Lesezeichen
‹ Alle Einträge

18. Januar 2018 – Ausgabe 4

 

Leserbrief zu „Zu welchem Arzt würden Sie gehen?“ von Tin Fischer

Dass ein kombiniertes Werbe- und Bewertungsportal zu unlauterem Wettbewerb führen muss, kann sich jeder Sextaner an drei Fingern abzählen. Es stellt sich also sehr die Frage, weshalb die Spitzenfunktionäre der Ärzte- und Zahnärzteschaft nicht sofort Alarm geschlagen haben, als ein solches Kombinations-Portal auf den Markt kam, denn gegen ein einfaches Bewertungs-Portal mit gleichen Spielregeln für alle spricht ja überhaupt nichts. Die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat 2010 sogar Werbung für jameda gemacht und dem Portal in einem Clearingverfahren gute Noten erteilt, statt auf die gravierenden Folgen eines Kombinations-Portals aufmerksam zu machen und hat damit das Ablenkungs-Manöver von jameda unterstützt.

Hängt das eventuell damit zusammen, dass zahlreiche Spitzenfunktionäre der Ärzteschaft im Aufsichtsrat der Ärzte- und Apothekerbank sitzen, die seit vielen Jahren über Focus Money mit Top-Rankings versorgt wird? Diese auflagenstarke und einflussreiche Zeitschrift gehört genauso zur Burda-Gruppe wie jameda! Gibt es einen Deal? Der BGH sollte das Problem des unlauteren Wettbewerbs in der anstehenden juristischen Auseinandersetzung gegen jameda sehr ernst nehmen und die Zwangsteilnahme am Portal kippen. Grundsätzlich sollten Kombinations-Portale Werbung/Bewertung verboten werden und speziell im Gesundheitswesen sollte ein solches Verbot im neuen Antikorruptions-Gesetz dauerhaft verankert werden. – Dr. Peter Gorenflos


Leserbrief zu „Betäubte Bürger“ von Kerstin Kohlenberg

In dem Artikel – da bin ich mir sicher- werden keine falschen Behauptungen aufgestellt. Trotzdem wirkt er auf mich manipulativ, da er nicht klar trennt zwischen den Eigenschaften einer Wirkstoffgruppe, die zur Behandlung stärkster Schmerzen unverzichtbar ist, auf der einen Seite und der Ausnutzung einer unerwünschten Wirkung (Euphorisierung) zu Marketingzwecken auf der anderen. Dass dieses in so großem Umfange möglich ist, ist letztlich ein Versagen aller Aufsichtsbehörden. Sie haben minderwertige Tabletten-Galeniken (Zerbeißen zerstört die Retardierung) zugelassen. Die unkritische Haltung von Ärzten, die diese Medikamente verordnen, und ihre leichte Manipulierbarkeit geht zurück auf den Niedergang unserer ärztlichen Berufsethik. Eine Gesellschaft, die ihren Mediziners jahrzehntelang beibringt, dass sie sich um Kosten, Budgets, Regressangst, Umsätze und Gewinnoptimierung kümmern müssen, um ihren Beruf ausüben zu können, muß sich nicht wundern, wenn der Patient völlig aus dem Focus verschwindet. Regelmäßig werden Ärzte wegen der durch sie erzeugten Kosten zur Verantwortung gezogen. Wann geschieht das jemals wegen eines zu geringen Engagements für den Patienten? In einer Welt, in der ein durchgeknallter Kapitalismus regiert, wird so auch der Patient zu einem manipulierbaren Instrument der Gewinnoptimierung. Schuldig sind also alle Beteiligten: die Pharmaindustrie, die Behörden, der verordnende Arzt, der Patient, der sich nicht an die Anweisungen hält. Im Kern jedoch ist dieses Desaster – wie immer- dem Zerbröseln ethischer Grundwerte geschuldet. – Dr. Wolfgang Schwarz


Leserbrief zu „Die Meersalz-Grenze„ von Felix Dachsel

Apropos Fleur de Sel: Kürzlich wurde publik, dass das Gourmetsalz „Fleur de Sel“, das nach dem „Abschöpfen“ nicht mehr gereinigt wird, oft Mikropartikel aus Plastik enthält, ein Stoff, der leider in großen Mengen inzwischen unsere Meere verunreinigt. Fazit: Kaufen Sie Ihrer Gesundheit zuliebe das billigere und sauberere Meersalz oder noch besser: Steinsalz! – Gabriele Culmann


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

Es geht nicht um attraktive Themen, sondern um wichtige Probleme. Es gibt kein Thema, auf das „eine Mehrheit der Deutschen“ wartet. Dafür leben wir zu lange mit dem Pluralismus, und noch hat sich die Mehrheit der Deutschen nicht auf populistische Vereinfachungen eingelassen. Aber es gibt zentrale Probleme. Das Wegbrechen des politischen Konsens ist das neue, und der Klimawandel ist in den letzten Jahrzehnten nicht weniger aktuell geworden. In den Sondierungsgesprächen wurde nicht deutlich, dass eine große Koalition auch nur eines der Probleme angehen würde. – Walter Böhme


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

Als Rezept für eine linke Alternative innnerhalb der SPD werden hier aufgeführt: Kapitalismuskritik, Abschaffung der privaten Krankenversicherung, Einführung der Vermögenssteuer, Aufnahme von mehr Flüchtlingen, weniger Nationalstaat, mehr Europa. Das ist ja alles richtig, aber warum fehlen hier als Themen die Monokultur, das Insektensterben, Glyphosat, Massentierhaltung, Gülle, Diesel, Braunkohle, Waffen-Exporte ? Dass die CDU/CSU sich nicht um die Umwelt kümmert, weiß man, aber, dass die SPD diese Themen allein Bündnis 90/ Den Grünen überlässt, ist erschütternd. – Claus-Hayo Hahn


Leserbrief zu „Warum hasst ihr mich?” von Alexandra Berlin

Vielen Dank, dass Sie dieses Thema ansprechen. Ihre Ängste, die auch meine sind, kann ich sehr gut nachempfinden. Als es noch einfacher möglich war, bin ich sehr viel in arabischen Ländern gereist. Immer musste ich mir dort anhören : Deutschland = Hitler= gut. Anfangs habe ich das überhört, dann habe ich interveniert: Der war schlecht, ganz schlecht. Du darfst nicht töten. Viel mehr ging meist sprachlich nicht. Vor drei Jahren bin ich mit dem Rad 4 Wochen durch den Oman gegondelt, da war das s.o. häufig ein Thema. 2010 mit dem Motorrad in Syrien das gleiche. Hier nun bin ich vor 2 Jahren auf der Hauptverkehrsstaße hier in Bremerhaven mit dem Rad fahrend von einem Türken, wie sich später herausstellte, übelst beschimpft und bedroht worden. Grund: er parkte auf dem Radweg und beim Vorbeischlängeln hatte ich in sein offenes Autofenster gerufen: Das ist ein Fahrradweg und kein Parkplatz. Nachdem er mich bedrohte und beleidigte und versuchte, mich zu überfahren, brüllte er in höchster Wut: VERPISS DICH, VERFICKTER JUDE. Das davor habe ich noch unter Lokalkolorit verbucht, aber das Verpiss dich…. nicht mehr. Eine Anzeige zu erstatten war eher schwierig und als es mir dann am nächsten Tag gelang, dauert es ein halbes Jahr, bis die Staatsanwaltschaft mir mitteilte, dass das Verfahren eingestellt wird, weil der Täter die Aussage in eigener Sache verweigert habe. Meine Schreiben an den Staatsanwalt und den Gerichtspräsidenten haben noch nicht einmal zu einer Antwort geführt. Soweit nur zu dem : wehret den Anfängen.

Der Mensch, der mich da so beschimpfte, war seinem astreinen Deutsch nach sicherlich hier geboren, ca. 35 Jahre alt, gut angezogen und zwei kleine Mädchen saßen mit in seinem Auto. Also ein vermutlich gut integrierter Mit?Bürger. Lassen Sie sich nicht einschüchtern wegenIhres Artikels. Mir ging es wegen meiner Sache ziemlich lange nicht gut und auch heute noch beschäftigt es mich. Obwohl ich kein ängstlicher Typ, aber dieser Wüterich und dann das Verhalten der Staatsorgane… – Hartwig Block


Leserbrief zu „»Ich bin völlig unvernünftig«“ von Hanno Rauterberg

Es spricht für DIE ZEIT, dass sie neben – aus meiner Sicht – eher Doktrinärem immer wieder auch Beiträge bringt, die mit Recht als liberal gelten können. Im Interview mit Baselitz verblüfft, dass ein Maler, der sich in Farben und Formen ausdrückt und auf diesem Gebiet Revolutionäres leistet, als einer der wenigen herausragenden Persönlichkeiten in der Lage ist, die Mauer der flächendeckend verbreiteten Denkschablonen zu durchbrechen und sich ein eigenständiges Urteil zu bewahren. Darin ist er sogar vielen professionellen Politikanalytikern überlegen. Möglicherweise hat das mit dem Erlebnis der DDR-Diktatur zu tun. Es spricht auch für den Exkanzler Schröder, dass er für sein Amtszimmer ein Bild von Baselitz auswählte. Der Maler durchschaut, dass auch in der Demokratie ein nicht unerheblicher Zwang und Druck auf Kritiker ausgeübt werden kann. Wohl deshalb bezeichnet er sich als „völlig unvernünftig“, obgleich seine Urteile von analytischem Scharfblick zeugen.

Zwar kann man zumindest im Internet immer wieder die berechtigte Warnung lesen, dass der neue Faschismus als Antifaschismus daherkommen wird, aber dennoch wirkt es aufklärend, dass Baselitz gerade in der typisch deutschen Verdammung alles Nationalen die Geister aus dem ‚Dritten Reich‘ in Form von Dominanzstreben und Besserwisserei weiterleben sieht. Das wird z.B. an der maßlosen Kritik der Wahlergebnisse in den USA oder in Österreich deutlich. Zur Durchsetzung solcher Ziele werden auch Unwahrheiten und Diffamierungen benutzt, Verhaltensweisen, die man durchaus als bösartig oder als neurotisch bis psychopathisch bezeichnen könnte. – Karl Seegerer


Leserbrief zu „Alles neu!“ von Andreas Sentker und Christiane Grefe

Mit Interesse habe ich diesen Artikel gelesen. Ich muss jedoch sagen, dass in diesem Lande mehr geredet wird als getan. Was muss denn noch passieren, bis endlich die Wende bei der Landwirtschaft und auch beim Klima angegangen wird ? Die Vögel werden immer weniger – die Insekten werden noch schneller weniger. In China bestäubt man heute schon Bäume mehr Hand. Soll das unsere Zukunft werden ? Ich kann es nicht verstehen – ich bin nicht religiös – aber langsam wünsche ich mir, dass ein Gott eingreift und diese Menschheit zur Räson bringt. Ich bin froh, dass ich schon so alt bin und noch eine gute Zeit erleben durfte – mir tun die nachfolgenden Generationen wirklich leid. Ich habe auch schon meine Abgeordneten angeschrieben, aber die Meinung der Wähler geht den Politikern ………. vorbei…. – Undine Mix-Falter


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

Sie haben einen excellenten Artikel geschrieben! Jedes Wort kann ich unterstreichen. Ich wünsche mir häufiger Beiträge, die die Dinge so auf den Punkt bringen! – Peter Kräuter


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

Ihrer Analyse hätte ich nichts hinzuzufügen gehabt, wenn Sie nicht davon gesprochen hätten, dass „Sigmar Gabriel einfach weggemobbt (wird)“. Wirtschaftsminister Gabriel hat, wie bekannt, mit Rücksicht auf seine Gesundheit, seine Familie und seine Partei auf die Kanzlerkandidatur und den Parteivorsitz verzichtet. Man hätte erwartet, dass er sich zurückzieht und sich auf sein Abgeordnetenmandat beschränkt. Stattdessen greift er sich das Außenamt, obwohl es wegen der vielen Auslandsreisen noch weniger Freizeit mit sich bringt als das Wirtschaftsministerium in Berlin. Damit hat er nur einem gedient: dem sacro egoismo. Weitsichtig wäre gewesen, er hätte seine Aufgabe als Wirtschaftsminister zu Ende geführt und Martin Schulz als Außenminister vorgeschlagen. Dann hätte Schulz als Parteivorsitzender und Außenminister eine Chance gehabt, sich zu profilieren, vielleicht sogar sich beliebt zu machen. Wie Sie dem Anhang entnehmen können, war ich schon vor einem Jahr der Meinung, dass sich Gabriel falsch verhalten hat. Ich kann die SPD gut verstehen, wenn sie einem solchen „Nutznießer“ keine hervorragende Rolle mehr einräumt. – Johannes Kettlack


Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer

Mit Befremden habe ich die Beiträge des Journalisten Tilmann Prüfer im Zeit-Magazin über seine vier Töchter gelesen. Es mag noch akzeptabel sein, dass ein Vater eine Glosse über seine Rolle in der Familie und die Reaktionen seiner Kinder schreibt. In diesem Fall ist aber eindeutig eine Grenze überschritten. Der Autor präsentiert ohne jede Notwendigkeit seine vier Töchter (drei davon minderjährig) sehr ausführlich mit Bild, Namen und Lebensalter. In Zeiten, in denen – zu Recht – vermehrt über den Schutz von Kindern und Jugendlichen in öffentlichen Medien diskutiert wird, ist ein solches Verhalten eines Vaters unverständlich bis grenzwertig. Im übrigen finde ich nicht nur Herrn Prüfers Verhalten äußerst bedenklich, sondern auch die kritiklose „Freigabe“ durch die zuständige Redaktion. – Dr.med. Elisabeth Greve


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

Wieder einmal rettet mich ein Beitrag von Giovanni di Lorenzo vor tiefer Depression. Während von vielen anderen Beiträgen der Zeit und anderer Medienstimmen das hohe Lob der gegenwärtig lautstarken Parteilinken gesungen wird, schlägt di Lorenzo einen realistischen Ton an. Und macht ihn an der Stimmung in der Wählerschaft fest. Es bleibt ja ein Geheimnis der Parteilinken, welche Wähler denn nun mit einem scharfen und in den Folgen ja symbolischen Linkskurs die Partei gewinnen soll. Richtigerweise fragt di Lorenzo nach der Blase, in der alle die leben, die die aufgezählten Punkte für mehrheitsfähig halten: „Kapitalismuskritik, Abschaffung der privaten Krankenversicherung, Einführung der Vermögenssteuer, Aufnahme von mehr Flüchtlingen, weniger Nationalstaat, mehr Europa – und das alles auf einmal.“ Und natürlich aus der Opposition umgesetzt! Ja sprechen die linken Strategen denn überhaupt nicht mehr mit ihren Nachbarn, Arbeitskollegen, Eltern und Geschwistern? Bis weit in die Mitgliedschaft und Wählerschaft geht der Unmut über die Schweigespirale zur inneren Sicherheit, zur massenhaften Aufnahme von Flüchtlingen ohne Schutzstatus. Und auch Martin Schulz sollte bei aller berechtigten Begeisterung für Europa nicht verkennen, dass der Nationalstaat die sozialen und bürgerlichen Rechte der Menschen in Deutschland schützt. Noch ist da keine Alternative erkennbar, träumbar ja. Nur, Wähler und Mehrheit der Mitglieder sind hart arbeitende Menschen, die täglich spüren, dass Träumereien wenig Ertrag im Alltag erbringen. Ideen für diesen Alltag würden die Bürger auch honorieren. – Jürgen J. Bartholomy


Leserbrief zu „Über den Geist von 1968“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

“Vaginaneid“ eines weißen, älteren Herren. Der „Penisneid“ wurde 1908 vom berühmt-berüchtigten Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud in seinem Aufsatz „Über infantile Sexualtheorien“ theorisiert. Mit der Bewusstwerdung drei- bis fünfjähriger Mädchen, dass sie im Gegensatz zu ihren männlichen Artgenossen keinen Penis haben, setzt ein Gefühl der Minderwertigkeit ein. Dieses Gefühl führt zu starker Eifersucht und vorübergehender Ablehnung gegenüber dem anderen Geschlecht. Es ist bezeichnend, dass es weder in der Sexualwissenschaft, noch in der Psychoanalyse ein Pendant zum Penisneid für den Mann gibt. Dabei zeigt Martenstein, so wie viele andere deutsche, weiße Männer in seinem Alter, einen an Eifersucht und Polemik nicht zu überbietenden Neid gegenüber dem weiblichen Geschlecht, genauer genommen gegenüber der Vagina. In seinem Aufsatz „Über den Geist von 1968“ eröffnet er, von der „Utopie des grenzenlosen Individualismus“ schwafelnd, seine Verzweiflung über die eigene Unfähigkeit zum multiplen Orgasmus.

Es ist zu vermuten, dass Martenstein sich mit diesem Aufsatz in seiner üblichen Manier in die #meToo-Debatte einzuschalten versucht. Dabei schlägt er sich wortgewandt auf die Seite derer, die die tägliche Unterdrückung und Gewalt am weiblichen Geschlecht relativieren und karikieren. Der Artikel der jungen Autorin sollte, ginge es nach ihm, nicht den Weg in die „seriöse Tagespresse“ finden, Lewinas „Frauenpower“ und ihr (sexuelles) Selbstbewusstsein einen solchen Artikel zu schreiben, werden ins Lächerliche gezogen. Die Krönung der älterer weißer Mann-Mentalität findet sich in Martensteins Kritik an Lewinas Ausruf „Meine Pussy gehört mir“. Dieser ach so selbstverständliche Satz wird tagtäglich von Männern wie Martenstein bestritten, die Respekt an Frauen, ihren Körpern und ihrer Sexualität irgendwo zwischen ihrem letzten guten Sex vor vielen Jahren und den drei Feierabendbieren liegen gelassen haben. Herr Martenstein, streiten Sie sich doch einfach mit einem anderen weißen, älteren Mann wie Augstein über Themen, von denen Sie etwas verstehen! Jüngere Frauen, deren Leben noch VOR ihnen liegt, lassen Sie einfach in Ruhe masturbieren. – Jan Hölting


Leserbrief zu „Perpetudumm mobile” von Gero Von Randow

Ihrem Forschungsprogramm möchte ich als Anregung den vollständigen Ersatz der Naturwissenschaften durch Philosophie und Jura an die Seite stellen. Hat man doch aus Kernspaltung jahrelang erfolgreich Energie gewonnen, so sollte das aus Haarspalterei doch auch gelingen, und Entsorgungsprobleme hätte man mit der Technologie auch nicht. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Wie die Macht schwindet“ von Marc Brost und Tina Hildebrandt

Wie soll man denn das verstehen?
In besten Zeiten wird von der Qualitäts-Presse eine Untergangsstimmung synthetisch produziert. Dass eine Kanzlerschaft nach zwölf Jahren nicht mehr den Elan hat wie zu Beginn, ist eine Binsenweisheit, und dass das Wahlergebnis nicht optimal war, ebenso. Offenbar hat Frau Merkel alleine kandidiert. In den Wahlkreisen im ganzen Land war sonst keine Person, die irgendetwas mit der Wahl zu tun hatte bzw. Verantwortung zu übernehmen hätte. Wozu braucht es dann zusätzliche Stühle im Bundestag? Warum hat eigentlich noch niemand den Anteil des schlechten Benehmens der Herren Seehofer, Söder und Dobrindt am Wahlergebnis der CDU und der CSU analysiert? Was hätten Sie geschrieben, wenn Angela Merkel nicht mehr kandidiert hätte? „Ein selbstbestimmter Abgang“ oder nicht vielmehr „Merkel schmeißt hin“? Man kann für jede Situation eine negative Schlagzeile finden.

Die Frage ist: wo sind die Alternativen? Angebliche Weggefährden, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, sind schon wegen ihrer Feigheit disqualifiziert, sich an dieser Diskussion zu beteiligen. Warum machen Sie mit so einer Figur überhaupt einen Termin, wenn die nichts anderes zu sagen hat? Es hätte im Herbst 2016 doch jemand seinen Hut in den Ring werfen können. Das Problem ist, dass wir derzeit dabei sind, eine ganze Politikergeneration zu demontieren, ohne eine neue zu haben. Weder in der SPD noch in der CDU oder in sonst einer Partei ist derzeit eine Person erkennbar, die sofort übernehmen könnte. Und wenn es diese Person gäbe, würde sie wahrscheinlich innerhalb weniger Wochen verschlissen werden, wenn nicht jemand aus der alten Garde erst einmal die Rahmenbedingungen in Ordnung bringt.

Das dusselige Wahlergebnis ist ein Debakel für das ganze Land. Die SPD kann sich nicht wirklich in der Opposition erneuern, die CDU wird von der so genannten Qualitäts-Presse in die Depression geschrieben. Nein nicht die CDU, es ist ja Frau Merkel ganz alleine. Wer sind denn die neuen Hoffnungsträger? Herr Macron bezieht sein Image Im wesentlichen aus der Presse, die mehr auf Aussehen als auf Substanz achtet. Zu diesem neuen Europa hat noch niemand ein wirklich substantiiertes Konzept abgeliefert. Bisher gibt es nur Schlagzeilen. Vorsicht: die früheren Visionen von hochgelobten Politikern waren auch fehlerbehaftet, weil Beschlüsse auf der Grundlage von Worthülsen getroffen wurden und es keinen Weg mehr zurück gab, weil das von der Öffentlichkeit als politische Kapitulation gewertet worden wäre. Da ist es doch gut, wenn jemanden gibt, der nicht auf „hüh“ sofort los läuft. Wer also sind die Hoffnungsträger? Herr Varoufakis? Noch so ein Thema: 650 Seiten über ein halbes Jahr konzeptionsloser Ministerschaft ( vergleiche den Umfang von Büchern über wichtige Themen ) wurden in DIE ZEIT als „Pflichtlektüre für Europäer“ gelobt.

Dass Frau Merkel mit der Nominierung von Annette Schavan bei der Konrad-Adenauer-Stiftung an ihre Grenzen stößt, ist natürlich ein Problem persönlicher Freundschaft, wenn es überhaupt so stimmt, wie es berichtet ist. Nur wer ist das Problem, Angela Merkel oder nicht vielmehr Anette Schavan? Für das Land kann es doch nur wünschenswert sein, wenn eine rational denkende und nervenstarke Person wie Angela Merkel die Wahlperiode durchhält, nicht mehr kandidiert und dann neue Kandidaten aus allen Parteien in Stellung gehen, ohne dass einer einen Kanzlerbonus hätte. Wie wäre es mit Respekt für solch eine Leistung statt mit Gemecker aus dem Hinterhalt. Für 2021 sind durchaus Personen aus verschiedenen Parteien zu erkennen. ……………………,, – Karlheinz Martin


Leserbrief zu „Zu welchem Arzt würden Sie gehen?“ von Tin Fischer

Vom Jameda – Ärzte -Bewertungsportal sollte erwartet werden dürfen, dass die Suche nach einem kompetenten Arzt ausnahmslos mit seriösen und objektiven Vorschlägen bedient wird – mindestens in der Weise, wie es seriöse Testzeitschriften mit nicht so wichtigen Dienstleistungsangeboten wie in der Gesundheitsversorgung pflegen. Tin Fischer verknüpft mit recht die Suche nach dem passenden Arzt mit der „Angst“: nämlich nicht „an den falschen zu geraten“. Eine etwaige Annahme, Jameda sei ein „genau richtig“ gekommenes Ärzteverzeichnis „mit Noten und Ampelfarben“ erweist sich aber nach der Lektüre seines sehr informativen Reports zumindest als voreilig, um nicht zu sagen als eigentlich widerlegt. Jeder Vernünftige müsste sich nun fragen, ob Jameda überhaupt Vertrauen verdient.

Denn die Rechercheergebnisse der Zeitredaktion legen nahe, dass weniger die fachliche Kompetenz für ein Bewertungsprofil ausschlaggebend zu sein scheint als vielmehr die Beitragshöhe, mit der Doktor es die Mitgliedschaft bei Jameda sich kosten lässt. Im Klartext: Je höher der Beitrag, desto besser das Profil. Ist ja auch einleuchtend: Solch spendable Medizinmänner sichern die Einkommen von Jameda-Angestellten und vice versa spült Jameda Patienten in beitragsträchtige Arztpraxen. Soweit der Sarkasmus. Nur vordergründig dient das einem Qualitäts-Vergleich der Ärzte unter einander, tatsächlich erweist sich bei genauer Betrachtung das Jamedaportal als durch und durch getaktete Werbe-Rallye, bei der auf den Ärztekitteln gewissermaßen je nach Beitrag veredelte Jameda-Labels prangen. Angesichts dieses unlauteren Wettbewerbs ergibt sich zusätzlich die Frage nach der – justiziablen – Täuschung der ratsuchenden Patienten. Nun wird kein mit den Lebensformen der kapitalistischen Gesellschaft halbwegs vertrauter Mensch auf die Idee kommen, die Reklame der Geschäftswelt für bare Münze zu nehmen geschweige denn eine beabsichtigte Information zu erwarten. Bei Jameda scheint man aber darauf zu vertrauen, dass die von Reklameeinflüssen abgestumpften Gehirne hilfesuchender Patienten dieses Image-Making nicht mehr durchschauen.

Anders lässt sich das von der „Zeit“ aufgedeckte System „ Wer zahlt, liegt vorn“ nicht erklären. Dieser die Patienten in die Irre führende unlautere Wettbewerb müsste doch alle Aufsichtsbehörden auf Trab bringen. Warum das nicht erfolgt, darauf gibt ein online-Kommentar von Dr. Peter Gorenflos vermutlich die einleuchtende Antwort, in der er darauf hinweist, dass Spitzenfunktionäre der Ärzteschaft in zahlreichen Verschachtelungen bis hinunter zu Jameda verbandelt sind. Wie die berühmten russischen Matrjoschka-Puppen. Wenn es nicht so trivial unredlich wäre, müsste man dieses verdeckte wettbewerbsverzerrende System genial nennen. Gorenflos ist zuzustimmen, es bleibt wohl nur der Bundesgerichtshof, der in dem anstehenden Prozess gegen Jameda für Ordnung und die Beendigung des unlauteren Wettbewerbs sorgen könnte. – Wolfgang Heinze


Leserbrief zu „»Rückgrat, meine Herren!«” von Stephan Lebert

Iris Berben sagte m. E. das Wichtigste – und doch fast nie erwähnt – in der Debatte: Solidarität! Sie nennt es die „Kultur des Einmischens“. Wieviel hätte verhindert werden können, wenn spieziell „große Namen“ (insbesonders männliche aber auch weibliche) solche Situationen verurteilen würden? Die sich eingemischt hätten, es als verabscheuungswürdiges Verhalten benennen? Auch Produzenten, Kameramänner… sind gefordert. Um auch notfalls wie Frau Berben Konsequenzen zu ziehen? Für andere? Dann wäre ein unverkrampftes Flirten nicht gefährdet! – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Lob der Langeweile“ von Josef Joffe

Aber das ist doch purer „whataboutism“! Nur weil es bei anderen mehr Probleme gibt, soll Deutschland im Mittelmaß verharren. Wie lange dauert Mittelmaß bis es in Dilettantismus abgleitet? (und wenn man z.B. die undurchsichtige und hinterhältige Rolle der SPD und gerade von Friedrich Ebert im Winter 1918 betrachtet, wünscht man sich schon etwas mehr klare Kante und Ansage wohin die Politik will, gerade heute) – Wolfgang Michel


Leserbrief zu „Warum hasst ihr mich?” von Alexandra Berlin

Der Bericht ist erfreulich sachlich. Es ist zutreffend, daß die israelkritische und zum Teil auch antisemitische Haltung arabischer Einwanderer vor allem auf dem beruht, was in den Palästinensergebieten unter der schon über 50 Jahre andauernden kolonialen Besatzung geschieht, also von dem, das den Haß auf Israel produziert. Der israelische Friedensaktivist Uri Avnery schrieb schon im Jahre 2003: „Der Staat Israel verursacht eine Renaissance des Antisemitismus auf der ganzen Welt und bedroht Juden überall. Die Sharon-Regierung ist wie ein riesiges Labor, in dem der Virus Antisemitismus gezüchtet und in die ganze Welt exportiert wird.“ Durch die völkerrechtswidrigen Maßnahmen der nachfolgenden Regierungen hat sich noch alles verstärkt. Wer etwas gegen Antizionismus und Antisemitismus, insbesondere unter arabischen Zuwanderern tun möchte, der sollte sich dafür einsetzen, daß Juden und Palästinenser Seite an Seite in einem eigenen Staat leben können, anstatt z. B. den zwangsweisen Besuch von Konzentrationslagen für arabische Zuwanderer zu fordern. Nur wenige Bundestagsabgeordnete waren in den von Israel völkerrechtswidrig besetzten und annektierten palästinensischen Gebieten und kennen deshalb nicht die Gründe für antiisraelische und zum Teil auch antisemitische Einstellungen der arabischen Welt. Sollte man nicht alle Bundestagsabgeordneten verpflichten, sich vor Ort ein Bild von der ausweglosen Lage der Palästinenser im Würgegriff des israelischen Militärs und der Siedler zu machen, so wie es unser Außenminister Gabriel in Hebron getan hat? – Siegfried Ullmann


Leserbrief zu „Der Menschenzusammenbringer” von Katja Nicodemus

Ach, wie macht es endlich mal wieder Spass von Katja Nicodemus das Interview mit Rosa von Praunheim zu lesen. Da hält er es doch für möglich, dass unsere Kanzlerin eine Lesbe sein könne und somit wird ihr Machtverlust, wie schon auf Seite Zwei und Drei dargestellt, weiter untermauert, ist alles erlaubt in der Demokratie?! – Gunda Kulle


Leserbrief zu „Warum hasst ihr mich?” von Alexandra Berlin

Beim Lesen Ihres Artikels fiel mir erst auf, wie verwirrend die Lage wirklich ist. Wie historisch verfahren. Zwei Gedanken dazu: Die Bemerkung über die Kette Ihrer Mutter mit dem Davidstern machte mir erstmals klar, dass die israelische Flagge ja ein religiöses Symbol nutzt. Ein sozial-politisches Gebilde (ein Staat) ist hier absichtlich mit einer religiösen Gruppe (den Anhängern des jüdischen Glaubes) identifiziert worden – obwohl diese eben nicht deckungsgleich zusammen fallen. Sie sind nicht Bürgerin Israels, Israel ist aber „potentiell“ Ihr Staat, auch ein möglicher Rückzugsort in der Welt. Durch diese Vermengung zwischen dem jüdischen Glauben und Gläubigen einerseits und dem Staat Israel andererseits bin auch ich selbst mir unsicher, wie man z.B. Israelkritik äussern kann, ohne dass es misverstanden wird.

Ich habe kürzlich aus einem Geschichtsbuch gelernt, wie es zum Problem der sog. „communal riots“ in Indien gekommen ist. Daran erinnert mich das von Ihnen geschilderte Problem. Dort wurden Bevölkerungsgruppen, die eigentlich sozial-ökonomische oder politische Gruppen oder einfach Einwohner einer Gegend waren, mit ihrer Religionszugehörigkeit identifiziert. Aus einem Aufstand von Bauern konnte so schnell ein Aufstand von muslimischen Bauern oder eben „Muslimen“ werden. Bei dem Aufstand ging’s natürlich nicht um religiöse Fragen, sondern z.B. um Landrechte oder Arbeitsbedingungen. Schließlich haben die Gruppen diese Identifizierung selbst übernommen, diese Generalisierung verselbstständigt sich, bis sich schließlich z.B. Hindus und Muslime so weit mistrauten, dass es zu Gewaltausbrüchen kam. Es ist auch recht komplex zu verstehen, warum Sie Ihrem eigenem Selbstverständnis nach Jüdin sind, auch wenn Sie nicht an Gott glauben. Während ich selbst bin zwar christlich getauft worden bin, mich (aus Glaubens-Mangel) jedoch nicht habe konfirmieren lassen — und mich daher überhaupt nicht als Christin fühlen muss. Sie wollen vermutlich selbst nicht die Idee einer „jüdischen Rasse“ weiterführen, aber aufgrund der deutschen Vergangenheit kommen wir davon auch nicht los. Das den arabischen Nachbarn Israels nachvollziehbar zu machen, ist wirklich eine Herausforderung. Danke für den Denkanstoss! – Gunda Matschonat


Leserbrief zu „Der Anti-Trump” von Thomas Assheuer

Thomas Assheuer beschreibt unnachahmlich Chuchills Vision von Hitler:“ Hitler, der aus dem Rattenloch der Zeit auf die Bühne kroch, ist ein planetarischer Nihilist, ein Allesvernichter und Weltbrandstifter, der das zivilisatorische Gefüge zerstören wird. Hitler markiert inen Bruch in der Menschheitsgeschichte, für ihn gibt es keine Worte und keine Bilder“. Ständig habe ich mit Grausen bei dieser Beschreibung Donald Trump vor Augen. – Lutz Landorff


Leserbrief zu „Jetzt liefert er auch noch“ von Georg Blume und Mark Schieritz

Jetzt zeigt sich was ein Präsident alles verändert kann, wenn Fortune von ihm ausgeht. Welch ein Unterschied zu unserer Kanzlerin, die selbst nicht genau weiß was gut für unser Land ist. Ihre Politik richtet sich immer nur an ihrem Machterhalt aus und vergisst dabei den tatsächlichen Zustand zu managen. Die wirklichen Reformen, die bitter nötig wären, treten bei Ihr in den Hintergrund. Sie selbst sieht keine Veranlassung etwas zu ändern. Was für ein Armutszeugnis. Sie hat das Glück, im Gegensatz zu Macron, die Wirtschaft schreibt beste Zahlen und die Arbeitslosenzahlen gehen ständig zurück. Das stärkt Sie natürlich. Dabei übersieht Sie den schlechten Zustand im sozialen Bereich und die unmögliche unkontrollierte Zuwanderung, die viele Bürger zur Verzweiflung bringt. Die Kriminalisierung steigt und steigt und die Gerichte unterstützen diesen Trend. Deutschland braucht eine Persönlichkeit, ähnlich wie Macron, der Reformen angeht und aktiv die Politik bestimmt. Es ist ja nicht so, das wir solche Persönlichkeiten nicht vorweisen könnten. Einige davon wurden kurzer Hand entsorgt, andere wiederum degradiert. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Hier liest der Boss mit“ von Robin de Peyer

Hier wurde anscheinend ein zwanzig Jahre alter Artikel ausgegraben und der Begriff „email“ gegen „slack“ ausgetauscht. In dem Artikel ist nur wenig fachlich falsch aber auch so gut wie nichts „slack“ spezifisch. – Moritz Steiner


Leserbrief zu „Lob der Langeweile“ von Josef Joffe

Wer Herausforderungen ignoriert, kann die Langeweile preisen. Sie scheinen es zu genießen, den eigenen Horizont zu begrenzen. Das ist gewissermaßen luxuriös. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

Es ist ja fast schon lustig, dass Sie einerseits (vollkommen berechtigterweise) der Meinung sind, das Thema ​soziale Gerechtigkeit sei im Wahlkampf der SPD viel zu vage geblieben und andererseits ernsthaft denken es wäre in diesem Land mehr Mitte notwendig – die doch in erster Linie nicht für soziale Gerechtigkeit sondern schlichte Wachstumspolitik (oder das sogenannte „Weiter so“) steht. Ebenfalls finde ich es irritierend, wie die „zögerliche Übergabe“ von Gabriel an Schulz die Partei unvorbereitet getroffen haben soll, während er doch weggemobbt worden sein soll. Das sind ja gleich mehrere Widersprüche in sich. Ist es nun zögerlich, also langsam und somit erkennbar? War es eine Übergabe, also ein aktiver Akt, oder wurde er weggedrängt?

Und schließlich halte ich ihre Lesart der links-rechts-Verhältnisse für unterkomplex. Der Aufstieg der AFD ist sicherlich keine eigentliche Verschiebung nach rechts im Sinne der Ideale der Menschen, sondern eben mutmaßlich vor allen Dingen Ausdruck eines großen Ungerechtigkeitserlebens. Und wie vielerorts treffend beschrieben (nicht zuletzt in Ihrer Zeitung) dienen die geflohenen Menschen dann gerne als Blitzableiter. Oder denken Sie ernsthaft, dass der Großteil der Menschen, die beispielsweise bei PEGIDA gelaufen sind tatsächlich die ultraliberale wirtschaftspolitische Agenda der AFD als richtig ansieht? Nein, das glauben sie vermutlich nicht. Und wenn einen Blick ins europäische Ausland werfen, oder auch in die USA, dann werden sie feststellen, dass insbesondere die jüngeren Menschen sehr wohl sehr links gewählt haben (Corbyn, Melenchon, Sanders). Was offensichtlich in Deutschland tatsächlich fehlt, ist eine ernstzunehmende linke Alternative.

Wenn man dann bedenkt, dass die Grünen in rot-grün für sozialstaatlichen Abbau, die Abgeltungssteuer und Kriegseinsätze (ob im Einzelfall richtig oder nicht, sei hier mal dahingestellt) stehen, sind sie wohl für viele klassisch linke nicht wählbar, die linke wird m.E. (berechtigterweise) aufgrund sowohl ihrer Vergangenheit als auch ihrer unglaubwürdigen Führungspersonen (insb. Lafontaine und Wagenknecht, aber auch der Bild-Clown Gysi) von den etwas gebildeteren linken sehr kritisch gesehen. Und ja, die SPD wird nicht mehr als links wahrgenommen. Dazu kommt, dass die SPD-Basis (möglicherweise auch im Kontrast zur Elite) sich davon leiten lassen möchte, was sie für richtig hält und nicht ausschließlich von potentiellen Mehrheiten. Und da, so hoffe ich, schlägt das Herz für etwas mehr soziale Gerechtigkeit, als die Rückkehr zur Parität bei den Krankenversicherungsbeiträgen. Wenn das eine Errungenschaft sein soll, ja dann gute Nacht. – Ferdinand Kosak


Leserbrief zu „»Frauen müssen wir besonders umwerben«“ von Anna-Lena Scholz

… und nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch auf den Wissenschaftsseiten der ZEIT, möchte man Ihrem Beitrag entgegnen. Gleich eingangs ist fünfmal von „Doktoranden“ die Rede, von „einem Zuständigen“, von „Kollegen“ und einem „Begleiter“ – sogar im Kontext dieses Gesprächs sind Frauen „selbstverständlich mitgemeint“, tatsächlich aber sprachlich exkludiert. Ein performativer Selbstwiderspruch, den Sie offenbar gar nicht merken. Regelmäßig ist in der Chancen-Rubrik nur von Doktorvätern und Professoren zu lesen – Sie sind damit ein Teil des Problems. Ich wünsche mir, dass DIE ZEIT es im Jahr 2018 endlich schafft, durchgehend eine geschlechtergerechte Sprache zu verwenden! – Ulrike Matzer


Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer

Meinen Glückwunsch – und Dankbarkeit – für Ihre Entscheidung, die öde Glosse der Fernreisenden durch „Prüfers Töchter“ zu ersetzen! Als Leser möchte ich lesen, und bei Prüfers Texten lohnt es sich sprachlich wie inhaltlich. – Johannes Wilke


Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer

Der Donnerstag ist ZEIT-Tag und am Abend verschanzt sich mein Mann dann hinter dem Zeitmagazin um sich dem Rätsel zu widmen. Nun habe ich auch etwas, worauf ich mich jedesmal freue! Was hat Herr Prüfer wieder aus seinem reichen Erlebnisschatz mit seinen Töchtern zu erzählen? Wunderbar geschrieben, herrlich zu lesen. Das macht wirklich Spass! Weiter so bitte schön. – Barbara Grohé


Leserbrief zu „Ungleich“ von Kolja Rudzio

Herr Rudzio schreibt in „Die Zeit“ vom 18.1.2018: „Es bleibt offen, obwohl die Bundesrepublik gerade die längste Wachstumsphase ihrer Geschichte erlebt.“ Von 1950 bis 1966 hatten wir 16 Jahre Wirtschaftswachstum in der Bundesrepublik. Entscheidend ich auch nicht die Länge (= Zahl der Jahre), sondern das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum. Bis zur „Agenda 2010“ galt Gesamtdeutschland als „kranker Mann Europas“. Das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum von 1991 bis 2002 betrug 1,5% und vom 2002 bis 2017 (= Zeit der Hartz-Gesetze) waren es nur noch 1,3%! Er schreibt weiter: „Das hoch entwickelte Wohlfahrtssystem der BRD, indem die öffentliche Hand mehr als 40% des Volkseinkommens umverteilt …“ Nach der zurzeit aussagekräftigsten Studie „Wer trägt die Steuerlast in Deutschland?

Verteilungswirkungen des deutschen Steuer- und Transfersystems“ (DIW Berlin 2016) waren es im Jahr 2015 13,3 Prozent, die von den oberen 30 zu den unteren 60 Prozent umverteilt wurden, wobei die sozialen Sachtransfers nicht berücksichtigt wurden (siehe Tabelle 3-9 Verteilung von Markteinkommen, Bruttoeinkommen und Äquivalenzeinkommen 2015). Die „Formel“ von Herrn Rudzio Abgabenquote = Umverteilungsquote ist falsch, da zum Beispiel ein Beamten-Ehepaar mit 2 Kindern, wovon 1 Kind Medizin studiert und ein Kind aufs Gymnasium geht, das 20000 Euro Steuern (= Abgaben) bezahlt, durch das kostenlose Studium und den kostenlosen Schulbesuch den größten Teil der Steuern zurückbekommt. Außerdem scheint Herrn Rudzio nicht den Unterschied zwischen Bruttoinlandsprodukt und Volkseinkommen zu kennen, denn die Abgabenquote von 40,5% im Jahr 2017 bezieht sich auf das Bruttoinlandsprodukt und nicht auf das Volkseinkommen. In dem Artikel wird dargestellt, dass 83% des Volkseinkommens an die obere Hälfte und 17% an die untere Hälfte gehen.

Das kann nicht stimmen, denn das kumulierte reale Volkseinkommen (nominale Werte wurden mit dem VPI deflationiert) betrug im Zeitraum 2002 bis 2017 (= Zeit der Hartz-Gesetze) 2529 Milliarden Euro, das kumulierte reale Unternehmens- und Vermögenseinkommen 1860 Mrd. Euro und die kumulierten realen Arbeitnehmerentgelte nur 670 Mrd. Euro. (siehe angefügtes Dokument und Einkommensentwicklung in Deutschland in: Wirtschaft und Statistik März 2008) Außerdem ist nicht die Verteilung des Volkseinkommens entscheidend, sondern die Verteilung vom Nettoäquivalenzeinkommen nach indirekten Steuern. Auch müsste man zudem die sogenannten sozialen Sachtransfers bzw. den Individualkonsum bei den Konsumausgaben des Staates berücksichtigen. (siehe: Einkommensverteilung als Baustein der Wohlfahrtsentwicklung in: Wirtschaft und Statistik Okt. 2012) Der Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte am 14. März 2003 im Deutschen Bundestag: „Alle Kräfte der Gesellschaft werden ihren Beitrag leisten müssen: Unternehmer und Arbeitnehmer, freiberuflich Tätige und Rentner.“ Das war gelogen, denn die SPD leitete mit der sogenannten ‚Agenda 2010‘ die größte Umverteilung – im Zeitraum 2002 bis 2017 waren es über 1 Billion Euro – von den „unteren 80% nach den „oberen 20“ in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein, wofür sie seitdem bei jeder Bundestagswahl zu Recht abgestraft wurde. – Jürgen Heidmann


Leserbrief zu „»Frauen müssen wir besonders umwerben«“ von Anna-Lena Scholz

Wissenschaft könnte alle Probleme lösen
Es liegt jedoch an der Überheblichkeit der Männerwelt, die nur mit Aussagen „Frauenförderung sei Männersache“ brilliert, aber nicht in der Lage ist, wichtige Ergebnisse, wie z.B. von Quantenphysiker Anton Zeilinger „Dort, wo etwas passiert, gibt es keine Determination“ (Dokumenta 2013), zu interpretieren. Denn dieses physikalische Gesetz wirkt ständig, und keiner wendet es an, obwohl man damit Ursachen und Probleme der derzeitigen Flüchtlingskrise lösen könnte. Ich als Frau weiß das, so wie es Lise Meitner damals wusste. Dass dann ein Mann dafür die Lorbeeren eingeheimst hat, beweist, dass es umgekehrt ist: „Männerförderung ist Frauensache“. – Ruth Gehring


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

Was soll denn im Artikel die Behauptung, die SPD sei mögliche Regierungspartei, wenn diese selbst aus ihren Erfahrungen in Merkel-Regierungen den Schluss gezogen hat, dass sie an der Seite dieser Kanzlerin nur weiter dem Verderben entgegengehen wird? Unbestreitbar ist, dass die Wählerschaft die GroKo in zweistelliger Höhe abgewählt hat. Qua Grundgesetz sollen sich die Interessen der Bevölkerung in Parteien sammeln und sich durch diese abbilden. Parteien bestehen aus der Summe ihrer Mitglieder; sie sind nicht Institution an und für sich und insbesondere sind sie nicht Manövriermasse von Medienmeinungen, die allzu oft eben nur dieses sind: Meinungen, Geschmacksurteile, ohne Fundierung. Auch der obige Artikel ist spekulativ, hypothetisch. War nicht erst unlängst festgehalten worden, dass die Presse zu berichten habe, was der Fall ist anstatt ihrerseits Richtungen zu weisen?

Für zwei von drei Merkel-Regierungen hat sich die SPD als Junior-Partner hergegeben, sich entlang der politischen Mitte orientiert, den Kärrner der Regierungsarbeit gemacht, ohne dass dieses durch den Wähler honoriert worden wäre. Im Gegenteil: Der Zuspruch zur SPD ist von Wahl zu Wahl gefallen. Daneben muss die SPD begriffen haben, dass ein Koalitionsvertrag mit der CDU/CSU kaum das Schwarze unter dem Fingernagel wert ist, denn ein Großteil der vereinbarten Projekte wurde durch Taktieren blockiert oder verschleppt. Das Gerede von der politischen Relevanz der Mitte ist doch längst ein alter Hut, wie sich in unseren Tagen so nachteilig zeigt: Bilden sich Cluster in der Mitte, dann gebären diese Monster an den Rändern! Bei einer zunehmend auseinanderklaffenden Gesellschaft wie der unseren ist es an der Zeit, dass sich die Interessen wieder eindeutiger artikulieren und bündeln. Wie sich zeigt, wird die SPD in ihrer derzeitigen Ausprägung den Zuspruch der Wähler nicht mehr erwarten können, so dass es dringend angesagt ist, sich zu konsolidieren, anstatt sich in einer weiteren Merkel-Regierung zu verbrauchen.

Die Konfusion des gewählten Parlaments hat Frau Merkel persönlich zu verantworten: Wer politisch so indolent oder borniert ist, auf eine immer schriller, rassistischer und nationalistischer werdende Pegida-Bewegung mit autokratischer Grenzöffnung für illegal zuwandernde Araber in Millionenhöhe zu reagieren und sich dann verblüfft zeigt, dass diese sui generis Antisemiten sind, der sollte in diesem historisch belasteten Land überhaupt keine Politik machen, schon gar nicht mit der der Gesellschaft stets verpflichtet gewesenen SPD als Steigbügelhalter! Mag Frau Merkel sich in einer Minderheitsregierung verkämpfen, damit sie politisch zu argumentieren lernt, wenn sie sich wechselnde Mehrheiten für ihre Politik suchen muss. – Jutta Tempel


Leserbrief zu „Lob der Langeweile“ von Josef Joffe

….nur, dass die einstmals breite Mitte immer kleiner, immer „mittiger“ wird, um am Ende dann mit einem mittelmäßigen Gehalt von 60.000 Euro netto ganz alleine – natürlich zum Spitzensteuersatz!- „mehr Rente, weniger Abgaben, mehr Kindergeld und weniger Kita-Kosten“ finanziert! Der mittelfristige Tod der Mitte ist somit vorprogrammiert! – Hans Hardenberg


Leserbrief zu „Von wegen Clown” von Heinrich Wefing

DIE ZEIT vom 18. Januar erinnert zum Jahrestag der Amtseinführung von Trump, dass dieser „prahlende Protzer“ nicht alle „Wahlversprechen“ erfüllt hat. Dies gilt auch für den Wahlkampfschwindel, Mexico gebe das Geld für den Bau einer Grenzmauer. Nach einem Jahr ohne mexikanisches Geld meint Trump jetzt, das Mauergeld werde von USA kommen, aber von Mexico „langfristig zurückgezahlt“. Gleichwohl hält sich Trump in seiner abnormalen Selbsteinschätzung bei allem und jedem für den genialsten US-Präsidenten, den es je gab. Diese Einmaligkeit gilt lt. seinem Leibarzt auch für die Lebenserwartung; diese liege mit etwas weniger Leibesfülle bei „200 Jahren“. Dazu habe der Herrgott persönlich Trump die „Gene“ gegeben. Dem „gütigen Gott“ sei Dank, dass es in Amerika ein Amtszeitlimit gibt, das eine solche Lebenserwartung unterschreitet. – Frank Müller-Thoma


Leserbrief zu „Gibt es bald 70 Millionen Euro für die AfD?“ von Anant Agarwala

Was soll der Satz „Die Ambivalenz gegenüber dem Establishment erinnert an die Anfangszeit der Grünen“ ? Wenn man auch nur eine Sekunden darüber nachdenkt, wird doch hoffentlich jedem klar das die Ambivalenzen der Grünen wohl sehr andere als die der Afd waren. Bitte etwas mehr differenzieren. – Simon Camatta


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

Eine sehr gelungene Analyse zur derzeit hoffnungslosen Lage der SPD. Das unfassbare Wendemanöver von Martin Schulz hat ihm jetzt und zukünftig jegliches Mandat entzogen. Hinzu kommen SPD- Forderungen wie „KoKo statt GroKo“, „Bestandsaufnahme nach zwei Regierungsjahren“ sowie „Nachverhandlungen zu den soeben präsentierten Sondierungsergebnissen.“ Geht’s noch? Soll so der verzweifelte Ruf der Kanzlerin nach einer stabilen Regierung erfüllt werden? Es ist weiterhin zu erwarten, dass Neuwahlen den Niedergang der SPD in ihrem derzeitigen Zustand erheblich beschleunigen würden, abgesehen davon, dass Neuwahlen für alle teilnehmenden Parteien ein unkalkulierbares Risiko bedeuten und den Wähler beleidigen würden. Warum also dann keine Minderheitsregierung? Der neu gewählte Bundestag repräsentiert in seiner Zusammensetzung den Willen aller Wählerinnen und Wähler Deutschlands. Warum sollten gute und überzeugende Vorhaben einer Minderheitsregierung, also der Unionsparteien mit knapp 33% Stimmenanteil, keine Zustimmung bei einem Teil der übrigen Parteien finden?

Das Verfahren wäre durchaus demokratisch, unser Grundgesetz sieht es ausdrücklich vor und es funktioniert auch in anderen Ländern. Klar ist nur, dass die dringend notwendige Überzeugungsarbeit zur Mehrheitsbeschaffung schwieriger und arbeitsintensiver wird (Debattenkultur) als ein simples „Durchregieren“ oder „Weiter so.“ Erwartungsgemäß hat sich die Noch- Kanzlerin gegen eine Minderheitsregierung ausgesprochen, aber dies ist kein Merkel- Wunschkonzert sondern primär der Versuch, nach vier Monaten endlich eine Bundesregierung auf die Beine zu stellen. Gleichzeitig böte sich in der anstehenden Legislaturperiode ein ehrlicher Ausweg für die taumelnde SPD, nämlich die personelle und inhaltliche Rundumerneuerung mit überzeugenden Impulsen aus der Opposition. – Michael Deil


Leserbrief zu „Wohin mit unserem Müll?“ von Ruth Fulterer

Sie schreiben das der durchschnittliche Deutsche im Jahr 216 kg Verpackungsmüll produziert. Ich möchte dem widersprechen indem ich sage, ich und wohl fast alle durchschnittlichen Deutschen haben noch nie Verpackungsmüll produziert. Im Gegenteil, und gerade bei Plastikverpackungen ist es doch wohl so das der durchschnittliche Deutsche z.B. im Supermarkt gezwungen wird, diesen von der Industrie produzierten und mit Gewinn verkauften Verpackungsmüll, zu kaufen. Es müsste darum gehen weniger Müll zu produzieren, nicht vom durchschnittlichen Deutschen, sondern von der Industrie. Wir hätten dann weniger zu exportieren. Dann gibt es hier natürlich auch weniger zu verdienen. Man stelle sich vor das die Kinder in Afrika keine Müllberge mehr hätten. – Winfried Köhler


Leserbrief zu „Wo geht’s hin?“ von Laura Cwiertnia und Petra Pinzler

Das Problem der Möchte-gern-Koalitionäre ist wohl das gleiche wie bei der ZEIT. Man zitiert „Expertenmeinungen“, die sich durch größtmögliche einseitige Simplifizierung auszeichnen, hat aber anscheinend die Expertenmeinung aus dem Artikel, der ein paar Wochen früher erschienen ist, wieder vergessen oder weigert sich strikt, selbst mal die Konsequenzen zu berechnen.

So läuft vieles darauf hinaus, dass Energie teurer werden muss – die Zunahme der Stromsperrungen, früher berichtet, wird ignoriert. Oder Hausbesitzer bestraft werden sollen, die keine Dämmmaßnahmen vornehmen – dass die Bauämter mauern, Umbauten nicht immer möglich sind und der Hausbesitzer obendrein auch noch Kapital haben muss, wird vergessen. Oder Leute sollen den ÖPNV oder das Fahrrad benutzen – dass der laut Berichten davor ohnehin jetzt schon am Leistungspoller klebt und Radfahren in den Wintermonaten wohl nur in den Innenstädten geht, die Leute aus verschiedenen Gründen dort aber zunehmend weniger wohnen – geschenkt, muss man nicht berücksichtigen. Was am Wenigsten interessiert, ist anscheinend, ob etwas technisch möglich oder sinnvoll ist. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Zu welchem Arzt würden Sie gehen?“ von Tin Fischer

Tin Fischer berichtet in seinem lesenswerten Artikel über die Selbstdarstellung von Jameda, dass man mit einem automatischen, selbstlernenden Prüfalgorithmus sehr zuverlässig Manipulationen verhindern könne. Solche Wortblasen sollen beeindrucken, einschüchtern und von einer genauen Untersuchung abschrecken. Die WDR-Sendung „Fake-Bewertungen beim Ärzteportal Jameda“ vom 8. November 2017 beweist das genaue Gegenteil. Beliebige Bürger, die in der Kölner Fußgängerzone befragt wurden, haben einem Augenarzt in Bayern, den sie nie gesehen haben, gute oder sehr schlechte Noten erteilt, die dann tatsächlich im Profil dieses Arztes erschienen. Das wäre nicht weiter dramatisch, wenn für alle Ärzte in diesem Portal die gleichen Regeln gelten würden, denn dann wären alle von manipulierten guten, wie von manipulierten schlechten Bewertungen in gleicher Weise betroffen.

Sobald es aber zahlende Kunden gibt und nicht-zahlende, unfreiwillige Teilnehmer, ergibt sich ein völlig neues Bild. Jameda verdient Geld durch seine Portal-Kunden und das Portal verliert diese Kunden, wenn sie trotz deren „Investitionen“ schlechte Noten erhalten. Auf der anderen Seite hat man Interesse daran, neue Kunden zu gewinnen. Wer bisher schlechte Noten hatte, erhofft sich, wie Tin Fischers Statistik zeigt, von einer Mitgliedschaft eine Befreiung von der Negtivbewertung. Es drängt sich der Verdacht auf, dass eine Art von „Schutzgeld“ entrichtet wird, um einer Rufschädigung und der Übervorteilung durch andere Ärzte zu entgehen. Auch das geht aus Fischers Statistik im Artikel hervor.

Gegen Bewertungsportale ist nichts einzuwenden. Aber es müssen für alle die gleichen Bedingungen herrschen und das ist hier nicht der Fall. Wenn bei einem Portal zwei Gruppen von Teilnehmern existieren, von denen die eine Gruppe zahlt und die andere Gruppe nicht, handelt es sich um ein Zweiklassen-Portal. Der Gesetzgeber muss hier endlich klare Verhältnisse schaffen. Welche existentiellen Folgen manipulierte, gekaufte Rankings haben, und genau darum geht es hier, ist im größeren Maßstab von der Finanzkrise im Jahr 2008 bekannt. – Dr. Thorsten Kleinert


Leserbrief zu „Warum … steht der Atom- Deal mit dem Iran auf dem Spiel?” von Michael Thumann

Der Beitrag zählt jene Maßnahmen des Iran auf, die weitere Sanktionen gegen das Land rechtfertigen würden. Die Aufstellung ist durchaus fundiert, gleichzeitig allerdings einseitig. In Fragen der Aufrüstung und der Intervention im Yemen übertrifft Saudi-Arabien den Iran, in der Unterstützung syrischer Milizen liegen beide gleichauf. Es besteh wenig Hoffnung, Frieden durch einseitige Unterstützung der einen Partei gegen die andere herbeizuführen. Hier wird mit dem Feuer gespielt. – Louis Hay


Leserbrief zu „Wohin mit unserem Müll?“ von Ruth Fulterer

In dem Beitrag, bzw. in den zugehörigen Grafiken ist Ihnen ein bedeutender Fehler in der Beschriftung unterlaufen. In der Legende am linken Rand werden die Zahlenangaben als „in tausend Tonnen“ ausgewiesen. Das hieße, dass Deutschland 2016 nach China 564.523 * 1000 t Müll exportiert hätte, also 564 Millionen Tonnen, und sogar Luxemburg hätten wir mit 9.957 * 1000 t, also fast 10 Millionen Tonnen Müll beglückt! Es wären weltweit nur noch Schiffe und Züge mit deutschem Müll unterwegs. Die Legende müsste also richtig mit „in Tonnen“ beschriftet werden. Bei der mittleren Grafik am rechten Rand ist dagegen die Beschriftung „in tausend Tonnen“ richtig: recycelt wurden 3.000 * 1.000 Tonnen Plastik-Verpackungsmüll, also 3 Mio. Der gesamte Plastikmüll betrug nach der Angabe der unteren Grafik 5,92 Mio. Tonnen. Davon lassen sich dann – zum Glück – keine 564.523.000 Tonnen exportieren. Dieser Fehler sollte Ihnen eine Richtigstellung Wert sein. – Rudolf Spiegel


Leserbrief zu „»Ich bin völlig unvernünftig«“ von Hanno Rauterberg

Ist der Erfolg eines Künstlers ein Freibrief? Neo Rauch ist populär, Georg Baselitz auch. Macht sie das zu guten Künstlern? Müssen sie Verantwortung für ihre geistigen Ergüsse übernehmen? Sind sie sich überhaupt bewusst darüber, dass das, was sie da sagen von vielen Menschen gelesen wird? Menschen, die Gehirne besitzen und über das, was ihnen da serviert wird, nachdenken. Beide Künstler verbindet eine überdeutliche geistige Nähe zur neuen Rechten. Neo Rauch spricht von der Verneigung der Linken vor einer rückständigen Wüstenreligion und Genderwahnsinn, Georg Baselitz hält den Bau von Trumps Mauer für sinnvoll. An Geld mangelt es diesen Herren nicht, jedoch manifestiert sich ihr geistiges Vakuum im Werk, das immer und immer wieder das eine, erfolgreiche Bild wiederkäut und sie somit zu Opfern ihrer eigenen Gier macht. Zwei ostdeutsche Maler, die die Linke hassen müssen, weil sie dem Kapitalismus voll und ganz erlegen sind. Ein Trauerspiel. – Julia Keppeler


Leserbrief zu „Warum hasst ihr mich?” von Alexandra Berlin

Der Antisemitismus, wie ihn die Autorin erlebt hat, ist schrecklich und unentschuldbar. Leider vermischt er sich überall heillos mit der allzu berechtigten Kritik an der Politik des Staates Israel. Die arabische Welt unterscheidet da nicht, aber auch hierzulande ist die Politik in diesem Punkt mit Blindheit geschlagen, nur unter dem umgekehrten Vorzeichen. Da zu differenzieren, ist das eine so schwierige intellektuelle Leistung? Ob da jetzt ein „Antisemitismus-Beauftragter“ der Regierung aufklärend wirken kann? – Ernst Hofmann


Leserbrief zu „»Rückgrat, meine Herren!«” von Stephan Lebert

Klasse Interview ! Die Gesprächspartnerin, Iris Berben, konnte jede Frage glänzend parieren. Klare Antworten nach den fast täglichen, oft mühsam konstruierten Enthüllungen und berechtigte Forderungen nach mehr veranwortlichen Positionen für Frauen in der Filmbranche. – Hartmut Wagener


Leserbrief zu „Peking im Regenwald“ von Thomas Fischermann

Vielen Dank für den sehr gut recherchierten Artikel! In den vergangenen Wochen lag der Fokus vieler Tages- und Wochenzeitungen auf den USA, genauer gesagt: Trump. Meistens wird in derartigen Artikeln viel nicht-Lesenswertes berichtet, wie z.B. „Trump twittert dies“, „Trump beleidigt XY“, „Trump verleiht Fake-News Award“ usw. Dabei geschieht doch so viel Berichtenswertes in der Welt… So wie Sie z.B. mit diesem Artikel gezeigt haben. Ich würde mir wünschen, dass in jeder Zeit-Wochenausgabe eine derartige umfangreiche Länderanalyse stünde. Machen Sie weiter so! – Dominik Göhmann


Leserbrief zu „Betäubte Bürger“ von Kerstin Kohlenberg

Ein sehr informativer Bericht! Ich wäre hoch erfreut, in der ZEIT in naher Zukunft etwas über die „Cholesterinlüge“ zu lesen. Dieses Thema schreit nahezu nach Aufklärung. – Robert Cihlars


Leserbrief zu „Wo geht’s hin?“ von Laura Cwiertnia und Petra Pinzler

Vieles geht natürlich viel langsamer, wie der Wirtschaftsprofessor Andreas Lücke richtig sagt, aber nicht wegen der von der Ökolobby ständig angegriffenen Betreiber von Kohlekraftwerken und des von der „Zeit“ lächerlich gemachten Verbandes der Kohleimporteure. Die Energiewende ist überstürzt eingeleitet worden, sie beruht auf falschen Annahmen und deren ideologisch verbrämte Verfechter sind nicht bereit, objektive Kritik zu akzeptieren. Mehr als 50% Strom aus regenerativen Quellen ist nicht möglich, da es nicht immer Wind und Sonne gibt und sich der andere Teil nicht zu vertretbaren Kosten speichern lässt. Diese simple Erkenntnis wird einfach verschwiegen. – Dr.-Ing. Frank Leschhorn


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

Selten habe ich einen solchen Unsinn in solcher Verdichtung in der ZEIT gelesen. Dass die SPD nach der Wahlniederlage in der Opposition ihr Profil schärfen wollte, war nur konsequent. Dass sie sich nun in dieser Zerreißprobe befindet, verdankt sie nicht einem Selbstzerstörungsvirus, sondern dem Umstand, dass sie aus staatspolitischer Verantwortung zur einer Kehrtwende gezwungen wurde. Dafür sollten wir ihr großen Respekt zollen! Sie schreiben, dass eine Mehrheit der Deutschen ‚linke‘ Themen wie eine nachhaltige, gerechte und auskömmliche Staatsfinanzierung und andere Gerechtigkeitsthemen nicht interessiert. Ja, geht es noch? Und dass die SPD in ihren Gerechtigkeitsthemen zu abstrakt war. Dann schauen Sie sich doch bitte mal das sehr konkrete und zukunftsweisende Steuerkonzept der SPD an. Einfacher ist es natürlich, den Menschen vorzugaukeln, dass der Staat auskömmlich finanziert sei und man die Steuerentlastung der Mitte (und damit auch der Spitzenverdiener) einfach aus der Portokasse zahlen kann. Wehe, wenn die Zinswende wieder kommt und der schöne Staatsüberschuss wie der Schnee in der Sonne schmilzt.

Und, aha, der arme Olaf Scholz, ein Mann von unbestrittenem Können, einfach untergebuttert. Wo hat er denn dieses Können bislang demonstriert? Ich kenne kein zukunftsweisendes Konzept von ihm. Liegt es vielleicht bei der ZEIT in der Schublade? Und zu allem Jammer muss auch noch Helmut Schmidt mit seiner praktischen Vernunft zum Schluss herhalten. Die ZEIT selber hat doch zum Jahresauftakt (zurecht) darauf hingewiesen, dass es zur nachhaltigen Lösung immer drängender werdender Zukunftsprobleme größerer Sprünge – oder sprachen Sie nicht gar von Utopien – bedarf. Kann es sein, dass Giovanni di Lorenzo einfach mit der gegenwärtigen politischen Situation überfordert ist? – Matthias Gruner


Leserbrief zu „Warum hasst ihr mich?” von Alexandra Berlin

Ich kann schon verstehen, dass das Thema Sie sehr belastet. Auch mich hat dieses Thema sehr beschäftigt als über zweitausend Menschen in Gaza von israelischen (oder jüdischen?) Kampfbombern ermordet wurden. Allerorten wurde zu recht eine deutliche Distanzierung der Muslime vom islamistischen Terror gefordert während andererseits niemand auf die Idee kam eine ebenso deutliche Distanzierung der jüdischen Bürger in Deutschland vom israelischen Bombenterror zu verlangen. Und die sind in Deutschland besser organisiert als die Muslime. Mir wäre keine kritische Äusserung des Zentralrates der Juden bekannt. Nicht mal eine öffentliche Auseinandersetzung innerhalb dieses Gremiums. Oder eine Auseinandersetzung über eine Siedlungspolitik, die immer wieder Öl ins Nahostfeuer giesst?

Ich habe dieses Schweigen nie verstanden und mich deshalb um ein Gespräch mit Vertretern einer jüdischen Gemeinde hier in der Gegend bemüht, da ich leider keine jüdischen Bekannten habe. Das Ergebnis unseres Gesprächs war so frustrierend wie aufschlussreich. Mir wurde erklärt, dass dieses Land den Juden eben gehöre. Das stehe in den heiligen Schriften und sei damit wahr. Insofern sei es auch keine Besetzung, wenn palästinensisches Siedlungsgebiet annektiert werde. Israels Politik sei somit rein defensiv zum Schutz der Bürger. Der jüdischen natürlich. Und da sind wir beim Punkt, den Sie in Ihrem Artikel auch tunlichst vermieden haben: es gibt keine Unterscheidung zwischen jüdischer und israelischer Politik, da es sich bei Israel um einen „Gottesstaat“ handelt. Religion und Politik sind derart verbunden, dass eine wahre politische Alternative in Israel nicht existiert. Schon deshalb ist es komplett falsch von Israel als von einem normalen Rechtsstaat zu sprechen. Im Zweifelsfall siegt immer die religiöse Legitimation der Thora. Das auserwählte Volk ist eben das auserwählte Volk. Kann man nichts machen, die anderen gehören halt nicht dazu, Pech gehabt – beschweren Sie sich bei Gott! Der Begriff eines „säkularen Juden“ ist für mich insofern einfach nur Augenwischerei. Solange ein Staat seine Interessen mit einer Religion begründet handelt er ausgrenzend, spalterisch und im Zweifel unmenschlich. Dies betrifft alle religiösen Staaten, ob Saudi-Arabien, Iran oder Israel!

Und auch die Unterscheidung von „Israelkritik“ und „Antisemitismus“ ist deshalb meist politisch hinterlegt und hat so viele unterschiedliche Bedeutungen, wie es Interessen gibt: die Diskussion ist komplett anders konnotiert in Frankreich, Deutschland, Südamerika oder in arabischen Ländern. Hat das palästinensische Kind nicht recht, wenn es sagt, dass die Juden immer Tod und Zerstörung bringen? Ja, hat es! Und ist der Deutsche, der behauptet, dass die Juden zu viel Einfluss haben, kein Antisemit? Doch, ist er! Eine Lösung? Die gibt es dann, wenn die Religion auch aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung keine praktische Rolle mehr spielt und eine Politik zum Tragen kommt, die die gleichen Rechte aller Menschen auf der Welt und nicht die eigene Religion zur Grundlage macht. – Achim Hauck


Leserbrief zu „Lob der Langeweile“ von Josef Joffe

Ihr Autor spricht von einer demokratischen Politik die Maß und Mitte bewahren muss. Ich seh sie leider nicht. In Deutschland wird der Bürger vor vollendete Tatsachen gestellt. Für mich kann von Demokratie keine Rede sein, solange er nicht mitgenommen wird. Trotz der freien Wahlen und einer parlamentarischen Demokratie. Umso mehr muß der Bürger in Zukunft sein politisches Gehirn schärfen – das fängt schon bei den Kreis- und Gemeindewahlen an. Der Bürger muß seinen Vertreter in Zukunft besser einschätzen können, ehe er seine Stimme verdient. Ein gutes Aussehen und ein freundliches Gesicht ist zu wenig. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Grokotopia“ von Bernd Ulrich

Ihr Artikel bringt das mehr als flaue Gefühl beim Blick auf Berlin gut auf den Punkt. Das Fundament bröselt, aber die Akteure verhandeln, welches Zimmer neu gestrichen werden soll. Zwischen hohlen Worten ist beängstigende Stille. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

In diesem Jahr werde ich 40 Jahre lang SPD-Mitglied sein. In diesen Jahren habe ich auch gelernt, was es heißt, politische Verantwortung zu ertragen. Aber, so ist es im wahren Leben immer; es gibt nicht immer nur eine Sicht. Erst recht in der jetzigen Frage einer „großen“ Koalition. Hier greift auch keine Kategorie von „richtig“ oder „falsch“.

Anders, als sich viele Menschen denken, die sich in der politischen „Mitte“ verorten, gibt es keine Politik, die sich rein rational entwickelt. Die wenigen Experten-Regierungen, die es einmal gab, z.B. in Italien unter Romano Prodi, haben sich letztlich auch nicht als Modell durchsetzen können. Dieses Ideal ist auch sehr deutsch und wurde vor allem von Bismarck propagiert, deren Grundlage sich in Kant und der politischen Philosophie des 19. Jahrhunderts wiederfindet. Die Rationalität findet sich meist erst in der Regierungsarbeit ein, wo ein möglichst hohes Maß wünschenswert ist. Die politische Irrationalität aber ist der Motor jeder politischen Bewegung und der wichtigste Antrieb für politische Anpassungen und Veränderungen. Es ist ein bischen so, wie mit Weihnachten. Erst der Wunschzettel erzeugt die Triebkraft für das Geschenk, das zwar dann wiederum der Rationalität des Preises und dem Wünschenswerten unterliegt. Aber die Freude an dem Geschenk entwickelt sich erst aus dem Wunsch danach.

In ihrem Streben nach der politischen Rationalität der Mitte haben sich zunächst die SPD mit Schröder und zuletzt die CDU mit Merkel ihrer „irrationalen“ Anteile entledigt, die sich folglich in selbstständigen Parteien wiedergefunden haben. Beide, SPD und CDU haben damit ihren Status als Volkspartei aufgegeben, da zu diesem Status gehört, die politische Irrationalität in eine rational begründete Politik umsetzen zu können. Deswegen ist es auch kein Wunder, wie sich die politischen Partner in CDU, CSU und SPD jetzt in der Mitte finden. Eine ähnliche Entwicklung gab es auch in der Weimarer Republik, in der es den Parteien der mitte nicht gelang, die jeweils radikaleren Gruppen in ihrem jeweiligen Lager integrieren zu können. Die Zentrumspartei kam viel zu spät und war noch der Illusion verfallen als Minderheit die NSDAP 1933 kontrollieren zu können. Was Östereich heute auch so eindrücklich zeigt, ist, dass sich das Wachsen radikalerer Kräfte durch eine stabile politische Mitte aufhalten oder verhindern lässt. Ich bin sicher alles andere als ein Freund der FPÖ, aber der Schritt des Sebastian Kurz, die FPÖ in eine Mitte-Rechts-Regierung einzubinden solange die ÖVP noch Mehrheits- und Führungspartei ist, war allerhöchste Eisenbahn. Es ist auch ein strategischer Fehler der SPD gewesen, in der letzten Legislaturperiode nicht den Mut zu einer Rot-Rot-Grünen Regierung gehabt zu haben. Es wird auch ein strategischer Fehler sein, dass die CDU nicht mit der AfD zusammen geht. Die beiden Parteien der Mitte haben langfristig nur wieder eine Chance zur jeweiligen Volkspartei, wenn sie ihre jeweiligen radikaleren Flügel und Partner in eine Realpolitik integrieren können. Die Einbindung dieser Kräfte in Frankreich damals mit den Kommunisten, in Dänemark oder auch in Israel mit den rechtsradikalen Kräften zeigt, dass diese dann nicht größer werden.

Natürlich sind wir heute nicht in einer Weimarer Situation; aber schon jetzt wird doch deutlich, wie instabil unser politisches System wird, wenn wir meinen, irrationale politische Anteile vom Regieren ausschließen zu müssen. Mit einer erneuten „Groko“ weiter zu warten, bis diese radikalen Anteile so groß werden, dass sie nicht mehr zu halten sind, macht keinen Sinn, ein Schicksal, wie ich es für Sachsen-Anhalt möglicherweise schon zur nächsten Landtagswahl aufziehen sehe. Was soll denn dann geschehen, wenn die Parteien der Mitte, wie sie sich jetzt gefunden haben nicht einmal mehr eine eigene Mehrheit gegenüber rechts und linksradikal zustande bekommen? Augen zu und „es wird schon nicht so schlimm kommen“? Ich denke doch, mit einer erneuten „Groko“ wird es so schlimm kommen. – Michael Parbs-Dalitz


Leserbrief zu „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser!“ von Evelyn Finger

Das Gespräch von Herrn Pater Anselm Grün und Herrn Nikolaus Schneider bewirkte, ob ich Ihrer Zeitung und den beiden Herren des Dialoges über das Vertrauen nicht eine besondere Geschichte aus meinem Leben zusenden sollte. Hierbei berührt es besonders die Bereitschaft, sich auf GOTT einzulassen. Denn das schönste Geschenk, welches wir von dem Schöpfer-GOTT bekommen haben, ist das Vertrauen in IHN. Mit diesem Urvertrauen können wir wagen, was uns ansonsten, eben ohne dieses Vertrauen, verwehrt bleibt, wir nicht etwas mehr wagen, als wir uns normalerweise oder vernünftigerweise zutrauen würden.

In einem katholischen Elternhaus bin ich aufgewachsen. Die Kinder, die ich mit Holger, mit dem ich seit 1975 verheiratet bin, gemeinsam habe, sind mittlerweile alle erwachsen und die drei Ältesesten haben selber bereits wieder Kinder. Und es ergab sich, dass der Vater im Himmel mir eine neue Aufgabe zugedacht hat. Auf welche Weise dieses geschah und wie es kam, dass ich mein ganzes Vertrauen, ja mein Leben IHM anvertraute, das möchte ich Ihnen in zwei meiner Niederschriften zukommen lassen. Ob Sie annehmen können, was ich festgehalten habe, weiß ich nicht zu sagen. Wenn es jedoch ein Redaktionsmitglied geben sollte, welches neben allen Zweifeln neugierig geworden ist, mehr zum Geschehen zu Beginn des dritten Milleniums seit der Geburt des Retters der Welt, JESUS CHRISTUS zu erfahren, würde ich Ihnen von einer besonderen Weihnachtsgeschichte und einer Begebenheit, die sich in Paris zugetragen hat, die Texte zusenden. ´Neugier genügt`heißt es immer wieder im WDR 5, um mehr Wissen zu erlangen. Theologie habe ich nicht studiert, bin also von daher unbelastet. In den letzten Jahren schlage ich öfter die Heilige Schrift auf und freue mich, wenn ich eine Stelle finde, die ich aus meinem Leben her verstehen und begreifen kann. Die Gedanken der Überschrift zum Dialog habe ich bisher nur umgekehrt gehört. Es lohnt, darüber nachzudenken. Das Leben bringt seine eigenen Erkenntnisse zum Vertrauen. Das Beste ist das Vertrauen in GOTT. Alle meine Niederschriften sind in Rom, einige bei der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn. Bei GOTT, das glaube ich, ist nichts unmöglich. Davon schreibe ich seit Mitte des Jahres 2010.

P.S.: Am Mittwoch vor Heiligabend 2017 unterhielt ich mich mit einem Meister und seinem Schüler über GOTT. Der Wunsch des Meisters, dem ich mich mit der Frage genähert hatte: „Was wünschen Sie sich im Moment am meisten?“ war: „Dass die Menschen umkehren und ihre Sünden erkennen.“ Ich fragte zurück: „Bekennen?“ „Nein“, erwiderte er, „erkennen.“ – Beinahe zwei Stunden unterhielt ich mich mit dem betagten Meister, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Dessen Schüler hatte sich nach etwa einer dreiviertel Stunde zu uns gesellt. Es war in der Schuhabteilung des Kaufhofs in Bonn. Wie rasch die Zeit im Gespräch verflogen ist. Als ich auf den Münsterplatz hinaustrat, war es schon beinahe ganz dunkel und fröhlich leuchteten die vielen bunten Lichter des Weihnachtsmarktes und weihnachtliche Wohlgerüche erfüllten die Luft. Heute habe ich die letzten Weihnachtssterne weggeräumt. Von meinem Enkelsohn (zwei Jahre alt) habe ich, noch in der Weihnachtszeit, ein Päckchen Luftschlangen für Karneval geschenkt bekommen. – Christel Gratz


Leserbrief zu „Ende der Schonzeit“ von Elisa Hoven und Michael Kubiciel

Das ist ein Beitrag nach meinem Geschmack. Den Autoren sei Dank. Sie haben das Problem an der Wurzel gepackt. Die Firmen wiegen sich schon zu lange in Sicherheit. Die Verantwortung der Firmen wurde aus den Augen verloren, weil die Gerichte mit Personal besetzt sind, die Ihre eigene Gesetzgebung nur noch vom hören sagen kennt – etwas übertrieben aber im Kern nicht verkehrt. Eine Firma scheint für Sie nur ein abstraktes Gebilde zu sein. Deutschland hat mehrere solcher Baustellen. Ihre Autoren werden mit ihrem Beitrag auch nicht weiterkommen. Das ist wie in Stein gemeißelt – es wird sich nichts ändern. Das kann nur von innen heraus kommen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Betäubte Bürger“ von Kerstin Kohlenberg

Ganz am Ende erreicht der Artikel auch Deutschland. Tatsächlich ist Deutschland von der Opioid-Epidemie der USA noch entfernt. Aber der Trend ist auch hier eindeutig: Es werde von Jahr zu Jahr mehr Opioide bei Nichttumor-Schmerzen verschrieben und immer häufiger erreichen Opioide die falschen Patienten, Patienten mit Suchtproblemen in der Vorgeschichte, mit erheblichen psychischen Problemen, Patienten, die nach der in Deutschland geltenden Leitlinie nicht mit Opioiden versorgt werden sollen.

Noch problematischer erscheint, dass die wissenschaftlichen Fachgesellschaften sich nicht eindeutig distanzieren und die Situation in Deutschland bagatellisieren. Es könnte so einfach sein: spätestens nach 12 Wochen wird überprüft, ob die Einnahme von Opioiden zu einer wesentlichen Schmerzlinderung und vor allem zu einer Steigerung der körperlichen und psychosozialen Aktivitäten geführt hat. Falls nein: wird das Opioid wieder entwöhnt. Das passiert aber meist nicht. – Prof.Dr. Marcus Schiltenwolf


Leserbrief zu „Über den Geist von 1968“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Mit großem Vergnügen lese ich stets Ihre Kolumne, so auch die vom 18.1.! Umso mehr betrübt es mich, dass Sie als seriöser Journalist es unterlassen lassen haben, die Zahl „496“ nachzurechnen; gestatten Sie mir daher ein wenig Nachhilfe in elementarer Arithmetik:
Die Summe der Zahlen von 1 bis N berechnet sich zu N*(N+1)/2; im Falle von Frau Lewina ist N = 31, also:
31*32/2 = 31*16 – und das ist in der Tat gleich 496! (Die obige Formel soll dem berühmten Mathematiker Carl Friedrich Gauß übrigens schon im zarten Grundschulalter geläufig gewesen sein …) – Ansgar Heuser


Leserbrief zu „»Ich bin völlig unvernünftig«“ von Hanno Rauterberg

Herrn Baselitz‘ Marke, den Gravitationspunkt seiner Kopfübermalerei um 180° verdreht ins kosmische All zu verlegen, mag ja noch ganz originell gewesen sein. Sein Versuch, im Interview mit Hanno Rauterberg seine Weltsicht in gleichsam verkippter Weise darzulegen scheitert deshalb, weil er stets bei 90° rechts hängen bleibt. – Norbert Klenke


Leserbrief zu „Perpetudumm mobile” von Gero von Randow

Leider haben Sie meinen verehrten Landsmann Schiller falsch zitiert! Er schrieb nicht „gegen die Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens“ sondern „mit der Dummheit kämpfen…..“ und meinte damit „im Bunde mit der Dummheit“, wie aus dem Zusammenhang des Textes aus der „Jungfrau von Orléans“ klar hervor geht. Dass dieser Fehler ausgerechnet in einem Artikel über die Dummheit passiert, ist schon recht pikant! – Klaus Bernhardt


Leserbrief zu „Betäubte Bürger“ von Kerstin Kohlenberg

Der Artikel ist einer in einer ganzen Reihe von Nachrichten,die die Schmerzbehandlung mit Oxicodon gänzlich negativ darstellen.Gibt es ihrer Meinung nach kein Interesse an den positiven Seiten? Ich habe nach jahrelanger Leidenszeit hier in Deutschland in den USA endlich eine Schmerzbehandlung mit Oxycodon bekommen und es geht mir heutzutage besser als je zuvor. Ich habe über 3 Jahre die Dosis kontinuierlich herunterfahren können und bin nicht süchtig.Wie im Artikel bemerkt, ist Übelkeit eine Begleiterscheinung und hält definitiv davon ab, mehr Tabletten als unbedingt nötig zu nehmen. Und Rauschzustände habe ich nicht erlebt. Heute habe ich zwar noch Tabletten für eventuelle Notfälle im Haus, aber diese überschreiten regelmäßig das Verfallsdatum. Vielleicht machen Sie sich mal die Mühe, das Thema neu zu bewerten ? Ich bin ja sicherlich nicht die einzige Person,die ihre Lebensqualität durch Oxycodon zurückbekommen hat und nicht süchtig geworden ist. – Ines Hubold


Leserbrief zu „»Ich bin völlig unvernünftig«“ von Hanno Rauterberg

Dem Baselitz-Interview stimme ich in weiten Teilen zu. Georg Baselitz hatte das Glück, in die politisch gewünschte West-Kultur-Landschaft zu passen. Im Gegenzug wurde die Ost-Kunst pauschal diffamiert! Gab und gibt es denn in der Bundesrepublik keine Polit-Kunst ?? Welche Ost- Künstler auf den Müllhaufen gehören, oder die Zeit überdauern, sollte Herr Baselitz die Geschichte beurteilen lassen. Scharfen Widerspruch erfordert allerdings Baselitz Beleidigung seiner ehemaligen Ost-Kollegen, wie Bernhard Heisig, Werner Tübke oder Willi Sitte, als “ Arschlöcher“! Wahrscheinlich erforderte die künstlerische Arbeit in Ostdeutschland mehr Standhaftigkeit als die beliebige Westkunst. Immerhin beschäftigten sich die DDR-Maler mit der Darstellung des Menschen, -auch des arbeitenden Menschen -, während die Westkunst blutleere Abstraktion feierte und Polit-Schamanen wie Joseph Beuys hinterherlief! – Olaf Reisson


Leserbrief zu „Von wegen Clown” von Heinrich Wefing

Was Heinrich Wefing über Trump schreibt und worüber Sie schon oft berichtet haben, ist bittere Wahrheit und verdient volle Aufmerksamkeit. Umso verwunderter bin ich über Pro und Con zu ‚Was hat Trump geleistet ?‘ in den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) N° 16. Zu Con stellt Roswitha Bruder-Pasewald dar, was man in seriösen Zeitungen lesen kann und sollte. Zu Pro listet Udo Stark alternative facts auf und beschimpft Trump-Kritiker in populistischer Manier. Sein ‚Schluss mit Trump-Bashing‘ ist Gauland pur, er agitiert wie ein Kommissar für Volksaufklärung und Propaganda. Die kommentarlose Wiedergabe von Pro und Con erinnert an Trumps Twit nach der Ermordung einer Demonstrantin durch ein Ku-Klux-Clan-Mitglied. Dieser Verrat an den Grundsätzen des unabhängigen Journalismus als Vierter Gewalt offenbart Versagen oder Fehlverhalten des BNN-Chefredakteurs, daher werde ich diese Zeitung nicht mehr lesen. Schade um die guten Journalisten der BNN, und schade um deren Leser ohne lokale Alternative. Die ZEIT bringt seit eh und jeh Pros und Cons zu wichtigen aktuellen Themen und dient so der Aufklärung, kein ZEIT-Redakteur würde jedoch ein Trump-Pro mit alternative facts und populistischem Schmäh vorlegen. – Gerd Gudehus


Leserbrief zu „Ungleich“ von Kolja Rudzio

Vielen Dank für Ihren Artikel zum zur Zeit viel Beachtung findenden Thema. Leider bleibt die Analyse häufig sehr oberflächlich. Sie haben dagegen einige wichtige Aspekte ausgeführt die nur zu oft fehlen. Diese Vergleiche sind aber auch in anderer Hinsicht fragwürdig.
Zum Szenario: „… vor mehr als hundert Jahren, als der Mann mit der Pickelhaube herrschte. “ (Ihr Artikel) möchte ich noch anmerken, dass die soziale Situation der unteren zehn Prozent in absoluter Betrachtung verglichen mit jener heute zeigt, dass der Konsum heute größer, die Lebensrisiken geringer, die Lebenserwartung höher und die materiellen Möglichkeiten zum Aufstieg viel besser sind als vor hundert Jahren. Daran haben auch … „Die Globalisierung und der technische Fortschritt … “ (ihr Artikel) einen Anteil. – Andreas Pohlan


Leserbrief zu „Warum hasst ihr mich?” von Alexandra Berlin

Die Frage ist, wie das, was sich da als Hass geriert, ursächlich zu verstehen ist. Das gilt sowohl individuell als auch gruppenbezogen. Tatsächlich ist es unmöglich, Menschen zu hassen, die man gar nicht kennt. Und pauschale Definitionen von Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit führen in keinem Fall zu gerechten Verhaltensweisen. Was also ist der Hass, mit dem versucht wird, andere verächtlich zu machen, angesichts dessen, dass wir ein sich von uns unterscheidendes Gegenüber brauchen, um uns selbst überhaupt erkennen zu können, wirklich?

Dazu möchte ich zwei Punkte erwähnen: 1. Dieser Hass ist ein uneingestandenes, auf andere projiziertes Defizit eigener Lebensorientierung und beruht 2. auf einer Überbewertung kollektiver Zugehörigkeiten. Beide Punkte bewirken das Verharren in passiven Grundhaltungen bei gleichzeitigem Aktionismus zur Verteidigung eben solcher Haltungen. Individuell lässt man damit negative Identitäten zu, d. h. man identifiziert sich so lange durch die Ablehnung anderer, bis man nur noch als allein bzw. in der eigenen Gruppe agierender Heroe übrigbleibt. Alles, was nicht der rauschhaften und vorweggenommenen Selbstbestätigung dient, blendet man dann aus seinem Weltbildkonstrukt aus und beraubt sich damit der offenen und erfolgreichen Verständigung mit anderen. Menschsein geht anders. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Schon fertig?“ von Peter Dausend und Matthias Geis

Es ist wahrlich ein Kreuz mit der deutschen Sozialdemokratie. Jahrzehntelang verunglimpft als vaterlandslose Gesellen durfte man sich im Burgfrieden mit den wilhelminischen Kriegstreibern im August 2014 endlich als staatstragend beweisen. Wen scherten da noch vollmundige Erklärungen zur “ internationalen Völkerverbrüderung“ gegen den Krieg gut eine Woche vorher. Der Kaiser wollte es so, die Sozis folgten. Im November 1918 konnten sich dann die biederen Parteiführer Ebert und Scheidemann endlich so richtig staatstragend zeigen, auch wenn die Republik nicht so richtig gewollt war. Aber immerhin gelang es doch, durch den Einsatz von rechten Freikorps und Resten der Reichswehr die revolutionären Arbeiter- und Soldatenräte zu vernichten und die Revolution abzuwürgen. Davon hatt sich die deutsche Arbeiterbewegung nie erholt. Es war schon Karl Liebknecht, der verzweifelt konstatierte: „Die SPD hat uns verraten.“ Für ihn mit tragisch-tödlicher Konsequenz, ebenso wie für Rosa Luxemburg.

Die deutschen Studenten und die ApO nahmen die Aussage später wieder auf. Die SPD tolerierte Brüning und machte sich so handlungsunfähig, fast wie in der Ära Merkel. Staatstragend bis zur Machtübernahme der Nazis und dem folgenden Parteiverbot. Auch nach 1949 wollte die SPD auf Bundesebene gern staatstragend sein, klappte aber lange nicht so recht, weil die Teilung Deutschlands und der Kalte Krieg den Konservativen die wohlfeile Sozialismuskeule – „Freiheit statt Sozialismus“ das Wahlkampfmotto der CDU 1976 – an die Hand gab. Nur wollte die SPD doch schon gar nicht mehr sozialistisch sein! Nur staatstragend. Und bald eine 15-Prozent Partei. Egal, ob GroKo oder nicht. Es ist schon ein Kreuz mit den Sozis. – Bernd Guth


Leserbrief zu „Betäubte Bürger“ von Kerstin Kohlenberg

Das Dossier von Frau Kohlenberg zum Thema Opioidmissbrauch in den USA und die unrühmliche Rolle eines Pharmaunternehmens bei dessen katastrophaler Entwicklung liest sich zunächst interessant. Leider bleiben für mich als langjährig tätigem Schmerzmediziner einige Aspekte dieser Entwicklung unerwähnt. Quasi „Leitsubstanz“ dieser Opioidepidemie ist die Substanz Oxycodon (eine deutsche Erfindung aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts). Purdue hatte mit seinem Präparat OxyContin © dabei den prominentesten Markennamen-war aber nicht der einzige Hersteller. Zudem kommt in der USA u.a. eine weitere, umsatzstarke Substanz hinzu (auch ehemals aus deutschen Retorten): Hydrocodon, das sich vor allem in Kombinationspräparaten findet. Dieser Abkömmling des Morphins trägt ebenfalls zur massenhaften Verordnung von Opioiden bei.

In den späten 80er und frühen 90er Jahren des letzten Jahrhunderts war im übrigen unter den Schmerzmedizinern in den USA und Europa eine regelrechte Euphorie in Bezug auf die Anwendung von Opioiden allgemein ausgebrochen-dies galt insbesondere für deren Anwendung bei Schmerzen, die nicht durch Krebs ausgelöst waren. Purdue und andere Unternehmen, wie z.B. Janssen als Erstanbieter von Fentanyl-Schmerzpflastern, hatten diese Entwicklung geschickt genutzt, sie aber nicht ausgelöst. Dass in den USA die Zahl der durch ärztliche Verordnung initiierten Opioidabhängigkeit weiter ansteigt, hat Gründe, die wahrscheinlich im amerikanischen Gesundheitssystem und seiner Patienten liegen. Auch wenn in Deutschland die Zahl der Patienten, die Opioide auf Rezept missbrauchen, auch weiterhin zu hoch ist: hier hat bereits vor 10 Jahren eine äußerst kritische und bisweilen heftig geführte Debatte über den Einsatz dieser Substanzgruppe begonnen, die nicht zuletzt zu einer offiziellen Leitlinie zu deren Anwendung bei Patienten ohne Krebserkrankungen (LONTS) geführt hat.

Es wird in Deutschland aus mehreren Gründen kein Szenario wie in den USA geben. Vor allem aber darf es hierzulande nicht dazu kommen, daß wir eine hochwirksames Werkzeug gegen Schmerzen wieder verlieren, weil es durch fehlerhafte Verordnung und Anwendung in der Vergangenheit so diskreditiert wurde, daß es denen, die es brauchen, aus Furcht vor Suchtmissbrauch –erneut- vorenthalten wird. Purdue zieht sich übrigens in Deutschland langsam aus dem Geschäft mit Opioiden zurück-die Zentrale der deutschen Tochter Mundipharma in Limburg wird Ende 2018 geschlossen. – Dr. Thomas Hofmann


Leserbrief zu „Warum hasst ihr mich?” von Alexandra Berlin

Antisemitismus unter arabischen und persischen Flüchtlingen
Der Erfahrungsbericht von Alexandra Berlin über die antisemitische Einstellung vieler arabischer Flüchtlinge hier in Deutschland ist eindrücklich und verstörend. Auch mir sind im Kontakt mit arabischen und persischen Flüchtlingen in meinen Deutschkursen und in der ehrenamtlichen Betreuung immer wieder antisemitische und die Existenzberechtigung Israels bestreitende Äußerungen begegnet. Man kann den Flüchtlingen aus totalitären oder diktatorischen Ländern, in denen der Holocaust geleugnet wird, im Zweifel ihre Unkenntnis des Holocaust nicht vorwerfen. Aber wir Deutsche müssen gegen jegliche antisemitische Ressentiments oder sogar Übergriffe einschreiten – sowohl auf politischer als auch zivilgesellschaftlicher Ebene. Im Kontakt mit Flüchtlingen kann man von entsprechenden Geschehnissen (z. B. Berlin) erzählen, man kann auf dem Weg zum Arzt oder zur Behörde bei Stolpersteinen kurz stehenbleiben, man kann bei der Stadtführung zur Synagoge gehen oder im Deutschkurs mit einfachen Worten von unserer deutschen Vergangenheit erzahlen. Es gibt vielfältige Möglichkeiten! – Gisela Rohde


Leserbrief zu „»Ich bin völlig unvernünftig«“ von Hanno Rauterberg

Was soll dieses andauernde Gerede über sein „Nichtkönnen“ und sein ständiges Meckern über die anderen, unfreien Künstler? Sein Stil ist schon lange bestätigt und erfolgreich in Geldkreisen. Ist das seine alternative Show? Er ist ein Vertreter des grob-zeichnerischen Stils, das Pinselschlags – mehr nicht. Das bringt die Haltung des Malens am Boden so mit sich. Er kratzt und schabt – alles Tun soll großformatige Vitalität suggerieren. Aber er ist nicht der einzige Zeitgenosse, der diese Malhaltung und Materialbehandlung so zelebriert. Und schon gar nicht ihr Erfinder. Dass auf dem Kopf hängende Bilder das Objekt (Motiv) ausblenden, ist doch Quatsch. Sonst wäre es nicht als ein solches zu erkennen. Ich jedenfalls unterwerfe mich nicht dem Diktat, den Kopf zu neigen, um ihn zu verstehen. Am Boden liegende Bilder sieht er sowieso von allen Seiten. Was hat das alles mit Widerspruch gegen eine gleichgeschaltete Presse und Herrenmenschen zu tun? Über seine wackelig gemalten Figuren ließe sich ja streiten. Den Widerstand, den diese oder ihre zeichnerischen Kürzel ausdrücken sollen, sehe ich nicht. Vielleicht sind es ja die neuen Anführer: Auf dem Kopf tanzende Sachsen. Seine Malerei ist doch lesbar. Er folgt seinem inneren Vergnügen, an allem vorbei zu malen. Es ist eine rhythmisierte, grob formale und im Motiv zeichnerische Malerei. Jede Räumlichkeit wird vermieden.

Alles andere liegt im Auge des Betrachters. Leider wird es oft getrübt durch die Andichtungen des Kunstbetriebs. Er sollte altersweise erkennen, dass er heute keine Chance mehr hätte. Ich erinnere mich noch gut an die Köln-Düsseldorfer Kulturdominanz, die sich damals an den Westdeutschen Hochschulen und im Kunstmarkt breit machte. Er gehörte ja dazu. Damals galt: Wer zeichnen oder malen konnte, wurde nicht genommen. Heute frage ich mich: Wem hat das genutzt? Prof. Hans Werner Schmalenbach hat vor langer Zeit zu mir gesagt: „Wir sind eine Mafia. Wen wir nicht wollen, den nehmen wir nicht.“ Er war ja ein Baselitz-Verehrer. Und Baselitz war nur kurz ein Outsider. Viele gute Künstler sind an diesen Vorbedingungen gescheitert, weil sie nicht anerkannt wurden und ein schlechtes Leben hatten. Das sollte Baselitz klar sein. Jetzt scheint sein Pinselstrich braun gefärbt zu sein. Er traut sich nicht wirklich zu sagen, was er denkt. Er sitzt in seinem eigenen Karton. Dabei ist ihm Österreich sicherer als Deutschland. Ein deutscher Großkünstler und Poltergeist hat Angst vor der Realität. So kann’s kommen. Ich bin seinen Arbeiten immer mit Respekt begegnet. Da er aber selber gerne austeilt, muss er das abkönnen. – Heinz Rolefs


Leserbrief zu „Warum hasst ihr mich?” von Alexandra Berlin

Auch ich habe es bei meinen Reisen in den Libanon, in die Westbank und nach Gaza erlebt, wie von arabischer Seite Hitler gelobt wurde wegen der Ermordung der Juden; Bekannte von mir machen auch heute diese Erfahrung – incl. Hitlergruß. Sie haben recht, wenn Sie beklagen, dass die Integrationskurse für die Geflüchteten keine Konzepte besitzen zur der komplizierten Frage des Staates Israel, zum Thema Antisemitismus. In den Lehrwerken, die in den Orientierungskursen eingesetzt werden, wird das Thema nur allgemein gestreift.

Ich habe mit einem Integrationskurs, in dem auch syrische Geflüchtete lernten, einen Besuch im Jüdischen Museum Berlins gemacht. ( Mein Vorschlag wurde von allen TN einstimmig angenommen). Während des Rundgangs entdeckten die syrischen TN mit Verwunderung, wie viele kulturelle und sprachliche Gemeinsamkeiten zwischen ihrer arabischen Kultur und der jüdischen existierten. Einige Wochen später, bei der Verabschiedung des Kurses, bedankten sich die syrischen TN extra dafür, dass ich mit ihnen in das Jüdische Museum gegangen war. Zwei von ihnen sind noch einmal allein dorthin gegangen. Sie haben viel Mut aufbringen müssen, mit den Geflüchteten aus den arabischen Ländern als Jüdin zu diskutieren. Warum die arabischen Staaten bis heute ihren Hass auf den Staat Israel und „die Juden“ predigen, bis hin zum alltäglichen Schulunterricht – der „Sündenbock“, der das Versagen der arabischen Staaten bei der Lösung der Konflikte, die verlorenen Kriege, einfach verschleiern soll? – Angelika Ezzeldin


Leserbrief zu „»Das kann nicht mehr lange so weitergehen«” von Felix Rohrbeck

Alles was liberalisiert wird, findet irgendwann ein Ende. So geht es auch unter anderem mit der Politik. Die steht auch vor ihrem Ende. Der Ökonom Moritz Schularick hat den Beweis durch eine empirische Untersuchung erbracht. Wenn man vom Fach ist brauchte es eine solche Untersuchung nicht. Die so beliebte Liberalisierung hat auch seine zwei Seiten. Die Wissenschaftler oder Fachjournalisten, die das fordern, übersehen dabei, der Bürger muß für die Liberalisierung letztendlich die Zeche zahlen. Das ist auf allen politischen Feldern nicht anders. Das sind auch meine Erfahrungen. In Singapur, wo ich auch lebe, ist die Liberalisierung deswegen eingeschränkt worden und das mit großen Erfolg. Ich gehe also noch weiter als der Ökonom Schularick. Es wird gar nicht ausbleiben, daß das bald sein Ende hat. Der Fall wird auch dramatischer eintreten als viele glauben mögen. Die Fallhöhe hat heute eine ganz andere Dimension. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Ist der anschwellende Streit um den jungen Simon Strauß völlig aus der Luft gegriffen?” von Ijoma Mangold und Antonia Baum

Diesmal haben vom Zeitgeist autorisierte Denk- und Sprachpuristen, selbst zu keiner einzigen Zeile Poesie fähig, Strauß’ens Text seziert und seinen „Flirt mit rechts“ entlarvt! Und nächstes Mal – Goethe? „Wanderers Nachtlied“ z. B.? Welch Abgrund von „Männlichkeit“ tut sich dort auf! Ein einziges weibliches Hauptwort! „Gipfel“ romantisierender Blut-und-Boden-Lyrik, gedichtet – natürlich nicht – im roten, sondern grün(braun)en Herzen Deutschlands, wo ein bekannterAfD-Hardliner „herumraunt“! „Warte nur, balde, ruhest du auch“ kann also nur bedeuten: nehmt euch in Acht, ihr linken Gesinnungsethiker! Wenn sie dereinst die gesamte Weltliteratur zeitgeisthygienisch gereinigt haben, können sie den spärlichen Rest zu einem einzigen Joint rollen und rauchen und mit einem letzten Feuerwerk ihre aufgeblähten grauen Zellen verbrennen! Vielleicht zieht dann, wenn’s eigentlich längst zu spät ist, Vernunft in ihre Köpfe ein und besetzt (dauerhaft) den neu entstandenen Freiraum? – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Die Deutschen können nicht flirten“ von Pascale Hugues

So ist es! Catherine Denauve bringt es auf den Punkt. Allein die Aufgeregtheit mancher Medien ist typisch deutsch. Entweder fällt er mit dem Schwanz ins Haus, oder er hat nichts vernünftiges zu sagen. Schönes Wetter haben wir heute………. Der Araber hat die Probleme nicht, weil die Frauen ohnehin dem Mann gehören – sagt man. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „»Ich bin völlig unvernünftig«“ von Hanno Rauterberg

Das Interview mit Georg Baselitz zeigt mir nochmals, wie in den 60er Jahren die 68er Generation unter Rudi Dutschke (Goebelsschnauze) unser Land verändert hat. Der anschließende Sturm auf die Institutionen war generalstabsmäßig geplant. Damit war die Macht gesichert. Die vernünftigen Intellektuellen haben nicht erkannt was da auf uns zukommt. Auch die Aussage, das unsere Demokratie in Wirklichkeit undemokratisch ist kann ich sehr gut verstehen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Zu welchem Arzt würden Sie gehen?“ von Tin Fischer

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel über jameda gelesen, da ich mit dem Portal schon sehr spezielle eigene Erfahrungen gemacht habe. Ich hatte meinen Orthopäden (kein jameda-Kunde!) im Oktober 2016 sehr ausführlich als exzellenten Facharzt bewertet. Die Bewertung wurde von jameda geprüft und veröffentlicht. Ein halbes Jahr später bekam ich von jameda eine E-Mail mit dem Hinweis, man müsse meine Bewertung auf Authentizität prüfen. Hierzu solle ich über einen Portalzugang meine Mobiltelefon-Nr. mitteilen. Ich bekäme dann ein Passwort zugesandt unter dem ich wiederum auf jameda die Korrektheit meiner Bewertung bestätigen könne. Diesen Hinweisen bin ich gefolgt. Nach meiner Bestätigung bekam ich jedoch von jameda eine weitere E-Mail zugesandt und es wurde mir mitgeteilt, dass meine Bewertung technische Unplausibilitäten enthielte und gelöscht werden müsse. Ich habe daraufhin an jameda eine E-Mail geschickt, in der ich gegen dieses Verfahren protestiert habe. Ich hatte nämlich für den selben Arzt bereits 3 Jahre zuvor eine Bewertung hinterlegt. Nach Ablauf dieser 3 Jahre hatte mir jameda vorgeschlagen, eine aktuelle Bewertung des Arztes zu hinterlegen, durch die die alte Bewertung gelöscht würde. Das hatte ich im Okt 2016 gemacht. Insofern hatte mich jameda bereits kontaktiert und musste mich „kennen“. Es kam aber keine Reaktion. Ich muss an dieser Stelle noch darauf hinweisen, dass von jameda grundsätzlich anonyme E-Mails mit Firmensignatur ohne Bearbeiternamen kommen.

Ich war über diese Abfuhr so verärgert, dass ich alle E-Mails und meine Bewertungen von 2013 und 2016, die ich noch als WORD-Datei besaß, mit handschriftlicher Unterschrift zwecks Hinweis auf meine Autorenschaft und Anschreiben an Herrn Dr. Florian Weiß, den Geschäftsführer von jameda, geschickt habe. Ich hatte erwartet, daraufhin von einem GF auf Firmenpapier eine unterschriebene Antwort zu bekommen. Weit gefehlt: Es kam wieder eine anonymisierte E-Mail mit der Information, ich hätte meine Autorenschaft hinreichend nachgewiesen und die Bewertung werde wieder veröffentlicht. Es ist schon erstaunlich, dass in dieser „Firma“ niemand mit seinem Namen für seine Aktivitäten Verantwortung übernimmt. In meinem beruflichen Umfeld steht jeder Verfasser eines Briefes oder einer E-Mail mit seinem Namen zum Inhalt des Schreibens.

Da ich in Vorbereitung meines Schreibens alle Bewertungen meines Orthopäden gelesen hatte, war mir aufgefallen, dass er in einer sehr schlechten Bewertung als „Dr. T.“ bezeichnet worden war. Das ist jedoch gar nicht der Anfangsbuchstabe seines Namens. Darauf hat jameda jedoch gar nicht reagiert. Eine offensichtlich für einen anderen Arzt geltende Bewertung wurde nicht gelöscht. Zudem wurde in einer schlechten Bewertung von „Fehlbehandlung“ gesprochen. Auch der Hinweis prallte unkommentiert an jameda ab. Da es sich keinesfalls um eine Meinung, sondern um eine falsche Tatsachenbehauptung handelt, müsste hier eigentlich der Justiziar tätig werden. Aber so funktioniert jameda: Schlechte Bewertungen bleiben stehen, um den Arzt zu einem Kunden zu machen. Und hervorragende Bewertungen werden geklaut mit dem selben Ziel. Das wird in den meisten Fällen funktionieren, weil sich kein Patient die Mühe macht, an die jameda-GF zu schreiben. Und was ich am erstaunlichsten finde, ist die schlichte Tatsache, dass die Ehefrau von Hubert Burda eine Ärztin ist. Ist eigentlich mal jemand auf die Idee gekommen, Frau Dr. Maria Furtwängler zu Ihrer Meinung über diesen Umgang mit Ihren (Ex-)Kollegen zu interviewen? – Renate Born


Leserbrief zu „»An Deiner Stelle würd ich mir in Die Hose scheissen, das meiner Tochter auch mal was passieren könnte.«” von Richard Gutjahr und zu „Facebook will das Private wieder betonen. Zuckerguss und Selfie statt Politik. Es flieht damit vor seiner Verantwortung“ von Götz Hamann

Es gibt meines Erachtens eine ganz einfache Lösung für das Problem rechtswidriger Beiträge: So wie jede Privatperson und jedes Unternehmen für die Inhalte ihrer/seiner Websites einschließlich aller Blogs, Diskussionsforen und Werbebanner straf- und zivilrechtlich verantwortlich ist, so sollten auch Facebook, Google etc. für die Inhalte ihrer Websites straf- und zivilrechtlich voll haftbar gemacht werden – insbesondere finanziell. Jedes Anzeigenblättchen in Kleinkleckersdorf muss seine Seiten – auch seine Online-Seiten – zumindest rudimentär redaktionell betreuen. Und das soll man von Facebook, Google etc. nicht verlangen dürfen? Erforderlichenfalls müssen Facebook, Google etc. eben alle Beiträge, bevor (!) sie zur Veröffentlichung freigegeben werden, durchsehen und schon im Vorfeld Drohungen, Hassreden, Fake News und Fake Videos, Beleidigungen, Verleumdungen etc. löschen. Das ist meines Erachtens keine Zensur, sondern eine rechtsstaatliche Selbstverständlichkeit. Facebook, YouTube etc. sind meines Erachtens auch keine „öffentlichen“ Räume, sondern Privatunternehmen mit dem offensichtlichen und – gemessen an den Taten, nicht an den Worten ihrer Gründer und Haupteigner – hauptsächlichen Ziel der Gewinnmaximierung. – Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Perpetudumm mobile” von Gero von Randow

Mit stillem Vergnügen habe ich die Glosse von Gero von Randow gelesen. Warum ein Telefon mit Kleincomputer als ’smartphone‘ bezeichnet wird, habe ich übrigens nie verstanden. Vielleicht bin ja ich einfach zu dumm dazu. Jedenfalls läuft das Ding bei mir seit jeher unter der Bezeichnung ‚dumbphone‘, was meiner Meinung nach besser zutrifft. – Wolfgang Schuele


Leserbrief zu „»An Deiner Stelle würd ich mir in Die Hose scheissen, das meiner Tochter auch mal was passieren könnte.«” von Richard Gutjahr die Aufzeichnungen von Richard Gutjahr dokumentieren die große Macht der sogenannten sozialen Netzwerke, vor allem die destruktive.

Mir stellt sich schon seit längerem die Frage, warum so viele Menschen und Institutionen diese Macht fahrlässig durch ihr Verhalten steigern. Und die Medien helfen den Netzwerken dabei, übrigens auch die ZEIT. Fast unter jedem Artikel platziert ZEIT-online die Logos von Facebook und Twitter. Auch öffentlich-rechtliche Sender kommunizieren mit ihren Nutzern über die sozialen Netzwerke und rufen dazu auf, per Facebook oder per Twitter Kontakt zu den Redaktionen aufzunehmen. Sie verstoßen jedes Mal gegen ihre eigenen Werberichtlinien. Jeder dieser Aufrufe zur Kontaktaufnahme über Facebook und Twitter stärkt die Macht der Netzwerke, ohne dass die etwas dafür bezahlen müssten.

Jede Bitte, die sozialen Netzwerke zu nutzen, ist nichts anderes als unentgeltliche Werbung. Das wäre in etwa so, als wenn das ZDF seine Besucher darum bäte, doch vom Bahnhof bis zum Lerchenberg einen Mercedes-Shuttle-Dienst in Anspruch zu nehmen. Das wäre natürlich unerlaubte Schleichwerbung. Warum ist es anders, wenn Leser, Zuschauer und Hörer ständig mit den Markennamen Facebook und Twitter bombardiert werden? Und das Irre ist, dass die Netzwerke mit jeder Erwähnung reicher werden, weil wir deren Monopole festigen. Und alle machen mit. In fast jedem Fernsehfilm denken sich die Produzenten Fantasienamen für die Suchmaschinen aus, gleichzeitig nennen die Redaktionen für ihre eigenen Kommunikationszwecke die sozialen Netzwerke mit Klarnamen und manifestieren ohne Not deren Macht. Wer soll das verstehen? – Hans-Gerd Martens


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

Herzlichen Dank für diesen Artikel. Ich möchte ihm noch eine andere Betrachtung anfügen: im Jahr 2016 hatte die SPD 432.700 Mitglieder, aber bei der Bundestagswäher 9.539.381 Wähler. Als erfolgreiche Partei sollte man darauf achten, dass man nicht nur seinem Klientel (den Mitgliedern) entspricht, sondern auch seinen Wählern. Das gilt bestimmt in gleichem Maße für die CDU. Beide verfolgen eine andere Politik, als die, die von ihren Wählern erwartet wird. Die CDU hat dabei möglicherweise noch ein anderes Problem: Frau Merkel ist noch nicht einmal ihren Mitgliedern zugewandt, weil sie im Grunde ihres Herzen eine andere Politik verantworten will. Deshalb freut sie sich über eine Koalition, der sie die Politikveränderungen zuschiebt. An das Märchen von der „GROKO“, die der Partei, übrigens egal welcher, schadet, glaube ich nicht. Es sind die Abweichungen von bisherigen Politik, die zu anderem Wählerverhalten führt! – Johannes Barth


Leserbrief zu „Von wegen Clown” von Heinrich Wefing

Der Autor geht nicht weit genug in seiner Einschätzung der Trump-Präsidentschaft. Trump war und ist keine Überraschung. Wenn nicht dieser Trump, so wäre es ein anderer oder eine andere gewesen, der oder die den vorläufigen Höhepunkt des moralischen und politischen Zerfalls des Landes verkörpert und vorantreibt. Amerika selbst entlarvt sich durch seinen Präsidenten, der seinerseits seinen Landsleuten den Spiegel vorhält: verwöhnt, verdummt, verwahrlost. So lässt ein Gemeinwesen seine Ideale in einer Oligarchie verkommen, berauscht sich an Selbstinszenierungen ohne Inhalt und fährt um sich selbst drehend vor die Wand der Geschichte. – Willi Goldstein


Leserbrief zu „Warum hasst ihr mich?” von Alexandra Berlin

Mit Interesse habe ich Ihren Beitrag in der ZEIT über Antisemitismus unter Geflüchteten oder allgemein auch unter muslimischer Bevölkerung in Deutschland gelesen. Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der sich der gesellschaftlichen Verantwortung von Führungskräften widmet und wir arbeiten mit unserem Projekt „meet2respect“ genau an diesem Thema. So organisieren wir u.a. gemeinsame Unterrichtsbesuche von Imamen und Rabbinern in Schulklassen mit mehrheitlich muslimischen Schüler*innen und in Willkommensklassen. Die beiden Religionsvertreter treten sozusagen Hand-in-Hand auf und sprechen sich gemeinsam gegen Antisemitismus bzw. allgemein die Diskriminierung Andersgläubiger aus.

Es ist also keineswegs so, dass es solche Begegnungen nicht gäbe. Allerdings nicht in besonders großem Umfang. Wir organisieren ca. 35 solcher Begegnungen pro Jahr, derzeit beispielsweise in der Friedenauer Schule in Berlin, die im vergangenen Jahr Schlagzeilen machte, als ein jüdischer Schüler aufgrund des Mobbings seiner muslimischen Mitschüler die Schule verließ. Wir organisieren jetzt mit 3 Klassen Unterrichtsbesuche von Imam-und Rabbiner-Tandem mit anschließendem Besuch in einer Synagoge und einer Moschee. Unsere öffentliche Förderung für das Projekt beläuft sich auf ca. 5000 Euro. Es wäre für uns schon vorstellbar, das ganze auszuweiten und flächendeckend solche Besuche im Islamunterricht an Berliner Schulen durchzuführen. Aber dafür müssten wir Halbzeit- oder Vollzeitstellen schaffen und das war bislang nicht möglich. Was den Nah-Ost-Konflikt anbetrifft, so verfassten wir auf Anregung der jüdischen Beteiligten vor zwei Jahren eine Grundsatzerklärung, die von zahlreichen Religionsvertretern unterzeichnet wurde. http://meet2respect.de/islam-judentum/grundsatzerklaerung/

Zur Wahrheit gehört allerdings, dass sich inzwischen jüdische Vertreter damit schwerer tun als muslimische und dass von jüdischer Seite wir weitaus mehr Vorbehalte gegenüber muslimischen Beteiligten zu hören bekommen, während das umgekehrt bislang noch nicht der Fall war und wir bei allen muslimischen Religionsvertretern bislang offene Türen eingerannt sind (im Gegenteil zu unseren Begegnungen zum Thema Homosexualität, wo dies etwas anders aussieht…). So weit erst einmal. Vielleicht haben Sie ja Interesse, einmal an einer unserer Begegnungen teilzunehmen und darüber zu schreiben? Demnächst sind wir übrigens mit einer Gruppe schwuler und lesbischer Führungskräfte in einer mehrheitlich von Palästinensern besuchten Moschee zu Gast. Die sagten uns, dass sie gerne bereit wären, Begegnungen zwischen Jugendlichen mit der Jüdischen Gemeinde zu ermöglichen. Leider besteht auf Seiten der Jüdischen Gemeinde in Berlin dazu kein Interesse. – Bernhard Heider


Leserbrief zu „Warum hasst ihr mich?” von Alexandra Berlin

Verantwortlich, dass sich Auschwitz nicht wiederholt
In den 1970er Jahren, der ‚bleiernen Zeit‘, der Herausforderung durch die RAF, setzten wir Deutsche uns auch mit unseren Verbrechen am jüdischen Volk auseinander. KZ-Überlebende stellten sich in den Schulen dem Gespräch mit jungen Deutschen, die am Ende erklärten: „Wir sind nicht zwar schuld an diesen Morden, wir sind aber verantwortlich, dass sich Auschwitz nicht wiederholt.“ Die Zahl jüdischer Deutscher war damals so gering, dass sich niemand einen neuen Antisemitismus vorstellen konnte. Wenn er sich aber dennoch zeigte, reichte in der Regel als Gegengift: „Antisemitismus ist Antirassismus“. Heute aber nicht mehr. Als Folge unseres hochherzigen „Wir schaffen es“ sind auch arabische Flüchtlinge zu uns gekommen. Sie bringenden Hass ihrer Region auf Israel mit und verbünden sich mit deutschen Antisemiten, so dass der Bundestag meinte, er müsse einen Antisemitismus-Beauftragten bestellen.

Ist das klug? Ich meine, die Keule „Antirassismus“ müsste reichen, denn sie schützt auch die eingewanderten Muslime, deren Heime in einer dreistelligen Zahl schon in Brand gesetzt wurden. Den Syrern und Irakern begreiflich zu machen, dass ein demokratischer Staat die Menschenrechte gegen Gewalttäter wie einst der RAF schützen kann, wäre ein erster Schritt. Der zweite könnte sein, alle, besonders die neu Angekommenen, zum Einsatz für den weltweiten Frieden zu verpflichten. Die verschiedenen Völker müssen bei uns lernen zusammen zu leben und den inneren Frieden Europas in ihre Heimat zurückzutragen. Als Lehre aus Auschwitz. – Helmut Mehrer


Leserbrief zu „Alles neu!“ von Andreas Sentker und Christiane Grefe

Das Hauptproblem der Agrarpolitik liegt in ihrer Widersprüchlichkeit, um nicht zu sagen Verlogenheit: Seit Jahrzehnten wird das Ideal der bäuerlichen nachhaltigen Landwirtschaft in Festreden beschworen und gleichzeitig durch die Agrarsubvebtionen der Strukturwandel zu größeren Betrieben, zur Spezialisierung und zu einfacheren Fruchtfolgen befördert. Schon die Produktsubventionen haben den Weg zur heutigen Landwirtschaft sehr unterstützt, die heutigen Flächensubventionen erhöhen den Zwang von „wachse oder weiche“ und unterstützen zum Schaden von Natur und Ökologie die Technisierung zugunsten der Agrarchemie und Agrartechnik. Wie hätte sich die Landwirtschaft entwickelt bzw. wie würde sie sich entwivkeln können, wenn man statt der Flächensubventionen eine Arbeitskraftsubvention eingeführt hätte? Das würde mindestens mittelgroßen bäuerlichen Familienbetrieben das wirtschaftliche Existenzminimum sichern ud frei machen zu Aufgaben der Kulturlandschaftspflege sowie zu mehr ökologischer, nachhaltiger und standortgerechter Bodenbewirtschaftung und artgerechterer Tierhaltung. Vermutlich wäre die Arbeitskraftsubvention auch noch billiger zu gestalten, auf jeden Fall wäre sie hinsichtlich naturverträglicher Landwirtschaft effektiver. – Dr. Artur Behr


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

„Die stolze spd vom Selbstzerstörungsvirus befallen“, das könnte doch sein. Unter den Schmuddelkindern der Politik gibt es ja auch die Meinung, das viele Jahre maßgeblich von Sozialdemokraten mitgestaltete Deutschland sei von eben jenem Virus befallen (Viren sind halt ansteckend). Die Laune einer Schrumpf-SPD möchte ich für meinen Teil -bei derzeitiger Ausrichtung der Partei- durchaus sehr gerne erleben. Das Elend der SPD: sehr vorsichtig, in homöopathischer Dosis, von Ihnen beschrieben. Eine Menge Wähler sind in der Tat nicht wegen fehlender Parität in der Krankenkassenfinanzierung davongelaufen, sondern wegen der beängstigenden Migrationspolitik, die von der SPD übernommen und noch forciert wurde. Aber da das nicht sein darf, versucht man diese Wähler mit finanziellen Anreizen zurückzukaufen. Ob das gelingt ? Der Parteitag hat jetzt entschieden. Die Urabstimmung der Parteimitglieder ist noch für eine „Brexit-artige“ Überraschung gut.

Schon interessant, wo diese Entscheidungen fallen. Ganz bestimmt nicht im Parlament. Ich bin nicht naiv genug anzunehmen, 750 Parlamentarier würden aushandeln, wen sie zum Kanzler wählen. Aber warum wird das nicht in den Meetingräumen des Parlaments von Mitgliedern der jeweiligen Fraktionen verhandelt und von den Fraktionen entschieden ? Stattdessen entscheidet die Parteibasis und die gewählten Abgeordneten schauen aus dem Fenster und warten auf Anweisung, wie sei gefälligst abzustimmen haben. In dieser extremen Ausprägung erinnert diese Mißachtung des Parlamentarismus von ferne irgendwie an das Verhältnis von SED-Parteitagen und Befugnissen der Volkskammer in der DDR, oder finden Sie nicht ? – Dr. Peter Hencken


Leserbrief zu „Grokotopia“ von Bernd Ulrich

Umbrüche und Widersprüche
Das tief sitzende Unbehagen politischer Verantwortungsträger, sich mit Widersprüchen auseinanderzusetzen und damit ihre Wählerschaft zu irritieren, lässt sie diese ständig glätten oder gar gänzlich negieren. Es erscheint daher paradox, dass sich in Zeiten wachsender Umbrüche eine disruptive Kreativität gerade darin zeigt, Widersprüche zu produzieren und aus ihrer Spannung neue Wege zu erschließen. Nahezu naiv hat M. Schulz seine SPD in ein solches Spannungsfeld kreativ zu nutzender Widersprüche geführt. Aber reicht das „Unnormale“ dieser Perspektive bereits, um aus dem „Selbstmordkommando“ der anstehenden Koalition statt einer parteiinternen Spaltung in etwas Neues zu „springen“? – Dr. Wolfgang Klöckner


Leserbrief zu „Zu welchem Arzt würden Sie gehen?“ von Tin Fischer

Glückwunsch zu Ihrem Artikel über das Geschäftsgebaren von Jameda. Wegen einer grotesken Beurteilung meiner eigentlich angesehenen internistischen Facharztpraxis habe ich gegen Jameda geklagt. Dabei stellte sich heraus, dass der Urheber der Denunziation überhaupt nicht in meiner Praxis gewesen war. Jameda mußte die Bewertung löschen. Soviel zur Sorgfalt im Umgang von Jameda mit der Wiedergabe von “Fakten”. Man könnte Jamedas Strategie als moderne Form mafiöser Erpressung interpretieren. Als Vorsitzender des internistischen Berufsverbands BNFI e.V. werde ich Ihren Artikel in unserem Rundschreiben zitieren, vG und Dank für Ihre journalistischen Beiträge insbesondere auch zur derzeitigen Politik. – Dr.P.Schmied


Leserbrief zu „Vorstellungsgespräch bei einem Bot“ von Lisa Kreuzmann

Personalarbeit, Jobvermittlung bei der Verdummung vieler Jugendlicher sollten heute ein muß sein. Als ehemaliger Unternehmer weiß ich ein Lied davon zu singen. Unsere Sprache sollte dabei im Blickpunkt stehen. Damit die Bewerber unsere Sprache wieder fehlerfrei zu Papier bringen können. Ich habe da tolle Sachen erlebt. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Über den Geist von 1968“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Sie sind ein intelligenter Mensch und hätten nicht gekniffen nachzuprüfen, ob 496 die Summe der Zahlnreihe von 1 bis 31 ist, wenn Sie einen guten, praxisorientierten Mathematikunterricht bekommen hätten. Unter der Rubrik „Rechne geschickt“ gibt es zwei einfache Methoden:
Methode 1: Anstatt 31 Zahlen untereinander zu schreiben und sie zu addieren, kann man Zahlenpaare bilden, die zusammen 30 ergeben, also 1+29, 2+28, 3+27 … 14+16. Das sind zusammen 14 Paare mit der Summe 30, ergibt also 14×30=420. Es fehlen jetzt nur noch die 15, die 30 und die 31, summiert also 76. Diese müssen wir nun noch zur 420 hinzuzählen und kommen auf 496.
Methode 2: Wir bilden aus den 31 Zahlen 3 Zehnerblöcke, also 1 bis 10, 11 bis 20, 21 bis 30 und berechnen nach dem gleichen Prinzip passender Zahlenpaare die Summe jeder Zehnerreihe. Also (1+9) + (2+8) + (3+7) + (4+6) + 5 +10 = 55. Beim zweiten Zehnerblock müssen wir nun nur noch 10×10=100, beim dritten Zehnerblock 10×20=200 addieren und kommen für die Summe von 1 bis 30 auf 55+155+255=465. Es fehlt nun noch die 31, die Sie locker „im Kopf“ addieren können: 465+31=496.
Braucht man nicht, um glücklich zu sein? Richtig. – Albert Linder


Leserbrief zu „Ungleich“ von Kolja Rudzio

Sie zitieren Herrn Fratzscher, dass die Ungleichheit alleine durch Umverteilung zu senken, gescheitert ist. Ja, ich gebe Ihnen recht, allein mit Umverteilung ist es nicht getan, aber ohne Umverteilung wird die Ungleichheit niemals kleiner werden. Das sieht auch Herr Fratzscher ein, wenn er für ein Chancenerbe für alle (Zeit online 27.12.17) eintritt, dass durch eine signifikante Erhöhung der Erbschaftssteuer um 9%-Punkte finanziert werden soll. Oder wenn er im Deutschlandfunk (16.11.17) argumentiert, dass „eigentlich genug für alle da ist“, dass aber äußerst ungleich verteilt bei den Einkommensbeziehern ankommt. Es ist schon merkwürdig, wie verkrampft er argumentiert, nur um der Umverteilung nicht das Wort reden zu müssen. Wenn Sie die Tageszeiten aufschlagen, lesen Sie „Erfolgsgeschichten“ von den Tafeln, die händeringend nach Mitarbeitern suchen, weil die Zahl der Bedürftigen so sehr gestiegen ist. Der Anteil der Beschäftigten im Niedriglohnsektor hat sich von 1996 16,4 % auf einem Niveau von 22,6 % stabilisiert. Von diesen Löhnen können Sie keine Familie ernähren. Im Zeitraum 2000 – 2009 stiegen die Löhne um 8, das BSP um 38 und die Geldvermögen um 167 Mrd EUR. Pro Jahr!

Eine gerechte Verteilung allein über Marktmechanismen und durch Tarifverhandlungen wird nicht zu erreichen sein. Der Staat muss den Mindestlohn so weit heraufsetzen, dass zum Lebensabend keine Altersarmut droht. Er muss die öffentlichen Ausgaben in Bildung, Infrastrukur und Klimaschutz rasant erhöhen – was Beschäftigung schafft – und dies durch eine Erbschaftssteuer, die diesen Namen auch verdient, und eine Vermögenssteuer der wirklich Reichen sowie einer Erhöhung des Spitzensteuersatzes für Privatpersonen finanzieren. Nur dann wird es gelingen die negativen Auswirkungen des Kapitalismus auf unsere Gesellschaft so zu mindern, dass keine Spaltung der Gesellschaft mit radikalisierten politischen Rändern droht. Insofern ist übrigens die drohende GroKo das Schlimmste, was auf uns zukommen kann. – Rüdiger Weigel


Leserbrief zu „Die Meersalz-Grenze„ von Felix Dachsel

Sie hätten sich „Für“ das Salz aus der Guěrande entscheiden sollen! Es hätte Ihren kulinarischen Horizont erheblich erweitert! – D.Krimmel


Leserbrief zu „Duzen oder siezen?“ von Anna von Münchhausen und Pia Frey

Horst Buchholz, der bekannte internationale Schauspieler und seine Frau haben sich auch während der Ehe nur gesiezt. Gefragt, ob das nur eine Marotte sei? Ganz und gar nicht. Es schafft die nötige Distanz, um das Liebesleben auf Dauer aufrechtzuerhalten. So sollte das die Tochter auch sehen. Wie Sie wissen werden, die Amerikaner kennen das förmliche Sie in ihrer Sprache nicht. Um jede Auseinandersetzung zu vermeiden, schlage ich daher vor, vielleicht sollte die Tochter das Land wechseln. Das hat auch den Vorteil, daß die Mutter-Kindbeziehung noch intensiver wird als sie ohnehin schon ist -,setze ich mal voraus. Und die Eltern können jedes Jahr eine schöne Reise unternehmen. Ich würde die Nord-Ostküste der USA vorschlagen, dort wird die Tochter fast gar nicht merken, das sie in einem anderen Land lebt. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „»Rückgrat, meine Herren!«” von Stephan Lebert

Das Interview lese ich mit gemischten Gefühlen. Ich kann mich noch gut daran erinnern als Frau Berben in den ersten Sexfilmen mitwirkte. Das will ich nicht mit den jetzt vorgeworfenen Anschuldigungen vergleichen. Aber damals wird es auch zu ähnlichen Vorfällen gekommen sein. In Deutschland werden die Protagonisten zweimal bestraft, obwohl es nur Anschuldigungen sind. Das ist moralisch viel höher zu bewerten als die Verdächtigung. Damit wird die Pressefreiheit schamlos missbraucht. Denn der Journalist weiß sehr genau, daß er die Existenz des Betroffenen damit zerstört hat. Auch Ihre Redaktion hat dazu beigetragen. Das sollten Sie lieber den Staatsanwalt überlassen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Jetzt liefert er auch noch“ von Georg Blume und Mark Schieritz

Taz – Frau, Frau Herrmann sagte vor 2 – 3 Monatwen in einer TV-Talk show Frankreich sei seit Schröders Agenda in der Produktivität um 20% hinter Deutschland zurückgeblieben und hätte kaum eine Chance dies in absehbarer Zeit aufzuholen, selbst wenn der große Meister seine Agenda (die von Schröder?) durchkriegt. Wenn es solche Zahlen aus halbwegs seriösen Quellen gibt, wäre es schon hilfreich sie dem Psychohipe gegenüberzustellen, da „psycho“ ja auch schon mal ganz schnell vergeht siehe der Schulzhipe. – Dieter Herrmann


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

Warum brauchen wir die große Koalition? Auch ich meine, für die SPD wäre das die falsche Wahl. Wenn die SPD etwas für Deutschland tun will, ließe sich das sicher auch gegen eine Minderheitsregierung der CDU/CSU im Verein mit den anderen Oppositionsparteien, mit Ausnahme der AFD und vielleicht auch der FDP, durchsetzen. Möglicherweise käme für Deutschland dann tatsächlich eine Politik für alle, im Namen der „Gerechtigkeit“, die wir durchaus gebrauchen können, zustande. Zudem wäre die CDU/CSU, und namentlich Frau Merkel, dann gezwungen, sich mal etwas zu bewegen und nicht das Politikmachen der SPD zu überlassen, um dann davon zu profitieren. Warum soll gute Politik nicht mit wechselnden Mehrheiten zu erreichen sein? Ein Versuch wäre das allemal wert. Eine Koalition ließe sich im Laufe der Legislaturperiode immer noch bilden, sollten wir tatsächlich im Chaos und der Unregierbarkeit versinken. – Detlef Koß


Leserbrief zu „Was erlauben Auba?“ von Johannes Dudziak

Aus meiner Sicht müsste man Aubameyang so lange auf die Tribüne setzen, bis er entweder wieder spielt oder der Vertrag ausläuft. Oder er kündigt und verzichtet eben auf sein Gehalt. Es ist eine Unsitte, dass Fußballer denken, durch Arbeitsverweigerung Wechsel erzwingen zu können. Da muss ein Verein einfach mal zeigen, dass er der Arbeitgeber ist. Auch, wenn das Geld und Kraft kostet. Für Fußballer haben auch die üblichen Regeln des Arbeitsmarkts zu gelten. – Dr. David Wolff


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

„ Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest“ lautet der Titel eines bekannten Buch-Bestsellers zum Thema Beziehungen und Partnerschaften. Dass da vom Prinzip her etwas dran ist, selbst in der Politik, führt uns spätestens seit der Agenda 2010 die SPD vor Augen. Nahe des Selbsthasses und der Selbstverachtung taumelt sie, nicht zuletzt aufgrund der durchweg fehlenden Strahlkraft ihrer Frontleute, von einem Dilemma ins nächste, mit tendenziell stark fallendem Renommee.

Nun wird sie sich Deutschlands älteste Partei vermutlich noch einmal eine Legislaturperiode lang, zusammen in einer Regierung mit der Union, auch in eigener Sache Bewährung verschaffen können. Im Jahr 2021 allerdings dürfte dann wohl so oder so Schluss sein mit „alten Zöpfen“, personell wie programmatisch; und etwaige Koalitionspartner hin oder her. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Zu welchem Arzt würden Sie gehen?“ von Tin Fischer

Mit Interesse habe ich den Artikel gelesen. Leider sind solche Bewertungsportale kein Einzelfall. Ein Ärgernis ist für mich beispielsweise auch das Bewertungssystem von immobilienscout24.de. Als Kunde eines dort aktiven Maklers bin ich darauf angewiesen, dass er mir einen Bewertungslink zukommen lässt. Sonst kann ich keine Bewertung erteilen. Diese Einladung wird also selektiv versandt. Hat man nun eine Einladung erhalten, wird es erst richtig lustig. Ich kann zwar meine Bewertung anonymisieren lassen, mein Anbieter sieht allerdings, von wem die Bewertung ist. Und der Gipfel ist natürlich, dass er die Bewertung veröffentlichen KANN…so steht es freundlich unter dem Text. Unliebsame Bewertungen landen also in der Schublade. Unter diesen Gesichtspunkten ist es beeindruckend, dass es überhaupt nicht durchwegs positive Bewertungen im Portal gibt. Vielleicht möchten Sie dieser Praxis auch einmal ein paar Zeilen widmen. Dort geht es zwar nicht um die eigene Gesundheit, aber i. a. doch auch um recht viel Geld, so dass ehrliche Kundenmeinungen durchaus interessant wären. – Thorben Flämig


Leserbrief zu „Zu welchem Arzt würden Sie gehen?“ von Tin Fischer

Jameda habe ich als Kassenpsychotherapeut auf dem Radar, seit ich vor einigen Jahren unvermittelt mit einer sehr schlechten Bewertung der Note 5,0 konfrontiert war, die ich nicht mit mir und meiner Arbeitsweise zusammenbringen konnte. Als ich mich dagegen beschwerte, wurde der Text der schlechten Bewertung entfernt und nur noch der Hinweis angezeigt: „Der Text zu dieser Bewertung musste leider entfernt werden.“ Die Bewertung selbst mit Gesamtnote 5 blieb hingegen erhalten. Das hat mich gewurmt. In der Folge habe ich mich näher beschäftigt mit den Bewertungsstrukturen von Jameda. Generell scheint es, wie in dem Artikel auch dargestellt, fast nur „sehr schlecht“ und „sehr gut“ bei den Bewertungen zu geben. Bei einigen mir bekannten Ärzten und Psychotherapeuten konnte ich beobachten, dass sie offenbar offensiv Bewertungen einholen. Manche womöglich „aus gutem Grund“.

Das wäre natürlich auch für mich einfach gewesen: ich hätte nur zufriedene Patienten ansprechen und sie bitten müssen, mich bei Jameda zu bewerten. Bei den Patienten, die wahrscheinlich nicht so zufrieden gewesen sind, hätte ich das weggelassen… Doch dann hätte ich das „Jameda-System“, das ich aus den beschriebenen Gründen für mindestens zweifelhaft halte, bedient und aufgewertet. Ich möchte kein Kunde von Jameda sein und verzichte bewusst auf einen Premium-Eintrag, der nichts aussagt über meine Qualifikation und die Qualität meiner Arbeit.

Eines Tages gab es dann in meinem Jameda-Profil eine weitere Bewertung: dort bekam ich eine glatte 1,0. Die Durchschnittsnote war von 5,0 auf 3,0 geklettert. Mittlerweile ist die schlechte Bewertung so alt, dass sie aus der Berechnung rausgenommen wurde und ich glänze mit einer 1,0. Heißt das, ich bin seit 2012 von einem „sehr schlechten“ mittlerweile zu einem „sehr guten“ Psychotherapeuten geworden? Naja, kann leicht auch wieder umgekehrt sein… Wäre schön, sich irgendwann mit solch einem Unfug nicht mehr beschäftigen zu müssen. – Stefan Baier


Leserbrief zu „»Ich bin völlig unvernünftig«“ von Hanno Rauterberg

Wenn einem durch den Kopf geht, welch Reichtum sich aus manchen Büchern mitteilt (Mandelstams „Das Jahrhundert der Wölfe“, Bretons „Nadja“, Stasiuks „Der weiße Rabe“…), sieht man Baselitzens als Brache. Man versteht, dass er nach Salzburg zog, ins österreichische Angstverwaltertum. – Paul Zwirchmayr


Leserbrief zu „Betäubte Bürger“ von Kerstin Kohlenberg

Aha, auch “Zeit”-Autoren sind auf die Werbung aus Amerika reingefallen! Seit ca. 20 Jahren nehme ich bei Ihnen zunehmend kritische Bemerkungen über die zögerliche Verschreibung von Schmerzmitteln in Deutschland wahr. Das Bedenkliche daran, wie ich an mir selbst feststelle: Steter Tropfen – ändert das Bewußtsein.  Freundliche Grüße – Heide Kalisch


Leserbrief zu „Wie die Macht schwindet“ von Marc Brost und Tina Hildebrandt

Sie werden die Queller natürlich und mit Recht nicht preisgeben. Ich vermute, daß der hochrangige Politiker, den Sie außerhalb Berlins trafen, Thomas de Maizière war. – Hartmut Wagener


Leserbrief zu „»Rückgrat, meine Herren!«” von Stephan Lebert

Im antiken Griechenland bestimmten zwei Kräfte das Leben: Eros und Thanatos. Jede Art von Gewalttätigkeit bedeutet Thanatos, Tod, sich dem Leben und der Beziehungzum Mitmenschen und der Welt gegenüber zu verweigern. Sie ist Ausdruck von fehlgeleitetem Eros, dem Sinnbild unserer Lebensenergie, Kreativität und dem Schöpfergeist unserer Kultur. Sex und Geld sind die Mächte, die den Menschen und die Welt zu oft zum Objekt narzisstischer Ausbeutung machen. Die Anmache von Männern fällt deshalb so grobschlächtig aus, weil ihr Eros nicht kultiviert ist. Ich rufe deshalb Männer und Frauen zur Revolution des Eros und einer kultivierten Erotik des Alltags auf, die Beziehung anstrebt, Herzen berührt und der Welt Frieden schenkt. – Walter Moritz


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

Herr Lorenzo verwechselt offensichtlich Ursache und Wirkung. Auf die These vom gescheiterten Projekt der deutschen Linken folgt ein Appell zu mehr Realität der SPD. Dabei zeigt doch nichts besser als der Abstieg der CSU/ Aufstieg der AfD und die erschreckend hohe Zahl der Nichtwähler, wie die Verhältnisse wirklich sind. Aus Resignation erwächst Wut, die sich gesamteuropäisch in einem bedenklichen Populismus Bahn bricht. Nur das Original wird gewählt, wobei der Zustand von immer mehr Demokratien als bedenklich bezeichnet werden muss. Wer dem Strudel aus Aufrüstung, Abschottung und Ausgrenzung entkommen will, muss verzichten und teilen lernen. Man kann das links nennen, oder vernünftig. – Johannes Stockerl


Leserbrief zu „Warum hasst ihr mich?” von Alexandra Berlin

Auf diesen Artikel muß ich antworten, weil er ein Thema anspricht, das mich seit Langem umtreibt mit seinen unwahren Zuordnungen: Juden sind für mich Menschen wie alle anderen – wenn sie nicht auffallen wollen, ist das ihre Sache. Und wenn man erstmal in so einer Haltung drinsteckt und die lautstark immer wieder und wieder behauptet wird, kann ich das natürlich verstehen, gutheißen kann ich es keinesfalls. Aber es ist eben nur eine Seite der Medaille. Nun ist das ja leider schon ein Kult geworden, wie arm die Juden sind: sagen Sie bloß nichts gegen Juden, tz, tz, tz. (gegen Flüchtlinge ist alles erlaubt!) So wie ich nicht der Ableger unserer Regierung bin, sondern eben eine Deutsche, der man jetzt beispielsweise sehr wohl vorwerfen könnte, daß sie es „zuläßt“, wie bei uns mit Flüchtlingen umgegangen wird, so ist Frau Berlin eine Frau, die sich wehren sollte, wenn ihr Vorurteile entgegengebracht werden. Verstecken hilft da nicht. Nun hat den Mut nicht Jeder, aber das auf das Jude-Sein zu schieben, empfinde ich als unzulässig.

Eine ganz andere Sache ist die, wie der Staat Israel sich aufführt – die Palästinenser leben doch in dem von Israel geschaffenen Staat nicht besser als seinerzeit die Juden im KZ. Nun ist das wahrscheinlich schon eine antisemitische Aussage. Diese Unterstellung empfinde ich allerdings als Unrecht, weil sie nüchtern betrachtet genau die Rellaität beschreibt. Ich weise sie mit großer Wut zurück. Und ich empfinde es als einfach nur bequem, den Holocaust immer wieder wie den Knüppel aus dem Sack zu holen. Er war grausam, er war unmenschlich – allerdings war er – und nun machen die Israeli genau das heute mit den Palästinensern – und da ist es plötzlich richtig? Das kann doch nicht sein – oder? Warum „trauen“ sich die Juden nicht, Unrecht als Unrecht zu bezeichnen, und zwar öffentlich, eben gerade da, wo sie leben? Bis zum Schluß des Artikels, der ja sehr viel Platz einnimmt, habe ich gehofft, daß Frau Berlin ihr Befinden mal in Bezug setzt zu dem Befinden der Palästinenser HEUTE. Die können sich nicht irgendwo verstecken wie die armen Juden, die doch unerhörterweise sich in Deutschland diskriminiert fühlen. Weiß Frau Berlin, wissen die Juden, was diesen Menschen in ihrer Heimat in ihrem Namen jeden Tag angetan wird? (Ich kann es nicht verstehen, wie ein Land, das so viel Leid anrichtet, von anderen Ländern unterstützt wird, so lange es von dieser Unmenschlichkeit nicht abläßt). Und wenn Frau Knobloch sich über jede Geste freut, die die Juden in Deutschen streichelt, stellen sich mir die Nackenhaare auf – die Flüchtlinge in Deutschland, jeder Einzelne, verdient denselben Respekt wie jeder Jude und jeder Mensch auf dieser Welt. Ist da einer mehr wert als der andere? Das wäre doch verblüffend. Wir sind alle Menschen, wir machen alle Fehler, aber es bessert nichts, wenn wir uns den Tatsachen (beispielsweise Deutschland im 2. Weltkrieg und Israel 2018) nicht stellen. Nehme doch jeder sein Herz in die Hand und sage, was er meint – und hören wir ihm auch zu – und versuchen ein neues Miteinander,in dem jeder Mensch Mensch sein darf –Irmgard Bannmann


Leserbrief zu „Ist der anschwellende Streit um den jungen Simon Strauß völlig aus der Luft gegriffen?” von Ijoma Mangold und Antonia Baum

Konträre Standpunkte zu einem strittigen Thema bieten dem Leser eine besondere Chance zur vergleichenden und abwägenden Meinungsbildung. So auch bei dem Pro und Contra zu dem Thema, ob dem FAZ-Autor und Botho-Strauß-Sohn Simon mit dem Vorwurf der Nähe zum Faschismus „lupenreiner Rufmord“ geschehe (Ijoma Mangold) oder ob nicht doch in den Artikeln von Strauß, ähnlich wie in seinem Roman, „AfD-Sorgen im Proseminarstil“ thematisiert würden und damit der Vorwurf einer gefährlichen Nähe zu latent faschistischem Gedankengut oder zumindest zu den geistigen Wegbereitern des Faschismus berechtigt sei (Antonia Baum).

Mangold argumentiert differenziert, zeigt Hintergründe auf und warnt trotz aller Bedenken gegenüber dem vitalistischen Romantizismus, den er bei dem jungen Strauß zu erkennen glaubt, vor denunziatorischen Lesarten mit „maximaler Alarmstufe“. Antonia Baum hingegen vermeidet zwar die „Nazikeule“; ihr feministisch inspirierter Text tischt aber nur bekannte Urteile und Vorurteile auf und – dies vor allem – fällt leider selbst unter das Verdikt „Proseminarstil“. Allein zweimal wird als Beleg für die These, Strauß agiere aus der Position „der bedrohte Mann“ heraus, das „Fleisch essen“ angeführt. Offenbar ein politisches Verbrechen erster Ordnung. Zum guten Schluss wird mit großer Geste beschworen, hier gehe es „um die Frage, wem das Sprechen ermöglicht wird.“ Was heißt dieses Geraune? Bedroht etwa das Gerede des jungen Strauß die Meinungsfreiheit in diesem Lande? Oder berechtigt die Meinungsführerschaft der vereinigten Linken zum Unmöglichmachen anderer Meinungsäußerungen? Leider, so muss man feststellen, wird die liberale Demokratie nicht nur von rechts bedroht, sondern illiberale Tendenzen melden sich auch zunehmend aus der anderen Ecke des politischen Spektrums. – Prof. Dr. Gisela Zifonun


Leserbrief zu „Schon fertig?“ von Peter Dausend und Matthias Geis

Den Artikel habe ich mit Interesse und wachsendem Erstaunen gelesen. Da schreiben zwei Politik-Journalisten über die Rolle der SPD und – oder ist mir das entgangen? – kein Wort über die mögliche Rolle der Partei in einer möglichen GroKo mit Schwerpunkt Europa. Das ist denn doch zu wenig. Zugestanden, daß Herr Schulz mehrfach zu hohe Erwartungen geweckt hat, die er nicht befriedigen kann; sehr schwach für einen Parteivorsitzenden, wenn er nicht weit genug denkt (‚Opposition‘ ruft, gleich 2x!) oder kräftig übertreibt (‚hervorragendes‘ Ergebnis der Sondierung anstatt ein ‚ordentliches‘). Auch wenn der derzeitige Vorsitzende Herr Schulz sich vergaloppiert hat, muss die SPD trotzdem über Parteiwohl und Land hinaus ihre Aufgabe in Europa sehen und wahrnehmen. Und das muss JETZT geschehen, nicht in 4 Jahren. Wer weiss, wie die Welt dann aussieht. Frau Nahles hat Recht, ich als Wähler würde der SPD ‚einen Vogel zeigen‘, wenn sie Deutschland und Europa im Stich läßt. – Rita Fischer-Biederbeck


Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ von Tillmann Prüfer

Ich wüsste gerne, was Tillman Prüfers Töchter dazu sagen, dass Ihr Vater jede Woche über eine von Ihnen in einer großen deutschen Wochenzeitung schreibt, die wie viele Leser hat? Diese Zahl kennen Sie besser. Er mag sie gefragt haben und sie ihr Einverständnis gegeben haben. Aber es bleibt für mich doch fraglich, ob es richtig ist, seine Kinder so „auszustellen“. Aber vielleicht ist meine Sicht da auch übertrieben und in der heutigen Zeit das Private auch einfach zugleich das Öffentliche. – Dorothee Lansch


Leserbrief zu „»Ich bin völlig unvernünftig«“ von Hanno Rauterberg

„si tacuisses, philosophus mansisses“ (Hätttest Du geschwiegen, wärst Du ein Philosoph geblieben!) Das Interview ist nur schwer zu ertragen. Gott sei Dank sind die Bilder von großer Qualität – und schweigen. – Eberhard Büchner


Leserbrief zu „»Ich bin völlig unvernünftig«“ von Hanno Rauterberg

Dieses Beitrag fand ich wirklich ärgerlich. Mein Eindruck war, dass Herr Rauterberg sich nicht getraut hat, mit einem „großen Namen“, der zudem noch am 23.1. seinen 80.Geburtstag feiert, wirklich zu streiten. Wer soll denn seiner Meinung regieren, wenn nicht Gesetzmäßigkeiten gelten. Wogegen steht Herr Baselitz selber denn revolutionär auf? Gegen Unvernunft? Gegen Ungerechtigkeit? Das Establishment? Das alles mit Sicherheit nicht. Ich hatte den Eindruck, hier rechnet ein verbitterter alter Mann mit einer Gesellschaft ab, der den großen Künstler, der er schon seit Kindertagen sei, nicht ausreichend hofiert hat. In einem stimme ich Herr Baselitz allerdings zu. Ich teile seine kurz aufblitzende Selbsterkenntnis: er ist ein alter Mann und er meckert halt viel. – Dorothee Lansch


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

Die SPD steht mit ihrer zerfahrenen Taktik und einer wenig konsistenten Strategie inzwischen vor einem bedrohlichen Dilemma: Beteiligt sie sich an einer Großen Koalition, ist sie zu schwach zum regieren und stürzt weiter ab. Kommt es zu Neuwahlen, wird sie wahrscheinlich noch weiter abrutschen. Dann bliebe ihr nur noch die Rolle als Opposition, die sie unmittelbar nach der Wahl ja schon antreten wollte. Giovanni die Lorenzo bringt es auf den Punkt: Sie muss nun den Virus der Selbstzerstörung fürchten. Nachdem Parteichef Schulz und der komplette SPD-Vorstand unmittelbar nach dem verheerenden Wahlergebnis strikt erklärten, künftig die Rolle der Opposition zu übernehmen, entschied sich Schulz nach dem Gespräch beim Bundespräsidenten für Sondierungsgespräche.

Statt mit einem schlüssigen Konzept aufzuwarten, verzettelt sich die SPD in viele Detailmaßnahmen. Dabei hätte sie mit wenigen klar definierten Projekten wie etwa Kampf gegen die Wohnungsnot, auskömmlichen Renten, einer Bildungs- undli Digitalisierungsoffensive punkten können. Stattdessen versucht sie ein schwer verhandelbares Projekt wie die Bürgerversicherunig kurzfristig zu realisieren. Und dann propagiert sie auch noch unverfroren die Rücknahme der selbst eingeführten paritätischen Krankenversicherung als Erfolg. Nach den Sondierungen lobt Schulz die hervorragenden Ergebnisse. Warum muss er dann aber in den bevorstehenden Groko-Verhandlungen so viel nach verhandeln ? Mit diesem Wackelkurs hat Schulz das Vertrauen in seine Führungsrolle verspielt. – Peter Stöffges


Leserbrief zu „Jetzt liefert er auch noch“ von Georg Blume und Mark Schieritz

In dem Beitrag, in dem die Reformpolitik des französischen Präsidenten Macron bewundernd beschrieben wird, werden auch Parallelen zur Schröderschen Agenda-Politik angesprochen. Die beiden Autoren unterstellen, dass Schröder mit seiner Agenda-Politik erfolgreich gewesen sei, obwohl es „am Ende auf die Details der einzelnen Maßnahmen nicht ankommt“. Diese nicht begründete Behauptung ist schon erstaunlich, denn normalerweise hängen Wirkungen davon ab, dass die richtigen Ursachen eines Problems angegriffen werden. Damit stellt sich als erstes die Frage, ob die Agenda-Maßnahmen die richtige Antwort auf die vorliegenden Ursa-chen der Massenarbeitslosigkeit waren und ob sie erfolgreich sein konnten.

Die Agenda-Politik besteht erstens aus Maßnahmen, die auf die Arbeitslosen Druck ausüben sollten:
– die Zahlungsdauer der Arbeitslosenunterstützung wurde verkürzt und sehr viel früher wird der Sozialhilfestatus erreicht, damit sich die Arbeitslosen tatsächlich und schneller um einen Arbeitsplatz bemühen sollten;
– die Zumutbarkeitsbedingungen wurden verschärft, damit Arbeitslose sich bereitfanden, auch Arbeitsplätze mit schlechteren Konditionen anzunehmen;
– finanzielle Sanktionen sollten vermeintliches Fehlverhalten oder die zögerliche Annahme von Arbeitsplätzen verhindern.
Diese Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit lassen erkennen, worin die Ursachen der hohen Arbeitslosigkeit gesehen wurden: In der Arbeitsunwilligkeit der Arbeitslosen. Schon wenn man die materielle Not und die psycho-sozialen Probleme bedenkt, die die Arbeitslosigkeit zur Folge hat, wird deutlich, welch merkwürdiges Menschenbild dieser Sicht der Arbeits-losigkeit zugrunde liegt. Der Ökonom und Sozialethiker Friedhelm Hengsbach stellte treffend fest, dass die Agenda-Politik nicht die Arbeitslosigkeit, sondern die Arbeitslosen bekämpfe. Unterstützt wurden die Agenda-Politiker durch jene Ökonomen, die behaupteten, dass es sich bei dieser Arbeitslosigkeit nicht wirklich um Arbeitslosigkeit handle, da die Arbeitslosen nur bereit sein müssten, ein Lohnniveau zu akzeptieren, zu dem Unternehmer bereit waren, die Arbeits-losen zu beschäftigen. Es handele sich also um eine freiwillige Arbeitslosigkeit, was den Öko-nomen Kurt W. Rothschild zur Verfassung des kritischen Aufsatzes „Arbeitslose: Gibt’s die?“ veranlasste.

Die erzeugte finanzielle Not der Arbeitslosen, die Folge der Agenda-Maßnahmen ist, sollte die Arbeitslosen also zwingen, die von den Unternehmen angebotenen Arbeitsplätze anzunehmen. In der wirtschaftlichen Wirklichkeit der Zeit der Agenda-Konzeption aber zeigte sich folgendes Bild: Die Anzahl der Arbeitslosen war circa zwanzigfach höher als die Zahl offener Stellen. Selbst wenn alle Arbeitslosen die verfügbaren offenen Stellen angenommen hätten, wären circa 95 Prozent der Arbeitslosen weiter arbeitslos geblieben. Die Massenarbeitslosigkeit wäre nicht abgebaut worden. Das bedeutet, dass die Ursache der Massenarbeitslosigkeit nicht die Arbeits-unwilligkeit oder die Freiwilligkeit sein konnte. Es fehlte vielmehr an einem ausreichenden Arbeisplatzangebot, das grundsätzlich verfügbar ist, wenn es für die mit diesen Arbeitsplätzen produzierten Produkte eine Nachfrage gibt. Die Ursache für die hohe Arbeitslosigkeit war folglich die mangelhafte gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Solow formulierte diesen Sachverhalt im Jahre 2007 in der Aussage: „Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass der aggregierte Output manchmal spürbar geringer als der potenzielle Output ist. Wenn das eintritt, liegt das normalerweise daran, dass die volkswirtschaftliche Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen hinter der Produktionskapazität zurückbleibt“.

Nun hat die Agendapolitik allerdings zweitens auch noch den Effekt gehabt, dass der Niedriglohnsektor spürbar ausgedehnt wurde. Konnte erwartet werden, dass die Unternehmen auf der Grundlage eines niedrigeren Arbeitskostenniveaus die Produktion ausweiten und zusätzliche Arbeitsplätze schaffen würden? Das wäre dann möglich, wenn die Unternehmen die Chance sehen würden, die zusätzlichen oder neuen Güter auch absetzen zu können. Der angestrebten Aus-dehnung des Niedriglohnsektors, das heißt der Absenkung der Lohnkosten liegt diese Hypothese zugrunde. Sie ist allerdings rein spekulativ und zum anderen wäre zu erwarten, dass die Unter-nehmen eine solche von ihnen gesehene Absatzchance auch ohne Lohnkostensenkung realisieren würden. So ist daran zu erinnern, dass die Wettbewerbsfähigkeit nicht allein durch die Lohnhöhe bestimmt wird, sondern durch die Lohnhöhe im Verhältnis zur Produktivität, das heißt durch die Stückkosten. Die unternehmerische Leistung einer produktiven Gestaltung des Produktionsprozesses würde  die Produktionsausdehnung auch möglich gemacht haben. Wiederum deutet das auf das Defizit der volkwirtschaftlichen Nachfrage hin, die sich in jenen Jahren zudem in einer sehr lahmen Binnennachfrage ausdrückte. Außerdem war die Unterstellung einer durch zu hohe Arbeitskosten bewirkten unzureichenden Wettbewerbsfähigkeit falsch. Die in Deutschland über Jahre betriebene „moderate“ Lohnpolitik ließ die Lohnniveauentwicklung hinter der des Auslandes zurückbleiben. Das zeigte sich auch in den hohen deutschen Exportüberschüssen. Robert Solow wies deshalb berechtigt darauf hin, dass „ein Exportüberschuss normalerweise kein Zei-chen überhöhter Löhne“ sei.

Aus der Analyse der Ursachen der Arbeitslosigkeit, die die Agenda-Politik unterstellte, ergibt sich, dass sie nicht vorlagen. Die Agenda-Maßnahmen konnten deshalb die relativ positive Entwicklung des Arbeitsmarktes nicht verursacht haben. Zu diesem Ergebnis kommen auch die Autoren, allerdings aus ganz anderen Gründen. Sie behaupten – wie schon zitiert -, dass es auf die Inhalte der Maßnahmen (sie sprechen von Details der Maßnahmen) nicht ankomme. Stattdessen sei es Schröder gelungen, „die Stimmung in der Wirtschaft ins Positive zu drehen“, was durch den kräftigen internationalen Konjunkturaufschwung unterstützt worden sei.

Die Stimmung der Wirtschaft konnte aber wohl kaum durch ein Programm aufgehellt werden, das nicht nur auf einer falschen Ursachendiagnose der Arbeitslosigkeit basierte, sondern dass in der Öffentlichkeit auch höchst umstritten war. Wie Schröder diese Aufhellung gelungen sein könnte, verschweigen die Autoren. Der wirkliche Grund für die Wende in der wirtschaftlichen Entwicklung mit einer positiven Auswirkung auf den Arbeitsmarkt war die ab 2004 hohe Zunahme der Exporte, die ab 2006 auch die Binnennachfrage, zunächst in Form der Investitionstätigkeit und später des Konsums, anregte. Die Autoren nennen diesen eigentlichen Grund für den Aufschwung nur als Faktor, der die Schröderschen Maßnahmen verstärkte. Im Sachverständigengutachten 2007/08 bestätigt der Sachverständige Peter Bofinger in seiner Minderheitenmeinung zu Recht die entscheidende Wirkung der Auslandsnachfrage. Er gewinnt diese Bestätigung durch einen Vergleich dieser Aufschwungsphase mit dem vorhergehenden Aufschwung: „Insgesamt kann die sehr erfreuliche Verbesserung der Beschäftigungssituation in der aktuellen Aufschwungsphase als das Ergebnis einer außerordentlich dynamischen Weltkonjunktur gewertet werden, wobei keine nennenswerten Unterschiede im Vergleich zu der nahezu ähnlichen kräftigen Belebung in den Jahren 1998 bis 2000 zu erkennen sind“. – Dr. Ernst Niemeier


Leserbrief zu „»An Deiner Stelle würd ich mir in Die Hose scheissen, das meiner Tochter auch mal was passieren könnte.«” von Richard Gutjahr und zu „Facebook will das Private wieder betonen. Zuckerguss und Selfie statt Politik. Es flieht damit vor seiner Verantwortung“ von Götz Hamann

Willkommen in der bundesrepublikanischen Realität! Was Gutjahr hinsichtlich Social Media bei der dt. Justiz erlebt hat, haben andere im ganz althergebrachten täglichen Leben erleben „dürfen“! Den Satz „Gesetze gegen…. gibt es schon lange, sie müssten nur endlich … angewendet werden“, habe ich schon zigfach gehört. Diebstahl, Einbruch und Betrug werden vielfach gar nicht mehr angezeigt, da sowieso „eingestellt“ wird. Aber keiner sollte glauben, dass die Herren Maiziere und Maas nicht wüssten, was sie tun – oder eben nicht tun. Recherchieren Sie doch deren Motive! Im Handwerk überlegen sich Selbständige recht genau, ob sie auf vermeintliches Recht pochen. Bewerten Sie doch die Rechts-Entscheidungen durch „Versäumnisurteile“! Manch einer kam zum Schluss, dass D kein Rechtsstast, sondern ein Rechtsmittelstaat ist – und nicht Gerechtigkeit, sondern Rechtssicherheit angestrebt wird. Und diese hängt vom Finanzpolster ab. Dass sich die Konzerne dementsprechend verhalten, darf doch keinen überraschen – oder? Es ist viieell billiger, ne Sackgasse oder ne Warteschleife zu programmieren, als auch nur 10 Beschwerden inhaltlich zu bearbeiten; wird ja auch nicht kontrolliert…. Lesen Sie Kafka – das ist wieder en vogue… – Franz Berger


Leserbrief zu „Ende der Schonzeit“ von Elisa Hoven und Michael Kubiciel

Ende der „Schonzeit“ klingt so wunderschön positiv, wie man das unschuldige Rehlein temporär schützt vor dem bösen schießwütigen Jäger. Handeln gewöhnliche geldgierige Kriminelle bei ihren Raubzügen nach Kleingeld im Verbund, in einer sog. kriminellen Vereinigung, dann wirkt das strafverschärfend und alle Beteiligten werden mit der vollsten Härte des Gesetzes verfolgt und belangt.

Handeln noch weit geldgierigere Wirtschaftskriminelle bei ihren Raubzügen nach dem großen Geld im Verbund, dann ist das nicht strafbar? So etwas kann nicht absichtsfrei sein. Für mich ist der einzige Unterschied der, dass gewöhnliche Kriminelle jemanden gezielt berauben, meist Leute mit genug Geld, sonst ist es nicht lohnend. Wirtschaftskriminelle dagegen versuchen stets so viele Opfer wie nur möglich zugleich zu finden, vollkommen egal wen es trifft. Ziel sind in der Regel Schwache, von deren Seite keine Gegenwehr zu erwarten ist. Und sollten sie es doch versuchen, dann können sie sich gute Anwälte leisten und es läßt sie eine gut durchdachte Gesetzeslage ins Leere laufen. Das nennt sich wohlweislich nicht Gerechtigkeit, sondern Rechtsstaatlichkeit. Rechtsstaatlichkeit war damals auch, dass jeder gefühlte Arier im Verband staatlicher Organe gefühlte Untermenschen jeder Art berauben und letztlich auch zu Tode bringen durft. Der oberste Verbrecherverband war damals der deutsche Staat, er deckt zum Teil noch heute Täter und verweigert die Herausgabe der Beute von einst, er nennt es Datenschutz, Vertrauensschutz, fehlende Papiere, ect.

Rechte gemacht von Leuten die ihr Klientel und die eigene Berufsgruppe bedienen, ohne die Wirtschaftskriminelle damals wie heute nichts wirklich können. Nach dem Krieg gemacht sicher auch mit dem Hintergedanken, dass vor allem die geistige und wirtschaftliche Elite zu schützen, der man sich zugehörig fühlte und die die wirklich aktiv strippenziehenden Mitläufer des Nazisystems waren, also bei anderer Gesetzeslage befürchten mußten sogar noch nachträglich zur Rechenschaft gezogen zu werden. Dem galt es einen Riegel vorzuschieben. Das war ganz gewiß eine illegale Schonzeit, die da nun 73 Jahre währt, da konnten sich die zarten Rehlein mit gutem Gewissen prächtig zu gefräßigen Monstern entwickeln. Und jetzt, nach 73 Jahren kommen böse Jäger und wollen dem ein Ende setzen? Das sehe ich noch lange nicht. – H. Giller


Leserbrief zu „»An Deiner Stelle würd ich mir in Die Hose scheissen, das meiner Tochter auch mal was passieren könnte.«” von Richard Gutjahr und zu „Facebook will das Private wieder betonen. Zuckerguss und Selfie statt Politik. Es flieht damit vor seiner Verantwortung“ von Götz Hamann

Mit Fassungslosigkeit, Wut, Empörung aber auch mit einer Portion Ratlosigkeit habe ich Ihren Erfahrungsbericht gelesen. Sind wir denn wirklich schon wieder soweit, dass Hetze, Verleumdung, ja psychische und physische Gewalt gegen Personen in unserem Rechtstaat bagatellisiert, kaum geahndet werden. Ich bin fast 70 Jahre alt, habe den ersten Teil meines Lebens in der zweiten deutschen Diktatur verbracht, am Ende unter Repressalien der Stasi. Ich kann annähernd nachvollziehen, welche Wut, Panik, Verzweiflung, auch Angst Sie und Ihre Familie bewegen. Offenbar ist eine freiheitlich demokratische Gesellschaftsordnung auch nicht in der Lage, Recht und Gesetz machtvoll und effektiv durchzusetzen. Die Würde des Menschen ist unantastbar und das gilt uneingeschränkt für Sie und Ihre Familie. Ich hoffe sehr, dass Sie tausende und abertausende unterstützende Zuschriften bekommen, ein Aufschrei durch unsere Gesellschaft gehen möge, Zivilcourage wieder zu einen ehrenvollen Begriff, zu einer ehrenvollen Charaktereigenschaft werden möge. Es kann und darf nicht sein, dass Millionen Bürger, von denen ich immer noch hoffe, dass die Mehrheit sich der Aufklärung verpflichtet fühlt, von ewig Gestrigen in Geiselhaft genommen werden. Gleichwohl bin ich mir bewusst, dass eben auch die etablierten gesellschaftlichen Kräfte, ob nun viele Politiker und Parteien, Konzernlenker, schweigsame Intellektuelle und Künstler ihren Teil dazu beigetragen haben, dass AfD, Reichsbürger, Pegidademonstranten Gehör finden. Umso wichtiger ist eine unabhängige kritische Presse. Ich hoffe sehr, dass Sie von Ihren Kollegen, von Ihren Vorgesetzten alle nur mögliche Unterstützung erhalten. Vor allem möchte ich, dass Sie und Ihre Familie nicht einsam werden! Ich rufe alle Bürger dieses Landes, denen Vernunft, Toleranz, Integrität, kritische Diskussionskultur etwas bedeuten, sich zu artikulieren. Im Übrigen ist der Staat, ist die Staatengemeinschaft gefordert, Regularien zu schaffen, damit das Internet zu dem wird, was es sein kann: eine segensreiche, nutzbringende Erfindung für die Menschheit. Zugegeben eine vielleicht naive Vorstellung. Aber wenn wir uns nicht wehren (erinnert sei an Stéphane Hessel „Empört Euch“) werden wir eines Tages in einer Diktatur des Internets leben müssen. Die Vorstellung daran erschreckt mich nicht zuletzt als Großvater. Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich Kraft, Mut und Zuversicht. Sie stehen nicht allein. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie die entschlossene konsequente Unterstützung unseres Rechtstaats mit all seinen Mittel! – Dr.Bernhard und Christine Genzel


Leserbrief zu „Peking im Regenwald“ von Thomas Fischermann

„Etwa die Hälfte der gerade mal 500 000 Einwohner von Surinam wohnt in dieser Stadt [Paramaribo], eine erhebliche Konzentration, das ausgedehnte Hinterland mit seinem dichten Amazonaswald ist fast unbewohnt geblieben.“ Was für eine Präpotenz der Zerstörer-Sieger-Kultur! Es kostet unheimlich viel Kraft, so etwas heute noch immer lesen zu müssen. Und ich wollte dem Autor Frantz Fanons Gegengewaltantwort aus „Die Verdammten dieser Erde“ – vor allem, was er über „westliche Journalisten“ vor über einem halben Jahrhundert schon geschrieben hat – in’s Gesicht sagen. Doch für die gegengewaltige Aktion sind wir Indigene – die nicht nur ganz „Surinam“ sondern ganz Abya Yala ökologisch richtig und also „undicht“ bewohnten als die Invasion begann – heute, nach so vielen Jahrhunderten des permanenten und andauernden Zurückgedrängt-, Betrogen-, Beraubt-, Versklavt- und Massakriertwerdens zu schwach geworden. Der Autor der mir gegenüber sich einmal nach direkt an ihn gerichteter Kritik rechtfertigend gemeint hat über „den Überlebenskampf der Indigenen schon recht viel veröffentlicht“ zu haben, hat offenbar kein Problem damit – auf der Wirtschaftsseite dienen wir ja den wahren Herren, nicht wahr? – den perfiden und provokativen Nonsense von den grossen (fast) unbewohnten und –nützten Gebieten weiter aufzuwärmen, als hätte ein halbes Jahrtausend Genozid und dessen Verniedlichung, Verharmlosung und Leugnung auf unserem Kontinent nie statt gefunden. Aber „Wirtschaft“ euphemisiert in Eurer unersättlichen Gierkultur ja: Kommt nur ihr feinen Investoren, da gibt’s noch ein Eckchen brachliegenden Urwaldes, wo ihr noch alles Leben und Lebenswerte vernichten und damit lukrieren könnt. Und wo eh (fast/so gut wie) keiner ist – und die paar red nigger hört sowieso keiner, wenn sie entsorgt werden. Selbst die lokalen Regierungen sinds, für ein Extratrinkgeld, zufrieden. Widerlich. Sind solche nicht verzeihbaren Kolonialjournalismusauswüchse. – Ardaga Widor


Leserbrief zu „»Ich bin völlig unvernünftig«“ von Hanno Rauterberg

Das könnte von Laotse sein: wahre Vernunft erscheint unvernünftig. Im Umkehrschluss kommt heute, kam gestern, Unvernunft gerne im Gewande der Vernunft daher. Beispiele gibt es ohne Zahl. Und wer sagt schon von sich selber, er habe Scheiße…gebaut? Das ist, unvernünftigerweise, wahrhaftig und menschlich. Und Hanno Rauterberg belehrt den Baselitz rundherum. Es spricht die Vernunft. Es wird aber diese Vernunftwelt in Ewigkeit nicht den Unvernünftigen, eben Künstlermenschen, verstehen. – Axel Spellenberg


Leserbrief zu »Mein Traum ist es, mich 2018 zurückzukämpfen« von Jörg Böckem

Angelique Kerber beweist mit Bravour, dass Träume realistisch sein und auch in kürzester Zeit wahr werden können. Wer ihr phänomenales Comeback zum Jahresbeginn mit ihren gr0ßartigen Erfolgen in Sydney und bei den Australian Open in Melbourne oft zu nächtlicher Stunde im Fernsehen mitverfolgen konnte, kann ihr nur Lob und Anerkennung zollen. Denn sie hat aus der anhaltenden Niederlagenserie im vergangenen Jahr mit ihrem neuen belgischen Trainer Wim Fisette die richtigen Schlüsse gezogen und vor allem neue Motivation gewonnen. Und trotz aller Erfolge (Stand 24. Januar: Erreichen des Halbfinales in Melbourne) ist Kerbers wichtigste Erkenntnis, „dass es auch noch anderes im Leben gibt als Tennis“. – Hans-Henning Koch


Leserbrief zu „Neustart für den Clown“ von Tillmann Prüfer

Ich freute mich über die Bagel-Funktion am Toaster meiner Eltern. Nur war mich auch nicht klar, was genau das ist. Nachdem ich die Bagelhälften rausholte, wurde mir klar, dass ich sie falsch reingesteckt hatte: In der Bagel-Funktion wird das Brot nur auf einer Seite getoastet und das nur auf der Innenseite. Wenn Sie den Toaster noch haben, viel Spaß damit. Bagels schmecken auch in Deutschland lecker :) – Seema Mehta


Leserbrief zu „Stimmt’s?“ von Jürgen Zander

Die Erklärung von Herrn Drösser für die Dominanz von Knabenchören und seine Gedanken zu mehr Geschlechtergerechtigkeit können ergänzt werden: Die Hauptursache für das Phänomen dürfte darin liegen, dass die häufig mit einer bis zum Abitur führenden Schule verbundenen renommierten Chöre eben keine „Knaben“-Chöre sind, sondern die älteren Schüler jenseits des Stimmwechsels (nicht nur manchmal, sondern regelmäßig) die Tenor- und Basspartien übernehmen, weswegen sie eigentlich vierstimmige „gemischte“ Chöre darstellen. Diesen Chören erschließt sich auf diese Weise das gesamte, in der Regel auf einen Tonumfang von dreieinhalb Oktaven angewiesene Chorliteraturrepertoire, das Mädchen- aber auch Frauenchören verschlossen bleibt, oder sich nur durch problematisches Neuarrangement anpassen lässt. Das Repertoire von Originalliteratur für Frauenchor, das auf den diesen zur Verfügung stehenden Tonumfang von zweieinhalb Oktaven zugeschnitten ist, ist dagegen verhältnismäßig schmal. Freilich ließe sich einwenden, dass ein Stimmwechsel bei den männlichen Sängern im Alter von höchstens vierzehn Jahren in den Hochzeiten etwa des Thomanerchores unter der Leitung von Johann Sebastian Bach wegen der zwischenzeitlich zu beobachtenden Pubertätsakzeleration seltener vorgekommen sein dürfte, doch half man sich in den damals klein besetzten Chören durch die Mitwirkung von Alumni und Theologiestudenten für die Männerstimmen. – Dr. Reinhard Kohl


Leserbrief zu „Betäubte Bürger“ von Kerstin Kohlenberg

Neoliberaler Instrumentenkasten
So funktioniert die regulatorische Kooperation, die wir mit dem europäisch-kanadischen Freihandelsabkommen CETA ganz ähnlich zu erwarten haben! Ihr Artikel zeigt am Beispiel der amerikanischen FDA-Behörde für Nahrungsmittel und Medikamentensicherheit exemplarisch auf, wie virtuos die Industrie den neoliberalen Instrumentenkasten bedienen kann. Die Instrumente heißen: Deregulierung, Beschleunigung von Zulassungsverfahren, Anerkennung Industrie-finanzierter „wissenschaftlicher“ Studien, substantielle Finanzierung der Behörde durch Industriegelder in Form von Prüfungsgebühren, institutionalisierte nichtöffentliche Gesprächsrunden von Industrievertretern mit Behördenmitarbeitern, hieraus zwangsläufig folgende Intransparenz, Absprache des Prüfverfahrens zwischen Industrie und Behörde, erlaubte Abwanderung von Beamten in Industriejobs ohne oder nur mit geringer Karenzzeit. CETA lässt grüßen. Doch sind die Sondierer der großen Koalition über den Widerstand der Zivilgesellschaft gleichmütig hinweggegangen. Im Sondierungspapier preisen die Parteispitzen den „fortschrittlichen Investorenschutz“ des CETA-Abkommens als vorbildlich für weitere EU-Handelsabkommen an! – Michael Sadtler


Leserbrief zu „Zu welchem Arzt würden Sie gehen?“ von Tin Fischer

Als der BGH 2014 eine Profil-Löschung untersagte, ging er davon aus, dass Jameda ein reines Bewertungsportal sei. In Wirklichkeit kombiniert Jameda ein Bewertungs-Portal mit einem Werbe-Portal und das hat sehr weitreichende Konsequenzen, insbesondere dann, wenn es von zahlenden Kunden finanziert wird und – laut BGH-Urteil von 2014 – nicht-zahlende Zwangsteilnehmer rekrutieren darf. Denn jetzt passiert, was passieren muss. Die zahlende Kundschaft wird mit besseren Bewertungsdurchschnitten belohnt, damit sich die Ausgaben auch rentieren. In dem sehr lesenswerten Artikel von Tin Fischer wird in der 6.500-Fall-Statistik gezeigt, dass es eine deutliche Diskrepanz zwischen den Bewertungsdurchschnitten von Jameda-Kunden und Nicht-Kunden gibt. Wie bewerkstelligt man das technisch? Indem man – ganz unauffällig und kaum überprüfbar – schlechte Noten bei den Zwangsteilnehmern zulässt und auf Kritik hin, wenn überhaupt, nur zögerlich entfernt. Bei Kunden verhindert man schlechte Bewertungen oder entfernt sie bei Kritik schnell, denn Tatsachen-Behauptungen und Schmähkritik sind unzulässig und die jeweilige Interpretation ist dehnbar. Aber wie auch immer dieses Ergebnis zustande kommt: ein Portal bei welchem zahlende Kunden besser abschneiden als nicht-zahlende Zwangsteilnehmer ist inakzeptabel.

Der Kern des Problems ist der unlautere Wettbewerb und deshalb muss man der Kollegin aus Köln recht geben, die vom Jameda-Portal entfernt werden möchte. Denn auf ihrem Profil werden zahlreiche Jameda-Praxen mit in der Regel besseren Noten und inklusive Kilometerabstand angezeigt, während die Portal-Kunden von Vergleichslisten konkurrierender Praxen verschont bleiben. Das ist skandalös und es stellt sich die Frage, weshalb die Ärztekammern nicht schon längst Alarm geschlagen haben. Bewertungsportale und Kritik sind gut, solange für alle die gleichen Spielregeln gelten und genau das ist bei dem Jameda-Kombinations-Portal Werbung/Bewertung nicht der Fall.

Deshalb muss der Gesetzgeber dafür sorgen, dass Werbe-Portale von Bewertungs-Portalen strikt getrennt werden, nicht nur im Gesundheitswesen, weil sonst Täuschung und Korrumpierung die zwangsläufigen Folgen sind. Und deshalb sollte der BGH sein Urteil von 2014 revidieren, denn er ging bei Jameda von einem reinen Bewertungsportal aus. Das Gegenteil ist der Fall, es handelt sich um ein Kombi-Portal, dem mit diesem Urteil eine Lizenz zum unlauteren Wettbewerb erteilt wurde. – Dr. Dr. Peter Gorenflos


Leserbrief zu „Alle Übel der Welt“ von Giovanni di Lorenzo

Sie wünschen der SPD die von Helmut Schmidt geforderte “Leidenschaft zur praktischen Vernunft”. Das wird m.E. aus der Sicht der Sozial- und Umwelt-Verträglichkeit sowie aus der Sicht der Zukunft unserer Kindeskinder niemals ausreichen. Praktische Vernunft bleibt Utopie. Rückwärts schauen ist überflüssig. Wir brauchen m.E. schnellstens eine andere Demokratie. Z.B. eine Epistokratie gemäß Jason Brennan (Buch “Gagen Demokratie”). Aber auch eine Herrschaft der Wissenden ist nur vernünftig, wenn die wissenden Wähler einen global verantwortbaren ökologischen Fußabdruck haben (DIE ZEIT 21.11.2013, Mathis Wackernagel, Präsident des Global Footprint Network). Das ließe sich im EDV-Zeitalter ausreichend ermitteln. Eine allgemein verständliche Verhaltens-Richtlinie für Wähler könnte z.B. dem KI von Kant entnommen werden, da der Durchschnittsbürger Moral und Religion belächelt. Zusätzliche Begründung für ein solches Ziel : Der Wissende hat m.E. im Schnitt die gleichen Charakter-Schwächen und -Stärken wie der nicht ausreichend Informierte. – Volker Freiesleben


Leserbrief zu „Wo geht’s hin?“ von Laura Cwiertnia und Petra Pinzler

Natürlich haben die Autorinnen Recht: Es ist ein unfassbarer Skandal und ein Verbrechen an unseren Kindern und Nachfahren, was die GroKo-Sondierer zum Thema Klima vereinbart bzw. nicht vereinbart haben. Und allein schon das würde es vollauf rechtfertigen, wenn die SPD-Basis die GroKo am Ende platzen lässt. Aber warum erwähnen Sie mit keiner Silbe den unbestreitbar großen Zusammenhang zwischen Klima und Ernährung?! Es ist ja nicht verkehrt, dass mehr Häuser gedämmt und der ÖPNV gestärkt werden müsste. Aber eine Ernährungs- und Agarwende ist noch viel wichtiger. Die Massentierhaltung ist einer der größten CO2-Produzenten überhaupt. Und im Gegensatz zum Verzicht aufs Auto und zur Dämmung der Fassade ist eine Ernährungsumstellung für den Bürger sogar kostenneutral, zudem gesundheitsförderlich und hat für das Klima vor allem einen deutlich größeren Effekt.

Darum müssen folgende Punkte in Ihren nächsten Artikel und vor allem in den nächsten Koalitionsvertrag: Eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung über die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Massentierhaltung und Klima. Es muss klar werden, dass Fleisch kein Nahrungs-, sondern ein Genussmittel ist. Es ist nicht lebensnotwendiger und auch nicht gesünder als Tabak oder Alkohol. Somit ist ein reduzierter Mehrwertsteuersatz nicht länger hinnehmbar. Vielmehr wäre neben der regulären Mehrwertsteuer eine zusätzliche Fleischsteuer analog zur Tabaksteuer denkbar, oder eben die viel diskutierte CO2-Steuer, die Fleischproduktion und -konsum aber auch berücksichtigen muss. Hiermit könnte man die fleischproduzierenden Betriebe bei der Umstellung unterstützen. Denn künftig sollte nur noch strikt ökologische Tierhaltung zulässig sein. Alle konventionellen Betriebe werden bis 2030 umgestellt oder abgewickelt – analog zu den Atom- und Kohlekraftwerken. Und als allererste Maßnahme werden neben den Rüstungsexporten auch alle Fleischexporte komplett verboten. Es wird nur noch so viel Fleisch produziert wie die Deutschen auch verzehren. Alles andere können wir unserem Boden und Grundwasser nicht länger zumuten, ohne unsere eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören. Als Ziel wird weiterhin festgeschrieben, den durchschnittlichen Pro-Kopf-Konsum auf das Niveau von 1949 zu senken. Damals hat auch niemand geklagt, dass es zu wenig Fleisch zu essen gibt. – Sebastian Marcks


Leserbrief zu „»Rückgrat, meine Herren!«” von Stephan Lebert

Schon im Zeitmagazin # 2 habe ich mich mit Unmut darüber geäußert, dass erst jetzt Frauen sich zu den sexuellen Übergriffen von D. Wedel äußern. Und als jahrzehnte lange über 70jährige Kleinrentnerin aber bislang treue Zeitleserin erschien es mir doch etwas überflüssig und Vorverurteilend sich so ausführlich disem Thema zu widmen. Grundsätzlich sind sexuelle Übergriffe zu verurteilen und dummes Machtgebärden derjeneigen, die sich nicht anders darstellen können. Andererseits frage ich mich, wenn die Übergriffe so schwerwiegend waren, warum gab es nicht zu gegebenem Zeitpunkt direkt eine Anzeige gegen Wedel. Die “ kleinern“ Frauen hätten sich sicher (hoffentlich) anders zu wehren gewußt. Nun bin ich eigentlich auch auf Grund der Vorverurteilung und letztlich Versicht auf Ihrerseits auf den normalen Rechtsweg in diesem Sinne soweit mein Zeit-Abo zu kündigen. Es gibt ganz andere Rechtsverstöße zu bemängeln, z.B. gerade gebrochenes Völkerrecht , geduldet von unserer Regierung in der Türkei. – Geelke Braun


Leserbrief zu „Eine Zumutung namens Quantenbit” von Stefan Schmitt

Ich verstehe nichts, par tout nichts von Quantenphysik. Mir ist dennoch die Vorstellung nicht fremd, dass sich ein Teilchen an mehreren Orten zugleich aufhalten kann u. a. m. Ihr sehr aufschlussreicher Artikel hat mich deshalb zu der Frage geführt, ob der Gedanke: „Ich erinnere mich an die Zukunft“, bzw. „ich erinnere meine Zukunft“ absurd, abstrus oder paradox ist oder sich nicht doch quantenphysikalisch begründen ließe? So beweist in dem Film der „Quantenaktivist“ ein indischer Quantenphysiker, z. B., dass Gott beweisbar ist. – Peter Neumann