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13. Juli 2017 – Ausgabe 29

 

Leserbrief zu „Block und Beton“ von Giovanni di Lorenzo

Wollen Sie Ihre Noch-Leserin wirklich für dumm verkaufen, wie Sie es im heutigen ersten Absatz Ihres Leitartikels tun? Haben Sie noch weitere Vorschläge von Diktaturen parat, wie man mit Massen umgeht, wie man Städte entleert?

Ich bin offen gestanden entsetzt. – Ingrid Witthuhn


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

G 20 – Gipfel Mächtige der Gegenwart kommen zusammen Wesentliches an Gemeinsamkeiten wird am Rande gestreift Kernprobleme werden umschifft  Wie anders zeigen Demonstranten, was im Menschen steckt: Das Feuer, die Finsternis, der Grimm, der Zorn Niederungen des Menschseins entladen sich im blinden Ausufern, in sich rechtfertigender, diffuser Staatsgewalt, in Ignoranz Außer Acht lassen von Gegenwartsproblemen, wie infernalische Destruktion, bestimmen das „Gipfeltreffen“ Finsternis überschattet Licht; Zorn herrscht über gemeinsam leben wollen: Die Menschheit sägt am Ast, ohne fliegen zu können Tag für Tag zur Nacht für immer… – Berthold Heppt


Leserbrief zu „Block und Beton“ von Giovanni di Lorenzo und „Gipfel des Terrors“ von Josef Joffe

Auf Giovanni di Lorenzos Schnappsidee, man hätte, wie es die chinesische Regierung 2016 in Hangzhou vorgemacht habe, Hamburg mit verbilligten Ferienpark-Tickets für die Dauer des G20-Gipfels zu einem Drittel entvölkern können, hat Josef Joffe die richtige Antwort gegeben: So wie die Chinesen, die jeden festnahmen, der die Absicht gehabt haben könnte zu demonstrieren, „können Demokraten nicht handeln“.

Da könnte di Lorenzo auch den Umgang der Regierung Erdoğan mit Bürgerprotesten als Vorbild hinstellen. Unrealistisch ist Joffes Vorstellung, solche Gipfel ließen sich aus den Großstädten nach Sizilien verlegen: Taormina, eine Stadt mit 10.000 Einwohnern, kann unmöglich 10.000 Mitglieder von 20 Delegationen aufnehmen.

Damit hat Joffe allerdings recht: In einem liberalen Staat kann die Polizei Gewaltausbrüche wie in Hamburg genauso wenig verhindern wie den islamistischen Terror. Doch wer gibt jedem G20-Gegner das Recht, von der Versammlungs- und Meinungsfreiheit ohne Rücksicht auf die Freiheit und die Sicherheit der Einwohner Hamburgs Gebrauch zu machen? – Jürgen Thiede


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

In der Ausgabe unmittelbar nach dem G20 Treffen sucht man vergeblich nach Berichten über den eigentlichen Gipfel. Gab es keine Ergebnisse? Dann ist der Aufwand einer solchen Zusammenkunft tatsächlich absolut ungerechtfertigt. Oder sind auch für die Zeit Bilder von brennenden Barrikaden so viel interessanter als alles andere?

Warum stürzen sich alle auf die „Linke Gewalt“ anstatt die globalen, zukunftsweisenden Themen zu fokussieren? Von der Zeit habe ich eine wesentlich breiter aufgestellte Berichterstattung erwartet: die Vielfalt der Demonstrationen, der „Gipfel für globale Solidarität“, Inhalte des G20 Treffens…alles nicht berichtenswert? – Friederike Preuschen


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?” und „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

Es ist „Sommerloch“ und alle Medien widmen sich den Krawallen in Hamburg. Hat denn niemand Empathie und Interesse zu fragen warum es „Oppositionelle“ gibt? Was läuft hier aus dem Ruder?

Da kommen die reichste Länder der Welt zusammen und beraten wie sie ihre Macht weiter ausbauen können. Der Rest der Welt wurde abgehängt. Besser wären die Themen in Rahmen der  UNO besprochen worden. Oder glauben Sie, dass das alljährliche Bilderberg-Treffen (Gruppe der reichsten Personen der Welt) sich mit soviel Medien-Präsenz beraten würde?

Und dann kommt die First-Lady der USA daher und verspricht Arbeitsplätze in Afrika zu schaffen, vor allem für Frauen und Mädchen. Klingt sehr edel und karitativ. Aber, nachdem die Herstellung von Kleidung in Bangladesch ein Geschmäckle bekommen hat, sucht die internationale Industrie nach Länder in der es sich noch billiger produzieren lässt, z.B. in Äthiopien. Und wer stellt sich die Frage warum es so viele Arbeitslosen und Unterbeschäftigten in Afrika gibt? Die waren doch allen in der Landwirtschaft beschäftigt. Nach Land-Enteignung durch internationale Investoren (land-grabbing) und durch Klimawandel sind diese Frauen in den Städten getrieben worden. Um dort zu überleben würden sie sich sogar freiwillig versklaven lassen!

Apropos Klimawandel: Der Ort Hamburg war sehr klug gewählt worden. Auch Hamburg, wie heute schon Bangladesch, wird bei steigenden Meeresspiegel unter Wasser stehen und Hunderttausenden „Deutschstämmige“ zu Wirtschafts-Flüchtlinge machen.

Und im Schatten der G20-Gipfel wurde am Vorabend noch schnell ein Abkommen mit Japan unterschrieben, dass alle andere Verträge im Schatten stellt. Die USA wollen TTIP und auch TPP nicht, und wissen warum. Denn die Abkommen stehen für Geheimverhandlungen, Paralleljustiz für Großkonzerne und eine Aushöhlung von Umwelt- und Verbraucherstandards. Die EU hatte es bei den Verhandlungen um den Freihandels-Pakt mit Japan sehr schwer. Denn Japan befürchtet Billig-Agrarimporte aus der subventionierte EU-Markt, die die regionale Landwirtschaft in Japan zerstören könnte.

Und wer verteidigt den Länder Afrikas gegen Billig-Importe? Da arbeitet in Italien ein Flüchtling auf den Tomaten-Farmen, die in seine Heimat den Bauern den Garaus machen. Und in den Häfen Ostafrikas stehen neben den Sack Hilfsgetreide, ein Sack mit Export-Reis für Asien.

Meinen Sie immer noch, die 20 größten Industrieländer machen alles richtig, und der G20-Gipfel soll ein Zeichen setzen von „weiter so“?

Wir allen sollen die Ursachen und Wirkungen überdenken ! – Mark Spoelstra


Leserbrief zu „Das alles tut mir leid“ von Charlotte Parnack und Heinrich Wefing

Es wäre schade um einen tüchtigen, erfolgreichen und beliebten Ersten Bürgermeister (und doppelt schade, weil er damit auch ein Opfer anarchistischer Gewalttäter würde),

aber Olaf Scholz sollte zurücktreten. Seine katastrophale (und bei einem nüchternen und erfahrenen Politiker völlig unverständliche) Fehleinschätzung zum G20-Gipfel mit einer total mißratenen Wortwahl („Hafengeburtstag“) berauben ihn der Autorität, die er für sein Amt (und erst recht für die Aufarbeitung des Desasters) benötigt. Von diesem Ansehensverlust wird er sich – anders als die Teflon-Kanzlerin –  nicht mehr erholen.

Er würde sich, seiner Partei und dem Ansehen der Politiker einen Gefallen tun, wenn er bald zurückträte. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Die Gewaltexzesse in Hamburg kann man m.E. nicht mit links oder rechts bezeichnen, weil es Leute waren, die keinerlei Ordnung akzeptieren, genau wie bei den Fußballkrawallen. Die einen haben nichts mit Politik, die anderen nichts mit Sport zu tun. Dass es immer öfter zu solch gewalttätigen Krawallen kommt ist ein Zeichen dafür, dass unser Erziehungs- und Bildungssystem mit seiner übertriebenen Laxheit versagt, damit müssten sich die Politiker von links bis rechts auseinandersetzen. – Bernd Roth


Leserbrief zu „Deutschlandkarte: Bilder auf Gullydeckeln“ im ZEIT Magazin

Im aktuellen Magazin zeigen Sie auf Seite 10 in ihrer Deutschlandkarte Bilder auf Gullydeckeln. Einen einmaligen Gullydeckel haben Sie leider vergessen: Den Mecklenburger Gullydeckel auf der Ratzeburger Domhalbinsel vor dem Ratzeburger Dom mit dem Wappen Mecklenburg-Vorpommerns.

Silvester 2016 wurde in der fast tausendjährigen Geschichte des Ratzeburger Domes zum historischen Datum: Der Dom verlor seine Reichsunmittelbarkeit. Nach Gründung der Nordkirche deutete sich an, dass jegliche Ausnahmen und Sonderregeln beseitigt würden; die wohl bemerkenswerteste Ausnahme lag auf der Domhalbinsel in Ratzeburg. Ein Domprobst einer mecklenburgischen Domkirchengemeinde in der ehemaligen Grenzstadt Ratzeburg, in der eine Pröpstin für den Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg residiert. Zu DDR-Zeiten rund um den Dom herum eine mecklenburgische Exklave.

Als das Heilige Römische Reich Deutscher Nation existierte, war das Organ, welches die Länder, Bistümer usw. unmittelbar vor dem Kaiser vertrat, der Reichstag.

Er hatte etwa 100 Mitglieder und unterteilte sich in die Weltliche und die Geistliche Bank, bzw. in Viril- und Kuriatstimmen.

Nach der Säkularisation der Bistümer Schwerin und Ratzeburg in Fürstentümer durch den Westfälischen Frieden 1648 kamen diese beiden Landesteile zu Mecklenburg, und aus dem 5-Felder-Wappen wurde ein 7-Felder-Wappen.

Mecklenburg war auf dem immerwährenden Reichstag (ab 1521 bis 1806) in Regensburg mit 4 Stimmen vertreten: Der Stimme für Mecklenburg-Schwerin, der Stimme für Mecklenburg-Güstrow (fiel 1701 an Meckl.-Schwerin), der Stimme für das Bistum/Fürstentum Schwerin (fiel 1648 an Meckl.-Güstrow) und der Stimme für das Fürstentum Ratzeburg (fiel 1648 an Meckl.-Schwerin und war die einzige Stimme für Mecklenburg-Strelitz).

Die Stimme des Fürstentums Ratzeburg, die aus dem Bistum (dem Dom) von Ratzeburg kam, begründete also die Reichsunmittelbarkeit von Mecklenburg-Strelitz. Daraus resultierte dann 1806 bei Auflösung des Reiches die Souveränität von Mecklenburg-Strelitz, ohne die auch die Erhebung zum Großherzog unmöglich gewesen wäre.

1803 kam es auf dem Reichstag zum sogenannten Reichsdeputationshauptschluß – im Prinzip die Vorstufe der Auflösung des Reiches 1806. Es kam zur umfangreichen Säkularisation. In der Folge kam es zu einer Vielzahl von Verträgen. Die vermögensrechtlichen Folgen der Enteignungen kirchlicher Güter stellen noch heute in Form der Staatsleistungen ein staatskirchenrechtliches Problem dar. Da durch die Bildung der Nordkirche eine Umstrukturierung stattfindet, geht der Dom aus der ELKM nach Lauenburg und verliert damit den Status der Reichsunmittelbarkeit, den ihm Westfälischer Friede und Reichsdeputationshauptschluss gegeben haben. Er fällt damit vermutlich aus der Patronage des Landes Mecklenburg-Vorpommern an Schleswig- Holstein. Es ist letztlich eine Folge des Groß-Hamburg-Gesetzes von 1937 – der Abtretung des Domhofes, die jetzt auch hinsichtlich der kirchlichen Organisation umgesetzt wird.

Der Historiker Dr. Rajko Lippert fasst zusammen: „Für das Herzogshaus Mecklenburg-Strelitz hat dieser Dom durch seine Stimme auf dem immerwährenden Reichstag eine herausragende Bedeutung. Der Dom war das Stein gewordene Symbol der Souveränität. Ohne ihn hätte es weder eine Königin Sophie Charlotte von Großbritannien noch eine Königin Luise gegeben, niemals hätte es Ehen mit den „großen Thronen“ Europas – England, Russland, Preußen – gegeben.“ – Felix Evers


Leserbrief zu „Block und Beton“ von Giovanni di Lorenzo

Es ist erstaunlich, wie Sie als unabhängiger Journalist die Rhetorik der Entscheider in Politik und Polizei verteidigen. Von der Zeit, auch noch eine Hamburger Zeitung, erhoffte ich mir viele kritische Nachfragen zum G20-Gipfel in der neuen Ausgabe. Jegliche Kritik an der Polizei jedoch pauschal als „ahnungslos und verblendet“ darzustellen verhindert jegliche differenzierte Einschätzung der Geschehnisse schon auf der Titelseite. Gleichzeitig hat dieses Thema nichts mit der grundsätzlich Eignung einer Großstadt als Gastgeber zu tun. Mit Ihrer Einschätzungen einen anderen Ort zu wählen gebe ich Ihnen Recht, unabhängig davon muss der Einsatz der Polizei immer hinterfragt werden dürfen. Emotionslos und auf Fakten basierend.  – Felix Liebl


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

Nach dem überraschenden Votum für einen Brexit ließ Herr di Lorenzo in einem Leitartikel verlauten, dass man sinngemäß die Sorgen der Bürger ernst nehmen müsse, und es einer gewissen Neuausrichtung des Diskurses bedürfe.

Nach etwa einem halben Dutzend Seiten zu den G20-Krawallen ist mir allmählich klar, worauf sich dies unter anderem beziehen mag.

Schließlich scheint mir diese Berichterstattung quantitativ die Beleuchtung von so unwichtigen Ereignissen wie der Frankreich- oder US-Wahl zu übertreffen – zumindest in Bezug auf eine Ausgabe.

Selbstverständlich ohne die Fehler der Polizeiführung oder Repressionen gegen Journalisten zu thematisieren. Ein Schelm,wer das auf den Druck von Rechtsaußen zurückführt.

Auch wenn Sie mehrheitlich in Hamburg leben und arbeiten mögen, bitte ich doch um eine Wahrung der Verhältnismäßigkeit. Letztlich handelt es sich eben nur um schwere Ausschreitungen ohne Tote. Alle darüber hinausgehenden Bezeichnungen verhöhnen die wahrhaftig Leidenden dieser Welt. – Nathanael Häfner


Leserbrief zu „Ich muss kein Klavierkonzert geben“ von Henning Sußebach und Stefan Willeke

Die Tatsache, dass H. Süßebach und S. Willeke dem selbstverliebten, laut Selbsteinschätzung „besten Übungsleiter der Balltreterei in Deutschland“, ehemaligem „Lautsprecher der Liga“und „Weltmeister im Selbstvermarkten“ P. Neururer eine journalistische Bühne geben und damit dem „Inszenierer Neururer“ auf den Leim gehen, ist sicherlich der jetzigen „Sauren-Gurken-Zeit“ im Fußball-Geschäft geschuldet.

Da ich P. Neururer mehrmals im Golfclub begegne und ihn somit ein wenig kenne, wundert es mich, dass dieses boulevardartige Interview in der renommierten und seriösen „Zeit“, die ich etwa 50 Jahre im Abo wöchentlich lese, erscheint. Dem Selbstmitleid ob seiner Arbeitslosigkeit könnte P. N. selbst Abhilfe leisten, indem er sich als „Diplom-Sportlehrer“ dem Schuldienst zur Verfügung stellen würde. Dieser Dienst an der Gemeinschaft dürfte dem Herrn N. aber sicherlich gehalts- und renommeemäßig zu popelig sein. Ich trage die Hoffnung, dass ich zukünftig in der „Zeit“ von ähnlich platten Beiträgen verschont bleibe, um auch weiterhin die Lektüre genießen zu können. – Norbert Göllner


Leserbrief zu „Mal nicht so entspannt!“ von Luisa Jacobs

Vielen Dank für diesen Beitrag! Ich kann das total bestätigen: da besteht absolut Redebedarf! Aber gleich mal vorweg: Ihre Freundin hätte dann doch nicht nach London fliegen müssen oder 200€ zahlen müssen. Dazu gibts die wirklich tollen Zentren für Sexuelle Gesundheit und Familienplanung in Berlin. Die machen das super souverän und alles anonym. Kostet wenn man was verdient 10€, als Studi kostenlos, dauert eine Woche bis zum Testergebnis. Ich mache das einmal jährlich, man muss sich nicht rechtfertigen, die Ärzte sind locker. Die machen ein kleines Beratungsgespräch aber das ist gar nicht belehrend. Ich hab bis jetzt immer was dazu gelernt. Sie machen auch Vergleichstests mit Partner. Man muss auch nicht lange warten.

Ansonsten muss ich auch sagen, wenn man offen darüber spricht wird man echt schief angeguckt. Auch meine Hausärztin war letzens leicht irritiert, wo ich sie mal gefragt habe. Ich frage mich auch schon lange, wieso Frauenärzte das nicht anbieten. Bei Frauen ist die Ansteckungsgefahr auch höher, weil wir die Flüssigkeiten länger speichern.

Ich frage mich auch, wieso Leute in Beziehungen da immer nur Schultern-Zuckend sagen “ passt schon“ Der Beziehungsstatus hat doch nichts mit der Ansteckungsgefahr zu tun! Erst bei Schwangerschaft wird routinemäßig ein Test gemacht.

Ich versuche bei Typen immer zu kommunizieren, „dann und dann war mein letzter Test und bei dir so?“ Bei mir kam dann schonmal die Antwort „Ich schlafe ja nicht mit hunderten“ Was soll das?

Wie es in Groß Britannien läuft finde ich Super!  Es ist auch so paradox: auf der einen Seite haben wir vergleichsweise viel offensivere Sexwerbung und auch sonst behaupten wir ja nicht grade prüde zu sein. Aber der Schein trügt. Mich nervt das voll.

Danke für den Artikel!  – Friederike Aps


Leserbrief zu „Eine Dreckschleuder sieht Grün“ von Isabell Beer

Die Umweltzonenschilder kann man getrost abräumen und die Kontrollen beenden.
Die Umweltzonen dienten der Absatzförderung von Fahrzeugen, die mit Schummelsoftware legal Grün sehen. Wer sich mit der grünen Plakette vom Internet-Dealer dem politischen Zwang zum Neuwagen entzieht, fährt preiswert Grün, auch geschummelt, aber nicht unbedingt die größere Dreckschleuder. – Holger Heimann


Leserbrief zu „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

Auf der Straße waren die Autoanzünder und die Steinewerfer und auch die friedlichen Demonstranten.

In der Elbphilharmonie saßen die Hände- und Füßeabhacker, die Auspeitscher und gelegentlich auch Kopfabhacker, die Länderbombardierer und Menschenrechtsverächter und die Kollaterialschadenverursacher, die Ignorierer von UN-Resolutionen, die Entscheider einer Weltwirtschafts(hunger)ordnung und die Formulierer von Tier(quäler)schutzgesetzen.

Beide Gruppen erhalten ihren Lohn: Die Kleinen jagt man, den Großen serviert man Champagner und Beethovens Hymne an die Freude.

Wer sich aber jetzt beeilt, dem politischen Gegner quasi die Pflastersteine der Randalierer in die Jackentasche zu schieben, der betreibt das Geschäft der wirklich großen Verbrecher und stellt im übertragenen Sinne den Radikalen die Molotowcocktails für den nächsten G20-Gipfel schon heute bereit.

Angebracht wären wahrhaftige Ursachenforschung und ernste Lösungssuche statt die demonstrative Vortäuschung eines durchschaubaren Tugendbürgertums. – Klaus Lachetta


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

In den Medien wurde in den letzten Tagen nach meinem Eindruck wesentlich mehr über die Krawalle als über die G 20 – Konferenz selbst berichtet. Ob das berechtigt war, mag man unterschiedlich beurteilen.  Den Vogel schießt jetzt aber die ZEIT in ihrer Nummer 29 vom 13.7. ab. Wenn ich richtig sehe – und ich habe die Zeitung hierzu mehrfach durchgesehen -, gibt es darin keinen einzigen Artikel darüber, was bei der Konferenz herausgekommen ist. Sie mögen vielleicht der Meinung sein, das sei nicht viel oder gar nichts. Falls das so sein sollte, würde ich dafür aber gern wenigstens eine Begründung lesen. Ohne jeden entsprechenden Hinweis fühle ich mich ausgesprochen schlecht informiert. Das ist kein Ruhmesblatt für Ihre Zeitung! – Dr. Jürgen Raecke


Leserbrief zu „Block und Beton“ von Giovanni di Lorenzo

Der Vergleich zwischen Hamburg und Hangzhou hinkt mehr als nur ein wenig!

Fazit Ihres Vergleichs und mit Einschränkung Ihres Beitrags wäre, dass man derartige Gipfeltreffen demnächst nur noch in Diktaturen  (China) oder ähnlich undemokratisch strukturierten Ländern (Türkei) durchführen sollte! Davon gibt es ja unter den G20-Ländern einige!

Besser wäre es, derartige Treffen vielleicht auf einem Kreuzfahrtschiff  (Arosa o.ä) durchzuführen! Die verfügen meistens auch über einen Hubschrauber-Landeplatz und könnten in genügender Weite von allen Ufern vor Anker gehen!

Mit dem Geld, das der Gipfel in HH gekostet hat, könnte die BReg ein solches Schiff sogar kaufen und immer wieder nutzen! – Dr. Wolf Günther


Leserbrief zu „Block und Beton“ von Giovanni di Lorenzo

Der Kommentar von Giovanni di Lorenzo spielt den Ball in die richtige Richtung. Denn den G20-Gipfel hätte man niemals in Hamburg abhalten dürfen, da bereits der G8-Gipfel 2001 in Genua sehr deutlich gezeigt hat, dass man bei einer derartigen Veranstaltung mitten in einer Großstadt niemals wirklich die Sicherheit der Normalbevölkerung garantieren kann. Zudem stimmt das von etlichen Politikern jetzt zur Selbstverteidigung angeführte Argument, wonach nur eine größere Metropole über die nötigen Kapazitäten verfügen würde, um eine solche Zusammenkunft auszurichten, schlicht nicht, da gerade in der jüngeren Vergangenheit auch von einigen anderen G20-Gastgebern deutlich kleinere Orte ausgewählt wurden. Deshalb erfordert eine glaubwürdige Selbstreflexion der Politik vor allem, dass man sich ehrlich eingesteht, dass die Idee als solche der entscheidende Fehler war! – Rasmus Ph. Helt


Leserbrief zu „Am Kaffeetisch mit …Hundertjährigen“ von Felix Dachsel, Jan Ludwig und Gene Glover

Nach der Lektüre von diesem Interview, ist der Wunsch viel älter zu werden als vielleicht 80 Jahre, entschwunden. Sehr deutlich kommt zum Vorschein, wie sehr die Lebensqualität im hohen Alter stark abnimmt. Die Fähigkeit von Hören und Sehen ist stark vermindert. Die schwerste Beeinträchtigung, besteht dadurch, dass man für alles auf fremde Hilfe angewiesen ist – für’s Essen, Trinken, Waschen und den Gang zur Toilette. Und die Ansprache der Menschen um die Hundertjährigen, die hört sich an wie bei einem 3 – 4jährigen Kind. Wer das nicht glauben mag, soll sich unter die Geburtstagsgäste einer hundertjährigen Geburtstagsfeier mischen und aufmerksam zuhören, was und wie gesprochen wird.

Sachlich und nüchtern betrachtet lassen im hohen Alter alle Fähigkeiten stark nach: Auch jener der oben im Kopf noch ganz klar ist, hat grosse Einschränkungen in seinem Körper darunter. Nicht zu sprechen von den täglichen «Begleitern», den Gebrechen und Schmerzen an Körper und Gliedern.

Die Gesellschaft ist stark gefordert, sich mit der immer grösseren Zahl von Menschen in sehr hohem Alter auseinanderzusetzen und jenen Lösungen anzubieten, die nicht mehr können, die nicht mehr wollen und jene die nur noch den einen Wunsch haben, gehen zu können. Abends einzuschlafen und morgens nicht aufzuwachen. Sie haben diesen Wunsch, weil sie spüren, fühlen und sich bewusst sind, dass sie einem Zustand entgegentreibenden den sie nicht mehr als lebenswert annehmen können. Diesen Menschen sollten wir zu Hilfe eilen. Es fordert uns heraus, es wäre aber mitmenschlich. – Ernst Seiler


Leserbrief zu „Böser, böser deutscher Export“ von Uwe Jean Heuser

Nicht nur linkslastige deutsche Experten halten den deutschen Exportüberschuss für zu groß und für unvorteilhaft sondern auch renommierte deutsche Ökonomen wir Hans-Werner Sinn. Es stimmt zwar, dass Deutschland den Wechselkurs des Euro nicht beeinflussen kann. Jedoch hat Deutschland eine gleichwertige Stellschraube wie die Beeinflussung des Wechselkurses verfügbar in Form von maßgeschneiderten und schrittweisen Absenkungen der MwSt-Erstattungen für Exporte, was etwa wie folgt aussehen könnte:

Die Möglichkeit mit multiplen erwünschten Auswirkungen wäre, die Bundesregierung per Gesetz zu ermächtigen, schrittweise, generell oder branchenorientiert oder mit Einzelfallmaßnahmen, die Mehrwertsteuererstattung für Exporte abzuschmelzen (und bei Bedarf auch wieder anzuheben) UND die Exportindustrie darüber zu informieren, dass es Ziel der Maßnahmen ist, durch entsprechende Erhöhung der Preise auf den Exportmärkten die deutschen Leistungsbilanzüberschüsse zu reduzieren, und, dass die Verringerung der MwSt-Erstattungen so lange verstärkt wird, bis der gewünschte Erfolg eintritt.

Die erwünschten Nebeneffekte dieser Maßnahme wären die Erzeugung vorwiegend aus dem Nicht-EU-Ausland finanzierter massiver Finanzmittel der Bundesregierung, welche für dringende Investitionen in Bildung und Infrastruktur verwendet werden könnten.

Absehbare Kritik dieser Maßnahmen seitens der Exportindustrie und Gewerkschaften entbehrt jeglicher vernünftiger Grundlage, da hier nur ein Teil der übermäßigen Export-Erleichterungen schrittweise wieder zurück genommen würde, welche die Industrie durch die Einführung des Euro gewonnen hat im Vergleich zu einer Situation, in der Deutschland die DM behalten hätte. Und all das ohne zusätzliche Schulden, lediglich unter teilweiser Einforderung der besseren, höheren Preise, die die Exportindustrie in einer fortdauernden DM-Situation erzielt hätte. So könnte die Bundesregierung eine gezielte Aufwertung der eigenen Währung simulieren. – Dr. Hergen Heinemann


Leserbrief zu „Block und Beton“ von Giovanni di Lorenzo

Ich bin langjähriger ZEIT-Leser und normalerweise großer Fürsprecher Ihrer Zeitung. Der aktuelle Titelbericht „Block und Beton“ irritiert mich jedoch erheblich (und hoffentlich nicht nachhaltig, siehe meine Erwartung unten).

Vor zwei Wochen schrieb C. Parnack („Moin, Moin“), dass „Deutschland […] kaum einen geeigneteren Austragungsort für den G20-Gipfel als Hamburg  [hat]“. Der gesamte Artikel relativiert und verharmlost m.E. zudem potentielle Belastungen, die auf die Stadt und die Bürger zukommen können deutlich. Nach dem Motto: Stellt Euch nicht so an, Hamburger!

Aktuell titelt G. di Lorenzo dagegen: „…wenn man festhält: Eine offene Großstadt ist der falsche Gastgeber“. Nach dem Lesen des Artikels dachte ich nur noch an das Fähnchen im Wind. Kein Wort im Artikel zu dem deutlich abweichenden und die vermeintlich ängstlichen Hamburger anklagenden Titel vom 28.06.2017.

Gleichzeitig verurteilte die ‚Elbvertiefung‘ (in meinem Sinne) vor ein paar Tagen massiv die seinerzeit noch fehlende Entschuldigung von Olaf Scholz.

Liebe ZEIT: Diese beiden Titel passen nicht zueinander! Ich erwarte von Ihnen  eine entsprechende Einordnung der beiden Titel in der nächsten ZEIT. – Alexander Thoben


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

NachDenkSeiten – Die kritische Website

„Uns fällt es in Anbetracht der Wahllosigkeit der Zerstörung schwer, darin die Artikulation einer politischen Überzeugung zu erkennen, noch viel weniger die Idee einer neuen, besseren Welt.“

Albrecht Müller · Mittwoch den 12. Juli 2017

Auf unsere Beiträge zu G 20 kamen viele, auch weiterführende Lesermails. Diese werden wir zusammenstellen und in den NachDenkSeiten-Leserinnen und -Lesern zugänglich machen. Vorweg heute die Stellungnahme einer Reihe von Geschäfts- und Gewerbetreibenden des Hamburger Schanzenviertels, die auf Facebook gepostet worden war. Es ist ein interessantes Dokument, das zu lesen sich lohnt.

STELLUNGNAHME ZU DEN EREIGNISSEN VOM WOCHENENDE

Wir, einige Geschäfts- und Gewerbetreibende des Hamburger Schanzenviertels, sehen uns genötigt, in Anbetracht der Berichterstattung und des öffentlichen Diskurses, unsere Sicht der Ereignisse zu den Ausschreitungen im Zuge des G20-Gipfels zu schildern.

In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 2017 tobte eine Menge für Stunden auf der Straße, plünderte einige Läden, bei vielen anderen gingen die Scheiben zu Bruch, es wurden brennende Barrikaden errichtet und mit der Polizei gerungen.

Uns fällt es in Anbetracht der Wahllosigkeit der Zerstörung schwer, darin die Artikulation einer politischen Überzeugung zu erkennen, noch viel weniger die Idee einer neuen, besseren Welt.

Wir beobachteten das Geschehen leicht verängstigt und skeptisch vor Ort und aus unseren Fenstern in den Straßen unseres Viertels.

Aber die Komplexität der Dynamik, die sich in dieser Nacht hier Bahn gebrochen hat, sehen wir weder in den Medien noch bei der Polizei oder im öffentlichen Diskurs angemessen reflektiert.

Ja, wir haben direkt gesehen, wie Scheiben zerbarsten, Parkautomaten herausgerissen, Bankautomaten zerschlagen, Straßenschilder abgebrochen und das Pflaster aufgerissen wurde.

Wir haben aber auch gesehen, wie viele Tage in Folge völlig unverhältnismäßig bei jeder Kleinigkeit der Wasserwerfer zum Einsatz kam. Wie Menschen von uniformierten und behelmten Beamten ohne Grund geschubst oder auch vom Fahrrad geschlagen wurden.

Tagelang.

Dies darf bei der Berücksichtigung der Ereignisse nicht unter den Teppich gekehrt werden.

Zum Höhepunkt dieser Auseinandersetzung soll in der Nacht von Freitag und Samstag nun ein „Schwarzer Block“ in unserem Stadtteil gewütet haben.

Dies können wir aus eigener Beobachtung nicht bestätigen, die außerhalb der direkten Konfrontation mit der Polizei nun von der Presse beklagten Schäden sind nur zu einem kleinen Teil auf diese Menschen zurückzuführen.

Der weit größere Teil waren erlebnishungrige Jugendliche sowie Voyeure und Partyvolk, denen wir eher auf dem Schlagermove, beim Fußballspiel oder Bushido- Konzert über den Weg laufen würden als auf einer linksradikalen Demo.

Es waren betrunkene junge Männer, die wir auf dem Baugerüst sahen, die mit Flaschen warfen – hierbei von einem geplanten „Hinterhalt“ und Bedrohung für Leib und Leben der Beamten zu sprechen, ist für uns nicht nachvollziehbar.

Überwiegend diese Leute waren es auch, die – nachdem die Scheiben eingeschlagen waren – in die Geschäfte einstiegen und beladen mit Diebesgut das Weite suchten.

Die besoffen in einem Akt sportlicher Selbstüberschätzung mit nacktem Oberkörper aus 50 Metern Entfernung Flaschen auf Wasserwerfer warfen, die zwischen anderen Menschen herniedergingen, während Herumstehende mit Bier in der Hand sie anfeuerten und Handyvideos machten.

Es war eher die Mischung aus Wut auf die Polizei, Enthemmung durch Alkohol, der Frust über die eigene Existenz und die Gier nach Spektakel – durch alle anwesenden Personengruppen hindurch –, die sich hier Bahn brach.

Das war kein linker Protest gegen den G20-Gipfel. Hier von linken AktivistInnen zu sprechen wäre verkürzt und falsch.

Wir haben neben all der Gewalt und Zerstörung gestern viele Situationen gesehen, in denen offenbar gut organisierte, schwarz gekleidete Vermummte teilweise gemeinsam mit Anwohnern eingeschritten sind, um andere davon abzuhalten, kleine, inhabergeführte Läden anzugehen. Die anderen Vermummten die Eisenstangen aus der Hand nahmen, die Nachbarn halfen, ihre Fahrräder in Sicherheit zu bringen und sinnlosen Flaschenbewurf entschieden unterbanden. Die auch ein Feuer löschten, als im verwüsteten und geplünderten „Flying Tiger Copenhagen“ Jugendliche versuchten, mit Leuchtspurmunition einen Brand zu legen, obwohl das Haus bewohnt ist.

Es liegt nicht an uns zu bestimmen, was hier falsch gelaufen ist, welche Aktion zu

Was wir aber sagen können: Wir leben und arbeiten hier, bekommen seit vielen Wochen mit, wie das „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“ ein Klima der Ohnmacht, Angst und daraus resultierender Wut erzeugt.

Dass diese nachvollziehbare Wut sich am Wochenende nun wahllos, blind und stumpf auf diese Art und Weise artikulierte, bedauern wir sehr. Es lässt uns auch heute noch vollkommen erschüttert zurück.

Dennoch sehen wir den Ursprung dieser Wut in der verfehlten Politik des Rot-Grünen Senats, der sich nach Außen im Blitzlichtgewitter der internationalen Presse sonnen möchte, nach Innen aber vollkommen weggetaucht ist und einer hochmilitarisierten Polizei das komplette Management dieses Großereignisses auf allen Ebenen überlassen hat.

Dieser Senat hat der Polizei eine „Carte Blanche“ ausgestellt – aber dass die im Rahmen eines solchen Gipfels mitten in einer Millionenstadt entstehenden Probleme, Fragen und sozialen Implikationen nicht nur mit polizeitaktischen und repressiven Mitteln beantwortet werden können, scheint im besoffenen Taumel der quasi monarchischen Inszenierung von Macht und Glamour vollkommen unter den Tisch gefallen zu sein.

Dass einem dies um die Ohren fliegen muss, wäre mit einem Mindestmaß an politischem Weitblick absehbar gewesen.

Wenn Olaf Scholz jetzt von einer inakzeptablen „Verrohung“, der wir „uns alle entgegenstellen müssen“, spricht, können wir dem nur beizupflichten.

Dass die Verrohung aber auch die Konsequenz einer Gesellschaft ist, in der jeglicher abweichende politische Ausdruck pauschal kriminalisiert und mit Sondergesetzen und militarisierten Einheiten polizeilich bekämpft wird, darf dabei nicht unberücksichtigt bleiben.

Aber bei all der Erschütterung über die Ereignisse vom Wochenende muss auch gesagt werden:

Es sind zwar apokalyptische, dunkle, rußgeschwärzte Bilder aus unserem Viertel, die um die Welt gingen.

Von der Realität eines Bürgerkriegs waren wir aber weit entfernt.

Anstatt weiter an der Hysterieschraube zu drehen sollte jetzt Besonnenheit und Reflexion Einzug in die Diskussion halten.

Die Straße steht immer noch, ab Montag öffneten die meisten Geschäfte ganz regulär, der Schaden an Personen hält sich in Grenzen.

Wir hatten als Anwohner mehr Angst vor den mit Maschinengewehren auf unsere Nachbarn zielenden bewaffneten Spezialeinheiten als vor den alkoholisierten welcher Reaktion geführt hat.

Die sind dumm, lästig und schlagen hier Scheiben ein, erschießen dich aber im Zweifelsfall nicht.

Der für die Meisten von uns Gewerbetreibende weit größere Schaden entsteht durch die Landflucht unserer Kunden, die keine Lust auf die vielen Eingriffe und Einschränkungen durch den Gipfel hatten – durch die Lieferanten, die uns seit vergangenem Dienstag nicht mehr beliefern konnten, durch das Ausbleiben unserer Gäste.

An den damit einhergehenden Umsatzeinbußen werden wir noch sehr lange zu knapsen haben.

Wir leben seit vielen Jahren in friedlicher, oft auch freundschaftlich-solidarischer Nachbarschaft mit allen Formen des Protestes, die hier im Viertel beheimatet sind, wozu für uns selbstverständlich und nicht-verhandelbar auch die Rote Flora gehört.

Daran wird auch dieses Wochenende rein gar nichts ändern.

In dem Wissen, dass dieses überflüssige Spektakel nun vorbei ist, hoffen wir, dass die Polizei ein maßvolles Verhältnis zur Demokratie und den in ihr lebenden Menschen findet, dass wir alle nach Wochen und Monaten der Hysterie und der Einschränkungen zur Ruhe kommen und unseren Alltag mit all den großen und kleinen Widersprüchen wieder gemeinsam angehen können.

Einige Geschäftstreibende aus dem Schanzenviertel

  •  BISTRO CARMAGNOLE
  •  CANTINA POPULAR
  •  DIE DRUCKEREI – SPIELZEUGLADEN SCHANZENVIERTEL
  •  ZARDOZ SCHALLPLATTEN
  •  EIS SCHMIDT
  •  JIM BURRITO’S
  •  TIP TOP KIOSK
  •  JEWELBERRY
  •  SPIELPLATZ BASCHU e.V.
  •  MONO CONCEPT STORE
  •  BLUME 1000 & EINE ART

Halbstarken, die sich gestern hier ausgetobt haben. – Dr. med. Anna Stoliaroff


Leserbrief zu „Warum hat Europa keinen Nationalfeiertag?“ von Benedikt Erenz

Gemeinsames Gedenken und Feiern kann man nicht auf dem Verordnungsweg erzwingen. Der 14. Juli ist nun allerdings überhaupt kein Tag, der als gesamteuropäischer Feiertag in Frage käme. Denn er steht nicht nur für bürgerliche Befreiung, sondern auch für den Beginn einer beispiellosen Steigerung inner- wie zwischenstaatlicher Gewalt in Europa. Es wurden in den Zeiten des Ancien Regimes nie so viele Menschen verfolgt und getötet, wie nach der Französischen Revolution. Nie hat es mehr Ausbeutung und Ausbeuter gegeben, als nach der politischen Emanzipation des Bürgertums. Dagegen waren die Exzesse des früher herrschenden Adels bedeutungslose Eskapaden. Nein, Herr Erenz, diese „Revolution“ kann keine Grundlage europäischen Selbstverständnisses sein. – Josef Riga


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?” und „Block und Beton“ von Giovanni di Lorenzo

Ich freue mich über den Leitartikel von Giovanni di Lorenzo und ärgere mich über den Titel „Wie viel Gewalt steckt in der Linken?“ Mit diesem Titel arbeiten Sie jenen Ideologen in die Hände, die „Gewalt“ mit „links“ und infolgedessen „links“ mit „Gewalt“ assoziieren. – Hans Fink


Leserbrief zu „Block und Beton“ von Giovanni di Lorenzo

Genau das ist es, was Sie beschrieben haben: Monster-Veranstaltungen wie der G-20-Gipfel sind in einer Stadt wie Hamburg nicht möglich – jedenfalls nicht zu akzeptablen Bedingungen und „Preisen“. Unbegreiflich, dass das ein Olaf Scholz einfach nicht kapiert und trotz seiner katastrophalen Fehleinschätzung nicht zurücktreten will. So verkommen seine „Entschuldigung“ und der Begriff von der politischen Verantwortung zu wertlosen Leerformeln. Das wiederum steigert den Verdruss an unseren Politikern. – Christoph Lütgert


Leserbrief zu „Prominent Ignoriert“ von GRN.

Das grosse Eszet …

… ist eine sogenannte Ligatur, bestehend aus dem „langen“ S und dem angehängten Z aus der Zeit der Frakturschriften. Dieses Wissen scheint verloren gegangen zu sein. Abscheulich allerdings ist der Anblick eines in VERSALIEN eingebauten ß. Dieses muss mitnichten von Grafikern neu gestaltet werden. Es ist in den meisten gängigen Schriften vorhanden. Sinngemäss richtig wäre die Schreibweise BUSZE, sollte man mit der korrekten Deutung von BUSSE in einem normal verständlichen Satz Problem haben. – Interessant zu wissen, dass die Schweizer mit dem Verzicht des ß überhaupt keine Probleme haben! Woran das wohl liegen mag?

Tragisch der Anblick, wenn ein Fußballer beispielsweise namens GROB – äh GROß – in den Nebelschwaden etlicher Bengalis verschwindet … – Udo Göckler


Leserbrief zu „Mein Haus, mein Auto, meine Provinz“ von Mark Schieritz

Den Artikel finde ich wichtig, weil er die hohe Lebensqualität auch in Gegenden Deutschlands thematisiert, die nicht großstädtisch oder zentral sind. In der Tat ist das eine der großen Stärken unseres Landes, dass es bei allen Herausforderungen durch die Demographie keine Gegenden gibt, aus denen alle weg wollen.

Herr Schieritz nennt in seinem Beitrag den Länderfinanzausgleich als Ausgleichsinstrument. Das greift zu kurz. Es ist unser funktionierender und quicklebendiger Förderalismus. Egal ob im Saarland, in Rheinland-Pfalz, entlang der Außengrenzen, an der Küste oder im Bayerischen Wald, bei uns können die Bürger Ihren Lebensraum gestalten, im Ort, auf Ebene des Landkreises und im eigenen Bundesland. Dadurch entsteht Identifikation und daraus erwächst Engagement. Während in den europäischen Zentralstaaten Verwaltung, Wissenschaft und Kultur sich nach Leistung und Geltung konzentrieren, gibt es in Deutschland eine vor Ort gestaltete Buntheit. Das macht das Leben lebenswert und dabei entstehen ganz unterschiedliche Strukturen.

Ähnlich ist das im Bereich der Wirtschaft. Unsere Struktur mit vielen Klein- und Mittelbetrieben sowie die große Vielzahl von Familienunternehmen ist das Rückrat unseres Wohlstands. In unserem Land übernehmen viele Menschen Verantwortung und insbesondere die föderale Struktur eröffnet dazu Möglichkeiten.

Deshalb wäre es wohltuend, wenn weniger auf den Föderalismus geschimpft würde und auch in der Zeit ein Loblied auf unsere föderalen Strukturen gesungen würde. Viele Freunde von mehr Bundeseinheitlichkeit glauben, dass bspw. im Bildungsbereich durch Vereinheitlichung insgesamt ein höheres Niveau erreicht werden könnte. Die Erkenntnisse aus der Mathematik zur Berechnung von Durchschnitten legen dagegen nahe, dass eine Vereinheitlichung eher auf dem mittleren, dem Durchschnittsniveau endet. Insofern sollten wir uns mehr über die Unterschiede freuen. Wenn wir stärker die Verantwortlichkeit für gute oder schlechte Lebensbedingungen – in der Kommunal-, in der Landes- und in der Bundespolitik – sichtbar machen, können die Bürger in ihren jeweiligen Wahlentscheidungen die Verantwortung verteilen.

Nicht vergessen darf man bei der Analyse allerdings, dass wir eine hervorragende Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage haben. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, die Chancen für die Bürger großartig. Insofern ist neben der föderalen Struktur auch unsere soziale Marktwirtschaft eine wesentliche Grundlage für den großen sozialen und gesellschaftlichen Frieden. – Markus Keller


Leserbrief zu „Prominent Ignoriert“ von GRN.

„…die Einführung des großen ß, das die Typografen erst noch zeichnen müssen.“

Da ist DIE ZEIT aber nicht auf der Höhe der Zeit! Seit über 100 Jahren gibt es typografische Entwürfe für ein großes ß (sog. Versalie) in verschiedenen Schriften. Auch 2006 hat man noch einmal einen Anlauf genommen, als sich die Einführung als Großbuchstabe (2008) abzeichnete. Im DDR-Duden steht es schon 1957 auf dem Titelblatt: „DER GROßE DUDEN“.  Näheres siehe Wikipedia unter „Großes ß“. – Burckhardt Großbach


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

Die Kommentare, Beobachtungen und Interviews samt Bildern sind große Klasse. Vielen Dank.

Eine klassische Situation ist eingetreten: Eine große und gut gerüstete Übermacht, hier die deutsche Polizei, verliert die Aktions-Hoheit. Der gerichtlich genehmigte Zelt-Übernachtungsplatz im Volkspark wird im voraus als Ursache einer Gefährdung benannt.

Trotzdem ist im Volkspark keine ausreichende Staatsmacht vor Ort um bürgerkriegsähnlichen Zuständen vorzubeugen und eine guerillaähnliche Taktik zu verhindern. Wenn 20 000 mit modernster Technik gerüstete Polizisten nicht ausreichen, sind Prioritäten falsch gesetzt. Hochmut kommt vor dem Fall. – Reinhold Pollet


Leserbrief zu „Mein Haus, mein Auto, meine Provinz“ von Mark Schieritz

Gut, dass ich nicht der einzige bin, dem dieser Zusammenhang zwischen Länge der Vorwahl und der eigentlichen Rufnummer in seiner Jugend aufgefallen ist. Dieser Zusammenhang ist aber zwangsläufig, da die Richtlinie E.164 der Internationalen Fernmelde-Union (ITU) genau das vorschreibt.  Diese Richtlinie geht übrigens schon auf Regeln aus den 1960er Jahren zurück, so dass Ihre Jugend auch noch locker davon erfasst sein sollte. – Christian Faulhammer


Leserbrief zu „Wie schließt man einen Zoo?“ von Martin Spiewak

Vielen Dank für den sehr interessanten Artikel.

Meine siebenjährige Nichte sagt zu diesem Thema:

„Wenn wir die Zoos schließen, wären die Tiere frei, und das fände ich schön. Aber wenn es keinen Zoo gäbe, würden Kinder vielleicht denken, ein Erdmännchen wäre bloß ein Fantasywesen in Harry Potter oder so. Ein Python entstünde, wenn man falsch auf einer Querflöte bläst. Und Kugelfische wären die Munition für ein Unterwassergewehr.“

Persönliche Anschauung vermag eben mehr als Tierfilme und -bücher. – Burkhard Schwarzkopf und Tanja Holz


Leserbrief zu „Die Schreibhälse“ von Petra Pinzler

Als langjähriger und begeisterter Leser der „Zeit“ frage ich mich, ob ihr nicht ein Stück Objektivität und der Blick in die Zukunft verloren geht. In mehreren Ausgaben wird der Dieselmotor als das Übel der Welt beim Umweltschutz dargestellt und seine Schädlichkeit für den Menschen beschrieben, ohne exakte Argumente zu liefern, die sich aus dem dauernden  „Dieselbashing“auch nicht herleiten lassen.  Sicherlich hat der Dieselmotor,   wie andere Antriebsquellen auch,  Auswirkungen auf Umwelt und Mensch, die es so weit wie möglich zu vermeiden gilt. Auch haben Teile der Automobilindustrie sich beim Diesel ins moralische Abseits -eine juristische Bewertung will ich nicht vornehmen- gestellt, wenn Abgaswerte offensichtlich nicht stimmen.Da ist nichts zu beschönigen.  Stattdessen soll jetzt für den privaten PWK-Verkehr die E-Mobilität der Heilsbringer sein und  von Abgaswerten  befreien.

Das ist nur die halbe Wahrheit und Augenwischerei  zugleich. Dass die E-Mobilität begrenzt ist, die Leistung und Reichweite des Fahrzeuges sinkt sobald Verbraucher wie Licht, Heizung, Klimaanlage betätigt werden, erläutern Sie nicht.  Auch nicht, dass Strom nicht flächendeckend abrufbar ist, er nicht aus der Steckdose kommt, sondern zum großen Teil aus Braunkohlekraftwerken, erwähnen Sie höchstens  immer nebenbei, abgesehen davon, dass Windenergie nicht „gelagert“ werden kann, um Millionen privater PKW mit Strom zu versorgen. Wer genau schädliche NOX-Emissionen verursacht und in welchem Umfang das den „Diesel“ betrifft – m.E. sind es ca. 1/3 – legen Sie nicht nur versteckt  offen. Nein!  E-Mobilität ist zur Zeit  Augenwischerei. Wenn schon der Umweltschutz und die menschliche Gesundheit im Mittelpunkt zu stehen haben – und nicht wirtschaftliche Interessen der E-Mobilität – dann sind ,dringend folgende Fragen zu beantworten.

  1. Wie lange haben wir noch Rohstoffe auf dieser Erde, um Batterien für Autos zu bauen und wollen wir den Planten dabei ausplündern?
  2. Wohin mit den alten verbrauchten Batterien? Nach Gorleben, dann ist Krach vorprogrammiert!

Solange diese Fragen nicht beantwortet sind habe ich kein Vertrauen in E-Mobilität, wirtschaftlich und umweltpolitisch sinnvoll ja oder nein. Jetzt sind technische Innovationen beim Diesel gefragt, die der Automobilindustrie  abverlangt werden müssen und die diese auch liefern kann, denn das Knowhow ist vorhanden. Das die Umsetzung von neuen Abgaskonzepten beim Dieselmotor teuer ist bin ich gern bereit in Kauf zu nehmen, um meinen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Von anderen Verbrennungsmotoren, die mit Wasserstoff oder Gas betrieben werden,   und deren Zukunft berichten Sie nicht und stellen auch die Entwickelungsmöglichkeiten  von diesbezüglchen  Alternativen nicht dar, wurden  Konzepte schon auf der EXPO 2000 angeboten. Vielleicht denken Sie auch einmal über diese Möglichkeiten nach. Ich jedenfalls fahre meinen PKW-Diesel der neusten Generation zunächst weiter und warte auf den kommenden Fortschritt, denn mit 80 Litern Verbrauch auf 1000 km  Strecke bin ich vom Motorkonzept überzeugt. – Holger Dreyer


Leserbrief zu „Ergebt euch. Oder flieht!“ von Christian Fuchs

Der Bericht über den Putsch in der Türkei hat mich nur bestätigt. Schon vor einem Jahr habe ich gesagt: Erdogan hat viel aus der Geschichte der Deutschen (Adolf Hitler) gelernt. Wie der Führer hat er ein Talent die Massen für sich zu gewinnen, sich und seine Machenschaften dabei zum Wohl des Volkes darzustellen. Dabei die tatsächlichen Absichten aber wirkungsvoll zu verschleiern. Wenn das Volk erst einmal begriffen hat, wie es manipuliert wurde ist es für eine Umkehr leider zu spät. Jede Opposition ist eingesperrt oder ausgereist.

Die Entlassung von Führungskräften in allen Bereichen (Militär, Polizei, Justiz, Presse, Hochschulen und Schulen, etc.) sorgt letztendlich dafür das auch keine Opposition mehr nachwächst.Kim Jong Un würde zustimmen und sagen: „Alles richtig gemacht“. Allen in Deutschlan lebenden Türken die  Erdogan gewählt haben, würde ich raten der Bundesrepublick Deutschland schnell den Rücken kehren, damit sie in ihrer türkischen Heimat schnell in den Genuß ihrer getroffenen Wahl kommen. Sie sollen nicht verpassen, wenn ihr Erdogan die Türkei wieder groß macht. Das im Untersuchungsbericht nichts neues zu Tage kam verwundert nicht, der Überfall Polens 1939 war genauso real wie dieser türkische Putschversuch. Meiner Meinung nach ein gut inzeniertes Theater durch Erdogan, was ihn auch zu dem Ausspruch verleitete: „Das das ein Geschenk Gottes sei“. Wie alle Despoten neigt er zur Selbstüberschätzung.

Wenn wir uns die Konsequenzen seines Handelns mal auf die Bundesrepublick Deutschland umlegen, wird man erkennen wie tiefgreifend schon jetzt die daraus entstehenden Konsequenzen sind. Das dieses Land noch immer NATO-Partner  ist, beweist nur wie gut Herr Edogan die schwachen (demokratischen) westlichen Regierungen eingeschätzt hat. Die Flüchtlingskrise kam da zur rechten Zeit. – Heinrich Behre


Leserbrief zu “Google und die Frau am Herd“ von Eva Wolfangel

Frau Wolfangel beschreibt gut den Stand der Technik in der Künstlichen Intelligenz: Das Maschinelle Lernen ist deshalb so mächtig, weil die Maschine aus unseren Daten ohne großes Zutun lernt (Übersetzen, Bilder klassifizieren, Autofahren, etc.), indem sie sich quasi selbst programmiert. Dabei spiegelt die Maschine unsere Welt dann ungefiltert und ohne Garantie für normativ gewünschtes Verhalten wider. Wenn viele Texte von Frauen in Aufsichtsräten oder auf dem Bau handeln würden, dann ergäben sich hier starke Assoziationen. Wenn normale Autofahrer ein autonomes Auto trainieren würden, dann würde es wohl zu schnell und zu dicht auffahren.

Die wissensbasierten Expertensysteme auf der anderen Seite können gewisse gute Eigenschaften garantieren, sind aber aufwändig zu programmieren und skalieren nicht. In der Forschung arbeiten wir längst an der Hypothese: Die kognitiven Systeme der Zukunft sollen dann die Macht der Daten mit der Kraft des Wissens vereinen. Diese Systeme können dann hoffentlich auch erklären, warum sie in bestimmten Situationen wie handeln und noch wichtiger — man wird sie leichter korrigieren können. – Dr. Aljoscha Burchardt


Leserbrief zu „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

Schuld ist, wer nicht verhindert – oder überhaupt erst ermöglicht -, dass Eskalation entstehen kann. Es lohnt sich, nach den Motiven der Entstehung zu fragen: Wessen Gewalt zieht welche Gewalt nach sich? Die einen verhielten sich, wie sich ein Outcast eben verhält. Die anderen hatten das Monster ja selbst kreiert.

P.S. Es ist eine psychoanalytische Erkenntnis, dass alles Verdrängte mit doppelter Wucht zurückkehrt! – Joachim Westphalen


Leserbrief zu „Nichts für arme Leute“ von Jan-Martin Wiarda

Gegenüber dem Bezugsartikel sollten Sie richtigstellend Folgendes bringen:

In Zeiten der Fake News sollte die seriöse Presse doch zumindest wörtliche Zitate korrekt bringen. Es steht keineswegs wie Wiarda behauptet – im Grundgesetz, dass Privatschulen nur genehmigt werden dürfen, wenn „an ihnen ‚eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen der Eltern nicht gefördert wird'“, vielmehr heißt es für diesen Fall dort in Art. 7 Abs. 4 Satz 3: „Die Genehmigung ist zu erteilen, […]“. Dass die Genehmigung zu versagen ist, sieht nur der folgende Satz 4 vor, und zwar für den Fall, dass „die wirtschaftliche und rechtliche Stellung der Lehrkräfte nicht genügend gesichert ist.“ Man mag mit den Auslegungskünsten der (Verfassungs-) Juristen trotzdem dem Satz 3  ein „Sonderungsverbot“ entnehmen können, kann aber dafür nicht den Wortlaut des Grundgesetzes anführen.  – Prof. Dr. Michael Sachs


Leserbrief zu „Goodbye, Humboldt?“ von Josef Joffe

Herr Joffe schreibt mit Bezug auf Künstliche Intelligenz, die Literatur baue “eine andere Brücke zur Wahrheit, als ein Ingenieur sie je konstruieren könnte”. Hier liegt die weit verbreitete Annahme zugrunde, dass es auf der einen Seite die Fachexperten gibt und auf der anderen Seite die Ingenieure.

Wir propagieren als Leitmotiv die menschzentrierte Künstliche Intelligenz, bei der alle Intelligenz vom Menschen ausgeht und dann aber erweitert wird. So kann in der Zukunft ein Literaturwissenschaftler etwa tausende von Büchern in allen möglichen Sprachen nach bestimmten Figuren untersuchen, ein Krebsforscher zehntausende von Patientengeschichten nach bestimmten Krankheitsverläufen auswerten oder ein Archäologe bestimmte Stilkennzeichen in allen Fundstellen der Welt suchen.

Das erfordert in der Tat, wie Herr Hoffe schreibt, eine sehr gute (Allgemein-)Bildung aufseiten der Fachexperten und der Ingenieure und eine interdisziplinäre Kooperation. Maschinen sind wie Kinder — sie brauchen gute Lehrer, über die sie hinauswachsen können. – Dr. Aljoscha Burchardt


Leserbrief zu „Moralische Panik“ von Mariam Lau

Endlich einmal eine frische Idee für die alten, bis her unlösbaren Probleme. Allerdings ist wohl die Kuba/USA-Lösung nicht 1:1 umsetzbar auf Afrika/EU. Es sind viel zu viele Staaten involviert mit unterschiedlichen Interessen. Mir stellen sich vorerst folgende Fragen:

– Mit welchen Staaten Afrikas vereinbart man Quoten? Kann eine geographische Grenze z.B. der 5. nördliche Breitengrad sein?

– Voraussetzung wäre wohl, daß die EU vorher festsetzt, wie viele Migranten sie insgesamt aufnehmen will (Obergrenze!).

– Voraussetzung ist natürlich auch, daß alle Quotenmigranten einen gültigen und nicht gefälschten Paß haben.

– Trotzdem wird es weiterhin illegale Migranten geben. Wohin will man diese zurückschicken, wenn ihre Herkunft nicht geklärt werden kann?

– Und ein sehr schwieriges Problem: Wie erfolgt die Aufteilung auf die einzelnen EU-Staaten?

Wäre es nicht viel einfacher und radikaler. wenn die EU einen Fährdienst einrichten würde, der die Migranten gegen eine geringe Vergütung, notfalls auch kostenlos, von Nordafrika nach Europa bringt unter der Voraussetzung, daß nur Reisende mit einwandfrei gültigen Papieren an Bord gelassen werden. Wer keine Papiere hat, muß in Afrika bleiben. Gleichzeitig werden alle Rettungsmaßnahmen im Mittelmeer, gleichgültig ob Frontex oder NGO eingestellt. – Klaus Haack


Leserbrief zu „Museen & Galerien“

Warum taucht in Ihrer Übersicht “ Museen & Galerien“ eigentlich nie ‚Kiel‘ auf? – Kurt Tschenett


Leserbrief zu „Block und Beton“ von Giovanni di Lorenzo

Karl Popper hat in seinem Buch „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ den Rechtsstaat, dem sich alle fügen, als eine der wichtigsten Grundlagen einer Demokratie beschrieben.

Das gilt freilich für die (wechselnden) Mehrheiten genauso wie für die (wechselnden) Minderheiten in einer demokratischen Gesellschaft.

Wer also des Denkens mächtig ist, kann zu keiner Zeit ein Interesse haben an in Aufruhr und Gewalt eskalierenden Demonstrationen, an rechtsfreien Zonen und Anarchie, de facto an der Infragestellung der rechtsstaatlichen Ordnung und Gewalten(zu)teilung.

Für den Riot in den Straßen und die Trolle im Internet hingegen stellen (Lebens)Frust und blinder Hass auf „das System“ das konstituierende Element ihrer pathologischen Ideologie und Kampfbereitschaft dar.

Doch mit emotionalen Provokationen und martialischen Auftritten können keine politischen Ziele allgemein glaubwürdig und anerkannt verfolgt werden. Wer Gewalt anwenden muss um seine Werte durchzusetzen hat nichts, das wert wäre, errungen zu werden. Aus diesem Grund stellt sich natürlich die Frage nach öffentlich vernehmbaren Stimmen linker Politiker und Intellektueller, die den ideologischen Fanalsetzungen während der Hamburger Chaos-Tage entschieden hätten widersprechen können, nicht zuletzt, um eine kommunikative Deeskalation zwischen den Ordnungskräften und den diversen Gruppierungen zumindest jenseits des Schwarzen Blocks (und somit jenseits der Vernunft) zu versuchen.

Das gilt umso mehr, als dass wir in Deutschland in einer der bewährtesten Demokratien leben dürfen. Hier gilt das Primat des Wortes, der Meinungsfreiheit im verbalen Austausch, obgleich zugegebenermaßen auch die Erkenntnis Jean Pauls (1763-1825, dt. Schriftsteller): „Sprachkürze gibt Denkweite“ bisweilen mehr Beachtung finden sollte.

Die sicherheits- und ordnungsrelevante Aufarbeitung des diesjährigen G20-Gipfels steht nun an, und man darf leider getrost von einem regen Wechsel an gegenseitigen Schuldzuweisungen ausgehen. Die Aufarbeitung der politischen Inhalte inklusive der (normativen) Abschlusserklärung erfolgt auf höherer Ebene, hoffentlich aber nicht weniger ambitioniert und zielorientiert – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

Der Autor stellt am Anfang des Artikels die Frage „Darf man einen Rewe-Supermarkt plündern und kurz und klein schlagen?“.

Der Rest des Testes widmet sich dann ausführlich den Möglichkeiten und Aspekten einer „Abwägung“ dieser (und ähnlicher) Fragen.

Das ist falsch. Die richtige Antwort lautet: nein. – Ulrich Korsch


Leserbrief zu „Die Tatortreinigerin“ Sebastian Kempkens und „Mein Haus, mein Auto, meine Provinz“ von Mark Schieritz

Heute möchte ich Ihnen ausdrücklich danke für zwei „positive“ Artikel.

Die Ereignisse von Hamburg haben mir persönlich zugesetzt und meine Sorge um diese Land und seine Menschen noch weiter verstärkt.

Deshalb haben mir Ihre Artikel „Die Tatortreinigerin“ (Politik S. 5) und „Mein Haus, mein Auto, meine Provinz“ (Politik Seite 9) gut getan und mich gefreut. Dies einfach zwischendurch. – Manuela Strotmann-Engel 


Leserbrief zu „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

Die Ereignisse um den G 20-Gipfel in Hamburg werden in diesem Artikel zynisch missbraucht, um eine globale und pauschale Anklage gegen „die Linke“ loszulassen, wie sie von der Rechten seit je und zunehmend auch in Mainstream-Medien zu vernehmen ist. Und wieder einmal mit der gleichfalls ebenso uralten wie absurden Unterstellung: Wenn ähnliche Gewaltübergriffe von Demonstranten verhindert werden sollen, muss man linke Kapitalismuskritik abschaffen, weil diese die „Ideologie“ ist, die solche Gewalt erzeugt. Wurden nicht einst z. B. Adorno und Habermas als „Überbau“ von Baader-Meinhof diffamiert?

Und dieses demagogisch vorgetragene antilinke Ressentiment hüllt sich hier in die Form eines langen Artikels, in dem nicht mit einem einzigen Satz auf den bisherigen Wissens- bzw. Unwissensstand zu den Gewalt-Vorfällen in Hamburg eingegangen wird: Was für extremistische Personen und Gruppen genau haben Gewalt ausgeübt? Das einzige, was dazu bisher klar ist: zweifellos nicht „die Linke“. Aber wenn linke Personen und Gruppen, sind das solche, die überhaupt jemals ernstzunehmende politische Kapitalismuskritik artikuliert hätten?

Haben dabei eventuell auch agents provocateurs mitgewirkt? Vor allem:

In welchem Maße ist Polizeigewalt von vornherein unverhältnismäßig und vielleicht rechtswidrig eingesetzt worden?

Das durchgehend Demagogische dieses Artikels lässt sich an vielen Stellen aufdecken. Ein Beispiel: Die Zuschreibung der „apokalyptischen“ Diffamierung des zu bekämpfenden Gegners als „das schlechthin Böse“ ist bekanntlich keine linke Rhetorik, sondern eine Erfindung des George W. Bush, der für die Handlungen, die er mit dieser Erfindung und vielen Lügen legitimierte, vor dem Internationalen Strafgerichtshof der UNO wegen des Verbrechens illegaler Aggressionskriege angeklagt werden müsste. In der gleichen demagogischen Weise, wie er die in Marketing-Sprache aufgezählten Errungenschaften des Kapitalismus anpreist, reiht Mangold Beispiele für eine angebliche „Dämonisierung“ des Kapitalismus durch „die Linke“, um deren Gesellschaftskritik, einschließlich der in seinem eigenen ZEIT-Feuilleton oft vorgetragenen, lächerlich zu machen:

Alles, „was irgendwie unschön ist“, schiebe sie dem bösen Kapitalismus in die Schuhe und nicht – wie es Konservative und Apologeten seit je gemacht haben – der condition humaine.

Dass zu genau dieser Sorte von Ideologen und Demagogen ab sofort auch Herr Mangold zu zählen ist, hoffentlich mit beruflichem Aufstieg in den Vorstand einer wirklich schönen Stiftung, geht aus seinem freudigen Schlussbekenntnis hervor, die Gewalt-Ereignisse in Hamburg hätten „das System stabilisiert“ und die Polizei beliebt gemacht. – Norbert Mecklenburg


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

Auf den Seiten 3 bis 5 der Ausgabe vom 13.07. wird des öfteren der Begriff „Riot“ ohne Erklärung der Bedeutung dieses nicht deutschen Wortes wie selbstverständlich verwendet. Es mag für die (jungen?) Verfasser der Artikel selbstverständlich sein, dass „man“ den Begriff und seine Bedeutung allgemein kennt.  (Ich kannte ihn nur im Zusammenhang mit der Moskauer Girl-Band Pussy Riot  und erahnte seine Bedeutung nur. Um ihn nachzuschlagen, war mir dies nicht wichtig genug.) Ist es für die Redaktion schon selbstverständlich , dass alle Leser die Bedeutung englischer (nicht alltäglicher) Vokabeln kennen müssen? Wenn nicht, schulen Sie doch bitte Ihre jungen (so bis 45 Altersjahre) Mitarbeiter entsprechend. – Joachim Kramer


Leserbrief zu „Über Distanzierungen und Gemeinsamkeiten“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Sie schreiben „Den einen hatte ein stramm linker Biodeutscher geschrieben …“.

Es kann ja sein, dass ich Ihre Ironieebenen nicht auf die Reihe bekomme, aber ich empfinde den Begriff „Biodeutscher“ als abwertend und beleidigend durch die Gleichsetzung von mir mit Biogemüse oder Biofleisch etc.

Darüber hinaus transportiert der Begriff die Vorstellung, dass die biologische Abstammung von Menschen keine Rolle spielt bzw. spielen darf und damit implizit eine Befürwortung von Massenzuwanderung, bei der ethnische und kulturelle Herkunft keine Rolle spielen (dürfen).

Ich habe nun die Einschätzung, das würde unser Land massiv verändern und zwar in einer Weise, die meinen persönlichen Interessen nicht förderlich wäre.

Vielleicht ist Ihnen der Begriff „Biodeutscher“, natürlich auch „Biodeutsche“, da hätte ich Ihnen ja fast ein unkorrektes Email zugemutet, ja bei Gelegenheit eine Kolumne wert, mit der ich mich dann gerne auseinadersetzen würde. – Reiner Felkel


Leserbrief zu „Kann die SPD das noch drehen?“ von Matthias Krupa

Ein neuer Laserbrief zu ’kann die SPD das noch drehen?’

z. B. mit ‘alte Zöpfe sofort abschneiden’:

1. der Bart muss ab!
2. Genosse/in muss weg! – Dr. Hans-Joachim Schumann


Leserbrief zu „Goodbye, Humboldt?“ von Josef Joffe

In seiner Eigenwerbung hätte Herr Joffe neben Euklid und Platon auch noch Sokrates bemühen können: „ένα ξέρω ότι δεν ξέρω τίποτα“! Diese Bemerkung des bedeutenden alt-griechischen Philosophen hat nichts an seiner Aktualität verloren, ungeachtet der Tatsache, dass sowohl Wilhelm als auch Alexander von Humboldt großes geleistet haben. – Jürgen Rohlfshagen


Leserbrief zu „Heute ein König“ von Gero von Randow

Frankreich überrascht den Nachbarn Deutschland mit dem Feuerwerk einer quasi politischen Revolution seiner Institutionen, im Präsidentenamt und in der Assemblée Nationale. Daß Emmanuel Macron im Alter von 39 Jahren an die Macht in Paris gelangt ist , ist im wesentlichen dem Tatbestand zu verdanken, daß das System der US-amerikanischen primaries, also den frz.  „primaires“,  der de Gaulle“schen 5. Republik übergestülpt wurde.

Die „détresse“ und der „pessimisme“ , also Traurigkeit und Pessimismus in Sachen Zukunftszuversicht,  haben dem Frankreich der letzten zwei Jahrzehnte einen Art °Marasmus°  beschert, also zumindest einen  ziemlich heftigen psychischen Kräfteverfall.^  Nun baut Macron  an einer neuen °grandeur de la France°, wobei er als Ziel vor Augen hat, die „exception  culturelle francaise“ von ihrer alten Patina einer ehemaligen Weltmacht zu befreien und nun als leuchtendes Reformprojekt einer sozialliberalen „brave new world“ erstrahlen zu lassen. ^^

Politologisch handelt es sich bei der „République en marche“ um eine „Bewegung“ und dieses Wort ist nun leider im deutschen Geschichts-Bewußtsein mit den aller/negativsten Konnotationen besetzt. Deshalb erklärt sich auch die Vorsicht deutscher Kommentatoren des zeitge-nössischen Frankreichs , Emmanuel Macron bereits zu früh in den Olymp eines vollständigen Erneuerers Frankreichs zu erheben. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Anti.Autoritär“ von Yascha Mounk

Neue Romantik statt Neuer Rechte?

Der junge Polit-Theoretiker Yascha Mounk gibt vor, ein pädagogisches Rezept gegen die „Neue Rechte“ zu haben: „Vertrauen statt Kritikfähigkeit“ und „Patriotismus statt Nihilismus“. Dieses Rezept ist grundfalsch, da auch schon Mounks Analyse grundfalsch ist. Schlimmer noch: Mounks Rezept spielt gerade denen in die Hände, deren Methoden damit eigentlich bekämpft werden sollten. Mounk spielt das Spiel der Neuen Rechten mit: Die Gegenaufklärung. Gefühl statt Verstand.

Die politischen und gesellschaftlichen Probleme der heutigen Zeit haben Ihre Ursache nicht in zuviel, sondern, wie bisher auch, in mangelnder Kritikfähigkeit. Wir hinterfragen nicht zuviel, sondern immer noch viel zu wenig. Wir sind immer noch viel, viel zu denkfaul! DARAN krankt die Pädagogik, damals und heute. Kaum einer macht sich die Mühe, zumindest zu versuchen, die Dinge konsequent zu Ende zu denken. Die Mehrheit der Menschen ist mit der vorgeblich einfachen und vorgebliche offensichtlichen Lösung zufrieden, die dem angeblich so gesunden Menschenverstand entspräche. Alternativlose „Vernunft“! Das gilt nicht nur für die Neuen Rechten, das gilt auch für Politiker aller Couleurs, das gilt für Pädagogen, das gilt auch für die meisten Hochschuldisziplinen, die sich wissenschaftlich nennen. Unser Problem: Die vorgeblichen Lösungen der Neuen Rechten sind besonders einfach und geistig bequem.

Die „Fakten“ haben allein die Funktion, das Weltbild zu festigen, Sicherheit vorzugaukeln. Wäre die Kritikfähigkeit der Menschen etwas ausgeprägter, fielen sie nicht darauf herein. Der wissenschaftliche Analphabetismus ist erschreckend! Das gilt besonders hinsichtlich der Naturwissenschaften. Selbst viele Wirtschafts-„Wissenschaftler“ träumen immer noch von einem ewig möglichen Wachstum. Die Katastrophe des menschenverursachten Klimawandels wäre längst gebannt, wenn Politiker und Wirtschaftswissenschaftler früher auf die Naturwissenschaftler gehört und nicht alles besser gewusst hätten. Wir brauchen jetzt nicht noch mehr Gegenaufklärung! Wir brauchen dringend eine Aufklärung 2.0, eine Aufklärung, die selbstreflektierend ist, die akzeptiert, dass der Mensch kein rationales Wesen sein kann. Gefühl UND Verstand! Das aber setzt ausreichend Muße und Mut voraus – zum unvoreingenommenen Erforschen der eigenen Gefühlswelt und zum anschließenden Nachdenken!

Die Pädagogik war übrigens als Ganzes nie antiautoritär: Ohne Autorität wäre kein Unterricht möglich, gestern nicht und heute auch nicht. Es wird vielleicht nicht mehr geschlagen, die Erziehungsmethoden wurden subtiler. Früher wie heute zeichnet sich ein guter Lehrer durch seine Persönlichkeit aus. Und durch seine Bereitschaft, zusammen mit den Schülern dazuzulernen. Durch seine Offenheit gegenüber der Welt. Diese Offenheit ist nicht ohne ein gerüttelt Maß an Kritikfähigkeit zu denken: der Welt und sich selbst gegenüber.

Blindes Vertrauen in den Staat und in die staatlichen Institutionen war noch nie angebracht und ist es auch heute nicht: Klimawandel, Dieselskandal, TTIP, um nur ein paar wenige Beispiele aufzuzählen: Sie sind Ausdruck von Lobbyismus und demokratiefreier Machtstrukturen. Die repräsentative Demokratie ist erstarrt. Sie hat damit ihre Zukunftsfähigkeit verloren. Wir brauchen dringend neue und ergänzende Formen der Demokratie, z.B. Losen statt Wählen. Was immer gern vergessen wird: Demokratie ist kein Zustand, Demokratie ist ein Prozess. Und daher immer anstrengend! Vertrauen kann man nicht in der Schule lernen, sondern nur durch eigene Erfahrung: Die Institutionen müssen immer wieder zeigen, dass sie das Vertrauen wert sind.

Was wir nicht brauchen: einen neuen Patriotismus. Auch keinen „moderaten“. Es gibt keinen „moderaten Patriotismus“, genauso wenig, wie es eine „moderate“ Schwangerschaft gibt. Patriotismus ist zudem ein künstliches Gefühl, ein Ersatz-Gefühl, dass fehlendes Selbstvertrauen, fehlende Selbstgewissheit ersetzen soll. Es ist eine Krücke, die auf einen Mangel hinweist. Man kann einzelne Menschen lieben, eventuell noch eine Gruppe von Menschen, man kann einen Ort, eine Stadt und eine Region lieben. Ein „Vaterland“ zu lieben aber deutet auf eine psychische Störung hin, die keine scharfe Grenze zum Nationalismus hat. „Patriotismus“ setzt eine Einheit und damit eine Einheitlichkeit voraus, die es in Wirklichkeit nicht gibt. „Patriotismus“ setzt ein Drinnen und ein Draußen voraus – Freund und Feind. Es gibt aber nur eine Menschheit. „Ein Europa der Vaterländer“ – das ist die schwarze Propaganda der Neuen Rechten, die letztlich zum Krieg führt. Mounks Aufsatz ist ein Ausfluss nicht unbedingt der „Neuen Rechten“, aber zumindest der Neuen Romantik. Und die war schon einmal ein (ungewollter) Wegbereiter in den Wahnsinn nationalistischer Diktaturen. – Volkmar Heitmann


Leserbrief zu „Was Terroristen antreibt“ von Stefan Weidner

Meines Erachtens machen Sie es sich viel zu einfach. Zwar haben Sie Recht, wenn Sie die ungerechte Weltordnung (eine zugegebenermaßen tatsächlich sehr „schwer erträgliche Realität“) dafür verantwortlich machen, dass sich Menschen radikalisieren. Als alte Linke würde ich das in jedem Fall unterschreiben.

Ihr Fehler liegt jedoch darin, dass Sie sich ausschließlich auf diese Ursache konzentrieren und radikale islamistische Propaganda als Verursacher von Terrorismus kategorisch ausschließen. Beide Realitäten existieren leider nebeneinander und machen daher die Bekämpfung islamistischen Terrors umso schwerer.

Was geschieht zum Beispiel gerade in der neuen fortschrittlichen Moschee in Berlin, in der Sunniten, Schiiten, Männer und Frauen gemeinsam beten sollten und die auch anderen Religionen sowie Atheisten offen stehen sollte? Die Leiterin der Moschee erhielt über

100 Morddrohungen, gegen sie wurde eine Fatwa ausgesprochen, denn eine solche Offenheit wird von den Vertretern des Steinzeit-Islamismus nicht geduldet. Mittlerweile finden Gottesdienste in der Moschee nur noch unter schwerstem Polizeischutz statt.

Ich bin unbedingt für eine multikulturelle, offene Gesellschaft und habe mich in den vergangenen 2 Jahren immer wieder ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagiert. Leider musste ich jedoch realisieren, dass viele arabischstämmige, islamische Flüchtlinge mich als Frau nicht respektieren wollen. So wurde ich abends in der Berliner U-Bahn von einer Gruppe alkoholisierter arabischer Jugendlicher begrapscht. Sehr oft werde ich auf der Straße aggressiv angeglotzt. Beim letzten Sprachcafé in Berlin-Zehlendorf, das dazu dient, Flüchtlingsfamilien in Kontakt mit Helfern zu bringen und ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, saß ich mit einer syrischen Familie am Tisch. Das erste, was der Familienvater mir im Beisein seiner Tochter und seiner verschleierten Frau sagte, war, dass er in Syrien 4 Frauen hatte und die auch gern hier hätte. Dabei grinste er mich dreckig an. Sicher können Sie sich vorstellen, dass ich mich in dieser Situation alles andere als wohl gefühlt habe…

Ich rate Ihnen: Fragen Sie die Frauen aus ihrem Bekanntenkreis, ob sie schon ähnliches erlebt haben! Und lesen Sie Alice Schwarzer. Ihre Analyse scheint mir vor dem Hintergrund meiner eigenen Erfahrungen und der Erfahrungen vieler meiner Freundinnen und Kolleginnen leider nach wie vor höchst zutreffend sein. – Martina Weitendorf


Leserbrief zu „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

Die Legitimität von Gewalt ist bei Protestierenden bisweilen ambivalent besetzt. Leider vermeidet der ZEIT Artikel hier eine eindeutige Stellungnahme. Der Autor kokettiert gar mit diesem Thema, da “ es schön, aber auch ein bißchen langweilig ist, jetzt alle Gewalt zu verurteilen.“ In einer Subsumierung diverser Szenarien von Gewalt wird dem Leser subtil auch die Lust an der Gewalt vermittelt. Nicht einmal der Versuch einer rationalen Ursachenforschung gerade in demokratischen Staaten, wo die „Zustände unerträglich“ sein sollen. – Dr. Matthias Euler


Leserbrief zu „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

„Ein bisschen langweilig, dass jetzt alle die Gewalt verurteilen“, findet Iloma Mangold. So einfach möchte er es der (den) Linken nicht machen und sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, ihnen ihre Kapitalismuskritik mal so richtig um die Ohren zu hauen. „Die Linke“ und RAF-Terror und Karl Marx, alles in einen Sack und feste druff, wer wird da gleich nach differenzierterem Urteil rufen?

Nach Adorno ist AUTONOMIE die Kraft zur Reflexion, zur Selbstbestimmung, zum Nicht-Mitmachen. Es ist in diesem Sinne ein Hohn, wenn sich die hirnlosen, von blinder Zerstörungswut und Hass getriebenen kriminellen Rabauken, die in Hamburg, vermummt wie Gangster, Steine auf Menschen werfen, Autos in Brand setzen und Schaufenster einwerfen, A u t o n o m e  nennen. Schon gar nicht autonome Linke mit einer dezidierten politischen Meinung sind sie. Wenn überhaupt, sind diese Leute zu vergleichen mit Hooligans und grölenden Neonazi-Horden vor Asylbewerber-Unterkünften.

Das alles weiß Mangold natürlich, weshalb bei seinem Feuilleton-Beitrag sehr durchsichtig ist, woher der Wind weht und vor allem wohin. Der Beifall des Kapitalismus-affinen schwarzgelben Lagers ist ihm gewiss – auch ein bisschen langweilig oder? – Uwe Blaase


Leserbrief zu „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

Bezüglich der Gewalttaten im Rahmen der Demonstrationen zum G 20 Gipfel, beschäftigen mich 2 Fragen, welche nicht gestellt wurden.

Hat ein Bürger der Bundesrepublik Deutschland, welcher sich mit einer solchen Gewalt , gegen den Staat stellt, nicht jedes Recht verloren? Mir gehen zwei Gedanken durch den Kopf. Wenn jemand sich auf diese Art und Weise gegen den Staat stellt, hat er jegliches Recht auf finanzielle Unterstützung durch den Staat verwirkt. Arbeitslosengeld , Hartz 4 , und Rentenversicherung sollten für einen längeren Zeitraum ausgesetzt werden.

Darüber hinaus sollte man den Gesamtschaden, durch die Anzahl der Überführten und Verurteilten teilen, und zurückerstatten lassen.

Die zweite Frage ist etwas schwierig, da ich die Gesetzeslage in dem Bereich nicht genau verstehe. Aber ich bin davon überzeugt, das sich diese Frage sehr viele Menschen in Deutschland stellen. Wenn ein Polizist mit Stahlgeschossen aus einer professionellen Zwille, für mich eine Waffe, beschossen wird, warum schisst er nicht zurück?

Es wurden Grenzen der Gewalt überschritten und die Bundesrepublik Deutschland muss reagieren. Mit härteren Strafen oder den Polizisten mehr Rechte geben.

Es ist ein Wunder das in Hamburg niemand ums Leben gekommen ist. Muss es erst wieder soweit kommen, bevor die Politik reagiert ? Ich hoffe nicht. – Michael Gerstendorf


Leserbrief zu „Ein breites Feld“ von Carolin Würfel und Heike Faller im ZEIT Magazin

Endlich nimmt sich auch das Zeit-Magazin dieses zukunftsweisenden Themas an. Eine Aussage, die sich auf den zweiten Blick, als gar nicht so ironisch erweist.

Angefangen von der, in Mittelstandtoiletten zu 100%, vertretenen Aufforderung im Sitzen zu pinkeln, über das unsägliche Penetrationsbashing des ausgehenden letzten Jahrtausends, mit dem sich eine ganze Männergeneration auseinandersetzen musste, sind wir also nun beim manspreading gelandet. Geht´s noch!

Ganz abgesehen davon, dass Frauen in der U-Bahn mit ihren „Handtaschen“ und mit lässig übereinander geschlagenen Beinen (gegenüber) auch sehr raumgreifend unterwegs sind, wird man bei Bedarf in der Regel Platz machen.

Interessant zu lesen, dass oft Feministinnen und Genderexpert*innen hinter den Forderungen nach Benimmtafeln stehen. Würde mich wundern, wenn diese Personen sich scheuten, Platz zu nehmen.

Dem, nicht selten öffentlich geförderten, Männerhass, ist nichts zu blöde oder banal.

Was lassen sich die Männer denn noch alles gefallen. Aus der dümmlichen Mutti in der Werbung, ist heute der tollpatschige Mann geworden. Und wir Männer lachen mit. Unbeholfene Komplimente darf sich noch ein Georg Clooney oder sonst ein Sahnetörtchen erlauben. Jeder andere muss um seine Kariere fürchten.

Männliche Instinkthandlungen werden diskreditiert und noch schlimmer, der Lächerlichkeit preisgegeben.

Der alte, weiße Mann ist zum Übel schlechthin geworden. Wer mal darüber nachdenkt, welche Eigenschaften in unserer kulturellen Entwicklung der letzten Jahrzehnte in „Ungnade gefallen“ sind, dem wird schnell klar, dass nahezu alle männlich konnotiert sind. Dies war zum Teil notwendig, aber es wird Zeit das Geschlechter- Gerechtigkeits- Pendel abzubremsen.

Ich bin sicher, Frau Faller trifft mit ihren Schlussgedanken den Nagel auf den Kopf. Es sind die Abgehängten, die Trump oder AfD wählen, aber es sind nicht die finanziell, sondern die kulturell abgehängten. – Michael Breining


Leserbrief zu „Moralische Panik“ von Mariam Lau

Wie es der Artikel von Mariam Lau ‚Moralische Panik‘ auf der Seite 1 der ZEIT geschafft hat, ist mir ein Rätsel. Es ist abenteuerlich, den Deal zwischen den USA und Kuba als Blaupause für ein Abkommen Europas mit Nigeria zu empfehlen. Kuba: ca. 11,5 Mio Einwohner (Tendenz abnehmend), 65% Weiße / 18% Mestizen, hochentwickeltes Bildungssystem

Nigeria: ca. 200 Mio Einwohner (Tendenz Verdoppelung bis 2050), 100% Schwarze, Alphabetisierung 60% Dazu noch der verunglückte Vergleich mit dem Türkeiabkommen: bekanntlich wollen die Migranten nicht nach Griechenland, sondern nach Nordeuropa, und dieser Weg ist durch die Schließung der Balkanroute versperrt. – Renate Ehrich


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

Die G20-Bilanz verdichtet sich bei mir auf wenige Sätze und Fragen: trotz aktuell dürftiger Ausbeute sind solche Gipfeltreffen wichtig, auch – weltweiter Beachtung wegen. Der Aufwand ist hingegen in nicht vertretbare galaktische Dimensionen gestiegen – ein weiterer Aspekt, Protestwillen zu aktivieren.

Das Sicherheitskonzept der Hamburger Veranstaltung zwingt sicherlich Fragen zu stellen: Haben Verfassungsschützer versagt – über zu kriminellem „Protest“ bereite Bürger keine alarmierenden Signale erhalten. Die eklatanteste Auswirkung ist im Hinblick auf bevorstehende Wahlen darin zu sehen, dass Bilder einer staatsfraulich charmanten Kanzlerin, wenngleich keine glanzvollen Erfolge einfahrend, vorrangig sie stärken,… negative Schlagzeilen dagegen die SPD schwächen – auch weil Hamburgs Erster Bürgermeister in medialer Auswertung erlebter Randale nicht cleverargumentierte.

Drastisch ausgedrückt hieß das Ergebnis der Sache: Den vormaligen Koalitionspartner lässt Frau M. freudvoll ins Messer laufen, obwohl sie es war, die den Gipfel in die Hansestadt brachte.-  klaus heyde


Leserbrief zu „Der Mob“ von S. Kempkens

Der Mob, die Kriminellen, die Stadtviertel von Hamburg ruiniert haben, scheinen in der Tat besonders stark gewüstet zu haben. Das haben auch andere bemerkt. Ich will mich über diese Menschen nicht weiter auslassen. Es sind alle ein Produkt der Politik und der Intellektuellen.

Selbst bei einem solch massiven Versagen der Politik scheint es keinerlei Konsequenzen für die Verantwortlichen zu geben. Wir selbst lassen es ständig zu, daß die fehlgeleiteten Menschen an Größe zunehmen.

Der Anfang dieser Zerstörung der guten Sitten hat bereits in den 68er Jahren begonnen. Wer das als einzig vernünftiges Zusammenleben für Frieden und Wohlstand ansieht, kann nicht richtig im Kopf sein. Es wird eines Tages heißen: Der Friede ist zwar bewahrt worden, aber nur, weil die Menschen in ihren Ländern sich selbst umgebracht haben oder Sie liessen sich umbringen.  – Gunter Knauer


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

„Versteckte Zustimmung

Trumps Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen ist nicht nur ein „Sieg“ Trumps und seiner amerikanischen Unterstützer, sondern weltweit auch ein „Sieg“ großer Teile der Wirtschaft und der Konsumenten, die beide auf Handlungsebene der Logik des privaten und volkswirtschaftlichen Wirtschaftswachstums folgen.

Im Gegensatz zum energieaufwendigen Wirtschaftswachstum  wären ein nachhaltiges Wachstum in Form von Wissen und Reflektionsfähigkeit, technische Kompetenz in Form von Energiereduzierung, soziales Wachstum in Form von Solidarität und Liebe, ein Wachstum der Mobilität  in Form von Stärkung der Eigenbewegung und der Ersetzung des motorisierten Individualverkehrs durch öffentliche Verkehrsmittel, eine Stärkung der Natur im Erdzeitalter des Anthropozäns  eine reale Option für die Zukunft der Erde und der Menschheit.“ – Dr. Boje Maaßen


Leserbrief zu „Böser, böser deutscher Export“ von Uwe Jean Heuser

Ein Schelm wer böses dabei denkt, daß so viele Ehemalige von Goldman&Sachs in wichtigen Positionen sitzen (z.B. Herr Draghi).

War und ist doch das Mantra von GS und Anderen: nur Schulden sind gut.

Aber warum?

Wer Schulden macht, begibt sich in Abhängigkeit und ist somit manipulierbar. Die beste Voraussetzung auf Kosten anderer Geld zu „verdienen“. – Wolfgang Michel


Leserbrief zu „Der Mob“ von S. Kempkens

Ich fand es etwas schade, dass Die Zeit die Einsatzberichterstattung ihrer Online-Redaktion nicht ausgewertet hat. Es wurde in dieser deutlich, dass die Polizei eine Entscheidung traf, die Randalierer in ‚ihr eigenes Viertel‘ zu drängen, damit sie dieses verwüsten würden – womit man sich das Problem der Dachschützen selbst einhandelte. Wäre es nicht kriegstaktisch klüger gewesen, die Autonomen von ihrem Rückzugsgebiet abzuschneiden. In Berlin zum 1. Mai kontrolliert die Polizei den Kern von Xberg 36 von Anfang an, und Straßenkämpfer werden nach außen abgedrängt. Leute wie Dudde, die hart durchgreifen wollen, wie Schönbohm einst in Berlin, sind zum Scheitern verurteilt, weil sie eben hauptsächlich staatliche Macht demonstrieren wollen. Dass man nun die Schanze opferte, um zerstreute Sachbeschädigung in bürgerlicheren Vierteln zu verhindern, ist dann vielleicht das Pendant zu dem „Zynismus“ der Autonomen, die den Kampf in die Reichenviertel tragen wollten? – Matthias Meindl


Leserbrief zu „Warum hat Europa keinen Nationalfeiertag?“ von Benedikt Erenz

Warum nicht als Feiertag der Tag der Unterzeichnung der Römischen Verträge? Und warum dagegen der Tag der Erstürmung der Bastille? Ein Pariser Mob stürmte die Bastille, befreite eine Handvoll Gefangener und ermordete die Besatzung, zog anschließend mit deren abgeschlagenen Köpfen triumphierend durch die Stadt. Dies als europäischer Festtag? Ich sehe hier keinen Zusammenhang mit der Erklärung der Menschenrechte vom 26. September. Warum nicht dieser Tag als Feiertag? Oder gar die erweiterte Erklärung von Olympe de Gouges von 1791? Ich weiß hier leider nicht das genaue Datum, aber vielleicht lässt sich das herausfinden? Aber grundsätzlich bin ich für den Vorschlag von Priya Basil. Für den Europagedanken wäre ein gemeinsamer Feiertag sicher eine gute Sache. – Helga Bertsch-Messerschmied

 


Leserbrief zu „Goodbye, Humboldt?“ von Josef Joffe

Josef Joffe führt in seinem Artikel aus, dass Bildung im Gegensatz zu Ausbildung den runderen Menschen hervorbringt. Nur, welche Bildung soll das sein? Wenn, wie Joffe hervorhebt, unter Bildung hauptsächlich universitäre Bildung verstanden wird, frage ich mich, wie Intellektuelle wie J.S.Mill oder M.Montaigne, um nur einige zu nennen, ohne diese Art von Bildung bis heute einen gewissen Einfluss aus das Geistesleben ausüben können.

Mill schreibt z.B. in On Education, dass der Lernende Fächer wie Geschichte sehr gut aus dazu geeigneten Büchern erlernen  kann.Weiter frage ich mich, wenn man in die Leserbriefecke mancher, meistens konservativer Zeitungen, zu Themen wie der Ehe für alle schaut, ob der Unterschied so mancher promovierten oder habilitierten Menschen zum Mob auf der Straße nur in der geschliffeneren Sprache besteht? Wie also ist Bildung überhaupt messbar? Durch einen Abschluss von Uni X ?

Bringt die steigende Studentenzahl überhaupt gebildetere,interessantere, klügere Menschen hervor oder lernen die Studenten nur, um einen Job zu ergattern, der zum jährlich erneuerten Sportwagen und der VIP-Lounge im Stadion nebst Mitgliedschaft im örtlich angesagten Golfclub führt?Werden die Geisteswissenschaften nicht immer mehr in den Universitäten an den Rand gedrängt, verkleinert, geschlossen ? Hannah Arendt sprach von Gräben, die sich auftun, wenn sich Menschen geistig immer weiter von den anderen entfernen. Karriereförderlich ist das auch nicht. Warum also soll sich ein Mensch bilden? Die Freude daran, dass man bestimmte hochgeistige Texte wenigstens im Ansatz durchdringen kann, ist kaum mit jemand anderen zu teilen. Um mit Joffe zu schließen, bin ich dankbar, dass Menschen die Ergebnisse langer Denkarbeit in Bücher einfließen lassen, die ich mir leihen oder kaufen kann. Da ich nicht studiert habe, komme ich so gut wie gar nicht in ein Gespräch mit gebildeten Menschen.

Also bleibt mir nur das Lesen. – Michael Schmitz


Leserbrief zu „Der Präsident diktiert” von Can Dündar

Sehr aufschlussreich, auch dieser Artikel (s.u. meine spontane Reaktion auf das Interview selbst, i.e. mein Leserbrief daraufhin)

Die erdogansche Entgleisung zum „du“ gegenüber Herrn di Lorenzo findet Can Bey offenbar nicht mal sooo erwähnenswert. Schon klar, was sind sprachliche Feinheiten gegenüber inhaltlichen Keulen?

Und trotzdem…. – erna apfelbacher


Leserbrief zu „Das alles tut mir leid“ von Charlotte Parnack und Heinrich Wefing

Nun stellt sich die frage waren die gewalttaetet Ev. Christen oder katolische Fanatiker? oder gar Atheisten die die weltordnung der glaeubigen christlichen ordnung stuerzen wollen.denn muslime koennen es nicht sein die sich mit den radikahlem randalieren der roten flora zusammen geschlossen haben.

Denn im koran steht kein moslem darf einen andeten menschen schaden zu fuegen. – christian knaut


Leserbrief zu „Fühlt sich übel an“ von David Berger

GENAU SO !!!

Ja, es gibt ihn ganz offenbar, den „neuen sekulären Dogmatismus, der im Gewand der Toleranz auftritt, aber nur eine Wahrheit gelten läßt“.

Und er nimmt mir jede Chance, gegen AfD-ler zu argumentieren, die sich genau darüber aufregen und das für den Mainstream halten. Was er meiner Erfahrung nach aber gottseidank nicht ist.

*seufz und doppelseufz*  que faire?

Zumindest in der ZEIT scheinen „ohne ideologische Scheuklappen“ Denkende eine Platform zu finden. *hoff und dreifachhoff*

es ist mir durchaus bewusst, dass ich, wenn ich Schwulen gegenüber zwiegespalten bin, das zu tun hat mit meiner (erzkatholisch-)sexualfeindlichen Erziehung. Weil ich offenbar NICHT GANZ DAS tiefsitzende VORURTEIL ausradieren kann, dass Schwule nur Sex haben um des Sex Willen, ohne „innere Anteilnahme“

ABER spätestens als ich das Wort „Kotstecher“ las (und nachgoogelte, weil ich es, natürlich, nicht kannte) war mir schon klar, dass Leute, die solche Begriffe erfinden, IN JEDEM FALL die größeren Ärsche, sorry, sein müssen. Wirklich: UNGLAUBLICH !!! – Rena Rappel


Leserbrief zu „Achte auf deine Körperhaltung“ von Nina Pauer

Es müßte eher auf den Lebenswandel unserer Gesellschaft heißen. Der Deutsche neigt zum Extremismus. Wenn ich durch die Straßen der Großstätte laufe, dann sehe ich fast nur dickleibige Menschen. Manche sind es übermäßig. Weniger Essen, und das möglichst gesund tun und etwas Bewegung verspricht ein langes Leben in Gesundheit.

Alles andere ist Tinnef. Leistungssport ist ungesund. Das ist wissenschaftlich belegt.  – Gunter Knauer


Leserbrief zu „In der Truzburg“ von Christoph Twickel

Nun all diese berichte um gewalt wo bleiben jene aber tausende die fridlich in hambuge ihr recht verteidigt haben ihre meinug fridlich kund zu tun.

Nun hat sich die rohte flohra zur schaltzentrale der gewalt des hasses mal wieder entpupt. das hat nix mit meinungfreiheit und erst recht nix mit dem christlichen glauben in deutschlab zu tun. denn gewalt wird auch bei den ev. lutherischen christen denen ich seit meiner geb. 1956 ANGEHÖRE. UND AUCH NIX MIT DEM KATOLISCHEN GLAUBEN zuTUN.

WO BLEIBEN DIE 2GOSSEN WELT RELIGION, DIE SICH VON IHREN GEWALTTÄTER DISTANZEN.

Auch wenn sich die gewaltarter nicht aufs Christentum berufen. glaeubige aller religioen distanziert euch gegen gewalt. Denn es gibt sie auch bei den christen die gewalt in der kirche predigen die gewalt in der familie dulden und foerdern. Es gibt auch die frauen die gewalt foerdrrn und dulden in den frauen haesern und behoerden schulen und kindergaerten. Denn ohne dises netzwerk der stillen Hilfe des immer noch ns Sympathisanten in behoerden polizei gerichte. Koennten sich rechts radikale gewalttaeter nicht staendig aus der schlinge des staates erfolgreich ihrer Verantwortung entziehen. Die schlaegertrups der rechtsradikalen und auch links werden aus der wirtschaft und der bevoeölkerrung gespeisst der deutschen.

Zeig euch ihr demokraten zeigt flage zeigt euren demokratischen ungehorsam. Zeigt eure fridlichen staerken  – christian knaut


Leserbrief zu „Über Distanzierungen und Gemeinsamkeiten“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Danke, Herr Martenstein, für diese Kolumne. Besonders für den 5. Abschnitt, in dem Sie dafür plädieren, nicht „Islamkritiker und Moslemhasser“ „in einen Topf zu werfen“. Schließlich gebe es viele Muslime, die Islamkritiker sind.

Mir fällt eine ebenso falsche und dumme Gleichsetzung ein, die anscheinend überall salonfähig ist und viele Anhänger in Politik und Gesellschaft hat, nämlich die Gleichsetzung von Israelkritik und Antisemitismus. Dabei gibt es genügend Juden (z. B. „Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Israel und Palästina“) oder Friedensgruppen in Israel, die heftige und berechtigte Kritik an der Politik Israels, vor allem an der Besatzungspolitik, üben und deshalb als „Israelhasser“ und „Antisemiten“ bezeichnet und dämonisiert werden. Dabei haben sie den Wunsch, die israelische Gesellschaft vor Verrohung zu bewahren und die Werte des jüdischen Glaubens durchzusetzen (vgl. Rolf Verleger: m“Israels Irrweg“).

Lieber Herr Martenstein, schreiben Sie doch einmal eine Kolumne über dieses Thema. Sie werden merken, dass Sie sofort gesellschaftlich geächtet sind, denn hierzulande gibt es eine starke „Israellobby“, die unter allen Umständen und mit großem finanziellen Aufwand verhindern will, dass über die Besatzungsprobleme und die unmenschliche Behandlung der Palästinenser („Ungeziefer, Schlangen, brecht ihnen die Knochen!“) berichtet wird. – Gertrud Reber


Leserbrief zu „Fühlt sich übel an“ von David Berger

Ist gut, wenn Leute wie David Berger zu Wort kommen und sich verteidigen dürfen. Die Hosianna und kreuzige ihn Rufe gibt es seit es die Menschheit gibt. Mögen sich für David Berger das  Hölderlins Zitat „Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch“ bewahrheiten. Es ist sehr unfair, wie man mit ihm in letzter Zeit umgegangen ist. Er schreibt  mit Leidenschaft und Brillanz gegen die Irrtümer seiner Zeit an, und verkündet seine Meinung, die für viele  unbequem ist.   Es gibt kaum eine Sache an der, er  sich nicht seine Finger verbrannt hat. Bei uns gilt für viele Linksextremismus nur als unvermeidlichen Kollateralschaden einer mit linken Bewußsein ausgestatteten Spaßgesellschaft. Die Demokratie ist nie vollkommen und braucht immer der Diskusssion. Was ist dann wenn viele Meinungen ausgegrenzt werden . Wer Meinungen unterdückt beseitigt nicht die Extreme sondern schafft sie erst. Danke das David Berger sprechen konnte.

Es bringt die Ferienzeit mit sich , dass man oft auf Zeitungen stößt, die man vorher nicht kannte oder gelesen hat. wie ich die

philosophia perennis

Die Zeit kenne ich schon lange. Durch die „Zeit“ wurde ich auf meine spätere Arbeitsstelle aufmerksam.

Wer heute eine wirkliche kontroverse Position vertritt wird sogleich Skandalgeschrei zu vernehmen, so hat es einmal Jens Jessen einmal in der „Zeit “ formuliert und Gräfin Dönhoff hat einmal gesagt, Wir müssen wieder lernen , dass abweichende Meinungen nicht unbedingt der Bosheit entspringen,sondern auch nur Argumenten , vielleicht nur einen anderen Lebensgefühl.Eine kämpferische Demokratie darf nicht nur gegen ihre Feinde , sondern muss auch für ihre Freiheit kämpfen. Wenn es bloß darumginge, alle Meinungen auf der Mitte des politischen Zentrums zu begrenzen, was wäre da der Unterschied zur Diktatur.“

Heute hat ein Leser 2 Drittel der „Zeit“ im Lesesaal auf Borkum enwendet.  Es ehrt natürlich  die „Zeit“ dass ihr soviel Interesse entgegengebracht wird. Aber nicht auf dieser Weise. Peter Haertling , dem Jens Jessen den Nachruf widmete , lernte ich einmal auf einer Lesung kennen. Er hatte damals auch für den Schriftstellerverein, einen Aufruf gegen Bernd Engelmann verfasst, als Engelmann sich sehr schäbig gegen Frau Drewitz verhalten hatte. Darüber habe ich auch mit Peter Chotjewitz gesprochen, den ich gut kannte. – Eckhard Krause


Leserbrief zu „Über Distanzierungen und Gemeinsamkeiten“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Wir haben es verstanden. Sie finden Muslime irgendwie doof. Die meisten zumindest. Vielen Dank für diese Meinungsäußerung. Ich kenne auch doofe Muslime.

Wenn ich jedoch donnerstags beim Aufschlagen des Zeitmagazins bei Ihrer Kolumne lande, denke ich jedes Mal, dass ich aus Versehen ein altes Exemplar in der Hand habe. Es befällt mich diese unendliche Müdigkeit.

Mich würde mal eine Kolumne über ein anderes Thema interessieren, das Ihnen so an einem langen Tag durch den Kopf geht oder in den Medien begegnet. Gibt es da denn gar nichts? Falls Ihnen nichts einfällt, hier eine selbstverständlich unverbindliche Liste von möglichen Themen für die verbleibenden 24 Donnerstage des Jahres:

Neues Auto Ihres Nachbarn, Insektensterben, Windenergie, Situation der Presse in Ungarn, Situation der Gerichte in Polen, verschissene Bürgersteige in Großstädten, Vermögensverhältnisse von Macron, Vermögensverhältnisse von Donald Trump, zu verregneter Sommer, zu milder Winter, Fahrradhelme, Produktionsbedingungen in der Textilindustrie, Korruptionsskandale in Brasilien, Diskussionskultur in politischen Talkshows, Blitzermarathon, Comeback der Vinyl-Platte, Comeback der FDP, Geschenke für Leute die schon alles haben, Dieselskandal, Trend zum Schottergarten in Neubaugebieten, Palmöl, vegane Ernährung, Twitternachrichten von Regierungssprechern, neue Haarpflegeprodukte in Ihrer Lieblingsdrogerie.

Na los: Tun Sie mal was Verrücktes! Bringen Sie etwas Farbe in Ihren tristen Alltag! Geben Sie sich einen Ruck und schreiben Sie über etwas anderes! – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Der Präsident diktiert” von Can Dündar

Was schreibt den Ihr Autor für einen Nonsens.? Unparteiischen Journalismus in Deutschland. Da lachen selbst die Hühner in Omas Garten. Unabhängige Medien: wo sind die? Welches Land meint Ihr Autor? – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Block und Beton“ von Giovanni di Lorenzo

Eine Woche nach seinem Ende beherrscht der G20-Gipfel mit allem Drum und Dran nun schon die Berichterstattung in den Medien. Sogar zu einem Eklat kam es deswegen in der TV-Sendung Maischberger, indem der prominente CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach wegen des unqualifizierten Geschwätzes der Diskussionsteilnehmerin Jutta Ditfurth empört die Runde verließ.  Chefredakteur G. di Lorenzo wagte nun in dem Beitrag „Block und Beton“ etwas zaghaft festzustellen und begründet dies auch, dass es keine Kapitulation vor Gewalttätern sei, wenn nicht eine offene Großstadt wie Hamburg als Tagungsort gewählt würde.

Regelrecht verwegen preschte dagegen sein Kollege, Mitherausgeber J. Joffe, vor, indem er in der gleichen „ZEIT“-Ausgabe („Gipfel des Terrors“) vorschlägt, solche Treffen auf ein Kreuzfahrtschiff zu verlegen.

Solcher Vorschlag, der inzwischen auch von anderen Journalisten geäußert wurde – ich selbst hatte die Idee schon lange bevor sie in den Medien auftauchte, aber leider nicht urheberrechtlich schützen lassen – kann und muß von jedem rational Denkendem nur unterstützt werden. Demonstrationen als „Elixier der Demokratie“ (Joffe) darf angesichts der zu erwarten gewesenen verbrecherisch-terroristischen Aktionen  des „schwarzen Blocks“ kein höherer Wert beigemessen werden als dem unbedingten Schutz der Bürger und ihres Eigentums.

Und was haben die „reinen“ Demonstrationen eigentlich bewirkt? Absolut nichts! Der Gipfel war zwar nicht ganz umsonst (Kontakt Putin-Trump), aber das lange fertige Programm wurde abseits jedes Außeneinflusses routinemäßig abgespult, und nächstes Jahr wird es wieder einen G20-Gipfel geben, aber in der Bundesrepublik Deutschland erst wieder in 20 Jahren.

Die Kosten des Schutzes der Veranstaltung vor den  Terroristen und die der angerichteten materiellen Schäden mögen berechenbar sein, die gesundheitlichen und psychischen Schäden der Opfer bleiben dagegen unentschuldbar! Eventuelle Rücktritte von versagt habenden Politikern würden am angerichteten Dilemma nichts ändern. – Hans Anhoeck


Leserbrief zu „Anti.Autoritär“ von Yascha Mounk

Ich stimme Ihnen vollkommen zu, dass die Erziehung zum Gehorsam die Grundlage für den Nationalsozialismus bildete. Ich glaube aber, dass es bei der Betrachtung dieses Phänomens einige blinde Flecken gibt.

Zu erst einmal kann ein Bildungswesen nicht für sich allein autoritär sein. Dazu muss immer auch die elterliche Erziehung autoritär sein – zumindest bei einem Großteil der Bevölkerung. Eine nicht autoritäre Erziehung – die natürlich nicht zwangsläufig antiautoritär sein muss – wird zum Beispiel keine autoritären Lehrer hervorbringen.

Dann glaube ich, dass Erziehung zum Gehorsam und autoritäre Erziehung nicht dasselbe sind. Und da versteckt sich auch die Begründung, warum auch gebildete Menschen sich von Populisten blenden lassen. Wir erziehen unsere Kinder nicht mehr autoritär, jedenfalls die meisten, aber immer noch zum Gehorsam. Weil das viel subtiler ist als „du machst was ich sage, sonst gibt’s Schläge!“.

Kindern wird hier nicht zugestanden, selbst zu wählen, was für sie richtig ist. Selbst ihre Empfindungen werden ihnen oft aberkannt.

Ersteres zeigt sich im Schulsystem, in dem alle dasselbe lernen müssen, ohne Rücksicht auf Stärken, Schwächen und Vorlieben. Dann kommt hinzu, dass die Schüler durch die Notenvergabe abhängig sind vom Wohlwollen des Lehrers.

Zweiteres beginnt schon früh mit Kleinigkeiten: „jetzt wein‘ doch nicht, das hat doch nicht weh getan!“.

Und last but not least: wir haben hier Schulpflicht! Wenn immer in die Schule müssen, gleichgültig welche anderen Lebensthemen gerade anstehen, nichts mit Erziehung zum Gehorsam zu tun hat, weiß ich nicht, was dann.

Aber da dies alles völlig selbstverständlich ist, wird es gar nicht mehr gesehen. Ich meine, da muss man ansetzen, wenn man das wirklich möchte: mündige Bürger.  – Franziska Reichert


Leserbrief zu “Kanzler von Kösching” von Peter Dausend

Zuerst dachte ich mal wieder an die äußerst eifrigen Köschinger Genossen, als ich von dem Besuch des Kanzlerkandidaten in Kösching erfuhr. Doch der wahre Grund seines Besuches könnte doch tiefer liegen.

Noch tiefer, als nur eine Tradition zu wahren.

Vielleicht erhoffte er, hier in Kösching etwas zu lernen:

Als im Frühjahr 2014 die Kommunalwahlen anstanden, regierte in Kösching bereits zwölf Jahre Herr Schöner (CSU). Die SPD-Kandidatin Andrea Ernhofer machte Wahlkampf mit einem vernünftigen Programm, dem plakativen Spruch „Andrea putzt Schöner“, unter anderem auf roten Putzeimern aufgedruckt, und gewann in der Stichwahl deutlich, obwohl sie weder mit ausgeprägtem Charisma, noch mit deutlich erkennbaren Führungsqualitäten punkten konnte.

Wer wird hier die Parallelen leugnen können?

Schulz braucht jetzt nur noch den richtigen Spruch auf das passende Präsent gedruckt, dann kann ihm nichts mehr passieren…

Übrigens gehört meine Wahlheimat Kösching zu den Orten, in denen es sich besonders angenehm lebt. Besuch von Kanzlerkandidaten braucht man dazu gar nicht. – Frauke Heins


Leserbrief zu „Block und Beton“ von Giovanni di Lorenzo

Anders als Sie meine ich, dass der G 20 in einer offenen Großstadt wie Hamburg nicht nur  durchgeführt werden kann, sondern auch richtig angesiedelt ist. Politik betrifft nun einmal  zuerst die Polis und dann erst die Provinz. Warum soll letztere ausbaden, was ersterer nicht  gelingt?

Nach meiner Einschätzung gab es drei Fehlerquellen:

  1. Die grundsätzliche Einstellung zur Größe und zum Risikopotenzial der Veranstaltung: Es war kein Hafengeburtstag und ein struktureller Personenschutz der Delegationen ist kein umfassendes Sicherheitskonzept.
  2. Die Unterbewertung der Veranstaltung führte zu operativen Fahrlässigkeiten, wie z.B. der fehlenden Absicherung von Gerüsten und Baustellen sowie der mangelhaften Absicherung von Wohngebieten.
  3. Die tendenziell negative Einstellung der Sicherheitsbehörden und Teilen der Politik zum Grundrecht der Versammlungs- und Meinungsfreiheit führte zu einem unnötig provozierenden Konfrontationskurs gegenüber auch dem friedlichen Teil der Demonstranten, z.B. in der Frage  der Camps.

Eine offene, liberale, demokratische Stadt hätte aus Anlass einer Veranstaltung mit breit  gefächerter internationaler Beteiligung auch jene aus ebenso breit gefächerten Regionen   willkommen heißen können, die andere als die vom G 20 zu erwartenden politische Signale  fordern.

So hätte  z.B. eine seitens der Stadt organisierte Zeltstadt auf der großen Stadtparkwiese, in  der angereiste Demonstranten kostenlos einen Schlafplatz erhalten, sich allerdings wie in  jedem Hotel hätten anmelden müssen, zugleich ein positives, deeskalierendes Signal  gesendet und eine Möglichkeit geschaffen, allgemeine Voraussetzungen für das Bewahren  der öffentlichen Sicherheit ( zu schaffen. Das wäre mit Sicherheit billiger und Image fördernder  gewesen als die kreativitätsfreie Starrsinnigkeit, die die Behörden, vorweg die Polizeiführung,  im Vorfeld des G 20 an den Tag legte. Aber wie hätten sie auch darauf kommen sollen? Für  die Sicherheit eines gewöhnlichen Hafengeburtstag bedarf es eben auch nur der  Hafengeburtstagsroutine – außer natürlich für den Personenschutz der G 20 Delegationen und ihrer Chefs.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Her Scholz von seinem Amt als Erster Bürgermeister zurücktreten müsse.  – Peter Schmitz


Leserbrief zu „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

Für meinen Geschmack verharmlost Herr Mangold mit seiner einfühlsamen und verständnisvollen Argumentation die Terror Tage und Nächte von Hamburg. Auch die journalistische Zuspitzung, es sei „ein bisschen langweilig, dass jetzt alle die Gewalt verurteilen“ scheint mir – selbst in einer linksliberalen Zeitung – mißglückt zu sein. – Dr. Werner Milota


Leserbrief zu „Anti.Autoritär“ von Yascha Mounk

Das ist wirklich eine steile These, die Harvard-Dozent Yascha Mounk vertritt. Sie passt auch prima zum 68’er-Bashing, das aktuell schwer angesagt ist. Allerdings hat die Sache einen gewaltigen

Schönheitsfehler: Sie ist zu theoretisch und argumentiert aus dem Elfenbeinturm heraus. Kaum anzunehmen, dass der Autor seine eigenen Kinder in eine deutsche Schule schickt. Ich begleite als Mentorin SchülerInnen der Mittelstufe und sehe die Ursachen der beklagten Misere

woanders: zu wenig fundiertes Wissen über unsere Demokratie. Lehrer, die auf Filmchen statt auf Unterricht setzen, Arbeitsblätter, die seit zehn Jahren unverändert kopiert werden und Schüler, die das Thema „Parlamentarische Demokratie“ nach der Klassenarbeit ad acta legen.  Ich diagnostiziere „Abfrageritis“ statt „Hinterfrageritis“. Fragen Sie mal Azubis im Handwerk über ihr politisches Wissen. Da tun sich Abgründe auf. Die aktuellen Verwerfungen der politischen Landschaft sind irritierend bis gefährlich. Aber sie haben auch einen positiven Aspekt:

Immer mehr junge Menschen interessieren sich (wieder) für Politik. Und das ist gut so. – Dr. med. Ulrike Blatter


Leserbrief zu „Mild und in Moll“ von Jens Jessen

Nachruf auf Peter Härtling

Ist es eigentlich beim Tod eines Schrifttellers notwendig, ihn nochmals einzuordnen in literaturhistorische Schubladen?  Ihn zu beurteilen, wie ein Schulmeister?

Als Leserin ist mir diese Einordnung nicht wichtig. Ich las die Texte von Peter Härtling, weil sie mich in meiner Seele erreicht haben. Ich verwende bewusst den Begriff „Seele“, weil er in meinem Leben nicht in Misskredit geraten ist. Nicht nur in Herrn Jessens Nachruf wurde die Lyrik  Peter Härtlings  kaum gewürdigt. Sie ist für mich das Wesentliche in seinem Werk .

Mein Nachruf als Leserin enthält die Dankbarkeit für Peter Härtlings genauen und ganz eigenen Umgang mit der Sprache und für seinen Mut, die Schwere des Daseins in allen Lebensphasen zu benennen.  – Anne Grillenberger


Leserbrief zu „Was Terroristen antreibt“ von Stefan Weidner

Mit dem Beitrag erreicht die ZEIT leider einen neuen Tiefpunkt. Denn die Thesen Stefan Weidners liegen irgendwo zwischen absurd und postfaktisch. Absurd ist, dass Weidner seine Häme über den Verweis auf europäische Werte mit Katar begründet. Ja, das Land ist eine Diktatur, es ist religiös intolerant (vgl. http://www.statistiker-blog.de/archives/religiose-toleranz-statistik/5038.html) und beutet trotz seines Wohlstandes die Arbeiter dort aus. Es ist aber weder europäisch noch christlich noch arm. Natürlich kann man die Politik Europas kritisieren, auch hierzulande ist nicht alles perfekt. Aber gerade das Beispiel Katar zeigt, dass es mit Freiheit, Gleichheit und sozialer Gerechtigkeit in anderen Regionen noch schlechter aussieht.

Europa und seine Werte für die Situation in Katar oder Nordafrika verantwortlich zu machen ist eine absurde Umkehrung der Realität. Zumal Islamismus nicht in erster Linie eine Reaktion auf Armut ist. Eine Vielzahl von Studien belegt, dass er – wie sein Bruder, der europäische Faschismus – oft aus der Mitte der Gesellschaft kommt. Wenige Länder sind religiös so intolerant wie die Golfstaaten und wenige sind so reich. Was wir an den europäischen Werten – oder besser den Werten der Aufklärung – haben werden viele erst merken, wenn sie verloren sind. Einen Vorgeschmack bietet ein Blick auf die reichen aber dennoch unfreien Länder am Golf – wenn man die Situation dort richtig interpretiert.  – Tilman Weigel


Leserbrief zu „Die Farbe der Macht“ von Mirko Borsche

Tillmann Prüfer schreibt in seiner Stil-Kolumne, rote Schuhe gehörten „zur Standardgarderobe eines Papstes“ und die markante Farbe solle „an das Blut und die Kreuzigung Christi erinnern.“ Als Beleg dient ihm die Praxis Benedikts XVI., der seinerzeit auffällige rote Schuhe trug.

Ob Joseph Ratzinger dabei jene Erinnerung im Sinn hatte? Eine solche Obszönität sollte man ihm nicht unterstellen, denn es war für ihn einfach nur ein ästhetisches Vergnügen. Isso.

Dass man Standards aber auch verändern kann, beweist Papst Franziskus nicht nur mit seinen schwarzen Schuhen. Der Teufel trägt Prada und fährt keinen Lada. Dada. Frohes Schaffen! – Hans Joachim


Leserbrief zu „Deutschlandkarte: Bilder auf Gullydeckeln“ im ZEIT Magazin

Ihre Deutschlandkarte muss neu gezeichnet werden! Sowohl Warnemünde als auch Cuxhaven verfügen über besonders hübsche Kanaldeckel. Beweis liegt bei. Schöne Grüße aus Köln (Wappengeschmückte Gullydeckel) – Petra Trinkaus


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

Die Beiträge zu den Hamburger Gewaltereignissen in der ZEIT-Nr. 29 vom 13. 7. 2017 legen eine klare Antwort nahe auf die Leitfrage, wie viel Gewalt in der Linken steckt: Nämlich keine. Herr Joffe bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt: “Wir nennen sie ‘Linksextremisten’, passender wäre ‘Terroristen’ … Die Gewalt ist das Ziel, die Verwüstung das Motiv, die Machtdemonstration der Kick”.

Die wahren Linken werben um Zustimmung zu nachhaltigem Wirtschaften, zu verlässlicher Daseinsvorsorge durch das Gemeinwesen, zu Friedenspolitik und vielem mehr. Die heutige Linke hat den Irrwegen der Vergangenheit abgeschworen, etwa der “Diktatur des Proletariats”, der “Stadtguerilla”-Strategie oder der “Gewalt gegen Sachen”-Symbolik. Der demokratische Sozialismus verlöre seine politische Legitimation, wenn er in massenfeindliches Sektierertum zurückfiele. Selbsternannte Selbstbestimmte (sog. “Autonome”), die voller Selbstverliebtheit Bürgerkrieg spielen, sind asoziale Kriminelle, keine Linken. – Viktor Rintelen


Leserbrief zu „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

Bei aller Sympathie für den breitgefächerten Artikel überrascht mich die wie selbstverständlich eingeschobene These: “Verantwortlich für militante Taten sind nur die Täter”. Doch damit nicht genug, mit gnadenloser Überheblichkeit wird noch nachgelegt, “darüber muss nicht diskutiert werden”. – Doch, es muss, sogar dringend.

Leider urteilt der Autor hierbei vorschnell über einen Sachverhalt, der immer noch nicht ausführlich genug behandelt worden ist. Schließlich agieren hier, ähnlich wie beim Thema Volksverhetzung,  neben den anarchischen Praktikern jene, die diese Auswüchse organisieren. Es bleibt zu prüfen, ob nicht bereits das Verhalten des Veranstalters von “Welcome to Hell” vor und während der Demonstrationen den Straftatbestand des Landfriedensbruchs (§ 125 StGB) bzw. des besonders schweren Falles des Landfriedensbruchs (§ 125 a StGB) erfüllt. Hier heißt es, dass bereits, wer auf die Menschenmenge einwirkt, um ihre Bereitschaft zu solchen Handlungen (Plünderung, Gefahr von Tod und schwerer Gesundheitsschädigung für andere) zu fördern, mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft werden kann.

Somit stellt sich die Frage, warum die Justiz nicht bereits im Vorwege, also nach der schwammigen, aber für die Empfänger der Botschaft unmissverständlichen Ankündigung potenzieller Straftaten durch den Veranstalter, spätestens aber zu Beginn der Demonstrationen, konsequent auf die nunmehr schlüssige Bereitschaft zur Ausübung und im Ansatz begangener Straftaten aus dem Kreis der gewaltbekannten Täter (Schwarzer Block) konsequenter reagiert hat. Wofür sonst haben wir die Gesetze?

Man darf gespannt sein, wie sich die Politik, stets geübt in sophistischem Wortgedrechsel und unterstützt von einem geneigten Justizapparat, auch zukünftig aus der Verantwortung stiehlt. –Ulrich Strohauer


Leserbrief zu „Kann die SPD das noch drehen?“ von Matthias Krupa

Martin Schulz, die Zweite.

Der erste Anlauf des großen SPD-Programmatikaufschlags ist kläglich gescheitert, die Partei dümpelt weiter 20% hinter der Union. Jetzt versucht Schulz also erneut einen Befreiungsschlag, aber leider ist eigentlich nichts Neues von ihm zu hören. Das Chancengeldkonto für jeden, der ins Berufsleben einsteigt: Gefüllt mit 20 000 Euro hört sich ja auf den ersten Blick spannend an, ist aber völlig untauglich in der Praxis. Erstens wäre eine enorme Bürokratie nötig. Zweitens würden auch Menschen viel Geld erhalten die es gar nicht benötigen. Drittens ist dem Betrug Tür und Tor geöffnet, wenn man dieses Geld auch für „ehrenamtliches Engagement“ verwenden kann, so wird eine neue „Ehrenamtsindustrie“ entstehen, die nur auf dieses Geld spekuliert. Viertens wird es den Steuerzahler Milliarden kosten.

Schulz fordert ferner eine „Investitionspflicht“ für den Staat. Ich glaube, Herr Schulz muss sich keine Sorgen machen, dass der Staat sein Geld nicht ausgibt, woher sonst kommen denn die Milliarden Schulden, die der Staat angehäuft hat? Frau Merkel hat richtig reagiert, indem sie sagt, der Staat muss schneller investieren und Bürokratie abbauen. Das ist in der Tat der richtige Weg.

Bei einem Vorschlag von Herrn Schulz muss ich ihm aber Recht geben. Er fordert, dass EU-Länder, die unsolidarisch bei gemeinsamen europäischen Aufgaben wie der Bewältigung der Flüchtlingsaufnahme sind, EU Gelder gestrichen werden können. Dies ist richtig, es kann nicht sein, dass einzelne Länder nur Rosinenpickerei betreiben und die Lasten anderen aufladen. Hier muss die EU in der Lage sein, auch harte Mittel wie das Einfrieren von Regionalisierungsgeldern oder von Zuschüssen für die Landwirtschaft durchzusetzen. – Marco Altinger


Leserbrief zu „Heiter bis glücklich“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

Heiter bis glücklich stimmt mich das Bild in meinem Kopf, von Kindern bei der Einschulung mit dieser Eis-Schultüte in der Hand; davon träumend, was die nächsten Tage / Jahre wohl so bringen wird und ob sie wirklich mal in echt so ein großes Eis essen werden. – Steffi


Leserbrief zu „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

Überspitzt gesagt feiern Sie in Ihrem Artikel den Kapitalismus für die Gleichstellung der Frau, sehen aber keinen Zusammenhang zwischen dem Kapitalismus und einer Sinnleere, wie sie mit der Verwandlung von wirklich ALLEM in Waren einhergeht? Zunächst ist natürlich jeder Mensch für seine eigene Sinngebung selbst verantwortlich.

Insgesamt würde ich die Schwerpunkte jedoch genau anders setzen. Demokratie und das Engagement Vieler haben den Weg zur Gleichstellung der Frau geebnet, und Demokratie ist auch mit anderen Wirtschaftssystemen denkbar, wenn auch aktuell nur in der Theorie, nicht in der Praxis. Außerdem erinnere man sich, dass die Frauen in der nicht kapitalistischen DDR ein wenig emanzipierter waren als ihre westlichen Schwestern. Und der verschärfte Materialismus, gegen den zurzeit kein Kraut gewachsen ist, geht sehr wohl Hand in Hand mit mit dem ach so alternativlosen Kapitalismus. – angela paap


Leserbrief zu „Das alles tut mir leid“ von Charlotte Parnack und Heinrich Wefing

Ich bin gebürtiger Hamburger, lebe aber schon seit über 30 Jahren in Mailand/Italien. Natürlich fühle ich mich trotzdem meiner geliebten Vaterstadt nach wie vor sehr verbunden und habe mit einigem Entsetzen regen Anteil genommen an den furchterregenden Ausschreitungen des Mobs und des Schwarzen Blocks während des G20 Gipfels in Hamburg.

Schon im Vorfeld fragte ich mich, ob und wie es der Stadt Hamburg wohl gelingen könnte, die üblichen gewalttätigen Ausschreitungen zu verhindern, die seit Jahren jede große politische Veranstaltung dieser Dimension in Europa begleitet.

Deshalb war ich sehr beruhigt in der Presse Ihre Versicherungen zu lesen, daß

  • die Hamburger sich keine Sorgen machen müßten
  • ihre Sicherheit sei garantiert
  • die Polizei sei gut vorbereitet und werde mit 20.000 Kräften für einen geregelten Ablauf des Gipfels sorgen
  • Gewalttaten und unfriedliche Kundgebungsverläufe würden von vornherein unterbunden werden
  • Es werde viele Leute geben, die sich am 9. Juli wundern würden, daß der Gipfel schon vorbei sei

Mit anderen Worten, Sie verbreiteten in vielen Veranstaltungen und Interviews die zweifelsfreie Zuversicht, dass der G20 Gipfel in Hamburg ohne Gewalttaten einen friedlichen Verlauf nehmen werde.

Leider haben die Ereignisse in der vergangenen Woche dann jedoch in dramatischer Weise erwiesen, daß Ihre Zuversicht und Ihr Sicherheitsversprechen naiv und voreilig waren.

Ich habe im Fernsehen und in Pressedokumentationen mit großer Bestürzung regen Anteil an den erschreckenden Ereignissen genommen und fühte mich erinnert an ähnliche Gewalttaten, die in den Vorjahren bei vielen anderen politischen Events in Europa an der Tagesordnung waren.

Deshalb wunderte ich mich auch, daß Sie in den darauffolgenden Tagen immer wieder folgende Statements zur Verteidigung ihrer Sicherheitsversprechen im Vorfeld des Gipfels machten:

  • Ausschreitungen dieses Ausmasses seien nicht vorhersehbar gewesen
  • man habe nicht mit einem guerillaartigen Vorgehen radikaler und marodierender Straftäter gerechnet
  • Das für den Gipfel vorbereitete Sicherheitskonzept sei auf eine asymetrische Krawallführung nicht eingestellt gewesen
  • Eine derart exzessive zerstörerische Gewalt habe es in diesem Ausmaß in Hamburg und in anderen deutschen Städten noch nicht gegeben

Die Logik dieser Verteidigungslinie, sehr geehrter Herr Bürgermeister, ist für mich nicht nachvollziehbar. Es handelte sich ja bei dem G20 Gipfel in Hamburg nicht um eine provinzielle rein deutsche oder hamburgische Veranstaltung, sondern um einen hochpolitischen internationalen Event. Mir bleibt völlig schleierhaft, warum sich Ihr Sicherheitsteam während der 18 – monatigen Vorbereitungszeit nicht mit den Risiken und Ausschreitungen bei ähnlichen Veranstaltungen im europäischen Ausland vertraut gemacht hat.

Diese sind ja weithin dokumentiert und einsehbar und stellen eine Blaupause für die brutalen Ereignisse dar, die Hamburg in der letzten Woche erleiden mußte. Ich nehme an, daß Sie das Ihnen vorgestellte und von Ihnen genehmigte Sicherheitskonzept hinterfragt und abgelehnt hätten, wenn Sie und Ihr Sicherheitsteam sich während der Vorbereitung mit den denkwürdigen Ereignissen bei internationalen politischen Events  in anderen europäischen Städten vertraut gemacht hätten.

Hierzu hätte bereits ein Blick auf die zahlreichen Dokumentationen in youtube ausgereicht – und natürlich hätte ich erwartet, daß die zuständigen deutschen Behörden und Ihr Sicheheitsstab diese bedrohlichen Ereignisse als eine   sehr naheliegende Warnung für den Ablauf des G20 Gipfels in Hamburg in ihr Sicherheitskonzept eingebaut hätten.  Ich selbst habe vor 2 Jahren erlebt, wie dieselben marodierenden Banden während der Eröffnung der Expo 2015 Teile der Innenstadt Mailands  in Brand gesetzt und zerstört haben.

Das Muster dieser Ereignisse war identisch wie jetzt in Hamburg – der Black Block marodierte mit  extremer Gewalt und derselben Guerilla Taktik wie in Hamburg – dazu gehörte die sogenannte asymetrische Krawallstrategie ebenso wie das  Ablegen der schwarzen Vermummung beim Wechsel in andere Locations in der Stadt.  Ich erlaube mir, Ihnen zur Ansicht einige Video – Links zuzusenden, die beispielhaft belegen, daß die Abläufe in Hamburg keine nicht planbare Überraschung darstellten sondern bei einem Blick über die Grenzen durchaus vorhersehbar waren.

Dem Beobachter der Lage stellt sich da natürlich die Frage nach der Professionalität der Sicherheitsvorbereitungen Ihres Stabs in Hamburg und nach Ihrer  eigenen  Glaubwürdigkeit   Ich erlaube mir, eine Kopie dieser mail auch an das Magazin DER SPIEGEL und an DIE ZEIT zu senden. – Detlef H. Schnetzer


Leserbrief zu „Eine Dreckschleuder sieht Grün“ von Isabell Beer

Wenn ich solche Berichte lese, verliere ich zunehmend das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit unseres Staates. Die Durchsetzung von Regeln und Gesetzen scheint nur noch bei Normalbürgern (Arbeitnehmer, Rentner und vielleicht noch kleineren Betrieben) zu funktionieren. Hier ist alles strengstens reglementiert: Steuern, Sozialabgaben, … . Alle anderen können offensichtlich ungestraft machen, was Sie wollen. Betrugsfälle wie hier beschrieben werden kaum verfolgt. Und Konsequenzen braucht niemand zu fürchten.

Reiche und und Konzerne können selber entscheiden, ob, wo und wie viel Steuern sie zahlen wollen.

Autokonzerne können über Jahre (in Europa) ungestraft Abgaswerte manipulieren. Dem deutschen Kunden wird von der Regierung die Möglichkeit von Sammelklagen verwehrt.

Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Es ist deprimierend. – Rainer Funke


Leserbrief zu „Block und Beton“ von Giovanni di Lorenzo

Der Autor hat das eigentliche Problem zwar unterhalb der Überschrift genannt, aber seine Meinung dann nicht klar begründet. Deshalb muss ihm widersprochen werden. Wenn  in demokratischen Rechtsstaaten zukünftig keine solchen Gipfeltreffen mehr stattfinden könnten, hat die  Internationale der militanten Kämpfer gegen den globalen Kapitalismus einen Sieg errungen. Das hätte fatale Folgen. Viele junge Menschen könnten sich nach diesem Erfolg den überall in Europa agierenden gewalttätigen Gruppen anschließen. Man sollte nicht vergessen, dass nach dem Sieg der Terrormilizen des islamischen Staates sich Tausende junger Moslems nach Syrien und dem Irak aufmachten und durch ihren Einsatz dem Terrorregime  Dauer und eine religiöse Scheinlegitimation verliehen. – Armin Steinmüller


Leserbrief zum Titelthema „Die Anbetung des Körpers“

Warum wird unten in der Sektion Z das männliche Geschlechtsteil in seiner eigentlichen Form als Penis dargestellt, das weibliche jedoch nicht? Die Vagina erscheint als schwarze Fläche, warum? Sie verdient genauso eine Darstellung wie der Penis. Ich halte es für enorm wichtig, dass beide Geschlechtsteile gleichwertig dargestellt werden. Dies ist viel zu oft nicht der Fall. In Schulbüchern zum Beispiel sind Vaginas oft nur ein Strich.

Als Konsequenz wissen Mädchen wie auch Jungen zu wenig über das weibliche Geschlechtsorgan, empfinden Scham und werten es gegenüber dem männlichen ab. Ich wünsche mir mehr Wertschätzung gegenüber diesem wichtigen Organ und Mut zur Darstellung. Mädchen und Frauen sollten stolz sein. Warum haben Sie diese Darstellungsform gewählt? – Hannah Hübner


Leserbrief zu „Nichts für arme Leute“ von Jan-Martin Wiarda

Auf den Kopf gestellt

Forscher vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) behaupten, Privatschulen unterlaufen das Sonderungsverbot – mit Duldung der Länder. Dass ihre Folgerungen in der Skandalisierung von Privatschulen als „Reichenschulen“ münden, verwundert nicht, denn sie stellen die falsche Frage und verwechseln Ursachen und Effekte. Wer sich mit dem Sonderungsverbot beschäftigt, sollte wissen, dass die Bundesländer eine grundgesetzliche Institutsgarantie der Privatschulen, also eine staatliche Finanzierungspflicht zu erfüllen haben. Doch die von der öffentlichen Hand gezahlte Finanzhilfe ist vielfach so gering, dass sie die tatsächlichen Schulbetriebskosten deutlich unterschreitet. An fast allen Privatschulformen liegen die von Privathaushalten durch Schulgeld zu kompensierenden Finanzierungslücken über der verfassungsrechtlichen Sonderungsschwelle. In Berlin decken die vom Senat an die Privatschulen überwiesenen Beträge je nach Schulform nur etwa 50 Prozent bis 60 Prozent der tatsächlichen schulbetrieblichen Vollkosten. Das ist der eigentliche Skandal. Und dass Privathaushalte diese Lücke kompensieren (müssen oder können), freut und entlastet den Staat, der somit auch den Preis sozialer Kohäsion bestimmt. – Helmut E. Klein


Leserbrief zu „Block und Beton“ von Giovanni di Lorenzo

Ist es nicht eigenartig, daß unsere uniformierten Staatsbürger den Staatsgästen den Rücken zuwenden müssen, um dabei ihre Waffen und Schilde gegen die eigene Bevölkerung zu richten. Gegen jene, die (egal welcher Couleur) im September eine hohe Wahlbeteiligung sichern sollen. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind unter den Schutzleuten Sympathisanten derer, die sie qua Amt zurückweisen. Entsetzen, Bestürzung, Bedauern über Ereignisse sind längst vor deren Eintreten formuliert und bei den jeweiligen Sprechern hinterlegt. Also, die Gewaltereignisse sind kalkulierter, realistischer Bestandteil der Planung einer Schau der Eitelkeiten von Ladenden und ihrer Gäste. Diesmal auf Kosten der Hamburger Bevölkerung. Verletzte, brennende Autos, geplünderte Geschäfte sind ebenso vorhersehbar wie von den Betroffenen nicht versicherbar.

Kurz: Warum „G20“ nicht auf Helgoland feiern? Ähnlich einer Epidemie werden die Einwohner evakuiert, für 3-5 Tage in die Sterne-Hotels an der Alster chauffiert, alles inklusive . An der Sicherung des Inselfriedens mit Kriegsschiffen, Flugzeugträgern, U-booten und Hubschraubern dürften Geladene je nach Demonstrationsbedürfnis teilhaben. Für mitreisende Partygäste wird sich bestimmt eine Wiese für ein Kultur-Happening finden.

Sollte der Vorschlag zu martialisch erscheinen, wie wäre es mit einer Insel in der Südsee. Als Friedensgeste könnte sie von den Verursachern zunächst dekontaminiert werden und anschließend als Kulturerbe fungieren.

Für diesmal ist es zu spät, aber es gibt immer ein nächstes Mal. – Wolfgang J.Reitinger


Leserbrief zu „Anti.Autoritär“ von Yascha Mounk

Wenn es erforderlich wird muß man auch Klartext sprechen können. Die Ideologie ist vorwiegend was für  Wissenschaftler oder Intellektuelle. Untauglich für den Gebrauch.

Ich bin nach der Lesart nicht wissenschaftlich gebildet. Meine Universität ist mein Zuhause und meine Erfahrungen durch die vielen Reisen. Ähnlich wie bei den Humboldts.

Wer an der Universität Harvard lehrt muß was auf den Kasten haben. Aber nur in der Theorie. Wenn ich meine Söhne so erzogen hätte, wären sie heute nicht so erfolgreich durchs Leben gegangen. Eine Lehranstalt ohne Autorität kann nicht vernünftig geführt werden. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

Als Querdenker, der viel und gerne mit seiner linken Tochter debattiert, möchte ich Ihnen gern folgende Überlegung zu den verschiedenen G20-Krawall-Artikeln mitteilen:

Nach meiner meiner Einschätzung ist der Kapitalismus kein System, sondern nur die Summe über die Gier in uns allen.  Wenn also ein linksautonomer Steinewerfer einen Supermarkt plündert, dann ist das ein Akt kapitalistischer Gewinnmaximierung. Er nimmt sich soviel wie möglich und versucht dafür so wenig wie möglich herzugeben.  Klassischer Kapitalismus.  Wenn ein anderer Linksautonomer dem Ladenbesitzer hilft, den Laden zu beschützen, dann ist das ein kommunistischer Akt. Denn er verlangt ja vom Ladenbesitzer keine Gegenleistung dafür.  Natürlich schrecken uns die Konsequenzen, die von den Handlungen der Staatenlenker hervorgerufen werden, gerne ab. Aber was hat das mit Kapitalismus zu tun?

Ist der einflussreiche Xi Jinping nicht der Vorsitzende einer kommunistischen Partei? Und ist Herr Erdogan jetzt wirklich ein Kapitalist? Gibt es irgendwo ein Land, in dem es keinen Kapitalismus gibt? Und sei es nur ein Schwarzmarkt? Oder gibt es ein Land, in dem es keine kommunistisch-sozialistischen Handlungen gibt? In den USA, dem Lieblingsfeind vieler Kapitalismuskritiker, gibt es z.B. ganz viel ehrenamtliches Engagement und sehr viel Hilfsbereitschaft untereinander, ohne das Gegenleistungen eingefordert werden.

Nein, für mich gibt es immer überall einen schwarzen Block, der es einfach ablehnt, dass jemand über ihn bestimmt, und der meint, das Recht zu haben, sich einfach das nehmen zu können, was ihm grad gefällt. Das ist aber keine Kapitalismuskritik, sondern einfach nur Selbstgefälligkeit.  – Ralf Seyfried  

Leserbrief zu „Liebe Grüße“ von Antje Von Stemm

Schöne Ideen gibt`s da zum Thema „endlich mal wieder was Handschriftliches“! Hier trotzdem eine elektronische Rück-Post. Die Beiträge und Ideen haben mir wie gesagt gut gefallen, nur die Luftballongrüße gehen natürlich gar nicht. Was passiert denn mit den (geschätzt 95%) Luftballons, die nicht gefunden werden? Die bleiben in Bäumen hängen, liegen auf Wiesen und Feldern rum, fallen in Flüsse und Seen. Und was passiert dort mit den Plastikfetzen? Bestenfalls rotten sie vor sich hin, wofür sie viele Jahre brauchen. Ist ja Plastikmüll. Sie können aber auch vielen Tieren zum Verhängnis werden. Wildtiere und Vögel, die sie zu schlucken versuchen, die sich in den Fetzen verheddern, sterben langsam und qualvoll. Die Tiere ersticken oder verdursten und verhungern. Diese geplatzten Luftballons sind doch nichts anderes als all der andere Plastikmüll, der auch die unsäglichen riesigen Müllinseln in den Ozeanen bildet und dort die Natur bedroht.

Ich und bestimmt viele andere Naturschützer wären Ihnen dankbar, wenn Sie dahingehend Aufklärungsarbeit leisten könnten. – Charlotte Schaffarz


Leserbrief zu „Warum hat Europa keinen Nationalfeiertag?“ von Benedikt Erenz

Warum hat Europa keinen Nationalfeiertag? Die Antwort ist zunächst ernüchternd: Weil Europa keine Nation ist! Europa ist im besten Fall eine Union mehrerer Nationen, allerdings eine Union, beruhend auf gemeinsamen kulturellen Werten, die einen so hohen Wert haben, dass allein schon diese Werte einen gemeinsamen Feiertag rechtfertigen. Leider werden diese Werte aber nur selten klar formuliert.

Man könnte dadurch fast meinen, Europa wäre nur eine Wirtschaftsunion. Es ist daher auch kein Wunder, dass das europäische Solidaritätsgefühl derzeit noch auf schwachen Füßen steht. Aber Benedikt Erenz hat in seinem Artikel einen wertvollen Hinweis gegeben, einen Hinweis auf wichtige Daten der europäischen Geschichte. Allerdings würde ich statt des 14. Juli eher dafür plädieren, den 26. August zum europäischen Nationalfeiertag zu machen.

Denn es war der 26. 08. 1789, als erstmals in Europa von der französischen Nationalversammlung die Menschenrechte verkündet wurden. Es wäre sowieso höchste Zeit, diesen Tag endlich mehr zu würdigen und immer wieder an diese Erklärung zu erinnern, in der in einer genial einfachen, populären, emotionalen und doch auch rationalen Form einige der wichtigsten Grundsätze der europäischen Werte, der Aufklärung und des Humanismus formuliert wurden. Umso mehr, da schon in der Einleitung dieser Erklärung darauf hingewiesen wird, dass man diese Prinzipien nie vergessen möge, weil, wie es dort heißt, eben das Vergessen und die Missachtung der Menschenrechte die entscheidenden Ursachen für alle politischen Missstände seien.

Man kann einwenden, selbst die Französische Revolution habe sich doch schon bald über die Erklärung des 26. August hinweggesetzt. Ja, leider stimmt das und leider hat auch ganz Europa die Menschenrechte immer wieder ignoriert und in zwei Weltkriegen alles andere als Menschenrechte kultiviert. Aber wäre das nicht ein Grund mehr, uns des 26. August immer wieder zu erinnern und diesen Tag endlich gebührend zu feiern, auch deshalb, weil am Ende doch die Menschenrechte siegten und Europa zu einer Einheit fand? Und selbst wenn diese Einheit und mit ihr auch die Menschenrechte heute wieder in Gefahr sind, dann ist das ein Grund mehr, diesen Tag zum europäischen Nationalfeiertag zu machen! – Dr. Rupert Biedrawa


Leserbrief zu „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

Mein Kompliment: Ihr Artikel „Es ist doch nur ein Twingo“ ist wirklich gut durchleuchtet. Ich bin so froh, dass Sie sich nicht mit nur einer Perspektive zufrieden gegeben haben. Viele Stimmen kamen zur Sprache. Das nenne ich guten Journalismus!

Ein Artikel, der sich wirklich lohnt zu lesen und der in mir etwas geöffnet hat. MERCI!! – Gabriele Callegari


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

Durch die Krawalle bei der G20 wurden Linke bis hin zu den Grünen wieder einmal ins Abseits gestellt. Falls es Krawallanten nicht geben würde, müsste man sie erfinden, um Protestierende zu kriminalisieren. Das Feindbild «Islamisten» wurde nach den G20 durch das alte Feindbild «Linke» ergänzt. Die Fiktion der islamistischen Terrorbedrohung, die Elias Davidsson in seinem Buch Psychologische Kriegsführung und gesellschaftliche Leugnung dokumentierte, wurde aufgewärmt durch die Bedrohung unserer Demokratie von links. Sofort wurde nach den G20 Krawallen eine noch schärfere Überwachung der linken Szene gefordert. – Heinrich Frei


Antwort auf den Leserbrief von Heinz Krüger über „Ehe für alle“

Wenn Herr Krüger seine offensichtliche Homophobie durch Zitate aus einem „heiligen Buch“, das die Aussagen eines übersinnlichen Wesens wiedergibt, zu rechtfertigen versucht, dann ist das eine Sache. Eine ganz andere aber ist es, dass die ZEIT diesem gefährlichen Unfug auch noch Platz auf ihrer Leserbriefseite einräumt. Mir ist jedenfalls deutlich wohler, wenn unser Parlament seine Beschlüsse nicht unter dem Einfluss des Glaubens an ein abstruses, allmächtiges aber irgendwie seit 2000 Jahren verschwundenen Wesens diskutiert oder gar fällt.  – Priv.-Doz. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Andreas Zabel


Leserbrief zu „Was Terroristen antreibt“ von Stefan Weidner

Stefan Weidner ist nicht der einzige, der es weiss. Wir alle wissen es:

Dass am Ausgangspunkt unserer mäandernden Gewaltmärsche durch die Labyrinthe der Teil- und Detaillösungen EINE Frage beantwortet werden muss, die den Kompass gleichsam ausrichtet: wie wollen wir leben? – Thomas Haase


Leserbrief zu „Böser, böser deutscher Export“ von Uwe Jean Heuser

Der Artikel suggeriert eine Naturgesetzlichkeit, die keine ist. Dass nämlich das Gegenteil der deutschen Ausgabenzurückhaltung eine enthemmte Verschuldung sei. Die scheinbar einfache Lösung für die lernunwilligen Länder aus dem Süden: Nieder mit den Löhnen! Alle Macht dem Angebot! Wenn in Frankreich oder Athen die Straßen brennen, wundert man sich. Dabei wäre ja genug Geld da. Steueroasen, in denen sich hinterzogenes Geld mit dem aus dem organisierten Verbrechen und dem aus der Terrorfinanzierung mischt, gilt es mit aller Härte trocken zu legen. Der Markt muss gebändigt werden. Wir sollten ihm die Stütze der Demokratie – eine kritische Mittelschicht – nicht durch die Erpressbarkeit Mithilfe prekärer Beschäftigung (moderner Sklaverei) als Opfer darreichen – Johannes Stockerl


Leserbrief zu „Aussortiert bei H&M“ von Kolja Rudzio

Es ist kein Trost für die betroffenen H&M Mitarbeiter, aber es soll noch mehr Unternehmen geben , die mit ähnlichen Verfahren vorgehen.Oft leicht zu erkennen mit dem Test, es wird immer am meisten davon geredet von dem, was nicht vorhanden ist. Wenn  ein Unternehmen übermässig herumprahlt mit Teamgeist,wir sind alle auf Augenhöhe ect.,dann ist Vorsicht geboten. Es bleibt eben dabei,mit minimalen Einsatz ,den höchsten Profit Und das geht nur auf dem Rücken der Mitarbeiter.Weltweit, in diesem Sinne herrscht schon echte Globalisierung. – Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Der unnütze Vergleich“

Sie reproduzieren den Vergleich (Google Maps) der 150tägigen Haft des Journalisten Deniz Yücel in türkischen Gefängnissen mit der 60maligen Dauer einer Wanderung von Goslar nach Templin. Dieser Vergleich ist nicht nur unnütz, er ist zynisch und menschenverachtend.

Eine Aussage über die Dauer seiner und anderer Häftlinge Haft gehört wöchentlich auf die erste Seite Ihrer wöchentlichen Ausgabe der „Zeit“. Das wäre eine den realen Bedingungen entsprechende redaktionelle Form der Berichterstattung. – W. Sieveking


Leserbrief zu „Moralische Panik“ von Mariam Lau

Ich musste den Artikel auf der Titelseite von Mariam Lau mehrfach lesen. Ich konnte einfach nicht glauben, dass Sie sogar auf der Titelseite einen solch widersprüchlichen und – sorry – unausgegorenen Artikel veröffentlichen.

Zu Beginn wird die ganze Palette der furchtbaren Aspekte aufgezeigt bis hin zu der neuen, unbelegten Erkenntnis, dass hier die europäische Mafia (was ist das?) ihre Finger im Spiel hat. Dann wird die unfähige Politik abgekanzelt und das Dilemma skizziert um dann darzulegen, wo die einzig denkbare Lösung liegt. Und dann wird es kurios: Nicht durchgeführte Abschiebungen führen zur Enttäuschung? Bei wem? Entwicklungshilfe führt dazu, dass sich noch mehr Menschen – nicht die Ärmsten ! – auf den Weg machen? A ha !? Den Gedanken habe ich noch nicht gedacht, musste Frau Lau vordenken. Dann kommt die Aufklärung, woran Nigeria Interesse hat. Spannend, jetzt wird es interessant. Eine Denkfabrik – das ist ja ihre Aufgabe – hat für uns und für Frau Lau vorgedacht. Wenn wir also 20.000 Nigerianer und Nigerianerinnen absprachegemäß dem Beispiel Kuba / USA folgend aufnehmen, wird alles gut.

Was glaubt Frau Lau wohl, wie das in der Praxis funktioniert? So eine Art Green Card? Kann sie sich annähernd vorstellen, wie in Nigeria darauf ein Run mit Bestechung und Vetternwirtschaft losgeht und davon ausschließlich gut ausgebildete Leute mit Geld und Beziehungen profitieren? Meint sie wirklich, dass Nigeria solche Optionen fair anbietet? Und hat sie bedacht, dass gerade Menschen, die aufgrund ihrer Ausbildung dringend im Land selbst gebraucht werden, nach Europa wollen? Aber nein, es kommen ja Devisen ins Land und das auch noch von 40.000 Illegalen, deren Herkunft schleierhaft bleibt. Afrika ist Paria? Dann das (Tot)Schlagwort postkolonial ! Klar, Europa und der Westen knechten Afrika und lassen es einfach nicht zu, dass dort Überbevölkerung, Bildungsarmut, fehlende Infrastruktur und grassierende Korruption bekämpft wird.

Dass die Gründe in den Ländern selbst liegen können, ist einfach nicht denkbar. Zum Schluss dann der Hammer: der Deal mit der Türkei als Vorbild ! Frau Lau, ich erinnere an ihre Anmerkung zur europäischen Mafia. Was ist denn mit der Ausbeutung der Syrer, Afghanen und anderen durch die türkische Mafia? Oder gibt es die nicht? Ich habe diverse Reportagen gelesen / gesehen, wie diese Leute in allen Formen massiv ausgebeutet werden. Und das muss als Vorbild herhalten? Ja, gut, ist ja nicht die europäische Mafia, dann können wir uns ja wieder schlafen legen.

Im Ernst, ich habe keine Lösung und sicher nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen oder gepachtet. Aber die riesengroße europäische Herausforderung mit Migration, die uns noch Jahre und Jahrzehnte beschäftigen wird, mit „20.000 Nigerianern“ zu lösen, ist bestenfalls furchtbar naiv. Selbst wenn solche Kontingente dann auch für Libyen, den Süd-Sudan, Äthiopien, Elfenbeinküste etc. geschaffen würden, wäre des für den Migrationsdruck aus Afrika nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und eine gemeinsame europäische Politik, die dies überhaupt erst möglich machen könnte, ist in unerreichbarer Ferne, Stichwort Ungarn, Polen.

Also um zum Eingangsstatement zurück zukommen. Liebe ZEIT Redaktion, denkt nach und diskutiert besser noch einmal, bevor ihr solchen – ich wiederhole mich – unausgegorenen Schmarrn auf die Titelseite setzt. – Martin Wischott


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

Wie vermutlich die meisten Bürger dieses Landes war ich entsetzt  über die blinde Zerstörungswut Linksradikaler in Hamburg während des G20-Gipfels,worüber in den Medien,wie auch in der ZEIT, berichtet wurde.Besonders geärgert hat mich ,dass die Organisatoren dieser gewaltsamen Demonstrationen danach versucht haben,der Polizei oder ausländischen Extremisten für das entstandene Chaos die Schuld zuzuschieben, obgleich sie doch selbst diese Randalierer aus ganz Europa  eingeladen haben.Ebenso haben Vertreter der LInkspartei in diese Kerbe geschlagen. Wie schäbig und feige! Zuerst schürt man Hass und Hetze, ist dann aber nicht bereit, die Verantwortung für die Zerstörungen und die Gewalttaten zu übernehmen, ganz abgesehen von den politischen Auswirkungen.

Und ich stimme den Ausführungen in der ZEIT völlig zu, wenn Sie auf der Titelseite u.a. schreiben, dass die Ausschreitungen beim G20-Gipfel links-ideologisch munitioniert waren. – Marianne Frank


Leserbrief zu „Moralische Panik“ von Mariam Lau

Spät kommt er, doch er kommt – Ihr Blick und der manch eines ZEITredakteurs in die Zukunft! Bisher schien er vernebelt durch eine vom Überschwang an Weltoffenheit und Willkommenskultur beschlagene rosarote Brille! Verbal abgestraft wurde ich, als ich vor 2 1/2 Jahren schrieb: wenn wir immer nur Menschen aufnehmen, wird sich in den Fluchtländern überhaupt nichts ändern; was sich allein fundamental verändert, ist Europa, ist Deutschland. Bei „Europa“ habe ich geirrt:  die Mehrzahl der demokratischen europäischen Staaten weigert sich, am deutschen Asylwesen zu genesen!

Primär verantwortlich für das Beilegen der Konflikte und das Schicksal der Menschen in den vorderasiatischen und afrikanischen Staaten sind die Arabische Liga und die OAU! Sie stehlen sich aus ihrer Verantwortung und machen uns Europäer zu Hehlern der von ihren Territorien aus operierenden Schleuserbanden!

Der Vorschlag eines politischen Laien: unsere Weltoffenheit zeigen wir nicht durch fortwährende Aufnahme von Menschen aus den Konfliktregionen unserer Erde, sondern, indem wir den Fluchtländern Hilfe beim Aufbau einer Infrastruktur anbieten und investieren. Die Arbeit soll zu den Menschen kommen und nicht umgekehrt! Als Gegenleistung erwarten wir eine effektive Geburtenkontrolle und die Rücknahme ihrer geflüchteten Bürger. Deutschland, besser ganz Europa, bietet jungen Menschen aus den potentiellen Fluchtländern einen qualifizierten Ausbildungsplatz an, zeitlich begrenzt, mit der Verpflichtung zur Rückkehr in ihre Heimatländer. Dort sollen sie die erworbenen Kenntnisse zu ihrem und ihrer Gesellschaft Nutzen einbringen. Nebenher lernen sie dabei eine europäische Sprache und unsere Lebensart kennen, vielleicht schätzen, und verlassen das Gastland – mit etwas Glück – als Freunde! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Aussortiert bei H&M“ von Kolja Rudzio

Keine Lust mehr auf Buhmänner

Ich oute mich: Ich bin böse, unmoralisch und vielleicht auch ein wenig ansteckend. Ich kaufe regelmäßig bei H&M und Aldi ein und das –Achtung!- sogar ziemlich gern. Aber äußere ich so etwas halbwegs öffentlich, werde ich wie eine Aussätzige behandelt. Dabei ist es nicht so, dass ich mir nicht etwas höher Preisiges leisten könnte- ich WILL es nur einfach nicht. Ich habe eben andere Prioritäten im Leben und finde nicht, dass ich nennenswerte Abstriche an Qualität und Design mache, wenn ich dort kaufe.

Das könnte nun ganz allein meine private Angelegenheit sein, wenn sich nicht in letzter Zeit ein Artikel nach dem anderen über die vermeintlich verheerenden Arbeitsbedingungen dieser Konzerne die Klinke in die Hand geben würden. Das Rad wird dabei nicht neu erfunden. Bangladesch hatten wir schon- und bevor es allzu sommerlich still wird, müssen eben die innerdeutschen Zustände bei H&M herhalten. Dass damit nicht nur permanent die ‚Billig-konzerne‘ diskriminiert werden, sondern auch der Kunde, scheint den Redakteuren nicht weiter von Belang. Die Vorteile von H&M und Co passen eben nicht in den Puls der Zeit.

Missstände aufzuklären ist eine Sache, Einseitigkeit die andere. Kaum einer schreibt über die Arbeitsbedingungen anderer Bekleidungsketten im höheren Preissegment. Dabei unterscheiden die sich oft in keinster Weise von den stets genannten Buhmännern. Ich habe jahrelang für eine Modekette der gehobeneren Klasse gearbeitet.

Was mangelnde ‚Pinkelpausen‘ anbelangt, könnte man sowieso weit ausholen: Gastronomie, Medizinbereich, etc. Aber das muss wohl so. Besuche ich hingegen die hiesige Filiale von H&M finde ich fast immer einige Damen in angeregtem Gespräch vertieft, von mangelnden Pausenmöglichkeiten kann hier nicht die Rede sein.

Und wenn dann noch etwas ganz publikumswirksames her muss, wird tatsächlich zitiert, man müsse auch im Krankenstand noch arbeiten, da man als „Stundenlöhner“ nicht wisse, ob genügend Arbeit nachkomme. Selten so gelacht, wurde doch keine zwei Sätze zuvor noch behauptet, dass sei ja eben das Problem, dass zu wenige Personal für zu viel Arbeit da sei.

Das H&M wohl auch Vorteile habe, kann mir nicht allein aufgefallen sein, die Verkaufszahlen geben mir recht. Nur traut sich das kaum einer mehr zuzugeben, nach dem ‚Shitstorm‘ der letzten Jahre auf den Konzern. Ein Umdenken wird damit offensichtlich nicht erreicht, weder auf Seiten der Anbieter noch der Kunden, da keinerlei Umsatzeinbußen in Sicht sind.

Solange genau die, die am lautesten vegan und nachhaltig schreien, in einem unbeobachteten Moment wieder einmal zu H&M huschen, nur um „mal eben schnell ein paar Basics einzukaufen“, wird der Modemarkt kein anderer werden- warum auch? Nur öffentlich zugeben sollte man es nicht. – Anca Herzog


Leserbrief zu „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

Über wen oder was redet Ijoma Mangold? Er spricht auf jeden Fall nicht von Menschen, die in unserem Wirtschaftssystem unverschuldet arbeitslos geworden sind oder von prekären Mehrfachjobs leben und ihren Kindern kaum die materiellen Voraussetzungen einer erfolgversprechenden Bildungsbiografie bieten können. Diese Menschen, die, grob geschätzt, in Hamburg ca. 30% der Bevölkerung ausmachen, waren in den G-20-Tagen wohl kaum auf einer Demo zu sehen, weil sie sich missachtet und abgemeldet fühlen.

Mangold ist belesen, er gibt zunächst den Superkritiker des Kapitalismus, um ihn ein paar Absätze später als die beste Politik- und Wirtschaftsform überhaupt darzustellen. Er tut geradezu so, als habe er ernsthaft reale Probleme der Wirtschaftsform erörtert und im Handstreich widerlegt, um einer nicht genau eingegrenzten Gruppe junger Leute und alter „Linker“ den Vorwurf zu machen, ein übertriebenes Feindbild des Kapitalismus entwickelt zu haben, das den ideologischen Überbau von linker Gewalt darstellt. Er selber kommt selbstredend ohne Ideologie aus. Jedoch nicht diese zahlenmäßig überschaubaren jungen Bürgerleute sind das Problem, die in den G-20-Tagen schwere Verbrechen begangen haben und ansonsten ihre Karrieren weiterbauen werden, weil sie unentdeckt bleiben.

Nicht sie sind das Problem und noch weniger sind es ihre „Antikapitalista“-Rufe auf den besagten Demos. Die sehr vielen hingegen sind das Problem, die keine Stimme haben, in Deutschland und Europa so wenig wie in vielen Regionen der Welt, in denen das Kapital, dieses steuervermeidende scheue Reh, seine Anlagemöglichkeiten sucht, um dann zu verschwinden, wenn es die Regionen ökonomisch, ökologisch und politisch ruiniert hat. – Ernst-Wilhelm Otte


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

Grundsätzlich müssen nach meiner festen Überzeugung Begegnungen von Regierungen und Staatenlenkern in großen Städten demokratischer Staaten stattfinden, wie bereits oft geschehen, um zu gewährleisten, dass die Bevölkerung von ihrem Grundrecht der Meinungsfreiheit und der Demonstrationsfreiheit Gebrauch machen kann und Journalisten darüber berichten können (und zwar 5.000 und nicht nur 50 auserwählte!) Auch muss es möglich sein, dass Nichtregierungsorganisationen daran teilhaben und ihre Meinung äußern dürfen.

Sie Berichten vorwiegend über den Krawall und den schwarzen Block ­ über das genutzte Demonstrationsrecht Vieler lese ich bei Ihnen wenig.

Einen kausalen Zusammenhang zwischen dem G20 und den verabscheuungswürdigen unmenschlichen, militanten Krawallen sehe ich nicht. Daher bin ich zum Beispiel auch der Meinung, dass Bundesligaspiele immer mit Zuschauern stattfinden sollten, da ich zwischen Fußball und Krawall auch keinen kausalen Zusammenhang sehe!

Kausale Zusammenhänge, die unser sofortiges Einschreiten fordern sehe ich jedoch zu hunderten. (Bsp. Autofahren und die massive Gefährdung der Gesundheit der Bevölkerung, wenig Mittel für Bildung und das Abhängen großer Gesellschaftsgruppen, Altersarmut, Einsparungen und Gesundheitsvorsorge, das Gleiche gilt für das Fliegen, die Energieversorgung mit Kohle und Kernkraft u.v.m.)

Auch das über ein Jahrzehnt Zurückfahren der Stellen bei der Polizei, deren völlige Überlastung und deren völlig unzureichende Bezahlung wäre bei den Hamburger Krawallen ein kausaler Zusammenhang.

Wer also will mir hier durch die Hintertür einen Zusammenhang einflüstern, der nicht da ist?

Die zu vernehmenden Forderungen, die ein Stück unserer neuen Empörungskultur entspringen und die von manchen Medien unterstützt werden haben einen sehr politischen, einerseits auf die Bundestagswahl bezogenen bis hin zu rechtspopulistischen Hintergrund. Die Forderungen staatliche Konferenzen auf Inseln, Flugzeugträger o.ä. zu verbannen haben m.E. demokratiefeindlichen Charakter und sind nicht gut überlegt.

Ja, G20 höhlt für mich ein zu großes Stück der Kompetenzen der Vollversammlung der Vereinten Nationen aus, dies kritisiere ich scharf.

Die globale Finanzwirtschaft lässt Staaten und ihre demokratischen Entscheidungen schwächer werden und langfristig an Bedeutung verlieren. Auch das ist zutiefst demokratiefeindlich. Aber G20 verbannen?

Über die anonymen Krawaller habe ich selbst noch keine Meinung, kein klares Bild. Ich stelle mir nur die Frage, wer eigentlich auch ein Interesse an dem Krawall haben könnte und an diesem Bild, welches Hamburg und der Bundesrepublik damit international und national abgibt? Da habe ich ein paar noch sehr unreife Ideen. Hinter den Aktivitäten dieser Krawaller stehen keine politischen, menschlichen Aspekte, das ist wie im Fußballstadion, auf der Autobahn oder nachts in der dunklen Straße.

Das Bewerten Olaf Scholz´ Handelns darf die freie Meinungsäußerung natürlich gern, ist aber grundsätzlich falsch, da dies kein Alleingang war.

Ich wünsche mir sehr, dass der zivilisierte Teil unserer Gesellschaft dieses G20 Wochenende in Ruhe, besonnen und unter Berücksichtigung aller Zusammenhänge diskutiert.

Zu unserer etwas degenerierten Kommunikations- und Denkkultur empfehle ich als Lesestoff sehr: Carolin Emcke / Gegen den Hass / ISBN: 978-3-10-397231-3 Roger Willemsen / Wer wir waren/ Zukunftsrede / Herausgegeben von: Insa Wilke/ ISBN: 978-3-10-397285-6 – Michael Reuter


Leserbrief zu „Prominent Ignoriert“ von GRN.

Eine Revolution bewegte die orthographische Welt, und fast keiner bemerkte es: Die Einführung des großen ẞ , das kleine ß existiert ja schon seit langer Zeit  ( in deutschen Landen vollgemerkt !)

Ich kam von meinen Eltern den Nachnamen „Heß“, und dies steht in der Geburtsurkunde und begleitet mich nun seit 56 Jahren.In nachfolgenden Dokumenten wie Personalausweis, Reisepass oder Führerschein wird immer der Geburtsname verwendet.

Schon beim frühen Schüleraustausch nach Frankreich gab es Sprech- und besonders Schreibprobleme bei franz. Lehrern, Gasteltern und Freunden – denn dieses ß gibt es auf keiner franz. Tastatur. Aber man bewältigte die Hürde mit der Schreibweise „Hess“.

Im späteren Leben, besonders in den USA, gab es schon fragende Blicke bei Einreise oder Flug-Checkin, weil im oberen Teil des Reisepasses Heß stand und sonst immer nur Hess. Nun gut, ich hatte immer meine Erklärung parat.

In Mexiko, bei Eröffnung eines Bankkontos, endete das Verständnis trotz Erklärung in fließendem Spanisch. Bei Bancomer heiße ich seit Jahren Senor „Heb“, denn das fehlende ß wurde durch b ersetzt. Ähnlich erging dokumentarisch es in China oder in Kuba, aber da bin ich ja selten.

Mit der jüngsten Entscheidung, dem kleinen ß einen großen Bruder ẞ offiziell zu geben, gibt etwas Freude. Aber in der Praxis ist es mühsam, den kleinen Bruder einzutippen. Der Hinweis von www. deutsch-online-lernen.com (siehe unten) ist nett gemeint. Aber zum einen hat mein Laptop keinen NUM-Block, und was wäre denn der Ascii-Code für das große ß? –  HANS J. Heß


Leserbrief zu „Moralische Panik“ von Mariam Lau

Ob die Vorschläge für eine Lösung reichen, kann nur bezweifelt werden. Die meisten der z.Zt. gemachten Vorschläge sind eher „palliativer“ Art. Diese Maßnahmen müssen  zwar auch verfolgt werden, sie sind notwendig, aber nicht hinreichend. Denn vom Nukleus des Problems sind sie sehr weit entfernt.

Und der ist, dass die Menschen sich im wesentlichen wieder selbst helfen können müssen statt sich in Perspektivlosigket zu ergehen, um dann zu fliehen. Jeder von uns würde es nicht anders machen.

Das bedeutet, dass je nach Lage vor Ort Strukturen geschaffen werden müssen, die das Umfeld wieder zu einer zukunftsfähigen Heimat machen. Das ist natürlich ein Riesenprozess, der unendliche Geduld, Mittel und Maßnahmen erfordert. Das ist von „uns Reichen“ als Gesamtheit gefordert. Heimat ist da, wo Zukunft möglich ist.

Entscheidende Fragen des Lebens sind seltener mit Entweder-Oder, sondern meist mit Sowohl-Als auch zu beantworten. – Ernst Hankammer


Leserbrief zu „Böser, böser deutscher Export“ von Uwe Jean Heuser

Mit großer Genugtuung im Ergebnis wie in der Begründung habe ich Ihren Artikel „Böser, böser deutscher Export“ gelesen, und frage mich, warum noch Niemand oder kaum Jemand sich in der niveauvollen Medienszene klar für die deutsche Finanzpolitik ausgesprochen hat. Man braucht sie ja nicht als Ganzes zu befürworten. Aber solide Finanzen sind nun einmal für ein gestaltendes politisches Handeln unerläßlich: „Ohne Moos nix los“. Die „Manövriermasse“ des Haushalts dürfte ohnehin noch gering genug sein. In den letzten rd. 30 Jahren betrug sie nach meiner Kenntnis nur um die 10%. Alles Andere waren vorgegebene Ausgaben. Ich kann auch nicht erkennen, daß Deutschland sich mit seinem Exportüberschuß den eigenen Wohlstandsast absägt, auf dem das Land derzeit komfortabel sitzt. Denn das Bruttosozialprodukt eines Landes ist ja keine nach oben begrenzte Masse, in der sich lediglich ein Verteilungskampf bewegt und dafür sorgt, daß jedes Mehr des Einen notwendig ein Weniger beim Anderen mit sich bringt. Vielmehr kann der Erfolg des Einen auch einen Vorteil beim Anderen nach sich ziehen, wie die Beispiele der baltischen Staaten und inzwischen anscheinend auch von Portugal und Spanien zeigen.

Die z. T. unsäglichen Angriffe gegen Merkel und Schäuble speziell während der Griechenland-Krise erschienen mir, von Nuancen abgesehen, unverständlich bis unverschämt. Es wurde mit Varoufakis ein neuer Star am Medienhimmel geboren, der nach meinem Eindruck vor allem das Versagen der griechischen Politik und Gesellschaft kaschieren wollte und sollte (keineswegs nur das der Regierung Tzipras, sondern auch jenes zahlreicher Vorgänger-Regierungen), und ich darf für mich in Anspruch nehmen, kein Reiter des hohen Rosses zu sein. Hollande wollte auf ähnlicher Klaviatur spielen, nur eben mit deutlich mehr Piano, glücklicherweise ohne Erfolg. Ich behaupte auch ohne wissenschaftliche Recherche, also als bloßer Politik-Interessierter, daß die meisten finanziellen Probleme in der EU länderindividuell hausgemacht sind, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Gleichwohl gibt es natürlich auch in Deutschland auf einigen Finanzfeldern Nachhholbedarf: Die von Schulz angesprochenen Investitionslücke in der Infrastruktur – nur ist der SPD-Kandidat schon wieder dabei, das Kind mit dem Bade auszuschütten und zu übertreiben, eine große Steuerreform à la Kirchhof mit der Beseitigung nahezu aller Ausnahmen – damit würde vermutlich mehr Sozialpolitik de facto geleistet als mit jeder anderen vorgeschlagenen Sozialreform, um nur zwei Beispiele zu nennen. Bloß scheint das Niemand so recht zu erkennen. Na ja, ein Notgroschen für Steuerberater wäre dann auch fällig.

Schäuble muß man nicht sympathisch finden, aber er macht insgesamt einen richtig guten Job. Keiner, so mein Eindruck, kann ihm auf diesem Gebiet etwas vormachen, und nur Wenige vermögen ihm das Wasser zu reichen. Diese Unangreifbarkeit macht unbeliebt. Umso wichtiger finde ich, daß Jemand wie Sie ihm in der Sache Recht gibt, wenn ich Ihre Zeilen richtig verstanden habe.

Das einzige Haar in der Suppe: Der Titel hätte nicht so reißerisch zu sein brauchen. „Böser deutscher Export oder vernünftige Finanzpolitik?“ z. B. hätte es auch getan. Das ändert nichts an meiner Hochachtung für Ihren Beitrag. – Rolf Heeger


Leserbrief zu „Warum hat Europa keinen Nationalfeiertag?“ von Benedikt Erenz

Lasst uns Europa feiern!

Selbst wenn wir nur die 28 Nationen der Europäischen Union betrachten, ist Europa eine ziemlich komplizierte Angelegenheit. Die vielen Sprachen, die unterschiedlichen Charaktere, 28 Nationalfeiertage. Die vielen „Familienkräche“, nicht mal eine einheitliche Währung – 9 Länder bestehen auf eigener Münze. Das Europaparlament, mal in Brüssel, mal in Straßburg – also eigentlich mittendrin und doch unwirklich weit von der Wirklichkeit entfernt, zu allem „Überfluss“ die Kommission in Brüssel. Auch das noch!

Wo ist der Grund zum Feiern? Ach ja, die Reisefreiheit, keine Passkontrolle, kein Zoll. Darüber kann man sich freuen – aber feiern? Und die anscheinend unüberbrückbaren Unterschiede zwischen den armen und den reichen Ländern? Auch kein Grund.

Damit kommen wir zum Kern des Problems. Zur Lösung kommen wir gleich. Europa versteht sich in allererster Linie als ein Wirtschaftsunternehmen, als Konzern,  der dem „shareholder value“ verpflichtet ist. Aber wer außer den Aktionären liebt schon einen Konzern? Selten genug die Menschen, die für ihn arbeiten. Europa als Geldmaschine – das ist das Problem.

Wenden wir uns der Lösung des Problems zu. Die lässt sich in einem kurzen Satz zusammenfassen: Europa ist mehr als Geld. Unter dieser Zeile wurde der folgende Beitrag am 30. Juni 2016 verfasst und in einer der großen Tageszeitungen veröffentlicht:

„Europa hat  sich kleiner gemacht als es ist. Am 23. Juni hat sich die Mehrheit der britischen Bürger für LEAVE entschieden, raus aus der EU, der Europäischen Union. Statt 28 Staaten nur noch 27. Einer weniger. Aber das hat genügt. Die Welt steht kopf. Jedenfalls wird das so berichtet.

Die Briten haben sich gar nicht gegen Europa entschieden, nur gegen die EU. Das ist ein großer Unterschied. Europa ist mehr als die Europäische Union. Politik und Wirtschaft haben das offenbar nicht begriffen. Das ist das Trauerspiel, das jetzt auf allen Bühnen aufgeführt wird.

Armes Europa, dessen Reichtum die Briten infrage stellen! Es geht nur ums Geld. Wie viel verlieren wir? Wie viel gewinnen wir? Das fragen sich die Politiker aller Länder, die Wirtschaftsmanager sowieso. Europa – die Geldmaschine. Ist das wirklich alles?

Sollte das so sein, dann haben wir wirklich ein Problem. Denn die Geldmaschine arbeitet nicht für alle und jeden. Sie arbeitet vor allem für die, die schon alles haben.

Zu dumm, dass wir das erst jetzt begreifen. Die Herren Kohl und Mitterand haben die Sache wohl so – guten Glaubens hoffentlich – eingefädelt: der EURO würde schon alles regeln. Irrtum! Europa ist mehr als Geld.

Seinen wahren Reichtum verdankt Europa seiner Kultur. Kein anderer Kontinent reicht an diese Vielfalt heran. Das geht seit unendlichen Zeiten so. So viele Länder, so viele Dichter, Schriftsteller, Maler, Philosophen, Wissenschaftler – ein Reichtum ohnegleichen. Die Goethes und Schillers, die Kafkas und Brechts, die Kästners, Kleists, die Shakespeares, die Sartres, Prousts, Flauberts, die Gides, Maupassants, Balzacs und alle die anderen? Die Bachs, Mozarts, Beethovens, die Strauß. Die Dürers und Brueghles, Picasso und Baselitz. Die Einsteins, um die Wissenschaft zu erwähnen, auch die Freuds und Jungs. Sie sind der Reichtum Europas, unser Reichtum.

Es wird Zeit, dass wir uns zusammenreißen und darüber reden und nicht über Geld. Sogar Tante Minchen ist hier weiter als die Politik. Als sie, ohne Passkontrolle und damit ohne Grenze nach Frankreich, Italien, Dänemark und sonstwohin in Europa reisen konnte, da hat Tante Minchen festgestellt, dass die Franzosen und alle anderen genauso sind wie sie, genauso nett und genauso unerträglich. Grenzenloses Europa.

So klein fängt Kultur an und entwickelt sich im Laufe der Zeit zum Großen. Daran sollten wir denken und nicht ans Geld. Das können wir dann immer noch machen. Auf die Reihenfolge kommt es an.“

Europas Kultur – wenn das kein Grund ist, zu feiern!

Und nun Benedikt Erenz mit seiner Frage „Warum hat Europa keinen National-feiertag?“ vor wenigen Tagen in der Wochenzeitung DIE ZEIT. Der Autor fragt nicht nur, er gibt auch eine Antwort – eine Antwort, die dem Thema neuen Schwung gibt, eine Antwort, die den wahren Werten Europas die Aufmerksamkeit verschafft, die sie verdienen, die Aufmerksamkeit von Millionen und Abermillionen Bürgern in allen Ländern. Ein europäischer Nationalfeiertag? Ja, genau das – auch wenn es auf den ersten Blick nicht besonders logisch klingt, weil es doch so viele Nationen in Europa gibt. Aber genau das, die vielen kleinen Kulturen, machen Europas Reichtum aus.

Ein europäischer Nationalfeiertag, ein Tag, an dem alle Europäer frei haben – ist das nicht nur ein Trick? Große und kleine Reden werden geschwungen, denen sowieso niemand zuhört. Nein, da steckt mehr drin. Wenn alle Europäer einen gemeinsamen Feiertag haben, egal was sie damit anfangen, dann muss es ja wohl etwas geben, das über das eigene Land hinausgeht, das mit allen anderen Ländern und ihren Menschen verbindet.

Wer jetzt an „honey is good for trapping“ denkt oder „mit Speck fängt man Mäuse“, was aufs selbe hinausläuft, sollte nicht die Nase rümpfen. Verführung, die zu etwas Gutem führt, ist nicht nur erlaubt, sondern notwendig.

Und wenn hier eine Idee verführerisch ist, dann ist es der Vorschlag von Benedikt Erenz: Der 14. Juli soll der Europäische Nationalfeiertag werden. Der und kein anderer.

Ist das nicht Frankreichs Nationalfeiertag? Ja. Der wird von staatswegen in Paris mit viel Pomp zelebriert. In der Provinz aber wird er gefeiert, dass es nur so kracht. Da freut sich jeder, dass er Franzose ist, nicht nur Bretone  oder einer aus der Normandie, der Auvergne, von der Côte azur, so wichtig das auch sonst sein mag.

Dieser und kein anderer Tag soll es sein. Am 14. Juli 1789 wurde die Bastille gestürmt, Triumph der französischen Revolution. Liberté. Egalité, Fraternité – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Alles das, wonach wir heute noch streben.

Dieser Tag überstrahlt alles, jeden anderen Nationalfeiertag. Wir haben diesen Tag noch nicht? Richtig. Dann nehmen wir ihn uns jetzt – diesen einen Tag im Jahr!  – Peter Gudelius


Leserbrief zum Titelthema „Die Anbetung des Körpers“

Gott ist tot. Nation, Stand, Klasse und Rasse sind als sinnstiftende Großerzählungen erledigt oder von der Geschichte ad acta gelegt worden. Zuletzt hat es die Arbeit, die Familie, ja sogar die Liebe erwischt. In postmodernen Zeiten geben auch sie keinen Halt mehr. Der letzte Zufluchtsort des heimatlosen Individuums scheint der eigene Körper zu sein. Denn der Körper – besonders der junge Körper – enttäuscht nicht.

Mit etwas Willensstärke lässt er sich nach dem eigenen Bilde formen (laut Fitnessjargon: „definieren“). Dazu bedarf es nur Training (und/oder der Plastischen Chirurgie). Das Individuum wird zum Schöpfer seiner selbst. Training verzaubert die entzauberte Welt. Die sinnstiftende Instanz ist nicht mehr transzendent/extern, sondern nach einer langen Reise endlich beim Ego angekommen (siehe Einleitung).

Aber auch der Körper birgt noch zu viel Enttäuschungspotential. Das wissen vor allem die Alten. Darum wird man hier nicht stehen bleiben und Enttäuschungsresistenteres suchen. Bieten sich da nicht die Gene an, mit dem Genom-Editing als Fitness-Programm der Zukunft?  – Michael Holz


Leserbrief zu „Ein breites Feld“ von Carolin Würfel und Heike Faller im ZEIT Magazin

Es ist ein interessantes Phänomen, gerade in den USA, daß einerseits staatliche Bevormundung verpönt ist, aber dann nach solchen Einschränkungen wie gegen „manspreading“ gerufen wird.

Können die Menschen sich nicht mehr äußern bzw. behaupten?

Wenn jemand meinen persönlichen Toleranzbereich verletzt, sei es durch furzen, rauchen oder spreading (übrigens durchaus ganz geschlechtsunabhängig), dann sage ich etwas – ich BEHAUPTE mich.

Genauso, wie mir die Bevormundung zu vegetarischem Kantinenessen auf den Geist gehen würde, würden mich jegliche „Benimmregeln“ stören.

Es scheint, wo die wirklich wichtigen Probleme der Menschheit (Verschmutzung, Einkommensschere, Unterbezahlung von Frauen etc.) gar nicht mehr angegangen werden, dort bringt die Ersatzhandlung der Zurechtweisung zumindest etwas Trieberleichterung. – Wolfgang Michel


Leserbrief zu „Mein Haus, mein Auto, meine Provinz“ von Mark Schieritz

Die Qunitessenz aus  dem Artikel von Mark Schieritz:“Mein Haus, mein Auto, meine Provinz“ beschreibt er deutlich  im ersten Satz seines letzten  Absatzes:

“ SO SCHLIMM SIND W I R NEOLIBERALEN GAR NICHT“

Es passt! – Hans-Sieghard Runkel


Leserbrief zu „Die Tatortreinigerin“ Sebastian Kempkens

Die maßlose Untertreibung für die Beschreibung, dass der Zustand der Stadt (andrerseits maßlose Übertreibung, es waren höchstens einzelnen Stadtteile) sie an  einen Bürgerkrieg erinnern, lässt vermuten, dass die junge Frau kein Interesse an Nachrichten außerhalb ihres europäischen Radius hat. Sie kann in ihrem Poloshirt ja gerne mal in eine Einrichtung für psychologische Beratung für Kriegsflüchtlinge besuchen und das Gelächter über ihre Angst und Vorstellung von Bürgerkrieg erfahren. Hoffentlich macht sie das nicht nur noch trauriger, wie könnte man damit noch umgehen? Die Angst „um ihre schöne Stadt“ ist sicherlich eine Angst, der wir uns unbedingt annehmen sollten. Wieso gibt die Zeit solchen Menschen überhaupt eine Plattform für ihre Selbstinszenierung? – Diana Böhm


Leserbrief zu „Moralische Panik“ von Mariam Lau

Bitte halten Sie doch bei Ihren Lösungsvorschlägen oder Aufzeigung von Möglichkeiten ein bisschen davon fest, was ebenso wichtig und richtig und nun immer mehr von eigentlich offenen, sagen wir liberalen, intellektuellen Zeitungen und Medien unerwähnt bleibt:

Das peinliche Nicht-Zusammenhalten und –arbeiten der EU haltet immer noch an und dazu werden, auch von Ihnen bisher nicht sehr viele Lösungsvorschläge gebracht bzw. aufgezeigt.
Dies wäre nicht nur sehr wohl die moralische Vorraussetzung, sondern es wäre auch eine Notwendigkeit um Ihre Vorschläge möglicher Lösungen umsetzen zu können.
Eine demokratische Aufteilung unter den EU-Staaten der Flüchtlinge und der damit verbundenen Herausforderungen, würde nämlich ebenso einen enormen Zeitgewinn bringen.

Ich will sie nicht verlieren unsere in Europa einzigartigen, fortschrittlichen und für mich einzig richtigen Grundwerte des Menschseins – und ich hoffe auch für Sie ist das so, auch deshalb lese ich die Zeit: sie muss sich nicht absolut links präsentieren und kann auch rechten Gedanken nachgehen, etwas abgewinnen, ihm etwas zu gestehen… Aber Grundwerte wie unsere sollten weder ständig links noch rechts zugeordnet werden. Selbst ein Herr Strache würde vermutlich (hoffentlich) einen Algerier vor seinen Augen nicht sterben lassen…..warum? Weil er auch Europäer ist und diese Grundwerte eigentlich injiziert bekommen hat.
BITTE vergessen Sie deshalb nicht dieses Thema der Diskrepanz zwischen Werten, aber schlechter Zusammenarbeit in der EU in zumindest einem kurzen Satz und offen gestanden in eigentlich jedem Artikel zu diesem permanenten und präsenten Thema klar zu formulieren. Einfach nicht unerwähnt lassen.

Es braucht nur einen kurzen Satz um eine klare Grundhaltung zu zeigen, ohne dabei Meinungsfreiheit einzubüßen. Das Nachgehen und selbst ein Gutheißen, auch von rechts angedachter Lösungsvorschläge kann niedergeschrieben und als möglicherweise gut geheißen werden. Grundwerte sind in Europa eigentlich weder nur links noch rechts und sollten daher immer erwähnt werden.  – Thomas Hüttl


Leserbrief zu „Gipfel des Terrors“ von Josef Joffe

Dies ist mein erster Leserbrief. Als jahrelanger Abonnent der Zeit bin ich für die völlig unausgewogenen Artikel des Herausgebers Joffe immer wieder peinlich berührt. Nichts gegen den Rest, die liberalen Ansprüche, die Pro-und Contra-Streitigkeiten usw.

Im Vergleich der Berichte zu G20 und den Hintergründen zwischen Spiegel und Zeit ist die Zeit nur peinlich. An oberster Stelle Josef Joffe. Dieser Herausgeber ist für mich ein Widerspruch zum Anspruch der Zeit. Derartig staatstragend, dass die Verfassung keine wichtige Rolle spielt. Ich schaue ins Feuilleton und erhoffe von Ijoma Mangold Inspiration.

Nach 2 Spalten ist mir klar, dass der Autor inhaltlich nichts zu bieten hat und lieber mit der Sprache ls mit den Inhalten kokettiert.Herr Joffe: Die Autonomen sind keine Blindgänger, sondern meistens intelligente Menschen, die diverse Benachteiligungen erfahren haben und denen die Verfassung heilig ist. Sie wollen Gerechtigkeit und greifen zu den falschen Mitteln.

Die Provokationen der Staatsgewalt waren eindeutig dokumentiert. Hier wurde der Bürger, wie fast immer seit der Gründung der BRD, zum Vollpfosten erklärt. Dies ist Aufgabe der Pressefreiheit. Die anderen Gewalten zu überwachen. Hier hat die Zeit, für mich unerklärlich, total versagt. Der Chefredakteur ist nicht schuldlos.

Hamburg war eine Zäsur. Die Linken müssen ihre durchgeknallten (depressiven) Mitgänger endlich ausgrenzen. Gewalt war nie eine Option. Denn Gewalt ist Primat des Staates.  Diejenigen, die Gewalt befürworten, sind nur verzweifelt und es widert sie die allgegenwärtige Ungerechtigkeit an.

Wenn Olaf Scholz den Begriff Polizeigewalt derartig negiert, hat er alle Aufgaben nieder zu legen. Eine derartige Provokation liberaler Menschen ist nicht zumutbar. Damit hat er dem Projekt „Regierung“ der SPD unglaublichen Schaden zugefügt.

Mein Abonnement steht auf der Kippe. Herr Joffe hat mich mit seinem Fetisch Amerika immer wieder irritiert. G20 hat mich bzgl. der Berichterstattung über diverse Widersprüche in der Zeit völlig enttäuscht.

Der Spiegel war für mich das Krawallblatt – die Speerspitze der Demokratie. Die Zeit versuchte verschiedene Meinungen verständlich zu machen.

Seit G20 in Hamburg habe ich leider das Vertrauen verloren, dass die Zeit wirklich an investigativer Recherche interessiert ist. Joffe sei Dank. – Uwe Paul


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

Seit mehr als 50 Jahren lese ich wöchentlich die ZEIT um eine breite Ausgewogenheit meiner Meinungsbildung zu sichern. In letzter Zeit habe ich mit wachsender Irritation die zunehmenden Bemühungen verschiedener Schreiber verfolgt, Anarchie, Linksterror und Zerstörung der demokratischen Grundlagen zu legitimieren.

Teile der Kommentare vor und nach dem Hamburger Gipfel übersteigen nun das für mich akzeptable Maß endgültig – nicht zuletzt auch der entwürdigende Versuch blindwütige Randalierer moralisch in die Nähe der Attentäter gegen Hitler zu rücken.

Ich werde nicht dazu beitragen, das Wirken von Demokratiezerstörern sowie ihrer geistigen Vordenker und Helfershelfer zu fördern. Deshalb kündige ich hiermit mein Abonnement zum Ende des laufenden Bezugsjahres und bitte um Rückbestätigung.

Mit Bedauern, Wehmut und verärgertem Unverständnis, dass die maßgeblichen Gremien der ZEIT diese Entwicklung toleriert oder sogar wohlwollend unterstützt haben, grüße ich zum letzten Mal nach Hamburg – Erich Reiter


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

In der aktuellen ausgabe nr.29 suche ich vergeblich nach einem bericht,  der sich mit dem „alternativen gipfel zur weltwirtschaftspolitik“  befasst -. habe ich was übersehen, oder ist das so, dass man randale machen muss,  um wahrgenommen zu werden? – k.schmiedek


Leserbrief zu „Prominent Ignoriert“ von GRN.

Schön, dass man sich wieder  dem  etwas vernachlässigten  ß zuwendet!

Die letzte  Rechtschreibreform hat bisweilen für einige Unsicherheiten gesorgt. So glaubte so mancher, dass es das  „ß“ gar nicht mehr  gäbe. Noch heute entdeckt man  Schreibweisen wie etwa „Strasse, Füsse oder mit freundlichen Grüssen.“ Es scheint  , dass entsprechende Rechtschreibregeln nicht bewusst sind:  ss nach kurzem Vokal, aber ß nach langem Selbstlaut. Dies betrifft auch den s-Laut vor einem t. Beispiel:  Er isst  gern Süßes.

Dass nun ein großes ß eingeführt werden soll, ist zu begrüßen, sorgt es doch   vor allem bei  Namen und Bezeichnungen für exakte  und  eindeutige Schreibweisen. Nicht gut allerdings, dass in den Fällen weiterhin SS möglich ist.

Vernünftige Rechtschreibregeln, die vor allem nicht dauernd verändert werden, sind wichtig.

Wichtiger aber ist, dass erstens der Stellenwert der Rechtschreibung erhalten bleibt und zweitens  das Training der Rechtschreibkompetenzen nicht vernachlässigt wird, insbesondere in der Schule.

IN DEM SINNE VIEL SPA ẞ BEIM SCHREIBEN !

So gelingt jetzt schon  das  große Eszett auf dem Laptop:

diese 4 Zahlen  und Buchstaben tippen: 1E9E

danach  auf die ALT  Taste  und gleichzeitig  auf den Buchstaben  c  drücken!

Das war übrigens eine Information auf der Kinderseite der WAZ  vom 30.06.2017 – Gabriele   Gottbrath


Leserbrief zu „Gipfel des Terrors“ von Josef Joffe

Killerwale (genauer Schwertwale) sind bekanntlich hochintelligent, kooperativ und ernaehren sich raeuberisch auch von Robben, die ihrerseits gnadenlos Fische dezimieren. Ihr Vergleich hinkt also… Herzlich! – Prof Reinhard Renneberg


Leserbrief zu „Moralische Panik“ von Mariam Lau

Das Abkommen zwischen der EU und der Türkei als Vorbild für weitere Abkommen heranzuziehen, erscheint mir vollkommen unangebracht. Ich empfehle Ihnen hierzu die Lektüre des Essays von Beate Klarsfeld und Benjamin Abtan in der Welt vom 6.7.2017, „Wir brauchen Erdogan nicht“. Abkommen mit autokratischen Präsidenten oder korrupten Regierungen helfen weder den Flüchtlingen noch der EU. Die Empfehlung eines „kühlen Interessenpokers“ ist ebenfalls unangebracht.

Eine andere Agrar- und Wirtschaftspolitik der EU und anderer Länder, z.B. der USA und China ist überfällig. Nach wie vor verschlingt die Agrarpolitik der EU ein Drittel der finanziellen Mittel oder sogar mehr. Die Überproduktion der Agrarindustrie wird gefördert und damit prekäre Arbeitsplätze und das Elend der Tier hierzulande. Lagerung und Export nach Afrika werden ebenfalls subventioniert und zerstören die lokalen Märkte und somit die Existenz der örtlichen Erzeuger. Aber dafür wird dann natürlich das nächste Hilfsprogramm aufgelegt. Fischereiflotten der EU, Chinas und anderer Länder überfischen die Fanggründe afrikanischer Fischer. So wird den Menschen jede Perspektive im eigenen Land zunichtegemacht. Hier einen „kühlen Interessenpokers“ zu empfehlen, ist m.E. zynisch. – Wilfried Bebber


Leserbrief zu „Aussortiert bei H&M“ von Kolja Rudzio

Wenn man sein Image pflegen will, müssen Außenwerbung und Innenwirkung zusammen passen. Das scheinen Ihre Manager nicht verstanden zu haben. Ganz schnell zu entsprechenden Seminaren (z.B. ArbeitszeitG) anmelden. Übrigens auch zu solchen, die das BetrVG zum Inhalt haben! Ich konnte jedenfalls meine Frau überzeugen, erst mal nicht mehr bei Ihnen zu kaufen. – Bernd Buschmann 


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

Allerdings hätte ich eine Frage bzgl. G20:   In der letzten Ausgabe waren u.a. die Krawalle in Hamburg zum Thema.   Wurden in einer der vorherigen Ausgaben – also vor meinem Abo –  auf die einzelnen Positionen der G20-Teilnehmer, soweit der Presse bekannt,  wie auch  zumindest auf die wesentlichen Kritikpunkte mancher NGO  zu diesen Verhandlungsthemen der betreffenden politisch Verantwortlichen näher eingegangen und zudem erörtert?

Ich denke,  es dürfte schon  zu einer recht informativen, (möglichst) wertneutralen, objektiven Zeitung wie der Ihren  einfach dazugehören,  dass sie wie z.B. in der obigen Angelegenheit  Pro und Contra aufzeigt (also keine einseitige Berichterstattung- wohlgemerkt),  so dass man als LeserIn doch insofern ziemlich gut informiert wird,  was bei anderen Medien  leider nicht unbedingt der Fall ist, – und verbleibe mit freundlichen Grüßen – Marina Vogel


Leserbrief zu „Kann die SPD das noch drehen?“ von Matthias Krupa

Man muss dem „Zukunftsplan“, den Martin Schulz präsentiert hat, nicht in allen Punkten zustimmen.  Aber Schulz und die SPD demonstrieren damit wenigstens etwas, was man in den vergangenen Jahren in Deutschland leider vermisst hat: den beherzten Willen, etwas zu gestalten und unser Land zukunftsfest zu machen.  Im Gegensatz dazu steht Kanzlerin Merkel.  Ihr bisheriges Agieren im Wahlkampf wirkt alles andere als angriffslustig, teilweise sogar regelrecht lustlos.

Sie macht keine Anstalten, sich aus der Reserve locken zu lassen.  Ihre Wahlkampfstrategie scheint erneut hauptsächlich in einer „asymmetrischen Demobilisierung“ zu bestehen, insbesondere durch ihr Vermeiden von Stellungnahmen zu kontroversen Themen.  Merkel muss sich den Vorwurf gefallen lassen, sich (bis jetzt) wieder einmal dem Wahlkampf zu entziehen.  So lange ihre Taktik wirkt, wird die Kanzlerin sie auch anwenden.

Dies ist das Hauptproblem von Kanzlerkandidat Schulz, der die Amtsinhaberin gerne aus der Reserve locken würde, sie jedoch nicht richtig zu fassen bekommt.  Die Demokratie lebt von der Debatte, Merkel jedoch vermeidet alle inhaltlichen Debatten.  Dabei liegen die wichtigen Themen auf dem Tisch: Von der Bekämpfung der (A)ltersarmut bis zur (Z)ukunft der Arbeit.  Eine vage Hoffnung gibt es für Schulz und die SPD allerdings noch.  Ich bin gespannt, ob die Bürger in Zeiten einer aufgewühlten politischen Stimmung Merkels „Wahlkampf-Desinteresse“ dauerhaft goutieren werden.  Die Zahl der unentschlossenen Wähler ist nach den aktuellen Umfragen mit 60 Prozent außerordentlich hoch.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass die SPD in den kommenden Wochen noch einen Teil dieser Unentschlossenen für sich gewinnen kann.  Denn unabhängig von den parteipolitischen Präferenzen wäre es gut für unsere Demokratie, wenn Merkel nicht wieder völlig kampflos obsiegen würde. – Alfred Kastner


Leserbrief zu „Die Schreibhälse“ von Petra Pinzler

Die Energieraute

Angeblich sollen wir Deutschen ja alles so gut planen können und so überaus organisiert sein. Es ist allerdings völlig unverständlich wie unorganisiert und dilettantisch der Wechsel zur Elektromobilität angegangen wird.

Da treffen sich ein paar Ministerpräsidenten und verabschieden Allgemeinplätze als „Absichts“erklärung und die Industrie jammert nur über möglichen Arbeitsplatzverlust (DAS Totschlagsargument schlechthin!).

Wo bleibt die Planung?

Warum setzt sich die Bundesregierung nicht mit allen relevanten Entscheidungsträgern aus Industrie, Politik und Wissenschaft zusammen, um ein tragfähiges Konzept zur Elektromobilität zu erstellen? (Beim Atomausstieg ging ähnliches ja auch).

In den 1970er Jahren hat Kalifornien – heute die achtgrößte Wirtschaft -den Abgaskatalysator verpflichtend eingeführt. Um im Markt zu bleiben, haben damals alle Autohersteller nachgerüstet und Katalysatoren verwendet.

Wenn nun Deutschland, als viergrößte Wirtschaft eine ähnlich verbindliche Regelung für Elektroautos einführen würde, würden sicherlich viele Hersteller nachziehen.

Doch höre ich schon die Unkenrufe, daß das doch Arbeitsplätze kostet und man so etwas nicht im nationalen Alleingang durchziehen könne. BLABLABLA…

Warum nicht einfach Standards eruieren und sie dann festlegen?

Z.B. die Pflicht, daß alle Elektroautos nicht nur geladen werden können (möglichst mit einem Standard an Strom und Ladesteckern), sondern daß die Batterien auch austauschbar sind. Z.B. an einer Tankstelle (das würde den Tankstellenpächtern neue Geschäfte bringen und Arbeitsplätze gingen hier NICHT verloren).

Warum nicht jetzt verbindlich einen Standard festlegen auf dem dann aufgebaut werden kann?

Als Bill Gates sein Betriebssystem entwickelte, konnte sich niemand einen größeren Speicher als 640Kb vorstellen. Alle Innovationen drehten sich lange darum dieses Manko auszugleichen.

Warum macht man genau die gleichen Fehler jetzt wieder bei der Elektromobilität? Da gibt es mindestens drei Standards der Stromversorgung und der entsprechenden Ladestecker – WARUM?

Wieder kocht jeder Hersteller sein eigenes Süppchen und es fehlt an vorausschauenden Vorgaben, die verbraucherfreundliche Innovationen fördern. (eine Eigenschaft, die der Politik, die nur marktkonform auf die „Bedürfnisse“ der Märkte reagiert immer mehr abgeht!)

Wann lernen Politik und Wirtschaft endlich vorrausschauend zu denken und zu entwickeln und nicht einer Entwicklung hinterherzurennen, bzw. nur nachzukitten, wenn wieder etwas schief gelaufen ist? – Wolfgang Michel


Leserbrief zu „Ein Argument wird nicht dadurch besser, dass man es wiederholt“ von Johanna Rahner

Es ist wahrscheinlich nicht nur für mich erstaunlich, mit welcher Arroganz manche Theologen sich mit pseudowissenschaftlichen Themen beschäftigen, die heutzutage nur mehr Kopfschütteln verursacht.. Angesichts der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse seit Kopernikus gehen den Religionen langsam aber stetig immer mehr glaubwürdige Argumente ab. Das hat nichts mit links oder rechts zu tun! Die Behauptung Gott habe das Universum in 7 Tagen geschaffen. wobei er sich am 7.Tag quasi von den Strapazen erholt hat, löst – dezent gesagt – mitleidsvolles Lächeln aus. Mit den orientalischen Märchen vom Verweis aus dem Paradies, von der Erbsünde, von einem Weiterleben nach dem Tod (Auferstehung), von einem paradiesischen Himmel und einer schrecklichen Hölle usw. Liebe weltfremde Theologen aller Religionen: Das frisst heute niemand mehr.

Der Prozess vom strengen Glauben über den Zweifel zur Gewissheit, nämlich der Ablehnung der orientalischen Märchen, findet seit dem Stauferkönig Friedrich Bararossa statt: authentica habita („Wir wollen es wissen“, der Startschuss für die ersten Universitäten). Es sollte seit 800 Jahren genug Zeit gewesen sein, um das zu begreifen! – Johann Ernst


Leserbrief zum „Kunstmarkt“ im Wirtschaftsteil

Ehrlich gesagt, wenn ich das Wort „Kunst“ (im Sinne moderner Kunst) höre, kräuseln sich mir die Zehnägel. Und nun auch noch im Wirtschaftsteil! Soll damit ein neue Marke der gesellschaftlichen Dekadenz gesetzt werden, wenn gezeigt wird, wie irgendwelche Leute, die nach5 Geldspeichern keine Lust mehr haben, den 6. zu bauen, ihren Überfluss in Schund investieren?

Bitte nehmen Sie das wörtlich: Schund! Künstler ist heute anscheinend jemand, der keinerlei Schamgefühl besitzt, irgendein primitives Gedaddel in die Welt zu setzen, dass für das jeder Handwerker seinen Gesellen- oder Meisterbrief verliert, und gleichzeitig das Glück hat, Leute zu finden, die vom Fehlen des Schamgefühl so beeindruckt sind, dass sie ihn protegieren, bevor die weiß bekleideten Leute mit den Ich-hab-mich-lieb-Jäckchen ihn in die nächste Anstalt verfrachten. Wenn ein zugekiffter Künstler Spaghetti bolognese an die Wand klatscht, ist es Kunst, wenn Erna Müller aus der Plattenbausiedlung das macht, eine Sauerei? Nein, danke!

Früher wurden Künstler vom Publikum beauftragt, weil sie Außergewöhnliches zu Stande brachten, heute – und da schauen Sie sich den Plebs auf den Kunstauktionen doch an – kauft das Publikum nicht, was ihm gefällt, sondern das, was ihnen ein „Experte“ mit „Kunstsachverstand“ empfiehlt, Preis und seine eigene Marge gleich inbegriffen. Was ein Quark! Für mich muss ein Künstler etwas Außergewöhnliches können, und da kann man mit Recht heute sehr skeptisch sein. Sehr treffend hat das Joseph Beuys auf den Punkt gebracht. Er konnte! Es gibt Filmdokumente, die das belegen. Von ihm stammt aber auch die Aussage „Warum soll ich mich anstrengen, wenn ich mit Müll mehr Geld verdienen kann?“ – und bekannt ist überwiegend sein Müll. Erhellend auch das zweibändige Werk „Skulptur“ aus dem Taschenverlag, dass die Werke bis zur Moderne für sich selbst sprechen lässt und sachliche Kommentierungen liefert, während bei moderner Kunst etwa in Art eines Unglücks, bei dem dem Künstler ein Leimtopf umkippte und die Werkzeuge am Arbeitstisch fixierte – hochkant gestellt ein „außergewöhnliches Beispiel moderner Kunst“ – die Sprache um so pompöser wird, je lächerlicher das Kunstwerk ist, und bezüglich des Pompösen selbst NS-Literatur schließlich locker in den Schatten stellt.

Bei einer meiner Nichten hängt ein gerahmtes Bild an der Wand. Eine meiner Schwägerinnen, ihres Zeichens kunstinteressiert und Kunstlehrerin, fragte „Oh, ein (Druck eines) Jackson Pollock?“. Nein, sorry, ist ein echter Nele, 4 Jahre, Kindergartenarbeit. Ist schön, passt an die Stelle, aber wer Millionen dafür ausgibt, weil ein bestimmter Name dran steht, hat wohl bei der Vergabe des Gehirns während des göttlichen Schöpfungsakts vergessen, „hier!“ zu rufen. – Prof. Dr. Gilbert Brands


Leserbrief zu „Entzündete Seele“ von Max Lebsanft

KOPF UND ODER NICHT KÖRPER . ‚Im Kopf oder im Körper‘ ist nur dann eine Frage, wenn es optionale Antworten gibt. Doch die gibt es nicht. Denn, was wäre der Kopf anderes, wenn nicht Körper bzw. ein Teil von demselben? Die Depression muss nicht erst ‚jetzt zu einer rein körperlichen Erkrankung umdefiniert werden‘. Das Fragezeichen im Text sollte schon lange durch ein Ausrufezeichen ersetzt worden sein.

Es kann nur beibehalten werden, wenn der Kopf als Teil des Körpers in Frage steht. Die Antwort ist, es ist korrekt, dass Sigmund Freud die Ursache der Depression im psychischen Erleben verortet hat. Es ist aber auch korrekt, dass Sigmund Freud die Ursache des psychischen Erlebens in der Biologie des Menschen und also dessen Körper verortet hat, also in der Biologie, die den Menschen nicht als nachträglich zusammengesetzte Einheit aus Geist, Körper und Seele verstanden haben will, sondern als voraussetzende Einheit aus organischen Komponenten, wie Herz, Nieren, Hirn, Magen, Darm und dergleichen und, wenn man so will, Geist und Seele bereits verstanden hat. – Leonard Pengler . Dipl.Rer.Nat.Univ.


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

Was ich in den vielen Berichterstattungen vermisse, ist die Erörterung von Ursachen für die Ausschreitungen und Ergebnissen der Gipfel-Beratungen. Stattdessen viel Diskussionen, auch in den Talkshows, über Verläufe, Wirkungen und Schuldzuweisungen.

Ursache von Gewalt: Das soziale Problem – Kaputtes Elternhaus? Fehlende Kanalisierung jugendlicher (männlicher) Potenz? Zu wenig körperliches Austoben (Sport!), zu Hause und in den Schulen?

Ursache von linker Gewalt: Dominanz der kapitalistischen Banken- und Finanzwelt mit ihrer Steuerflucht und ihren unerträglichen Managergehältern und Boni – kein wirklicher politischer Wille?

Ergebnisse des G20-Gipfels: warme Luft – wer hat was mit wem vereinbart? Wo und bis wann in Syrien bitte der Waffenstillstand? Das alles ohne Konkretes. Ohne Verbindlichkeiten.

Oder ist das alles nicht mehr interessant? – Dr. Martin Grau


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

Nach der Lektüre der letzten Ausgabe der ZEIT könnte man den gewalttätigen G20-Randalierern geradezu gratulieren: Sie bestimmten nicht nur während des Gipfels die Schlagzeilen, sondern haben es auch geschafft, dass eine Qualitätswochenzeitung ausführlich über die Ausschreitungen berichtet, aber nicht einen einzigen Artikel über (sachliche) Kritik und (Nicht-)Ergebnisse des Gipfels bringt!

Angesichts so mancher Redundanzen in den Artikeln frage ich mich zudem, ob nicht vielleicht doch Platz für diese alternativen Themen gewesen wäre? Dem Ganzen setzt Josef Joffe die Krone auf, indem er die Randalierenden zu „Terroristen“ adelt. Das ist genauso überdreht wie bei autokratischen Staatslenkern, die durch diese Terminologie Feindbilder schaffen wollen.

Dies war kein Terror, denn dazu hätte eine psychologische Komponente gehört. Und dass die Hamburger sich dauerhaft terrorisiert oder traumatisiert fühlen, kann man nicht behaupten. Im Gegenteil: Sie können sich erleichtert zurücklehnen, da in diesem Jahrhundert sicher kein G-Gipfel mehr in Hamburg stattfinden wird. – Dr. Jörn Bullwinkel


Leserbrief zu „Block und Beton“ von Giovanni di Lorenzo und „Gipfel des Terrors“ von Josef Joffe

Ich bin erschrocken und verwundert, dass Herr Joffe derartig wenig  differenziert so einen Artikel in ZEIT schreibt. Von vielen unterschiedlichen Medien wurde festgestellt und auch  beschrieben, dass offensichtlich die Motivation und die Gemengelage der  gewaltbereiten Menschen in HH nicht allein im Linksextremismus zu  suchen ist. Es sind auch die abgehängten, ausgegrenzten,  perspektivlosen Menschen und auch Menschen, die einfach genug haben von  der unsäglichen Politik der G20. Die vermeintlich einfach Lösung von Herrn Joffe, derartige Gipfel auf  Inseln zu verbannen, hat m.E. mit Klugheit wenig zu tun. Zitat Joffe: „Das Problem ist die Bühne…“ Nein, Herr Joffe, das  Problem ist die Politik, die immer mehr Menschen ins Abseits drängt. – Elisabeth Behrends


Leserbrief zu „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

Ein hübscher Rundumschlag, dachte ich anfangs, während ich Ihren Artikel las, einigermaßen überrascht darüber, dass in Ihrem Artikel nicht gleich der „Volkszorn“ über die Zerstörungsakte „linker“ „gewaltbereiter“

Akteure hereinbrach. Das klang erst einmal richtig analytisch. Aber dann auf Seite 40 musste das Ding wohl doch schnell fertig werden. Erstens, wir haben keinen Kapitalismus, sondern in Deutschland und vielen anderen G20-Staaten eine mehr oder weniger soziale Marktwirtschaft. Indes hat das individuelle Unglück sehr wohl etwas mit den entsprechenden, sich verschärfenden Arbeitsverhältnissen zu tun. Es wird zumindest in Deutschland immer schwieriger, einen Job so zu machen, dass man dabei nicht ausbrennt. Das System lässt immer weniger Reserven zu. Zweitens bleiben Sie bei der Behauptung, es könne kein System geben, das uns mit Glück und Liebe versorgt, eine Begründung schuldig. Ich glaube zwar auch nicht an ein zukünftiges Schlaraffenland, aber wer weiß, wozu künftige Machthaber und deren Unterstützer mal fähig sein werden? Drittens müssen Sie mir doch einmal den Begriff „willkürliche anarchistische Gewalt“

erklären. Ich erlebe ja immer wieder, dass JournalistInnen den Begriff „Anarchie“ in die Chaos-Ecke packen, wo er nun wirklich nicht hingehört.

Informieren Sie sich doch bitte darüber, was der Begriff bedeutet, bevor Sie ihn verwenden. Der Artikel hatte so erfrischend angefangen. Schade. – Jochen Roddewig


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

Als langjährige, meist tägliche Leserin eurer Print- und Online-Angebote habe ich schon länger den Prozess beobachtet, wie eure Ausrichtung sich Stück für Stück immer weiter nach rechts verschoben hat in Richtung eines vornehmlich den neoliberalen Status Quo als lobenswerte Selbstverständlichkeit hinnehmenden, mit Merkel sympathisierenden, linke Positionen und Kritik immer leiser und seltener äußernden „Mitte“-Blattes, das sich bewusst fast ausschließlich an eine Leserschaft der Vielverdienenden und Sehrvielverdienenden richtet. Und doch gab es für mich weiterhin gute Gründe, weiter ‚Zeit‘ zu lesen: ich hatte den Eindruck, dass die ‚Zeit‘ immer noch (gerade in den Print-Ausgaben) eine Art unabhängigen Gegenpol bereitzustellen versuchte, zu dem Meinungsbildungsmonopol von Schweinekonzernen wie Springer mit der bewussten Volksverdummung durch ‚Bild‘, zu den sich vorschnell verbreitenden (Fehl-)Urteilen und Halbwahrheiten in den Headlines und Posts auf den sozialen Medien, usw. – doch nun, seitdem ich eure sogenannte Berichterstattung über den G20-Gipfel verfolgt habe (insbesondere die furchtbar einseitigen und schlichtweg empörend ignoranten Beiträge in der ‚Elbvertiefung‘ und auch die News auf Zeit Online) bin ich leider an dem Punkt angekommen, dass ich mein Abo nicht verlängern werde. Die Zeit App habe ich eben gelöscht und die ‚Elbvertiefung‘ werde ich auch deabonnieren, denn ich kann dieses undifferenzierte Geschwafel nicht mehr hören und es macht mich nur noch wütend.

Wie kann es sein, dass eure Darstellung der Ereignisse in Hamburg so undifferenziert war und ist? Wie kann es sein, dass ausgerechnet ihr (!) – mein geliebter verblassender Gegenpol – diesen lächerlichen medialen Zirkus mitmacht, diese plötzliche Hexenjagd auf die ‚autonomen Linken‘, die ‚Linksradikalen‘ und ‚linken Gewalttäter‘ die angeblich für die Vandalismus-Exzesse des Freitag verantwortlich gewesen sein sollen, was vollkommener Unsinn ist, wie jeder gesehen hat, der selbst vor Ort war, wie ich es war – ich verweise an dieser Stelle auch noch einmal auf den offenen Brief diverser Ladenbesitzer im Schadenviertel, den ihr selbst erwähnt habt. Überhaupt dieser Hohn, solch offensichtlich nicht mit politischen Aktionen vergleichbare Ausbrüche sinnloser Zerstörungswut besoffener Idioten politischen Aktivisten in die Schuhe schieben zu wollen; das ist ein Fehler, den ich von der ‚Bild‘ erwartet habe, von euch nicht.

Wie kann es sein, dass ihr euch nicht die Mühe gemacht habt, umfassend zu analysieren und darüber zu berichten, wie hier gezielt durch eine Kombinationen aus politischen und organisatorischen Schachzügen und  Polizei-Strategie ein Spektakel inszeniert wurde, das von den Medien eine ganz bestimmte Berichterstattung provozieren sollte? Wieso fallt ihr darauf herein? Wie kann es sein, dass ihr euch derartig instrumentalisieren lasst? Wie konntet ihr die massive, grenzüberschreitende Gewalt und die vielgestaltigen Grundrechtsverletzungen durch die staatliche Autorität weitgehend unhinterfragt lassen? Merkt ihr nicht, dass hier versucht wurde, die Situation so eskalieren zu lassen, dass die Menschen Angst davor bekommen, demonstrieren zu gehen – oder wollt ihr es einfach so nicht aussprechen? Wie könnt ihr auch die mangelhaften inhaltlichen Ergebnisse des Gipfels (wenn sie überhaupt erwähnt werden), so unkritisiert stehen lassen, Merkel einfach so davonkommen lassen? Ich könnte hunderte weiterer dieser rhetorischen Fragen stellen, aber ich fürchte, dass ich die Antwort kenne: ihr seid mittlerweile so weit nach rechts gerutscht, dass ihr im Zweifelsfall eben auch bereit seid, euch an der Volksverdummung mit zu beteiligen, durch unvollständige und undifferenzierte Berichterstattung und die Auswahl der Themen. Ich bin so, so, so sehr enttäuscht – dies ist der Moment, da ich mich schweren Herzens von der Zeit abwende. – L. Beringer


Leserbrief zu „Mein Haus, mein Auto, meine Provinz“ von Mark Schieritz

Schon immer war mir klar, dass es in der katholischen Kirche so richtig zur Sache geht. Jeder Pastor hat seine „Haushälterin“ oder ist in der Organisation von Messdienern oder Knaben-Kirchenchöre aktiv. Und so schuf sich die christliche Heuchlerbande ihr eigenes Paradies auf Erden, in denen jeder unter dem „Schutze von Gottes Wort“ seine Triebe und perversen Bedürfnisse ausleben konnte. Es verhielt sich wie in der Physik bei der dunklen Materie: Jeder Physiker weiß, dass es sie gibt, doch sie wurde noch nie nachgewiesen!!

Insofern hatte sich auch die Gesellschaft mitschuldig gemacht, die sich das über Jahrzehnte oder Jahrhunderte anschaute. Die Kirche sollte über gewisse Verbote von Ehe und Familie nachdenken. Sich an einem Kind zu vergehen ist für mich das schlimmste Verbrechen überhaupt.

Ein normales Familienleben schützt zwar nicht vor pädophilen Schandtaten, trägt aber zu Normalität in dieser Struktur bei. Wäre doch was, wenn die Geistlichen „ihr Glück nicht mehr selbst in die Hand nehmen bräuchten!“ – Kurt Nickel


Leserbrief zu „Der Mob“ von S. Kempkens

Die Frage : “ Wieviel Gewalt “ beantwortet sich von selbst. Die gegenseitgen Schuldzuweisungen der Politiker nach den peinlichen Krawallen in Hamburg sind einfach dumm und zeugen von der Hilflosigkeit der etablierten Parteien.  Diese Parteien sind blind und agieren “ defensiv an der Wand “ , wenn es um Antifa und linken Mob , aber auch um die kommenden Gefahren aus dem Terror-Umfeld von Islamisten geht.  Anstatt hier mal was effektives zu tun , hetzen und diffamieren Politiker sowie Pfarrer und Pastoren in Richtung AFD.  Wann endlich handelt die CDU nach ihrem “ C “ in ihrem Parteinamen? –  Erwin Chudaska  Dipl.Ing.


Leserbrief zu „Warum hat Europa keinen Nationalfeiertag?“ von Benedikt Erenz

Bei aller Sympathie für Herrn Erenz Furor für den 14. Juli 1789 als Gründungsdatum des modernen, freien Europas und damit als möglichen Kandidaten für einen Festtag aller Europäer, muss nun ich als Beamtin der Europäischen Kommission Einspruch erheben. Und zwar nicht nur, weil eine solche Umwidmung und Aneignung eines französischen Nationalfeiertags wohl weder in Frankreich, noch in den übrigen Mitgliedsstaaten auf viel Gegenliebe stoßen und eher kontraproduktiv wirken würde. Vielmehr muss ich widersprechen, da es einen solchen Tag tatsächlich schon gibt, nämlich den Europa-Tag am 09. Mai.

Dieser Tag dient dem Gedenken an die Erklärung Robert Schumans im Jahre 1950, die in die Gründung der Montan-Union mündete. An diesem Tag haben die meisten EU-Beamten frei (und verzichten dafür auf einen anderen gesetzlichen Feiertag in Belgien, um  dem immer wieder gerne bemühten Bild des überbezahlten Müßiggangs keine Steilvorlage zu liefern) und es finden zahlreiche Feierlichkeiten und Veranstaltungen rund um Europa und seine Institutionen statt, nebst dem Tag der offenen Tür aller Brüsseler Institutionen an einem Wochenende kurz vor oder nach dem eigentlichen Europa-Tag. Ich für meinen Teil würde mich jedenfalls sehr freuen, diesen Tag zukünftig mit dem gesamten Demos Europas zu begehen! – Alexandra Pötz


Leserbrief zu „Böser, böser deutscher Export“ von Uwe Jean Heuser

Uwe Jean Heuser greift die Debatte über die deutschen Leistungsbilanzüberschüsse auf und weist Kritik vom Economist zurück.

Wer den Economist aufmerksam gelesen hat, stellt fest, dass dieser durchaus Verständnis für die Entstehung der Überschüsse zeigt, aber nun andere wirtschaftspolitische Maßnahmen fordert. Recht hat er! Dass viele Akteure in dieser Diskussion eigene Interesse verfolgen ist unstrittig und dass die Bundesregierung nicht einfach per Dekret den Leistungsüberschuss abschaffen kann, übersehen auch viele Kritiker.

Dennoch: bereits in den ersten Studiensemester VWL lernen Studierende, dass eine ausgeglichene Leistungsbilanz ein sinnvolles langfristiges wirtschaftspolitische Ziel darstellt. Die Kehrseite des Leistungsbilanzüberschusses ist das Kapitalbilanzdefizit, was nichts anderes heißt, als dass die Investitionen in Deutschland im Durchschnitt zu niedrig sind. Auch wenn Merkel sagt, dass Geld nicht das Problem sei, gibt es weiterhin zahlreiche Kommunen und Bundesländer, deren Geldnot durchaus ein reales Problem ist. Mindestens ebenso wichtig sind aber private Investitionen von Unternehmen und die eigentlich (sehr beunruhigende!!) Frage hinter den Exportüberschüssen ist, warum private Unternehmen so wenig in Deutschland investieren. Anstatt aktiv zu schweigen, sollte die Bundesregierung hierauf konkrete Antworten liefern um den Wirtschaftsstandort Deutschland für die Zukunft zu sichern. Die Kritik vom Economist einfach abzutun ist somit fahrlässig. – Dr. Malte Ehrich aus Mölln


Leserbrief zu „Kann die SPD das noch drehen?“ von Matthias Krupa

Martin Schulz statt Angela Merkel bedeutet nur „Was die Flüchtlinge uns bringen, ist wertvoller als Gold“ statt „Wir schaffen das“. Vom Regen in die Traufe, könnte man auch sagen, weshalb man zum kleineren Übel tendiert. Wenn die Kanzlerin aber darüber hinaus meint, man müsse für die EU und deren Problemwährung „Opfer“ – etwa als Fangbaum in Form der Aufnahme vieler nach Europa kommender Sozialtouristen oder als Finanzierungszentrum für marode Mitgliedsstaaten der Eurozone – bringen, scheint der Bogen endgültig überspannt. Tante Angela fühlt sich scheinbar für die ganze Welt zuständig, vergisst aber die Menschen im eigenen Land. Bedauernswertes Deutschland. – Mag. Martin Behrens


Leserbrief zu „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

Ich finde es peinlich und unangemessen, den Ausschreitungen und der sinnlosen Gewalt anläßlich der G20-Krawalle mit „Stauffenbergs Anschlag auf Hitler“ eine gewisse Legitimität geben zu wollen.

Distanziert führen Sie weiter aus: wenn man der Meinung ist, dass das Doppelgespann aus Demokratie und freiem Markt zu unerträglichen Zuständen führt, dann sind auch ungewöhnliche Gegenmaßnahmen angemessen. Ich bezweifle, dass Sie ebenso distanziert reagieren, wenn man der Meinung ist, dass das Doppelgespann aus Demokratie und freier Meinungsäußerung sowie freier Presse zu unerträglichen Zuständen führt, dann auch ungewöhnliche Gegenmassnahmen angemessen sind.

Zum Glück erleben wir in Deutschland mit dem Doppelgespann aus Demokratie und freier Gesellschaft nach meiner Meinung keine so unerträglichen Zustände, dass ungewöhnliche, gewalttätige Gegenmaßnahmen der Bürger angemessen sind. – Dr. Herbert Powelz


Leserbrief zum Thema “Wie viel Gewalt steckt in der Linken?”

Mythos Schwarzer Block

„Was sind das alles für Versager in Politik und Polizeiführung“ hört und liest man richtigerweise.

Wie aber sind die selbsternannten Sicherheitsexperten und sich ständig wiederholende Kommentatoren oder oft schlecht recherchierende Journalisten zu dem Thema zu bewerten?

„Gewalttätig wie selten“ ist die überwiegende Meinung.

Ich vergesse nicht den erstmalig so herunterprasselnden Steinhagel 1968 am Tegeler Weg in Berlin. Vor allem nicht die völlig überraschenden Maikrawalle 1987 mit den mehreren neben mir brennenden SEK-Kollegen!!

Später Molotowcocktails und Gehwegplatten von Dächern in der Mainzer Straße, die glücklicherweise in den Mannschaftswagen stecken blieben. Danach das Hochkämpfen auf die Dächer mit Spezialkräften. Und es gab noch Schlimmeres, beispielsweise in Frankfurt…

Der Schwarze Block? Na und…kann man packen!! Wo aber bleiben die zeitgerechten wirksamen Hinweise der Besserwisser für mögliche technische/taktische Maßnahmen?

Es gibt Lösungen, stattdessen muss man wieder Schwerverletzte und Tote unter den Beteiligten erwarten!

Von einem in Hamburg eingesetzten SEK-Leiter wird aufgeregt berichtet, der Schusswaffengebrauch sei für sie freigegeben worden. Was ist daran denn nur meldewürdig?? – Lothar Ebert


Leserbrief zu „Moralische Panik“ von Mariam Lau

Seit zwei Jahren muss ich es ertragen, dass Sie gebetsmühlenartig von “Flüchtlingskrise” reden, wo wir doch vielmehr eine “Krise des Flüchtlingsschutzes” haben. Jetzt stellen Sie den Deal zwischen der EU und der Türkei (dessen Präsident “den Verrätern die Köpfe abreißen” will!) als leuchtendes Beispiel hin zur Reduzierung der Flüchtlingszahlen. Es reicht. Da hilft nur noch abbestellen.” – Angela Baer


Leserbrief zu „Mein Haus, mein Auto, meine Provinz“ von Mark Schieritz

Furtwangen, eine Kleinstadt von etwa 10 000 Einwohnern, 45 km von Freiburg entfernt , liegt auf 850 m Höhe im Südschwarzwald – mit entsprechend rauem Klima und ohne Bahnanschluss. In Freiburg wird entsetzt reagiert,: „Da kann man doch nicht wohnen“ – in diesem kulturlosen Badisch-Sibirien.

Aber. ich bin jedes Mal froh, wenn ich „aus dem Tal, sprich dem lauten, überfüllten, stickigen Freiburg auf meine grünen Höhen mit der unvergleichlichen würzigen Luft in unser Haus am Hang, das ich mir in dieser Lage in Freiburg nie leisten könnte, zurückkehren kann.

Was macht die „Provinz“ so lebenswert, dass ich mich nicht abgehängt fühle?

Wie schon erwähnt – die grüne Umgebung, die reine Luft, Arbeitslosenquote extrem niedrig durch eine gut aufgestellte mittelständische Industrie und viele Handwerksbetriebe, bezahlbarer Wohnraum, sich kümmernde Nachbarschaft, kulturelles Leben durch Vereine und die renommierte Fachhochschule ( jetzt University), Vorhandensein sämtlicher Schularten, – und, wie im Augenblick, erträgliche Sommer mit kühlen Nächten, worum uns im Zuge des Klimawandels sicher noch viele „Täler“ beneiden werden.

Ich kann nur alle genervten Großstädter auffordern – kommt nach Furtwangen! – Kerstin Cornelissen


Leserbrief zu „Eine Dreckschleuder sieht Grün“ von Isabell Beer

Durch ihren Bericht in der Zeit-Ausgabe vom 13.07.2017 entsteht der Eindruck, die geschilderten Vorkommnisse wären in der Autobranche ein großes Problem. Die Feinstaubplakettenproblematik betrifft ja (fast) ausschließlich nur Dieselfahrzeuge. Natürlich ist der Handel mit Feinstaubplaketten illegal und nicht zu akzeptieren! Aber man sollte meines Erachtens die Wertigkeit solcher Vorkommnisse genauer prüfen. Was uns ( ich betreibe seit fast 20 Jahren eine freie KFZ-Werkstatt ) viel mehr Sorgen bereitet würde ich Ihnen gerne einmal mitteilen. Ich bin fest davon überzeugt, das der Großteil der Bürger/Verbraucher/Autofahrer schockiert ist wenn berichtet wird wie es zugeht im „Autoland“ Nr. 1: Es ist branchenintern bekannt, dass es KFZ-Ingenieure gibt die z.B. die Hauptuntersuchung durchführen ohne das betreffende Fahrzeug gesehen zu haben! Es fahren wahrscheinlich Zehntausende Fahrzeuge durch unser Land die ich als Verkehrsunsicher einstufen würde. Wir haben als redliche Handwerker keine Ansprechpartner wenn wir über Jahre Mißstände erleben.

Ich würde gerne berichten wie auch die großen Organisationen wie z.B.

TÜV oder DEKRA plötzlich aktiv werden wenn erhebliche Mängel an Fahrzeugen kurz nach der „Mängelfrei“ bestandenen HU festgestellt werden. Wir haben in unserer Werkstatt einige Fahrzeuge repariert und in einen sicheren Zustand gebracht bei denen die Kosten komplett von den eben genannten Prüforganisationen übernommen wurden. Spannend ist sicher auch das Thema „Schadenssteuerung “ der KFZ-Versicherer. Ich kann darüber berichten wie bewußt Zahlungen verzögert werden, wie man als Betrüger dargestellt wird( seitens der Versicherungen ),teilweise werden Rechnungen um minimale Eurobeträge gekürzt, es ist ein Kampf David gegen Goliath!

Und anstatt die großen Probleme anzugehen, werden wir mit völlig unsinnigen Vorschriften konfrontiert, die wir als letzter dieser Kette umsetzen müssen. Aktuell ist da das Thema Scheinwerferrichtlinie zu nennen, ebenso werden wir gezwungen bis zum Jahreswechsel 2018/2019 völlig intakte Bremsenprüfstände gegen angeblich „Manipulationssichere, weil mit Schnittstelle versehene“ Prüfstände auszutauschen. Als hätten wir anhand der Unfallzahlen einen Grund solchen Irrsinn durchzuführen!

Mit klarem Menschenverstand kann man solche Dinge nicht nachvollziehen. Wenn ihrerseits Interesse besteht darüber einen größeren Bericht zu verfassen bin ich gerne bereit mit meinem Wissen und der Erfahrung der letzten Jahre zu dienen. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zur Grafik: „Über den Wolken“ von Carolin Eitel und Christoph Drösser

Mit Interesse habe ich die Grafik auf der Grundlage Ihrer Recherchen über den Flugverkehr studiert. Mich würde dazu die Frage interessieren, wie viele Fluggäste aus Deutschland für ihre Ferienflugreisen den CO2- Ausstoß kompensieren und ob sich dabei im Verbraucherverhalten in dem von Ihnen untersuchten Zeitraum eine Veränderung feststellen lässt. Vielleicht gibt es Quellen, die Ihnen zugänglich sind. In Zeiten der Klimakrise gehört meines Erachtens der Aspekt der Kompensation zum Thema „Über den Wolken“ dazu, und es würde mich freuen, wenn die Zeit ihn auch auf ihren Reiseseiten ins allgemeine Bewusstsein bringen würde. Dies nicht zuletzt, um alternative Formen des Reisens zu fördern. – Claudia Belles-Fünfgeld


Leserbrief zu „Goodbye, Humboldt?“ von Josef Joffe

In der letzten Ausgabe der ZEIT las ich Ihren Artikel „Goodbye, Humboldt?“ und habe mich sehr darüber gefreut. So wie Sie das Humboldt’sche Bildungsideal beschreiben, verstehe ich es und genauso wie Sie, bin ich der Meinung, dass es gerade in Zeiten, in denen sich alles immer ändert, darauf ankommt, die eigenen Ansichten auf ein stabiles Fundament zu stellen. An einigen Punkten möchte ich gerne einhaken:

Ich glaube, dass sich das amerikanische Modell nicht so einfach nach Deutschland übertragen lässt, auch wenn hier Universitäten vorangehen, zudem liegt das Problem der zu schmalen Bildung nur zum Teil in der Übernahme des Bachelor-Systems. Lehrende in Deutschland zeichnen sich in erster Linie durch hervorragende fachliche Qualifikationen aus. Dass diese hochspezialisierten Fachkräfte nicht ohne weiteres in der Lage sind breite Bildung zu vermitteln, versteht sich von alleine – sie lehren das, was sie am besten kennen und das sind nun mal in die eigenen wissenschaftlichen Nischen. Am Ende braucht es also einen komplett neuen Lehrkörper, der die Art der Bildung, die Ihnen und mir vorschwebt, den jungen Erwachsenen nahe bringt. Im Übrigen lässt sich das Problem der Schmalspur – Ausbildung auch innerhalb das von den Studierenden gewählte Fach verlegen. Auch hier wird oft Spezialwissen von Spezialisten vermittelt, ohne vorher eine stabile Grundlage zu schaffen, zumindest im Medizinstudium (was ich kenne).

Ob sich die breite Masse der Studierenden dann für die Höhen der humanistischen Bildung begeistern lässt, bezweifele ich leider. In vielen universitären Veranstaltungen, die ich besucht habe, wird jedes Thema wird nur unter der Frage „Was bringt mir das?“ betrachtet, Themen ohne unmittelbaren Nutzen werden als Zeitverschwendung abgetan. In einem solchen Klima implizites (also letztlich nicht unmittelbar zur Anwendung kommendes) Wissen zu vermitteln, stellt sicherlich eine Herausforderung dar. Hier stellt sich auch die Frage was eigentlich genau in einem „Studium Generale“ vermittelt werden soll. Welche Felder müssen behandelt werden und nach welchen Kriterien werden diese ausgewählt (Interessen der Studierenden oder Lehrenden?, Forderungen aus Wirtschaft oder Politik?, usw.)? Letztlich muss auch diskutiert werden, ob tatsächlich nur akademisches Wissen im engeren Sinne vermittelt werden soll, oder ob z. B. handwerkliche Fähigkeiten auch auf den Lehrplan gehören, interessant sind dazu auch die Artikel in der vorletzten Ausgabe der ZEIT, in denen verschiedene Autoren ihre Version der idealen Universität beschreiben. – Mattias Vollmer


Leserbrief zu „Mal nicht so entspannt!“ von Luisa Jacobs

Da sich mein Kommentar auf ein Bild in Ihrer Zeitung bezieht (und zwar das Titelbild der „Zeit zum Entdecken“ N°29), schicke ich Ihnen anstelle eines Leserbriefs ein Leserbild.

Ich würde mich freuen, damit zur Diskussion beizutragen! – Sarah Gorenflos


Leserbrief zu „Es ist doch nur ein Twingo“ von Ijoma Mangold

Alle sind gegen die Gewalt? Aber nur so, dass man sie nicht hört. Wo sind sie denn, diejenigen, die bei jeder Friedens-, Antiatomwaffen- und Abrüstungsdemo ganz vorne mitmarschieren? Die Gewerkschaften, die Linken, die Kirchen, die Friedensforschungsinstitute? Die sich so gerne in der Zeitung auf der Titelseite sehen? Nichts. Tauchstation. Weg. Wenn die nur ein kleines Fünkchen Glaubwürdigkeit hätten, dann müsste von Ihnen ein Aufschrei durch die Medien gehen, den Deutschland noch nicht gesehen hat. Stattdessen: Funkstille. Kapitulation vor der Gewalt. Die kannste alle in der Pfeife rauchen, und es würde nicht mal schmecken, ehrlich. – Martin Loser