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14. Juni 2017 – Ausgabe 25

 

Leserbrief zu „Blut und Wasser“ von Elisabeth Raether

Je mehr die Schere zwischen denen die viel haben und denen die wenig haben auseinander geht und die die wenig haben sind deutlich in der Überzahl. Desto mehr Fleisch wird gegessen. Weil und das schreiben Sie auch, es billig ist. Wir leben nach wie vor in einer barbarischen Gesellschaft. Das Essverhalten wird sich nicht ändern! Wir brauchen mehr Wohlstand, mehr Bildung und mehr Informationen darüber wie die Tiere gehalten und getötet werden. Und das vor allem in den Bevölkerungsschichten, die sprichwörtlich von der Hand in den Mund leben. Die Menschen müssen ein Bewusstsein entwickeln, dafür sensibilisiert werden. Und wenn die Politik dann vielleicht auch noch etwas dazu beiträgt, kann sich vielleicht etwas ändern. – Yves Pulst


Leserbrief zu „Der Kampf um das Geschlecht“ im ZEIT MAGAZIN von Julia Friedrichs

Die Problematik ist nicht die Tatsache, das es all diese Varianten von Geschlechterrollen gibt, sondern was daraus gemacht wird.

Noch in den 80er Jahren wurden Berufsbezeichnungen mit -mann ausgedrückt, so stand in den Lehrverträgen z.B. Speditionskaufmann. Das hat mich nie gestört, da ich weiß, dass ich eine Frau bin, muss ich das nicht permanent betonen. Für mich war es eine Berufsbezeichnung , ob die Endung auf -frau oder-mann lautet – egal. Meine Freundin hielt mir vor, dass es mir gefiel, wenn man mir die Tür aufhielt oder in die Jacke half. Ihr Argument war: Ich kann das alleine! Das bezweifelt auch niemand, ich weiß, ich kann eine Jacke anziehen, das muss ich mir nicht selbst beweisen, also habe ich es immer als eine freundliche, höfliche Geste mir gegenüber angesehen, wenn mir jemand behilflich ist. In beiden Beispielen sehe ich keine Diskriminierung.

Das nun wie bei den weiblichen und männlichen Anreden wieder eine Diskussion entfacht wird und die Texte wie bei Hornscheid absurd werden, halte ich für wenig wegweisend.

Ein Beispiel: Bürgermeister und Bürgermeisterin, müsste es nicht korrekt heißen Bürgerinnenmeisterin? Wenn hier alle Varianten aufgezählt werden müssen, um einen politisch korrekten Text zu verfassen, wird bald keiner mehr lesen, da die Texte völlig unverständlich werden.

Selbst mit den Artikeln der, die, das haben wir in der deutschen Sprache eine klare Geschlechtertrennung. Der Vogel, warum heißt es nicht die Vogel? Oder die Zwitterpflanze, die Kiwi, warum nicht das Kiwi? Sollen wir „Deutsch“ neu erfinden?

Die meisten möchten nicht unsichtbar sein, aber viele wollen auch nicht außergewöhnlich auffallen – Ausnahmen bestätigen die Regel. „Gender-Gefecht“ ist wohl nicht die richtige Umschreibung dafür, dass alle diese Personen aus dem Unsichtbaren herauskommen wollen und als das wahrgenommen werden, als das sie sich fühlen. Das sich dazu auch neue Wortbildungen herauskristallisieren und verfestigen, ist eine gewöhnliche Sprachentwicklung, aber eine neue Sprache zu erfinden, ist nicht zielführend.

Hier steckten viele Widersprüche, einerseits forderte man/frau das das Geschlecht betont wird, dann wurden Frauenfitnessstudios gegründet, Frauenbuchhandlungen etc. Das ging soweit, dass man/frau sich fragte, werden nun Männer diskriminiert? Nachdem nun alles klar nach Geschlechtern getrennt und herausgestellt wird, stellen wir fest, es gibt noch ein ecs. Bedeuten Unisex-Toiletten alles wieder zurück, es gibt keine Geschlechter oder es gibt so viele Geschlechter, dass es nur noch Unisex-Toiletten geben kann? Zuhause haben wir auch eine Unisex-Toilette, diese hat keine Geschlechterdiskussion entfacht, auch hat sich noch kein Besucher daran gestört. Warum wird also etwas, was in den eigenen Vier-Wänden normal zu sein scheint, in der Öffentlichkeit wieder zu einem Problem hochstilisiert?

Solange niemand jemanden schadet oder Leid zufügt, soll jeder nach seiner Fasson glücklich werden, und  man/frau  darf sich auch irritiert fühlen, wenn jemand wie René_Hornscheit sich darstellt, wie René_Hornscheit. Diese Toleranz erwarte ich auch. Es wird mir ein Rätsel bleiben, warum es Menschen gibt, die sich selbst eine höhere Wertigkeit zuschreiben, weil sie phänotypisch einer definierten Norm nahe kommen, ohne zu bedenken, dass die Vielfalt naturgegeben ist, nicht aber die Normen. „Normal“ unterliegt immer einer ausgearbeiteten Definition. – Pia Leibacher


Leserbrief zu „So sehen Sieger aus“ von Andrea Böhm und „Von oben herab“ von Khue Pham

Höchste Anerkennung zolle ich Frau Andrea Böhm und Frau Khue Pham  für ihre erhellenden Artikel  und freue mich, dass es die mir seit langem  imponierenden Frauen in der ZEIT sind, die diese so unterschiedlichen Bereiche durchleuchten und darstellen können. – Christa Krüger


Leserbrief zu „Kann ich das Rührei auch mit Erdbeermarmelade haben“ von Cathrin Gilbert

Leider lassen Sie Schweinsteiger mit beschönigenden und teilweise fragwürdigen Angaben zu den letzten Jahren seiner Karriere davonkommen.  Es ist doch wohlbekannt, dass er vor seinem Ausscheiden weder für Bayern München noch für die Nationalmannschaft erste Wahl war. Hoeneß, Rummenigge und Löw haben bei seiner Verabschiedung bestenfalls Krokodilstränen vergossen.

Der zunächst gesichtswahrende Wechsel zu Manchester United (der wohl überhaupt nur  zustande kam, weil van Gaal dort – noch – Trainer war), erwies sich als grandioser Flop, und nun spielt Schweinsteiger in einer Liga auf dem Niveau von Sonnenhof- Großaspach – angeblich, weil sich der Wechsel zu einer europäischen Mannschaft „wie ein Verrat angefühlt“ hätte; Verrat an wem oder was denn? Nicht nur an dieser Stelle Ihres Interviews fühlt sich der Leser an den Fuchs erinnert, dem die Trauben zu hoch hängen. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „War es doch Mord?“ von Wolfgang Bauer

Als junges Frau (heute bin ich 77 J.) habe ich ein einer Firma gearbeitet, die sich „Sudbury Laboratory of Europe and Africa“ nannte und mit einer Chemikalie zum Schutz vor Korrosion in Wasserleitungen handelte. Kunden waren hauptsächlich Industrie-Betriebe und auch Schiffe. So war zum Beispiel das Atom-U-Boot Nautilus mit dieser Chemikalie namens Aqua Clear ausgerüstet.

Obwohl ich von Chemie im Grunde keine Ahnung hatte, war ich für die Kundenbetreuung zuständig. ich bekam Wasserproben aus allen Teilen Europas und Afrikas, brachte die in ein Labor und gab aufgrund der Analysen den Kunden Ratschläge zur Dosierung. Das war durch entsprechende Erfahrungswerte möglich.

Ein Kunde in Südafrika war besonders nett, rief öfter an und es ergab sich eine Art Vertrauensverhältnis. Er war Amerikaner und erzählte, er hätte früher für die CIA gearbeitet und sei dort aber ausgestiegen, weil er die Machenschaften nicht mehr aushielte.

Als Beispiel nannte er den Krieg in Katanga. Seine Schilderungen haben mich jahrelang beschäftigt und mir meine Naivität und den Glauben an Recht und Gesetz genommen, vor allem – so der Ratschlag des Ex-CIA Mannes – sollte ich nichts glauben, was in der Zeitung stünde.

Seine Version, die ich natürlich nicht überprüfen konnte, war folgende:

In den Minen Katangas wurde auch Kupfer (Kupfer-Erze?) abgebaut. Der Bruder? Dag Hammarskjölds soll im weltweiten Kupferhandel tätig gewesen sein. Der Weltmarktpreis kam durch eine Überproduktion in’s Rutschen – angeblich durch eine 3 %ige Überproduktion in den Minen von Katanga.

Wie Sie in Ihrem Artikel schreiben, herrschte in Katanga Chaos, überall wurde gekämpft – praktisch jeder gegen jeden. In der Situation soll – laut Aussage meines Gesprächspartners in Südafrika – das Parlament in London die Bekämpfung der Rebellen durch Bombardierung frei gegeben haben, und zwar mit einer limitierten Sprengkraft (wieviel Megatonnen weiss ich nicht mehr). Gebombt wurde letzten Endes mit  der 10fachen Sprengkraft und zwar ganz gezielt die Minen von Katanga. Lt. dem CIA – Mann war die Absicht, die Kupfer-Produktion wieder zu „justieren.“ Profiteur angeblich die Hammarskjölds.

Speziell bei diesem Bombardement wurden sehr viele Arbeiter getötet.

Soweit die Geschichte, die man mir erzählt hat. Vielleicht ist ja ein Körnchen Wahrheit darin. – Monika Lühmann 


Leserbrief zu „Ungleiche Wahl“ von Matthias Bartke

Die Frage ob man jemanden von Prozessen in einer Demokratie ausschliessen kann oder darf, wie es bei einem Wahlrechtsentzug aufgrund einer vollumfänglichen rechtlichen Betreuung von psychisch erkrankten oder behinderten Personen geschieht, fordert unser moralisches- und unser Gerechtigkeitsempfinden heraus.

Fragen wir doch, um uns ein besseres Bild zu mache,n deshalb einmal nach den Hintergründen und Prämissen für die Anordnung einer gesetzlichenVollbetreuungug, die die Grundlage für einen Wahlrechtsentzug darstellen. Wie kommt es zu einem solchen Ausschluss und wer nimmt die Bewertung darüber vor – und entscheidet damit, meist gegen den Willen der Betroffenen darüber, ob jemand für seine persönlichen Rechte im Staat eintreten darf.

In der Praxis entscheidet letztendlich ein Richter aufgrund von Indizien und Aussagen von Mitgliedern des Betreuungssystemes, also Psychiatern und Betreuern. Kernfrage: „Ist XY in der Lage … ein Konto zu eröffnen, eine politische Wahlentscheidung zu treffen, etc.“ Deren Grundlage wiederum ist eine ärztliche Befürwortung einer vollumfänglichen Betreuung, die (im Falle psychisch erkrankter Personen) in den meisten Fällen gegen den (oft ausdrücklichen) Willen des Betroffenen geschieht.

Die Kernaussage und Grundlage zur Anordnung einer Vollbetreuung „… XY ist nicht in der Lage, seine rechtlichen Angelegenheiten eigenständig zu regeln“ muss begründet werden. Dies geschieht im richterlichen Beschluss. Man mag sich jetzt aber fragen, woher Richter und Psychiater eigentlich die Expertise für eine derartige Beurteilung nehmen wollen. Kennen sie die Person so gut, um sagen zu können, was er geistig in der Lage ist abzuwägen oder zu entscheiden? Nein. Dazu kommt, dass in der Regel die zu Betreuenden Personen ihre Angelegenheiten bislang ja alleingeregelt haben. Und nun plötzlich soll es – laut einem völlig fremden Menschen nicht mehr funktionieren. Das ist das Eine.

Das andere ist der ethische Konflikt im Subtext der richterlichen Anordnung. Ganz generell müßte man sich doch erst einma die Frage stellen, wie kann es ein politisches System zulassen, das ein oder mehrere ihrer Mitglieder andere Personen und Mitglieder einer Demokratie von derselben, durch eine eigene Meinung, eine Bewertung dieser Person von den demokratischen Prozessen des Landes ausschliessen dürfen? Der Konflikt ist nicht neu. Das Thema sehr alt, denn für eine Entscheidung über den Kopf ihrer Patienten oder Betreuten müssen die Psychiater zunächst ein unabhängiges Gutachten erstellen lassen, dass attestiert, dass der Betroffene über keinen freien Willen verfügt. Damit ist der Weg frei, eine Betreuung anzuordnen – früher: einen Menschen zu entmündigen. Das klingt, wenn man es im Gesetzestext nachliest, nach einem komplexen Konstrukt, ist aber in Wahrheit völlig simpel. Wenn eine Entscheidung gegen den ausdrücklichen und freien Willen eines Menschen getroffen werden soll, muss man eben dafür sorgen, dass man ihn als „Menschen ohne freien Willen“ deklariert. So einfach ist die Kiste – und das Gutachten für den richterlichen Beschluss unter Dach und Fach.

Wem jetzt bei der Geschichte Verschiedenes bekannt vorzukommen beginnt, und er sich an bestimmte Praktiken einer Partei um etwa 1933 herum erinnert fühlt, dem sei an dieser Stelle ganz herzlich zu seiner politischen Bildung und zum gesunden Menschenverstand gratuliert. Und das mit dem freien Willen ist so eine Sache – er lässt sich nämlich empirisch nicht nachweisen. Trotzdem hält man an diesem Anachronismus im Psyhischen Krankengesetz (PsychKG) fest und besiegelt unter anderem damit das weitere Schicksal von 81220 Bundesbürgern pro Jahr. Darüber, dass die Gesetze in dem Procedere ein Relikt aus der Herrschaft des Nationalsozialismus sind, denn genau aus dieser Zeit und Feder stammen sie, spricht man in Fachkreisen vermutlich eher selten. Ein heisses Eisen – denn was wäre, wenn der Psychiatrie und dem Betreuungswesen diese Handhabe abhanden käme? Undenkbar – Verrückte und Bekloppte würden wählen! – Claudia Ring


Leserbrief zu „Sicher ist gar nichts“ von Mark Schieritz

Es wäre total verfehlt, die Bundestagswahl (auch) zu einer Art Volksabstimmung  über das „richtige“ Konzept für die gesetzliche Rente zu machen.  Schon die Zusammenhänge zwischen den wichtigsten Stellschrauben Beitragssatz, Rentenniveau und Rentenalter sind kompliziert, andere Komponenten wie Mütter- rente und Ost-/Westrente und die Subvention der Rente aus Steuermitteln (ca.  100 Mrd. jährlich ab 2020) verzerren die versicherungstechnischen Details durch  Elemente der Sozialpolitik, und das Gros der Wähler hat noch nicht einmal verstanden,  dass es keinen Sparstrumpf gibt, aus dem ihre Rentenleistungen bezahlt werden  und über den die Sozialpolitiker nach Gutdünken verfügen können.  Und welcher Politiker wird so ehrlich (und selbstmörderisch) sein und bekennen,  dass es auf Grund der demographischen Entwicklung ab 2030 ohnehin ganz  finster ausieht bei den Renten? – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu “ Sie entscheidenüber Menschenleben“ von Marc Brost und Niklas Dummer

Der Beitrag der beiden Autoren strotzt vor Vorwürfen gegenüber dem BAMF. Nur besserwissende Klugscheißer können so im Nachhinein argumentieren, ohne die damaligen zwingenden Gegebenheiten des Jahres 2015 angemessen zu berücksichtigen. Wie war es denn damals am 04. September 2015, um 7.30 Uhr in Budapest?

Die im ZEIT-Archiv auffindbaren Recherchen zeigen das doch deutlich:  Es entstand dort durch die Haltung von Ungarn (Viktor Orban) eine humanitären Ausnahmesituation und die Bundeskanzlerin musste unter hohem Druck in einem zögernden Europa innerhalb von kaum drei Stunden entscheiden, ob sie die deutsche Grenze öffnet – oder schließt. Um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern und um ein Statement für europäische Werte zu setzen, entschied sie sich bekanntlich für eine temporäre Grenzöffnung. Und das war deshalb kein spontaner humanitärer Impuls, kein emotionaler Affekt und auch keine moralische Selbstüberhöhung, sondern eine rationale politische Entscheidung. Und wer das anders sieht, der möge bitte schlüssig erklären, wie er Hunderttausende Flüchtlinge an den Außengrenzen vor drohendem Winter erst einmal anders schnell versorgen kann, zumal die dortigen Länder nicht die Spur an Interesse zeigten und keinerlei Unterstützung zu leisten.

Und wie groß wäre wohl das mediale Geschrei über „deutsche Unmenschlichkeit“ gewesen, wenn die Bundeskanzlerin stattdessen die Grenze geschlossen hätte? Als einzigen Fehler kann man ihr allenfalls vorwerfen, dass sie es unterließ, diese Grenzöffnung als einen einmaligen Akt, als kurzfristigen temporären  Zustand zu deklarieren, der “zu schaffen sei“. Dieser Fehler bewirkte leider, dass aus dieser humanitären Ausnahmesituation alsbald ein Dauerzustand entstand.  Genau an dieser zeitlichen Stelle gilt es sich zu erinnern, wie alle Medien unisono die Entscheidung der Kanzlerin bejubelten, stolz auf unsere Republik waren, so dass in Deutschland zunächst eine unglaublich großartige Willkommenskultur entstand.  Man nahm damals zwar zur Kenntnis, dass das BAMF personell diesem Ansturm ja in keiner Weise gewachsen war, doch weite Teile der Medien kritisierten anfangs punktuell sogar noch eine zu bürokratische personelle Überprüfung; eine behördliche Hürde, die man doch diesen geflohenen Menschen nicht antuen könne… –  Die Notwendigkeit, das BAMF-Behördenpersonal, speziell die Zahl der sogen.

„Entscheider“ erheblich aufzustocken stand im Raum. Doch wie sollte das so schnell geschehen, da für dieses Fachpersonal eine längere Fachausbildung (gehobener Verwaltungsdienst) erforderlich ist? Also musste man improvisieren und es gab für eine schnelle Überbrückung einfach nur personelle Kompromisslösungen (Bundeswehr u.ä.). Trotzdem waren es immer noch viel zu wenig, während der Druck des Flüchtlingsansturms sich unvermindert fortsetzte. Den ZEIT-Recherchen zufolge haben zwischen dem 1. August 2015 und dem 1. März 2016 in diesem BAMF-Bereich 3.340 neue Mitarbeiter angefangen, wovon rund 80 Prozent keine Qualifizierung aufzuweisen hatten. Klar, dass nun Bearbeitungsfehler entstanden. Das ist ja gar nicht anders möglich. Aber möglich wäre es nicht nur gewissen Politikern, sondern auch den Medien, sich an die damalige Situation zu erinnern, die Zwangssituation zu sehen und ein wenig Fehlerverständnis aufzubringen, statt anzuklagen. Umso mehr empfinde ich es als eine Unverschämtheit von Politikern und einzelnen Medien, sich der Verantwortung zu entziehen und die gemachten Fehler bei der Grenzöffnung nun nachträglich dem BAMF in einer geradezu zynischen Art und Weise aufzurechnen.  – Hubert Roth


Leserbrief zu „Rad ab“ in ZEIT:Hamburg von Frank Drieschner

Wenn man die aktuelle Fahrradsternfahrt kritisieren will, sollte man nicht ältere, sondern aktuelle Forderungen zitieren.

Die aktuelle Fahrradsternfahrt tritt ein für:

* mehr Fahrradstraßen

* Aufstellflächen vor Ampeln

* Veloroutennetz-Ausbau

* Einbahnstraßen-Freigabe für Radverkehr

* Radschnellwege-Netz in der Metropolregion

* innerorts 30 km/h Regelgeschwindigkeit

* bedarfsgerechte Ampelschaltungen für RadlerInnen und FußgängerInnen

* Einhaltung der EU-Grenzwerte (Luftreinhalteplan)

* Umsetzung der Maßnahmen aus dem Lärmaktionsplan.

Die Forderungen richten sich also nicht gegen Autofahrer, sondern verbessern Gesundheit, Sicherheit und Schnelligkeit aller Menschen im Großraum Hamburg. Diese Forderungen mit einer Ausfahrt für die ganze Familie zu verbinden, ist immer noch zeitgemäß.

Dass dies seit einigen Jahr zu einer der größten Demonstrationen in Hamburg führt, zeigt den breiten Rückhalt für diese Veranstaltung. – Achim Gehrke


Leserbrief zu „Rad ab“ in ZEIT:Hamburg von Frank Drieschner

Ich erlaube mir, beim „Du“ zu bleiben – wie Du in Deinem Text. Früher, es wird wohl um die dreißig Jahre her sein, hattest Du also Sympathie für die Sternfahrt und warst selbst aktiv dabei. Dann kannst Du Dich ja vielleicht erinnern, wie es damals war: Erst wenige hundert, dann wenige tausend Sternradler/-innen trafen sich in Hamburg. Heute radeln bis zu 25.000 Menschen bei der Hamburger Sternfahrt mit. Und zeigen einfach mal die große Attraktivität dieser Veranstaltung.

In Deinem Artikel jagst Du aber einer Chimäre nach: Die Autofahrer sind ganz und gar kein Feindbild. Viele, die bei der Sternfahrt mitradeln, sind auch Autofahrer. Die Sternfahrt richtet sich nicht gegen Autofahrer. Sie demonstriert für Radverkehr. Und für eine Verkehrsgestaltung, von der alle profitieren: Radfahrer wie Autofahrer, Fußgänger, Bus- und Bahnfahrer. Wir alle.

Natürlich gibt es auf allen Seiten Menschen, die vereinfachen und versuchen, zu polarisieren zwischen Radfahrern und Autofahrern: in den politischen Parteien, in den Interessenverbänden – und auch bei der ZEIT, wie Dein Text zeigt.

Darf ich Dich einladen, einfach mal wieder mitzuradeln bei der Sternfahrt? Erlebe selbst, wie sehr viele Menschen aus Hamburg und dem Umland gutgelaunt und positiv gestimmt für Radverkehr demonstrieren. Und damit zeigen, wie groß und attraktiv diese Aktionsform in über dreißig Jahren geworden ist.

Vielleicht ergibt sich das mit dem differenzierteren Blick auf die Sternfahrt dann wie von selbst. Auch die ZEIT hätte es verdient. – Egon Schronz


Leserbrief zu „Rad ab“ in ZEIT:Hamburg von Frank Drieschner

… das habe mich tatsächlich gefragt. Politischer Einsatz für eine Verbesserung der Bedingungen des Fahrradverkehrs in Hamburg ist überflüssig weil „der ADAC die Hambuger Fahradpolitik bei jeder Gelegenheit “ „lobt“? –  Andreas Benedikt Cleve


Leserbrief zu „Der Kampf um das Geschlecht“ im ZEIT MAGAZIN von Julia Friedrichs

Leicht irritiert von der zur Zeit herrschenden und immer weiter zunehmenden Gender-Manie habe ich Ihren Artikel mit großem Inrteresse gelesen und finde ihn sehr instruktiv.

Mir fiel vor allem auf, dass bei allen Ihren Recherchen und Interviews die Grundlagen der ganzen Geschichte nicht ernsthaft angesprochen wurden: Chromosomen, Vererbung und das biologische Geschlecht. Das bestätigt meine schon seit vielen Jahren gehegte Überzeugung, dass der ganze Gender-Hype mit Natur, Biologie und somatischer Medizin nichts zu tun hat, sondern vollständig ein Fall für die Psychiatrie bzw. Psychologie ist. Die gesamten Probleme der LGBTIQ liegen im Gehirn.

Falls es Sie interessiert, hier in Kurzform eine Beschreibung der biologischen/medizinischen Realität: Beim Menschen (und auch noch bei anderen hoch entwickelten Tieren [Säugetieren]) wird das Geschlecht an zwei Orten definiert:

  1. Das biologische (organische) Geschlecht wird bestimmt bei der Befruchtung der Eizelle durch die Chromosomen der Samenzelle (X vom Vater gibt Mädchen, Y gibt Jungen; von der Mutter kommt immer X). Dann werden im Laufe der ersten Hälfte der Schwangerschaft die jeweiligen Geschlechtsorgane angelegt.
  2. Das ‚Gehirn-Geschlecht‘ wird in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft entwickelt; es wird bestimmt durch einen Hormon-Dialog zwischen Embryo und Mutter. Wenn der Embryo durch Testosteron-Produktion (das kann er ab Mitte Schwangerschaft) signalisiert, dass er ein Junge ist, schaltet die Mutter durch mindestens einen sehr hohen Hormonstoß (auch wieder Testosteron) das Gehirn des Embryo um, von weiblich auf männlich. Das Gehirn hat zahlreiche Rezeptoren auf den Zelloberflächen, die auf Testosteron ansprechen. Wenn der Auslöser kommt, werden Synapsen im Gehirn auf die ‚Verdrahtung‘ männlich umgestellt. Männliche und weibliche Gehirne unterscheiden sich schon bei der Geburt sehr deutlich. (Was Feministinnen gewöhnlich abstreiten.)

Bei diesem recht komplizierten Prozess sind natürlich Störungen unvermeidlich. Es kann sein, dass das Testosteronsignal des Embryos von der Mutter nicht wahrgenommen wird, oder dass ihr eigener Umschalt-Hormonstoß zu schwach ist, oder in einer ungünstigen Entwicklungsphase kommt, oder dass ein nicht vorhandenes Umschaltsignal gefühlt und versehentlich ein weiblicher Embroy vermännlicht wird, oder, oder, oder. So kommen wir von Normalos zu Bi, Homo, „im falschen Körper“, usw.

Dazu kommt, dass auch noch Umweltchemikalien einen Einfluss nehmen können. Z.B. haben PCBs (Poly-chlorierte Biphenyle) im mütterlichen Blut den Effekt, dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern verringert werden; Mädchen werden im Verhalten Jungen-ähnlicher, unf Jungen werden Mädchen-ähnlicher. Dazu kommen noch die deutlich selteneren Störungen in der Entwicklung der Organe in der 1. Phase.

Das Erstaunlichste ist, dass es in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle trotz aller Schwierigkeiten funktioniert und eine Generation auf die andere folgen kann.

Folgerung: Jede Abweichung des gefühlten Geschlechts vom biologisch-organischen beruht auf einem nicht therapierbaren Geburtsfehler, einer Störung im Zusammenspiel der internen Gehirnstruktur mit dem organischen Geschlecht. Man muss es einfach so nehmen, wie es ist, und das beste daraus machen (gegebenenfalls operieren). In Ausnahmefällen muss man auch an psychiatrische Hilfe denken. Aber so wenig die bis heute anhaltende aber glücklicherweise zurückgehende Diskriminierung berechtigt war und ist, so wenig gibt es auch einen Anlass, aus einem Defekt ein Überlegenheitsgefühl abzuleiten. (Ich denke da an Antike und Mittelalter, wo Geistesgestörte als ‚heilig‘ oder als Propheten betrachtet wurden, Nicht-Normalos waren „was Besseres“.) – Dr. Manfred Bühner


Leserbrief zum Titelbild

Ich begrüße es sehr, dass Sie in Ihrer aktuellen Ausgabe scheinbar darauf aufmerksam machen wollen, dass es mehr Geschlechtsidentitäten als die beiden „klassischen“ männlich und weiblich gibt. Allerdings habe ich im ersten Moment gestern doch mit Kopfschütteln im Laden reagiert, als ich das Titelblatt gesehen habe.

Es suggeriert dem*der Betrachter*in aus meiner Sicht, dass die geschlechtliche Identifikation immer mit den primären Geschlechtsorganen zusammen hängt – mein erster Eindruck war, dass das Titelbild der aktuellen Ausgabe in diese Kerbe schlägt. Dies ist aber nicht der Fall. So gibt es beispielsweise Personen, die sich als Frauen identifizieren und durch sekundäre und tertiäre Geschlechtsmerkmale optisch eindeutig als solche erkannt werden, aber weiterhin die primären Geschlechtsorgane eines Mannes haben.

War das Titelbild eine bewusste Provokation? Noch halte ich nämlich das Thema in der allgemeinen Bevölkerung für zu unbekannt, um damit bereits provozieren zu können. Dennoch finde ich es richtig und wichtig, sich damit auseinander zu setzen (Ich mache dies im Übrigen gerade selbst in einer Erhebung im Rahmen meines Studiums). Nur den „Türöffner“ über das Bild dahin fand ich eben wenig sensibel aus den genannten Gründen. Leider komme ich nach einigen Überlegungen nicht auf eine bessere Lösung, um neugierig auf den folgenden Text zu machen. Dennoch: Ich finde es sehr gut, dass es dass Thema bis auf das Titelblatt dieser renommierten Zeitung geschafft hat. – Felix Kahnt

Leserbrief zu „Mobile Feuerstellen“ von Caspar Shaller

Margarethe Schütte-Lihotzky wäre nicht begeistert über den Artikel Traumstück – Mobile Feuerstellen. Sie war nämliche keine Sozialdemokratin, sondern eine Kommunistin, die, wie viele ihrer GenossInnen, Widerstand gegen das Naziregime leistete (weil ihre Partei im Gegensatz zu den Österreichischen Sozialdemokraten, deren offizielle Doktrin es war, sich „für die Zeit nachher“ zu ‚erhalten‘, bereits in der Nacht des Einmarsches der Hitlertruppen  zum Widerstand aufrief und dementsprechend viele zum Tode Verurteilten und Hingerichteten zu beklagen hatte.

Bereits in der Türkei, wo sie zu jener Zeit arbeitete, schloss sie sich dem österreichischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus an und kehrte nach Österreich zurück. Sie wurde verhaftet und entging nur knapp dem Todesurteil. Bis 1945 blieb sie in faschistischer Haft. In ihren Erinnerungen berichtete sie von den Jahren im Widerstand,  von ihren Mitgefangene und MitkäpferInnen , vom Einsatz und Mut zu einer kompromisslosen Solidarität, die ihr letztlich das Leben gerettet hat.

Übrigens, sie wollte sich auch Zeit ihres Lebens nie nur als die Erfinderin der „Frankfurter Küche“ abstempeln lassen, hatte sie doch für die Wiener Siedlerbewegung, das Neue Frankfurt und für die neuen Städte in der Sowjetunion geplant und gebaut.

Österreich ehrte seine große Tochter erst spät, zu spät, wie sie Ende ihres Lebens bedauernd bemerkte: Ich hätte gern für meine Heimat gebaut.

NS.: Wie lautet ein in Österreich noch immer zitierte Ausspruch des ehemaligen Kanzlers Kreisky? „Lernen Sie Geschichte.“ – Rosmarie Thüminger


Leserbrief zu „Rad ab“ in ZEIT:Hamburg von Frank Drieschner

Man versteht die Idee: Gegenerschaft bringt einem bei diesem Thema nicht weiter, gerade, weil die gegenerischen Gruppen hier nicht scharf voneinander getrennt sind, weil einige Gruppenmitglieder zu beiden Gruppen gehören oder Interessen der anderen Gruppe teilen.

Aber Autoverkehr besetzt 365 Tage im Jahr ganz selbstverständlich in riesigem Ausmaß Lebensraum von Fahrradfahrern, Fussgängern, Bewohnern – sollte man ihm deshalb im Umkehrschluss aggressive Gegenerschaft vorwerfen?

Und natürlich geht es um eine Neuverteilung von bestehendem Platz. Das ist die Botschaft. Dies darf klar formuliert, transportiert und verstanden werden. Gerne auch plakativ mit Fahrradsternfahrten und Critical Mass. Ein Teil der Nutzer muss abgeben, ein anderer bekommt etwas dazu. Schmerzfrei und freiwillig ist das meistens nicht umzusetzen. Ganz abgesehen von der sehr ungleichen Macht der jeweiligen Lobbies im Hintergrund.

Wichtig dabei wäre zu verstehen, dass es dabei nicht um Bevor- oder Benachteiligung einer bestimmten Guppe oder am Ende übehaupt noch um unterschiedliche Gruppen geht, sondern darum, dass wir unsere Verkehrskonzepte weiter überdenken und radikal verändern müssen, um ganz einfach gemeinsam noch ein wenig diesen Planeten bevölkern zu können. Dass keine Zeit mehr ist für kurzsichtiges Interessengezänk. Dass es nicht mehr um Vorlieben für ein bestimmtes Verkehrsmittel geht, sondern um akuten Handlungsbedarf. Und dass dies aus purem Überlebenswillen die Haltung jeder politischen Mehrheit sein müsste, um die kein Interessensverband mehr betteln muss, während er auch noch darauf bedacht sein soll, dabei niemanden zu verärgern.

Dieser Gedanke ist bei vielen – Bürgern, Industrie, Politik – noch nicht wirklich angekommen. Und gerade Hamburg macht hier, trotz rot/grün, bundesweit eine unfassbar schlechte Figur.

Darum brauchen wir weiterhin Sternfahrten – ich halte das für klug. – Katja Schwirkmann


Leserbrief zu „Der Kampf um das Geschlecht“ im ZEIT MAGAZIN von Julia Friedrichs

Diskriminierungsverbot: „Der Mann“ muss künftig „Der/Die Mensch*In_nen“ heißen http://dietagespresse.com/diskriminierungsverbot-der-mann-muss-kuenftig-derdie-menschin_nen-heissen/Heimo Wallenko 


Leserbrief zu „Blut und Wasser“ von Elisabeth Raether

Bei jedem effekthaschenden Artikel, der die Landwirtschaft an den Pranger stellt frage ich mich, wo denn die guten Nachrichten bleiben, wo die Ausgewogenheit? Im Herbst 2014 gab es mal einen ausgeglichenen ZEIT-Artikel über die tatsächliche Lage der deutschen Nitratbelastung. Da gab es Fakten statt Panik. Solche Artikel würde ich mir mehr wünschen.

Seit 2 Jahren hat man über eine neue Düngeverordnung debattiert, und diese in 2017 auch fertig bekommen. Da sind doch schon viele Verschärfungen für Landwirte und Tierhalter drin, was die Lagerung und Ausbringung von stickstoffhaltigen Düngemitteln betrifft. Längere Lagerzeiten / kürzere Ausbringungszeiträume für Wirtschaftsdünger, mehr Dokumentation, mehr Analyse etc.. Natürlich wird es den Umweltschützern nie an Schärfe reichen, und den Landwirten ist es vermutlich zu viel an neuen Auflagen, weil die Mehrkosten oft nicht ausgeglichen werden. Nichtsdestotrotz handelt es sich bereits um einen großen Schritt in Richtung weniger Nitrat im Trinkwasser. Kommt das im Artikel vor? Nein.

2.) In sehr vielen deutschen Regionen gibt es Kooperationen zwischen landwirtschaftlichen Erzeugern und Wasserversorgern. Freiwillig! Große Erfolge wurden bereits erzielt, Nitratbelastungen gesenkt und besser überwacht. Steht das im Artikel? Auch nein.

3.) Wenn Essen auf dem Acker wachsen soll, braucht es Stickstoff. Ob dieser aus Mineraldünger, Güller, Mist, Kompost oder Gründüngung stammt ist letztlich gleich. Es ist auch egal, ob es sich um Biolandwirtschaft, oder konventionelle Landwirtschaft handelt. Stickstoff ist der wichtigste Pflanzennährstoff. In diesem Sinne ist Stickstoff, ganz gleich ob als Nitrat oder in anderen chemischen Formen eine gute Sache. So wie wir Menschen Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß brauchen, braucht ihn die Pflanze wie auch Phosphor, Kali, andere Mineralien und natürlich Wasser und Sonnenenergie. Die optimalen Aufwandsmengen können regional, boden- und wetterbedingt variieren, sind aber in der Regel nah am Optimum. Warum ich das glaube? Es liegt im Interesse des Landwirts! Eine Überdüngung kostet den Landwirt Geld, führt aber nicht zu mehr Ertrag. Bei starker Überdüngung tritt sogar ein Ertragsrückgang ein. Es liegt also nicht im Interesse der Produzenten zu viel zu düngen. Wenn man solche Zeitungsartikel liest muss man sich fragen, ob denn die Ausbringer von Gülle etc. alle doof sind. Sie sind es natürlich nicht. Der Ausbdildungsstand der Landwirtinnen und Landwirte sowie die Beratungsdichte für Höfe sind in Deutschland sehr hoch. Man weiß also, was man tut, was nicht immer heißt, dass der Nitratgehalt im Grundwasser auf Null sinkt. Böden und Pflanzen sind keine Maschinen, die man immer perfekt einstellen kann. Die Herausforderung ist es, viel vom Acker zu kriegen und gleichzeitig die Umwelt zu schützen. Mal gelingt es besser, manchmal nicht. Steht dies im Artikel? Wieder nein.

Ja, es gibt Probleme. Wenn man unterstellt, dass Nitrat im Trinkwasser ein problematischer Stoff ist, dann gibt es Überschreitungen, die man nicht will. Plakativ Panik zu machen und die Landwirte direkt oder indirekt an den Pranger zu stellen hilft dagegen nicht. Hilfreich wäre dagegen Auswege zu zeigen, über Wasserkooperationen zu berichten, technische Hilfsmittel zur Düngeoptimierung darzustellen. Dann gilt es eine regional differenzierte Aussage zu treffen statt für ganz Deutschland den Nitrat-Katastrophenalarm auszurufen.

Ich rege zu mehr Ausgewogenheit an, zu mehr positiven oder zumindest neutraleren Geschichten über die Landwirtschaft. Es geht hier um Menschen, die unser Essen produzieren! Manchmal hört es sich leider so an, als seien es Menschen, die uns alle vergiften wollten.  – Christoph Peiter


Leserbrief zu „Der Verdacht gegen die Vielen“ Ruud Koopmans

„Nur“, das entscheidende Wort

Es ist das Verdienst von Ruud Koopmans daran zu erinnern, dass wir alle auch kulturellen Mehrheiten Respekt schulden. Nur: Respekt ist nicht Hegemonie oder (Vor-)Herrschaft. Diesem Fehlverständnis öffnet Koopmans jedoch die Tür, wenn er der kulturellen Mehrheit das Recht zuspricht, durchsetzen zu dürfen, dass „auf dem Schulhof nur [!] noch Deutsch gesprochen werden solle“. Der Asymmetrie des „nur“, sollte die Symmetrie des „auch“ entgegengesetzt werden.  – Prof. Dr. Bernd Simon


Leserbrief zu „Die Bürokratie schlägt zurück“ Catalina Schröder

Leider ist das, was Sie dort aus Berlin berichten, eher Alltag als Ausnahme. Politiker führen das große Wort – den Kopf hinhalten dürfen die kleinen Sachbearbeiter. Verantwortung wird nirgendwo getragen, noch nicht mal politische (was ja keine Verantwortung ist), wenn man an die Love-Parade denkt, wo dem verantwortlichen Bürgermeister die eigene Pension näher war als die Toten, die auf seine Kappen gehen. Gerade Mitarbeiter im Sozialbereich sind ohnehin immer die Verlierer: tun Sie etwas, fallen Politik und Presse über sie her, weil sie Persönlichkeitsrechte missachten, tun sie nichts und etwas geht schief, fallen die gleichen Leute nun aus dem gegenteiligen Grund über sie her, jeweils mit der Justiz als willigem Helfer beim Bashing.

In meinem Bekanntenkreis gibt es viele, die sich ehrenamtlich engagiert haben – haben, denn nach Behinderungen, Verleumdungen bis hin zur Strafanzeigen durch bürokratische Paragraphenreiter hat inzwischen fast jeder sein Engagement eingestellt. Selbst wenn man jemandem aktiv zu Hilfe kommt, der von Dritten bedroht wird, liegt die Wahrscheinlichkeit, anschließend wegen Körperverletzung belangt zu werden, für den Hilfeleister höher als für den angreifenden Schläger. Wegschauen und schnell weggehen ist leider inzwischen der beste Rat, den man jemanden erteilen kann. Die Medien sind daran nicht ganz unschuldig, da sie willfährig jedem Politiker, der sein persönliches Vorteilssüppchen kochen will, Gehör verschaffen. – Prof. Dr. Gilbert Brands


Leserbrief zu „Aufstand der Städte“ von Heike Buchter, Uwe Jean Heuser Und Caterina Lobenstein

Sozialdemokrat mit strengem Seitenscheitel oder Hüne mit Halbglatze und schwarzer Brille

Sind dies die neuen Maßstäbe der ZEIT-Redakteure für die Fähigkeiten oder Charaktereigenschaften der beschriebenen Personen, hier im Artikel „Aufstand der Städte“, ZEIT Nr. 25/2017? Was sollen diese (Schein)-Informationen? Genauso hätten Sie ja auch die Größe der Ohren oder die Farbe der Augen anführen können.

Was soll das also? Ich wünsche mir Informationen auf ZEIT-Niveau und nicht auf dem der Regenbogenpresse. – Dr. Wolfgang Schäfer


Leserbrief zu „Sicher ist gar nichts“ von Mark Schieritz

Das eigentliche Thema wird sehr behutsam und unverdächtig eingekreist. Es ist ja wahr, was zur Rentenpolitik der betreffenden Parteien gesagt wird: untauglich.  Der Sprengsatz lauert aber im letzten Absatz: „Es“ (das heutige Rentensystem) „müsste also ergänzt werden um eine aus Steuermitteln  finanzierte Grundsicherung. Wie diese ausgestaltet sein sollte und wer Anspruch darauf haben soll, darüber könnte man im Wahlkampf schon ganz trefflich streiten.“ Klug geschlussfolgert. Wenn man die Vokabel „Grundsicherung“ jetzt nur ein klein wenig abwandelt, bekommt man das Wort „Grundeinkommen“ auf dem Silbertablett serviert. Aus vermutlich guten Gründen hat der Autor dieses Wort nicht aussprechen wollen. Wahr ist aber dennoch: das bisherige finanzielle Versorgungssystem, das den Menschen nicht mehr und nicht weniger die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen soll, ist am Ende. Das gilt für die Rentner, es gilt aber auch für die Empfänger von Hartz IV, für freischaffende KünstlerInnen, für Alleinerziehende, für Minijobber und und und …

In Hinblick auf kommende Veränderungsprozesse, gerne mit dem Schlagwort „Industrie 4.0“ bezeichnet, wird jedem unvoreingenommenen Betrachter klar: So wie bislang geht es nicht mehr. Niemand kann dazuhin sagen, was das neue Heer von ganz gut qualifizierten Arbeitslosen so machen wird. Gehen sie auf diue Straße? Laufen sie noch mehr den Populisten hinterher? Verabschieden sie sich von demokratischen Eckpfeilern? Wie entwickelt sich die Binnennachfrage?

Klar ist dabei auch, dass das so genannte „Recht auf Arbeit“ eine Chimäre ist. Ein Recht kann eingefordert werden, eine Erwerbsarbeitsstelle natürlich nicht. Diese von Herrn Schulz (SPD)  oft wiederholte Floskel ist, (mit Verlaub, als Süddeutscher darf ich das so ausdrücken) „brunzdumm“ und nicht zielführend.

Das bedingungslose Grundeinkommen ist kein Allheilmittel. Aber die in besagtem Artikel beschriebenen Zustände würde es umgehend heilen. Und: Das bedingungslose Grundeinkommen ist am 24.9.2017 wählbar. Das „Bündnis Grundeinkommen“ ist zur Wahl zugelassen. Es ist eine 1-Themen Partei. Aber was für ein Thema! Ein veritabler Erfolg dieser jungen Partei wäre ein gigantischer Weckruf für alle anderen. Es gibt sie also, die Chance zur Veränderung. – Peter Jakobeit


Leserbrief zu „Er? Sie? Mehr!“ von Raoul Löbbert

Ich beziehe mich auf oben genannten Artikel. Wenn man eigentlich den  Mitmenschen/ Lesern  nichts Bedeutendes und auch nichts Spannendes  mitzuteilen hat, verlegt man sich häufig auf ein “ Gelaber“,  wie es  ihr Autor Raoul Löbbert in Ihrem Blatt ganzseitig ausbreiten dürfte.   Da Herr Löbbert, trotz Studiums,  offensichtlich selbst die Sinn- und  Wertlosigkeit seines Traktats erkannt hat, versuchte er es akademisch,  ja sogar philosophisch aufzuwerten – ohne Erfolg; die neue  „Mitmenschlichkeit“ ist ein Treppenwitz. Ich empfehle, der ZEIT- Redaktion, solche „Ausreißer- Artikel“  künftig  dem „Boulevard“ zu überlassen. – Klaus Corell


Leserbrief zu „Immer noch great!“ von Kerstin Kohlenberg

Trump go home

Quo usque tandem*… Wie lange noch? Wie lange noch muss Amerika Sie, die Welt Sie und ich ganz persönlich Sie noch ertragen?

Sie blamieren nicht nur Ihr Amt, Sie stoßen nicht nur Herrschende dieser Welt vor den Kopf, Sie rauben nicht nur mir Platz für Wichtiges in den Nachrichten. Wir sind Ihr ewiges Hin und Her leid. Wir können die Ungewissheiten nicht mehr ertragen. Wir wollen Sie nicht!

Sie nehmen den Ärmsten die Krankenversicherung. Sie spielen mit dem Feuer (Nordkorea), das Ihnen selbst kaum schaden wird. Sie sind für eine Umweltverschmutzung, die letztlich auch mich treffen wird.

Wir sind Sie und das ganze Theater, das um Sie veranstaltet wird, leid. Hoffentlich finden Behörden oder Justiz endlich eine Möglichkeit, Sie aus dem Amt zu entfernen. Oder die Welt wendet sich von Ihnen ab. Das Schlimmste, das Ihnen passieren könnte, wäre, dass niemand mehr Sie wahrnimmt. Das wär’s!

* Die lateinische Redewendung „Quo usque tandem abutere, Catilina, patientia nostra?“  bedeutet wörtlich übersetzt „Wie lange noch, Catilina, wirst du unsere Geduld missbrauchen?“ (Cicero, Catilinaria 1). – Rolf Jacob


Leserbrief zu „Blut und Wasser“ von Elisabeth Raether

Nur ein kurzer Dank für diesen Leitartikel, er spricht mir aus der Seele. Völlig unpolemisch verdeutlicht er trotzdem den Ernst der Lage und vor allem die Unvernunft, die bei diesem Thema die öffentliche Debatte und politische Entscheidungen beherrscht. Danke! – Katharina Lange


Leserbrief zu „Alle Bullen stehen in meiner Einfahrt“ von Daniel Haas und Lars Weisbrod

Warum muss dieses eh schon überblähte Ego eine ganze  Seite Aufmerksamkeit bekommen???????? Bullshito – Barbara Freier


Leserbrief zum Titelthema „Welches Geschlecht habe ich?“

Die Gender-Diskusionen sind u.a. deshalb so abschreckend, weil sie meist langweilig, vor allem aber völlig humorlos sind – wenn der Humor fehlt, stimmt an der Sache etwas nicht. Ich habe kein Problem mit Trans-und anderen Sexualtäten, was mich aber stört ist die egozentrische Selbstbezogenheit und die Anklage – Ablehnung findet man auch in anderen Bereichen, ohne dass deswegen der Vorwurf der Unzulässigkeit erhoben wird. Als öffentliche Pflichtlektüre sind solche Abhandlungen nicht geeignet – es wäre besser sie zu unterlassen, auch auf die Gefahr hin, für untolerant gehalten zu werden.

Ist es nicht sonderbar, dass meines Wissens der Begriff der Schönheit in den Gender-Diskussionen nicht vorkommt?

Die Schönheit des weiblichen Körpers unterscheidet sich wesentlich von der etwas strengeren des männlichen : und beide zusammen ergeben, sich ergänzend, ein Paar – das lässt sich schwerlich von einer homosexuellen Verbindung, gegen die ich ausdrücklich nichts habe, sagen, obwohl ständig in dieser Weise davon gesprochen wird – eine homosexuelle Verbindung mag in anderer Hinsicht Ergänzendes bringen, aber im Sinne ergänzender Schönheit kann man das mit bestem Willen nicht behaupten, auch wenn man sich als „Mann“ oder „Frau“ bezeichnet – und nun zur Sprache selbst, um die es ja, wie behauptet, in der Gender-Diskussion gehen soll : es heisst der Baum oder der Wald – aber: die Birke, die Eiche, die Linde usw. – darin äussert sich doch die Poesie der Sprache, die sehr wohl unter weiblichen und männlichen Eigenschaften zu unterscheiden weiss – zum Schluss ein Satz von Rüdiger Safranski .

„Wer nichts mit sich selbst anzufangen weiss, nach dem greift das Nichts und fängt etwas mit ihm an“ – das lässt sich mit dem besten Willen nicht in „neutrale“ Gender-Sprache übertragen – so frage ich mich, ob Gender überhaupt eine Wissenschaft ist oder eine intellektuelle Behauptungsangelegenheit voller Beliebigkeiten – das eigentliche Anliegen, dass Transsexuelle Menschen mehr Beachtung, nicht unbedingt Ausmerksamkeit, erfahren sollten, ist eine Frage der „echten“ Toleranz.

Nichts füt ungut…… – Dr. Klaus Tiedje


Leserbrief zu „Alles Rassisten, oder was?“ von Jochen Bittner

Mit dem Vorwurf „Rassismus“ wird leider immer wieder und gern jede  Diskussion schon in den Anfängen erstickt. Wer sich für seine Argumente erst rechtfertigen muss verliert oft die Lust daran, überhaupt zu sprechen.

Angesichts der schrecklichen Attentate, die von menschenverachtender (und rassistischer..)Verblendung zeugen, ist die Zeit mehr als reif für eine offene Auseinandersetzung. Dieser sollten sich die muslimischen Verbände stellen, denn ihr doch langes Schweigen leisten Misstrauen und Vorurteilen Vorschub.

Zudem muss die Frage, ob und wie der Islam überhaupt reformierbar ist, erlaubt sein. Nur wo offene Diskussion, Erklärung und Aufklärung ehrlich stattfindet besteht dei Möglichkeit, dem Hass, der Wut und Vorurteilen Einhalt zu gebieten. Auf allen Seiten.

In Köln besteht an diesem Wochenende mit der Demonstation „Nicht in meinem Namen“ wahrscheinlich eine gute Möglichkeit, entstandene Mauern bröckeln zu lassen.

Es wirft allerdings kein gutes Licht auf die DITIB, wenn sie sich dieser Aussage bemächtigt nur um mitzuteilen, dass sie an einer solchen Demonstration nicht teilnehmen wird. Dies ist aber leider wohl im Sinne des Herrn Mazyek und anderer Unbeirrbarer. Und ein Zeichen für eine Verhärtung, die letzlich tatsächlich in eine Sackgasse führen kann. – Monika Sander


Leserbrief zum Titelthema „Welches Geschlecht habe ich?“

Die aktuelle Ausgabe der ZEIT (14. Juni 2017) meldet auf der Titelseite, dass sich „etwa zwei Millionen Deutsche nicht festlegen lassen wollen, ob sie Mann oder Frau sind“. Im Artikel von Frau Julia Friedrichs im Zeit Magazin (S. 15 ff.) wird von 2,5 Millionen potentiell Betroffenen gesprochen. Grundlage dieser Schätzungen ist die von Frau Prof. Allmendinger et al. durchgeführte ZEIT Vermächtnis-Studie, in der einer definierten Kohorte (Stichprobe von 3104 aus Adressregistern) in strukturierten Interviews unter anderem die Frage „Hinsichtlich Ihrer Geschlechterrolle, was beschreibt Sie am ehesten?“ gestellt wurde. 3,3% (102) der Befragten gaben hierbei eine von den Registerdaten abweichende Antwort, zumeist „Mann und Frau“. In den Artikeln der aktuellen Zeit-Ausgabe wird aufgrund dieser Daten eine Extrapolation auf die gesamte in Deutschland lebende Bevölkerung (z.Z. ca. 81.24 Millionen) vorgenommen.

Ich war vom Ausmaß dieser Zahl und den schwankenden Angaben (2,5 oder 2 Millionen?) überrascht, zumal andere Schätzungen von einer deutlich niedrigeren Prävalenz der Abweichung von biologischem Geschlecht und sozialen Geschlechtsempfinden ausgehen (z.B. Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e. V. (DGTI) 0,2-2%, in „Situation von trans- und intersexuellen Menschen im Fokus“, Sachstandsinformation des BMFSFJ).

Aus kritisch-wissenschaftlicher Sicht ist daher eine Prüfung der vorgenommenen Schätzung erforderlich:

  1. In der Vermächtnis-Studie wurden nur Personen zwischen 14 und 80 Jahren interviewt. Über unter 14jährige (aktuell ca. 10 Millionen) und über 80jährige (ca. 5 Millionen) ist demnach keine (glaubhafte) Aussage mögliche. Statt >2.5 Millionen (3,3% von 81,24 Millionen) verbleiben so „nur“ 2.19 Millionen (3,3% von 66.24 Millionen). Wie wurden die Zahlen 2,5 Millionen und 2 Millionen berechnet?
  2. Für die Vermächtnisstudie wurde das zweifelsohne hochwertige Verfahren der Stichprobengenerierung über Adressregister gewählt. Alle Teilnehmer wurden offensichtlich primär angeschrieben, eine „hohe Antwortbereitschaft“ wird konstatiert. Wie hoch war der Anteil der Angeschrieben ohne Rückmeldung / Interview? Gab es hier systematische Abweichungen von der untersuchten Stichprobe (Alter, dokumentiertes Geschlecht, Wohnort, Religion, Bildung/ Alphabetisierung etc.)? Trotz intensiver Recherche konnte ich hierzu keine Angaben finden. Entsprechend kann nicht verlässlich eingeschätzt werden, ob unter den Teilnehmern der Interviews eine höhere Prävalenz der Abweichung von biologischem Geschlecht und sozialem Geschlechtsempfinden vorliegt als bei denen, die sich der Befragung entzogen. Dieser mögliche Fehler muss bei einer Extrapolation um den Faktor 20.000 unbedingt berücksichtigt werden.
  3. Die Befragung umfasst Jugendliche im Alter von 14-18 Jahren, die sich in der Pubertät befinden (aktuell ca. 3 Millionen in Deutschland Lebende). In diesem Lebensabschnitt spielt bei vielen Menschen die sexuelle Identitätsfindung eine wichtige Rolle, eine Abweichung von biologischem Geschlecht und sozialen Geschlechtsempfinden ist in dieser Altersgruppe sicher anders zu bewerten als z.B. bei über 60jährigen. Eine Extrapolation solcher Daten auf die Allgemeinbevölkerung scheint – ohne entsprechende Adjustierung – nicht zulässig. Wie wurde unter den Befragten dieser Altersgruppe (und anderer Altersgruppen) die Frage „Hinsichtlich Ihrer Geschlechterrolle, was beschreibt Sie am ehesten?“ beantwortet?
  4. Es bleibt – zumindest in den Berichten der ZEIT – unklar, inwieweit die Fragestellung „Hinsichtlich Ihrer Geschlechterrolle, was beschreibt Sie am ehesten?“ ausreichend verlässliche Rückschlüsse auf das biologische und soziale Geschlechtsempfinden zulässt. So kann z.B. ein „biologischer und sozialer Mann“, der sich um Haushalt und Familie kümmert, die Frage durchaus mit „Mann und Frau“ beantworten – er meint damit aber nur seine Alltagstätigkeit.

Leider werden diese Punkte in den Artikeln der aktuellen Ausgabe nicht beleuchtet und lassen sich auch durch Recherche in anderen Publikationen zur Vermächtnis-Studie nicht zufriedenstellend klären. Insbesondere vermisse ich eine tabellarische Aufstellung der Charakteristika der Stichprobe hinsichtlich Alter, biologischem Geschlecht, Einkommen usw. Nur mit diesen Angaben kann geprüft werden, ob und wie verlässlich die Stichprobe überhaupt als repräsentativ für die deutsche Bevölkerung erachtet werden kann.

In unserer ZEIT ist ein sensibler Umgang mit statistischen Angaben mehr gefragt denn je. Erst kürzlich wurde – ebenfalls in einem Leitartikel – das „Lügen nach Zahlen“ erörtert. Im Sinne der Glaubwürdigkeit Ihrer Wochenzeitung sollten Sie auf simplifizierende Titelseiten verzichten und genauere Angaben über die Methodik Ihrer Schätzungen liefern. Nur so können Sie die Leser von Ihren Angaben überzeugen und den Menschen, die sich aufgrund ihres sozialen Geschlechtsempfindens in unserer Gesellschaft nicht immer wohl fühlen, wirklich gerecht werden. Plakatives Übertreiben ist allenfalls Wasser auf die Mühlen derer, die sich in den Leitmedien unseres Landes (und der Vermächtnis-Studie?) nicht mehr ausreichend repräsentiert wähnen.

Für eine ausführliche Stellungnahme mit Angabe von Studiendaten und ggf. eine Ergänzung (oder Korrektur?) in einer der kommenden ZEIT-Ausgaben wäre ich Ihnen verbunden. – PD Dr. Thomas Karlas


Leserbrief zu „Rad ab“ in ZEIT:Hamburg von Frank Drieschner und „Reichlich aufgeschlossen“

Zum Artikel „Rad ab“: Hervorragend ist nur die optische Gestaltung der Seite 1. Es ist doch mehr als bescheiden, wenn 1mal im Jahr an einem verkehrsarmen Sonntag bei der Fahrrad-Sternfahrt auf limitierten Routen tausende Radler wenige Stunden den Straßenraum nutzen! Während an 364 Tagen im Jahr der Kfz-Verkehr massenhaft auftritt! Was soll daran verwerflich sein, wenn einmal im Monat bei der Criticel Mass am frühen Abend punktuell für wenige Stunden der Straßenraum durch Radler ohne Lärm und Abgase beansprucht wird? Während zum Motorrad-Gottesdienst 30 000 Biker lärmend und vergiftend den Straßenraum zum Auftritt nutzen?

Zum Artikel „Reichlich aufgeschlossen“: Eine optisch und inhaltlich hervorragende Seite 5. – Reinhold Pollet


Leserbrief zu „Kaum Englisch, kaum Mathe“ von Mareike Enghusen

Welch ein Verbrechen an den Kindern: Egal, ob Fundamentalisten bei den Christen, bei den Juden oder bei den Moslems: Den Kindern wird das Wissen der Welt bewusst vorenthalten, denn Unwissenheit bewirkt Unterwürfigkeit und Abhängigkeit von den Priestern, Rabbies und Ayatollahs. Und so erzieht man sich als Herrscher mit der jeweiligen Religion die gläubigen, willigen Untertanen. Ich bin sehr froh, dass ich in einem säkularisierten Europa die öffentlichen Schulen besuchen konnte. Man muss sich das vorstellen: Diese Kinder erfahren nichts von der Darwinschen Evolutionslehre, nichts vom Zeitalter der Aufklärung usw.

Und diese orthodoxen Religionsführer dürfen noch immer frei herumlaufen, wehrlosen Kindern ihre orientalischen Märchen „offenbaren“ und Feindbilder propagieren. Dann soll man sich auch nicht wundern … – Johann Ernst


Leserbrief zu „Aufstand der Städte“ von Heike Buchter, Uwe Jean Heuser Und Caterina Lobenstein

Sie sind sich schon darüber im Klaren, was Sie da bejubeln? Die Regionalregierungen halten sich nicht an Vorgaben des Staates, und nun fängt auch jeder Provinzfürst an, das zu machen, was ihm ideologisch gerade so in den Kram passt. Derweil verrottet die Infrastruktur, weil jeder den anderen mit Erfolg beschuldigen kann, nicht genug finanzielle Mittel zu erhalten. Die no-go-areas, in denen die Staatsmacht zunehmend kapituliert und Sozialtransferleistungen zunehmen den Charakter von Schutzgeldzahlungen erhalten, wachsen derzeit schneller als die ach so innovativen Zentren. Rückblickend ist das der Weg in die Kleinstaaterei des Mittelalters, nach vorne gewandt kann man sich fragen, ob die Horrorszenarien, die manche Science Fiction Filme eröffnen, wirklich noch so weit entfernt sind. Und das soll die erstrebenswerte Zukunft sein? – Prof. Dr. Gilbert Brands


Leserbrief zu „Der Verdacht gegen die Vielen“ Ruud Koopmans

Der Artikel von Ruud Koopman zeigt einmal mehr , die Welt ist aus den Fugen. Er sieht sich tatsächlich genötigt, die Legitimität von Ansprüchen der Mehrheitskultur zu begründen. Leider wird nicht näher aufgezeigt, wer das verweigert.

Der Einsatz für Minderheitenrechte führt also zu der Verweigerung von Mehrheitsrechten. Die dadurch gegebene Diskriminierung der Mehrheit ist offenbar kein moralisches Problem.

Zu dieser Problematik passen auch die Artikel „Der Kampf um das Geschlecht“ von Julia Friedrichs im ZEIT MAGAZIN , ebenfalls 14.6.2017.

Es reicht nicht, die Menschen, die keine binäre Vorstellung von Geschlecht haben, ihr Ding machen zu lassen. Nein, die Vorstellung, dass „Geschlecht“ ein Kontinuum zwischen männlich und weiblich ist, muss natürlich von der ganz überwiegenden Mehrheit übernommen werden. Jeder Anklang einer binären Aufteilung in männlich und weiblich, z.B. in der Sprache, muss eliminiert werden, weil es als verletzend und diskriminierend empfunden wird.

Das durch solchen Forderungen der Mehrheit die eigenen Vorstellungen aufgezwungen werden sollen, diese also diskriminiert werden soll, ist offensichtlich kein Problem.

Natürlich wird die Mehrheitsgesellschaft auf Dauer diese Entwicklungen nicht akzeptieren. Es ist das Verdienst von Koopman, hier frühzeitig und rational gegenzusteuern, um so zu verhindern, dass das Pendel ebenso extrem wieder in die andere Richtung ausschlägt. – Reiner Felkel


Leserbrief zu „Der Kampf um das Geschlecht“ im ZEIT MAGAZIN von Julia Friedrichs

Vielen Dank für ihren Artikel, auch wenn er inhaltlich für einen alten, weißen und heterosexuellen Mann etwas schräg war.

Er war informativ und damit erhellend. Und es war angenehm, den Eindruck zu gewinnen, dass die Journalistin „sich mit keiner Seite gemein macht“ (Joachim Friedrichs).

Vielleicht lesen Sie meinen Leserbrief zum Artikel von Ruud Koopmans. – Reiner Felkel


Leserbrief zu „Blut und Wasser“ von Elisabeth Raether

Ein Beitrag so richtig von der Leber weg geschrieben, ohne Recherche  ohne solides Wissen ohne verantwortungsvolle Abwägung. Alle Beteiligten außer der Autorin verweigern sich, die doch so einfachen Patentrezepte zu erkennen und umzusetzen. Ich verstehe nicht wie ein Beitrag dieser Qualität es auf die erste Seite der“ Zeit“  geschafft hat. – Rainer Heukamp


Leserbrief zu „Er? Sie? Mehr!“ von Raoul Löbbert

Gender Studies im Rahmen eines Soziologie Studiums mögen sinnvoll sein, einige Forderungen aus der LGBTIQ Szene sind es nicht. Transgenderismus funktioniert auch nur so lange es noch definierte Gender gibt. Warum sollte ein Mann das Gender einer Frau, eine Frau das Gender eines Mannes leben wollen, wenn es keine Unterschiede mehr gibt? Außerdem gehen die Forderungen jetzt schon viel weiter und werden in Zukunft noch extremer werden, zum Beispiel lautet ein Slogan: „No Gender!“. Darauf könnten noch folgen: „No Sex!“, „No Intercourse!“ und „No Love!“. Die Dystopie ist eine von androgynen, geschlechts- und empathielosen Retortenmenschen bevölkerte Welt. BRAVE NEW WORLD! – Johannes Lenz


Leserbrief zum Titelthema „Welches Geschlecht habe ich?“

Es ist diskriminierend, dass nicht alle sexuellen Minderheiten eine Berücksichtigung finden in der Bezeichnung LGBTIQ. Wo bleiben die Anhänger der Sodomie, also diejenigen, die sich für ein Tier als sexuellen Partner entscheiden? Für ihre Rechte muss doch auch Gender-Mainstreaming kämpfen! Diese Gruppe wird nicht nur diskriminiert, sie wird auch vom Gesetzgeber bestraft, wenn sie ihren Neigungen nachgeht. Ich schlage also vor:  LGBTIQS. Das kann man sich auch besser merken: ElGeBetiqs.

Frau Julia Friedrichs danke ich herzlich für ihren ausführlichen Artikel, ich wusste nicht beim Lesen, ob ich lachen oder vor Wut heulen soll, vor allem bei der Vorstellung, mit welchen Themen sich die Rot-Rot-Grüne Koalition in Berlin beschäftigt, obwohl es ganze Stadtteile in Berlin gibt, die No Go Area darstellen. –  K. Göggel


Leserbrief zu „Alles Rassisten, oder was?“ von Jochen Bittner

Vielen Dank für Ihre kritische Analyse der Argumentation von Aiman Mazyek über die Gründe des islamistischen Terrors in der FAZ.

Man muss im Übrigen nur Mazyeks Stellungnahmen seit gefühlten Jahrzehnten in Diskussionen in den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten verfolgen, um Ihre Aussage, dass „er (leider) Teil des Reformstaus ist“, zu verstehen.

Wenn ich mich recht erinnere, verurteilt er natürlich die Anschläge aufs Schärfste, nimmt auch an Demonstrationen wie der in Berlin nach dem Mordanschlag auf den Weihnachtsmarkt statt, ist aber, wenn ich mich recht erinnere, noch nie bereit gewesen, die Ursachen dafür im Islam und seinem Absolutheitsanspruch zu sehen. Statt bereit zu sein, seine Religion einer Religionskritik zu unterziehen, die dann auch ihre Anhänger erreichen könnte, damit sie endlich Distanz zu ihr gewinnen, etwas, was die Aufklärungsphilosophen im 18. Jahrhundert und Feuerbach und Marx im 19. Jahrhundert längst für uns geleistet haben, sucht er Ausflüchte in Argumenten, wie Sie sie anführen: z.B. der „Rassismus-Keule“, die, gegenüber Deutschen angewandt, offensichtlich sehr opportun ist. Unsere Gesellschaft grenze außerdem junge Muslime aus, sie fühlten sich in ihr als Menschen zweiter Klasse – das letzte Erklärungsmuster höre ich neuerdings immer häufiger- und dann irrlichtert ganz im Sinne der Unantastbarkeit des Islam immer noch das leider nicht nur von Moslems vorgetragene Argument durch den Raum, dass solche Attentate nichts mit dem Islam zu tun hätten, denn „Moslems tun so etwas nicht“.

Mit anderen Worten: Die islamische Religion wird selbst von einem syrischen Studenten, dem ich seit ca. anderthalb Jahren mein Gästezimmer zur Verfügung gestellt habe, nicht ernsthaft in Frage gestellt. Wenn ich auf den Islamismus als Grund des Übels hinweise, zuckt er kurz zusammen bzw. wird unsicher. Darüber kommt dann kein Gespräch zustande. Genau dort, im Gehirn nämlich, in der Absolutsetzung der Aussagen des Korans – oder sollen wir direkt von Gehirnwäsche reden? – liegt meiner Ansicht nach das Hauptproblem.

Nochmals vielen Dank für Ihre erhellende Analyse. – Heinrich Meißner


Leserbrief zu „Die Grillteller stehen bereit“ von Yassin Musharbash

In der Zeit, insbesondere im Ressort Politik erwarte ich Informationen, Hintergrundberichte oder Kommentare und Meinungen zu aktuellen Themen. Nichts davon finde ich in dem vorliegenden Artikel. Ich nehme an, dass dieser als Satire gemeint war. Aber anstatt Missstände oder Probleme in der Bundeswehr zu thematisieren, machen Sie sich auf Kosten der Bundeswehrsoldaten lustig, die in Auslandseinsätze geschickt werden.

Mir ist nicht klar, welche Erkenntnisse Leser aus diesem Artikel gewinnen sollen. Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Auslandseinsätze der Bundeswehr für die Soldaten und ihre Familien oftmals sehr belastend sind? Ich hoffe, das ich einen derartig niveaulosen Artikel so schnell nicht wieder in der Zeit lesen werde. – Cordula Schwarzmeier


Leserbrief zu „Sie entscheiden über Menschenleben“ von Marc Brost und Niklas Dummer

Ich weiß gar nicht wohin mit meiner Wut, wenn ich nur das Wort BaMF höre. Endlich berichten Sie über diese Behörde. Ich begleite (ganz privat) einen irakischen Flüchtling durch sein Asylverfahren (durch ihn wiederum kenne ich  viele andere syrische Flüchtlinge und deren Bescheide). Ich behaupte, dass die meisten Bescheide willkürlich  und/oder politisch motiviert sind.

„Mein“ Schützling bekam erst 9(!) Monate nach seiner Anhörung den Bescheid.

Was ich an ablehnenden Begründungen des Entscheiders gelesen habe, zieht einem die Schuhe aus: U.a. wird ihm unterstellt, eine schöne „Reise“ von Bagdad nach Stuttgart unternommen zu haben. Nur am Rande bemerkt: Er hat wie so viele andere Flüchtlinge unter erhöhter Lebensgefahr ein Schlauchboot in Izmir bestiegen, um nach Griechenland zu gelangen (er kann nicht schwimmen, bekam eine gefakte Schwimmweste). Laut BaMF war das eine nette Reise.

Eine weitere (unlogische) Begründung: „Der Antragsteller lebte in einem…überwiegend schiitischen Stadtviertel. Zwar ist bekannt, dass schiitische Miliz teilweise versuchen sunnitische Bewohner an der Rückkehr zu hindern.  Der Antragsteller ist jedoch selbst Schiit. Eine Verfolgung…ist jedoch nicht beachtlich wahrscheinlich…“ Absurd! Als würde man dem Antragsteller an der Nasenspitze ansehen, dass er Schiit ist. (Jeder wird willkürlich schikaniert im Irak, der der Miliz gerade über den Weg läuft).

Des  weiteren führt der Entscheider in Nürnberg aus (er hat übrigens den Antragsteller nie zu Gesicht bekommen), dass 2,4 Millionen Iraker hungerten und auf Nahrungsmittelhilfe der Regierung angewiesen seien, der Antragsteller aber weitere Familienangehörige im Irak habe und darüber  hinaus gesund und erwerbsfähig sei und führt gleich im nächsten Satz an, „dass die gegenwärtige Versorgungslage sehr schwierig ist….Jedoch sind…die humanitären Bedingungen bei einer Rückkehr nicht als derart schlecht zu bewerten, dass diese den Schweregrad einer unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung erreichen.“

Wer so unsinnig und auch unmenschlich entscheidet, der soll selbst mal ein halbes Jahr im Irak (über-) leben. – L. Ackva


Leserbrief zu „Sicher ist gar nichts“ von Mark Schieritz

Die Vorschläge der Parteien dienten „eher der Mobilisierung der eigenen Anhänger als der Sache“ meint Mark Schieritz. Ja, was denn sonst? Das ist doch ein ganz wesentliches Merkmal jedes wahlgestützten Systems: es geht weniger um die Sache an sich, um die bestmögliche Politik, sondern zuvörderst darum, gewählt und wiedergewählt zu werden. „um möglichst ungestört weiterregieren“ zu können – natürlich im Dienst der Sache, oder? Insofern darf man auch gespannt sein, wieweit ein Herr Macron seine Chance zu einschneidenden Änderungen, zur wirklichen Gestaltung nutzt – oder wie bald er den Blick auf seine Wiederwahl richtet – natürlich, um noch mehr bewirken zu können. – Dr. Rainer Brackhane



Leserbrief zu „Der Verdacht gegen die Vielen“ Ruud Koopmans

Ich verstehe mich als Mitglied der Mehrheitsgesellschaft und kann als solches nur sagen, dass mir Ruud Koopmans aus der Seele gesprochen hat.

Prof. Koopmans erinnert in seinem Artikel überzeugend an das eigentlich Selbstverständliche und stellt damit so manche ´Ver-Rücktheit´, die aus einer Vielzahl der Publikationen zu den Themata „Leitkultur“, Heimat, Migration, Umgang mit nationalen Minderheiten und Toleranz spricht, wieder vom Kopf auf die Füße. Sind wir tatsächlich so weit gekommen, dass, wer insistiert auf die kulturgeschichtlich gewachsenen Werte unserer Gesellschaft, damit rechnen muss, sich dem Stigma einer ausländerfeindlichen, immigrationsablehnenden und rechtsnationalistischen Gesinnung auszusetzen?

Es mangelt der Mehrheitsgesellschaft an Mut zu konstruktiven Grenzziehungen. Ruud Koopmans zeigt, wohin das führt: Indem wir das Notwendige gerade nicht tun, eröffnen wir den Extremvereinfachern aller Couleur und rechtsnationalen Radikalgesinnungen Tür und Tor. Diesen Zusammenhang, dessen Auswüchse zwangsläufig zur Erosion des demokratischen Gesellschaftssystems führen, hat Koopmans luzide verdeutlicht.

Was also tun?  Vorschlag 1: Sich wieder auf die Füße stellen, um kulturgeschichtlichen Bodenkontakt zurückzugewinnen. Vorschlag 2: Der mehrheitsgetragenen Gesellschaftskultur (um auch an dieser Stelle den vergifteten Begriff einer „Leitkultur“ zu vermeiden) den ihr gebührenden Rechtsrahmen verschaffen, ggf. mittels eines fundierten Einwanderungsgesetzes. Vorschlag 3: Partikularinteressen eindämmen, ohne Minderheitenrechte zu unterdrücken. – Armin Brost


Leserbrief zum ZEIT MAGAZIN

Im ZEIT Magazin löse ich gerne die Lebensgeschichte („Tratschke“) und manchmal auch die Logelei. Manchmal kann ich die Lebensgeschichte (so wie heute Morgen) schon beim 1. Lesen in der Straßenbahn lösen. Früher konnte ich mich darüber allerdings viel mehr freuen als heute. In Zeiten des Internets kann ein aufgeweckter 14-jähriger die gesuchte Person oft mit Hilfe von Google und Wikipedia in wenigen Minuten finden und das auch ohne geschichtliche Kenntnisse.  Nehmen Sie das Beispiel von dieser Woche. Extrahieren Sie alle wörtlichen Zitate aus der Lebensgeschichte und ergänzen Sie dies um einige Stichworte.

Google antwortet mit einer Liste von Fundstellen und auf Rang 7 der Liste finde ich die Lösung, die ich schon vorher kannte:  von unten bis oben alle verbrecher geistiger treiber sofortige vernichtung der verschwörer v-mann südamerika marine u-boot kommandant http://jsonpedia.org/annotate/resource/html/de:Wilhelm_Canaris

Das Beispiel oben ist kein Zufall, dieses Experiment habe ich schon mehrfach wiederholt, wenn ich mal Zeit und Motivation hatte. Da arbeite ich seit 50 Jahren an meinem bildungsbürgerlichen Halbwissen und nun kann jeder Aufschneider den Tratschke lösen. Da müssen Sie was gegen tun, als Abonnent erwarte ich das einfach. Deshalb folgender Vorschlag für die Autoren der Lebensgeschichten:   1. keine wörtliche Zitate mehr, außer in eigener Übersetzung aus Fremdsprachen   2. keine Fachbegriffe, Kürzel, Namen, Jahreszahlen mehr, falls diese eine      eindeutige zeitliche, räumliche oder thematische Verortung erlauben   Wenn Thomas von Randow („Zweistein“) noch leben würde, dann müsste man auch über Änderungen bei den Logeleien reden.

Vermutlich haben schon andere Leser vor mir erklärt, warum Alphametiken heute etwas albern wirken: Sie sind leicht mit dem Computer lösbar sind. Das klassische Beispiel SEND + MORE = MONEY wird heute oft benutzt, um Anfängern ein bekanntes Problem zur Einführung in neue Programmiersprachen  zu bieten:  http://lpl.unifr.ch/lpl/lplmodels/puzzles/sendmore.pdf http://zverovich.net/2012/10/09/constraint-programming-in-ampl.html https://gist.github.com/jeremieroy/584216655d60eac06ae3

Die beiden Probleme aus dem ZEIT Magazin vom 14. Juni 2017 habe ich einfach mal mit meiner Lieblingsprogrammiersprache MiniZinc gelöst und dazu folgende Programme geschrieben.

Problem 1:
var 1..9: B;
var 1..9: L;
var 0..9: A;
var 0..9: U;
var 0..9: I;
var 0..9: R;
var 0..9: N;
constraint
(1000 * B) + (100 * L) + (10 * A) + U   +
(1000 * L) + (100 * I) + (10 * L) + A   =
(10000 * B) + (1000 * R) + (100 * A) + (10 * U) + N;
include „globals.mzn“;
constraint all_different([ B, L, A, U, I, R, N ]);
solve satisfy;

Eindeutige Lösung:
B = 1;
L = 8;
A = 4;
U = 2;
I = 5;
R = 0;
N = 6;

Problem 2:
var 1..9: R;
var 0..9: O;
var 0..9: T;
var 1..9: G;
var 0..9: E;
var 0..9: L;
var 0..9: B;
var 0..9: A;
var 0..9: S;
constraint
((100 * R) + (10 * O) + T)   *
((1000 * G) + (100 * E) + (10 * L) + B)   =
(1000000 * R) +  (100000 * O) + (10000 * S) + (1000 * A) + (100 * R) + (10 * O) + T;
include „globals.mzn“;
constraint all_different([ R, O, T, G, E, L, B, A, S ]);
solve satisfy;

Eindeutige Lösung:
R = 2;
O = 7;
T = 5;
G = 9;
E = 8;
L = 4;
B = 1;
A = 6;
S = 0;

Mit solchen Programmiersprachen kann man auch leicht zeigen, dass Problem 2 „überspezifiziert“ war. D.h. die Aufgabe enthielt viel mir Information als der Computer für die eindeutige Lösung brauchte. Die redundanten Nebenbedingungen sind in dem Problem wohl enthalten, damit Menschen beim Rechnen auf dem Papier leichter die Lösung finden.  –  Jürgen Kahrs


Leserbrief zu „Er? Sie? Mehr!“ von Raoul Löbbert

Mit großem Interesse habe ich den Artikel über Gender Studies von Raoul Löbbert gelesen. Das prinzipiell gute Anliegen der Gender Studies steht durch Ihre eigenen Protagonisten im Zwiespalt. Statt die Anliegen klar verständlich und damit auch für die Mehrheitsgesellschaft tragbar zu kommunizieren, geht die Szene offenbar eher den Weg über Abgrenzung, der intellektuellen Enklaven und der In- Outgroups. Herr Löbbert mag tapfer den Mainstream propagieren, die Mehrheit stellt er nicht dar. Und das ist das Problem. – Andreas Steffen


Leserbrief zu „So geht links“ von Peter Dausend und  „Von oben herab“ von Khue

Leider sind die Artikel zum Erfolg der Labour Party bei den Parlamentswahlen in Großbritannien vom 8. Juni sehr oberflächlich. Schade auch, dass in der ZEIT im Vorfeld der Wahlen keine kritische Analyse der Politik der konservativen Regierungen unter David Cameron und Theresa May erschienen ist, die unter anderem für einen hohen Anteil an prekären Arbeitsverhältnissen in Großbritannien (22 % in 2016) verantwortlich ist und dabei ist das staatliche Schulsystem komplett zu ruinieren.  Jeremy Corbyns Erfolg beruht nicht auf „dem Anschein echt zu sein“. Vielmehr hat die Labour Party unter seiner Führung ein mutiges Programm zur Bekämpfung der sozialen Missstände durch Umverteilung vorgelegt, das viele Wähler überzeugt hat.

Was die SPD von Corbyn und der Labour Party lernen könnte: Statt an Wahlstrategien zu tüfteln, sich ehrlich zu den sozialen und ökologischen Probleme zu positionieren. Arbeit auf Abruf (zero-hours contracts) zum Beispiel gibt es auch in Deutschland! – Gudrun Rogge-Wiest


Leserbrief zu „Er? Sie? Mehr!“ von Raoul Löbbert

Transgender-Männer oder -Frauen ihr Ding machen zu lassen, ist doch für viele oder die meisten gar kein Thema mehr.

Thema wird es, wenn diese Minderheiten der Mehrheit ihre Weltsicht aufzwingen wollen. Lesen Sie dazu bitte den Bericht ihrer Kollegin Julia Friedrichs im ZEIT Magazin der selben Ausgabe, Der Kampf um das Geschlecht, Seite 15.

Zur aus meiner Sicht Kernfrage von Gender Studies, inwieweit das biologische Geschlecht einen bestimmten Rahmen für das soziale Geschlecht setzt, sagen Sie so gut wie gar nichts.

Bekanntlich wird dieser Zusammenhang in den Gender Studies verneint. Naturwissenschaftliche Erkenntnisse werden ignoriert. Das Nichtvorhandensein dieses wesentlichen Zusammenghangs wird postuliert. Daraus folgt, Gender Studies sind eine Ideologie und keine Wissenschaft. Und desdhalb werden Sie von manchen Zeitgenossen etwas schräg angeschaut, wenn Sie sagen, sie hätten Gender Studies studiert.

Natürlich ist das kein Grund, blöde und diskriminierende Witze auf Ihre Kosten zu machen. – Reiner Felkel


Leserbrief zu „Warum sind die meisten Studien falsch, Herr Ioannidis?“ von Christoph Drösser

Anbei möchte ich Ihnen folgenden Wortlaut übermitteln, den Sie gerne als Leserbrief – eventuell mit der Überschrift „Bullshit vs Lüge“ – zum o.g. Artikel veröffentlichen dürfen:

Man mag es nicht glauben, aber die globalisierte Betriebswirtschaftslehre bzw. Management Science, mit ihren Millionen von BWL-Studierenden, die ihren Lehrkörper rekrutiert und mithilfe eines jährlichen Outputs von tausenden und abertausenden empirischen Studien bei der Stange hält, plagt ein noch schlimmeres Übel als die mit Lügen durchsetzte Medizinforschung: das ‚Bullshitting‘. Damit ist ein, im Falle der BWL zahlengetriebenes Verbreiten dreisten Unsinns  in einem riesigen Ausmaße gemeint, verursacht durch das hunderttausendfache Suchen und Finden von Forschungslücken, wo keine sind. Auch hier werden ständig „p-Werte“ mit den tollsten Signifikanzen produziert. Wieso Bullshitting schlimmer ist als die Lüge? Ich zitiere den Philosophen Harry G. Frankfurt: „Der Bullshitter […] weist die Autorität der Wahrheit nicht ab und widersetzt sich ihr nicht, wie es der Lügner tut. Er beachtet sie einfach gar nicht. Aus diesem Grunde ist Bullshit ein größerer Feind der Wahrheit als die Lüge“.

Ich denke, das sitzt. :-) – Dr. Stefan Hauptmann


Leserbrief zu „Blut und Wasser“ von Elisabeth Raether

Vielen Dank für Ihren interessanten Leitartikel. Daß Überdüngung von Böden mit Gülle zu einer Verteuerung des Leitungswassers führen könnte, ist in der Tat eine Meldung wert.

Ihr Argument, die Intensivhaltung von Tieren sei für den Verbraucher „nicht mal günstig“, ist aber meines Erachtens unvollständig. Es fehlen Angaben über die Mehrkosten einer weniger intensiven Landwirtschaft für den Verbraucher. Um Ihr Argument zu beweisen, müßten Sie denselben „Warenkorb“ aus Wasserverbrauch und Schweinefleischkonsum (38.1 kg pro Kopf und Jahr laut

https://de.wikipedia.org/wiki/Fleischkonsum_in_Deutschland)

zugrundelegen und nachweisen, daß er sich bei weniger intensiver Landwirtschaft verbilligen (oder jedenfalls nicht verteuern) würde.

Es mag andere gewichtige Argumente gegen die intensive Tierhaltung geben; aber Ihr Artikel möchte seine Stärke ja gerade aus der Widerlegung der Hypothese vom billigen Fleisch beziehen. Das wäre in der Tat wissenswert, aber Ihr Artikel bleibt den Beweis schuldig.  – Thomas von Schroeter


Leserbrief zu „Krieg um Katar?“ von Josef Joffe

Ihr weitreichendes Allgemeinwissen  ( wird Ihnen von einem Team  bei den historischen Vergleichen und Anekdoten geholfen ? ) und  Ihr Formulierungsgeschick beeindrucken mich und gewiss auch viele andere ZEIT – Leser seit Langem.

Nun ueberaschen Sie mich mit einem faszinirendem Beitrag in englischer Sprache unter dem Titel „How Trump is like Obama“. „Typisch Josef Joffe“, wage ich zu sagen. „Lesenswert“, sage ich meinen amerikanischen Freunden.

(Grundsaetzlich jedoch meine ich, dass Sie Obama’s Aussenpolitik zu kritisch beurteilen.Er musste doch immer gegen einen Kongress regieren und fand niemals Unterstuetzung oder konstruktive Kritik.)

Ich lese das WSJ selten. Ab und zu, um die andere Meinung zu erfahren. Ich bin Demokrat, das Blatt all zu sehr republikanisch. Ich hatte es zufaelig im Flugzeug am 14. Juni in der Hand.  Hatte Glueck ! Also mal wieder “ vielen Dank, Herr Joffe !“ – Johannes Girmes


Leserbrief zu „Rad ab“ in ZEIT:Hamburg von Frank Drieschner

Ich lese die ZEIT seit vielen Jahren mit großer Begeisterung, habe mich aber selten über einen so dämlichen Artikel geärgert wie jetzt der von Ihnen Herr Drieschner. Allein die polemische Einleitung „Am Sonntag legen Fahrradfahrer die Stadt lahm“ ist so bekloppt, dass man nur mit den Ohren schlackern kann. Um eine Großstadt wie Hamburg lahm zu legen, braucht es sicherlich etwas mehr an Aufwand.

Ich werde morgen das erste Mal an dieser Sternfahrt teilnehmen als begeisterter Radfahrer und freue mich auf dieses Ereignis. Hier geht es in erster Linie auch nicht um eine politische Demonstration, sondern darum, mit anderen Pedalisten einmal Räume in der Stadt zu erobern, die sonst anderen vorbehalten sind. Insbesondere die Fahrt über die Köhlbrandbrücke ist dabei ein Highlight. Da die Veranstaltung nicht im Berufsverkehr stattfindet, kann man auch nicht von großartiger Behinderung sprechen. Ich bin selber tagtäglich als Berufskraftfahrer mit dem Auto in Hamburg unterwegs und genieße es, nach getaner Arbeit auf das Zweirad umzusteigen und wo immer es geht die grünen Velorouten in Hamburg zu erkunden. Hamburg hat leider in den letzten Jahren erhebliche Defizite in der Verkehrspolitik zu verkraften und ist, was den Ausbau der Fahrradinfrastruktur angeht noch längst nicht am Ziel. Es ist gut, dass es Stadträder gibt, es ist fantastisch, dass jetzt mehr Fahrradstraßen entstehen, bei denen sich anfänglicher Widerstand der Anwohner schnell in Akzeptanz gewandelt hat. Aber einen wirklich zukunftsfähigen Mix aus Elektromobilität und Fahrradkultur wird es wohl erst in den nächsten 10 Jahren geben. Dabei hat eine Stadt wie Kopenhagen längst gezeigt, wo der Hammer hängt und wie es geht.

Und jetzt kommen Sie mit Ihrem einseitigen und zutiefst polemischen Artikel nach dem Motto, ihr habt wohl ein „RAD AB“. Zuerst einmal outen Sie sich selbst als ehemaligen Mitfahrer der Sternfahrt, um dem Leser dann in aller Ausführlichkeit und mit anbiederndem „Du“ darzulegen, wie überholt diese Art des Protestes wohl sei. Dann sollten Sie sich vielleicht auch mal die Harley Days vornehmen, die zusätzlich zu zwei Rädern noch jede Menge Lautstärke im Angebot haben. Oder wie wäre es mit der Baltic Sea Ralley, die heute in Hamburg gestartet ist und bei der jede Menge Autos älter als 20 Jahre, mit ihren Abgasen zu einem schönen Cocktail beitragen. Für mich gehören alle diese Ereignisse zu einer lebendigen Stadt und müssen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Es geht schlicht um ein faires Miteinander und da darf das Fahrrad einmal Im Jahr sicherlich hervorgehoben werden.

Wer sich die Verkehrspolitik der Zukunft anschauen möchte, dem muss zwangsläufig klar sein, dass es so nicht weitergehen kann und wird. Der Diesel ein Auslaufmodell, Umweltzonen, autofreie Wohngebiete. Wir befinden uns in einem Wandel in Bezug auf Mobilität und dabei wird u.a. das Fahrrad eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Ihre ketzerische Konklusion, dass Elektrofahrräder etwas für Leute mit mangelnder Fitness sind, zeigt mir, dass Sie das Potential dieser Entwicklung noch gar nicht erkannt haben. Ich selber würde mich als äußert fit bezeichnen, fahre aber mit Begeisterung Pedelec, weil man übrigens auch da treten muss! Der Puls kommt genauso in Schwung, wie auf einem herkömmlichen Rad und ich kann schnell fahren. Einfach mal ausprobieren Herr Drieschner.

Ich hoffe sehr, dass die Redaktion der ZEIT Hamburg in Zukunft mehr Wert auf sachliche Berichterstattung legt und weniger Polemik. Ansonsten kennzeichnen Sie das bitte als Kommentar eines Einzelnen. – Rainer Schmidt


Leserbrief zu „Kluge Philanthropen müssen wir nicht aus Amerika importieren!“ von Uwe Jean Heuser

„Stiftungen“ sind schon deshalb ein schwieriges Thema, weil z. B. „Familienstiftungen“ nicht gemeinnützig sind. Stiftungen werden nicht ausschließlich aus philantropischen Gründen errichtet, wie Ihr Gespräch suggeriert, sondern auch um als „Holdings“ von Konzernen fleißig am Wirtschaftsleben teilnehmen zu können. Dem Gespräch zwischen Uwe-Jens Heuser und Felix Oldenburg kann ich nicht entnehmen, dass zwischen den Stiftungsmodellen überhaupt unterschieden wird.

Herr Oldenburg fordert, der Gesetzgeber möge „Investionen“ der kleinen Stiftungen ermöglichen; dies klingt so, als ob (auch gemeinnützige) Stiftungen nicht schon jetzt in bestehende Kindergärten (oder ähnliches) investieren könnten, um das Kapital zu erhalten; gemeinnützige Stiftungen dürfen nur keinen wirtschaftlichen Einfluss auf Unternehmen haben (also die Mehrheit an Kapital und Personengesellschaften). Nicht gemeinnützigen Stiftungen steht dies jedoch bereits jetzt zu (z. B. nicht gemeinnützigen Grundbesitzstiftungen) Es kann also nur darum gehen, dass alle (auch gemeinnützige) Stiftungen leichter zur Konzernspitze werden können.

Mir fehlt daher die Frage, warum wir – Sie und ich – als Steuerzahler gemeinnützige Stiftungen steuerlich begünstigen sollen, damit sie unbeschränkt wirtschaftlich tätig werden können.

Ob – wie im Bereich der gemeinnützigen Vereine als Konzernspitze (ADAC) – die Forderungen von Herrn Oldenburg bei der Politik auf fruchtbaren Boden stößt, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich halte es jedoch für richtiger, wenn alle gemeinnützigen Organisationen nicht wirtschaftliche Konkurrenten werden könnten: Wer ein Krankenhaus z. B. als Stiftung …. GmbH & Co. KG (Stiftung + GmbH + KG = Konzern) betreiben will, um Gewinn zu machen und an Kommanditisten verteilen möchte, wogegen ja grundsätzlich nichts spricht, sollte dies aber nicht in der gleichen Weise steuerbegünstigt tun dürfen wie gemeinnützige Organisationen, die den Gewinn nicht über Tochterunternehmen verteilen. – Manfred Koopmann


Leserbrief zu „Sicher ist gar nichts“ von Mark Schieritz

Der Artikel berührt einen wichtigen Grundsatz, ohne ihn direkt zu benennen: Wir brauchen ein Rentensystem, welches nicht auf dauerhaftes Bevölkerungswachstum angewiesen ist, sondern vielleicht sogar eine rückläufige Bevölkerungs-Größe verkraftet. Dass geburtenschwache Jahrgänge die Rente der geburtenreichen Jahrgänge bezahlen müssen (wie im Artikel als Grundproblem aufgeführt), ist offensichtlich ein zeitlich befristetes Phänomen. Dementsprechend brauchen wir dafür auch „nur“ eine Übergangslösung, z.B. eine befristete Unterstützung der Rentenversicherung aus den derzeit eher sprudelnden Steuereinnahmen. Wenn dann in wenigen Jahrzehnten die Rentnerschaft aus geburtenarmen Jahrgängen besteht und das Verhältnis von Jung zu Alt wieder „beim Alten“ ist (weniger Junge bezahlen die Rente von weniger Alten), kann eine dauerhafte Lösung fixiert werden. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Warum sind die meisten Studien falsch, Herr Ioannidis?“ von Christoph Drösser

Zu Ihrem in der aktuellen Zeit (2017, Nr. 25) erschienenen Artikel: “ Warum sind die meisten Studien falsch, Herr Ioannidis?“  beschreibt der Autor die gefallene Welt der Wissenschaft.

Hierzu habe ich einige Worte die ich gerne (sofern Sie es für richtig empfinden) unter den Leserbriefen veröffentlicht haben würde:

Zweifelsohne liegt auf jedem Wissenschaftler ein Pupblikationsdruck der vor allem das Veröffentlichen von guten und bahnbrechenden Ergebnissen verlangt. Mein Vorschlag um aber auch die von Herrn Ioannidis angesprochenen missglückten Experimenten zu veröffentlichen, wäre eine art „Pflichtanteil missglückter Experimente“ -in allen Fachzeitschriften. Dann müsste sich niemand dieser Ergebnisse schämen und die Wissenschaft wäre (zumindest zum Teil) befreit vom Zwang des Perfekten. – Dr. Adria


Leserbrief zu „Ungleiche Wahl“ von Matthias Bartke

Der unscheinbare Meinungsbeitrag zum Wahlrecht von geistig eingeschränkten Menschen behandelt ein Thema, das es verdient hätte, als Schlagzeile auf Seite eins zu erscheinen.  Wie klug muss man sein, um an unserer Demokratie teilnehmen zu dürfen und wer entscheidet darüber?

Ich glaube, dass die folgende Anekdote das Problem noch anschaulicher macht. Ich leistete vor Jahren Zivildienst in einem Heim für sogenannte geistig Behinderte. Dort hatte sich zu Wahlen eine kleine Tradition etabliert:

Alle wahlberechtigten Heimbewohner – und das waren erstaunlich viele – stimmten per Briefwahl ab. Für diejenigen, denen die intellektuellen Fähigkeiten fehlten, ein Kreuz an einer bestimmten Stelle zu malen, erledigte der Geschäftsführer der Einrichtung das kurzerhand selbst. Die Übrigen wurden an einem Sonntagnachmittag zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Dort zeigte der Geschäftsführer ihnen, was anzukreuzen war.

Niemand fand daran Anstoß und das Wahl-Happening mit Kaffee und Kuchen war allseits beliebt. An einem solchen Sonntag traf ich Emil, einen recht alten Heimbewohner, alleine in seinem Zimmer. „Warum bist du nicht mit den Anderen zum Wählen beim Geschäftsführer?“, fragte ich ihn.

An seine Antwort muss ich seither immer wieder denken und bei jeder Wahl wünschte ich, es gäbe mehr Menschen mit dem Verstand von Emil: „Ich bin ein alter Mann. Als ich noch jung war, durfte ich schon einmal wählen, das war 1933.

Weil ich nicht so klug bin, habe ich die Anderen gefragt, was ich wählen soll und mich danach gerichtet.

Man weiß ja, was dabei herausgekommen ist. Da habe ich mir gesagt: Emil, du bist wahrscheinlich zu dumm zum Wählen. Und ich habe mir vorgenommen, es künftig zu lassen.“ – J. H.


Leserbrief zu „Unterwegs zum »neuen Menschen«“ von Jens Balzer

Das ist nun also der neue Faschismus mit Herrenrasse und Untermenschen.  Alte Gespenster steigen aus den Gräbern – die Untoten. Ist es beruhigend,  dass in diesem Szenario von Auslese und interstellarer Migration kein einziger Frauenname genannt wird? Ich hoffe auf einen menschheitsliebenden Feminismus zur Rettung des Planeten und nicht zu seiner Abwicklung. – Gabriele Heise


Leserbrief zu „Rad ab“ in ZEIT:Hamburg von Frank Drieschner

Mal ehrlich, wer braucht solche Artikel bzw. Meinungsäußerungen einzelner Journalisten, die mit ihrem Privatempfinden die gesamte erste Seite des Hamburgteils vereinnahmen. Die Themen „Fahrradstadt“ Hamburg, Fahrradsternfahrten, Hamburger Verkehrswegeplanung, Konkurrenz zwischen Fahrradfahrern, Fußgängern und Autofahrern etc. etc. wurden schon oft und hinreichend beschrieben.

Wenn ich einen Kommentar lesen möchte, lese ich einen Kommentar. Was ich als Abonnent einer Wochenzeitung wirklich nicht brauche sind meinungsgeprägte Artikel, die wenig differenziert über das Niveau „ich belehre meine Leser mit meiner Privatmeinung“ hinauskommen.

Welchen Zugewinn an Information, Argumentation oder Diskussion bringt dieser Artikel? Wie sollen konkrete politische Impulse im Getöse unserer Großstadt entstehen, wenn niemand für sein Anliegen auf die Straße geht oder fährt?

Ich fahre fast täglich zur Hauptverkehrszeit mit dem Fahrrad durch den Hamburger Westen. Ich erlebe Kooperation, Konfrontation und Gefährdung jeden Tag zwischen den Radfahrern selbst, aber auch zwischen allen anderen Verkehrsteilnehmern, die sich gehetzt gleichzeitig durch die Nadelöhre der Verkehrswege drängen. Was ich leider seltener erlebe, ist vorausschauendes, rücksichtnehmendes Verhalten im Straßenverkehr. Und das bringt uns alle täglich nicht nur in Stress, sondern auch in körperliche Gefahr.

Die von Ihnen genannten Polarisierungsversuche unterscheiden sich nicht viel von der pädagogischen Intention Ihres Artikels. Eine differenziertere Darstellung von Argumenten und konstruktiven Ansätzen wäre wirklich hilfreicher gewesen. – Joachim Scholz


Leserbrief zu „Ich galt als liberaler Scheißer“ von Christian Staas

Ich habe von 1965 – 1967 in Berlin studiert. Die im Gegensatz zur damaligen Springer-Presse einfühlsamen, wohlwollend-kritischen und sachkundigen Artikel von Kai Hermann über die Studentenbewegung haben dazu geführt, daß ich seither regelmäßig DIE ZEIT kaufe und lese. Danke! – Ingbert Lindemann


Leserbrief zu „Wir müssen reden“ von Michael Thumann und Bernd Ulrich

„Und mit Ungeduld wurde in dieser Region schon genug kaputt gemacht“: Ja!

Mit Autokratie und scharfen Waffen kann man seinen Willen vermeintlich schnell umsetzen. Demokratie und Diplomatie sind langsam, manchmal allerdings auch unnötig schwerfällig.

Wenn sie, meine ich, auch „alternativlos“ sind, sollte man sich zu ihren Abläufen Gedanken machen.

Unsere deutsche Demokratie ist ein wenig in die Jahre gekommen. In den Parteien gibt es hierarchische, manchmal verkrustete Strukturen, die verhindern, dass authentische, fachbegabte Menschen eine Chance haben. Macron macht Hoffnung, dass sich das ändert.

Diplomatie: Seit Jahrtausenden investieren Menschen ungeheure finanzielle und geistige Ressourcen in Instrumente, die dazu dienen, Menschen zu quälen oder zu töten. Dagegen gibt es kaum „Kriegsvermeidungsstrategien“ – nur Drohung und Sanktionen. Das ist wenig und kommt meist zu spät. Es gilt friedliche, effektive Strategien zu entwickeln zur Krisenbewältigung!

Unser AA und die der EU scheinen mir zur Friedensstrategie ungenügend gerüstet. Immer noch gibt es – auch in der EU – Länder, die glauben, Krisen mit Waffengewalt lösen zu müssen: eine uralte Faszination.

Deutschland sollte diesen Gedanken verlernt haben. Doch Deutschland rüstet auf – nicht nur qualitativ, was verantwortungsvoll wäre, sondern quantitativ. Unseren Volksvertretern, die ihre Macht nur von ihren Wählern geliehen (!) bekamen, sollte jederzeit bewusst sein, dass Deutschland – zu Recht – ein reines Verteidigungsheer hat!

Auch scheint mir das AA wenig gerüstet zur Krisenvermeidung. Wieviel Expertise hat es in den uns fremden Kulturen, Menschen auch non verbal zu verstehen, wenn es alle paar Jahre seine Chefdiplomaten in andere Kulturkreise schickt? Wie effektiv ist das System im AA, Krisen zu erkennen, BEVOR sie eskalieren und präventiv einzugreifen?

Wie wäre es, viel Geld in eine hochkarätig besetzte Europäische Denkfabrik zur Erarbeitung von Kriegsvermeidungsstrategien zu investieren, die regelmäßig dem Europäischen Parlament berichten müsste? Damit könnte Europa seine Macht als Friedensprojekt unter Beweis stellen. – Dr. Ursula Augener   


Leserbrief zu Farbdarstellung in Grafik „So sehen Sieger aus“ von Andrea Böhm

Nur ein kleiner Hinweis: Seit Jahren habe ich als Rot-Grün-Fehlsichtiger Probleme mit Farben in Grafiken in DIE ZEIT. Aktuell in Nr 25 auf Seite 3: mit extremer Mühe sind die Farben auseinander zu halten. Ein Blau oder Orange hätte auch für mich zu einer der verwendeten Farben gut kontrastiert. Mal mit der Druckerei reden? – Ein Leser


Leserbrief zu „Ungleiche Wahl“ von Matthias Bartke

Ich bin ehrenamtlicher Betreuer und komme daher mit vielen von den im Artikel Angesprochenen in Kontakt. Bisher sind wir noch  n i e  in ein Gepräch über Politik gekommen. Zufall? Hier wird ein sehr großes Fass aufgemacht, für ein paar sehr wenige, die sich davon vielleicht wirklich betroffen fühlen.

Will sich da jemand profilieren? – J. Völker


Leserbrief zu „Was tun gegen Wilderei?“ von Bruno S. Frey Und Lasse Steiner

Hier ein noch radikalerer und doch realistischer Vorschlag: Warum kann man nicht einfach Elefanten und Nashörnern unter Betäubung ihre Hörner abnehmen, diese legal günstig zum Kauf anbieten und damit den Schwarzmarkt nachhaltig zum Erliegen bringen? Die Touristen werden sich daran gewöhnen, auf ihren Fotos Tiere ohne Stoßzahn zu sehen, in dem Wissen, so deren Überleben zu sichern. – D. Klüppel


Leserbrief zu „Sicher ist gar nichts“ von Mark Schieritz

Demokratischer Wahlkampf gleich politischer Ideenwettbewerb. Gemeinhin trifft das auch zu, vorwiegend leider dergestalt, dass man konkurrierende Parteien und Politiker lieber als vermeintlich ideen- und planlos entlarvt anstatt ein eigenes Konzept anzubieten, ehrlicher- und konsequenterweise mitsamt aller Vor- und Nachteile.

Politik ist ohne eine (un)gehörige Portion Polemik gerade in Wahlkampfzeiten ganz offensichtlich ausgeschlossen. Selbst wenn es etwa bei dem höchst relevanten Thema Rente um nichts weniger geht als die Gesellschaft von heute, morgen und übermorgen. So viel ist bedauerlicherweise eben doch sicher.  – Ira Bartsch


Leserbrief zu „So sehen Sieger aus“ von Andrea Böhm

Ja, sehr komplex, sehr kompliziert das Ganze. Vielen Dank für Ihre Orientierungshilfe. Für Donald Trump wäre das wohl nix, denn er informiert sich scheints nicht gerne. Zu kompliziert das Ganze. – Heike Schalles


Leserbrief zum Titelthema „Welches Geschlecht habe ich?“

Die ZEIT vom 14.7.17 behauptet, 2,5 Mio. Deutsche wandelten im Niemandsland zwischen den Geschlechtern und drängten auf Anerkennung. Dies ist aus Sicht professioneller Gender Studies Unsinn. Es ist eine kleine Minderheit, die sich bekenntnishaft-identitär auf Optionen jenseits der Standardgeschlechter bezieht, die große Mehrheit derer, die in der von der ZEIT bemühten Erhebung mit 3,3% ein ‚anderes Geschlecht‘ angekreuzt haben, wird damit eine relative Indifferenz gegenüber dir Geschlechtszuweisung ihrer Person artikuliert haben, mit anderen Worten: ein Achselzucken. Dieser Bedeutungsverlust von Geschlecht ist aber keine psychische Eigenart besonderer Menschen, als die sie Gender-Aktivisten und nun die ZEIT gerne stilisieren, es ist vielmehr Eigenschaft einer Gesellschaft, die Tätigkeiten, Verhaltens­weisen und Charakteristika immer weniger nach Geschlecht differenziert. Im Niemandsland stehen also nicht nur die Identitätspaläste weniger bunter Vögel, es stehen dort vor allem seit langem die unscheinbaren Zelte von Geschlechtsmigranten – und zwar in vermutlich viel höherer Zahl als 2,5 Millionen. – Prof. Dr. Stefan Hirschauer


Leserbrief zu „Erst Ull-Dee, jetzt Lee-Dhul“ von Heike Buchter

The Brexit negotiating team sent by the British Government does not speak in my name; nor does it speak for a majority in Great Britain.  48% of those who voted in our referendum did not vote for any sort of Brexit.  It is ridiculous to contend that all the others voted for the Hard Brexit strategy of the British negotiating team.  The present government will probably not last more than a few months, and then there will be new elections.

Please help us! Wolfgang Schäuble and Emmanuel Macron have been very sensible and helpful, suggesting that Britain might wish to remain in the EU.

The EU team will negotiate according to their instructions, of course, but please avoid saying anything inflammatory outside the negotiating room, which probably means keeping Jean-Claude Juncker quiet.

We do not know what our negotiating team will do; they probably don’t know either. We are grateful for the EU’s policy of transparency, as otherwise we would not know what was being said in our name.

I am not writing to you as a representative of any party or organisation, only as a British citizen who is proud of my European Union passport and convinced that the EU, imperfect as it is, is the best hope for peace and progress in our continent. – Graham Dane


Leserbrief zu „Alles Rassisten, oder was?“ von Jochen Bittner

Beim Lesen des Artikels von Jochen Bittner musste ich an zwei Stellen zucken. Zuerst ist der Tenor des Artikels, dass das Problem des Islamismus ohne jeden Einfluss der westlichen Welt entstanden ist. Der Autor vergisst, dass eine mindestens jahrzehntelange hochmütige und bevormundende aussenpolitische Haltung des Westens gegen muslimische Staaten mitursächlich für die Verhärtung der Fronten ist. Dies rechtfertigt zwar keine islamistische Einstellung und noch weniger terroristische Taten. Zusammenhänge dürfen aber nicht verschwiegen werden, nur um so den Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime als intellektuell unzulänglich lächerlich machen zu können. Weiter ist der Hinweis des Autors, dass Rassismus gegen Islamgläubige unmöglich sei, weil „Islam“ keine Rasse sei, unnötig provozierend. Es ist gleichermaßen schändlich Vorurteile und Ablehnung gegen Menschen wegen ihres islamischen Kulur- und Religionshintergrundes zu hegen und zu transportieren, wie dies bei unzulässigen und nicht zu begründenden Ressentiments gegen eine Rasse der Fall ist. Was Herr Mazyek zum Ausdruck bringen wollte erschließt sich klar. Die sehr deutsche Eigenart des Wortklaubens und Belehrens birgt stets die Gefahr vorhandene Gräben zu vertiefen. Vorsicht ist geboten. Ich wünsche mir Peter Scholl Latour als profunden Islamkenner und mit seinem journalistischen Fingerspitzengefühl zurück. – Andreas Nickel


Leserbrief zu „War es doch Mord?“ von Wolfgang Bauer

Sehr mutig, dass Sie sich nochmal des Themas angenommen haben, danke zunächst dafür ! Ich denke Sie kennen den Film: The tree of life. Auf den Spuren von Dag Hammerskjöld. Die Frage, ob er ermordet wurde oder nicht ist für mich zweitrangig, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass er ermordet wurde.

Dass er wusste, dass er für seine Taten sterben wird geht aus seinem Buch Zeichen am Weg hervor.

Okkult und geheim sind zwei grundsätzlich verschiedene Worte, okkult hält etwas verborgen, was für den der es erfahren würde zu groß ist und ihm des wegen schaden würde. Geheim wird etwas  gehalten, weil dahinter etwas brisantes steckt, was die Anderen nicht wissen sollen, um die eigenen Handlungen auch die krimineller Art zu schützen.

Nach meiner Meinung steht hinter dem Tod von D.H. ein viel größeres Geheimnis, die des Menschentums in der Politik und diese Frage ist gerade im Augenblick im Zusammenhang der Situation in Amerika höchst brisant.

Der Freund von D:H. der ihn in Lappland in die Geheimnisse der Natur und damit in die Bedeutung des Menschen an sich eingeführt hat, saß bei der Beerdigung von D.H. abseits, er gehörte nicht zu den “ehrenwerten Kreisen” dazu. Die Saami sind die Einzigen in Europa, die Stellung des Menschen in der Natur aus Erfahrung kennen. Zur Zeit wird ihr Gebiet durch  die Gier nach Bodenschätzen gefährdet.

D.H. hat seine Größe oder seine Bescheidenheit in der mächtigen Natur Lapplands erfahren, dort wurde er Mystiker. Besonders in den Verhandlungen mit Chu en Lai um die abgestürzten amerikanischen Piloten hat sich seine wahre Größe gezeigt.

Chu en Lai: Ich lasse die Piloten nicht frei, weil du Generalsekretär bist, sondern weil du mein (Menschen) Freund bist. Der amerikanische Geheimdienst plante Chu en Lai zu vergiften, nachdem die Verhandlungen ins Stocken geraten waren.

Gerade wird die Frage in den Medien nach dem Glauben gestellt. Auf dem Grab D.H.in Uppsala steht es geschrieben: NICHT ICH SONDERN GOTT DURCH MICH

Da für hat er den bewussten Opfertod gebracht. Diese Art Menschentum hat den Geheimdiensten nicht geschmeckt, für deren Politik war er gefährlich. – Hans Joachim Hühner


Leserbrief zum Titelthema „Welches Geschlecht habe ich?“

Die Erklärung aller psychologischen und körperlichen Tragödien jener „Menschen im Niemandsland zwischen Mann- und Frausein“ gehört eigentlich in die Zeit-Rubrik „Glauben und Zweifel“:

Bekannterweise existiert die machtvolle Ego-Behauptung eines nur einmaligen Menschenlebens erst seit den drei Semitischen Religionen, dem Juden-Christentum und dem Islam. Das Wissen um die Wiedergeburt hat sich nur mehr im Hinduismus und dem darauf aufbauenden Buddhismus erhalten, abgesehen von wenigen Sekten im Nahen Osten, wie die der Jeziden und Drusen.

Die vedische Philosophie erklärt die Reinkarnation als unerlässlich zur individuellen Evolution der Spiritualität, da ausschliesslich die eigene Selbst-Erfahrung (!) aller nur vorstellbaren Lebenssituationen und Umstände, die Möglichkeit des Wissens hervor rufen kann – und dadurch Mitgefühl, Toleranz, Hilfsbereitschaft, Liebesfähigkeit etc., – völlig unabhängig von gleich welcher Behauptungen anderer Menschen.

Man sollte sich die diversen Menschen-Leben einer Person wie Schulklassen vorstellen:

Angefangen vom Kindergarten bis zum Abitur, bis hin zum Universitäts-Professor. Offensichtlich hat ein Erstklässler-Mensch eine andere Art des Ich-Bewusstseins, als ein Mensch der die Lebenserfahrungen von etwa 200 diverser Existenzen in sich trägt, anstatt nur etwa 3 oder 5.

(Deshalb existieren auch in der Tibetanischen Sprache 21 verschieden Worte (!) für die menschlich so unterschiedlichen Bewusstheits-Grade. In Englisch gibt es immerhin 2 Worte für das so sehr verschiedene Menschsein, Ego-„consciousness“ und Self-„awareness“, somit ein „myself“.)

Es gibt nicht nur zwei biologische und psychische menschliche `Rassen`auf dieser Welt, also die weibliche und männliche:

Sondern dank der Reinkarnationen eine dritte, (im Hinduismus „Hijra“ genannt), die sämtliche Mischformen vom körperlichen Zwittertum der Transsexuellen, bis hin zu psychischem Schwul- und Lesbe- und bisexuel- und transgender-sein (und so weiter) beinhaltet.

Die Alt-Vedische Erklärung dafür beruht auf der Tatsache, dass, wenn ein Mensch z.B. in sehr vielen Inkarnationen als Frau sämtliche positive und negative Erfahrungen der weiblichen Seins sammeln konnte, es irgendwann an der Zeit ist, gleichfalls zu erleben und zu erfahren, was es bedeutet ein männliches Wesen auf dieser Welt zu sein.

Das gleiche existiert natürlich auch umgekehrt: Nach sehr langem Mann-sein muss ein Individuum lernen, wie man sich als Frau fühlt und behandelt wird, denn nur durch diese eigene Erfahrung kann man spirituell im bewussten Sein positiv und spirituell evolutionieren.

Diese Geschlechter-wechseln findet jedoch keineswegs in nur einer einzigen neuen Inkarnation statt, sondern in diversen Uebergangs-Leben!

Etwa, ein Mensch ist körperlich schon ein Mann, jedoch gefühlsmässig und gedanklich immer noch definitiv eine Frau. (= Gay.) Oder eine Person ist im Aussen längst eine Frau, jedoch innerlich, psychisch und bewusst ausschliesslich noch ein Mann. (= Lesbe.) Etc., etc.

Die vielen diversen körperlichen und psychischen Mischformen des Geschlechter-Wechselns, ziehen sich somit stets über mehrere Mensch- Wiedergeburten hin, bis endlich irgendwann zwischen körperlichem und seelischem Mann- oder Frau-sein eine Einheit besteht. (= Hetero.) Dieses Urwissen der ältesten Religion der Welt, dem Hinduismus, entspricht jedoch definitiv aller normalen menschlichen NATUR und ist sozusagen …`Gott-gewollt`:

Obiges erscheint Gläubigen wohl eher als ein schlechter Witz, denn der Gedanke, dass z. B. unser Ex-Papst Ratzinger irgendwann und irgendwo auch als körperliche Frau geboren werden wird, und dazu noch 10-12 Kinder der Welt schenken muss, um zu erfahren und zu lernen, was ein Kondom- und Abtreibung-Verbot bedeutet … ist schon mehr als erschreckend, oder?

Es ist ja soviel einfacher, überzeugt zu sein, dass der einzig wahre und so barmherzige Gott alle Menschen gleich liebt (!?) und dass es dadurch auch völlig egal ist, wenn man – dank eines nur einzigen Menschenlebens – als gesunde, schöne, intelligente und reiche Prinzessin geboren ist, oder als blinder, hungernder Afrikaner in irgendeinem Slum …etc., etc.

Denn all der so erstaunlich grosse, körperliche und psychische Unterschied zwischen den Menschen-Milliarden – sowie die so diversen Geburts-Umstände und Schicksale – wird ja ausschliesslich durch diese `mysteriöse Gerechtigkeit` des entsprechend `einzig wahren` Gott-Namens der Juden oder Christen oder Moslems erklärt:

Real Gläubige zweifeln und fragen somit niemals (!!!), verurteilen nur stets alles und jedes „Anders-sein“ als ihr eigenes, so einmaliges ICH. – Angela Lucia Münemann


Leserbrief zu „Wo sind all die Blumen hin?“ von Ulrich Schnabel

Die klaren Antworten gibt der Bericht selbst  z.B. mit den Stichworten Entfremdung von der Natur, Urbanisierung. Dazu ließe sich ein dickes Buch schreiben. Es ist seit Jahr(zehnt)en zu beobachten, dass unsere Kinder jeden Bezug zur Natur verlieren. Beispiel: ca. 1980 schmeckten den Kindern die (frisch gepulten) Erbsen besonders gut. Auf die Frage, wo und wie die denn wachsen, kam die prompte Antwort: bei Bofrost (regionaler TKversorger). Und Kartoffeln kommen selbstverständlich von MacD.

Dieser fehlende Naturbezug hat natürlich fatale Folgen, weil das zugehörige Sensorium für die diskutierten Fragen sich erst gar nicht entwickeln kann bzw. schon völlig fehlt. Die Frage nach fehlenden Blumen kommt erst gar nicht auf oder stößt auf Unverständnis. Und noch schlimmer ist, dass dieser Trend sich weiter exponentiell und unkontrolliert beschleunigt. Heute wird alles nur noch technisiert, chemisiert, digitalisiert, virtualisiert…..betrachtet und gemanaged. Es ist eine mehr als berechtigte Frage, was der Planet daraus macht und wie wir damit fertig werden. Zur Zeit weiß keiner zu sagen, wie unsere Gesellschaft in 20 Jahren aussieht. – Ernst Hankammer


Leserbrief zum Titelthema „Welches Geschlecht habe ich?“

Über das Thema, über das Sie im letzten Zeitmagazin berichteten, habe ich schon mehrfach Nachrichten aus Amerika gelesen. Im Deutschen könnte man das Thema über die altbekannten lateinischen Geschlechtsbezeichnungen doch relativ einfach klären: Wer nicht männlich und nicht weiblich ist, ist keins von Beidem: ne utrum. – Ernst von Ledebur


Leserbrief zu „Die Bürokratie schlägt zurück“ Catalina Schröder

Hallo??? Die Beamten des BUL haben doch nur genauso gehandelt wie Frau Merkel.Sie haben sich im Angesicht von menschlichem Leid über Gesetze und Vorschriften hinweggesetzt und geholfen. – Sabine Theile


Leserbrief zu „Wie glücklich ist Magdeburg?“ in ZEIT im Osten

Vor fast 50 Jahren, als man noch nicht jede Formulierung googeln oder Fakten zur Kontrolle bei Wikipedia eingeben konnte, erklärte uns unser Stilistiklehrer u. a. Folgendes:  Einst sei es eine Brandschutzvorsicht der Mönche gewesen, sich beim Lesen eine Kerze auf den Mittelfinger zu kleben. Schliefen sie beim Lesen ein und das Licht schrumpfte in den Gefahrenbereich, brannte es ihnen auf dem Nagel oder auf den Nägeln.

Uns erschien das logisch und die Formulierung „unter den Nägeln brennen“ schien damals auf Unwissen oder Übertreibung/ „Superlativitis“ hinzudeuten…

Auch wenn sich in der Sprache manches früher Verpönte (aus  „betreffen“ u „anlangen“ wurde das – 1970 noch unschreibbare -, inzwischen aber längst vom Duden aufgenommene „anbetreffen“), wäre es ein feiner Zug, Ihre Frage 5 in den Standardinterviews der nächsten Folgen vielleicht entsprechend zu korrigieren…. – Hans-Albrecht Kühne


Leserbrief zum Titelthema „Welches Geschlecht habe ich?“

Was für ein Traum: „Meine Utopie: So wie ich bin, nicht mehr aufzufallen.“?? Das widerspricht doch unserem westlichen, der Aufklärung verpflichteten Erziehungsideal der unverwechselbaren Identität: werde, der Du bist. Das Auffallen ist dann doch unvermeidbar, auch der Schmerz und die Konflikte, die dazugehören. Wegdiskutieren will ich hier natürlich nicht die Schattenseite, dass viele Menschen eher Konformität verlangen und darum manchmal sogar willens sind, diese mit rechtlicher oder physischer Gewalt durchzusetzen.

Ich bin in der Genderfrage entschieden dafür, Berufs- und Elternrollen vom gefühlten Geschlecht zu entkoppeln (d.h. Adoptionsrecht für alle). Ich verstehe und trage auch die Forderung der „Anders-Sexuellen“ nach einer dritten Anredeform wie etwa Hen (neben Herr + Frau) mit. Aber die hier auftauchende darüberhinausgehende Forderung einer unisexuellen, generellen Anrede für alle, wie etwa mit ‚Hen‘ unter Abschaffung von Herr+Frau, lehne ich ab. Sie klingt nur aufs erste emanzipatorisch. Sie ist entindividualisierend und spätesten bei den Vornahmen ist die Mann-Frau-Frage sofort präsent: ‚Paul‘ und ‚Paula‘ sagen eben sofort, was Sache ist, ob eben Rosa oder Blau gilt. Auch glaube ich nicht, dass diese Forderung gesellschaftlich durchsetzbar ist. Sie schadet eher der Bewegung.

Unentschieden bin ich bei der Forderung nach grundsätzlich öffentlichen Unisex-Toiletten. Ich glaube, manche Frau hätte Angst vor männlicher Anmache und Übergriffen. Und die Freundinnen-Intimität und das „Aufhübschen“ im Rüchzugsraum der Frauentoilette wäre den Männer-Blicken und Männer-Ohren nicht mehr länger entzogen.

Und zum Schluss dies: die von Ihnen berichtete Dogmatik in Teilen der „queeren“ bzw. transgender Community erschreckte mich sehr! – Thomas Schöpel


Leserbrief zu „Der Verdacht gegen die Vielen“ Ruud Koopmans

Koopmans’ Behauptung, dass eine „normative Anerkennung der Rechte kultureller Mehrheiten sinnvoll und angebracht wäre“ ist fragwürdig, weil diese Rechte per se gegeben sind. Denn Mehrheiten in Demokratien entwickeln ihre Gebräuche und  Regeln – also ihre Kultur – immer im kontroversen Diskurs darüber, was erhaltenswert ist und was nicht. Minderheiten dagegen brauchen solche Rechte, weil sie ihre Belange eben nicht durch interessengeleitete Mehrheitsbeschlüsse schützen können. Minderheiten in Europa stellen aber überhaupt nicht infrage, dass Mehrheiten „ihre Kultur pflegen und leben können“.

Der populistische Impuls entspringt der Frucht vor dem – normalen – Wandel der eigenen Kultur und deren imaginierter Bedrohung durch Pluralität. Man sieht die Wahrung des „Eigenen“ nur als gegeben an, wenn nichts „Anderes“ daneben besteht. Wenn Mitglieder der Mehrheit dagegen Pluralität akzeptieren, stellen sie nur diesen privilegierten Exklusivitätsanspruch infrage, nicht aber die Pflege und Weiterentwicklung des „Eigenen“.

Pluralität braucht allerdings Kompetenz auf allen Seiten: Nämlich die Fähigkeit, mit Unterschieden umzugehen, Perspektiven zu wechseln, Mehrdeutigkeit auszuhalten, Konflikte friedlich und auf Augenhöhe zu lösen und den eigenen kulturellen Wandel  zu akzeptieren. Minderheiten und Mehrheiten, denen diese Kompetenzen zur Verfügung stehen, können Fragen der „gesellschaftlichen Kultur“ miteinander aushandeln. Wie diese – durchaus anspruchsvollen –  Schlüsselkompetenzen vermittelt werden können, ist seit langem bekannt. Es befremdet daher, dass sie in der öffentlichen Debatte und auch bei Koopmans kaum eine Rolle spielen, fordert er doch genau den gegenseitigen Respekt für Prozesse der Konfliktbewältigung, der ohne diese Kompetenzen kaum aufzubringen ist. – Dorothea Schmidt


Leserbrief zu „Der Kampf um das Geschlecht“ im ZEIT MAGAZIN von Julia Friedrichs

Sehr interessant und professionell geschrieben, DER KAMPF UM DAS GESCHLECHT, aber die Meinung vom Herrn Professor, dass „Die Einteilung in Maenner und Frauen mit bilogischen Eigenschaften wenig zu tun hat“ lautet genau so richtig wie etwa die Aussage „Der Unterschied zwischen Tod und Leben zeigt sich hauptsaeclich  durch den Bau der Friedhoefe“. – Tullio Zangrando


Leserbrief zu „Es geschieht jeden Tag, jede Nacht“ von Moritz Aisslinger und Jeannette Otto

Danke, dass Sie einem wichtigen Thema Platz einräumen. Viele wichtige Aspekte werden im Gespräch deutlich.

Anführen möchte ich gerne, dass auch die sexuelle Gewalt gegen geflüchtete Kinder und Jugendliche unbedingt ein Thema sein muss. Auch diese Kinder und Jugendlichen, seien sie gemeinsam mit ihren Angehörigen oder alleine nach Europa gekommen, brauchen gezielten Schutz und Unterstützung. Gerade bei den unbegleiteten Kindern und Jugendlichen besteht die Gefahr, dass ihre manchmal prekäre Lebenssituation zum einen von (pädophilen) Freiern ausgenutzt wird. Zum anderen sind die Verhältnisse in den Flüchtlingsunterkünften häufig nicht kindgerecht, so dass es auch hier nachweislich zu Übergriffen kommt.

Hier müssen Aufklärung (bei Gemeinden und Betreuenden) und Schutzmassnahmen ansetzen. – Dr. Christa Hanetseder


Leserbrief zu „Rad ab“ in ZEIT:Hamburg von Frank Drieschner Ich schreibe Ihnen zu dem Artikel von Frank Drieschner „Rad ab“, der in der Zeit Nr. 25 im Hamburgteil erschienen ist.

Herr Drieschner beschreibt die Radfahrer als Chaoten, die sich die Autofahrer dadurch zum Gegner machen, indem sie durch massenhaftes Auftreten auf Straßen jene an der freien Fahrt für freie Bürger hindern.

Nach meinem Dafürhalten haben Fahrradfahrer als Verkehrsteilnehmer die gleichen Rechte im Straßenverkehr wie sie den Autofahrern zukommen.

Seltsamerweise regen sich Autofahrer kaum über andere Autofahrer auf, die sie daran hindern (im Falle eines Verkehrstaus), in freier Fahrt von A nach B zu gelangen. Blockieren jedoch massenhaft Radfahrer die Kreuzung, dann aber sieht die Situation schon ganz anders aus, nicht wahr!

Natürlich haben Autofahrer und Radfahrer unterschiedliche Interessen und damit verbunden auch sehr voneinander abweichende Wahrnehmungen ihrer jeweilig aktuellen Verkehrssituation.

Ich denke, hier ist die Politik gefragt. Radler, Fußgänger und Autofahrer werden in Hamburg vielfach nicht wirksam genug von einander getrennt. Jeder sieht im jeweils anderen eine potentielle Gefahr für Leib und Leben. Oftmals scheint dies berechtigt.

Ich fürchte, der bestehende Senat ist nicht fähig, ein sinnvolles Konzept zum Radverkehr in der Stadt zu entwickeln und umzusetzen.

Es mag ein Konzept bestehen. Doch ist es sinnvoll?

Man sehe sich nur die Situation an der Außenalster an. Dort am Harvestehuder Stieg resp. Alsterufer wurde der schönste und sicherste Fahrradweg der Stadt in großen Teilen zurückgebaut und die Radler auf die Straße gezwungen. Ein anderes Beispiel vollkommen verfehlter Radverkehrspolitik kann am Nedderfeld in Eppendorf betrachtet werden. Dort wurde der von der Langenhorner Chaussee kommende Radweg, der den Rosenbrook durchquert und ins Nedderfeld nach rechts abbiegt, auf die Straße verlegt. Dieser Radweg verliert sich dann nach wenigen Metern in der sich auf 2 Spuren verengenden Straßenführung des Nedderfeldes. Das ist die Automeile in Hamburg! Radfahrer müssen lebensmüde sein, um dort sorglos weiter radeln zu können. Mir ist es rätselhaft, wie derartiges gebaut und dann als schlüssiges Konzept dargestellt werden kann. Der Senat geht nach meinem Dafürhalten an dieser Stelle verantwortungslos mit uns Radfahrern um.

Ich empfehle Herrn Drieschner das täglich Radfahren in der Stadt. Vielleicht ist das ein geeignetes Mittel, um seine Wahrnehmung der tatsächlichen Situation der Radler in Hamburg zu schärfen bzw. zu konkretisieren. – Thomas Spich


Leserbrief zu „So geht links“ von Peter Dausend

Selbstachtung? Es entsteht eher Selbstverachtung, wenn ich Geld verteilen will, das die Wähler auch mit erarbeitet haben. Da werden besonders die, die mit wenig Geld auskommen müssen und wackelige Jobs haben, „begeistert“ sein.  Und soweit ich weiß, haben wir Deutschen nicht die Schulden produziert, die Griechen haben. Da würden ja auch noch andere mitreden.

Und Selbstachtung ist es auch nicht, wenn Schulz sich an Macron anbiedert. Auch hier würden ja noch andere mitreden. Jedenfalls ist weit und breit nix von Selbstachtung zu sehen, sondern nur das Bedürfnis, von anderen anerkannt zu werden – mit nationalem und europäischem Geld.

Von Selbstachtung, geschweige denn von Selbstbewusstsein ist auch nix zu merken, wenn Schulz sich jetzt an Corbyn zu orientieren wünscht.

„Eintreten an das ,woran er glaubt“? Das ist kein Glaube, sondern der Wunsch, dass er Kanzler werden will. Kurz: so wird es nichts. – Heike Schalles


Leserbrief zu Farbdarstellung in Grafik „So sehen Sieger aus“ von Andrea Böhm

Guten Tag, ich bin ein Bewunderer von Andrea Böhm und gratuliere ihr zu ihrer “Abrechnung” mit dem sogenannten “Antiterrorkampf”. Willst Du versuchen zu verstehen, was am Golf geschieht, sollst Du Böhm nicht Joffe lesen. – Sven Herfurth


Leserbrief zu „Wen würden Sie heute ohrfeigen, Frau Klarsfeld?“ von Sabine Rückert

Serge Klarsfelds Vater ist mitnichten in Auschwitz umgekommen.

In der Nachkriegszeit war allenthalben die Rede davon, dass Menschen in deutschen Konzentrationslagern ums Leben gekommen sind.

Mit diesem rhetorischen Kniff hat sich das deutsche Selbstverständnis aus der Verantwortung gestohlen. Menschen kommen ums Leben bei Tsunamis, Wirbelstürmen und anderen schicksalhaften Ereignissen denen gemein ist, dass es keinen direkten Täter, also Mörder gibt. In der Folgezeit änderte sich der Sprachduktus, und es war meist von der „Ermordung“ der KZ-Insassen die Rede. Im Interesse der Sprachhygiene und der Achtung vor den Opfern sollten Sie den Tatsachen Rechnung tragen: Arno Klarsfeld ist in Auschwitz ermordet worden, von Mitmenschen, die seine Mörder wurden. – Henning Weiss


Leserbrief zu „Ich galt als liberaler Scheißer“ von Christian Staas

Ich habe von 1965 – 1967 in Berlin studiert. Die im Gegensatz zur damaligen Springer-Presse einfühlsamen, wohlwollend-kritischen und sachkundigen Artikel von Kai Hermann über die Studentenbewegung haben dazu geführt, daß ich seither regelmäßig DIE ZEIT kaufe und lese. Danke! – Ingbert Lindemann


Leserbrief zu „Mit der CDU in einem Boot“ von Frank Bösch

Der historische Rückblick auf die Situation und die Bedingungen der Aufnahme von Kontingentflüchtlingen aus Vietnam in Deutschland erinnert in der Tat in vielem an die aktuelle Problematik der Bürgerkriegsflüchtlinge aus Irak und Syrien (seit 2013) sowie an die Situation der unkontrollierten Massenzuwanderung 2015: die derzeitige angeblich neue Willkommenskultur lässt sich -in ähnlicher Form- bereits bei der weitgehend akzeptierten Aufnahme der damals 40.000 vietnamesischen Kontingentflüchtlinge beobachten. Als damaliger Beauftragter der Caritas für Asylfragen war ich mit auch an einer bundesweiten advocacy-Kampagne beteiligt, mit der die Bevölkerung im Allgemeinen und hilfsbereite Freiwillige bei Aufnahme und Integration dieser Flüchtlinge vorbereitet werden sollte. Mit Erfolg, wie sich zeigen sollte. Umso erstaunlicher, dass bei der Diskussion der aktuelle Flüchtlings- und Migrationsfrage so wenig auf diese Erfahrungen rekurriert wird.

Angestoßen wurde das Ganze durch den spontanen Entschluss des CDU-Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Ernst Albrecht, etwa 200 Flüchtlinge von dem seit Mitte November vor Malaysia liegenden Schiff „Hai Hong“ aufzunehmen, denen der Zugang zu bestehenden Lagern auf dem Festland verweigert wurde (Ich war denn auch im Dezember 1978 im Auftrag der Caritas mit dabei, die für Deutschland vorgesehenen Flüchtlinge auf der Hai Hong auszusuchen und nach Deutschland zu begleiten).

Das Ganze geschah vor dem politischen Hintergrund der Wiedervereinigung Südvietnams mit dem siegreichen kommunistischen Nordvietnam: die Flüchtlinge flohen vor dem kommunistischen Systemfeind, was deren Akzeptanz in der deutschen Bevölkerung erheblich erhöhte. Kritik kam dagegen aus dem linken Lager. Nicht zu Unrecht: denn gleichzeitig wurden -mit Hinweis auf die Aufnahme der Vietnamesen- Flüchtlinge aus Argentinien, aus Chile und Brasilien abgewiesen. Bei diesen Verfolgten der rechten Militärdiktaturen handelte es sich ja um linke Aktivisten, darunter leibhaftige Kommunisten. Und was die gleichzeitig ankommenden palästinensischen Flüchtlinge angeht, waren auch hier nach dem Olympia-Attentat von München (1972) Vorbehalte und Aversionen noch größer. Das Volk wusste also schon, wie die Sympathien zu verteilen waren.

Der entscheidende Unterschied zur aktuellen Situation besteht darin, dass die Landes- und Bundesbehörden zu jeder Zeit die Kontrolle über die Einreise dieser Flüchtlinge hatten: das gilt sowohl für die spontane Albrecht-Aktion wie für das danach von der UN durchgeführte „orderly departure“-Programm, das eine sichere Einreise vorher identifizierter Flüchtlinge ermöglichte, ganz im Sinne des UNHCR-Instrumentes „Resettlement“. Ähnliches ist ja im EU-Türkei-Abkommen vorgesehen, wurde aber bisher kaum umgesetzt. Stattdessen hält der ungeordnete Zustrom von Flüchtlingen und sonstigen Migranten vor allem über das Mittelmeer an: mit erwartungsgemäß knapp 90.000 Asylbewerbern in Deutschland im ersten Halbjahr 2017 kann von einem Ende der Krise noch lange nicht die Rede sein. Und bezogen auf die Zahlen für den EU-Raum wäre eine Neuauflage des damals bewährten „orderly departure“-Programmes dringend nötig. – Prof. Bernd Leber


Leserbrief zu „Sicher ist gar nichts“ von Mark Schieritz

Wie kann es sein, dass in diesem Beitrag wieder einmal mehr die seit 50 Jahren von der Wissenschaft widerlegten fake news recycelt weren? Die Zahl der Beitragszahler zur gesetzlichen Rentenversicherung ist völlig bedeuungslos (Prof.-Mackenroth-Axiom!). Das ist nur ein Finanzierungsansatz! Jede  Rentenzahlung auf Erden erfolgt als Entnahme aus dem Volkseinkommen, Verwendungsseite!!!

Die Rentensicherheit ist in alle Zukunft ungefährdet, weil das Volkseinkommen alljährlich um ca. 3 %  anschwillt! Rationalsierung erhöht kontinuierlich (auch bei sinkender Beschäftigtenzahl!!!!) die Produktivität pro Beschäftigten, also steigt das Volkseinkommen weiter, bis 2030 auf ca. das Doppelte von 2010! Das übetrifft jede Altersvorsorge um ein mehrfaches des benötigten Geldes!!!

Die in der BRD bestehnde Vorsorgeproblematik, und die für 20 Mio. der heute Beschäftigten drohende Altersarmut, beruht auf dem Versagen der unfähig Regierenden. Die haben die deutsche Altersvorsorge vierfach aufgesplittert: Grundversorgung/ges. Rente/ Riesterbetrug/betriebsl. Zusatzversicherung.

Wie unseres Nachbarn Schweiz, Luxemburg, Niederlande/Dänemark beweisen, ist mit dem einen einzige Umlagesysten selbsttragend finanziert jeweils sogar eine Mindestrente von ca. 1500 € (Ehepaare 3000 €) zu garantieren möglich!

Wer daran zweifelt, möge Donnerstag, 22.06. mal ins TV gucken, wo Arte die Systeme unserer glücklichen Nachbarn vorstellt.

Der ZEIT hätte es in der anstehenden Debatte gedient, umfassend diese vorbildlichen Lösungen zu kolportieren, statt von Herrn Schieritz die längst entlarvten Manipulierungslügen der Geldkonzerne recyceln zu lassen!Jochen Blankenburg


Leserbrief zu „Plötzlich ist da ein rechtslastiges Buch“ von Alex Ander Cammann

„Finis Germania“? Ein Titel, der grammatikalische Rätsel aufgibt.  Oder gilt auch hier: „Der Dativ [in diesem Fall dann wohl der Nominativ oder der Ablativ] ist dem Genitiv sein Tod“? Immerhin ein Titel aus einer Zeit, als der Spiegel noch intellektuell förderliche Bücher nach vorne brachte. Vielleicht sind aber Titel und Inhalt dieses und ähnlicher Bücher auch weniger Beschreibung als vielmehr Ausdruck eines finis Germaniae. In diesem Sinne: Ende(,) Deutschland ;-) – Gregor Julien Straube


Leserbrief zu „Blut und Wasser“ von Elisabeth Raether

Sie sprechen da etwas an, was mich schon lange beschäftigt! Nicht vielleicht wegen des Wassers – das gibt es in Tirol noch in genügender Menge und in wunderbarer Qualität!

Aber! Wie kann jemand, der nur einigermaßen mitdenkt, Schweinefleisch um ein paar € kaufen? Jedermann sollte wissen, dass Schweine GUTES Futter brauchen, genügend Auslauf haben müssen, um in der Zukunft gutes Fleisch liefern zu können. Das ist nicht gratis! Übrigens gilt das auch für Hühner – wie kann ein Huhn 2 oder 4 € kosten?

Wir tun uns sicher leichter in einem kleinräumigen Gebiet mit der Beschaffung gesunder Nahrungsmittel- wir kennen alle Bauern persönlich, manchmal auch die Tiere (den Eber, der die Sau mit Ferkelchen versorgt).

So billiges Fleisch zu kaufen, wie es in manchen Supermärkten angeboten wird, und zudem noch zu kochen UND zu essen grenzt an Debilität! Sich selbst vergiften- !? Restistent gegen Antibiotika werden?

Abgesehen davon kann man seinen Fleischkonsum, der wirklich nicht so exzessiv sein muss, auch mit Wildfleisch decken – Rehe, Hirsche, Wildschweine und Gämsen vergiften wahrlich nicht unser Wasser (das Restcäsium, das manchmal im Wildfleisch enthalten sein soll, ist zu vernachlässigen).

Allerdings tun mir meine Almschweinchen immer furchtbar leid – glückliches Wühlen und Suhlen auf der Alm – entzückend! – und dann?  Aber, ich gebe zu, sie schmecken unvergleichlich. Die Almochsen tun mir nicht so leid – die schauen so blöd! – Barbara Schönegger


Leserbrief zu „Grüß Gott, Frau Imamin!“ von Seyran Ateş

Welch mutige Initiative! Sie sollte angesichts der zu erwartenden Widerstände nicht nur bewundert, sondern vor allem und keineswegs bloß von muslimischen Gläubigen ebenso mutig unterstützt werden. So wie jener Aufruf von Necla Kelek im RND-Netzwerk, zu dem das Göttinger Tageblatt gehört (s.u.). Im Anschluss daran nun allerdings meine Nachfrage: Wie kann jene großartige Initiative gelingen, wie lässt sich an einen „liebenden, barmherzigen Allah und das positive Vorbild Mohammeds“ glauben, wenn nicht zuvor – im Licht der eigenen Überzeugungen wie der „Wissenschaft“ und mit den entsprechenden Fachleuten, die es auch für den Islam gibt – geklärt würde, inwiefern und inwieweit Mohammeds Vorbild und Botschaft auch heute noch als „positiv“ gelten kann bzw. „modernisiert“ werden müsste? – Eckhard Heumann


Leserbrief zu “Versehentlich vergiftet” von Sam Loewenberg

Arsen in Trinkwasser  wirkt  als schleichendes Gift. Etwa 40 Millionen Menschen in Bangladesh erkranken an den Folgen des regelmäßigen  Genusses von Brunnenwasser, das bis zu 1000 µg/kg Arsen enthalten kann. In der Folge davon  sterben jährlich, geschätzt, 43000 Menschen (geschätzt, WHO) an Arsenvergiftung

Entschlossene Bekämpfung der Ursachen durch staatliche Maßnahmen scheitert aus vielen Gründen:  ineffektive Staatsverwaltung, Korruption, mangelnde Langzeitplanung, ungenügende Infrastruktur u.a.

Dies ist der Inhalt des Berichtes von Sam Loewenberg mit dem Titel „Versehentlich vergiftet“, publiziert  in „Die Zeit“ , No. 25, S.31 .

Der Artikel rüttelt auf und ruft ein altes aber in der Welt fast vergessenes Problem erneut Erinnerung. Das ist  sehr verdienstvoll!

Ich halte es  jedoch für notwendig ,ergänzend über die stetigen Bemühungen von Nicht-Regierungs-Organisationen  (NGO)  zu berichten, die trotz ihrer begrenzen Mittel durch Installation spezieller Filter vor Ort auf  Familien- und Dorfebene die Arsengehalte unter 10µg/kg  (weltweit anerkannter Grenzwert)  drücken und somit unbelastetes Trinkwasser zur Verfügung zu stellen in der Lage  sind.

Auf  diesem Gebiet ist zum Beispiel seit Jahren der gemeinnützige Verein „Lichtbrücke“  mit Sitz in der Nähe von Köln in Zusammenarbeit mit Partner- NGOs in Bangladesh  aktiv (www.lichtbruecke.com) .

Zur Trinkwasserreinigung  stellt  man in Bangladesh produzierte  sogenannte SONO-Filter  (https://en.wikipedia.org/wiki/Sono_arsenic_filter , vgl auch Hussam, Munir , Journal of Environmental Science and Health Part A (2007),42 1869 – 1878 ) dezentral  bereit.  Im Kern enthalten sie ein selbstentwickeltes  arsenaktives  Filtersystem mit Bestandteilen aus landesüblichen Materialien, u.a. Eisen .  Die Kapazität liegt je nach Größe  bei ca. 20-50 l Wasser /Stunde ,entsprechend einem Trinkwasserbedarf  von zum Beispiel  20 Persopen  . Bei einer nachgewiesenen Betriebsicherheit  von 7 Jahren können im Prinzip über  900 hl Wasser gereinigt werden. Die „Investitionskosten“ liegen bei ca. 30 bis 40 US $. Das System ist nahezu  wartungsfrei. Es besteht kein zusätzlicher Energiebedarf. Positiv ist anzumerken , dass die Regierung von Bangladesh das Projekt  aktiv unterstützt hat.

Seit Beginn der Aktion vor mehr  als  10 Jahren   konnte  einer großen Anzahl, nämlich über 60 000  Filter installiert  fast einer Million Menschen aus  armen Familien in den  ländlichen Regionen geholfen werden – ein beeindruckendes  und anspornendes, jedoch angesichts des Bedarfs  im Lande noch stark zu verbesserndes Zwischenergebnis.

Da die „Lichtbrücke“  Ihre  von Bund oft  mitgetragenen   Projekte –  übrigens alle in  Bangladesh  – durch  Spenden finanziert, ist derzeit  an eine Ausweitung des Programms   leider kaum  zu denken. – Dr.Hans Magg


Leserbrief zum Titelthema „Welches Geschlecht habe ich?“

Ich kann die ganze Diskussion nicht verstehen. Ich denke nicht den ganzen Tag über mein Geschlecht nach. Ein Mensch ist mehr als sein biologisches Geschlecht. Gesellschaftliche Vorstellungen ändern sich mit der Zeit. Was ist ein Mann? Was ist eine Frau? Das sind Fragen die ich mir nicht stelle . Wichtiger ist es doch was für ein Leben man führen möchte. Diskriminierung wegen des Geschlechts ist da ein viel drängenderes Problem. Mein Eindruck ist allerdings das Genderdiskussion und sprachlichen Anpassungen das Problem noch verschärfen. Man wird viel stärker in eine Rolle gezwängt als vorher. Ich finde es wird eine Geschlechterfrage aufgezwungen die sich eigentlich nicht stellt. – Olaf Goldschmidt


Leserbrief zu „Der Verdacht gegen die Vielen“ Ruud Koopmans

Ein ausgewogener, aufklärender Artikel mit stichhaltigen Argumenten. Vielen Dank dafür! – Christiane Plociennik


Leserbrief zu „Da nickt der Präsident“ von

Sie tun sich ach so schwer mit diesem Film, ist er doch nicht  antirussisch. Das muß Ihnen ja im Herzen und im Kopf schmerzen. Die einen schreiben vom möglichen Polen- Feldzug, die anderen vom  Putin- Porno. Wie erbärmlich ist Ihre journalistische Arbeit und zugleich  bedauernswert. Wäre da nicht die politische Leitlinie Ihrer Chefredaktion: FEINDBILD RUSSLAND. Und das nach der historischen Schuld Deutschlands gegenüber Russland,  Polen etc.etc.etc. mit Millionen Toten!  – Klaus Koller


Leserbrief zu „Der Drink: Pisco Sour Die Lage: Phobisch“ von Birte Bredow

Ihr Beitrag zu Pisco Sour beruht betr. Ei leider auf einem elementaren Fehler: ganze Eier werden auch im Supermarkt nicht gekühlt gelagert, das hatten Sie ja eingewendet, also Sie sollten mal einkaufen gehen, um das zu überprüfen, im Übrigen, Zuckersirup ist nicht nötig, geht nur schneller, Zucker löst sich auch so, weiter ist meine ich der kratzende Zuckerrand nicht erwähnt. Dennoch PROST – Dr. Michael Dickreiter

Leserbrief zu „Warum sind die meisten Studien falsch, Herr Ioannidis?“ von Christoph Drösser

in der Zeit Nr. 25 vom 14.06.2017 ist im Wissensteil auf Seite 33 zu lesen:  „…untersucht 100.000 Gene…maximal zehn…einem Tausendstel…“ Müsste es nicht „Zehntausendstel“ heißen? (Zehn Treffer bei 100.000 Möglichkeiten: relative Wahrscheinlichkeit: 1/10.000?) Die nachfolgende Betrachtung zur Signifikanz kommt uns richtig vor. – Thomas Bingeser


Leserbrief zu „Jenseits von 440 Hertz“ von Christine Lemke-Matwey

Christine Lemke-Matwey schreibt ausführlich  über Jonas Kaufmann und streift dabei auch medizinische Themen. Hier endet allerdings die Kompetenz der Autorin.

Vorweg: Es steht jedem Sänger zu, zu pausieren, wie lange es nötig ist und es geht die Öffentlichkeit aus meiner Sicht auch nichts an, was der (medizinische) Grund für Zwangspausen sein mag.

Wenn aber nun eine Stimmbandblutung (die Phoniater sprechen lieber von Stimmlippen) als Grund für eine 4-monatige Pause angegeben wird muss ich, um unbegründete Sorgen von andern Sängern mit derselben Diagnose hintanzuhalten, ergänzen:

Vier Monate sind unüblich lange. Herr Kaufmann macht alles richtig, wenn er sich die Zeit nimmt, die es braucht, um wieder voll einsetzbar zu sein. Wie im Sport dauert es manchmal, bis die Muskel (und Singen hat durchaus etwas mit Muskeln zu tun) wieder kräftig genug für Spitzenleistungen sind.

Es muss sich aber kein Sänger fürchten, wenn ihm ähnliches widerfährt. Einblutungen ins Stimmband sind häufig, brauchen in der Regel keine medikamentöse Behandlung und heilen in der Regel innerhalb weniger Wochen folgenlos aus. Nicht nur in Wien.

Es macht Sinn, sich bei medizinischen Themen mit Ärzten zu besprechen bevor man unnötig Laien verunsichert. Es gibt in Deutschland genügend HNO-Ärzte, an die sich Frau Lemke-Matwey wenden kann. – Dr. Reinhard Kürsten


Leserbrief zu „Blut und Wasser“ von Elisabeth Raether

Die Verdammung des hemmungslosen Fleischverzehrs kann man nicht dick genug unterstreichen. Neben dem Verhalten in den Haushalten der Familie spielt der Kulturverlust im öffentlichen Bereich eine große, negative Rolle. Fastfood mit viel Fleisch und Fett ist billig, günstiges Kantinenessen für viele nicht erreichbar und gute Gaststätten sind teuer und kosten im Alltag zu viel Zeit.

Aber besonders gefährlich ist die Bemerkung der Autorin, dass die Produktion von Nahrungsmitteln nur noch ein Prozent dessen ausmacht, was abgehobene Volkswirte als „Wertschöpfung“ bezeichnen. Nahrung ist ein elementares Grundbedürfnis, und wenn alle Bauern Versicherungen verkaufen würden, würden wir im Reichtum verhungern. Aber wir hätten ein größeres „Bruttosozialprodukt“.

Agrarpolitik ist unverzichtbar, das hat die Politik jeglicher Couleur eigentlich erkannt aber es werden katastrophale Fehler gemacht.

Übrigens, ein Prozent für die Nahrung?  Da kann der Staat bei Harz IV noch kräftig sparen!

Wenn man die Produktion in der Landwirtschaft im Wesentlichen darauf beschränken würde, was die lokalen Agrarflächen hergeben, wäre das Nitratproblem viel geringer.

Aber dafür müsste der Staat anders lenken und die Globalisierung auf den notwendigen Austausch von Agrarprodukten beschränken. – Hartmut Winterfeldt


Leserbrief zu „Die Bürokratie schlägt zurück“ Catalina Schröder

Als langjähriger Mitarbeiter im LAGeso und auch verantwortlich in der Berliner Unterbringungsleitstelle wollte ich als erstes, nachdem ich den Artikel gelesen hatte, Fakten richtig stellen, falsch Behauptetes, das vielen Bürgern als Wahrheit zur Wahrheit geworden ist, korrigieren? Dann wurde mir klar, dass jede versuchte Richtigstellung gegen mich verwendet werden kann. Durch meinen Arbeitgeber, der mich „angezeigt“ hat oder auch durch das Gericht, vor dem ich demnächst stehen könnte?

Und es gäbe noch so vieles mehr zu sagen: über das Engagement der Mitarbeitenden auf vielen Hierarchieebenen , die lange bevor die Flüchtlingskrise in aller Munde war, Maßnahmen ergriffen haben und auch ergreifen mussten, um Obdachlosigkeit zu vermeiden. Maßnahmen, die erst im Nachhinein und ohne sich mit ihnen auseinanderzusetzen infrage gestellt werden. Oder über das Trauma, das eine Hausdurchsuchung und die damit verbundene Kriminalisierung auslösen kann. Auch über mein Tablett, das ich erst nach sechs Monaten wieder bekam, ich aber nicht mehr nutzen kann. Über Kollegen, Freunde und Verwandte, aber auch über Fremde, die schnell begriffen, was auf der Berliner Politbühne gespielt wurde; also über Solidarität genauso wie über das Verhalten derer, die in den Augen meiner Oma einfach nur charakterlose Schurken sind. Und über den Schaden, den diese in Menschen anrichten. Viele hätten zu erzählen, was nur in privater Runde erzählt werden darf. Das deutsche Arbeitsrecht ist gnadenlos. Öffentlich hingegen durfte  die Niedertracht sein, durften Lüge sein, durfen Mutmaßungen und Halbwahrheiten verbreitet und durchgestochene Dokumente aus dem Zusammenhang gerissen und abgedruckt werden–öffentlich durfte demontiert werden. Der vorliegende Artikel grenzt sich davon ab. Hut ab vor denen, die ihn möglich gemacht haben. – Stephan Djacenko


Leserbrief zu „Was tun gegen Wilderei?“ von Bruno S. Frey Und Lasse Steiner

Vielen Dank für diesen kompetenten Beitrag, der mich deshalb interessierte, weil ich vor vielen Jahren in Hongkong mit einem Bekannten mehrere illegale Lager von Elfenbeinhändlern kennenlernte und einige Zeit später in Nationalparks von Tansania und Ruanda die Problematik des Wilderns erlebte.

Mich würde interessieren, ob folgende Alternativen schon überprüft wurden:

  1. Einbringen von Nano-Elementen und/oder Isotopen in Elfenbein und Nashorn, sodaß man genau ermitteln kann, aus welchem Gebiet, von welchen Tieren gewildertes und verarbeitetes Hornmaterial stammt. Dann Händler, Hehler, Besitzer mit harten Strafen biis zur Enteignung belegen. Das Geld dem Wildschutz des betroffenen Gebiets zuwenden. ????
  2. Elfenbein und Nashorn von betäubten Tieren entfernen und durch Elemente aus geeignetem Material, also durch Prothesen ersetzen. Das entfernte Elfenbein vor Ort durch geschulte Schnitzer und Künstler verarbeiten lassen, in staatlichen Verkaufsläden veräußern und Erlöse gerecht verteilen, vor allem für den Wildschutz einsetzen.
  3. Dazu natürlich nach passende flankierende Maßnahmen entwickeln. – Diether Sieghart

Leserbrief zu „Warum sind die meisten Studien falsch, Herr Ioannidis?“ von Christoph Drösser

Es ist natürlich interessanter zum Interview mit Herrn Ioannidis nach New York zu fliegen, als sich z.B. in Hamburg über Kritiker zu informieren, die seit vielen Jahren Fehler bei der statistischen Auswertung medizinischer Studien aufs Korn nehmen. Das kann auch allgemeinverständlich und humorvoll geschehen wie der Titel des Büchleins von H.-P. Beck-Bornholdt und H.-H. Dubben zeigt: „Der Hund, der Eier legt“. Ioannidis ist kein einsamer Kämpfer – seine Mitstreiter in Deutschland hätten wenigstens eine kurze Erwähnung verdient. – Dr. Heinz Burger


Leserbrief zu „Blut und Wasser“ von Elisabeth Raether

Jede Woche lese ich Rezepte, habe Kochbücher, aber tatsächlich probiere ich sie nie aus- außer bei Ihren Rezepten im ZEITMagazin. Ich schätze Ihre Lebensmittel-Ethik. Für mich klingt sie vernünftig- und irgendwie bestätigend im eigenen carnivoren Essverhalten. Und eigentlich wollte ich Ihnen schon immer schreiben, dass die vorgestellten Rezepte klasse sind- nur mir kam es doof vor, eine politische Redakteurin für Kochrezepte zu loben. Aber es soll in dieser Email nicht unerwähnt bleiben. So, zum Inhalt:

Natürlich wird etwas POLITISCH gegen Massentierhaltung getan:

Niedersachsens Christian Meyer ist ein grüner Landwirtschaftsminister. Und unter Landwirten kursierten Aufkleber“Stopp Meyer“. Das „O“ war sein Konterfei. Man muss als Politiker unbedingt dahin gehen, wo es weh tut. Wer ein Liebesbedürfnis hat, ist wahrscheinlich falsch in der Politik. Aber die Beschimpfungen, auch im Verhältnis zu dem was heute normal ist… krass. Irgendwie haben wir GRÜNE doch eine Art masochistisches Liebesbedürfnis gegenüber Landwirten. Und tatsächlich, die Skepsis nimmt tendenziell ein wenig ab- Babysteps.

Christian Meyer ist eine Reizfigur für Landwirte, weil er nichts anderes, als die Agrarwende im Massentierhaltungsland Niedersachsen eingeleitet hat. PFEIL 2014-2020 ist sicherlich eines dieser Papiere, für die man sich niemand so richtig interessiert, dabei ist es eines der wichtigsten politischen Instrumente zur Umsetzung der Agrarwende. Denn die gut 1,1 Milliarden die Nds jährlich an Agrarsubventionen und Förderung für den ländlichen Raum bekommt, ermöglichen politischen Spielraum. Einen Spielraum der beispielsweise in die „Ringelschwanzprämie“ investiert wurde. 16,50 € je intakten Schwanz (ein Indikator für Tierwohl) für einen Landwirt, der einen Rohgewinn von circa 35 € pro Tier hat, ist ordentlich. Dafür bekommen die Tiere mehr Platz, mehr Beschäftigung- ein bisschen mehr Tier eben. Mastenten erhalten Zugang zu Wasser. Schnäbel von Hühnern werden nicht mehr gekürzt (mit eben entsprechenden Konsequenzen in der Haltung). Der Gülletransport wurde eingedämmt. Die niedersächsische Düngeverordnung fördert Fruchtfolgen und behandelt bearbeitete Gülle aus den Niederlanden als Abfall (ein wichtige rechtliche Definition bei der Verbringung). Mehr Geld geht tatsächlich an die Weidehalter, Biolandwirte und an die Schafshalter (die durchaus durch die Rückkehr des Wolfes gefordert sind). Der Launch eines von Meyer initiiertes bundesweites Weidemilchlabel- mit Perspektive auf 5 ct mehr pro Liter- gehört auch zu den Verhandlungserfolgen mit u.a. zwei verstrittenen Milchviehverbänden, Naturschutzverbänden, Verbraucherschutz, Molkereien UND eben Lebensmitteleinzelhandel! Neulich wurde Meyer vom European Milkboard auch dafür geehrt.

Diese Maßnahmenliste des ML lässt sich noch eine Weile fortführen. Hinter jeder steckt ein geschickter politischer Schachzug, Verhandlungen- mit der EU, mit den Landwirten, mit dem Lebensmitteleinzelhandel. Für Teile Niedersachsens ist das Internet wirklich Neuland- sie haben einfach keines. Also fördert das Landwirtschaftsministerium „noch mal eben“, das was die Bundesregierung im ländlichen Raum nicht tut: Breitbandausbau.

Den Bundesrat gibt es auch noch. Meyer reißt dort, verhandelte u.a. federführend den Kompromiss zur Nitratrichtlinie- der durch das EU-Vertragsverletzungsverfahren zwingend wurde. Habeck mag der medial gehypte Star sein. Meyer ist das politische Arbeitstier, der Gegenpart von Christian Schmidt.

Die Politik im Bund, nach der Wahl, wird auch die Verhandlungen um den mehrjährigen Finanzrahmen der EU im Agrarbereich ab 2021 prägen. Ein motivierter Landwirtschaftsminister kann bei der GAP wirklich etwas reißen- und das wirkt dann eben nicht nur in Deutschland. „Public money for public goods“ wäre eine mögliche Antwort: also nicht nur Förderung für Lebensmittelproduktion, sondern auch für Artenvielfalt, Wasser- und Bodenschutz je Fläche und eben auch Tierwohl, weniger Geld für Landbesitzer, mehr für Landwirte.

Wahrscheinlich hätte ich Ihren Artikel „Blut und Wasser“ abgefeiert, hätte ich ihn vor einem Jahr gelesen. Wahrscheinlich hätte ich auch die Bauernregel-Kampagne der Umweltministerin auf allen sozialen Netzwerken geteilt. Aber dann wurde ich (für politische Uhren spontan) Bundestagskandidatin der GRÜNEN, im relativ ländlichen Raum, und damit Projektionsfläche für die Landwirtschaftspolitik unseres niedersächsischen Landwirtschaftsministers. Ich wusste mal mehr über soziale Ungleichheit, als über Landwirtschaft & ländliche Räume. Inzwischen ist das anders. Inzwischen kann ich spontan und betrunken halbwegs sicher über Landwirtschaftspolitik debattieren. Das weiß ich, denn auf jeder Party von Freunden „lauert“ ein Landwirt, der GRÜNE entweder extrem gut oder extrem scheiße findet.

Nun, der gegenseitige Fingerzeig „Konsument will das billige Fleisch“ und „Landwirte sind böse“ funktioniert nicht. Bevor ich weiter aushole, das Folgende soll weder die vielen Verstöße gegen das Tierschutzgesetz in der industriellen Tierhaltung, noch die Ausbeutung von Menschen in Schlachtstätten mit Werksverträgen legitimieren. Es soll auch schon gar nicht den Verbraucher aus der Verantwortung nehmen. Aber ich nehme die Pointe vorweg: Wenn es um die Beendigung der Massentierhaltung geht, ist die Verbrauchermacht zunächst nicht ausschlaggebend.

Ein von Subventionen geprägter Markt ist hochpolitisch! Er ist auch stark lobbyiert. Und Landwirte produzieren rational innerhalb von gegebenen Strukturen. Diese Strukturen prägt Politik stark: durch Subventionen, aber auch durch Ordnungspolitik. Veterinärämter, die bei den Kommunen angesiedelt sind, werden niemals so ausreichend bestückt werden, damit sie die eigenen Gewerbesteuerzahler effektiv kontrollieren. Der Preisverfall von Fleisch hat unmittelbar mit der Weigerung von Konsumenten zu tun, dieses Fleisch noch zu essen. Und das übt weiteren Druck auf Landwirte aus. Überschüsse werden aber exportiert. Billigst. Und einen Teil, wie Schweinefüße, isst ein deutscher Konsument einfach nicht. Der will Kotelett und Nackensteaks. Können wir den Landwirt dafür verurteilen, wenn die Schweinefüße nach China gehen? Oder andere Karkassen in Entwicklungsländer?  Er vermarktet seine Produkte nur in Ausnahmefällen. Der Landwirt produziert. Es gibt dann aber noch einen Lebensmitteleinzelhandel und in der Kette oft davor, die Lebensmittelverarbeitung.
Schon nach kleinsten Markteinbrüchen, würde der Preis massiv verfallen, sagte mir ein Schweinemäster. Konsumenten kaufen etwas weniger Schweine -oder Putenfleisch und schon fällt der Preis massiv. Ein gutes Argument Lebensmittelproduktion nicht alleine den Märkten zu überlassen.

Es gibt die kleinen Momente, in denen ich glaube, wir könnten „gewinnen“ und die Massentierhaltung in der jetzigen Form beenden. Gewinnen ist auch das richtig Wort- denn im Moment verlieren fast alle in diesem System. Vor ein paar Tagen saß ein anderer Schweinemäster vor mir. Er war zu meiner Veranstaltung gekommen, weil er dringend Breitband für die Überwachung der Be- und Entlüftung, Feuerschutz, Tränken etc. braucht. „Ich tue etwas für meine Tiere- aber keiner merkt es ohne Kennzeichnung,“ sagte er. Konsequente Kennzeichnung, auch für verarbeitete Produkte, das würde wirklich Verbraucher emanzipieren- und solchen Landwirten wahrscheinlich mehr Geld bringen.

Gerne würde ich mit folgendem Satz schließen: In der Landwirtschaftspolitik, bei der Politik im ländlichen Raum gibt es viel zu gewinnen. Durch die Verflechtungen des politischen Mehrebenensystems von der EU über Bund, Länder bis direkt an den Landwirt, ist es ein spannendes Feld. Jeder isst, es betrifft also jeden.
Aber tatsächlich gibt es auch viel zu verlieren. Brexit, weniger Nettozahler, Rüstung, Grenzsicherung. Die Landwirte könnten auch das bekommen, was die meisten ihrer Verbandsspitzen laut gefordert haben: Weltmarkt. Das käme nichts anderem, als einer großen Marktbereinigung gleich. Einer, in der es wesentlich weniger politische Steuerungsmöglichkeiten hinsichtlich Tierwohl, Boden-, Wasser- und Luftschutz oder Artenvielfalt gibt. – Christina-Johanne Schröder