wolf Singer aufgefallen.
Als Philsophiestudierende würden wir gerne zu seiner Argumentation Stellung nehmen.

Diese, so stellt sich heraus, ist von Annahmen durchsetzt, die sich ohne Weiteres nicht halten und die
letztlich nur eine Schlussfolgerung zulassen. Nämlich, dass beinahe alles Leid, was Tieren zugefügt
wird durch einen noch so kleinen Nutzen am Menschen bzw. mit Wissenserwerb legitimiert werden
kann. Das fängt damit an, dass für Singer der „Wissenserwerb ein[en] Wert an sich“ hat. Stimmt man
dem zu, so lässt sich daraus jede Grausamkeit, jedes Gräuel gegen Tiere rechtfertigen, solange es nur
im Namen der Forschung geschieht. Vor allem, da für Singer Versuchstiere eben keinen Wert an sich
besitzen. Denn selbst aus der randständigsten Grundlagenforschung ließe sich ja möglicherweise
einmal Wissen generieren. Die Prämisse vom Wert des Wissens muss man aber keinesfalls
akzeptieren. Immerhin ist Wissen, der Standart-Definition zufolge, wahre gerechtfertigte Meinung.

Warum aber wahrer gerechtfertigter Meinung ein intrinsischer Wert zukommen sollte, ist fraglich. Vorausgesetzt etwa, es gäbe eine Welt, in der alles erreichbare Wissen in Form von Aufzeichnungen
festgehalten ist, in der aber keine Menschen mehr lebten, wäre diese Welt dann noch wertvoll?

Wohl kaum, da es niemanden gäbe, der auf das Wissen zugreifen könnte. Wissen hat also eher einen
relativen Wert für Rezipienten oder einen instrumentellen Wert – einen Wert zugunsten anderer
Ziele. Ansonsten ergäbe auch eine Abwägung von Erkenntnis und Leid, wie das Interview betitelt ist,
wenig Sinn, da man zwei gänzlich verschiedene Währungen miteinander vergliche. Wir glauben, dass
sich Leid, wenn überhaupt, dann nur durch anderes Leid aufwägen ließe. Hier steht für Singer aber
die Gewichtung von vornherein fest. Nach Singer steht jegliches Leid der Menschen über dem der
Tiere, jedoch nennt er dafür keinen rechtfertigenden Grund.

Nach seiner Devise im Umgang mit Tieren gefragt, weicht Singer aus und schiebt die
Schädlingsbekämpfung in Städten vor. „Die Zahl der Ratten und Mäuse, die in wissenschaftlichen
Versuchen eingesetzt werden, liegt weit unter der jener Tiere, die in unseren Großstädten vergiftet
werden und irgendwo verbluten.“ Aber daraus, dass viele Tiere würdelos behandelt werden, folgt
weder, dass diese Praxis moralisch gerechtfertigt ist, noch, dass alle anderen Tiere ebenfalls
würdelos behandelt werden dürfen. Nur, weil in Entwicklungsländern einige Kinder armutsbedingt
hungern müssen, ist es nicht in Ordnung die eigenen Kinder hungern zu lassen. Zwar beteuert der
Forscher, jede Entscheidung werde akribisch geprüft, jedoch wirkt es, wenn Singer von seinem 50 bis
60-seitigen Antrag spricht, als hätte er eine lästige Hürde zu überwinden, die ihn von seiner
‚notwendigen‘ Forschung abhält. Allerdings wird nicht jede Nutzung von Tieren im akademischen
Rahmen ethisch überprüft: Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass zum Beispiel Mäuse als
Versuchsobjekte für Biologiestudierende an der Universität Osnabrück eingesetzt werden. In
sogenannten ‚Schnippelkursen‘ werden Tiere getötet, um sie zu sezieren und anatomisch zu
untersuchen. Das hierdurch verursachte Leiden der Tiere dient jedoch keinem Zweck, erstens da das
anatomische Wissen schon dokumentiert ist und sich zweitens die Fertigkeit zu sezieren für den
Großteil aller Studenten als nutzlos erweist. An diesem Beispiel sieht man, wie leicht es ist, Tiere,
solange sie keine Primaten sind, als Versuchsobjekte zu benutzen. Doch nicht nur Primaten können
Leiden.

Bei allen Wirbeltieren ist Leidfähigkeit nachgewiesen. Leid ist ein komplexes Phänomen und da Tiere
im Gegensatz zu Menschen nicht über Schmerzen reflektieren können, verursachen schmerzvolle
Tierversuche fast immer Leiden, die bei Menschen möglicherweise vermeidbar wären. Tierversuche
sind jedoch nicht immer mit Schmerzen und entsprechend mit Leiden verbunden. Solche
Tierversuche ließen sich zum Beispiel rechtfertigen; eine andere Rechtfertigungsstrategie wäre,
Tierversuche als legitim zu betrachten, wenn der Nutzen (das verhinderte Leid), das verursachte
Leiden überwöge. Die erwähnten „Schnippelkurse“ etwa lassen sich auf keine der beiden Arten für
gut befinden.

Auf die Frage, wo die Welt ohne Tierversuche stünde antwortet Singer: „Wir hätten keine
wissenschaftlich begründete Medizin. […] Wir wüssten nicht, dass Geisteskrankheiten auf gestörten
Hirnfunktionen beruhen, und würden Menschen mit Epilepsien und Psychosen wie noch vor 200
Jahren als von bösen Geistern besessen fürchten.“ Der ausformulierten medizinischen Dystopie, die
Wolf Singer zeichnet, geht jedoch jegliche Seriosität ab. Man kann einfach nicht sinnvoller Weise
sagen, wie eine Welt ohne Tierversuche aussähe. Auch der Versuch Singers basiert auf
kontrafaktischer Spekulation. Einige Behauptungen, etwa die, es gäbe ohne Tierveruche keine HIVBehandlung, sind darüber hinaus sehr ungewiss [https://www.aerzte-gegentierversuche.de/de/infos/humanmedizin/105-aids-forschung-auf-dem-irrweg]. Zudem scheint Singer
zu folgern, dass aufgrund des bisherigen Fortschritts durch Tierversuche, diese auch in Zukunft
unersetzlich seien. Auch das ist ein Fehlschluss. Mittlerweile gibt es beispielsweise fruchtbare
Alternativen zu Tierversuchen [https://www.bmbf.de/de/alternativen-zum-tierversuch-412.html],
auch die Übertragbarkeit von Versuchen an Tieren auf den Menschen ist mithin umstritten.
Doch um auch einmal spekulativ zu sein: In einer Zukunft, in der wesentlich mehr in leidfreie
Forschung investiert würde, wäre die Welt womöglich zivilisierter und wir hätten nicht nur den
Aberglauben an Geister überwunden, sondern auch den an die grundlegende normative
Unterscheidung zwischen Mensch und Tier. Wissen können wir es aber nicht. – Sophia Calmus, Florian Heinze, Thees Schagon


Leserbrief zu „Abwägung zwischen Leid und Erkenntnis“, ein Interview mit Hirnforscher Wolf Singer, das Gespräch führte Fritz Habekuß

Das Interview mit Prof. Wolf Singer „Abwägung zwischen Leid und Erkenntnis“ war spannend zu lesen und bezog sich auf einen der wichtigen neueren Texte der MPG. Trotzdem hätte ich als tierethisch interessierter Zeitgenosse Herrn Singer gerne noch folgende vier Fragen gestellt:

  • Gibt es an der MPG eine eigene Abteilung, die sich forschend mit nichts anderem auseinandersetzt wie mit der Frage, wie man die Anzahl der Tierversuche reduzieren kann?
  • Hat sich die MPG selbst eine klare Selbstverpflichtung auferlegt, wie viele Prozent an Tierversuchen bis in 10 Jahren als unnötig überwunden sein sollen (z.B. 15% in 10 Jahren)?
  • Nimmt die MPG in ihren Forschungen aufmerksam wahr, was in der zoologischen Verhaltensforschung in den letzten 20 Jahren entdeckt wurde? Nimmt die MPG also wahr, wieviel an Geist und Gefühl tatsächlich in Tieren steckt, wenn man bereit ist, sie aufmerksam, langfristig und empirisch validiert zu beobachten?
  • Ich verstehe den Drang des Arztes Menschen zu helfen und halte ihn auch für gut und richtig. Und ich persönlich als Mensch greife auf medizinische Erkenntnisse zu meiner Gesunderhaltung zurück, die auf der Basis von Tierversuchen entdeckt wurden. Aber gehen wir nicht in eine Zeit hinein, wo ein anthropozentrisch verengter Blickwinkel nicht mehr ausreicht, um die Fragen dieser Welt adäquat zu erfassen? Müssten wir nicht zu einer holistischeren Sicht des Lebens gelangen? Wir leben doch in einer Epoche, in der die Zahl der menschlichen Weltbevölkerung rasant ansteigt, während um diese Menschheit herum sich ein Artensterben ereignet, das inzwischen dramatische Ausmaße angenommen hat. – Thomas Oesterle

Leserbrief zu „Abwägung zwischen Leid und Erkenntnis“, ein Interview mit Hirnforscher Wolf Singer, das Gespräch führte Fritz Habekuß

Kampagnen der Tierversuchsgegner als Propaganda zu bezeichnen und die veröffentlichten Bilddokumente von offensichtlich leidenden Versuchstieren als Fälschungen darzustellen ist verlogen und eine Schutzbehauptung der im Wissenschaftsbetrieb versunkenen Forscher, die in ihrem Elfenbeinturm keinen Blick von außen auf das dulden, was Versuchstieren tagtäglich in Versuchslaboren weltweit angetan wird, um sich mit ihren, mithilfe staatl. Fördergelder gewonnenen, Erkenntnissen in Fachjournalien zitieren zu lassen. Die Forscher ihrerseits manipulieren die Öffentlichkeit und schüren Ängste, nämlich mit der Behauptung, ohne Versuche an Tieren wäre die Medizin im Mittelalter stehen geblieben. Vielleicht ist aber gerade das Gegenteil der Fall und mit alternativen Herangehensweisen an gesundheitliche Probleme, wäre die Gesellschaft bei der Bewältigung und Vermeidung eben jener wesentlich weiter als heute. Das ewige Festhalten an Tierversuchen verhindert echten Fortschritt in diese Richtung.  Wissensdurst legitimiert keine Grausamkeit und der menschliche Verstand verpflichtet uns gerade auch zu einem ethischen Umgang mit anderen Lebewesen. –  P. Lohr


Leserbrief zu „Abwägung zwischen Leid und Erkenntnis“, ein Interview mit Hirnforscher Wolf Singer, das Gespräch führte Fritz Habekuß

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie und Tragik, dass Herr Wolf Singer denselben Nachnamen trägt wie der große Philosoph, Ethiker und Tierrechtler Peter Singer.

Auf der einen Seite Wolf Singer, ein eindeutiger Vertreter des Anthropozentrismus, auf der anderen Peter Singer, der für den Bio-Zentrismus steht, wonach alle Kreaturen dasselbe Recht zum Leben auf dieser Erde haben.

Auch bleibt ein bitterer Nachgeschmack, wenn Kollegen von Wolf Singer wie der umstrittene Wissenschaftler, der  Bremer Professor für Zoophysiologie Andreas Kreiter, daselbst in der Ethikkommission sitzt, die über den Nutzen der Tierversuche zu befinden hat.

Herr Wolf Singer sollte von seinen Medizin-Kollegen von „Ärzte gegen Tierversuche“ lernen – es könnte vielen, vielen Tieren unendliches Leid ersparen. – Linde Schütte


Leserbrief zu „Abwägung zwischen Leid und Erkenntnis“, ein Interview mit Hirnforscher Wolf Singer, das Gespräch führte Fritz Habekuß

Wenn gravierende Unterschiede zwischen Mensch und Tier bestehen, überzeugen Tierversuche mangels Übertragbarkeit medizinisch nicht.  Sollten sich die Ergebnisse aber übertragen lassen, weil Tiere dem Menschen ähnlich sind: Haben sie dann nicht wenigstens ein ähnliches Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit wie der Mensch?

Es ist im Übrigen nicht Aufgabe der Wissenschaft uns mitzuteilen, dass es ohne Tierversuche nicht gehe, sondern Wege aufzuzeigen, damit es ohne Tierversuche geht. –  Prof. Dr. Thomas Cirsovus

P.S.: Aus Gründen der Ausgewogenheit sollten Sie in einem Ihrer nächsten Exemplare einmal ein Interview mit einem Vertreter der Organisation ‚Ärzte gegen Tierversuche e. V.‘ abdrucken.


Leserbrief zu „Abwägung zwischen Leid und Erkenntnis“, ein Interview mit Hirnforscher Wolf Singer, das Gespräch führte Fritz Habekuß

Ohne Tierversuche gehe es nicht, sagt der Hirnforscher Wolf Singer. Doch es ginge, aber ist das in Deutschland gewollt ? Die Ärzte gegen Tierversuche wissen, dass es ohne Tierversuche geht !

Mir fällt auf, das W. Singer als Täter über Leben und Tod über wehrlose Tiere solchen Unsinn redet wie etwa, dass hohe Hürden bestehen, denn alle noch so grausamen Tierversuche kommen immer durch, denn in den Gremien sitzen in der Mehrzahl die Ärzte, die für Tierversuche sind und Tierversuchsgegner sind immer in der Minderheit !

Seit gut drei Jahrzehnten gibt es immer die selben Antworten von Herrn Singer. Tierversuche sind in Deutschland zementiert, da die Pharmaindustrie dies vorgibt und die Universitäten nichts anderes erlauben. Die Hirnforschung hat bis heute trotz

jahrzehnte langer Forschung keine Heilung für Alsheimer und Parkinson. Ebenso ist Krebs bis heute unheilbar. Aber – Tierversuche, das ist ein Milliardengeschäft aus Steuergeldern – für die Forschung sprich Universitäten, Tierzüchter, Pharmaindustrie.

Kein Wort für tödliche Nebenwirkungen von Medikamenten, an denen gut 58.000  Menschen jährlich sterben und das an Medikamente, die alle an Tierversuche getestet werden. Oft ist es gesünder, auf viele Medikamente zu verzichten, da diese mehr Schaden anrichten als die meisten Krankheiten !

Und – auch Asbest wurde an Tiere wie Ratten getestet und für „harmlos“ befunden. Das also haben wir den Tierversuchen zu verdanken !

Es gibt eine sehr intelligente Forschung wie der Verkehrsdummy, der sämtliche Tierversuche abgeschafft hat und fantastische

Ergebnisse liefert, wie sie niemals in zuvor gegeben hat. Da wurde auch gedroht, wir würden alle sterben, da der Verkehrsdummy niemals Tierversuche ersetzen Kann. Dieser Blödsinn wurde bis heute tausendfach wiederlegt, aber ist das in Deutschland gewollt ? – Jutta Wilkens


Leserbrief zu „Abwägung zwischen Leid und Erkenntnis“, ein Interview mit Hirnforscher Wolf Singer, das Gespräch führte Fritz Habekuß

Ich finde es gut, dass das Interview versucht auch die Gegenseite zu thematisieren, allerdings werden keine Fakten genannt! Fakten gibt es auch  eigentlich nur auf der Tierversuchskontra-Seite. Herr Singer betont immer wieder, dass die Versuche nötig seien und ein weiteres Problem sei auch, dass Ergebnisse von Forschungsvorhaben nur schwer voraussagbar seien. Genau! Welcher, von den zigtausenden Versuchen, hat einen Erfolg für die Menschen gebracht? Für die Institute hat`s was gebracht: Sehr, sehr viel Geld und Publikationen in Fachzeitschriften!

Aber die Gegenseite hat Fakten: Nur knapp 8% der tierversuchserprobten Medikamente erhalten eine Marktzulassung. Allein in Deutschland sterben jährlich 58.000 Menschen, an den als wirksam und ungefährlich geltenden Medikamenten. Man kann auch sagen: Bei 25.000 Tierversuchsstudien gab es eine „Erfolgsquote“ von 0,024%. Ob das Erfolg genug ist für einen jährlichen ca. 3 Milliarden €, sprich 3000 Millionen € Steuergeldeinsatz, ist doch mehr als fragwürdig. Ganz abgesehen von der Tierqual. – Eva Sieg


Leserbrief zu „Abwägung zwischen Leid und Erkenntnis“, ein Interview mit Hirnforscher Wolf Singer, das Gespräch führte Fritz Habekuß

Auf diesem Wege möchte ich Ihnen ein kurzes Feedback zum Interviewstil Ihres Kollegen Fritz Habekuß geben.

Mit Fragen/Plattitüden wie „Ist die Würde des Affens antastbar?“ und „Wieso muss man überhaupt noch etwas erforschen wenn es bereits so lange Tierversuche gibt?“ begibt sich Ihr Kollege auf unsachlichstes Niveau und offenbart uns nur seine Befangenheit und Unreflektiertheit.

Es stimmt mich traurig dass sich die ZEIT als ehemaliges Flaggschiff der Liberalität und Differenzierung heute dem simplifizierenden Mob anschließt. – Dr. Dr. Guido Gualdoni


Leserbrief zu „Abwägung zwischen Leid und Erkenntnis“, ein Interview mit Hirnforscher Wolf Singer, das Gespräch führte Fritz Habekuß

Prof. Singer spricht im Zusammenhang mit Tierversuchen von Alternativlosigkeit. Diese wohlfeile Argumentation kennen wir zur Genüge aus der Politik z.B. beim Atomausstieg und der Eurorettung und sollte allein schon deshalb kritisch gesehen werden. Herr Singer ignoriert dabei auch Publikationen von internationalen Forschergruppen aus den letzten Jahren, welche den Unsinn von Tierversuchen belegen. Er malt die Apokalypse an die Wand und behauptet pauschal und ohne Begründung, Tierversuche seien Voraussetzung für eine Spitzenforschung und für die Entwicklung von Therapien zur Behandlung von zahlreichen Krankheiten beim Menschen.

Das Gegenteil ist jedoch der Fall, wie der Verein „Ärzte gegen Tierversuche“ seit Jahren sachlich und nachvollziehbar feststellt und begründet. In zahlreichen Beispielen belegt der Verein, dass Tierversuche nicht als wissenschaftliche Modelle für die Übertragung auf Menschen geeignet sind und in klinischen Studien eine falsche Sicherheit vorgaukeln.

Herr Singer ist mit der Rechtfertigung von Tierversuchen mitverantwortlich, dass die Entwicklung tierversuchsfreier Methoden kaum gefördert wird, was die krasse Fehlsteuerung von Forschungsgeldern zu Gunsten von Tierversuchen zeigt. Damit werden die dringend notwendige Umwidmung von Geldern, zugunsten einer tierversuchsfreien auf den Menschen ausgerichteten medizinischen Forschung und wirkliche Fortschritte bei der Behandlung und Heilung menschlicher Krankheiten, behindert. – Ärzte gegen Tierversuche e.V., Arbeitsgruppe Kurpfalz, Dr. Wulf-Dieter Heintz


Leserbrief zu „Abwägung zwischen Leid und Erkenntnis“, ein Interview mit Hirnforscher Wolf Singer, das Gespräch führte Fritz Habekuß

Das war ein ’Um-den-heissen-Brei-Herumreden’ auf hohem Niveau mit sehr vielen Worten. Immerhin werden ein paar Eckdaten fixiert:

(1) Heutzutage seien Tierversuche nur zulässig, wenn eine hochrangige Kommission sie genehmige, zusammengesetzt weniger aus Ethikern als aus Wissenschaftlern derselben Branche wie der des Antragstellers – das kann doch wirklich keine Garantie des Tierschutzes sein.

(2) Es gehe weniger um zu klärende konkrete Fragen (also um das Auffinden von Medikamenten oder sonstigen Behandlungsmethoden gegen konkrete Krankheiten), sondern um Grundlagenforschung, d.h. um ganz zweckfreie Forschung. – da kann es einem als Tier doch nur grausen.

(3) Konkret genannte Medikamente seien nur mit Tierforschung gefunden worden – das schon dabei angerichtete unendliche Leid der Versuchstiere und das entsprechende unendliche Leid der Versuchtiere bei den zahllosen Tierversuchen OHNE ein solches positives Ergebnis fand nach meiner Empfindung gar nicht statt.

(4) Gerade in der modernen Krebsforschung gibt es Tierversuche so gut wie gar nicht, da sich alles im molekularen und genetischen Bereich abspielt. Das gilt wohl auch für alle sonstigen modernen Forschungen, die sich mit konkreten Krankheiten befassen.

Meine grundsätzliche Haltung gegen JEDEN Tierversuch hat sich durch diesen Artikel verstärkt. – Walter Weiss


Leserbrief zu „Am besten sofort vergessen“ von Nina Pauer

Sie weisen in Ihrem Artikel sehr differenziert und behutsam  auf einen Mangel in unserer Reaktion auf die Morde vom Breitscheidplatz hin, den ich bisher nur dumpf empfunden habe. Genau wie Ihnen fehlt mir bisher eine nachhaltige Beschäftigung mit den Opfern des Anschlags. Genau wie Sie frage ich mich, ob wir – beabsichtigt oder ungewollt- die Fähigkeit zu trauern verloren haben.

In diesem Zusammenhang muss es schon als besondere Verzichtsleistung angesehen werden, dass der Weihnachtsmarkt für einen Tag geschlossen blieb. Denn – wir wollen uns von Terroristen auf keinen Fall in „unserem Lebensstil“ einschränken lassen geschweige denn ihn uns nehmen lassen, wird mir gebetsmühlenartig immer wieder entgegengehalten. Dazu passt denn auch, dass die öffentlichen Silvester-Partys unter erhöhtem Polizeischutz überall wie gewohnt stattfanden – zehn Tage nach dem blutigen Anschlag.

Es wäre ja auch wirklich zu viel verlangt gewesen, anstatt ein buntes, fröhliches Spektakel auf der Domplatte zu veranstalten, dort in stiller Trauer der toten und verletzten Mitbürger zu gedenken. Wo kommen wir denn hin, wenn wir jetzt schon nicht mehr Silvesterpartys feiern können? Wir würden unsere Identität aufs Spiel setzen. Das ist des Einknickens vor dem Islamistischen Terrorismus denn doch zu viel. Folglich sollten wir unter Inkaufnahme eines leicht erhöhten Risikos im alten Trott und mit möglichst viel Spaß weiterleben. Darauf läuft unsere Auseinandersetzung mit den vielen Anschlägen letztlich hinaus. Und das ist der Wert unserer Gesellschaft, den es zu verteidigen gilt – ein Leben mit möglichst kurzen Spaßpausen. – Heinrich Meißner


Leserbrief zu “ Revolutionär!“ von Ursula März

Selten (nie?) habe ich einen so treffenden, gleichermaßen tiefgründigen und witzigen Artikel zu Mutterschaft in unserem Hier und Jetzt gelesen. Bitte veröffentlichen Sie ihn auch auf Zeit online, um ihn mit anderen teilen zu können. Das erscheint mir lohnender als der 100. Text über einen Furz von Mr. Trump! – Anja von Kanitz


Leserbrief zu „Der falsche Feind“ von Renate Künast

Die Vorsitzende des Rechtsausschusses des Bundestages, Renate Künast, zitiert in ihrem Artikel über das NPD-Verbotsverfahren einen gewissen »Carlo Schmitt« mit der Bemerkung, man müsse auch den Mut zur Intoleranz gegenüber denen aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen. Damit hat sie eine ganz erstaunliche historische Figur erschaffen, die den Vornamen von Carlo Schmid, dem großen sozialdemokratischen politischen Intellektuellen, und den Nachnamen von Carl Schmitt trägt, dem berüchtigten Juristen, der die Hitler-Regierung verfassungsrechtlich beriet. Von Carlo Schmid stammt das Zitat, von Carl Schmitt stammt die Lehre von der »wehrhaften Demokratie«, wonach keine Verfassung ihren Feinden rechtlich die Möglichkeit ihrer legalen Beseitigung einräumen darf. Aber lechts und rinks sind ja nach Ernst Jandl leicht zu velwechsern. Ansonsten hatten sich die beiden wenig zu sagen: Carlo Schmid belächelte den anderen in seinen Erinnerungen (1979) als einen, der aus Ohnmacht radikal wurde. Carl Schmitt löste den Unterschied der beiden Vornamen auf seine Weise auf und nannte Schmid den »Carl mit der Null«. – Dr. Florian Meinel


Leserbrief zu “ Ende der Lovestory“ von Katja Nicodemus

Danke für diesen Artikel. Und dennoch: Könnte die Redaktion der ZEIT sich nicht entschließen, zukünftig nichts aber auch gar nichts zu diesem Donald Trump zu veröffentlichen? Meine Bitte ist illusionär; aber es wäre so wohltuend, die donnerstags neue ZEIT aufzuschlagen in der Gewissheit, nichts über diesen Herren lesen zu müssen.

Sie würden damit auch das negative Vorbild zum Guten wenden: Im „KÖNIG DAVID BERICHT“ von Stefan Heym wird der Historiker Ethan ben Hoshaja, der zuviel weiß, zuTode geschwiegen. Warum nicht einen Trump schon jetzt zu der Nichtigkeit schweigen, die ihm zukommt?! – Lutz Landorff


Leserbrief zu „Ein Berg voll Ärger“ von Nicola Meier

zunächst habe ich mich gefreut, dass DIE ZEIT das Thema Riedberger Horn aufgreift (Ausgabe 3 2017).
Dann war ich sehr enttäuscht, wie flach und einseitig geschrieben dieses „DOSSIER“ war. Eher in einem Nebensatz taucht der Begriff „Landesentwicklungsplan“ auf, der „Alpenplan“ wird als bayerische Angelegenheit dargelegt. Dieser ist jedoch Bestandtei eines Internationalen Vertrages, nämlich derALPENSCHUTZKONVENTION. Diese ist nicht einmal auch nur namentlich erwähnt. Warum hat die Autorin kein Gespräch mit Naturschutzverbänden geführt? Die hätten sie darauf hingewiesen, wie INTERNATIONAL und juristisch tiefgreifend die Problematik wirklich ist!

Auszug aus Wikipedia:
Die Alpenkonvention (AK), formal Übereinkommen zum Schutz der Alpen, ist ein völkerrechtlicher Vertrag über den umfassenden Schutz und die nachhaltige Entwicklung der Alpen.

Erinnern Sie sich: sie haben damals anläßlich dem Tod von Helmut Schmidt berichtet, er habe immer verlangt, dass der Leser in jedem Artikel etwas lerne. Das halte ich auch für richtig! Also BITTE nicht nur Gefühle wecken, sondern auch hintergründige Fakten und Zusammenhänge erläutern.
Ich bin jetzt sehr verunsichert, ob ich den Berichten der ZEIT aus mir nicht so vertrauten Themenbereichen vertrauen kann. – Heike Dülfer


Leserbrief zu “ Brauchen wir »Reli« noch?“ von Stefan Schmitt

Die gesellschaftlichen Spannungen werden zunehmen. Die Kirchen werden mehr und mehr in die Rolle von Minderheiten geraten. In der schulischen Erziehung sollte daher alle Kraft auf die Vermittlung von Werten und Tugenden gelegt werden, die für das gedeihliche Zusammenleben unterschiedlicher Ethnien, Konfessionen und Weltanschauungen in Deutschland förderlich sind.

Anstelle des konfessionellen Religionsunterrichts sollte ein für alle verbindlicher und gemeinsamer Unterricht in den Grundwerten und –tugenden eingeführt werden, in dem auch die Gottesfrage umfassend und gründlich angesprochen wird. Das Unterrichtsfach könnte nach dem Vorbild des Landes Brandenburg inhaltlich strukturiert sein: „Lebensgestaltung – Ethik – Religion“. Das kleine Luxemburg hat eben mit Zustimmung der Kirchen eine solche Regelung beschlossen. Ähnlich auch die Stadt Hamburg. – Norbert Scholl


Leserbrief zu „Verkaufte Sparer“ von Uwe Jean Heuser

Anstatt sich populistisch über das Ergebnis einer Geldpolitik auszulassen, die Resultat einer auf falschen Voraussetzungen – unterschiedliche wirtschaftliche Stärken der einzelnen Länder, an denen auch keine noch so gut gemeinten Reformen (siehe Griechenland, Einbruch der Nachfrage und soziale und reale Verarmung weiter Bevölkerungskreise) – fußenden Währungsunion ist, wäre es schön gewesen, wenn Sie die ökonomische Lage analysiert hätten. Durch den EURO gelingt es Deutschland, Arbeitslosigkeit in die EU zu exportieren. Die fehlende Nachfrage in den „Krisenstaaten“ kann nur durch öffentliche Schulden finanziert werden. Steigen dort die Zinsen, kommt es zu Staatsbankrotten was wiederum negative Auswirkungen auf unser Land hätte. Wie dieses Dilemma aufzulösen ist, darüber hätte es Sinn gemacht nachzudenken. –  Rüdiger Weigel


Leserbrief zu „Ich mache mir die Welt…“ von Kerstin Bund

In ihrem Artikel  beschreiben sie auf Seite 20 das Starexperiment, mit der angedeuteten Schlussfolgerung, dass, wenn Stare ohne Wasserbecken und Spielzeug keine optimistischen Tendenzen zeigen es bei Martin Herrenknechts Kindheit, ohne Spielzeug, genauso sein müsste. Was ist für sie Spielzeug? Ich glaube nicht, dass das konsumorientierte monofunktionale Spielzeug uns glücklicher oder optimistischer werden lässt. Eher glaube ich, gerade weil Herr Herrenknecht kein Spielzeug hatte und sich aus dem „Nichts“ Spielzeug schaffen musste, ist er so ein kreativer Kopf geworden.

Ich glaube, dass kreative Menschen insgesamt optimistischer sind, denn sie leben mit der Zuversicht, dass sie Lösungen für ihre Probleme finden werden, weil sie das von kleinauf spielerisch geübt haben und sich ihr Gehirn dementsprechend ausgebildet hat. Darum sollte der Raum für Kreativitätsentwicklung (das kann man nicht lehren, man kann nur die Umgebung dafür schaffen und begleiten) ein großer Baustein in unserem Bildungssystem werden und wir uns endlich von dem Bildungssystem : eine Frage und eine richtige Antwort, verabschieden, damit  kreative optimistische Köpfe sich entfalten dürfen. – Karin Dettmar


Leserbrief zu „Träume, größer als das Leben“ von Ursula März

In der neuesten Ausgabe von DIE ZEIT beschreiben Sie ein Comeback des Musicalfilms. Das mag alles richtig sein und ich will darauf auch gar nicht weiter eingehen. Sie wissen sicher, dass der Film bei der Verleihung des Golden Globe „abgeräumt“ hat. Sie wissen auch, dass anlässlich dieser Verleihung Meryl Streep für Ihr Lebenswerk geehrt worden ist und Sie ( und vor allem Ihre Chefredaktion) wissen auch, welche Rede Frau Streep anlässlich dieser Verleihung  gehalten hat. Es war eine flammende Rede gegen Respektlosigkeit und Verunglimpfung von Minderheiten.  Ein solche Rede anlässlich dieses Anlasses ist DIE ZEIT keine Zeile wert? Ich bin entsetzt. Es wird Zeit, sich nach einer anderen Informationsquelle umzuschauen. 50 Jahre Zeitlektüre sind genug!  – Hans-Joachim Albrecht  


Leserbrief zu „Am besten sofort vergessen“ von Nina Pauer

Es mag alles sein, was Sie anführen, aber einer Gedenkminute im Berliner Abgeordnetenhaus resp. im Bundestag hätte alles nicht entgegengestanden – höchstens eine schlechte Erziehung der entsprechenden Menschen. Wenn es jetzt nachträglich geschehen soll, ist es noch beschämender; aber vielleicht kommt man ja auf die Idee, Opfer und ihre Angehörigen dazu einzuladen pp. – Hanna Leinemann


Leserbrief zu „Alles wird anders“  von Matthias Geis

Dafür ist die Zeit noch nicht reif. Frau Merkel wird wiedergewählt. Es gibt keine Alternative und wenn, dann eine schlechte. Herr Schäuble hat Personen vorgeschlagen, wie ich lesen konnte, die allesamt nicht in Frage kommen.

Den Mann, der für Frau Merkel eine echte Gefahr bedeutet hätte, wäre Herr Bosbach gewesen. Europa muss sich natürlich fundamental ändern, das wird für mich ohnehin kommen müssen. Mit Frau Merkel ist das kaum möglich. Ihr Menschenbild ist dafür ungeeignet. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Ich mache mir die Welt…“ von Kerstin Bund

Der Bericht von Kerstin Bund spielt den Ball in die richtige Richtung. Erstens ist die „Stunde der Optimisten“, auch wenn man Entwicklungen wie zum Beispiel die zunehmende soziale Spaltung der modernen Gesellschaften nicht ignorieren darf, ein sehr wirksames politisches Instrument bei der Auseinandersetzung mit dem zwingend von Ängsten lebenden Rechtspopulismus.

Zweitens gibt es Länder wie Dänemark, die nicht zuletzt daraus ihre große wirtschaftliche Stärke ziehen, indem sie Veränderungen sehr aufgeschlossen gegenüberstehen und hierin weniger ein Risiko als vielmehr eine Chance sehen. Deshalb kann Deutschland von diesem Modell, das regelmäßig beim „Happiness Report“ ganz vorne landet, sehr viel lernen, insbesondere was den Mut zu Reformen, die Energiewende oder auch das viel weiter im Alltag verankerte Internet betrifft! –  Rasmus Ph. Helt


Leserbrief zu „Sexualhygiene als Staatsaufgabe“ von Ijoma Mangold

Ich bin etwas ratlos nach dem Lesen Ihres Artikels. Sie schreiben: „… aber hat jetzt für jede sexuelle Identität einen Buchstaben zur Hand …“, aber bei „LSBTTIQ“ fehlt zumindest ein „H“; ist das der Trieb, der „dem freien Spiel der Kräfte“ bei Ihnen allein überlassen bleibt, alles andere sei Staatsaufgabe? Das jedoch hat Elisabeth Scharfenberg nicht vorgeschlagen; es ging ihr allein um Sexualassistenz für Pflegebedürftige und Schwerkranke, und das sicherlich auch nur auf Wunsch. Oder meinen Sie, daß „LSBTTIQ“s Schwerkranke und Pflegebedürftige sind?  – Vielleicht helfen Sie mir auf meine Fragen mit Antworten. – Hanna Leinemann


Leserbrief zu „Am besten sofort vergessen“ von Nina Pauer

Im Gegensatz zum Täter und seiner Familie so beklagen Sie zu Recht ,wurde   seiner Opfer nicht gedacht. „Die Namen der Menschen,die in Berlin zu Tode kamen,waren nicht vernehmbar.“

Wie wäre es denn,wenn Sie in der  „ZEIT“ in Ihrem Artikel oder in Ergänzung dazu ein Zeichen ( z.B. anonymisierte Auflistung ) gesetzt hätten? Leider nicht geschehen und Ihr Artikel läuft ins Leere. – Hans-Georg v. Bechtolsheim


Leserbrief zu “ Die Türkei wechselt das Regime“ von Can Dündar

Weshalb eigentlich ist die wöchentliche Kolumne von Can Dündar so versteckt im Feuilleton? M.E. gehört sie dort nicht hin und vor allem nicht so unter „ferner liefen“.

Ich finde seine Ansicht sehr lesenswert und halte sie für ein wichtiges Sprachrohr für alle, die die Entwicklung der Türkei unter Erdogan kritisch sehen. – Michael Wendling


Leserbrief zu „Abschied von den USA“ von Adam Tooze

Die USA sind eine Demokratie, nicht wahr? Der neue Präsident Trump wurde demokratisch gewählt, nicht wahr, d.h. von mehr als 50% der amerikanischen Bevölkerung?

Statt sich jetzt Sorgen um seine zukünftige Politik zu machen, sollte man sich auch Sorgen um die (Mehrheit der) amerikanischen Wähler machen, nicht wahr? Oder was steckt wirklich dahinter? –  Frank Steyer


Leserbrief zu „Abschied von den USA“ von Adam Tooze

Da gelingt es DER ZEIT doch noch den Absturz eines Mythos zu landen, bevor die Konjunkturfür Horrorszenarien am 20. Januar ein Ende findet. „Das amerikanische Jahrhundert ist vorüber.“ Wer ist jener Herr Tooze, dass er den gewählten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika „eine Lachnummer“ nennen kann? Bitte nicht noch einen zweiten Essay von dem! –  Karl-Josef Michels


Leserbrief zu „Im Kugelhagel der Realität“ von Hanno Rautenberg

In dem Artikel wird „surreal“ und „Surrealismus“ ganz falsch interpretiert und in Beziehung gesetzt. Richtig ist: Der Surrealismus war eine humanistische Bewegung und bedeutet „Überwirklichkeit.“ oder „Supernaturalismus“. André Breton sagte: „Der Surrealismus ist das, was sein wird.“ Es ging dabei um eine Revolution des Denkens und um eine Utopie, nicht um „Absurdes“ oder „Irreales“ und  noch weniger um einen irrlichternden Donald Trump. – Otfried H. Culmann


Leserbrief zu „Löwen ohne Krallen“ von Elisabeth Schlammerl

In der aktuellen Ausgabe sind gleich zwei Fehler zum Thema Fußball:

– S. 18: 1860 München: Bildunterschrift: Meistermannschaft von 1964. Im zugehörigen Text steht dagegen richtig: 1860 wurde nicht 1964, sondern 1966 Deutscher Meister.

– ZEIT-magazin, Lösung des Personenrätsels („Lebensgeschichte“) : Buffon wurde mit Italien nicht 2010, sondern 2006 Weltmeister.

Beides ist natürlich unwichtig. Immerhin: bei gründlicher Recherche bzw. gründlichem Korrekturlesen sollten solche Patzer vermeidbar sein. – Michael Glaser


Leserbrief zu „Am besten sofort vergessen“ von Nina Pauer

Selten hat mich ein Artikel in der ZEIT so berührt als dieser, und selten hat mir ein Artikel so aus der Seele gesprochen!

Seit dem Anschlag von Berlin suchte ich in den Medien nach Informationen und Gesten des Mitgefühls für die Opfer und deren Angehörigen – nichts! Wer waren diese Männer und Frauen, aus welchem Umfeld kamen sie? Dies mit der gebotenen Sensibilität zu erwähnen, hätte allen die Möglichkeit gegeben, Mitgefühl zu zeigen, Anteil zu nehmen. Aber dadurch, dass die Medien diese Menschen überregional verschwiegen hat, wurden sie soz. ein zweites Mal Opfer, nämlich Opfer der Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid anderer.

Demgegenüber wurde der Täter beinahe schon hochstilisiert, sein Leben öffentlich gemacht und damit die Sensationsgier so mancher Zeitungsleser befriedigt. Und damit wurde auch genau diese terroristische Vereinigung ideell unterstützt, nämlich indem man über ihren Attentäter zigmal berichtete (verglichen mit Stars und Sternchen, die nichts mehr fürchten, als dass sie nirgends mehr erwähnt und somit vergessen werden).

Der Täter war in aller Munde,  das Leid der Opfer und der Angehörigen verschwand in der Versenkung, und dazu trug auch die Medienlandschaft bei! – Christine Haider


Leserbrief zu “ Ende der Lovestory“ von Katja Nicodemus

Meryl Streep ist beeindruckend als Künstlerin und sie ist beeindruckend als Mensch, das hat sie nicht zuletzt mit diesem klaren und intelligenten Statement bewiesen.

Es war und ist fürwahr höchst erschreckend, mit welcher Dünnhäutigkeit, Unsouveränität und Orientierungslosigkeit der designierte US-Präsident Donald Trump in der Öffentlichkeit (re)agiert, dort, wo Worte allenthalben Taten sind und schon allein der Tonfall über Resonanz und Dissonanz entscheidet.

Trump kommt mir vor wie ein reich(lich) verzogenes Kind, das bis heute nicht gelernt hat, über den goldenen Tellerrand zu schauen, halbwegs soziale Kompetenz aufzubauen und dafür Infantilität und Egoismus einzugrenzen.

So sehr ich inzwischen die Wutwahl vieler US-Amerikaner besser verstehen und nachvollziehen kann, so sehr graut es mir vor der trumpschen Apologetik und Machthaberei, de facto der Ohnmacht demokratischer Kräfte.

Es wäre also nichts dagegen einzuwenden, wenn noch möglichst viele Hollywood-Größen dem am meisten selbstüberschätzten Präsidenten der USA ordentlich auf die Füße treten würden – verbal natürlich nur. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Der falsche Feind“ von Renate Künast

Carlo Schmid und  Carl Schmitt darf man doch nicht so verwechseln! Carlo Schmid wäre nicht amüsiert. – Heinz Neher


Leserbrief zu „Ein Berg voll Ärger“ von Nicola Meier

Kein Wunder, wenn sich Herr Aloys im Sommer in Mallorca und nicht mehr in Ischgl aufhält. Leseempfehlung: “Unter Leuten” von Juli Zeh. – Dr. Christian Huber


Leserbrief zu “Nachruf auf roman Herzog” von Martin Klingst

In Ihrer Ausgabe Nr. 3 vom 12.01.17 berichten Sie in Ihrem Nachruf auf Roman Herzog folgendes:

„Als baden-württembergischer Innenminister ließ der Christdemokrat Herzog Anfang der 1980er Jahre die Polizei zur Abwehr unliebsamer Demonstranten mit einer umstrittenen „Distanzwaffe“ ausrüsten, die äußerst schmerzhaftes Gummischrot verschoss.“

Aus eigener Kenntnis weiß ich, dass diese Waffe nie in der baden-württembergischen Polizei eingeführt wurde. Sie können das auch in Roman Herzogs Buch „Jahre der Politik“ auf Seite 97 ff nachlesen. – Willi Walther


Leserbrief zu „Am besten sofort vergessen“ von Nina Pauer

Ihren obigen Artikel habe ich als erstes gelesen, in der Hoffnung, endlich einmal etwas über die Opfer zu erfahren. Aber dem war nicht so. Zumindest mir fällt es schwerer, für Opfer zu trauern, deren Namen und Gesichter ich nicht kenne. Abgesehen von zwei oder drei Namen und Photos von Opfern, die aus dem Ausland kamen, gab es keine weiteren Bekanntmachungen. Es gibt bis heute den Block von 12 Toten und eine Anzahl verletzter und schwerverletzter Menschen. Das ist anonym, führt zu großer Betroffenheit und Trauer („Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien.“), geht aber – zumindest bei mir – nicht so zu Herzen, als hätte ich einen Namen oder ein Bild. Nach dem Anschlag in München wurden schnell Namen, Photos und Geschichten veröffentlicht, allesamt von Mitbürgern mit Migrationshintergrund. Tun sich die Deutschen schwer mit der Veröffentlichung ihrer privaten Geschichten? Offensichtlich. Ich wäre wahrscheinlich genauso. Aber dann fällt eben die Trauer auch „nur“ im Block aus.  – H. Wesselny


Leserbrief zu „Abschied von den USA“ von Adam Tooze sowie  „Lasst Euch nicht täuschen“ von Boris Groys

Pax  Americana finita ?? … könnte man sich fragen,   angesichts der sich aufbäumenden Unsicherheiten über den zukünftigen Regierungsstil von Donald Trump. Nun darf man aber nicht vergessen, daß seit Bush II, also dem 2. Iraq-Krieg , ein wirkliches Vertrauensverhältnis zwischen großen Teilen der EU und Washington nicht mehr bestand.  Übrigens haben zu der Erosion der Vertrauensbeziehungen auch das Thema: tendenzieller Wirtschaftskrieg zwischen den USA und der EU sowie die unsägliche Thematik: Ausspionieren Europas durch US-Geheimdienste beigetragen.  Ob es gelingt, die offenbar weg brechende Führungsrolle der USA durch mehr europäische Zusammenrücken – auch militärisch – zu ersetzen, ist höchst zweifelhaft.^^ Völlig un-durchdacht ist die Forderung vieler befreundeter Staaten, Deutschland möge jetzt eine klare Führungsrolle in Europa übernehmen. Eine solche Konstellation wird überwiegend in Wahrheit gar nicht gewollt, schon gar nicht von Frankreich, Italien und auch nicht von dem aus der EU abdriftenden England. Es bleibt dabei, daß das Duo Paris/Berlin eine gewisse Anschubfunktion für europäische Projekte ausüben kann, wenn beide Kapitalen es denn wollen. Eine politische ,alleinige ,Vorreiterrolle für die Bundesrepublik

Anzustreben, würde aber die doch immer noch auf Deutschland lastende,  historische,  Vergangenheit völlig verkennen !! – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Am besten sofort vergessen“ von Nina Pauer

Ihr Artikel ist sehr wohltuend indem er auf Versäumnisse der Medien, der Öffentlichkeit und der Politik hinweist, die die Angehörigen der Opfer vom Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz betrifft. Der Kreis der Opfer besteht ja nicht nur aus den Getöteten und den Hinterbliebenen sondern auch aus den (schwer) Verletzten und deren Angehörigen. Psychotraumatologische Forschungen weisen übereinstimmend darauf hin, wie wichtig und unterstützend die gesellschaftliche Anerkennung der Opfer und Überlebenden solcher Extremerlebnisse ist.

Einige Medien – insbesondere im Ausland – machen es vor, aber bei den deutschen Leitmedien scheint es immer noch eine unüberwindliche Zurückhaltung zu geben, über alle Opfer persönliche Berichte und Worte der Gedenkens zu veröffentlichen. Mir ist nicht klar, was hinter dieser Zurückhaltung steht, die beispielsweise die New York Times nach dem 11. September 2001 nicht hatte sondern über alle Opfer berichtete. Ist diese Zurückhaltung etwas spezifisch Deutsches? Ist es, weil individuelle Opferberichte die Qualitätspresse vermeintlich in die Nähe der Boulevardmedien bringt?

Zur neuen Erinnerungskultur, die Sie am Ende anmahnen, gibt es noch einen weiteren Aspekt. Gedenkgottesdienste scheinen der Politik zwar das naheliegenste Mittel ihrer Beileidsbekundung zu sein. Allerdings kann bezweifelt werden, dass solche Gottesdienste für alle Opfer noch zeitgemäss sind. Wir leben in einer jetzt schon säkularen und immer weiter religionsferner werdenden Gesellschaft. Es mag jetzt schon sein, dass Angehörige der verstorbenen Opfer jetzt schon eigentlich davon befremdet sind, dass das staatliche Gedenken als religiöse Veranstaltung daherkommt. Wenn eines Tages die überwiegende Zahl der Opfer eines Extremereignis religionsfern sind, sollte es andere Formen des zentralen Gedenkens geben. Die Medien können in der Zwischenzeit dazu beitragen, dass die hilfreichen Rituale der Trauer auf eine breite als nur die religiöse Basis gestellt werden. – Prof. Andeas Maercker


Leserbrief zu „Am besten sofort vergessen“ von Nina Pauer

Am liebsten wuerde ich diesen Artikel von Nina Pauer sofort vergessen. Doch leider geht das nicht, denn er macht mich gleichzeitig sauer und traurig. Jetzt koennen wir armen Deutschen noch nicht einmal richtig trauern? Und Erinnerung kennen wir angeblich nur als Mahnen, da wir angeblich seit Generationen ein Taetervolk sind?! Bei solchen journalistischen Vorwuerfen moechte ich Gift und Galle spucken und ausserdem mein Zeitabo kuendigen. Ich bin 1972 geboren und sehe mich verdammt noch mal nicht als Teil eines sogenannten ‚Taetervolkes‘ (welch widerliches Wort) und finde es befremdlich und irritierend zu erfahren, dass es immer noch Menschen in diesem Land gibt, die andauernd und zu jedem Anlass die nationalsozialistische Vergangenheit mit ins Spiel bringen.

Vielleicht geht es auch Anderen so.

Getrauert hab ich uebrigens um, die mir voellig unbekannten Toten von Berlin, Nizza, Paris, Bruessel, Istanbul u.s.w., und zwar dort wo echte Trauer stattfindet: im Herzen. Auch das haben vielleicht andere Deutsche getan. –  Christine Anhut


Leserbrief zu “ Walsers letzte Fluchten“ von Jens Jessen

Von Rank auf Ränke mit entsprechender Deutung zu kommen, lasse ich mal dahingestellt sein.
Jedoch: Als Bodensee-Alemannin habe ich immer noch den Satz meines verstorbenen Vaters (Jahrgang 1924) im Ohr, der gelegentlich zu sagen pflegte: “Der hot au de Rank it kriagt/it gschafft”.  Das hieß einfach, er hat die Kurve nicht gekriegt, nämlich die Kurve zum Erreichen einer bestimmten Aufgabe, zum Beispiel für einen besseren/anständigeren Lebenswandel. Auch glaube ich mich zu erinnern, dass Walser dies selbst bei einer entsprechenden Nachfrage so erklärt hat. – Birgit Hubatsch


Leserbrief zu “ Brauchen wir »Reli« noch?“ von Stefan Schmitt

Ihnen sei Dank dafür, dass das auf der Seite GLAUBEN & ZWEIFELN nicht geduldete, sondern verschwiegene und verstoßene ZWEIFELN bei Ihnen Asyl und Aufnahme finden durfte. Ich darf Sie noch ersuchen, sich in der ZEIT für eine Umbenennung in GLAUBEN & GLAUBEN einzusetzen, und damit der Wahrheit zu ihrem Recht zu verhelfen.

Beim Lesen Ihres Pro und Contra musste ich wieder daran denken: Vor 40 Jahren gab es von Rudolf Walter Leonhardt sein wöchentliches „Pro und Kontra“! Immer wieder waren sie für mich als Schüler, und sicher auch für viele andere, ein interessantes Lese- und anregendes Denkvergnügen.

Nochmals: Dank-sei-Ihnen!  – Manfred Schleyer 


Leserbrief zu “ Brauchen wir »Reli« noch?“ von Stefan Schmitt

Was sich Stefan Schmitt in seiner Polemik gegen den Religionsunterricht an Desinformation leistet, ist schon ein starkes Stück. Dass Religion „Pflichtfach“ sein könne, suggeriert, es gäbe kein Recht auf Nichtteilnahme (das natürlich überall wahrgenommen werden kann).

Am dreisteten ist sein Versuch, den konfessionellen Religionsunterricht mit dem Beginn der Nazi-Herrschaft 1933 in Verbindung zu bringen. Tatsächlich geht die grundgesetzliche Regelung nahezu wortgleich auf den Artikel der Weimarer Reichsverfassung von 1919 zurück. Zugang zum Religionsunterricht haben auch nicht nur die Kirchen, sondern grundsätzlich die „Religionsgemeinschaften“.

Und es geht nicht um „Wertevermittlung“ (auch wenn das leider manche kirchlichen Stimmen insinuieren), sondern um die Vermittlung von Urteilsfähigkeit bei der Wahrnehmung eines Grundrechts unseres Staates: Art. 4 des Grundgesetzes garantiert aktive und passive Religionsfreiheit. Dass diese Urteilsfähigkeit am differenziertesten entwickelt wird, wenn die kritische Reflektion von Religion aus einer Außenperspektive sich verbindet mit binnenperspektivischen Erfahrungen der Lehrkräfte („Konfessionalität“), kann didaktisch als gesichert gelten.

Diskutabel ist die Frage, ob katholischer und evangelischer Religionsunterricht in der Regel getrennt erteilt werden soll. Wie schwierig es ist, religiöse Kenntnisse aus einer vermeintlich kritischen „neutralen“ Perspektive zu vermitteln, lässt sich im Ethik-Unterricht als der Alternative zum Religionsunterricht beobachten. – Prof. Dr. Bernhard Dressler


Leserbrief zu “ Brauchen wir »Reli« noch?“ von Stefan Schmitt

Nach Stefan Schmitt lassen sich die Widersprüche, in die der konfessionelle Religionsunterricht verstrickt sei, am besten auflösen, wenn man „Reli“ abschaffe. Diese lösen sich jedoch weitgehend von selbst auf, wenn Fakten nicht verzerrt oder falsch dargestellt werden. So ist der Katholische Religionsunterricht keineswegs Ergebnis eines „Paktes“ zwischen Hitler und dem Vatikan, sondern bereits in der Weimarer Verfassung (Artikel 149) fest verankert. Sowohl dort als auch im Grundgesetz Artikel 7 wird nicht – wie von Schmitt ausgeführt – den beiden großen Kirchen Zugang zum Unterricht gewährt, sondern Religionsgemeinschaften im Allgemeinen.

Es geht somit nicht um die Einflussnahme von Kirchen auf Schulpflichtige, wie Schmitt schreibt, oder um „glauben lernen“, wie Evelyn Finger (Die Zeit, 3, 2017, S. 66) formuliert. Vielmehr sollen christliche, muslimische und jüdische Kinder und Jugendliche im bekenntnisorientierten Religionsunterricht ihren eigenen Glauben vertieft kennen und kritisch reflektieren lernen.

Dass in einer religionspluralen Gesellschaft zu einer religiösen Positionierung auch die Auseinandersetzung mit anderen Religionen gehört, ist Konsens unter den Verantwortlichen für den Religionsunterricht. In diesem Sinne haben sich kürzlich über 160 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für einen  Religionsunterricht ausgesprochen, der sowohl konfessionell als auch kooperativ ausgerichtet ist. – Prof. Dr. Claudia Gärtner


Leserbrief zu „Verkaufte Sparer“ von Uwe Jean Heuser

Nicht zu entscheiden ist bekanntlich auch eine  Entscheidung. Unsere Politiker scheinen sich bei dem Fall schwer zu tun, zumal es ein stillschweig- endes Einverständnis mit den Maßnahmen der EZB gibt.(Die ZEIT berichtete). Offenbar ist, dass die anfangs snnvoll erscheinenden Aktionen der EZB im weiteren Verlauf immer mehr sinnlos geworden sind, da sie nicht nur nicht greifen sondern wirtschaftliche Schwierigketen auch im Bankensektor hervorrufen, die zu Lasten der Sparer gehen. Wenn die Regierung  trotz der Bedenken der Bundesbank tatenlos zusieht,wie die EZB  weiterhin unverhältnismäßig  viel Geld druckt, werden sich vielleicht andere Parteien des Themas annnehmen. – Wilfried Buscher 


Leserbrief zu „Schöne grüne Welt“ von Mariam Lau

Viel Wahres und Ernstzunehmendes steckt in dieser skizzierten politischen Ausgangslage der Grünen – und doch gilt es, Vorsicht walten zu lassen. Als Kind der 1990er, nach der Wende geboren, war diese Partei immer ein Relikt aus elterlichen Studentenzeiten. Den Jugendjahren entsprungen mutiert nun gerade jene „Partei der Hanfparaden“ zu einem wichtigen Symbol für Sicherheit und Gemeinschaft. Jeder, der das ernstzunehmende politische Agieren der Grünen mit dem abgegriffenen Bild eines hemmungslosen Konsums von Cannabis zu schmälern versucht, sollte dieses Klischee doch bitte zügig in eine dafür vorgesehene Schublade stecken, verschließen, darin lassen und wieder zum eigentlichen Thema wechseln.

Den von so mancher Partei munter propagierten und hübschen Werten „Familie“ und „Heimat“ geht ein Verständnis voraus, nämlich das für die eigenen Kinder, den Partner, die Freunde, die Nachbarn, die Menschen auf der Straße, mit denen sich der eigene Weg kurz kreuzt und für all jene überall in der Welt. Nennen wir dieses reflektierte Verständnis Empathie. Blickt man zurück, so scheint es, trägt die titulierte „Wähler-Abschreckungspartei“ einen guten Anteil daran, den Wählern dieses Verständnis im Kleinen und Großen vor Augen geführt zu haben – damals und heute. Ja, es gibt Akuteres, als die Unisex-Toilette zum Grünen-Wahlslogan 2017 zu machen! Doch ist nicht vielleicht die Idee dahinter, die der Gleichberechtigung aller, eines der ehrlichsten und nachhaltigsten Parteiprogramme aller Zeiten? Ich korrigiere, nicht vielleicht! – Laura Olivia Ehlenberger


Leserbrief zu “ Brauchen wir »Reli« noch?“ von Stefan Schmitt

Von den Einführungsvorlesungen eines Germanisten und eines Philosophen (beide SED-Mitglieder) in Halle in den siebziger Jahren ist die Frage an die Studenten überliefert, welches das wichtigste Buch sei, das sie gelesen haben müßten. Sie beantworteten die Frage selbst: die Bibel. In einigen Kirchen Deutschlands wird erklärt, was Altar, Kanzel usw. zu bedeuten haben – und das an Orten, die nicht von Angehörigen anderer Kulturkreise besucht werden. Religiöse Grundkenntnisse sollten auch heute intensiv als Teil der Allgemeinbildung vermittelt werden, auch als geistiges Rüstzeug in den Auseinandersetzungen dieser Zeit. – Dr. Karl Klaus Walther


Leserbrief zu „Lasst Euch nicht täuschen“ von Boris Groys

Ich sehe die Dinge zwar ebenfalls optimistisch, jedoch mit entgegengesetzter Perspektive. Ich halte die graduelle Rückkehr zum Territorialen für eine der Grundvoraussetzungen für die friedliche Entwicklung in Europa und in der Welt.

Was wir aktuell erleben, ist der Zusammenbruch einer Gesellschaftsauffassung, wie er in seiner Dimension (und in einer seinen tieferen Ursachen) nur mit dem Zusammenbruch des Kommunismus vergleichbar ist. Es ist der von der weltgeschichtlichen Realität (wiedermal) erzwungene Abschied von der (linken) Auffassung, menschliche Gemeinschaften könnten sich ‚unstrukturiert‘ stabil konstituieren. Diese Auffassung hat viele Gesichter, was da alles als angeblich aufgesetzt, künstlich und somit entbehrlich erscheint: Familie, Nation, Heimat, Sprache, Religion und vieles mehr. Den groteskesten Versuch einer ‚Entstrukturierung‘ können wir derzeit mit der Gender-Bewegung und ihrer Erfindung des ‚sozialen Geschlechts‘ erleben. Ich bin gespannt, wie die historischen Folgen des Bestrebens aussehen werden, die kleinste Struktureinheit der Gesellschaft, die menschliche Paarbindung, zu dekonstruieren.

Warum eigentlich die Bemühungen um eine Entstrukturierung? Die Antwort ist relativ einfach: Es ist der Versuch der Tatsache zu entkommen, dass jede gesellschaftliche Struktur, sei sie territorial oder sozial, nicht für alle Menschen nur Vorteile, sondern auch Nachteile erzeugt, z.B. zwangsläufig für diejenigen, die sich außerhalb einer Struktureinheit befinden. Und dieser unangenehme Effekt widerspricht den linken, derzeit durchaus hegemonialen, Gleichheitsauffassungen und -versprechungen fundamental.

Man könnte nun einwenden: Was hat das mit einem Weltstaat zu tun? Sehr viel sogar: Strukturierung von menschlichen Gemeinschaften bedeutet z.B. anzuerkennen, dass Legitimitätsauffassungen keine Universalien sind und dass sich Probleme regional spezifisch ausprägen und dementsprechend auch zu behandeln sind. Außerdem: Strukturen bzw. Strukturgrenzen stellen ‚Sollbruchstellen‘ für Stressbeanspruchungen bereit, auch wenn dies, auf menschliche Gemeinschaften bezogen, zynisch klingen mag. An diesen Wahrheiten arbeitet sich die EU seit Jahren ohne nachhaltigen Erfolg ab. Unlängst hat sie, unter zunehmendem Stress, ein katastrophales Ereignis selbst generiert: den Brexit, der wohl deutlich mehr als nur das Versagen an einer Sollbruchstelle war. Ein Weltstaat mag also zwar formal konstituierbar erscheinen, aber auch dieser wird sich, will er gesellschaftlichen Stress bewältigen, in Struktureinheiten gliedern müssen, die dem Identitätsempfinden und Legitimitätsansprüchen der Menschen entsprechen.

Identität und Legitimität bildet sich nur im sozialen Nahfeld, d.h. nur innerhalb des tatsächlichen Aktions- und Wirkungsradius eines Menschen. Letzteres wussten schon die mittelalterlichen Könige und Kaiser, die sich andauernd der Mühe unterziehen mussten, in ihrem Herrschaftsbereich umherzureisen, um den Zerfall der Gemeinschaft zu verhindern. Die modernen Medien spiegeln uns vor, dass sich unser Nahfeld inzwischen über den gesamten Globus erstreckt. Reine Einbildung: unsere Lebenszeit und Kraft sind begrenzt, und unsere echten, personellen sozialen Interaktionen bleiben mehrheitlich auf einige Hundert Menschen beschränkt. Für Weltstaat-Politiker bedeutet dies: Die modernen Medien mögen Ihnen zwar das physische Herumreisen ersparen, sie ersetzen aber nie die Notwendigkeit, Legitimität z.B. nach Region oder sozialer Schicht ausgerichtet zu generieren, wenn gesellschaftliche Ordnungsprinzipien dauerhaft verwirklicht werden sollen.

Wenn man so will, ist die bisherige Migrationspolitik der EU ein schönes Beispiel für diese Notwendigkeit, denn sie war bereits Politik im Sinne eines ‚gefühlten‘ Weltstaates, in diesem Fall mit übergreifenden Zumutungen über nationalstaatliche Strukturen hinweg. Deren Legitimität wurde stillschweigend angenommen oder vorausgesetzt, aber nie politisch erzeugt und reproduziert. Die inzwischen sichtbaren Resultate und die darin aufscheinende Gefahr des Untergangs von Europa als demokratische Gemeinschaft sollten uns zu denken geben. – Dr. Matthias Wagner


Leserbrief zu „Am besten sofort vergessen“ von Nina Pauer

Ein Thema was mich schon lange verfolgt. Ihre Autorin schreibt all die Versäumnisse auf, die kein vernünftiger Mensch verstehen kann. Und das alles unter den Augen einer Bundeskanzlerin der man eigentlich eine bestimmte Fürsorgepflicht für ihre Bürger (Mutti) nachsagt. Es ist nicht nur ein Versagen der Politik, wie die Autorin richtig schreibt, unfähig zu trauern, das betrifft alle Schichten unserer Gesellschaft. Was ist da mit der heutigen Generation passiert keine vorzeigbare  Trauer für die Opfer mehr aufzubringen.? Liegt es an den Volksvertretern, die sich bestenfalls bei einer Trauer eines ausländischen Bürgers mal sehen lassen. Oder sitzt das tiefer in der Erziehung unserer Kinder in den Öffentlichen Lehranstalten.? Dieses Fehlverhalten ist auch im kriminellen Alltag zu erkennen.  Für mich ist Deutschland ohnehin nicht mehr mein Land. Damit habe ich abgeschlossen. Ich bewege mich ohnehin nur noch aus familiären Gründen in Deutschland. Ansonsten kann mir das Land gestohlen bleiben.  – Gunter Knauer 


Leserbrief zu “ Ende der Lovestory“ von Katja Nicodemus

Ihre Analyse der „Seilschaft“ zwischen dem linksliberalen Hollywood und den Demokraten ist brillant und zweifellos richtig. Gleichwohl waren Auftritt und Rede von Meryl Streep beeindruckend und vor allem beispielgebend. Gerade im Showbusiness, im Kulturbetrieb, ja auch in der Wissenschaft und nicht zuletzt im Spitzensport gibt es zahlreiche Bühnen für engagierte, mit genügend Zivilcourage ausgestattete prominente Akteure, deren öffentlich artikulierte Meinung eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die allgemeine Meinungsbildung hätte.

Vorbild, Idol wird man nicht allein durch die Fähigkeit einen Formel 1 Boliden möglichst schnell über einen Rundkurs zu steuern, einen internationalen Hit zu komponieren, zu singen, Kinosäle durch faszinierende Darstellungskunst zu füllen, Bestseller zu schreiben, brillante philosophische Abhandlungen zu verfassen. Nein, es gilt auch, orientiert an den humanistischen Grundwerten menschlichen Zusammenlebens, öffentlich Haltung zu zeigen, ganz im Sinne von Stéphane Hessel  („Empört Euch“).

Viele von ihnen haben die nötige, auch finanzielle, Unabhängigkeit und könnten sich sogar eine möglicherweise vertraglich untersagte eigene Meinung leisten. Man würde sich auch in Deutschland, in Europa viele Prominente wünschen, die sich positionieren gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen Rechtspopulismus, gegen Nationalismus, gegen Neoliberalismus, gegen Egoismus, gegen Verlogenheit und Korruption.

Genau wie Meryl Streep müsste man nicht zwangsläufig auch Namen von Politikern, Managern, Bankvorständen etc. nennen. Bei der Beschreibung der Handlungsweisen würde schnell klar, wer gemeint ist. Es hätte Signalwirkung, würde man als Weltklasseathlet z.B. nicht in Staaten starten, in denen Menschenrechte massiv mit Füßen getreten werden, würde man als gefragter Künstler dort Auftritte verweigern, sich generell bei durchaus zahlreichen Gelegenheiten vernehmlich artikulieren.

Vielleicht ist es naiv zu glauben, dass solche Auftritte wirksamer wären, als skandalträchtige Meldungen in der „bunten Presse“ – einen Versuch wert wäre es allemal. Und  -um Ihre Eingangsworte zu gebrauchen- es wären große Momente.

In diesem Sinne verbleibe ich in unerschütterlichem Glauben an eine aufgeklärte Gesellschaft und hoffe auf noch viele ihrer prominenten Protagonisten. „Die Zeit“ und ihre Macher gehören zweifellos dazu. – Dr. Bernhard Genzel


Leserbrief zu “ Sie können mich einen harten Hund nennen“ ein Gespräch mit Thomas de Maizière,
geführt von Marc Brost und Mariam Lau

Das darf nicht wahr sein. Der Innenminister sieht sich als harten Hund.Das hätte er wohl gerne,damit kann man Wähler fischen. Aber das Format hat er nicht.So bleibt die Aussage eine Geschmacksverirrung.Als harten Hund (neben anderen Verbalinjurien) darf man vielleicht Putin bezeichnen,falls man den Kreml-Mann nicht leiden kann. Aber unser Innenminister? Muss er so tief in die Schmuddelkiste greifen,um Aufmerksamkeit zu bekommen ? – Hans-Emil Schuster