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20. Dezember 2017 – Ausgabe 53

 

Leserbrief zu „Alleinsein ist auch keine Lösung“ von Michael Allmaier

Ihr Essay hat mich sehr beeindruckt. Einsamkeit ist wie ein fensterloses Haus, dessen Innenwände Hohlspiegel sind. Wer zu lange isoliert lebt, verirrt er sich irgendwann in sich selbst. Außerdem wenn jemand mit seiner Sprache die anderen erreichen will, sollte dessen Stimme keine Solo-Arie, sondern ein polyphoner Chor sein. Eigene Stimme gestaltet die Basis, das ist klar, aber die andren Stimmen verleihen mehr Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft, vor allem in einer Welt, in der einstimmige Wahrheit nur noch schwer zu finden ist. – Ai Kretschmer- Nakashima


Leserbrief zu „Ist dieser Mann an allem schuld? Oder doch Sigmar Gabriel?” von Bernd Ulrich

Als in Essen geborener „Grüner“ verwundert Ihre Anmerkung, dass „…die Sozialdemokratie alles … getan hat, um marginalen Arbeitsplätzen den Vorrang zu geben vor kardinalen Fragen“. Allein auf Zollverein haben zu Spitzenzeiten 6.000 Vollzeitbeschäftigte („marginal“?) über und unter Tage malocht. In den gesamten 30 Jahren nach der Schließung sind dort 1.000 Arbeitsplätze entstanden. Das modernste Kohlekraftwerk Europas steht in Datteln und darf nicht in Betrieb gehen, daher wird der Bahnstrom von „alten Dreckschleudern“ erzeugt. Ich finde es wirklich klischeehaft, wie wieder einmal das „Ruhrgebiet“ für den Frust der Grünen über das Scheitern von Jamaika herhalten muss. – Frank Neumann


Leserbrief zu „Ist dieser Mann an allem schuld? Oder doch Sigmar Gabriel?” von Bernd Ulrich

Danke für die sehr gute Analyse der Gabriel-Rede. Vor allem die Aussage: „Umwelt- und Klimapolitik waren uns manchmal wichtiger als der Erhalt von Industriearbeitsplätzen“ hatte mich sehr geärgert und aufgeregt. Gabriel mag ein guter Diplomat sein aber vom Primat der Ökologie versteht er (wie viele andere Spitzenpolitiker) offenbar nichts. Bernd Ulrich hat die richtigen Antworten und es ist zu hoffen, viele Politiker und Wähler lesen sie. – Dr. I. Fruth


Leserbrief zu „Ist dieser Mann an allem schuld? Oder doch Sigmar Gabriel?” von Bernd Ulrich

Sigmar Gabriel, dessen Verhältnis zur neuen starken Frau der SPD, Andrea Nahles, zerrüttet und dessen „Freundschaft“ mit Martin Schulz schwer beschädigt ist, weiß ganz genau, dass er künftig weder in der SPD noch in der Bundesregierung eine wichtige Rolle spielen wird. Daher fühlt er sich frei, ja, bemüßigt, Stand- punkte zu vertreten, die in seiner Partei zur Zeit nicht en vogue sind. Deswegen müssen sie ja nicht falsch sein. Er erinnert dabei an den Winter in Goethes Osterspaziergang: „Von dort her sendet er, fliehend, nur ohnmächtige Schauer körnigen Eises in Streifen über die grünende Flur.“ – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Muss die Kirche immer voll sein“ von Patrik Schwarz und Evelyn Finger

Am Montag drückte der Schulleiter des Gymnasiums Buxtehude Süd, wo ich Schulpastor bin, sein Verwundern über die wenigen Teilnehmer/innen des gut beworbenen Weihnachtsschulgottesdienstes aus, der um 18.00 Uhr begann, zu dem man sich also extra auf den Weg machen musste. Wäre er selbst auch gekommen, wenn er nicht das Grußwort zu sprechen gehabt hätte?

Die Teilnahme an einem Gottesdienst ist natürlich – Gott sei Dank- freiwillig, aber gleichzeitig ist sie zentraler Ausdruck des Christseins. Schließlich hat Christus seine Gegenwart daran gebunden, dass mindestens zwei oder drei in seinem Namen zusammen sind. Insofern ist es nicht gleichgültig, wie viele Menschen einen gottesdienst besuchen. Der Besuch zeigt etwas über den Wunsch nach Verbundenheit mit Christus. Ob ich einen Gottesdienst besuche, hängt daran, woran ich mein Herz hänge. Wenn das warme Bett oder das gemütlich verspeiste Frühstücksei mein Gott am Sonntagmorgen ist, dann ist das eben so.

Dass man aber aus Gründen des Gotteszweifels den Gottesdienst nicht besucht, scheint mir paradox. Wo soll denn der Glaube gelebt und offene Fragen immer wieder bewegt werden, wenn nicht in der christlichen Gemeinschaft. Eine Ehe lebt man doch auch nicht für sich allein. Das man mit weniger Frömmigkeit für den Moment sicherer leben kann, scheint plausibel. Langfristig gesehen ist dies aber sicher nicht so. Gott sei Dank leben wir z.B. nicht mehr in der DDR und das haben wir auch jenen zu verdanken, die der Bequemlichkeit der Anpassung nicht den Vorrang gegeben haben.

Auch macht eine gewissen Distanz vom Glauben nicht automatisch friedfertig. Im Gegenteil. Erst das Ernstnehmen des christlichen Glaubens im Sinne von Jesu Worten in der Bergpredigt macht wirklich friedfertig. Was sie mit FRiedfertigkeit meinen scheint mir eine Form von Gleichgültigkeit zu sein. Das ist aber keine Friedfertigeit, denn friedfertig zu sein, heißt, sich aktiv für das friedfertige Miteinander einzustezen und z. B. ggf. die andere Backe hinzuhalten. „Gott“ ist zwar irrtumsimmun, nicht aber der Glaube an ihn. Dazwischen gilt es zu unterscheiden. Daraus ergibt sich das Gebot der Toleranz in dem von Ihnen genannten Sinn. Kinder haben – ohne zu verstehen – eine große Offenheit. An diese gilt es anzuknüpfen – „wenn ihr nicht werdet wie die Kinder“ – und dennoch seinen Verstand zu bemühen und um erwachsene Lösungen zu ringen. – Christoph Schuster


Leserbrief zu „Entrückte Fußballwelt“ von Henning Sussebach

Es ist doch absurd, dass z. B. ein Trainer oder dessen immer zahlreichere Komparsen auf der Bank bei der Einwechselung eines Spielers ein Notebook bemühen müssen, um jenem sagen zu können, auf welcher Position er wie gegen wen zu spielen hat. Die nächste Stufe im modernen Fußball könnte dann sein, dass die Spieler mit einer mobilen App ausgestattet werden, mit der sie über jeden zu erledigenden Schritt und Tritt während des Spiels instruiert werden. Am Ende dieser Entwicklung würde man von Trainern bzw. ihren Digital-Assistenten programmierte Roboter gegeneinander spielen lassen. Darunter würden dann ganz besonders Friseure und Tätowierer leiden. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Ist dieser Mann an allem schuld? Oder doch Sigmar Gabriel?” von Bernd Ulrich

Es ist leider banal, aber ich denke, dass sich die SPD zunächst entscheiden muss, ob sie Proleten vertreten will oder Proletarier. Bei den Proletariern weiß man nicht, ob deren Anzahl für eine Volkspartei noch ausreicht. Im Falle der Proleten ist zu bedenken, dass die sich jederzeit jeder Partei anschließen können, wenn dort ihr dumpfer Egoismus bedient wird. Wie wäre es, wenn sich die SPD einem neuen Menschen zuwenden würde, der heute schon vereinzelt in allen Parteien zu finden ist. Es ist ein Mensch, der daran arbeitet, seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln und wahrhaftig und weitsichtig für das Wohl der Gemeinschaft eintritt. Edel sei der Mensch …, sagte schon Goethe, sagt aber heute kaum jemand mehr. Ich bin überzeugt, dass Sigmar Gabriel dieses Dilemma der SPD sehr richtig erkannt hat. Welche Variante zu einer Mehrheit führt ist ist allerdings eine Frage, die zu politisch und moralisch riskanten Entscheidungen führen kann. – Klaus Lachetta


Leserbrief zu „»Sensationslust kann süchtig machen«” von Ali Vahid Roodsari

Die in diesem Beitrag benannten vordergründigen Motive der sensationlüsternen Gaffer sind einleuchtend, aber doch etwas oberflächlich beleuchtet. Entspringt das Gaffen nicht vielmehr einem reflexbedingten Rest eines tief in den Genen verankerten Verhaltensmusters, bzw. Ergebnis der Entwicklung nach den mendel’schen Gesetzen? Dient – ganz unbewusst vielleicht – das Hinschauen, das Nachvollziehen, das Verstehenwollen, das Aufsaugen einer Art vorbeugender Belehrung mit dem Ziel, dass einem selbst so etwas nicht eines Tages durch Unvorsicht geschieht? An diesem Punkt sollte könnte eine kluge wissenschaftsjournalistische Betrachtung des Phänomens ansetzen. Denn das Verstehen ist die Voraussetzung für eine selbstbestimmte Verhaltensänderung. Auf der Basis dieses Bewusstseins, fiele es sicher vielen leichter, für alle offensichtlich sinnvolle soziale Normen die Oberhand für unser Tun gewinnen zu lassen. – Uwe-Carsten Edeler


Leserbrief zu „»Das ist doch irre!«“ von Claas Tatje

Am 19.12.2017 abends ließ uns die Lufthansatochter Eurowings per E-Mail wissen, dass unser Flug Nr EW 1799 am 14.3.2018 von Agadir (17.05h) nach München (22.05h) annuliert sei. Der Flug war bei Buchung am 16.9.2017 mit operated by AirBerlin gekennzeichnet, doch wir ahnten nichts Böses, hatte sich doch die Lufthansa AirBerlin-Maschinen gesichert mit Hinweis darauf, den Flugbetrieb für Fälle wie den hier berichteten zu sichern. Das ist nicht der Fall – und ob es ein Betrugsfall ist, wird zu klären sein. Jetzt sollen wir, meine Frau und ich, um unsere Fluggebühren zurückerstattet zu bekommen, unsere Buchung von uns stornieren. Das ist doch irre. – Hans-Peter Heekerens


Leserbrief zu „Krieg ohne Opfer?“ von Stephan Speicher

Sie fragen unter anderem:“ Was sagten die Prediger…“ (im 30jährigen Krieg)? Zumindest eine Predigt aus dieser Zeit ist uns heute noch verfügbar, in der Leibniz-Bibliothek in Hannover ausleihbar. Wenige Tage nachdem 1634 schwedische Truppen die letzte Festung an der Weser (Nienburg) erobert, die kaiserlichen Truppen vertrieben hatten, fand im Kloster Loccum (östlich der Mittelweser) ein Dankgottesdienst statt. Da die (katholischen) Mönche, das Konsisterium, der Abt auf den Klosterhof Kolenfeld (bei Wunstorf) geflohen waren (und erst Monate später zurückkehrten, der Abt nie), hielt der einzig verbliebene Theologe im Stiftsgebiet Loccum (4 Dörfer) den Gottesdienst: Pastor Heinrich Rimphoff aus Wiedensahl (späterer Geburtsort von Wilhelm Busch). Die Predigt soll 4 Stunden gedauert haben (das Lesen des Textes dauert heute erheblich länger). Die Kunde von der Predigt gelangte auch zur 30km entfernten Universität Rinteln und Rimphoff wurde gebeten, sie zu veröffentlichen. Ein Jahr später wurde sie von der Universitätsdruckerei – erweitert um eine Einleitung – gedruckt. Titel: „Visurgis Redivivus. Wieder lebendig gewordener Weserstrom“.

Im Text ist zwar von den Drangsalen des Krieges die Rede, aber die Menschen (im Stiftsgebiet und darüber hinaus) waren nicht Opfer, sondern Täter, nämlich Sünder. Die Schrecken des Krieges waren die Strafe Gottes für das sündige Leben. Aber Gott ist gnädig. Die Menschen haben daher Gott dankbar zu sein, ihn zu loben. Rimphoff bringt viele Beispiele aus dem Alten Testament, aber nicht das Buch Hiob, zitiert kaum das Neue Testament. Die Predigt richtete sich an zumindest jugendliche Zuhörer. Im Hinblick auf die Babys und Kleinkinder dürfte Rimphoff von der Erbsünde (da durch Geschlechtsakt gezeugt) ausgegangen sein. Die Neugeborenen wurden ja deshalb wenige Minuten bis wenige Tage nach der Geburt getauft.

Die Aufzeichnungen im Kirchenbuch Wiedensahl beginnen erst 1630, enden 1632, und beginnen erneut 1639, umfasen gerade nicht die Jahre der Kampfhandlungen. 3 Morde sind im Kirchenbuch verzeichnet. Den einen Mörder, eine Ausgeburt der Hölle, verflucht Pastor Rimphoff im Kirchenbuch zeilenlang. Wohl auch durch die genannte veröffentlichte Predigt bedingt wurde Rimphoff (sein Vater war Hofprediger beim Grafen von Hoya bis zum Aussterben des Geschlechts, dann Pastor in Wiedensahl gewesen) Superintendent in Verden, dann nach dem 30jährigen Krieg geistliches Oberhaupt in dem der schwedischen Königin gehörenden Teil von Niedersachsen (Verden/Stade). Rimphoff war auch durch sein 1647 gedrucktes Buch „Drachen-König“ (ebenfalls in der Leibniz-Bibliothek verfügbar) bekannt. Darin kämpft er gegen Versachlichungstendenzen in der Hexenfrage in Schweden. Bei Hexen kenne er sich aus, die kenne er aus Wiedensahl. Dort war er den Angeklagten gegenüber weniger Seelsorger, eher verlängerter Arm der Obrigkeit (bzw. der Denuntianten aus dem Dorf): sie sollten endlich bekennen, dass sie mit dem Teufel im Bunde seien. Das Beispiel Heinrich Rimphoff ist nur ein Beispiel unter zehntausenden Theologen, aber durch die Würdigung der Person ein nicht unbedeutendes. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „Lügen für die Freiheit“ von Jochen Bittner

In „Lügen für die Freiheit“ schreiben Sie, dass Menschen lügen, wenn es um ihre „Selbstbestimmung und Freiheit“ geht. Herrn Sow ging es aber darum, sich der Bestrafung und Abschiebung wegen einer Straftat zu entziehen: Er hatte eine US – Amerikanerin geheiratet, hätte somit legal in den USA bleiben dürfen. Er aber misshandelte seine Frau und wollte sie sogar töten, wie „Muslime ihre Frauen töten“ (!?!) Drum hat er sein Recht dort zu leben verwirkt. – Elisabeth Mayer


Leserbrief zu „Alleinsein ist auch keine Lösung“ von Michael Allmaier

Ich mag diese „Poser“ nicht, die sich unentwegt um Kopf und Kragen plappern. Um so mehr genieße ich Momente, in denen es mir gelingt, diesen armen Teufeln im Hamsterrad Einblick in Gelassenheit zu verschaffen. Unbezahlbar! Wird aber von Allmaiertypen, aus welchen Gründen immer, negiert. Nicht irritieren lassen Herr Schophoff. Werden Sie dem Rudel wegen solcher Kommentare bloß nicht untreu und nehmen Reißaus, sonst kommen diese Hitzköpfe dort vorn wahrscheinlich auf noch desaströsere Gedanken! Frohes Fest! Möge sich wenigstens ein Augenblick gelassener Einsamkeit ergeben, um der lauten Umgebung besser trotzen zu können. – Peter Martin


Leserbrief zu „Muss die Kirche immer voll sein“ von Patrik Schwarz und Evelyn Finger

Ihre Artikel zu Weihnachten haben uns sehr gefreut! Ein wahres Geschenk, zweiteilig, auf der Titelseite. Danke von den Anthroposophen Dorothea Birnbaum und Michael Mueller, die auch der Michaelkirche Hannover angehoeren.! – Dorothea Birnbaum


Leserbrief zu „Das Jüngste Gericht“ von Thomas Fischer

Ihr vorzüglicher Artikel regt mich zu einem Anschlussgedanken an. Glauben und Wissen sind beides Inhalte bzw. Vorgänge unseres Weltbildapparates (Gehirns); das ist die Voraussetzung Ihrer Betrachtung der Entwicklung von Gottesvorstellungen im Laufe der Geschichte. Von sehr nachhaltiger Bedeutung ist die Furcht vor einem strafenden Gott, der den erbsündigen Menschen sogar für sein bloßes Dasein züchtigt. Um die Gottheit gnädig zu stimmen, haben Menschen Opfer gebracht und schreckten auch vor den monströsesten Taten oder Entschlüssen nicht zurück (z. B. Tötung des eigenen Sohnes). Heutzutage spielt zwar das metaphysische Element in der Anleitung menschlichen Handelns nicht mehr die überragende Rolle, aber ein quasi-religiöser Fetisch hat die Vorstellung vom rachsüchtigen göttlichen Strafrichter ersetzt: der Glaube an die Weltbeglückung durch den freien Markt. Sie nennen die Folgen dieses Glaubens: Ungleichverteilung von „Reichtum und Armut, Lebenschancen und Leid, Macht und Ohnmacht … Die Tiere werden ausgerottet, die Ozeane zu Giftmülldeponien gemacht und die Menschen zu Geiseln in globalen Vernichtungsszenarios, die wiederum bloß zum Ziel haben, Vorteile im Wettbewerb um die letzten Ressourcen zu erlangen“. Die Angst vor dem Versagen im Wettbewerb führt zu andauernder Selbstüberforderung und Zerstörung der Lebenswelt. Eugen Drewermann nennt das Böse eine Reaktionsbildung dieser Angst (vgl. „Strukturen des Bösen“). Der systemischen Falle der Kapitalverwertung kann die Menschheit nur entgehen, wenn sie die Frage, wer wem dienen soll, anders beantwortet als die Ideologen der Marktwirtschaft: Das Wirtschaften hat den basalen Bedürfnissen der Menschen zu dienen und nicht der Profitgier des Kapitals. Anders ist die Verwirklichung des Gerechtigkeitsideals nicht möglich. – Viktor Rintelen


Leserbrief zu „Ist dieser Mann an allem schuld? Oder doch Sigmar Gabriel?” von Bernd Ulrich

Wann endlich kommt die SPD zur Vernunft und tut, was gut und richtig für alle ist und nicht nur für ihre vermeintlichen Stammwähler? Wenn sie sich wie Sigmar Gabriel weiterhin vor allem um die „armen“ Arbeiter bei VW, Mercedes, BMW und Porsche sowie beim Steinkohle- und Braunkohleabbau kümmert, die dank SPD mit 63 Jahren auf Kosten anderer abschlag- und sorgenfrei in Rente gehen können, wird sie wohl bei der nächsten Bundestagswahl an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. – Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Morgen, Kinder, sprecht ihr Katalanisch“ von Ulrich Ladurner

Herr Ladurner setzt seinen Kreuzzug gegen den katalanischen Nationalismus fort, diesmal gegen die katalanische Sprache im Schulsystem von Katalonien. Sein letzter Artikel ist unwissenschaftlich, einseitig und eine Verdrehung der Tatsachen. Und es ist sehr überraschend, dass eine Zeitung, die den Anspruch hat, Qualität anzubieten, so ein Pamphlet druckt und veröffentlicht.

Hier meine Gegenargumente zum Artikel:
1. Eine große Wahrheit, die nie ausgesprochen wird ist, dass die katalanische Sprache in Spanien nicht als gleichwertig angesehen wird. Nicht vom Staat selbst und nicht von der Bevölkerung, die nicht zweisprachig aufgewachsen ist. Das Beispiel der Mutter, die Herr Ladurner ausführt, ist ein gutes Beispiel von dieser Haltung. Hier in Deutschland gibt es eine große linguistische Minderheit, die Deutschtürken, die vor Gericht ziehen könnten, um Türkisch für ihre Kinder in der Schule zu fordern. Sie tun es nicht, weil sie das deutsche Schulsystem respektieren. Diese Mutter im Artikel respektiert das katalanische Schulsystem nicht, und Herr Ladurner offensichlich auch nicht.

2. Dieses Thema gehört nicht im Ressort Politik. Es wäre besser beim Wissen, Chancen oder Dossier aufgehoben. Beim Ressort Wissen könnte man das katalanische Schulsystem wissenschaftlich aus der Sicht der Soziolinguistik beschreiben, und Experte dazu befragen. Ich bezweifle, dass Herr Ladurner etwas über Soziolinguistik versteht.

Unter Chancen könnte man das katalanische Schulsystem als solches beschreiben. In ihrer Zeitung haben Sie Spezialisten über Schulsysteme. Man könnte dort andere, vergleichbare Modelle der linguistische Immersion vergleichen.

Und im Dossier könnte man beide Meinungen zu Wort kommen lassen, was Herr Ladurner in seinem Pamphlet nicht getan hat.

3. Herr Ladurner benutzt Zahlen von der Societat Civil Catalana, nicht aber von der OECD und ihre PISA-Studien. Dies hat mich besonders überrascht. Die SCC ist eine ultrarechte Vereinigung, und ultrarechts in Spanien bedeutet immer antikatalanisch per Definition. Es überrascht mich, erstens, dass Herr Ladurner diese Quelle unkommentiert benutzt. Wenn er nicht weiß, dass SCC ultrarechts ist, dann hat er schlecht recherchiert. Wenn er das weiß, dann teilt er ihre Ansichten dann sogar, und ihre Zeitung auch, was eine große Enttäuschung wäre. Zweitens überrascht mich, dass die Zahlen von der OECD nicht zu Rate gezogen worden sind. Sind sie nicht zuverlässig, oder passen sie nicht, weil sie vielleicht die Meinung der SCC wiederlegen?

4. In einem Artikel wie diesen sollte auch jemand erscheinen, die in so einer Schule lernt oder gelernt hat. Also die Kinder bzw. Jugendliche. Das wäre zum Beispiel im Ressort Dossier möglich. Wir Spanier mit zwei Sprachen können die übliche Hetze der spanischen Nationalisten gegen die katalanische Schule oder andere Systeme wie das Baskische oder das Galizische nicht nachvollziehen. Wir sind normale Leute, keine Fanatiker. Der Artikel von Herrn Ladurner trägt zu dieser Hetze bei und desinformiert die deutschen Leser.

Was mich betrifft, kenne ich beide Systeme. In den späten 70er Jahren eingeschult, war meine Einschulung ausschließlich auf Spanisch, wie die von meinen Eltern während der Franco-Zeit auch. Ab meinem 11. Lebensjahr bin ich zu einer katalanischen Schule mit Katalanisch als „Verkehrsprache“ (Llengua vehicular). Nun erklären Sie mir bitte nicht die Welt und sagen Sie mir und vielen Millionen Spanier ins Gesicht, dass nur das Lernen in der katalanischen Sprache „Indoktrination“ ist. Katalanisch ist eine lebendige Sprache, mit einer langjährigen literarischen Tradition, und die zu Leidwesen der spanischen Nationalisten nicht ausgestorben ist.

Das Ergebnis: seit mehr als 15 Jahren verdiene ich mein Brot in Deutschland mit Spanischunterricht, bin Autorin und Lektorin für Materialien für Spanisch als Fremdsprache für Verlage wie Langenscheidt Verlag oder Hueber Verlag und bin Übersetzerin. So weit zum Artikel von Herrn Artikel mit dem omniösen Titel „Morgen, Kinder, sprecht Ihr Katalanisch“ (Oh, mein Gott, wie furchtbar!) – Montserrat Varela


Leserbrief zu „Das Jüngste Gericht“ von Thomas Fischer

Endlich einmal ein Artikel von Herrn Fischer, dem ich weitgehend zustimmen kann. Leider hat er aber auch darin einigen Unsinn, vermutlich wegen seiner links/grünen ideologischen Prägung unterbringen müssen. In dem Absatz „Gott und Schuld“ schreibt er, jedenfalls implizit, daß die Menscheit innerhalb 200 Jahren den ganzen Planeten vernichte. Das ist grober Unsinn. Selbst mit Aufbietung aller verfügbaren Ressourcen aller Völker ist es unmöglich einen Planeten zu vernichten. Das gilt auch für die Auslöschung allen Lebens (was er möglicherweise damit gemeint hat). Selbst die komplette Auslöschung menschlichen Lebens ist auch bei sorgfältiger „optimaler“ Platzierung sämtlicher Kernwaffen- und Sprengstoffvorräte nicht möglich. Dafür ist die Erde einfach zu groß und zu umfassend besiedelt. Der zweite Blödsinn ist die Behauptung der extremesten Ungleichverteilung von Macht und Reichtum aller Zeiten. Diese Behauptung belegt eine fundamentale Unkenntnis der entsprechnden Verhältnisse früherer Zeiten. Schade … – Fritz Kronberg


Leserbrief zu „Das Jüngste Gericht“ von Thomas Fischer

Mit klugen Überlegungen, die zum Teil erst im 21. Jahrhundert gedacht werden können, bestätigt Thomas Fischer Kants Aufforderung sapere aude und John Lennons Vision im Lied Imagine. Was mich immer wieder wundert: der offenkundige Sachverhalt (Religion als Ergebnis und Ursache der Furcht mit ihren phantastischen Folgerungen über das Leben und das Jenseits) rüttelt relativ wenige Zeitgenossen wach, wenn auch zuviele aus Sicht der Würdenträger. Im Gegenteil, in Teilen der Welt nimmt der Einfluss noch zu. Solche Artikel sind notwendig, wir können uns der Verantwortung im Hier und Jetzt nicht entziehen. – Gerhard Zimmer


Leserbrief zu „Alleinsein ist auch keine Lösung“ von Michael Allmaier

Der fast schon berserkerhafte heftige Rundumschlag des Autors („Poser!“, „Kitsch!“…) verrät mehr über ihn selbst als es eine gesellschaftliche Realität beschreibt. Man reibt sich die Augen: Wenn jemand konstatiert, dass „kaum eine Lebensform so verklärt wird..“ wie das Alleinsein, und gleichzeitig 90% der Zeitgenossen in sozialen Netzwerken aktiv sind und täglich viele Millionen von Posts, Likes, Whatsapps etc austauschen, ja, dann fragt man sich tatsächlich, in welcher Welt der Autor lebt und was er um sich herum wahrnimmt…

In den 20 Jahren, die er „mehr oder weniger allein gelebt“ hat, konnte er nach eigenen Angaben wenig bis nichts Sinnvolles mit sich selbst und dem Leben anfangen – anstatt das aber unzulässig zu verallgemeinern, würde ich das eher als Anfrage an mich selber, mein Selbstverständnis, meine Lebensgestaltung verstehen- nichts davon beim selbstgewissen und -gerechten Schreiber des Artikels. Alles in allem: ein äußerst bescheidener Beitrag zum Thema – das Wort „Offenbarungseid“ verkneife ich mir hier. – Karl-Heinz Grau


Leserbrief zu “Gefühle – sinnlos, aber groß” von Ijoma Mangold

Ihre überaus lehrreiche Rezension der Steinmannschen Ilias-Übertragung nimmt mich gefangen! Selber nur unzureichend im gymnasialen Lateinunterricht ( Griechisch gab es nicht!) mitden wichtigsten Versmaßen bekanntgemacht, gereichen die klassischen Erörterungen im 2. Tel Ihrer Ausführungen mir zu großer Verlockung, die Ilias neu zu lesen. Beinahe unnötig zu sagen, wie rasch ich zu einem Stift griff, um mir die jeweils 6 Betonungen Ihrer Zitate zu bezeichnen. Wahrlich, für das Goethesche fällt dies kinderleicht. Steinmann hat gewiss manchmal Mühe mit der Eindeutschung in Hexametern – trotzdem finde ich das Unterfangen ganz hervorragend, nähern wir uns doch so wenigstens etwas der rhythmus-gestärkten Klangwelt der alten Griechen! Ich bin begeistert von Ihrem so genauen Einführen in das Werk! – Rüdiger Brendel


Leserbrief zu „Ist dieser Mann an allem schuld? Oder doch Sigmar Gabriel?” von Bernd Ulrich

Ulrichs sich in den letzten Artikel abzeichnende Position ist goldrichtig. Die SPD muss, nach ihrer Identitätsverbiegung unter Schröder, sich über eine internationalistische Ausrichtung in den Großthemen Gerechtigkeit und Ökologie erneuern – und nebenbei die Republik. Alles andere führt in den Trumpismus, der leider, indem er den Klimawandel ignoriert, sich selbst noch in Form von Millionen von Klimaflüchtlingen die Steilvorlage zur weiteren Faschisierung der Gesellschaft liefern wird. Einmal mehr und mehr denn je gilt: Sozialismus oder Barbarei! – Matthias Meindl


Leserbrief zu „Das Jüngste Gericht“ von Thomas Fischer

Ihr Beitrag Das Jüngste Gericht ist ein Weihnachtsgeschenk für Agnostiker. Besten Dank! Griechische Philosophen: Wenn es die Götter gibt, dann sind wir Menschen ihnen egal. Hamburger Aufklärer im späteren 18. Jahrhundert betrachten Jesus nicht mehr als Gottes Sohn, sondern als den „größten“ der je gelebten Menschen, was glaubwürdiger ist als die Hervorhebung seiner Gottessohnschaft. Erfolgreich wurde das von den Kirchen später verdrängt. Bis heute. Frage an Sie als Jurist: Zwar haben die Kirchen Großartiges im Dienst am Menschen geleistet, gibt es dennoch (rein theoretisch) die Möglichkeit, juristisch gegen sie vorzugehen, weil sie unverantwortlich und mit großem Anspruch Dinge als grundlegend hinstellen, die mit den Naturgesetzen nicht vereinbar sind? Gleichsam als Verführung Vernünftiger? Ich wage zu vermuten, dass die Kirchen heute glaubwürdiger dastünden, wenn sie spätestens seit der Aufklärung schrittweise auf Gottessohnschaft und Jungfrauengeburt (zu Jesu Zeiten hieß es von einem unehelichen Kind, ein Gott sei der Vater) verzichtet hätten. Jesu Nächstenliebe im Vordergrund hätte den Kirchen möglicherweise besser zu Gesicht gestanden. – Hermann Max


Leserbrief zu „Das Jüngste Gericht“ von Thomas Fischer

Die Rechtsprechungen von Thomas Fischer und all seinen besten Amtskollegen und –kolleginnen werden leider niemals der erlitten Ungerechtigkeit auf dieser Erde gerecht werden. Von daher hoffe ich auf das Endgericht, wo Gott den Lauf der Geschichte anhalten und den Unterschied zwischen Recht und Unrecht festhalten und austragen wird. „Er wird die zugeschütteten Opfer aufsuchen, die vergessenen, verhungerten Kinder, die geschändeten Frauen, und er wird die versteckten Täter finden. Alle wird er vor seinem ewigen, heiligen Willen zum Guten versammeln“ (Gottfried Bachl). Das gibt mir Mut und Hoffnung mich hier und heute in meinem Rahmen für Gerechtigkeit einzusetzen. Der überhebliche Ton von Thomas Fischer ärgert mich und trägt m.E. nichts zu mehr Gerechtigkeit bei, auch wenn manche intellektuellen und persönlichen Herausforderungen des christlichen Glaubens und manches Unrecht seiner Geschichte und Gegenwart treffend benannt wurden. – Lukas Schülbe


Leserbrief zu „Gottes Gastarbeiter“ von Nicola Meier

Herzlichen Dank für Ihren (wie ich finde) sehr ausgewogenen Artikel. Alle Perspektiven kommen darin auf wertschätzende Weise zu Wort, und unterhaltsam ist der Artikel obendrein. Das ist toller Journalismus. – Heiko Friedrichs


Leserbrief zu „Reist in diese Stadt!“ von Ulrike Gastmann

Die Kolumne klingt wie ein Aufschrei? Oder soll es etwa ein Weckruf sein? Dann richten Sie bitte den Artikel an wahrhaftig unzählige ihrer journalistischen Kolleginnen und Kollegen in allen nur verfügbaren Medien, die über Zeiten hinweg ihr täglich Brot mit Zeilengeld verdienten und der Pegida völlig falsche Beachtung schenkten. Diese waren immer nur aktive Hundertschaften bis zu maximal 1000 Pedigisten in unserem 80-Millionen-Volk, die wie Rattenfänger oder als Till Eulenspiegel hunderttausende von unzufriedenen Bürgern in a l l e n Bundesländern mobilisierten bis am Ende aller Tage Ende September die stolze Summe von 6 mio. AFD-Wähler zu Buche standen, die sich aus bisherigen Nichtwählern und Abtrünnigen aus a l l e n Parteien rekrutierten. Nur 1,7 mio aus den Ostländern und dazu unglaubliche 4,3 mio Wessies ! Wer hat denn jemals seitdem dieses Phänomen ernsthaft und offen angesprochen?

Liebe Frau Ulrike, nehmen Sie sich dieses Themas an, klären Sie auf und Dresden wird bald noch voller sein als es den guten Menschen dort lieb sein mag. Pegida war gestern! Aber wann kriegen wir denn endlich eine funktionierende Regierung, die sich nachhaltig der Bedürftigen in Ost u n d West endlich zuwendet?

Als 1938-er Ossi bis 1945, sah ich im Frühjahr 1990 auf einer mehrwöchigen Fahrt durch die alte DDR nicht nur erstmals mein Elternhaus in Rostock sondern endlich leibhaftig uralte Freunde in Dresden. Ich sprach nicht von blühenden Landschaften aber dennoch gerne davon, dass in zehn bis fünfzehn Jahren das Venedig des Ostens wieder stolz in Pracht und Gloria erstehen werde. Inzwischen sind fast dreißig Jahre vergangen und Ost + West im Chaos wie seit siebzig Jahren nicht mehr. – Peter Rutenberg


Leserbrief zu „Morgen, Kinder, sprecht ihr Katalanisch“ von Ulrich Ladurner

Da ich ein rationaler Mensch bin, halte ich eine tatsächliche Abspaltung Kataloniens von Spanien für einen rechtlichen (da dann automatisch kein EU-Mitglied mehr) und in der Folge für einen wirtschaftlichen Irrsinn. Aber: Dies nur, weil zu erwarten ist, dass sich Spanien einem sofortigen Beitritt widersetzen würde. Also habe ich begonnen Ihren Artikel interessiert zu lesen. Aber ich komme leider zu dem Schluss, dass Sie doch sehr einseitig argumentieren und teilweise sogar Aussagen als Tatsachen in den Raum stellen, die sich so kaum halten lassen. Zuerst dazu. Aus welcher Studie ergibt sich, die Aussage :“Der relative Reichtum Kataloniens stützt sich zu ganz wesentlichen Teilen auf Menschen wie Ana Moreno, auf Zuwanderer, die im Laufe der letzten Jahrzehnte aus anderen Landesteilen Spaniens kamen.“? Dies liest sich in allen anderen Artikeln im Netz anders. Katalonien ist der erste industralisierte Teil Spaniens (Beginn: vor ca. 100 Jahren), der noch heute besteht (z.B. SEAT) mit zusätzlich starken Standbeinen im Tourismus sowie in der Weinwirtschaft (z.B. Freixenet). Die Zuwanderer in den letzten 20 Jahren stammen aus ärmeren Gegenden Spaniens (z.B. Andalusien, wie z.B. Ana Moreno, oder aus der Extremadura). Man kann ja durchaus feststellen, dass Türken aus Anatolien zum deutschen Aufstieg beigetragen haben, dass sie aber der wesentliche Grund sind für diesen Aufstieg wird aber niemand behaupten. Wieso soll dies bei einer Zuwanderung aus Gegenden in Spanien, in der es keine bzw. nicht ausreichend Arbeitsplätze gibt, in eine prosperierende Gegend (Katalonien) anders sein? Auch Bayern (meine Heimat) ist nicht im wesentlichen erfolgreich, weil Arbeitnehmer aus Thüringen, Sachsen oder Bremen zuwandern, sondern diese wandern zu weil Bayern erfolgreich ist.

Aber da sind wir bereits beim nächsten Punkt. Genau erst diese Zuwanderer haben dazu geführt, dass 48 % der Bevölkerung Kataloniens sich mit der kastilischen Sprache (espanol, Spanisch) identifizieren. Aber diese Argumentation führt genau zu dem eigentlichen Problem der Katalonen. Sie fühlen sich verdrängt. Und wenn die dann auch noch „ihre Rechte“ (letztlich festgelegt durch die Zentralregierung) einklagen, führt dies genau zu den genannten Reaktionen. Es ist nicht immer klug „Recht“ haben zu wollen. Die Zuwanderung durch die bestimmende Volksgruppe wurde bzw. wird in anderen Gegenden der Welt sogar bewusst eingesetzt, um aus Mehrheiten in einer Region Minderheiten zu machen (China in Gebieten wie Tibet oder bei den Uiguren, die ehemaligen Sowjetunion in Lettland, Litauen, Estland etc.). Dies ist hier sicher nicht der Fall, aber die Wirkung ist die gleiche. Ist dies nicht auch in Südtirol im Verhältnis zu Italien so?

Leider kommen die historischen Hintergründe für diesen „Nationalismus“ etwas kurz in Ihrem Beitrag. Es gibt auf der iberischen Halbinsel durchaus Regionen, die es geschafft haben, sich von Kastilien zu lösen (Portugal). Andere haben sich etwas mehr Rechte erkämpft (Baskenland). Katalonien wurden aber bereits zugestandene Rechte wieder durch Gerichte (auf Antrag der PP) genommen. Interessant ist die Zuordnung der Sprache. Spanisch ist der Ausdruck der Macht einer Region (Kastilien) über alle anderen Regionen.

Wurde in nur einer Studie tatsächlich die wissenschaftliche Feststellung getroffen, dass die Kinder mit kastilischer Muttersprache nur schlechter abschneiden, weil in der Schule überwiegend Katalonisch gesprochen wird? Oder liegt es daran, dass zu Hause weiterhin Kastilisch gesprochen wird oder/und die Zuwanderer aus den anderen Regionen eher weniger Gebildete sind/waren (so steht es zumindest in einigen Artikeln zur wirtschaftlichen Entwicklung Kataloniens, wie z.B. im schweizerischen Tagesanzeiger oder wikipedia)? Würden Sie tatsächlich Deutschland den Vorwurf machen, dass zuviel Deutsch in der Schule gesprochen wurde und deshalb die Kinder von türkischen Zuwanderern aus Anatolien so schlecht in der Schule in der Vergangenheit waren? Oder lag es daran, dass zu Hause weiterhin nur Türkisch gesprochen wurde und die Eltern nur ein geringes Bildungsniveau hatten?

Die Diskussion ist schwierig, wenn eine Seite mit geltendem spanischen (Zentralregierung) Recht argumentiert, aber die andere Seite sich nicht zu Spanien zählt. Früher hätte man hier mit „Vae victis“ kontern können, dies sollte aber überwunden sein. Wo ist die Grenze des Mehrheitsrechts über Minderheiten? Wenn in der sowjetischen Verfassung stand, dass die Sowjetunion nicht teilbar ist (wie in Spanien), hätten Sie dann auch darauf bestanden, dass Lettland, Estland und Litauen (die nur sehr kurz vorher eigene Staaten waren, anders als die Grafschaft Barcelona bzw. Katalonien) keine Recht auf Unabhängigkeit haben? Wenn die serbische Mehrheit Gesetze gegen die slowenische Minderheit in Jugoslawien gemacht hat, war dies auch rechtmäßig?

Ich glaube, dass alle diese Fragen nicht so eindeutig zu beantworten sind wie Sie es in Ihrem Artikel erscheinen lassen. Es gehören immer zwei zu so einer Eskalation dazu. Und jetzt noch gute Lösungen für alle hinzubekommen halte ich für fast unmöglich. Leider! Als Außenstehender wünsche ich mir auch eine Lösung innerhalb Spaniens ohne Separation. Aber manchmal (siehe Jugoslawien) ist dies nicht mehr möglich. Leider! Zu wünschen ist zumindest eine gewaltfreie gute Lösung. – Jens Kruse


Leserbrief zu „Alleinsein ist auch keine Lösung“ von Michael Allmaier

Schöner und besser als Herr Allmaier hätte ich nicht auf Herrn Schophoffs Artikel zum Thema Einsamkeit antworten können! Wer sich in Gesellschaft der Frau und zweier Kinder einsam fühlt oder die Einsamkeit sucht, der geriert sich in unerträglicher Selbstgefälligkeit – ein Hohn gegenüber den Angesprochenen und trauriger als jede nicht selbstverursachte Einsamkeit… – Bea Roth


Leserbrief zu „Gottes Gastarbeiter“ von Nicola Meier

Mir persönlich raubt ein merkwürdig anmutender Akzent jegliche Andacht, selbst bei liturgischen Einheitstexten. Ein persönliches Gespräch, bei dem Feinheiten der deutschen Sprache eine sehr große Rolle spielen können, möchte ich mir gar nicht vorstellen. Offensichtlich hat das Pfingstwunder heute nach 2000 Jahren leider massiv an Wirkung verloren. Somit denke ich nicht, dass ausländische Pfarrer den Niedergang des Katholizismus aufhalten können; durchaus aber beschleunigen. – Rudolf Kerbl


Leserbrief zu „Muss die Kirche immer voll sein“ von Patrik Schwarz und Evelyn Finger

Es ist unstrittig, dass Religionen auch mißbraucht werden können. Frau Finger macht es sich jedoch zu einfach, wenn sie behauptet, dass man “ mit weniger Frömmigkeit sicherer leben kann „. Sie lässt dabei völlig außer Acht, dass jeder positive Wert mißbraucht werden kann; so können z.B. Menschen in Namen der Liebe, Gleichheit oder Freiheit entweder aufgebaut oder aber unterdrückt oder zerstört werden. Und der Atheismus schafft keinesfalls ein besseres und sicheres Leben für die Menschen, das haben die beiden mörderischen Ideologien des 20. Jahrhunderts – der Nationalsozialismus und der Kommunismus – mit Millionen Todesopfern bewiesen. Die einfache Antwort, dass die Abschaffung von Religion ein besseres Leben mit sich bringt, ist unzutreffend, weil sie verkennt, dass im Menschen viele Handlungsoptionen von Gut bis Böse möglich sind. – Beate Hille


Leserbrief zu „Muss die Kirche immer voll sein“ von Patrik Schwarz und Evelyn Finger

Der Leitartikel verdient ein großes Lob! Mit einer übersichtlichen Anzahl von Worten bohrt er ein großes Loch in das dicke Brett aus deutscher Eiche, das dieses Land zum Thema Identität vor sich her trägt. Bravo! Sie haben einen neuen Leser. – Dagmar Karsten


Leserbrief zu „Die Fakten wurden verschwiegen“ von Hartmut Bäumer

Was Hartmut Bäumer, stellvertretender Vorsitzender von Transparency Deutschland, zum Stuttgarter Bahnhof schreibt, ist Zeile für Zeile entlarvend! Dazu ist es – das muss man sich mal vorstellen! – eine Ungeheuerlichkeit, dass das „Programm“ der Vertuschung während der Zeit der großen Auseinandersetzung 2011 unter Vermittlung von Heiner Geißler einfach eiskalt weiter lief. Dabei wurden neue Kostenschätzungen Jahre zuvor bereits von verantwortlichen Politikern offenbar unter Verschluss gehalten. Im zeitgleich erschienenen ZeitMagazin wird Jean Ziegler mit den Worten zitiert: „Wer dem Volk Legenden erzählt, falsche Analysen macht, ist so verbrecherisch wie ein Kartograf, der für Seefahrer falsche Karten herstellt.“ Wann werden die Verbrechen an die Öffentlichkeit geahndet? Ich fürchte: niemals. Wir sind abgestumpft. Symptomatisch ist für mich, dass wir gelernt haben, gelassen lange Warteschlangen zu ertragen. Die Ohnmacht, die dem zugrunde liegt ist schädlich für die Zivilkultur. Begriffe wie etwa „alternativlos“ haben diese Entwicklung zweifellos gestärkt. Umso wichtiger ist es, dass Kontrollinstanzen gut funktionieren. Aber diese haben gemäß Bäumer *auch* versagt! Es ist zum heulen. – Rob Maris


Leserbrief zu „Lügen für die Freiheit“ von Jochen Bittner

Schwach, der Versuch von Joachim Bittner, zu begründen, warum er mit seiner ideologischen Brille auf einen verurteilten kriminellen Migranten hereingefallen ist. Seine Lessons Learnt: 1. Terminologie ist wichtig ( „Migrant“ statt „Fluechtling“), 2. die Luegen sind ja verständlich. Wie wäre es mit sorgfältiger Recherche? Journalismus sei der dauerhafte Versuch, weder naiv noch zynisch zu sein, schreibt er weiter. Versuch missglückt! – Gerhard Schwab


Leserbrief zu „Die Fakten wurden verschwiegen“ von Hartmut Bäumer

„Die Fakten wurden verschwiegen“ schreibt Hartmut Bäumer von Tranparency Deutschland in seinem Betrag und schließt mit der Bemerkung, daß auf Dauer das Vertrauen in den Staat unterminiert wird. Das, so glaube ich, ist eine eher euphemistische Betrachtung der staatlichen Aktivitäten im Wirtschaftsbereich, insbesondere bei Großprojekten. Ich jedenfalls habe dieses Vertrauen in die staatlichen Institutionen und ihre Protagonisten schon lange verloren. Ob des miserablen Managements und der Verlogenheit in der Öffentlichkeitsarbeit, ggfs. sogar Gesetzwidrigkeit des Handelns, schlägt meine Sicht des Politischen in reine Verachtung um. Furchtbar, so etwas in und für die Bundesrepublik Deutschland äußern zu müssen. – Klaus Grasenick


Leserbrief zu „Jerusalem, unser Goldenes Kalb“ von Omri Boehm

Eingerückt in den Artikel von Omri Boehm findet sich ein Bild ultraorthodoxer Juden im Jerusalemer Stadtteil Mea Shearim. In mancherlei Hinsicht ist der Autor Omri Biehm näher, als es ihm selbst bewusst ist. Dass die Thora der Kern des Glaubens ist, kann niemand bestreiten. Ebenso offensichtlich ist, dass Jerusalem in ihr nicht vorkommt – sieht man von der Stelle in Gen. 14, 18 ab, in der Melchisedek, Könog von Salem, Abraham segnet und die in jüdischer wie christlicher Lehre als Begründung der Bedeutung Jerusalems angesehen wird.

Wo ein Kern ist, ist aber auch Fruchtfleisch. Dieses Fruchtfleisch ist im Judentum, nicht anders aks in anderen Religionen, eine lange Kette von Tradition. Unter den spezifischen Bedingungen des Judentums und seiner Geschichte hat diese Tradition immer auch eine nationale Dimension und einen Bezug zum Lamd Israel im Allgemeinen und zu Jerusalem bzw. Zion im Besonderen besessen. Das beginnt bei den Propheten und im Buch der Psalmen (Ps. 137: Vergesse ich Dein, Jerusalem…), setzt ich in der mittelalterlichen Dichtung eines Juda Halevi (Zionslieder) fort und findet seinen Niederschlag in der Pessach-Haggada mit dem Gebet „Birushalaim HaShana HaBaa / Nächstes Jahr in Jerusalem“. Traditionen, die zu konstitutiven heiligen Schriften hinzutreten, als Götzendienst zu brandmarken, ist ein Charakteristikum des religiösen Fundamentalismus, der allzu schnell in gewalttätigen Fanantismus entartet. Unwilkürlich musste ich bei Boehms Text an die Verfolgung des Sufismus durch heutige Salafisten denken – werden doch auch die Sufis als Götzenverehrer geschmäht.

Die nationale Dimension jüdischer Tradition fand unter Einfluss des allgegenwärtigen europäischen Nationalismus des 19. Jh. ihren Niederschlag im Zionismus. Dieser wiederum wird als säkular und ketzerisch von jüdischen Ultraorthodoxen verurteilt, z.B. eben in Mea Schearim. Man mag den Zionismus mögen oder nicht -sollte dabei aber bedenken, was die Historikerin Edna Brocke schrieb: Zionismus kann ich allein als eine innerjüdische Option verstehen-, kann aber nicht verleugnen, dass der ihm entsprungene Staat Israel einer der zu beachtenden Aktuere bei der auf der politischen Bühne des Nahen Ostens ist. Dies sei hier nur als kurze Anmerkung zum politischen Kontext gesagt. Omri Boehms Interpretation der jüdischen Religion in allen Ehren, aber die wohl überwiegende Mehrheit aller Angehörigen des heutigen Judentums in die Nähe des Götzendienstes zu rücken, hinterlässt bei mir einen faden Beigeschmack. – Dietrich Dancker


Leserbrief zu „Vom Wesen der Seele“ von Sabine Rückert

Wissenschaftler – wenn auch nicht alle – halten heute Seele und Unsterblichkeit für überholte Vorstellungen. Ihnen widersprechen Menschen, die spirituelle Erfahrungen gemacht haben oder ernst nehmen. Wie können Sie einen Titel über die Seele machen, ohne diese Debatte auch nur zu streifen? Vorschlag: Recherchieren Sie über Hirnforschung einerseits, über Nahtod- und andere spirituelle Erfahrungen andererseits, und behandeln Sie dann das Thema „Seele“ noch einmal. – Gregor Bauer


Leserbrief zu „Ist dieser Mann an allem schuld? Oder doch Sigmar Gabriel?” von Bernd Ulrich

Bernd Ulrich schließt seinen Artikel mit einer Frage nach „den anderen Vordenkern“ der SPD. Der überraschte Leser möchte darauf antworten: „Wen meint er bloß?“. Eines der fundamentalen Probleme der SPD ist doch gerade, dass es keine Vordenker gibt. Keine Idee, keine Richtung, kleiner Mann Rhetorik und hadern mit der Agenda. Garniert mit den Personalproblemen gibt’s dafür eben höchstens 20 Prozent. – Andreas Zabel


Leserbrief zu „»Facebook zerstört die Demokratie«“ von John F. Jungclaussen

Herr Prof. Ferguson stellt im Interview die steile These auf, dass die Politik gegenüber der dominanten Stellung von Online-Plattformen wie Google, Facebook, Amazon etc. machtlos sei. Dabei scheint ihm entgangen zu sein, dass nicht nur, wie von Herrn Jungclaussen bemerkt, die Europäische Kommission gegen Google eine Buße von 2,4 Mrd. Euro festgesetzt hat, sondern auch, dass bei der Kommission weitere Verfahren gegen Google wegen seiner Werbesparte AdSense sowie wegen des mobilen Betriebssystems Android anhängig sind, in denen ebenfalls mit hohen Geldbußen zu rechnen ist. Daneben ist auch gegen Amazon eine Strafe von 250 Mio. Euro von der Kommission ergangen. Die Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager gilt deswegen bereits als Erzfeind des Silicon Valley. Darüber hinaus hat das Bundeskartellamt diesen Monat eine vorläufige Entscheidung bekanntgegeben, in der es Facebook vorschreibt, seine Datensammlungsaktivitäten erheblich einzuschränken. Dass vergleichbare Entscheidungen in den USA fehlen, liegt nicht an der Machtlosigkeit der Politik, sondern an der systematischen Unterfinanzierung und Unterbesetzung der dortigen Wettbewerbsbehörden, der Federal Trade Commission und dem Department of Justice. – Maximilian Volmar


Leserbrief zu „Erfolg im größten Mistwetter” von Dietmar H. Lamparter

Ihren Artikel über die Firma Schöffel und deren Geschäftsführer habe ich mit Interesse gelesen. Folgende Punkte möchte ich hierzu anmerken; Warum muss eine Firma, die sich im Premiumsegment anordnet, überhaupt in China produzieren lassen? Ich habe eine Hose von Schöffel, deren Originalpreis ca. 160 Euro betrug, also Premiumsegment. Allerdings ging deren Fähigkeit, Wasser abzuweisen nach zwei mal waschen verloren. Nun saugt sie sich voll, trocknet dann auch schnell wieder. Nach einem halben Jahr im Alltagsgebrauch trennte sich eine Naht auf. China also. Schade eigentlich, ich werde von dieser Firma jedenfalls nichts mehr kaufen. – Thilo Stumpf


Leserbrief zu „Lügen für die Freiheit“ von Jochen Bittner

Da kann man nur mal wieder sagen: Lügen haben kurze Beine. Selbst aus dem für Herrn Sow nun sicheren Kanada belügt er den Journalisten. Verschweigt dabei, dass er einen durch Heirat gesicherten Aufenthalt in einem Rechtsstaat (Amerika) begründet hatte. Und verschweigt dabei selbstverständlich, dass durch ihn ausgelöste Gewalt in seiner Ehe mit einer amerikanischen Frau er diesen Status verwirkt hatte. Die Lügengeschichte von Herrn war so überflüssig wie ein Kropf. – Rosemarie Feldkircher


Leserbrief zu „Wohliger Schauer der Arroganz“ von Holger Stark

Mein Glückwunsch an Holger Stark. Auch in der ZEIT finde ich leider zunehmend seltener als erhofft einen so auf Fakten orientierten Artikel, der die eigene Gedankenwelt erweitert – statt der sich seuchenartig vermehrenden Schreibseln, wo der Wunsch Vater des Gedankens ist. Danke! – Dr. Erken Schmidt


Leserbrief zu „Muss die Kirche immer voll sein“ von Patrik Schwarz und Evelyn Finger

Muss die Kirche immer voll sein? Was für eine unsäglich belanglose Kontroverse auf der Titelseite einer ansonsten aufgeklärten Zeitung! Für die nächsten Pro- und Kontra-Diskussionen hätte ich schon einige Vorschläge: Müssen die Fußballstadien immer voll sein? –oder die Konzertsäle? Sollte man einer Religionsgemeinschaft beitreten? – oder lieber einem Schützenverein? Über Kriegsopfer, Flüchtlinge und Klima können derweil ja andere Zeitungen diskutieren. – Friedrich Thimme


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Während ich für mich das zu Ende gehende Jahr Revue passieren lasse, denke ich mit ein wenig „Wehmut“ daran, dass zum Jahresende die Dokumentation der Fernbeziehung von Larissa&Thomas sicherlich ausläuft. Ich habe mich jede Woche aufs neue darauf gefreut, bzw. war gespannt, wie es mit den Beiden weitergeht. Mich haben nicht nur die Texte berührt. Ich finde die Fotos einfach genial. Sie haben auf eindrucksvolle Weise Stimmungen der Beiden zum Ausdruck gebracht. Mich hat diese Rubrik dazu inspiriert, meiner Freundin jede Woche eine Postkarte, eines selbst aufgenommen Motivs, mit Texten, die sich auf das jeweilige Bild beziehen, zu schicken. Wir leben seit Mai auch in einer Fernbeziehung, sie im Ruhrgebiet, ich in Ostwestfalen. Das gibt den Wochen eine Art Ritual, an dem wir uns beide erfreuen. So wird das manchmal aufkommende Einsamkeitsgefühl erträglicher. Ich genieße übrigens jede Woche das ganze Zeit Magazin. Es ist einfach ein großer Genuss, es zu lesen! – Matthias Krych


Leserbrief zu „Das Jüngste Gericht“ von Thomas Fischer

Vielleicht muss man einer sein, um auch ein guter Richter zu werden; aber diese Verknüpfung von Recht und Glauben enthüllt die Sicht eines Skeptikers. Dabei geht es in der Beziehung des Menschen zu einem göttlichen Wesen in erster Linie um Vertrauen, ist das Paradies für den Menschen ein Sehnsuchtsort des kindlichen Urvertrauens, dass es bei allem beschützt ist in seiner Umgebung durch die Eltern. Die Vertreibung aus dem Paradiese ist in diesem Sinne nicht so sehr eine Strafe, sondern vielmehr eine Konsequenz, weil die Erkenntnis die Keimzelle des Zweifels ist, der dieses paradiesische Urvertrauen zerstört. Kein Mensch kann die Spannung zwischen dem Wissen um die Unzulänglichkeit der Welt und den Glauben an ein göttliches Paradies wirklich auflösen. Der Zweifel ist letztlich die Vertreibung aus dem Paradies. Es ist der Skeptizismus, der die Kirche und ihre Rechtsbildung geprägt und sich in ihren eigenen Auswüchsen bis zum Ablasshandel selbst karikiert hat.

Die Bibel selbst kennt kein strafrechliches System, es wird eigendlich immer auf die Art hingewiesen, wie Gott die Menschen unterstützt. Insofern sehe ich auch die Tafeln Moses weniger als Gesetzestext, sondern als eine Art Beratungsbroschüre, wie man als Mensch gottgefällig leben kann; das Jüngste Gericht wiederum als undefinierten Ausgleich für fehlende biblisches Sanktionsrecht. Das Negativ-Bild, wenn Menschen nicht „gottgefällig“ leben und der Sanktionismus dafür ist Mensch-gemacht – von Skeptikern. An dieser Stelle finden wir vielleicht auch eine andere Sicht auf die Umstände der Geburt Jesu. In jener Zeit war die Schwangerschaft einer Frau ohne einen rechtmäßigen Vater eine Totsünde, für die Frauen mit ihren Kindern zu Tode gesteinigt wurden. Vielleicht gab es das zu dieser Zeit auch mehr als nur einmal bei Maria, dass, wenn sich ein Mann fand, der diese Frau aufnahm und dieses Kind adoptierte, man von Gotteskindern sprach – möglich wäre es. Dann liegt das Göttliche der Weihnachtsgeschichte nicht so sehr in der Biologie der Geburt, sondern vielmehr in der Überwindung eines Strafgedanken hin zur menschlichen Liebe. Es ist meines Erachtens auch nicht zufällig, dass die vom Skeptizismus geprägte kirchliche Rechtsentwicklung die Rolle des Joseph wirklich nie richtig verstanden hat, kehrte er doch das skeptizistische Rechtsverständnis zugunsten der Liebe um. Somit ist Jesus auch ein Kind dieser Liebe, das sein Leben nur dadurch rechtfertigen kann, das diese Liebe göttlich ist und nur deswegen über dem Recht der Menschen stehen konnte. – Michael Parbs-Dalitz


Leserbrief zu „Ist dieser Mann an allem schuld? Oder doch Sigmar Gabriel?” von Bernd Ulrich

Genau nur an einer Stelle erwähnt Gabriel die Hipster, die den Rust Belt-Arbeitern auch nicht helfen können. Zu Recht sind Hipster (wie auch Journalisten) kaum merklich am Erzeugen des gesellschaft-lichen Mehrwertes beteiligt. Dies konstatiert der Autor dieser Zeilen, der als Schlosser, Werkzeug-macher, Gießereiarbeiter und Konstrukteur in der “Moderne“ sozialisiert wurde. Und der als HS-Mitarbeiter Betriebswirte ausbildete, die auch u.a. Journalisten werden wollten – diese waren leider oft nur bescheidene dritte Wahl.; und der als Ökonom die Ineffizienzen des neoliberalen Marktes analysierte sowie als ministerialer Forschungsförderer die „realen“ Innovationsleistungen von Physikern und Ingenieuren zu schätzen wußte. Dies ist gewiss keine platte bloch´sche Stoffhuberei. Unredlich die Behauptung von Ulrich, dass das Verfehlen der Klimaziele der SPD anzulasten sei. Wer ist denn aus den doch so “sicheren“ (O-Ton Merkel) KKW´s erratisch ausgestiegen mit der Folge erhöhten fossilen Einsatzes ? Wer hat die energieverbrauchende Bevölkerung plötzlich um 2 Mio „reicher“ werden lassen ? Wer hat als Umweltminister-in den Tricksereien (der eh kommende autonome technische Fortschritt wurde bilanziert) der Industrie bei der freiwilligen CO2-Selbstverpflichtung zugestimmt und ist mit seinen „Beamten“ der eklatanten Fehleinschätzung der Wärmedämmphilosophie (es sind eben nichtlineare Prozesse des Wärmedurchganges , die schlichte FH-Architekten und Ministeriale kaum verstehen) erlegen. Unsere Physikerin mit Expertise in Zerfallsreaktionen. Das sollte ihr Verehrer Ulrich (erst Jubelartikel in der Zeit, dann 2 Wochen später Exclusivinterview) ernsthaft sich vor Augen halten. „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ war ein Spruch unseres Hilfsarbeiter-Vaters. Das gilt wohl für viele Journalisten und Politiker der weichgespülten Postmoderne in der vermutlich mehr als 1/3 der Gesellschaft kein „Gutes im schlechten Leben“ findet; es sei denn, man gehört glücklicherweise nicht dazu. – Dr. H. Gerster


Leserbrief zu „Das Jüngste Gericht“ von Thomas Fischer

Diesmal muss ich mich zur Abwechslung mal nicht über grobe Ahnungslosigkeiten eines Verfassers aufregen, möchte mich aber doch zu Wort melden. Einerseits fand ich den Beitrag von Herrn Fischer sehr anregend: Erfreulicherweise scheut er sich nicht, auch unerwünschte Wahrheiten auszusprechen, z.B. wenn er Religion sehr treffend als eine Funktion unseres denkenden Bewusstseins begreift und darauf hinweist, dass verschiedene Gesellschaften und kulturelle Entwicklungsstufen verschiedene religiöse Vorstellungen produzieren (können).

Gleichwohl erscheint mir sein Beitrag doch zu lässig und undifferenziert. Offenbar spricht hier ein Mann, der es nicht mehr gewohnt ist, dass man ihm widerspricht. Als jemand, der nicht vom Fach ist – ein Jurist ist dann doch kein Theologe oder Philosoph – weiß er mir dann doch einen Tick zu genau Bescheid, was er – genau betrachtet – dann eben doch nicht tut. Etwas mehr Selbstrelativierung und intellektuelle Vorsicht wäre aus meiner Sicht dem Thema und seiner Vorbildung angemessener gewesen. Stattdessen führt Herr Fischer sein für einen Laien durchaus beachtliches religionsphilosophisches Wissen vor, kann aber nicht schlüssig klarmachen, was er uns mit seinem Artikel nun wirklich sagen wollte. Dies möchte ich anhand zweier Aspekte ausführen:

Undifferenziert: Auch Herrn Fischer dürfte und sollte klar sein, dass es im Christentum überhaupt keine einheitliche Vorstellung vom Jüngsten Gericht gibt (und damit erst recht nicht weltweit). Das beginnt schon damit, dass neben Gott Vater auch der Sohn Richter sein kann. Mal genügt der Glaube, um vor Gott zu bestehen, mal müssen daneben auch gute Taten vorgewiesen werden. Mal gibt es weitere Fürsprecher (für Katholiken z.B. Maria), mal nicht. Mal führt das Gericht für die „Normalos“ ins Fegefeuer, mal ist das Fegefeuer das schlechte Gewissen, mal ist die Hölle voll, mal ist sie leer, mal gibt es gar keine Hölle, sondern eine Neue Schöpfung löst die alte ab usw. usf.

Man kann die Vorstellung vom Jüngsten Gericht deshalb auch überhaupt nicht pauschal kritisieren, es sei denn, man lehnt sie insgesamt als völlig erfunden oder lebensfeindlich ab. Was Herr Fischer tut, wird m.E. aus seinem Artikel leider nicht wirklich deutlich. Zunächst erkennt er (durchaus treffend), dass diese sehr schillernde Vorstellung nichts weiter ist, als der Glaube daran, dass sich Gerechtigkeit in der so oft erschreckend ungerechten Welt schließlich auf wundersame Weise doch durchsetzen werde. Am Ende seiner Ausführungen aber hängt er sich an irgendwelchen Einzelheiten dieser wie gesagt gezwungenermaßen schillernden eschatologischen Vorstellungen auf, um sie als insgesamt veraltet und damit irrelevant zu entlarven. Somit hat Herr Fischer zuerst sein Wissen vorgeführt – und sich anschließend in die Position des überlegen Urteilenden begeben – kein Wunder, angesichts seiner Biographie.

Zu lässig: Genau diese Haltung, sich als der Religion überlegen zu begreifen, ist allerdings per se für einen denkenden Menschen komplett unmöglich. Eigentlich hatte Herr Fischer doch recht genau erklärt, dass Religion genau in dem Moment entsteht, wo der Mensch zu denken beginnt (vgl. die biblische Geschichte von der Vertreibung aus dem Paradies alias dem „Sündenfall“ nach dem Essen vom Baum der Erkenntnis (und eben nicht vom Apfelbaum). Genau hat er auch begriffen, dass Denken im Wesentlichen ein Unterscheiden ist – und zwar ein Unterscheiden meiner selbst von meinen Mitmenschen bzw. von meiner Umwelt und ein Unterscheiden der Gegenwart von der Vergangenheit bzw. der Zukunft; und auch ein Unterscheiden richtiger Entscheidungen und Taten von falschen, also ein Unterscheiden von Gut und Böse, woraus sich sofort die Wahrnehmung von Schuld ergibt. Jeder denkende Mensch wird somit mit Schuld zu tun haben, weshalb sie ja auch ein zentrales Thema jeder Religion ist.

Mit dem Denken beginnt somit das unvermeidliche Leiden des Menschen. Er erkennt seine Trennung von anderen, sein Geworfen-Sein ohne festen Rahmen, er muss sich anstrengen ohne die sichere Aussicht auf Erfolg bzw. vielmehr mit der einzig sicheren Aussicht auf das eigene Zunichtewerden im Tod. Der denkende Mensch bemerkt also seine Kontingenz und seine Fehlerhaftigkeit.

Nun sind die Religionen nicht die einzige Möglichkeit, mit dieser abgründigen, grundlegend tragischen Kontingenz-Erfahrung umzugehen. Mann kann auch alles dransetzen, so wenig wie möglich zu denken, indem man sich z.B. berauscht, sei es mit Drogen, an Ideologien oder an sich selbst (vielleicht Herr Fischer). Oder indem man alle Energie darauf verwendet, möglichst konform das zu tun, was die anderen auch tun (sicher nicht Herr Fischer). Wer allerdings das Denken nicht aufgibt, der braucht irgendeinen möglichst sinnvollen Halt im Leben. Und Religionen sind (selbst wiederum kontingente) Versuche, eine solche möglichst sinnvolle Grundorientierung im Leben zu postulieren (vgl. z.T. Kant).

Bedenklich sind Religionen nicht, weil sie in sich schillernd oder teilweise widersprüchlich sind. Das geht nicht anders. Bedenklich werden Religionen, wenn sie ihre eigene Kontingenz verdrängen. Lange hat es im Rahmen des Christentums gedauert, bis man sich wirklich klar darüber war, dass Religionen eben kein Wissen, sondern „nur“ ein Glauben sind. Wobei jedes Wissen sinnlos würde, wenn man an nichts glaubt. Mehr als das haben wir nicht. Somit kann auch ein Herr Fischer nicht aus dem Boot steigen, in dem wir alle sitzen. Wie ich schon sagte, mehr haben wir nicht. – Angela Gatzoflias


Leserbrief zu „Ist dieser Mann an allem schuld? Oder doch Sigmar Gabriel?” von Bernd Ulrich

Haben Sie vielen Dank dafür, dass ich jetzt doch nicht mehr selbst den Gabrielschen Essay lesen muss, um mich ordentlich aufgeregt an ihn zu wenden ob seiner unsäglichen „imposanten Denkfehler“, wie Sie es nennen. In Ihrem Artikel wird fein säuberlich alles auseinandergenommen, was es zu sezieren gilt. Mir ist außerdem wieder sehr deutlich geworden, dass ich nicht von ungefähr schon seit den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bundesweit (und fast immer auch bei LT-Wahlen) nicht mehr SPD habe wählen können, auch wenn ich dabei immer damit rechnen musste, dass die von mir gewählte Partei kaum Gelegenheit haben würde, ihre für mich an existentiellen Problemen der Menschheit orientierten Ideen und Vorschläge politisch umzusetzen. Aber dann gibt es Ereignisse (meist Katastrophen, manchmal auch Wahlergebnisse nach lähmend langer Regierungszeit eines Kanzlers (evtl. auch einer Kanzlerin?), die auch andere politische Kräfte zum Umdenken veranlassen (z.B. Fukushima oder auch den von seiner Bundeskanzlerschaft hingebungsvoll und dann auch erfolgreich träumenden Herrn Schröder), die eine andere Weichenstellung ermöglichen. Die Hoffnung, dass es zu einer solchen Änderung der Weichenstellung irgend wann wieder einmal kommen wird, stirbt zuletzt. Und Gabriel wird nicht ewig politische Entscheidungen der SPD beeinflussen können. Ich frage mich, was er z.B. aus seiner Zeit als Umweltminister an Erkenntnissen mitgenommen hat und wie er seiner Ehefrau und seinen Töchtern seine Auslassungen zur Emanzipation erklären will. Aber Letzteres ist sein ganz persönliches Problem. Was mich umtreibt, ist, dass dieser doch eigentlich kluge Mann (man achte auf das „eigentlich“) zu solchen gedanklichen Fehlleistungen kommt. Ich fass‘ es nicht! – Roswitha Ristau


Leserbrief zu „Die Fakten wurden verschwiegen“ von Hartmut Bäumer

Was noch nicht mal erwähnt wurde: der unterirdische Bahnhof von Stuttgart 21 hat weniger Gleise als der alte. Bei Verspätungen können daher Anschlusszüge nicht mehr im Bahnhof festgehalten werden. Mit anderen Worten: Wenn das Ding fertig ist, geht der Ärger erst richtig los. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Exzellent gescheitert!“ von Anna-Lena Scholz

Für den differenzierten und bestehende Widersprüche in der Forschungsförderung nicht zukleisternden Artikel von Anna-Lena Scholz bedanke ich mich. Ich würde ihn gern mit folgendem kurzen Kommentar versehen:

Der Umstand, dass eine nach aller sonstigen Resonanz exzellente Universität mit ihren Skizzen in der Exzellenzstrategie scheitert, hält die ebenso trost- wie folgenreiche Botschaft bereit, es sei in diesem Auswahlverfahren jedenfalls nicht über Exzellenz letztgültig Auskunft gegeben worden. Das gilt selbst dann, wenn es im Verfahren eine über alle Auswahlpanels hinweg einheitliche, geteilte und angewandte Vorstellung von Exzellenz gegeben haben sollte. Insofern unterläuft die angekündigte Entscheidung des Landes, „Normative Orders“ weiter zu fördern, den Wettbewerb in keiner Weise. Ihm wird durch diese Entscheidung des Landes viel eher die notwendige Legitimation verschafft, indem die Souveränität einer anderen Sicht auf ein Projekt behauptet und beglaubigt wird. Das entlastet den Exzellenzwettbewerb von seinem fatalen Hang zur Normierung von Exzellenz, welche dem Auswahlverfahren dienen mag, der Wissenschaft aber schadet. – Dr. Wolfgang Rohe


Leserbrief zu “Gefühle – sinnlos, aber groß” von Ijoma Mangold

Danke für Ihre anregende Rezension von Kurt Steinmanns Ilias-Übersetzung! Dankbar bin ich auch für den metrischen Hinweis aber aus gegenteiligem Grund. Ich habe keine Ahnung, wie das griechische Original betont ist aber die daktylische Monotonie nutzt sich in meinen Ohren ab, wenn sie nicht manchmal durch gegenläufige, originelle Betonung aufgefrischt wird. Es entsteht ein klassizistisch pompöses Leiern wie in jedem schlechten Lyrikvortrag. Das ist seit der Klassik das größte Manko abendländischer komponierter Musik, sie betont nur die Eins. Betont sie die Zwei, dann meistens als rhythmische Eskapade, der selbstverständliche Groove brasilianischer, afrikanischer Musik oder des Mississipi-Blues, die leichtfüßig den Schwerpunkt von eins auf zwei verlagern, stellt sich nicht ein. In der Musette aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach spielt diese Verlagerung noch, in der Klassik ist sie verschwunden. Wohl deshalb ist ein Großteil des abendländischen Pop rhythmisch so fad. Einem hörenden Laien wie mir ist denkbar, dass die vielfältig beeinflusste Kultur der griechischen Antike Musik verstand, der die züchtige Vereinheitlichung zu monoton war. – Helmut Wieser


Leserbrief zu “Über klangvolle Namen” von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Doch ein „Vorwurf“… Karl-Theodor zu Guttenberg hat sicherlich sein blaues Blut nicht persönlich gekauft. Er ist aber mit Salzburger Familie Mayr- Melnhof verwandt (verblüffende Ähnlichkeit in Gesichtern!), die ursprünglich vom Bauerntum stammt und etwa Mitte des 19. Jahrhunderts zum Adelstand erhoben wurde – aufgrund ihrer besonderen Leistungen. Da ich mit einer Tochter dieses Hauses über mehrere Jahre befreundet war und u.a. ein Konzert im Schloss ihres Bruders gespielt habe, konnte ich feststellen, mit welchem Stolz es erzählt wurde, dass ein Besucher eines Tages die Hausherrin – Frau Baronin Mayr-Melnhof – mit Schürze am Feld werkelnd vorfand. Alle Einzelheiten und genaue Daten habe ich, natürlich, nicht im Kopf. Weiß aber sicher, dass die Familie politisch sehr engagiert war und ist. – Halina Maria Kochan


Leserbrief zu „Wenn nicht an Weihnachten, wann dann?“ von Kara und Wolfgang Huber

Den Artikel fand ich wunderbar geschrieben. Die Erläuterungen haben viel dazu beigetragen, Details im Gemälde von Hugo van der Goes besser zu verstehen. Durch Ihre Interpretationen und Ihrem Hintergrundwissen hat sich mir vieles erschlossen. Ich werde mir das Gemälde nochmals ansehen in der Gemäldegalerie in Berlin. Was ich nicht gesehen habe, ist der erwähnte „feine Strahlenkranz [um Jesu‘ Kopf]“, ist damit der Strahlenkranz von Maria gemeint? – Ute Mader


Leserbrief zu „Alleinsein ist auch keine Lösung“ von Michael Allmaier

Ich versuche gerade den Artikel von Michael Allmaier über die falsche Tragik der Einsamkeit zu lesen- und komme nicht zu Ende. Wie tragisch ist es denn nun schon wieder, dass ein hervorragender Autor einen anderen (Julius Schophoff) regelrecht anfeindet, nur weil dieser sich relativ mutig als Einsamkeits-Liebhaber outet! Anstatt dessen Ansichten geistreich zu ergänzen- oder einfach weiter zu spinnen! Ist ein Problem unserer Zeit und unserer hysterischen Gesellschaft. Das ist für mich in Wirklichkeit schade und traurig!! Die verschleuderte Energie sollte man im Kampf gegen die grasierende Ignoranz in unserer Gesellschaft nutzen. Oder? – C. Merz


Leserbrief zu „Wohliger Schauer der Arroganz“ von Holger Stark

Der Autor des (ansonsten hervorragenden) Artikels fragt sich, auf welcher Toilette wohl ein Transgender pinkeln dürfe. Die Antwort ist ganz einfach: An eine Klotüre schreibe man „mit Pimmel“, an die andere: „ohne Pimmel“. Notfalls könnte man das auch bildlich darstellen. – Peter Dodel


Leserbrief zu „Z wie Zweifeln“ von Ulrich Stock

Wie Ulrich Stock ganz richtig bemerkt: man muss präzise formulieren. Ich kannte bisher: „bekenennen“ und „eingestehen“. „Einzubekennen“ ist eine schöne Wortschöpfung. Es muss sich um eine besonders bußfertige Beichte handeln. – Sven Herfurth


Leserbrief zu „Alleinsein ist auch keine Lösung“ von Michael Allmaier

Im wesentlichen möchte ich der Ansicht von Michael Allmaier zustimmen, und etwas ergänzen: Meiner Ansicht nach verwechselt Julius Schophoff (aber auch Herr Allmaier) „Einsamkeit“ mit „Alleinsein“ und „Stille“. Niemand will einsam sein (bzw. ich kann mir nicht vorstellen, daß auch nur irgend jemand einsam sein will, ich halte Einsamkeit für eine Ursache von vielerlei psychischen und physischen Erkrankungen). Aber erstrebenswert und heilsam ist, genügend Zeit am Tag, in der Woche, im Jahr *allein* mit sich zu sein, mit oder ohne tiefschürfende Gedanken stundenlang spazieren zu gehen, am Meer zu sitzen und nichts zu tun, als den Wellen zuzuschauen, oder am Flußufer oder in einem menschenleeren Wald den Vögeln zuzuhören. Ohne Knopf im Ohr, aus dem Musik vom Smartphone hereinträllert. Ohne Verkehrslärm. Ohne hektische Menschenmassen, die auf der Jagd nach Sonderangeboten sind. Ich habe mein Leben lang als Chemie-Unternehmer und Wissenschaftler intensiv mit Menschen zusammen geforscht und produziert, mit ihnen oder anderen Fußball gespielt, anschließend gegessen, Bier getrunken und geplaudert.

Aber mindestens ein Mal im Jahr war ich für ein paar Tage oder 1 Woche allein unterwegs, auf Island oder auf einer anderen Insel, habe 2 Mal 10 Tage allein in einer US-National-Wildlife-Reserve ohne Kontakt zu anderen Menschen Kraniche in der Wildnis erforscht (seinerzeit ein Hobby von mir). Und sogar in China, wo ich 12 Jahre lang lebte und arbeitete, wo man sagt, man könne nirgendwo und niemals allein sein, habe ich Orte gefunden, wo ich für einige Stunden allein sein konnte. Das ist heilsam und hilfreich, um den dauernden Lärm, die Hektik wegzuschalten, man kommt mit sich ins Reine, plötzlich fallen mir auch Lösungen für bislang ungelöste Probleme ein – jedenfalls geht es mir so, und immer wieder mal für kürzere oder längere Zeit allein zu sein, rate ich jedem. Man kann übrigens auch zu Zweit (z.B. ich mit meiner Lebensgefährtin) „allein“ sein. – Dr. Bernhard Wessling


Leserbrief zu „»Plötzlich bin ich unfrei«” von Birand Bingül

Da Sie In Ihrem Artikel schreiben “Ich hadere mit mir: Ist meine Geschichte es überhaupt wert, aufgeschrieben zu werden?”, habe ich mich entschlossen, Ihnen zu schreiben. Ja, ich finde, dass Ihre Geschichte es wert ist, weil Sie vermutlich die Gefühle vieler Deutschtürken wiedergibt. Ich habe in den 1980-er Jahren türkisch gelernt und zweimal mit dem Auto die Türkei bereist. Dabei habe ich ein sehr positives Bild von diesem Land gewonnen. Ich habe mir immer vorgenommen mal wieder in die Türkei zu reisen, es aber nie geschafft. Und jetzt denke ich: es geht nicht mehr. Und es ist für mich sehr aufschlussreich zu hören, was Sie als Mensch mit türkischen Wurzeln über die Entwicklung in der Türkei denken. Ich danke Ihnen für diesen Artikel. – Dr. Joachim Bauer


Leserbrief zu „Lügen für die Freiheit“ von Jochen Bittner

Mit der Schlußfolgerung in Ihrem Artikel komme ich nicht klar, vielleicht können Sie mir Ihre Interpretation geben, wie Sie es gemeint haben. Ich habe die Vorgeschichte so verstanden, daß Herr Sow aus dem Senegal stammt und über Umwege in die USA kam, wo er mit seiner Frau und der Justiz Palaver hatte. Daraufhin floh er nach Kanada. Sie schreiben: “Käme ich aus einem Staat ohne Rechtsstaatlichkeit……” Wen meinen Sie damit – Senegal und/oder USA?. Meines Erachtens fallen weder Senegal noch die USA darunter. Sie schreiben: “… wie verständlich es ist, wenn Menschen lügen, wenn es ihnen um das Wichtigste im Leben geht ….. Selbstbestimmung und Freiheit.” Und Sie “würden auch lügen, um in Europa … bleiben zu dürfen.” Ich könnte es so verstehen (weigere mich aber noch), daß Sie Lügen in Richtung Selbstbestimmung und Freiheit als Asylgrund akzeptieren. Wenn das so wäre, könnte sich Deutschland alle Asylverfahren sparen und alle Flüchtlinge durchwinken. Eigentlich skurril. – Klaus Haack


Leserbrief zu „Jerusalem, unser Goldenes Kalb“ von Omri Boehm und zu „Teilt euch die Stadt!“ von Daniel Barenboim

Die beiden Autoren Omri Boehm und Daniel Barenboim legen in bestechender Klarheit dar, daß es zu einer 2-Staatenlösung für Israel und Palästina keine Alternative gibt. Wenn allerdings die Landnahme der Israelis auf dem Territorium der „Westbank“ weiter , wie bisher, fortschreitet, wird sich langfristig an einer permanenten israelischen Oberhoheit über Palästina nichts ändern lassen. Die Entscheidung der USA unter Donald Trump, Gesamt-Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, greift dieser absehbaren Entwicklung „nur“ voraus. Israel hat sich nun einmal im Nahen Osten als eine Art von mittlerer Großmacht, nicht nur militärisch, etabliert . Früher oder später wird die arabische Welt dies anerkennen müssen. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Alleinsein ist auch keine Lösung“ von Michael Allmaier

Einsamkeitswortklauberei. Ach du meine Güte. Da stehen sich zwei gegenüber, und jeder denkt für sich, er hat die Wahrheit gefunden. Dass es auf diesem Planeten noch mehr Menschen gibt, die die Wahrheit für sich proklamieren, fällt kaum auf.Man kann es auch halten wie Evelyn Finger. In ihrem Plädoyer „gegen volle Kirchen“ schreibt sie zum Schluss hin: „Man kann seine eigene Wahrheit für wahr halten, aber man sollte auch die Wahrheit der anderen voll akzeptieren. Das ist es doch. – Barbara Helène


Leserbrief zu „Reist in diese Stadt!“ von Ulrike Gastmann

Ihre Kolumnistin Ulrike Gastmann hat einem unbeirrte n Dresden-Freund mit ihrem Beitrag mitten aus dem Herzen geschrieben. Danke ! – Hartmut Wagener


Leserbrief zu „Alleinsein ist auch keine Lösung“ von Michael Allmaier

Herr Schophoff kokettiert schamlos mit seiner selbstgezimmerten Einsamkeit, die letztendlich gar keine ist. Er meint nur „Ruhe“ und ist nur stolz auf seine Firewall gegen Stress, Ablenkung und Überforderung. Anscheinend hat er zudem noch die falschen Kollegen, dass er sie so kategorisch ablehnen muss. Aber es klingt natürlich besser und hat etwas Theatralisches, wenn er sagt: „Wir Einsamen sind wie Katzen.“ Schreiben ist ein einsames Geschäft. Das geht in der Regel nur allein. Daraus sollte man keine Lebensphilosophie basteln. Wer Frau, Kinder, Familie und Freunde hat, sollte den Begriff „Einsamkeit“ nicht für sich benutzen, wenn man nur einen Funken Respekt vor der Sprache und seinen Begrifflichkeiten hat. Und den sollte man als Schreiber besitzen.

Da bin ich doch mehr auf der Seite des Herrn Allmaier, der auch meint: Einsamkeit mit Publikum ist keine. Ohne Frage sind die wirklich Einsamen eher in Altenpflegeheimen, Obdachlosenunterkünften oder Asylantenheimen zu finden. An dieser Stelle möchte ich gerne einen noch nicht erwähnten, aber gar nicht so seltenen Aspekt der Einsamkeit ansprechen, den ich besonders in den großen Städten verorten möchte. Nehmen wir als Beispiel das Bild „Nighthawks“ von Edward Hopper. Vier Menschen in einer Nachtbar, die absolut nichts miteinander zu tun haben. Nicht einmal das Paar scheint ihre Zugehörigkeit zu sich selbst zu spüren. Damit spiele ich an auf Menschen mit Beruf, Auskommen und normalem sozialen Status, aber ohne Kontakte, ohne menschliche Nähe. Das sind die, die alleine in Kneipen, Clubs und Bars gehen und sie spät nachts alleine wieder verlassen, ohne ein Wort mit jemandem gesprochen zu haben (außer mit dem Kellner). Das sind die, die bei Facebook liken und posten und alle möglichen Leute zu „Freundschaften“ einladen, es nach Jahren auf 167 virtuelle „Freunde“ bringen, aber keinen analogen, echten und realen Freund benennen können. Das sind die, die Post bekommen, Rechnungen bezahlen, auf Weihnachts- und Betriebsfesten mit ihren Kolleginnen tanzen und dann, volltrunken oder stocknüchtern, allein nach Hause gehen. Es gibt sogar die, die verheiratet sind, Kinder haben, sich doch im tiefsten Innern einsam fühlen.

Die Einsamkeit hat etwas mit Verzweiflung zu tun. Das Alleinsein, wie Schophoff es versteht, eher mit Zuversicht. Und dazwischen liegen Welten. Die sollte man nicht durch den laxen Gebrauch von Begrifflichkeiten vernebeln. – Winfried Thamm


Leserbrief zu „Vom Wesen der Seele“ von Sabine Rückert

Ich habe heute am 1. Weihnachtstag meinen Mann mit beiden Kindern rausgeschickt und unter dem Weihnachtsbaum den wunderbaren Artikel über die Seele im Zeit Magazin gelesen. Ich bin schon lange davon überzeugt, dass es die Seele gibt und habe sie bei der Geburt meiner beiden Kinder gesehen, als sie mir zum ersten Mal in die Augen blickten. Ich glaube auch, dass manche Seelen schon sehr alt sind und dass das Leben auf der Erde nur ein Teil der Reise ist. Vielen Dank an die Redakteure für den facettenreichen Artikel und für viele neue Denkanstöße! – Katharina Schäfer


Leserbrief zu „Vom Wesen der Seele“ von Sabine Rückert

Vielen Dank für den Beitrag. In der Tat war es Zeit für einen solchen Beitrag. Wir haben oft im Kirchenchor diskutiert über das Tehma „Seele“, sind jedoch – genau wie Sie – zu keiner Übereinstimmung gekommen. Allerdings hat keiner unserer Diskussionsteilnehmer es so schön, gefühlvoll und umfassend formuliert, wie Sie in Ihrem Beitrag. Herzlichen Dank. – Michael Hildner


Leserbrief zu „Ist dieser Mann an allem schuld? Oder doch Sigmar Gabriel?” von Bernd Ulrich

Wenn sich jemand in einer Blase befindet dann nicht die Berliner Politik sondern Sie und der von Ihnen verbreitete grün/ linke Öko- Totalitarismus. Seit Jahrzehnten verbessern sich alle Umweltparameter zu Wasser zu Lande und in der Luft. Weltweit hat Hunger und Krieg dramatisch abgenommen und die Demokratisierung der Welt hat in den letzten 50 Jahren riesige Fortschritte gemacht. Wenige Ausnahmen ( China ja ) gibt es sicherlich. Aber die von Ihnen gelobten Minderheiten Themen wie zB Gendermainstream kann bald keiner mehr hören, mit Ausnahme die wie Sie in Ihrer Blase lebenden Medienvertreter. Machen Sie die Augen auf und sprechen auch mal mit Vertretern aus Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft die Ihren Mainstream nicht verhaftet sind. Liberales freies Denken hilft manchmal. Ihr Chefredakteur macht es seit Jahren vorbildlich. – Peter Knappmann


Leserbrief zu „Morgen, Kinder, sprecht ihr Katalanisch“ von Ulrich Ladurner

Als seit siebzehn Jahren in Barcelona lebender Deutscher mit mittlerweile zwei schulpflichtigen Kindern muss ich die Darstellung des katalanischen Schulsystems voll und ganz bestätigen. Es trägt diktatorische Züge, die katalanische Sprache steht stets an erster Stelle, die Lehrer kommunizieren mit den Schülern nur auf katalanisch, die spanische Sprache hat den Status einer Fremdsprache, auch wenn sie die Muttersprache nicht weniger Schüler ist, müssen zwei Stunden in der Woche reichen. Ich habe von Grundschülern gemalte Bilder mit katalanischen Flaggen gesehen, auch hängen an einigen Schulen Plakate von die Unabhängigkeit befürwortenden Organisationen. Für die Erstellung von Elternrundbriefen und das Abhalten von Elternkonferenzen ist die spanische Sprache inexistent, auch wenn ganz klar ist, dass einige Eltern aufgrund ihrer Herkunft aus anderen Landesteilen oder aus dem Ausland spanisch besser verstehen. Allerdings muss ich fairerweise sagen, dass bislang alle Lehrer, die ich gesprochen habe, direkte Gespräche mit mir, der kein katalan spricht, auf spanisch geführt haben. Trotzdem würde ich mich nicht trauen, vor versammelter Elternschaft zu bitten, dem besseren Verständnis wegen eine gemeinsame Besprechung auf spanisch abzuhalten, da ich sicher bin, dass dieses als Affront empfunden werden würde. Den Gipfel stellte bislang eine offizielle Plakataktion an katalanischen Schulen da unter dem Motto „Per un país de tots, decidim escola catalana“ (für ein Land für alle wollen wir die katalanische Schule), anhand welcher diese Realität auch noch als positiv verkauft werden sollte! Die Unabhängigkeitsbefürworter werben für die von Ihnen angestrebte katalanische Republik mit dem Slogan „Democràcia“. Leider klammert deren Demokratiebegriff die Gleichberechtigung beider Sprachen im Unterricht aus, wie das von der katalanischen Landesregierung gestaltete Bildungssystem beweist. – Carl Lubach


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Gottseidank, das Jahr neigt sich für Larissa und Thomas dem Ende zu. Als langer Zeit-Leser hat man im Magazin ja schon so einiges überstanden, z.B. Linda Scheynius. So schlimm war es nicht, aber dennoch: Ich habe nichts gegen Liebesgeschichten, aber die kann Bastei-Lübbe wirklich besser! Hoffen wir für 2018 auf einen Hit wie Brigitte Lacombe (oder den Mann mit den Aquarellen, dessen Namen ich nicht mehr weiß) – Ulrike Voelcker


Leserbrief zu „Der große Stadtplan” von Justin Jin

Auf Seite 23 steht: „Mit sieben Prozent seines landwirtschaftlich nutzbaren Landes …….“ Meine Frage: Was geschieht mit den restlichen 93% landwirtschaftlich nutzbarem Land? Habe ich den Satz falsch verstanden? Danke für eine Erklärung. – Wolfgang Schäfer


Leserbrief zu „Das Letzte“ von Finis

Seit vielen Jahren bin ich Abonnent der Zeit und lese sie gern. Auf Seite 52 der neuesten Ausgabe unter der Überschrift „das Letzte“ werden die von mir vor 17 Jahren entwickelten Sandwesten genannt, natürlich ein wenig satirisch. Ich möchte nun darauf hinweisen, dass diese Entwicklung einen sehr ernsthaften Hintergrund hat. Als wir auf Wunsch eines Ergotherapeuten die erste Sandweste hergestellt haben, war nicht abzusehen, was sich daraus entwickeln würde. Heute lebt eine kleine Firma davon. Ich selbst (80 Jahre alt) habe die Firma in jüngere Hände gegeben, bringe mich aber auf Messen und Workshops noch mit ein, um die Wirkungsweise dieser Sandwesten zu erklären. Vor 3 Wochen war ich in Wilhelmsburg in der Elbinselschule (die Zeit hat in Nummer 52 über diese Schule berichtet) zu einem Workshop, weil auch diese Schule Sandwesten einsetzen möchte. Warum diese Sandwesten, richtig angewendet, so erfolgreich sind, habe ich erst verstanden, als ich mich mit moderner Hirnforschung beschäftigt habe. Sollte die „Zeit“ zu diesem Thema mehr wissen wollen und darüber berichten möchte, so wäre ich gern bereit zu Ihnen zu kommen, um weitere Informationen zu geben. Es ist das Zusammenspiel unseres plastischen Gehirns mit den Sandwesten, die so viele erstaunliche Erfolge möglich macht. – Jürgen Pastorino


Leserbrief zu „Intelligenter den Mangel verwalten“ von Anna-Lena Scholz

Bedingt durch meine berufliche Biografie habe ich Ihren Artikelgelesen. Ich war in der Zeit von 1977 – 1989 Berufsberater für Abiturienten und Hochschüler und damit, so kann ich das sagen, unter anderem Experte für die Hochschulzulassung von Abiturienten. Danach war ich Teamleiter der Berufsberatung und habe mich einigermaßen in diesem Themenfeld auf dem laufenden gehalten. Aus meiner Sicht ist es sehr verwunderlich, welche Informationen und auch Hintergründe über das Thema NC veröffentlicht werden.

Wenn ich Ihren Artikel mit dem Ihrer Kollegin Herbold, der vor einigen Wochen unter der Überschrift „Kippt der NC?“ in der ZEIT erschien, vergleiche, wird bei Ihnen jedenfalls das Grundproblem deutlicher: es wollen viel mehr junge Menschen Medizin studieren, als der Staat es sich vernünftigerweise leisten kann. (Über die Frage der Motivation sollte man bei Gelegenheit nachdenken.)

Aber bereits in Ihrem ersten Abschnitt kommt ein seltsamer Zug hinein. Sie schreiben: „Derzeit entscheiden nicht allein Talent und Fleiß.. – sondern komplizierte Bewerbungsmodalitäten ….“ Damit vermischen Sie, aus meiner Sicht unzulässig, zwei Dinge miteinander. Einmal das, was die Abiturienten mitbringen, andererseits das, was aus der vorhandenen Zahl der Studienplätze immer folgen muss, wenn die Bewerberzahl größer ist. Eigentlich sollte man doch meinen, wir wollen die Ärztinnen haben, die durch „Talent und Fleiß“ die größte Gewähr bieten, dass wir alle später mit einer kompetenten und guten Behandlung rechnen können.

Nun kann man natürlich trefflich streiten, ob die Abinote wirklich der beste Maßstab ist für „Talent und Fleiß“. Bis jetzt ist uns zu diesem Thema ja auch eine Menge eingefallen. (Es dürfte eine nicht allzu große Rechercheübung sein, die folgende Aufzählung mit Jahreszahlen zu versehen)
Abiturnote. Diese Überlegung ist nicht schwer. Je besser die Note, desto besser der Arzt.
Wartezeit 1. Das war der erste Versuch, Menschen zuzulassen, die in der Schule weniger erfolgreich waren (aus welchen Gründen auch immer). Es gab zwei Zulassungsmöglichkeiten: über die Note und über das Alter des Abiturs. Leider schien es für allzu viele möglich zu sein, bis zu 7 Jahre zu investieren, um dann Ärztin werden zu können.
Wartezeit 2. Dazu kamen verschiedene Methoden, diese Wartezeit zu erhöhen, z.B. durch eine „verwandte“ Berufsausbildung im medizinischen Bereich. (Das ist ja heute wieder im Gespräch. Es scheint aber keinen zu interessieren, dass dadurch Ausbildungsplätze im Bereich der Kranken – und Altenpflege durch Menschen besetzt werden, die nicht beabsichtigen, diese Berufe je auszuüben. Es lebe der Pflegenotstand!)
Medizinertest. In der Zeit der Testgläubigkeit wurde für alle (soweit ich mich erinnere bis auf die absoluten „Spitzenabiturienten“) ein Test durchgeführt, der die Studierfähigkeit feststellen sollte, lauf Vorgaben speziell auf Medizin bezogen. Das gibt es offenbar nach einem kurzen Blick ins Internet auch heute noch, wohl in Zusammenarbeit mit einzelnen Universitäten. Es wurde in kurzer Zeit zu einem lukrativen Geschäftsmodell und das ist es heute noch. Unter dem Blickwinkel der „Chancenoffenheit“ kann sich das auch jeder leisten(?).
Auswahlverfahren der Universitäten. Die o.a. Schritte erschienen irgendwann einmal zu formalisiert und zu bürokratisch. Die Stunde der Auswahl durch die Universitäten schlug. Damals war ich schon nicht mehr direkt in der Beratung, bekam aber durch die Kolleginnen mit, dass es jetzt völlig unübersichtlich wurde. Jede Hochschule führte ihr Verfahren aufwändig, d.h. mit zum Teil auch sehr aufwändigen Gesprächen, oder auch eben formalisiert, kräftiges Aussieben über – meist die Abinote – durch.
ZVS. Das bürokratische Monster der ZVS war ein besonderes Feindbild und wurde daher als nächstes abgeschafft. Es geschah wohl in einer Phase der Dezentralisierung. Übersehen wurden dabei mindestens zwei Dinge:

  • Zum einen ging das System der Länderquoten baden. Es verhinderte, dass Abiturienten aus Bundesländer miteinander konkurrierten, die offenbar unterschiedliche Abiturstandards haben. (Dieses Problem haben die Richter des BVG anscheinend wieder „gefunden“)
  • Zum anderen war die Ortsverteilung eingebaut. Auch hier fällt es mir schwer, eine andere als übergreifende Lösung zu finden, womit wir wieder bei einer Art Studienvergabezentrale (SVZ) wären. (Die Internetseite hochschulstart.de bietet hier wohl Informationen.)

Das BVG hat den wunderschönen Begriff der Chancenoffenheit (im Duden nicht gefunden!) betont. Es scheint „gerechte Bedingungen für alle“ zu bedeuten. Dazu muss das Auswahlverfahren auch noch transparent sein. Nun war das ZVS – Verfahren sicher nicht besonders transparent. Das war schon daran zu erkennen, dass es nur wenige Spezialisten einigermaßen beherrschten. Die nachfolgenden Verfahren wurden aber permanent unüberschaubarer. Es scheint also dringend notwendig, sich zu überlegen, welche Art der Unübersichtlichkeit man zu akzeptieren bereit ist.

Besonders pikant ist eine Forderung des BVG, die Auswahlgespräche von der Gefahr der „unbewussten Präferenzen der Gutachter“ zu befreien. Die Grundidee dieser Auswahlgespräche war es einmal, die Persönlichkeit der Bewerber mit in die Auswahl einzubeziehen. Wie das standardisiert erfolgen soll, wird wohl ein Geheimnis der Juristenseelen im BVG bleiben.

Ein Nachtrag: ich kann mich erinnern, dass es vor Jahrzehnten (80er Jahre?) eine Untersuchung über den Zusammenhang zwischen Abinote und Studienerfolg im Jurastudium gab. Es war aber nicht gefragt, ob ein guter Jurist herauskam, sondern wie hoch der Studienerfolg, sprich Examensnote, war. Das Ergebnis zeigte, dass zwischen einem guten Abiturzeugnis und guten Staatsexamensnoten eine deutliche Korrelation besteht. Bei der Auswahl der Juristen spielte damals die Note die zentrale Rolle. Von daher wundert es mich, dass der BVG nicht das Abi einfach als alleiniges Auswahlkriterium festgelegt hat. Und noch eine letzte Frage an Sie: wie viele Medizinerinnen werden wir als alternde Gesellschaft denn brauchen? – Jochen Wagner


Leserbrief zu „Gangster’s Paradise” von Karsten Witt

Also weil Gesetze unvollkommen sind, muss der Einzelne weiterdenken, wie er sie im Sinne des Gemeinwohls richtig (ergänzen und) interpretieren sollte? Ein hoher moralischer Anspruch, dem viele oder die meisten gern zustimmen werden. Ob sie auch so handeln werden, ist dann aber möglicherweise ein anderes Paar Schuhe.

Ich finde, zum Glück! Denn wenn man davon ausgeht, dass die Gesetze schließlich fulltime von dafür ausgebildeten Spezialisten gemacht werden (und trotzdem noch Mängel haben), ist nicht ganz sicher, dass jeder Laie auf Anhieb die Ergänzung findet, die sein eigenes Handeln ins moralisch Vollkommene abrundet. Welche Aspekte berücksichtigt er denn – findet er alle? Wie gewichtet er sie? Kommt dann nicht vielleicht bei jedem etwas Anderes heraus, und nur der subjektiv vorhandene gute Wille unterscheidet das Gesamtergebnis von der reinen Willkür? Oder gibt es tatsächlich zwei Menschen, die die exakt gleiche Vorstellung vom Gemeinwohl haben? Eineiige Zwillinge vielleicht??

Ja, Gesetze sind unvollkommen, was man erst bei der Anwendung merkt. Ja, Gesetze müssen also auf ihre Auswirkungen überprüft und notfalls korrigiert, ergänzt, auf neue Situationen fortgeschrieben werden. Ja, Gesetze sind nie fertig, ebensowenig wie Programme für den PC. Ja, jeder sollte darauf hinweisen, wenn sie anscheinend oder offensichtlich Macken haben. Ja, die Gesetze-Produzenten (und ihre Vorgesetzten) sollten endlich mal einsehen, dass man die Auswirkungen von Gesetzen auch überwachen und in der Konsequenz die Gesetze auch „pflegen“, also neue Releases machen muss. Aber beschließen soll die gefälligst das zuständige Parlament, denn zum Glück leben wir in einer Demokratie! Die ersten geschriebenen Gesetze unter Hammurabi sind immer noch ein Markstein auf dem Weg zur Bürgergesellschaft. – Bernhard Hecker


Leserbrief zu „Ist dieser Mann an allem schuld? Oder doch Sigmar Gabriel?” von Bernd Ulrich

Dieser Beitrag hat mir beinahe den 2. Weihnachtstage versaut. Der Dschurnalist Ulrich stellt mehrere zehntausend Arbeitsplätze in Deutschland zur Disposition und nennt sie „marginal“. Dagegen scheinen Schlagwörter aus der „German Hysteria (Ehe für Alle, Me Too,…) “ existenziell für die Zukunft dieser Erde. Wenn man Gesamtdeutschland mit seinen Wichtigtuern einfach ausknipsen würde, würde der Globus dies gerade mal als kleinen Furz registrieren. Dem Herrn Ulrich ist zu wünschen, daß er rasch einen neuen findet, wenn sein marginaler Arbeitsplatz verschwindet. – Wolfgang Faul


Leserbrief zu „»Facebook zerstört die Demokratie«“ von John F. Jungclaussen

Während der Harvard-Historiker Niall Ferguson angesichts der Monopolstellung von Google als Suchmaschine, Amazon im E-Commerce und Facebook unter den sozialen Netzwerken die Zerstörung unserer Demokratie diagnostiziert, wie sie auch schon von Yvonne Hofstetter in ihrem 2016 erschienenen Buch „Das Ende der Demokratie“ beschrieben wurde, hat das Bundeskartellamt kurz vor Weihnachten dem weltgrößten Online Netzwerk Facebook missbräuchliche Datensammlung von Nutzerdaten aus Drittquellen und eine marktbeherrschende Stellung vorgeworfen. Facebook hat dies bestritten. Der niederländische Medientheoretiker, Internetaktivist und –kritiker Geert Lovink schlägt dazu in seinem Buch „Im Bann der Plattformen“ vor, dass die Internet-Nutzer, statt sich in den geschlossenen Systemen der Großkonzerne zu verausgaben, das Heft wieder selbst in die Hand nehmen. Dazu sei es nötig, die Überwachungstechniken im Netz wenigstens sichtbar zu machen oder zu umgehen. Die Herausforderung des Internets sei nicht dessen Allgegenwart, sondern die „Unsichtbarkeit“.

Für Ferguson liegt die Problemlösung weder im Kartell- und Steuerrecht noch in einer Änderung des Nutzerverhaltens oder in einer progressiven Daten-Sharing-Pflicht prozentual nach Marktanteil der jeweiligen Unternehmen (Viktor Mayer-Schönberger/Thomas Range „Das Digital“), sondern er sieht den Schlüssel in der Nichthaftung der sozialen Netzwerke für ihre Netzinhalte. „Nur wenn man Facebook und Google für die Verbreitung von Extremismus und Fake-News haftbar macht, kann man das Problem ernsthaft angehen“. Wenn die Politik weiterhin die Kassandrarufe der Fachleute überhört und nur langsam und ineffektiv gegen diese schon lange bekannten Gefährdungen unserer Demokratie vorgeht, dann sind dem Chaos auch ohne den von Ferguson angedeuteten technologischen Angriff Chinas auf das Netzwerk der westlichen Dominanz Tor und Tür geöffnet. – Hans-Henning Koch


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Endlich wieder einmal ein lesenswertes ZEIT_MAGAZIN. die Beiträge u.a. über „die Seele“ über „Jean Ziegler“ waren sehr gelungen. Es ist notwendig, das neben „Martenstein“ und der „Deutschlandkarte“ besonders lobend hervorzuheben, da ich ansonsten das Magazin als erstes in den Papiermpüll schmeisse, . . . . . . da ich mich als Opfer von stupmpfsinnigen, hochpreissigen Werbungen von Uhren, Parfums, Wäsche, Autos sehe. Das sind Beiträge für spätkapitalistische Zeitgenossen mit einem Monatsetat >60Tsd €. ich meine immer noch die ZEIT abonniert zu haben (seit nunmehr 50 Jahren) und nicht eine mode-regenbogen-lifestyle-gazette…. das musste einmal geschrieben sein Nichts für Ungut – nicht jede Woche trage ich den Gedanken einer Kündigung in mir . – Peter Jacimowitsch


Leserbrief zu „Ist dieser Mann an allem schuld? Oder doch Sigmar Gabriel?” von Bernd Ulrich

Sie schrieben: „Darin findet sich viel sehr Richtiges, […] wenn er [Siegmar Gabriel] die merkwürdige linke Weigerung kritisiert, Leuten die Vaterlandsliebe abzusprechen, die dieses Land erkennbar nicht lieben, also etwa der selbsthasserischen Alternative für Deutschland.“ Sie scheinen ein glühender Anhänger aktueller SPD-Ideologie zu sein. Leider hat die aber mit der Realität nichts mehr zu tun, weshalb auch die SPD-Zustimmungswerte konstant im Abwärtstrend sind. Fakt ist nämlich das Gegenteil. Bischof Huber prägte vor wenigen Jahren den Begriff „Selbstveregalisierung“, mit dem er das Aufgeben Deutscher Bildungs- und Kulturwerte anprangerte. Immer öfter ist nicht nur Selbstaufgabe, sondern Selbsthass gegen alles Deutsche und einhergehender rasanter Sprachwandel zu beobachten: Als Demokrat gilt im offiziellen Sprech (CDU, SPD, Grüne, Linke, FDP, ZEIT, Bertelsmann usw.) heute nur, wer Pluralismus (gern gebrachte Worthülse, die im Gebrauchszusammenhang immanent Deutsches ausschließt), Deutschlands Aufgehen in einer EU und dieser in einer globalisierten Welt (mithin das Abschaffen Deutschlands als solches (Souveränität, Territorialität usw.) und unbegrenzte Zuwanderung (de facto Verdrängung einheimischer Kultur und Bevölkerung) will.

Notabene kam Frau Özuguz mit ihrer Diagnose, die Deutsche Kultur sei nicht (mehr) erkennbar, etwas zu früh. In ihrer türkischen Parallelgesellschaft mag das so sein, aber NOCH (!) sind Deutsche mit ihrer Kultur (Sie sind fast alle älter als 30 Jahre.) hier und die wachsenden Parallelgesellschaften sind noch nicht groß genug, um Macht beanspruchen und ihre Kultur in Gesetze umzusetzen zu können. Und Demokrat ist auch nicht mehr der, der Bürgerwille aufgenommen und in politisches Handeln verwandelt sehen möchte, sondern nur noch der, der das Diktat der Herrschenden (Deutschlands Parteiendiktatur aus CDU, SPD, Grünen, FDP, Linken sowie EU-Rätediktatur) freudig aufnimmt und für sich annimmt, als würde damit das Heilsversprechen Wahrheit. Dabei ist, wer etwas Deutsches gut und erhaltenswert findet, bereits stets verdächtig, ein AfD-Nazi zu sein. Und gegen Nazi muß man sein und in der Folge auch alles, was die hindefinierten Nazis gut finden, ablehnen und das Gegenteil tun. Sehr gut erkennbar ist dies im Umgang mit der AfD in den Parlamenten. Selbst wenn die AfD den Antrag stellte, bei 5°C im Sitzungssaal die Heizung aufzudrehen, würde er abgelehnt, weil man GEGEN DIE sein muß. Man könnte auch zuspitzen: Die heute „korrekten Deutschen Demokraten“ lassen sich verdrängen, zahlen dafür und helfen fleißig mit. – Deniz Yücel arbeitet bestimmt schon an einer Fortsetzung seiner Lobeshymne „Super, Deutschland schafft sich ab!“, in der er einst schrieb: „Der baldige Abgang der Deutschen aber ist Völkersterben von seiner schönsten Seite.“

Ein schönes Beispiel der SPD-Verirrungen (haben so ähnlich auch CDU, Grüne, FDP) ist auch das seit 25 Jahren andauernde Einreden auf die Ostdeutschen, sie seien vorurteilsbeladen ausländerfeindlich, weil es im Osten so (zu) wenig Ausländer gibt, und es müsse nur mehr Zuwanderung von Ausländern in den Osten geben, damit die „Ausländerfeindlichkeit“ verschwinde. – Das aber ist und bleibt Schwachsinn! Die ehem. DDR-Bürger waren alle mehr oder weniger lange in Westdeutschland und die übergroße Mehrheit stellt auf Basis von Beobachtungen, Diskussionen und Bewertung fest: Die in den alten Bundesländern herrschenden Zustände sollen im Osten eben nicht entstehen! Es handelt sich also nicht um Vorurteil, sondern um fundierten Standpunkt. Und nicht in allem Dahergelaufenen sofort ein Zugewinn oder gar Heil erkennen zu wollen, sondern sich um sich und seinesgleichen zu kümmern, ist nicht Feindlichkeit, sondern menschlich. Der Mensch ist – auch das hat nicht nur die SPD vergessen – ein lokales und kein globales Wesen. Man könnte vieles mehr ausführen … „Schuld“ sind in der SPD alle jene, die Begriffe umgedeutet haben sowie den Menschen eine „moderne“ Ideologie überhelfen wollen und dabei das D aus dem Parteinamen gestrichen haben. Vaterlandsliebe haben diese Genossen jedenfalls definitiv nicht! Naja, und die AfD ist allenfalls selbstverliebt, narzisstisch und sonstewas aber gewiss nicht selbsthasserisch. – Ulf Hamann


Leserbrief zu „Sie wollen nicht beißen, nur rauchen“ von Ruth Eisenreich und Matthias Krupa

Mir ist eine falsche Jahreszahl in der Zeittafel zum Artikel aufgefallen. Und zwar ist das Jahr 2008 durch 2005 auszutauschen. Um Haider wurde im Jahr 2005 das Bündnis Zukunft Österreich gegründet, für welches er im Jahre 2008 auch als Spitzenkandidat bei der Nationalratswahl antrat. Kurz vor der Wahl verstarb Haider damals bei einem Autounfall. Strache indes wurde 2005 zum Parteiobmann der FPÖ gewählt. Ich habe eine Zeit lang in Österreich studiert und mich für das politische Geschehen interessiert. Keinesfalls fällt mein Interesse zusammen mit einer Sympathie für diese Parteien. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Muss die Kirche immer voll sein? – Nein“ von Evelyn Finger

Immer wieder habe ich in der Vergangenheit Artikel von Ihnen in der ZEIT gelesen. Es waren echt gute Artikel dabei. Es tut mir leid – statt Sie für einen ihrer guten Artikel zu loben, kommt nun Kritik. Aber so ist es ja meistens, viele Leser melden sich nur dann zu Wort, wenn ihnen etwas missfällt. Sorry. In der Weihnachtsausgabe der ZEIT Nr. 53 durften sie prominent auf Seite 1 schreiben. Leider war ihr Standpunkt meiner Meinung nach seltsam uninspiriert. Weihnachtshoffnung? Weihnachtsfreude? Weihnachtsfrieden? Glaubenskraft und Glaubensmut? Fehlanzeige. Wobei das nach dem bisherigen Verlauf des Jahres 2017 sicher manchen Menschen hätte ermutigen können. Die Hoffnung ist der Weihnachtsbotschaft inhärent.

Aber was war ihre Botschaft? Jeder soll glauben und „fromm sein“, ob, wie und was er will! Ich meine: Ja, natürlich soll jeder nach seiner Fasson selig werden… Aber das ist als Weihnachtsbotschaft nicht relevant und wird nichts bewegen oder verändern. Geärgert hat mich die These: Weniger Frömmigkeit = mehr Frieden und Toleranz. Das ist die alte Atheismuslogik. Diese wurde jedoch schon von Mao, Stalin, Pol Pot und Hitler aktiv widerlegt. „Erst eine gewisse Distanz zum Glauben macht friedfertig“ ?? Dann könnten sie als Theologin doch definieren, was christlicher Glaube in der Nachfolge des Christus ist. Das haben Kara und Wolfgang Huber auf S.56 getan und festgestellt, dass Frieden, Respekt und Sanftmut gerade in der Glaubensidentität und Christusnähe des Christen liegt und nicht in der Distanz zum Glauben. Ich wehre mich auch gegen die immer wieder kehrenden Gleichsetzungen von aktuellem Islamismus mit vergangener christlicher Gewalt, die sie in den „Konfessionskriegen“ hervorholen. Gewalt ist nicht Wesenskern des christlichen Glaubens und das wissen sie doch eigentlich auch besser. Ihr „Nein“- Standpunkt geht in die Richtung: Jeder leere Platz auf einer Kirchenbank sei ein Manifest für Religions- und Glaubensfreiheit. Die, die nicht auf den Kirchenbänken sitzen, stehen damit für Toleranz ein. Das kommt mir sehr naiv vor.

Ungefähr so, als ob wir jeden Nichtwähler als Bewahrer der Demokratie feiern würden. Denn sein Akt des Nichtwählens verteidige Toleranz und Freiheit des Nichtwählens in unserer Demokratie. Wirklich? Besser zur Wahl gehen. Besser einen Standpunkt haben. Ihr Wunsch nach einer Toleranz, in der alles „gleich gültig“ ist kommt der Gleichgültigkeit sehr nahe. Was haben die „Kinder aus Anatolien“ vom „Geburtstag des Friedensfürsten“ verstanden, wenn sie einen Weihnachtsbaum wollen? Das erschließt sich mir inhaltlich nicht. Klingt aber nach mulit-kulti Sozialromantik. Ich finde die zu Grunde liegenden Fragen nach Säkularismus und nach der Relevanz von Religion und christlichem Glauben in der Moderne sehr wichtig. Auch die Suche nach neuen Antworten angesichts von immer weniger aktiver religiöser Beteiligung vieler Bürger. Ihr Artikel hat mich leider in der Suche nach Antworten nicht weiter gebracht. Ich bin aber mit Ihrem Schlussplädoyer einig: Gott läßt sich anzweifeln. Er ist geduldig und barmherzig. Vgl. Klagelieder Jeremias Kap. 3,22f. – Jochen Riemer


Leserbrief zu „»Facebook zerstört die Demokratie«“ von John F. Jungclaussen

Der Titel stimmt, aber die Analyse ist falsch. Facebook verbreitet emotional-reißerische Inhalte ja nur deshalb so stark, weil die Leute sie gerne lesen. Und dieses Problem wird auch stärkere Überwachung und Zensur nicht ändern. Im Gegenteil: solche Maßnahmen dienen nur dazu, abweichende Meinungen zu unterdrücken. Doch Demokratie wird nicht durch Meinungsverschiedenheit zerstört, sondern durch fehlende Meinungsfreiheit. Und Facebook vergiftet den „neuen öffentlichen Raum“ eben genau durch die Ungewissheit, wer alles mithört. Der Herr Historiker sollte sich vielleicht nochmal die Geschichte der DDR zu Gemüte führen, bevor er „Nachrichteninhalte zu überwachen [um] Extremisten aufzuspüren“ für „schön und gut“ erklärt. Oder, für die Live-Version, in die Türkei ziehen. – Peter Jüstel


Leserbrief zu „Lichter, loh“ von Harro Albrecht

Schon seit ca. 20 Jahren beträgt die Steckdosen-Netzspannung nicht mehr 220 V, sondern 230 V!!! Das ist deshalb so, weil damals die Spannung zwischen jeweils zwei Leitern unseres Dreiphasen-Drehstromsystems von 380 V auf 400 V erhöht wurde. Es ist also umso wichtiger, dass elektrische Geräte mindestens das CE-Zeichen tragen! – Volker Morstadt


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Jetzt, wo das Jahr zu Ende geht, geht hoffentlich auch diese Kolumne zu Ende. Die Fotos sind wunderbar, aber die Öffentlichkeit am Privatleben so voyeuristisch teilnehmen zu lassen, ist für mich unerträglich. Im Übrigen bin ich gern Ihre Leserin seit vielen Jahren – Ulrike Schramm-Vogel


Leserbrief zu „Das Jüngste Gericht“ von Thomas Fischer

Möglichst viel ‚Gerechtigkeit hienieden‘ ist sicher ein gutes Ziel. Doch mit deren Realisierung hapert es leider allzu oft. Die Hoffnung auf ein Endgericht mag nach Vertröstung klingen, ist mir aber ein freundlicheres Narrativ als die zynische Perspektive von atemloser Gier, die unsere Welt zugrunde richtet (nach uns die Sintflut…). Zwischen Urknall und Entropie (vielleicht in Endlos-Schleife?) ist unsere punktuelle Anwesenheit im Universum wohl kaum ein Wimpernschlag. Aber das Deutungsmuster ‚Alles ist sinnlos‘ überzeugt mich nicht mehr als die Hoffnung: mein Tun und Lassen ist nicht folgenlos; Fehler kann ich nicht ausradieren (lassen), aber ich kann versuchen daraus zu lernen. Und einen Motivator wie das ‚Krippenkind‘ kann ich dabei gut gebrauchen: ‚Die Nacht, in der das Fürchten wohnt, hat auch die Sterne und den Mond‘ (Mascha Kaleko). Religion, die Mut macht und befreien will von Angst vor namenlosen Mächten (statt Terror und Drohung zu verbreiten) – solcher Glaube – lieber sage ich solche Hoffnung – ist mir da manchmal Stern und manchmal gar Mond.
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Max Horkheimer in einem Spiegel-Interview:
„Und was ist das Letzte?
Horkheimer: Religion lehrt, dass es einen allmächtigen und allgütigen Gott gibt. Ein kaum glaubhaftes Dogma angesichts des Grauens, das seit Jahrtausenden auf dieser Erde herrscht!
Und?
Horkheimer: Ich würde sagen, man solle Theologie erneuern. Es ist keine Gewissheit, dass es einen allmächtigen Gott gibt. Ja, wir können es nicht einmal glauben angesichts dieser Welt und ihres Grauens.
Was bleibt dann?
Horkheimer: Die Sehnsucht.
Wonach?
Horkheimer: Sehnsucht danach, dass es bei dem Unrecht, durch das die Welt gekennzeichnet ist, nicht bleiben soll. Dass das Unrecht nicht das letzte Wort sein möge. Diese Sehnsucht gehört zum wirklich denkenden Menschen.
Also eine neue Religion?
Horkheimer: Nein, wir können nicht eine neue Religion gründen. Mögen die alten Konfessionen weiter existieren und wirken in dem Eingeständnis, dass sie eine Sehnsucht ausdrücken und nicht ein Dogma.“ (Der Spiegel, Nr. 1/2/1970)
„Theologie ist […] die Hoffnung, dass es bei diesem Unrecht, durch das die Welt gekennzeichnet ist, nicht bleibe, dass das Unrecht nicht das letzte Wort sein möge …, dass der Mörder nicht über das unschuldige Opfer triumphieren möge„.
(Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen / Max Horkheimer. Ein Interview mit Kommentar von Hellmut Gumnior. – Hamburg : Furche-Verl., 1970, 61f.) – Dieter Steves


Leserbrief zu „Gottes Gastarbeiter“ von Nicola Meier

Haben Sie vielen Dank für Ihren sehr instruktiven Artikel! Als gelegentlicher Gottesdienstbesucher in unterschiedlichen Kirchen (zuletzt in einer bekannten katholischen Akademie) ist mir bei indischen Pfarrern nicht nur das meist schlechte Deutsch aufgefallen. Vielmehr hat mich gestört, dass keinerlei Lebendigkeit in den Predigten zu erkennen war. Wenn ein Redner von seiner Sache begeistert ist, kann man sich als Zuhörer auch dann mitgenommen fühlen, wenn die Rede in holprigem Deutsch daherkommt. Stattdessen wirkten diese Priester fast immer wie Beamte, die irgendwie ihrer Pflicht nachkommen. Hinzu kam in der Regel, dass sich ihre Predigten auf dem Niveau von Kindergottesdiensten bewegten, also nur ein Wiederholen des Bibeltextes mit anderen Worten waren und oft keinerlei Bezug zu Fragen des modernen Lebens hatten. Fazit: Auf diese Weise dürfte sich die deutsche katholische Kirche „priestermäßig“ kaum retten lassen. – Dr. Hartmut Mühlen


Leserbrief zu „Ist dieser Mann an allem schuld? Oder doch Sigmar Gabriel?” von Bernd Ulrich

Herr Bernd Ulrich sagt Zitat: seine imposanten Denkfehler ( Gabriel ). Die begeht er vor allem bei den Themen Ökologie und Emanzipation. Beides rechnet er der von ihm so genannten Postmoderne zu, mit der es sich die SPD unter den Arbeitern und einfachen Menschen verdorben habe: Zitat ende.
Was die SPD will und was davon bei den Leuten ankommt sind zwei paar Schuhe. Die SPD mag mehr soziale Gerechtigkeit wollen, was bei mir ankam, war Gender, Emanzipation und Ehe für alle, nein Danke, ist mir egal. Das ist nicht allein Schuld der SPD, sondern auch die der Medien (Berliner „Hipster-Journalisten“ ), die diese eigentlich partiellen Aspekte als Hauptinhalte verkaufen. Von daher hat Gabriel vollkommen Recht. Das Leben von Fledermäusen ,Sperlinge, Echsen usw. ist wichtiger als der Mensch. Eine allein erziehende Mutter mit drei Kindern fühlt sich nicht vertreten von einer Partei, die zwar viel von Ökostrom und Umweltschutz redet aber nicht zu interessieren scheint, dass für eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern stetig steigende Strompreise eine signifikante Belastung darstellt. Journalisten berieseln Ihre Zuhörer oder Leser mit Meinungen, die sich In keinster Weise mit der Mehrheitsmeinung in Einklang befindet. Darum hat Herr Gabriel dieses mal vollkommen Recht. – J. Gabriel


Leserbrief zu „Alleinsein ist auch keine Lösung“ von Michael Allmaier

Habe bei Ihrem Artikel Tränen gelacht und geglaubt, er sei mit voller Absicht vom Schicksal vor meine Nase gehalten worden. Bin eine mittelmässig bekannte Autorin und sitze zumeist alleine in meiner Frankfurter Wohnung an meinen Romanen und zur Auffrischung meines Salärs verdiene ich mein Geld als „Empfangsdame“, wo ich in einem schlecht und zwielichtig beleuchteten Eingang sitze und ab und zu frage: „Entschuldigung“ – wen darf ich melden?

Sie haben VÖLLIG recht, und man ist hundertprozent einfach nur ein Ditsche und demnächst sitze ich hier im Bademantel am Tresen. Ich bewerbe mich jetzt für ein Leben im Ökodorf wo ich meinetwegen im Kuhstall stehe den ganzen Tag und Hühner und sogar Menschen, jede Menge um mich habe….Ihr Artikel hat mir den letzten Anstoss gegeben….und ich musste sooo lachen! – Annegret Held


Leserbrief zu „Wohliger Schauer der Arroganz“ von Holger Stark

Beispielhaft für verwandte Streitthemen, sollte man überholte Standards kritisch untersuchen: ‚Warum müssen Toiletten für Frauen und Männer (und alles dazwischen) überhaupt unterschiedlich angezeigt und „möbliert“ werden???‘ Wenn das nicht trifftig begründet werden kann, könnte sich Vieles von Streit und Diffamierrungsanlaß erledigen.

Ich empfinde es als Skandal, wenn etwas Vitales und Natürliches wie unser Stoffwechsel und unsere unterschiedliche Libido zum Angriff und zur Verunglimpfung führt. Ehe die Menschheit nicht über dergleichen lächerliche Hürden hinwegkommt, kann mittelmäßige Friedlichkeit nicht wachsen. – Christa Krüger


Leserbrief zu „Lügen für die Freiheit“ von Jochen Bittner

Jochen Bittners Rechtfertigung für seinen Fake-Report ist sehr dünn geraten. Warum wollte er die ihm aufgetischte Geschichte denn unbedingt erzählen, wenn ihm bewusst war, dass die Fakten nicht nachprüfbar sind? Leichtfertig zugelassen von der Redaktion und Wasser auf die Mühlen der Anhänger der Lügenpresse. – Helmut Förstemann


Leserbrief zu „Die Fakten wurden verschwiegen“ von Hartmut Bäumer

Zu der Frage, warum die Kontrollmechanismen versagt haben, weiss der Volksmund schon lange die Antwort. Weil eine Krähe einer anderen kein Auge aushackt. – Wolfgang Burkhardt


Leserbrief zu „Alleinsein ist auch keine Lösung“ von Michael Allmaier

Hier werden zwei Worte synonym verwendet: Einsamkeit und Alleinsein. Soweit mir Schophoffs Text erinnerlich, schreibt dieser nicht von Einsamkeit, sondern vom Alleinsein. Das ist ein großer Unterschied: Einsame können nicht allein sein, sie sind ja einsam. Auch ich, bekennender gerne-allein-seiender, möchte nicht in Einsamkeit leben – weil ich dann nicht mehr allein sein kann. Das Alleinsein wollen ist für mich nichts anderes als eine Antwort auf die überbordende Sozialität und „Geselligkeit“ die sich mir wie ein Abgrund menschlicher Akommunität auftut. Ich halte es mit der Kommunität wie die Koboldmakis: Ein jeder lebe sein leben für sich – doch wehe, ein Feind taucht auf und greift eine der Individuen an. Einsamkeit ist etwas völlig anderes: Es ist die Ausgrenzung von Individuen, die, davon gehe ich aus, keiner freiwillig sich zumutet. Auch ein Eremit nicht. Eremiten sind nicht ausgegrenzt, sie erfahren ja durchaus Achtung – sie sind extreme Alleinseier. Das extremste Extrem in diesem Sinne ist der Stadteremit: In diesem Umfeld ist es harte Arbeit, sich die innere Ruhe zu bewahren oder überhaupt zu finden. Einsame haben keine innere Ruhe: Wie Verbannte müssen sie alltäglich um ihr Wohlbefinden bangen. Alleinseiende (und ich kann jetzt nur von mir aus verallgemeinern, was an sich (also wissenschaftlich-logisch) unzulässig ist, weil induktiv, deshalb ist das folgende als unwissenschaftliche These zu verstehen) bangen um ihr Wohlbefinden ob genau dem Gegenteil von Verbannung: Die Vereinnahmung. – Volker Homann


Leserbrief zu „Vom Wesen der Seele“ von Sabine Rückert

Wie sich im Beitrag wieder einmal alles um den Menschen dreht. Gibt es eine Seele, bejaht man die Existenz auch nur einer Seele, so ist die ganze Welt beseelt. Jedes Tier, jeder Baum und Strauch, jede Wolke, jeglicher Stein. Und gewiss nicht alleine der Mensch! Allzu menschlich scheint es mir daher, dass die 7 (!) AutorInnen des Artikel das Tier bei der Frage nach der Seele nur einmal und ganz am Rande ins Spiel bringen. In Person von 15 Hunden, tot, vergiftet von einem Menschen auf der Suche nach der Seele – einem Mensch, der damit sicherlich nur eines bewies: dass er keine Seele besaß. – Andreas Schneider


Leserbrief zu „16 Arten, Weihnachten zu feiern” von Stefanie Flamm et a. und zu „Wenn nicht an Weihnachten, wann dann?“ von Kara und Wolfgang Huber

Bevor diese weihnachtswoche zu ende geht, m u ß ich ihnen sagen, wie glücklich ich bin, daß es ihre wochenzeitung gibt und wie sehr mich die seiten 55/56 berührt haben, einmal durch die betrachtung des bildes/ anbetung der könige, text von bischof huber und auf der rückseite die berichte der mitarbeiter, schön, daß sie weihnachten so einen hohen stellenwert zuordnen. – Mechthild Fischer


Leserbrief zum Titelthema „Wo wohnt die Seele?“

Für mich immer wieder erstaunlich, welchen Stellenwert religiöse Themen in der ZEIT und in Deutschland haben. Alleine beim Vergleich der Bundespräsidenten zwischen Deutschland und Österreich: Gustav Heinemann, Richard von Weizsäcker, Joachim Gauck in Deutschland und in Österreich die vom Volk gewählten deklarierten Agnostiker Heinz Fischer, Alexander Van der Bellen. Dieses salbungsvolle orientalische Brimbramborium der christlichen Konkurrenten fehlt erfreulicherweise in Österreich. Wahrscheinlich aus Mangel an Konkurrenz. – Johann Ernst


Leserbrief zu „Das Jüngste Gericht“ von Thomas Fischer

Kompliment! Trefflich scharfzüngig und poitiert formuliert und sowohl juristisch als auch ethisch schwer anfechtbar geschrieben. Ich sehe in dem Beitrag eine ernsthafte und kritische Analyse fundamentaler christlicher Werte und Widersprüche auf ethischer und juristischer Basis. Hier wird dargestellt ,dass viel zu lang die z.T. absurden“wertebildenden“ Grundlagen der Bibel (altes versa neues Testamment) kirchlicherseits weder geklärt noch reformiert wurden. „Liebe deinen Nächsten,wie dich selbst“- versus „Auge um Auge…“ geht nicht*-  (no-go)
Kirche sollte auch im Sinne von Glauben(Vertraue)n glaubwürdig sein und fundamentale menschliche Lebens- und Tod-Fragen nachvollziehbar vermitteln können und dabei nicht schon in den Rechtsgrundlagen straucheln.(s.10 Gebote)

Kleines Beispiel: Moses vom Berge abgestiegen mit den 10 Geboten Gottes unterm Arm,um umgehend diese Gebote erfolgsentäuscht in dessen Namen eigenmächtig umzudeuten: (Exodus,32,26-33,17)“Moses trat an das Lagertor und sagte:Wer für den Herren ist,her zu mir.Da sammelten sich alle Leviten zu ihm. Er sagte zu ihnen:So spricht der Herr der Gott Israels.Jedere lege sein Schwert an. Zicht(Zieht) durch das Lager von Tor zu Tor.Jeder erschlage seinen Bruder,seinen Freund,seinen Nächsten…..“. Juristisches und moralisches no-go*, s.O. Neben ähnlich vergleichbar absurden Ungereimtheiten bleibt der Wunsch, dass sich zu Lebzeiten innerhalb der Kirchen der kritische Geist sich gegen die Geistesarmut lebensnah durchsetzt, der aktuelle Papst ist da schon einmal ein dünner Hoffnungsschimmer. – Christoph Stellmacher


Leserbrief zu „Sie wollen nicht beißen, nur rauchen“ von Ruth Eisenreich und Matthias Krupa

Dank an Ruth Eisenreich und Matthias Krupa für die treffende Analyse. Leider stimmt es, dass es in Österreich noch immer deutschnationale schlagende Studentenverbindungen gibt, die Minderwertigkeitskomplexlern in der Gemeinschaft nicht nur ein Gefühl der Geborgenheit geben, sondern diesen Neandertalern den Glauben vermitteln, sie gehörten zu einer überlegenen arischen Germanen-Rasse. Der überwiegende Teil der FPÖ-Wähler kennt weder deutschnationale Studentenverbindungen noch das Innere einer Universität. Es sind die ewig Unzufriedenen, die durch die FPÖ erfahren, wer schuld ist an ihrem Schicksal. Das waren schon immer und sind auch heute die Minderheiten: früher die Juden, heute die Moslems, die Flüchtlinge, die Ausländer und so nebenbei die EU, die Banken, die Weltwirtschaft, die Manager, Globalisierung, Digitalisierung usw., alles Dinge, von denen sie so gut wie nichts verstehen.

Das Traurige daran ist der hohe Prozentsatz derer, die an diesen Stumpfsinn glauben. Dass Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen erklärt hat, dass er einen Johann Gudenus für nicht ministrabel hält und ihn daher nicht angeloben würde, spricht für die Zivilcourage von VdB. Van der Bellen ist der Hoffnungsträger der Vernunft. Eine österreichische Interpretation des Prinzips Hoffnung. – Johann Ernst


Leserbrief zu „Gottes Gastarbeiter“ von Nicola Meier

Seit mehr als 20 Jahren wird unsere Pfarrei inzwischen von polnischen Pfarrern betreut. Immer wieder bekommen wir zu hören, wie dankbar wir doch sein müssten, dass wir seelsorgerisch so gut versorgt sind. Ich möchten den Priestern den guten Willen nicht absprechen aber sie bringen aus Polen ihr konservatives Weltbild mit. Inzwischen stehen bei uns in der Kirche Wallfahrtsbilder aus Medjugorjie von Sr. Faustina Kowalska und es kommen immer mehr Kirchenbesucher von auswärts, die die Mundkommunion praktizieren. Ich fühle mich inzwischen in meiner eigenen Heimatgemeinde nicht mehr wohl und ich bin dabei nicht die einzige. Liberale Katholiken bleiben den Gottesdiensten zunehmend fern. Aber die schlimmsten Folgen zeigen sich in der Kinder und Jugendarbeit, die sich immer mehr dem Gefrierpunkt nähert. Da ich selbst Kinder habe empfinde ich diese Entwicklung als besonders schmerzhaft. In der Taufe habe ich versprochen die Kinder im christlichen Glauben zu erziehen. Das heißt für mich auch ihnen die christliche Gemeinschaft und die Gottesdienste nahezubringen. Das wird mit zunehmenden Alter schwieriger, da es außer ein paar Kleinkindergottesdienste keine entsprechenden Angebote für sie gibt, bzw. von den Pfarrern auch nicht zugelassen werden. Um die Kinder nicht komplett dem Gottesdienst und dem Christentum zu entfremden wird meine Tochter im nächsten Jahr zur evangelischen Kirche konvertieren und dort zur Konfirmation gehen. Ich hoffe und glaube, dass sie dort auf Mitchristen mit offenem Herzen trifft, die Kinder und Jugendliche nicht als Störfaktor sehen, auf neugierige und kritische Fragen nicht mit Ablehnung reagieren, eine wirkliche Teilnahme der Gläubigen insbesondere von Kindern und Jugendlichen am Gottesdienst unterstützen und eine Kirche leben in der Männer und Frauen die gleichen Rechte und Pflichten haben. Aus einer katholischen Nachbargemeinde weiß ich, dass es auch erfolgreiche Gegenbeispiele gibt. Dort wird die wunderbare Kinder und Jugendarbeit schon seit Jahrzehnten sehr erfolgreich von Laien und Pastoralassistenten gemacht. So etwas hätte ich mir für uns auch gewünscht. – Ein/e ZEIT Leser/in