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24. Mai 2017 – Ausgabe 22

 

Leserbrief zu „Störzeichen“ von Ijoma Mangold und Thomas Assheuer

Weder die Pro noch die contra -Seite des Artikels, dass die Existenz auf der Kuppel auf dem Berliner Stadtschloss bespricht, mag wirklich überzeugen. Beide Positionen beziehen sich auf die Vergangenheit, die je nach Standpunkt ein Kreuz überflüssig machen oder gar schädlich erachten. Übersehen wird bei beiden Standpunkten, dass Christen nach wie vor in Deutschland dine Rolle spielen und das Kreuzsymbol eine auch politische Aussage ist. Wir treten für die ein, die in Not sind, wird ausgedrückt und auch:“ Wir treten für eine offene Gesellschaft ein“.

Wir brauchen das Kreuz nicht zu verstecken und wir kennen unsere Herkunft. Das Kreuz ist kein Anachronismus, wie es sogar der „Pro“-Kommentator beschreibt, sondern das Kreuz ist aktuell, stellt uns vor Aufgaben und mitnichten sollten wir es verstecken. Es tut uns Menschen in Deutschland gut, wenn wir Muslime als Muslime leben lassen, wenn wir Agnostiker und Atheisten nicht bedrängen, wenn wir Juden oder Buddhisten als Mitschwestern und -brüder für das Leben in einer bedrohten Welt begreifen. Aber es ist legitim und notwendig, christliche Kultur und Zeichen auch aktuell zu leben und nicht zu verstecken. – Dr. Frank Marx


Leserbrief zu „Das gedopte Land“ von Erich Follath

50 Jahre sind schon vergangen seit Israel das Westjordanland als Besatzungsmacht kontrolliert und versucht, mit dem Siedlungsbau Fakten zu schaffen die der 2-Staatentheorie strikt widersprechen. Heutzutage fragt man sich, was Netanjahu genau will wenn es um die Zukunft Israels und die der Palästinenser geht. Man glaubt als Außenstehender Zeuge einer unehrlichen und verschleiernden Politik Netanjahus zu sein. Er versucht mit allen Mitteln der Interessenpolitik seine Vorstellung von einer Verdrängung elementarer Rechte der Palästinenser auf einen eigenen Staat durchzusetzen.

Das er sich dabei auch der Unterstützung des politisch tumben Präsidenten Trump versichern will ist naheliegend. Trump, der keine Ahnung von strukturierter Politik hat denkt wie der naive Protz nur an den nächsten kleinen Scheinerfolg der ihm zu seiner Befriedigung genügt. Netanjahu dagegen ist der mit allen Wassern gewaschene Realpolitiker dem leider auf palästinensischer Seite kein gleichwertiger Politiker gegenüber steht. Wenn es in dem Konflikt Israelis gegen Palästinenser um die beiden Fragen, geht ob und wann endlich der Palästinenserstaat (Westjordanland + Gaza-Streifen) Realität wird oder ob es nur ein vergrößertes Israel sein soll muss man zu der Überzeugung kommen, dass letzteres völlig unrealistisch ist.

Ein palästinensischer Politiker der sich für die Aufgabe seines Staates entscheiden würde hätte nur im Exil eine gewisse Überlebenschance. Sicher gibt es auch Palästinenser die sich ein Leben in Israel unter Israelis vorstellen können -alleine schon deswegen um endlich in Ruhe leben zu können. Wenn aber die Staatengemeinschaft Israel seit Jahrzehnten auffordert die Besatzung des Westjordanlands rückgängig zu machen und auf Seiten Israels nichts entsprechendes geschieht, muss der Westen von sich aus die Initiative ergreifen um den Dauerkonflikt zu beenden. Obama in seiner Zögerlickeit konnte leider nichts bewirken. – Klaus Reisdorf


Leserbrief zu „Das gedopte Land“ von Erich Follath

Herr Follaths einfache Sicht der Dinge wäre beneidenswert, wenn nicht ein derart schlechter Artikel herauskäme. Ein unfassbarer Zeit-Artikel: 50 Jahre Israel auf 4,5 Spalten mit einigen blutigen Ereignissen. – Jan Albers


Leserbrief zu „Fragt mal was anderes!“ von Susan Djahangard und Jean-Pierre Ziegler

Danke für Ihren Artikel, der in etwa der Beschreibung des Gefühls entspricht, welches ich auch von Freunden und Mitbewohnern kenne, welche wegen ihres Nicht-Klischee-deutschen Aussehens befragt werden.

Ich möchte dem meine eigenen Erfahrungen entgegenhalten:  Über meinen Vater, sudetendeutscher Kriegsflüchtling, habe ich wohl das Aussehen bekommen, welches ich vielleicht als mittelsüdeuropäische Promenadenmischung bezeichnen kann. Auch ich werde öfters mal nach meiner Herkunft gefragt, jedoch nicht von „Biodeutschen“, sondern fast aussschließlich von türkisch-, griechisch-, italienisch- und sonstwostämmigen Menschen. Und ich werde hin und wieder direkt auf türkisch angesprochen.

Die Dialoge sind meist die gleichen wie bei Ihnen:  Woher kommst Du? –  Aus Heidelberg. – Nein, woher stammst Du? – Aus Deutschland. Ich bin Deutscher, und meine Eltern auch. – Ach echt?!

Wenn der türkische Gemüsehändler merkt, dass ich kein Türkisch kann, hält er mich für einen Griechen.  Beim Gyrosladen bin ich ein Türke oder Italiener, etc., israelische Botschaftsangehörige hielten mich für einen Juden.

Mich belustigt das und stört mich nicht im geringsten. Ich sehe darin eher ein Interesse am Menschen und eine Verwunderung über die Abweichung vom Klischee des blonden, großen Deutschen, dem auch ausländischstämmige Menschen erliegen.

Ich halte daher die Frage nach der Herkunft nicht für falsch oder verwerflich. Eher sollte man seine eigene Befindlich- und Emfindlichkeit überdenken, wenn einen die Frage nervt.

Schade daran finde ich, dass man viele Frauen mit dunkler Hautfarbe auf der Straße nicht mit den Augen anflirten kann. Wohl, weil sie selber nicht einschätzen können, ob man sie wegen Ihrer Schönheit ansieht, oder wegen Ihrer Hautfarbe, weshalb sich viele einen indifferenten, in die Ferne schweifenden Blick angewöhnt haben. Natürlich spielt die Exotik immer eine Rolle, aber weshalb sollte man das negativ sehen?

Freuen Sie sich doch über Ihre Besonderheit, bleiben Sie gelassen und werten die Fragen Ihrer Mitmenschen als wohlwollendes Interesse. – Andreas Turnwald


Leserbrief zu „Ein gläubiger Zweifler“ von Martin Klingst

Ich frage mich: „Wie lange hat er denn so grüblerisch, wie auf dem Foto gezeigt, dagesessen? Das ganze Jahr über?“ – Heinz-Peter Luther


Leserbrief zu „Mehr Luft für den Aufstieg“ von Astrid Herbold, Louisa Reichstetter und Anna-Lena Scholz

Ich finde es gut, dass Sie sich in diesem Artikel mit dem Thema Bildungsbenachteiligung in Deutschland befasst haben. Die soziale Herkunft ist immer noch der entscheidende Faktor, der über den Bildungs(miss)erfolg entscheidet, das wird in dem Artikel deutlich. In den Interviews wird zwar angerissen, welche Mühen mit dem sozialen Aufstieg durch Bildung verbunden sind, allerdings wird dieser Aspekt leider nur oberflächlich behandelt. Es wird nicht transparent, welche Bildungshürden es wirklich bzw. insgesamt zu überwinden gilt und vor allem nicht, wie es BildungsaufsteigerInnen gelingt, diese Hindernisse tatsächlich zu überwinden.

Nicht jeder hat das Glück, ein Stipendium zu bekommen, was ist also mit dem „Rest“ der Studierenden, ohne Akademikereltern? Deswegen wäre es interessant, das Thema dieses Artikels noch etwas tiefgehender zu analysieren. Gerade wenn man möchte, dass Studierende, die sich in der Situation des Bildungsaufstiegs befinden von diesem Artikel profitieren, ist es notwendig, mehr auf die Mechanismen einzugehen, die den Bildungsaufstieg erschweren. Meiner Meinung nach bietet dieses Thema genug Potential, um als eigene Serie im Chancenteil der Zeit zu erscheinen. Wünschenswert dabei wären weitere Interviews mit Studierenden erster Generation aber auch mit ExpertInnen auf dem Gebiet der Bildungsforschung (z.B. Aladin el Mafalaani).

P.S.: Die Grafik auf Seite 62 erfordert fasst Kenntnisse aus dem Basismodul Statistik, könnte man die Botschaft der Grafik nicht auch einfacher darstellen, damit sie jedem/jeder auf ersten Blick zugänglich wird? Ein einfacher Trichter hätte seinen Zweck doch auch erfüllt? – Lisa Ferin


Leserbrief zu „Die Parteivorsitzende“ von Sven Siedenberg

Im  Artikel „was bewegt Susanne Wiest?“ ist als Fürsprecher der Idee GRUNDEINKOMMEN auch Götz Werner(dm-Drogerie) erwähnt; warum nicht auch sein mit Matthias Weik und Marc Friedrich gerade erschienenes kleiner 1o-Euro-Buch: SONST KNALLT´S .

Das wäre doch eine gute Ergänzung des gut gemeinten Artikels von Sven Siedenberg gewesen und für Interessierte eine gute Quelle zum Thema „ bedingungsloses Grundeinkommen“. Untertitel: Warum wir Wirtschaft und Politik radikal neu denken müssen. Eine Nachlese-Empfehlung von – Ewald Bergk


Leserbrief zu „Sie jagen vor Reykjavík“ von Fritz Habekuss

Sie jagen vor Reykjavik von Fritz Haberkuss zeigen Sie auf dem 2. Foto: Das gebrochene Auge……

Muss das sein?  Finden Sie das schön? Haben Sie vor nichts mehr Respekt? Unter einer Gräfin Dönhoff hätte es so etwas nicht gegeben. Wem nützt es so etwas zu sehen? Der Tod gehört zum Leben, ganz klar aber  hier dieses? Ein ganz klares PFUI – Hannelore Schmidt


Leserbrief zu „Der Fluch des Talents“ von Hans Ulrich Gumbrecht

Das war ei, wirklich schlechter Artikel. Mario Götze ist krank und kein verschleudertes Talent. Kann man gefälligst so lange warten bis er genesen ist, bevor man solche sinnleeren Zeilen verfasst. Auch die Hypothese dass es möglichst gespaltene und ungerechte Gesellschaften braucht um wahre Talente zu entwickeln ist hanebüchen. – Thomas Oesterle


Leserbrief zu „Zechen statt Fasten“ von Urs Willmann

Zu Ihrem „Fundstück der Woche“ (Zechen statt Fasten,S.34)

Ein solcher Schreibfehler, eine Verwechselung des Klosters Lorsch (gegründet 764, jetzt Weltkulturerbe) mit dem Weinstädchen Lorch im Rheingau, ist für die „Zeit“ doch eher etwas peinlich. Aber dass viele Bauern der später armen Gemeinde Lorsch vom Tabakanbau lebten ist richtig, und es war noch in meiner Kindheit der Fall. Bitte korrigieren! – Prof. Dieter Silber


Leserbrief zu „Räumt auf!“ von Götz Hamann

Die „Eingraiftruppe“ zur Regulierung der digitalen Konzerne liest sich in dem Artikel wie die Stellenbeschreibung für einen Fußball-Schiedsrichter.

Aber kann das funktioieren? Im Fußball sind die Regeln klar und was reguliert werden soll, ist fest gefügt. Im um sich greifenden digitalen Wirtschaftsgeschehen ist indes gar nichts fest gefügt und klar. Ständig werden neue Sachverhalte geschaffen, die beurteilt und ggf. geahndet werden müssen.

Die plumpen Fälle von Übervorteilung sind schnell erkannt und bedürfen keiner Regulierung durch den Staat. Entweder ist es eindeutiger Betrug, dann greift das Strafrecht, oder die Masche ist so grobschlächtig eingefädelt, dass niemand drauf reinfällt.

Aber da gibt es z.B. einen namhaften Anbieter von CAD-Software. Dessen neueste Idee ist, die Computerleistung online anzubieten, die Daten „in der Cluod“ aufzubewahren und so den Nutzer davon zu entlasten, sein Werkzeug ständig auf dem neuesten Stand zu halten. Der Anbieter stellt immer die aktuellste Version zur Verfügung. Ein tolles Angebot. Aber.

Mit jeder Stunde, die ein Nutzer in seine eigenen Konstruktionen steckt, wird er abhängiger von dem CAD-Anbieter. Nur wenn der Nutzer ständig weiter zahlt, kann er überhaupt an seine selbstgeschaffenen Daten dran. Er wird zum Sklaven des CAD-Anbieters.

Was will der Schiedsrichter machen?

Solange die Kosten im Rahmen dessen bleiben, was ein lokal installiertes CAD-Programm mit gelegentlichen Updates auch kostet, ist das eine reelle Dienstleistung. Was aber, wenn der CAD-Anbieter die Preise erhöht? Klar, wenn er statt 100,- $ im Monat plötzlich 1000,- $ verlangt, ist es Wucher und kann vor Gericht gebracht werden.

Aber wenn er schleichend die Schraube anzieht? Im Grunde ist das so wie bei den Banken. Über Jahrzehnte haben sie sich zwischen uns und unser Geld geschoben. Und heute verlangen sie „Gebühren“, wenn wir über unser eigenes Geld verfügen wollen. Auf so etwas kann eine Regulierung erst dann reagieren, wenn es zu arg geworden ist, oder sich das unlautere Verhalten manifestiert, also ggf. erst nach Jahren oder Jahrzehnten.

Und selbst dann stelle ich mir ein „nicht lange fackeln“ interessant vor in Zeiten von Investitionsschutz-Abkommen. Am Ende wird es doch wieder darauf hinauslaufen, dass ein Kläger da sein muss, der ein Gericht anruft, welches urteilt; und dann braucht es den Staat, der das Urteil durchsetzt.  Wie schon immer. – Anonymer Leser


Leserbrief zu „Hokus Pokus“ von Bernd Ulrich

Der Artikel enthält umfassende Überlegungen zu Trump und der amerikanischen Politik, die ich bezüglich Trump und des “War on Terror” des G.W.Bush völlig teile. Bezüglich der amerikanischen außen- und militärpolitischen Grundsätze bin ich auf Grund der Lektüre zweier Bücher des Gründers des US Think Tanks STRATFOR, George Friedman, (The Next Decade, Doubleday, und Die nächsten 100 Jahre, Campus), anderer Ansicht; nicht wegen der darin versuchten geopolitischen Vorhersagen, sondern wegen der Erläuterungen der langfristigen geopolitischen Strategie der USA.

Anderer Ansicht bin ich, weil es geopolitische Strategie der USA ist, ihre absolute militärische Vorherrschaft unbedingt langfristig zu verteidigen, und weil die USA so stark sind, dass die Erzeugung weiteren Terrors und die Fehlschläge im Nahen Osten ihre strategische Position nicht gefährden und von einem Abstieg der USA mittelfristig nicht wirklich etwas zu sehen ist.

Es ist beständige Politik der USA, in allen Weltregionen ( Europa, Russland, China, Indien und Iran/arabische Länder) einen regionalen Hegemon unter allen Umständen zu verhindern, möglichst durch Instrumentalisierung und Unterstützung des jeweils schwächeren Teils; und wenn es gar nicht anders geht, durch eigenes militärisches Eingreifen. Das erklärt die sonst unverständlichen Seitenwechsel der USA in den Irak-Iran-Auseinandersetzungen. Dies hat natürlich G.W Bush gründlich versiebt, indem er dem Iran durch Demontage des Irak das Gegengewicht genommen hat. Dies führt dazu, dass die USA Saudi Arabien militärisch aufzubauen und den Iran trotz des Atomabkommens zurecht zu stutzen versuchen.

Und dies erklärt auch, warum die USA Europa gegen Russland in Stellung bringen und warum sie Russland klein zu halten versuchen und warum sie sich um China große Sorgen machen und warum sie Europa nicht allzu stark sehen möchten, notfalls indem sie der Türkei den Weg in die EU öffnen und somit eine wirkliche europäische Vereinigung langfristig verhindern. Ist das Anti-Amerikanismus oder Realismus? Und kann man das in diesem Falle Unterscheiden? – Dr. Hergen Heinemann


Leserbrief zu „Fragt mal was anderes!“ von Susan Djahangard und Jean-Pierre Ziegler

………und es gibt auch Deutsche  mit dunklen Haaren, braunen Augen und  schnell bräunendem Teint ohne Migrationshintergrund . Wenn ich auf die Frage <woher kommst du> antworte, < ich bin Deutsche> kommt in der Regel <ja , aber woher sind deine Eltern>. Nun, die sind auch Deutsche . Wie Großeltern, Urgroßeltern, Ururgroßeltern usw . Nachzulesen in Kirchenbüchern aus dem Sudetenland zurück bis 1709.  Um jedes graue Haar bin ich dankbar, und ich färbe sie nicht . Grau hellt den Gesamteindruck auf und ich werde immer seltener nach meiner Herkunft gefragt, was einen ganz anderen Einstieg in Gespräche ergibt, weil ich anders wahrgenommen werde. Ich stimme dem Artikel voll zu. Dauert wohl noch bis sich (vielleicht auch unbewusste) Vorurteile, die sich als Interesse tarnen, auflösen. – Heike Ehrenfeld


Leserbrief zu „Die Mittelschicht entlasten! Aber wie?“ von Mark Schieritz

Hervoragend klarer Artikel von Herrn Schieritz, sollte Pflichtlektüre aller Politiker werden. Allerdings eine Frage: Es scheint jeweils um Arbeitseinkommen i.e.S. zu gehen. Wo aber bleiben die Renten, Kapital- und Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung?

AfD: Hier differenzieren Sie leider nicht zwischen der „alten“ AfD und der AfD nach der Spaltung sowie der LKR der Herren Lucke, Henkel und Genossen. Denn die gehören ja zu den schärfsten Gegnern der heutigen AfD. Das trägt nicht zu sachgerechter Information bei! – Heinz-Dieter Busch


Leserbrief zu „Mehr Luft für den Aufstieg“ von Astrid Herbold, Louisa Reichstetter und Anna-Lena Scholz

Aus meiner Sicht sind es nur zwei Stellschrauben, die helfen, Kinder aus allen „Schichten“ (!!!) an die Gymnasien und Universitäten zu bringen.

Zum einen sind es das kostenfreie Studium und das Bafög, die die materielle Möglichkeit schaffen und erhalten müssen, dass auch Kinder von Arbeitern und „kleinen“ (!!!) Angestellten den Weg zum Hochschulabschluss finden.

Zum anderen geht es um die gegenseitige Abgrenzung der sogenannten Schichten. Hier geht es nicht nur um Konkurrenz – wer sichert sich am Ende die bestbezahlten Jobs – sondern vor allem darum, Bildung an sich zu schätzen. Dieser Punkt kommt gesamtgesellschaftlich immer mehr unter die Räder, Bildung wird heute hauptsächlich als Mittel zum Zweck gesehen. Und wem Bildung im Kern fremd bleibt, wer sie nur als Mittel zum tollen Job begreift, der zieht sich eher auf die Haltung zurück, die auch der erfolglose Fuchs den Trauben gegenüber einnahm: „Die sind mir zu sauer.“ In meiner Kindheit habe ich die Abgrenzung von unten erfahren, in der sich Stolz und Neid mischten: „Die Gebildeten sind sowieso alles Idioten.“ Bildung müsste also wieder mehr als Wert an sich vermittelt werden, damit auch Kinder aus „bildungsfernen Schichten“ sie ohne Scheu als Gabe zur eigenen Persönlichkeitsentfaltung annehmen können. – Angela Paap


Leserbrief zu „Fragt mal was anderes!“ von Susan Djahangard und Jean-Pierre Ziegler

“Was heißt denn „fei“?“ wurde ich auf dem Pausenhof gefragt. Ich war acht und wir waren gerade von Schwaben nach NRW gezogen. Es war der vierte Ort an dem ich wohnte, vorher aber nur Süddeutschland. „Das finde ich fei gut.“ Tja, eines war klar, ich war kein Einheimischer. Ich war die aus Bayern. Ob es noch fremder gewesen wäre, wenn ich aus Afrika gekommen wäre?

Gibt es Nuancen beim Fremdsein? Die nächste Station war Italien. Blöderweise liefen gerade die Holocaustfilme. Ich war dreizehn, als ich gefragt wurde, ob ich mich schäme Deutsche zu sein. Ich wusste es nicht. Bei der Kappler Entführung rief die Deutsche Schule bei uns an, wir sollten lieber nicht in die Stadt fahren. Mein Vater brachte uns zum Bahnhof und wir fuhren für ein paar Tage außer Landes. Zurück in Deutschland war es nicht besser und ich hatte den Eindruck meine türkischen Nachbarn waren deutscher als ich.

So sammelten sich die Erlebnisse im Laufe der Jahre und beim besten Willen konnte ich mit der Aufforderung Adornos, die Heimat mitzunehmen nichts anfangen. Welche Heimat hätte ich mitnehmen sollen? Auf einem Schulkonzert für Flüchtlinge in der Turnhalle meiner Kinder habe ich Eatemad kennengelernt. Sie kommt aus Syrien und wir sind seit zwei Jahren befreundet. Ich war neugierig, wie es in der Turnhalle aussieht, obwohl uns gesagt wurde, das wäre unhöflich. Sie hat mich untergehakt und mir die Turnhalle gezeigt. Mit ihrer konservativen Art ist sie mir ähnlich.

Bevor sie Deutsch gelernt hat, haben wir uns mit Blicken verstanden. Und ich habe gelernt, wie unwichtig Sprache für die Kommunikation ist.  Derzeit gerade wieder in NRW  wurde mir nach einer Niederlage des FC Köln gegen Bayern geraten, besser zu verschweigen, dass ich aus Bayern sei, das könnte gefährlich werden.

Meine Tochter studiert in Südamerika und eine Kommilitonin schwärmte für Deutschland. Ihre Mutter hatte alle Bücher von Hitler gelesen. Meine Tochter war völlig irritiert und findet es schlicht anstrengend deutsch zu sein. Sie kann jeden verstehen, der diese Identität loswerden will. Ja – Verständnis für die beiden Autoren, die nicht ständig eine Identität übergestülpt bekommen, die man nicht lebt. Lustig finde ich ihre positive Konnotation von deutsch – es ist ein schönes Signal für dieses Land. Gegen aufdringliche Fragen muss man Grenzen ziehen. Aber über interessiertes Fragen sollte man sich auch freuen, denn es ist auch das Fundament von Freundschaft. – Dr.phil. Dr.(RSM) Bettina Vogel-Walter


Leserbrief zu „Über kurz oder lang“ von Henning Sussebach

Das aktuelle Dossier war für mich als Mitteleuropäer mit Standardmaß absolut nichtssagenden und sinnentleert und der Rubrik nicht würdig. Wenn Ihnen wieder einmal kein geeignetes Thema einfällt, bitte nicht über Frisurentrends in friesischen Kleinstädten philosophieren, sondern lieber drei leere Seiten als stillen Protest gegen die zunehmenden Beschränkungen der Pressefreiheit in der Türkei und andernorts bringen. Manchmal ist weniger mehr. – Dominik Dute


Leserbrief zu „Hokus Pokus“ von Bernd Ulrich

Ich vergleiche den Tenor Ihrer früheren Beiträge in der „Zeit“ mit dem neuesten (Hokus Pokus) und komme zum Schluss: Sie hatten „Ihr Damaskus“. Glückwunsch! – Anonymer Leser


Leserbrief zu „Die Mittelschicht entlasten! Aber wie?“ von Mark Schieritz

„ was würde es kosten…“ die Fragestellung allein ist schon falsch und der Folgesatz „in jedem Fall wird es teuer..“ ist dann schon Unsinn. Die Antwort auf die erste Frage und somit auch auf die Zweite heißt, „Nichts würde es kosten“. Es handelt sich nämlich um eine Umverteilung nicht um eine Bezahlung. Steuereinnahmen werden zurückerstattet, und zwar zu denen, die am meisten einzahlen.  Und was machen die glücklichen Empfänger damit,  essen das Geld auf oder verbrennen es beim Barbecue ?  Es ist eher wahrscheinlich, dass sie das Geld investieren oder für den Konsum ausgeben, vielleicht auch etwas auf die hohe Kante legen.

Das Geld ist also nicht weg sondern nur woanders, gesamtwirtschaftlich gesehen, völlig unerheblich also, das Ganze. Oder doch nicht, anstatt das Steuergelder in wenig kontrollierte Milliardenlöcher verschwinden ( BER ..) geht es ein in den Wirtschaftskreislauf, der zumeist volkswirtschaftlich effektiver  ist, als staatliche Gelder für sinnlose Subventionen und Projekte pulverisieren zu lassen. Den Mittelstand zu entlasten ist nicht teuer sondern äußerst profitabel. – Dr. Bernhard Jung


Leserbrief zu „Fragt mal was anderes!“ von Susan Djahangard und Jean-Pierre Ziegler

vor zwei wochen fühlte ich mich verstanden bzw. bestätigt, als ich henning sußebachs beitrag las, der erklärte, warum er menschen mit migrationshintergrund nach ihrer herkunft frage und argumentierte, er wäre einfach neugierig und fände es ignorant, nicht zu fragen.

die aufforderung von susan dajahangard und jean- perre ziegler in der aktuellen zeit, mal was anderes zu fragen, haben mich aber sehr berührt! ich bedanke mich für die erklärung aus erster hand und muss bekennen, dass ich mir das anders vorgestellt hatte, ja wahrscheinlich  nicht weit genug darüber nachgedacht habe!

ich schäme mich jetzt fast ein bisschen, dass ich das bisher nicht bedacht habe, was mein fragen diesbezüglich signalisiert bzw. was ich denn damit zu erfahren gemeint habe.

ich bin tatsächlich froh, dass mir ab jetzt klar ist: ich erfahre nichts besonderes bei der frage nach der herkunft, ich verstärke lediglich das gefühl der fremdheit bei meinem gegenüber, da ich diese frage nur menschen stelle, die anders aussehen oder heißen. ich wäre von alleine nicht auf die idee gekommen, dass ich damit den ersten schritt in richtung rassismus gehe (der damit beginnt, jemanden als fremd zu erkennen) und kann mir jetzt zum ersten mal vorstellen, dass dieses fragen nicht interesse vermittelt, sondern das gefühl nicht dazu zu gehören. dafür bedanke ich mich bei susan dajahangard und jean-pierre ziegler! –  Brigitte Katt


Leserbrief zu „Der Fluch des Talents“ von Hans Ulrich Gumbrecht

Bezüglich Risikofreudigkeit gibt es an Ihrem Essay nichts auszusetzen, und mit einer Mannschaft, in der John F. Kennedy und Fidel Castro neben Cristinao Ronaldo und Lionel Messi auflaufen, haben sie ein beeindruckendes Team ins Feuilleton der ZEIT gestellt.

Es fehlt allerdings die Treffsicherheit und die Übersicht. Ihr Satz „Wenn Deutschland während der vergangenen Jahrzehnte weder im Sport noch in der Politik als eine Nation der Talente glänzen konnte“ knallt den Ball zum Beispiel vom Elfemterpunkt fast turmhoch über´s Tor.

Ich erlaube mir daher, Sie – pars pro toto – an Boris Becker und Michael Schumacher zu erinnern, die hatten ihre Sportgeräte, sich selbst und ihre jeweiligen Gegner so gut und lange unter Kontrolle, dass man ihnen ernsthaft wohl weder das Jahrhunderttalent noch den Welterfolg absprechen kann.

*

Beim Abstieg aus Ihrem Elfenbeinturm in die keineswegs bloß „verwitterte (deutsche) Wirklichkeit“ könnte Ihnen (und den verehrten Redakteuren der ZEIT) übrigens auch Philipp Lahm assistieren, der nicht nur auf dem Fußballfeld, sondern auch als – sehr kluger – Kommentator in der ZEIT schon des öfters geglänzt hat.

Folgt man den – erfreulich demütig wirkenden – Ausführungen von Lahm aufmerksam, dann hat neben all den von Ihnen angeführten Faktoren auch immer der Zufall ein Wörtchen dabei mitzureden, ob ein ganz großes Match knapp gewonnen oder knapp verloren wird.

Ob aus einem Jahrhundertalent wie Mario Götze am Ende ein Weltstar wird, das liegt vielleicht schlicht ganz außerhalb der Sphäre dessen, was man ganz allein mit menschlichem Zutun beeinflußen oder gar endgültig bestimmen kann.

Nicht zuletzt die fünf Tore, die der Bayern-Spieler Robert Lewandowski in bloß neun Minuten am 18. September 2015 gegen Wolfsburg geschossen hat, sollten daran erinnern. Die besondere Ironie damals war übrigens, dass just an diesem Tag der VW-Dieselskandal auf allen Titelseiten war.

*

Selbst was Ihre Einschätzung der Talente deutscher Politiker anbelangt, kann ich mich Ihnen nicht anschließen, sehr geehrter Herr Gumbrecht. Obwohl ich annehme, dass Frau Merkel einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet hat, dass die deutschen Autobauer beim Dieselmotor auf Abwege gekommen sind, und obwohl ich wenig Zweifel habe, dass sie sich mit Ihrem Stehsatz „Keine Obergrenzen“ einen  vollkommen entbehrlichen Ausflug ins Grenzgebiet von Größenwahn und Scheinheiligkeit geleistet hat, würde ich Ihr großes politisches Talent nicht absprechen.

Ich finde zudem – obwohl ich dem Gender-Thema meine konzentrierte Aufmerksamkeit nur sehr selten schenke – auch das völlige Fehlen der expliziten Nennung von Frauen in ihrem Aufsatz, der ja doch auf gesamtgesellschaftliche Erkenntnisse abzielt, etwas befremdlich.   – Peter Jungwirth


Leserbrief zu „Sie jagen vor Reykjavík“ von Fritz Habekuss

Ihr Artikel hat mich sehr interessiert, weil ich als Japanerin sehr oft gefragt worden bin, warum die Japaner die Wale essen. Die Frage hat mich immer irritiert, weil das Walfleisch, als ich in den 70er-Jahren geboren bin, schon längst im normalen Haushalt nicht mehr auf den Tisch gekommen ist. Und so bleibt es bis heute. Das Fleisch gehört eher zu den seltenen Delikatessen. Deshalb hätte ich gerne gewusst, wie oft eigentlich Walfleisch von den normalen Isländern verzehrt wird. Ist das im normalen Supermarkt stets vorhanden? Wie viel kostet es im Durchschnitt?

Nach der Lektüre habe ich die Internetseiten von den japanischen Ministerien und Verbänden, die für den Walfang zuständig sind, gelesen. Ihre gesamte Argumentation ähnelt sehr der von Island und sie behaupten natürlich, dass der Walfleischkonsum zur kulinarischen Tradition gehört. Sie zeigen sogar die idealen Zubereitungen und Restaurantempfehlungen. Wenn ich eine gute Gelegenheit hätte, würde ich das Fleisch schon probieren. Was das Meer uns schenkt, wird dankend angenommen, solange der Prozess die Natur nicht gefährdet, so denke ich als Insulanerin.

Hingegen werde ich schon allein beim Gedanken eine Gänsehaut bekommen, wenn ich etwa Rinderhirn essen müßte. Auf welche Dinge zu verzichten, sei es Wal, sei es Schwein, ist eher eine kulturelle-philosophische Frage. Die ethische Frage wird erst gestellt, wenn ein Lebewesen unnötig viel getötet wird und dessen Rest als Müll entsorgt ist. Aber auf jeden Fall müssen sich alle Länder um den Artenschutz kümmern. Nur der Satz, den der japanische Walfangverband geschrieben hat, ist jedoch in mir hängen geblieben; der Schutz eines Lebewesens bedeutet nicht etwa Bedrohung einer anderen Kreatur? Trotz der etwas übertriebenen und teilweise nationalistischen Argumente könnte ich ihnen sogar recht geben. Mit welcher Berechtigung dürfen wir das tun? – Ai Kretschmer-Nakashima


Leserbrief zu „Mode verstehen“ von Marcus Rohwetter

Zeitungsbeilagen zu einer „Sofortrente“ habe ich schon des öfteren gefunden. Ich habe das nie für seriös gehalten, aber jetzt habe ich für meine Vermutung einen eindeutigen Beleg. Nach meinem Verständnis müßte es sich dabei um eine Verlosung handeln. Dabei wären gleiche Losnummern ausgeschlossen. Jetzt habe  ich von BurdaDirect zwei solche Zettel mit identischen Nummern gefunden. Ich weiß nicht, ob das schon einmal Thema war. Wenn nicht, gehört es mit in diese Kolumne. – F. Kronberg


Leserbrief zu „Ohne die Wehrmacht geht es nun mal nicht“ von Jens Jessen

Ich bin sehr selten mit der Meinung, die Sie in Ihren Artikeln ausdrücken einverstanden. Hier kann ich es einmal fast vorbehaltlos sein. Bravo! – F. Kronberg


Leserbrief zu „Störzeichen“ von Ijoma Mangold und Thomas Assheuer

Heute scheint die Kongruenz von Form und Inhalt ohne Belang. Das Kreuz, geradezu DAS Symbol von Christentum und Kirche scheint seinen Bedeutungsinhalt verloren zu haben. [Viele junge Mädchen hängen es sich um den Hals ohne je getauft worden zu sein, geschweige denn die damit verbundenen und zur Schau gestellten Werte näher zu kennen oder gar zu vertreten.] Wie sonst könnte man das profane Humboldt Forum (in dem ja die kaiserliche Kapelle fehlt!) mit dem Inbild des Sakralen krönen?

Eine neue Kuppel (für die Fernwirkung) in abstrahierter Gestaltung (für die Nähe) löst das Problem. (Norman Fosters Reichstagskuppel – tatsächlich von Leonhardt, Andrä & P. – übernimmt auch nur die äußere Silhouette und zeigt damit sowohl die alte Idee als auch die heutige baukünstlerische Leistung.) Für das „Klingen“ der vergangenen Epoche hat man mit den fake facades schon ausreichende Anstrengungen genug unternommen. Die wache Gegenwart hat schon immer für eine Uminterpretation  historischer Formen gesorgt, selbst im geschichtsbegeisterten Historismus des 19. Jahrhunderts, als zeitgenössische Schulen, Krankenhäuser oder Verwaltungsbauten in’s Gewand des griechischen Tempels schlüpften.

Welchen Gewinn hätten wir, wenn ein Neubau des 21. Jahrhunderts (teilweise ja schon im Kostüm des 18. Jahrhunderts) durch eine sklavisch genaue Detailrekonstruktion seinen Charakter als Nachbau-Kompromiss des 21. Jahrhunderts vollends verlöre? Keine europäische Kunstepoche hat darauf verzichtet, ihre eigenen Werte zum Ausdruck zu bringen. Werte sind einem ständigen Wandel unterzogen und es ist also umgekehrt, Herr Mangold:  Die Gestrigen ertragen es nicht, dass einige ehemaligen Werte heute nicht mehr gelten. Seien wir froh um diesen Wandel, der aus protzigen Residenzen oder parasitären Zwingburgen für die Minderheit fortschrittliche Kultureinrichtungen für die Mehrheit macht! Wir bauen ja nicht für gestern, sondern für heute.

Anachronismen werden nicht immer „als unerträglich empfunden“, wie ja gerade die Schlossrekonstruktion zeigt! Mit ihr hat man doch gerade die städtebaulichen Einsichten der Vergangenheit als auch für heute taugliche Weisheit eingestuft. – Dr. Dietrich W. Schmidt


Leserbrief zu „Mehr Luft für den Aufstieg“ von Astrid Herbold, Louisa Reichstetter und Anna-Lena Scholz

Man kann diese zahllosen Studien über die „Bildungsprobleme“ in Deutschland fast nicht mehr ertragen – Krethi und Plethi stürzen sich mit Freude auf dieses Thema. Und das immer gleiche Ergebnis: Unsere Jugendlichen sind benachteiligt wie nirgendwo sonst auf der Welt!

Was soll dieser Blödsinn! Beginnt der Mensch beim Abitur und dem Hochschulabschluss?

Um Himmels Willen – was ist denn daran so schlecht, wenn den Kindern in manchen Elternhäusern kein Goethe und Schiller beigebracht wird – sie dafür ihren Talenten entsprechend gefördert werden und einen handwerklichen Beruf erlernen – vielleicht sogar den des Vaters! Ich bin Bäckerssohn und habe meinen Hochschulabschluss mit Auszeichnung bestanden – dass ich nicht promoviert habe, lag seinerzeit an den schlechten Einstellungsbedingungen in den Schuldienst – ein Termin später und ich wäre mit Doktortitel und Topnoten auf dem Markt für arbeitslose Lehrer gelandet! Und viele meiner promovierten Freunde und Bekannte kommen aus sog. bildungsfernen Elternhäusern!

Wann begreift diese dämliche Gesellschaft endlich, dass Maurer, Kassierer, Schneider und Tischler für unser alltägliches Zusammenleben wichtiger sind als ein Heer nutzloser Akademiker? – Franz Schneider


Leserbrief zu „Die Mittelschicht entlasten! Aber wie?“ von Mark Schieritz

Vielen Dank für diesen Artikel. Endlich mal jemand, der ordentlich mit den Prozentzahlen umgeht. Eine Bitte an DIE ZEIT: diesen Artikel als Leitfaden all jenen geben, die zukünftig über Mittelstand, Armut, Reichtum, Freibeträge, Spitzensätze usw. schreiben. –  Karlheinz Martin


Leserbrief zu „Ohne die Wehrmacht geht es nun mal nicht“ von Jens Jessen

Der wahre Grund, warum „Flinten-Uschi“ (ugs) Helmut Schmidt abgehängt hat,  ist ein anderer: bis heute gilt er als großer Kanzler! Ohne seine militärischen Vorkenntnisse hätte er Hamburg bei der Sturmflut mit Hilfe der Bundeswehr nicht vor größeren Schäden bewahren können. Und welche Kriegsverbrechen hat er denn begangen? Aber Stauffenberg wird geehrt, der war ja „nie“ Wehrmachtssoldat, sondern „nur“ Widerstandkämpfer. Stattdessen macht die CDU von der Verteidigungsministerin einen gewissen Herrn Filbinger zum Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg. War der nicht Marinerichter mit Unrechtsurteilen und hat sogar im Kriegsgefangenlager noch Urteile im Namen der Nazis sprechen wollen. Ich jedenfalls weiß jetzt, dass „Uschis“ Demokratie- und Geschichtsverständnis sehr seltsam ist. Vielleicht sollte sich lieber weiter um Kindergärten kümmern…. – Peter Helbig


Leserbrief zu „Störzeichen“ von Ijoma Mangold und Thomas Assheuer

Als das Berliner Schloss gebaut worden war regierten darin Leute, die meinten ihre Macht von Gottes Gnade erhalten zu haben. Es ist verständlich, dass diese sich ein Kreuz auf die Kuppel setzen ließen. Doch das Humboldt Forum erinnert ja nur äußerlich an das alte Schloss, hat nun aber eine ganz andere Funktion. Diese sind durch eine demokratische Gesellschaft  bestimmt, in der es nun mal eine Trennung von Kirche und Staat gibt. Also, um Himmels Willen – kein Kreuz auf die Kuppel des Forums. Wäre ein Unding für Demokraten und auch ein Missbrauch des christlichen Symbols. Der Berliner Dom steht ja zum Trost für Kreuzfreunde ganz in der Nähe.  – Rainer Lost


Leserbrief zu „Kein Hobby für Bauern“ von Fritz Habekuss

Im Interview „Kein Hobby für Bauern“ sehe ich den Bauernstand beleidigt. Nun ist Maiszüchtung auf dem Niveau des Herrn Karl für keinerlei blöde Menschen geeignet. Aus dem “ mehr als nur ein Hobby für blöde Bauern“ aber in der Überschrift „Kein Hobby für Bauern“ zu machen legt nahe, dass der für die Überschrift Verantwortliche die Bauern für „blöd“ hält. Schließlich findet sich im Text keine Erklärung, warum Bauern an sich für das Züchten hoher Maispflanzen nicht geeignet wären. Ich lese gerne solche kurzen Interviews über exotische Tätigkeiten. Aber bitte ohne abwertende Floskeln. –  Christoph Schröder


Leserbrief zu “ King of Kita“ von Josef Joffe

Es ist nicht nur so, dass 2-jährige realistischer als Trump sind, sondern sogar jeder Fötus ab der 27. Woche ist nachweislich klüger & intelligenter als Trump – sagen Forscher.

Dümmer als Trump ist auf dieser Welt niemand – mit Ausnahme der Journalisten vielleicht, die im Rausch des Trump-bashings und ihrer Lust am grenzenlosen Mobbing jegliches Gespür für Wahrscheinlichkeiten verloren haben und das, was gemeinhin „gesunder Menschenverstand“ genannt wird.

Ich habe gerade ein fünf-Ausgaben-Test-Abo der ZEIT abgeschlossen. Es reut mich! Im Vergleich zu Zeiten Marion Gräfin Dönhoffs ist die ZEIT kaum zu mehr, als zum Fische einwickeln geeignet. – Anonymer Leser


Leserbrief zu „Mehr Luft für den Aufstieg“ von Astrid Herbold, Louisa Reichstetter und Anna-Lena Scholz

Leider hat man den Eindruck, die Autorinnen des Beitrags haben bewusst alle Fehler gemacht, vor denen deren Kollegen neulich in ihrem Artikel über statistische Fehlinterpretationen gewarnt haben. Zweifellos ist der Bildungserfolg in Deutschland auch vom Elternhaus abhängig. Die zitierten Daten belegen das aber nicht, denn hier ist nicht klar, welcher Anteil auf unterschiedliche Begabungen zurückgeht. Dabei wäre es einfach, den Schulerfolg von adoptierten Kindern zu vergleichen, schließlich gibt es keinen Grund, warum von reichen Familien adoptierte Kinder schlauer sein sollten als andere. So hätte man aussagekräftige Daten bekommen. Warum wurde das nicht gemacht? War es Bequemlichkeit? Oder der Wunsch mit dramatischen Zahlen für eine gerechte Sache zu werden? Im letzten Fall muss man fragen: Hält die ZEIT ihre Leser für so dumm? Vor allem weil auch seriöse Zahlen sicher unterschiedliche Chancen zeigen würden, es für statistische Tricks also gar keinen Grund gibt.

Auch die scheinbar höhere soziale Durchlässigkeit in den 1970er Jahren ist vor allem ein statistisches Phänomen. Damals war in der Elterngeneration die Zahl der Akademiker sehr niedrig, viele Jungakademiker hatten Arbeiter und Angestellte als Eltern. Deren Kinder wiederum gelten heute statistisch nicht mehr als Aufsteiger, weil die Eltern ja schon einen akademischen Abschluss hatten. – Tilman Weigel


Leserbrief zu „Über kurz oder lang“ von Henning Sussebach

Selten hat sich bei mir eine anfängliche Skepsis über einen Artikel so schnell in wahres Mitfiebern gewandelt. Der Text dieser zwei körperlich kaum unterschiedlicherer Autoren ist eine erfrischende Herangehensweise an ein selten so missachtetes gesellschaftliches Thema. Als selbst 2m großer Mann kann ich die Gefühle und Gedanken bestens nachvollziehen – plagt auch mich so manches Mal das Gefühl, irgendwie keinen richtigen Platz auf dieser Welt zu haben, wenn meine Beine und der Tisch im Restaurant einfach keine Freunde werden wollen oder ich im Bus gebeten werde, mich doch nicht so auszustrecken im 4er Abteil – obwohl ich einfach nur normal sitze.

Wirklich interessant erschien mir aber der Kommentar von Herrn Sußebach zum Verhalten der Passanten bei Warteschlangen, in denen er steht. Mir ergeht es exakt gegenteilig – als großer Mann scheine ich die Passanten zum Gedanken zu verleiten, bei mir müsse besonders viel Platz zum Durchgehen sein, und so ende ich grundsätzlich als menschliche Furt durch den Fluss. Woran das liegt, hat sich mir bis heute nicht erschlossen.

Jedenfalls: Besten Dank für einen herrlichen Artikel, dem ich einiges an Freude abgewinnen konnte – vielleicht auch nur, weil ich mich wiederfand.  – Tobias Pollmann


Leserbrief zu „Störzeichen“ von Ijoma Mangold und Thomas Assheuer

Der Streit um das Kuppelkreuz am neuen (alten) Stadtschloss in Berlin zeigt wieder auf, welcher Geist bei Grünen und Linken zuhause ist: unüberbietbare Achtsamkeit, wenn es um die Neutralitätsverpflichtung des Staates in Sachen Religion geht. Jede Form christlicher Symbolik im öffentlichen Raum wird penibel unterdrückt. Gleichzeitig kämpft man für den Moscheenbau, für religiöse Essens- und Bekleidungsregeln, ignoriert Konflikte zwischen Christen und Muslimen in Asylunterkünften, feiert die Gettoisierung ganzer Stadtviertel bestimmter Gruppen als Belebung der Kulturlandschaft, stellt die zaghafte Regung der Einheimischen sich ihrer eigenen Kultur zu besinnen bereits als Affront gegen die Gäste hin.

Die Realität zeigt, dass derart asymmetrisch betriebene Protektion von Gruppen nicht integrationsförderlich ist. Bestimmte Ethnien verlachen diesen Staat, der sich seiner selbst ungewiss ist und einen eigenständigen Standpunkt bereits als Akt der Intoleranz betrachtet. Sie sehen in dem vielorts geduldeten Machtvakuum die Aufforderung eine eigene Ordnung nach eigenen, gewohnten Regeln aufzubauen. Statt Integration findet Entmischung statt. Wenn einer Partei das Anbringen eines Kreuzes hintertreibt, darf sie sich nicht wundern, wenn der Wähler auf dem Wahlschein das Gleiche macht.  – G.Bastek    


Leserbrief zu „Schwache Riesen“ von Evelyn Finger

Ich bin Atheist und fühle mich garnicht erlösungsbedürftig.

Gerne aber würde ich von Menschen erlöst, die glauben, sie seien befugt, meine Ansichten zurecht zu rücken! – Volker Lamerz


Leserbrief zu „Fragt mal was anderes!“ von Susan Djahangard und Jean-Pierre Ziegler

Der Vater meines 18jährigen Sohnes ist Schwarz-Afrikaner. Mein Sohn hat ihn nie gesehen, ist aber trotzdem stolz auf ihn, der jahrelang Trommler und Tänzer beim Ballett de Guinée war. Mein Sohn beantwortet entsprechende Fragen situativ nach Lust und Laune, wenn er keine Lust dazu hat, sagt er das. Die Geburtsorte Ihrer Eltern haben genau die Macht über Sie, die Sie Ihnen einräumen.

Höflichkeit ist als sozialer Kitt zwar wichtig, sollte aber kein Fetisch sein. Die von Ihnen favorisierte Frage: „Und was machst du so?“ kommt gut, wenn man Journalist/in bei der ZEIT ist, kann aber auch ziemlich bedrückend sein, wenn man gerade den Job verloren hat oder trotz Super-Qualifikation schlecht bezahlt weit unter Niveau arbeiten muss, um zu leben, weil es mit dem Traumjob leider nicht geklappt hat. Meine Schwester ist übrigens mit einem Finnen verheiratet, eine seiner Schwestern mit einem Marokkaner. Die Welt ist bunt: Entspannt Euch. – Dr. Sabrina Hausdörfer


Leserbrief zu „Schmeckt’s?“ von Maria Rossbauer

Sie schreiben so schön, warum das Essen in der Mensa oft so schlecht ist und wie man das ändern könnte und in vielen Dingen haben Sie recht. Zum Beispiel ist das Geld, das für eine Mahlzeit zur Verfügung steht, meist nicht ausreichend. Es sollte pro Essen 6 Euro betragen. Sie schreiben von Forschern, die herausgefunden haben, dass das Essen durch langes Warmstehen im Behälter nicht mehr gut schmeckt. Das ist auch richtig. Andere Forscher stellen fest, dass es zu viel Fleisch und zu viele fettige Gerichte gibt. Fettige Gerichte lassen eben sich besser heißhalten als knackiges Gemüse und behalten trotzdem ihren Geschmack. Sicherlich lassen sich durch gute Ideen rund um die Mensa, wie Sie schreiben, auch mehr Kinder und Jugendliche zum Essen in der Mensa motivieren.

Immer wieder, wenn die Zeit über Gemeinschaftsverpflegung schreibt, lese ich besonders aufmerksam. Etwas wird nie erwähnt und ich schreibe es Ihnen heute. Ich bin Mitte 50, Mutter von zwei erwachsenen Kindern und von Beruf Hauswirtschaftliche Betriebsleiterin (das gleiche was Bodo Ramelows Mutter war, die im Internat gearbeitet hat, das habe ich auch in einer der letzten Ausgaben der Zeit gelesen..) und will heute auf keinen Fall mehr in der Schul- oder Kindergartenverpflegung arbeiten.

Das Tagesgeschäft der Speisenproduktion besteht aus überbordender Hygiene die mittlerweile so raumfüllend ist, dass z.B. die Vor- und Zubereitung von frischem Biogemüse und die gleichzeitige Zubereitung eines Ragouts im gleichen Raum nicht mehr akzeptiert wird. Von den dazugehörigen Anlieferungen, Lagerräumen und einzuhaltenden Temperaturen und einzuhaltenden Reinigungsrhythmen und dazugehörigen Plänen gar nicht zu reden. Die Lebensmittelüberwachung wird durchgeführt von Köchen, die die „ Seite“ gewechselt haben und die Durchführung z.B. des Grundsatzes: „Lebensmittel müssen vor nachteiliger Beeinflussung geschützt werden“ in seliger Alleinverantwortung interpretieren und einen Zubereitungsbetrieb in ein Haftungsausschlussanstalt   umwandeln.

Zur Verwaltungsvereinfachung und Kostenminimierung sind die Küchen gehalten, eine kleine Anzahl am besten einen einzigen Lieferanten zu beauftragen. Die nachfolgenden Probleme mit verschiedenen Gebindegrössen und daraus resultierender Überproduktion nehmen wir damit in Kauf. Kaufen Sie alles in einem Laden ein?

Und erst das Publikum und dessen Sonderwünsche: wie viele Kinder vertragen oder wollen keine Rosinen, keine Früchte mit Kernen oder Haut z.B. Johannisbeeren, Sauerkirschen oder gar Zwetschgen, keine Nüsse, kein Ei, kein Schweinefleisch, kein Käse, kein Reis, keine Milchprodukte, kein Gluten, keine Vollkornprodukte, kein Fisch, keine Haut vom Geflügel, kein Gemüse,   die Liste lässt sich noch lange weiterführen. Von der Idee des jahreszeitlichen regionalen Einsatzes von Früchten und Gemüse sind alle Esser nicht mehr begeistert, wenn es wie im Mai und Juni deswegen vorwiegend Rhabarberkompott und Rhabarberkuchen gäbe.

Es gibt wenige Speisen die in einer Schulkantine fast ohne Kritik angeboten werden können: Spaghetti mit Tomatensauce, Linsen mit Spätzle ggf, Saitenwurst, Kartoffelsalat mit paniertem Fisch, Kartoffelpüree mit Karottengemüse und pochiertem Ei, an Süßspeisen Kaiserschmarrn (aber ohne Rosinen) mit Apfelbrei, frittierte Apfelringe mit Vanillesauce und jeweils davor eine liebevoll zubereitete Gemüsesuppe.

Die Projektionen die Eltern, Lehrer, Schüler und Verwaltungsmenschen auf die Schulverpflegung haben, ist enorm. Aufgrund meiner über 30jährigen   Berufspraxis komme ich zu dem Schluss, dass das Anspruchsdenken an eine Leistung umso höher ist, je weniger wir praktisch dazu beitragen müssen. Besonders hohe Ansprüche haben wir an eine Leistung (Mahlzeit) die wir im privaten Bereich umsonst bekommen, die wir uns aber in der „außer Haus“ Situation einkaufen müssen.

Alle Küchen haben das Problem, dass deren Wirtschaftlichkeit mit den Rahmenbedingungen und Anforderungen wie oben geschildert, schwer bis gar nicht darstellbar ist. Qualifiziertes Personal zu finden ist schwer, die Tätigkeit einer Küchenleiterin ist schlechter bewertet als die –vergleichbare Größe vorausgesetzt- des Leiters einer KFZ Werkstatt. Die Starköche, die in der Schulverpflegung Gastspiele geben und eklinge Saucen pimpen, ziehen weiter wenn der zähe Alltag kommt. Die Zubereitung nur einer Mahlzeit an fünf Tagen in der Woche rechtfertigt in den Augen der Verantwortlichen keine existenzsichernden Arbeitsplätze (die würden das natürlich nie so ausdrücken…). Klimasensible und sozial gerechte Schulküchen, die Tag für Tag attraktive Speisen zubereiten und sich der kontinuierlichen Wertschätzung von Kindern, Jugendlichen, Eltern, Lehrern erfreuen sind ein schöner Traum. – Ingrid Aumaier-Sauereisen


 


Leserbrief zu „Mehr Luft für den Aufstieg“ von Astrid Herbold, Louisa Reichstetter und Anna-Lena Scholz

Erfolg hat nur, wer eine akademische Ausbildung hinter sich bringt und im Übrigen werden Arbeiterkinder immer benachteiligt, so der Tenor der allgemeinen Diskussion über das was man Bildung nennt. Dabei weiss man so gut wie nicht, was unter Bildung zu verstehen ist. Brauchen wir viele Soziologen, die uns die Welt erklären? Und wie ist das, wenn es keine Elektriker, Mechaniker, Maler, Gärtner etc. mehr gibt? In Deutschland gibt es das Duale Ausbildungssystem, um das wir in der Welt beneidet werden – nur wir selbst scheinen es gar nicht zu kennen. Talente gibt es eben nicht nur im akademischen Bereich. Um der Sache „gerecht“ zu werden, wäre es viel nützlicher, die beiden Möglichkeiten zu vergleichen und nicht nur einseitig auf die Akademiker-Elite zu setzen. Übrigens :

ein Elektromeister verdient einiges mehr als ein mittlerer Rechtsanwalt.

Ich fürchte, in der Diskussion, so wie sie zur Zeit einseitig geführt wird, wirkt eine heimliche Ideologie mit. Die meisten meiner Freunde und Bekannten – sie stammen aus Nicht-Akademiker-Familien – sind auf dem sog. Zweiten Bildungsweg Professoren, Pfarrer und Manager geworden. Das sog.“System“ war offensichtlich, zumindest im vorigen Jahrhundert, „durchlässig“. Nichts für ungut….. – Dr. Klaus Tiedje


Leserbrief zu „Die Überflieger“ Von Moritz Herrmann, Merten Worthmann Und Patrick Ohligschläger

Danke für diesen Artikel. Bisher war es mir wichtig, im ganzen Leben nicht mehr als eine halbes Dutzend Flugreisen zu machen (schon das ist nicht zu verantworten), Löcher im T-Shirt zu stopfen und das Wasser während dem Zähneputzen nicht laufen zu lassen. Nun kann ich Spargeln aus Mexiko essen, alle zwei Jahre neue Möbel kaufen und meinen Müll in den Fluss werfen – darauf kommt es nicht mehr an. Nur wie ich das mit dem Gewissen mache, müssen mir die Vielflieger noch erklären. – Manuel Beusch


Leserbrief zu „Beim Asyl macht es sich de Maizière zu leicht“ von Evelyn Finger

Die Äußerungen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière zum Kirchenasyl in seinem Interview mit Evelyn Finger in der letzten ZEIT kann ich nicht unwidersprochen lassen.

Ich bin evangelischer Gemeindepfarrer und habe in den letzten Jahren bereits zwei Kirchenasyle verantwortet. Als ich im Februar dieses Jahres erneut von Flüchtlingen darum gebeten wurde, habe ich zunächst abgelehnt. Zu ungewiss schien mir die Aussicht – und der Betroffene einer von zu vielen, denen ich es dann nicht auch hätte abschlagen können. Dann jedoch wurde ich hellhörig. Der junge Somali erzählte, er habe immer gesagt, er sei noch nicht volljährig. Sein Alter sei jedoch von den deutschen Behörden geändert worden. Da der angeordnete Termin zur Ausreise nach Italien kurz bevorstand, reagierte das Leitungsgremium unserer Kirchengemeinde rasch mit einem einstimmigen Beschluss zum Kirchenasyl. Unser Ziel dabei: die nötige Zeit zu verschaffen, um die Angaben des Flüchtlings in Ruhe prüfen zu können, bevor Fakten geschaffen werden.

Die Kirchenleitung unserer Evangelischen Kirche im Rheinland hat uns von Anfang an unterstützt und die Verhandlung mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) übernommen. Inzwischen liegt uns die Kopie einer Geburtsurkunde vor. Das BAMF setzte uns vor zwei Wochen eine uneinhaltbar kurze Frist zur Beschaffung des Originals und ordnete parallel dazu erneut die Ausreise an, die zuständige Ausländerbehörde drohte mit gewaltsamer Auflösung des Kirchenasyls. Da am selben Tag ein Kirchenasyl in Ludwigshafen gewaltsam aufgelöst worden war, nahmen wir die Drohung ernst. Nach intensiven Verhandlungen auf höchster Ebene und erheblichem Medieneinsatz konnten wir eine gewaltsame Konfrontation zunächst abwenden und bemühen uns weiterhin, die Angaben des jungen Mannes zu belegen. Er war einem Jugendamt vorgestellt worden, dort wurde sein Geburtsdatum im Handumdrehen willkürlich so verändert, dass er offiziell als volljährig galt.

Auch Geflüchtete haben Rechte. Unser Rechtsstaat räumt ihnen diese ausdrücklich ein. An anderer Stelle werden sie ihnen jedoch u.U. wieder genommen. Der „Schutzbedarf“ (de Maizière) eines belegbar Minderjährigen wird von einer Bundesbehörde und von kommunalen Behörden missachtet.

Hier sehen wir uns als Christen, die diesen Staat nach Kräften unterstützen, in der Pflicht, die verbrieften Rechte eines Menschen gegen unseren Staat einzuklagen. Indem der Staat traditionell die nicht rechtlich abgesicherte Möglichkeit des Kirchenasyls in der Regel toleriert, eröffnet er der Kirche diese Möglichkeit selbst. Denn ein demokratischer Rechtsstaat ist auf die tätige Mitwirkung seiner Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Einer gewaltsamen Auflösung unseres Kirchenasyls hätten wir uns selbstverständlich nicht entgegengestellt und das Tun der Beamten akzeptiert. Allerdings hatte sich das Fernsehen für den Fall bereits angemeldet. De Maizière sagt, eine Abschiebung sei „nichts anderes als der Vollzug geltenden Rechts“. Mit dieser Aussage macht der Minister es sich zu leicht – in unserem konkreten Fall hätte das geltende Recht für den als unbegleiteter Minderjähriger Eingereisten eine Inobhutnahme durch das Jugendamt vorgesehen. Das Recht wurde eindeutig gebeugt – der in dem Fall tätige Anwalt sagte mir, das sei vermutlich kein Einzelfall.

Wenn Bundeskanzlerin Dr. Merkel ihren berühmten Satz „Wir schaffen das!“

sagte, so wird ihr bewusst gewesen sein, dass „Wir“ nicht allein die Bundesregierung sein kann, sondern die Gesamtgesellschaft mit ihren engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Die Kirchen tragen einen erheblichen Anteil daran, dass „wir das schaffen“. Wir haben Stellen geschaffen, fördern Begegnungsstätten – und v.a. engagieren sich unzählige Ehrenamtliche, darunter auch solche ganz ohne kirchlichen Hintergrund. Inzwischen empfinden viele von ihnen nur noch Frust und Resignation angesichts der oft gerade rechtlich nicht nachvollziehbaren Willkür der Behörden. Es ist leider nicht die erste uninformierte Äußerung des Bundesinnenministers – in einem anderen Interview bezeichnete er etwa Somalier als Wirtschaftsflüchtlinge. Natürlich wird das deutsche Asylrecht auch missbraucht – nicht zuletzt von unserer Regierung, die alle Geflüchteten ins Asylverfahren zwingt, weil wir kein funktionierendes Einwanderungsgesetz haben. Es ist de Maizières und Merkels CDU, die sich der Forderung nach einem Einwanderungsgesetz nach wie vor widersetzt.

Es hat, wie ich schon erfahren musste, keinen Sinn, Herrn de Maizière direkt zu kontaktieren. Mir ist bewusst, dass dieser Leserbrief für einen möglichen Abdruck viel zu lang ist, vielleicht können Sie ein paar Sätze daraus abdrucken. Aber ich lade Sie herzlich dazu ein, sich bei uns vor Ort über die Situation zu informieren, die der Minister mit wenigen Sätzen abbügelt. Unsere Nachbarkirchengemeinde hat noch etwas mehr Erfahrungen bei Kirchenasylen und unterstützt uns wegen ihrer besseren Möglichkeiten auch in diesem Fall von Anfang an, inzwischen hat sie den Jungen aufgenommen. In beiden Gemeinden können Sie viele Menschen erleben, die den Äußerungen des Ministers aus ihrem eigenen Erfahrungsbereich heraus widersprechen können. Menschen, die belegen können, dass es sich die Kirchen beim Asyl gerade nicht zu leicht machen. Besonders im Jahr der Bundestagswahl sollten Mitglieder der Bundesregierung nicht unwidersprochen mit einer einseitigen und teilweise schlicht unwahren Darstellung an die Öffentlichkeit gehen dürfen. – Christian Hartung


Leserbrief zu „Wir könnten auch Blockflöte spielen“ von Laura Cwiertnia und Lisa Nienhaus

Ich gehöre zu den Musikfreunden, die bislang jährlich mehr als 30 Klassik-Konzerte in der Laeiszhalle besuchen konnten, für die Tickets sehr häufig kurzfristig erhältlich waren. Diese Zeit ist wohl beendet. Ein Konzerthaus für alle ist die Elbphilharmonie für mich deshalb nicht, denn klassische Musik ist dort ja stetig und sogleich ausverkauft  und in der Laeiszhalle eher eine Rarität. Gesteigertes Interesse des Publikums kann ich darin nicht erkennen. So ist für das Konzert des Weltklassepianisten Perahia am 05.06.2017 in der Laeiszhalle noch nicht ausverkauft, dagegen sie die Tickets für das Konzert des Pianisten Lambert am 23.12.2017 in der Elbphilharmonie seit langem vergriffen.

Es fragt sich, welcher Künstler hierdurch  unbotmäßig erniedrigt oder aufgewertet wird. Das Publikum hat Herr Lieben-Seutter bereits sehr klar mit “wir können auch Blöckflöte spielen” bewertet, es geht eben nur um den sicherlich spektakulären Ort. Zudem drängt sich die Frage auf, ob der Aufwand für die akustischen Bemühungen des Herrn Toyata gerechtfertigt waren, wenn bei einer Vielzahl von Konzerten die Phono-Technik auf der Bühne die Zahl der ausübenden Akteure so sichtbar übersteigt.

So wird  das wohl nichts mit der Musikstadt Hamburg, die sich hoffentlich nicht mit einer größeren Zahl von Events darstellen möchte. – Dieter Karsten


Leserbrief zu „Beim Asyl macht es sich de Maizière zu leicht“ von Evelyn Finger

Als Juristin und Christin denke ich: Beim Recht machen Sie es sich zu leicht, Herr Innenminister.

Wenn einer minderjährigen Migrantin die Abschiebung droht, weil weder Bundesamt noch Gericht erkennen, dass sie nach geltendem Recht nicht abgeschoben werden darf, und ihr nur das Kirchenasyl hilft – was ist da „Recht“? Das blinde Vertrauen, das Sie dem befassten System schenken und von anderen einfordern, entbehrt einer tragfähigen Grundlage. Schon die Gesetzgebung ließe Gustav Radbruch nur noch müde den Kopf schütteln. Unter den geltenden Bedingungen ist es ein Glück, dass auch in den Kirchen manche Menschen es sich mit anderen Menschen jedenfalls nicht zu leicht machen. – Dr. Simone Böhne


Leserbrief zu „Die Parteivorsitzende“ von Sven Siedenberg

Industrie 4.0 wird die Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen neu entfachen. Wissenschaftliche Untersuchungen lassen befürchten, dass durch Industrie 4.0 unser BIP zwar deutlich ansteigt aber gleichzeitig ca. 50% aller Arbeisplätze verloren gehen. Unser soziales System wird die dadurch entstehenden Probleme nicht ohne Anpassung bewältigen können. Es wird eine sukzessive Reduzierung der Kontrollmaßnahmen bei der Gewährung von Sozialleistungen geben müssen um einerseits nicht an der ausufernden Bürokratie zu ersticken und andererseits auch bei der beschäftigungslosen Bevölkerung Akzeptanz zu erreichen. Schleichend könnte auf diese Weise das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt werden.

Allerdings werden die hohe Bedeutung des Privateigentums an Produktionsmitteln und das ausgeprägte Konkurrenzdenken sowie die internationale Aufstellung vieler Unternehmen zu Widerständen führen, wenn stärker geteilt werden muss.

Es ist zwar mehr als genug für alle da, aber wir müssen erneut über Utopia nachdenken, also über ein neues Gesellschaftsmodell und ein Bewusstsein, das die Alternative „Teilen oder Kriminalität bekämpfen“ deutlich macht. – Klaus Lachetta


Leserbrief zu „Räumt auf!“ von Götz Hamann

Der Vorschlag von Götz Hamann greift zu kurz, auch wenn eine bessere Regulierung des Internets dringend Not tut, da auch die Megakonzerne aus dem Silicon Valley, die sich selbst immer noch gerne als sehr dynamisch darstellen, nicht davon ausgenommen sind, dass sie wie alle Monopolisten Innovationen von außen verhindern. Denn wenn man die Märkte mit besseren Rahmenbedingungen versehen will, dann sollte man eine dafür zuständige Behörde lieber zum Beispiel in Skandinavien oder Estland als in Deutschland ansiedeln. Schließlich herrscht in derartigen Regionen ein wesentlich ausgeprägteres Verständnis von Transparenz und Wettbewerb, was man schon daran sieht, dass es dort einen viel stärkeren Kampf der Telekommunikationsfirmen um Kunden und damit wesentlich bessere Breitbandangebote gibt. Deshalb gehört die digitale Eingreiftruppe eher nicht nach Berlin, zumal in der deutschen Hauptstadt nach wie vor ein Lobbyistenregister fehlt, damit jene auch wirklich unabhängig arbeiten könnte! – Rasmus Ph. Helt


Leserbrief zu „Störzeichen“ von Ijoma Mangold und Thomas Assheuer

Wie recht sie doch beide haben! Als „Störzeichen“ gehört das christliche Kreuz natürlich „auf  die Kuppel des Stadtschlosses“. Das sind wir deutscher Geschichte  und Gegenwart einfach schuldig (da hat sogar die selbsternannte Verteidigerin des christlichen Abendlandes, die AfD, recht); allerdings sind wir das ebenso dem säkularen, Humboldt Forum, dem „Haus der Kulturen“, schuldig – ganz im Sinn der dort intendierten „kosmischen Aufklärung“, in der „sich der Mensch, der kleine Erdenwurm, mit den Augen der Evolution betrachtet“.

Wieso „sollten sich die Berliner Kosmiker jetzt ein Herz fassen und den Gedanken an ein Kuppelkreuz pietätvoll vergessen“? Das wäre feige, nicht mutig: Gerade weil „die monotheistischen Religionen ursprünglich Protestbewegungen“ gegen zu viele Götter und Kulte waren, um geistliche und weltlichte Macht zu monopolisieren („Thron und Altar“), gehören sie zur „Konkursmasse“ aller Religionen, die  mit der biologischen der kulturellen Evolution  unterliegen. Mein Vorschlag daher: Kein Gummibär von Haribo, wohl aber ein unübersehbarer wunderschön gestalteter „Berliner Bär“ auf Augenhöhe, also gleichsam im Gespräch, mit einem ebenso schön gestalteten Kreuz auf der Kuppel des ehemaligen Stadtschlosses! Und beides gesponsert von den jeweiligen Interessengruppen. – Eckhard Heumann


Leserbrief zu „Alles andere als weltfremd“ von Volker Ullrich

Mit Interesse habe ich ihre Ausstellungsbesprechung über Kurt Eisner gelesen. Über zwei Anklänge bin ich nach der Lektüre „gestolpert“.

Graf Arco auf Valley, war der „protestantischer Krautjunker“? Über diesen Mörder verlieren Sie nicht viel Worte. Meine Frage tauchte auch erst auf als ich in der zweiten Spalte las „der Sohn aus einer jüdischen Berliner Kaufmannsfamilie..“ Bin ich wohl schon so alt, dass nur mir das komisch vorkommt und von Jüngern nicht mehr gefühlt wird? Aus dieser Herkunftsaussage wird im Artikel nichts abgeleitet, warum dann diese Anmerkung? Hatte Graf Arco die Vermutung, dass Eisner zu denjenigen gehörte, die dem preussischen Adel in Berlin aus der finanziellen Klemme halfen wie z.B. das Bankhaus Bleichröder und seine Nachvolger seit Bismarcks Zeiten? Wohl kaum, war Graf Arco doch mit dem Bankhaus Oppenheim verwandt. Die „interessierten Kreise“ etwas auszuleuchten hätte mir in diesem Zusammenhang mehr gefallen, scheint doch die Einordnung des Geschehens in der Ausstellung etwas kurz geraten zu sein. – Karl Knauer


Leserbrief zu „Mehr Luft für den Aufstieg“ von Astrid Herbold, Louisa Reichstetter und Anna-Lena Scholz

Mit Interesse habe ich den Artikel „Bildung mit Hindernissen“ in der ZEIT vom 24. Mai d.J. gelesen. Hier meine Anmerkung:

Menschen mit den gleichen akademischen Begabungen sollten die gleichen Chancen im Hochschulsystem haben. Das ist ein wichtiges Ziel und ein Prüfstein für unsere Demokratie. Leider sind die Zahlenvergleiche zwischen Akademiker- und Nichtakademiker-Kinder in Ihrem Artikel wenig hilfreich, um genauer einschätzen zu können, wie weit wir von dem Ziel entfernt sind. Dazu müsste man den Bildungserfolg von Akademiker- und Nichtakademiker-Kinder mit der gleichen Begabung vergleichen. Die Ungerechtigkeitslücke ist möglicherweise deutlich kleiner als vom Artikel suggeriert. (Es wäre interessant zu wisse, was Ihre Kollegen, Politikeraussagen analysieren, dazu sagen würden.) – Arnd Poetzsch-Heffter


Leserbrief zu „Hokus Pokus“ von Bernd Ulrich

In diesem Artikel offenbart sich die paradoxe Tiefe der deutschen Sprache in großer Substantivität.

Es heißt da „Vielmehr basiert die wackelige Stabilität von Staaten wie Ägypten gerade darauf, dass sie (…) einen enormen Fallout an Destabilisierung erzeugen (…)“ Auf den ersten Blick toll! Stabilität durch Destabilisierung, das ist wie Reichtum durch Geldausgeben. Der geneigte Leser, die geneigte Leserin wird zum Nachdenken angeregt. Jedoch: Wohin bewegt sich dieser Fallout? Vielleicht über die Grenzen hinweg? Aha, vielleicht destabilisieren die fiesen Ägypter so ihre Nachbarn und erzeugen in diesem Umfeld auf diese Weise eine relative Stabilität. War es so gemeint?

Und des Weiteren: „brutale Unterdrückung in Gestalt von frustrierten und radikalisierten jungen Männern“. Aha. Die Frustrierten und Radikalisierten müssen als Unterdrücker herhalten? Kein Wunder, dass die Frustration nicht weicht. Oder war es etwa anders gemeint? Zum Beispiel: Misswirtschaft und Unterdrückung, die einen Fallout in Gestalt von frustrierten und radikalisierten jungen Männern erzeugen. Allein, so steht es nicht da. Hier kann nur noch Wolf Schneider Licht in die Sache bringen. Mehr Verben verwenden hilft aber auch. – Angela Paap


Leserbrief zu „Mehr Luft für den Aufstieg“ von Astrid Herbold, Louisa Reichstetter und Anna-Lena Scholz

Passend zu Ihrem Artikel „Mehr Luft für den Aufstieg“ interessiert Sie vielleicht diese open access Originalarbeit zur Erblichkeit des Schulerfolges, erschienen im angesehenen Wissenschaftsjournal PNAS 2014. Der überragende Einfluss der Eltern auf akademische Erfolge der Kinder wird hier eindrucksvoll bestätigt – allerdings ganz anders als von Ihnen erwartet. Ihr Kollege Dieter E. Zimmer hatte sich des Themas bereits vor Jahren angenommen, fände in dieser Arbeit eine wichtige Bestätigung. http://www.pnas.org/content/111/42/15273.full.pdfDr. med. Ulrich Dickmann


Leserbrief zu „Beim Asyl macht es sich de Maizière zu leicht“ von Evelyn Finger

Der Fall Franco A. zeigt doch deutlich, dass die Entscheidungen des BAMF den Kriterien des Flüchtlings- und Asylrechts nicht in jedem Fall entsprechen. In diesem Fall bekam jemand offensichtlich rechtswidrig den Flüchtlingssttus zugesprochen. In vielen Fällen werden aber die Schutzsuchenden zu Unrecht abgelehnt. So schreibt die ZEIT selbst, dass die Schutzquote für Afghanen VOR den Entscheidungen der Verwaltungsgerichte nur bei 48% lag, nach Abschluss der gerichtlichen Prüfung jedoch bei 78% (siehe: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-04/fluechtlinge-afghanistan-asyl-abschiebung).

Aber auch Verwaltungsrichter sind nicht unfehlbar. So wurde ein Urteil des OVG Münster auch in der ZEIT mit Unverständnis aufgenommen: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-05/krieg-in-syrien-oberverwaltungsgericht-muenster-asyl-ablehnung-kriegsdienstverweigerer.

Das Kirchenasyl ist daher ein Mittel INNERHALB des Rechtsstaates, der den an der Entscheidung Beteiligten eine Atempause einräumt. Gerade die aktuelle Überlastungssituation sowohl in Behörden als auch Gerichten trägt dazu bei, dass die Qaulität der Entscheidungen leidet. Das meine ich nicht mal als Vorwurf; ich halte das für unvermeidlich. Aber dieses Wissen verpflichtet die Kirche doch geradezu den Einzelfall zu sehen, die besonderen Umstände zu würdigen und die Behörden und gerichte um eine erneute Überprüfung zu bitten.

Mehr als den Politiker de Mazière kritisiere ich aber den Christen de Mazière. Gerade als Christ sollte er wissen, dass der Rechtsstaat nicht immer zu Entscheidungen kommt, die moralisch tragfähig sind. Diese Urteile – und ich meine damit keine Fehlurteile, sondern innerhalb der gesetzlichen Regelungen wohl begründete Urteile! – bedürfen der Korrektur durch ein Gnadenrecht. Davon sollte viel umfänglicher Gebrauch gemacht werden. Klassiches Beispiel ist der unsägliche Entwurf zu § 14 Absatz 3 des Luftsicherheitsgesetzes vom 11. Januar 2005 (Bundesgesetzblatt I Seite 78), an dem auch Herr de Mazière als damaliger Kanzleramtsminister beteiligt war. Mit diesem Gesetz sollte es Piloten eines Kampfflugzeuges erlaubt werden, Passagiermaschinen abzuschießen, wenn diese als Waffe mißbraucht werden. Die einzige Lösung in einem solchen Fall kann doch nur sein, dass der Pilot verurteilt und anschließend begnadigt wird. Erst aus beidem zusammen entsteht Recht! Recht ohne Gnade ist unbarmherzig, Gnade ohne Recht sinnlos. – Holger App


Leserbrief zu „Hokus Pokus“ von Bernd Ulrich

Ich hätte da mal eine Frage : welchen „horrenden Preis“ haben denn die Herren Nixon und Kissinger für das u. a. von ihnen zu verantwortende Gemetzel bezahlt? Ehre? Reputation? Schäden an Leib und Seele? Das Leben?- Der eine hat zwar sein Amt verloren-aber aus anderen Gründen.

Der andere ist vollkommen ungeschoren davon gekommen, überhäuft mit Ehrungen inmaterieller und materieller Art zu Hauf, während diejenigen, die zu Abertausenden den Schaden hatten (und haben) mit dem abgedroschenen locis communis der „unschuldigen Opfer“ in die große Kiste der Kollateralschäden geschmissen werden. Das ist nach meinem Empfinden eine zynische Verhöhnung eben dieser Opfer. – Jürgen Wißner


Leserbrief zu „Mehr Luft für den Aufstieg“ von Astrid Herbold, Louisa Reichstetter und Anna-Lena Scholz

„Was in der Schule beginnt…“, heißt es in Ihrem Artikel über die ungleichen Chancen von Kindern unterschiedlicher Herkunft. Doch es beginnt nicht in der Schule, es fällt dort nur zum ersten Mal auf. Die Bildung eines Kindes beginnt mit dem ersten Lebenstag: Mit der Art, wie man mit ihm spricht, ihm vorliest, auf es eingeht. Wie man ihm Blumen und Vögel benennt, die vielen Dinge des Alltags in einen Zusammenhang stellt und wie man ihm auf seine Fragen antwortet. Kurz: Wie man ihm die Welt erklärt, das macht den Unterschied. Die Breite des intellektuellen Angebots ist in Familien mit akademischem Hintergrund größer, und davon profitieren die Kinder. Auch in der Art des emotionalen Umgangs dürften Unterschiede eine Rolle spielen, z.B. wie ernst man es nimmt, wie viel Freiheit man ihm lässt etc. Positive bzw. negative Herkunftstraditionen könnten dabei eine Rolle spielen.

Auf jeden Fall gilt: Versäumnisse in den allerersten Lebensjahren sind auch von der Kita; der man bezüglich Frühförderung so viel zugetraut hatte, nicht mehr wettzumachen. Das Problem: Gerade der Zeitraum der ersten Lebensjahre ist schwer zu beeinflussen, weil man in die Intimität der Familie eindringen müsste. Welche Möglichkeiten hat man da? Was darf man? Und was nicht? Was aber muss man vielleicht auch, etwa um die Negativspirale der „Bildungsferne“ zu unterbinden, ja auch, um Integration zu gewährleisten und Parallelgesellschaften aufzubrechen. Hier nach neuen Ansätzen zu suchen, wäre sicher ein großes Thema für Forschung und Politik. – Werner Toporski


Leserbrief zu „Hokus Pokus“ von Bernd Ulrich

Nicht mal der mächtigste Zauber könnte aus Donald Trump einen auch nur annähernd normalen Staatsmann formen, nicht vorhandenes Potenzial lässt sich eben nicht steigern.

Dafür aber eskaliert die Absurdität und Gefährlichkeit der amerikanischen Außenpolitik. Wer wie Trump blindlings von Freunden und Feinden des Friedens schwadroniert und nach Gusto dealt, gießt eimerweise Öl in das ständig schwelende Feuer des Nahen Ostens. Ein schwer zu durchschauendes Kalkül trumpscher Staatskunst schließe ich dabei auf jeden Fall aus. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Beim Asyl macht es sich de Maizière zu leicht“ von Evelyn Finger

Das Interview mit Thomas de Maizière ist sehr interessant. Der Minister zeigt differenziert auf, wie Integration gelingen kann und welche Momente im Asyl- und Religionsdiskurs bedacht werden müssen.

Dennoch wundere ich mich, dass er zwischen christlichem Menschenverständnis und europäischen Gepflogenheiten grundlegend unterscheidet. Natürlich ist christlicher Glaube ebenso wie jeder Glaube ein freies, persönliches Bekenntnis, allerdings liegen die aus ihm stammenden Werte unserer Gesellschaft und unserem Recht zugrunde. Diese sind in sich nicht naiv oder undifferenziert, sondern können unabhängig vom jeweiligen persönlichen Bekenntnis nachvollzogen und akzeptiert werden, weil sie genuin menschlich sind. Es wäre erfreulich gewesen, wenn im Interview nicht der Eindruck aufgekommen wäre, dass deutsches Recht – das zum Wohle der Menschen da ist – und dem Christentum entsprungene Werte – die zum Wohle der Menschen da sind – einen Unterschied machten. – Christoph Sötsch


Leserbrief zu „Sie jagen vor Reykjavík“ von Fritz Habekuss

Den Japanern wird für das Wale-Schlachten,getarnt als wissenschaftliche Forschung, wenigstens ab un zu, medial kräftig auf die sushi-gierigen Händchen gehauen. Von den Waljagden der Isländern  ist weniger zu hören,oder gar nichts. Bis jetzt auf diesen erhellenden Artikel in der ZEIT. Warum? Japan ist weit weg,und hat eh eine unverständliche Kultur,aber Island liegt vor der Haustür.Wo man ja immer zuerst aufräumen sollte,aber  es erfahrungsgemäss nicht tut. – Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Sein grosser Gerichtstag“ von Ulrich Greiner

Im norwegischen Original  heisst das Knausgard Werk „Mein Kampf“. Nun ja,in Deutschland nicht angesagt. Dann vielleicht  „Mein Krampf“. Da hat sich einer mal so richtig ausgekotzt über das Elend der Welt und sein  eigenes.Braucht die Welt sowas? Bestimmt nicht.Autobiographisches ist immer  wertlos, da helfen auch 1200 Seiten. – Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Ohne die Wehrmacht geht es nun mal nicht“ von Jens Jessen

Die Überschrift ist zweifellos richtig. Als überzeugter Pflichtsoldat und  Zeitsoldat und Lt. d. Res. der 60 er Jahre, stehe ich voll hinter dieser Feststellung. Ansonsten möchte ich dem Inhalt Ihres Artikels vehement wiedersprechen  – und zwar in fast allen Aspekten.

Um zu vermeiden, daß mein Betrag so lang wird wie Ihr Artikel gehe ich nur auf einige Aspekte ein, die man durchaus anders lösen kann:

Wir wissen heute – noch viel klarer als zu Zeiten der Wehrmachtsausstellung vor einigen Jahren –  in welchem Umfang sich die Wehrmacht insgesamt schuldig gemacht hat, als daß wir auf irgend ein Relikt dieser Zeit (Namen, Fotos, Militaria, sehr späte Widerstands-Aktionen etc.) und dieser unsägliche Institution  zurückgreifen müssen.

Jede Armee dieser Erde –  der Vergangenheit wie der Gegenwart –  ist den Tücken der Menschlichkeit oder Unmenschlichkeit, also den Schwächen der Menschheit insgesamt, ausgeliefert und muß zwangsläufig damit umgehen können. Aber der Mensch muß die Größe haben, aus der Vergangenheit zu lernen und vor allem zu differenzieren. In der Traditionspflege haben die Missetaten nichts – absolut gar nichts –  zu suchen.

Das heißt nicht, eine Generation und ihre Armee völlig aus dem Gedächtnis auszulöschen. Sicher wird man z.B. bei der Strategie-Ausbildung auch auf geniale Schlachten und Taktiken früherer Militärs beispielhaft zurückgreifen, ohne darauf einzugehen zu müssen wer angegriffen wurde, ob der Krieg gerechtfertigt war usw.  usw. Das sind intellektuelle Spiele und keine Traditionsreliquien.

Im Gegenteil. Gerade bei einer Berufsarmee, bei der eher die Gefahr besteht als bei einer Wehrpflichtarmee, daß sich eine unerwünschte Klientele zusammenfindet, sollte man gerade eine unrühmliche Armee-Episode aktiv „betreuen“ – vielleicht sogar in speziellen „Aufklärungsräumen“.   Aber bitte die „Tradition“ der Bundeswehr von diesen Unsäglichkeiten freihalten. Komplett! Unsere Bundeswehr und ihr Traditionsgebaren  ist von allen Erinnerungen an die Wehrmacht freizuhalten. Ein Beispiel: Die Erinnerung an unseren einstigen verdienstvollen Kanzler Helmut Schmidt kann auf andere Art und Weise (z.B. Flutkatastrophe Hamburg) eher als durch ein Wehrmachtsfoto aufrecht erhalten bleiben. Es gäbe hundert andere Beispiele. – Eckmar Bokus


Leserbrief zu „Fragt mal was anderes!“ von Susan Djahangard und Jean-Pierre Ziegler

Es kann -wie sehr nachvollziehbar dargestellt- sicher äußerst unangenehm sein, dauernd wegen seiner vom Durchschnitt abweichenden äußeren Merkmale angesprochen und befragt zu werden. Aber die Wehleidigkeit der beiden Verfasser nervt auch gewaltig. Den beiden scheint nicht bewusst zu sein, wie anspruchsvoll sie gegenüber ihren durchschnittlichen deutschen Mitbürgern auftreten mit ihrer Forderung, wir wollen uns nicht ständig erklären müssen. Auch bei jedem „autochthonen“ deutschen Mitbürger wird -wie z.B. in Berlin auf jeder Parkbank erlebbar- ganz selbstverständlich versucht, ihn auszufragen und auch unverblümt auf persönliche Merkmale, auch auf seine Herkunft innerhalb Deutschlands anzusprechen. Der durchschnittliche deutsche Mitbürger wird gar nicht verstehen, warum er das bei bestimmten Personenkreisen nicht tun können sollte. Die Quantität dieser Ereignisse für die Befragten ist ihm erst recht nicht bewusst.

Deshalb hilft wohl weiterhin nur geduldiges und geschicktes Antworten durch die Betroffenen; auch als deren Beitrag dazu, dass die bei ihnen angesprochenen äußeren Merkmale in ihrer Vielfalt richtiger eingeordnet werden können. Und dann auch mehr und mehr als gängig und dadurch als weniger interessant registriert werden. – Klaus-Joachim Oehms


Leserbrief zu „Schmeckt’s?“ von Maria Rossbauer

„Pimpen“? Meine Mutter wäre ratlos. Fläschchen Olivenoel im Tornister? In welcher Welt lebt die Redaktion? Zweige frischer Kräuter, etwa Majoran, Oregano, Thymian mit in die Schule nehmen. Geht`s noch?? Wenn KInder Petersilie von Schnittlauch unterscheiden können, prädestiniert das schon für Höheres. Sollte Jamie Oliver mit diesen Tipps seine erste Million verdient haben, hat er wohl nur die Oberschicht erreicht.

P.s.: Ich habe drei Kinder und bin gelernte Köchin und Diplomoecotrophologin. – Jutta Recke


Leserbrief zu „Unsere Verteidiger”

„Als Frau bei der Bundeswehr fühlte ich mich immer sehr wohl“ als Verfasserin:

Hauptmännin in der Kommandobehörde in Brandenburg, 30 Jahre. Ich möchte darauf hinweisen, daß es in der Bundeswehr nur männliche Dienstgradbezeichnungen gibt.

Es muß demnach richtig heißen:  Hauptmann in der ……….. – Karl-Günther Herzogenrath


Leserbrief zu „Ohne die Wehrmacht geht es nun mal nicht“ von Jens Jessen

Ihr Artikel spricht unaufgeregt das Notwendige aus. Dem gibt es nichts hinzuzufügen. – Johannes Barth


Leserbrief zu „Schwache Riesen“ von Evelyn Finger

Leider enthält Ihr Artikel einige eklatante Fehler (modern: Fake News), die an selber Stelle einer Richtigstellung bedürfen.

  1. Falsch ist: Kirchen sind „[…] politisch einflussreich in Gesetzgebungsverfahren, weil viele Spitzenpolitiker sich als Christen bekennen; […]“ – Richtig ist: Nur wer „die richtige“ Religionszugehörigkeit hat, kann Spitzenpolitiker/-beamter werden und dann in der Folge im Sinne des Kirchenwillens/-machterhalts als Handlanger bei Gesetzen und Verwaltungsentscheidungen bestimmen! (Notabene haben die Verwaltungschefs/Spitzenbeamten mehr Macht als Politiker.)

Die Kirche hat es nach dem II. WK und nach 1990 in den Ostbundesländern geschafft, ihre Vertreter von Anfang an an Spitzenpositionen zu etablieren und unser politisches System so zu unterwandern und zu entwickeln, das es in der Folge möglich ist, staatliche Macht nur in Hände weiter-/geben zu lassen, von denen die Kirche sicher sein kann, mit jenen ihre Interessen durchzusetzen. Eine Trennung von Kirche und Staat haben wir de facto nicht und (abgesehen von der DDR) im Nachkriegsdeutschland nie gehabt.

Ein eklatantes Beispiel ist Sachsen-Anhalt, in dem 80% der Bürger konfessionslos sind. Trotzdem halten Vertreter der Katholiken und Jesuiten seit 1990 und bis heute zunehmend alle entscheidende Macht (Politik, Verwaltung, Universitäten, …) in Händen und stellen mittlerweile sogar den Ministerpräsidenten. Demokratisch wäre, die Interessen der Freien Bürger auch von ihresgleichen in Politik umsetzen zu lassen.

  1. Falsch ist: Kirchen sind „[…] kulturell angesehen auch bei Nichtchristen, die etwa ihre Kinder auf christliche Schulen schicken.“ – Richtig ist: Die von den Kirchen unterwanderte/bestimmte Politelite sorgt dafür, daß staatliche und ideologisch neutrale Schulen/Kitas verdrängt werden. Bspw. wird mit spitzester Feder stets darauf gelauert, daß eine Klasse bei willkürlich festgelegter Mindestgröße endlich um ein Kind unterfrequentiert wird, um staatliche Einrichtungen schließen zu können. Bei jeder Gelegenheit wird von Politikern immer wieder „mehr für die Bildung“ gefordert (Martin Schulz strapaziert diese seit Jahrzehnten vor jeder Wahl gebetsmühlenartig wiederholte hohle Phrase gerade wieder unerträglich und Frau Merkel stößt als Erwiderung ins selbe Horn). De facto hungern Politik und Verwaltung den staatlichen und ideologisch neutralen Bildungsbereich immer weiter aus (Unterfinanzierung des Betriebs, verrottete Gebäude, zu wenig Lehrer, zu wenig Lehramtsstudienplätze, irre „Reformen“, z.B. Bologna, beliebige Kompetenz statt Bildung usw.). Daneben läßt man die staatlichen Schulen zu Resterampen für soziale Außenseiter und Ausländer verkommen. Bspw. gibt es auch keine Ausländerquote für Religionsschulen, wie sie Magdeburgs OB Trümper für staatliche Schulen i.H.v. 35% fordert. Jede Wette, daß es so eine Quote für Privat- und Religionsschulen, um staatliche Schulen zu entlasten, nie geben wird!

In der Folge bleibt den Eltern gar nichts anderes übrig, als ihre Kinder in kirchliche Indoktrinationsanstalten zu schicken, wenn sie nicht sicher sein wollen, daß sie komplett dumm bleiben oder verrohen.

  1. Falsch ist: „Wo keine Religionsfreiheit herrscht, löst Religion Konflikte aus.“ Richtig ist aber der erste Teil des folgenden Zitates Sigurd Rinks: „Glaubenskonflikte entstehen aus konkurrierenden Wahrheitsansprüchen.“ Falsch wiederum ist der zweite Zitatsatz, den Sie sich zu eigen machen: „[…] versöhnen.“ – Richtig ist: „Versöhnung“ meint aus Ihrer Sicht Durchsetzung des Christenglaubens als einzige Wahrheit. Damit unterliegen Sie aber (wie alle Gläubigen) einem Zirkelschluß, weil eben jede Religion den Anspruch auf alleinige Wahrheit erhebt. Dieser Konflikt endet erst, wenn es keine Religion mehr auf Erden gibt und sich alle Menschen dem Wahren, nämlich allem mit unseren Sinnen Wahrnehmbaren – man nennt es Natur, zuwenden. Das wird m.E. aber erst dann der Fall sein, wenn der letzte Baum auf Erden gefällt ist und wir unser gemachtes Osterinseldasein erkennen.
  2. Falsch ist: „[…] Mut, auf alle zuzugehen, sogar auf Atheisten, weil auch sie auf etwas hoffen, also: erlösungsbedürftig sind“ – Richtig ist: Freie Menschen (Sie nennen uns Atheisten) hoffen nicht, sondern wollen. Wir müssen nicht von etwas befreit/erlöst werden, sondern wollen die Natur so erhalten, daß es uns weniger schlecht geht. [Ihrer Logik gemäß müßte ich von Ihnen erlöst/befreit werden.]

Dinge, wie Ihre herablassende Zuschreibung einer Bedürftigkeit sind menschengemachte Konfliktlinien. Lassen Sie das sein! Dann haben Sie weniger Anstrengung und uns Freien geht es weniger schlecht, weil wir nicht mehr damit von Ihnen belästigt werden und uns um wichtiges, reelles kümmern können. Gleichbedeutend damit ist aber, daß Sie Ihren Missionierungszwang und alleinigen Wahrheitsanspruch aufgeben müssen. Religionsvertreter, die das nicht können, haben aus erlernter Ideologie (Religion) Geisteskrankheit werden lassen, oder wurden – schlimmer noch – als Kind entsprechend hart indoktriniert. – Ulf Hamann


Leserbrief zu „Schwache Riesen“ von Evelyn Finger

Zitat: ..(Kirchen) machen sich klein.

Die kirchlichen Vertreter sitzen in unzähligen Ausschüssen und Gremien, und wissen sehr wohl, wie sie ihre Interessen zum Ausdruck bringen und auch durchsetzen.

Zudem verstehen sich die Vertreter der christlichen Kirchen zunehmend als Außenstellen diverser Parteien ( siehe auch Frau Künast`s Drohung : … dann senden wir unsere kirchliche Truppen…). Evangelische Bischöfe mögen ja SPD Parteimitglied sein. Sich aber dann als Parteipolitiker zum Ratsvorsitzenden der ev. Kirchen (EKD) wählen zu lassen, verursacht vielen Mitgliedern erhebliche Magenschmerzen.

Wenn dann noch wütend abgestritten wird, dass unsere kirchlichen und weltlichen Sozialeinrichtungen, dank reichlichem Fluss von staatlichen Geldern für die Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen, endlich wieder schwarze Zahlen schreiben oder gute Bilanzen ausweisen, macht das nachdenklich.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig sich ev. Kirchenvertreter für ihre in muslimischen Ländern verfolgten, konservativen Glaubensbrüder einsetzen, dann aber – „politisch korrekt“ – ihr Bischofskreuz ( oder soll ich sagen ihre christliche Würde ) ablegen, um – wie beim Besuch der Al Aqsa-Moschee – einem radikal islamischen Gastgeber, ihre Aufwartung zu machen.

Offensichtlich wollen sich die „Ungläubigen“ – entsprechend dem Weltbild der „Rechtgläubigen“ – demütig unterordnen. Ob das Christus gewollt oder gefordert hat?

Ich gebe zu: Dem Petrus hat Christus verziehen, der hat allerdings die Verleugnung nicht gerechtfertigt, sondern beschämt bereut. – Helmut Jung


Leserbrief zu „Schwache Riesen“ von Evelyn Finger

Zum Satz „Und man braucht Mut, auf alle zuzugehen, sogar auf Atheisten, weil auch sie auf etwas hoffen, also: erlösungsbedürftig sind.“:

Ich bin Atheist und hoffe etwas. Ich hoffe, dass der Fußabdruck, den ich auf unserem Planeten hinterlasse, nicht missbilligt wird. Aber erlösungsbedürftig bin ich nicht. Atheismus und Erlösung passen so wenig zusammen wie Wissenschaft und Himmelfahrt. Ähnlich anmaßend wäre es zu sagen: „Als Atheist braucht man Mut, auf Christen zuzugehen, um sie vom Ballast ihres Glaubens zu erlösen.“ – Carlo Vernimb


Leserbrief zu „Ohne die Wehrmacht geht es nun mal nicht“ von Jens Jessen

Ich kann Herrn Jessens Ansicht nicht teilen.

Es ist zutreffend, dass nun einmal mehr per Erlass versucht wird, die Wehrmacht aus der Bundeswehr zu vertreiben und dass man dabei keinen rechten Sinn erkennen kann. Es geht doch aber darum, gar nicht die Möglichkeit der Legendenbildung oder Problemverkleinerung zuzulassen. Die Wehrmacht war ohne jeden Zweifel eine verbrecherische Organisation, die im Osten einen reinen Rassekrieg führte, dem 27 Millionen Menschen zum Opfer fielen, und die sich in großem Umfang am Holocaust beteiligte. Es waren deutsche Soldaten, die den Willen des Führers ins Feld trugen und bedingungs- und kritiklos in die Tat umsetzten. Niemand würde akzeptieren, wenn ein (öffentliches) Gebäude oder eine Straße nach einem Verbrecher benannt wäre, weshalb soll dies nicht für Angehörige der Wehrmacht, die spätestens ab einem höheren Offiziersrang sämtlich in die Verbrechen verstrickt waren, gelten? Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass die Bundeswehr für Deutschland steht, man also kaum begründen kann, dass Wehrmacht und Nazismus im von Steuern finanzierten öffentlichen Bereich als Namensgeber oder als „Museum“ für die Soldaten fortbestehen sollen, wenn Teile der Bevölkerung (und damit Träger der Bundeswehr) sich davon abgestoßen oder verletzt fühlen.

Gleichzeitig wurde die Bundeswehr eben von Nazi-Generälen begründet und es gab nie eine klare Trennlinie zwischen den beiden Armeen. Man muss auch daran erinnern, dass der Nazi nicht über die Deutschen kam und sie nach 1945 wieder verließ, sondern dass der Nazi der Deutsche war und in ihm steckte und das offensichtlich immer noch tut.

Es wäre deshalb nicht nur Aufgabe der Bundeswehr, sich aller „Traditionen“ ausnahmslos zu entledigen, sondern dem Soldaten bereits in der Grundausbildung in aller Ausführlichkeit darzulegen, dass die Wehrmacht zu keinem Zeitpunkt und in keiner Aktion eine Armee war, auf die man stolz sein könnte. Deutsche Soldaten bedürfen einer besonderen Verstandesbildung in Sachen Schuld und Verantwortung. Die Erinnerung an Babi Jar, die Beteiligung an der Ermordung von 1,5 Millionen jüdischen und Millionen weiterer Kinder aus ideologischen Gründen, die Verbrechen der Fallschirmjäger auf Kreta oder der Wehrmacht in Italien, Frankreich oder auf dem Balkan sollten die Spreu vom Weizen trennen; jede abfällige, unangemessene Bemerkung sollte die sofortige Entlassung zur Folge haben. Dass dies nicht der Fall ist, zeigt, dass die Bundeswehr eben weiterhin der falschen Vorstellung folgt, eine „normale“ Armee zu sein. Es wird nicht nur geduldet, sondern akzeptiert und animiert zu einer Traditionsbildung im Sinne von Nazismus und SS.

Auch Herr Jessen normalisiert die Wehrmacht, wenn er sie mit deutschen Landsknechten und Soldaten früherer Jahrhunderte vergleicht bzw. dort nach Vorbildern sucht. Die Bundeswehr wurde nun mal in der Wehrmachtstradition und von Generälen aus Wehrmacht und SS gegründet und nicht von hessischen Söldnern des 18. Jahrhunderts.

Das Argument, die Soldaten stellten ihr Leben in den Dienst des Volkes, ist Unsinn. Auch die Wehrmacht sollte das deutsche Volk schon vor den „bösen“ Rassen schützen, die es bedrohten. Für jeden Polizisten und Soldaten gilt, dass er sein Leben für andere riskieren muss. Damit wäscht man aber nicht die Bundeswehr rein.

Zum Schluss noch eine Anmerkung zum Chancen-Teil und zur ewigen Leier, dass Akademiker es leichter und besser im Leben hätten: Nirgendwo gibt es ein so gutes Ausbildungssystem wie in Deutschland. Vielleicht liegt es auch daran, dass Arbeiterkinder seltener an die Universität streben. Man sollte sich schon fragen, ob es sinnvoll ist, jeden wenig geeigneten Schüler durch ein Studium zu prügeln, wenn es dann keine Facharbeiter und Handwerker mehr gibt. – Dr. David Wolff