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11. Januar 2018 – Ausgabe 3

 

Titelthema „Warum ist Wohnen so teuer?“

Überlegen Sie mal, wenn in 2 Jahren 1,5 Millionen, also die gesamte Großstadt München, ins Land zieht und nun jeweils Wohnungen zugewiesen bekommt, was dann auf dem Wohnmarkt passiert? Und ein zweites: energetische Sanierung. Lassen Sie doch bitte mal recherchieren, was die Begründungen für Mieterhöhungen gemeinhin sind. Sie werden überrascht sein und ganz überwiegend auf eben diese „Sanierung“ stoßen.Wer also hat diese Gesellschaft wirklich gespalten? Sehen Sie denn die Elefanten im Raum nicht? Sie sehen statt dessen Miethaie herumschwimmen? Da muss ich Sie fast auf ein großes Wort Ihres verstorbenen und verehrten Herausgebers Helmut Schmidt verweisen… Sie sind ja beileibe nicht die einzige, aber je länger der Zustand anhält, desto stärker werden die, die wir nicht im Parlament haben wollen. Giovanni di Lorenzo hat doch schon mal gebeichtet, also, was zögern Sie noch? – Robert Hagen


Leserbrief zu „Ritt auf der Klinge” von Matthias Nass

Es ist ziemlich enttäuschend und auch beängstigend, sehen zu müssen, wie ein Leitartikel der ZEIT in der Frage von Krieg und Frieden in der Nordkorea-Krise einige zentrale Punkte der Problematik an den Rand der Diskussion rückt: an den Rand gerückt wurde die Logik ( diese Logik ist wirklich logisch und deswegen kann sie nur logisch und nicht zynisch genannt werden), dass nur – falls überhaupt – eine nordkoreanische Atomstreitmacht einen militärischen Regimewechsel-Versuch der USA verhindern kann. In Gänze fehlt die Erwähnung eines zentralen Elements der Problematik, dass eine durch die USA getragene Abschreckung Nordkorea zuverlässig von dem Versuch abhalten wird, von seinen Atomwaffen gegenüber den USA oder dessen Alliierten Gebrauch zu machen. Die nordkoreanische Führung müsste irre sein, was sie nicht ist (das Etikett “kriminell” passt schon), wenn es anders wäre. Verbleibt die Frage, ob Nordkorea nicht aus Angst vor einem Enthauptungsschlag einen Atomkrieg auslösen könnte. Das lässt sich auf geradezu blödsinnig einfache Art verhindern: auf militärische Drohgebärden/Manöver verzichten, die derartige Ängste auslösen könnten. – Dr. Hergen Heinemann


Leserbrief zu „Kann dieser Tropfen vor Krebs retten?“ von Ulrich Bahnsen

Mit Entsetzten lese ich Ihren Artikel – oder ist es Ihre persönliche Meinung? – in der aktuellen ZEIT über das Mammographie-Screening-Programm. Was, wenn bei einer Frau der Bluttest positiv ausfällt, und man den Krebs nicht findet, ergo nicht behandeln kann? Was, wenn eine Frau aufgrund Ihres Artikels nicht zur Früherkennung geht, in drei Jahren mit einem klinisch gewordenen Krebs konfrontiert wird, und sich fragen lassen muss, warum sie denn nicht zur Früherkennung gegangen ist? Warum wird der Bluttest nicht flächendeckend angeboten, wenn er so gut ist? Ich glaube, da ist die Forschung einfach noch nicht soweit, wenn sie das ist, wird sicher gehandelt. Warum gehen Sie ausschließlich auf die niederländische Studie von Autier ein, wo es zum Beispiel auch eine Norwegische Studie von Lund gibt, die genau das Gegenteil feststellt? Warum kennzeichnen Sie diesen Text nicht als Meinung? Unter Wissenschaftsjournalismus habe ich mir bisher immer etwas anderes vorgestellt. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Winziges Kamel“ von Bernd Ulrich

Ihr Beitrag auf der Titelseite der ZEIT ist unfair. Weder die Union, noch die SPD ist ernsthaft schuld daran, dass ihnen der Wähler seit längerem kein ausreichendes Mandat erteilt, das sie zu tiefgreifenden Reformen ermächtigen würde. Sie stehen natürlich immer noch je zu ihren politischen Grundeinstellungen, aber ein erheblicher Anteil des Wahlvolkes will nur mehr eine Partei wählen, die den eigenen Vorstellungen des jeweiligen Wählers voll und ganz entspricht. Und weil es das nicht gibt, werden „haufenwiese“ (und blöderweise muss man dazu sagen) Spaßparteien gewählt, die zwar vordergründig eine „große demokratische Breite“ vorgaukeln, in Wahrheit aber für eine wirksame politische Arbeit nicht zu gebrauchen sind (es sei denn, sie dienen als Steigbügelhalter wie Netanjahus Partner).

Sie werfen Union und SPD vor, die „großen Probleme“ nicht anzupacken. Bei zwei Partnern mit einander widersprechenden Lösungsansätzen können Sie keine „großen Würfe“ erwarten (als Österreicher habe ich gut 60 Jahre Erfahrung in diesen Fragen). Große Koalitionen stehen per se für nur geringe Änderungen, weil sie sich nur auf den jeweils kleinsten gemeinsamen Nenner einigen können (alles andere wäre Verrat an den eigenen Wählern). Im Übrigen: Sooo schlecht ist das ja auch wieder nicht und aus der Sicht des potentiellen Verlierers einer Wahl immer noch besser (sh. Brexitvotum einiger englischer Separatisten, das jetzt alle ausbaden müssen).

Die Kontrolle durch freie Medien ist eine der wichtigsten Prämissen für eine brauchbare Demokratie. Aber sie muss auch mit Verstand und Verantwortung wahrgenommen werden. Wenn jedoch ein großer Teil der Medien, besonders der Boulevard praktisch jede Maßnahme der Regierung negativ darstellt, darf man sich über „Wutbürger“ nicht wundern (die allerdings außer ihrer „Wut“ leider auch kaum Positives beizutragen haben – wieder der Hinweis auf Österreich und seine unsäglichen Erfahrungen mit dem Besserwisser Jörg Haider, besonders im Land Kärnten).

Sehr geehrter Herr Ulrich, natürlich dürfen Sie Ihre Meinung öffentlich und – dank Ihrer Profession – auch an sehr prominenter Stelle äußern. Sie können meine Kritik natürlich auch „abschütteln“ und mir empfehlen, statt eines deutschen Qualitätsblattes „dann halt die Kronenzeitung“ zu lesen. Das wäre aber die falsche Empfehlung, denn da stehen just die gleichen Sätze drinnen – und gerade das brauche ich nicht zu lesen. – Günther Lettau


Leserbrief zu „Eine(r) fehlt“ von Mark Schieritz

….das ist dann wie mit Özdemir bei den Grünen! Die vermutlich Fähigsten fallen ins Quotenloch! So stranguliert man sich selbst! Der Irrwitz mit den Quoten führt letztlich nach Absurdistan! – Hans Hardenberg


Leserbrief zu „Dürfen sie kommen?“ von Martin Klingst und Mariam Lau

Als 83-jähriger Humanist mit linken Ansichten müsste ich dem Befürworter Klingst zustimmen, der 5 Gründe nennt, um den Nachzugstopp aufzuheben. Er behauptet, das sei humanitär geboten. Ja, das stimmt. Aber rechtlich?? Auf welche gesetzliche Regelung bezieht er sich? Fehlanzeige.

Punkt 1: „Vor dem Gesetz sind damit nicht alle gleich.“ Der Gleichheitsgrundsatz ist ein frommer Wunschtraum, auch in Deutschland. Zum Beispiel bei Bildungschancen, im Hinblick auf die rasant wachsende Vermögensungleichheit. Solche Verstöße gegen den Gleichheitsgrundsatz wiegen doch weitaus schwerer als eine durch Kompromiss entstandene Vorschrift beim Familiennachzug.
Punkt 2: Das Kriegselend in Syrien können wir nicht beeinflussen. Wenn ein 15jähriger Kriegsflüchtling es geschafft hat, bei uns Asyl zu erhalten, kann diese Tatsache keinen Rechtsgrund begründen, seine Eltern oder Geschwister ebenfalls nach Deutschland reisen zu lassen.
Punkt 3: Gesicherte Schätzungen gibt es nicht. Die CSU spricht von bis zu 120.000 Fällen, Mariam Lau nennt „einige Zehntausend“.
Punkt 4: Die Härtefallregelung im Aufenthaltsgesetz ist vernünftig und sollte jedenfalls ausreichen.
Punkt 5: Artikel 6 GG gilt für deutsche Staatsbürger. Angesichts der brutalen Verstöße gegen alle Menschenrechte in den Bürgerkriegsländern, die wir leider auch nicht verhindern können, kann es niemals die Pflicht der Bundesregierung sein, den Schutz des Artikel 6 GG auf minderjährige Flüchtlinge aus Syrien auszuweiten.

Dagegen ziehen die Argumente von Mariam Lau: Absatz 2: „subsidiär heißt, brutal gesprochen: Dein Leben ist momentan in Gefahr, und deshalb schützen wir Dich für eine Zeit. Wir wollen aber nicht, dass Du bleibst.“ Besonders gefällt mir die Frage von Frau Lau: „Warum soll sich unser Christentum nicht auch melden, wenn Kommunalpolitiker in Mannheim und anderswo an der Versorgung der Flüchtlinge verzweifeln?“

Ich gehe davon aus, dass beide Autoren und wir alle uns mehr Menschlichkeit auf dieser Welt wünschen. Doch wir wissen, dass diese Wünsche ein Traum sind. Frau Lau plädiert für mehr Realitätsbewusstsein, auch wenn das gelegentlich „brutal“ klingt. Ich stimme ihr zu. – Jochen Dunkel


Leserbrief zu „»Wir sehen die Defizite des Föderalismus«” von Martin Spiewak

Vielen Dank für die ausführliche Darstellung der relevanten Positionen. Die bisherige Kleinstaaterei gipfelt darin, dass es z.B. für das Bundesland Niedersachsen für das Abitur eine, im Vergleich zur allgemeinen Ausgabe teurere, „Formelsammlung Mathematik, Ausgabe Niedersachsen“ gibt. Vor einiger Zeit hat es im Rahmen der bundesweiten Initiative „BürgerForum 2011“ des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff deutliche Forderungen nach Vereinheitlichung des Bildungswesens gegeben. Im Ergebnis war der Wunsch nach einem einheitlichen Bildungssystem das vordringliche Ziel in allen Regionen. Die Ergebnisse des Bürgerforums sind später gemeinsam mit dem Bundespräsidenten in der Versenkung verschwunden.

Meiner Meinung nach würde es zur Vereinheitlichung der Bildungsabschlüsse genügen, wenn der Bund die Inhalte der Prüfungen für die Vergabe der Sekundarabschlüsse I und II in wenigen Kernfächern vorgibt und die Prüfungen auf seine Kosten durchführt. Für diese Kernfächer ließe sich, ungeachtet der Ferienregelungen, ein gemeinsamer Termin finden. Die Länder blieben weiterhin für die Erreichung der Ziele verantwortlich. – Reinhard Lindenberg


Leserbrief zu „Wer stoppt diesen Wahnsinn?” von Benedikt Erenz

Die permanente Bombardierung der Bevölkerung mit irreführenden Informationen über die Realitäten in der Energiewirtschaft durch die Öko-Lobby haben nun dazu geführt, dass auch bei „Die Zeit“ im Zusammenhang mit Kohle nur noch von „Wahnsinn“ gesprochen wird. Kohle ist weiterhin ein Pfeiler für unsere Versorgung mit Elektrizität, da eine ausschließlich regenerative Stromerzeugung nicht funktioniert. Das wird anderswo in der Welt so gesehen und wurde nun auch bei den Verhandlungen zur Bildung einer großen Koalition erkannt. – Frank Leschhorn


Leserbrief zu „Über Fluchtursachen” von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Genauso geht es mir auch. Ich kann diesen Satz “ man muss die Fluchtursachen bekämpfen“ auch nicht mehr hören. So eine super dumme bequeme Ausrede. Ihr Text ist so gut – Danke – Ursula Baier


Leserbrief zu „Die Schönheit des Ausbruchs“ von Alard von Kittlitz

Im Artikel ist die Schlussfolgerung falsch. Ihr Autor schreibt: „Ich hätte viel zu große Angst, erwischt und bestraft zu werden.“ Fakt ist, ein Ausbruch wird nicht bestraft. Strafen gibt es lediglich dafür, wenn man sich während der Zeit „draußen“ noch mehr zuschulden kommen lässt, also sowieso schon. Sollte Ihr Autor also jemals in die Lage kommen, ins Gefängnis zu müssen, so kann er sehr beruhigt sein, denn ein Ausbruch ist ohne Befürchtung einer Strafe möglich. – Anne Weihermann


Titelthema „Warum ist Wohnen so teuer?“

Sehr geehrter Herr Hakverdi, wir empfehlen Ihnen als unserem Bundestagsabgeordneten sehr, sich insbesondere mit dem Beitrag „Rettet die Stadt!“ ab Seite 21 der ZEIT auseinanderzusetzen, insbesondere mit dem Problem „Share Deal“ beim Verkauf von Immobilien. Es ist uns völlig unbegreiflich, dass Immobilienverkäufe im ganz großen Maßstab per „Share Deal“ grunderwerbssteuerfrei frei gestellt werden. Dabei entgehen dem Staat jährlich dreistellige Millionenbeträge. Es verwundert uns sehr, dass es hier immer noch nicht zu Änderungen der derzeit geltenden gesetzlichen Regelung gekommen ist. Zusätzlich befördert dieser Umstand das Millionen-Immobilien-Monopoly in unseren Städten, das die Mieten und die Kaufpreise für Durchschnittsverdienerinnen und Durchschnittsverdiener explodieren lässt. Wann, wenn nicht jetzt, kann die SPD, wenn sie es denn wirklich will, einen entsprechenden Änderungsvorschlag zum Grunderwerbsteuergesetz in mögliche Koalitionsverhandlungen einbringen? Dem Berliner Finanzsenator Kollatz-Ahnen (SPD) können wir nur zustimmen: „Um die Spekulation einzudämmen, müssen die Transaktionskosten steigen.“ Selbst der für Deutschland zuständige Manager Robert Abt von der englischen Immobilienfirma Round Hill Capital plädiert für eine sofortige Abschaffung dieser Umgehungsmöglichkeiten. Diese Empfehlung finden wir sehr erfreulich. Dass sie nun schon von der „Gegenseite“ kommt, finden wir beschämend. P.S.: Wir werden uns bemühen, in Ihrem Wahlkreis weitere Unterstützerinnen und Unterstützer in Wilhelmsburg und Harburg und im weiteren Hamburg zu finden. – Carola Hoffenreich & Helgo Klatt


Leserbrief zu „Leider falsche Lösung“ von Micha Brumlik

Erklärte Antisemiten unter den Zuwanderern nicht – wie Inländer – strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen, sondern auszuweisen, ist ein meines Erachtens überfälliger, gewiß von den meisten Deutschen gebilligter Vorschlag. Micha Brumlik hält ihn für die „leider falsche Lösung“ (Die Zeit v. 11.1.2018): Der eindeutige Begriff Antisemitismus, Judenhaß, sei einerseits zu weit gefasst – dabei hat er etwa mit Kritik an der israelischen Besatzungspolitik nichts zu tun – , andererseits zu eng , da auch alle anderen Formen „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ kontrolliert werden müssten. Das tue ich hiermit, da Brumlik behauptet, der „arbeitsteilige Massenmord an den europäischen Juden“ sei von „Hunderttausenden Deutschen verübt“ worden. Diese Wiederbelebung der Kollektivschuld-These von Daniel Goldhagen hat Brumlik am selben Tag in der Zeitung „Neues Deutschland“ noch deutlicher formuliert: „industrielle, aber eben auch handwerkliche Massenvernichtung der europäischen Juden durch breite Teile der deutschen Bevölkerung“.

Einmal abgesehen davon, dass Erschießen und Ersticken im Gas nichts mit industrieller Arbeitsteilung zu tun hat, sei – auch wenn der Zeitgeist Beihelfer ohne eigenen Tatwillen vor Gericht stellt – erinnert: Die SD-Einsatzgruppen zur (auch „prophylaktischen“) Partisanenbekämpfung umfassten 3.500 Mann. In den Vernichtungslagern an der Sowjetgrenze mordeten einige Dutzend T-4-Vollstrecker und deutsche SS-Wachleute, in den Krematorien von Auschwitz-Borkenau eine Handvoll SS-„Desinfektoren“ unter dem Schutz von 5.000 deutschen Wachposten. Zuzüglich der Befehlsgeber sind das insgesamt etwa 10-000 Täter, gleich 0.015 Prozent des deutschen Volkes (inklusive der dabei überrepräsentierten Österreicher)- Von diesem stellte der Sachkenner Franz Neumann (mein Lehrer an der Deutschen Hochschule für Politik), im Krieg Chef-Analytiker des US-Geheimdienstes OSS, in seinem 1943 in New York veröffentlichten Standardwerk „Behemoth“ fest, es sei „das am wenigsten antisemitische Volk“. Dabei sollte es auch bleiben – Fritjof Meyer


Leserbrief zu „Winziges Kamel“ von Bernd Ulrich

Es ist gut und war übefällig, dass Bernd Ulrich darauf hingewiesen hat, wie unangemessen kleinteilig die Parteien, die auch die künftige Regierung bilden wollen, auf Zukunftsfragen von größter Bedeutung antworten. Sie sollten an dem Thema dranbleiben. Es scheint mir nämlich nicht einer momentanen Verlegenheit zu entspringen, sondern ein Prinzip Merkelscher Politik zu sein. Indem sie Menscheitsfragen in einen altbekannten Zusammenhang rückt, erweckt sie den Eindruck, dass auch die ganz großen Probleme beherrschbar sind und wir uns keine Sorgen machen müssen. Ich denke beispielsweise an ihr Aussage, man müsse abwägen zwischen den Erfordernissen des Klimaschutzes auf der einen Seite sowie der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitplatzsicherheit auf der anderen – letztere gehören seit Jahrzehnten zum Standardrepertoir der politischen Debatte. Am Ende sollen die Bürgerinnen und Bürger das Gefühl haben: Gerade wenn die Welt bedroht ist, muss Frau Merkel Bundeskanzlerin bleiben, denn dann wird alles nicht so schlimm werden. An dieser Stelle fällt mit ein Ausspruch Bismarcks ein: Wenn die Welt untergeht, dann gehe ich nach Mecklenburg, weil dort alles zwanzig Jahre später passiert. Die Uckermark, Frau Merkels bevorzugtes Rückzugsgebiet, reicht bis nach Mecklenburg-Voropmmern hinein. – Dr. Hans-Peter Basler


Leserbrief zu „Rettet die Stadt!“ von Felix Rohrbeck und Marcus Rohwetter

Als Hamburger bin ich ein ungewollter Profiteur der explodierenden Bodenpreise im Alstertal, und dieses leistungslose Zusatzeinkommen gefällt mir überhaupt nicht. Denn gleichzeitig muss ich zusehen, wie 50 % der Deutschen, die sich bisher kein Wohneigentum leisten konnten, von ihrer zu niedrigen Rente auch noch die Miete abzweigen müssen. Die Vermögensungleichheit wächst rasant, mit ihr die gesellschaftliche Spaltung in sehr Wohlhabende und viele Bedürftige. Tatenlos sehen SPD und CDU/CSU zu und werden, wenn es heute Nacht doch noch zu einer Einigung auf kleinstem gemeinsamen Nenner kommen sollte, das äußerst wichtige Thema „Bodenspekulation“ bei der nächsten Koalitionsvereinbarung einfach wieder ausklammern.

Dabei könnte hier mit wenig gesetzlichen Eingriffen eine Menge bewirkt werden. Die Autoren sprechen einiges an: warum wird der grunderwerbsteuersparende Umgehungstatbestand „Share-Deal“ nicht verboten? Warum führt die zehn-jährige Spekulationsfrist, die für inländische Immobilieneigentümer gilt, nicht auch zur Gewinnsteuer auf Spekulationsgewinne, die anglo-amerikanische und andere Heuschrecken bei uns realisieren? Warum wird die kluge Idee einer Bodenstiftung des Bundes nicht umgesetzt, die Grundflächen in Erbpacht vergibt?

Die Mietpreisbremse hat sich längst als wirkungslos erwiesen. Warum fördert der Staat nicht ein Darlehens-Programm für Häusle-Bauer, die z.Bsp. weniger als € 50 Tsd. pro Jahr verdienen und Kinder haben? Vorteil: nur 1 % Zinsen und 2 % Tilgung – das läge oft unter der vergleichbaren Marktmiete. Wo bleiben SPD oder Linke mit derartigen Vorschlägen? – Jochen Dunkel


Leserbrief zu „Über Fluchtursachen” von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ihre, wie Sie bekennen, zur Raserei gesteigerte Abneigung gegen die Formulierung, man müsse „die Fluchtursachen bekämpfen“, beruht offenbar auf einem Missverständnis. In Ihrer Glosse argumentieren Sie nämlich durchweg gegen den Anspruch bzw. die Möglichkeit, Fluchtursachen zu beseitigen, was nun allerdings in der Tat in vielen Fällen ein Ding der Unmöglich- keit ist. Aber sollte man deswegen nicht wenigstens versuchen, diese Ursachen zu mindern oder in ihren Auswirkungen zu begrenzen? Die von Ihnen aufgezählten Fluchtursachen – Unterdrückung, Armut, Krieg – sind lückenhaft: Es gibt Regionen, in denen man nicht arm sein muss, um unter Hunger oder Durst zu leiden, und ganze Subkontinente, in den denen die klimatischen Verhältnisse unerträglich sind. Und manche Menschen wollen ihr Land wegen der hygienischen oder medizinischen Gegebenheiten verlassen. Anstatt (wie Sie) in Zynismus oder Raserei zu verfallen, sollte man lieber versuchen, aus den vielen gescheiterten und nicht gescheiterten Versuchen, Fluchtursachen zu bekämpfen, Lehren zu ziehen und damit einem humanitären Mindestanspruch zu genügen. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Wer stoppt diesen Wahnsinn?” von Benedikt Erenz

Ich habe meine Kinder und- Jugendzeit (1955 – 1966) in Immerath verbracht. In Immerath haben sich dadurch für mich feste Wurzeln gebildet; noch heute habe ich auch über eine größere Distanz Kontakt zu damaligen Jugendfreunden. Das Braunkohledesaster, das nun seinen Höhepunkt hatte, konnte ich seit den ersten Probebohrungen in den 50-er Jahren in den Feldern „unseres“ Dorfes intensiv verfolgen. Und es hat mich verfolgt! Als ich am Dienstag dann im Internet sah, wie St. Lambertus der unstillbaren Gier der Konzerne und der Ignoranz unserer Politiker zum Opfer fiel, habe ich geweint. Immerath, meine Heimat ist Geschichte geworden. Und dann las ich heute, sehr geehrter Herr Erenz Ihren Artikel, zu dem ich Ihnen zutiefst gratulieren möchte. Ihrem Artikel ist nichts, aber auch gar nichts hinzuzufügen. Und ich pflichte Ihnen in allen Punkten uneingeschränkt zu. Danke dafür!

Bitte erlauben sie mir aber noch eine kritische Anmerkung an die Adresse der Verantwortlichen in der ZEIT-Redaktion. Warum wird dieses Thema, in dem es nicht nur um den kleinen, nahezu unbedeutenden „Immerather Dom“ geht, sondern um wesentlich mehr in unserer heutigen Gesellschaft nur diese „Randnotiz“ im Feuilleton gewidmet? Warum nicht als großer Aufmacher? Warum nicht als mehrseitiges Dossier? – In Ihrem ZEIT-Magazin wird seitenlang in Hochglanz über alle möglichen, weit unbedeuterenden Themen berichtet. Heute hätte man den kritischen, und vielen Bossen und Politikern in unserem Land unbequemen journalistischen Finger sehr schmerzhaft in eine große Wunde unserer Gesellschaft legen können. Darin sehe ich (auch) die Aufgabe Ihres Blattes. Schade, dass diese Chance verpaßt wurde! – Werner Kerschgens


Leserbrief zu „Winziges Kamel“ von Bernd Ulrich

Immer, wenn ich auf der ersten Seite der ZEIT am Donnerstag einen Artikel von Ihnen sehe, ist es das Erste, was ich lese. Ich finde Ihre Texte meist sehr klug und lesenswert! Ganz ehrlich! An diesem Donnerstag, an dem gerade die »finalen« Sondierungsgespräche für eine GroKo stattfinden, habe ich mich über diesen Ihren Text geärgert. Aus der im Augenblick verständlicherweise mageren Nachrichtenlage ziehen Sie »aus der Höhe Ihres (Selbst)Anspruchs« und mit dem etwas bemühten Bild des Kamels und dem Nadelöhr – zeilenschindend – »relativ dürftig« begründete , schwache Zukunftsperspektiven für diese mögliche GroKo. Eine Summe der größten und anderseits , berechtigten Fragen, aber eben auch nur Fragen. Sie kommen zu dem, wie ich finde, äußerst dürftigen Schluß, daß Sie der verpaßten Jamaika-Koalition nachweinen (hätte, hätte, Fahrradkette!). Sie meinen das wäre »zumindest mal was Neues gewesen«. Wie Frau Meyer nebenan sagte, als sie sich ’ne neue, bunte Blumenschürze kaufte: » das is denn ja mal was Neues, näch!« – Herr Seehofer könnte auch hier gesagt haben: »Neues aus der Krabbelgruppe!« – und hätte Recht damit. Das weiß man zumindest jetzt im Nachhinein. Im übrigen hätten Sie dann diesen Artikel eins zu eins auch auf die Jamaika-Koalition anwenden können. – Karsten Schwerdtfeger


Leserbrief zu „Winziges Kamel“ von Bernd Ulrich

Ich teile vollinhaltlich Ihre Meinung, dass eine Neuauflage der GroKo nicht in der Lage sein wird, die Probleme der Menschen in unserem Land zu lösen! Es bleibt eine Koalition der Verlierer! Und eines ist für mich sicher: Das Ergebnis der letzten Bundestags-wahl war interessant und spannend! Doch falls – welche Regierung auch immer zustande kommt – diese nicht die Probleme löst, wie Investitionen in Bildung , Infrastruktur und Wohnungsbau, die Flüchtlings-frage, u. v. m. Probleme, die die Menschen bewegen und für die sie Antworten und Lösungen erwarten! Wenn man sich wieder um – salopp formuliert – nur die großen Themen wie Europa, Klima, Weltpolitik kümmert! Dann wird die nächste Bundestagswahl noch interessanter und spannender! Dann landet die CDU bei 25%, die SPD bei 17% und die AfD bei vielleicht 26%! Die Menschen erwarten Antworten! – Dr. Wolf Günther


Leserbrief zu „Leider falsche Lösung“ von Micha Brumlik

Der auch von Herrn Brumlik nachgesprochene Ausdruck ‚Befreiung‘ (von Auschwitz) trifft nicht den Sachverhalt, es fand kein Kampf statt, es gab keine Erstürmung: Primo Levi schreibt in Se questo è un uomo: Am 18. Januar 1945: I tedeschi non c‘ erano piu. Le torrette erano vuote. Am 22. Januar: per la prima volta dal giorno del mio arresto, mi trovavo libero, senza custodi armati, senza reticolari fra me e mia casa. Am 24. Januar. Libertà. Am 27. Januar: La prima pattuglia russa giunse in vista del campo verso il mezzogiorno del 27 gennaio 1945. … erano quattro giovani soldati a cavallo … Weitere frag-würdige Stellen: ‚… Massenmordes an den europäischen Juden, verübt von Hundertausenden Deutschen‘: Hunderttausende deutsche Mörder? Stimmt diese Zahl? Wer genau zählt dazu? Nur der Töter oder auch der Lokomotivführer? Zum Urteil ‚antisemitisch‘: Für mich handelt ‚der palästinensische Lebensmittelhändler, der sich ostentativ weigert, israelische Produkte ‘ – vielleicht aus dem Westjordanland, dem besetzten – ‚zu verkaufen‘, nicht antisemitisch, es ist seine Weise, für sein Land zu protestieren. ‚55 % stimmen sekundär antisemitischen Statements zu (etwa: Juden nutzen ihr Position als Verfolgte aus).‘ Solche Fälle gibt es wohl. Uns Flüchtlingen (aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten) hat man nach 1945 ähnliches gesagt. Zum Vorschlag eines ‚Bundesbeauftragten für alle anderen Haßdelikte‘: Darf dieser Beauftragte auch Urteile über Deutsche ahnden, etwa: Die Deutschen – das Volk der Täter (gemeint der Mörder der Juden) oder: Soldaten sind Mörder? In ’Täter, Opfer, Zuschauer‘ von Raul Hilberg findet sich im Kapitel ‚Täter‘ obige Aussage nicht. Gegen solche Fest-legungen schreibt Dorothee Sölle an : Jedes Bild stiehlt die Zukunft, indem es sie besetzt. … ist Lieblosigkeit, die die Chancen der Zukunft veruntreut, weil sie sie als pure Verlängerung der Vergangenheit ausgibt. – Helmut Wiench


Leserbrief zu „Dürfen sie kommen?“ von Martin Klingst und Mariam Lau

„Kaum erträglich“ sei der Gedanke an die Bedingungen in den Flüchtlingslagern; „brutal gesprochen“, was Frau Lau dann als von ihr gewünschte Politik ausführt – ihre eigenen Worte: Sie möchte den Angehörigen nur subsidiär anerkannter Geflüchteter den Nachzug verweigern. „N u r den moralischen Vorhalt“ seitens der Befürworter der Familienzusammenführung bemängelt sie, um dann entgegenzuhalten, das Christentum solle „auch melden, wenn Kommunalpolitiker … an der Versorgung der Flüchtlinge verzweifeln“. Ein solches Christentum, das ich sich über den Geldbeutel des reichen Deutschland definiert und in der übertriebenen Angst vor weiterer Masseneinwanderung (siehe dagegen die Zahlen des überzeugenden Gegenartikels von Martin Klingst) seitens der „eindeutigen Mehrheit der Bundesbürger“ seinen Ausdruck findet, ist so erbärmlich wie der gesamte Artikel. –Heimfried Furrer


Leserbrief zu „Heute“ von LF

Ich bin mir sehr sicher, dass ich nicht der Erste bin der Ihnen deswegen schreibt. Trotzdem kann ich mir die Mail nicht verkneifen.Oscar Wilde war kein US-amerikanischer Autor. Aus dem Kontext geht auch nicht hervor, dass es sich hier um einen Witz handelt. Falls Oscar Wilde jedoch auch die amerikanische Staatsbürgerschaft gehabt haben sollte, würde ich mich sehr über ein paar Ausführungen freuen. – Serena Meyer


Leserbrief zu „»Die alten Kinderbuchbilder zeigten fantastische Wesen. Die neuen vermitteln den Kindern die sozialen Zwänge unserer Zeit«“ von Stefanie Flamm

Sie sprechen mir wie aus der Seele mit Ihrem Artikel über die Kinderbücher. Ich habe drei Kinder und lese leidenschaftlich gerne selbst und vor. Viele Klassiker habe ich noch von früher. Die neuen Ausgaben widern mich an. Wenn ich Bücher kaufe, suche ich nach Erstausgaben oder wenigstens nach gebrauchten älteren Büchern. Wunderschön ist z.B. die Erstausgabe des Bilderbuchs „Weihnachten in Bullerbü“. – Silvia Grimmsmann


Leserbrief zu „Winziges Kamel“ von Bernd Ulrich

In vielen Punkten muss man Bernd Ullrich Recht geben. Es hat sich etwas getan in den letzten 20 Jahren. Man darf wieder links sein und ein Großteil der Bevölkerung würde sich heute dort verorten. Mit klaren politischen Aussagen, verständlichen Zielen, wäre aus der zersplitterten Wählerschaft von Linken, Grünen und SPD auch eine Bewegung zu schmieden, die sicher eine Alternative zu den ideologisch völlig verwaschenen anderen Parteien darstellen kann.( Denn was ist schon christlich am Einsatz von Glyphosat und liberal an der Verteidigung von Cum Ex Geschäften?) Was die Sache so schwierig macht, diese Alternative aufzubauen, das liest man aus dem heraus, was in dem Artikel nicht steht. Er ist zwar mit dem Begriff „Arbeitereinheitsfront“ überschrieben, allein, was der Arbeiter im heutigen Kapitalismus bedeutet, das ist eben den Linken auch nicht so recht klar. Auch sie sehen die Zukunft eher in der Vergangenheit und träumen weiter vom rote Fahnen schwingenden Industriearbeitern und können das politische Subjekt nicht richtig fassen, das den Kapitalismus in Richtung Zukunft gestaltet. Wie bekommt man den Lehrer, die Kassierin, den vergleichsweise previligierten Automobilarbeiter, die Ärztin und den UPS Fahrer zusammen, die allesamt ein Interesse daran haben, dass gesellschaftlicher Fortschritt anders definiert wird als durch eine Steigerung des Bruttosozialproduktes. – Dieter Schöneborn


Titelthema „Warum ist Wohnen so teuer?“

Sorry, aber es ist doch nichts mehr im Lot in Deutschland, es kracht an allen Ecken und Enden! Die Politik ist verlogen bis zum geht nicht mehr, sie stellen sich hin und versprechen und versprechen und werden dabei nicht mal rot. Nur ein Beispiel: Es wird günstigeres Wohnen versprochen und gleichzeitig erhöhen die Gemeinden die Grundsteuer, zum Teil wir von einer Erhöhung bis zum 30-fachen !!!! gesprochen, das ist doch aberwitzig! Das Wohnen ist ja nur noch eine Spekulation und es können sich nur noch gut situierte Menschen es sich leisten in Städten zu wohnen, aber auch auf dem Lande ist es sündhaft teuer geworden. Familien mit Kinder, die sich dann auch noch in der Ausbildung oder Studium befinden, gehen in die Armut! Wissen Sie, ich frage mich schon, wo unsere Steuern eigentlich hingehen. Wir zahlen für alles mögliche, die Kostenerhöhungen werden auf uns Bürger umgelegt ,egal ob von Gemeinden oder Behörden oder z. B. Versicherungen…. hoher Versicherungsschaden, Misswirtschaft … kein Problem, einfach umlegen auf die Bürger. Die Kinder ächzen unter den Druck der Eltern und Schulen, so viele Jugendliche sind psychisch krank und die Ärzte verschreiben leichtfertig Psychopharmika; die Jugendlichen werden einfach nicht mehr auf das Leben vorbereitet weil die Eltern entweder zu bequem sind sie zu erziehen oder einfach aufgeben.

Ich habe das Gefühl, dass die Medien, und da gehört die Zeit auch dazu, die grundlegenden Probleme nur umschreiben, aber Lösungen und vor allem der Kontakt und die Auseinandersetzung mit der Politik fehlt gänzlich. Übrigens , sich nur in Talk-Shows hin zu setzen und den guten Gastgeber zu geben (Ihr Chefredakteur d Lorenci) und ja nicht anecken, ist auch ein sehr bescheidener Beitrag zur Lösung der Probleme. Die Bürger sind am Puls der Probleme, da müsste sich die Politik sehen lassen, dann begreifen Sie wenigstens, wo es brennt. Aber man will wieder gewählt werden, warum sollte man da was für den Bürger tun, das einem bei der Wahl schadet! Dies ist nur ein kleiner Auszug, was so alles nicht mehr stimmt im Staate Deutschland. – Albert Beham


Leserbrief zu „Über Fluchtursachen” von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ich liebe Ihre wöchentliche Kolumne. Immer schlau, immer gut. Mit “Über Fluchtursachen“ sprechen Sie mir aus der Seele. Danke. – Susanne Brückner


Titelthema „Warum ist Wohnen so teuer?“

Ich möchte Ihnen dringend empfehlen, zusätzlich die Rubrik “Ökologie” oder statt dessen besser noch die Rubriken “Umwelt” und “Natur” anzubieten. Ich bin sicher, dass Ihnen aus den zuständigen Behörden und Verbänden reichlich gutes Material dazu zur Verfügung gestellt würde. Thematisieren Sie bitte den permanenten Natur- und Artenverlust und helfen Sie den Menschen bitte damit, insbesondere auch Politiker, sich zunehmend natur- und umweltfreundlich zu verhalten. Bereits 1962 schrieb Rachel Carson “Silent Spring”; das Buch ist noch heute aktueller denn je, sehr zu empfehlen, sollten Sie es noch nicht gelesen haben. Die neuen Rubriken würden DIE ZEIT sicherlich zeitgerecht und attraktiver machen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. – Dipl.-Ing. Hans-H. Stamer


Titelthema „Warum ist Wohnen so teuer?“

Es ist gut, dass Sie einige Phänomene des heutigen Wohnungsmarktes beschreiben, aber Sie beschreiben nicht den Wohnungsmarkt insgesamt. 3 Handvoll Groß- und Mittelstädte sind weder die Gesamtheit noch repräsentativ. Weit mehr Menschen wohnen in stagnierenden, gar schrumpfenden oder wenig wachsenden Groß- und Mittelstädten, in Kleinstädten, in Dörfern, in Siedlungsspittern. Sie schütten das Kind mit dem Bade aus, wenn Sie die Auswüchse als pars pro toto nehmen. In vielen ländlichen Bereichen, auch etlichen Städten werden Baugrundstücke, Häuser zum Teil seit Jahren angeboten und finden keinen Interessenten. Das Problem wird in den nächsten Jahren noch größer, da in den Nachbarhäusern oft nur ein oder zwei alte Menschen wohnen, deren Kinder und Enkel in einer prosperierenden Großstadt ihren Lebensmittelpunkt haben. Ökologische Probleme ließen sich auch dadurch verringern, dass die Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum mehr gefördert würde.

Die in den letzten Jahren gestiegenen Bodenpreise in den Ballungszentren haben allerdings die Probleme auf dem platten Land etwas gemildert (wie Anfang der 1990er Jahre). Der Kaufpreis für ein vermietetes Haus ist von 0Euro (das heißt null Nachfrage) auf – wenn es gut geht – etwa ein Drittel des Zeitwertes in der Feuerversicherung gestiegen. Dies bedeutet, dass der Verkäufer nur einen Bruchteil von dem erhält, was er selbst investiert hat (die betriebswirtschaftliche Abschreibung schon berücksichtigt). In der Großstadt ist die Relaion zwar bessser, aber bei einfachen Rendite-Objekten (also vermieteten Häusern) ist zum Beispiel in Hannover immer noch der Zeitwert der Feuerversicherung höher als der Verkehrswert, jedenfalls wenn die erzielte Miete dem ortsüblichen Mietpreis entspricht. Das heißt: die meisten Mieten sind im Hinblick auf den langfristigen Substanzerhalt zu niedrig. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „Feier ohne Glanz“ von Thomas Kerstan und zu „»Wir sehen die Defizite des Föderalismus«” von Martin Spiewak

Es ist ja schon lange bekannt, dass die Schulabgänger in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedliche Kenntnisse haben und die deutschen Schüler im internationalen Vergleich nicht Spitze sind. – Erstaunlich ist, dass trotzdem die deutsche Wirtschaft so erfolgreich ist. Es ist müßig, die Gründe zusammen zu suchen, die zu dem desolaten Zustand geführt haben. Masse statt Klasse kann doch aber nicht auf Dauer bei einigen das Ziel sein. Die Kulturhoheit der Länder sollte aber für einigermaßen intelligente und lösungsorientiert arbeitende Menschen kein Hinderungsgrund sein, die Dinge zu verbessern. Es kann doch kein Hexenwerk sein, aus den bestehenden Lehrplänen und den sich wandelnden Anforderungen für die wichtigsten Fächer einen für alle Länder gemeinsamen Plan zu erstellen, der mittelfristig eingeführt werden kann. Und man muss ja nicht ausschließen, dass das eine oder andere Land Stoff darüber hinaus vermittelt. Notwendig ist natürlich, dass die Früfungsaufgaben zentral erstellt und deren Lösungen einheitlich bewertet werden. Es kann auch nicht dabei bleiben, dass ein Lehrer Vorschläge für Abituraufgaben dem Ministerium einzureichen hat, von denen dann eine Auswahl für das Abitur vom Ministerium festgelegt wird.

Im Wahlkampf für den Bundestag forderten Wahlkämpfer „bessere Bildung“. Dies erfordert aber mehr als schnelles Internet und Computer für Schulen. Die Kultusministerkonferenz müsste mit einheitlichen Lehrplänen und Prüfungen (mit entsprechendem Niveau) wesentlich dazu beitragen. Und damit wären auch eine objektive Leistungsbeurteilung der Lehrer und entsprechende Besoldung möglich. Dabei ist selbstverständlich, dass neben den aktuellen Prüfungsergebnissen einer Klasse auch deren Entwicklung berücksichtigt wird. Damit könnte der Lehrerberuf attraktiver werden und auf die Qualität der Lehrer kommt es letztlich an. – Werner Wittig


Leserbrief zu „Rettet die Stadt!“ von Felix Rohrbeck und Marcus Rohwetter

Diese Berichte über die Ausschlachtung des deutschen Immobilienmarktes durch Investoren aus aller Welt als letzter Möglichkeit, Kapital rentierlich anzulegen, zeigt, wie dringend notwendig eine ordnungspolitische Korrektur bei der Erhebung der Grundsteuer notwendig ist. Man erhebe doch bitte nur eine reine Grundsteuer, wie schon der Name sagt und lasse die darauf stehenden Gebäude frei von einer Besteuerung. Das würde endlich eine Gleichbehandlung von Realinvestitionen bedeuten, da bei Maschinen, Fahrzeugen und sonstigen Sachgütern auch keine anschließende Dauerbesteuerung erfolgt. Dagegen sollte der Grund richtig hoch besteuert werden, ob bebaut oder nicht: Das würde die Vorratshaltung von Grundstücken und leer stehenden Häuser sofort beenden, eine gleichmässige und ohne großen Aufwand durchführbare Besteuerung des Grundes ermöglichen und die schleppende Behandlung der Grundsteuerreform schnell beenden. Der Vorschlag von „Grundsteuer zeitgemäß“ ist gründlich durchdacht und durch weltweite Erfahrungen belegt und kann ohne Umstände sofort umgesetzt werden. – Dr. Gerhardus Lang


Leserbrief zu „Das wird man ja wohl noch twittern dürfen” von Jochen Bittner, Paul Middelhoff und Heinrich Wefing

Wenn ich auf Facebook Fakten über Ausländer aus den Nachrichtenmedien zitiere und dieser Beitrag genau deswegen gelöscht, man selbst für Tage gesperrt wird, was ist das anderes als Zensur im Sinne des Herrn Maas? Es ist auch der völlig falsche Weg, das Hereinfallen auf Fake-News aufgrund mangelnden kritischen Bewusstseins durch Verbote regulieren zu wollen, denn im Gegenzug öffnet man das Tor für Staats-Fake-News (und sage niemand, die gäbe es nicht). Und wer sich im Einzelfall wundert, dass etwas Ernst genommen wurde, der möge berücksichtigen, dass man nicht selten zum Verwechseln ähnliche Aussagen aus dem Mund der vom Fake Betroffenen gehört hat und die Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dass er das wieder gemacht hat.

Zur Farce wird der Begriff „Fake-News“ vollends, wenn man hinter der Facebook-Zensur eine Anetta Kahane in verantwortlicher Funktion findet, die in der englischen Wikipedia völlig korrekt als ehemalige Stasi-Mitarbeiterin gelistet ist, während dieser Teil der Biografie in der deutschen Wikipedia fein säuberlich herausgelogen wurde. Die Faker bewerten Fakes – Herr Martenstein, bitte übernehmen Sie! – Gilbert Brands


Leserbrief zu „»Ich bin beinahe gestorben«” von Tobias Timm

Oxycontin enthält den Wikstoff Oxycodon, auch in Deutschland zugelassen für stärkste Schmerzen, insbesondere bei metastasierten Tumorerkrankungen. Der Einsatz bei anderen Schmerzzuständen muss begründet, von kurzer Zeitdauer und gut überwacht sein. Oxycodon hat keine Vorteile gegenüber einer Opiattherapie mit dem Goldstandard Morphin, aber den Nachteil, dass retardierte Oxycodonpräparate einen Teil des Wirkstoffes schnell anfluten lassen, was das Suchtpotential dieser Substanz erhöht. Die Probleme der Opiatabhängigkeit und das Versterben von Menschen durch entsprechende Überdosierungen zeugen in erster Linie von Unwissenheit oder Skrupellosigkeit der verordnenden Ärzte und nicht von einer Schuld der herstellenden Pharmaunternehmen. Opiate sind unbestritten in der Schmerztherapie un- verzichtbar Leider war Frau Goldin therapeutisch schlecht beraten und hat sich das Präparat dann, wie sie selbst berichtet, über einen Dealer besorgt. Jetzt Museen anzuklagen, Sie hätten über Spenden von den Herstellern „Blutgeld“ angenommen, erscheint mir absurd. Sinnvoll wäre es allerdings über spezielle Suchtrisiken von Oxycodon, aber auch des Opiats „Fentanyl“ besser aufzuklären. Beide werden auch in Deutschland viel zu häufig ärztlich verordnet. – Dr. Karlheinz von Jan


Leserbrief zu „Rettet die Stadt!“ von Felix Rohrbeck und Marcus Rohwetter

Vielen Dank für die Einblicke in das Immobilienwesen! Es gibt allerdings viele Faktoren, die Angebot und Nachfrage bestimmen. Ungeregelte Zuwanderung gehört ehrlicherweise dazu. Diese trägt vor allem zur Konkurrenz im unteren Preissegment bei. Sie haben zu Recht den Anspruch, Qualitätsjournalismus zu betreiben. Dann muss das auch kurz erwähnt werden und nicht verschämt unter Zuzug in die Städte abgetan werden. Damit relativiert sich auch der Vorwurf, die Politik der letzten Jahre sei verfehlt gewesen. Denn tatsächlich war der ungeregelte Zustrom von mittlerweile über 1 Mio Menschen nicht absehbar. Demokratiegelingen hängt von ehrlicher und kritischer Berichterstattung ab! – S. Schaefer


Leserbrief zu „Heute“ von LF

Bitte 100 x schreiben: „Oscar Wilde ist KEIN US-amerikanischer, sondern ein ENGLISCHER Autor IRISCHER Herkunft“. – Prof. Dr. Burkhart Lauterbach


Leserbrief zu »Fire and Fury« von Josef Joffe

Josef Hoffe: „Diese Kolumne hat schon öfter die reine, unumstößliche Wahrheit verkündet“. Wenn er damit seine Kolumne meint, dann frage ich mich wo Herr Joffe seinen unumstößlichen Mut hernimmt? Wie oft hat er uns in der Hoffnung bestärkt, dass Donald Trump die Wahl zum Präsidenten nie gewinnen kann! Währe es nicht besser er würde das Schreiben lassen?! – Heinz Heienbrok


Leserbrief zu „Winziges Kamel“ von Bernd Ulrich

Legt Euch wieder hin!
Das politische Szenario war noch nie so miserabel wie heute. Drei Wahlverlierer versuchen krampfhaft auch noch den letzten Rest der jeweils eigenen Perspektive einzudampfen, um diesen Staat und damit auch Europa in dem Stillstand der letzten acht Jahre verbleiben zu lassen. Klima geht nicht, Flüchtlinge mögen mittels chaotischer von uns bezahlter und ausgebildeter Kampftruppen oder durch bezahlte rechtsnationale Drittstaaten ferngehalten werden, EU-Südländer werden am Gängelband des Euro weiter ausgenutzt, EU-Ostländer bekommen in ihrer Rechtsstaatlichkeit Narrenfreiheit, die USA wird mit Erschütterung aber ohne Konsequenz ängstlich betrachtet und der französische Macher auf Normalmaß gestutzt. Und da heißt es immer wir bräuchten die GroKo, um in der EU und dem internationalen Feld sicher agieren zu können. Nun, verwalten mag so gehen, aber agieren verlangt nach Ideen, Konzepten, dem Mut zur Veränderung, dem Tragen einer Fahne. Zukunft beschreiben und machen, z.B. den durch die Digitalisierung unaufhaltsam kommenden Umbruch der Arbeitsgesellschaft (Steuer auf Wertschöpfung statt Arbeit, Grundeinkommen) vorzubereiten. Eine Minderheitsregierung, möglichst noch verbunden mit einer Aussetzung des Fraktionszwanges, böte alle Möglichkeiten, vor allem die der besten Idee. Die Aussage, sie hätte hier keine Kultur sagt nur, man hat Angst davor mal wirklich demokratisch zu sein. – Wolfgang Clausmeyer


Leserbrief zu „Feier ohne Glanz“ von Thomas Kerstan

In Ihrem Artikel bin ich über folgenden Nebensatz gestolpert:
„…. das Niveau der Schülerleistungen zu steigern und dabei dem Flüchtlingskind genauso gerecht zu werden wie dem Hochbegabten;….“ Gehen Sie tatsächlich davon aus, dass es unter den Flüchtlingskindern keine Hochbegabten gibt? So einen Vergleich ausgerechnet in der „Zeit“ zu lesen, macht mich traurig. – Cornelia Michel


Leserbrief zu „Rettet die Stadt!“ von Felix Rohrbeck und Marcus Rohwetter

Ihr Autor hat gut recherchiert. Ich war einer der Übeltäter der Wohnanlagen an ausländische Investmentfirmen vermittelt hat. Das liegt allerdings circa 20 Jahre zurück. Damals war das noch kein Thema. Die Städte waren die größten Spekulanten. Die haben ihre Stellung gnadenlos ausgenutzt. Korruption gehörte zum Geschäft. Die größte öffentliche Wohngesellschaft, die Neue Heimat, in den 60er Jahren war die korrupteste Gesellschaft. Das schreibe ich nur, weil das damals hinreichend in der Öffentlichkeit bekannt wurde. Da rollten auch Köpfe. Ich kannte natürlich die Entwicklung der Weltstädte in West-Europa und mir war damals schon klar, daß diese Zustände eines Tages auch Deutschland erreichen wird. Wohnimmobilien sind gar nicht so attraktiv, wenn man nicht selbst einziehen möchte. Viele Investoren wollen nur in einer eigenen „Bude“ wohnen.

Die stellen die Eigennutzung über die Renditeerwartungen. Wenn der Investor langfristig nach allen Abzügen 2% übrig behält, dann kann er zufrieden sein. Die Versicherungsgesellschaften rechnen auch so. Die großen Fondsgesellschaften investieren fast ausschließlich in Gewerbeimmobilien, weil viel höhere Renditen erzielt werden können. Heute sind ganz andere Motive im Spiel, wie Ihr Autor richtig schreibt. Die Börse ist ins Spiel gekommen und die werden gehandelt wie jedes andere Wertpapier auch. Das ist eigentlich alles. In meinen Anfangszeiten waren das noch böhmische Dörfer. Außerdem haben die Aufsichtsbehörden das gar nicht zugelassen. Die SEC in den USA war die strengste Aufsichtsbehörde der westlichen Welt. Das wäre der richtige Weg, wenn man den desolaten Wohnungsmarkt wieder in die Reihe bekommen will. Hier müsste das Rad zurückgedreht werden, dann renkt sich der Wohnungsmarkt von ganz allein wieder ein. Das verrate ich nur der „Zeit“ ………. Bleiben Sie gesund! – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Kann dieser Tropfen vor Krebs retten?“ von Ulrich Bahnsen

Der Artikel von Ulrich Bahnsen mit der Aufforderung in der Überschrift „Die nächste Regierung muss Mammografie-Screening für Brustkrebs stoppen. Es ist gescheitert …“ fordert energischen Widerspruch. Es mag ja sein, dass es in Zukunft gelingen mag, eine Früherkennung für Brustkrebs und andere Krebsarten durch Bluttests zu ermöglichen. Das ist jedoch, wie der Autor schreibt, noch Zukunftsmusik. Es heißt im Artikel, zunächst müssten die Test die Erwartungen unter Praxisbedingungen bestätigen und dies würde die Krebsfrüherkennung also frühestens in einigen Jahren umkrempeln.

Es ist aus meiner Sicht unverantwortlich, in einem sich in der Rubrik „Wissen“ wissenschaftlich gebenden Artikel heute schon eine Aufgabe oder Einschränkung der Mammografie zu propagieren. Fest steht nach dem Artikel, dass die Sterblichkeit unter den Brustkrebspatientinnen seit Einführung der Reihenuntersuchung um 28 % gesunken ist. Die These, dass dies nach den Autoren der Studie um Philippe Autier nicht auf die Einführung der Reihenuntersuchung zurückzuführen sei, kann ich nicht überprüfen. Aber selbst wenn sie bei oder unter 5 % läge, mögen dies viele Frauen sein, deren Leben dadurch verlängert wurde. Es liegt in der Verantwortung der Ärzte, aus Befunden die richtigen Schlüsse ziehen und keine überflüssigen Operationen oder Chemo- oder Strahlentherapien anzuordnen. Dazu haben renommierte Kliniken Tumorboards eingerichtet, die darüber unter Einbeziehung aller Spezialisten befinden.

Ich kann aus dem engsten Familienkreis berichten, dass es zweimal gelungen ist, mithilfe der Mammografie eine frühzeitige und rechtzeitige Diagnose zu stellen und ich mag mir gar nicht vorstellen, was geschehen wäre, wenn auf die Mammografie verzichtet worden wäre, nur weil man diesen unverantwortlichen Artikel gelesen hätte. – Dr. Axel Bauer


Leserbrief zu „Dürfen sie kommen? -Nein“ von Mariam Lau

Die wohlbegründeten Argumente von Frau Lau erinnern an das Buch von Robin Alexander, „Die Getriebenen“. Einwanderung durch die Hintertür, getarnt als Familiennachzug, oft verursacht durch jugendliche „Türöffner“, die manchmal als marodierende Jugendbanden Innenstädte verunsichern. Und mit verursacht von gesinnungsethisch getriebenen Politikern ohne Verantwortungshemmung, die offensichtlich nur in Wahlperioden denken. Massenmigration ist keine Naturkatastrophe, sie hat auch eine Ursache in der materiellen Attraktion des hiesigen Asylsystems… – Winfried Wolf


Leserbrief zu „Wer stoppt diesen Wahnsinn?” von Benedikt Erenz

Es tut weh, die Bilder des Abrisses im Internet zu sehen, der wunderbare Dom von Immerath ist gefallen, dem Wahnsinn Braunkohle geopfert. Ich beobachte die Situation in dieser Region schon seit etlichen Jahren. Viele Orte und Kulturdenkmale wurden beseitigt, Menschen ihrer Heimat beraubt. Ein großes Medienecho fand das leider nie. Lange hoffte ich, dass dieser Wahnsinn nun doch noch gestoppt wird und St. Lambertus erhalten bleibt.

Klar ist, dass Braunkohle keine Zukunft hat und haben darf. Diese Einsicht dürfte sich inzwischen weit verbreitet haben. Aber ich glaube, dass es zu viele (mächtige) Verantwortliche gibt, die zu schwach sind, sich einzugestehen und zuzugeben, dass ihre Entscheidung falsch war und deshalb nicht die notwendige Größe haben, rechtzeitig umsteuern. Das gilt hier, aber etwa ebenfalls in Sachen PKW Maut bei der ungeachtet der Sinnigkeit die ehemals getroffenen Entscheidungen durchgedrückt werden sollen. – Martin Fehrle


Titelthema „Warum ist Wohnen so teuer?“

Danke für den Schwerpunkt zum Thema leistbares Wohnen. Zu diesem Thema gibt es so viel zu sagen, dass ich vorschlagen würde eine wöchentliche Serie zu starten. Was ich nichtsdestotrotz schade fand war, dass wie bei fast allen Artikeln aus dem deutschen Raum zu diesem Thema, Wien als Beispiel „dass es auch anders geht“ genannt wird ohne näher darauf einzugehen. Nur weil diese Aussage von diversen Medien (und der Wiener Stadtverwaltung) mantraartig wiederholt wird stimmt sie noch nicht. Sie ist ja auch nicht falsch – tatsächlich funktioniert vieles in Wien sehr gut. Dennoch finde ich einen einzeiligen Verweis auf niedrigere Mieten ohne auf die diversen historischen Hintergründe einzugehen für eine Zeitschrift Ihres Formats deutlich zu kurz gegriffen. Die Tatsache, dass ca. ein Viertel der Wiener Wohnungen im Eigentum der Stadt Wien selbst stehen (Gemeindewohnungen) und weitere 20% der Wohnungen Genossenschaften gehören verdecken die Entwicklungen am restlichen Wohnungsmarkt. Die von Ihnen erwähnte Wohnbauförderung der Stadt Wien trägt zur Erhaltung von leistbarem Wohnraum bei, sie wird hierbei stark getragen von dem Prinzip der Gemeinnützigkeit im österreichischen Wohnbau. Es gäbe hierzu noch viel zu schreiben – es würde mich freuen wenn Sie dies tun! – Wolfgang Kiselka


Leserbrief zu „Verwirrung im Milieu“ von Ijoma Mangold

Es sei Ihnen für Ihren sehr scharfsinnigen und klugen Beitrag für die letzte Ausgabe der ‚Zeit‘ gedankt. Dobrindts Verwendung des Begriffspaares ‚Konservative Revolution‘ lässt in der Tat auf die völlige Unkenntnis des Autors über die begriffsgeschichtliche Bedeutung dieser Redewendung schließen, und dies gerade in dem Moment, als dieser sich zu geistigen Höhenflügen berufen sah. Begriffliche Unklarheit auch, wie Sie treffend skizzieren, in der „analytische[n]“ Unschärfe seiner Argumente. Stellen wir uns Joachim Fest vor, Inbegriff eines BRD-Konservativen: Fest, trotz seiner historiographischen Fehleinschätzungen bzgl. der Causa Speer (siehe die empörenden Schilderungen bei Reich-Ranicki!), war bürgerlich in einem westgeprägten, letztlich angelsächsisch libertären Sinne; er konnte Horst Janssen genauso wie Ulrike Meinhof in ihrer individuellen Prägnanz wertschätzen und ‚freundschaftlich ertragen‘.

Mit dieser Form von konservativer Libertinage, wie sie auch bei Mosebach oder Spaemann zu beobachten ist, hat der politische ‚Konservatismus‘ eines Dobrindt oder auch eines Markus Söder nichts zu tun. Fest, um beim Beispiel zu bleiben, hätte deren geistigen Vulgarismus verachtet und tatsächlich im Prenzlauer (retrochristlichem) Hipsterchor viel eher ein zu Hause gefunden als in der geistlosen Modenschau eines politischen Trottels! Ich stimme Ihnen jedoch nicht in der Zweiteilung der Sphären ‚Politik‘ und ‚Debatte‘ zu, bzw. würde gerne postmodernistisch zur Ordnung rufen und auf die politische Gestaltungskraft der Sprache und des Diskurses verweisen. Sprachpolitik ging faktisch einher mit der gesetzgeberiechen Korrektur realer Lebensbedingungen! Gleichzeitig ließe sich mit Robert Pfaller, eines genaugenommen ebenfalls (undobrindt’schen) konservativen Autors, auf die fast schon kant’sche Urteilskraft des mündigen Bürgers verweisen, der sich zum einen keine Sprachbarrieren vorschreiben lässt, gleichsam aber auch einem Individualismus huldigt, der, in einer konservativen Wendung, Individualismus als Pflicht zur vernunftbasierten Entscheidung oder Haltung predigt! Wenn es politisch nicht so unkorrekt wäre, könnte man fast geneigt sein, dem Schmitt’schen Dezisionismus das Wort zu reden, wenn auch in einer abgewandelten Form: Als der Pflicht, eine individuelle Haltung zu finden, die sich tatsächlich der Aufklärung verschrieben sieht und diese als Herausforderung für das Hier und Jetzt begreift – man könnte meinen, dass erst die Aufklärung das eigentliche Ziel alles ‚seriös‘ Conservativen sei und eine eigene Formulierung für ‚gutes Leben‘ zu liefern habe. Aber das ist bisher Wunschdenken. Weder CSU noch FDP haben hierzu momentan irgendetwas Gehaltvolles zu sagen und trauern einem hohlen Marktindividualismus hinterher, der letztlich nie wirklich konservativ war. – Marcel Siepmann


Leserbrief zu „Macht einfach!” von Hanns-Bruno Kammertöns

Sicher ist DIE ZEIT kein Sportmagazin, aber es tut weh zu sehen, dass Namen ehemaliger Gladbacher Fußball-Stars nicht korrekt recherchiert wurden, zumal Herr Kammertöns offenbar noch Herrn Dudziak an seiner Seite hatte. Berti Vogts und Hacki Wimmer waren beileibe keine Vollstrecker und der wunderbare sympathische dänische Linksaußen war bzw ist nicht Henri Lefevre, sondern ULRIK LE FEVRE. – Uli Niepenberg


Leserbrief zu „Über Fluchtursachen” von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Die Anrede dürfen Sie wörtlich nehmen, Ihre Kolumne ist eine Perle. Das finde ich schon lange, aber dieser Beitrag trifft einen Nerv bei mir, deswegen schreibe ich etwas dazu. Ich rede auch manchmal von „Bekämpfung von Fluchtursachen“. Ich wüsste aber, wie ich das angehen würde, wenn ich die Macht oder zu mindest ein Mandat dafür hätte. Ich wüsste natürlich nicht, ob ich damit Erfolg hätte, aber immerhin bliebe ich nicht im Vagen. Verschiedene Leute, u.a. Herr Thomas Piketty, haben sich gefragt, was denn Ländern wie Südkorea, Taiwan oder aktuell China zu Ihrem rasanten Aufstieg verholfen hat. Haben etwa ausländische Firmen dort investiert und alles ordentlich in Schwung gebracht? Nein. Hat die Entwicklungshilfe so stark geholfen, dass sie überflüssig wurde? Nein. Diese Länder haben laut vielen Autoren aus eigenen Mitteln Geld in die Bildung und in die zugehörigen Infrastrukturen entwickelt. Aber warum macht beispielsweise Afrika nicht da gleiche?

Sie haben kein Geld. Und warum nicht? Wir schimpfen wahnsinnig gerne auf die Clique reicher Afrikaner, die auf korrupte Art und Weise Geld aus der Volkswirtschaft in ihre eigenen Taschen schiebt. Wenn nur die Korruption in Afrika nicht wäre!!! Die sind halt so!!! Aber was macht so ein korrupter Afrikaner eigentlich mit seinem Geld. Hat Herr Mugabe beispielsweise sein Geld in der Bank of Zimbabwe deponiert? Glaube ich eher nicht. Ich würde behaupten, die meisten Gelder werden aus dem Land geschafft, um in schlechteren Zeiten sicheren Zugriff darauf zu haben. Würde ich auch so machen. Aber wohin genau? Das Geld liegt in Steueroasen, in der Schweiz, in der EU…. 1.000 Milliarden Dollar pro Jahr sollen es sein, behaupten machen Autoren. Natürlich kann keiner die Geldströme exakt messen und natürlich ist die Zeitung eher links angehaucht, aber so ganz daneben liegt sie (und viele andere) – glaube ich – nicht. Ich würde es so zusammenfassen: Das Angebot, dass die reichen Länder den armen Ländern (bzw. ihren korrupten „Eliten“ machen), ist einfach unwiderstehlich. Und wir alle freuen uns über einen warmen Regen, der in Form von Aktien, Immobilien und den Gehältern von 10-tausenden von Finanzberatern eine ordentliche Summe aus den armen, schlecht regierten Ländern in die reichen, etwas besser regierten Länder fließen lässt, also zu uns.

Wenn ich Chef wäre, würde ich Steueroasen schließen. Radikal. Für immer. Das ginge, wenn man es wollte, behaupten führende Ökonomen. Die Marktmacht der EU würde es schaffen. Ich würde nicht davor zurückschrecken, auch Luxembourg, Malta, Irland, die Niederlande und die gute alte Schweiz auf die schwarze Liste der Steueroasen zu setzen, die ausgetrocknet werden. Ich würde zudem andere Formen des Transfers von Gelder korrupter Politiker in unsere Systeme stopppen und ihre Konten einfrieren (ewiges Eis). Das wurde im Rahmen von anders motivierten Sanktionen schon oft gemacht. Wenn die armen Länder dann all ihr Geld behalten dürften, hätten sie zumindest die Chance, in die Bildung ihrer Bürger zu investieren. Wenn dann das Bildungsniveau steigt, würde ich NICHT versuchen, alle gebildeten Menschen aus den armen Ländern nach Europa zu locken. Ich würde KEIN Fachkräfteeinwanderungsgesetz verabschieden. Ich würde sagen: Macht was Gutes bei Euch zuhause, aber bitte macht nicht all die Fehler (Braunkohle und so), die wir selbst halbwegs hinter uns haben. Wenn ihr Fragen habt meldet euch, wir unterstützen alles, was weder die Erde aufheizt noch Tierarten auslöscht.

Im weiteren würde ich die Subventionen abbauen, die es ermöglichen, dass europäische Produkte billiger, als es der Markt erlauben würde, nach Afrika gebracht werden und die heimischen Produzenten unter Druck setzen bzw. in den Ruin treiben. Ich finde, das klingt für den Anfang ziemlich gut. Bislang scheitert das Ganze nicht daran, dass wir es nicht machen könnten. Wir WOLLEN es nicht machen. Und warum nicht? Weil wir klammheimlich die Analogie zu „America first“ in unseren gierigen, kurzsichtigen Herzen tragen. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Die Schönheit des Ausbruchs“ von Alard von Kittlitz

Danke für den Artikel. Ich teile Ihre Meinung zum Faszinosum des Gefängnisausbruchs. Und ich möchte Ihnen die Angst vor Strafe nehmen: Nach deutschem Recht ist das Ausbrechen nicht strafbar :-) – Axel Scharfenberg


Leserbrief zu „Kann dieser Tropfen vor Krebs retten?“ von Ulrich Bahnsen

Es macht neugierig, wenn Herr Bahnsen das Mammografie-Screening zum Vorzeigeprojekt der deutschen Gesundheitspolitik erhebt, bevor er die Säge ansetzt und die rettende Alternative verkündet. Richtig ist, dass kurzfristig nach 2002 eine international vorzeigbare Infrastruktur zum Screening aufgebaut wurde, deren jährlich vorgelegten guten Prozessdaten aber nur ein Teil eines Screening-Programms sind. Integraler Bestandteil ist die Rückkopplung der Ergebnisse. Jede Screening-Unit sollte wissen, welche Brustkrebserkrankungen in den 2 Jahren vor dem nächsten Screening aufgetreten sind und deren Beurteilung die Qualität sichert.

Ebenso sind regelmäßige bevölkerungsbezogene Ergebnisse zum Nutzen vorzulegen. Auch die gibt es nicht. Woran liegt das? Der Gesundheitspolitik reicht Aktionismus. Zum Beispiel: In Bayern wird seit 2004 jede Aufforderung, in die Evaluation einzusteigen, vom Gesundheitsministerium mit dem Datenschutz abgelehnt. Neuerdings wurde sogar ein Klinikregistergesetz verabschiedet, das den Transfer aller Daten von mehr als 1.3 Mio. Krebspatienten an den Staat und die Löschung in den Kliniken legalisiert. Der Epidemiologie wurde damit ihre Arbeitsgrundlage, ihr Mikroskop genommen. Wenn bereits mehr als 2 Mrd. € aufgewendet wurden ohne Rückkopplungen, so ist das nicht vorzeigbar sondern skandalös! Deutschland sollte endlich Ergebnisse zu den etwa 30 Mio. Untersuchungen vorlegen und zeigen, wir wissen was wir tun, u.a. ob ein durch Screening gewonnenes Lebensjahr vielleicht nur 12,000€ und nicht 18,000€ kostet. – Prof. Dr. Dieter Hölzel


Leserbrief zu „Was tanken wir morgen?“ von Katharina Menne

Mit Interesse habe ich Ihren aufschlussreichen und nötigen Beitrag gelesen. Zum Thema e-Crude möchte ich wie folgt Stellung nehmen: Der Hinweis auf die aktuellen 40% Kohlestrom am deutschen Strommix erweckt den Eindruck, dass auch der regenerative Strom zur e-Crude-Produktion zur Gänze auf heimischem Boden erzeugt werden müsse. Das ist aber mitnichten so. Nichts, es sei den politische Gründe, hindert und daran, e-Crude dort zu erzeugen und von dort zu importieren, wo regenerative Energie im Überfluss zur Verfügung steht. Beispiel: Sonnenenergie in tropischen Trockengebieten.

Das fossile Rohöl für unseren heutigen Sprit importieren wir derzeit auch von dort, wo es gefunden und gefördert wird. Im Übrigen lassen sich die Vorzüge von Kraftstoffen aus e-Crude für die Luftverbesserung in den Städten bereits heute nutzen. Der aus Erdgas erzeugte synthetische GtL-Rohölersatz (Gas-to-Liquids-Prozess) ist chemisch identisch mit e-Crude. Daraus hergestellter Synthese-Diesel verbrennt praktisch rußfrei. Dadurch sinken nicht nur die Feinstaub-, sondern auch die NOx-Emissionen, unter anderem durch eine geringere Versottungsgefahr in der Abgasrückführung: Die kann dadurch nämlich auch bei niedrigeren Temperaturen betrieben werden. Einen Beitrag zur Verminderung des globalen CO2-Ausstoßes in die Atmosphäre können GtL-Synthesekraftstoffe natürlich nicht leisten. GtL-Diesel ist offenbar frei verfügbar und kostet ca. 10% mehr als konventioneller fossiler Diesel-Kraftstoff. – Dr.-Ing. Franz Ulrich Häusler


Leserbrief zu „»Wir sehen die Defizite des Föderalismus«” von Martin Spiewak

Ich muss gestehen, dass ich selten ein inhaltsleereres Interview gelesen habe als jenes, das Herr Spiewak mit drei „erfahrenen“ KMK-Veteranen geführt hat. Da werden Lächerlichkeiten als große Schritte propagiert – wenn man nur mal das sogenannte Zentralabitur nimmt: Es gibt kein Zentralabitur in Deutschland und der Aufgabenpool des IQB ist gelinde gesagt ein Unsinn, solange die Bundesländer nicht verpflichtend identische Aufgaben daraus entnehmen MÜSSEN. Bislang gilt die Regel, dass die Länder sich in Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch aus diesem Pool wie in einem Selbstbedienungsladen bedienen dürfen, Aufgaben aber frei abwandeln oder eben gar nicht zur Prüfung stellen können – was soll daran zentral sein? Das bringt die Vergleichbarkeit keinen Deut weiter! Wenn man die Hoheit über die Bildung als „Krongut des Förderalismus“ bezeichnet, werden wir auch in 100 Jahren keine vergleichbaren Abiturprüfungen haben! Die KMK hat bislang nichts als heiße Luft produziert und dabei Unsummen an Steuergeldern verschwendet. Bei der Lektüre des Interviews frage ich mich, wie viel Mist auf dem Berg der bildungspolitischen Dummheiten noch abgeladen werden muss, bis dieser endlich zum Einsturz kommt? – Franz Schneider


Leserbrief zu „Wer stoppt diesen Wahnsinn?” von Benedikt Erenz

Dieser „Wahnsinn“, wie sie es nennen, hat mehrheitlich dazu beigetragen, das Deutschland heute so ein reiches Industrieland ist und das Leute wie sie in der Lage sind, die Wurzeln unseres Wohlstands zu verdammen. Ja, die Braunkohleverstromung geht planmäßig ihrem Ende entgegen, wird jedoch noch für min. 20 Jahre zur Erhaltung der Versorgungssicherheit insbesondere der Industriebetriebe benötigt. Ob die Energiewende so schnell gelingt ist allerdings mit großen Fragezeichen verbunden, wenn ich mir allein die Widerstände gegen den Netzausbau und gigantische Windparks ansehe; von großen Chemiefirmen zur Energiespeicherung gar nicht zu reden. Wer jetzt ohne Netz und doppelten Boden die Kohleverstromung parallel zum Kernenergieausstieg beendet, sollte sich auf saftige Gegenwehr der Industriearbeiter einstellen. Mit Gottes Wort kommen sie da nicht weit! Ich verweise nur auf den Artikel in der Zeit 2017 No 48: Ein Land wird umgekrempelt. – Egbert Mohr


Titelthema „Warum ist Wohnen so teuer?“

Der Kern der Frage wird im Beitrag von H. Rautenberg „Der letzte Grund“ eigentlich schon beantwortet. Es fehlt allerdings darin die letzte Konsequenz: Der Boden vermehrt sich nicht, die Bevölkerung wächst aber unaufhaltsam. Das Ergebnis sehen wir bereits in den Mega-Städten in Asien, Lateinamerika. Auch in Europa hat der unaufhaltsame Zuwachs in den Städten bereits begonnen. Was ist zu tun? Mich wundert, das bisher noch niemand ernsthaft den Gedanken geäußert hat, dass angesichts der o.g. Entwicklung der Grund und Boden den Kräften des Marktes entzogen werden muss.

Diesen Gedanken hat allerdings schon Graf Leo Tolstoi – ja, der Verfasser von „Krieg und Frieden“ – in seinem Tagebuch in den 1840er Jahren geäußert. Er schrieb diesen Gedanken im Zusammenhang um die Aufhebung der Leibeigenschaft in Russland nieder. Heute ist es notwendig, der Bodenspekulation einen Riegel vorzuschieben und den Boden in die Hände des Staates zu legen. Und damit müsste in den Zentren begonnen werden. – Gerhard Morgenroth


Leserbrief zu „Dürfen sie kommen?“ von Martin Klingst und Mariam Lau

Die ganze engherzige und kleinkarierte Debatte um den Familiennachzug, zu der nun auch die Zeit eine Kontroverse beisteuert, lenkt vor allem ab von 100.000en Flüchtlingen, die weiterhin in Libyen versklavt, vergewaltigt oder ermordet werden, und 1000en, die weiterhin jährlich im Mittelmeer ertrinken, als hätten wir damit nichts mehr zu tun.

Hätte man nicht den „subsidiären Schutz“ erfunden, wäre diese Debatte völlig gegenstandslos. Völlig richtig bezeichnet Martin Klingst diese Erfindung als Finte der deutschen Flüchtlingspolitik. Sie dient nur dazu, Rechtsansprüche zu verweigern, die in der Genfer Flüchtlingskonvention geregelt sind. Sicher gibt es kaum einen Politiker, der den Unterschied zwischen subsidiärer und regulärer Schutzbedürftigkeit substanziell erklären kann, erst recht keinen Wähler. Wieviel deutsch müsste erst ein armer Flüchtling lernen, bis er die ausgeklügelten Raffinessen deutscher Regelungswut versteht, denen er ausgesetzt ist. Als hätte er nicht so schon Sorgen genug. – Friedrich Thimme


Leserbrief zu „Wer stoppt diesen Wahnsinn?” von Benedikt Erenz

Ich habe mich sehr über Ihren Artikel gefreut. Wie armselig ist ein Land, dass seine Kirchen abreißt um darunter nach vermeintlichen Bodenschätzen zu graben? Wenn aber die Ratlosen, Wartenden und Ewiggestrigen nicht erkennen wollen, dass die Zukunft der Energie grün ist, dann habe ich eine Antwort auf Ihre Frage. Die Kunden, die Verbraucher, haben die Macht diesen Wahnsinn zu stoppen. Es gibt keinen Preisunterschied zwischen dem Klassiktarif der RWE und dem Naturtarif für Strom aus Erneuerbaren Energien. Es bedarf lediglich eines Anrufes, einer Email oder einer Bestellung des neuen Tarifs im Internet und schon hat der Strom aus Braunkohle keine Abnehmer mehr. Wenn es sich nicht mehr rentiert, wird auch RWE einsehen, dass wir ab jetzt grüne Energie verwenden möchten, während wir uns weiterhin an unseren schönen Gebäuden und Landschaften erfreuen können. – Marie-Luise MacKenzie


Leserbrief zu „Die Welt braucht Lieder“ von Ulrike Gastmann

Ich freue mich schon jedes Mal über den „Ruf des Ostens“, wenn ich die „Zeit“ lese. Ihre Beiträge sind herzerfrischend, authentisch und nachvollziehbar. Sie gehören zu den besten Beiträgen Ihrer Zeitung. Geben Sie bitte das Lob weiter. – Josef Fleckenstein


Leserbrief zu „Dürfen sie kommen?“ von Martin Klingst und Mariam Lau

Dürfen sie nicht. Ihr Autor irrt schon wieder. Umgedreht wird ein Hut draus. Das wäre rechtlich geboten. Die Männer sind aufgerufen zu Ihren Eltern oder Familien zurückzukehren. Die werden in Ihren Heimatländern dringend gebraucht. In vielen Regionen sind die Menschen dabei Ihre Infrastrukur und Häuser wieder aufzubauen. Viele Gebiete sind weitgehend befriedet. Mein Freund aus Syrien ist gerade aus Syrien zurückgekommen, der in Deutschland als Chirurg seit über 40 Jahren arbeitet. Die Politik weiß das natürlich – lässt aber die Bürger glauben, daß immer noch Zustände wie in 2015 herrschen. Dank Russland und später auch kurdische Iraker konnte das Gelingen, daß die katastrophalen Zustände weitgehend abgebaut worden sind. Auch das wird in Deutschland verschwiegen. Sie haben doch bestimmt in Ihrer Redaktion Kollegen, die in dieser Region auf den neuesten Stand sind. Ich frage mich, was das von der Politik soll sich so zu verhalten. Die meisten Bürger in unserem Land wären sehr dankbar, wenn die meisten Flüchtlinge wieder abziehen würden. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „#Büroleiche” von Anna von Münchhausen und Pia Frey

Die Seite hat mir Spaß gemacht und ich bin gespannt auf die Fortsetzung. Ich habe 34 Jahre bis zur Berentung beim selben Dienstherrn – v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel – in verschiedenen Rollen „ausgehalten“. – Horst Behr


Leserbrief zu „Der Preis der Abgrenzung“ von Philipp Ther

Philipp Ther nennt drei Faktoren, die die USA zur Aufnahme vietnamesischer Bootsflüchtlinge bewogen haben: schlechtes Gewissen wegen des Vietnamkriegs, Verantwortung für die Kriegsfolgen und Druck von der Bürgerrechtsbewegung. Ein Faktor, der in dem Artikel völlig ausgeblendet bleibt und der aber ohne Zweifel in den USA wie auch in Westdeutschland zur Aufnahmebereitschaft gegenüber den Bootsflüchtlingen beigetragen hat, ist der Antikommunismus. Während der Blockkonfrontation gab es im Westen einen relativ breiten gesellschaftlichen Konsens, dass ein Flüchtling vor dem Kommunismus ein guter Flüchtling ist, der beweist, wie schlimm das Leben in so einem System ist, und dem man helfen muss. Natürlich gab es auch damals schon differenziertere Sichtweisen und gesellschaftliche Akteure, die Menschenrechtsverletzungen anprangerten, egal, auf welcher Seite im Ost-West-Konflikt die Täter standen (die es ja durchaus auf beiden Seiten gab; man denke nur an prowestliche Diktaturen in Afrika). Aber die Bereitschaft, Flüchtlingen wohlwollend zu begegnen, war zweifellos gegenüber Menschen aus kommunistisch regierten Ländern stärker ausgeprägt. Erstaunlich, dass Philipp Ther sich daran nicht erinnert – er ist wie ich Ende der Sechzigerjahre geboren… – Corinna Friesen


Leserbrief zu „Dürfen sie kommen?“ von Martin Klingst und Mariam Lau

Frau Merkels Großherzigkeit hat uns doppelt belastet: verglichen mit anderen europäischen Staaten haben wir eine Völkerwanderung in unser Land aufgenommen – und sollen jetzt, folgerichtig nach Ansicht unserer Asyltheoretiker, den europaweit größten Familiennachzug zulassen! Ist es da nicht längst geboten, auch mal über die umgekehrte Richtung nachzudenken: Männer (und Minderjährige) mit ihren Familien zusammenzuführen, dort, wo diese in Sicherheit leben (z. B. Türkei) und sie vor Ort zu unterstützen?

Allein massive physische Präsenz in der Nähe der Fluchtländer könnte überhaupt noch einen moralischen Druck auf alle umliegenden Staaten ausüben, den Bürgerkrieg endlich zu beenden! Familiennachzug nach Deutschland nur, wenn alle Länder der EU endlich bereit sind, Asylbewerber nach einem geregelten Verteilungsschlüssel aufzunehmen; d. h., auch Flüchtlinge und ihre Familien aus Deutschland zu übernehmen, bis ein gerechter Länderausgleich hergestellt ist! Ohne ein solches Einvernehmen darf es keinen Nachzug geben, auch keine Neuaufnahme von Asylbewerbern! Nur, wenn unsere (neue?) Regierung hier endlich einmal Zähne zeigt, gewinnt sie verlorengegangene Achtung (und Stimmen) wieder! Genauso ist es die Pflicht eines starken Staates, Nicht-Asylberechtigte konsequent auszuweisen, wie auch die, die ihr Recht auf Asyl verwirkt haben! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Winziges Kamel“ von Bernd Ulrich

Deutschland stagniert; zwar noch auf einem relativ hohen Niveau, aber dies wird sich zunehmend ändern. Denn Umweltschutz und Klimawandel, Infrastruktur und Digitalisierung, Sozial- und Gesundheitspolitik für eine alternde Gesellschaft erfordern heute progressive Lösungskompetenz und nachhaltiges Handeln. Die Welt wartet nicht auf uns, in der Tat. Bleibt es aber, und danach sieht es nach Abschluss der Sondierungen zwischen Union und SPD entgegen vorheriger Bekundungen der Protagonisten aus, im Großen und Ganzen bei dem bisherigen „Weiter so in kleinen Schritten“, dann wird uns alter Wein in alten Schläuchen vorgesetzt, dann werden die merkelschen Regierungsjahre endgültig zu einer Zeit des gewöhnlichen Nichtaufbruchs. Die jeweilige Parteienklientel häppchenweise aus den derzeit vollen Staatskassen zu beglücken jedenfalls ersetzt keine Disposition für eine zukunftsgewandte Politik. – Ira Bartsch


Leserbrief zu „»Es könnte noch mal knallen«“ von Martin Klingst und Caterina Lobenstein

Die Krux ist doch, die unkündbare Stellung der Beamten. Wenn das sich nicht ändert, dann nützt alles lamentieren nichts. Ich kenne das alles, was Sebastian Muschter Ihren Kollegen gesagt hat. Ich habe vor Jahren eine Zigeunerfamilie unter die Arme gegriffen. Was ich da mit Behörden erlebt habe geht auf keine Kuhhaut. Deswegen müssen für Beamte ähnliche Bedingungen wie in der freien Wirtschaft geschaffen werden. Die hoheitliche Aufgaben, wie die Polizei, können ja ausgenommen werden. Ein Professor oder sonstiger Büroangestellter muß kein Beamter sein. Die Politik ändert das nicht, auch nicht in 100 Jahren, das muß von aussen kommen und dazu fehlt der Wille der Bürger. Das geht nur über Abwahl der bestimmten Herren und Damen. Und das tun die Menschen auch nicht, weil schlicht und einfach das politische Interesse dafür fehlt – was ich auch verstehen kann. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Der letzte Grund“ von Hanno Rauterberg

Ich hoffe, Ihr klarer Artikel wird dazu beitragen, die grandiose Fehlentwicklung in deutschen Städten zu stoppen, auch wenn meine Hoffnung auf Erneuerung in den nächsten knapp 4 Jahren angesichts der sich anbahnenden Regierungsbildung grundsätzlich eher gering ist. Die potentielle kommende Regierung hinterlässt jetzt schon einen kraftlosen, gestrigen Eindruck. Immer weniger Menschen kontrollieren den Wohnraum für immer mehr Menschen. Und die Frage, ob man sich eigenen Wohnraum in einer Stadt wie München (aber immer mehr auch in attraktiven kleineren Städten) leisten kann, wird eben nicht mehr durch die eigene Leistung bestimmt, sondern über die Höhe der Erbschaft, die man erhalten hat oder eben auch nicht.

Wenn diese Fehlentwicklung fortschreitet, wird man den Begriff des „Bürgers“ neu definieren müssen bzw. er wird in gewisser Hinsicht entbehrlich. Unabhängig von der eigenen konstruktiven Leistung wird man sich irgendwann eindeutig auf der Seite der Nehmer oder (rein statistisch wahrscheinlicher) auf der Seite der Geber wiederfinden. Es wird weiterhin eine Nettozahlung von den Armen an die Reichen geben. Oder andersrum: Die Leistung, die einen auf die Seite der Nehmer führt, wird immer weniger eine im gesellschaftlichen Sinne konstruktive Leistung sein. Nochmals vielen Dank also für diesen hervorragenden Artikel zu einem Thema, welches angesichts seiner erheblichen Relevanz in den Medien (sogar in der Zeit) deutlich unterrepräsentiert ist. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Rettet die Stadt!“ von Felix Rohrbeck und Marcus Rohwetter

Vielen Dank für Ihren Artikel, der hoffentlich die längst überfällige Debatte darüber anstößt, wieso zugelassen wird, dass man sich das Wohnen kaum mehr leisten kann. In Ihrem Artikel beschreiben Sie, dass asiatische Investoren die Preise in Deutschland zu billig finden. Wollen wir denn wirklich asiatische Verhältnisse in Deutschland, wo in Hong Kong 30% der Bevölkerung in Sozialwohnungen leben, sich eine alleinerziehende Mutter mit ihrem Sohn gerade mal eine 2 Quadratmeter große Wohnung leisten kann und die Menschen für 250 Euro / Monat umgerechnet in Käfigen wohnen wie der Weltspiegel zuletzt berichtete? (Quelle: Weltspiegel vom 8.12.17, https://www.tagesschau.de/ausland/weltspiegel–‐hongkong–‐101.html) Es wird einem ja schlecht, wenn man solche Zustände sieht und doch scheint die Politik völlig zu verschlafen, dass wir in Deutschland bei dieser rasanten Entwicklung am Wohnungsmarkt nicht allzu weit von solchen Zuständen entfernt sind. Ich hatte im September die Möglichkeit, Herrn Schulz in der Sendung Wahlarena am 18.9.17 in Lübeck persönlich zu fragen, was die Politik eigentlich dagegen tut, dass sich die Menschen das Wohnen nicht mehr leisten können. Seine simple Antwort, man solle mehr Sozialwohnungen bauen, zeigt, dass die Politiker noch immer nicht begriffen haben, dass dies ein existentielles Problem ist, das bereits mitten in der Gesellschaft angekommen ist. Wir, als Akademikerfamilie mit 2 Einkommen können uns in Darmstadt kein Haus mehr leisten. Wie geht es anderen mit weniger Einkommen?

Wieso kümmert es eigentlich keinen Politiker, dass der soziale Frieden in Deutschland massiv gefährdet ist, wenn sich die Menschen keine Wohnungen mehr leisten können? Im Gegenteil, die Länder verdienen kräftig mit, wenn sich eine Familie über ihre Verhältnisse verschulden muss, um ein kleines Reihenhäuschen zu erwerben und haben dafür die Grunderwerbssteuer massiv erhöht in den letzten Jahren. Und die Investoren? Was für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass Investoren aus aller Welt hier die Preise treiben, die Immobilien verkommen lassen und dafür noch nicht einmal Steuern zahlen müssen! In Vancouver wird uns vorgemacht, wie die Regulierung geht: „Nach einer zusätzlichen Steuer von 15% für nichtansässige Käufer von Wohnimmobilien im Juli 2016, führt die Stadt Vancouver ab 2018 eine zusätzliche Steuer von jährlich 1% auf alle „freien“ Häuser in der Stadt ein.“ (Quelle: http://www.jacoblaw.com/immobiliensteuer–‐ vancouver/) Warum hier nicht so, liebe Frau Merkel, lieber Herr Schulz? Kümmern Sie sich endlich um die Immobilienspekulanten, damit wir nicht in Käfigen landen! – Dr. Ute F. Jarmola


Leserbrief zu „Der letzte Grund“ von Hanno Rauterberg

Bereits 2006 hat das Bundesverfassungsgericht darauf hingewiesen, dass eine Bewertung des Grundeigentums im Hinblick auf das Erbschaftssteuergesetz realitätsgerecht sein müsse. Der Bundesfinanzhof hat im Herbst 2014 die Grundlage der Grundstücksbewertung nämlich die Einheitswerte aus den Jahren 1964 (West) und 1935 (Ost) für verfassungswidrig erachtet und beim Bundesverfassungsgericht eine Normenkontrolle beantragt, über die am 16. Januar 2018 im Ersten Senat des Bundesverfassungsgerichts verhandelt wird. Diese Einheitswerte sind auch Grundlage der Grundsteuerfestlegung. Deshalb versuchen die Finanzministerien der Länder die Grundsteuer zu reformieren. Nicht nur, dass sie sich nicht einigen konnten, vielmehr ignorieren sie die Möglichkeit die Grundsteuer unabhängig von der Bebauung zu erheben. Dieser von „Grundsteuer zeitgemäß!“ detailliert ausgearbeitete Ansatz ist die andere Möglichkeit, dem Wohndesaster beizukommen. Und kein Wort davon in diesem Artikel: Themaverfehlung! – Hannes Eichinger


Leserbrief zu „Winziges Kamel“ von Bernd Ulrich

Bernd Ulrich hat den Nagel zum politischen Zustand dieses Landes auf den Kopf getroffen. Das wir monatelang keine handlungsfähige Regierung haben, ist ein Armutszeugnis sondersgleichen. Aber mit diessem politischen Personal einen Staat machen zu wollen – ausgelaugt, ideenlos, kraftlos und verzagt – erscheint mir mehr als fraglich. Es dürfte dann bei Minimalergebnissen bleiben, die dann als großer Wurf hier und da verkauft werden. Man kannsich nur noch schämen. – Sabine Willecke


Leserbrief zu „Über Fluchtursachen” von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Da Sie sich über Fluchtursachen genau so echauffieren können wie ich, möchte ich Ihnen mein Rezept vorschlagen, um den „wahren“ Humanismus in einem grundlegenden Detail in den Kampf zu schicken: politisch gesteuerte Vermeidung der Kapitalvermehrung durch Waffenhandel – und das auf internationaler Ebene! Wer sollte sich öffentlich gegen Wörter wie Abrüstung, Pazifismus oder Umverteilung stellen – wir alle sollten diese Wörter immer öfter aussprechen und gebrauchen, um uns noch zu retten! – Elisabeth Schmidt-Mucker


Leserbrief zu „»Das ist irreführende Propaganda «“ von Hans Schuh

In einem Artikel des Ressorts Wissen über die Ausbreitung einer Tierseuche erwarte ich Sachlichkeit, Argumente und Vorschläge was man besser machen kann. Begriffe wie Menschen sind „Haupttäter“ und Wildschweine sind „Opfer“ oder „Bösewichte“ sind irreführende Propaganda und fehlgeleiteter politischer Aktionismus. – Bernhard Sagmeister


Leserbrief zu „»Wir sehen die Defizite des Föderalismus«” von Martin Spiewak

Wann immer Bildungsexperten oder Bildungspolitiker diskutieren, wird die Abitursprüfung voraussetzungslos als gegeben hingenommen; bestenfalls werden deren Inhalte erörtert, niemals wird der praktische Wert dieses Examens in Frage gestellt. Dabei sehe ich gute Gründe, diese m. E. unnötige Prozedur ersatzlos zu streichen. Was sagt sie eigentlich über Schüler und Schülerinnen über das hinaus aus, was diese nicht schon innerhalb von zwölf Jahren in unzähligen Tests nachgewiesen haben? Bestenfalls etwas über die Sressfähigkeit der Probanden, wie sie mit Prüfungsangst umgehen können. Schlechtestenfalls verzerrt sie (durch eben diese Prüfungsangst) den Blick auf die Leistungsfähigkeit und Kompetenz von Schulabgängern, deren jahrelange Bemühungen sie an einem einzigen schlechten Tag abwerten kann.

Fest scheint mir zu stehen, dass diese Prüfung die Schüler ein ganzes Lebensjahr kostet! Das 13. Schuljahr dient kaum noch dem Erwerb von zusätzlichem Wissen und erweiterten Kompetenzen und teilt sich in die Prüfungsvorbereitungen und die langwierige Prüfung auf. Wäre es daher nicht besser, den Schülern nach dem 12. Schuljahr ein Abgangszeugnis (ein wahres Ab-itur) auszustellen, das ihnen die Hochschulreife bescheinigt? So würde G 8 Sinn machen und vermutlich erhöhte Akzeptanz finden. – Uwe Algner


Leserbrief zu „Wer wir sind, wo wir stehen“ von Susanne Mayer

Ich finde es generell erschreckend, dass Personen, sobald sie von einer gerechten Sache überzeugt sind, keine Hemmungen haben, andere Existenzen zu vernichten. Für Weinstein, Spacey und andere braucht es keine Verfahren mehr. Der Lynchgerichtshof Internet klagt an, verurteilt und bestraft. Pardon wird nicht gegeben. Und die ZEIT ist dabei. – Gerhard Reinelt


Leserbrief zu „»Die alten Kinderbuchbilder zeigten fantastische Wesen. Die neuen vermitteln den Kindern die sozialen Zwänge unserer Zeit«“ von Stefanie Flamm

Danke für den Artikel über die fantastischen Wesen in den Kinderbüchern, Frau Flamm. Er sprach mir aus der Seele. – Marlies Ebertshäuser


Leserbrief zu „Der Preis der Abgrenzung“ von Philipp Ther

Ihr Autor Professor Philipp Ther hat eigentlich alles gesagt, was man zu diesem Problem sagen sollte. Er hat nur die viel tiefgreifender Ursache warum es soweit überhaupt kommen mußte nicht in seine Überlegungen einbezogen. Ich behaupte, der Westen hat wesentlichen Anteil an dieser Flüchtlingskatastrophe durch Ihr Diktat die Welt demokratisch erziehen zu wollen. Menschenrechte wurden ständig eingefordert, was eigentlich auch nicht verkehrt sein kann. Und trotzdem ist es zu kurz gedacht. Unser Planet besteht aus 194 Länder, davon werden großzügig gerechnet, etwa 42 Staaten demokratisch geführt. Der große Rest von 152 Staaten zieht ein anderes Geschäftsmodell vor. Die ständigen Mahnungen des Westens strahlte in alle Länder aus und damit wuchs das Interesse der Bürger Ihr Land zu verlassen auch dann, wenn es mit einer Flucht verbunden war. Die Medien haben das noch befördert. Die Pressefreiheit ist der Eckpfeiler einer Demokratie wie wir alle wissen. Und trotzdem sage ich: weniger wäre mehr. Kein Journalist verhebt sich, wenn er auf das Gesagte mehr Rücksicht nimmt. Auch die Demokratie wird deswegej nicht unter gehen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Das beste Beispiel zeigt vor der Haustür unserer EU-Grenze der Staat Türkei.

Die hätte längst zur EU gehört wie ihr Nachbarstaat Griechenland. Ich bin mir ziemlich sicher: wir hätten uns die bekannte Auseinandersetzung ersparen können, wenn die Türkei heute zur EU gehören würde. Mit Russland verhält es sich ähnlich. Deutschland hat die Humanität besonders aktiv betrieben, was eigentlich nicht verkehrt ist. Wenn aber, seit ich denken kann, das Leid uns ständig bekleidet, dann muß man schon fragen dürfen, geht es auch nicht anders. Sanktionen ist auch kein intelligentes Mittel um einen Staat zur reason zu bringen. Das Gegenteil wäre richtig. Das fôrdert den Unfrieden. Es hieß immer: Kriege wird es immer geben. Diese Aussage ist für mich eine Bankrotterklärung der Politik Darüber sollte die Wissenschaft nachdenken. – Gunter Knauer


Leserbrief zu »Brot, Arbeit, Freiheit« von Jörg Lau

Die verhängnisvolle Ausbeutung des Irans begann 1908 als die Briten begannen das iranische Erdöl abzuzocken. Anfang der 50er Jahre gesellten sich die USA dazu, denen Mossadegh im guten Glauben vertraut und um Hilfe gebeten hatte,- ein eklatanter Fehler. 1953 wurde Mossadegh, unter False-Flag-Terroranschlägen der Briten und Amerikaner, aus dem Amt gejagt und Reza Pahlavi etabliert. Dadurch war der Weg geebnet für eine weiter Ausbeutung die sich nun die Briten und die Amerikaner teilten. Und so geht es jetzt weiter. Die jahrelangen Sanktionen des Westens sind Mitverursacher des Reformstaus. Auch im Iran gilt: Ohne Moos nix los. Aber die skrupellosen ausländischen Machtapparate des Westens werden die derzeitigen Proteste im Iran weiter anheizen, genau so wie es geplant ist und Kommentare wie der o.g. bereiten leichtgläubige Leser auf ein Eingreif-Szenario vor und heizen tüchtig mit.

Wenn die Festlandeuropäer auch nur noch einen Hauch an Anstand und Rückgrad besitzen, dann haben sie die verdammte Pflicht sich der geostrategischen US-Politik gegenüber dem Iran entgegenzustellen. Ein paar kleine Randbemerkungen: Iran gehört seit 1945 zu den Gründungsstaaten der UNO.
Jugendarbeitslosigkeit 2017: Griechenland 39,5%
Spanien 37,9%
Italien 32,7%
Iran 29,2%

2017 starben in den USA fast 1000 Menschen durch Polizeigewalt. Das waren 2 Dutzend mehr als 2016,- wie könnte man sowas nennen?

Kinder in den USA erleben höhere Armutsraten als Kinder in den meisten anderen entwickelten Nationen. Nur Griechenland, Mexiko, Israel und die Türkei haben höhere Kinderarmutsraten als die USA – Organisation for Economic Co-operation and Development. Ganz zu schweigen von den hunderttausenden Amerikanern die von den Suppenküchen abhängig sind. Auch diese Menschen, die nicht zu den „Edelgeborenen“ Amerikanern gehören und keine Privatschulen besuchen können möchten Brot und Arbeit.

Die USA sind auch ein Land der Armut: Fast 15 Prozent derAmerikaner leben unterhalb der Armutsgrenze. Eine der Folgen ist steigende Obdachlosigkeit – nach Schätzungen sind dort Millionen Menschen ohne festen Wohnsitz. Sollten wir vielleicht einmal darüber nachdenken die USA mit Sanktionen zu belegen, damit sie ihr nicht so geringes innerpolitisches Problem in den Griff bekommen? – Monika Wißkirchen


Leserbrief zu „Kann dieser Tropfen vor Krebs retten?“ von Ulrich Bahnsen

Als ehemalige Brustkrebspatientin, die dank Mammographie Früherkennung weiterhin lebt, hier einige Anmerkungen zu dem Artikel. Ich finde folgende Aussage / Schlussfolgerung in diesem Artikel „seltsam“ …Es würden mehr frühe Tumoren gefunden…. ABER ..unter diesen Befunden sind viele, die die keiner Therapie bedürfen- man heilt Frauen, die gar nicht krank sind Sie unterstellen mit diesem Satz, dass Frauen behandelt (operiert?) werden, obwohl es unnötig ist. Auf welche Unterlagen/ Berichte stützt sich diese Aussage? Und dann das Schlußevent: „Wenn der Bluttest Krebs anzeigt, dann aber kein Tumor im Röntgenbild zu sehen ist“…. Was wird daran ( an der neuen Methode) besser sein für DIE Frau, die die Diagnose Brustkrebs betrifft? Weniger Milliarden verschlungen? – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Wer stoppt diesen Wahnsinn?” von Benedikt Erenz

Wie christlich ist die CDU? Mit Entsetzen habe ich gelesen, dass der Immerather Dom der Braunkohle geopfert wird. Und das in einem Land, in dem sowohl der Ministerpräsident als auch der Landtagspräsident von der CDU gestellt werden. Das „CD“ im Parteinamen sollte daher durch „BK“ für Braunkohle ersetzt werden. – Dipl.-Ing. Helmut Knipp


Leserbrief zu „Wer wir sind, wo wir stehen“ von Susanne Mayer

Ihre Autor soll sich geistig schon mal vorbereiten, was auf ihn zukommt. Die kommende Generation wird von Weibern beherrscht. Nix da Männer. Die werden nach allen Regeln der Kunst in Zukunft verführt. Wenn ich meine Söhne heute so höre, dann verführen die Mädchen heute schon die Jungs Diese Debatte stört mich ohnehin gewaltig. Es gibt Dinge im Leben die wird keiner ändern können. So ist es auch mit der Geburt. Die Frau, die das öffentlich gemacht hat, hatte hundert andere Gründe das zu tun. Vielleicht ist sie nie befriedigt worden (die Leserredaktion möge mir verzeihen). Früher, also weit vor 2.000 Jahren, herrschten ganz andere sittliche Verwahrlosungen, wenn man den Historikern glauben schenken darf. Vergewaltigungen waren und sind natürlich nicht hinzunehmen. Das versteht sich von selbst. Obwohl manche Frauen auch darauf stehen. Alles andere bezeichne ich als Tinnef. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Kann dieser Tropfen vor Krebs retten?“ von Ulrich Bahnsen

„Blutuntersuchungen dürften die Krebsfrüherkennung also frühestens in einigen Jahren umkrempeln“, schreibt Ulrich Bahnsen in seinem Artikel über Forschungsfortschritte bei Krebsfrüherkennungsuntersuchungen an Blutproben. Aber warum missbraucht er dann seinen Bericht für einen vollkommen unangemessenen Abgesang auf das Mammographie-Screening?

Unterm Strich ist die Mammographie immer noch das am besten erforschte und am besten geeignete Verfahren für eine bevölkerungsbezogene Brustkrebsfrüherkennung. Undifferenzierte Kritik am Mammographie-Screening ist seit Jahren ein wiederkehrendes Phänomen in der deutschen Medienlandschaft. Ein großer Teil dieser Kritik richtet sich in Wahrheit gegen grundsätzliche „Nebenwirkungen“ von Früherkennung, die nichts speziell mit der Methode Mammographie zu tun haben (unnötige Verängstigung bei dann doch Gesunden, Erfassung von Erkrankungen, die zu Lebzeiten ohne Früherkennung nicht auffällig geworden wären (sog. „Überdiagnosen“), Kosten etc.). Ein anderer Teil der Kritik richtet sich gegen die diagnostischen Schwächen der Mammographie (nicht alle Tumoren werden im Frühstadium erkannt). Das Problem nur: Es gibt derzeit kein besseres Verfahren, dass sich für eine bevölkerungsbezogene Brustkrebsfrüherkennung eignet. Und immerhin: Bei den Teilnehmerinnen am Programm werden ca. 80% aller Brustkrebse durch die Früherkennungsmammographie gefunden, obwohl diese nur alle 2 Jahre durchgeführt wird. Immer wieder wird auch kritisiert, dass die angestrebte Teilnahmerate von 70% in Deutschland nicht erreicht wird. Warum wohl? Unter anderem, weil das Programm immer wieder durch unausgewogene Medienberichte disqualifiziert wird. So behauptet Herr Bahnsen z.B., dass es bei 30% aller (!) teilnehmenden Frauen zu Überdiagnosen kommt. Nach seriösen Schätzungen sind das aber höchstens 10% der teilnehmenden, Frauen, bei denen ein Brustkrebs gefunden wird.

Wohl wegen solcher Missverständnisse oder einfach um Aufmerksamkeit zu bekommen, sieht der Autor einen akuten politischen Auftrag darin, das Screening zu beenden, was doch derzeit bedeuten würde, ein gutes (aber nicht perfektes) System zur Früherkennung durch reinen Fatalismus zu ersetzen. Solche journalistischen Handwerksfehler sind nicht folgenlos. Manche Frauen beenden dadurch ihre Teilnahme am Screening und müssen dann – wenn ein Brustkrebs erst später entdeckt wird, als dies sonst passiert wäre – mit den Konsequenzen leben. Von der Zeitung werden sie keinen Schadenersatz bekommen. Als Zeit-Abonnent hoffe ich, dass das Niveau des Artikels ein Ausrutscher war und nicht übertragbar ist auf andere Themen, über die ich weniger gut Bescheid weiß. – Dr. Wolfgang Flocken


Leserbrief zu „Über Fluchtursachen” von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Seit Jahren lese ich mit Vergnügen und häufiger Zustimmung Ihre Kolumnen. Obwohl ich vermutlich ähnlich sozialisiert wurde und an der gleichen Uni wie Sie ähnliche Fächer studiert habe, möchte ich Ihnen hier mal widersprechen. Die tieferen Hintergründe der von Ihnen als Hauptfluchtursachen identifizierten Themen „Unterdrückung, Armut und Krieg“ haben mich schon als Student interessiert. Konkreter und persönlicher wurde die Beschäftigung damit allerdings erst, als ich durch Zufall 2002 einen afrikanischen Flüchtling kennen lernte. Diesen haben wir in der Folge als Familie im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten unterstützt bei Sprachkursen, Anwalt und Gericht. Damals war das gesellschaftlich noch eher die Ausnahme. Meine Familie und ich würden dies jederzeit wieder so machen. Zu dieser Zeit hat sich der deutsche Staat kaum bemüht, in kurzer Zeit zu entscheiden, wer von den Zuflucht suchenden Menschen bleiben darf und wer nicht. Ich glaube im Gegensatz zu vielen naiven Deutschen, dass diese Unterscheidung leider notwendig ist, weil mehr Menschen hierher kommen wollen und würden, als von Deutschland integriert werden können. Wir konnten als Familie gut einem „gestrandeten“ Afrikaner helfen. Hunderte vor unsere Tür hätten uns überfordert. Moralisch sauber lässt sich diese Unterscheidung bei den Hilfesuchenden nicht fällen und eine Rückführung von Abgelehnten, ohne sich die Hände schmutzig zu machen ist vermutlich illusorisch. Leider nicht aus Einsicht, sondern erst durch Masseneinwanderung 2015 ist hier zwangsweise bei der Entscheidungsgeschwindigkeit im Bundesamt für Migration umgesteuert worden.

Dieser persönliche Asyl-Fall hat mich dazu animiert, mich weiter in die Analyse von Fluchtursachen zu vertiefen. Klar, die Ursachen von „Unterdrückung, Armut und Krieg“ wiederum sind selbst sehr komplex und verschieden. Mir fällt wie Ihnen ebenfalls keine globale Lösung ein, die realistisch wäre und gleichzeitig moralisch über jeden Zweifel erhaben. Ihr Kolumnenplatz reichte sicherlich nicht, um hier mal ansatzweise einfache Lösungsvorschläge für einige (nicht alle) Fluchtursachen zu erwähnen. Deshalb will ich dies hier mal versuchen:

Als Deutscher Staat und Bürger könnte man versuchen, sich auf die Dinge bei den Fluchtursachen zu konzentrieren, auf die man einen Einfluss hat oder geltend machen könnte. Klar, im Falle Syriens würde ich die Einflussmöglichkeiten Deutschlands auf die Kriegsursachen und Kriegsparteien als sehr gering einstufen. Ganz anders sieht es jedoch aus beim Thema EU-Landwirtschafts- und Fischereipolitik und den unfairen Handelsbedingungen, besonders mit Afrika. Die ZEIT selbst hat bereits im Dezember 2015 in dem Artikel „Ein Mann pflückt gegen Europa – Wie Tomaten aus der EU afrikanische Bauern zu Flüchtlingen machen.“ exemplarisch den Zynismus und die Doppelmoral der EU und das heuchlerische Gerede vom Kampf gegen die Fluchtursachen beschrieben. Die EU als Bewahrer der Menschenrechte ist auf dem besten Wege so moralisch bankrott zu gehen wie die USA bei „humanitären“ Interventionen. Lachen kann man in diesem Zusammenhang auch nur über das selbstgefällige Gerede der EU über Ihre Entwicklungshilfe. Die Entwicklungshilfegelder in der Gesamtsumme sind Peanuts im Vergleich zum „Gewinn“ der EU aus diesen, unfairen Handelsbeziehungen. Zu ermitteln, wie hoch dieser genau ist, wäre mal ein schönes interdisziplinäres Betätigungsfeld für internationale Wissenschaftler. Herr Piketty übernehmen Sie! Das Ende unfairer Handelsbeziehungen wäre gleichzeitig das Ende der „Ausredengesellschaft“ unter den Entwicklungsländern, die ja – oft zu Recht -, die Kolonialgeschichte und andauernde Ausbeutung zur alles erklärenden Ausrede für korrupte Eliten, Krieg und Umweltkatastrophen machen.

Sie sagen weiter, Sie hätten es gerne konkret. Bitte: Wieso ist es bisher nicht verboten, dass riesige schwimmende Fischfabriken für die EU vor der ostafrikanischen Küste den Fischern dort die Lebensgrundlagen wegfischen? Hat sich die Bundesregierung je für ein solches Verbot stark gemacht seit der Flüchtlingswelle 2015? Wurden EU-Subventionen gestrichen für Tomatenprodukte, Hähnchenreste, Milchpulver etc. mit denen Afrika überschwemmt wird und welche die regionalen Märkte und Einkommen zerstören? Diese und weitere Fragen könnte man unendlich fortsetzen. Die Antwort ist einfach: Weil es hier in Europa und auch in Deutschland Gewinn- und Arbeitsplätze von wenigen gefährden würde und die Politiker zu feige sind, der Bevölkerung die Wahrheit zu sagen: Dem Rest der Welt geht es hauptsächlich schlecht, weil es uns gut geht. Uns geht es – nicht nur – zugegebenermaßen auch besser, weil Einkommen und Resourcen immer noch von Süd nach Nord und von arm nach reich umverteilt werden. Der Migrationsdruck wird nur nachlassen, wenn die Armen reicher und die Reichen ärmer werden. Um zu dieser Erkenntnis zu kommen muss man weder Kommunist noch links sein. Es genügt gesunder Menschenverstand und der regelmäßige Konsum der Tagesschau. Dass sich kein Politiker, der wiedergewählt werden will hinstellt und dies dem Wahlvolk verkündigt, ist nachvollziehbar. Bei Schriftstellern und Journalisten scheint der Mechanismus allerdings der Gleiche zu sein: Unbequeme Wahrheiten will kein Volk, kein Leser und kein Anzeigenkunde lesen.

Ich will jetzt hier garnicht erst die Gretchenfrage nach dem privaten Konsumlevel stellen. Sie halten moralische Appelle an den Einzelnen für sinnlos, weil der „Egoismus“ der meisten Menschen stärker sei. Ich stimme Ihnen zu, dass die Kapitalisten ein realistischeres Menschenbild im Vergleich zu den Kommunisten hatten. Dennoch finde ich nicht, dass der durchschnittliche deutsche Mitbürger moralisch überfordert wäre mit der Einsicht, dass es Angesichts des Zustandes der Welt obszön und unanständig ist, mit z.B. einem SUV durch die Gegend zu fahren, auch wenn das formaljuristisch durch die FDP und andere Lobbyistenvereinigungen gesetzgeberisch als okay abgesegnet wurde. Und wenn man schon so niedrige Ansprüche an das moralische Verhalten seiner Mitbürger hat und nicht mehr glaubt, dass sie es schaffen werden, etwas zu unterlassen, was erlaubt ist, obwohl es – global betrachtet – asozial und unökologisch ist, dann sollte man wenigstens Gesetzesinitiativen, die diesem unerwünschten Verhalten einen Riegel vorschieben wollen, wie z.B. Tempolimit 130 auf Autobahnen nicht mit zynischen Etiketten wie Ökodiktatur, Tugendterrorismus, Spaßbremsenpartei, Verbieterpartei etc. belegen.

In einem Punkte gebe ich Ihnen dennoch recht: Da die Ursachen für Flucht komplex und vielfältig sind und weder Deutschland und die Welt daran kurzfristig an allen Ursachen etwas ändern kann, ist „Symptombekämpfung“ in Form von Sicherung der EU-Ausssengrenzen, Grenzkontrollen und Obergrenzen nicht nur legitim, sondern vielfach auch eine notwendige Voraussetzung dafür, dass die im Land vorhandenen Mittel auch für die Versorgung und Integration der bisherigen und künftigen Einwandernden ausreichen. Dieses wird zwangsläufig mit den Menschenrechten und hehren moralischen Zielen der EU kollidieren. Wenn man aus Angst vor diesem moralischen Dilemma in gesinnungsethisches „Gutmenschentum“ verfällt, wird man voraussichtlich Bürgerkrieg bekommen wie in Syrien und von den Menschenrechten wird in Europa vermutlich so viel übrig bleiben wie im Dreißigjährigen Krieg. Auch wenn man Annehmen muss, dass das überwiegende Gerede im Volk über die Symptombekämpfung zur nachlassenden Motivation der Politiker bei der Bekämpfung der Fluchtursachen führt, gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass sich wieder Mehrheiten finden werden – so wie früher mal bei den Grünen – die aus Einsicht Ihr Konsumverhalten und Ihre Ansprüche an materiellen Wohlstand auf ein global verträgliches Maß senken. Mehr ist vermutlich beim Menschen der Gegenwart nicht drin. – Markus Dick


Leserbrief zu „Der letzte Grund“ von Hanno Rauterberg

Hanno Rauterberg liegt richtig: aktive Bodenpolitik ist für viele urbane und gesellschaftliche Fragen ein entscheidender Schlüssel. Es ist daher frappierend, dass es in der Bundespolitik so gar keine strategischen Ansätze gibt. Woran liegt das ? Sicher auch an wirtschaftlichen Interessen, mehr aber wohl an der Komplexität und Breite des Themas. Im Ergebnis werden die Kommunen durch Bund und Länder viel zu wenig bei der Aufgabe unterstützt, ihre fragile soziale Balance zu erhalten. Dabei sind Strategien und Konzepte vorhanden: ganz frisch hat ein Expertenkreis eine „Bodenpolitische Agenda 2020 – 2030“ (DIFU/vhw 2017) als Impuls für die Berliner Koalitionsverhandlungen erarbeitet. Hier geht es nicht um mehr Geld mit der sozialpolitischen Gießkanne, sondern um einen intelligenteren Umgang mit Grund und Boden, Mechanismen und Gesetzen. Für die Kommunen ist es elementar, dass sich die Bundespolitik endlich wieder um dieses so verwaiste wie bedeutende Themenfeld kümmert. Sonst fehlt bald – im wahrsten Sinne des Wortes – die Grundlage einer bezahlbaren Stadt für Alle. – Cord Soehlke


Leserbrief zu „»Was jede Beziehung tötet, ist Routine«“ von Georg Blume

Besser : Was jede Beziehung tötet, sind Vorurteile! Minister Bruno Le Maire erklärt klar und deutlich die innerpolitischen französischen Ziele sowie Visionen in Hinsicht auf die EU. Die Fragestellung von Georg Blume ist ärgerlich. Kennt er die französische Politik nicht? Das wäre unprofessionell. Oder ist er davon überzeugt, dass sich die französische Politik an Deutschland orientieren muss? ( leuchtendes Beispiel, Hausaufgaben…) Diese unerträgliche Arroganz wäre noch schlimmer ( Es hat schon mal jemand gesagt….am deutschen Wesen wird die Welt genesen.)

Jedes Land hat eigene Wege, Ziele zu erreichen. Zudem ist das deutsche Beispiel nicht unbedingt erstrebenswert, siehe u. a. Bauvorhaben, deren Ende unabsehbar ist, neuerdings unverantwortlicher Umgang mit der Umwelt, fragwürdige Infrastruktur z. B. Bahn, Post, Straßen….., lächerliche Mängel beim Militär, zähe Regierungsbildung, usw. Einige Bereiche in Deutschland funktionieren gut, aber die gibt es auch in Frankreich. Der Minister wehrt sich mit Recht gegen karikierende Fragen. Ein Journalist sollte gegen Vorurteile angehen und sie nicht arrogant festigen. Das Interview mit dem Chef der Banque de France vor einigen Wochen war ähnlich strukturiert. Kein besonderes Qualitätsmerkmal für Journalisten, auch wenn provokative Fragen dazugehören. – Marlis Camboni


Leserbrief zu „Was kümmert Bayern die eigenen Gesetze?“ von Petra Pinzler und zu „Was reden die bloß?“ von Tina Hildebrandt

Vielleicht sollte Frau Pinzler einmal vor Ort recherchieren. Als Münchner kann ich ihr mitteilen, dass die Leute noch nicht wie Fische auf dem Trockenen nach Luft schnappen und auch noch keine Hamsterkäufe von Taucherflaschen eingesetzt haben. Es liegt zwar Hochnebel über der Stadt, darunter ist allerdings nichts von gelben Schwefelschwaden zu sehen. Frau Pinzler dürfte auch einmal erwähnen, dass die Deutsche Umwelthilfe keine kleine NGO ist, sondern eine Lobbyorganisation, die u. a. von Toyota gesponsert wird. Im Übrigen gibt es zwar Grenzwerte für Stickoxide, die jedoch wissenschaftlich nicht fundiert sind. Die Tatsache, dass Menschen mit vorbestehenden Lungenerkrankungen unter Verbrennungsemissionen leiden, ist wenig aussagekräftig, weil dies nicht nur für den Autoverkehr, sondern auch für Kamine, Grills und Zigaretten gilt. Ich darf also bitten, diese albernen Meinungsmacheartikel zu unterlassen oder sich einen Job bei einer Lobbyorganisation oder im Boulevardbereich zu suchen.

Zu Frau Hildebrandts Artikel auf S. 10: Es geht nicht um Unfähigkeit, sondern um Wurschtigkeit. Man hat das Gefühl, als sei es den Parteien letztlich egal, was irgendwelche Verhandlungen erbringen. Es wird einfach weitergemacht wie bisher. Es ist ein Beweis dafür, dass es den Parteien nicht um die Sache geht, sonst würde man eben eine Minderheitsregierung der Union umsetzen. Stattdessen wird über Monate sondiert und parteigetagt und dann wieder sondiert. Eben sollte es noch auf die Fresse geben, jetzt hat man sich wieder lieb. Die Parteien haben den Wählerwillen umzusetzen, das heißt jedoch nicht, dass sie einfach bis zur nächsten Wahl mit der alten Regierung weitermachen und bis dahin nichts passiert. Es ist auch nicht wahr, dass nur eine Regierungsmehrheit für stabile Verhältnisse sorgt. Das führt eben genau zu der Situation, die viele Wähler nicht mehr akzeptieren, nämlich unreflektiertem Abgenicke von komplexesten Themen. Vielleicht wird das Regieren schwieriger ohne Koalition, aber es wird eben auch flexibler. Bei einer neuerlichen GroKo sollten sich Union und SPD überlegen, einfach die SDU (Sozialdemokratische Union) zu gründen. Viele Wähler glauben, dass es den verantwortlichen Politikern nur noch um Posten und die Fahrbereitschaft geht.

Herr Schulz war eben noch der Große Oppositionist, jetzt ist er der Große Opportunist. Er will halt nicht auf die Kohle verzichten, nachdem er schon seinen schön dotierten Brüssel-Posten aufgeben musste. Da muss es jetzt schon das Außenressort sein. Nicht schlecht für einen erfolglosen Buchhändler mit Alkoholproblem. Es hilft auch nichts, die Protagonisten in Schutz zu nehmen und ein Kommunikationsproblem vorzuschützen. Es geht den Herrschaften um Macht und deren Erhaltung. Wenn es tatsächlich um die Sache ginge, würde man ganz anders verhandeln und ggf. auch zu ganz anderen Ergebnissen kommen.

Davon abgesehen ist die Parteiendemokratie völlig anachronistisch. Der Hipster in Berlin-Mitte hat fraglos nicht die gleichen Alltagssorgen wie der Fischer auf Rügen oder der Weinbauer im Rheingau. Hier geht es nicht mehr um Klassenkampf oder Land gegen Stadt. Bei einer zunehmend fraktionierten Gesellschaft fällt die Wahl meist auf das geringere Übel, weshalb eine Partei bereits aus sehr vielen Einzelwünschen heraus gewählt wird. Auf der anderen Seite werden Parteien wegen der Aussagen oder Vorstellungen einzelner Politiker auch einmal nicht gewählt (siehe Veggie-Day, obwohl die Einstellungen der Grünen zu vielen Umweltthemen oder zum Tierschutz ansonsten von einer Mehrheit der Bevölkerung unterstützt werden). Das Ziel politischer Willensbildung muss ja eine Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen sein, dabei den Schutz von Minderheiten sicherstellend. Vieles in der heutigen Politik zielt jedoch auf die Erhaltung des Status quo ab (ob Tengelmann oder die Braunkohleindustrie) oder der Förderung von Einzelinteressen (Autoindustrie, sexuelle Minderheiten, Nahrungsmittelmultis). Alles in allem sind die Politiker also nicht unfähig, sondern schlicht nicht daran interessiert, etwas zu ändern. Vielleicht würde es schneller gehen, würden bis zur Einigung über die Regierungsbildung sämtliche Diäten und Gehälter der Abgeordneten, Regierungsmitglieder und von deren Mitarbeitern (nicht die der Beamten in den Ministerien) auf Eis gelegt. – Dr. David Wolff


Leserbrief zu „»Was jede Beziehung tötet, ist Routine«“ von Georg Blume

Georg Böhme reagiert oft „giftig“ und geht auf das, was sein Gesprächspartner ruhig und sachlich äussert, selten ein – so mein Eindruck : das Ergebnis 0 : 3 zu Gunsten von Le Maire – wieso verteidigen manche deutsche Moderatoren die vermeintlichen finanziellen Sorgen der Deutschen mehr, als dass sie darauf aufmerksam machen, wie sehr wir von Europa etc. profitiert haben und noch profitieren – da ist es doch im politischen Sinn eines gemeinsamen Zieles nur selbstverständlich, dass wir einen angemessenen finanziellen Beitrag zur Konsolidierung mancher „missratener“ Budgetverhältnisse leisten – nicht beliebig : gezielt und so vernünftig wie irgend möglich geregelt – ganz abgesehen davon, dass wir früher oder später durch die Verhältnisse dazu gezwungen werden, wenn wir die ganze Sache Europa nicht selbst zum Scheitern bringen wollen – die „Finanz-Angst“ ist genau so daneben, wie die ständige Behauptung mancher Kreise, wir seien kein Einwanderungsland – Lösungen muss man finden und nicht Ängste stützen oder gar schüren. – Dr. Klaus Tiedje


Leserbrief zu „Hilfe beim Abschalten” von Martin Spiewak

Big Parents and big apple are watching you. Protokollkontrolle. Statt Lernen eigener Entwicklung und Selbstverantwortung. Statt Argumentation und Aufzeigen von Alternativen. Statt leibhaftiger gemeinsamer Unternehmungen. Statt Vertrauen. Wie lange sind „Erwachsene“ im Internet? Bei welchen „Recherchen“ verzetteln sie sich? Wie viel Online-Shopping, wie viel soziale Medien, inklusive Tratsch und Selbstdarstellung? Wie viel Spiele, Mails, Kontaktbörsen, …?

Wie viel begründete, vertretbare „reine Arbeitszeit“? – Wollen Sie die pädagogisch wertvollen Protokolle von Inhalt und Umfang alltäglich dem Nachwuchs und dem Arbeitgeber vorlegen? – Es wäre doch nur zu Ihrem Besten. Ich zeige meinen Altersgenossen gerne, wie sie zu Helikopter-Kindern werden können, ohne Apple-App. Es gibt da andere Möglichkeiten als Verlaufskontrollen. Passwörter, Datenschutz: locker zu knacken. – Ich denke da an stereotypes Abschalten nach Zeitlimit. Wir nötigen unsere Erzeuger dann zu gemeinsam zu absolvierender Zeit mit uns, mit anderen Menschen, wir halten fest, wie lange sie das aushalten: einkaufen, kochen, essen, Brettspiele. Mensch ärgere Dich! – Joscha Röder


Leserbrief zu „Wie klingt linke Heimatmusik?“ von Jens Balzer

Hier haben sie Feine Sahne Fischfilet mit Freiwild verglichen. Dabei haben sie Freiwild als rechte Band beschrieben, die ihre Heimat gegen „Fremde und Eindringlinge verteidigen „. Dadurch rücken sie Freiwild in einen fremdenfeindlichen Kontext was jedoch Inhaltlich falsch ist. In den Texten von Freiwild geht es viel im Heimatliebe/stolz und den Schutz ihrer Traditionen. Sie singen viel vom Kampf gegen Die Feinde Südtirols. Jedoch beziehen sie das niemals (wie es die Rechten tun) pauschal auf Migranten, Moslems oder andere Volksgruppen. PS. Rechtschreibfehler können behalten werden :D – Markus Groth


Leserbrief zu „Rettet die Stadt!“ von Felix Rohrbeck und Marcus Rohwetter

Ausführlich und gründlich wurden die schon lange andauernden Probleme erläutert. Vorgetragen wurde auch der allgemein anerkannte Lösungsvorschlag: „Mehr bauen!“ Es fehlt aber leider ein praktischer Handlungsvorschlag für die Baubehörden. Hinzuweisen ist auf die in etlichen Städten bewährten Aufstockungen auf Beton-Wohnblöcke mit einer oder auch zwei Holzbau-Etagen. Das könnte ein „Königsweg“ sein weil: Die lebensnotwendigen Grünanlagen der Städte (z. B. Flughafen Tempelhof, Berlin) erhalten bleiben Die gesamte Infrastruktur vorhanden ist (Zufahrt, alle Versorgungsleitungen einschließlich Fahrstuhl) Fertigbauweise in Holz besonders schnell ist Holzbauten in ihrer Klimabilanz unschlagbar günstig sind Man in Holzbauten sehr gesund lebt Diese kurz zkizzierten Sachverhalte sind m. E. so wichtig.- Dr. Helmuth Freist


Leserbrief zu „Ein Rat an die Genossen“ von Armin Falk

Kompliment für den Artikel, der eines der wichtigsten Probleme der vielbeschworenen „Sozialen Gerechtigkeit“ durchleuchtet. Ich mag eigentlich nicht die Begriffsvermengung von „Sozial“ und „Gerechtigkeit“, weil es oft sehr unterschiedliche Auffassungen von Gerechtigkeit gibt und das Soziale manchmal sogar im Gegensatz zur Gerechtigkeit steht und deren Härten abfedert. Diese Begriffe sind auch zu umfassend um von einer Partei in Besitz genommen zu werden. Die Chancengleichheit ist eines der Fundamente unseres Staates und nur sie kann auch spätere Unterschiede rechtfertigen. Bei einem 100 m-Lauf gibt es Sieger und Verlierer trotz gleicher Chancen. Unterschiedliche Ergebnisse bei Abitur- und Studienquote je nach sozialer Schicht beweisen noch nicht unterschiedliche Chancen, sie sind aber ein Indiz dafür.

Das Problem ist nun, was zu tun ist, wenn der Staat gleiche Chancen gewährt, diese aber wegen ungleicher Förderungsbedingungen der Elternhäuser (für die Staat und Gesellschaft nicht verantwortlich sind) nicht in gleichem Maße genutzt werden. Der Wunsch, schlechtere Startchancen privaten Ursprungs zu kompensieren gerät in Konflikt mit dem Gleichheitsgrundsatz, der ja eigentlich die Förderung einer Teilgruppe verbietet, denn jede Förderung bedeutet automatisch auch Benachteiligung der nicht geförderten Menschen. Wenn zwei wichtige Prinzipien miteinander in Konflikt stehen, gilt es politische Kompromiss-Konzepte zu suchen und die können nur erfolgreich sein, wenn sie sehr früh ansetzen. Mit zunehmendem Alter werden dann die Menschen mehr und mehr selbst verantwortlich dafür, ob sie ihre Chancen wahrnehmen oder verpassen. – Dr. Rolf Walther


Leserbrief zu „Ein Rat an die Genossen“ von Armin Falk

Es ist pure Augenwischerei, wenn der Bonner Wirtschafts- und Ungleichheitsforscher Armin Falk Ungleichheit über eine Verbesserung der Entwicklungschancen sozial benachteiligter Kinder meint erreichen zu können, ohne auch nur mit einem Satz den Beitrag unseres Steuersystems zu beleuchten. Denn so lange in Deutschland Millionenvermögen steuerfrei vererbt und Millionenveräußerungsgewinne durch legale steuerliche Gestaltung praktisch steuerfrei vereinnahmt werden können, Kapitaleinkünfte geringer besteuert werden als Arbeitseinkünfte, Spitzenverdiener eine geringere prozentuale Steuer- und Abgabenlast zu tragen haben als viele Durchschnittsverdiener, um nur einige Beispiele zu nennen, muss die Ungleichheit zunehmen. Und selbst wenn alle Kinder mit dem Abitur in der Tasche die Schule verlassen würden, was nie eintreten wird und gesamtwirtschaftlich auch gar nicht erwünscht wäre, würde sich an der Bezahlung der Frisörin, des Krankenpflegers, des Postzustellers nichts Grundlegendes ändern und damit auch nichts an ihren Chancen, in nennenswertem Umfang Vermögen zu bilden. Wobei die wenigsten Menschen heutzutage durch Arbeit reich werden! – Erwin Beck


Leserbrief zu „Was kümmert Bayern die eigenen Gesetze?“ von Petra Pinzler

Den Beitrag habe ich mit Interesse gelesen. Frau Pinzler schreibt darin: „Eine Ministerin im Knast? Völlig absurd ist diese Idee nicht. Tatsächlich hat sogar das Bundesverfassungsgericht schon einmal Zwangshaft gegen einen Behördenleiter als mögliches Mittel erwogen und für realisierbar befunden. Damals war das nicht mehr nötig, der Kläger zog sich zurück.“ Leider konnte ich die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in den einschlägigen juristischen Datenbanken und auch in der Kommentarliteratur nicht finden. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir die Fundstelle nennen könnten. – Moritz Quecke


Leserbrief zu „Macht es wie Norwegen!“ von Friedemann Bieber und Ben Waltmann

In der ZEIT empfehlen Friedemann Bieber und Ben Waltmann der SPD, das norwegische Modell eines Staatsfonds an Kapitalvermögen zur Anwendung für die Bundesrepublik Deutschland, um sich wirtschafts- und gesellschaftspolitisch gegenüber der Privatisierungspolitik der FDP einerseits, dem Verstaatlichungsansinnen der Linkspartei andererseits profilieren zu können. Das Modell ist insofern zukunftsträchtig, als der gesellschaftliche Reichtum, der zunehmend durch Maschinen und immer weniger durch Menschen erwirtschaftet wird, allen Bürgern und nicht nur einer kleinen Oligarchie von Kapitaleignern zugutekäme. Eine solche „Rekapitalisierung“ des Staates als Vollzugsorgan der Gesellschaft würde auf lange Sicht dessen Verschuldung, die ihm als „Steuerstaat“ strukturell inhärent ist, minimieren und dafür sorgen, dass die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit stärker von der durch sie erzeugten Wertschöpfung profitiert. Die Bedeutung des Modells, das die beiden Autoren zur Diskussion stellen, besteht vor allem darin, dass es real praktiziert wird, dass es Erfahrungen damit gibt, die über Vor- und Nachteile Auskunft geben. Die Theorie allerdings, die ihm zugrunde liegt, ist so neu nicht.

Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat der österreichische Soziologe Rudolf Goldscheid (1870-1931) entsprechende Überlegungen formuliert und begründet: 1917 in seiner mehrfach aufgelegten Monographie „Staatssozialismus oder Staatskapitalismus. Ein finanzsoziologischer Beitrag zur Lösung des Staatsschulden-Problems“ sowie 1919 und 1926 in mehreren kleineren Schriften. Goldscheid gilt weltweit als Begründer der Finanzsoziologie. Er war der große Gegenspieler Max Webers im Werturteilsstreit und dessen Lieblingsfeind. Einer wohlhabenden Wiener Unternehmerfamilie entstammend, führte er das Leben eines äußerst produktiven und in der scientific community Europas gut vernetzten Privatgelehrten.

Gesellschaftspolitisch ging es ihm unter anderem darum, die desaströsen Folgewirkungen eines entfesselten Kapitalismus zu zivilisieren, ohne auf dessen kreative Dynamik zu verzichten. Aus diesem Grund wendete er sich zugleich gegen Vorstellungen einer zentral verwalteten Wirtschaft bolschewistischer Prägung. Stattdessen sollte der Staat, stellvertretend für die Gesellschaft, Kapitalfunktion im Sinne des Gemeinwohls ausüben, indem er in begrenztem Umfang Aktieneigentum an Großunternehmen erwirbt, also an Betrieben, die faktisch, wenngleich in privater Hand, bereits „vergesellschaftet“ sind. Sie sollten, ganz im Sinne des norwegischen Modells, weiterhin durch professionelle Manager, nicht durch Staatsorgane geleitet werden. Klein- und Mittelbetriebe waren von diesen Maßnahmen ausgeschlossen.

Goldscheids Kritik richtete sich gegen das tradierte Konstrukt des „Steuerstaates“, denn dieser, weil selbst besitzlos, laufe aus systemischen Gründen Gefahr, zum Spielball einer mächtigen Plutokratie zu werden, schließlich beherrscht durch ein weltweit agierendes Finanzkapital. Die Wechselwirkung zwischen gewinnorientierter Privatwirtschaft und dem immer mehr zum Schuldenverwalter werdenden Staat stellte sich ihm als Nullsummenspiel dar, in dem die politische Macht des Staates durch dessen ökonomische Ohnmacht ihre strukturelle Grenze erfährt, eine Situation, die durch fiskalische Mittel allein nicht zu durchbrechen sei. Weil die gesellschaftspolitische Konzentration des individualökonomischen Denkens auf den Markt und den Profit dazu führe, dass die Allgemeinheit in der Personifizierung des Staates die externen Kosten dieser Wirtschaftsweise, die „Wenigerwerte“, wie er sie nannte, zu tragen hat, ohne von ihren Vorteilen im gleichen Ausmaß zu profitieren, forderte er eine grundlegende Reform des herrschenden Steuersystems und eine Stärkung der ökonomischen Macht des Staates. „Etwas Dümmeres als den heutigen Staat, der dem Unternehmer den vollen Mehrwert des von ihm beschäftigten Arbeiters lässt, aber selbst – natürlich in durchaus ungenügendem Maße – für die Kosten des Wenigerwertes aufkommt, den der Unternehmer geschaffen hat, indem er die Gesundheit des Arbeiters ruinierte und ihn auf die Staatswohltätigkeit angewiesen sein ließ, etwas Dümmeres lässt sich nicht gut denken“ (1911, S. 112 f.). Goldscheid, der, soweit ich es überblicke, wohl als erster den Begriff der „Ökologie“ verwendet hat, argumentiert, dass die tradierte Struktur der Steuerverteilungsmechanismen des Staates letztendlich mächtigen Kapitaleignern zugutekomme, deren Macht weiter wachse, während die des Staates als Sachwalter des Gemeinwohls der Gesellschaft zunehmend geschwächt werde. Während Finanzoligarchen über vielfältige Möglichkeiten der Steuerabwälzung verfügen, habe die Masse des Volkes nahezu die gesamte Steuerlast zu tragen.

Goldscheid beließ es nicht beim Theoretisieren. Gemeinsam mit dem Berliner Finanzstatistiker Richard Kuczynski unterbreitete er am 22. August 1923 dem deutschen Reichskanzler Gustav Stresemann einen Vorschlag, in dem von der Wirtschaft unter anderem eine tief einschneidende Vermögensabgabe in Sachwerten gefordert wurde, ein Vorschlag allerdings, der politisch keine Umsetzung fand. Im Gegensatz dazu lässt sich das, was Bieber und Waldmann in der ZEIT beschreiben, als Illustration einer praktischen Realisierungsform des theoretischen Konzepts von Goldscheid lesen, von der er seinerzeit nur träumen konnte. – Arno Bammé


Leserbrief zu „Rettet die Stadt!“ von Felix Rohrbeck und Marcus Rohwetter

Als Miethausverwalter/ Immobilienbesitzer habe ich mir natürlich ihre letzte Ausgabe gekauft. Grundsätzlich teile ich die Meinung von Herrn Rohrbeck und Herrn Rohwetter. Ihre Artikel sind zutreffend und beschreiben richtig den Teil der professionellen anglo saxonisch geprägten Großvermieter. Es fehlt aber aus meiner Sicht der 2. Teil. Die Masse der Mietwohnungen gerade in Berlin, wird nicht durch die Großvermieter, nicht durch die städtischen Wohnungsbaugesellschaften oder die Genossenschaften bereit gestellt, sondern von vielen kleinen mittelständischen Anbietern. Seien es die Eigentümer von Eigentumswohnungen, die oft nur eine Wohnung vermieten, die Gruppe der Selbständigen (Zahnärzte, Handwerker etc.) die 10 bis 100 Wohnungen vermieten oder alte Immobilienfamilien, die 100 bis 7000 Wohnungen vermieten. Sie stellen die meisten Mietwohnungen in Deutschland und auch Berlin. (München und Frankfurt kann ich leider nicht einschätzen). Über diese Vermietergruppe wird nicht berichtet. Dabei gebe es über Sie genug zu berichten. Diese Gruppe sind Steuerzahler. Sie zahlen die Grunderwerbsteuer und nehmen in der Regel nicht an share deals teil. Sie zahlen Einkommensteuer und alle 35 Jahre regelmäßig die Erbschaftssteuer.

Und gerade die Erbschaftsteuer ist bei den rasant gestiegenen Werten der Wohnungen ein großer Brocken. Sie investieren nachhaltig in ihre Wohnungen, da die Erträge ihre „Rente“ sichern. Denn bekanntlich zahlen Handwerker und andere Selbstständige nicht in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Sie beauftragen die örtlichen deutschen Handwerker und nicht die Kolonnen von ausländischen Bauleiharbeitern, die man sonst so auf deutschen Baustellen findet. Da gibt es dann auch keine Probleme mit Mehrwertsteuerhinterziehung. Hier gibt es auch keine Probleme bei Einhaltung des Mindestlohnes. Alles läuft brav deutsch und korrekt. (Natürlich gibt es auch ein paar schwarze Schafe.) Aber genau dieser Gruppe wird die Weitergabe ihrer Häuser an die nächste Generation durch hohe Erbschaftsteuern erschwert. Auch wenn man beteuert, die Wohnungen weiterhin auf Mietpreisspiegel Niveau über die nächsten 10 Jahre weiterzuvermieten, gibt es für Immobilienbesitzer keine „Verschonungsregelung bei der Erbschaftsteuer“, wie wir sie von den gewerblichen Betrieben kennen. Die hohe Erbschaftssteuer kann natürlich keiner zahlen.

Die natürliche Folge ist der Verkauf an die anglo saxonisch geprägten Großvermieter und wieder werden ein paar mehr Mieter in die Hände von kurzfristig handelnden , Gewinn maximierenden Körperschaften getrieben. Eine langfristige soziale Wohnungspolitik kann ich hierin nicht erkennen. Es beschweren sich ihre Autoren zurecht und Herr Rauterberg im besonderen Maß, daß der grundgesetzlich geschützte Raum der Wohnung und der Heimat heutzutage politisch nicht genügend beachtet wird. Es gibt aber eine große Gruppe von Vermietern, die dazu beiträgt, daß sich die Masse der Mieter in ihren Wohnungen sicher und gut behandelt fühlen. Über diese Gruppe wird aber weder berichtet, noch wird sie politisch beachtet. Vielleicht beim nächsten Mal??? – Lorenz von Schintling-Horny


Leserbrief zu „Über Fluchtursachen” von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Kurze Antwort: Ausbeutung in jeder Form in dieser Welt als Geschäftsgrundlage lassen; Finanzierung z. B. wie den Wehretat, weltweit. Es gab schon einmal Entwicklungshilfe zu Zeiten der Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, völlig zerstört durch den Nachfolger, den fliegenden Teppichhändler Dirk Niebel, ein wenig wieder in die bessere Richtung gebracht durch den kaum bekannten jetzigen geschäftsführenden Minister Müller. – Weiteres lesen Sie im Text Glaubenssachen heute in NDR-Kultur, leider bisher noch nicht als Download (Herunterzuladen) in der Verfügung, aber für Sie nicht unerreichbar. – Die Kolumne im ZEIT-Magazin ist jetzt zum wiederholten Male ein Zeichen für mich, daß Sie in Ihrem Weltbild tief getroffen sind; das allerdings ist Ihre private Angelegenheit. – Hanna Leinemann


Leserbrief zu „Kann dieser Tropfen vor Krebs retten?“ von Ulrich Bahnsen

Mein Vorschlag zu Ihrem Artikel wäre, dem deutschen Screening-Programm noch eine Chance bis 2019 einzuräumen, denn dann läuft das Programm seit 10 Jahre flächendeckend (wichtig) und man ist erst nach diesem Zeitraum in der Lage, statistisch verwertbare aussagekräftige Daten zur Mortalitätsreduktion zu erhalten. Nur schon soviel: Frauen, die in diesem Zeitraum regelmäßig am Programm teilgenommen haben und bei denen ein Mammakarzinom diagnostiziert wurde, sind in über 80% ohne Lymphknotenbefall, vor dem Screening waren es lediglich 57%. Diese Tatsache wird wesentlich zur Senkung der Mortalität beitragen und ist sicherlich nicht alleine einer verbesserten Therapie zuzuschreiben. Eine kritische wissenschaftlich fundierte Auswertung des laufenden Programmes steht somit noch aus. Erst aufgrund dieser Datenlage sollte der Bundestag entscheiden, ob das Screening-Programm weiterlaufen sollte oder nicht.

Hier noch grundsätzliche Überlegungen von medizinisch nicht indizierten Laboruntersuchungen in der Bevölkerung, die dem Deutschen Ärzteblatt entnommen sind (als Zahlenbeispiel dient die Borreliose): Wie lautet die richtige Antwort zu folgender Frage: Ein Labortest hat eine diagnostische Spezifität von 98%. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient mit positivem Testresultat auch wirklich an der Erkrankung leidet?
a) man muss noch die Sensitivität kennen, um die Frage zu beantworten
b) 98%
c) 2%
d) keine Antwort ist richtig.
Die Spezifität gibt an, wie viele gesunde Probanden auch korrekt ein negatives Ergebnis erhalten. 1-Spezifität gibt an, bei wie viel gesunden Probanden fälschlicherweise ein positives Ergebnis vorliegt. Sollte die Wahrscheinlichkeit bei der Fragestellung 98% sein? Falsch!

Zwei weitere Angaben sind zur Beantwortung der Frage erforderlich.Sensitivität (gibt an, wie viele erkrankte Personen durch den Test als positiv erkannt werden; Prävalenz der Erkrankungen im Untersuchungskollektiv (Anteil an erkrankten Personen bezogen auf alle Personen). Konsequenz (vereinfacht): Prävalenz der Borreliose in Deutschland ca. 25/100.000 (Robert-Koch-Institut, 2003). Spezifität für Borreliose-Test ca. 98%. Dann gilt, dass man bei 100.000 Untersuchungen in der Bevölkerung 25 tatsächlich positive Ergebnisse erhält. Neben 25 tatsächlich positiven wird es 2000 falsch positive Ergebnisse geben (1- Spezifität = 2%). Man erhält also 2025 positive Ergebnisse, von denen nur 25 einer Borreliose zuzuschreiben sind! Das entspricht einer Wahrscheinlichkeit von ca. 1,25%, dass ein Proband mit einem positiven Testergebnis auch tatsächlich eine Borreliose hat. Ein positives Testergebnis ist mit fast 99-prozentiger Sicherheit falsch.

Dies gilt für alle anderen Labortests. Diese Überlegungen sind sogar unabhängig davon, ob es sich um einen Labortest oder andere Untersuchungen handelt, etwa endoskopische, röntgenologische, sonographische, elektrokardiographische oder klinische Verfahren. Fazit: Nicht indizierte Screening-Untersuchungen in der Bevölkerung führen zu einer Senkung des positiven prädiktiven Wertes und somit zu einer Zunahme falsch positiver Testergebnisse. Die richtige Antwort lautet d. – Dr.med.Fissenewert


Leserbrief zu „Der letzte Grund“ von Hanno Rauterberg und zu „Rettet die Stadt!“ von Felix Rohrbeck und Marcus Rohwetter

Der Artikel hat viele Seiten des Wohnungsmarktes angesprochen. Die Rendite bleibt unzureichend, auch bei der Deutsche Wohnen SE, die von Ihnen mit 20 % angesprochen wird, tatsächlich aber zwischen 2 und 2,5 % liegt, weil sich die Dividende immer auf das Grundkaptal bezieht und nicht auf den Kurswert. Die Frage, warum ist Wohnen so teuer, liegt auch, wie der Autor nahelegt, daran, dass Grund und Boden ein knappes gut ist. Es sind eben nicht nur die hohen Baukosten dank diverser Bauvorschriften, sondern auch die Auflagen für Ausgleichsflächen, wenn neue Baugebiete ausgewiesen werden sollen. Sie verknappen die möglichen Flächen immer weiter, bis nicht mehr geht. Und es sind häufig genug die Bewohner/Eigentümer der vorhandenen Bebauung, die Veränderungen nicht wünschen. Ich gebe zu, es läßt sich viel regulieren. Für mich vorstellbar ist auch, dass eine Mietbelastung, die ein bestimmtes Mass überschreitet, von der Einkommenssteuer abgesetzt werden kann. Aber es gibt auch Gründe, weslhalb trotz entsprechender Nachfrage die Bautätigkeit nachläßt. Vielleicht ganz einfach: die Bautätigkeit verträgt keine Unsicherheiten und jede neue Regierung ist ein Faktor, der verunsichert. – Dipl. Kfm. Johannes Barth


Leserbrief zu „Das wird man ja wohl noch twittern dürfen” von Jochen Bittner, Paul Middelhoff und Heinrich Wefing

Ihr aufschlussreicher Politik-Beitrag hat mich „angeregt“: Das hohe Lied der Meinungsfreiheit wird – leider zu oft – auch von den Falschen gesungen. Aber auch wenn die „Verpflichtung zur sorgfältigen Wortwahl“ eingehalten wird: Es gibt weder einen Rechtsanspruch auf Veröffentlichung noch einen Schutzwert für Inhalte der „sozialen“ Netzwerke! So werden nur 2 – 5 % aller Buch-Manuskripte von den Verlagen zur Veröffentlichung angenommen. Auch viele Leserbriefe werden nicht veröffentlicht (die ZEIT nimmt diese immerhin in einen blog auf). Die Redaktion meiner regionalen Tageszeitung kürzt bzw. verändert ihre Leserbriefe sogar! Wenn wir Schreiber(linge) erfolglos sind, bleibt uns nur Empörung – Abos kann man kündigen (Registrierungen auch). Leser haben´s leichter: Sie müssen nur lesen, was sie wollen! Nicht einmal zum Lesen großartiger Beiträge darf man jemand zwingen! Macht es eigentlich Sinn, gegen anonyme Verletzungen von Persönlichkeitsrechten vorzugehen? Schutz brauchen allenfalls Verfasser, die aufgrund befürchteter – meist politischer – Verfolgung anonym bleiben müssen. Viele – nicht nur anonyme – „Beiträge“ disqualifizieren sich doch von selbst! Der ZEIT-Beitrag erwähnt eine „Strategie gegen Rechts“. Es gibt auch – zugegebenermaßen nicht allzu viele – gute Beiträge von Rechts. Manche Beiträge „aus der Mitte unserer Gesellschaft“ sind viel bedenklicher! Was wir brauchen, ist bedingungslose Aufklärung, keine Bevormundung! Im Übrigen müssen wir mit den Geistern, die wir riefen, auch leben (können)! Vielleicht schaffen wir auch einmal was – wirklich – Tolles!? – Helmut Lenhart


Leserbrief zu „Heute“ von LF

Gerade noch schwer beeindruckt von Ijoma Mangolds vorzüglichem Essay, lese ich auf Seite 11 der letzten Ausgabe von dem „US-amerikanischen Autor Oscar Wilde“. Das schmerzt! Nicht jedes exzentrische Genie stammt aus den USA. Lassen Sie den Iren ihre wenigen Helden. – Helmut Maurer


Leserbrief zu „Rettet die Stadt!“ von Felix Rohrbeck und Marcus Rohwetter

Wenn zwei Ihrer Autoren in Ihrer Argumentation nicht wesentlich weiter kommen, als bis zur peinlichen Aufzählung und Schilderung von Phänomenen, die nun wohl künftig auch Ihrer Zeitschrift angelastet werden müssen, da wichtige Aktivitäten und Gedanken schlichtweg ignoriert werden, so muss sich ein wacher Leser doch auch fragen, was wohl mit einer solchen Einschränkung bezweckt werden soll. Warum werden z.B. die aktuellen Aktivitäten der Aktion Grundsteuer: Zeitgemäß!
Ein bundesweiter Aufruf zur Grundsteuerreform.
einfach unterschlagen? – Warum dürfen die Autoren keinerlei Gedanken auf eine REINE Grundsteuer und die faire Diskussion einer solchen Bodenwertsteuer mit allen Vorteilen für die MEHRHEIT der Bürger richten? – Einer Grundsteuer die nach den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtes auch nach 10 Jahren immer noch nicht reformiert ist, weil sie die Verfassung verletzt. Wohingegen eine reine Grund – d.h. Bodenwertsteuer die Bedingungen des Bundesverfassungsgerichtes und des Grundgesetzes erfüllen würde und aus diesem wie auch investitionspolitischen Gründen ebenfalls vom Deutschen Mieterbund unterstützt wird: https://www.mieterbund.de/startseite/news/article/42678-modellrechnungen-zeigen-die-grundsteuer-reformalternative-reine-bodensteuer-ist-invest.html

Soll damit eine Bewegung, die bereits über ein namhaftes Netzwerk von namhaften Bürgerorganisationen, Bürgermeistern und Unterstützern und vor allem Verstehern gleich mit zwei Artikeln durch vorsätzliche Ignoranz aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit geblasen werden? Ich würde es sehr begrüßen auch in Sachen Grundsteuer welche, wie die in den genannten Artikeln geschilderten Phänomene zeigen dringender Reformen bedarf, künftig wieder auf einen ausgewogenen Journalismus zu treffen, der auch zu tiefergehenden Gedanken berechtigt sein wird. – Ralf Hesse


Leserbrief zu „Verwirrung im Milieu“ von Ijoma Mangold

Ich möchte voausschcken, dass für mich eine „konservative Revolution“ eine contradictio in adjecto ist. Damit ist auch der Ansatz von Herrn Dobrindt ebenfalls so zu betrachten. Ansonsten akkreditiere ich ihm, dass er den Jargon eines Advokaten beherrscht. Aber in Wirklichkeit ist er ja nur das Sprachrohr seiner beiden Götterväter: Seehofer, dem ich den Charme eines tattrigen älteren Herrn zugestehe, der langsam alt wird, aber wie ein Gecko auf der Decke, so klebt er an seinem Posten. Söder, mit seinem Röntgenblick hat durchaus das Format für einen shakespeareschen Schurken. Ja, ich könnte ihn mir als Idealbesetzung für Macbeth vorsstellen: allerdings ist der historische Macbeth bis heute eine Lichtgestalt in Schottland und trotz der Verläumdung duch Shakespeare galt seine Zeit als „good old times.“

Was die drei Herren umtreibt, ist das Mantra „50 + X“, das aber bei der gegenwärtigen Gemengelage nicht zu erreichen ist, denn die Wähler sind mit Sicherheit nicht gebildeter als früher, aber im Zeichen der globalen Vernetzung auf alle Fälle informierter und kritischer und lassen sich nicht von einer altbackenen Obrigkeit vorschreiben, wo sie ihr Kreuz setzen sollen. Was den drei Herren fehlt, ist eine übergreifende Idee für Bayern. Dabei gäbe es eine: Bayern macht sich zum Fürsprecher der Regionen: dann könnten auch die langsamen Jonen -„mir saan mir“ sich im Brückenschlag im „Strom“ mitgenommen fühlen, Aber dieser Umschwung würde natürlich eine Umfärbung der bayrischen Wolle bedeuten und viele Köpfe würden rollen. Aber warten wir doch einmal ab, was Herrn Söder einfällt, wenn er das Menetekel “ 50-XX“ nach der Landtagswahl im Herbst in den Händen hält. Dann sind wir um einiges gescheiter. – Dieter Wendler


Leserbrief zu „Feier ohne Glanz“ von Thomas Kerstan

Warum so zaghaft.? Eine Katastrophe ist das. Die Kultusminister haben versagt -,auf der ganzen Linie. Ich selbst bin Vater von 3 Schülern. Jedenfalls in NRW ist die Schulkultur an die Wand gefahren worden. Das kann ich bei meinen Kindern nie wieder gut machen, daß wir uns in NRW niedergelassen haben. Die ehemalige Schulministerin hat, nach der Abwahl, öffentlich eingestanden, daß Sie sich geirrt hat. Es wird ja immer gesagt: „Ein Einsehen ist der Weg zur Besserung.“ In diesem Fall war Ihr Einsehen für die Schüler eine Katastrophe. Da werden die Schüler ein ganzes Leben daran zu nagen haben. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Leider falsche Lösung“ von Micha Brumlik

Es ehrt Micha Brumlik, dass er es sich in seinem eigenen verdienstvollen Kampf gegen den Antisemitismus nicht leicht macht. Er möchte eine „falsche Lösung“ des Problems verhindern. Doch ist der Vorschlag von CDU/CSU zur Ausweisung von Antisemiten tatsächlich kontraproduktiv?

Wer Brumliks Argumentation folgt, zerstört in meinen Augen den bundesrepublikanischen Anspruch, als Nachfolgestaat des unsäglichen ‚Dritten Reichs‘ eine Verantwortung höheren Grades als andere Staaten gegenüber dem Antisemitismus zu tragen. Brumlik opfert die besondere Sensibilität, die der Holocaust Deutschland zu Recht abverlangt. Die Umkehrung von Brumliks Argumentation wäre konsequent: Gerade bei Flüchtlingen und Asylbewerbern muss empfindlich genau auf antisemitische Haltungen geachtet werden. Andernfalls wird die extreme Rechte höhnen, nur sie werde überprüft und kritisiert, die Migranten jedoch hätten Narrenfreiheit. Ein solcher aufziehender Disput, der sich in den sozialen Medien bereits abzeichnet, würde die gesamte deutsche gegen Antisemitismus gerichtete Politik aushöhlen und im Kern gefährden. – Dr. Andreas Schäfer


Leserbrief zu „Rettet die Stadt!“ von Felix Rohrbeck und Marcus Rohwetter

Sie sagen „Investoren treiben Hauspreise und Mieten in die Höhe. Die Politik könnte mehr tun.“ Das ist m.E. Utopie, weil derzeit Investoren und Wohnraum-Vermieter über die wesentliche Macht in diesem Bereich verfügen. Nicht die Politik. — Zur Ursachen-Wirkungs-Kette : Hauspreise und Mieten hängen zusammen. Seit etwa Anfang der 1960er Jahre stieg der Anteil der Doppelverdiener-Familien in Deutschland ständig, und der Anteil der Einverdiener-Familien ging entsprechend zurück. Die Doppelverdiener-Familien strebten größeren, besseren und entsprechend teuren Wohnraum an, denn sie konnten alles bezahlen. Selbstverständlich erfüllten Banken, Investoren und Vermieter die Wünsche der Doppelverdiener-Familien. Und immer größer wurde der Anteil von Wohnraum mit maßlos (!) hohen Mieten, insbesondere bei Neuvermietungen. Nicht Investoren und Vermieter, sondern im Wesentlichen haben Doppelverdiener-Familien die Mieten und allgemeinen Preise hochgetrieben. — So kamen Familien mit nur einem Durchschnitts-Einkommen zunehmend bis heute in arge Schwierigkeiten, um bezahlbaren Wohnraum zu finden. — Die zwangsläufige Folge dieser Entwicklungen ist, dass die in den Jahrzehnten übermächtig gewordenen Investoren und Vermieter (nicht alle) ihr Verhalten derzeit so weit treiben, dass sogar manche Doppelverdiener-Familien für die Miete erwerbsarbeiten müssen. Die Bürger, insbesondere die Doppelverdiener-Familien, haben ihre entscheidende Macht (GG Art. 20 (2)) mit Überfluss/Luxus-Lebensstilen missbraucht und sind u.a. für die maßlosen Mieten hauptverantwortlich. – Volker Freiesleben


Leserbrief zu „»Wir sehen die Defizite des Föderalismus«” von Martin Spiewak

Daß nach dem Zweiten Weltkrieg das besiegte Deutschland als föderales und mehrfach geteiltes Staats­gebilde weiterexistierte, ist dem verständlichen Wunsch der Siegermächte zu verdanken, daß ein deutscher Einheitsstaat nie wieder zu einer Gefahr für andere Länder werden sollte. Mittlerweile hat sich für uns der bundesdeutsche Föderalismus aber zu einer kleinkarierten Bremse in unserem Lande und der globalisierten Welt entwickelt, auf die die Interviewpartner und Verfasser des offenen Briefes mit Recht kritisch hinweisen. Gegenüber der Institution der KMK geben sie sich aber vollkommen unkritisch gemäß dem zeitgemäßen Motto: „Ich kann nicht erkennen, was wir anders hätten machen müssen.“ Ihren Brief begreifen sie dementsprechend nicht als KMK-Schelte. Doch kann der selbständig denkende Mitbürger nicht umhin, sich seine eigenen Gedanken zu machen über die unkritisch und ausschließlich positiv dargestellten Aktionen bezüglich

  • des realen Gezerres bei der Anerkennung des Abiturs nach 12 oder 13 Jahren Schulbesuch und eines Zentralabiturs,
  • der Inklusion mit der Zerstörung des existierenden Systems der Förderschulen,
  • über „die Angleichung von Ost und West nach der Vereinigung in den Schulen und Hochschulen“, die „besser geklappt“ habe als in anderen Bereichen, mit der Um- bzw. Abwertung der Ingenieurhochschulen der DDR zu Fachhochschulen und der dabei als „Nebenwirkung“ entzogenen Promotionsrechte – ein historisch einmaliger Vorgang in der weltweiten Bildungsgeschichte – und der gegenwärtigen Anstrengungen der Fachhochschulen, das Promotionsrecht zu erlangen (vgl. „Anzeige: Forschungswelten“ nach dem ZEIT-Artikel),
  • der Einführung der Apartheitsparagraphen §12b im Beamtenversorgungsgesetz sowie §24b im Soldatenversorgungsgesetz und des damit einhergehenden Bruchs des Einigungsvertrages durch den überlebenden Vertragspartner
  • und letztlich den ohne gesetzliche Grundlage, mit nicht eingehaltenen Zusagen seitens der KMK rein administrativ durchgepeitschten Bologna-Prozeß, um das weltweit als Vorbild geschätzte deutsche Diplomstudium (siehe für die USA: M. Tien, IEEE: Time to Think about a Master’s of Engineering. THE INSTITUTION, Juni 2003, Seite 15) zu zerstören bzw. nach wohlwollender Interpretation hypothetisch auf die „Rote Liste der bedrohten Arten“ einzuordnen, anstatt das deutsche Diplomstudium zum immateriellen Weltkulturerbe zu küren und bei uns sinnvoll weiterzuentwickeln.

Wenn auch die KMK möglicherweise nicht für alle angesprochenen Problemkreise verantwortlich zu machen ist, würden etwas mehr kritischer Realitätssinn und weniger ideologisch-opportunistische Scheuklappen in der Administration unserer Gesellschaft guttun. Auf die Reinkarnation eines Wissenschaftsorganisators wie den preußischen Ministerialdirektor Friedrich Theodor Althoff können wir leider nicht hoffen! – Karl-Otto Edel


Leserbrief zu „My Thai“ von Friedemann Karig

Wie schön, einen Artikel von einem mir persönlich bekannten Autor über ein mir gut bekanntes Land in dieser Zeitung zu lesen. Und schön zu hören, dass es dort neben den ausgetretenen Pfaden noch Refugien der Einsamkeit, Stille und Kontemplation gibt. Was jedoch, wenn nun noch mehr Leute dort mit ihren Motobikes hoch “ballern“? Dieses Detail hättest du besser verschweigen sollen. – Herman Colmsee


Leserbrief zu „Protest als Accessoire“ von Katja Nicodemus

Bei dem letzten Satz des Artikels bin ich fast abgebrochen. Danke! You made my day! – Mirko Strick


Leserbrief zu “Glauben lernen?” von Johanna Rahner

Ergänzend zu Ihrem Artikel ist noch zu erwähnen, dass Tübingen nicht nur für seine Katholisch-Theologische Fakultät oder das „Zentrum für Islamische Theologie“ bekannt ist. Die Evangelisch-Theologische Fakultät in Tübingen wurde 1535 gegründet und ist eine der traditionsreichsten und forschungsstärksten theologischen Fakultäten des deutschsprachigen Raums. Aus dem 1536 gegründeten evangelischen Studienhaus „Tübinger Stift“ sind viele bedeutende Theologen, Philosophen, Schriftsteller und andere Gelehrte hervorgegangen, die großen Einfluss auf die Entwicklung der deutschen und europäischen Geistesgeschichte hatten. So gehörten beispielsweise Johannes Kepler, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Friedrich Hölderlin, Wilhelm Hauff und Eduard Mörike zu den Stiftsstudierenden. Dieses Nebeneinander der verschiedenen theologischen Fakultäten erzeugt ein Klima der Toleranz und der Aussöhnung, das man auch außerhalb der Universität in der Stadt spürt. Davon konnte ich mich während meines Studiums in Tübingen überzeugen. – Michael Pfeiffer


Leserbrief zu „Rettet die Stadt!“ von Felix Rohrbeck und Marcus Rohwetter

So könnte der Staat dem Artikel 14 des Grundgesetzes Geltung verschaffen: Die Rendsburger Damen Jürgensen und Köster weisen in einer neu zu schaffenden Abteilung ihres städtischen Bauamtes nach (Einschreibbeleg), dass sie bei ihrem Vermieter einen Sanierungs/Renovierungsbedarf geltend gemacht haben. Ein vom Baumamt bestallter Bausachverständiger überzeugt sich daraufhin vion der Rechtmäßigkeit des Sanierungs/Renovierungsbedarfes. Von diesem Moment an überweisen die Damen Jürgensen und Köster (und alle anderen davon Betroffenen) ihre Mieten auf ein Treuhandkonto des Bauamtes und der Vermieter wird aufgefordert in gesetzter Frist tätig zu werden. Den Mietern darf in diesem Zeitraum nicht gekündigt werden (Wohlverhaltensphase) Unterlässt der Vermieter es, tätig zu werden, beauftragt das Bauamt Handwerker etc., die notwendigen Arbeiten auszuführen. Sind alle Schäden beseitigt/Bedarfe befriedigt, erhält der Vermieter den Inhalt des Treuhandkontos überwiesen, abzüglich der rechtlich zulässigen Mietminderung der Betroffenen und der hier für das Bauamt entstandenen Kosten (für die Sanierungsarbeiten, aber auch für die eigenen Verwaltungs- und Personalaufwände). Ein ähnliches Verfahren ließe sich auch bei Mietwucher durchführen. Dieses Verfahren schafft zugleich Arbeitsplätze in den kommunalen Verwaltungen, bewirkt eine größe Bindung zwischen Bürger und Verwaltung als Interessensgemeinschaft und setzt Vermietern hinsichtlich des Grundgesetzartikels 14 deutliche Grenzen. Immobilienspekulanten dürfte es hiermit deutlich weniger attraktiv werden, Gewinne aus einem Menschenrecht (Wohnraum) zu schöpfen. – Oliver Mende


Leserbrief zu „Was tanken wir morgen?“ von Katharina Menne

Ihren Artikel habe ich mit großer Aufmerksamkeit gelesen. Bis zum Ende suchte ich vergebens die Erwähnung des Wirkungsgrades bei der Herstellung künstlicher Kraftstoffe. Meines Erachtens ist es unprofessionell diesen Aspekt nicht zu erwähnen. Leider ist der Gesamtwirkungsgrad eines solchen Weges gelinde gesagt unbefriedegend. – Dieter Ziegltrum


Titelthema „Warum ist Wohnen so teuer?“

Die Lage auf den Wohnungsmärkten zeigt exemplarisch das Versagen der ideologiegetriebenen Politik, die Deutschland seit Jahrzehnten im Klammergriff hält. Völlig überzogene Vorgaben für Energieeinsparung sorgen über sündhaft teure, ökologisch noch dazu zweifelhafte Maßnahmen (z.B. Wärmedämmung mittels Styropor) ebenso für einen sprunghaften Anstieg der Baukosten wie die künstliche Verknappung des Baugrundes aus vermeintlichen Naturschutzgründen, die bei Gewerbegebieten gerne mal zur Seite geschoben werden. Regelrecht verstopft wird der Mietmarkt ferner dadurch, dass kalte Progression und immens hohe Sozialversicherungsbeiträge gerade jungen Menschen mit mittlerem Einkommen die finanziellen Mittel entziehen, die zur zeitigen Finanzierung von Wohneigentum benötigt würden.

Die früher übliche Wohnungsbauförderung wurde schon vor zwei Jahrzehnten nahezu ersatzlos gestrichen – sie betraf ja nur den schweigenden Mittelstand, die Melkkuh der Nation. Ebenso wurde in den letzten Jahren nach dem Motto „wer an Immobilienkauf denkt, der hat’s ja“ mit Ausnahme Bayerns flächendeckend die Grunderwerbssteuer massiv erhöht. Zum Ausgleich wird Großinvestoren (die hätten’s wirklich) exklusiv die Möglichkeit zur Steuerumgehung per Share Deal eingeräumt. Weil an anderer Stelle viel Geld für rein ideologiebetriebene, zumeist konsumtive Prestigeprojekte nutzlos vergeudet wurde und deshalb trotz hoher Steuereinnahmen Mittel zur Haushaltssanierung nötig waren, haben sich viele Länder und Kommunen aus dem sozialen Wohnungsbau komplett verabschiedet. Erst jetzt stellt man fest, dass dies ein grober Fehler war und ein entsprechendes Mehrangebot preiswerter Wohnungen möglicherweise mehr Wirkung gehabt hätte als die völlig verkorkste, weil grundlegende Marktmechanismen missachtende Mietpreisbremse. Ein bis zum Exzess getriebener gesetzlicher Mieterschutz verprellt private Kleininvestoren während sich mit juristischem Sachverstand ausgestattete institutionelle Großinvestoren kaum darum scheren müssen, weil für ihre meist betagten und sozial schwachen Mieter ein langwieriger Prozess ein unkalkulierbares Risiko darstellt. Seitdem der prestigeträchtige Urlaub in fernen Gefilden, welcher immer größere Anteile der Haushaltsbudgets in Anspruch nimmt, in jeder Einkommenskategorie den Status eines sozialen Grundrechts angenommen hat, traut sich auch kein Politiker mehr, darauf hinzuweisen, dass dem Grundbedürfnis Wohnen, auch im Sinne der Altersvorsorge, eine höhere Wertigkeit zukommen sollte: kurzfristiger Konsum statt langfristiger Vermögensbildung.

Dass es auch anders gehen kann, haben unsere Eltern und Großeltern nach dem Krieg bewiesen. Gerade angesichts niedriger Zinsen ist es verwunderlich, dass niemand auf die Idee zu kommen scheint, das seinerzeit erprobte Instrument der Wohnungsbaugenossenschaften wiederzubeleben. Unterstützt werden könnten solche Bemühungen staatlicherseits ohne großen finanziellen Aufwand durch die Wiedereinführung der 1989 abgeschafften Wohnungsgemeinnützigkeit. Dass dies bislang unterblieben ist, mag wiederum mit der propagierten Beliebigkeit moderner Lebensformen zu tun haben: wer kurzfristige Lebensabschnittspartnerschaften für normaler hält als eine dauerhafte Ehe, tut sich naturgemäß schwer mit dem Gedanken der Selbsthilfe durch langfristig gebundene Einzahlungen auf ein Wohnrechtskonto. Da kommt der wohlfeile Ruf nach „dem Staat“, der doch bitte Lösungen schaffen soll, schon gelegener. – Thomas Geis


Leserbrief zu „»Nicht länger ohne uns!«” von Heike Buchter

Um die berechtigten Forderungen der Ovaherero und Nama – Höhe wäre auszuhandeln -endlich zu erfüllen , ist die Situation für die neue Regierung selten günstig: GROKO-Mehrheit + bestimmt DIE GRÜNEN + DIE LINKE und evtl. noch die FDP, dann wäre die Abstimmung im Bundestag fast mit 90 % gesichert. Nicht daß eines Tages der „Drecksloch“-Experte – Trump – der Bundesregierung genüßlich die Klage zustellen läßt. Oder – schlimmer noch – Erdogan läßt sein Parlament über den Völkermord der Deutschen in Deutsch-Südwest abstimmen. – Hartmut Wagener


Leserbrief zu „Was kümmert Bayern die eigenen Gesetze?“ von Petra Pinzler

Haben Sie auch die Titelzeile ihres interessanten Artikels über bayerische Schlampigkeiten auf S. 8 zu verantworten? Natürlich muss es heißen: Was kümmern Bayern …, denn „die eigenen Gesetze“ sind das Subjekt. Und wo bleibt der Input Ihrer korrigierenden Doyenne im Hintergrund, der guten Seele der ZEIT? – Dietrich Leiding


Leserbrief zu „Verwirrung im Milieu“ von Ijoma Mangold und zu „»Die wollen deine Seele«“ von Lars Weisbrod

Die Eingangs-These von Ijoma Mangold, dass die Linke trotz fehlender politischer Macht nach wie vor die „Diskurshoheit“ hält, führen beide Artikel zum Thema „Identitätspolitik“ krachend als abwegig vor. Sie zeigen vielmehr, wie sehr das Diskurs-Klima – auch bei der ZEIT – bereits nach rechts gerückt ist. Und zwar so sehr, dass sie unwidersprochen behaupten können, der Einsatz für Minderheitenrechte sei Gedöns und es gehe dabei nur um überflüssige Luxus-Schnörkel wie die immer wieder genannten „Gender-Klos“ (von denen ich übrigens noch nirgendwo etwas bemerkt habe !!!!).

Wer sich jedoch mit den sozialen Bewegungen (ob Frauen-, LGBT- oder andere Bewegungen) beschäftigt, wird feststellen, dass es diesen Bewegungen nicht in erster Linie um eigene Identitäten und um Abgrenzung geht, sondern um gleiche Rechte, die ihnen von der vorherrschenden „Mehrheit“ hartnäckig verwehrt werden!

Und diese Rechte sind ja auch im ach so liberalen Deutschland keineswegs selbstverständlich; es sei daran erinnert, dass die Ehe für alle erst letztes Jahr eingeführt wurde, und das auch nur aus macht-taktischen Gründen von Frau Merkel. Wer den Kampf für gleiche Rechte als „Identitätspolitik“ – mithin also als Spiegelbild rechter ethnischer oder religiöser Überlegenheitsideologien – diffamiert, betreibt die Agenda der Rechten, denen gleiche Rechte ein Dort im Auge sind. Philosophen, die den Anspruch erheben, links zu sein, sollten dies jedenfalls bedenken, bevor sie das nächste Mal auf den Popanz der „politischen Korrektheit“ eindreschen. – Dr. Dirk Kerber


Leserbrief zu „Dürfen sie kommen?“ von Martin Klingst und Mariam Lau

Der Frage, ob sie (also die Familienangehörigen) kommen dürfen, geht eine andere Frage voraus: Dürfen sie bleiben? – wobei sich letzteres auf die Bürgerkriegsflüchtlinge, denen sog. subsidiärer -und damit zeitlich begrenzter- Schutz gewährt wird. Klar ist damit: bleiben (im Sinne von dauernder Einwanderung) dürfen sie nicht. Und das gilt für über 90% der irakischen und syrischen Flüchtlinge. Anstatt also ständig von Integration für alle zu reden, hätte für diese Gruppe von Beginn an die Option der Rückkehr und Reintegration im Vordergrund stehen müssen. Angesichts der Rückkehr der seit einiger Zeit zu beobachtenden Rückkehr interner Vertriebenen, aber auch der Flüchtlinge aus den Nachbarländern würde es daher jetzt Sinn machen, Familienzusammenführungen in Richtung Herkunftsländer zu organisieren, anstatt eine weitere Abwanderung in nicht absehbarem Umfang in Aussicht zu stellen. Und gerade in den Fällen, in denen zu Zeiten intensiven Kriegsgeschehens sich die Männer unter Zurücklassung von Frauen und Kinder nach Deutschland abgesetzt hatten, könnte denen durchaus zugemutet werden, in Zeiten der Stabilisierung zu ihren Familien zurückzukehren und die dort zu unterstützen. – Prof. Bernd Leber


Leserbrief zu „Die Gärten Der Anderen“ von Anne Schwalbe

Schön, die neue Rubrik ‚DIE GÄRTEN DER ANDEREN‘. Viele Werbener Gärten liegen zwischen der ersten und zweite ‚Steege‘. So auch ‚Gerlindes Sommer Garten‘. Erworben von Familie Sommer, bewirtschaftet durch ‚Gerlinde Pokladek‘ und ihren Mann (s.u.). Der Boden ist ‚satt‘ und ermöglicht üppige Ernten. Unser Maulwurf heißt ‚Max‘; macht sich rar, ist aber permanent präsent. Wir lassen alles wachsen, was sich hier wohlfühlt. Eingestreut in den paradiesischen Nutz-Garten sind einige Fremdlinge. ‚Herzilein‘, ein Trompetenbaum mit herzförmigen Blättern und ‚Robbi‘, eine gepfropfte Kugel-Robinie, sind die Repräsentanten moderner Gartenmarkt-Kultur, die noch etwas fremdeln. Viele Nachbarn bewirtschaften ihre Gärten ‚preussisch akkurat‘, während ‚Gerlindes Sommer-Garten‘ als ‚Freizeit-Garten‘ etikettiert wurde. So wird eine ‚friedliche Koexistenz‘ in der Werbener Elbaue gelebt. Christian Brachwitz (Theater-) Fotograf aus Berlin und manch anderer Zugereister gehören zu der Riege von Kreativen, die das Werbener Gemeinwesen mitbestimmen. Sobald die ersten Störche von Afrika zurück sind, liegt ‚Geklapper‘ in der Luft. Andere Zugvögel, wie sibirische Graugänse, charakterisieren die Elb- und Havelauen auf unverwechselbare Weise. Deren heisere Verständigungs-Rufe klingen charakteristisch und authentisch, wenn sie über die Region hinwegziehen oder hier rasten. – Wolfgang Tacke


Leserbrief zu „Verwirrung im Milieu“ von Ijoma Mangold

Die großen Erzählungen funktionieren nur noch bedingt, ihre Etiketten werden gleichwohl noch gerne benutzt, wenn es jemandem in den Kram passt. Man sieht sich bürgerlich konservativ, treibt aber ein neoliberales Spiel, das alle Lebenswelten auf den Kopf stellt. Man sieht sich als Linker, hat sich gleichwohl behaglich im kosmopolitisch Neubürgerlichen eingerichtet (Stichwort Bobo) . Man sieht sich nur noch als schwul-lesbischer Kaninchenzüchter und verlangt nach Anerkennung durch die Gesamtgesellschaft. Alle drei Spielarten haben allerdings eins gemein, sie stellen nicht die Machtfrage außerhalb des Diskurses und zementieren so die Teilung der Welt, im wahren Sinne, wie innergesellschaftlich. Da kommt schon bisweilen die Illusion auf, das rote Fahnen schwingende Subjekt vergangener Jahrhunderte würde sich inklusive Proletenkäppi neu konstituieren lassen.

Vielleicht ist es aber auch viel einfacher und ungleich hoffnungsvoller, denn ein Gutteil der im Diskurs nicht vorkommender Menschen bestätigt durch ihre Lebenspraxis, wie wenig all die Begriffe noch taugen, von der Rentnerin in der Suppenküche, der Lehrerin im Sprachkurs, dem Handwerksmeister, der Flüchtlinge beschäftigt oder ausbildet, dem zutiefst konservativen Dorf, das einen Kosovaren zum Dorfvorsteher wählt. Zu rosig, vielleicht, aber eben auch Alltag. PS. Hat mich sehr gefreut wieder von Ihnen zu lesen, hatte Sie schon vermisst und mir die Zeit mit dem weissen Krokodil überbrückt – Dieter Schöneborn


Leserbrief zu „Dürfen sie kommen?“ von Martin Klingst und Mariam Lau

Herr Lau merkt an, dass dieser Streit emotional aufgeladen ist, und mahnt einen Blick für die nüchternen Fakten an. Der Artikel von Miriam Lau illustriert diesen Punkt. Es wird eine Reihe von Themen angesprochen Grenzübertritte und Schutzgewährung ohne Identitätsnachweis, Minderjährige, die keine sind, Kirchenasyl, Transferleistungsbetrug im großen Stil. Diesen Themen ist gemeinsam:
1. Sie sind hervorragend geeignet, Emotionen zu wecken.
2. Sie haben mit dem Thema Familiennachzug nichts zu tun.

Herr Klingst nimmt Bezug auf Artikel 6 des Grundgesetzes. Das lässt sich noch weiter pointieren. Wer das Grundgesetz in diesem Punkt missachtet, kann in den Verdacht geraten, Verfassungsfeind zu sein. Es ist noch gar nicht so lange her, dass jeder, der in den öffentlichen Dienst wollte, sich auf Verfassungstreue untersuchen lassen musste. Wann wird endlich etwas unternommen, um die Verfassungsfeinde, die den Familiennachzug bekämpfen, aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen? Alle weiteren Argumente setzen das Verfassungsgebot nicht außer Kraft. Etwas sollte noch betont werden: im Grundgesetz ist von der Familie die Reden nicht von der deutschen Familie. – Dr. G. Zeyer


Leserbrief zu „Die Welt braucht Lieder“ von Ulrike Gastmann

Danke für Ihre kleine Geschichte mit großem Gefühl. Die Kulturförderung wird die Werteerfahrung und Identifikation einer Gesellschaft mit ihr nicht alleine prägen. Aber Ihre Geschichte hilft weiter Hoffnung zu schöpfen, dass Werteempfindungen da sind und auch gelebt werden. Ihren Beitrag habe ich in diesem Sinne als sehr wertvoll empfunden. – Bernd Ritter


Leserbrief zur Grafik “Stürmische Zeiten” von Pia Bublies und Jan Schweitzer

Unter den „Stürmischen Zeiten“ findet man auch das „Jahr der Hurrikans“. Einer „Zeit“ unwürdig ist das Pluralwort „Hurrikans“, denn das deutsche Wort für extrem starke Windereignisse lautet „Hurrikan“, inder Mehrzahl „Hurrikane“. Wenn das englische Wort für derartige Ereignisse verwendet wird, wäre der richtigr Terminus „hurrican“ oder „hurricans“. – Paul-Heinz Streicher


Leserbrief zu „Verwirrung im Milieu“ von Ijoma Mangold

Welche konservative Revolution (ein etwa so sinnvoller Begriff wie eine „implodierenden Explosion“) will denn der Herr Dobrindt? Meint er den von der OHL geplanten Einmarsch von Truppen in Berlin vom 6.12.1918 und danach? Hier sollten die Arbeiter- und Soldatenräte und hauptsächlich die Spartakisten erschossen werden. Also einen Putsch? Oder will er zurück zum Muff von tausend Jahren unter den Talaren vor 1968?Also eine Konterrevolution? Wie im Artikel so klar angedeutet, weiß er das anscheinend selbst nicht. Diese Begriffe „bürgerlich“ und „proletarisch“ treffen doch schon lange nicht mehr auf die heutige Gesellschaft zu. Im Grunde will Dobrindt und wollen viele seiner konservativen Mitstreiter und erst recht die Populisten eine Rückkehr zur Dreiklassengesellschaft, die Heinrich Mann so eindrücklich im „Untertan“ beschreibt.

Oben ist der Kaiser oder die Adligen oder heute die Superreichen, die start-up Gründer-Millionäre, die Sportler und internationalen Künstler, die man tunlichst nicht mit so lapidaren Erbschafts-, Vermögens- oder Reichensteuern belästigen möge. Eine Schicht an die die Mittelschicht nie herankommt, der sie huldigt und meint durch diese Huldigung etwas vom Glanz und Reichtum abzubekommen. In der Mitte das „Bürgertum“, diejenigen wie Du und ich, die sich durch harte Arbeit und Duckmäusern eine gütliche Existenz aufbauen und nach unten treten auf die Unterschicht, die Arbeiter, die Sozis, die Kommunisten, heute die Flüchtlinge, die ALG II-Schmarotzer. Die Schicht die qua Geburt oder Status keine Chance von der Gesellschaft erhält sich hochzuarbeiten. Ausnahmen bestätigen die Regel und halten die Illusion aufrecht, daß es ja doch möglich sei. Doch diese Gesellschaft gibt es nicht mehr. Haben doch gerade die Sozialdemokraten mit ihrer unsäglichen Agenda 2010 die gewohnten Abgrenzungen der Mittelschicht hauptsächlich nach unten eingerissen.

Nicht nur die Globalisierung (von der Agenda gefördert durch Steuererleichterungen, Zulassung von Hedgefonds und Abgeltungssteuer etc.) beängstigen die Mittelschicht, sondern auch der Blick in den möglichen Abgrund der Altersarmut, des Jobverlusts und des Absinkens in ALG-II. Mit dem „heile Welt Geschwafel“ von Herrn Dobrindt und anderen Populisten, der vermeintlichen Rückkehr ins bürgerliche Paradies und der scharfen Benennung der Flüchtlinge als Eindringlinge, die diese Rückkehr versperren, wollen sie eben ablenken von der unmöglichen Rückkehr zur Drei-Klassengesellschaft. Und am anderen Ende verbleiben die Sozialdemokraten, wie viele ihrer linken Kollegen in Europa und den USA nach wie vor in dem Wahn der sozialen Gerechtigkeit für die Unterschicht. (als ob linke Parteien nicht auch von Anwälten, Beamten, Ingenieuren etc., eben Bürgern, gewählt würden).

Die linken Politiker übersehen, daß sie eben für alle Gesellschaftsschichten eine sozial gerechte Politik entwickeln müssen über das Klassenfeinddenken hinaus. So wie die sozial Schwachen gefördert und zu Engagement und Fortbildungsbereitschaft gefordert werden, so sollten die Wirtschaft, die Wohlhabenden und Kleinbetriebe durch Bürokratieabbau und vereinfachte Steuergesetzgebung gefördert aber auch zum finanziellem und steuerlichem Beitrag gefordert werden. (dieser Teil des Fordernsfehlt völlig, ist ja nicht einmal bekannt wie hoch große Vermögen sind, während jeder ALG-II Empfänger die Hose herunterlassen muß!)
Eine Vorstellung von einer gerechten, fairen und fördernden Gesellschaft, mit der gerade die aktuelle Führung der Sozialdemokratie heillos überfordert ist.

Letztlich ist sowohl der Angriff (nicht Revolution) der Konservativen auf die heutige Gesellschaft als auch die Zersplitterung der Linken Ausdruck der Hilflosigkeit aller Parteien in dieser komplexer werdenden Welt eine Politik zu entwickeln, die dem Wohle ALLER Bürger dieses Landes dient. – Wolfgang Michel


Leserbrief zu „… hypersensibel zu sein” von Michael Jack

Herzlichen Dank für den Artikel über Hypersensibilität von Michael Jack, in dem ich mich sehr wiedererkenne. Es ist tatsächlich bedauerlich, dass diese Besonderheit noch von vielen Menschen nicht als solche erkannt und verstanden wird, weil sie im Gegenzug zu Hochbegabung nicht annähernd so viel Beachtung in den Medien findet. Ich selbst habe erst vor einigen Jahren durch einen Vortrag diesen Begriff kennengelernt. – Mechthild Johannsmann-Bauer


Leserbrief zu „»Die alten Kinderbuchbilder zeigten fantastische Wesen. Die neuen vermitteln den Kindern die sozialen Zwänge unserer Zeit«“ von Stefanie Flamm

Der Beitrag ist besonders für mich geschrieben, damit Ihre Autorin weiß, daß Ihr Beitrag auch gelesen wird….. Sie hat bestimmt meine Gedanken lesen können. Wir sind eins. Schade um die heutige Generation, die von irgendwelche fantasielosen Pädagogen beeinflusst werden. Der zitierte Walter Scott hat den Finger auch in die richtige Wunde gelegt. Ich mag gar nicht daran denken, was aus den Kindern einmal wird. Vielleicht computergesteuerte Wesen ohne Seele. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Über Fluchtursachen” von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Okay! Lasst uns offen reden ohne allzu viele Tabus! Jeder Flüchtling, der im Mittelmeer ertrinkt, spart uns Europäern Geld. Das ist verkappter Genozid. Die Menschenrechte sind im Eimer – vornehm ausgedrückt. Erst wenn man das sieht, und offen darüber redet, gibt es vielleicht eine Chance, dass das Brain-Storming zur Problemlösung wenigstens beginnt. Wenn wir weiterhin die Augen verschließen und keine Lösungen finden, droht es uns so zu ergehen, wie es Prinz Prospero ergangen ist in Edgar Allan Poe’s „Die Maske des Roten Todes“. – Albrecht Hauter


Leserbrief zu „Über Fluchtursachen” von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Es gibt keine Lösung auf unseren Planeten. All das was Sie beklagen, beklage ich auch. Ich höre tagaus tagein nur Hohlsprech. Die Wissenschaft ist bei Lichte gesehen genauso ratlos wie der Normalo. Ich kann Ihnen nur raten: machen Sie sich das Leben so gemütlich wie irgendwie möglich. Ich weiß, in Ihrem Beruf ist auch das kaum möglich. Wenn Sie finanziell unabhängig sind, dann sollten Sie bei Ihrem Talent in Ihrer Freizeit sich nur noch mit dem Schreiben von Romanen beschäftigen. Das wird Ihnen auch Erfüllung geben. Und außerdem Leben Sie länger, wenn Sie nicht dem Alkohol verfallen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Rettet die Stadt!“ von Felix Rohrbeck und Marcus Rohwetter

Die Lösung darf nicht kleinräumig gesehen werden. Wenn die genannten Zentren alle Ressourcen nutzen, noch verbliebene Flächen bebauen, soziale Komponenten berücksichtigen, dann werden sie noch attraktiver werden. Das Problem wird nicht gelöst, sondern verstärkt. Es darf nicht sein, dass wir wenige Metropolen haben, die logischerweise immer stärker die vorhandenen Investitionen beanspruchen, während sich gleichzeitig das Land entleert. Die moderne Informationstechnologie ermöglicht räumliche Dezentralisierung. Ein weniger ambitionierter Weg ist der großräumige Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, damit ein Wohnen Umland auch denen ermöglicht wird, die in den städtischen Zentren arbeiten. Die Alternativen sind möglich, werden schon umgesetzt. Man sollte sie verstärkt anwenden – nicht nur durch Kommunen und den Staat, sondern auch durch die privaten Unternehmen. – Dieter Böhn


Leserbrief zu „Dürfen sie kommen? -Nein“ von Mariam Lau

Einmal mehr beinahe unerträglich: der Teil der FestmahlsTafel zum Ramadan zeigt unter zirka 25 Kinder ein einziges kleines Mädchen – links. Gibt es in Syrien denn fast nur Buben? WO sind die Mädchen? die zu rund fünfzig Prozent zur Welt kommen! Werden sie versteckt? umgebracht?– Zu über neunzig Prozent scheinen seit Anfang 2011– sieben Jahre! – Flüchtlinge männlich zu sein. Jede westliche Zeitung sollte die Realität benennen, und allen voran müsste sich DIE ZEIT ! um Genauigkeit bemühen. – Katharina von Nottbeck


Leserbrief zu „Der letzte Grund“ von Hanno Rauterberg

Vielen Dank für diesen Artikel. Es müsste eigentlich ein zweiter folgen: Agrarflächen. Der Run auf die Städte hat ja auch damit zu tun, dass durch die Art und Weise, auf die heute – besonders im Osten der Republik – Landwirtschaft betrieben wird. Gigantische Flächen ohne jede Struktur (Strauch, Baum, Wiese) werden mit Energieund bestenfalls Futterpflanzen ausgebeutet und totgespritzt. Für ökologisch wirtschaftende Höfe, die ohne Gift und mit viel Handarbeit Lebensmittel herstellen, sind die Pachten oder Kaufpreise nicht finanzierbar. Dadurch gibt es auf dem Land auch einfach kaum Arbeit. Die Menschen, die dort leben, haben von den Gewinnen der Agrarbetriebe nichts. Und die Preise steigen immer weiter. Die Flächen dürften einfach nicht in Privatbesitz sein, sondern von den Kommunen lediglich verpachtet werden. Alles andere ist Enteignung der Allgemeinheit zum Vorteil einiger Weniger schon reicher Leute. Wo auch immer auf der Welt sie leben. Sie leben auf Kosten aller. – Fritjof Möckel


Leserbrief zu „Winziges Kamel“ von Bernd Ulrich

Der Artikel ist mir aus der Seele gesprochen!! Über der Klimawandel und die Naturzerstörung, oder anders gesagt, die totale Zerstörung unsere Lebensgrundlagen mache ich mich sehr besorgt. Ich finde es erschütternd, dass nun die Grünen nicht mehr ins Gespräch sind für eine Regierungsbildung, die ganze `grünen` Themen aus den Gesprächen verschwinden. Da ist mir eine dringende Gedanke gekommen. Eine Frage die ich Ihnen stellen möchte, weil ich nicht weiß wer ich es sonst stellen kann. Ich hatte bei meiner Einbürgerung in 2012 (Ich bin gebürtige Niederländerin) ein kleines Büchlein vom Deutschen Grundgesetz bekommen. Leider ist es durch ein paar Umzüge verschwunden. Ich bin mir aber sicher dass ich am Anfang dieses Grundgesetzes gelesen habe, dass der Staat sorge tragen muss für die Zugang zu sauberes Wasser, saubere Luft, die Lebensgrundlagen also. Jetzt suche ich eine Weile schon ins Internet aber kann es nicht mehr finden. Nur das Bundesnaturgesetz habe ich gefunden wo auch viel wichtiges drin steht und gegen verstoßen wird, aber das meine ich jetzt nicht.

Ich bin mir sicher dass ich es gelesen habe, weil ich mich damals schon aufgeregt habe, dass es doch am Anfang im Grundgesetz steht, aber in der Politik ganz offensichtlich nichts dafür gemacht wird.

Die dringende Frage die ich ihnen stellen möchte, ist: Kann es jetzt wirklich sein, dass es nur eine Partei gibt die sich für die Erhaltung unsere Lebensgrundlagen einsetzt? Ist es, im Licht der Klimawandel, die Zerstörung von Wasser- und Luftqualität, die Zerstörung der Natur durch die Agrarpolitik (Insektensterben) inzwischen nicht verfassungswidrig, dass es Parteien gibt die kein ernsthaftes Programm aufstellen diese Probleme an zu gehen? Anders gesagt: Jede Partei, Links, Rechts oder Mitte, egal wo, ist doch verpflichtet als Erstes diese Grundlagen zu schützen und sich dafür politisch stark zu machen! Und was kann getan werden, wenn die Parteien das nicht nachkommen? Ich bin keine Juristin, aber könnte man das einklagen beim Bundesverfassungsgericht? – Katja Schaap


Leserbrief zu „Rettet die Stadt!“ von Felix Rohrbeck und Marcus Rohwetter

Vielen Dank für Ihren weit gefächerten Artikel. Am Ende kommen Sie auf sogenannte „Share Deals“ zu sprechen, die eine Umgehung der Grunderwerbssteuer ermöglichen. Ihre Ausführungen, die eine gute Beschreibung des Vorgehens liefern, haben mich auf weiterführende Fragen gebracht:
– Von Share Deals können vermutlich keine Privatpersonen profitieren, weil diese bei Verkauf des Hauses oder Eigentumswohnung erst einmal eine GmbH gründen müssten. Es dient also allein großen Unternehmen, und die gibt es nicht nur im Ausland.
– Wie sind die Share Deals gesetzlich entstanden? Ist es eine Gesetzeslücke oder der Missbrauch eines Gesetzes, das für ganz andere Zwecke erlassen wurde?
– Falls es ein Gesetz ist: Wie lange gibt es das schon? Wer hat es zu welchem Zweck eingebracht? Wie viele deutsche Unternehmen profitieren seit wann durch Umgehung der Grunderwerbssteuer?
– Falls es eine Gesetzeslücke ist: Seit wann ist sie bekannt? Wieso wurde sie nicht geschlossen (ich erinnere an cum-ex)? Wie viele deutsche Unternehmen profitieren seit wann durch Umgehung der Grunderwerbssteuer? – Norbert Bolz


Leserbrief zu „Der letzte Grund“ von Hanno Rauterberg

Da wir schon das eine oder andere Mal Kontakt miteinander hatten, spreche ich Sie als Autor direkt an.Ich stimme Ihnen zu, dass rund um das Thema Wohnen einiges faul ist im Staate D. „In Wahrheit ist die Wohnkrise eine Bodenkrise“ schreiben Sie zurecht und müßte „die neue Bundesregierung endlich eine Bodenwende einleiten“. Nur möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf einen weiteren Aspekt unserer Wohnverhältnisse lenken, die ich gleichfalls für eine Krise des Wohnens halte. Es sind unsere übermäßigen Ansprüche an Wohnfläche, sowohl als Mieter wie als Eigentümer einer selbstgenutzten Immobilie. Es scheint mir dringend an der Zeit, uns vor dem Hintergrund von Klimaproblemen und Ressourcenknappheiten darüber zu verständigen, wieviel Wohnfläche ist genug, ist ausreichend für eine angemessene Versorgung mit Wohnraum. Ich darf darauf hinweisen, dass die Ministerin Hendricks im Bundestagswahlkampf auf einer Veranstaltung der SPD zum Wohnen hier in Hamburg zu Protokoll gegeben hat, dass etwa 40 % unserer CO2-Emissionen nur durch das Wohnen (Heizung und Strom) verursacht werden. Im Zusammenhang mit der gerade wieder aufgeflammten Diskussion zu den deutschen Klimazielen sicher eine signifikante Größenordnung.

Ich habe dazu einige Berechnungen und Überlegungen angestellt, die ich in einem „Denkanstoß“ zu einer ökologisch-sozialen Wohnflächenabgabe zusammengefasst habe, die Sie im Anhang finden. Wie sehr offensichtlich die Wohnwünsche unserer akademischen Jugend aus dem Ruder gelaufen sind, können Sie dem Sammelband „Wohnen“ entnehmen, herausgeben von dem Berliner Hochschullehrer Eberhard von Einem. In einem eigenen Beitrag berichtet er von einer Befragung von Studierenden der TU Berlin und der Hochschule für Technik und Wirtschaft. Vier Größenklassen waren offensichtlich vorgegeben. 8 % der Studierenden wären mit einer Wohnung bis 80 qm Wohnfläche zufrieden, jeweils ca. 30 % wünschten sich eine Wohnung mit 80 bis 120 qm, mit 120 bis 180 qm und mit über 180 qm Wohnfläche. Ich selbst bewohne seit 1989 zusammen mit meiner Frau ein eigenes Reihenhaus im Bezirk Harburg mit 115 qm Wohnfläche. Unser Sohn ist seit ca. 10 Jahren aus dem Haus, so dass wir nach den Kriterien einer Wohnflächenabgabe auf 43 qm „zu viel“ wohnen und unsere Wohnflächenabgabe bei 5 Euro je qm monatlich 215 Euro monatlich ausmachen würde. – Helgo Klatt


Leserbrief zu „»Wir sehen die Defizite des Föderalismus«” von Martin Spiewak

Es ist schon erhellend, wie die Reform im Schulbereich nach Ansicht der Bildungsstaatssekretäre Jungkamp, Lange und Voges aussehen sollen. Hauptsächlich auf Einheitlichkeit zu plädieren, aber die wirklichen Probleme kaum zu erläutern, ist schon beschämend. Unser Schulsystem steckt in einer Krise. Allein der Schulstrukturdschungel (in der Sekundarstufe 1 gibt es 16 eigene verschiedene Schulformen) ist nicht mehr zu ertragen. Die frühe Selektion nach dem 4. Schuljahr, die starren, nach Schulform gegliederten Jahrgangsklassen, die rein fachlich orientierten Niveaukurse und die Größe der Klassen / Lerngruppen erschweren und verhindern eine Refomr des Lehrens und Lernens. Schüler und Schülerinnen werden mit Fächern und Stoff zugeschüttet; für die Herausbildung eigener Interessen bleibt kein Platz. Zudem stehen Schulschließungen wegen unzuriechender Schülerpopulation im ländlichen Bereich an. Die Verödung der ländlichen Region wird immer sichtbarer.

Eine Bildungsreform muss her. Ein neues Schulsystem braucht unser Land. Jedes Kind ist anders. Kinder müssen individuell lernen. Wir müssen den Kindern und Jugendlichen ein Selbstwertgefühl entwickeln lassen. Die Schule hat die Aufgabe, Anlagen zu entwdecken und zu fördern. Dafür muss die Schule Unterrichtsformen entwickeln, die dem Lernenden engemessen sind. Die Schule muss viel mehr in Projekten unterrichten. Zusammenhänge und der Sinn des Gelernten müssen wieder hergestellt werden. Der Einbruch der Digitalisierung ins Unterrichtsgeschehen wird manches grundsätzlich ändern. Die Wertediskussion wird Fahrt aufnehmen. Es wird auf besondere Kenntnisse ankommen, sich auszudrücken und anderen zuzuhören. Den sogenannten musischen Fächern wird ein erhöhtes Gewicht gegeben werden müssen. Ausbildung der Rhetorik, Ausdrücken durch Musik, Tanz und künstlerisches Gestalten werden hilfreich sein, seinen eigenen Weg zu finden und die Kultur in unserem Land zu stärken. Warum wird die hochpropagierte Inklusion nicht nach der Grundschule in einer gemeinsamen Beschulung fortgesetzt?

Eine neue Mittelstufe, in der die Jahrgänge 5 bis 8 zusammengefasst werden, könnte viele Probleme richtig angehen (Bilden von Lernteams, Schularchitektur dezentral ausgerichtet, Ganztagsschule, Identifizierung mit der Schule, sehr viel kleinere Lerngruppen, nachhaltiges Lernen, Schulinterne Lehrerfrontbildung). Erst danach sollte in einer Zweiteilung Gymnasium und Berufsbildende Schulen (Jahrgänge 9 bis 12) selektiert werden. Da kann vielleicht auch eine Beschneidung des Bildungsförderalismus helfen. Unser Land ist reich genug, dass es sich ein besseres Schulsystem leisten kann. – Siegfried Kusch


Leserbrief zu „Kann dieser Tropfen vor Krebs retten?“ von Ulrich Bahnsen

Bei der vom Autor herangezogenen Untersuchung des holländischen Mammographiescreeningprogramms handelt es sich um eine sogenannte Trendanalyse globaler Registerdaten ohne Berücksichtigung individueller Verläufe der eingeladenen bzw. teilnehmenden Frauen. Solche Studien haben schon wiederholt zu falschen Aussagen über die Senkung der Sterblichkeit und die Häufigkeit von Überdiagnosen bei Teilnahme an einem Mammographiescreening geführt. Wegen der anhaltenden Diskussion über Nutzen und Nachteile des Mammographiescreenings wurden von der englischen und der holländischen Regierung bzw. von der WHO in den letzten Jahren unabhängige Untersuchungen in Auftrag gegeben, die jeweils zu einer positiven Bewertung des Nutzen-Risikoverhältnisses des Mammographiescreenings geführt haben.

Die vom Autor stattdessen empfohlene Krebsdiagnose aus dem Blut steckt dagegen noch in den Anfängen der Entwicklung. Eine solche Methode steht bisher nicht zur Verfügung. Ob damit zukünftig ein günstigeres Verhältnis von Vor- und Nachteilen der Brustkrebsfrüherkennung erreichbar sein wird, ist völlig unklar. Die Schlußfolgerung, das Mammographiescreening jetzt abzuwickeln, ist deshalb ohne wissenschaftliche Grundlage und verunsichert ungerechtfertigt die Frauen, die zur Teilnahme am Mammographiescreening eingeladen werden. – Dr. med. Hans Junkermann


Leserbrief zu „Macht es wie Norwegen!“ von Friedemann Bieber und Ben Waltmann

In einen solchen Fonds könnten auch Wertpapiere aus Erbschaftssteuern von Superreichen direkt eingebracht werden. So würden durch Erbschaftssteuern keine Unternehmen gefährdet. Und einen Immobilienfonds könnte man auch gleich gründen, in den öffentliche Gebäude und Wohnungen eingebracht werden und diese Gewinne auch der Allgemeinheit zugute kommen. Ein reicher Staat ist leistungsfähig. – Fritjof Möckel


Leserbrief zu „»Die Mitarbeiter versuchen, Trump zu kontrollieren, obwohl sie wissen, dass sie ihn nicht kontrollieren können«” von Kerstin Kohlenberg

Welch ein großartiger Mann, dieser M. Wolff! Schon sein Photo zeigt, für wie wichtig er sich hält…. Und nun kommen auch noch Aufmerksamkeitswert und finanzieller Erfolg hinzu ! Über das, was mittlerweile sehr viele von Trump halten, gibt es kaum zweierlei Meinungen. Insofern lässt sich da nicht viel Neues „enthüllen“.

Dass Trump selbst Wolff den Zugang zum Weißen Haus gestattete und auch die Ankündigung eines Buches über die ersten 100 Tage seiner Amtszeit akzeptierte, mag man als großzügig, dumm oder naiv empfinden. Wenn Trump aus seiner Sicht nachvollziehbar auch nicht viel von Büchern hält, konnte er jedoch mit einer derartigen Bloßstellung nicht rechnen. Was mich aber umtreibt, ist die Unmoral, die der Verfasser erkennen läßt, indem er die Großzügigkeit oder Ahnungslosigkeit eines sicher umstrittenen Präsidenten mit seinem Buch vergilt. Dass darüber hinaus auch „Die Zeit“ diesen Menschen feiert, ist kaum nachvollziehbar. – Horst-Rüdiger Behrens


Leserbrief zu “Glauben lernen?” von Johanna Rahner

Daß nur der demokratische Staat aufgeklärte Theologie garantiere, finde ich nicht einleuchtend. Württemberg war ja keine Demokratie, als es die katholisch-theologische Fakultät in Tübingen errichtete, sondern eine Monarchie, die im Begriff stand, sich eine Verfassung zu geben. Die protestantische Aufklärungstheologie kam im aufgeklärten Absolutismus auf, und ihre späten Vertreter, die Rationalisten des frühen 19. Jahrhunderts, pflegten durchaus die Staatsmacht zu Hilfe zu rufen, wenn jemand in der Kirche sich den Beschlüssen des Konsistoriums widersetzte (wie David Schulz in Breslau gegenüber den renitenten Lutheranern). (Daß wie der Aufklärungstheologie und dem Rationalismus viel verdanken, soll damit nicht bestritten sein.) – Simon Gerber


Leserbrief zu „Wer stoppt diesen Wahnsinn?” von Benedikt Erenz

Danke für diesen kurzen Artikel und kleinen Aufschrei … Ich wohne weit weg in Berlin, war noch nie in Immerath, aber war geschockt, als ich davon erfahren habe … Und vermisse auch einen lauten Aufschrei!!! Wo sind die Denkmalschützer, Bürger von Immerath, … ich bin wirklich fassungslos und würde mich über einen ausführlichen, längeren Bericht zu diesem Thema sehr freuen … Es ist so ernüchternd, wenn ganz offensichtlich der Profit von REW über alle moralisch empfundenen Grenzen hinwegfegen darf!! – Susanne Koch


Leserbrief zu „Die Welt braucht Lieder“ von Ulrike Gastmann

Endlich ein Beitrag, der die „Zeitverschwendung in der Wertediskussion“ anprangiert! Die von Ihrer Autorin beschriebene Erfahrung,, wie Singen Gemeinschaft stiftet, froh macht (die Wissenchaft weiß: Singen schüttet Glückshormone aus) und einfach gut tut, vermisst diese Erkenntnis schmerzlich bei denjenigen, die an dieser Schraube drehen könnten. Wenn im Radio – wie kürzlich beim WDR – die bisher wöchentliche Sendung „Folklore der Heimat“ ersatzlos gestrichen wird und auch sonst nicht viele Liedersendungen zum einrfachen M itsingen einladen, ist dies nicht nur ein Affront gegen die vielen alten Hörer, denen diese Lieder etwas bedeuten, sondern ein wunderschönes Kulturgut – wie es unsere Volkslieder darstellen – verschwindet bald ganz. Dabei würde die Rettung noch nicht einmal zusätzliches Geld, sondern nur ein Umdenken bei den Programmgestaltern erfordern. Wer erleben will, was gemeinsames Singen mit Menschen macht, der gehe zur Karrnevalszeit in eine der Kölner Kneipen – möglichst nach dem Rosenmontagszug. Der Beweis für das oben Behauptete wird schlagend sein! Ein DAnk an Ulrike Gastmann, die dieses so unterbelichtete und so wichtige Thema aufgegriffen hat. – Lydia Strzebniok


Leserbrief zu „»Was jede Beziehung tötet, ist Routine«“ von Georg Blume

Ich wünschte mir 2 Dinge, aber beides wohl unvereinbar durch den Unterschied unserer Nationen (ich wohne in Frankreich).
1.) Wo bleibt in Gotts Namen ein /ein/e deutsche/r Visionär/in mit der Ausdruckskraft und den möglichen Lösungen für ein geeintes Europa mit power wie ein Macron bzw. z.b. Le Maire???
2.) Wo bleibt ein Journalist wie Gero von Randow als das Bindeglied zw. Deutschland und Frankreich. Ich las schon einige Interviews des Herrn G.Blume, sachlich, ja, aber sehr sehr deutsch und ohne Elan/Begeisterung. sehr deutsch eben. Und wo bleibt deutscher MUT? – Ariane Karjalainen


Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer

„Vater, wie konntest Du nur………“ ist hoffentlich der einzige Vorwurf, den Prüfers Töchter ihrem Vater dereinst mal machen. Denn mit 4, 10 und 12 Jahren, vielleicht auch mit 18 Jahren wissen sie nicht wirklich, was sie tun, wenn sie in die Veröffentlichung von Persönlichem einwilligen (wenn sie dies denn getan haben) und Herr Prüfer dies 489 611 mal in der Printversion unter das Volk bringt. Hat auch die Mutter der Kinder in diese Grenzverletzung, in diese Kommerzialisierung der Vater-Kind-Beziehung eingewilligt? Ist sich Herr Prüfer wirklich im Klaren, dass und wie die Veröffentlichung von Familieninterna sich auf die Familie, die Beziehungen auswirkt? Angesichts der Persönlichkeitsrechte, insbesondere von Kindern, halte ich es für verantwortungslos, diese Serie fortzuführen. Schon die unendlich traurige Geschichte von Larissa Hofmann und Thomas Lohr war die Prostitution einer Beziehung, die schon nach wenigen Briefwechseln besser bei Wolfgang Schmidbauer, einem der bekanntesten deutschen Paartherapeuten, wie Sie schreiben, gelandet wäre, als in weiteren Ausgaben des Zeitmagazins im zweiten Halbjahr 2017. Immerhin haben diese Serie Erwachsene über sich selber geschrieben und zu verantworten. Musste das sein oder war der ganze Briefwechsel ’nur‘ eine Inszenierung? Sollte auch die Serie „Prüfers Töchter“ eine reine Fiktion sein, dann wäre das Ganze natürlich anders zu beurteilen, sollte aber auch als Fiktion erkennbar sein. – Hellmuth Eisinger


Leserbrief zu »Brot, Arbeit, Freiheit« von Jörg Lau

Mit ein wenig Unverständnis habe ich diesen Artikel gelesen. Sowohl zu Beginn, als auch am Ende des Artikels spricht die Autorin vom Beginn des Jubiläumsjahres. Im Iran beginnt und endet das Jahr mit dem Frühlingsanfang im März. Im Iran nähert sich das „Jubiläumsjahr“ also aktuell eher seinem Ende, als dass es gerade beginnt. Die emotionale Verknüpfung, dass ein schlecht beginnendes Jahr unter einem schlechten Stern steht, könnte im Iran oder ein Iran-Kenner daher so nicht nachvollziehen, ganz abgesehen davon, dass diese Grundannahme (schlechter Jahresbeginn = schlechtes Omen für das Jahr) wenn überhaupt ins Feuilleton gehört und nicht in den Politikteil. – Max Braun