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23. März 2017 – Ausgabe 13

 

Leserbrief zu “ Politik, neu entdeckt“ von Henning Sussebach

„Politik entdecken“ – eine charismatische Persönlichkeit, ein glaubwürdiges, aktuelles Thema, das die Medien prägt. Klar!  Nein, es ist nicht Martin Schulz, es ist nicht „Gerechtigkeit“.  Vor 45 Jahren habe ich die Politik entdeckt.  Willy Brandt und die Ostpolitik als Friedenspolitik. Der damalige „Hype“ hieß einfach „Willy wählen“. (Ihr Dossier ruft manche Parallelen in Erinnerung.)

Und dann ging es im SPD-Ortsverein Isselhorst in Ostwestfalen-Lippe ganz schnell: Damals wurden mir „Flugblätter“ in die Hand gedrückt (bei deren Verteilung wir gelegentlich vom Hof gejagt wurden). Und schon war ich endgültig dabei. Heute verteilen wir Kugelschreiber, irgendwie ähnlich.

Irgendwie bin ich auch immer noch dabei. Auch, wenn es in den Wahlkämpfen der vielen Jahre immer wieder ähnlich schöne Reden der jeweiligen Vorsitzenden gab, die manchmal Enttäuschungen und Zweifel danach zeitigten.

Und heute fordert Frank-Walter Steinmeier in seiner Antrittsrede als Bundespräsident, für die Demokratie zu streiten. Der „Streit“ zwischen den demokratischen Parteien, Grüne und Linke zählen neben den „Altparteien“  heute dazu, muss sich wieder zuspitzen, um Alternativen deutlich zu machen. Argumentativer Streit um Inhalte ist etwas Anderes als bloßer Protest.

Also streite auch ich weiter mit! Gut, dass der Schulz-Hype allerseits für neue Mitstreiter sorgt! –  Reinhard Kniepkamp


Leserbrief zu “ Offene Wunde“ von Petra Sorge

Schade dass Sie in Ihrem Bericht über den Vater von Andreas Lubitz unerwähnt ließen, dass sein verstorbener Sohn laut Presseberichten in den Tagen vor dem Absturz intensiv im Internet nach Suizidmethoden und Maßnahmen um die Cockpittür von innen zu verriegeln recherchierte. Ist es nicht so, dass diese Kenntnis die Rechtfertigung für ein erneutes Aufrollen der Ermittlungen ob doch ein Unfall habe vorliegen können, eher wenig stützen? – Anna Bievor


Leserbrief zu „Europa erwacht“ von Jochen Bittner et al.

Als 87jähriger und jahrzehntelanger ZEIT-Leser finde ich das, was zum derzeitigen Zustand der EU geführt hat, zum Teil – Entschuldigung – schlicht zum Kotzen. Aufgrund meines Alters brauchte ich mich darüber eigentlich nicht mehr aufzuregen.

Aber den Verfassern des obigen Artikels sei vielmals gedankt, denn dieser Artikel lässt Hoffnung zumindest wachsen. Mehr davon in der ZEIT wäre wünschenswert!

Dank sei auch dem Ehepaar Röder als Erfinder des „Puls of Europe“. Es sollte mehr Demonstrationen in dieser Richtung geben und sogar eine Spendenaktion dafür ins Leben gerufen werden, falls es diese noch nicht geben sollte. Ich könnte zwar nicht mehr mit demonstrieren, aber zu einer Spende für diese gute Sache wäre ich durchaus bereit und sicher auch viele meiner Altersgenossen, denen der 1945 hinterlassene Trümmerhaufen in ganz Europa noch in böser Erinnerung geblieben ist.

Im übrigen: Es gibt m.W. auch eine Europa-Charta, zu der die darin allen Europäern verbrieften Rechte als von jedem Europäer einklagbar ausgestaltet werden sollten. Die national-europäischen Staaten, die das nicht akzeptieren wollen, blieben dann endlich außen vor!  – Günter Wolf  


Leserbrief zum Titelthema „Die Rückkehr des Politischen“

Wir ältere Generation noch im Krieg geboren sehen mit enormer Geschwindigkeit die POPULISTEN welche nur an sich selbst denken zurück kommen, wie Hr. Erdogan, Hr. Trump, Fr. Merkel, Hr. Schulz, e.t.c. !  die Frage unsere Zeit ist ob wir Europäer überhaupt noch lebensfähig sind oder eben durch die POLITIK bereits alles verspielt haben und in Kürze am Ende sein werden ! ?

unsere Gesellschaft beschäftigt sich nur mehr mit extremen Minderheiten welche durch die Medien und  die Politiker besonders gefördert werden – zu Ungunsten der Mehrheiten welche aber alles bezahlen ! ?  es wird von den Verwaltungen der Länder aber besonders der EU nur Chuzpe erzeugt und nicht genug damit müssen wir auch noch die Kosten dafür und für die Folgekosten übernehmen ! ?

wenn Sie mich fragen würden hätte ich folgende Antwort: alle Parteien und Politiker müssen sich selbst erhalten und bei Ungereimtheiten sofort alle Ämter abgeben, dadurch würden die Herrschaften Demokratie lernen und begreifen das SIE für alle Völker nur arbeiten dürfen ! !  – Franz Peter Jelly


Leserbrief zu „Der große Wirbel“ von Simon Kerbusk und Claas Tatje

Herzlichen Dank für diesen Artikel. Die Vereinigten Staaten mögen derzeit kein Vorbild in Sachen Demokratie sein, bei der Aufklärung und Ahndung von Rechtsbruch in der Automobilindustrie sind sie uns aber meilenweit voraus. Hierzulande wird ja alles Menschenmögliche getan, die Affäre unter den Teppich zu kehren, allen voran der Bundesverkehrsminister.

Man kann ihn ja verstehen: Natürlich will er nach seiner Amtszeit einen lukrativen Posten in der Branche – wer wollte das nicht. Vielleicht plant er, VDA-Präsident werden, der jetzige Amtsinhaber Wissmann, Bundesverkehrsminister a. D. ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Dobrindt ist also kein Vorwurf zu machen, wohl aber den Damen und Herren Parlamentarier, die die höchst sinnvolle Forderung nach einer mehrjährigen Karenzzeit für Minister nach Kräften ignorieren.

Ich würde mich freuen, wenn Ihre Zeitung dieses Thema in einem Artikel bald einmal wieder aufs Tapet bringen könnte. – Johannes Koch


Leserbrief zu “ Offene Wunde“ von Petra Sorge

Es ist alles ein bisschen traurig und auch nachvollziehbar.

Ein nicht gerade öffentlichkeitsscheuer Autor („Das Risiko fliegt mit“) steht einer Familie, deren toter Sohn wie kaum jemand zuvor monatelang über die Titelseiten gezogen wurde, als Berater zur Seite, um endlich die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Was dabei als erstes auf der Strecke bleibt ist natürlich die Wahrheit.

Es beginnt mit dem Lebenslauf des Autors, der augenscheinlich zuletzt vor gut zwanzig Jahren als Gutachter tätig war und damals mitnichten, entgegen der Darstellung des Artikels, dabei geholfen hat, eine rechtliche Mitschuld des damals betroffenen Herstellers Boeing zu belegen. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main stellte das Verfahren damals ohne Anklageerhebung ein.

MIt dieser Grundlage ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Familie Lubitz und ihre Berater Aussagen über die Inhalte der beiden Flugschreiber aus dem Kontext reißen, im Versuch, den offiziellen Stellen vermeintliche Widersprüche zu unterstellen, die in Wirklichkeit keine sind. Der Stimmrekorder hat in der Tat in den letzten Minuten von Lubitz nur Atmen aufgezeichnet, was für sich natürlich keine Rückschlüsse darauf zulässt, ob er bei Bewusstsein war. Allerdings hat der Datenrekorder auch mehrfach aktive Manipulationen an der Flugsteuerung aufgezeichnet, die nur aus dem Cockpit vorgenommen werden können, wo Lubitz zu diesem Zeitpunkt allein war. Was wiederum belegt, dass er zumindest während er diese Aktionen getätigt hat bei Bewusstsein gewesen sein muss. Außerdem muss Lubitz mindestens einmal aktiv die Türverriegelung vom Cockpit aus auf „LOCK“ gesetzt haben, denn sonst wäre der Pilot mittels eines Notfall-Zutrittscodes von außen wieder ins Cockpit gelangt.

All das kann man relativ problemlos dem technischen Untersuchungsbericht der zuständigen Stellen für Flugsicherheit entnehmen, z.B. dem Abschlussbericht der französischen BEA https://www.bea.aero/uploads/tx_elydbrapports/BEA2015-0125.en-LR.pdf

Ebenso wie etwas, was im Nachhinein wie eine Art Trockenübung wirkt. Auf dem Hinflug, den die Datenaufzeichnungen noch vollständig umfassten, während die Stimmaufzeichnungen noch dessen letzte 50 Minuten abdeckten, gab es ebenfalls eine Toilettenpause des Piloten, in der Lubitz allein im Cockpit war und in der die Zielhöhe von ursprünglich 37000 Fuß mehrfach geändert wurde und die meiste Zeit über bei 100 Fuß lag, bis sie, kurz bevor der Pilot wieder zurückkam, wieder korrigiert wurde.

All das sagt uns nichts über Lubitz‘ Motive. Dort beginnt die Spekulation.

Aber dass er es tat ist, im Gegensatz zu dem, was van Beveren und die Familie Lubitz nun implizieren möchten, zweifelsfrei belegt und die aktuellen Stellungnahmen sind leider eher geprägt von einem Nicht-Wahr-Haben-Wollen. –   André Fromme


Leserbrief zu „Maach et joot, Poldi“

Können Sie mir den peinlichen Artikel um Podolskis Abschied von der Nationalmannschaft erklären ? Der Verfasser erfindet eine Kölner Band die es gar nicht gibt , beleidigt diverse Kölner Bands . Ist das Ihr neuer Stil ? Populismus ? Wir haben zwar keine Ahnung von etwas aber eine Meinung dazu.

In Frankreich gibt es für solche Journalisten einen Namen : Caviar gauche, für Kaviarfressende Journalisten die von nichts eine Ahnung haben , diese aber veröffentlichen. Oder haben sie da einen Praktikanten an den Artikel gesetzt – Frank Clever


Leserbrief zu „Ab durch den Kamin“ von Annick Eimer

zwar habe ich die Holzeinschlagsstatistik für Niedersachsen schon erstellt, aber steht die Anzahl der gefällten Bäume nicht drin. Trotzdem, als kleiner Waldbesitzer und Holzknecht erlaube ich mir zu sagen:

  • Es werden nicht „immer mehr Bäume gefällt“, sondern die gefällten Bäume werden immer dicker und länger.
  • Natürlich arbeiten in Naturschutzgebieten Motorsägen, Frauen mit Äxten wird man da selten antreffen.
  • Was ein Umweltschützer ist, wird wohl die Natur entscheiden oder wir wissen es erst sehr viel später, ob wir richtig lagen. Fragen Sie mal doch mal bei Herrn Habekuß nach, vielleicht hat er die Antwort im Regenwald und Dieseltank schon gefunden.
  • Das erscheint mir dubios, wie NGO-Sprech: „2015 wurde, trotz des Baubooms, erstmals mehr Holz in Deutschland verheizt als verbaut – 60 Prozent der gefällten Bäume gingen durch den Kamin.“ Die thermische Verwertung hat zugenommen, auch weil weniger „Restholz“ (Äste, Rinde, etc) im Wald verbleibt, das kann jetzt alles durch Häcksler laufen und in ein Containerfahrzeug. Sägewerke und Papierindustrie (wie für die ZEIT) werden weiter die Hauptabnehmer unserer Hiebe sein. Für’s Ambiente-Brennen der nichtkörperlicharbeitenden Besserverdiener werden wohl mehr Fertigholzscheite russischer Holzarbeiter importiert.
  • Das ist falsch, ist NGO: „Dazu kommt aber auch eine strukturelle Veränderung der Wälder, die auch ökologische Konsequenzen hat: Monokultur“. Es werden immer mehr Mischkulturen angelegt.
  • Das ist falsch, ist NGO: „Schnelles Geld lässt sich mit Massenware machen. Und das sind Bäume, die 60 bis 80 Jahre alt sind, gerade gewachsen, ohne viele Verästelungen.“ Im dem Alter ist jeder Forstbetrieb froh, wenn er kein Minus bei diesen „Durchforstungsbeständen“ macht. Geld bringen Nadelhölzer so ab 80 Jahren in wüchsigen Lagen, ab 120 Jahren im Mittelgebirge.
  • Das ist falsch: „Das Forstamt Wolfenbüttel führt in seinen Eichenwäldern regelmäßig Kahlschläge durch; die gefällten Bäume werden vor Ort zerhäckselt.“ Zerhäckselt werden Ausdünnungshölzer (Durchforstungen und Abfallhölzer), die anderweitig nicht zu besseren Preisen zu verkaufen sind.
  • Buchen ab 120 Jahre können eine sinnvolle Sägewerksstärke erreichen.

Die Waldwirtschaft ist die Erfinderin der „Nachhaltigkeit“! Nachhaltig heißt: nachhaltig nutzen. Machen Sie sich bitte nicht zu Unterstützern von neuen Oberoberstaatsgutsinspektoren, die sich einbilden, alles besser zu wissen. – Georg Keckl, Dipl.-Ing.agr.(FH), Teamleiter Ernte- und Betriebsberichterstattung im Dezernat 42 – Landwirtschaft – Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN)


Leserbrief zu „Alles wächst“ von Bernd Ulrich

Im Angesicht einer autoritären Gefahr schreiben Sie. Wieso Gefahr? Das sehen nur die Unverbesserlichen so. Die Weisen in unserem Lande sehen darin die Lösung wieder ein Leben ohne Terror und Kriminalität leben zu können. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Let’s Roll!“ von Anja Rützel

Sie tun mir Leid! Im Grunde machen Sie dasselbe, wie die von Ihnen kritisierten Zeitgenossen Ihrer Generation, denen Sie vorwerfen, einer ewigen Jugend hinterher zu laufen.  Auch Sie laufen, um im Bild zu bleiben, wenn nicht hinterher so doch nach vorn, um einer Lebensphase zu huldigen, die aus Ihrer Sicht gleich weit weg sein dürfte, wie die von Ihnen wenig wertgeschätzte Jugendzeit.

Warum leben Sie nicht einfach in der Gegenwart und genießen die Dinge, die Ihr Körper und Ihr Geist jetzt noch zulassen?   Der Verfall kommt von ganz allein. Und es bedarf keiner Anstrengung, sich so zu verhalten als sei man alt.  Man ist es dann nämlich, wenn die Natur altersbedingte Grenzen setzt.  Dieser Zustand kommt früh genug und keiner weiß, was einem wirklich widerfährt.

Sie jedoch haben dann schon 20-25 Jahre das Alter geprobt und gelebt um schließlich in das tatsächliche Alter zu münden, aus dem es nun aber kein Zurück mehr gibt.- Gruselig!   Wahrscheinlich aber wollen Sie mit Ihrem Artikel nur provozieren, vielleicht auch kokettieren mit was auch immer.

Sollten Sie aber tatsächlich die Sache ernst meinen, bleibt mir nur der Verweis auf meinen Eingangssatz. Freundliche Grüße   (von einem, bei dem sich das Alter langsam bemerkbar macht, ohne darin etwas Erstrebenswertes zu erkennen!) – Ralf Schröter


Leserbrief zu „Alles wächst“ von Bernd Ulrich

Diese Hype die auf einmal in den Zeitungen über M. Schulz verbreitet wird, kann ich nicht ganz nachvollziehen.  S. Gabriel hat es nach meiner Ansicht  ganz richtig gemacht mit seinem Verzicht, er hätte keine Chance.  Die CDU hat doch den Bundespräsidenten mitgewählt, ohne eigenen Kandidaten, warum wohl? SPD und CDU/CSU werden so wie es  aussieht zusammen keine 50% erreichen, und werden aus diesem Grund wieder eine Große Koalition mit Frau Dr. Merkel machen, das ist der Deal.

Im meinem Bekanntenkreis wo sehr kontrovers diskutiert wird hab bis jetzt noch keine Lobpreisungen über M. Schulz wahrgenommen, wofür auch.  Es wächst im Moment nur der Ärger über die Ignoranz der verantwortlichen  Politiker über die maßlose Verschwendung von Steuergeldern,  Berlin(BER), Stuttgart 21 und Hamburg (Elb-Philharmonie) …  Mich wundert es nicht, dass immer radikaler gewählt wird. – H. Porzler


Leserbrief zum Titelthema „Die Rückkehr des Politischen“

Das waren die Autoren, wegen denen ich zum ZEIT-Leser wurde:

Thomas Assheuer, Georg Seeslen, Peter Kümmel und Katja Nicodemus. Ihre Artikel waren kritisch, bissig, ironisch bis sarkastisch , trafen –für mich- ins Schwarze und offenbarten Position und Charakter  dessen, der da schrieb – ganz im Gegensatz zu der Mélange von bis zu fünf Autorenköchen, die sich redlich gemeinsam bemühen, brisante Themen zu einem geschmacks- und meinungsindifferenten Brei zu verrühren, der möglichst vielen ein bisschen schmecken soll.

Georg Seeslen hat offensichtlich online bei der ZEIT Freiheiten, die ihm in der Print-Ausgabe verwehrt sind. Ihm begegne ich dort und in Magazinen und Gazetten, wo er immer noch in alter Schärfe und Brillanz schreibt und schreiben darf, ohne sich nach allen Seiten windend zu verbiegen.

Thomas Assheuers Namen lese ich mit sich verflüchtigender Freude immer noch in der Papier-ZEIT. Sein oben angeführter Artikel hat mir (fast) den Rest gegeben: Bei der Lektüre musste ich mich immer wieder vergewissern, dass er der (einzige) Autor ist, weil ich ganz stark den Eindruck hatte, es sind im oben beschriebenen Sinne mindesten sechs verschiedene, die viele Details zusammengetragen haben und viel sagen, ohne dass ich erkennen konnte, was sie meinen, pardon, was er meint.

„Die Rückkehr des Politischen“ steht groß auf der Titelseite der aktuellen ZEIT.

Ist da vielleicht etwas dran? Frage ich Herrn Assheuer zurück. Es wäre schön und ein Grund für mich, weiter die ZEIT zu lesen, wenn er zu seinen unbestrittenen Qualitäten politischer Analyse und Positionsbeziehung zurückkehrte.

Weil ich sie oben auch erwähnte: Peter Kümmel zieht sich leider tendenziell in den Bereich unverfänglicher Nachrufe und Biografien zurück und Katja Nicodemus bewegt sich geschickt auf dem roten Teppich der Filmkultur, wo sie das Politische, sofern es da ist, durch die rosarote Kunst-Kultur-Brille betrachten und (noch) ungestraft benennen darf.  Doch auch bei ihr würde ich mir eine Rückkehr zu etwas mehr Politischem wünschen.

Mit freundlichen Grüßen und in der Hoffnung, dass die ZEIT die Zeit beim Schopf packt und die „Rückkehr des Politischen“ im Sinne von Prägnanz der Analyse und Aussage aufgreift, bevor er –der Schopf- wieder versinkt. –  Bruno Schneider


Leserbrief zu “ Bei Anruf Arbeit“ von Julia Friedrichs

Eine Baustelle wie geschaffen für „MEGA-Schulz“! Traut er sich da ran? Oder bringt das zu wenig Stimmen?!? Ach ja…. – Wolfgang Michel 


Leserbrief zu „Haltet endlich die Luft an!“ von Petra Pinzler

eine weitere ZEIT Ausgabe, in der von Dieselmonstern die Rede ist, gefolgt von Ankündigungen weiterer beabsichtigter Fahrverbote. Anscheinend völlig unbeeindruckt von technisch fundierten Leserzuschriften, die zu anderen Schlussfolgerungen kommen, heizen Sie weiter einen ideologischen Markt an, der eine Vielzahl von Existenzen vernichten (und wird, wenn alles so umgesetzt wird) und sich durchaus zu einer Wirtschaftskrise auswachsen könnte. Ingenieur- und Naturwissenschaftlern (in Ihren Augen möglichweise gar keine Wissenschaftler, denn den Begriff scheint die ZEIT nur für Geisteswissenschaftler zuzulassen) wird oft mangelnde Folgenabschätzung vorgeworfen. Den Schuh sollten Sie sich auch einmal anziehen und sich Gedanken darüber machen, was diese völlig überzogene Polemik, die Sie tatkräftig unterstützen, für Folgen hat. – Gilbert Brands


Leserbrief zu “ I, Robot“ von Robert Metzinger

In Ihrem Beitrag klingt (mal wieder) die These an, man könne den Natur- und Ingeneurwissenschaftlern nicht jede Forschung erlauben. So nach dem Motto: Naturwissenschaftler sind ja gar keine richtigen Wissenschaftler, deshalb müssen die echten, also die Geisteswissenschaftler, hier die Grenzen setzen (die ZEIT scheint ähnliche Vorstellungen zu haben, wer als echter Wissenschafter zu bezeichnen ist, und wenn einige von uns – ich bin Prof. em. der Informatik – inzwischen mit dem Begriff „Geschwätzwissenschaften“ zurück schlagen, ist das nur eine, wenn auch nicht gerade förderliche, Retourkutsche).

Gerade aufgrund der Erfahrungen der Informatik ist das allerdings ein völlig falscher Ansatz. Sie können Forschung nicht verhindern, oder frei nach C.N.Parkinson: „Was erforscht werden darf, wird erforscht, was nicht erforscht werden darf, wird trotzdem erforscht“. Software- oder Verschlüsselungstechnologien, die frei für jedermann zugänglich sind (Stichwort OpenSource), erfüllen meist sehr viel höhere Qualitätsansprüche als bunte proprietäre Software, über die wenige Leute eifersüchtig wachen. Ethikräte, oft zusammengesetzt aus Leuten, die nur begrenzte Fachkenntnisse haben und lediglich nur alles besser wissen als andere, können nicht der alleinige Maßstab für Wissenschaft und Gesellschaft sein, sondern allenfalls Unterstützung liefern.

Den Schlüssel sprechen Sie im letzten Teil Ihres Beitrags an, wenn auch nicht in aller Konsequenz: der Zeitreisende Müllwerker aus dem 26. Jahrhundert, der nebenbei Einstein über die Fehler in seiner Theorie belehrt, ist pure Fantasie. Bei stetig steigenden technischen Möglichkeiten wird die Kenntnis in der Bevölkerung immer geringer. Waren vor 40 Jahren Kenntnisse der Kfz-Technik damit verbunden, dass man in der Lage war, den Motor zu zerlegen, spricht man heute schon von Informatik-Kenntnissen, wenn jemand weiß, mit welchen Knöpfen ein Handy bedient wird. Das gilt es zu stoppen. Es muss wieder mehr Technikkenntnis her, angefangen damit, dass gewisse Kreise aufhören, eine Technikfeindlichkeit zu verbreiten. Ich würde mir wünschen, dass der eine oder andere Philosoph auch mal von seiner Wolke herunter steigt und auf Augenhöhe mit den Leuten diskutiert, die die Realität heute gestalten und deren Begriffswelt ohne Blick in die Technik selbst nicht zu durchschauen ist. – Gilbert Brands


Leserbrief zu “ Offene Wunde“ von Petra Sorge

…was ist reskektloser: Der Auftritt von Herrn Lubitz sen. oder die Tatsache, dass Sie ihm eine ganze Seite zur Verfügung stellen! Tatsache ist doch, dass Andreas Lubitz für den Flugtag krankgeschrieben war!

Meine Gedanken sind bei den Opfern – was haben sie in den letzten Minuten und Sekunden vor ihrem Tod durchgemacht – und bei den Hinterbliebenen! – Ruth Schütz-Mitterhusen


Leserbrief zu ZEIT Leo „Und wer bist du?“ von Milo

Auf der Seite ZEIT leo  „Und wer bist du“  beantwortet Milo die Frage „Was würde ich meinen Eltern gern beibringen“ mit „Wie man lieber ist“ und ich schliesse mich ihm an: „Liebe Eltern, seid lieber zu Milo!“ – Claretta Cerio


Leserbrief zu „Alles wächst“ von Bernd Ulrich

Diese Hype die auf einmal in den Zeitungen über M. Schulz verbreitet wird, kann ich nicht ganz nachvollziehen.   S. Gabriel hat es nach meiner Ansicht  ganz richtig gemacht mit seinem Verzicht, er hätte keine Chance.   Die CDU hat doch den Bundespräsidenten mitgewählt, ohne eigenen Kandidaten, warum wohl? SPD und CDU/CSU werden so wie es   aussieht zusammen keine 50% erreichen, und werden aus diesem Grund wieder eine Große Koalition mit Frau Dr. Merkel machen, das ist der Deal.   Im meinem Bekanntenkreis wo sehr kontrovers diskutiert wird hab bis jetzt noch keine Lobpreisungen über M. Schulz wahrgenommen, wofür auch.   Es wächst im Moment nur der Ärger über die Ignoranz der verantwortlichen  Politiker über die maßlose Verschwendung von Steuergeldern,   Berlin(BER), Stuttgart 21 und Hamburg (Elb-Philharmonie) …   Mich wundert es nicht, dass immer radikaler gewählt wird. –  H.Porzler


Leserbrief zu “ Offene Wunde“ von Petra Sorge

warum weist ihr den vater von laibitz nicht daraufhin, dass es unmöglich ist zur gleichen zeit die pressekonferenz zu halten. der vater kann ja glauben, dass sein sohn unschuldig, ich weiss es auch nicht genau!!!!

aber geht es dem vater um wahrheit  oder spektakel . ihr als gute journalisten seit doch mitverantwortlich was da geschiet. für mich ist wichtig,dass die frühere freundin mit dem  hinweis, „er wolle mal gross rauskommen“ausfindig gemacht wird und ihr solltet dem vater helfen.

48 stunden nach dem absturz die ursache zu haben ,ist schon zweifelhaft und wenn am flugzeugtyp schon vor her ähnliches passiert ist, mit klemmung der tür,so muss das raus. dass sich der vater hinter der ärztlichen schweigeplicht verklemmt ist bedauerlich. – Dirk Kaufmann


Leserbrief zu “ Bei Anruf Arbeit“ von Julia Friedrichs und „Was ein Bonus bewirkt“ von Elisabeth Niejahr

Wer arbeitet, der sollte soviel verdienen, dass er davon seinen Lebensunterhalt finanzieren kann. Unzureichende Entlohnung (durch welche Tricks auch immer erzeugt) ist eine Form der Ausbeutung. Sie steigert den unternehmerischen Profit (meist marktbeherrschender großer Konzerne) und führt zu unangemessen niedrigen Preisen. Der Käufer des Produktes trägt nicht mehr vollumfänglich die tatsächlichen Kosten der Produktion (hier: den Einsatz der Arbeitskraft). Diese Kosten müssen anderweitig gedeckt werden, etwa durch staatliche Sozialleistungen und/oder eine sich ausbreitende Armut. Der Preis des Produktes kann nicht mehr die ihm zugedachte Allokationsfunktion erfüllen, weil der Käufer durch den zu geringen Preis zu falschen Präferenzen verleitet wird. Das marktwirtschaftliche System funktioniert an dieser Stelle nicht. In ähnlicher Weise setzt das Ehegattensplitting falsche Anreize. Der Staat sollte das hier verschenkte Geld besser dafür einsetzen, um unentgeltlich für gute Tagesbetreuung und umfängliche Bildung der Kinder und Jugendlichen zu sorgen. Dadurch ließen sich brachliegende Potentiale erschließen und soziale Konflikte vermeiden. Es wäre eine Politik, die sich tatsächlich um das Wohl der Allgemeinheit bemühte. – Udo Wolter


Leserbrief zu “ Offene Wunde“ von Petra Sorge

Wenn der Vater sagt dass sein Sohn während der Zeit des Absturzes nicht depressiv war dann wiegt die Tatsache doppelt so schwer als in depressivem Zustand. – Jürgen Mosmann


Leserbrief zu „Pioniere der Ausbeutung“ von Heike Buchter

Schon mehrmals habe ich mit großem Interesse und Respekt Ihre Artikel in der „Zeit“ gelesen.
Exzellent recherchiert und geschrieben, Hut ab! Das gilt auch wieder für den Artikel „Pioniere der Ausbeutung“ am 23. März in der „Zeit“. Wie Wal-Mart und Amazon die Wirtschaftswelt verändern, haben Sie eindrücklich beschrieben.

Ich habe selbst Volkswirtschaft studiert und arbeite bei einer Lokalalzeitung. Leider höre ich von vielen Bekannten und Freunden, dass sie den Wirtschaftsteil ungelesen ins Altpapier entsorgen. Das schmerzt. Daher hoffe ich, dass Sie mit Ihren Berichten weiterhin dafür sorgen, dass der Wirtschaftsteil zur Pflichtlektüre für jeden wird. – Dagmar Stepper


Leserbrief zu „Ohne Worte“ von Marina Adams und Philipp Oswalt

Im Artikel „Ohne Worte“ wird ein klassisches Thema der Integrationsdebatte behandelt: Die Aneignung der deutschen Sprache. Meine universitären Erfahrungen spiegeln diese Meinung grundsätzlich wider. Allerdings möchte ich auch daran erinnern, dass Spracherwerb im Luhmannschen Sinne lediglich durch Kommunikation erfolgt. Der Autor schneidet leider nur kurz die Rolle anderer Studierenden an und vergisst worauf es beim Umgang mit internationalen Kommilitonen ankommt: Austausch und Eigeninitiative. – Julian Kroll


Leserbrief zu „Let’s Roll!“ von Anja Rützel

Ihr Beitrag zum Altwerden ist gekonnt und einprägsam (und eine konstruktive Alternative zum Jugendlichkeitswahn im American Way of live).  Weiter so! – Klaus Lehr


Leserbrief zu „Haltet endlich die Luft an!“ von Petra Pinzler

Der Artikel von Petra Pinzler ist ein Beispiel fuer Halbwahrheiten, wie sie durch das Weglassen der nicht passenden Fakten zustande kommen.

Hier einige Beispiele:

– SUV –  Die pauschale Anwendung dieses Begriffs ist zwar ueblich aber falsch; denn die Masse der Mittelklasse-SUV erzeugt CO2 wie die uebliche Mittelklasse, das Problem sind die grossen Motoren in den Luxuslimosinen,Sportwagen und natuerlich auch den grossen SUV.

– Energiewende – Nur in Deutschland wird dieses Wort  auch mit dem Atomausstieg verbunden, ueblich ist die Wende von fossiler  zur erneuerbaren Energie!  Die UNO hat die Atomenergie zur „sauberen“ Energie erklaert. Es laufen weltweit ueber

400 Atomkraftwerke, die Erde wird es mit einer geringeren Erwaermung der Weltmeere etc. danken. Unsere Probleme liegen in dem beschlossenen schnelleren Ausstieg, z.B.  fehlenden Nord-Sued-Hochspannungsleitungen u. a. im urspruenglichen Ausstieg vorgesehenen und geplante Massnahmen.

– Diesel – Hier wird uebersehen, dass die Diesel bis zu 30% weniger CO2 in die Luft blasen als Benziner! Auch nicht erwaehnt wird „Methan“, 17mal so wirksam wie CO2 in der Atmosphaere! Anstieg verursacht durch die Rinder-Massentierhaltung.

(Damit sollen aber nicht der Abgas-Skandal und Belastung durch Stickstoffdioxyde schoengeredet werden!) Zusammenfassend ist dieses Weglassen doch eine billige Polemik! – Juergen Keller


Leserbrief zu “ Offene Wunde“ von Petra Sorge

Ich finde es gut und richtig, dass die vorschnellen Urteile in Frage gestellt werden und über detaillierte Recherchen versucht wird, die Wahrheit herauszufinden. Dem Frieden für alle und der emotionalen Versöhnung zwischen den Hinterbliebenen und den Eltern Lubitz wäre es zu wünschen.

Der Artikel geht leider nur auf die Möglichkeit bzw. deren Ausschluss ein, dass medizinische oder psychische Ursachen bei dem Unglück eine Rolle gespielt haben.

Für mich fehlt zur ausgewogenen Berichterstattung noch die Recherche darüber, was denn zu dem Unglück geführt haben könnte, wenn es kein vorsätzlicher Absturz war.

Was hat dann Copilot Lubitz denn getan oder nicht getan, was zum Absturz geführt hat? Und warum konnte der Pilot nicht mehr ins Cockpit zurück? Dazu hat Herr van Beveren doch bestimmt auch Nachforschungen angestellt, oder?  Lässt sich dazu auch etwas veröffentlichen? –  Stefan Schnabel


Leserbrief zu “ Dahin, wo es wehtut“ von Anna-Lena Scholz

Foucault zu zitieren schafft natürlich einen abnormen Distinktionsgewinn. Aber die „in der modernen Klinik“ vorgenommene Überführung der „‚Totalität des Sichtbaren“ in „eine ‚Gesamtstruktur des Aussagbaren'“ heißt hier nichts Anderes als: An einem Körper kann man eine Krankheit diagnostizieren. Überraschung! Und so funktioniert ein großer Teil aktueller Philosophie (und aktueller Distinktionsgewinne). – Dr. Rolf Platho


Leserbrief zur Rubrik „Erratum“

Schön, dass Sie Fehler korrigieren und als solche bezeichnen. Blöd, dass Sie das unter dem Titel „Erratum“ tun. Wollen Sie damit zeigen, dass Sie dennoch „kluge Kerlchen“ sind? – Gerda Klier


Leserbrief zur Rubrik „Heute“

Die Aussage der „Grande Dame aus der Berliner Promiszene “ über Menschen in Südafrika finde ich skandalös. „Die Schwarzen klauen, wenn sie nur eine Jacke , eine olle Jacke, sehen. Die klauen alles.
Ich hätte nicht erwartet eine solche Äußerung in ihrer Zeitung zu finden. Ich bereise dieses Land jetzt seit 10 Jahren und habe derartige Erfahrungen noch nicht gemacht. – Werner Krönke


Leserbrief zu „Pioniere der Ausbeutung“ von Heike Buchter

danke für diesen gut recherchierten Artikel. Bemerkenswert Ihre Ursachenanalyse, die mir zeigt, egal ob Demokraten oder Republikaner, egal ob SPD oder CDU, sie alle stützen mit ihrer Lobbypolitik am Ende das Großkapital und zerstören den Mittelstand.

Folgerichtig auch Ihre Schlussfrage, die mich zu dem Nachsatz animiert: „Geiz ist eben nicht geil“. Am Ende schaufelt sich die einkommensstärkere Bevölkerungsschicht mit diesem werbegetriebenen Motto das eigene Konsumgrab und ist neben der für eine globale Verlagerung der Arbeitsplätze in Billiglohnländer die Rahmenbedingungen schaffenden Politik mittelbar selbst am Untergang ihrer eigenen, gut bezahlten Arbeitsplätze verantwortlich.

Warum nicht mal gesamtgesellschaftlich umdenken und mehr auf Qualität, Wirtschaftlichkeit und Regionalbewusstsein setzen? Hier wäre die Politik gefordert, eine Vision vorzugeben und den passenden Rahmen zu schaffen, anstatt nur die selbst geschaffenen Missstände notdürftig reparieren zu wollen.

Zum Beispiel könnte die Vergabepraxis öffentlicher Auftraggeber, immer nur den billigsten Anbieter zu beauftragen, rigoros durch klare Vorgaben in der VOB/A oder VOL geändert werden (z.B. automatisches Ausscheiden des billigsten und teuersten Anbieters-Schweizer Modell).

Wenn Protektionismus mit Reindustrialisierung und Stärkung des heimischen Mittelstandes einher ginge, muss sich dies meiner Meinung nach nicht nachteilig auf den Arbeitsmarkt auswirken, möglicherweise eben nur auf die ohnehin in Steueroasen versteuerten Gewinne des Großkkapitals.

Daher sollte nicht jede Idee von Trump verworfen werden-möglicherweise ist er mit seiner zugegebenermaßen unmöglichen Art doch zumindest ein Katalysator für einige dringend notwendige Veränderungen der viel zu schrankenlosen globalen Wirtschaftsordnung. – Hendrik Meyer


Leserbrief zu „Beinahe abwehrbereit“ von Matthias Krupa

Sie haben versäumt, den olivgrünen Faden in der jüngsten Geschichte wiederaufzunehmen. 1989 wurde die Deutsch-Französische Brigade gegründet, ein Ergebnis der damals noch mit Mitterand und Kohl unter Volldampf fahrenden deutsch-französischen Lokomotive.

Goldenes Eichenlaub der deutschen Reformtruppe prallten kulturell auf französische Traditionsarmee und auf dem Schiessplatz tauschten wir G3 gegen FAMAS. Deutsch-Französische Freundschaft entwickelte sich unter den Rekruten, und nach Dienst folgten gemeinsame Besuche am Institut français de Stuttgart und Wochenendausflüge in die Heimatregionen.Ein gelungenes Experiment, jedenfalls aus der Sicht eines Bürgers in Uniform! 1993 folgte das Eurokorps, nun zusätzlich mit Belgien, Spanien und Luxemburg. Weitermachen! – Dr. York Rudhard


Leserbrief zu „Alles wächst“ von Bernd Ulrich

Der Beitrag von Bernd Ulrich ist ohne Zweifel lesenswert und intellektuell hochinteressant. Dennoch hat der Autor ein wesentliches Detail der Zeitgeschichte falsch dargestellt. Er teilt uns mit: „Martin Schulz, der noch nie mehr als eine Kleinstadt regiert hat…“ und damit strickt er weiter an der Legende, dass Martin Schulz der erfolgreiche Manager der Kommune Würselen gewesen ist, mit allen Lorbeeren, die dafür einzuheimsen sind. Ein Blick in die Kommunalverfassung von NRW lehrt uns, dass der Bürgermeister einer Kommune zu der Zeit, als Martin Schulz dieses Amt bekleidete, nur repräsentative Aufgaben und den Vorsitz im Stadtrat hatte. Das „Regieren“ oder Managen oblag dem Stadtdirektor. Kurzum, der Bürgermeister in der damaligen Kommunalverfassung mit dieser Doppelspitze war eine Art „Frühstücksdirektor“. – Dr. Walter Schmitz


Leserbrief zu „Ab durch den Kamin“ von Annick Eimer

Danke, dass Sie den Wald immer wieder in den Blick nehmen. Denn manchmal denke ich, es fällt entweder niemandem auf oder es ist allen egal. Der Wald wird fast ganz dem ökonomischen Diktat unterworfen: er wird analog der Landwirtschaft in Baumfelder eingeteilt, die regelmäßig abgeerntet werden. Dazu werden in regelmäßigen Abständen Schneisen geschlagen, in denen die Holzerntemaschine fahren kann. Der Boden dort wird auf Jahre so verdichtet, dass kein Baum mehr wächst. Es werden schnell wachsende Arten angebaut, damit schnell geerntet werden kann. Rücksicht auf die Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren, aber auch auf den Erholungswert des Waldes, der eigentlich den gleichen Stellenwert haben sollte wie der wirtschaftliche Faktor, die gibt es schon lange nicht mehr. Wer heute einen Erholungsspaziergang im Wald unternehmen möchte, erlebt dort sein blaues Wunder.

Was unternehmen die Naturschutzverbände? Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, einst gegründet zu dessen Schutz, wird meistens durch die Landesforstverwaltungen finanziert und ist deshalb handlungsunfähig. Deshalb meine Frage: Was können wir dagegen tun?

In Singapur werden Bäume ausgegraben und versetzt, damit sie erhalten bleiben, wenn eine neue Straße gebaut wird. Sie haben dort einen Wert, der nicht in Geld gemessen wird. Die deutsche Forstverwaltung leistet Entwicklungshilfe in China, unterstützt beim Aufforsten rund um Peking, wie passt das zu dem, was in Deutschland passiert?

Die achtlose Umgang mit dem Naturgut Wald ist eine Schande: die Nachhaltigkeit wurde im Deutschen Wald erfunden und wird dort gerade wieder abgeschafft. – Petra Walter


Leserbrief zu “ I, Robot“ von Robert Metzinger

Den Artikel „I, Robot“ von Robert Metzinger vom 23. März 2017 fand ich etwas dünn und extrem spekulativ, ohne einen Unterbau an Fakten vorzulegen. Spekulationen alleine sind zu schwach, um uns die Zukunft zu erklären.

Da ich, schon deutlich vor Erscheinen dieses Artikels, eine Geschichte über Evolution und Computer geschrieben habe, füge ich sie als Attachment bei, da sie als Leserbrief schlicht zu lang ist. Ich habe sie als „lustige Geschichte“ geschrieben, ohne sie (ähnlich wie Thomas Metzinger) richtig lustig finden zu können. Ich habe Biologie studiert und bin dann molekularer Pflanzenphysiologe geworden, aber ich habe mich schon seit dem Studium für Philosophie interessiert. Ich fand den Artikel vom 9. März 2017 in der Zeit „Stimmt’s“ (von Christoph Drösser) weitaus besser, auch wenn er –eher viel zu mutig – Neuronen mit Transistoren verglichen hat. Natürlich fände ich es großartig, wenn sie meine Geschichte auch drucken möchten. In diesem Falle setzen sie sich aber bitte vorher mit mir in Verbindung, da die Geschichte eine aus einer Serie ist, die ich irgendwann veröffentlichen möchte. (Ich behalte aber auf jeden Fall mein ZEIT-Abo). – Prof.  Dr. Günther Scherer


Leserbrief zu „Ab durch den Kamin“ von Annick Eimer

Wieder mal ein Husarenritt durch die deutschen Wälder – im Galopp bekommen Waldbesitzer und Förster eins übergebraten. Die Helden im Sattel, besorgte Kämpfer für die Natur.

Liebe Leserinnen und Leser seien Sie beruhigt, mehr als eine Million Waldbesitzer und in der Waldwirtschaft Tätige kümmern sich mit viel Herzblut um unsere Wälder, sorgen sich um deren Klimaanpassung, schaffen strukturreiche Mischbestände, belassen Habitatbäume und stellen den ökologisch einzigartigen Rohstoff Holz für unsere Gesellschaft bereit.

Die Fakten sind den Ergebnissen der letzten Bundeswaldinventur (www.bundeswaldinventur.de) zu entnehmen. – Thomas Fottner


Leserbrief zu “Die Hippies sind schuld” von Thomas Assheuer

Die Grundthese von Thomas Assheuers Essay, – dass die starke Wechselwirkung zwischen Hippies und Informatik-Freaks, die durch die Person von Stewart Brand verkörpert wurde, ein wichtiger Anstoß zur Entstehung des World Wide Web war, –  kann ich mit voller Überzeugung befürworten.

Ich lehre nämlich eine ähnliche Theorie seit mehr als zehn Jahren an der TU Wien.

Herr Assheuer hat leider ein sehr wesentliches Faktum in dieser Geschichte nicht ganz richtig angegeben. Stewart Brands Publikation hieß nicht Whole World Atlas sondern Whole Earth Catalog. Der Untertitel dazu lautete:  Access to Tools.

Dieser Unterschied ist wichtig, da der Titel und der Untertitel sehr viel über das Wesen sowie die Mission von Brands Unterfangen aussagen.

Das Buch war tatsächlich ein Katalog über Firmen, die Produkte anboten, die für ein selbständiges Leben fernab der damals herrschenden Konsumkultur und dem damit verbundenen Industriekapitalismus von Nutzen gewesen waren. Die Zielsetzung „Access to Tools“ (Zugang zu Werkzeugen) spiegelt die wachsende Erkenntnis der Counterculture wider, dass für die ersehnte Kulturwende, die richtigen und treffenden Werkzeuge unumgänglich wären.

Die mit Abstand wegweisendste Lehre aus dem Projekt war, dass Information und deren rhizomartige Verbreitung das mächtigste Werkzeug von allen ist.  – Mark Gilbert


Leserbrief zu “ Politik, neu entdeckt“ von Henning Sussebach

Was ist so faszinierend an Ortsvereinssitzungen und Haustürwahlkampf?, fragt Henning Sussebach. Antwort eines Betroffenen: Gar nichts. Entweder ist die Frage die Folge einer ungenügenden Recherche oder sie soll die Politik-Amateure in ihrer Verantwortungsübernahme für das Funktionieren des Staates diffamieren. Wer sich an der Basis für Politik engagiert tut dies nach meiner Erfahrung nicht, weil er sich am Haustürwahlkampf beteiligen möchte, sondern weil er sich auch und vor allem für die überregionale und „große“ Politik interessiert, Position beziehen und – mehr noch – verantwortlich einbringen will. Gut, dass es diese Menschen, die das Funktionieren unserer Demokratie sichern, auch heute noch/wieder gibt, sich über sie lächerlich zu machen, ist hingegen eher schädlich. – Falko Radewald


Leserbrief zu “ Offene Wunde“ von Petra Sorge

Ich kann mich aus unerfindlichen Gründen sehr genau an den Tag des Absturzes erinnern.

Was mich schon an diesem Tag enorm erstaunt hat war, dass zwischen dem Zeitpunkt des Absturzes (ca. 9:45h) und dem Auffinden des Stimmenrekorders kaum vier Stunden lagen. (Die Angabe bei Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Germanwings-Flug_9525 ist meiner Erinnerung nach unzutreffend). Und das bei der Gelände-Morphologie !

Ich hänge nie Verschwörungstheorien an, aber die französische Regierung hatte und hat jeden Grund, Schaden von Airbus Industries abzuwenden. Dass sie zu rauen Massnahmen fähig ist, hat sie nicht erst nach Tschernobyl bewiesen… – Dr. Michael Rohe


Leserbrief zu „Ode an das Öde“ von Oliver Guetz

ich unterrichte Französisch an einem Karlsruher Gymnasium und nehme mit meinen Schülern bald „das Wahljahr2017 im Kontext der deutsch-französischen Beziehungen“ durch. Ihr Artikel „Ode an das Öde“ hat mir sehr gut gefallen und ich wollte Sie fragen, ob es möglich wäre, dass Sie mir den Originaltext aus der aktuellen ZEIT (Nr. 13/2017, S. 11 im Politik-Teil) von Olivier Guez auf Französisch zukommen lassen könnten? – Judith Kowal


Leserbrief zu “Die Hippies sind schuld” von Thomas Assheuer

In der aktuellen Ausgabe (13/2017) ist mir im Artikel „Die Hippies sind schuld“ von Thomas Assheuer ein Fehler aufgefallen. Die beschriebene berühmte Publikation von Stewart Brand heißt nicht „Whole World Atlas“, sondern „Whole Earth Catalog“.

Kleine Fehler passieren immer mal. Machen Sie weiter mit der guten Arbeit! – Julian Thiel


Leserbrief zu “Die Hippies sind schuld” von Thomas Assheuer

Habe selten eine Überschrift gelesen, die mit dem Artikel so wenig zu tun hat, wie diese Und zum Untertitel „Die rebellische Gegenkultur hat die Demokratie zerstört. Ist da vielleicht etwas dran?“ sage ich: Nein, da ist nichts dran, denn die demokratie ist zwar – wenn man das so pauschal sagen soll – in einer Krise, aber Gott sei Dank alles andere als zerstört.

Dass die amerikanische Hippies in der kalifornischen Cyberkultur aufgingen, stimmt so auch nicht. Zwar schwärmte selbst Timothy Leary in den 90ern vom Internet, aber sein Slogan „turn on, tune in, drop out“ hatte sich da längst als unausgegorene Spinnerei erwiesen. Es gab natürlich noch ein paar Spät- und Neuhippies, aber als Bewegung hatte sich das längst erledigt. Wir europäischen Hippies der 60er Jahre waren übrigens nur sehr bedingt ein Teil der politisch geprägten rebellischen Gegenkultur und haben die Welt leider auch weitgehend in zwei Lager eingeteilt: wir und die anderen. Das hat sich als gravierender Irrtum herausgestellt, und so schlägt das Pendel, das einst gegen Obrigkeitsstaatlichkeit und autoritär vereinnahmende Verhaltensmuster schwang, jetzt in die andere Richtung. Aber was das dauerhaft bewirkt, lässt sich noch gar nicht sagen. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Ode an das Öde“ von Oliver Guetz

Olivier Guez meint, „Meine lieben deutschen Freunde, eure Politiker sind sachlich, man könnte sagen farblos, sie leiden nicht unter einem aufgeblasenen Ego“ – ihr habt wirklich Glück!!  ^^ Was soll man dazu  nun  als Deutsche  oder als  Deutscher sagen?  Daß Frankreich sich mit seinem Topp-Personal Extravaganzen in Bezug auf quasi Mätressen leistet, ist nicht nur eine französische Besonderheit. Der König von Swaziland hat Dutzende von Frauen und kann sich regelmäßig aus dem Volk neue junge Frauen aussuchen. Die Reichen der Welt , also die Oligarchen etc., kaufen sich mehr oder weniger schöne Frauen nach Belieben.

Die Luxus-Branchen , angefangen von den Immobilien, über Kunst und Schmuck  und Gastronomie , haben eigene personale  Netzwerke – wie eben die Enarchen in Frankreich auch so what ?,  könnte man lakonisch anmerken. ^^ Wenn Olivier Guez sagt:“In Deutschland herrsche das Öde“, dann bedient er natürlich das Vorurteil:  die Deutschen seien humorlos, es fehle ihnen an Ironie, Lebenskunst, Sexualität wäre in Deutschland nur triebhaft , nicht genügend erotisch gefärbt und dergleichen. Tatsächlich reiben sich in der französischen Kultur ganz eigentümlich das Prinzip der persönlichen Entfaltungs-Freiheit und das Prinzip der Gleichheit. ^^  Noch obsiegt aber immer eher die Freiheit und die Lust an einem gewissen Elitegeist.

Der Elitegeist ist aber Deutschland leider total durch das Dritte Reich  verloren vergangen (worden).^^  In Deutschland gilt gern das geflügelte Wirt:  Napoleon bürstete die Fürstenkinder und fürstete die Bürstenkinder. Mit anderen Worten: das °Ancien Régime° lebt unter der republikanischen „Oberschicht“ der heutigen politischen Klasse mit oder ohne Enarchen-Hintergrund lustig  weiter.   ^^ Das Thema:  Liebes- Affären, Schloß ähnliche  Demeures , elegante Eß- und Trinksitten usw . ist  doch durchaus eine amüsante Seite des französischen Lebensgefühls.  Dies kommt in dem Satz zum Ausdruck: °On fait l“amour“, also Liebe wird ästhetisch produziert mit Hilfe eben von Sexwerkzeugen. Diese werden aber „artisanal“ , also handwerklich,  nicht robotermäßig   gebraucht!! – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Let’s Roll!“ von Anja Rützel

Kompliment   an   den   Gestalter   dieses  kostbaren  Rollators!  Ist   dieses beeindruckende    Foto   nicht   eine   Hommage  an   das  äußerst  nützliche Vehikel, vor   allem   an   den   Erfinder  dieser  beliebten  Fortbewegungshilfe ?

Immer   häufiger  trifft   man   Menschen,   nicht   nur   ältere,   die   mit   diesen   Geräten   unterwegs   sind, damit   gehen,   darauf   sitzen   oder   sie   zum   Einkaufen   benutzen.

Sie   müssten   wahrscheinlich  alle   zu   Hause   bleiben,   wenn   es   diese   tolle   Gehhilfe   nicht   gäbe.  Welche   eine   Bereicherung   für   ihr  Leben !   – Gabriele   Gottbrath


Leserbrief zu “Alles für die Tarifpartner” von Elisabeth Niejahr

Daß die SPD immer noch als reine Staatspartei gilt, ist vor allem dem ständigen, polemischen,  „Getrommele“ der Konservativen zu danken. Konservative in Deutschland denken beim Wort:  Genossen…….. immer gleich,  nicht nur an Sozialdemoraten,  sondern an „rote Socken“, also verkappte Kommunisten. Daß es in der marktwirtschaftlich  verfaßten Bundes-republik ein traditionsreiches  „Genossenschaftswesen“ gibt, wollen diese  „ Traditions“  -Deutschen nicht wahrhaben.

Daß es im Bankwesen neben Privatbanken auch Sparkassen und Volksbanken gibt, nehmen diese Mitbürger, die meinen, Deutschland für sich allein  gepachtet zu haben, nicht zur Kenntnis. –  DIE ZEIT- Autorin Elisabeth Niejahr  diagnostiziert wohl zu Recht, daß die SPD in jüngerer Zeit gar nicht so sehr auf Umverteilung gesetzt hat, sondern auf bessere Setzung von  für Soziale Gerechtigkeit fördernde Rahmenregelungen. Dazu gehört:   die Rechte der selbständigen Tarifpartner stärken.

Wie wichtig die sozialen Mitbestimmungsrechte in Deutschland für das Soziale Verfaßtsein des gesamten Gemeinwesens sind ( Betriebsverfassungsgesetz, Mitbestimmungs-Gesetz, Gewerkschaftswesen) merkt man daran, daß des immer noch ausländische Investoren gibt, die ob dieser sozialen „Leitplanken“ der deutschen Sozialen Marktwirtschaft die Nase rümpfen. Diese Investoren sind kurzsichtig, weil sie nicht sehen, daß man mit guten sozialpartnerschaftlichen Beziehungen „Transmissionsriemen“ für den unternehmerischen Erfolg hat. Um ein Bild aus früheren Zeiten  zu bemühen: es steht der damalige autoritäre Land- Junker gegen den zwar landwirtschaftlich kleineren, aber selbstmächtigen und stolzen,  Bauer. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Böse Fantasien” von Jörg Lau

Einen Kommentar zum Leitartikel auf Seite eins von Jörg Lau („Böse Fantasien“) kann ich mir nicht verkneifen.

Es geht um folgende Passage, die ich sehr kritisch sehe:“[…] wie weit es gekommen sein muss, wenn Demokratie und Rechtsstaat ausgerechnet von NSA und FBI gerettet werden müssen“.

Mich stört die offensichtliche Geringschätzung gegenüber den Kern der Arbeit von Geheimdiensten: Bei aller berechtigter Kritik an fehlerhaften Praktiken – für die Fehlerprävention und -aufarbeitung muss es funktionsfähige Kontrollmechanismen geben – sollte nicht vergessen werden, dass u.a. zahlreiche Anschläge durch die Arbeit dieser Geheimdienste verhindert wurden und werden. Die Rettung von Demokratie und Rechtsstaat durch NSA und FBI ist Alltag, kein sonderbares Ereignis. – Pascal Frank


Leserbrief zu “Ein Religionskrieg findet nicht statt” von Evelyn Finger

Es ist traurig, dass die Rhetorik des türkischen Präsidenten den Islamophoben und religiösen Fanatikern gleichermaßen in die Hände spielt. Umso freut mich die erhellende Aussage Evelyn Fingers, dass die Front nicht zwischen den Religionen verläuft, sondern zwischen Toleranten und Fanatikern. Als in Deutschland lebende und arbeitende Muslimin ist diese Trennlinie wichtig für mich. Das Problem liegt nicht bei den Religionen.

In dem Argument, dass religiöser Hass nicht auf den wahren Lehren der Religion beruht, sieht Frau Finger dennoch eine Schwachstelle für den Frieden. Zu diesem Punkt möchte ich sagen, dass alle Religionen eins gemeinsam haben: Sie geben den Menschen eine Morallehre mit auf den Weg, entsprechend dieser sie ihr Leben ausrichten können. Es geht hier stets um die Herstellung von Frieden in einer Gesellschaft. Welchen Sinn hat Religion noch, wenn sie keinen Frieden stiften kann?

Gemäß einem bekannten Ausspruch des Heiligen Propheten Mohammed heißt es, dass der Muslim eine Person ist, vor dessen Hand und Zunge seine friedlichen Mitmenschen sicher sind. Die Glaubensfreiheit „Es soll kein Zwang sein im Glauben“ (Koran Sure 4: Vers 59) oder der Gerechtigkeitsgedanke „Und die Feindseligkeit eines Volkes soll euch nicht verleiten, anders denn gerecht zu handeln“ (5:9) sind seit über vierzehn Jahrhunderten tief im Koran verankert.

Befolgt der Muslim diese koranischen Regeln, tritt er zugleich auch für ein friedliches Miteinander in der Gesellschaft ein. Zum Problem kommt es erst, wenn Muslime ihre Religion abweichend von diesen Ursprungslehren leben. In diesem Fall gilt: Nicht die Religion trägt die Schuld für unverantwortliches Handeln der Menschen. – Dure-Samin Malik


Leserbrief zu „Kleines Land, große Wirkung“ von Peter Dausend, Tina Hildebrandt und Elisabeth Niejahr

Wirklich, selten so gelacht wie über den Artikel der Damen Niejahr, Hildebrandt und des Herrn Dausend. Potz Dausend möchte noch sagen. Schauen Sie sich bitte die Wahlergebnisse an – die Linken verlieren drei Prozent, die SPD bleibt unter 30 % und die Grünen – ja dar war doch mal etwas ! Und die der Verzweiflung nahe CDU gewinnt 5 % dazu. Also bitte, nicht den Wunsch für die Realität nehmen. Der Auftritt von Schulz mit der Attitüde des Hans Albers: Hoppla, jetzt komm ich ist unterhaltsam, aber eben doch auch Kino und da gehen am Ende die Lichter aus. – Dr. Jochen Hecht


Leserbrief zu “Hauptsache, dagegen” von Hanna Engelmeier

Habe mich über Ihren Artikel köstlich amüsiert. Die Geisteswissenschaftler haben immer das Problem mit der mangelnden Objektivität Ihrer Lehr- und Lerntätigkeit. Die Definition für Wissenschaft ist gemünzt auf die Naturwissenschaftler. Das bringt bei den Geisteswissenschaftlern ständigen Frust. Bei den WiWis ist es besonders ausgeprägt, weil sie keiner für voll nimmt. Alles Dünnbrettbohrer, die stets hinterher sagen, warum sie sich vorher geirrt haben. Bei ca. 45000 Professoren und rund 430 Hochschulen ist mit viel Unsinn zu rechnen. Sie haben dies wunderbar dargelegt. Vielen Dank für die vergnügliche halbe Stunde. – Hartmut van Meegen


Leserbrief zu „Die Ausnahmefrau” von Ulinka Rublack

Wie schnell das landläufige (unreflektierte) Reden von der „Kaiserin Maria Theresia“ in die historische Irre und zu einem schreienden Anachronismus führt, zeigt die Bildlegende, in der M. Th. sogar zur „Kaiserin von Österreich“ wird.

Merke:

1) Das Kaiserreich von Österreich gab es erst seit 1804, als der letzte römisch-deutsche Kaiser Franz II., der Enkel M. Ths., dieses Amt niederlegte und dann nur noch Franz I. von Österreich war.

2) Sowohl im alten römisch-deutschen Kaiserreich (HRR) (lt. Goldener

Bulle) als auch im (neuen) Kaiserreich Österreich waren nur Männer Amtsinhaber.

3) Somit ist M.Th. nur „Kaiserin“ als Gattin Franz I.; sie führt diesen Verwirrung durch die Jahrhunderte stiftenden (Ehren)titel nur aufgrund dieser Ehe, jedoch nicht als Amtsbezeichnung.

Es wäre also sinnvoll gewesen, wenn Sie auf diese historischen Fakten hingewiesen hätten. Eine Korrektur der Bildlegende scheint mir nötig zu sein. – Volker Morstadt


Leserbrief zu „Alles wächst“ von Bernd Ulrich

Im Angesicht zunehmender Autokratie, Demagogie, aggressivem Populismus inklusive alternativen Fakten und Diffamierungs-Unkultur, Renationalisierung und EU-Bashing, Kleingeistigkeit und Kleinmütigkeit, hat der Großteil von Europas Demos inzwischen nicht nur die Nase gestrichen voll von der Diskreditierung und Marginalisierung der europäischen Werte, die in über sieben Jahrzehnten des Friedens und der Partnerschaft erreicht worden sind.

Mehr denn je seit dem Ende des 2. Weltkrieges gilt es jetzt, den Souverän, das Volk, tatsächlich in den Mittelpunkt der Politik zu stellen, denn nur auf dem Weg über die demokratische Basis kann das Fundament von europäischem Zusammenhalt und Wohlstand gefestigt und weiter aufgebaut werden.

So sollte der Blick zurück auf die Unterzeichnung der Römischen Verträge vor nunmehr sechzig Jahren auf jeden Fall mehr als nur einem feierlich-pathetischen Selbstzweck dienen.

Aufstehen für Europa ist daher fürwahr das richtige Motto.  – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Harun war 17, als er einen Mann ins Koma prügelte. In 24 Stunden kommt er aus dem Gefängnis frei. Wer will er draußen sein: Bimbo oder Babo?“ von Florentin Schumacher

Was soll die tiefere Botschaft dieses Artikels sein? Dass man 93 Anklagen mit etwa 600 Tagen abtun kann? Dass man sich als Held fühlen kann, wenn sich eine (eigentlich) gute Zeitung so ausführlich mit einem beschäftigt? Dass die Sprache in Ihrem Artikel völlig verkommt? Dass unser Justizsystem in gewissen Fällen fragwürdig ist?

Mich packt bei dieser Skizzierung die blanke Wut, da es hier nicht um ein „verirrtes“ Kind geht, dass man nur wieder sanft in die richtige Richtung leiten möchte, sondern um einen Menschen, der seine Macht durchaus bewußt auf- und ausgebaut hat. Und wir, und damit meine ich die Menschen, die ehrlich durchs Leben gehen, sitzen still da und schauen zu. In keinem anderen Land der Erde würde das so laufen. Hinaus mit ihm – Steffen Kaufmann


Leserbrief zu „Ab durch den Kamin“ von Annick Eimer

Schade, nun haben die postfaktischen Zeiten ganz offensichtlich auch in der Wissensredaktion der ZEIT Einzug gehalten. Anders kann man sich die Ansammlung von Falschinformationen in Ihrem Beitrag „Ab durch den Kamin“ nicht erklären. Eine ausgewogene Berichterstattung sieht jedenfalls anders aus, oder war das gar nicht das Ziel? In Ihrem Beitrag kommen vor allem Vertreter des Verbandsnaturschutz zu Wort. Auch da, Frau Eimer, gibt es Lobbyisten und einseitige Darstellungen (ich schreibe das als Mitglied eines solchen Verbandes) und so wäre es nur recht und billig gewesen auch die Lobbyisten der anderen Seite zu Wort kommen zu lassen, oder aber – manche Ihrer KollegInnen machen das so – eine unabhängige Stimme einzuholen. Diese hätte Ihnen unter anderem sagen können, dass:

  • immer weniger (und nicht mehr!) Bestände aus nur einer Baumart bestehen, Monokulturen also zurückgehen (im Übrigen sind Monokulturen per se nichts Widernatürliches, Mitteleuropa wäre ohne den Menschen auf über der Hälfte der Landesfläche von mehr oder weniger reinen Buchenwäldern bedeckt),
  • in Deutschland weniger Holz genutzt wird als nachwächst, die Angabe der reinen Nutzungsmenge also irrführend ist,
  • Dauerwälder auch bewirtschaftete Wälder sind,
  • generalisierende Schlussfolgerungen zum Thema Artenvielfalt auf der Basis einiger weniger Artengruppen problematisch sind (so schneiden Buchendauerwälder, wenn man viele unterschiedliche Artengruppen betrachtet, hinsichtlich der Diversität schlechter ab als andere Bewirtschaftungsformen die auf Kahlschlag verzichten)
  • und vieles mehr.

Kurzum, ein wenig mehr Recherche hätte gezeigt, dass auch in der Frage der Waldnutzung die Welt nicht schwarz oder weiß sondern ziemlich bunt ist. Wirklich schade, aber Sie haben es verpasst, den ZEIT-Lesern einen differenzierten Blick auf ein Thema zu verschaffen, das fast so komplex ist wie der Wald selbst.  – Prof. Dr. Christian Ammer


Leserbrief zu „Überlebt! Und jetzt?“ von Josephina Maier

Danke für diesen Artikel Frau Maier!

Vor 5 Jahren ist mein Bruder 30 geworden. 7 Jahre zuvor bekam er die Diagnose: AML – akute myeloische Leukämie. Meine Mutter sagte, in einem Jahr ist das geschafft. Am 28.02.2017 waren es 12 Jahre. Er leider immer noch an den massiven Nachwirkungen: medizinisch, psychisch und sozial. Genauso wie sie es beschreiben und noch intensiver, wie es ihre Fallbeispiele erlebt haben.

2012 zum 30. Geburtstag habe ich Fotos zusammengestellt und mit Musik unterlegt: Haupttitelsong: Alive – von einer der Lieblingsbands meines Bruders: Pearl Jam. Überlebt – I`m still alive! Das ist er. Aber als wir die Bilder sahen: von einem gesunden jungen Mann mit 23 Jahren zu heute, stiegen uns Tränen in die Augen. Die Krankheit hat ihn sehr gezeichnet.

Nein, eigentlich die Nachfolgen: Niere, Darm, Zähne, Augen, Haut, Muskeln …

Ist eine Baustelle geschafft, eröffnet der Körper eine Neue. Davor hat ihn niemand gewarnt oder gefragt und niemand hat das mitgedacht. Einziges Ziel: Überleben, wie Herr Seifert das beschreibt.

Mein Bruder konnte nie zu Ende studieren, nie voll arbeiten, für seinen Lebensunterhalt sorgen. Durch einen glücklichen Umstand (eine Ausbildung vor dem Studium) hat er eine Erwerbsunfähigkeitsrente und ist finanziell einigermaßen abgesichert.

Er wird wahrscheinlich nie eine Familie gründen können. Er hat es schwer Kontakte zu pflegen, weil er so wenig mobil ist, schwer auf Menschen zu gehen kann. Kein Beruf, kein Fitnessstudio, kaum Alltag. Wie schnell ist man da isoliert aus seiner Altersgruppe.

Und wie soll die Psyche das aushalten, die ständigen Schmerzen, das Eingeschränkt sein, der ständige Kampf ums Überleben, ohne sich ab und zu auszuklinken! So werden diese jungen eigentlich chronisch kranken Menschen zu Wandlern zwischen den Sozialgesetzbüchern und Zuständigkeiten. Reha-Anträge, Klinikaufenthalte … ein Drama: für die psychische Kur körperlich zu krank, für die Reha psychisch zu labil.

Genauso in Sachen Wohnformen: Für den Bereich der Menschen mit Behinderung körperlich zu fit, für die Betreuung als psychisch Kranker psychisch zu fit. Für ein alleine Wohnen auf Dauer weder körperlich noch psychisch fit genug.

Wie integrieren wir Überlebende wieder in unsere Gesellschaft? Im Moment überlassen wir das voll und ganz den Familien. So lange diese noch da sind und können. – Verena Altenhofen


Leserbrief zu “ Bei Anruf Arbeit“ von Julia Friedrichs

Dies ist nur ein weiteres Beispiel in der langen Reihe von neueren Regelungen in der Arbeitswelt, die zu Gunsten der Arbeitgeber und zu Lasten der Arbeitnehmer ausfallen. Dass der Staat solche Regeln macht, und dann nicht mehr davon abgehen will, weil er selbst davon z. T. exzessiv profitiert, ist nicht nur beim geschilderten Konstrukt und nicht nur bei der Deutschen Post so. Oft übernimmt die öffentliche Hand Entwicklungen aus der Privatwirtschaft.

Dabei ist sie i. d. R. spät dran, übertreibt, macht handwerkliche Fehler, und hinkt bei Änderungen oder Wieder-Abschaffung grundsätzlich hinterher. Ich selbst habe in 17 Jahren 43 Arbeitsverträge an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen abgearbeitet, davon viele mit nur 1 Monat Laufzeit, einer sogar mit einer Laufzeit von 2 Wochen. Von manchen Arbeitsverträgen habe ich nur einen Tag vor Vertragsbeginn erfahren. Dass die Politik in Deutschland Wissenschaftler partiell wie im Mittelalter behandelt, für Jahrzehnte auf ″Gesellenwanderschaft″ schickt, ohne die Chance zur Niederlassung, Sesshaftwerdung und Familiengründung zu geben, ist nur die eine Seite.

Die andere ist, dass ich mich tatsächlich als Monatslöhner wie im Mittelalter gefühlt habe, und den Status des Wochenlöhners fast schon erreicht hatte. Danke! Davon habe ich doch geträumt! Dass im Bereich der Wissenschaft der Schwachsinn sogar noch größere Dimensionen erreicht hat, erkenne ich, wenn ich in den Spiegel sehe.

Da sehe ich einen Wissenschaftler, der so berufserfahren (= ″zu alt″) geworden ist, dass er nach Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG; das Teilzeit- und Befristungsgesetz TzBfG habe ich noch nie ″erlebt″) nicht mehr beschäftigt werden darf, wenn und da die einzig bei seinem Vorgesetzten C4-Professor und Lehrstuhlinhaber verfügbaren Stellenmittel Haushaltsmittel sind, selbst wenn er damit in einem nur kurzen, 3-monatigen Zeitraum einen Drittmittelantrag schreiben würde, nach dessen positiver Beurteilung er dann Drittmittel zur Verfügung hätte, aus denen er trotz WissZeitVG für z. B. 3 Jahre eingestellt werden dürfte.

Die Folge dessen ist, dass dieser Wissenschaftler sich zwangsweise arbeitslos melden muss. Das WissZeitVG zwingt ihn also, arbeitslos zu werden, nur um sich in die Zwänge eines anderen Gesetzes zu begeben, nämlich des Arbeitsförderungsgesetzes (AFG). Dass er dann auch keinen Drittmittelantrag schreibt, liegt nahe. Denn will er kostenlos arbeiten? Arbeiten ohne Bezahlung? Wer will denn so was!? Die Logik hinter dem WissZeitVG ist außerirdisch.

Zwei Konstruktionsfehler zeigen sich hier: einerseits fehlt eine Ausnahmeregelung, die unter diesen genannten spezifischen Bedingungen eine Übergangsfinanzierung erlaubt, und zum Anderen wird die Ursprungsintention des WissZeitVG ins Gegenteil pervertiert. Wenn Wissenschaftler, anstatt endlich, nach viel zu vielen und viel zu kurzen, Arbeitsverträgen  unbefristet eingestellt zu werden, lieber entlassen werden, weil die z. B. Universitäten das nötige Geld nicht aufbringen wollen o. können, weil der Staat dann, wenn eine solche unbefristete Stelle ″verdient″ und zu finanzieren wäre, die nötigen zusätzlichen Stellenmittel nicht zur Verfügung stellt, dann stimmt was nicht.

What a nonsense! Ich habe mit vielen Wissenschaftlern, v. a. aus anglophonen Staaten, auf internationalen Tagungen geredet, und diese können einerseits nicht verstehen, wie der deutsche Staat Wissenschaftler so schlecht behandeln kann, und die sich andererseits diebisch freuen, dass deswegen so viele deutsche Wissenschaftler das Land verlassen. In den Exil-Ländern sind sie hoch beliebt, da motiviert, gut ausgebildet und ohne Ausbildungskosten zu haben! Die Welt sagt ″Danke Deutschland, dass Du so doof bist!″. – Dr. rer. nat. Jürgen Kühn


Leserbrief zu „Ab durch den Kamin“ von Annick Eimer

Der Artikel „Ab durch den Kamin“ ließ mich unweigerlich an „ForestFinance“ denken. Diese Organisation wurde schon einmal von der ZEIT beschrieben, allerdings eher abwertend im Wirtschaftsteil. Damals stand der Artikel unter dem Fokus grüner Investments mit hohen Renditen und die ökologischen Vorteile die ForestFinance bietet wurden kaum beachtet. ForestFinance forstet mit dem Geld der Investoren Wald in tropischen Gebieten neu auf oder wandelt Monokulturen in Polykulturen um. Auch an einem Projekt namens „DesertTimber“ ist ForestFinance beteiligt, dabei geht es um die Wiederaufforstung von Wüstengebieten mithilfe von Abwässern, bis die Wälder eigenen Regen „produzieren“ können.

In Deutschland hat die Organisation ein Projekt namens „WildeBuche“ ins Leben gerufen. Für Geld kann man so die alten Buchen in deutschen Wäldern schützen, gleiches gelingt übrigens auch durch „RestInTrees“; einem Waldfriedhof.

Alles in allem war ich schockiert über die Ignoranz jener 60% die in Deutschland Holz verheizen. Einem Gropßteil derer unterstelle ich, dass sie einen Kamin nicht zwecks Kosteneinsparung sondern für die eigene Prestige besitzen.

ForestFinance zeigt meiner Meinung nach viele Möglichkeiten auf, wie Wald ökonomisch genutzt werden kann und zeitgleich ökologischen Lebensraum bietet. Mit Holz zu heizen hat das 21 Jahrhundert in Deutschland nicht nötig. Wer dennoch auf Prestige angewiesen ist, sollte seinen SUV verkaufen, Solarpanele anbringen und einen Elektrokleinwagen kaufen. Den alten Kamin können dann Urkunden zieren, die den stolzen Besitzer als Waldinvestoren ausweisen. – Niklas Waldschläger


Leserbrief zu “ Bei Anruf Arbeit“ von Julia Friedrichs

Vielen Dank für den Artikel und die längere Version (https://correctiv.org/recherchen/arbeit/artikel/2017/03/22/arbeit-auf-abruf/) auf correctiv.org. Mir ist erst durch diesen Artikel bekannt geworden, welcher – von den gewählten Politikern gewollte! – menschenverachtende Missstand hier in welchem Umfang besteht.

Abhilfe ließe sich auch ohne ein völliges Verbot solcher Arbeitsverträge leicht schaffen, indem man entweder die Personengruppen näher definiert, denen solche Verträge angeboten werden dürfen – z. B. nur Studierenden oder Personen zwischen Schulabschluss und Studium – und/oder indem man die Anzahl der pro Woche mindestens zu entlohnenden Stunden erhöht, nämlich von 10 Stunden – dem derzeitigen Standard – auf z. B. 30 Stunden.

Ich habe mir erlaubt, auf den Artikel auf meiner Website hinzuweisen (http://www.ulrich-willmes.de/gemeinwohl.html). – Dr. Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Haltet endlich die Luft an!“ von Petra Pinzler

Ein Artikel wie „Haltet endlich die Luft an!“ gehört auf die erste Seite. Die Rettung der Umwelt und damit der Erde gehört endlich in das Bewusstsein der Menschen, jeder ist mitverantwortlich. – Elke Riepe


Leserbrief zu „Zu viele Einzelkämpfer“ von Thomas Kerstan

„…Zwei Drittel der befragten Lehrkräfte gaben an, in den letzten 6 Monaten eine Fortbildung absolviert zu haben, bei knapp einem Fünftel war es innerhalb des letzten Jahres. …“. Tja, wie ist solches möglich in 1/2 Jahr sind es 66% plus ein weiteres 1/2 Jahr drauf sind es nur noch 20%.  Wie rechnen sie so etwas. – Uwe Siemokat


Leserbrief zu „Ab durch den Kamin“ von Annick Eimer

Der Artikel ist unter „Fake News“ einzuordnen. Behauptet wird, „In deutschen Wäldern werden immer mehr Bäume geschlagen.“  Man muss, so wird suggeriert, um den Bestand des Waldes fürchten. In Wirklichkeit sind nach der Dritten Waldinventur (2012) in den 10 Jahren zuvor jährlich 121,6 Millionen Festmeter an Holz zugewachsen, aber nur  jährlich  95,9 Millionen Festmeter geschlagen worden. Das heißt, der Wald wird immer dichter. Es müsste eigentlich mehr geschlagen werden. Die Waldbewirtschaftung in Form des Dauerwaldes ist längst überall Standard. Man braucht dazu bloss einmal auf die Hänge der Mittelgebirge schauen: überall geschlossener Wald, so gut wie nirgendwo Kahlschläge. Ökologisch ist das keineswegs unbedenklich. Lichtungen, Waldwiesen, Waldränder haben drastisch abgenommen. Der Artenreichtum ist aber in den Übergangszonen zu offenen Flächen viel größer als im Hochwald. Z.B. brauchen Insekten offene Flächen zur Paarung, sonst nützt das ganze Totholz im Walde nichts. – Peter Hellwig


Leserbrief zu „Ab in die Therapie“ von Christine Lemke-Matwey

Über die grundsätzliche Idee der „musealen“ Auseinandersetzung mit historischen Opernregie-Konzepten kann man sicher lange streiten. Sie sollte vielleicht weiter in die Zeit zurückgreifen – eine Analogie zur Originalklang-Bewegung wäre in diesem Zusammenhang möglicherweise ein interessanter Aspekt.

Unpassend erscheint mir jedoch, dass die Kritikerin hier nahezu durchweg aus einer Position heraus urteilt, die vielleicht für ein oder zwei Prozent des Zielpublikums gilt, nämlich die Originale in lebhafter persönlicher Erinnerung zu haben. Hierzu passt auch hundertprozentig ihr Verbesserungsvorschlag, doch eher die hochbetagten Regisseure mit ihren eigenen Ideen der Vergangenheit zu konfrontieren. Nein, dieser Ansatz richtet sich an eine neue Generation von Publikum, Regie-Persönlichkeiten und, mit Verlaub, auch „unvorbelasteten“ Kritikern.

Ob die Rezensentin von dieser subjektiven Déja-vu-Position aus hätte abstrahieren können? In Anbetracht des herzerschütternden Bekenntnisses ihres Bayreuther Erlösungserlebnisses wohl eher fraglich. So sehr ich Frau Lemke-Matwey im Übrigen auch hochschätze … hier war wohl die falsche Frau am falschen Platz. – Dr. Axel Hinke


Leserbrief zu „Ode an das Öde“ von Oliver Guetz

Votre article dans la Zeit m´a bien amusé, aber jetzt wird es mir zu mühsam auf französisch.

Sicher haben die meisten Politiker nicht eine ganz so weisse Weste wie sie es gerne darstellen möchten, auch die deutschen nicht, aber auf der anderen Seite sieht Herr Fillon in seinen Massanzügen bestimmt besser aus als unsere Herren Schulz oder Lammers.

Franzosen, und nicht nur die französischen Politiker, haben eben diese Eleganz uns voraus, auch wenn sie auf Kosten der Allgemeinheit geht – na ja sollte sie eigentlich nicht.

Übrigens Gratulation zum Drehbuch: der Staat gegen Fritz Bauer. Bitte bald wieder so einen spritzigen Artikel Beste Grüsse Ihr Klaus Lang –  Prof. Dr. Klaus Lang


Leserbrief zu „Der große Wirbel“ von Simon Kerbusk und Claas Tatje

Ich möchte vorausschicken, dass ich lange Diesel-PKW gefahren habe; allerdings 90 PS aus 2,5 l Hubraum. Dass auch Daimler jetzt mit Fragen konfrontiert wird, wundert mich nicht.

Zur Versachlichung ist es m.E. erforderlich, endlich einmal das etwaige Mengenverhältnis von Diesel und Harnstofflösung im Betrieb von Blue Tec publik zu machen. Nach meiner Kenntnis ist das etwa 100:5. Unter Anwendung des Dreisatzes aus der 5.Klasse kann sich dann jeder den Verbrauch errechnen. Bei einem Serviceintervall von z.B. 15.000 km wird bei einem Durchschnittsverbrauch von 6 l Diesel auf 100 km eine Menge von fast 50 l Harnstoff erforderlich. Wenn dieses Volumen nicht an Bord ist, muss öfters nachgetankt werden. Eine Bindung an Serviceintervalle funktioniert dann nicht. LKW mit Add Blue haben meines Wissens Harnstofftanks von 150 l und mehr. Das ist realistisch.

Mich ärgern die hochbezahlten Manager bei VW und anderen. Sollten sie den Dreisatz im Verlauf ihrer dornenreichen Karriere vergessen haben, dann zurück an ’s Band. Die meisten Kollegen dort werden ihn noch „drauf“ haben, denn die müssen im Täglichen zu Hause rechnen. Warum vor Gericht wie jüngst in Paderborn jemand von „ganz oben“ mit der Ausrede bestehen kann, er sei ja kein Software-Ingenieur, ist mir ein Rätsel: Der Dreisatz reicht … wenn man es wissen will. – Dr. Wolfgang Thiel


Leserbrief zu „Überlebt! Und jetzt?“ von Josephina Maier

Eindrucksvoll wird in dem Beitrag „Überlebt! Und jetzt?“ deutlich, welche Folgen eine Krebsdiagnose besonders für junge Menschen mit sich bringen kann. Spätfolgen von Krebstherapien, Ängste vor einem Fortschreiten der Erkrankung und auch ökonomisch-existentielle Ängste können ein Leben nach einer Krebsdiagnose dauerhaft belasten.

Krebsberatungsstellen bieten in dieser Situation viele hilfreiche Informationen und Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung an. Eine Evaluation im Rahmen eines  Förderschwerpunktprogramms „Psychosoziale Krebsberatungsstellen“ der Deutschen Krebshilfe  hat den Stellenwert dieser Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige verdeutlicht. Mit ihrem Angebot an niedrigschwelliger und bedarfsorientierter Unterstützung bei psychischen und sozialen Belastungen, Informationen zu Sozialleistungen und wirtschaftlichen Hilfen erfüllen Krebsberatungsstellen einen wichtigen Versorgungsauftrag im Sinne des Nationalen Krebsplanes. Die Möglichkeiten medizinischer Behandlung von Krebserkrankungen verbessern sich und die durchschnittliche Lebenserwartung steigt. Somit leben immer mehr Menschen immer länger mit bzw. nach einer Krebsdiagnose. Damit steigt auch der Bedarf an Krebsberatung.

Eine Finanzierung dieser Angebote ist leider nicht gesichert, dabei wäre es dringend notwendig, dass diese Unterstützung für alle Betroffenen und Angehörigen verlässlich und qualitätsgesichert zur Verfügung steht. Auf der Basis eines einheitlichen Qualitätsstandards sollte möglichst zeitnah eine gesetzlich geregelte und damit verlässliche Finanzierung von Krebsberatungsstellen durch Sozialversicherungsträger erreicht werden, um ein flächendeckendes Angebot durch Krebsberatungsstellen in Deutschland zu gewährleisten.

Wir hoffen, dass sich viele einflussreiche Menschen dafür einsetzen, dass zukünftig alle Menschen, die durch eine Krebserkrankung belastet sind, Information und Unterstützung in einer Krebsberatungsstelle finden können, und sich viele Menschen aus Politik und Gesellschaft für eine Finanzierung einsetzen. – Gudrun Bruns (Leiterin der Krebsberatungsstelle) und Wilfried Gleitze (Vorsitzender des Tumor-Netzwerks im Münsterland e.V.  Münster)


Leserbrief zu „Überlebt! Und jetzt?“ von Josephina Maier

Mit großer Anteilnahme und erneut aufbrechender Bestürzung habe ich  Ihren Artikel über die jungen erwachsenen Krebspatienten gelesen.

Auch wenn ich nicht mehr in Ihre gewählte Altersgruppe passe, so bin  ich selbst als (noch) junge Frau mit 43 mit der Diagnose Brustkrebs  konfrontiert worden, mit 2 jungen Kindern (4 und 8) und wie man so  schön sagt „voll im Leben stehend“ – auch voll berufstätig! Dann sagte mir meine behandelnde Gynäkologin, dass ich jetzt nur an  mich und ans Überleben denken solle, denn meine Töchter brauchten mich  schließlich und sie habe noch keine Patientin „verloren“. Also habe ich die Trauerphasen nach der Diagnose dann im  Schnelldurchlauf genommen und die Krankschreibung akzeptiert – zuvor  wollte ich immer wieder arbeiten, auch um mich abzulenken. Und dann fangen die sozialrechtlichen Schwierigkeiten an, mit Kindern,  die im „betreuungsfähigen“ Alter sind.

Die für uns seit einigen Jahren tätige Kinderfrau, die unsere Kinder  bei uns zu Hause betreute, war mir und den Kindern eine große Hilfe,  aber die Krankenkasse hat nur mit viel Überzeugungskunst dann doch  einen kleinen Teil dieser Kosten getragen. Später (-so nach einem 3/4  Jahr), als ich nach überstandener Chemo, OP und Strahlentherapie für 3  Wochen zur Reha gefahren bin, da hat dann die Dt. Rentenversicherung  gar keinen Zuschuss zur Kinderbetreuung gewährt. Irgendwann hat frau  dann keine Kraft mehr und zieht nicht mehr vor das Sozialgericht, denn  schließlich hätte uns laut SGB eine Hilfe zugestanden, bloß eben nicht  die bereits im Haushalt angestellte. Lapidar hieß es im  Ablehnungsbescheid, dass die Kinderbetreuung ja schließlich (bereits) geregelt sei.

Dass das finanziell eng werden kann, weiss jeder, der bereits einmal in  die Lohnfortzahlung gefallen ist. Dabei hatte ich noch Glück, einen Ehemann, der gut verdient, aber  leider in der privaten Krankenkasse versichert ist – das ergab auch  Komplikationen, da die Kinder und ich jeweils eigenständige Mitglieder  in der GKV sind. Gar nicht auszudenken, wie es finanziell im  umgekehrten Fall gelaufen wäre, wenn mein Mann die Krebsdiagnose bekommen hätte.

Darüber denken die jungen Gutverdiener nicht nach, wenn sie sich in die  PKV locken lassen, denn Kinderbetreuungs- und Rehakosten lassen sich  die PKV entweder gut bezahlen oder schließen sie als Leistungen gleich  von vornherein aus. Neben den finanziellen Einbußen musste ich auch meinen ausgeübten Beruf  an den Nagel hängen, da ich durch die Entfernung der Lymphknoten nicht  mehr schwer tragen darf und als Verlagsangestellte im Schulbuchgeschäft  wollte mein Arbeitgeber da keine Kompromisse machen, trotz  Schwerbehindertenausweis (den wohl jeder Krebspatient bis zur Genesung,  in meinem Fall für 5 Jahre, bekommen kann). Meine Vorgesetzte war über  meine Erkrankung im Bilde und als es um die Rückkehr auf den  Arbeitsplatz ging, bekam ich die Frage: „Wollen Sie kündigen oder  sollen wir Ihnen kündigen?“ zu hören.

Mit Hilfe eines Anwaltes habe ich mich dann mit meinem Verlag  verglichen und die Zeit genutzt, mir zu überlegen, was ich denn mit dem  Rest meines Lebens noch Sinnvolles anfangen will. Auch wenn das etwas  pathetisch klingt, genau so verändert eine lebensbedrohliche Erkrankung  den Blick auf das Leben. Schulbücher kamen mir sinnlos vor – …. und dann ist aus der studierten Germanistin mit Erfahrungen als  Dozentin für Deutsch als Fremdsprache und einem (Master-)Aufbaustudium  in Erwachsenenbildung noch eine Quereinsteigerin (1 Jahr schulische  Ausbildung, 1 Jahr Anerkennungspraktikum) als staatl. anerkannte  Erzieherin geworden. Mittlerweile arbeite ich seit bald 3 Jahren in dem Beruf und jeder Tag  ist „sinnvoll“.

Mir hat in der Zeit der Behandlung geholfen, über die Krankheit zu  sprechen, im geschützten Raum mit einer Psycho-Onkologin und mit  Bekannten – seltsamerweise ging es mit Freunden meist nicht so gut. Selbst mein langjähriger Friseur bot mir an, wenn es soweit wäre, die  Haare abzurasieren, bei guter Musik und einem Glas Prosecco. Dieses  mitfühlende und glamouröse Angebot habe ich dann aus Angst vor der  eigenen Courage nicht angenommen. Aber ich denke noch heute mit einem  Gefühl der Dankbarkeit daran. Überhaupt muss ein Krebspatient sich sehr oft (auch ungefragt) anhören,  wie stark er oder sie  jetzt sein muss und dass die Erkrankung bestimmt  für irgendetwas gut ist.

So kann man sich zweifellos das größte Unglück  schön reden. Ich bin über die Krankheit zur Pragmatiker geworden und  auch sehr hart. Hart gegenüber mir selbst und meinen Mitmenschen. In der Krebstherapie, so wie ich sie an einem großen Brustkrebszentrum  einer Universitätsklinik erlebt habe, kommt der psycho-soziale Aspekt  m.E. zu kurz.

Die Klinik macht zwar Angebote, doch die laufen so  nebenbei und wer sich nicht selbst darum kümmert, der wird eben  medizinisch bestmöglich versorgt und das war’s. Gerade die Familien von  lebensbedrohlich Erkrankten benötigen Unterstützung und das trifft dann  auch wieder auf die Familien der jungen Erwachsenen in Ihrem Artikel zu. Lange habe ich überlegt, ob ich diesen sehr persönlichen Leserbrief an  Sie absenden soll und mich – da Sie Ihn vermutlich gerade lesen – dafür  entschieden, auch weil er zeigt, dass Ihre Zeitung und die Mitarbeiter  Themen auswählen, die uns alle betreffen (können). –  Christiane Hansel


Leserbrief zu „Ab durch den Kamin“ von Annick Eimer

Die Forstleute sind es gewohnt, dass die Naturschützer die bessere  Feder führen, und in e Regel keine wohlwollende. Der zitiert Artikel  ist aber klar eine Polemik, wenn auch eine gemässigte Die Förster  werden immerhin nicht als Baummörder bezeichnet. Die Forulierung vom  „Treiben der Waldbesitzer“ zeigt aber dieTendenz zu einer gewissen  Einseitigkeit. Als Polemik gehört aber der Text von Annik Eimer nicht  in den Bund WISSEN, sondern eher zu Gesellschaft, oder auch Kultur. Unter dem Titel Wissen hätte die Zeitung beispielsweise aufführen können:

Der Wald produziert Holz und verbraucht dazu CO2. Soweit das Holz nicht  verbrannt wird, bleibt das CO2 gebunden, der Wald wird zur CO2-Senke. Das Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der ohne Energieaufwand  entsteht, was für Stahl und Beton nicht gilt. Wird Holz verbrannt, dann wird zwar das CO2 wieder frei, aber es wird  das zur Neige gehende Erdöl eingespart (ca 150 l pro Ster Brennholz).  All das setzt eine fachgerechte Bewirtschaftung des Waldes voraus,  welche wir uns erlauben als Waldpflege zu bezeichnen. Ohne diese wird  der Wald zur Wildnis und verliert seine Bedeutung als  Erholungslandschaft.

Dem Wirtschafter/Waldbesitzer sind die (magern)  Einkünfte also zu gönnen.  Die Bemerkungen über die Sünden der Förster stammen aus der Mottenkiste. Seit dem letzten Weltkrieg sind drei, seit dem inzwischen abgesagten  Waldsterben zwei Förstergenerationen durch den Wald gegangen.

Sie  bemühten und bemühen sich, für die vielfältigen Verhältnisse im Wald  jeweils die beste Behandlung nach dem neusten Stand des Wissens und der  Erfahrung zu finden.

Diese Ueberlegungen beruhen auf einer forstlichen Tradition, die  letztlich auf Hans Carl von Carlowitz zurückgeht, und sie gelten für  Deutschland so gut wie für das Herkunftsland – Felix Thommen, alt  Forstmeister, Regensdorf/Zürich


Leserbrief zu “ Offene Wunde“ von Petra Sorge

Seit über 50 Jahren lese ich Ihre  Zeitschrift. Ihre distanzierte, ausgeglichene und umsichtige Analyse hat mir immer gut gefallen. Der Artikel „offene Wunden“ vom 23. März  2017 hat mich nachdenklich gemacht. Am Jahrestag des Flugzeugabsturzes  der Germanwings Maschine in den französischen Alpen bringen Sie eine  ganze Seite zur Erklärung/Verteidigung des „Mörders“ von 149 Menschen.  Ich finde das an diesem besonderen Tag geschmacklos und einseitig.  Wollen Sie nun jedem der Opfer auch eine Seite widmen -149 Seiten? Oder  Ist der „Mörder“ mehr wert als die Opfer? – Dr. K. Leonhardt 


Leserbrief zu „Neue Leute braucht das Land“ von Armin Von Bogdandy Und Michael Ioannidis

Wenn das die Lösung wäre…  Mit regem Interesse habe ich den ZEIT-Artikel von Herrn Prof. v. Bogdandy und Herrn Ioan- nidis am letzten Samstag den 25.03.2017 gelesen, zumal dies zur Zeit laufender Verhandlun- gen des griechischen Staates mit den Gläubigern über die Verlängerung des dritten Rettungs- programms erfolgt und daher hochaktuell ist. Ausgehend von vorhandenen institutionellen Schwächen des griechischen Staates, wie z. B. das langwierige Gerichtswesen halten beide Autoren eine grundlegende Strukturreform Grie- chenlands für notwendig. Letzteres sollte v.a. mithilfe einer im In- und Ausland lebenden und arbeitenden griechischen Elite durchgeführt werden:

„Die griechischen Institutionen benöti- gen hoch qualifizierte Führungskräfte, die nicht von den alten Machtstrukturen abhängen und einen modernen Amtsgedanken pflegen. Solche Personen sind mithilfe der EU zu gewinnen und, mit einem entsprechenden Arbeitsstatut, auf Schlüsselpositionen zu setzen.

Kandidaten hierfür gibt es sowohl in Griechenland als auch in der griechischen Diaspora.“ Der Vorschlag weist allerdings lediglich auf ein Teilproblem und verfehlt das Hauptproblem an der Wurzel zu packen. Die aktuelle Notlage Griechenlands liegt weder an personellen Mängel und  Inkompetenzen noch an Mangel an Technokraten sondern vor allem an der Fort- setzung eines Rettungsprogramms, dessen Hauptzweck entgegen der im Artikel vertretenen Position:

„Entsprechend wird die griechische Regierung als Bedingung für finanzielle Hilfen dazu verpflichtet, die staatlichen Institutionen zu reformieren“ nicht die strukturelle Umwand- lung Griechenlands bezweckt. Es besteht vielmehr in der Stabilisierung der Eurozone durch die Leistung von Finanzhilfen in Form von in- und direkter Bankenrekapitalisierung an den 1 griechischen Banken.  Die Beschleunigung der griechischen Justiz oder weniger bürokrati- sche Verwaltung waren nie die von IWF, ESM und EZB verfolgten Motiven. http://www.bundesfinanzministerium.de/Web/DE/Themen/Europa/Stabilisierung_des_Euroraums/Stabilitaets mechanis- Daher ist es eine Sache zweitrangiger Bedeutung wenn nicht vollkommen überflüssig, ob die zukünftigen Sparauflagen von hoch oder weniger qualifizierten Beamten durchgesetzt wer- den. Von zentraler Bedeutung bleibt nach wie vor die Schuldenerleichterung des Landes, die die Rückkehr und selbstständige Finanzierung des Landes an dem freien Markt erlauben wird. Dies stellt eine politische Entscheidung dar, die auf europäischer Ebene zu treffen ist. – Margarita Kontogeorgou


Leserbrief zu “Die Hippies sind schuld” von Thomas Assheuer

Vielen Dank für den Artikel. Über das Thema, wer trägt die Schuld an der Misere im Westen, wird viel nachgedacht.

Sie schildern die verschiedenen Trends, Bewegungen und Entwicklungen nach dem Krieg. Amerika hat sich dabei anders entwickelt als Europa. Auch Sie bezweifeln, ob die Hippies und die Visionen, die die neue Digitaltechnologie entfalten, noch zur linken Seite zugerechnet werden können.

Aber: Visionen und naive auch verrückte Vorstellungen von den Verhältnissen in der Gesellschaft sind doch immer Teile solcher Bewegungen. Ist das Geschehen „vor Ort“ nicht immer „in Bewegung“ und somit zu instabil, um realistische Szenarien formulieren zu können? So ist es gut, diese Wege „noch einmal zu erzählen“, wie Sie es versuchen. Doch kommt mir bei einer ideengeschichtlichen Sichtweise einiges zu kurz.

Bewegungen – seien sie technologischer oder geistiger Art –  müssen die Wirklichkeit erst mal ausblenden und mehr erhoffen, als es möglich ist. Sie müssen die auf festgetretenen Pfaden laufende Gesellschaft und die herrschenden Produktionsweisen in Frage stellen. Wobei die Grundzüge der Gesellschaft wie Freiheit, Markt, Demokratie, Technik, Medien, Arbeitsweise erhalten bleiben. Kurz: die Hippies und die 68 waren notwendige „Lockerungsübungen“ für unsere Gesellschaft. Die neue Digitaltechnik ist es nicht.

Diskussionen über (Fehl-) Entwicklungen wie Political Correctness (Staas Zeit 4/17, Steinfeld SZ 300/16), Identitätspolitik (Mangold Zeit 50/16) oder auch die Idee der staatsfreie(n) Liquid Democracy, die Sie aufgreifen, sehen meistens nur einzelne Bereiche und verzerren so die Sichtweise.

Nun sind Gesellschaftliche Entwicklungen immer schwer zu deuten. Bude (2016) hat schön beschrieben, wie das Wirken verschiedener gesellschaftlicher Kräfte Stimmungen prägen könnten. Gegenreaktionen auf die Übermacht des Sozialen und des Rationalen auch Ermüdung und Sättigung postuliert Strauß (Zeit 14/17 S. 41) als Pulsgeber der neuen Zeit.

Könnte man den Sieg von Trump nicht einfacher deuten:

1 Die Protestkultur, die damals von der linken Seite entwickelt und erprobt wurde, steht natürlich jeder Bewegung frei, sie zu nutzen. Ist es nicht eher ein Mangel an Weitsicht, dass man erstaunt ist, dass jetzt die Rechten diese übernimmt und in ihrem Sinne ausbaut?

2 Es sollte uns nicht verwundern, wenn unsere kapitalistisch organsierte Wirtschaft alles aufgreift und integriert, was in den Markt passt. Vielleicht wird sie auch – zähneknirschend – einen mit Zöllen akzeptieren.

3 Wenn Fragen des Randes wie Homo-Ehe und Identitätsprobleme von Minderheiten begeistert und intensiv diskutiert werden, darf man sich nicht wundern, wenn andere Minderheiten oder sogar eine Mehrheit sich fragt, wo die Solidarität für sie selbst bleibt. Insbesondere dann, wenn der Zugang zur Bildung und Wohlstand ganzer Bevölkerungskreise offensichtlich nicht ausreichend thematisiert wird.

Denn hier liegen doch eher die Gründe für das Emporkommen der neuen Rechten wie in GB beim Brexit, bei Trumps Wahl, in Polen bei der PIS.  Man kann nur hoffen, dass der Katzenjammer, den Sie beobachten, zum Umdenken führt. – Hans Lazarus


Leserbrief zu „Ab durch den Kamin“ von Annick Eimer

Holz wächst nur an Holz!

Die Darstellung im genannten Artikel der ZEIT, dass in Deutschlands Wäldern wegen steigender Holzpreise eine schädliche Übernutzung stattfindet, wird der Wirklichkeit nicht gerecht. Dazu hier einige Fakten:

  1. Die Holzpreise sind in den letzten 5 Jahren nicht gestiegen, sondern gefallen (Statistisches Bundesamt-Destatis-2017). Zuvor hatten sie sich nach einer 25 jährigen Periode des Preisverfalls in den Jahren 2005 bis 2012 erholt.
  2. Die Ursache für den steigenden Holzeinschlag liegt zu allererst in der Tatsache begründet, dass Holz nur an Holz wächst und unsere Wälder heute so holzreich oder „vorratsreich“ sind, wie sie es seit über 300 Jahren nicht mehr waren. Alte und vorratsreiche Wälder produzieren mehr Holz als junge, vorratsarme Wälder. Unsere Wälder sind heute deutlich älter und vorratsreicher und „produzieren“ folglich mehr Holz! Die umfangreichen Erhebungen zur Bundeswaldinventur (Bundeswaldinventur.de) belegen diesen anhaltenden Trend seit vielen Jahrzehnten.

Seit über 60 Jahren wird in Deutschlands Wäldern weniger Holz geerntet als zuwächst. Hierdurch sind der Holzvorrat (in den letzten zehn Jahren um 7%) und der Holzzuwachs kontinuierlich angestiegen. Das ist ein Ergebnis der Bewirtschaftung unserer Wälder nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit und eben nicht des schnellen Geldes wegen. Die Tatsache, dass wir heute nachhaltig mehr Holz als früher ernten können, ist eine bemerkenswerte international viel beachtete Erfolgsgeschichte mehrerer Generationen und keineswegs ein beklagenswerter Zustand, wie der Artikel suggeriert.

Auch weitere Aussagen halten einer Überprüfung nicht stand: Der Anteil der Schutzgebiete in den Wäldern steigt kontinuierlich an und liegt heute bei über 50 % der Waldfläche (nicht 2 % wie behauptet).  Auch die Aussage, dass unsere Wälder sich strukturell zu Monokulturen verändern, ist falsch! So ist der Anteil der „Monokulturen“ in den letzten 25 Jahren um ca. 15 % gesunken, während Laub- und Mischwälder deutlich auf mittlerweile 75 % zugelegt haben! Die steigende energetische Nutzung von Holz wird scharf kritisiert, dabei schneidet sie in der Ökobilanz deutlich besser ab als Kohle, Gas oder auch Biogasanlagen.

Die Autorin nennt einzelne regionale Fallbeispiele und schließt daraus auf generalisierende Aussagen über das gesamte Bundesgebiet. Das führt in die Irre! Der Artikel bedient ein einseitiges Klischee und wird der oft vielfältigen Realität in unseren Wäldern nicht gerecht!

Gerade bei einem auch emotional aufgeladenen Thema wie „Deutschlands Wälder“ hätten wir uns von der ZEIT tiefere Recherche und Faktentreue erwartet. Wir stehen dafür als Naturschützer und Förster aus Überzeugung gern zu Verfügung.   –

Johannes Thiery (Förster für Naturschutzprojekte in Göttingen)

Karsten Peiffer (Forstamtsleiter in Clausthal- Zellerfeld, Harz)

Ralf-Volker Nagel (Forstwissenschaftler, Forstliche Versuchsanstalt, Göttingen)

Klaus Peter Frerk (Revierleiter in Südniedersachsen)

Klaus Karsten Petersen (Revierleiter in Südniedersachsen)

Regina Petersen (Forstwissenschaftlerin, Forstliche Versuchsanstalt, Göttingen)

Michael Rudolph (Förster und regionaler Pressesprecher für Südniedersachsen)

Victor Steinmann (Forstreferendar in Niedersachsen)