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25. Januar 2018 – Ausgabe 5

 

Leserbrief zu „Wie sich die CDU jetzt gegenüber der SPD verhalten muss, um Merkel zu stürzen” von Marc Brost, Peter Dausend und Tina Hildebrandt

Angela Merkel kann einem fast leidtun. Allerdings ist sie an ihrer Misere nicht ganz unschuldig. In der Vergangenheit hat Merkel „Parteifreunde“, die ihr offen und ehrlich entgegengetreten sind, weggeschasst. Friedrich Merz sei hier als Beispiel genannt. Übrig blieben zwei Sorten von CDU-Führungskräften. Zum einen diejenigen, welche Merkel und ihrer Politik in Nibelungentreue folgen. Zum anderen Mitglieder, die zwar selber an die Macht wollen, aber aus der „Causa Merz“ gelernt haben und ihr Machtstreben lange Zeit hinter Lächeln und Antichambrieren verborgen haben. Von der ersten Kategorie geht keine Gefahr aus. Die würden Merkel bis in den Tod – oder zumindest bis zum Rücktritt – folgen. Doch nun, da die „Kanzlerdämmerung“ am Horizont aufzieht, sehen die ränkeschmiedenden Speichellecker ihre Chance, Merkel elegant loszuwerden. Dafür müssen sie – wie im Artikel richtig ausgeführt wird – keine Verschwörung anzetteln, sondern nur dafür sorgen, dass die große Koalition nicht zustande kommt. Denn ein zweites Scheitern bei der Bildung einer stabilen Regierung würde Merkel politisch wohl nicht überleben. Dieses intrigante Verhalten ist zwar erbärmlich und abstoßend – aber irgendwie auch konsequent. – Michael Pfeiffer


Leserbrief zu „Alte Panzer” von MT

Waffen dürfen laut § 6 Absatz 3 Nr. 1 des Kriegswaffenkontrollgesetzes nicht exportiert werden, wenn die Gefahr besteht, dass diese bei einer friedensstörenden Handlung, insbesondere bei einem Angriffskrieg, verwendet werden. Dass die Türkei bereit ist, Angriffskriege auf fremdem Boden zu führen, dürfte seit dem türkischen Einfall in Syrien klar sein. Solange sich die Politik der Erdoğan-Regierung nicht ändert, sollten daher alle Waffenlieferungen an die Türkei unterbleiben. – Michael Pfeiffer


Leserbrief zu „Lasst sie mal machen“ von Mariam Lau

Kleiner Artikel zum großen Thema „Wehret den Anfängen“! Denn „Es begann damit, dass die Gepflogenheit beseitigt wurde, den ältesten Abgeordneten die Eröffnungsrede halten zu lassen, um zu verhindern, dass es der AfD-Mann von Gottberg tut. Eine unwürdige Trickserei…“ kommentiert Mariam Lau. Meines Erachtens mit Recht! Denn die Anfänge haben zwei Seiten. Den Auftakt machte der alte, etablierte Bundestag, der mit seiner Trickserei die AfD meines Erachtens aufgewertet hat. Und damit den zweiten Anfang, nämlich die AfD, gefördert hat.

Noch ist die Situation der Etablierten komfortabel. Die Gefahr besteht meines Erachtens darin, dass sie in ihrer Berliner Glasglocke den Kontakt zum „normalen Bürger“, früher altmodisch, aber treffend „Otto-Normalverbraucher“ genannt, zunehmend verlieren. Was passiert denn, wenn sinkende SPD-Wähler-Prozente von steigenden AfD-Prozenten (auch auf Kosten von CDU-Zahlen) übertroffen werden? Schon jetzt nähern sich die Zahlen an. Wenn der von den zuvor „Etablierten“ geförderte AfD-„Hans-Wutbürger“ plötzlich die zweitstärkste Partei im Bundestag stellt – und damit selbst etabliert ist? Und sich möglicherweise etwas später einem gesunkenen CDU-Niveau nähert? Ein Horror-Szenario? Vielleicht! Es ist hohe Zeit für größere Analysen und Artikel zum Thema, nicht nur in der ZEIT! Damit sich meine Befürchtung einer Gefahr für unser demokratisches Gemeinwesen nicht bestätigt. – Reinhard Kniepkamp


Leserbrief zu „Schulzismus“ von Josef Joffe

Ja tatsächlich kann all die Zeit, die zwischen den Etappen auf dem zähen Weg zur Regierungsbildung liegt, also zwischen Sondierungsanfängen und -enden, zwischen mit Spannung erwarteten Parteitagsbeschlüssen und Mitgliederentscheiden, zwischen Verhandlungsauftakten, -verläufen und -enden, wenn man es klug macht, dafür genutzt werden, die Dinge gründlich zu durchdenken, die jeweils auf dem Tisch liegen, und ich habe den Eindruck, das ist zumindest auch ein Teil dessen, was passiert.

Die andere, die Kehrseite ist der xte Abgesang auf die Kanzlerin oder auf Martin Schulz, die xte Wiederholung seiner Kehrtwendungen und ihrer angeblichen Positionslosigkeit, die nun aber wirklich endgültig zu ihrem sofortigen Rücktritt führen müsse, die wir nur über uns ergehen lassen müssen, weil ein Teil der Medien nicht weiß, wie er all die Wochen anders als mit möglichst aufregenden Niedergangs-Szenarien füllen soll. Mir persönlich wären die Erarbeitung von Positionen für die Legislatur, die über die Themen konservative Werte-Erneuerung einerseits und Ungleichheits-Schere in der Gesellschaft andererseits hinaus gingen, lieber. Nicht, weil das nicht berechtigt wäre, sondern weil es auf Dauer so vorgetragen nur an der Oberfläche bleibt. – Astrid Lamm


Leserbrief zu „Wie sich die CDU jetzt gegenüber der SPD verhalten muss, um Merkel zu stürzen” von Marc Brost, Peter Dausend und Tina Hildebrandt

Zeit zum Generationswechsel in der deutschen Politik
Deutschlands Regierung ist zu wichtig, um jahrelang als Versorgungsposten für die Auslaufmodelle Merkel, Seehofer und Schulz zu dienen. Wer glaubt denn wirklich, dass diese Herrschaften, die jahrelang Umweltschutz und Digitalisierung verschlafen haben, jetzt noch eine Wende einleiten? Wen oder was soll denn Herr Schulz führen, der nicht mal seine Partei im Griff hat? Wird sich die Geschichte nicht wiederholen, dass am Tag nach „hervorragenden Ergebnissen“ der Koalitionsverhandlungen aus Sicht des SPD-Vorstandes die ersten Nachforderungen gestellt werden? Wird der SPD-Vorstand jetzt in kurzen Abständen Parteitage oder Mitgliederbefragungen ansetzen, um die inhaltlich ohnehin wachsweiche Frau Merkel weiter zu nötigen? Es wird höchste Zeit, einen politischen Generationswechsel in Deutschland zu vollziehen. Mit den Herren Spahn, Söder, Lindner und Habeck stehen qualifizierte Männer bereit, die Macht übernehmen können und wollen. Und selbst die SPD hat mit Kevin Kühnert ein Talent, das schon jetzt mehr Mut bewiesen hat, als all die Wendehälse im sonstigen SPD-Vorstand zusammen. Lassen Sie uns dem Beispiel Frankreichs oder Österreichs folgen, dem Volk wieder Hoffnung geben und Politik spannend machen, im Interesse der Demokratie. – Christopher Hagen


Leserbrief zu „Alles schon bezahlt?“ von Michael Thumann

Die von deutscher Seite während des Zweiten Weltkriegs begangenen Massaker verstießen in schwerster Weise gegen das Völkerrecht. Das wird niemand ernsthaft bestreiten können. Doch müssen sich auch daraus hergeleitete Kompensationsforderungen am Völkerrecht messen lassen. Dabei muss leider festgestellt werden: Das Urteil des Zivilgerichts von Sulmona ist völkerrechtswidrig. Kein Staat hat Gerichtsbarkeit über einen anderen. Wegen dieser völkerrechtlichen Immunität kann jeder Staat nur vor den eigenen Gerichten verklagt werden. Dies war auch in Italien bekannt. In dem im Artikel erwähnten Urteil hat der Internationale Gerichtshof, das Hauptrechtsprechungsorgan der Vereinten Nationen, am 03.02.2012 entschieden, dass Italien durch die Zulassung von zivilrechtlichen Klagen gegen die Bundesrepublik deren völkerrechtliche Immunität verletzt hat und verpflichtet ist, zukünftige Verletzungen zu unterlassen. Somit hat das italienische Verfassungsgericht durch die erneute Zulassung solcher Klagen gegen das Völkerrecht verstoßen.

Die Bundesrepublik ist nach Art. 20 Abs. 3 GG ein Rechtsstaat. Dieses Rechtsstaatsprinzip ist von so überragender Bedeutung, dass es der „Ewigkeitsklausel“ unterfällt, also auch im Wege einer Verfassungsänderung nicht angetastet werden darf. Schadensersatzforderungen, die auf Verstößen gegen das Völkerrecht basieren, können und dürfen von der Bundesrepublik daher aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht erfüllt werden. Das muss jedoch auch im umgekehrten Fall gelten. Kompensationsforderungen, deren juristische Voraussetzungen eindeutig vorliegen, sollten ohne unwürdiges Herumtaktieren sofort beglichen werden. – Michael Pfeiffer


Leserbrief zu „Hier machten alle mit“ von Frank Werner

“Erinnerungspolitisch” gratuliere zu dieser tollen Wortschöpfung! Aus meiner Sicht hätte “thematisch” völlig gereicht, aber ich bin ja kein Sprachgenie, sondern Ingenieur. Vielleicht könnte DIE ZEIT einmal einen fundierten Artikel über sprachliche Innovationen – vor allem über Sprachblähungen – bringen. Da wäre ich sehr dankbar. Mich würde z. B. auch interessieren ob man die Formulierung “demokratiepolitisch bedenklich” wirklich braucht. Genügt nicht “undemokratisch”, oder “unfair”, oder “illegal”? Heute wird doch überall eingespart, warum nicht klare Formulierungen mit deutlich weniger Buchstaben verwenden? “Lean protuction” sozusagen, um einen Anglizismus zu strapazieren. – Manfred Uttenthaler


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Ist das die Aufgabe der seriösen ZEIT, einen Menschen dermaßen in BILDzeitungs-Manier an den Pranger zu stellen? Ich bin entsetzt. – Gerhard Schwinge


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Nein, ich habe den Artikel nicht gelesen. Die Causa Kachelmann ist mir noch zu sehr im Gedächtnis, als dass ich eine solche Titelstory goutierte. die Unschuldsvermutung bleibt zugunsten der Auflage mal wieder außen vor. Wann schreibt Frau Schwarzer für die ZEIT? – Dieter Galle


Leserbrief zu „Och, nee!“ von Dmitrij Kapitelman

Schon einmal habe ich einen Leserbrief zu Ihrem Ressort „Z“ geschrieben und mich über die Seichtheit der Themen und Inhalte geäußert (bei gleichzeitigem Bedauern über das „Einstampfen“ des Ressorts Reisen). Der Artikel von Dimitrij Kapitelman bestärkt mich in meiner damaligen Einschätzung eindrucksvoll. Dabei möchte ich weniger auf den Inhalt eingehen, als vielmehr meiner Verwunderung Ausdruck verleihen, dass für derartig Belangloses eine ganze Seite von „der Zeit“ zur Verfügung gestellt wird. Als Mitarbeiter eines Betreuungsvereins (rechtliche Betreuungen und Arbeit im Ehrenamtlichen) kommt Neid auf, weil wir mit unseren Anliegen in der Medienlandschaft leider auf kein Interesse stoßen. Seit 2005 gibt es in unserem Bereich keine Anpassung mehr der Stundenvergütung. Sie ist seinerzeit einfach auf 44,00€ eingefroren worden, ohne dass bislang in den Ministerien der Justiz und des Sozialen die Notwendigkeit einer Anpassung gesehen wurde (Problem: Bundesrecht und Umsetzung in den Ländern).

Die Folge sind zahlreiche Schließungen von Betreuungsvereinen und damit ein Rückgang ehrenamtlicher Arbeit. (Betreuungsvereine beraten und begleiten Ehrenamtliche in der Ausübung rechtlicher Betreuungen). Die Konsequenzen sind vermehrt beruflich geführte Betreuungen, die, ob des bescheidenen Stundensatzes, nur durch eine quantiative Aufstockung der „Fallzahlen“- auf Kosten des Einzelfalles (Faktor Zeit)- wirtschaftlich geführt werden können. Auch wenn es viele Menschen betrifft, scheint ein Interesse bei den Medien nicht vorhanden. Leider fehlen uns einflussreiche Lobbyisten. – Ralf Schröter


Leserbrief zu „»Sexualität spielte überhaupt keine Rolle«“ von Mariam Lau

‚68‘ muss inzwischen für viele, auch kontroverse Interpretationen herhalten, auch für selbstgefällige, aber wenig sachliche Selbstdarstellungen (wie die von Herrn Bude). Wissenschaftlich ist es daher unbedingt erforderlich, zunächst einmal Perspektive, Position und Quellenlage offenzulegen, bevor man (ver)urteilt. Als jemand, der ‚68‘ allerdings in einer provinziellen Universitätsstadt erlebt und auch ein wenig mitgestaltet hat, bleiben nach wie vor mindestens drei Entwicklungen und Prägungen unbestreitbar und wichtig, die ich in einem Leserbrief nur anreißen kann:

1. Reflexion der deutschen Geschichte: Wenn die Eltern ihre im Faschismus und Krieg gelebte Vergangenheit gänzlich verschweigen und verdrängen mussten, waren die Erläuterungen und Diskussionen in diskursiver Runde an der Universität wahre Offenbarungen. Sicherlich begann die Aufarbeitung schon mit den Frankfurter Auschwitzprozessen, aber nun konnte sie auf breite wissenschaftliche Basis gestellt werden.
2. Aufbrechen alter und falscher Autoritäten: Noch im Ws 1966/67 zogen die Professoren (weibliche gabe es noch nicht) im würdevollen Ornat zu Semesterbeginn durch die Stadt und demonstrierten ihr amtliche Unnahbarkeit – wie auch sonst in den Lehrveranstaltungen und Sprechstunden. Ein Jahr später waren viele von ihnen froh darüber, mit Studierenden in relativ zwangloser, offener Atmosphäre forschen und lehren zu können, fachliche Autortität und Empathie zählten nun vor allem. Die, die an ihre nur amtlichen Autorität festhielten, wurden verlacht – nicht zuletzt von ihren liberalen Kollegen selbst. Und diese hier nur exemplarisch dargestellte Öffnung zog sich durch viele Institutionen – und sie ist vielfach bis heute geblieben.
3. Atlantische Relativierung: Aufgewachsen war man in der Schule und sonstwo mit einer unbedingten Verehrung der USA (Kennedy) und der atlantischen Bindung. Erst an der Uni lernte man etwas von dem brutalen und verheerenden Krieg in Vietman und den Untaten der Yankees. Damit wurde nicht unbedingt nur Antiamerikanismus geschürt, sondern die Fähigkeit gelernt, auch internationale Beziehungen und Emotionen zu relativeren und sie möglichst demokratischen Wertungen zu unterwerfen. Nur wenigen wurden zu blinden Verehrern des realen Sowjetkommunismus. – Hans-Dieter Kübler


Leserbrief zu „Alles schon bezahlt?“ von Michael Thumann

In der Betrachtung zu diesem Thema fehlt in Bezug auf Polen ein Hinweis auf den Wert der Gebiete, die Deutschland nach 1945 an Polen abgetreten hat, also Pommern, Schlesien und das südliche Ostpreußen. Es fehlt des weiteren ein Hinweis auf Belastungen in Milliardenhöhe, die Deutschland auf sich zu nehmen hatte durch die von Polen veranlasste Vertreibung deutscher Menschen. Alles in allem dürfte das die genannten 840 Mrd. locker übersteigen. – Lothar Kopp


Leserbrief zu „Das Dorf-Prinzip” von Heike Faller

So ein Quatsch! Was sind das für armselige Würstchen, die sogar dafür ein Internet brauchen, um den Nachbarn kennen zu lernen? haben die keinen Mund? Alte – fränkische – Weisheit: Wenn Du neu im Ort bist, gehe in einen Verein, Posaunenchor oder zur Feuerwehr und schicke die Kinder in den Kindergarten oder Schule! Wenn Du dann immer noch zu blöd bist, jemanden kennenzulernen, dann hilft Dir auch kein nebenan.de. Aber Du bekommst unbestellte Werbung… Und das ist der eigentliche Hintergedanke. Lest Qualityland von Mark Uwe Kling. – Dr. Erhard Heisel


Leserbrief zu „Erst die Nazis, dann die Blümchen“ von Karsten Polke-Majewski und Sascha Venohr

Zu den Trierer Straßennamen zählen An der Meerkatz, Sieh um dich, Rindertanzstraße und Mohrenkopfstraße. Es gibt auch eine Karl-Marx-Straße, benannt nach dem berühmtesten Trierer. Sie führt durch das Rotlichtviertel. – Werner Schäfer


Leserbrief zu „Wie sich die CDU jetzt gegenüber der SPD verhalten muss, um Merkel zu stürzen” von Marc Brost, Peter Dausend und Tina Hildebrandt

Marc Brost, Pater Dausend und Tina Hildebrandt haben scheinbar nicht in das Grundgesetz geschaut. Sonst könnten sie nicht schreiben, „dass es früher oder später zu Neuwahlen kommt“.n In der derzeitigen Lage – eine geschäftsführende Bundeskanzlerin kann nicht die Vertrauensfrage stellen – gibt es nur einen Weg zu Neuwahlen: Der Bundespräsident kann den Bundestag auflösen, wenn ein Kandidat für das Amt des Bundeskanzlers in drei Wahlgängen nicht die absolute Mehrheit erhalten hat. Alternativ kann der Bundespräsident einen Bewerber, der im dritten Anlauf die einfache Mehrheit erhalten hat, zum Kanzler einer Minderheitsregierung ernennen. Da Angela Merkel es ausgeschlossen hat, eine Minderheitsregierung zu bilden, würde sie sich ohne Aussicht auf eine absolute Mehrheit nicht zur Wahl stellen. SPD, Linke und Grüne oder SPD, FDP und Grüne bekämen gegen die Stimmen der CDU/CSU eine einfache Mehrheit zusammen. Aber würde es Martin Schulz auf sich nehmen, im Bundestag zu scheitern, um anschließend einen neuen Wahlkampf führen zu können?! Nach Gerede von Neuwahlen nachzuplappern, macht überhaupt keinen Sinn. – Jürgen Thiede


Leserbrief zu „Auftritt der Witzelsüchtigen“ von Matthias Kalle

Ich warte schon lange auf eine solche Beurteilung der Fernseh-Journalisten. Ich habe schon vor langer Zeit beim Bayrischen Fernsehen angefragt, was wohl passieren würde, wenn bei einem Länderspiel der Frauen-National-Mannschaft in der Allianz-Arena Bernd Schmelzers Fernseh-Kommentierung über Lautsprecher ausgestrahlt würde. Gleiches gilt für Ski-Übertragungen. Die Antwort des Senders,ist immer: Das mögen die Fernseh-Zuschauer gern. Ich habe es aufgegeben, gegen diese Berufsgruppe zu opponieren. – Theodor Hübsch


Leserbrief zum Titelthema „Wir wissen nicht, was wir tun“ von Stefanie Kara

Sie denken wie ich ,deshalb lese ich mit Interesse ,was Sie heute recherchiert haben:Aber nicht mit dem linken Auge zugekniffen sondern mit Sorgenfalten auf meiner Stirn: Ist das nicht haargenau die gleiche Methodik und Rhetorik-Taktik,in denen uns die medialen und politischen Macher ihre Wahrheiten und Botschaften täglich präsentieren,um uns zu steuern und versuchen ,uns zu beeinflussen in unseren Meinungen,Gefühlen und Entscheidungen? Als selbsternannte Autopiloten für unser Glücks-Angst-Bewußtsein? Allein um unsere Voreingenommenheit und Wahrnehmungsschwelle mit Cliffhanger zu triggern?Alles was wir als positiv /richtig oder negativ/falsch klassifizieren sollen.? Mit der Folge,dass solche unbewußten Voreingenommenheiten und Reaktionsmuster sich nicht nur auf unser Kaufverhalten allein sondern tief in die Gesellschafts-Prozesse reichen ;und sogar damit über Leben /Überleben und Tod/Untergang entscheiden in letzter Konsequenz ? Richtig,die Ursache solcher Vorurteile liegt nicht darin,dass das Unbewußte die Abstellkammer für üble Gefühle allein bloß wäre,sondern allein in seiner Funktionsweise für unsere Psyche begründet.

Denn es sucht stets nach Mustern,um die Welt schnell und effizient zu begreifen ,und zwar von Kindheit an und tagtäglich aufs Neue.Auf dieselbe Weise entstehen bei uns unbewußte Stereotypen über die Wirklichkeiten.Und damit unbewußte Vorurteile auf sämtlichen Daseins-Feldern unserer Existenz.(Folge sind zB Sexissmus-Rassissmus -Populismus -Schulzismus-Narzissmus….) Dieser Mechanismus in der Daseinsbewältigung ist derart tief verwurzelt in unsere Psyche und Gehirn,das nicht nur Werbefachleute wie Sie anführen allein ihn gerne ausnutzen sondern ebenso erfolgreich unsere Leit-Medien-Macht-Politiker und Menschen -Beglücker! Das Erstaunlichste für mich daran ist:Keiner von uns ist sich dessen auch bewußt und empört darüber! Diese Täuschung der Öffentlichkeit wirkt weiter, also auch über ihre Enttarnung hinaus.Nur zur Sicherung ihres eignen Geschäftsmodells ? Wir brauchen daher dringend Erste Hilfe für unser öffentliches Bewußtsein über diesen Zustand und Lagebefund. Damit die psychologische und seelische Pannen-Statistik abgebaut werden kann.:
-Mehr Wissen über das Unbewußte ,was uns steuert.Das Unaussprechliche
-Mehr Ruhe und Konzentration zum freien Denken über diese Problematik unserer Zeit.
-Weniger zeitlichen und psychischen Medien-Druck-Inszenierungen(Cliffhanger-Show-Effekte)
-Mißtrauen und Zweifel an der Darstellung aller Medienbereiche auf Notwendigkeit und Wirkung.
-Ein bisschen weniger Selbstgewissheit und Narzissmus und weniger Deutungs-Arroganz-
-Um so mehr wieder freies Denken im sozialen und politischen Miteinander .
Mehr Vergebung und Nachsicht .Als ein Geschenk ,das ich mir selbst mache. Ich brauche dieses Geschenk täglich,um meine spirituelle und seelische Immunität zu stärken. – Lothar Hantel


Leserbrief zu „Wer ist hier das Arschloch?“ von Maxim Biller

In einer Hasskolumne bezeichnet Maxim Biller Jakob Augstein, Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und Alexander Gauland als Arschlöcher; Peter Handke ist für ihn ein Wort-Onanist und Richard Wagner befördert er zum Oberarschloch. Nach sorgfältiger Lektüre des gesamten Artikels komme ich zu dem Schluss, dass das einzige echte Arschloch Maxim Biller selber ist. Kein Wunder, dass dabei ein so beschissener Text entsteht. Eine Frage aber bleibt: Warum in aller Welt veröffentlicht Die Zeit einen solchen Mist? – Johann Wahl


Leserbrief zu „Hier machten alle mit“ von Frank Werner

Dass ich eine Dokumentationsstätte auf dem Bückeburg für unmöglich halte, hat nichts damit zu tun, dass ich mich nicht mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzen, sondern Gras über die Geschichte wachsen lassen wollte, wie den Kritikern des Projekts unterstellt wird. Ich kann mir nur nicht vorstellen, wie ein freies Feld „Hitler in einem Meer jubelnder Menschen“ dokumentieren soll. Wie soll der Nationalsozialismus als „Erlebnisangebot“ erfahrbar werden ohne die über eine Million Menschen, die zu dem „Schauspiel“, der „Inszenierung“, der „Liturgie“ gehörten? Mit dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, zu dem wenigstens Überreste von monströsen Bauwerken gehören, lässt sich die freie Natur am Bückeberg wirklich nicht vergleichen. Durch den geplanten vier Meter hohen Schriftzug „Propaganda“ (HOLLYWOOD lässt grüßen) wird nichts verdeutlicht als das Dilemma, dass sich die Faszination, die von dem Ereignis „Reichserntedankfest“ ausging, durch den Ort an sich nicht vermittelt. – Jürgen Thiede


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Ich bin erschüttert und mir ist übel. Was für eine Macht bei einer einzelnen Person und was für ein Machtmissbrauch. Als Folge schwer traumatisierte Frauen und als Voraussetzung ein System, das solche frauenverachtenden Handlungen offenbar zulässt. Danke an die ZEIT für diesen Beitrag, der für mich ein Beispiel für einen mutigen und verantwortungsbewussten Qualitätsjournalismus ist. – Jossie Moormann


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Diesen Journalismus lehne ich mit allem Nachdruck ab. Das ist Boulevard der übelsten Sorte. In Ihrer Zeitung das lesen zu müssen macht mich traurig und gleichzeitig auch zornig. Die Frauen, die sich jetzt nach 30 und mehr Jahren zu Wort melden und sich jetzt detailliert darüber auslassen sind furchtbar – wenn Sie denn stimmen. Es sind zunächst allesamt nur Behauptungen. Der Wahrheitsgehalt gleich Null. Ich bin ein erfahrener, älterer Mann und kenne die Frauen recht gut. Auch mir wurden schon ähnliche Vorkommnisse untergeschoben. In der Filmbranche wird unter sich viel geredet. Mir kann keiner erzählen, daß dies keiner gewusst haben soll. Ich kenne Schauspieler und Regisseure die angeblich mit fast jeder Hauptstellerin schon im Bett war. Das mag alles im Einvernehmen geschehen sein.

Das war aber ein offenes Geheimnis und die Printmedien haben das nur am Rande erwähnt. Heute wird daraus eine Staatsaffäre gemacht. Die heutigen Schauspieler die dazu Stellung beziehen, antworten alle butterweich. Heuchelei hat heute auch Konjunktur. Die heutige Generation taugt nichts mehr. Das meine ich bitterernst. Die wenigen Anständigen mögen mir verzeihen. Und der Vorverurteilte kann sich nur noch die Kugel geben. Ihr Kollege Josef Joffe hat vor einiger Zeit geschrieben: „In Deutschland wird man zweimal verurteilt.“ Das Sie sich daran beteiligen hätte ich nie geglaubt. Tatsache ist, manche Frauen können verdammt bösartig sein. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Der Artikel ist starker Tobak! Wie doch wieder einmal einer aus dem Kreis der Privilegierten seine Macht schamlos missbraucht und jungen Frauen beim Stillen seiner Gelüste körperliche und dauerhafte psychische Schäden zugefügt hat. Selbstverständlich wird sich der Herr Doktor W. mit allen Mitteln gegen die Vorhaltungen wehren, er wird jeden Eid auf die Richtigkeit „seines Drehbuches“ leisten, er verwahrt sich gegen eine Vorverurteilung, muss doch gerade er sich immer und überall gegen die Attacken junger und ständig geiler Frauen zur Wehr setzen, die ihn jetzt in einer, von der Presse gesteuerten konzertierten Aktion, endgültig zu Fall bringen wollen. Dann fordert er Mitleid ein, weil doch das ach so geplagte Herz all den bösen Anschuldigungen Tribut zollen muss.

Ich persönlich glaube den Frauen, wie Sie die widerlichen Attacken ihres Peinigers schildern. Offensichtlich scheint jener nicht der Typ Mann zu sein, den sich eine Frau gerne auch mal im Bett vorstellen könnte. Der Regisseur versuchte sein Dilemma frei nach dem Erlkönig zu lösen: Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt; einfach widerlich! Schon heute darf bezweifelt werden, dass diesen bestens vernetzten „Mann von Welt“ jemals die volle Härte des Gesetzes treffen wird. Die gewiss schon bald massiv grassierenden Erinnerungslücken in Frage kommender objektiv wichtiger Zeugen werden einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Die Grundlagen zur Verhandlungsunfähigkeit, falls es überhaupt so weit kommt, werden bereits mit Bedacht gelegt.

Gleichwohl bleibt zu hoffen, dass die Staatsanwaltschaft schon bald mit den Ermittlungen beginnt. Für mich ist der Ermittlungsansatz logisch vorgegeben: Dr. W. darf „seine Schilderung“ der Vorgänge am jeweiligen Tatort selbst inszenieren. Hierbei würden die Spezialisten der Kripo bestens in der Lage sein, die Verletzungsmuster der Opfer daraufhin zu untersuchen, ob das Drehbuch des Dr. W. den von den Opfern geschilderten Fakten gerecht wird oder vielleicht doch eher die Basis für ein Ermittlungsverfahren wegen Falschaussagen bilden. Vermutlich sind die Vorgänge aus den 1980er Jahren längst verjährt. Gratulation Herr Dr. W.! Aber ich bin sicher: Es wird auch für ihn irgendeine Gerechtigkeit geben, selbst wenn er zunächst einmal – wie auch immer – einer gerichtlichen Verurteilung entkommen kann. Jedenfalls bedauere ich sehr den teilweise schon Jahrzehnte währenden Leidensweg dieser Frauen. Möge es ihnen gelingen, auch ohne ein akzeptables Urteil gegen Dr. W. über die erlittene Pein hinweg zu kommen – Walter Frank


Leserbrief zu „Wie sich die CDU jetzt gegenüber der SPD verhalten muss, um Merkel zu stürzen” von Marc Brost, Peter Dausend und Tina Hildebrandt

Wenn die große Koalition scheitert, scheitert mit großer Wahrscheinlichkeit die Kanzlerin, weil sie nicht nur n i c h t die Jamaika-Koalition zustande brachte, sondern auch von den sehr widerspenstigen Teilen der CDU nicht das Plazet für weitere notwendige Konzessionen gegenüber der SPD erhalten hat. Martin Schulz wiederum müßte die Führung der SPD aufgeben, wenn eine SPD-Mitglieder-Abstimmung entweder ein Nein zur Groko oder ein zu knappes JA zur Groko hervor bringen würde. ^ Es ist nun einmal ein Fakt, daß sich Martin Schulz in der viel zu kurzen Zeit seiner Funktion als SPD-Chef nicht die uneingeschränkte Zustimmung der Mehrheit der SPD Basis und der SPD-Führungsgremien hat gewinnen können. Die Moral der Geschichte ist, daß nicht etwa nur die SPD gespalten ist in Groko-Gegner und Groko- Befürworter, sondern ebenso die CDU. Die CDU camoufliert doch nur. Gleichzeitig ist man weder bei der CDU noch bei der CSU, noch gar bei der SPD noch weiter bereit, Angela Merkel als – „ vermittelnde“ Kanzlerin“ zwischen den Politfronten weiter zu akzeptieren .În der Ausdeu-tung oder der Zeit angepaßten Interpretation des GG haben inzwischen namhafte Staatsrechtler dargelegt, daß jeder Bundestagsabgeordnete in erster Linie seinem Gewissen und eben nicht ausschließlich der Partei- oder Fraktionsdisziplin unterliege.

Dies führt in der Logik der Gedankenführung dann dazu, daß immer mehr Bundestagsabgeordnete aus CDU ,CSU, SPD, FDP und Grünen sich vorstellen können, daß ohne formelle Koalitionsabsprache eine Kanzlerin oder ein Kanzler im dritten Wahlgang mit einfacher Mehrheit gewählt wird. Diese Person müßte nicht unbedingt einer bestimmten Partei angehören. Wer diese Person wäre, müßte der Bundespräsident Steinmeier in weiteren Sondierungsgesprächen mit den beteiligten Parteien erörtern. Es ist also auch eine viel breitere Minderheitsregierung denkbar, als bisher als plausibel angenommen wurde.- Ungeachtet des generellen Wohlstandsniveaus in der heutigen Bundesrepublik zieht sich inzwischen ein breiter Graben durch das Land. Im Neo-Liberalismus gibt es die ganz großen Gewinner, die riesige Boni einsacken, obwohl sie ihre Firmen an die Wand gefahren haben. Und es gibt die, die mehr Verfahrensgerechtigkeit, mehr Fairness im Umgang mit den Gesellschaftsregeln erwarten. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Auftritt der Witzelsüchtigen“ von Matthias Kalle

Ihr Autor Matthias Kalle macht Furore mit seiner Wortschöpfung „Witzelsüchtigen“. Auch seine Beobachtungen aus der Fußballkiste kann sich sehen lassen. Für mich sind die ganzen Vorgespräche über die Mannschaften der Moderatoren ohnehin ein Gräuel. Man hofft immer drauf das er bald ein Ende findet, und dann kommt immer noch ein völlig belangloser Satz. Die Personalabteilung der Öffentlich-Rechtlichen scheint mit Leuten besetzt zu sein, die wenig Menschenkenntnis auszeichnet. Auch habe ich den Verdacht: umso blöder die Bewerber sind, um so interessanter scheinen die fürs Fernsehen zu sein. Weil Sie wohl davon ausgehen, daß die potenziellen Zuschauer selbst alle verblödet sind. Da läuft zum Beispiel ein sogenannter „Elton“ durch fast alle Programme – auch Kindersendungen – über den Bildschirm, der ein asoziales Verhalten an den Tag legt und sein Deutsch ist auch unterste Schublade. Wenn ich an die früheren Sportreporter denke, dann fällt einem ganz besonders auf, wie deplatziert manche am Mikrofon agieren. Jessy Wellmer ist nicht nur eine Hinguckerfrau. Sie moderiert ganz locker und ohne Pathos die anstehenden Spiele. Leider hält sie sich auch zu lange mit der Vorrede auf. Vielleicht hat sie das bei den Männern abgekupfert oder der Chefredakteur gibt das vor. Herr Kalle, bleiben Sie am Ball. Das tut der „Zeit“ auch gut. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Vielen, vielen Dank für Ihre Recherchen und die Artikel zum Thema sexistische Gewalt! Ihr letzter Bericht „Der Schattenmann“ zeigt am Beispiel von Esther Gemsch ganz klar auf, warum die Opfer oft hilflos waren und eine Anzeige so schwierig war. Ich hoffe es hat jetzt auch der und die Letzte verstanden, warum so viele Frauen geschwiegen haben. Denn besonders schlimm finde ich, dass es auch heute noch immer Gestrige gibt, die es noch immer nicht wahrhaben wollen und Sie und die betroffenen Frauen der „Effekthascherei“ bezichtigen und Beweise haben wollen. Sind die vielen Berichte dieser Frauen nicht Beweise genug !?. Wie soll eine Frau den Vorfälle dieser Art tatsächlich beweisen? Meist ist da niemand dabei und das wissen die Täter ja auch genau. Deswegen aber die Frauen gleich der Lüge zu bezichtigen, wie es leider viele LeserbriefschreiberInnen behauptet haben, finde ich schamlos. Zu diesen Personen gehört für mich übrigens leider auch Ihre stellvertretende Chefredakteurin Sabine Rückert, deren Artikel zu diesem Thema in der Zeit für meinen Mann und mich oft absolut unerträglich sind und oft einen Kündigungsgrund der Zeit darstellen. Ohne Ihre Artikel hätte ich das auch schon längst in die Tat umgesetzt. Frau Rückert hat leider NULL-Kenntnisse über die Verarbeitung von Traumata. Sie wäre gut beraten sich mal mit wirklichen Fachleuten z.B. Gabriele Kahn, Luise Reddemann, Michaela Huber beraten zu lassen.

Sexistischer Missbrauch und Vergewaltigung sind derart traumatische Erfahrungen, die oft auch mit großem Schamgefühlen verbunden sind. Oft geben sich die Opfer auch selbst Schuld. Und oft machen Sie die Erfahrung, die Leserbriefe bestätigen dies ja, dass Ihnen eh nicht geglaubt wird. Und mit mangelnder Selbstverteidigung und fehlendem Selbstbewusstsein, wie Frau Sabine Rückert das bei Frauen beklagt, hat das eben nichts zu tun, sondern mit Macht und Einschüchterung durch die Täter und fehlendem gehört werden der Opfer durch die Gesellschaft. Denn selbst wenn eine Frau sich wehrt, siehe Frau Gemsch, heißt das noch lange nicht, dass sie gehört wird.

Schlimm ist das, sehr schlimm. Ich hoffe meine Tochter muss eine solche Erfahrung nie machen. Bitte bleiben Sie weiter dran an diesem Thema, das darf nicht wieder in der Versenkung verschwinden, darüber kann nicht genug gesprochen und gelesen werden. Vielen Dank!

P.S.: Ich komme gerade von einem Theaterstück mit dem Thema „Sexuelle Grenzverletzungen unter Jugendlichen“, welches zuerst uns Eltern, und morgen den SchülerInnen der 8. und 9. Klasse, vorgeführt wurde. Es ist ein Pilotprojekt der Diözese Augsburg, da sexuelle Grenzverletzungen unter Jugendlichen zugenommen haben. Das Theaterstück war absolut fantastisch und hat die Problematik – nicht nur für Jugendliche – super dargestellt. Es wurde von Eukitea zusammen mit dem Institut Fenestra entwickelt. Schade , dass solche Themen noch nicht verpflichtend in die Lehrpläne aufgenommen worden sind, aber da gäbe es noch eine ganze Menge mehr… – Katharina Steiner


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Ganz kurz: es ist widerlich, wie intensiv herr wedel seine (besetzungs-)macht eingesetzt hat, um bei seinen Schauspielerinnen zur Penetration zu kommen. Und ebenso widerlich sind seine versuche und Lügengeschichten, seinen unkontrollierten penis rein zu waschen. Respekt für die Lauterkeit der zeit Redakteure. – Dr.helmut ziegler


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Mit scheint, dass im Zusammenhang mit der Berichterstattung über Dieter Wedel noch eine andere Debatte geführt werden muss. Davon ausgehend, dass die in Ihrem Dossier veröffentlichten Berichte der Wahrheit entsprechen, stellt sich mir die Frage, wie es möglich ist, dass all die großen und mittelgroßen Stars und Verantwortlichen der Filmbranche, die mit Dieter Wedel gearbeitet haben, angesichts der beschriebenen schändlichen Vorgänge geschwiegen und weggeschaut haben, obwohl sie doch, wie man annehmen muss, wiederholt Zeugen übelster Erniedrigungen, wenn nicht schlimmster, strafwürdiger Vergehen gewesen sind bzw. über einen langen Zeitraum hinweg ganz offensichtlich davon gewusst haben müssen. Nicht selten allerdings verkörpern sie dann in ihren Filmen große, stets integre, immer auf Ehrlichkeit bedachte Figuren und reden gern in Talkshows über Zivilcourage und ähnliche Werte. Im unspektakulären Agieren im beruflichen Alltag und konfrontiert mit dem erwähnten Regisseur wären einige dieser Qualitäten bestimmt auch vonnöten gewesen. Doch man musste ja an die eigene Karriere denken, die dieser ach so mächtige Mann schließlich hätte zerstören können. – Robert Hartung


Leserbrief zu „Süßes Verderben” von Mark Schieritz

Ihre Zeitung lese ich nicht nur des Inhalts wegen gern, sondern auch wegen der meist schreibfehlerlosen Texte. Heute steht doch tatsächlich im Artikel „Zucker“ auf Seite 1 das Wort „widerspiegeln“ in nicht korrekter Schreibweise! – Monika Toebe


Leserbrief zu „Süßes Verderben” von Mark Schieritz

Das gefährliche an den Begründungen der Zuckerindustrie für eine angebliche Unbedenklichkeit des Fabrikzuckers ist, das wahre Aussagen darin einfließen, die aber vom eigentlichen Kern der ernsthaften Bedenken ablenken sollen. So wird von der Zuckerindustrie gerne angeführt, dass Zucker (sprich Fabrikzucker = isolierte Kohlenhydrate, die auch im Auszugsmehl vorkommen) nur im Übermaß schädlich sei. Das ist ja nicht unrichtig, es wird aber vermieden, den pathogenen Schwellenwert von 25 g Zucker pro Tag (WHO 2014 und Professor Katase 1934, leider vergessen, lässt grüßen) zu benennen. Die deutschen Schulkinder verzehren täglich 135 g Fabrikzucker (amerikanische sogar 400 g, meist im Form von Softdrinks).

Das ist das 5,4- fache (16 – fache) und gefährdet ihre Gesundheit sehr; u. a. Diabetes 2 und Arteriosklerosen. Man sieht, dass die fadenscheinigen Argumente der Zuckerindustrie nicht aufklären und den Menschen, gelinde gesagt, nicht helfen. Die gefährliche Sucht nach Süßem (Karboholismus) stellt einen unbestreitbaren unabhängigen gesundheitlichen Risikofaktor dar. Davon ablenkend argumentiert die Zuckerindustrie geme, dass die Ursachen für die massiven Zivilisationskrankheiten in der Gesamtheit der Ernährungslage, im mangelnder Bewegung u.v.a. zu suchen seien. Die Aufklärung durch die DGE, zumindest bezüglich Zucker, kann man m.E., gelinde gesagt, vergessen. ( Die staatlichen Organe lassen die eigentlich von ihnen zu schützenden Bürger blind links in die Abgründe ihrer verfehlten Ernährungspolitik laufen – alles ist to big to fail- ) – Hans Peter Stolz


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Es ist schon unglaublich, mit welcher Flut von Vergehen „Der Schattenmann“ Wedel bisher, d.h. seit Jahrzehnten, seiner Verantwortung als Sexualstraftäter entkommen konnte. Jetzt hat er sich wegen Herzbeschwerden ins Krankenhaus gelegt. Endlich! möchte ich, als Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin, ihm dafür zurufen, denn sein Herz ist so beschwert, mit all den Vergehen, die er den vielen Frauen angetan hat, und immer noch in der Lage ist, anzutun, und, das möchte ich an dieser Stelle betonen, auch mit Hilfe der zahllosen schweigenden Mehrheit um ihn herum, inklusive der ihn deckenden Juristen, die seine geschundenen Opfer auf unerträglich Weise noch zusätzlich unter Druck setzen konnten und immer noch können. Der von Ihnen geschilderte Fall der Schauspielerin Esther Gemsch ist nicht nur schwerste Körperverletzung, sondern in meinen Augen nichts anderes als versuchter Mord, mit der Folge langjähriger körperlicher Beschwerden, von den psychischen Beschwerden und Verletzungen, die ihr und vielen anderen ihrer Kolleginnen zugefügt wurden, einmal ganz abgesehen. Es ist für mich unerträglich zu wissen, dass in unserer Gesellschaft solche Verbrechen in aller Öffentlichkeit möglich sind und Frauen unter den Augen ihrer KollegInnen dermaßen vorgeführt und misshandelt werden können, ohne dass diesen Machenschaften Einhalt geboten wird und Täter dafür rechtzeitig zur Verantwortung gezogen werden. Ich kann den männlichen Kollegen und seinen Söhnen nur wünschen, dass sie die geistigen Traumen, die sie durch das Mitansehen, Miterleben und, ja, auch Mitverantworten solchen Verhaltens zwangsläufig erleiden, baldmöglichst verarbeiten werden, auch mit Hilfe all der wunderbaren und mutigen Frauen um sie herum, denn unsere menschliche Welt hat für diese unendlich vielen Misshandlungen und Gewalttaten keinen Platz mehr. – Mari-Anne Hölscher


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Es ist hart fuer so einen verdienstvollen Menschen aus der Filmbranche wie Dieter Wedel ! Aber : die Wahrheit hat schon so manchen bitter eingeholt. Ganz wichtig : Auch die beschuldigten Maenner muessen geschützt werden vor Frauen , die einst mal ihrer Lust erlegen sind und Jahre später Wiedergutmachung fordern. Aber Maenner , die Frauen brutal ausnutzen und sexuell belaestigen , muessen sehr hart bestraft werden. Und die “ dumme Verjährungsfrist “ fuer solche feigen Taten muss abgeschafft werden ! Es darf einfach nicht sein , dass wie in meinem erweiterten Bekannten – und Freundschaftskreis geschehen , eine junge gutaussehende Frau aus gutem Hause in einer Krisensituation von einem um Jahre aelteren Mann aus ihrer Verwandtschaft , taetig in fuehrender Berufsstellung , auf niederste Weise sexuell bedraengt und belaestigt wurde. Diese Frau erlitt schwerste Depressionen und ihre Persoenlichkeit sowie ihre berufliche Stellung gingen fast voellig den Bach runter . Nur durch die Hilfe von mir und Freunden konnte sie wieder auf die Beine geraten . – Erwin Chudaska


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Der Mensch, Krönung der Evolutionstheorie! Keine 80 Jahre ist es her, dass dieses Wesen im Wahn von Selbstüberschätzung nach lebenswert und unwert, nach Gut und Böse Millionen von derselben Art ums Leben gebracht hat. Und das obwohl die Geschichte voll von Bestialität war.Danach fing die Krönung an ein menschenwürdiges Leben wieder aufzubauen. Bodenschätze aus aller Welt holte er sich mit humanen Mitteln (Goldwertes Geld). Und die „Krönung“ sprach, es ist alles gut. Wir waren dem Paradies nahe, da kam der Mensch zur Besinnung und fragte nach Ichfindung und Selbstverwirklichung. Dann kam ein Mensch ins zweifeln und fragte, wieviel Ich bin ich? Dieser Stolperstein hielt nur ein Lächeln lang. Dann begann das Spiel mit der Selbstüberschätzung von Neuem. Während man uns Menschen ein wirklich ewiges Leben versprach – einige liessen sich im Permafrost einpacken – und noch feste daran arbeitet, liess man die unter der Krönungsebene befindlichen Wesen schlachten und sich schmecken. Und es war so gut. Sodass man Gefängnisse für 50.000 einer Art unter der Aufsicht und Verantwortung weniger Gekrönter stellte. Ohne Rücksicht auf die Folgen wurde der Platz – neben unter Naturschutz gestellten Flächen – zur Verfügung gestellt. Es ist wiederum dem Grössenwahn zu unterstellen, dass wir über zu schützende und ungeschützte Flächen entscheiden dürfen, wir sind die Krönung! Wir herrschen sogar über das Geld und somit Vermögen, das wir gar nicht haben. Brauchen wir die Energie, die dem Planeten die Luft nimmt und uns mit?

Wundert es da, wenn wir masslos werden, dass wir egoistisch nur auf uns bedacht sind, was sich sichtbar an einzelnen „Grössen“ zeigt, die die Kontrolle über Ihren Verstand, über ihre Verantwortung dem Einzelnen und der Gesellschaft gegenüber verloren haben? Die in einer kindlichen Entwicklung von Phantasiebildern stecken geblieben sind und diese in die Wirklichkeit übertragen? Im Prinzip lechzen wir alle nach Selbstverwirklichung und vergessen, dass wir soziale Wesen sind die aufeinander angewiesen sind. Egal welcher Rasse oder Klasse wir angehören. Nur fehlt uns das Selbstbewusstsein, sonst wären wir auch Islamistische Salafisten, Trump, Wedel, Putin und wie sie alle heissen mögen. Wir haben keine Grenze in unserem Grössenwahn. Unsere Generation nach der Diktatur hat unsere Eltern gefragt, warum sie den Irrsinn mitgemacht haben. Die Generationen nach uns werden die Frage uns stellen, die wir in einer Demokratie gross geworden sind! Die Bildungsministerien sollten die Naturwissenschaften hinter die Geisteswissenschaften in ihren Bildungsplänen stellen, und den Schülern den Zugang zur Erde und Arbeit für ein Jahr der Ausbildung einräumen. Vielleicht führt das zu der Demut, die dem Wahn Einhalt gebietet? Dann haben wir auch für die Flüchtlinge – egal ob muslimisch oder kathelisch – die blockiert in südlichen Ländern wie Minderwertige“ leben“ müssen, Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein. Kann es uns noch besser gehen? Ja, indem wir unseren Wohlstand sozialisieren! – Udo Quarz


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Ganz erschreckend finde ich , dass es in diesem Metier so unglaubliche Abhänigkeiten und fehlende Selbstbewußtsein gibt, als Möglichkeit diesem Machtmenschen schlicht und einfach mit einer Anzeige die geringsten umgänglichen und anstandsmäßigen Grenzen zu zeigen. – Geelke Braun


Leserbrief zu „Schulzismus“ von Josef Joffe

In ihrer Fantasie scheint Trumpland die einzige Alternative zur drögen GroKo zu sein. Und „Nachdenken über Konsequenzen“ beinhaltet bei Ihnen wohl eher die Entwicklung der Strompreise als die Frage nach einem Atommüll-Endlager. Na bravo. Da Sie augenscheinlich gut sind im Denken, könnten Sie Ihre Lösung für letzteres bitte der Bundesregierung mitteilen? Die warten nämlich schon auf Sie. Ihre Kolumne ist wie die Schlagzeile der Bildzeitung, man findet immer was Ätzendes drin. Nur in puncto Selbstgefälligkeit haben Sie die Nase vorn. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zum Titelthema „Wir wissen nicht, was wir tun“ von Stefanie Kara

Als regelmäßiger ZEIT-Leser war ich gelinde sehr enttäuscht, als ich Ihren Artikel über das Unbewusste gelesen habe. Alles fachlich richtig, allerdings sehr sehr alt und mittlerweile Gemeingut. Brückentest, Einfluss des Herzschlags auf Verhalten und Denken, Frauen, die bei Erwähnung ihres Geschlechtes schlechter in Mathe abschneiden etc.. Alles seit vielen Jahren bekannt und veröffentlicht. Dr. Dr. Manfred Spitzer hatte z.B. neben seinen zahlreichen Veröffentlichungen eine Sendung bei br-alpha, in der er regelmäßig (und vor Jahren) u.a. über genau diese Thematik referierte. Fachausdruck für den Einfluss des Körpers auf Denken und Fühlen ist übrigens „Embodiment“ (ich weiß gar nicht, ob ich diesen Begriff gelesen habe). Welche Notlage hat sie dazu angehalten diesen Artikel als Leitartikel zu wählen? Er wirkt, wie aus der Schublade gezogen, weil Sie kein anderes Thema hatten. Schade, denn es ist ein fantastisches Thema, mit unglaublich vielen Facetten, über das es viel mehr (Nutzbares) zu berichten gibt. Es gibt sogar eine Therapieform, die genau diese Verarbeitungsmechanismen nutzt: Die moderne Hypnotherapie. – Ingo Chill


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Es ist der Schweinehund, der lehrt: ein Schwein kann durchaus menschlich sein, während der Mensch – wohl umgekehrt – zum Menschsein braucht ’ne Menge Schwein. Die Justiz ist zwecks weiterer Aufklärung am Zug. – Frank Müller-Thoma


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Die „Zeit“ hat ein sehr gut recherchiertes, detailreiches Dossier abgedruckt. Jedoch habe ich den Eindruck, dass dadurch auch die Glaubwürdigkeit der betroffenen Frauen erhöht werden soll-weil sie, die Glaubwürdigkeit, zunächst einmal, mir viel Skepsis betrachtet wird? Wie so oft? Sich auf Prominente zu focussieren bedeutet auch, das Thema nicht in gesamtgesellschaftlichem Zusammenhang zu sein, es runterzubrechen auf die spektakulären Fälle. Fatal. Dass nicht nur prominente Männer übergriffig/kriminell werden, sondern sehr sehr viele, die einfach die Möglichkeit dazu haben…das wissen wir alle. Die Frage, die sich offenbar viele stellen: Weshalb berichten viele Frauen (längst nicht alle!) erst jetzt davon? Nun, zum Einen ist da die Scham. Frauen -alle-wachsen mit Sexismus auf, er war und ist alltäglich. Sie kennen ihn also, und fragten sich vielleicht: Und trotzdem ist mir das passiert? Scham und Schuld.

Zum Anderen ist da die Glaubwürdigkeit, die Frauen bei Zweifeln eher nicht haben. Alles mögliche wird ihnen unterstellt, ungeachtet der Tatsache, dass „die Leute“ ja wissen, „wie Männer so sind“. Und die Frage der Solidarität: Wenige vertrauen sich anderen Frauen an. Das hat sich nicht geändert, leider. Weibliche Solidarität wird uns nicht anerzogen, im Gegenteil: Jede kämpft für sich allein. Und zuletzt ökonomische Nöte: Sich anpassen müssen, um Geld zu verdienen-das ist uns doch allen nicht neu, oder fremd. Weshalb dann häufig diese Geringschätzung dieses Argumentes? Vielleicht weil wir immer noch am Märchen vom „Wolf und den sieben Geißlein“ hängen? Es ist an der Zeit, die Gesetzmäßigkeiten des Sexismus und ihre Auswirkungen sehr viel deutlicher zu analysieren und zu benennen-so wie es in den 70ern schon geschah, doch diese Zeit scheint ebenfalls wie ein Märchen… – Ulrike Müller


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Was die „mutmaßlichen“ Verbrechen des Dr. Wedels betrifft: Das Schlimmste ist, dass alle zugesehen haben, gerade auch die Verantwortlichen der öffentlich-rechtlichen Sender. Wedel hatte Stallgeruch, er war Hausregisseur des NDR. Und er war mächtig und erfolgreich. Das reicht in unserem Lande, um sich alle nur vorstellbaren sexistischen Gewalttätigkeiten erlauben zu können und trotzdem immer wieder als Regisseur der ARD verpflichtet zu werden. Die Verantwortlichen unterließen jede Hilfeleistung für ihre weiblichen Mitarbeiterinnen. In anderen Zusammenhängen ist das ein Straftatbestand. Scheinheilig wird im im Heute-Journal des ZDF gefragt, warum sich die Frauen erst so spät gemeldet hätten? Weil die Opfer, die traumatisierten Frauen, keinerlei Chance hatten, gehört zu werden, wie der Fall Esther Gemsch zeigt. Weil traumatisierte Menschen sich zurückziehen, um weiteren Verletzungen durch Grobheit, Verunglimpfung und Nichtanerkennung ihres Leids zu entgehen. Erst jetzt, im Zuge des #MeToo gibt es ein gesellschaftliches Klima, dass es Frauen erlaubt, über die an ihnen begangenen Gewaltverbrechen zu berichten. Der narzisstische Dr. Wedel allerdings, ein grausamer Frauenjäger par excellence, wirft ihnen in Verdrehung der Tatsachen „Hexenjagd“ vor.

Hexen wurden gejagt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der feige ins Krankenbett geflüchtete Herr Wedel, aus dem heraus er seine Unschuldsbeteuerungen diktiert, hat es doch ganz gemütlich. Niemand bedroht ihn körperlich und seelisch, vergewaltigt und würgt ihn, niemand verrenkt ihm die Halswirbelsäule. Ich danke allen Schauspielerinnen und ihren Kollegen und Kolleginnen, die, stellvertretend für all die Frauen, die auch sexistische Gewalt erlebt haben, es auf sich nehmen, diffamiert und bloßgestellt zu werden und eventuelle Karrierenachteile in Kauf zu nehmen. Ich hoffe, dass es weitere Frauen gibt, die körperliche Übergriffe und Verbrechen (auch seelische Grausamkeit) von mächtigen Männern in allen Bereichen der Gesellschaft anklagen. Ich hoffe, dass sie dabei von Männern und Frauen unterstützt werden, die ein Gefühl für Menschenwürde und Zivilcourage haben. Davon lebt die Demokratie. Menschenwürde hat kein Geschlecht. – Antonia von Fürstenberg


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Ich finde es schon recht traurig, das die ZEIT mit dem Thema „Vorwürfe gegen Dieter Wedel“ so massiv auftritt. Titelbild (habe heute die Ausgabe auf dem Tisch, und da ist im ggs. zur Darstellung hier plakativ das Thema aufgegriffen), Newsletter …… Ganz klar, darf das Thema und auch die Vorwürfe gegen Dieter Wedel nicht unter den Tisch fallen, natürlich muss harte Aufklärung erfolgen, selbstverständlich sollen Sie auch darüber berichten dürfen …. Aber ich bin über diese Aufmachung sehr enttäuscht (wie gesagt, mich stört die AUFMACHUNG) eigentlich finde ich es richtig doof. Tut mir leid, aber das musste ich jetzt mal sagen. – Andrea Pies


Leserbrief zu „Süßes Verderben” von Mark Schieritz

Schön, dass die ZEIT dem Thema Zuckersteuer die prominente erste Seite widmet. In der Tat ist der hohe Zuckerkonsum ein überragendes Gesundheitsproblem. Aber nur auf den Zucker zu zielen, ist ein bisschen kurz gegriffen. Denn unser „dickes“ Problem besteht darin, dass unsere Ernährung insgesamt viel zu kalorienreich ist – wir essen nicht nur doppelt so viel Zucker, wie uns guttäte, sondern auch doppelt so viel Fett und Salz. Daher wäre es sinnvoll, nicht nur eine Zuckersteuer einzuführen, sondern eine „gesunde“, umstrukturierte Mehrwertsteuer. Bisher gilt für die meisten Lebensmittel der ermäßigte Steuersatz von 7 %. Diesen Satz könnte man für normale Lebensmittel wie Nudeln, Milch oder Fleisch beibehalten, für Obst und Gemüse die Mehrwertsteuer auf 0 % senken und für Produkte mit viel zugesetztem Zucker, Salz oder Fett wie Fertiggerichte, Chips oder Süßigkeiten auf 19 % erhöhen.

Wir haben, zusammen mit anderen Gesundheitsorganisationen, die Effekte einer solchen „gesunden“ Mehrwertsteuer durchrechnen lassen. Durch sie könnte die Übergewichtswelle erstmalig gestoppt und umgekehrt werden. Das wäre ein Riesenerfolg, der bisher allen anderen Präventionsversuchen versagt geblieben ist. Und gerade die sozial Schwachen würden davon profitieren, denn sie leiden am meisten durch die von der Übergewichtswelle ausgelösten Zivilisationskrankheiten. Das drückt sich dramatisch aus in der Kluft der Lebenserwartungen zwischen den sozialen Schichten. Diese Kluft beträgt zwischen den oberen 20 % der Bevölkerung und den unteren 20 % ca. zehn Lebensjahre. Das ist ein gesundheitspolitischer Skandal. Und wer hier allein auf den Appell an die Verantwortung des Einzelnen baut, verkennt die Ursachen oder ist zynisch. – Dietrich Garlichs


Leserbrief zu „Lasst sie mal machen“ von Mariam Lau

Aus gutem Grund sind manche organisatorischen Abläufe zu Beginn einer neuen Legislaturperiode im Parlament eben nicht in ständigen Geschäftsordnungen streng festgelegt, sondern beruhen auf Gebräuche und Sitten. Nach einer schlimmen Zeit, geprägt von eben pervertiertem Brauchtum und vom Verfall von Sitte und Anstand sollen sich die Mitglieder des Deutschen Bundestages ja gerade ungebunden und ihrem Gewissen verpflichtet die „Rahmenbedingungen“ ihrer Arbeit im Hohen Hause selber setzen. Dazu gehört natürlich die Besetzung exponierter Stellen und Funktionen. Soll denn hier schon, zu Beginn, Minderheitsmeinung konsequent vor Mehrheitsverpflichtung gelten? Ich meine, nein! Kein Welpenschutz im Parlament! Dazu ist die Institution zu wichtig und bedarf des besonderen Schutzes.

Wer in der politischen Auseinandersetzung ständig „alten Brauch und gute Sitten“ missachtet, darf sich auch nicht nur dann darauf berufen, wenn es ihm gerade in den Kram passt. In sofern waren die Lammert-Maßnahme zur Eröffnungsrede des neuen Parlaments, die Nichtwahl eines Bundestagsvizepräsidenten und eines Mitgliedes des Parlamen- tarischen Kontrollgremiums keineswegs Tricksereien oder Unsportlichkeiten sondern fast schon logische Konsequenzen. Die Rechte und Pflichten eines Mitgliedes des Deutschen Bundestages werden immer noch verliehen und nicht verschenkt, und man hat sich ihnen gegenüber, gefälligst, würdig zu erweisen. Übrigens: Eine Rahmenbedingung bereits festgelegt, was den (hoffentlich nur kommunikativen!) Umgang miteinander im Parlament angeht, hat sich meines Wissens bislang nur einer. Und das schon am Wahlabend. Das war einer der „neuen jungen Welpen“ – ein älterer Herr mit einer Jagdhund-Krawatte. – Claus Marquardt


Leserbrief zu „Über Kinderlärm“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Redigiert eigentlich jemand die Kolumne von H. Martenstein? Im aktuellen Zeitmagazin „Über Kinderlärm“ findet sich der Satz „Einem Kind Geräusche zu verbieten sei etwa so unmöglich, wie einem Afrikaner seine Hautfarbe zu verbieten.“ Im umgebenden Text geht es darum, dass kindliche Geräusche für Nachbarn und Eltern lästig sind. Im Umkehrschluss könnte nun gefolgert werden, dass die Hautfarbe „eines Afrikaners“ zwar für die Umgebung lästig ist, aber eben zu „einem Afrikaner“ dazugehört. Das ist nicht der Stil der Zeit. (Sprechend Sie darüber einmal mit ihrem Literaturchef.) Außerdem gibt es „Afrikaner“ mit verschiedenen Hautfarben. Auch ist die Rassentheorie heute als überholt anzusehen.

Dieser Vergleich hinkt also. Als Korrekturleserin schlage ich stattdessen den Vergleich „einem Kind Geräusche zu verbieten sei etwa so unmöglich, wie einem Vogel das Singen zu verbieten“ vor, nach dem „birds fly, babies cry“ des Kinderarztes M. Weissbluth. Das Singen der Vögel ist auch eine Geräusch, das aber überwiegend positiv bewertet wird und die Geräusche eines Kindes in einem besseren Licht erscheinen lässt. Natürlich ist mir bewußt, dass das Zitat im Konjunktiv steht und nur aus dem Mund des Freundes stammen soll, Herr Martenstein selbst also unangreifbar ist. Vielleicht handelt es sich ja sogar um einen seiner AFD-nahen Freunde, die H. Martenstein in einer früheren Kolumne erwähnte. Trotzdem: ungeschickt und nicht lesenswert! – Mirjam Laufs


Leserbrief zu „Süßes Verderben” von Mark Schieritz

In Ihrem Artikel befürworten Sie die Einführung einer Zuckersteuer und begründen dies damit, so das Konsumverhalten der Verbraucher beeinflussen zu können und so zu weniger Zuckerkonsum anzuregen, was sich letzten Endes positiv auf unter anderem die Kosten des Gesundheitssystems auswirken würde. Dabei übersehen Sie meiner Meinung nach zwei wesentliche Probleme, die es mit dem zugesetzten Zucker in unseren Lebensmitteln gibt. Und dies, obwohl sie gleich zu Beginn selbst ein schönes Beispiel nennen: die bis zu elf Würfel Zucker eines Fruchtjoghurts im Vergleich zu den nur (!) sieben Würfeln Zucker einer Cola.

Damit wären wir bei Problem Nummer eins: dem so genannten versteckten Zucker: so gut wie jeder Verbraucher ist sich darüber im Klaren, dass seine Cola, seine Schokolade und sein Eis Zucker enthalten und dass er seinem Körper mit dem Verzehr Unmengen an Zucker zuführt. Aber noch immer ist vielen Verbrauchern nicht bewusst, welche Unmengen Zucker in Joghurt, Müsli sie stecken. Und so meinen viele, ihrem Körper mit Müsli etwas gutes zu tun und erkennen nicht, dass das nicht der Fall ist. Hier gäbe es meiner Meinung nach zwei Lösungsansätze: eine Verteuerung des Zuckers für die Industrie, die dann eventuell auf „gesündere“ Geschmacksträger für ihre sauren Gurken zurückgreifen müsste. Und als zweites eine bessere Deklaration bzw. weitreichendere Deklarationspflicht im Sinne von: „diesem Lebensmittel wurden pro 100g so und so viele Gramm oder Würfel Zucker zugesetzt“.

Womit wir auch schon bei der zweiten Schwierigkeit im Bezug auf den Zucker in Lebensmitteln wären: die Nicht-Notwendigkeit jede Zuckerart als Zucker zu deklarieren: Wer weiß schon, dass sich hinter Sacchrose, Maltose, Dextrose, Maltodextrin und wie sie alle heißen ganz einfach Zucker verbirgt? Dies könnte man mit der Angabe eines Gesamtzuckergehaltes, der sich in diesen und jenen Teilen aus folgenden Zuckerarten zusammensetzt deutlich transparenter machen.

Und zu guter Letzt noch ein Hinweis darauf, wie man das Problem auch schon an der Wurzel packen könnte: bisher ist der Zusatz von Zuckern und Süßungsmitteln bei Babynahrung nichts Unerlaubtes. Der größte Teil der Hersteller macht davon Gebrauch, oft versteckt er die Zucker als Maltodextrin etc. Damit entsteht bei den Kindern eine sehr frühe Habitualisierung, die zusätzlich die angeborene Präferenz für Süßes zur Hilfe nimmt. So schafft sich die Industrie ihre eigenen Abhängigen, was auch durch eine Verteuerung der Lebensmittel durch eine Zuckersteuer schlecht einzudämmen wäre. Ich bin davon überzeugt, dass ein Verbot von Zuckern und Süßungsmitteln in Babynahrung hier der einzig richtige Weg wäre. – Daniela Tayari


Leserbrief zum Titelthema „Wir wissen nicht, was wir tun“ von Stefanie Kara

It’s now a proven fact – the unconscious mind is running your life.“ So die Psychologin Anando Würzburger. Die präsentierten Experimente zur Unbewussten Informationsverarbeitung illustrieren in verblüffender Weise die Macht und die Magie des Unbewussten sowie auch die wachsenden Gefahren der Manipulation. Philosophen und Psychologen hatten schon gezeigt, dass das implizite Wissen („tacit knowledge“; Michel Polanyi)) und das sogenannte „schnelle Denken“ (Daniel Kahnemann) allem Bewussten hundertfach überlegen sind. 120 Jahre nach seiner Entdeckung durchbricht das Unbewusste heute die engen Grenzen der Psychoanalyse; Freuds Jahrhundert ist im Schwinden. Das „Neue Unbewusste“ beginnt, viele Wissenschaften zu erfassen: Die Psychoanalytiker Martin Buchholz und Günter Gödde haben in Kooperation mit vielen Experten vor Kurzem gezeigt, dass nicht nur die Psychologie, sondern auch Philosophie, Kognition und Sprache von dunklem Denken dominiert werden. Selbst die „große“ Politik kann heute irrationale Bahnen einschlagen, die wie Kapriolen des kollektiven Unbewussten anmuten. Im 21. Jahrhundert wird es darauf ankommen, eine neue Balance zwischen dem Bewusstsein und den Strömen des Unbewussten herzustellen, zwischen dem (vermeintlich) sicheren Wissen und dem Unberechenbaren. – Prof. Dr. Uwe Hinrichs


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Seit Jahrzehnten bin ich Abonnent der ZEIT. In den letzten Jahren fiel mir das sinkende Niveau auf, aber die ZEIT hatte noch immer gute Analysen, so auch diese Woche im Politikteil. Aber jetzt ist es zu viel: Ein ganzes Dossier zu #metoo und Wedel, das ich eher im Boulevard erwartet hätte, wie auch schon andere Artikel aus der ZEIT, z.B. den über die Reichen in Deutschland (30/2017) oder Florenz (23/2017). Natürlich ist nichts dagegen einzuwenden, über den Fall Wedel zu berichten. Schon lange hat man sich darüber gewundert, dass bisher keine Vorwürfe in Deutschland erhoben wurden. Aber gleich drei Seiten? Wäre ein kürzerer Artikel im Feuilleton nicht angemessener gewesen? Garniert mit Fragen über Rechtsstaat, Unschuldsvermutung, Vorverurteilung und öffentlichem Pranger?

Viel wichtiger ist in diesem Zusammenhang: Wo waren die investigativen Journalisten der ZEIT, als es um Wikileaks, Luxleaks, Dieselbetrug, cum-ex, Panama-Papers, Paradise-Papers etc. ging? Ich vermisse das Engagement der ZEIT, die zwar brav und kurz über diese Themen berichtete, aber keine große Rolle bei der Aufdeckung spielte. Vielleicht weil zu mächtige Interessen angegangen werden müssten? Um es nochmals zu betonen, mir geht es nicht um den Bericht über Wedel (den mag jeder lesen, der sich für solche Sachen interessiert und man kann das Dossier ja entsorgen), sondern um die auffällige Zurückhaltung der ZEIT bei anderen wichtigen Themen, die politische Entscheidungen zugunsten der Mächtigen und mächtige Interessen berühren. – Norbert Bolz


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Die neuen Vorwürfe gegen Dieter Wedel sind der Zeit erneut Artikel Wert, die von 4 JournalistenInnen verfasst wurden. Mir ist ein gausiger Schauer über den Rücken gelaufen. Um Missverständnisse zu vermeiden, wenn dievorgeworfenen Taten begangen wurden von Dieter Wedel, so ist dies entsetzlich. Es ist Aufgabe der Strafjustiz, die Schuld nachzuweisen und zu einem Urteil zu gelangen. So lange gilt Herr Wedel in diesem unserem Rechtsstaat als unschuldig. Ich erinnere an den Fall Kachelmann, wo in skandalöser Weise über Berichterstattung Herrn Kachelmann vorverurteilt und sogleich die Medien zur Exekution schritten. Vergleichbares deutet sich jetzt erneut an. Erneut droht die mediale Vorverurteilung bei gleichzeitiger Exekution des Verdächtigen. Das entspäche der Wiedereinführung der Inquisition unter Umgehung der Justiz und des Grundsatzes der Unschuldsvermutung.

Die Justiz hat, bei aller Probleme des Verfahrens Kachelmann und des Urteil wenigstens den Mut besessen, trotz des enormen medialen Drucks den Angeklagten freizusprechen. Haben die Medien aus dem Fall Kachelmann Konsequenzen gezogen? Diese Frage vermag ich nicht mit einem eindeutigen Ja zu beantworten. Auch die Causa des ehemaligen Bundespräsidenten Wulff muss erwähnt werden. Die Bild Zeitung kolportierte offen mit uns steigt man auf und mit uns steigt man ab. Was blieb von den Vorwürfen? Nichts! Auch hier hat das Landgericht Herrn Wulff freigesprochen, obwohl für viele Medien die Verurteilung nur noch Formsache war. Hat der Bundespräsident nicht den Anspruch wie jeder Bundesbürger die Unschuldsvermutung ins Feld zu führen? Offensichtlich nicht. Es wäre gut, wenn die Berichterstattung sich die Grenzen auferlegen würde und die Justiz die Arbeit tun zu lassen. Auch bezüglich der Unschuldsvermutung gibt des den Begriff me too. – U. Cronmüller


Leserbrief zu „Och, nee!“ von Dmitrij Kapitelman

Mitleidergriffen habe ich in der ZEIT die Klage von Dmitrij Kapitelman gelesen. Als Jurist, der seinen Beruf mit viel Freude ausübt, möchte ich bemerken, dass im Laufe der Jahre immer mal – liebevoll fordernd oder kommandierend – versucht wurde, mich zu handwerklichen Arbeiten im Hause heranzuziehen, was ich stets mit der Bemerkung abgelehnt habe, dass man unfallträchtige Arbeiten dem Fachmann überlassen sollte. Die Rechtfertigung fand ich dann in dem wunderbaren Spruch, den der berühmte Kölner Amtsrichter Eugen Menken in seinem Bierkutscher-Urteil vom 12.10.1984 geprägt hat: „Wer zwei linke Hände hat, sollte die Rechte studieren.“ Seitdem lebe ich gänzlich ungeniert. Dem Autor möchte ich zurufen: „Lassen Sie doch einfach arbeiten!“ Wenn Ihre Frau/Lebensgefährtin geil auf Hammer und Zange ist, servieren Sie ihr diese auf silbernem Tablett. Sparen Sie aber nicht mit aufmunternden und bewundernden Worten, denn Applaus ist das Brot des Künstlers. – Dr. Bernd Lindemeyer


Leserbrief zu „Goodbye, Panama!“ von Felix Rohrbeck

Auf die Streichung Panamas aus der schwarzen Liste der Steueroasen fragt der Autor entrüstet: „Geht’s noch?“ Mein Zorn auf die Taten der EU-Finanzminister wirft die Frage auf, ob diese „Diener“ ihrer Staaten nicht wegen treuebrüchigen Dienstvergehens anzuklagen sind. Minister leisten einen Eid, das Wohl des Gemeinwesens zu mehren und Schaden von ihm zu wenden. Die Steuervermeidungstricks der global agierenden Unternehmen sind nichts anderes als Ausplünderungen des gesellschaftlich geschaffenen Reichtums. Skandalös ist schon die Unterlassung der EU-Finanzminister, den Mitgliedsstaaten das Handwerk zu legen, die sich der Beihilfe zur Steuerhinterziehung schuldig machen (wie die Niederlande, Irland, Luxemburg und Malta). Aber es ist letztlich egal, ob das Motiv der Unterlassungen die Rücksicht auf den brüchigen Zusammenhalt der EU ist oder das Einknicken vor der billionenschweren Eigentümermacht, die sich ihre korrupten politischen Helfershelfer weltweit in den Steuer“paradiesen“ einkauft. – Viktor Rintelen


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Herr Wedel ist zwar einerseits individuell verantwortlich für sein Tun, andererseits ist er, wie alle Männer die sich so oder ähnlich verhalten wie er, ein Auslaufmodell der ganz ‚Alten Gesellschaft‘, dem ‚Ancien Régime‘. Es sind die geistigen Strukturen des absolutistischen Feudalsystems, bei dem es das ‚Recht der ersten Nacht‘ gab, bei dem der ‚Herr‘ seine weiblichen Untergebenen entjungfern durfte, die von Männern wie Dieter Wedel praktiziert werden. Dass dieses Verhalten heute Straftaten sind, ist in deren Bewusstsein offenbar noch nicht angekommen. Um 1900 war zwar die Leibeigenschaft seit fast 100 Jahren abgeschafft, aber de facto hatten damals Hausangestellte, Mägde und Knechte noch keine Rechte, sondern nur Pflichten. Die weiblichen Bediensteten mussten dem ‚Chef‘ auch sexuell zu Willen sein, wenn er wollte. 1000 Jahre Feudalismus lösen sich in 70 Jahren halbgarer Demokratie auf Grundlage des Grundgesetzes nicht einfach in Wohlgefallen auf. Es bedarf der Wachsamkeit und des Engagements Aller, aller Frauen und aller Männer in allen Lebensbereichen und in allen Positionen, um die neuen Lebensprinzipien eines sozialen demokratischen Rechtsstaats in der Breite und der Tiefe unserer Gesellschaft zu etablieren. Es gibt noch viel zu tun. – Dagmar Schön


Leserbrief zu „Süßes Verderben” von Mark Schieritz

Es tat richtig weh, Ihren Artikel zu lesen, so allgemeinkonkret fassen Sie den Bürgern nach Ihren Wünschen in die Tasche, weil er sich nach Ihrem Dafürhalten falsch ernährt, und dem muss doch bei zu kommen sein mit einer Steuer natürlich. Denn der Bürger, der ja auch Ihr Leser ist, ist natürlich schuld. Da muss man seiner Gesundheit ein wenig nachhelfen. Ich weiß nicht wie alt Sie sind, ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als Coca Cola nicht so suess gewesen ist. Der Cola Geschmack war intensiver. Ich erinnere mich deshalb so genau, weil wir 1958 in den Westen gefahren sind (damals durfte man noch), und mein Cousin mir eine Cola spendierte. Doch dann hatte dieses Getränk ein neues Rezept mit viel Zucker, was ihren Umsatz steigerte.

Sie fordern nicht die Industrie auf, weniger Zucker zu verwenden, nein der Verbraucher soll tiefer in die Tasche greifen, geht doch. Das nenne ich Lobbyarbeit Besonders interessant ist Ihre These über die arme Bevölkerung, die viel mehr und unkontrollierter Zuker zu sich nimmt nach Ihrer seltsamen Meinung. Ist ein Herr Altmeier arm?, Ist die Bundeskanzlerin arm? Ich könnte die Reihe fortsetzen, aber ich mag nicht genauso pauschal sein wie Sie. (Übrigens hat Renate Künast in ihrem Buch „Die Dickmacher““ 2004 schon festgestellt, dass jeder zweite Bürger an Übergewichtigkeit leidet). Haben Sie sich mal Gedanken darüber gemacht, dass der Zucker, wie wir ihn zu kaufen kriegen, ein totes Produkt ist, weil raffiniert, es ist Fabrikzucker, das heißt der Fabrikzucker ist aus dem natürlichen Gefüge herausfiltriert und enthält in seiner 100prozentigen Isolierung keine Vitalstoffe. Das gleiche gilt für Fabrikfette. Falls es Ihnen nicht zu anstrengend ist, lesen Sie vielleicht ein Buch von Dr. med. M.O.Bruker „Unsere Nahrung – unser Schicksal“. Im Übrigen sind die meisten Lebensmittel, auch der Zucker schon im Preis gestiegen, das bemerkt man vielleicht als Journalist der Zeit nicht. Sie stimmen in Ihrem Artikel (es fällt mir schwer, ihn als solches anzuerkennen), dass eine Zuckersteuer ein Eingriff in die individuelle Entscheidungsfreiheit ist, aber da es zu unserem „Guten“ ist, soll es so sein.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie Menschen dieses hohe Gut der persönlichen Freiheit mit solchen Forderungen einzuschränken versuchen. Ich bin aus der DDR, das hätte ich nie nie nie erwartet, dass so etwas gemacht wird. Wir sind durchkontrolliert, da hätten bei uns die „Bonzen“ davon nur träumen können, aber es reicht noch nicht Dave Eggers hat es schon im Circle geschildert, wollen Sie mich eventuell, falls ich nicht nach Ihrer Nase tanze, jagen lassen? Wissen Sie, wir trinken Wasser, keine Cola und essen auch keinen Marsriegel, kein Poppkorn o. ä., aber wenn mir danach ist möchte ich es essen dürfen, und ich bin ganz allein verantwortlich für meine Gesundheit.Das Gesundheitswesen ist nicht wegen der Leute so teuer, sondern, weil operiert wird, weil Mensch als chronisch krank eingestuft werden etc., und die Pharmaindustrie will es auch so. Viele bringen gar nicht den Mut auf, eigenverantwortlich zu entscheiden, weil es auf der anderen Seite auch schwer ist. So, weil alles schlicht zu preiswert ist, wie sie pauschal feststellen, möchte ich Ihnen sagen, dass der Butterpreis um 100 % gestiegen ist Eier sind teurer und Südfrüchte auch. Im Real kostet die Ananas 3,99 €. Das ist preiswert? Aber ich glaube, ich beende jetzt das Spiel. Wenn Sie mein Junge wären, würde ich sagen, das ist ungezogen, aber so… möchte ich Sie trotzdem mit den besten Grüßen bedenken. – Lieselotte Schuckert


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

„Die Zeit“ und sein Magazin veröffentlichten den dritten Bericht über Dieter Wedel. Für das Dossier waren immerhin fünf Journalisten eingebunden! Unternimmt jetzt der Verlag einen Abstecher zur Regenbogenpresse? Mit dieser Art Berichte sollten sich weiterhin illustrierte Zeitschriften und „Herzblättchen“ befassen und nicht eine mir maßgebliche, bevorzugte Zeitung wie „Die Zeit“, die ich mit einer nur kurzen Unterbrechung seit über 50 Jahren abonniert habe. Bitte nicht weiter so auf diesem Niveau. – Helmut Wenzel


Leserbrief zu „Ein herrlicher Betrug” von Christine Lemke-Matwey

Erlauben Sie mir bitte, Sie zu fragen, ob Sie je das Libretto von der Oper Aida genau gelesen haben und ob Sie sich mit diesem Werk beschäftigt haben, bevor Sie den German trash von Michael von zur Mühlen gesehen hatten? Ich bezweifle es sehr, obwohl Sie sogar zu wissen vorgeben, was sich Verdi beim Schreiben des Werkes gedacht hatte !! Sie haben uns mit dem Bericht über die Aufführung eindeutig gezeigt, was wir – und wohl viele Opernliebhaber- uns nicht anschauen werden. Der Regisseur ist dafür bekannt, dass er keine Ahnung von der Oper hat und seine Arbeit dadurch “ brilliert“ , dass er Skandale provoziert, wie er das in Leipzig mit dem Holländer gezeigt hat. Und das wollen Sie zu der NASA- Sonde schicken zum ewigen Menschheitsgedächtnis? Die Idee ist gut, es soll verewig werden, was der größte German Trash über die heutigen Regisseure aussagt. Und leider auch über manche Journalisten meiner geliebten „Zeit“, die ich seit beinahe 50 Jahren regelmäßig lese. – K. Göggel


Leserbrief zu „Wo soll das hinführen?“ von Andrea Böhm

Ihre Autorin Andrea Böhm soll doch den Lesern nicht so viel Angst einjagen. Ich gehe davon aus, daß Sie das auch weiß. Dazu wird es nicht kommen. Die Protagonisten sind doch nicht Lebensmüde. Bleiben Sie sauber und schätzen sie bestimmte Situationen realistischer ein. Ich meine es nur gut mit Ihnen…. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Die beschriebenen Vorgänge offenbaren auf abscheuliche Weise das Abhängigkeitsverhältnis von ungeschützten Erwerbstätigen! (in der klassischen Musikbranche habe ich ähnlichen Mißbrauch von Macht (in diesem Fall nicht sexuell) an Kollegen und mir erlebt und die eigene und kollegiale Lähmung wahrgenommen, weil man ja weiterkommen will!) Daß all diese Fälle , hier und in Übersee, hauptsächlich im kulturellen Bereich ans Licht kommen, hat weniger mit der Ausnahmesituation künstlerischer Arbeit, als vielmehr mit dem völlig fehlenden Arbeitsschutz von Künstlern in ihrem Bereich zu tun! Daß Künstler generell nur befristet engagiert werden und letztendlich immer „bereit“ sein müssen, um „hochwertige“ Kunst (aber unter welchen Umständen!) abliefern müssen, liefert sie den Machthabern aus! Doch letztendlich tritt ein Grundproblem von abhängiger Beschäftigung in diesem Bereich nur exponierter zu Tage als anderswo! Es kann generell nicht sein, daß Menschen so in Abhängigkeit geraten, daß sie ihre Würde verleugnen müssen und daß Kollegen sich nicht trauen können zu helfen, da sie sonst selbst Repressalien fürchten. Dies ist ein immenses, gesellschaftliches Problem, daß zuförderst auf dem Rücken (wie passend!) der Frauen als Sexualobjekte ausgetragen wird, aber letztendlich viel tiefer geht. Wir müssen eine Gesellschaft anstreben, in der die Würde jedes einzelnen Menschen unantastbar ist und in der es eine Auszeichnung und Ermutigung ist, wenn Menschen – egal in welcher Situation – für ihre und die Würde anderer eintreten! – Wolfgang Michel


Leserbrief zu „Wer ist hier das Arschloch?“ von Maxim Biller

Maxim Biller spricht mir aus dem Herzen. Wer Missstände benennt, subtile Verzerrungen der Wirklichkeit erkennt, wer nachfragt und hinterfragt, wird sich immer binnen kurzer Zeit mit dem Vorwurf der „Schmähung“ konfrontiert sehen. Getroffene Hunde bellen. Bei Licht betrachtet dienen diese Einwände nur als Vorwand, jemand, der ein Problem anspricht, selbst zum Problem zu erklären. Stilfragen werden zur Ersatzhandlung und verhindern jedes inhaltliche Vorankommen. Es ist gut, dass Maxim Biller uns daran erinnert: Sprachkritik darf nie dazu herhalten, sich einer Kritik der Verständigungsverhältnisse nicht zu stellen. – Marcel Haldenwang


Leserbrief zu „Süßes Verderben” von Mark Schieritz

Die Einführung einer Steuer auf Zucker ist überfällig. Eine solche Steuer ist – wie Sie richtig ausführen – ein Eingriff in die individuelle Entscheidungsfreiheit. Doch es gibt auch in einer liberalen Gesellschaft einen Zweck „um dessentwillen man Zwang gegen den Willen eines Mitglieds einer zivilisierten Gemeinschaft rechtmäßig ausüben darf. Die Schädigung anderer zu verhüten“ (John Stuart Mill). Zucker führt zu Übergewicht. Dieses steht häufig am Anfang einer ganzen Reihe möglicher schwerer Folgen: Typ-2-Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz. Hierdurch entstehen wiederum Folgekosten u.a. für Medikamente und Therapien, die von den Krankenkassen – und damit von uns allen – bezahlt werden müssen. Der Konsum von Zucker schadet damit nicht nur dem Einzelnen, sondern der gesamten Gesellschaft.

Daher erscheint die Einführung dieser Steuer – gerade auch unter dem Gesichtspunkt des in der Sozialversicherung geltenden Solidaritätsprinzips – gerechtfertigt. Es sollte nur sichergestellt werden, dass die Einnahmen aus dieser Zuckersteuer zweckgebunden zur Prävention und Behandlung von zuckerbedingten Erkrankungen verwendet werden. Eine weitere Steuer, mit der wie bei der Tabaksteuer nur Haushaltslöcher gestopft werden, hilft niemandem. – Michael Pfeiffer


Leserbrief zu „Und Tschüss, Mitarbeiter!“ von Carl Benedikt Frey

Der Artikel hat mich zu diesem Feedback bewogen. Die folgenden Fragen bewegen mich schon lange und es kann sein, dass die Zeit hierzu bereits Artikel veröffentlicht hat welche ich nicht kenne. Wenn dem so ist, würde es mich freuen, wenn Sie mir diese als PDF oder Link zukommen lassen würden. Andernfalls würde es mich sehr interessieren und freuen, wenn Sie in kommenden Ausgaben über die Nachfolgenden Themen berichten würden.

  1. Steuern auf Maschinen und Roboter
    Steuereinnahmen in diesem Bereich könnten dazu verwendet werden in derselben Relation die Lohnsteuer zu senken. Dadurch würden bei selben Netto-Löhnen die Arbeitgeberkosten sinken und Arbeitnehmer gegenüber den Maschinen zumindest eine längere Zeit, je nach Höhe der Steuer, wettbewerbsfähiger machen. Ein Weg der Steuerung und Regulierung der Automation wäre gefunden.
  2. Erhöhung der Mehrwertsteuer
    Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf z.B. 25 % könnte ebenfalls verwendet werden, um die Lohnsteuer zu senken oder die Sozialabgaben. Der Effekt wäre auf jeden Fall günstigere Arbeitskosten. Der Vorteil wäre, dass der Staat über diesen Weg an billig im Ausland produzierten Waren mit verdient und diese in Relation zum aktuellen Stand verteuert. Also profitieren an der Globalisierung bei geleichzeitiger Stärkung der eigenen Arbeitnehmer. Ohne dabei über Strafzölle zu reden.
  3. Der Mensch wird überflüssig
    Bei aller segensreichen Automatisation, was soll der Mensch nur machen, wenn es für ihn nichts mehr zu tun gibt? Autofahren geht von alleine, Fabriken werden durch Roboter automatisiert und Dienstleistungen sowie Expertenwissen werden von Computerprogrammen erledigt. Was bleibt da dem Menschen? Nur mehr Freizeit? Und was soll er mit dieser sinnvoll anfangen? In einem Sciencefiction welchen ich vor ca. 40 Jahren gesehen habe wurde eine solche Welt aufgezeichnet. Alle waren vergeistigt und gelangweilt und mussten sich um nichts mehr kümmern. Damals sagte ich zu meiner Mutter: Es kommt der Tag, da man dafür bezahlt um arbeiten gehen zu dürfen.
  4. Zur Rubrik: Was mein Leben reicher macht
    Ein Donnerstag nur mit der Zeit und dem Zeitmagazin im Briefkasten gänzlich ohne Werbebeilagen und seitenweiser Werbung für Zeit-Produkte! Für mich verkommt die Aufmachung der Zeit zu einer XXXL-Zeitung ganz so wie analoge Möbelhäuser: Man muss ganz schön viel Schrott an sich vorbei ziehen lassen um an die wahren Schätze zu gelangen. Dafür habe ich immer weniger Verständnis und „Zeit“! – Stephan Wieland

Leserbrief zu „Alles schon bezahlt?“ von Michael Thumann

Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel über die neuen/alten Forderungen über Reparationszahlungen deutscher Seite gelesen. Erinnerung und Vergangenheitsbewältigung sind wichtig und haben insbesondere die deutsche Kultur der Nachkriegszeit geprägt. Es wird auch in Zukunft nur schwerlich möglich sein die kollektive Schuld zu tilgen, die auf unseren Schultern lastet. Allerdings erscheint mir die neue Flut an Reparationsforderungen doch eher egoistischer Natur. Es geht nicht um die Bewältigung der Verbrechen, sondern um einen Aufschrei nach Aufmerksamkeit. Das Ziel scheint eher, mediales Interesse zu erzeugen als wirklich eine Auseinandersetzung mit den Geschehnissen des zweiten Weltkrieges zu erreichen (insbesondere Ihr Artikel vor kurzer Zeit über den Stamm aus Namibia, der in New York seine Reparationen einfordert).

Es wundert mich beispielsweise, dass die Gemeinde Distomo jegliche Projekte ablehnt und solche als Alibiprojekte abstempelt. Wären sie wirklich an der Vergangenheitsbewältigung interessiert, wären diese Projekte besser als nichts. Auch scheint mir der weitere Bau von immer neuen Denkmälern ineffizient. Irgendwann ist die Nachfrage nach Denkmälern gesättigt und die optimale Menge überschritten. Mit den Geldern sollten strukturelle Probleme angegangen werden.

Interessanterweise kommen Reparationsforderungen immer nur in Zeiten auf, in denen es gewissen Ländern finanziell schlecht geht. Es kommt mir so vor, als wolle man über die eigenen Probleme hinwegtäuschen. Dass z.B. die EU und insbesondere Deutschland Griechenland vor dem Bankrott gerettet hat, wird mit keiner dankenden Silbe von griechischer Seite erwähnt. Darüber hinaus haben Sie richtig die Staatenimmunität herausgestellt, die vom IGH konstatiert wurde. Es verhindert weltweites Chaos. Ansonsten könnte Deutschland auch auf die Idee kommen, Frankreich für die Verbrechen napoleonischen Kriege zur Verantwortung zu ziehen. Das soll keineswegs die horrenden Verbrechen der Deutschen im zweiten Weltkrieg klein reden – mitnichten! – sondern darauf hinweisen, das Reparationszahlungen irgendwann an Gültigkeit einbüßen, insbesondere wenn jahrzehntelang nicht darüber diskutiert wurde. – Dario Foese


Leserbrief zu „Etwas läuft hier schief“ von Alice Bota

Das kann man wohl laut sagen. Ich verbessere Ihre Überschrift: „Vieles läuft hier schief!“ Wie Frau Liik sagt: „Es gibt viel, über das zu reden wäre. Die deutschen Politiker haben nicht die Qualität und Größe eine Konfrontation richtig einschätzen zu können. Die Sanktionen gegen Russland sind dumm und verschärfen Sie nur. Das ist keine weitsichtige Politik. Das sind für mich alles nur Sandkastenspiele. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Wer ist hier das Arschloch?“ von Maxim Biller

Ich lese Ihre Polemiken sehr gerne und ich würde Ihnen auch gern schreiben, wie wahr und gleichzeitig unterhaltsam ich Ihre Arschloch-Polemik fand, wenn ich nicht befürchten müsste, von Ihnen schleimige Arschkriecherin genannt zu werden. Aber vielleicht ist das gar nicht so schlimm. – Doris Silligmann


Leserbrief zum Titelthema „Wir wissen nicht, was wir tun“ von Stefanie Kara

Der arme Sigmund!
Schon die Überschrift weist auf die Flachheit dieses Artikels hin: eine Aneinanderreihung psychologischer Anekdötchen, die auf diversen Experimenten basieren und damit Modernität suggerieren. Es ist fast schon Usus, in diesem Kontext die Entdeckungen Sigmund Freuds mit „alte Vorstellungen“ zu etikettieren. War es nicht Freud, der unser Unbewusstes konsequent in den Fokus seines umfassenden Werkes gestellt hat? Genauso gut könnte man Herrn Otto vorwerfen, dass der von ihm erfundene Motor recht primitiv sei im Vergleich mit modernen Aggregaten.

Außerdem: die Autorin sollte sich einmal mit Freud beschäftigen. Dann wüßte sie, dass „unheimlich und dämonisch“ nicht die rechten Beiwörter für dessen Einschätzung tiefenpsychologischer Phänomene sind. Wer Menschen in Seelennöten helfen will (eine Sisyphus-Arbeit!), schlägt sich jedenfalls eher auf die Seite dieses unermüdlichen Seelenschürfers, als sich mit Studien zu beschäftigen, die uns über das Kundenverhalten vor Käsetheken aufklären. Konsequent, dass dieser Artikel mit der Empfehlung endet, vor dem Kauf eines Produktes zu fragen, ob man es wirklich braucht. Donnerwetter, darauf wäre Freud wirklich nicht gekommen. – Franz Bergmann


Leserbrief zu „Alles schon bezahlt?“ von Michael Thumann

Im Zusammenhang mit den Reparationen wäre es sinnvoll, den Solidaritätsbeitrag beizubehalten und das Geld dafür zu verwenden, diese in dem Artikel erwähnten Reparationen damit zu bezahlen. Das wäre eine sinnvolle Fortführung einer längst überfälligen Solidarität und eine angemessene Form der Vergangenheitsbewältigung. – Franz Steffens


Leserbrief zu „#FreeDeniz“ von DZ

Die Journalisten wollen nicht lernen, daß das einmischen in fremdes Terrain böse Folgen haben kann. „Wer nicht hören will muß fühlen!“, ist eine alte Volksweisheit, die gar nicht so verkehrt ist. Meine Trauer hält sich in Grenzen. Der Preis ist geschenkt. Aber das falsche Signal. Die Pressefreiheit haben schon viele Politiker beklagt, weil ihnen das Regieren dadurch so schwer gemacht wird. Da ist was dran. Ich lebe auch in einem Land, da kriegen die Journalisten paar auf die Finger, wenn sie Persönlichkeiten egal welcher Couleur beleidigen. Die können sogar Ihre Lizenz verlieren. Beleidigungen sind in Asien per se eine schlimme Verunglimpfung ihrer Persönlichkeit. Dafür wurden schon Menschen mit dem Tode bestraft. Das gibt es heute nicht mehr. Und trotzdem gilt es heute immer noch als schweres Vergehen.

Das trägt auch zu mehr Wohlstand bei. Dort ist der Wohlstand höher als in Europa und auch als in Deutschland. Keine Armut und keine erwähnenswerte Kriminalität. Dafür sollte es sich lohnen zu kämpfen. Das hat einen weiteren lebenswerten Nebeneffekt: Es wird weniger Kriege geben. Wegen Majestätsbeleidigung wurden schon Kriege angefangen. Daraus sollten die Deutschen, was das Ausland angeht, lernen und sich mit ihrer Kritik auf Ihre Wohnstätte beschränken. Aber das wird keiner wollen und damit bleibt die Gefahr bestehen. Und der arme Deniz Yücel muß weiter über seine Sünden nachdenken. Ihre Wochenzeitung hat mich schon wegen einer angeblichen Beleidigung eines anderen Leserbriefschreibers abgemahnt: „Ich wäre haarscharf an einer Beleidigung vorbei geschrammt!“ Nur weil ich geschrieben habe: Er soll eine andere Zeitung lesen (Bild), wenn er den Autor nicht versteht. So sieht die Wirklichkeit unter den Journalisten aus. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Mein Pool im Polarmeer“ von Wolf Alexander Hanisch

Der Artikel hätte das Zeug zur Satire, wir vermuten aber, dass der Verfasser, als gefühltes Mitglied der Elite, fest daran glaubt, der beschriebene Luxus mit all seinem maßlosen Energieaufwand stehe ihm und seinesgleichen einfach zu. Wenn aber die Elite mit Vergnügen nach dem Motto „nach mir die Sintflut“ lebt – Verbrauch 200 Tonnen / 24Std „sauberer“ Dieselkraftstoff (ökologisch völlig unbedenklich!) um unter anderem ein warmes Freibad in polarem Klima nehmen zu können –, was kann dann noch von der Masse der nicht Elitären erwartet werden, wenn es darum gehen wird, sich tatsächlich auf einer ehrlichen Basis ökologisch rücksichtsvoll zu verhalten? An die Reaktionen der Unterschicht – eine beliebte Wortwahl in der „Zeit“ – denkt man in diesem Zusammenhang besser nicht.

Noch ein Gedanke zu Unterschicht: Warum ist eigentlich das Wort Untermensch zur Bezeichnung eines Individuums aus dieser Schicht so verpönt….
PS: Meine Frau und ich stellen uns immer öfter die Frage, ob wir eine Zeitung, die hin und wieder Artikel mit echten, sehr überlegten und journalistisch hervorragend ausgearbeiteten moralischen Anliegen präsentiert aber zugleich. äußerst intensive Werbung für absolut unökologisches Verhalten, z.B. für Schiffsreisen der geschilderten Art, betreibt, weiter unterstützen wollen. – Isabelle Dupas Michael Keiser


Leserbrief zu „Süßes Verderben” von Mark Schieritz

Zucker ist so schaedlich wie taback. Wen mein tisch nachbar auch zwoelf stueck wuerfen Zucker in sich rein schaufelt, bekomme ich weder diabetis noch Karies. Zucker ist nicht schaeblich! Zucker macht nicht krank! Es ist der mensch der gedankenlos zucker konsumiert Das in suesswaren, zuckerwasser saure gurken und eis zucker ist, weiss jedes kind. Wer trozdem alles in sich schauxfelt det handelt dumm nachlaessig und egoistisch. Fet ist auch ungesund. Auch wasser ist ungesund, denn es ertrinken tausende jaerlich im wasser. Was fuern schwachsinn verbreitet die zeit da – christian knaut


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Die aktuellen Informationen über Herrn Wedel zwingen mich auf Distanz zu meinem Gereime über # me too. Ich habe das Ausmaß und die Tragik für die Betroffenen Frauen erst in Ihrem Dossier realisiert, Psychoterror, Vergewaltigung, Körperverletzung, die Frauen waren schutzlos und unter Beobachtung von Mitwissern und Komplizen krimineller Energie ausgesetzt. Mein neues Bild vom set ist nicht für verharmlosendes Gereime geeignet, das kann von den Betroffenen als Hohn empfunden werden und das will ich nicht. – Günter Blumenthal


Leserbrief zu „Wer ist hier das Arschloch?“ von Maxim Biller

Sie unterscheiden in Ihrem Artikel zwischen schlechter, nassforsch auf Twitter und Co. herausgehauener Polemik und den sorgfältig gearbeiteten Satzkunstwerken eines Karl Kraus oder Hendryk M. Broder. Ist richtig, man muss aber noch eine zweite Unterscheidung machen. Kraus hat sie selber bezeichnet, als er über Maximilian Harden schrieb: „Wäre er nicht durchaus originell, er wäre gar nicht.“ Es gibt Polemik, die auf die Sache gerichtet ist; und es gibt die, die vor allem sich selbst gefällt und im Rausch narzisstischer Selbstbespiegelung ins Leere trifft. Im Zentrum der ersten steht der Satz; die zweite erbaut sich am einzelnen Wort. Was ich im Lichte dieses Gegensatzes über Ihren Artikel denke, mögen Sie selbst entscheiden. – Wolfram Ette


Leserbrief zu „Bewegt Euch!“ von Gero von Randow

Der Autor liefert eine ausgezeichnete Analyse linksextremer Desinformations-Taktik. Eine Analyse, die aus dem historisch-kommunistischen Erfahrungsschatz durch Gesprächsnetze und aufmerksame Lektüre geschöpft zu haben scheint und folgert, dass die Extreme der (auch heutigen) Rechten und der (auch heutigen) Linken einander brauchen und Andersdenkende entsprechend diffamierend platzieren. Gemeint sind nicht in den Bundestag gewählte demokratische Parteien wie etwa die „rechte“ CSU und so. Gemeint ist bewährte antiliberale Volks-Front-Propaganda. Eine linke Sammlungsbewegung á la Lafontaine erinnert in der Tat an die totalitären verbalen Taktiken des grausamen 20. Jahrhunderts. Die Gefahr eines noch stärkeren Linksrucks und Meinungsdrucks bestände. Nur im günstigsten Fall könnte eine entkrampfende Gegenbewegung und Besinnung auf das demokratische (!) Rechts und :demokratische (!) Links folgen. Hoffen wir, dass das auch ohne diese „linke Sammlungsbewegung“ geschieht. – Prof. Dr. Wolfgang Hinrichs


Leserbrief zu „Och, nee!“ von Dmitrij Kapitelman

Wissen Sie, daß es Fachleute für Ihr Problem gibt? Sie sind 31; Sie können etwas bewegen! Ergotherapeuten/innen beschäftigen sich mit dem menschlichen Handeln: Mit der taktilen Informationslage der Hand, mit der Qualität des Griffs; mit den visuellen Fähigkeiten, mit der Handlungsplanung etc. Mein Vorschlag : Suchen Sie die websites der Ergo-Praxen in Ihrer Nähe auf . Telefonieren Sie sich durch und stellen Sie fest, wer eine erfahrene Kraft mit Weiterbildung in Sensorischer Integrationstherapie ( ZB. Lehrtherapeutinnen für SI) ist und Interesse hätte, mit Ihnen zu arbeiten.Lassen Sie Tests machen wie den FEW (falls er für Erwachsene standardisiert ist) und den SCSIT, der über Ihre taktile, vestibuläre und propriozeptive Wahrnehmung Auskunft gibt. Ihre Probleme sind im weiteren Sinne neurologischer Art.Lassen Sie mit Videoanalyse arbeiten oder tun sie einfach, was die Fachfrau (überwiegend Frauenberuf) oder der Fachmann Ihnen rät.

Ergotherapie wird oft mit Kindern durchgeführt; dies hätte Ihnen im Kinder-und Jugendalter sicher geholfen. Erwachsenen mit den von Ihnen beschriebenen Problemen melden sich selten. Deshalb suchen Sie jemanden, den Ihr Fall interessiert. Melden Sie sich z.B. mit diesem Ihren Artikel an. Dann lassen Sie sich vom Hausarzt 10x Ergotherapie verschreiben (3x bringt gar nichts; es bringt vermutlich auch nichts, wenn Sie einfach die nächstbeste Praxis aufsuchen). Sollten Sie meinem Rat folgen, würde es mich interessieren, wie es Ihnen ergeht, also bitte kurze Rückmeldung. Nachfragen gern möglich. Hand aufs Herz: Dranbleiben lohnt sich doch immer ! – Lisa Gatzhammer


Leserbrief zu „Erst die Nazis, dann die Blümchen“ von Karsten Polke-Majewski und Sascha Venohr

Hier ein kleiner Nachtrag aus Bremen: Hier gab es 1938 plötzlich drei Änderungen: Der „Stern“ wurde „Spanischer Platz“, die „Parkstraße“ wurde verwandelt in „Legion Condor-Straße“ , und die „Parkallee“ wurde zur „Franco-Allee“. Nach dem Ende des Krieges wurde die sehr bald umgetauft in „Franklyn D. Roosevelt-Boulevard“ – Bremen war ja Amerikanische Enklave geworden, Auto-Kennzeichen AE.. Auch dieser Name hat sich nicht sehr lange gehalten. – Reinhard Groscurth


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Wenn Herr Wedel ein Vergewaltiger ist, gehört das vor einem Gericht verhandelt. Und solange ein solches nicht seine Schuld festgestellt hat, ist er unschuldig. So ist das in einem Rechtsstaat. Dass aber Ihre Zeitung sich als befugt betrachtet, diese Rechtsstaatlichkeit außer Kraft zu setzen und unter dem Mantel einer Recherche einen Menschen vorzuverurteilen, ist widerwärtig und ekelerregend. Aber seit „me too“ scheint es ja gesellschaftsfähig geworden zu sein, Menschen an den Pranger zu stellen, selbst bar jeden Beweises. Denn Behauptungen sind nun mal Behauptungen und keine Beweise. Und was ist, wenn nachher die Unschuld eines Angeprangerten festgestellt wird? Was bleibt in den Köpfen der Masse hängen? Bekommt er seinen Job wieder? Seriös sieht anders aus. – Jürgen Weltzer


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Danke an die Frauen, die nach vielen Jahren des Leids den Mut fanden, das Kartell des Schweigens zu brechen und über ihre Erlebnisse mit dem Schattenmann zu berichten. Danke auch an die Autorinnen/Autoren DER ZEIT, das alles zu Papier zu bringen und zu veröffentlichen. Der Bericht liest sich wie ein schlechtes Drehbuch über einen vermeintlich großen Regisseur. Dieser nutzte seine Machposition offenbar jahrzehntelang gegenüber diverser Schauspielerinnen aus. Er wollte körperliche Nähe (Sex!) und mutierte bei Nichterfüllung zum rücksichtlosen Sadisten. Er wandte körperliche und seelische Gewalt an. Wie tief kann man nur sinken?? Und alle am Set bekamen es mit, lehnten sich jedoch nicht auf, weil sie eine Retourkutsche des Dr.‘s befürchteten. Mit viel Geld und einem Heer von Anwälten wird der Regisseur nun versuchen, alle Anschuldigungen zu entkräften. Es soll alles umgedreht und die Frauen als Lügnerinnen dargestellt werden. Ich hoffe, dass das Ganze einen Sturm derer auslösen wird, die als Mitwisser*innen jahrelang alles mitbekamen und aus Angst ebenfalls schwiegen… Und allen, die ähnlich wie dieser Regisseur ticken, muss endlich klar sein: Ein Nein ist ein Nein!!!Achim Bothmann


Leserbrief zu „Geld wie Schnee“ von Christof Siemes

Wer was überträgt ist eigentlich für den Zuschauer ziemlich egal. Ich gehe davon aus, daß die meisten Zuschauer immer noch jenseits der 50 sind. Was das klassische Fernsehen betrifft. Und damit fangen die Probleme an. Wenn das Fernsehen im Eiltempo wie in den letzten Monaten die Wettkämpfe mit den rasend schnellen Anzeigetafeln auch bei Olympia beibehält, dann wird der Zuschauer kaum noch Interesse zeigen. Das fällt besonders in der Paradedisziplin Biathlon auf, was keiner mehr verfolgen.kann. Durch die Inflation der Wettbewerbe mag das für die Macher ein gewisses Problem darstellen. Deswegen stellt sich für mich auch die Frage: Ein Sprint auf Skiern muß nicht unbedingt sein. Ich sehe darin keinen Mehrwert. Und wenn die Wirtschaft dahinter steckt um Sendeminuten zu schinden, was ich verstehen kann, auch dafür hätte ich eine Lösung. Früher konnte man auch die Orte und Umgebung, die Menschen vor Ort kennenlernen, was immer eine interessante Abwechslung war. Das fällt heute alles weg. Ihr Autor sollte das den Verantwortlichen der Sportredaktionen wissen lassen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Lasst sie mal machen“ von Mariam Lau

Zunächst einmal: vielen Dank für diesen Artikel, der sich wohltuend von anderen Ihrer Zeitung unterscheidet. Die sind größtenteils auf AfD Bashing „gebürstet “ gewesen. Nur auf diese Art und Weise, wie Sie sie beschrieben haben, sollte man sich mit dieser Partei auseinander setzen. Das könnte den Normalen und nicht den Radikalen Auftrieb geben. Leider spricht zur Zeit viel dafür, dass die sogen. Altparteien weiterhin bemüht sind, mit ihren Aktionen dieser Partei eine möglichst große Unterstützung zu geben. Ich befürchte, dass z.B. das Beharren der SPD auf unbeschränkten Familiennachzug ihr ungeahnte ‚Möglichkeiten eröffnen wird, unter die 20% Grenz zu fallen. Eine Partei, die ich einmal gewählt habe, um den Mief der Adenauer Zeit los zu werden und mehr Demokratie zu wagen. – Ulf Hanel


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Ich habe den Artikel über Dieter Wedel und seine Übergriffe beim Frühstück gelesen; er hat mich sehr wütend gemacht und hat mir den Appetit verdorben! Es ist sehr wichtig, dass über derlei Machenschaften berichtet wird, dafür brauche ich die ZEIT. Danke dafür, das entschädigt mich für die vielen belanglosen Artikel über Mode im ZEIT-Magazin ;-)! Aber meine Wut richtet sich weniger gegen Wedel selber – er wäre keinen Tag mit solch unsäglichen Verhaltensweisen durchgekommen, wenn nicht eine unglaubliche Melange bestanden hätte aus Leuten, die nicht hingucken wollten und denen, die dachten, sie können sich keine Verweigerung leisten. Wo waren die Verantwortlichen, die Wedel die Regieaufträge haben zukommen lassen? Wo war die Solidarität der Mitarbeiter, die diese Vorfälle mitbekommen haben und geschwiegen haben (ein paar positive Ausnahmen gabs ja anscheinend)?

Warum haben nicht wenigstens diejenigen, die Wedel schon einschlägig kannten, die Neuen gewarnt? Dass Vergewaltigungsopfer sich schwer damit tun, zur Polizei zu gehen, ist bekannt. Aber warum waren sie alle so fürchterlich alleine? Es macht mich unglaublich wütend, weil dieses System von Missbrauch nur funktionieren kann, wenn jeder Einzelne, der betroffen war oder davon etwas mitbekommen hat, geschwiegen hat. Ein bisschen mehr Zivilcourage bei jedem einzelnen, gerade in den Anfängen des Herrn Wedel, hätte so viel geholfen. Ich möchte hiermit auch alle Vergewaltigungsopfer und alle, die unter schikanösen Arbeitsbedingungen arbeiten, ermutigen, das nicht hinzunehmen und sich zu wehren. Für jeden einzelnen ist das ein schwieriger Schritt, aber wenn sich viele Betroffene zusammenschließen würden, siehts schon anders aus! – Cornelia Grosch


Leserbrief zu „Auftritt der Witzelsüchtigen“ von Matthias Kalle

Danke, das sie sich diesen Sportmoderationen angenommen haben. Es ist so dargestellt wie sie Schreiben z.B. Herr Bommes ist es egal.! Im Biathlon ist die Modaration kaum auszuhaltenTon ausschalten. Bei den zuständigen Fernsehanstalten werden Kunden nicht ernst genommen die dieses Anliegen von wegen Sportmodaration sich auch nur darauf zu beziehen und hier keine Selbstdarstellung dauernd zu REDEN. – Günther Schadte


Leserbrief zu „Auftritt der Witzelsüchtigen“ von Matthias Kalle

Mit etlichen Punkten Ihrer Analyse stimme ich überein. Von Profis der Moderation kann insgesamt mehr erwartet werden. Jedoch fand ich die Beiträge von Herrn Stanislawski sehr gut und habe sie sehr gerne gesehen. Gerade das etwas hölzerne Auftreten hatte etwas ehrliches und sympathisches. Gerade diese Ehrlichkeit steht dem Fussball und dem Sport im Allgemeinen sehr gut. Fußball lebt doch von seiner Einfachheit. Fast alle können fast überall Fussball spielen. Auch Herr Kahn bereichert. Er ist ein ehemaliger Spieler, der fast alles im Sport erlebt hat. Ich höre ihm interessiert zu. Dabei erwarte ich keine geschliffene Rhetorik. Auch er gibt sich in etwa so, wie man ihn jahrelang kannte. – Marko Becker


Leserbrief zu „Alles schon bezahlt?“ von Michael Thumann

Auch in Gestalt dieser großgedruckten Zahlen Ihres Artikels schreit das Unrecht, das Kaiserreich und 3. Reich gegangen haben, zum Himmel. Das Layout Ihres Artikels wirkt wie ein Mahnmal. Und das am heutigen 27. Januar. Da sich das Kaiserreich als christliche Nation verstand und Eroberung und Missionierung zwei Seiten einer Medaille waren, und da die Vernichtungs-„Politik“ des 3. Reichs als Kreuzzug gegen den gottlosen Bolschewismus definiert wurde, sollte man die Antwort auf die Frage nach angemessener Entschädigung vielleicht in der Bibel suchen. Der menschliche Verstand ist angesichts dieser Monstrositäten überfordert. Beginnen sollte Deutschland, wenn es sich zu finanziellen Entschädigungen entschließt, jedenfalls mit der Entschädigung der Herero und und Nama und der Berg-Damara. (Ein Drittel des letztgenannten Volks wurde von den Deutschen umgebracht, obwohl sie sich nicht gegen die Besatzer erhoben hatten. Sie wurden einfach verwechselt. Sicher ohne Beispiel in der Völkermord-Geschichte.)

Einzigartig ist auch der Auslöser des Aufstands der Herero: Louisa Kamena aus dem Häuplingsclan war von einem Deutschen namens Dietrich erschossen worden, weil sie nicht zu sexuellen Dienstleistungen bereit war. Die Herero wollten nicht länger dulden, dass jeder hergelaufene Deutsche nach Belieben und ungestraft einheimische Frauen mißbrauchen konnte, sonder lieber kämpfend sterben. Einzigartig ist auch, dass ein kakophonierender Kretin, adeliger kaiserlicher General, nach eigenem Gutdündken einen Völkermord anordnen konnte, und dass die deutschen Streitkräfte und die deutschen „Siedler“ ihm geschlossen, man kann sagen: ausnahmslos, folgten. In andern „klassischen“ Völkermorden war´s die oberste politische Führung, die Regie führte, und es gab auch Widerstand aus dem Tätervolk. Hier konnte man nicht mal sagen, im Nachhinein: Der Kaiser war´s!. In Namibia hat alles angefangen. Und schon hier zeigt sich die Verkommenheit der deutschen Akteure voll, und vielfältiger als in späteren Völkermorden und Massakern.

Das Geld für Entschädigungen ist doch vorhanden. Statt Geld für den sinnlosen militärischen Einsatz in Afghanistan (einem Land, dem Deutschland nichts schuldet) auszugeben, hätte die Bundesregierung weißen Farmern in Namibia ihr Land abkaufen und es den Einheimischen zurückgeben können. Was leicht und immer wieder vergessen wird: Es gibt Völker, die keiner Entschädigung bedürfen, weil sie gänzlich ausgerottet worden sind. Die Tasmanier, die Feuerländer, die Beothuck, ungezählte Völker Amazoniens … Für sie sollte es m.E. ein Mahnmal geben. Ich bin dabei, diese Idee im Namen der „Freunde der Naturvölker“ zu propagieren. Wenn Sie darüber im so öffentlichkeitswirksamen Medium „ZEIT“ berichten möchten: Gern! – Klaus E. Margraf


Leserbrief zu „Bewegt Euch!“ von Gero von Randow

Das fehlte noch. Die Linken haben uns keinen Deut weitergebracht. Das Gegenteil ist der Fall. Und in Europa ist es nicht viel anders. Die Wahrheit ist eher, nur die Konservativen haben uns in der Vergangenheit den Wohlstand gebracht. Was aber noch viel wichtiger ist: Die Konservativen haben sich bewegt und damit die Linken überflüssig gemacht. Die Linken hatten ihre Chance. Sie waren es die auf der Stelle getreten sind. Von wegen moderne Partei. Sie haben sich selbst ins Abseits manöveriert. Was den Linken fehlt ist eine Persönlichkeit, die weit und breit nicht auszumachen ist.

Mit dem jetzigen Personal scheint die Veränderung nicht möglich zu sein. Wer böse denkt, wird das als Strafe für die ständige Abrichtung der Konservativen sehen. Und das ist heute noch so. Sie, damit meine ich auch Ihren Autor und die Medien insgesamt, sprechen immer nur von „Rechts“Populisten -,heute noch. Obwohl die Links-Populisten, die es noch in größerem Ausmaß gibt, viel größeren Schaden unserem Land zugefügt haben, kommt nicht über ihre Lippen. In der ehemaligen DDR nannte man das Demagogie. Die Arroganz, mit der sie ständig versucht haben die Konservativen abzustrafen, hat sie dorthin gebracht wo sie jetzt stehen – nämlich wieder als Steigbügelhalter der Konservativen. Die neue/alte Groko war wieder ein fundamentaler Fehler Ihrer Genossen – wenn sie denn wirklich kommt. Die Jusos scheinen da weiter zu sein. Aber wenn Sie glauben, weiter Links ist die Lösung, dann werden Sie sich wieder irren. Sie essen wahrscheinlich zu viele Eier ……….., verzeihen Sie mir, ein kleiner Scherz am Rande. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Etwas läuft hier schief“ von Alice Bota

Wenn Frau Bota zu erkennen gibt, in ihrem Artikel auch die Fehler des Westens deutlich machen zu wollen, so ist das aller Ehren wert und keineswegs selbstverständlich. Um so verblüffender ist es festzustellen, dass sie den Kronzeugen der Selbstkritik gar nicht erst erwähnt. Es ist George F. Kennan, amerikanischer Diplomat, Politiker und Historiker und zu seiner Zeit der unbestritten beste Kenner der in Frage stehenden Thematik.

In einem Gastbeitrag der New York Times von 5. Februar 1997 schrieb er : „Expanding NATO would be the most fateful error of American policy in the entire post-cold war era“. Seine Vorhersagen, zu welchen Gegenmaßnahmen sich die Russen würden gezwungen sehen, sind illusionslos und hellsichtig und heute alle zu besichtigen. Keine Frage, die Russen sind in Sachen NATO-Osterweiterung schlicht betrogen worden, und wenn der Westen, sich das Hohnlachen knapp verkneifend, scheinheilig fragt: „Haben die Russen tatsächlich etwas Schriftliches in der Hand?“, dann ist das moralisch auf bedauerlich tiefem Niveau und politisch ein Desaster. Wie kann es Vertrauen geben auf dieser Grundlage gebrochener Versprechungen? – Michael Schnatmeyer


Leserbrief zu „An der Heimatfront“ von Yassin Musharbash

Die formale aktuelle Nationalität finde ich in der Frage weniger relevant. Entscheidender ist doch aus welchem Kuturraum die Menschen kommen bzw der prägend war. Und auch das soziale Milieu. Mein Eindruck ist, dass der rückständige zum Teil archaische Kulturkreis des Islam einen relativ größeren Rekrutierungspool bietet, egal wo diese Menschen derzeit wohnen oder welchen Pass sie besitzen. Ihr Rückschluss dass dies kein Zuwanderungsthema sei ist also nicht ganz belegt finde ich. Es ist denkbar, dass früher aus dem genannten Kuturkreis Zugewanderte nicht richtig integriert wurden und später Relevante oder Gefährder wurden. Diesen Gesichtspunkt einbeziehend wäre die Auswertung aufschlussreicher. – Christian Voss


Leserbrief zu „Alles schon bezahlt?“ von Michael Thumann

Es ist doch schon erstaunlich dass nach so langer Zeit immer noch neue Forderungen gestellt werden. Formal wahrscheinlich richtig an unser Land. Die lebenden Deutschen allerings können sich immer weniger persönlich damit identifizieren, allenfalls formal. Fraglich ist doch, ob das nicht wirtschaftlich motoviert ist. Wo gibt es was zu holen? Daher finde ich den Weg mit den Zukunftsfonds sehr geschickt. Sie lenken die Debatte in eine historische Aufarbeitung und nicht in eine wirtschaftliche. Es wäre wirklich schade wenn irgendwann diese Debatten so absonderlich würden, dass noch jemand begänne Schadensersatzforerungen aus dem 30-jährigen Krieg zu stellen. – Christian Voss


Leserbrief zu „Auftritt der Witzelsüchtigen“ von Matthias Kalle

Herr Kalle scheint da irgendetwas missverstanden zu haben. Er glaubt, über Fußball-Sport zu schreiben und ist versehentlich im Wirtschaftsressort gelandet. Dabei sollte er doch eigentlich wissen, dass Fußball seit mehr als fünfzig Jahren nichts mehr mit Sport zu tun hat. Fußball ist eine Ware, die sich das Fernsehen für viel Geld einkauft, um sie mit möglichst hohem Gewinn weiter zu verkaufen. Der ursprünglich im Besitz des DFB (der UEFA oder FIFA) befindliche Fußball geht mit dem Verkauf ans Fernsehen wie jede andere Ware in dessen Besitz über. Für das Fernsehen ist es unter wirtschaftlichen Aspekten unerheblich, was es seinem Publikum zumutet, ob es sich um Schauspiel oder Filme, ob Show-Veranstaltungen oder Bundesliga-Fußball handelt. Entscheidend ist die Einschaltquote, die Akzeptanz beim Publikum, über die sich wiederum dank eingestreuter Werbung Geld verdienen lässt. Fußball bringt über die Banden-Werbung doppelten Gewinn.

Mit dem Verkauf an das Fernsehen ist aus dem Fußballspiel eine Veranstaltung des Fernsehens geworden, die mit den Mitteln des Fernsehens, also als Show mit Showmaster an den Mann (die Frau) gebracht wird. In Zeiten der Quiz- und Comedyshows ist dies einer der beim Publikum so überaus beliebten, weil witzelsüchtigen Allzweckmoderatoren, für den es ebenso unerheblich ist, ob er Fußball oder Skispringen, ob Nonsens-Show oder Fragestunden moderiert. Für ihn kommt es – wie übrigens auch für die interviewten Fußballer-Darsteller – allein darauf an, sich mit seinen mehr oder weniger originellen Sprüchen beim Publikum in Szene zu setzen und seinen Marktwert zu steigern. Da wird aus dem munteren Herrn Welke ein pausbäckiger Peter Frankenfeld ohne Karos und der Herr Opdenhövel wandelt sich zu einem aus dem Orkus wieder aufgetauchten pausbäckigen Rudi Carell mit Bakelit-Brille. Nur der Olli Kahn bleibt der Olli Kahn. Die Kommentatoren spielen dabei eine absolut untergeordnete Rolle. Sie sind eigentlich nichts anderes als störendes Hintergrundrauschen. Je weniger sie reden, desto besser fürs Geschäft. Doch das wollen sie nicht begreifen. – Dr. Claus Doenecke


Leserbrief zu „Bewegt Euch!“ von Gero von Randow

Die anfangs gestellte Frage, ob wir eine neue linke Volkspartei brauchen, möchte ich so beantworten: ja, unbedingt und schnell, wenn in ihr ein Forum geschaffen wird für kluge, soziale, die Welt als Ganzes in den Blick nehmende zukunftsweisende Ideen! Wenn diese Partei Bündnisse mit anderen fortschrittlichen Kräften eingeht und die dumme und destruktive Abgrenzung und folglich Zersplitterung eines möglichen „linksalternativen“ Bündnisses nicht fortführt. Und wenn diese Partei schwierige Themen wie z.B. eine Transaktionssteuer anpackt (von der im letzen Wahlkampf keine Partei gesprochen hat)…

Mit der Aussage, dass gegenwärtig die Diskrepanz zwischen großen Themen und kleinteiliger Politik kaum noch auszuhalten ist spricht mir Herr von Randow aus dem Herzen, denn angesichts der uns alle betreffenden globalen Herausforderungen erscheint es mir völlig unerheblich, ob denn z.B. Martin Schulz nun ein Ministeramt bekleiden wird oder nicht…wobei hierfür auch die Medien zu kritisieren sind, die uns mit solchen Belanglosigkeiten füttern, scheinbar informieren – und damit den „großen“ Themen ausweichen. Mir scheint, dass es viele sozialkluge Denker in Deutschland gibt, jede Menge Kompetenz zu Fragen einer Ökonomie, die sich mit Ökologie verbinden lässt, zu Formen eines nicht auf Gewinnmaximierung zielenden Wirtschaftens innerhalb der globalisierten Welt usw. … einer linken Partei, in der es um diese und ähnliche Themen und nicht um „Gesichter“ ginge, würde ich gern beitreten. – Sabine Debus


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Mittelalterliche Muster – keine gute Perspektive für Gegenwart und Zukunft
Wie zeitlos und tiefsitzend uralte sozial-emotionale Muster zwischen den Geschlechtern verankert zu sein scheinen. Reale und phantasierte Abhängigkeiten in einer „Branche“ spülen Größen- und Allmachtsphantasien eines Herrschers und nackte Überlebensstrategien seiner Untertanen an unsere gegenwärtige Oberfläche. Noch grausamer, dass verantwortungslose Umgebungen sich aus einer bereits erkannten Wirklichkeit in Gerüchteküchen und Verstecke verkriechen. Für den immer virulenter werdenden „Kampf der Geschlechter“ eine bereits seit längerem spürbar werdende Beziehungsdynamik aus uralter Wut und wachsender Verunsicherung. – Dr. Wolfgang Klöckner


Leserbrief zu „Das Dorf-Prinzip” von Heike Faller

Der Artikel müsste eigentlich „Das Doof-Prinzip“ heißen, denn hier wird mit unglaublicher Naivität Werbung für das neueste Investment sogenannter „innovativer“ Startup-Gründer gemacht. Auch dem eher unbedarften Leser muss doch klar werden, dass es nur darum geht, in bewährter Weise eine kopierte Idee (welche noch nicht einmal neu ist, siehe z.B. das gescheiterte Lokalisten-Netzwerk von 2005) möglichst schnell umzusetzen und eine so hohe Nutzerkennzahl zu erreichen, dass man sich anschließend teuer von einem der richtig Großen übernehmen lassen kann. Und dann die Story darum: „Thomas de Maizière Schirmherr“, … „erfolgreicher Unternehmer in der Sinn-Krise“, … – Mir kommen gleich die Tränen, schnief ! Wetten, dass Herr Vollmann schweren Herzens und natürlich nur auf Druck seiner Mitinvestoren einem Verkauf an Nextdoor oder einen Zwischenhändler, der noch mehr Gewinnpotential sieht, schlussendlich zustimmen wird ? Denn das war von Anfang an die Geschäftsidee. – Dr. Florian Gagel


Leserbrief zum Titelthema „Wir wissen nicht, was wir tun“ von Stefanie Kara

Frage: Hätte in Ihrem Artikel nicht auch Kahnemann, Nobelpreiträger, und sein Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ erwähnt werden können/sollen? – Dr. Walter Engel


Leserbrief zu „Etwas läuft hier schief“ von Alice Bota

Ich find es schade, dass auch in der Zeit über Russland so undifferenziert geurteilt wird. Putin wird vorgeworfen – und sein Land dafür mit Sanktionen bestraft, völkerrechtswidrig die Krim annektiert zu haben. Dass das Ergebnis von Wahlen nur dann demokratisch veranlasst ist, wenn die Wähler im Sinne des Betrachters richtig gewählt haben, haben wir vor einigen Jahren bereits in Griechenlang gesehen.

Den Amerikanern unterstellen alle westlichen Länder, die Demokratie zu bringen (Chile, Argentinien, Bolivien, Polen etc.) und übersehen wohlwollend die Stellung der CIA bei den kriegerischen Auseinandersetzungen in diesen Ländern, die im strategischen Interesse der USA durchgeführt wurden. Von den Toten, Verschwundenen und sozial Ausgebeuteten dieser „gutgemeinten“ Aktionen sieht man ab.Auch der völkerrechtswidrige Überfall des Irak 2003 durch die USA wird völlig anders bewertet, als die Politik Russlands. Dass 1990 Russland die Zusage gegeben wurde, die NATO nicht weiter an die russische Grenze rücken zu lassen spielt ebenso kaum eine Rolle. Die vom Ex General Wesley Clark 2007 veröffentlichte Strategie der USA nach 2001 7 Ländern angreifen zu wollen und in 5 Jahren deren Regierungen zu stürzen, wurde teilweise bereits umgesetzt (arabischer Frühling) Auch das läuft in den Medien unter Demokratisierung. Wie blind muss man eigentlich sein, um der von den USA vorgegebenen Leitlinie auch in den Medien weiter zu folgen und die Realität weiter erfolgreich zu verdrängen? – Manfred Pacholek


Leserbrief zu „Goodbye, Panama!“ von Felix Rohrbeck

Weshalb hat die EU entschieden, wie sie entschieden hat, Panama von der schwarzen Liste der Steueroasen zu streichen? Sie hat sich – frei nach dem Bibelspruch: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? – an das kleine Land Malta erinnert. Ich rege an, journalistisch hier mal etwas mehr zu graben und die Streichung von Pannama nicht nur als Lächermachen darzustellen. Viel gäbe es darüber zu recherchieren, welche Möglichkeiten der EU-Ausländer auf Malta hat, die Steuerlasten legal, oftmals aber auch illegal zu minimieren. Wohl möglich, dass eine solche Recherche riskant sein könnte, möglicherweise – auf Malta – sogar tödlich. – Michael Platz


Leserbrief zu „Süßes Verderben” von Mark Schieritz

Ein wichtiger Artikel und prominent gesetzt auf Seite Eins. Das halte ich für äußerst wichtig. Auch wenn das Problem der Debatte -leider -eher beim BZ Publikum zu vermuten ist. Ich bin dringend für eine solche Steuer. Zuletzt auch bei Jamie Oliver in der Debatte gewesen. Wie sagt man so schön, manche Menschen muss man zu ihrem „Glück“ zwingen.In diesem Falle zu einer besseren Gesundheit. Ich möchte auch anfügen, dass Zucker keineswegs zu einem Lebensmittel gehört, dass in erster Linie zum Überleben wichtig wäre. Es ist ein interessantes und falsches „Vorurteil“, dass man mit derlei Besteuerungen „die Armen“ treffen würde. Das tut man nicht. Ich bin selbst arm. Armut macht sich längst auch in großen Teilen der Bildungsgesellschaft breit. Man kann trotz Einser Abitur und Hochschulabschluss in Deutschland „gut und gerne“ in Armut leben- wohlgemerkt ohne monitäre Bezüge vom Staat „zu nutzen“. Dennoch reicht mein „künstlerisches“ Einkommen nicht zum Überleben und damit meine ich Grundlegendes,nämlich ESSEN. Ich erhalte Lebensmittel der Tafel, sprich Lebensmittel, die abgelaufen sind und die die Wohlstandsgesellschaft wegwirft und im Container landen.

Ich koche täglich selbst, und sehr gesund- trotz aller Umstände. Daher möchte ich erwähnen, aus eigener Sicht, es trifft ganz sicher nicht die Armen, eine Zukckersteuer trifft, aus Ernährungssicht wenn dann „ungebildete“ Personen. Viele Menschen kennen sich kaum mehr mit Ernährung aus. Ernährungskunde MUSS teil des Schulunterrichts werden. Der menschliche Körper, sein Wohlbefinden und die menschliche Gesundheit hängt zu weiten Teilen von der Erährung ab. Was wir oben „reinkippen“ kommt nunmal – am Ende auch dabei heraus. Ein Motor läuft auch nur wenn er gut getankt ist. Diese ganzen Volkskrankheiten sind durch Bildung zur Ernährung zu 90% vermeidbar. Gerade Cola und andere zuckerhaltige Getränke und Waren sind doch bereits enorm teuer, ich kann sie mir von wenigen Euros am Tag, die ich zur Verfügung habe und rationieren muss jedenfalls nicht leisten. Es trifft nicht die Armen, es trifft die, die keine Ahnung haben – oder haben wollen, was sie da zu sich nehmen- und denen sollte man im Interesse der Gesellschaft doch gerne mit einem „Steuer- Leitfaden“ aushelfen.

Ich weiss was Sie meinen, aber die Sichtweise, es trifft die Ärmsten stimmt einfach nicht, ich habe weniger als jeder Harz 4 Empfänger zur Verfügung, kann damit aber haushalten. Was kostet denn eine Cola? und was kostet ein Kilo BULGUR, Ein Kilo Kartoffeln, ein Kilo Reis? Eine Knolle Kurkuma? Wieviel benötigen Sie davon effektiv für eine Mahlzeit am Tag? Zucker ist ein „Genussmittel“, kein Grundnahrungsmittel. Ein Liter Cola kostet doch deutlich mehr als die meisten- gesunden, vollwertigen GRUNDNAHRUNGSMITTEL. Für diese benötigt man in erster Linie mal einen Topf mit Wasser und die Fähigkeit selbst kochen zu können. Dann sieht man auch was im Essen ist, solange es unverarbeitet ist. Das ist der springende Punkt. Steuern auf alle „industriell verarbeiteten“ Lebensmittel…. wichtig wäre, dass die Leute wider selbst kochen können und lernen. Reis und etwas Gemüse zu kochen, kostet weniger als alle abgepackten Fertiggerichte. Klar können sich Arme keine Restuarantbesuche- oder vergleichbar gesundes Essen auswärts gönnen- und greifen dann zum Döner. Aber selbst kochen ist immernoch am GÜNSTIGSTEN und gesündesten.Nur kann es kaum noch wer. Die einen haben Geld und gehen essen oder rufen Deliveroo, die anderen- so das Vorurteil haben keins und greifen zum halben Hähnchen.

So ist es aber nicht mehr nur. Bitte daher diesen Punkt differenziert sehen, Armut ist ganz sicher nicht die Misere und für eine schlechte Ernährung verantwortlich. Sie zeitg sich zwar bei vielen Arrmen, grund ist aber die Bildung, nicht die Armut an sich. Unwissen und Ungebildetheit Lebensmitteln gegenüber sind es. Wer sich mit Ernährung auskennt, kann sich mit wenigen Mitteln äußerst gut und vollwertig ernähren und deutlich günstiger als solche, die im Supermarkt zu „vermeintlich gesunden“ Fertigsalaten mit Fertigsaucen und Diät-Hühnchenstreifen Topping greifen. Dazu ein Fertigbackwarenprodukt und eine Cola Light – und dann noch kurz in den E-Zigaretten Shop nebenan….Mit Verlaub es hat nur mit Bildung zu tun, nicht mit Armut. Auch wenn sie LEIDER häufig Hand in Hand gehen.

So trifft man mit der Zuckersteuer zumindest keine MÜNDIGEN ARMEN, sondern nur die, die sich leider nicht besser auskennen und somit verhilft man Ihnen sich vor sich selbst zu schützen und die Gesellschaft im Ganzen, denn die anderen, müssen es ja nunmal leider mitfinanzieren- das trifft dann tatsächlich häufig auch die anderen Armen der zweiten Gruppe…das sind die, die die ZEIT leider nur in der städtischen Bibliothek lesen können. Denn die ZEIT kostet umgerechnet genau 2 Kilo Reis und die halten länger als jede Cola. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Armes Erzbistum“ von Kilian Trotier

Der Artikel wirft für mich die Frage auf, ob die katholische Kirche wirklich gut beraten ist, zur Senkung Ihrer Schulden zuallererst bei Bildungseinrichtungen zu sparen. Dass externe Unternehmensberater solche kurzsichtigen Vorschläge machen, überrascht dabei am wenigsten. Die Kirche hat aber eine gesellschaftliche Aufgabe im Gemeinwesen, und sei es nur die, zu zeigen, dass es neben den staatlichen Schulen Alternativen gibt, von denen auch die letztgenannten immer wieder lernen und Impulse aufnehmen können und müssen. Die Anmeldezahlen scheinen den Bedarf im Gemeinwesen ja zu bestätigen.

Das ökonomische Argument beweist nur die Kurzsichtigkeit und Einseitigkeit der Beratung. Hunderte von Waldorf- und andere Schulen in freier Trägerschaft zeigen doch, dass solche Einrichtungen sehr wohl über lange Zeiträume kostendeckend arbeiten können, und zwar ohne hohe Elternbeiträge und die damit verbundene soziale Ausgrenzung. Gegenüber Waldorfschulen sind die konfessionellen Schulen in der Regel bei den staatlichen Zuschüssen sogar noch privilegiert. Ob die katholischen Schulen in Hamburg überhaupt Elternbeiträge erheben, geht leider aus dem Artikel leider nicht hervor. Wenn hier der Staat gefragt sein soll, dann allenfalls mit der Forderung, freie und konfessionelle Bildungseinrichtungen mit den staatlichen Schulen gleichzustellen und ihnen den vollen Kostensatz der vergleichbaren staatlichen Einrichtungen zu gewähren. – Sven Thomas-Woyton


Leserbrief zu „Wer ist hier das Arschloch?“ von Maxim Biller

Ich kam vor 43 Jahren aus Ceausescus Rumänien und im Studentenheim las ich 5 Monate später in „Die ZEit“ zwei gegenüberliegende Seiten zum gleichen Thema. „Ja, stimmt“ dachte ich nach der Lektüre der einen Seite und am Ende der gegenüberliegenden Seite ebenfalls und….erschrack“. Zum Denken braucht es Aufmerksamkeit und die kann auch „erschlagen“ statt erregt werden. Vielleicht haben Sie an Ihrer Sprachphantasie so viel Vergnügen wie eine Operndiva auf der Bühne an ihrem Gesang. Diese erfüllt aber ihre Zuhörer mit…..was auch immer. Was möchten Sie? Für dieses mal jedenfalls herzlichen Dank für Ihren Spiegel in der zitternden Hand – deshalb mußte ich genau hineinsehen!! – Erhard Schneider


Leserbrief zu „Hier machten alle mit“ von Frank Werner

Nicht nur das Reichserntedankfest auf dem Bückeberg selbst war Propaganda, auch die Anfahrt des „Führers“ geriet zum propagandistischen Massenspektakel. So weisen Ratsprotokolle der Stadt Hildesheim aus den 30er Jahren aus, dass jährlich 7.500 RM bereitgestellt wurden für die Ausschmückung der Durchfahrtsstrecke (die B1 führte damals durch die Stadt). Zur gleichen Zeit wurden hier Siedlerhäuser in einem Neubaugebiet mit je 2.500 bis 2.800 RM veranschlagt. Straßenschmuck im stolzen Gegenwert von drei Häusern! – Lore Auerbach


Leserbrief zu „Auftritt der Witzelsüchtigen“ von Matthias Kalle

Den Ausführungen von Matthias Kalle zu Moderation und Kommentierung bei Fußballübertragungen im deutschen Fernsehen kann im Großen und Ganzen nur zugestimmt werden. Es ist wahrlich keine Freude, den die Fußballspiele kommentierenden Damen und Herren zuzuhören. Die negativen Beispiele (Bartels, Gottlob, Simon, Fuss, um nur diese zu nennen), fallen einem sofort ein. Bei allem Respekt, aber Frau Neumann ist auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Und seine Aussage zu Müller-Hohenstein kann soweit zugespitzt werden, dass sie im Gegensatz z.B. zu Frau Wellmer nicht nur nicht vorbereitet, sondern überhaupt fehl am Platze ist (Da kann man Oliver Kahn schon nachfühlen). Es gibt schon zu denken, einen Waldemar Hartmann oder einen Heribert „Grüßgottallerseits“ Fassbender zu vermissen. Jedoch liegt die Problematik der Sportberichterstattung in den öffentlich-rechtlichen wie auch den privaten Fernsehanstalten tiefer.

Hier soll nur in Teilen der öffentlich-rechtliche Anteil betrachtet werden. Die Qualität der Kommentierungen der Sportberichterstattung in den privaten Sendern (z.B. Sport 1, Eurosport) ist überwiegend dermaßen grottenschlecht, dass sich eine weitere Auseinandersetzung erübrigt. Ein Beispiel wurde im Beitrag schon genannt: Wolff-Christoph Fuss! Aber wenn die Information stimmt, dass ein Fuss von seinesgleichen zum Sportreporter des letzten oder vorletzten Jahres gewählt wurde, dann spricht das ja für sich. Die Kritik an der Kommentierung sportlicher Veranstaltungen lässt sich m.E. an drei Stichpunkten festmachen: Distanz – Differenzierung – Kritikfähigkeit.

Distanz
Es ist zunehmend festzustellen, dass insbesondere den Kommentatoren gleich in welcher Sportart jegliche Distanz zu ihren Gegenstand abgeht. Die in allzu vielen Fällen zu beobachtende Kumpanei zwischen Reporter und Sportler ist sehr befremdlich und zeigt bedenkliche Mängel an kritischen Journalismus.

Das eine gewisse Affinität (von Sachkenntnis soll hier noch nicht gesprochen werden) zur kommentierten Sportart bestehen soll, versteht sich von selbst. Wenn diese aber soweit geht, alles über einen Leisten zu schlagen, dann wird die Kommentierung teilweise lächerlich und lässt an Differenzierungs- und Kritikvermögen des jeweiligen Kommentators leise Zweifel aufkommen. Besonders auffällig sind hier Kommentatoren wie z.B. Bartels,Hark, Nass, Schmelzer, Simon und ganz besonders Dexne. Die immer wieder offen zur Schau gestellte Arroganz eines Martin Fourcarde wird mit der Bemerkung „Was solls“ (Dexne) quittiert. Dass es unterbleibt, dieses „Vorbild“ im unvermeidlichen Kurzinterview darauf hinzuweisen, dass sein Verhalten (ein Verhalten, dass Björndahlen auch zu seinen besten Zeiten fremd war) durchaus auch als Geringschätzung interpretiert werden kann, überrascht nicht. Trotz aller bestehenden Konkurrenz sind die Sportler ja alle die besten Freunde! Wer das glaubt, der glaubt auch, das Zitronenfalter Zitronen falten.

Differenzierung
Nicht nur der „verzweifelte Versuch, Emotionen zu transportieren“ und verbfreie Kommentierung, auch die überhandnehmende Verwendung von Superlativen lassen einem die Haare zu Berge stehen. Es ist schon erstaunlich, dass unterschiedslos sportliche Leistung überschwenglich in den Himmel gehoben werden, die doch letzlich das Ergebnis jahrelangen Trainings sein sollten. Dazu zählen selbstverständlich auch die „überragenden“ Leistungen eines Fourcade, einer Björgen und neuerdings des neuen norwegische Superlangläufers, der seine wie auch immer erreichten Fähigkeiten bereits am Anfang seiner Karriere mit einer Arroganz zur Schau stellt, die selbst einen Fourcade noch erblassen lassen. Es wäre durchaus interessant zu erfahren, ob englische, französische, polnische, österreichische oder auch italienische Kommentatoren die Leistungen deutscher Sportler gleichermaßen überschwenglich bewerten, wie dies immer wieder von Bartels, Dexne und Konsorten zu erleben ist. Deren in der Ekstase sich überschlagenden Kommentierungen sind kaum noch zu übertreffen. Außer durch die unfassbare Fähigkeit eines Tom Bartels, dem es bislang als einzigem Menschen auf der Welt vergönnt ist, ohne jegliches Hilfsmittel exakt zu erkennen, wann der Skispringer, -flieger zu früh oder zu spät am Schanzentisch ist und sofort eine (in vielen Fällen dann aber doch unzutreffende) Analyse des Sprungs/Fluges abzugeben. Die wahren Experten wie Trainer oder Toni Innauer sind da doch deutlich zurückhaltender.

Kritikfähigkeit
Ist es nicht seltsam, dass immer in den olympischen Saisons wie ein Phönix aus der Asche mit Weltklasseleistungen die aus Russland stammende und für die Slowakei startende Kuzmina auftaucht? Von den norwegischen Kombinierern ganz zu schweigen. Es stellt sich die Frage, welchen Stellenwert im öffentlich-rechtlichen Fernsehen die nicht hoch genug einzuschätzende Arbeit eines Hajo Seppelt genießt, wenn seine Kollegen/innen mit mehr oder weniger Nonchalance über diese Befunde hinweg gehen. Ganz offensichtlich ist die drückende Überlegenheit bestimmter nicht nur skandinavischer Wintersportler (s.o.) auf deren Gene zurückzuführen! Wäre es nur das Training, dann ergäbe sich ja zwingend die Frage, was im Training deutscher Sportler wohl verbessert werden müsste. Damit ginge man zumindest schon der unangenehmen Vermutung aus dem Wege, es könnte was falsch laufen. Ein Beispiel: Die Schießleistungen der deutschen Biathlon-Männer ist seit Jahren defizitär. Die diesbezügliche Ignoranz des zuständigen Bundestrainers lässt man auf sich beruhen. Stattdessen wird der geneigte Zuschauer mit den stets selben und an Banalität und Einfallslosigkeit kaum noch zu überbietenden Fragen eines Nils Kaben oder einer Inken Pallas gelangweilt. Hier kommt wieder das bereits angesprochene kumpelhafte Verhältnis deutlich zum Ausdruck. Aber immerhin ist man davon abgekommen, die Sportler zu duzen. Es wäre wünschenswert, wenn die schreibende Zunft sich etwas mehr dieser Problematik annehmen würde. Die Leistungen vieler Sportkommentatoren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist weiss Gott keine Zierde desselben. Insoweit ist nur mit Grausen an die Übertragungen der Olympischen Winterspiele 2018 zu denken. – Michael Meyer


Leserbrief zu „Können wir anfangen, Philip Roth?“ von Peter Kümmel

Ihr Autor Peter Kümmel soll mit seiner Auswahl von Personen vorsichtiger umgehen. Roth ist Schmierfink. Trump war für unsere Welt bitternötig. Aber um das zu verstehen, muss man mehr auf den Kasten haben. Trump wird alle Lügen strafen und die ganzen lebensfremden Ideologen abstrafen. Spätestens in 3 Jahren werden Sie alle blamiert und nackt da stehen. Dann wird wieder zurückgerudert. Armselige Gesellen. Jetzt schon zeichnet sich ab, wie erfolgreich er schon agiert hat. Das wird natürlich alles. verschwiegen. Für solche Beitrage sollte sich die „Zeit“ eigentlich zu schade sein. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Auftritt der Witzelsüchtigen“ von Matthias Kalle

Schwafler statt Witzelsüchtige
Jedes Sportereignis im Fernsehen (ARD/ZDF/RTL…) gleich welcher Art, wird immer als „Event“ angesehen und ist damit dem Zeitgeist geschuldet. Das bedeutet noch lange nicht, dass der Zuseher sich dies alles „reinziehen“ muss. Das Geschwafel der Mode- ratoren ist doch nichts anderes als „Vorglühen/Kaffeesatzleserei“ , völlig unnötig und teuer. Die Kommentatoren, egal wie sie heißen, die meinen das eigentliche Ereignis mit viel „Mist“ rüberbringen zu müssen, sollten eigentlich mal daran erinnert werden, dass der Zuschauer am großen Bildschirm das Ereignis sieht und keinen Radioreport benötigt, der zudem noch i.d.R. miserabel ist. Ich persönlich habe in 90 % der Übertragungen die „Ton-aus-Taste“ aktiviert! Ohne das dämliche Gejohle/Getrommel und Geschwafel ist dies ein wahrer Hochgenuss. – Werner Stäbler


Leserbrief zu „Erst die Nazis, dann die Blümchen“ von Karsten Polke-Majewski und Sascha Venohr

Vielen Dank für Ihren sehr interessanten und aufschlußreichen Artikel. Ich habe gern von Ihrem Angebot Gebrauch gemacht, auf der ZEIT website nach weiteren Straßennamen zu recherchieren. Man nehme beispielsweise die Verbreitung des Namens Hindenburg. Von den 439 Hindenburg-Straßen und -Plätzen muß man fairerweise 7 abziehen, die das adjektivisch verwendete Wort „Hindenburger“ im Namen enthalten. Die beziehen sich offensichtlich auf einen Ort namens Hindenburg in der Nähe. Davon gibt es auf jeden Fall einen bei Templin und einen in der Nähe von Stendal. Woraus für den Generalfeldmarschall die Bilanz folgt: 432 (West) zu 0 (Ost). Die Namen der von Ihnen erwähnten Nazis ergeben ebensolche Zu-Null-Ergebnisse. Laßt Fakten sprechen … Was könnten die wohl zur Beantwortung der Frage beitragen, wo rechtes Gedankengut seinen Ursprung hat? – Helfried Näfe


Leserbrief zu „Wie sich die CDU jetzt gegenüber der SPD verhalten muss, um Merkel zu stürzen” von Marc Brost, Peter Dausend und Tina Hildebrandt

Der Bericht von gleich 3 schwergewichtigen Zeit-Journalisten in Sachen „CDU – SPD und Kanzlerin Merkel“ zeugt von Schwachsinn und ist wieder einmal mehr ein Beweis für „das Niedermachen“ von Politikern. Es tut mir wirklich leid, was sich derzeit politische Zeitgenossen gefallen lassen müssen. „Nur die größten Kälber suchen ihre Schlächter selber“, denn damit öffnen Ihre Schreiberlinge Tür und Tor für Parteien, die nach solch sinnleeren Attacken die Pressefreiheit in Frage stellen. Die AFD dankt Ihnen für die Stimmenwerbung!

Welchen Mehrwert wollen Sie dem Leser mit dieser inhaltslosen Berichterstattung bieten? Es ist wohl keine Medienschelte, wenn man Volkes Stimme als Ergebnis einer fehlgeleiteten Berichterstattung versteht. Immer wieder stelle ich fest, dass man in den Redaktionen nicht erkennt, welchen Schaden unserer Gesellschaft durch nicht zu Ende gedachte und diffamierende Berichterstattung zugefügt wird. Ich entnehme daraus, dass man das Chaos sucht, um damit genügend Stoff für geldbringende Schlagzeilen zu produzieren. Ich wünsche mir einen respektvolleren Umgang und dass die Objektivität bei künftigen Beiträgen wieder mehr Platz einnimmt. – Karl Steidle


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Die Atmosphäre am Theater kenne ich aus meiner Zeit bei den Wuppertaler Bühnen vor über 50 Jahren: körperbetont, magnetisierend und gleichzeitig bzw gelegentlich distanziert. Schauspielerei ist eben im besten Sinn Schau und Spielerei. Da muss ein Regisseur schon ziemlich gut geerdet und in sich selbst ruhend sein, um nicht der Versuchung auch nur ansatzweise zu erliegen, mit dem ganzen Theater und den Schauspieler/innen egobezogene, überhebliche Spielchen zu treiben.

Herrn Wedel kenne ich nicht persönlich, nur durch Bilder, Berichte und Interviews. Natürlich beherrscht er die Kunst der günstigen Selbstdarstellung. Aber ich fand ihn als Typ schon immer äußerst unsympathisch, so dass mich die jetzt gegen ihn erhobenen Anschuldigungen nicht überraschen. Aus dem Grund wäre ich übrigens auch nie und nimmer zu den Nibelungenfestspielen unter seiner Ägide gefahren, obwohl mein jetziger Wohnort nicht weit von Worms entfernt liegt. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Auftritt der Witzelsüchtigen“ von Matthias Kalle

Ihr Artikel ist super gelungen, denn er trifft das Problem exakt. Im Fußball finden sich nur noch äußerst selten Kommentatoren, Moderatoren oder Experten, die wirklich kompentent sind und ihre Sache gut machen. Im Artikel fehlt noch die Erwähnung von Jochen Breyer von ZDF, der bei Champions League-Spielen immer unmögliche Fragen an Interviewgäste stellt. Ich vermute, dass er dort deswegen auch nicht mehr eingesetzt wird. Jürgen Klopp hat ihn das ja auch einmal deutlich spüren lassen. Keine Ahnung, warum Oliver Kahn da nichts gegen unternommen hat. Aber, wie Sie festgestellt haben, ist er auch eher eine Art dekoratives Anhängsel, damit der Welke nicht ganz alleine da ist und rumsäuselt.

Da lobe ich mir die englische Berichterstattung. Dort haben die als TV-Experten wirklich Personen, die Ahnung haben und ihre Sicht der Dinge deutlich machen, besonders auch kritisch. Ehemalige Fußballgrößen wie Alan Shearer, Rio Ferdinand, Frank Lampard, Steven Gerrard und weitere sitzen als Experten, die das Wort auch wirklich verdienen, im Studio und analysieren die Spiele. Das Niveau dabei ist beeindruckend und sollte als gutes Beispiel für die deutschen „Experten“ dienen. Ich konnte mir beim WM-Finale 2014 selbst ein Bild davon machen, weil ich es in England sehen musste. Shearer und Ferdinand waren genial in ihren Analysen, kein Vergleich mit einer Aufarbeitung eines Spiels durch deutsche Experten.

Einen Kommentator möchte ich aber noch lobend erwähnen. Uwe Morawe, früher DSF/Sport1 heute bei Eurosport meines Wissens nach, macht seine Aufgabe ganz hervorragend. Er dosiert seine Witze angemessen und sie passen auch, wenn er sie einsetzt, und er ist immer äußerst gut vorbereitet, ohne zu viel Statistik oder Gerüchte zu bringen. Besonders interessant ist, dass er Lieblingsspieler hat, Azpilicueta von Chelsea z. B., die dann eine größere Rolle im Kommentar einnehmen, aber dafür urteilt er treffend und angemessen. Dennoch muss sich dringend an den TV-Übertragungen etwas ändern, wie Sie auch feststellten, das Publikum ist ja nicht blöd. Hoffentlich sehen das die Senderverantwortlichen auch ein, denn sonst guckt man demnächst Spiele nur noch mithilfe der Lautlostaste am TV und kommentiert lieber gleich selbst. Gelegentlich tue ich das schon, um der Inkompetenz einen Riegel vorzuschieben. – Anna-Maria Briebach


Leserbrief zu „Neu über den Osten reden“ von Anne Hähnig

Die Ursachen des im Osten Deutschlands weit verbreiteten Frusts sind vor allem emotionaler Natur. Die Gefühlslage vieler Ostdeutscher gleich welchen Alters ist traurig und pessimistisch. Es sind mithin nicht so die materiellen Unterschiede zwischen Ost und West, die die Menschen in einer prosperierenden Stadt wie Dresden AfD wählen lassen. Die Wurzeln dieses Übels liegen tiefer als man zunächst glaubt. So förderten jüngst die in einer regionalen Zeitung veröffentlichten Ergebnisse einer Studie zu Tage, dass sich über sechzig Prozent der Ostdeutschen noch immer als Bürger zweiter Klasse fühlen, und das über alle Bildungsschichten, Altersgruppen und Parteianhänger hinweg. Selbst die Mehrheit der CDU-Wähler denkt so.

Die gefühlte und tatsächliche Benachteiligung geht auf die Art und Weise der Wiedervereinigung zurück. Die Union unter Helmut Kohl und die CDU der DDR unter Lothar de Maizière sprachen sich für den Anschluss der DDR nach Artikel 23 des Grundgesetzes aus. Das bedeutete praktisch, dass sich für die DDR-Bürger so ziemlich alles geändert hat, für die Alt-Bundesbürger jedoch so gut wie gar nichts. Die DDR-Bürger sind nicht nur einem anderen Staat mit anderen rechtlichen Grundlagen beigetreten, sondern sie haben sich in einem völlig anderen Gesellschafts- und Wirtschaftssystem schnell zurechtfinden müssen. Die Menschen haben eine gewaltige Transformation mitgemacht, von der sie auch alle selbst betroffen waren und noch immer betroffen sind. Dazu kommt die Arroganz so mancher Aufbauhelfer. Es musste alles aus dem Westen übernommen werden, ohne es auf seine Sinnhaftigkeit prüfen zu können. Die Leute hier konnten ihre Ideen und Erfahrungen nicht einbringen. Wichtige Positionen in den Ministerien, den Gerichten und in den Städten sind noch immer vorwiegend nicht mit Einheimischen besetzt. Wenn man Bilanz zieht, können sich die Bürger in Ostdeutschland nicht auf Augenhöhe mit den Westdeutschen sehen. Auch heute werden solche Fehler wiederholt. Da ist die Bezahlung in vielen Branchen in Ostdeutschland noch immer geringer als im Westen, da ist die Arbeitszeit oftmals länger und die Renten noch immer niedriger als im Westen. Es ist die sich dadurch manifestierende mangelnde Anerkennung der Leistung und des Lebensweges der Ostdeutschen, die sie derart erzürnen lässt, dass sich die Wut mancher von Ihnen jetzt gegen Schwächere richtet.

Die neue Bundesregierung sollte den Versäumnissen der Vergangenheit Rechnung tragen und für eine tatsächliche Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West sorgen. Anderenfalls vertieft sich die Spaltung des Landes und verfestigt sich über die Generationen hinweg. – Andreas Meißner


Leserbrief zu „Norwegen voll muttiviert“ von Tomas Espedal

Der Schriftsteller Tomas Espedal hat was gegen Inzucht. Ich auch. Und Norwegen ist auch davon weit entfernt. Die Damen der Macht sind es auch. Hat Ihr Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel vielleicht falsch übersetzt? Oder wollte er zu Karneval nur eine lustige Geschichte erzählen. In Norwegen leben über 10 verschiedene Ethnien und das wird sich auch nicht ändern. Führen Sie die Leser nicht in die Irre, sonst wird Ihnen die Konzession entzogen. Oder sollten Sie das auf Frau Merkel beziehen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Hier machten alle mit“ von Frank Werner

Ihr Bericht zum Bückeberg ist leider ausschließlich durch die Interessenlage der Historiker und Initiatoren geprägt. Geschichte an der Stätte ihres Geschehens darzustellen und nachzuvollziehen ist richtig und wichtig. Der Tenor in der Diskussion vor Ort ist nicht gegen eine Erinnerungsstätte am Bückeberg, sondern gegen die Dimension der Kosten. Aber jedes kostenbewußte Argument gegen den geplanten Aufwand wird mit der Keule des „Vergessen wollen“, „ mangelndes Geschichtsbewußtsein“ und dergleichen in die rechte politische Ecke gedrängt. Die ganze Lokalpolitik unserer Region ist geprägt von der Überschrift: Sparen, sparen, sparen, ob bei Kitas , Schulen oder Straßen. 450.000 Euro Erstellungskosten und 350.000 Euro Folgekosten für zunächst 3 Jahre, danach eine ganze Planstelle auf Dauer und jährliche Unterhaltungskosten für dieses Projekt sind angesetzt.

Es gibt kostengünstigere alternative Lösungen, warum muß es die große Lösung sein? Wie wollen Politiker dieses einer jungen Familie mit Kindern, die keinen Kitaplatz finden, erklären? Unsere gewählten Kreistage und Landräte sind aufgerufen unsere Steuern zum Wohle der Bevölkerung ausgewogen einzusetzen. – Dr. Gerhard Upmeier


Leserbrief zu „Bewegt Euch!“ von Gero von Randow

Der Traum von einer neuen linken Volkspartei, den Gero von Randow träumt, ist eine Illusion. Eine solche Partei hätte auch gar keine Machtoption, bliebe eine Splitterpartei. Wir erleben gerade, wie die beiden Volksparteien erodieren und schrumpfen, weil sich die gesellschaftlichen Milieus, aus denen sie sich speisen, auflösen. Und Wahlen gewinnt man in Deutschland nicht am linken Rand, sondern in der Mitte. Aber die Mittelschichten schwinden ebenso. Immer mehr Menschen der Mittelklasse haben berechtigte Abstiegsängste, viele fürchten aufgrund der Globalisierung und Digitalisierung den Verlust ihres mühsam erarbeiteten Wohlstandes. Es wäre schon eine enorm große Aufgabe, der zunehmenden Spaltung der deutschen Gesellschaft erfolgreich entgegenzuwirken und der auch hierzulande wachsenden Armut. Aber die Ideen und Konzepte für eine Sicherung des nationalen Wohlfahrtsstaates der „fortschrittlichen Parteien“ (SPD, Grüne und Linke) verlieren zusehends an Überzeugungskraft beim Wahlvolk. Warum sollte das anders sein mit einer neuen kosmopolitischen Linken, die auch noch einen universalistischen Anspruch hat ? Herr v. Randow täuscht sich: Es gibt in Deutschland genug Menschen, die Zumutungen aushalten müssen, die einer neuen Linken brauchen sie sicher nicht. – Stefan Kaisers


Leserbrief zu „Ziemlich weit zur Schule“ von Rudi Novotny

In dem Artikel steht: „So benötigen 28 Prozent der deutschen Jugendlichen mehr als eine halbe Stunde, um zur Schule zu kommen. 30 Prozent sind sogar eine Stunde unterwegs.“ Nachdem ich diese zwei Sätze gelesen hatte, breitete sich in meinem Kopf Verwirrung aus (vulgo: Hä?). Will mir der Autor sagen, dass 58 Prozent aller deutschen Jugendlichen mehr als eine halbe Stunde zur Schule brauchen, und zwar in der Aufteilung „28 Prozent – über 30 Minuten“ und „30 Prozent – über 30 und sogar zugleich mindestens 60 Minuten“? Oder war gemeint „30 Prozent VON DIESEN Jugendlichen (also den 28 Prozent) sind eine Stunde unterwegs“? Aufklärung wäre nett. – Corinna Friesen


Leserbrief zum Titelthema „Wir wissen nicht, was wir tun“ von Stefanie Kara

Es soll hier nicht behauptet werden, dass Freud schon alles gewusst habe. Das Rad muss nur nicht immer neu erfunden werden. Anstatt den psychoanalytischen Beitrag zum Verständnis des Unbewussten zu ignorieren, wäre es wichtig, ihn in die neuere Forschung zu integrieren. Joseph LeDoux, einer der führenden neuropsychologisch informierten Emotionsforscher, betont, dass Freud recht hatte als er das Bewusstsein nur als die Spitze des Eisbergs beschrieben hat. Die Terminologie kann sich unterscheiden, Kognitionswissenschaftler sprechen statt vom Unbewussten meist von »impliziten« mentalen Prozessen oder vom »prozeduralen« Gedächtnis.

Frau Kara schreibt über die unbewusste Entstehung von Vorurteilen. In ihrem Artikel pflegt sie Vorurteile gegenüber der Psychoanalyse, offenbar ohne dies zu reflektieren. – Freud-bashing ist eben „in“. Offenheit wäre produktiver. Die psychoanalytische Therapie ist die einzige Form der Psychotherapie, die auch Unbewusstes verstehbar macht und so zu Veränderungen führt. Das Verständnis von unbewussten Motiven und Funktionsweisen ermöglicht darüber hinaus faszinierende Einsichten in Literatur, Film und gesellschaftliche Prozesse (z.B. Fremdenhass).

*Primärprozesshaftes Funktionieren ist gekennzeichnet durch die Mechanismen der Verschiebung und Verdichtung, es gibt keine Widersprüche und keine Zeit. Hiervon kann sich jeder überzeugen, wenn er an seine eigenen Träume denkt, in denen zum Beispiel Personen aus dem eigenen Leben aus ganz verschiedenen Zeiten friedlich nebeneinander leben, auch Verstorbene. – Prof. Dr. Falk Leichsenring und Prof. Dr. Christiane Steinert


Leserbrief zu „Und Tschüss, Mitarbeiter!“ von Carl Benedikt Frey

Manche Behauptungen des Autors sind arg verkürzt und fern der Realität. Trotz der möglichen Bedeutung der Automatisierung als einer Ursache kann ich nicht nachvollziehen, wie diese in 3 Staaten des sogen. Rustbelts verantwortlich dafür sein soll, daß sie diesmal an Trump fielen statt an die Demokraten. Die wahre Ursache war die Unbeliebtheit von Hillary Clinton und die Tatsache, dass rund 30% der Amerikaner nicht zur Wahl gingen, circa 30% nicht zugelassen waren und von den übrigen 40% grob gesagt je die Hälfte Clinton (19,8%) und Trump (19,5%) wählten. So stand es in der ZEIT und muß all denen mal wieder in Erinnerung gerufen werden, die zunehmend glauben, Trump habe einen großen Sieg errungen. – Bernd Auerbach


Leserbrief zu „Ist hier jemand vom Fach?“ von Lisa Kreuzmann

Es bedarf eigentlich keiner Studie um das festzustellen. Ich vermisse die Berufe, die nicht unmittelbar mit Kunden konfrontiert werden, wo der Computer oder das liebste Kind ein Automat die Arbeit übernimmt, die sonst ein Mensch zu erledigt hat. Das geht in etwa so: wenn Sie das wissen wollen dann drücken Sie bitte die 1, wenn Sie dies und jenes wissen wollen dann drücken Sie bitte die 2 oder 8 et cetera, et cetera. Oder Ihnen wird eine Adresse genannt, die dafür zuständig ist. Dort angerufen bekommen sie durch angeblicher Überlastung keinen Anschluss. Gelingt ihnen doch eine Verbindung, dann weiß die Betreffende oder der Betreffende die Antwort nicht und muß sich erst einmal schlau machen. Ihnen kann es dann passieren, daß sie ewig warten müssen und keinen Bock mehr haben noch länger zu warten und legen auf. Ich stellt sich für mich ernsthaft die Frage, was machen die eigentlich den ganzen Tag.

Wenn die betreffende Firma in der Nähe meines Wohnortes liegt bin ich auch schon direkt zu der Firma gefahren. Dann offenbart sich das ganze Drama. Sprechen sie mit dem Empfang oder mit der Rezeption kommen Sie auch nicht viel weiter. Entweder wird ihnen gesagt: Schreiben Sie uns bitte eine E-Mail oder ähnliches dann wird ihre Frage beantwortet. Dann kann es Ihnen passieren, daß die Tür verschlossen ist und eine automatische Stimme aus der Sprechanlage ertönt: Hinterlassen Sie Ihre Telefonnummer und Adresse, wir rufen Sie zurück, was auch keiner macht. Manche Türen werden aus Sicherheitsgründen gesichert und wenn Sie Pech haben, dann ist kein Büromensch zu entdecken den sie durch klopfen herbeirufen können. Alles persönliche Erlebnisse, nichts hinzugefügt oder übertrieben dargestellt. Eine positives Erlebnis kann ich doch berichten: Die Öffentlichen Ämter sind fast durchweg zu erreichen. Da läuft kein Automat oder sonstige elektronischen Geräte. Bis auf einen Anrufbeantworter der ertönt wenn die Leitung belegt ist. Zum Beispiel das Rathaus in Düsseldorf. Die Damen und Herren in der Zentrale sind alle bestens informiert. Ich mußte kürzlich die Denkmalsbehörde in Anspruch nehmen, weil eines meiner Häuser unter Denkmalschutz steht und beschädigt wurde. Die Zentrale konnte mich Ruck Zuck mit dem richtigen Sachberater verbinden. Das mag vielleicht nicht überall so sein. Selbst die Staatskanzlei in Düsseldorf, seitdem wir eine neue Regierung haben, erreichen sie problemlos. Ich weiß gar nicht wie das alles auf Dauer funktionieren soll. Manchmal denke ich: eines Tages wird das alles zusammenbrechen. Ich habe noch nicht die Probe auf’s Exempel mit Ihnen gemacht. Wie Sie das mit den Lesern halten. Ob Sie sich auch vor den Lesern wegducken. Was ich mir allerdings nicht vorstellen kann. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Das Dorf-Prinzip” von Heike Faller

Was will nebenan.de?
In Ihrem Artikel im Magazin wird ein Start-up-Unternehmen vorgestellt, das unter dem Namen nebenan.de firmiert. Da wird mit der Unzufriedenheit eines wirtschaftlich Erfolgreichen, der in seiner Straße keinen Einzigen kannte, mit einer erleuchtenden Idee, die in der Sauna einfällt, vierzig Mitarbeitern, die in einer Fabriketage auf ihre Keyboards einhämmern, und Beispielen etlicher älterer Menschen auf die Tränendrüse gedrückt, dazwischen schimmern aber bei nebenan.de mittels Vokabeln wie Geschäftsidee, Investoren, Wirtschaftsunternehmen, Produktteam, Plattform oder Labor in meinen Augen eher wirtschaftliche Interessen durch.

Vor Wochen tauchten in unserer Stadt Landsberg am Lech in drei Stadtbereichen Flugblätter von nebenan.de auf. Da ich selber seit ihrer Gründung in der Nachbarschaftshilfe Landsberg mitarbeite – wie alle unsere Mitstreiter rein ehrenamtlich -, war ich zunächst an einer möglichen Zusammenarbeit mit nebenan.de intereswsiert und begann zu recherchieren, wer und was dahintersteckt. Dabei stellte ich durch unzählige Befragungen fest, dass die Unterzeichner von zwei Stadtvierteln, die sich angeblich der nachbarschaftlichen Hilfe von nebenan.de verschrieben haben, Fälschungen sind. Die eine Dame hatte sich zwar bei nebenan.de registriert, hatte aber keine Ahnung, dass sie als Flaggschiff ihres Viertels diente. Die beiden im anderen Stadtteil genannten Namen erwiesen sich als die eines Verstorbenen bzw. einer längst Verzogenen. Und im dritten verteilten Schreiben firmieren die beiden für nebenan.de arbeitenden Berliner Till B. und Ina B., wobei der unbefangene Leser davon ausgeht, die beiden wären Nachbarn in Landsberg.

Ich war und bin also enttäuscht, dass eine Art Parallelorganisation aus Berlin Konkurrenz zu unserer örtlichen Nachbarschaftshilfe (im Landkreis gibt es zwei weitere, auch ehrenamtlich arbeitende) aufbaut. Die Argumente, dass Leute per Internet über nebenan.de Kontakt aufnehmen bzw. sich anfreunden, überzeugen mich nicht. Wer nämlich einen Nachbarn kennen lernen möchte, Hilfe benötigt, eine Bohrmaschine ausleihen will, kann das in meinen Augen besser persönlich tun und braucht dazu kein Internet und keine große Organisation. Will ich wirklich mein Profil, Alter und Foto einer breiten Öffentlichleit anbieten?

Ich bin bei der örtlichen Polizei vorstellig geworden und habe meine Bedenken über die dubiosen Praktiken mit den gefakten Namen von nebenan.de vorgetragen. Die dortige Antwort deckt sich mit meinen Eindrücken: Man versucht bei nebenan.de eine möglichst breite Plattform zu schaffen und wird die Registrierten irgendwann mit Werbung überschütten, denn die Mitarbeiter werden auf Dauer wohl kaum für Gottes Lohn tätig sein. Die Formulierung in dem o.g. Artikel das Ganze „sollte auch einem guten Zweck dienen“, wirkt für mich entlarvend. – Hans-Ulrich Bender


Leserbrief zu „Erst die Nazis, dann die Blümchen“ von Karsten Polke-Majewski und Sascha Venohr

In Duisburg gibt es sowohl eine „Lüderitzallee“ wie auch eine Grundschule, die den Namen „Grundschule Lüderitzallee“ trägt. – Annette Fiering


Leserbrief zu „Süßes Verderben” von Mark Schieritz

Dazu kann ich nur sagen, besser spät als nie. – D.H. Bauer


Leserbrief zu „Süßes Verderben” von Mark Schieritz

Die Staffelung der Mehrwertsteuersätze in Deutschland gehört ohnehin dezidiert geprüft und anhand der Aufgaben und Herausforderungen des 21. Jahrhundert angemessen ausgerichtet. Mit der Einführung eines exorbitant geringen Umsatzsteuersatzes auf gesunde Lebensmittel und der Erhebung höherer Steuer auf nachweißlich besonders ungesunde Esswaren und Genußmittel könnte ein sinnvoller doppelter Zweck auf einmal erreicht werden.

Eine Repression oder gar Diskriminierung etwa von Schokoholikern ließe sich überdies aus einer derartigen Steuergestaltung freilich nicht definieren. Steuern werden nicht nur zur Erzielung von staatlichen Einnahmen, sondern auch zur Lenkung von gesellschaftlichen Verhaltensweisen erhoben (Bsp. Tabaksteuer vs. Rauchen). Ob die über die Steuer lancierte Fürsorge in der Breite gesundheitliche Früchte trägt, bleibt trotz Fallstudie natürlich abzuwarten. – Ira Bartsch


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Der “ Fall Wedel “ ist bei weitem kein Einzelfall. Und auch wenn die schlimmen demuetigen Geschehnisse etlliche Jahre zurueckliegen – eine geistige Verjährung wird es nie geben ! Auch ich kenne einen Fall von kranker Geltungs- und Sexsucht. Ein Mann in gehobener Stellung macht sich an eine wesentlich juengere Verwandte ( bekannt mit mir ) ran und treibt sie hin bis zu Abtreibung sowie beruflichem und privaten Abstieg . Nur mit der Hilfe durch “ wirkliche Freunde “ und durch mich wurde sie vom gaenzlichen Abgrund bewahrt . Ich jedenfalls werde immer eine rechtliche Wiedergutmachung durch den “ im Hirn kranken “ Moechtegern-Macho fordern ! – Erwin Chudaska


Leserbrief zu „Auftritt der Witzelsüchtigen“ von Matthias Kalle

Wie schön es doch immer wieder ist, festzustellen, dass man nicht allein ist mit seinen Eindrücken. Selten habe ich bei der Lektüre eines Sportartikels so herzhaft gelacht, ja gelegentlich sogar einen Bommes-Schnauber von mir gegeben. Lediglich der Meister des angestaubten Altherrenwitzes, Jörg Wontorra, hätte einen Extra-Absatz verdient gehabt und sei es nur um zu geißeln, mit welcher Unverfrorenheit er seine Tochter promotet hat und den Einzug der Spielerfrau in die Riege der wirklich talentierten Moderatorinnen erzwungen hat. Es bleibt zu hoffen, dass ihr Ehrgeiz mit RTL Nitro schon gestillt ist und sie nicht unverhofft im Moskauer DFB -Quartier auftaucht. Ich freue mich auf Ihren nächsten Beitrag. – Thomas Bahr


Leserbrief zu „Wer ist hier das Arschloch?“ von Maxim Biller

Um solche Artikel wie die Ihrigen zu lesen, kaufe ich die ZEIT und, weil Sie nicht so sind wie die Adressaten Ihres Artikels, wollen Sie von mir nicht das hören, was Sie sowieso denken. Also gestehe ich hier: ich kann nicht hassen. Das ist keine Entscheidung von mir, sondern hat mit meinem Lebenshintergrund zu tun. Aber ich streite gern. Doch ich finde kaum noch einen, der so streitlustig ist wie ich und eine andere Meinung über die Dinge des Lebens hat als ich, nicht als Angriff auf seine Person sieht. Gottlob ist das bei Ihnen anders. Ich hoffe, Sie halten mich nicht für schizophren, wenn ich gestehe, dass ich Ihren distanzierten und argwöhnischen Blick auf unser Deutschland mag, aber dennoch sehr gerne hier lebe. Sie machen es sich mit Ihrer Entscheidung letztlich nicht anzukommen unendlich schwerer. Dafür herzlichen Dank! – Bruny Fritz


Leserbrief zu „Zwischen Armenien und Ruanda” von Micha Brumlik

M. Brumliks Versuch, einen Sonderstatus für den Judäozid  – nur dieser Begriff nennt die Opfer! – aus den „Eigenschaften des Täterkollektivs“ herzuleiten , kann nicht recht überzeugen. Es gab leider auch ausschlaggebende und keineswegs unvermeidliche außerdeutsche Voraussetzungen. Ohne das alle verblüffende Militärbündnis Hitlers mit Stalin (August 1939 bis Juni 1941!) hätte das polnische Territorium  für die späteren Ausrottungsstätten gefehlt. Weiter war die rasche Unterwerfung Polens und Frankreichs nicht ohne die törichte, selbstgefährdende Duldung der massiven deutschen Hochrüstung bis 1939 aufseiten Frankreichs und Englands denkbar. Der den Polen zugesicherte Beistand war illusorisch. Die Gründe für die ausbleibende westliche Nachrüstung waren ökonomische und pazifistische  sowie eine besonders britische Neigung, Deutschland (dummerweise auch als Diktatur!) Gleichberechtigung als Großmacht zu gewähren. Jene (absichtlich?) missverstandene These Heiner Geißlers, dass es ohne diesen (West-)Pazifismus kein Auschwitz gegeben hätte, bedarf seines späteren Zusatzes, natürlich habe er nicht einen Ossietzky gemeint.

Und hier ist nun endlich mit dem unverdächtigen Zeitzeugen Karl Jaspers ein streng gehütetes Tabu zu brechen, nämlich das der Mitschuld der späteren Alliierten (ab 1939 auch Stalins!) am Krieg und an dem nur durch diesen ermöglichten Völkermord. Der Philosoph hat mit seiner immer noch unbedingt zu lesenden „Schuldfrage“ (1946) im Kapitel „Die Schuld der anderen“ gewagt, den Westmächten vorzuwerfen, weder die schwache Weimarer Republik gegen ihre extremen Feinde von links und rechts geschützt noch Hitlers am 28.2.1933 durch erpresserische Täuschung Hindenburgs mit der Behauptung eines drohenden  blutigen KPD-Staatsumsturzes erreichte Aufhebung der Grundrechte (auch auf Freiheit und Leben) und so seine Terror-Diktatur verhindert zu haben. Wer weiß schon, dass Goebbels 1940 sarkastisch bekannte, er als französischer Staatschef hätte natürlich den frankreichfeindlichen Autor von „Mein Kampf“ nicht als Kanzler hingenommen, sondern wäre notfalls „marschiert“? Ebendies hatte auch der polnische Diktator Pilsudski von Frankreich gleich 1933 leider vergeblich gefordert, nämlich Hitlers Reich zu besetzen. Noch 1936 hatte Hitler für seine Rheinlandbesetzung  befohlen, westlichem Widerstand zu weichen…

Und zum Schluss eine kaum je vernommene Frage: welches deutsche „Täterkollektiv“ hatte eigentlich die ca. 7 Millionen deutschen Kriegstoten zu verantworten? Hatten die alle die Todesstrafe für ihren ausgebliebenen Widerstand verdient oder sich aus blindem Fanatismus selbst geopfert? Wie hätten sie wohl auf Hitlers Nerobefehle 1945 reagiert, die den Untergang der Deutschen als minderwertige Rasse bezweckten? – Guido Kohlbecher


Leserbrief zum Titelthema „Wir wissen nicht, was wir tun“ von Stefanie Kara

Ein Psychoanalytiker würde möglicherweise in Betracht ziehen, daß welches auch immer Unbewußte beim Verfassen dieses groß angezeigten Artikels ein heftiges Wörtchen mitgeredet hat – oder aber eben dies Wörtchen verhindert hätte. Es wirkt leider ein wenig dumm, bei so einem gewaltigen Thema die Genese unbewußter und lebensbestimmender Strukturen von früher Kindheit an völlig außen vor zu lassen. Völlig albern und leicht übertrieben erscheint es, die Möglichkeit der Begrenzung der Wirkung des Unbewußten mit dem Lesen eines Artikels in Verbindung zu bringen, in dem nur ein ausgesprochen enger Bereich nicht bewußter Reaktionen beschrieben wird. Die Rolle des Unbewußten bei der Partnerwahl zum Beispiel? Fehlanzeige. Da wird es mit der „Begrenzung“ dann wirklich interessant, genauso wie bei der Kindererziehung. Also: willkommen in der Welt der lediglich bewußten Lebensführung, die schon von den Urvätern Freud und Jung mit Fragezeichen versehen wurden. – Dr. Matthias von der Tann


Leserbrief zu „Die Anders-Lerner“ von Ali Vahid Roodsari

Das ist alles schön geredet, was in Berlin statuiert wird, ist die Vorstufe zur Armut. Zu Hause lernen geht gleich gar nicht. Abgesehen von den späteren sozialen Verhalten des Kindes ist das alles abhängig von den Eltern. Im Internatsgymnasium wird die spätere Elite unterrichtet und das ist lebenswichtig. Der Wohlstand wird dort vorbereitet. Ich war auch auf einer solchen Schule. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Och, nee!“ von Dmitrij Kapitelman

Ihr Autor und ich können uns die Hände reichen. Falls Ihr Autor russischer Herkunft sein sollte, dann wundert mich das schon. Die Russen sind eigentlich handwerkliche Weltmeister. Aus tausend Teilen können Sie ein Auto zusammenbauen. Vor einigen Jahren musste ich mit ansehen, wie der Staat sich an der Diskriminierung beteiligt. Ich habe einen Bekannten, der durch eine Insolvenz in Armut geriet und teilweise öffentliche Gelder in Anspruch nehmen musste. Es stand ein Umzug an, der naturgemäß auch handwerkliches Können erforderlich machte. Das war nur möglich wenn ein Handwerker Hand anlegt. Das Sozialamt hat das grundsätzlich abgelehnt mit dem Argument: „Haben sie denn niemanden in ihrem Bekanntenkreis der Ihnen helfen kann?“ Leider habe ich das zu spät erfahren. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Ist hier jemand vom Fach?“ von Lisa Kreuzmann

Die 3 Bilder gefallen mir sehr gut. Sind diese Werke wirklich vollzogen worden, oder handelt es sich um Fotomontagen? Wo sind diese Werke zu bestaunen? Die Publikation der Antwort zu meiner 2. Frage wäre allerdings ökologisch problematisch, da vermutlich auch bei den Lesern Ihrer Zeitung einige Gaffer mit dem PKW zu diesen Stätten pilgern würden. – Manfred Uttenthaler


Leserbrief zu „Und Tschüss, Mitarbeiter!“ von Carl Benedikt Frey

Die Diagnose scheint mir zutreffend, aber die Therapie unzureichend: Die Ausbildung von mehr IT-Spezialisten ist sicherlich notwendig, um die absehbare weitere Automatisierung bewältigen zu können, aber der Text enthält keinen Vorschlag dazu, was denn mit denen geschehen soll, deren Arbeit oder potenzielle Arbeit durch selbstlernende Software und Roboter übernommen werden wird. So viele neue IT-Spezialisten (40 bis 50 % der Berufstätigen) werden dann doch nicht benötigt. Welche Ersatzarbeitsplätze könnte es in welchen Bereichen geben? Sind Teilzeitarbeit oder eine allgemeine Reduzierung der Arbeitszeit ein Ausweg? Hülfe ein bedingungsloses Grundeinkommen (vgl. http://www.ulrich-willmes.de/grundeinkommen.html)? Die Politiker(innen) werden wahrscheinlich erst aufwachen, wenn – wie in den USA – das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. – Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Bewegt Euch!“ von Gero von Randow

Gero von Randow spekuliert über ein weltoffenes Potential, das bereit wäre, mehr migratorische und umweltpolitische Zumutungen in Kauf zu nehmen. Ich würde schon mal dazugehören. Die Herzlosigkeit und der Zynismus etwa eines Thomas de Maizie`re gegenüber Flüchtlingen oder der Gleichmut und die Tatenlosigkeit der alten und neuen GroKo angesichts der drohenden Klimakatastrophe sind mir schon lange unerträglich und machen mir auch Angst. Weitere Flüchtlinge, mehr soziales und finanzielles Engagement für ihre Integration, neue Windräder, eine CO2-Steuer und ähnliches wären mir viel lieber und würden mich auch beruhigen. Eine neue Partei braucht es dafür glaube ich nicht, eher eine Wiederbelebung der Willkommenskultur und mehr Aufklärung. – Friedrich Thimme


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Ich wundere mich über die Berichterstattung und frage mich in diesem und anderen eigenartigen Sex-Monster-Fällen: WO WAREN DIE AUFRECHTEN FRAUEN UND MÄNNER – WO WAREN SIE IN KÖLN IN DER SILVESTERNACHT, WO WAREN SIE IM TEAM DES WEDELS, WO WENN IRGEND JEMAND VERGEWALTIGT WURDE? Jeder hat TAUSEND AUSREDEN: „Der Job ist wichtiger“ und …“ ich kann mich nicht einmischen“…Blablabla ME TOO …ich hab weggeschaut… – Anne Meyer-Berhorn


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Vielfaches Schweigen, leider immer noch – das ist Ausdruck zivilen Versagens und ohnmächtiger Dekadenz, schlechtweg ein gesellschaftlicher Offenbarungseid. Dabei geht es um die Achtung der Menschenwürde, die uns der Staat und wir uns gegenseitig schuldig sind. Eine sensiblere und konsequentere Aufmerksamkeit für das Leid, die Hilferufe und Hilfebedürftigkeit der Opfer von Sexismus und sexueller Gewalt ist daher höchst notwendig, in allen Bereichen des Lebens. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Erst die Nazis, dann die Blümchen“ von Karsten Polke-Majewski und Sascha Venohr

Warum ist bei der Illustration denn ausgerechnet das Wort „Nazis“ in Fraktur geschrieben? Irgendwie ist wohl ein dumpfes Vorurteil aufgekommen, die Fraktur sei eine Nazi-Schrift; dabei ist ja das genaue Gegenteil der Fall: Den Nazis war die bis dahin übliche Fraktur zu provinziell für das Großdeutsche Reich, und mit dem zierlich Verschnörkelten hatten sie es ja auch nicht so, also haben sie um 1940 die Antiqua zur alleinigen Normschrift gemacht. Wir folgen den Nazis darin bis heute; hier scheint ihnen tatsächlich eine Art Endsieg gelungen. – Simon Gerber


Leserbrief zu „Neue Härte” von Caterina Lobenstein

Wie kommen Sie dazu, in Ihrem Artikel zu behaupten: „auf Seite 21 des Papiers, er besagt, dass Asylbewerber künftig in sogenannten Ankunfts- und Rückführungszentren wohnen sollen. Das sind Heime mit mehreren Tausend Bewohnern, in denen die Menschen bis zu zwei Jahre lang leben müssen.“? Mir liegt der Text vor, und ich kann diese Formulierung nicht finden. – Dr. Karl-Heinz Leister


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Ich bin gelegentlicher Leser der Zeit und freue mich über die gute Berichterstattung. Die Freude wurde bei der Berichterstattung über Herrn Wedel enttäuscht! Warum: Die Art wie dort eine Person in Misskredit gebracht wird, ist aus meiner Sicht nicht der Personen angemessen. Für mich gilt das hohe Gut unserer Ordnung der Unschuldsvermutung und der Tatsache, dass nicht die Unschuld sondern die Schuld bewiesen werden muss; nach meiner Erinnerung hat die Zeit sich auch in diesem Sinne im Fall Kachelmann eingelassen. Abgesehen davon, dass die Anschuldigungen bis zu mehreren Jahrzehnten zurückliegen, sind die Aussagen unbewiesen und damit nicht rechtsfest. Ich hätte mir gewünscht, dass die ZEIT die Rechtsordnung – die ein hohes Gut ist dass es zu schützen gilt – darstellt und deren – teilweise fahrlässigen – Umgang damit beleuchtet. Berichterstattung wie die im Fall Wedel sollte der Boulevardpresse überlassen bleiben, besser nicht stattfinden. Die Würde des Menschen ist unantastbar. – Thomas Pannecke


Leserbrief zu „Och, nee!“ von Dmitrij Kapitelman

Ihr Artikel hätte eigentlich in ein anderes Ressort gehört (Chancen). Das Thema lässt sich nämlich nicht auf OBI beschränken: in vielen Studiengängen stößt der Professor nämlich regelmäßig auf Studenten, die für das Fach nicht geeignet sind, muss sich aber aus der politischen Ecke immer wieder anhören, dass es so etwas nicht gibt. Während Sie über das Fehlen des OBI-Gens sinnieren, hört man von dort, selbst Männlein und Weiblein seien nicht genetisch festgelegt, sondern Brüste und andere Genitalien entwickelten sich aufgrund der Erziehung.

Im Grunde stimmt es aber schon, dass ein Mensch ziemlich viel hinbekommt. Die Frage ist eher, mit welcher Virtuosität eine Aufgabe erledigt wird. Ein Waschbecken oder eine Garderobe korrekt zu instalieren oder die Möbel richtig wieder zusammen zu setzen ist im Prinzip auch für Sie kein Problem. Eigentlich müssen Sie das nur Üben. Und das ist das eigentliche Problem – oder eher zwei. Das eine sind Sie selbst: wenn Sie sich mal genau beobachten: die Detail der Montage interessieren Sie nicht, einige Denkmomente bleiben aus, und schon hängt das Waschbecken mit der Schüssel nach oben im 45°-Winkel an der Wand. Das zweite ist die Schule: richtiges Üben will nämlich gelernt/geübt werden, und zwar in Methodik und Disziplin. Das Versagen Ihrer Frau Reibeisen haben Sie ja hinlänglich beschrieben, aber Frau Schönrednerin und Herr Polterer bringen das heute auch nicht besser rüber. Und diese Kritik gehört in die andere Kategorie.

Aber was sag ich. Ich bin ja nur Ingenieur mit jahrzehntelanger Erfahrung, der aus Erfahrung und Nachdenken darüber etwas weiß. Eigentlich müsste man einen Didaktiker fragen, denn die wissen immer alles viel besser als andere. Da mir das Didaktiker-Gen fehlt, könnten wir ja vielleicht eine „IG Gengeschädigte“ bilden, um unsere Interessen besser vertreten zu können (?) – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Wenn mir Herr Wedel noch einmal auf der Titelseite Ihrer/meiner Zeitung begegnet, können Sie meiner Kündigung sicher sein. – Christa Binninger


Leserbrief zu „Erst die Nazis, dann die Blümchen“ von Karsten Polke-Majewski und Sascha Venohr

Was da unter dem Stichwort Straßennamen zusammengetragen und analysiert wurde, ermöglicht nicht nur Heimatforschern einen regionalen Zugang zu den großen und kleinen Linien gesellschaftlicher Entwicklungen in Deutschland. Angesichts aktueller gesellschaftlicher Veränderungen, werden in den Reaktionen auf den Beitrag bestehende Gegensätze in der Erinnerungskultur sicher scharf hervortreten.

Unabhängig davon ist anzumerken, dass es zu den Ereignissen, die zur Änderung von Straßennamen führen, unbedingt die Gemeindegebietsreformen hinzuzufügen wären. In deren Folge wird regelmäßig Druck auf Stadt- und Gemeinderäte aufgebaut, Straßenbezeichnungen zu ändern. Stereotype Begründung: Um eine verlässliche Postzustellung zu sichern, dürfe es in den neuen, großen Einheitsgemeinden keine Straßen mit identischem Namen geben. Klingt nachvollziehbar, ist aber lediglich die Folge einer Entwicklung, wonach immer mehr Orte, namentlich Dörfer, aus dem öffentlichen d.h. politischen Bewusstsein verschwinden. Durch „helfende Hinweise“ aber nicht selten auch durch direkte Vorgabe aus dem Innenministerium des jeweiligen Bundeslandes soll in der unteren Zeile der Postanschrift nach der Postleitzahl der Name der gebildeten Einheitsgemeinde genannt werden. Das hat ein Problem geschaffen, dass nun durch Änderung der Straßennamen aufgefangen werden soll. Das ist in der Regel das Gegenteil eines demokratischen Diskurses, Straßennamen gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen.

Wie weit diese Entwicklung zum kommunalen Zentralismus vorangeschritten ist, zeigt auch die ZEIT-Dokumentation der Straßennamen sehr praktisch. Als Ortsangabe für die Lage einer Straße kann im ländlichen Raum nicht mehr die jeweilige Ortsbezeichnung, die übrigens nach wie vor am Ortseingangsschild steht, sondern nur noch der Name der Einheitsgemeinde angegeben werden. Mehr kann man „von oben“ halt nicht mehr sehen. Insofern ist auch das Abbild einer Realität, in der Straßennamen und damit historische Bezüge und regionale Identitäten als Verfügungsmasse behandelt werden.

Vielleicht ist der Beitrag für all jene, die hier ein Störgefühl haben, der Fingerzeig, bei OpenStreetMap selbst etwas für die saubere Zuordnung der Straßen des Heimatortes zu tun. dass es individuelle Möglichkeiten gibt, dem Zentralismus von Verwaltungen in den Arm zu fallen. Und was die Post anbetrifft, sollte es Hoffnung machen, dass es ihr über Jahrhunderte, ob in Friedens- oder Kriegszeiten, ohne und später mit Postleitzahlen möglich war, Sendungen ohne Eingriffe in örtliche Bezeichnungen verlässlich zuzustellen. Aber die Ortsangabe muss stimmen und nicht einem zentralistischen Traum folgen. – Ulrich-Karl Engel


Leserbrief zu „Erst die Nazis, dann die Blümchen“ von Karsten Polke-Majewski und Sascha Venohr

In Ihrem Verzeichnis fehlt leider die Straße “Über den Höfen” in Waake bei Göttingen. Wir haben jahrelang dort gewohnt. – Sabine Fladrich-Strake


Leserbrief zu „Wie sich die CDU jetzt gegenüber der SPD verhalten muss, um Merkel zu stürzen” von Marc Brost, Peter Dausend und Tina Hildebrandt

Was ist das nur für ein abstruser Artikel! Entschuldigung: Ich muß hier eindeutig die Charakterfrage an Ihre Redakteure stellen. Haben diese nichts Besseres zu tun, als den Sturz der Kanzlerin zu betreiben – mittelbar oder direkt, ist völlig gleichgültig? Ich dachte immer, die seriöse Presse, zu der sich die ZEIT nach meiner bisherigen Kenntnis immer noch zählen wollte, würde sich einer gewissen Verantwortung bewußt sein! Man mag Frau Merkel nicht mögen oder einen Teil ihrer Politik schlecht finden, aber mit Sicherheit besteht kein Grund, sie zu stürzen. Vielmehr hat sie bei den letzten Wahlen immerhin noch so viele Stimmen erhalten, um als Kanzlerin erneut vorgeschlagen zu werden und Deutschland weiterhin verantwortungsvoll regieren zu können. Anstatt offensichtlich darauf zu spekulieren, daß der Vorschlag funktioniert, damit die SPD wieder bessere Chancen bei Neuwahlen hat, sollten die Verfasser des Artikels besser ihre Gedanken für eine konstruktive Gestaltung der künftigen Politik verwenden.

Wer so daherredet wie die Autoren, sollte immerhin wissen, wie die Alternativen aussehen sollen. Da lese ich nichts, was auch nur annähernd diesem Anspruch genügt. Und ob Herr Schulz nun einem Kabinett der GroKo angehört oder nicht, erscheint allenfalls parteiintern wichtig. Aber auch seine Verhinderung wäre höchst scheinheilig. Denn wenn die Mehrheit der SPD das nicht will, hätte sie am vergangenen Sonntag insoweit klar Schiff machen können und müssen. Das hat sie nicht getan und Schulz damit mittelbar zu einem möglichen Kabinettsmitglied erkoren.

Wer sollte denn mit wem Merkels Nachfolge antreten? Herr Spahn etwa, der westfälische Betonkopf und „Unsympathikus à la Stegner“, der außer ein paar Meckereien noch keine vernünftige Gesamtpolitik vorgestellt hat, oder Herr Kühnert, der zweifellos eloquente (aber dann hat es sich mit der Qualifikation) Juso-Grünschnabel? Wir haben doch im Moment gar keine herausragenden jüngeren Köpfe, denen man dieses Amt mit gutem Gefühl anvertrauen könnte. Auch die SPD-MinisterpräsidentInnen zählen nicht dazu, und bei der CDU wäre nur eine/r der Älteren halbwegs hoffähig. Selbst Frau Nahles muß noch zeigen, daß sie mehr kann als den berühmten Vogel und als nur einen Parteitag zu stimmen.

Die von Ihnen Angesprochenen wissen natürlich selbst auch, wie sie die GroKo torpedieren können. Ihre Gebrauchsanleitung haben sie bestimmt bisher nicht vermißt. erscheinen also Ihre „Empfehlungen“ zusätzlich so unnütz wie der berühmte Kropf – und dafür benötigt die ZEIT eine ganze Seite? Unmöglich! – Rolf Heeger


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Seit Jahrzehnten bin ich begeisterter Leser der ZEIT, nun aber enttäuscht über Ihren Bericht über Herrn Dr. Wedel. Da ich zu einer großen Gruppe von Kleindarstellern bzw. Statisten gehöre, die bei den Nibelungenfestspielen in Worms intensiv mitspielen durften, bin ich zwar auf der einen Seite befangen, auf der anderen Seite kann ich aus erster Hand berichten, dass Herr Dr. Wedel als Intendant und Regisseur gerade mit uns stets einen sehr anständigen Umgang pflegte. Ohne den starken, langjährigen Einsatz von Dr. Wedel wäre die bis heute anhaltende Begeisterung in meiner Geburtsstadt Worms für das Theater bei Weitem nicht in der Art und Weise entfacht worden.

Zurückkommend auf Ihren Bericht war das natürlich nicht zutreffend, dass Dr. Wedel „nach einer erfolgreichen Karriere als Fernsehregisseur lange das Theater-Festival in Bad Hersfeld geleitet“ habe. Zum einen führte Herr Dr. Wedel auch bei zahlreichen Fernsehproduktion parallel zu seiner Theaterintendanz Regie und tatsächlich lange (2002-2014) war Herr Dr. Wedel in Worms bei den Nibelungenfestspielen, über die Sie in all den Jahren nicht ansatzweise so ausführlich berichteten wie nun über die Beschuldigungen gegen Herrn Dr. Wedel. – Rüdiger Glaser


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Ich finde, die ZEIT sollte eine Liste aller Filme und Serien veröffentlichen, an denen Dieter Wedel als Regisseur gearbeitet hat. Die können die Leser sich neben den Fernseher legen um sicher zu gehen, keinen dieser Filme anzuschauen! – Barbara Frisch


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Auch Sie scheinen aus der „Causa Kachelmann“ offenbar nichts gelernt zu haben. Ermittlungen zu einem möglichen Straftatbestand, eine Anklage sowie eine gegebenenfalls daraus resultierende Verurteilung obliegen dem Staat und damit seiner Anwaltschaft sowie seiner Richter. Niemandem sonst. Wenn Herr Wedel schuldig sein sollte, gehört er angeklagt und verurteilt. Danach können Sie den Fall analysieren. Mit diesem Artikel, der zum jetzigen Zeitpunkt nichts anderes als eine Vorverurteilung darstellt, reihen Sie sich nahtlos in die vielen Boulevardblättchen ein, die einen Menschen schon jetzt wieder genüsslich sezieren. Das ist einer seriösen Zeitung wie der Ihren absolut unwürdig. Oder ist Ihnen die Auflage der ZEIT noch nicht hoch genug ? – Stephan Schulz


Leserbrief zu „Wer ist hier das Arschloch?“ von Maxim Biller

Hätte der Redaktion des FEUILLETON eine solche Geschmacklosigkeit nicht zugetraut, selbst wenn der angeblich Intellektuelle „Maxim Biller“ sich in einer solchen Hasstirade selbst feiert und aufschwingt. Fragt sich, wer sich so mit Worten schmückt, die eiskalt analysiert , die selbsternannte Provokation sein soll, ob sie nicht auf den Schreiber selbst zurückfällt. Das ganze dann auch noch literarisch einzustufen bedarf schon einer überheblichen Selbsteinschätzung. Es passt in die bescheide Welt des Herrn Trump, der auch die kommunizierende,, polemische Übertreibung, der Weltgemeinschaft jeden Tag serviert. Bin richtig sauer ab solcher Textfreischaltungen in der ZEIT. Werde nach einer neuen Zeitung Ausschau halten müssen. Aber, die Gedanken sind frei, aber nicht frei von entsprechender Bewertung. Zum Glück schwingt nicht auch noch Antisemitismus z.Zt. mit im Unterstübchen. Das „Arschloch“ kann dann auch gerne im Boulevard versenkt werden. Zu provokativ? Dann wäre das Unentschieden perfekt. Mehr als sauer auf eine solche Auslassung. Auch die Freiheit der Presse bedarf besonderer Sensibilität. Oder konnten Sie den Artikel aus bestimmten Gründen nicht absagen? Weil es Maxim (mal) war? – Gerd Hummert


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Tolle Berichterstattung. Ich hoffe, Sie folgen der Sache. Wedels Anwalt machte im Fernsehen völlig irrwitzige Aussagen im Namen seines Mandanten. Es handele sich um ethisch problematische Gerüchts-Berichterstattung. Ganz abgesehen, dass auch Gerüchtsberichterstattung natürlich statthaft wäre, haben Sie doch Dokumente vorliegen, die belegen, dass die Verantwortlichen des Saarländischen Rundfunks wussten, was ablief. Die haben ja sogar die Rolle neu besetzt, aber Wedel gewähren lassen. Das ist kein Gerücht, sondern eine Tatsache. Die ist unstrittig. Dieser Anwalt ist also nicht nur ein Dreckskerl, sondern er kann auch nicht lesen. Herr Wedel hätte die Chance gehabt, wenigstens mal sein Bedauern zum Ausdruck zu bringen, ohne Schuldeingeständnis. Für so etwas gibt es genügend vorgestanzte Formulierungen. Hat er nicht gemacht. Er ist genauso ein mieser Dreckskerl wie sein Anwalt. Gleich und gleich gesellt sich gern. Früher hätte ich dummes Schwein gesagt, aber den Schweinen will ich diesen Vergleich nicht antun. Ich bin zwar kein Leser der „Zeit“, aber Ehre wem Ehre gebührt. Kompliment. Weiter so. Bleiben Sie dran.

Das Thema ist garantiert nicht erledigt. Es kann nicht sein, dass Wedel der einzige ist. Mögen die Verteidigerinnen Wedels, von Gisela Friedrichsen bis Sabine Leuthaeusser-Schnarrenberger, ihre eigenen Worte fressen. Der Club der unwürdigen Greisinnen, den Alice Schwarzer gegründet hatte, wird immer größer. Brigitte Bardot ist Ehrenmitglied. Im Cicero habe ich auch schreckliche Dinge gelesen. Herr Wedel findet jede Menge Verteidiger. Deren Argumente sind abwegig bis fadenscheinig und mangeln in jedem Fall der Empathie für die Geschädigten. Das wäre mal eine Medienstory. Spießen sie die Friedrichsen mal richtig auf. Ich habe sie von ihrer Zeit bei der FAZ als vernünftig in Erinnerung. Aber das war in den 80er Jahren, wir werden alle älter, und auch Frau Friedrichsen möchte offenbar Alice Schwarzers Club beitreten. Jane Fonda, Kathleen Kennedy, Natalie Portman und Oprah Winfrey imponieren mir mit #TimesUp jedenfalls mehr als diese merkwürdigen Damen in Deutschland, die es besser wissen müssten. – Michael Freitag


Leserbrief zu „Wie gemäßigt darf ein Ökologe sein?“ von Bernd Ulrich

Ich glaube irgendwie wollen Sie sagen, dass die Grünen den Spagat hinbekommen müssen, im Kopf radikal zu bleiben und auch in den Ansprüchen, es darf nur keiner merken, damit man in der Realität des politischen Alltags dann doch so das ein oder andere mit den Rechten zusammen durchsetzen kann. Oder so ähnlich. Ich muss allerdings zugeben, dass ich ein wenig verärgert aus Ihrer Argumenation ausgestigen bin, nachdem ich folgenden Satz gelesen habe: Die Normalität scheint nicht nur suspendiert, sie gebiert auch supranormale Probleme, die ihrerseits nur noch auf radikale Weise gelöst werden können. Wow. Nicht nur dass die Normalität in den Status eines Subjekts erhoben wird, das gebärfähig ist. Probleme sind so ungewöhnlich, dass man sie gar nicht zu nennen wagt, sondern unter einem Fremdwortschleier verbergen möchte. Und die Versorgung der Ergebnisse der Geburtswehen erfordert radikale Lösungen. Ich meine, die Probleme der Grünen, Anspruch und Wirklichkeit in Beziehung zu behalten und sich unter orientierungslosen Partnern den Richtigen zu erwählen, ich meine da kann man schon Mitgefühl haben. Keine Frage. Aber warum müssen Sie bei diesem ansonsten doch eher bodenständigen Thema zu einer derartig verquasten Spache greifen? – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Wie schon vor Jahren die Hexenjagd auf Plagiatsünder (v. Guttenberg, Schavan etc.), setzt die Presse dieses Mal auf Sexisten. Die Taten des Dieter Wedel sind verabscheuungswürdig, aber sich darüber auf 3 Seiten mit Fotos in Ihrer seriösen (?) Zeitung auszulassen, ist Rufmord und Boulevardpresse, der ZEIT unangemessen – Anne und Hans Frielingsdorf


Leserbrief zu „Was kommt morgen?“ von Onur Burçak Belli

Last doch den Erdogàn machen. Die meisten Staaten auf unserem Planeten sind keine Demokratien. Warum soll es das nicht auch in der Türkei geben. Deutschland gilt als liberales Land. Also lasst die Türkei in Ruhe. Und die Wissenschaftler sollen nach Deutschland kommen. Hier finden sie die unbegrenzte Freiheit, die sie in der Türkei vermissen. Ich weiß nicht, wieviel Ihrer Kollegen in der Türkei bleiben wollen. Die sind bestimmt in der Überzahl. In Deutschland nennt man das Vaterlandsverräter oder die Angepassten. In der Türkei nennt man das die Liebe zum Vaterland. – Gunter Knauer


Leserbrief zum Titelthema „Wir wissen nicht, was wir tun“ von Stefanie Kara

Freiburg hat die Lösung
Dieser wichtige Artikel zeigt auf, dass wir Alle Verdrängtes in uns haben. Das ist gefährlich, weil es in bestimmten Situationen oder Begegnungen zum Vorschein kommen kann, das heißt, das Unbewusste wird in die Tat umgesetzt, und wir wissen nicht, warum diese Tat geschieht, „Wir wissen nicht, was wir tun.“ Um solch Verdrängtes ins Bewusstsein zu bringen, bevor eine Tat passiert, gibt es einen speziellen und einzigartigen Dialog, der aber unbekannt und vielleicht sogar unerwünscht ist, weil er jeden auf die Wahrheit verweist. An der Fassade des Freiburger Universitätsgebäudes steht „Die Wahrheit wird Euch frei machen.“, d.h., nach diesem Dialog ist der Mensch wirklich frei, denn es kann ihm nichts mehr passieren. Wäre es das nicht wert, dafür einmal die unbequeme Wahrheit zu ertragen? – Ruth Gehring


Leserbrief zu „Och, nee!“ von Dmitrij Kapitelman

Ungeschickt ausgedrückt
Dienstag Knie-OP – endlich mal Zeit für die ZEIT, Freitag bringt sie ein freundlicher Besucher mit, Vorfreude. Wie bei vielen Zeitschriften fange ich hinten an, mit der letzten Seite, vielleicht weil ich Linkshänder bin, von Geburt an, seit der Grundschule diskriminiert wie alle meine linkshändigen Schwestern und Brüder. Und auf der letzten WELT-Seite ist das Inhaltsverzeichnis, drei Artikel sind per Bild und Kurztext herausgehoben, und da steht da: wer zwei linke Hände hat……wird hierzulande diskriminiert. Da denk ich mir: der Autor sollte mal wissen wie das erst für jemanden mit EINER linken Hand ist, die sie/ihn stigmatisiert, wenn sie denn die führende Hand ist. Wenn auch nicht nur in unserer Sprache rechts mit richtig und gut vergesellschaftet ist und links mit falsch und schlecht, so sollte man Auswüchse wie `zwei linke Hände` im Sinne von ungeschickt geschickter Weise durch andere Metaphern ersetzen – wäre doch schade ums Geschick der Linkshänder. – Andreas Kuthe


Leserbrief zu „Wer ist hier das Arschloch?“ von Maxim Biller

In Maxim Billers Händen wird die elegante Waffe der Polemik zum Nudelholz. Das kann zwar plump alles und jeden treffen, trifft aber nichts und niemand Besonderen. Die einzige Frechheit des Aktikels: dass er sich in eine Reihe mogelt mit der Prosa eines Heine, Börne oder Kraus. Die allerdings wussten, wofür sie standen und wogegen sie gedankenreich mit spitzer Feder fochten. Dagegen ist diese „Hasskolumne“ nur das Manifest eines Ego, das bei weitem größer ist als seine Fähigkeiten; umgekehrt wäre besser. – Dr. Joachim Strelis


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Da werden nun von Frauen, die jahrzehntelang unter kollektivem Gedächtnisschwund litten, schwere eidestattliche Vorwürfe gegen Herrn Wedel erhoben, die dieser nun ebenso eidestattlich bestreitet. Soweit die Fakten, mehr nicht,oder?! Endlich, endlich nun bekommt die Staatsanwaltschaft Gelegenheit zu ermitteln, warum bloß zum Teufel erst jetzt!! Was allerdings bitte soll die Staatsanwaltschaft nach so vielen Jahren und unter diesen Bedingungen denn ermitteln? Wie darf ich mir – falls es überhaupt dazu kommt – einen rechtsstaatlichen Prozeß gegen Herrn Wedel unter den Bedingungen richterlicher Unabhängigkeit, Unvoreingenommenheit, Unschuldsvermutung usw, vorstellen, bei massivster Vorverurteilung durch die Medien, insbesondere auch der ZEIT und dessen Chefredakteur`s Auftreten im Fernsehen. Der Boulevard läßt grüßen! Die Mühlen der Justiz mahlen langsam aber gründlich. So lange hat aber in einem Rechtsstaat die Unschuldsvermutung zu gelten oder tragen wir diese mal eben für eine kurzfristige Auflagensteigerung zu Grabe? Aber ach nein, auf das Ergebnis des juristischen Verfahrens zu Warten erfordert mehr Hirnschmalz, bis dahin jagt man zur Volksbelustigung – das Volk braucht Spiele, Opfer, „Tote“(beruflich und medial) und Belustigung – die nächste „Sau“ durch`s „Dorf“ ! Rechtsstaat, wozu? ade! – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Zwischen Armenien und Ruanda” von Micha Brumlik

Worin besteht denn nun der Unterschied zwischen dem „von einem überschaubaren Täterkollektiv insWerk gesetzten Völkermord“(Deutsch-Süd-West-Afrika), dem von hunderttausenden Stammesangehörigen (Huti)vollzogenen Massenmord, der von der „Bürokratie des Osmanischen Reiches“angeordneten und von ihren willigen Hilfstruppen vollzogenen Vernichtung der Armenier, der von Stalin und Mao angeordneten Vernichtung ihrer vermeintlichen politischen Gegner und deren Ausführung durch „unterwürfige Parteikader“ undGeheimpolizei ,die ihren jeweiligen Führern entgegenarbeiteten und dem Massenmord an den europäischen Juden mitder Unterstützung eines „der entwickelsten und gebildesten Gesellschaften der Welt“ ? Wohl-so suggeriert der Artikel-in demBildungs-und Kulturgefälle zwischen der einen und der deutschen Tätergruppe! Eine merkwürdige These, wenn man z.B. die Geschichte der. Antike betrachtet ,deren zivilisierteste Völker die schlimmsten Greueltaten an den „Barbaren“ verübt haben.Meiner Meinung nach dient die Behauptung von der Singularität der Massenvernichtung der Juden dazu, den Deutschen- quasi als ewigem kollektiven Sündenbock- die Sünden der anderen Völker aufzuladen, um sich so bequem von eigener Schuld entlasten zu können.Für mich ist letztlich die Singularität des Menschen – als eines „Un-Tieres – die Ursache für diese Grausamkeiten, die sich jederzeit wiederholen können, – Jürgen Straßburg


Leserbrief zu „Rasende Rentner” von GRN

Ich fühle mich zwar nicht angesprochen, aber ich bin ein 79-jähriger Rentner und mit meinem Rennrad seit 1952 auch des Öffteren mit bis zu 60 km/h unterwegs. Was mir nicht gefällt, dass Sie mit diesem aggressiven Artikel große Vorurteile verbreiten helfen. Besser wäre die Auto-Seite in Verkehrsseite zu ändern und dann mit gut recherchierten Berichten das Verhalten aller Verkehrsteilnehmer zu verbessern. Als Info-Quelle könnten Sie u.a. auch den VCD (Verkehrs Club Deutschland) benutzen. – Eberhard Kaufmann


Leserbrief zu „Wer ist hier das Arschloch?“ von Maxim Biller

Es ist einfach nur armselig. Maxim Biller hat Gesinnung zu bieten, sonst nichts. Bei Heinrich Böll gab es Gesinnung immer gratis, als Zugabe. Das ist so viel mehr. – Dr. Andreas Schäfer


Leserbrief zu „»Rache macht die Toten nicht lebendig«” von Louis Lewitan

Diesen Beitrag wollte ich in einem Hamburger Café bei einem Cappuccino lesen. Frequenz der Besucher mit Migrationshintergrund lag weit über 50%. Ihre Wochenzeitung befand sich vor mir sichtbar auf dem Tisch, Seite 48 aufgeblättert. Mehr als deutlich wurde von mehreren wild mit den Armen fuchtelnden, erbosten Männern (Flüchtlingen?) Anstoß am Foto des Rabbiners genommen. DIE ZEIT wurde mir beinahe aus den Händen gerissen. Es ist dann nichts weiter passiert. Aber ich denke, es war bereits genug passiert. – Dr. Andreas Schäfer


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Das bringen wir schon unseren Schülern bei: Wer bei Mobbing wegschaut, wird zum Mittäter! Wo waren alle männlichen Kollegen und ältere Schauspielerinnen bzw. andere Mitarbeiter am Set, die offensichtlich verschont geblieben sind, über all die Jahre? Warum hat man mit den Veröffentlichungen so lange gewartet, bis die meisten Taten verjährt sind? Kann es sein, dass ein Regisseur so viel Macht hat, dass der Rest der Welt vor ihm kuscht und sogar die zuständigen Produktionsfirmen die Augen vor der Realität verschließen? Kann es sein, dass hier mal wieder der Kommerz im Vordergrund stand und die vielen persönlichen Schicksale verdrängt wurden? – B. Rauschning


Leserbrief zu „Och, nee!“ von Dmitrij Kapitelman

Dem Autor kann ich nur aus tiefstem Herzen zustimmen! Mir selbst fehlt leider vollständig das Talent zum Komponieren, geschweige denn zum Singen oder Musizieren. Doch habe ich schon sehr früh bemerkt, dass für derart mangelnde Grundfähigkeiten tatsächlich passende Produkte am Markt erhältlich sind. Es ist sehr zu empfehlen, begleitend zu solchen Kompensationen Musikalienhandlungen strikt zu meiden und keinesfalls zu Notenheften zu greifen. Im Falle der vom Autor beschriebenen „linken Hände“ wäre es sicher hilfreich, statt eines potentiell gefährlichen Werkzeugkastens stets griffbereit ein Exemplar der „Gelben Seiten“ im Hause zu haben. Im Falle der ungeliebten Werklehrerin hilft es, am „Internationalen Tag der LehrerInnen“ eine Flasche Prosecco (mittels Flaschenöffner Zange) zu entkorken und sich so selbst positiv zu konditionieren. Ich würde mich sehr freuen, könnten meine Tipps dem Autor in seiner existenziellen Krise ein wenig Linderung verschaffen. – Barbara Fröhlich


Leserbrief zu „Hier machten alle mit“ von Frank Werner

Vielen Dank für Ihren großartigen Artikel. Mein Vater geb. 1905 sagte immer, einmal Nazi immer Nazi. Diese Nazis bekommen Kinder und werden die braune Gesinnung weiter geben. In Meschede ist ein Friedhof mit ermordete russischen Menschen. Jahrelang wurde nichts getan. Bei einem Russlandbesuch meiner Frau, hat sie Herrn Kirill eingeladen. Im Mai 1988 besuchte der Bischof Kirill Meschede und hat auf dem Friedhof an die Ermordeten gedacht. Als junge Mescheder ein Kreuz aufstellten, an dem Ort wo diese Russen ermordet und verscharrt wurden. War der Widerstand der christlich wählenden Mescheder sehr groß. Das Kreuz wurde angezündet. Um den Friedhof kümmert sich jetzt rührselig Frau Nadja Thelen-Khoder. – Werner Sauter


Leserbrief zu „Wer ist hier das Arschloch?“ von Maxim Biller

In seinem plakativ überschriebenen Beitrag verwendet Maxim Biller viele, aneinander gereihte, sorgsam gedrechselte Formulierungen. Manches klingt unterhaltsam, anderes zum Teil intellektuell verschwurbelt. Letztlich habe ich aber nicht verstanden, was der Autor mir eigentlich mit seinem vor Namedropping strotzenden Beitrag sagen will. Kritik sowie Polemik und intelligente Übertreibungen finde ich gut. Persönliche Diffamierungen, Drohungen und Hass aber haben in unserer Welt nichts zu suchen – auch keine „Hasskolumnen“. – Michael Pohlenz


Leserbrief zu „Neue Härte” von Caterina Lobenstein

Ich bin sehr dankbar, dass sie das Thema der geplanten „Abschottungslager“ noch mal aufgegriffen haben. Als ehrenamtlich Tätige bin ich selbst sehr um die Integration einiger junger Afghanen bemüht und aus eigener Erfahrung zutiefst entsetzt darüber, dass es nur noch um Abschreckung und Abschiebung geht. Der persönliche Kontakt mit Einheimischen ist unabdingbar, um die geflüchteten Menschen auf den Weg zu bringen und ihnen bei der Orientierung in unserem System zu helfen. Ich habe fünf von ihnen in Ausbildung gebracht und bin berührt von ihrem Fleiss und ihrer Motivation, sich zu integrieren. Die bürokratischen Hürden sind in der Regel nur mit Unterstüzung zu überwinden. Der Zynismus der Abschreckungspolitik ist auch ein Schlag ins Gesicht der engagierten Ehrenamtlichen und lässt viele verweifeln. Meine eigenen Erfahrungen bei der Begleitung zu den Anhörungen bei der BAMF und mit den daraus resultierenden Bescheiden haben leider mein Vertrauen in unsere Rechtsstaatlichkeit schwer erschüttert. – Dr. Ingrid Andresen-Dannhauer


Leserbrief zu „Alles schon bezahlt?“ von Michael Thumann

In der Unterzeile zur Überschrift des Beitrags heißt es.“Die Opfer Nazi-Deutschlands verlangen noch immer Geld.“ Zu diesen Opfern zählen Sie offenbar auch Namibia und geben sogar die geforderte Summe an.Ihnen ist hoffentlich bekannt, dass Namibia,bzw. Herero und Nama nicht Opfer von Nazi-Deutschland waren, sondern vom Kaiserlichen Deutschland.Immerhin „opfern“ Sie in dem Beitrag acht Zeilen zu diesem Thema, was der Bedeutung ein wenig unangemessen ist. Wobei der verallgemeinernde Begriff „Völkermord“ möglicherweise auch nicht angemessen ist.Aber darüber wird ja nun gestritten,zumal die Massaker an Hereros und Nama zu einem Zeitpunkt verübt wurden, als es diesen Rechtsbegriff noch nicht gab. Das mildert nicht die Schuld der für diese Tat Verantwortlichen.Ob sich daraus aber Reparationsforderungen nach mehr als 100 Jahren ableiten lassen,darf bezweifelt werden. – Wolf Scheller


Leserbrief zu „»Wir brauchen Forscher – und Bürger«“ von Andreas Sentker

Das globale Artensterben ist ein Thema, das nicht ernst genug genommen wird und noch viel häufiger thematisiert werden muss. Allerdings finde ich die in den Medien immer wieder vorgebrachte Mahnung zur Senkung des Fleischverzehrs in Deutschland irreführend. Weder wird der Regenwald in Südamerika dadurch geschont, noch die Massentierhaltung in irgend einer Weise beeinflusst. Angenommen, alle Deutschen oder alle Europäer würden in den nächsten Jahren zu Vegetariern in der Absicht die Umweltsituation zu verbessern und die Biodiversität zu retten – es änderte nichts an den bestehenden Verhältnissen. Die Massentierhaltung in Deutschland dient nur zu einem Teil der Ernährung der deutschen Bevölkerung, vielmehr ist das hier erzeugte Fleisch ein Exportschlager, allerdings um den Preis, dass die Umwelt bei uns belastet wird.

Keine Frage, es wird zu viel Fleisch gegessen, das außerdem zu billig ist. Aber das Versprechen, wenn weniger Fleisch konsumiert würde, käme auch unsere kontaminierte und artenreduzierte Umwelt wieder in Ordnung, ist falsch. Die großen Tierfabriken produzieren nicht automatisch weniger, ginge die Nachfrage hierzulande zurück. Vielmehr würden die Märkte in Asien und Afrika noch stärker beliefert werden, schon wegen der dort rasch wachsenden Bevölkerung und ihren verständlichen Nahrungsbedürfnissen. Warum gibt es in Ostdeutschland auffällig viele große niederländische Unternehmen in der Massentierhaltung, die z.T. zuvor in den Niederlanden an den dortigen Umweltstandards gescheitert sind?

Warum arbeiten in den großen Fleischfabriken vorwiegend südosteuropäische Menschen unter oft unzumutbaren Lebens- und Arbeitsbedingungen mit schlechter Entlohnung? Wer sind die, die daran verdienen und denen die Auswirkungen ihres Tuns egal sind? Das System der Landwirtschaft ist krank, weil es maßlos geworden ist. Es geht nur um Gewinne, koste es, was es wolle, auch wenn es unsere Lebensgrundlagen sind. Investmentfonds, Industriekonzerne und Banken erwerben weltweit landwirtschaftliche Flächen und beuten die Umwelt ohne Rücksicht auf die Nachhaltigkeit für spätere Generationen aus. Ihnen ist es egal, wie die lokale Bevölkerung an den Auswirkungen leidet, ihre Gewässer kontaminiert, ihre Flora und Fauna dezimiert oder ausgerottet und ihre Lebensgrundlagen zugrunde gewirtschaftet werden.

Aus meiner früheren Tätigkeit als Landschaftsplanerin kenne ich die Entscheidungsprozesse, die zugunsten eines Investors und gegen den Naturerhalt getroffen wurden, vor allem dann, wenn mit „der Schaffung von Arbeitsplätzen“ argumentiert wurde. Die Arbeitsplätze verschwinden allerdings nicht selten wieder, wenn der Investor nach ein paar Jahren weiterzieht, zum Beispiel nach Osteuropa, weil dort noch billigere Arbeitskräfte als in Ostdeutschland zu haben sind. Zurück bleiben oft die baulichen Hinterlassenschaften, versiegelte Böden und arbeitslose Menschen. Zum Schluss gestatten Sie die Frage: Sind Naturkundemusseen die zuständigen Orte, an denen sich Politiker das Rüstzeug für ihre Entscheidungen bezüglich von Artenschwund und Biodiversität holen können? – Gisela Hoke


Leserbrief zu „Etwas läuft hier schief“ von Alice Bota

2014 rieb sich der Westen verwundert die Augen und musste zur Kenntnis nehmen, dass es Russland als ernst zu nehmende Macht immer noch gab. Vergessen wird bei alledem, was vor der Annexion der Krim und vor dem russischen Eingreifen in der Ostukraine geschah: Damals drohte nämlich – und aus russischer Perspektive war das eben eine Drohung – ein NATO-Beitritt der Ukraine. Als schließlich im Februar 2014 in Kiew eine Regierung aus NATO-Befürwortern die Macht in der Ukraine übernahm, stellte Moskau binnen weniger Tage den Westen vor vollendete Tatsachen.

Konnte man im Westen ernsthaft glauben, dass Russland seinen großen und einzigen Marinestützpunkt auf der Krim bereitwillig aufgeben würde? Oder hatte man sich im Westen einfach daran gewöhnt, dass Russland, wie bei den NATO-Osterweiterungen vorher, zwar lautstark protestieren, aber ansonsten Ruhe halten würde? Erinnert sei in diesem Zusammenhang an George F. Kennan, einem der Vordenker der amerikanischen Eindämmungspolitik gegenüber der damaligen Sowjetunion. Er sagte 1998, als die erste Welle der NATO-Osterweiterung durch den US-Senat ratifiziert wurde: „ Ich denke (die NATO-Osterweiterung) ist ein tragischer Fehler. Es gibt überhaupt keinen Grund dafür. Niemand bedroht irgendjemanden. (…) Natürlich wird es darauf zukünftig eine böse Reaktion durch Russland geben, und dann werden (die NATO-Erweiterer) sagen: So sind die Russen, wir haben es euch immer gesagt – aber das ist komplett falsch.“

In der jetzigen verfahrenen Situation genügt es für die Russlandpolitik der Deutschen keinesfalls, nur den Polen und Balten und deren verständlichen Ängsten zuzuhören. Eine kluge deutsche bzw. westliche Sicherheitspolitik muss genau so die russischen Ängste und Interessen berücksichtigen. – Klaus Peter Runzer


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Vielen Dank für Ihr Dossier „Der Schattenmann“ zum Fall Dieter Wedel. Mich hat dieser Bericht sehr aufgewühlt. Schockierend sind nicht nur die Ausfälle und geschilderten Straftaten des Herrn Wedel, sondern auch das Nichthandeln der Gesellschaft, der Produktionsfirma, der Senderverantwortlichen, der Setmitarbeiter, der Agenturen, der anderen Darsteller. Eine Machtkonzentration wie sie bei Wedel vorlag, scheint die Wurzel allen Übels gewesen zu sein.

Übrigens: der bekannte Kriminalbiologe Mark Benecke hat kürzlich in einem Vortrag zum Thema Psychopathen auf die Frage, wie man denn einen Solchen im Alltag erkenne, geantwortet: am Arbeitsplatz erkenne man zum Beispiel psychopathische Chefs immer daran, daß sie hochmanipulativ seien und ständig jemand aus ihrem Team weine. Ich wünsche den Opfern alles erdenklich Gute und danke für den Mut und die Aufklärung in diesem Fall! – Tanja Bischof


Leserbrief zum Titelthema „Wir wissen nicht, was wir tun“ von Stefanie Kara

Die Illustrationen zu Stefanie Karas Artikel über das Unbewusste folgen einem hergebrachten Muster: Die beiden weiblichen Köpfe symbolisieren das Einkaufen und die Liebe, die beiden männlichen die fremde Bedrohung und die Karriere. War hier wohl auch das Unbewusste am Werk? – Susanne Hagemann


Leserbrief zu „Auftritt der Witzelsüchtigen“ von Matthias Kalle

Mit Freude und Schrecken habe ich den Beitrag „Auftritt der Witzelsüchtigengelesen. Ich bin ein begeisterter Sportnarr, weswegen mein Fernsehkonsum weitestgehend von ARD und ZDF bestimmt wird. Ein verschneiter Wintersamstag mit 12h Sportschau vom Sofa hat aber auch seinen Reiz. Auch ich brenne natürlich für Deutschlands liebstes Kind – König Fussball – und erwische mich immer wieder dabei, dem sogenannten Kommentator mehr Beachtung oder Verachtung zu schenken als dem Treiben auf dem Feld. Bei dem Gedanken an die emotionslosen und faktenüberfüllten Berichterstattungen von der kommenden Fussball-WM, vergeht einem fast die Euphorie.

Wo bleibt der Pathos, die Leidenschaft, das Mitreißen der gebannten Zuschauer? Nicht nur ich vermisse das. Wir führen einen öffentlichen Diskurs über Singen und Schweigen während der Nationalhymne, aber unsere Berichterstatter vermitteln die Dramaturgie einer Tierdoku. Dass die Kommentatoren nicht vor Ort, sondern aus einem sterilen Raum in Deutschland kommentieren passt nur zu gut ins das gezeichnete Bild. Aber scheinbar tun wir uns noch immer schwer damit zumindest sportlichen Patriotismus zu leben. Ja es gibt eine neue Reihe frischer Kommentatoren. Aber auch die Buschmanns, Fuss´s und Co. der Neuzeit überholen sich mit Ihrer aufgesetzten Art früher oder später von selbst. Da wünscht sich beinahe Marcel Reif zurück.

Wir wollen keine Entertainer, wir wollen diejenigen hören und sehen, die für IHREN Sport brennen. Wie ein Poschmann scheinbar schnödes Rundendrehen im Eisoval zu einem Kampf Mann gegen Mann, Frau gegen Frau erhob, das fehlt mir. Jene periphere Sportarten dem Gelegenheitszuschauer unter die Haut fahren zu lassen, dass ist es doch was die Kunst am Mikrofon ausmacht. Liebe öffentlich-rechtliche tut uns einen gefallen. Erfrischt uns und euch! – Martin Friese


Leserbrief zu „Und Tschüss, Mitarbeiter!“ von Carl Benedikt Frey

Carl Benedikt Freys Analyse leuchtet mir ein. Seine Lösungsvorschläge dagegen nehmen allein den Staat in die Verantwortung und entlasten die Unternehmen von der Verpflichtung, einen Teil der durch die Automatisierung erzielten Gewinne dem Gemeinwohl zur Verfügung zu stellen. Roboter sind auch deshalb billiger, weil auf ihre Leistung, anders als auf menschliche Arbeit, keine Abgaben erhoben werden. Um die sozialen Folgen der Automatisierung abzufangen, braucht es eine Digitalisierungssteuer. Davon ließen sich die von Frey vorgeschlagenen Maßnahmen bezahlen. Und es bliebe hoffentlich noch etwas übrig, um Rückbau- und Infrastrukturmaßnahmen in den „Verliererstädten“ zu bezahlen, so dass auch dort das Leben lebenswert bleibt. – Jutta Wagner


Leserbrief zu „Auftritt der Witzelsüchtigen“ von Matthias Kalle

Dem Fußballgott sei Dank kann man bei Sky den Kommentator ausblenden und eine Fußballübertragung ohne ermüdendes Geschwafel in Stadionatmosphäre erleben. Bei ARD und ZDF habe ich angefragt, ob man nicht mit der Zeit gehen und das ihren Kunden auch anbieten wolle. Das wurde mit Empörung zurückgewiesen. „Modern“ und „Kunde“ sind für die öffentlich-rechtlichen noch immer Fremdwörter. – Jürgen Bleicher


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Als langjähriger Abonennt der Zeit zunächst Respekt, daß Sie den Mut aufbringen, den so „überaus geschätzten Herrn Wedel“ von seiner anderen Seite zu zeigen. Auch wenn es ungeheuerlich klingt, was die Damen Gemsch, LÀrronge und Keller berichten, so gehe ich doch davon aus, daß es der Wahrheit entspricht. Allerdings kann ich nicht nachvollziehen, daß morgens um Vier im Hotel „Vier Jahreszeiten“ ein Badezimmer geputzt wird. Kann das denn wirklich sein ? Ansonsten hoffe ich sehr, daß Sie mit Ihrem Beitrag einen Stein in´s Rollen bringen, den viele andere schon lange hätten „anstossen“ müssen. Vor allem die damals Verantwortlichen vom SR sollten aufgrund Ihrer Verantwortungslosigkeit an den Pranger gestellt werden. Denn hätten die damals schon Mut bewiesen, wäre vielen anderen Menschen einiges erspart geblieben. Ich hoffe sehr, daß Herr Wedel noch zur Verantwortung gezogen wird und genügend „Zeit bekommt“ über seine „Selbstherrlichkeit“ nachzudenken. – Walter Schneider


Leserbrief zu „Wer sind Sie?“ von Kiên Hoàng Lê und Cosima Schmitt

Frau Nicole Gietz-Haslinger beschreibt, wie sie als Kind über die Grenze gelangt sei („…zum Osten hin gab es teils nur einen Maschendrahtzaun. Der hatte Löcher.“) und mit einem Spielkameraden im Osten gespielt haben will. Das ist mit Sicherheit nicht das Berlin, in dem ich groß geworden bin. Von 1962 (bin Jahrgang 1960) an bis zur Öffnung der Mauer im November 1989 lebte ich ebenfalls in West-Berlin, in Lichtenrade, das war wie ein Sack an drei Seiten von der Mauer umgeben, man konnte nur nach Norden fahren. Ich kann Ihnen versichern, daß schon zu meiner Kinderzeit keine Maschendrahtzäune ( gab es so nie) als Grenzsicherung bestanden. Anfangs waren es Stacheldraht und spanische Reiter, später Zäune aus Metall, durch die man nicht mal durchschauen konnte, aber die Mauer war bald überall. Die Grenze war dermaßen gut gesichert, daß nicht mal ein Kaninchen von hüben nach drüben gelangt wäre – die äußerst scharfen Schäferhunde an Laufleinen hätten ihm den Garaus gemacht. Die Grenzsoldaten hätten mit Sicherheit eingegriffen, wenn jemand sich der Grenze auch nur genähert hätte. Keine Ahnung, wo die Dame ihre Höhlen gebaut hat, auf dem Grenzstreifen der DDR bestimmt nicht. – Viola Hoyer


Leserbrief zu „»Sexualität spielte überhaupt keine Rolle«“ von Mariam Lau

Im Interview mit dem Soziologen Heinz Bude ist im letzten Satz statt von „Enkeln“ von „Eltern“ die Rede. So etwas hat doch Herr Bude sicher nicht gesagt oder? – Wilfried Schnitker


Leserbrief zum Titelthema „Wir wissen nicht, was wir tun“ von Stefanie Kara

Leider wurde in dem kürzlich erschienen Artikel über das Unbewusste nicht genügend zu Sigmund Freuds Begriff des Unbewussten recherchiert. Zunächst hat Freud diesen Begriff erfunden. Die Zeit schreibt, im Unbewussten würden chaotische und destruktive Triebe herrschen. Dies ist nicht richtig: im Es herrscht dieses Chaos, neben destruktiven Trieb, dem so genannten Thanatos blüht dort jedoch auch die Libido und Liebe: der Trieb Eros. In Freuds drei Instanzen Modell hat er konzeptioniert, dass nur ein klitzekleiner Teil des Ich, das zwischen dem Über-Ich, das das Gewissen also Ge- und Verbote als auch das Ich-Ideal, die idealisierten Vorstellungen über das eigene Selbst vermittelt, bewusst ist. Alles andere liegt im Unbewussten. Um es zu verstehen, muss man die Abwehrmechanismen entschlüsseln. Das tue ich als Psychoanalytikerin jeden Tag mit meinen Analysanden. Der Traum ist lt. Freud die via regia zum Unbewussten. – Dr. Manuela Torelli


Leserbrief zu „Unverdiente Milliarden” von Kolja Rudzio

Vielen Dank für den Artikel, der die Sache auf den Punkt bringt. Zwei Dinge sind mir eingefallen, welche die Notwendigkeit die Kapitalansammlung in den Händen der Wenigen in der Griff zu bekommen, noch zusätzlich geboten erscheinen lässt. Erstens nutzen Unternehmen wie Amazon nicht nur Steuerschlupflöcher aus, sondern nutzen über die Maßen vorhandene Infrastruktur, die von allen Menschen über Jahrzehnte erwirtschaftet wurde. Zweitens wirkt das von unten nach oben geschaufelte Geld wie ein Katalysator für die Beschleunigung eben dieses fatalen Kreislaufs, denn das angesammelte Kapitals schreit nach profitabler Anlage und verteuert so Immobilien, Nutzflächen etc. Es ist eben nicht so wie die Reichen gerne behaupten, dass niemand etwas davon hat, wenn sie selbst weniger besitzen. – Dieter Schöneborn


Leserbrief zu „Auftritt der Witzelsüchtigen“ von Matthias Kalle

Ich könnte auf die Meinung von Experten generell verzichten. Und zwar vor, während und nach den Spielen. Eine kurze Zusammenfassung in der Pause und nach dem Spiel würde mir völlig genügen. Wer glaubt, sein Fußballwissen reiche nicht für eine Beurteilung des Spiels, könnte sich doch über sportschau.de in einer App informieren. Für noch überflüssiger halte ich die Interviews kurz nach dem Spiel, deren eigentlicher Sinn sich im Hintergrund der Protagonisten befindet. Eine Minute Werbetafel einblenden und dabei die Sponsoren aufzählen, wäre ehrlicher. Das Befragen eines Spielers nach dem Warum direkt nach einem gewonnenen oder verlorenen Spiel kann man sich schenken, da in der Regel die immer gleichen Antworten zu erwarten sind. Den Höhepunkt bilden die Übertragungen der Champions-League, bei denen nach dem Hauptspiel endlose wenig informative Interviews von meist sehr kurzen informativen Zusammenfassungen unterbrochen werden. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Wer ist hier das Arschloch?“ von Maxim Biller

Letzte Woche das fulminante Interview mit Georg Baselitz; diese Woche erfrischend klare und kluge Worte von Maxim Biller. Sehr gut! In den Kampf gegen angepasst bequeme Verlogenheit! Ich gewinne wieder Hoffnung, dass begeisternde Menschen den dringend nötigen Kampf gegen die – wieder einmal – drohende Diktatur der deutschen Arschlöcher aufbrennen lassen. Und Hoffnung, dass so am Ende doch noch ein „Neues Deutschland“ aus dem alten Mief herauswachsen kann. Mit Mut kann alles gelingen! – Andreas Nickel


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Mir geht der Artikel über Dieter Wedel und seinen abscheulichen Umgang mit Frauen nicht aus dem Kopf. Es gilt eigentlich die Regel der Unschuldsvermutung, solange eine Person nicht rechtskräftig für schuldig erklärt wurde. Hier ist das anders. Dieter Wedel hat sich mehrfach, viel zu oft, durch unsägliche physische und psychische Gewalt gegen Frauen schuldig gemacht. Er hat seine Position und seine Macht gegenüber Schwächeren schwer missbraucht und Menschen bleibende Schäden zugefügt. Ich vertraue den Aussagen der im Artikel genannten Schauspielerinnen. So etwas denkt sich keine Frau aus! Ebenso vertraue ich darauf, Dass DIE ZEIT hier intensiv und gründlich recherchiert hat, bevor der Artikel in den Druck kam.

Wann wäre das alles ohne #metoo ans Licht gekommen? Wo war die Zivilcourage all derer, die diesen schweren Verfehlungen mitbekommen haben? Warum hat niemand dieses Monster gestoppt? So groß kann die Existenzangst von Schauspielern und allen anderen am Filmset doch nicht sein! Ich finde es unglaublich, unfassbar, dass in unserer Gesellschaft solch schwere Vergehen an Frauen über Jahre im Verborgenen blieben, Dieter Wedel als bedeutender Künstler galt und hohes Ansehen genoss, während Frauen hinweg im Stillen litten. Es gibt noch viel zu tun in unserer Gesellschaft, wenn wir den Anspruch der Menschlichkeit erheben wollen. – Sylvia Kupers


Leserbrief zu „Neue Härte” von Caterina Lobenstein

Besten Dank für diesen praxisnahen Artikel! Professionelle und Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit wissen mittlerweile aus eigener Erfahrung mit Geflüchteten: Integration ist zähe und kleinteilige Arbeit auf beiden Seiten! Ohne dezentrale, kleinere Unterkünfte, dann möglichst frühzeitige Integration in normale Wohngebiete und aufgeschlossenen Nachbarschaften, ist sie nicht erfolgreich zu leisten. Ich begleite selbst seit 1 1/2 Jahren einen jungen Flüchtling von der Zeugnisanerkennung bis zur Praktikums- und Lehrstellensuche. Das können Behörden und Ämter vielfach gar nicht leisten, sie sind zu groß, zu bürokratisch und chronisch überlastet. Zudem: die menschliche und psychosoziale Hilfe kann ohnehin nicht alleine an staatliche Stellen delegiert werden. Es braucht zivilgesellschaftliches Engagement. Genau diejenigen, die hier engagiert sind, fragen sich allerdings „was soll die Rückkehr zu den schon lange umstrittenen, mühsam abgeschafften Massenunterkünften bezwecken?“ Zurück auf Start? Und werden diese Engagierten gehört oder in ihrem gesellschaftspolitisch hochwirksamen Engagement verprellt? In den Grossunterkünften werden aus Individuen Masse, ohnehin komplexe ethnische und kulturelle Verschiedenheiten werden unter dem Druck von Ungewisstheit und einem „fremdartigen Draußen“ rasch zu einer explosiven Mischung. Das hatten wir doch Alles schon. Es entstehen Projektionen, Feindbilder, Befürchtungen diesseits und jenseits der Zäune.

Dazu kommt, das politische Klima rund um die Massenunterkünfte verschlechtert sich rapide. Bamberg´s Massenunterkunft führte im Umkreis zu 14 – 33% Zuwachs an Stimmen im rechten Spektrum. Ist das gewollt? Außerdem: der Rückbau dezentraler Unterkünfte und der Neubau grosser Unterkünfte erfordert erneute Investitionen von Gemeinden und Ländern. Das Sparargument ist ohnehin sehr kurzfristig gedacht, wie so oft in dieser Flüchtlingspolitik, die eher von Wirrnis denn von Planung zeugt. Die langfristigen Kosten verfehlter Integration werden Alle tragen müssen oder umgekehrt sie könnten vom Gewinn profitieren und dies auf unterschiedlichsten Ebenen und in mehreren Generationen! – Barbara Glaser


Leserbrief zu „Neue Härte” von Caterina Lobenstein

Ich habe die letzten drei Jahre in einer stationären Clearingeinrichtung (eine Zio) für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in München gearbeitet. Vierundzwanzig Stunden, sieben Tage die Woche haben zehn Pädagogen, ein Psychologe, eine Hauswirtschaftshilfe, eine Deutsch als Fremdsprache Lehrerin, eine Verwaltungskraft sowie etliche Dolmetscher und Ehrenamtliche acht Jugendliche aus Afghanistan, Syrien, Irak und verschiedenen afrikanischen Ländern betreut. Während unserer Zeit als Zio haben wir knapp 300 umFs aufgenommen. Im Schnitt blieb ein Jugendlicher zwischen drei bis sechs Monate in unserer Einrichtung. In dieser Zeit sollten wir uns ein Bild von seinem Hilfebedarf machen, um dem Jugendamt eine dementsprechende Empfehlung für eine Folgeeinrichtung zu geben.

Manche der Jugendlichen waren monatelang, andere ein paar Jahre unterwegs gewesen, bevor sie in der Bayernkaserne in die Erstaufnahme und dann zu uns kamen. Viele von ihnen hatten Terror, Trauma und Vernachlässigung erlebt und bedurften zuallererst medizinischer Behandlung. Sie litten unter Heimweh und waren geplagt von großen Sorgen um ihre Familie und Freunde, welche sie in der Heimat zurück gelassen oder auf der Flucht verloren hatten. Dies äußerte sich unter anderem in Alpträumen, psychologischen Dissoziationen, Depressionen und Essstörungen. Jedoch erwies sich der Großteil der von uns betreuten Jugendlichen als bemerkenswert resilient und hochgradig motiviert. Sobald ihre Grundbedürfnisse gedeckt waren, konnten sie sich in der Regel schnell und erfolgreich in den fremden und sehr strukturierten Alltag unserer Einrichtung einfügen.

Ab dem ersten Tag bei uns hatten sie jeden Vormittag sechs Stunden Deutschunterricht und nachmittags eine weitere Stunde betreute Hausaufgabenzeit. Manche mussten erst das lateinische Alphabet lernen und nicht wenige waren auch in ihrer Muttersprache Analphabeten. Anstelle am Abend und den Wochenenden altersgemäßen Vergnügen nachzugehen, paukten unsere Teenager Vokabeln und bemühten sich um ein Verständnis deutscher Gepflogenheiten. Der hohe emotionale Einsatz der Jugendlichen und der sie dabei unterstützenden Mitarbeiter unserer Einrichtung erschien gerechtfertigt in dem Glauben, ihnen somit die Chancen auf einen Ausbildungsplatz und eine Bleibeperspektive in Deutschland zu erhöhen. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass eine erfolgreiche Integration jedoch nie wirklich im Sinne der Politik gewesen ist. Dies möchte ich anhand eines Beispiels illustrieren, welches bei den von uns betreuten umFs bei Weitem kein Einzelfall ist:

Im Fall J. Q. zögerte das BAMF eine Vorladung zur Anhörung fast zwei Jahre lang bis zu seinen 18. Geburtstag hinaus, damit dieser alleine, ohne den rechtlichen Schutz eines Vormundes vorsprechen musste. Dies führte unvermeidlich zu einer Ablehnung von Asylanerkennung, Flüchtlingseigenschaft und subsidiären Schutzstatus. Gesetze, wie 3+2 (drei Jahre Ausbildung und zwei Jahre Arbeit) konnten somit umgangen werden, da er als bereits abgelehnter Flüchtling keine Arbeitsgenehmigungen zur Ausbildung erhält. Die Begründung des Verwaltungsgerichts, dass J. Q. immerhin als ehemaliger Analphabet in Deutschland lesen und schreiben gelernt habe und sich diese neuerworbenen Kenntnisse im Heimatland zunutze machen könne, ist an Zynismus nicht zu überbieten. Vor allem, da er zwar in Afghanistan geboren, jedoch ausschließlich im Iran aufgewachsen ist und somit weder Dari noch Farsi schreiben oder lesen kann. In seinem Geburtsland Afghanistan hat er keinerlei Familienangehörige oder andere soziale Kontakte und unter diesen Umständen dürfte eine Eingliederung kaum machbar sein. Das Verwaltungsgericht verweist in mehreren Passagen der Urteilsbegründung selbst darauf, dass familiäre Netzwerke zum Überleben in Afghanistan jedoch unerlässlich seien. Selbstverständlich trug J. Q. die Kosten für dieses niederschmetternde Urteil selber, was für ihn, da er nach wie vor Jugendhilfe erhält, eine erhebliche finanzielle Belastung bedeutete. Die Erkenntnis, dass auch seine exzellente, über 2.5 Jahre hinweg hart erarbeitete Integrationsprognose und ein Lehrmeister, der von ihm überzeugt ist, nicht zu einer Ausbildungsduldung und somit zu einer Bleibeperspektive beitragen können, ist gelinde gesagt, frustrierend.

Da sowieso kaum noch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Bayern ankommen, ist unsere ZIO (sowie fast alle anderen ZIOs in München) inzwischen nicht mehr als solche tätig. Es wäre sehr wünschenswert, wenn Ihre Politik dazu beitragen könnte, dass unsere Arbeit der letzten drei Jahre nicht umsonst gewesen wäre. Der außerordentliche behördliche Aufwand, welcher zuerst betrieben wurde, um die Jugendlichen aufzunehmen und die dadurch entstanden Kosten, werden derzeit verdoppelt, um eben diese Jugendlichen wieder abzuschieben oder sie so lange auf Abstellgleisen lahm zu legen, bis sie von selber wieder das Land verlassen. Warum können diese Gelder von den zuständigen Behörden nicht dazu eingesetzt werden, den bereits in Deutschland integrierten Jugendlichen den Zugang auf einen (zweiten) Ausbildungsmarkt zu erleichtern und ihnen somit eine Bleibeperspektive zu ermöglichen? Dies wäre eine wesentlich humanistischere und auch wirtschaftlich sinnvollere Lösung, als die derzeitige Verhöhnung sämtlicher Anstrengungen der Jugendlichen und den in diesem sozialen Bereich seit Jahren engagierten Fachkräften und ehrenamtlichen Personen.

Als Steuerzahlerin, Wählerin und Bürgerin erwarte ich, dass Sie sich anhand des oben beschriebenen Einzelfalls von J. Q. für eine entsprechende Veränderung der derzeitigen Politik in Bezug auf jugendliche Geflüchtete zur Verbesserung von deren Situation einsetzen. – Karena Wienands


Leserbrief zu „»Rache macht die Toten nicht lebendig«” von Louis Lewitan

In dem Begleittext zu dem sehr beeidruckenden und tief bewegenden Interview schreiben Sie u. a. „Israel Meir Lau stand von 1993 bis 2003 dem Staat Israel als oberster Rabbiner vor.“ Diesen Satz habe ich nicht verstanden. Nach den mir zugänglichen Informationsquellen, darunter auch dem ZEIT-Lexikon, gehe ich davon aus, Israel eine parlamentarische Demokratie ist, wie wir sie auch in Westeuropa kennen. Hinweise auf eine Theokratie nach dem Beispiel Irans habe ich nicht gefunden, wohl HInweise auf einen hohen, vom Judentum geprägten Bevölkerungsanteil. Können Sie mich kurz näher über die Rolle Lau’s aufklären? Oder wollten Sie nur ausdrücken, dass Lau lange Zeit der oberste Repräsentant des Judentums in Israel war? – Gerhard Haupt


Leserbrief zu „Auftritt der Witzelsüchtigen“ von Matthias Kalle

Das musste ja kommen: Nun also auch Fachkräftemangel auf dem deutschen Fußball- Moderatoren und Kommentatorenmarkt! Was wollte der Autor mit dieser übellaunigen Generalabrechnung gegenüber nahezu allen noch aktiven TV- Fußball- Moderatoren und Kommentatoren wohl zum Ausdruck bringen? Der bemerkenswerte Verriss des namentlich genannten TV- Personals scheint mir persönlich doch ziemlich überzogen, zumal der Autor selbst darauf hinweist, dass es „den Zuschauern im Grunde genommen egal ist“ was die Moderatoren erzählen: „Die (Zuschauer) wollen Fußball schauen.“ Mag sein, dass der „dramatisierende“ Perfektionismus der britischen BBC- Kollegen einfach besser ist, aber wäre ein ausgewiesener Fußballpapst, der das Spiel 90 Minuten dozierend, aber humorlos begleitet, die bessere Lösung? Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, dass der eine oder andere Moderator / Kommentator die Absicht hegt, den Fußballmannschaften und allen anderen Akteuren im Stadion die Show zu stehlen. Was wirklich nervt sind die leidlich bekannten Fußballphrasen sowie Programmhinweise in eigener Sache zu kommenden Sportübertragungen, das Ganze während des laufenden Spiels. Ob die TV- Sender ein qualifiziertes „Perspektivteam“ hinbekommen, aus dem dann ein deutscher Musterkommentator erwächst, bleibt abzuwarten. Bis dahin gibt es nur eine Lösung für Kommentator- geschädigte Zuschauer: TV- Ton ausblenden. – Michael Deil


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Sollte der Boulevardstil nicht eingestellt werden, stelle ich mein abo ein. beeindruckend werden 37 Jahre alte Dokumente dargestellt. Man fragt sich schon sehr, inwieweit Frau Gemsch beurteilt werden soll, wenn sie durch Herrn Wedel misshandelt wird, sich aber später ERNEUT auf eine Zusammenarbeit einlässt. Folgende Abfolge wäre wünschenswert: Prozess, Urteil, Bericht. Hat man durch den Fall Kachelmann nichts gelernt? – Steffen Kaufmann


Leserbrief zur Grafik „Strassennamen“ von Julian Stahnke et al.

Haben Sie etwas gegen ältere Brillenträger als Leser (und Käufer) Ihrer Zeitung??? In der Rubrik Wissen habe Sie die Grafik Nr. 450 zum Thema Strassennamen gedruckt. Und in den einzelnen Karten haben Sie die Lösung angeblich in Spiegelschrift mit in die einzelnen Karten reingeschrieben. Ich kann nur beurteilen, dass Sie da irgendetwas reingeschrieben haben, denn das haben Sie in einer Schriftgröße gedruckt, die es vielleicht hippen jungen Lesern mit excellenten Augen ermöglicht diese zu entziffern – ich kann das nicht lesen, weder mit Lesebrille noch ohne, weder mit Spiegel noch ohne. Wie verärgert man ganz einfach seine Leser – genau so! – Volker Thomaszik


Leserbrief zu „Wie sich die CDU jetzt gegenüber der SPD verhalten muss, um Merkel zu stürzen” von Marc Brost, Peter Dausend und Tina Hildebrandt

Karnevalszeit. Ein närrisches Dreigestirn der „Zeit“ (BroDauHil) propagiert den Sturz der Kanzlerin. Sie geben der CDU Ratschläge, wie sie ihre Kanzlerin loswerden können: NEIN sagen, abwarten und weg ist sie. Und dann? Dazu sagen sie nichts. Sie sollten mal nachdenken! – Ernst Grad


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Vielen Dank für Ihr ausführliches Dossier Der Schattenmann. Als ich Ihren Bericht über Dieter Wedel las, musste ich mehrmals eine Pause einlegen, weil es nur schwer zu ertragen war, was mir da Zeile für Zeile fast den Atem nahm. Nicht nur die Taten von D. Wedel empfinde ich als erschütternd, sondern auch die mangelnde Unterstützung für die betroffenen Frauen. Es ist kaum zu glauben, dass Mitarbeiter und Kollegen am Set, die die Vorfälle doch sichtlich nachvollziehen konnten, sich derart gleichgültig zeigten oder aus Angst vor persönlichen Nachteilen sich blind und taub stellten. Den couragierten Ausnahmen davon ist höchstes Lob zu zollen. Was sich weiterhin meinem Verständnis völlig entzieht, ist das Verhalten einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt, bzw. seines TV-Senders, die offensichtlich keinerlei Fürsorgepflicht für Mitarbeiter, geschweige denn ein sich Einsetzen für dieselben kannten, sondern sich im Gegenteil völlig ignorant verhielten. Dann die Anwälte und Ärzte, die zwar ihren Job gemacht haben, aber darüber hinaus die Betroffenen wohl nicht zu einer Veröffentlichung oder Anzeige der Straftaten ermutigt haben. Alles (nur) Egoisten?

Wo ist die Empathie, die Zivilcourage, die gegenseitige Achtung …. ? Die widerwärtigen, frauenverachtenden und gewaltsamen Übergriffe des Dieter Wedel auf die Schauspielerinnen und deren daraus folgende körperliche und seelische Verletzungen sind aus meiner Sicht die eine Seite der Medaille, die dringend rechtlich aufgearbeitet und gesellschaftlich im Fokus stehen muss. Ebenso sollten wir uns aber auch Gedanken machen über das offenbar rücksichtslose, vernichtende und ausschließlich konkurrenzversessene Klima in der (damaligen?) Filmbranche, in der, wenn schon nicht über Leichen, so doch zumindest über strafbare Sexualdelikte und Mobbing übelster Art aus geschäftlichen Interessen schamlos hinweggesehen wird. Wie sieht es heutzutage dort aus? Welchen Schikanen sind Menschen in dieser Branche immer noch ausgesetzt? Als „Kind“ dieser Zeit kann ich nachvollziehen, dass es Frauen noch in den Siebzigern schwer fiel, sexuelle Übergriffe öffentlich anzuprangern. Allerdings sind in den geschilderten Fällen die Grenzen derart weit überschritten, dass es seinerzeit sehr tiefsitzende Gründe gegeben haben muss, auf eine Strafanzeige zu verzichten. Leider sind, wie von Ihnen dargestellt, nun die meisten der Vergehen verjährt und können damit juristisch nicht mehr geahndet werden. Unsere menschliche Haltung und Aufrichtigkeit aber können wir immer wahren und verbessern. Ich hoffe und wünsche, dass den geschädigten Frauen durch Ihre Veröffentlichung nun endlich ein Stück Gerechtigkeit und Genugtuung widerfährt, um vielleicht irgendwann einmal darüber hinwegzukommen. – Maria Luise Bock


Leserbrief zu „Mein Besuch bei den Gouvernanten“ von Tuvia Tenenbom

Mit großem Unbehagen habe ich den Artikel gelesen. Selten habe ich eine solch bornierte und selbstherrliche Verschriftlichung der eigenen Wahrnehmung eines fremden Landes gelesen. Ich bin erschüttert und enttäuscht, dass auch im Jahr 2018 Kritik an Israel’s Politik noch mit Antisemitismus gleichgestellt wird und von Autoren wie Herr Tenenbom als ultimative Allzweckwaffe gegen jede Kritik an seinem Geburtsland verwendet wird. Schlimmer noch ist sein trauriger Versuch seinen eigene Selbstgefälligkeit mit schlechtem Humor zu übertünchen. Wer so oft Worte wie Nazis, Antisemitismus, Juden und Zigaretten in einem Artikel über die scheinbare Regulierungswut der Australier verwendet, der würde auch eine Verbindung jener Wörter in einem Artikel über die chaotischen Straßenverhältnisse in Indien oder den Sextourismus in Thailand herstellen, nur um sich eine Bühne für die eigene unreflektierte Weltanschauung zu schaffen. – Stephanie Binder


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Grundsätzlich bin ich gegen solche Artikel, wenn sie, egal um welches Thema es geht, auf verjährten Tatbeständen aufbauen und der Beschuldigte sich nicht richtig verteidigen kann. Was sollen da eidesstattliche Versicherungen u.ä.. Bezogen auf den Artikel wundere ich mich, dass Herr Mendel sich als Mensch mit Zivilcourage sieht. Meiner Meinung nach hat er die gerade nicht. Wenn er sie hätte dann hätte er frühzeitig den Betroffenen helfen müssen. Offensichtlich tat er das nicht und schwieg. Jetzt, x Jahre später, sich zu äussern ist kläglich. – Armin Riedl


Leserbrief zu „Bewegt Euch!“ von Gero von Randow

In der Tat liegt etwas in der Luft und sei es nur eine Idee. Es gibt in der Tat gute Gründe, diese Idee von einem Leben jenseits der imperialen Lebensweise nicht den üblichen linken Polittaktikern zu überlassen, die es noch immer geschafft haben, die Freiheit in einen bürokratischen Akt zu verwandeln. Ich gla wäre ube, dass es bereits eine große Menge von Menschen gibt, die instinktiv Wege beschritten haben, um gegen herrschende Macht und Kapitalinteressen praktisch zu leben. Will sagen, die Helfer in Suppenküchen, Energieinitiativen, Hospizgruppen, lokalen ökologischen Initiativen etc. sind bereits weiter als alle Politiker zusammen, allein die Verbindung zur übergeordneten Idee ist (noch?) nicht vorhanden. Wir sollten in dieser Richtung unsere Zuversicht nicht verlieren. – Dieter Schöneborn


Leserbrief zu „Ist hier jemand vom Fach?“ von Lisa Kreuzmann

Der Artikel von Lisa Kreuzmann spricht mir aus der Seele. Für die Einstellung eines Piloten in Deutschland zum Beispiel zählt bei einigen Unternehmen nicht 30 Jahre Flugerfahrung. Vielmehr ist es wichtig, ob der Bewerber vor 35 Jahren Abitur gemacht hat, oder den DLR-Test erfolgreich absolviert. Ein Test welcher für junge Bewerber als Feststellung der Grundtauglichkeit durchgeführt wird. Dieser Test ist für Bewerber mit einem höheren Alter fehl am Platz. – Klaus


Leserbrief zu „Ratingen” von Daniel Kastner

In der Ausgabe Nr. 5 erfreute mich der Blick auf S. 57, wo Bild und Text in Ratingen gestrandet sind. Auch wenn ich mehr als 30 Jahre in Ratingen gearbeitet habe, ist es nicht so, dass ich mein Herz an die Stadt verloren hätte und aus innerer Verbundenheit auf Fehler im Bild hinweisen möchte. Es überrascht mich jedoch, dass in der – hübschen – Zeichnung unter den wenigen Wörtern gleich drei falsch geschrieben sind: „Comford, Dumenklemmer, St. Paul und Peter“. Nachlässigkeit oder Verbildlichung der Textbotschaft – dass es eigentlich auch egal ist, ob man Ratingen kennt oder nicht? – I. Rauhaus


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Vielfaches Schweigen, leider immer noch – das ist Ausdruck zivilen Versagens und ohnmächtiger Dekadenz, schlechtweg ein gesellschaftlicher Offenbarungseid. Dabei geht es um die Achtung der Menschenwürde, die uns der Staat und wir uns gegenseitig schuldig sind. Eine deutlich größere Aufmerksamkeit für das Leid, die Schutz- und Hilfebedürftigkeit der Opfer von sexueller Gewalt, Diskriminierung und Machtmissbrauch und ein sensiblerer und verantwortungsvollerer Umgang damit ist daher dringend notwendig, in allen Bereichen des Lebens. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Och, nee!“ von Dmitrij Kapitelman

In seinem Bericht beschreibt der Autor seine Probleme des räumlichen Verständnisses und bei der Auge-Hand-Koordination, und beklagt, dass „handwerklich Unterbegabte“ von der Gesellschaft ihr Leben lang diskriminiert würden. Im Untertitel formuliert die Redaktion: „Damit muss endlich Schluss sein!“. Und was macht die Bildredaktion? Sie denunziert die Ungeschickten hämisch als Volltrottel. So, von oben herab und ohne Empathie, sollten Sie nicht mit Unterbegabten umgehen. Denn nach dem ersten gescheiterten Versuch einen Draht-Nagel (nur für Holz geeignet) in eine verputzte Mauerwerkswand zu schlagen, sollte ihm klar sein, dass nicht sein Ungeschick sondern ungeeignetes Material die Ursache des Murkses ist. Dann eben weiter mit einem Stahlnagel. Wenn er dann stattdessen wieder einen Draht-Nagel einzuschlagen versuchte, wäre er vielleicht doch ein Volltrottel. Das hat aber nix mit Ungeschicklichkeit zu tun. Ich selbst bin relativ geschickt. – Thorvald v.Uthmann


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Aufgrund der aktuellen Metoo Debatte um Herrn Dr. Dieter Wedel möchte ich auch kurz Stellung nehmen. Ich lernte Herrn Dieter Wedel bei den Dreharbeiten seines Films „ Der große Bellheim“ kennen. Zu diesem Zeitpunkt war ich eine junge Jurastudentin , die während ihres Studiums auch gemodelt hat. Ich hatte im Film „Der große Bellheim“ eine kleine Comparsenrolle. Am Set sprach mich Herr Wedel an . Ich habe noch zu Hause gewohnt und Herr Wedel hat noch am selben Abend bei meinen Eltern angerufen und um ein Treffen gebeten. Da es schon später Abend war habe ich diesem Treffen nicht mehr zugestimmt. Es fand am nächsten Tag statt und Herr Wedel stellte mir eine Schauspielkarriere in Aussicht. Er wolle sich melden. Dies tat er dann auch telefonisch. Er bat mich um ein Treffen in München im Bayrischen Hof um über eine Rolle zu sprechen. In München eröffnete er mir, dass er aktuell das Drehbuch für die Produktion „Der Schattenmann“ schreibe und er könne eine Rolle für mich schreiben. Danach ging es an die Bar des Hotels , die auch eine kleine Tanzfläche hatte. Dort kam es zu ersten Annäherungsversuchen von Wedel und ich hatte Mühe ihn bei einem Tanz und an der Bar auf Abstand zu halten. Ich zog mich früh auf mein Zimmer zurück. Herr Wedel hatte am nächsten Tag Termine und wir verabredeten uns für den nächsten Abend zum Abendessen im Restaurant des Hotels. Dort sagte er mir er könne mich bekannt machen und mir zu einer großen Schauspielkarriere verhelfen. Dafür müsste ich so zu sagen als Entgegenkommen für eine Zeit lang, ca. 1 Jahr offiziell seine Freundin sein. Ich lehnte ab.

Nun kommt der wirklich interessante Teil. Das weitere Gespräch war eine Drohung und ein Erpressungsversuch. Da ich ähnliche Worte wie die, die damals an mich gerichtet waren, in der Zeitung gelesen habe sind die damit verbundenen Gefühle wieder an die Oberfläche gekommen. Er sagte mir was ich mir denn einfallen würde. Junge Frauen und Schauspielerinnen würden reihenweise an seine Tür klopfen. Normalerweise müsste man erst beim Kameramann anfangen bevor man zu ihm vor gelassen würde. Er würde mir eine solch große Chance anbieten und ich würde ablehnen. Er könne mich zum Star machen aber er könnte mich auch zerstören. Er habe überall Kontakte und ein Anruf von ihm würde genügen und ich würde bei der Bank keinen Kredit bekommen. Zur damaligen Zeit baute ich gerade mit meinem damaligen Lebensgefährten ein Einfamilienhaus. Ein Anruf von ihm würde genügen und ich würde auch keine Modelljobs mehr bekommen. Er müsste auch gar nicht mal selbst anrufen. Er hätte da einen Mitarbeiter, dem müsste er nur Bescheid geben und der würde das für ihn erledigen. Und dann wäre ich erledigt. Daraufhin habe ich ihn gefragt ob er mir drohen möchte. Er antwortete er wolle mir eine Lektion erteilen. Daraufhin bin ich aufgestanden und auf mein Zimmer gegangen. Ich war völlig überrollt von Gefühlen der Demütigung, Enttäuschung und Traurigkeit. Am nächsten Morgen rief Herr Wedel auf dem Zimmer an und entschuldigte sich. Er hätte mir nur eine Lektion erteilen wollen und bat darum mich in der Lobby zu treffen und noch einen weiteren Tag zu bleiben. Ich reiste jedoch ohne ihn noch einmal in der Lobby zu treffen ab.

Ob diese Geschichte für Sie interessant ist weiß ich nicht. Ich wollte Ihnen diese Information jedoch geben. Damals habe ich lediglich mit meiner Familie über diese Situation gesprochen. Natürlich spielten da auch Gefühle von Scham eine Rolle. Ich wollte keine dummen Kommentare nach dem Motto:“ das hätte man sich auch vorher denken können und so weiter…. “ Heute lässt sich nichts mehr beweisen. Und es ist außer einer massiven Drohung auch nichts passiert. Ich könnte mir jedoch auch vorstellen, dass manch eine junge Schauspielerin aus Angst ihre Karriere wird zerstört vielleicht auch mitgespielt hat.

Da ich meinen Namen nicht unbedingt ein für alle Zeiten in diesem Zusammenhang im Internet lesen möchte, möchte ich sehr gerne anonym bleiben. Ich schreibe nicht von meiner Email Adresse, nicht von meinem Wohnort, nicht von meinem Computer und nicht unter meinem Namen. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Vom Artensterben scheint er nicht bedroht. Der „gemeine Künstlerwurm“.Er kennt nur sich. Er kriecht sich hoch. Wird ein Mitwürmchen gequält, so schaut er weg und hört nicht hin. Er kriecht sich hoch. Das Wörtchen Solidarität, er kennt es nicht. Der Opportunismus so vieler Schauspieler ist ein zutiefst deprimierender Befund. Nicht nur in der Filmbranche, auch im Theaterbereich ist diese Grundhaltung weit verbreitet. Nicht zu intervenieren bedeutet unterlassene Hilfeleistung! Daß sich Herr Mendl nachträglich äußert ist entlarvend. In diesem Zusammenhang von „Zivilcourage“ zu sprechen ist ja wohl ein Hohn. Die kommt Jahrzehnte zu spät. Man kann sich nicht vorstellen, daß sich Herr Mendl schützend vor die Kollegin gestellt hätte, wäre sie auf den Proben von Herrn Wedel fertig gemacht worden. – Hans-Jürgen Frintrop


Leserbrief zu „Auftritt der Witzelsüchtigen“ von Matthias Kalle

Nicht das Witzeln der Sportreporter stört mich, sondern ihre negative Haltung, die Wichtigtuerei und die eingeschränkte Fähigkeit, ein Spiel zu lesen. Wolff Fuß oder Tom Bayer haben immerhin Ahnung, und Herr Fuß aus Nürtingen verwendet hübsche Metaphern und ist schlagfertig. Während Bela Rethy vom ZDF oder die Herren Dittmann und Lindemann (sky) unerträglich sind. Bei sky gibt es erfreulicherweise die Möglichkeit, deren Marktschreierei (Rethy) und geschraubtes pseudointellektuelles Gerede abzustellen und auf Stadiongeräusch umzuschalten. In England würden solche Reporter nie in die Nähe eines TV-Mikros gelassen werden. Wenn berichtet wird, dass ein Stürmer von einem Verteidiger gestoppt wird, heißt es in England „a nice piece of defending“, der Verteidiger wird gelobt, während in Deutschland der Stürmer kritisiert wird: „bleibt wieder mal hängen!“ Offenbar wird im Geburtsland des Fußballs diese Sportart mehr geschätzt als hierzulande. What a shame! Oder auf gut Schwäbisch: „Eifach ab und zu d‘ Gosch halta!“ – Thomas Staiber


Leserbrief zum Titelthema „Wir wissen nicht, was wir tun“ von Stefanie Kara

Wie schade, dass der Artikel zum Titelthema keiner zum „Unbewussten“ ist! Der Wikipedia-Eintrag ist da in so Vielem differenzierter (-und auch lehrreicher, dies an eventuell Interessierte!). Zwei Seiten lang durch verschiedenste psychologische Experimente zu hüpfen, um festzustellen, dass a) Werbung wirkt, b) einem Vorurteile oft nicht bewusst sind und c) Menschen manipulierbar sind, bringt weder neue Erkenntnis noch eine Erklärung des Unbewussten. Ich korrigiere: dass wir alle nicht gefeit sind vor Vorurteilen und Manipulation kann eigentlich nicht oft genug betont und beschrieben werden, von daher finde ich den Artikel durchaus wichtig. Nur sollte dann von „nicht bewusst“ gesprochen werden, statt alles von Funktionen des vegetativen Nervensystems unter Stress/Angst bis zur Abneigung gegen schwer auszusprechende Namen unter dem Titelthema „das Unbewusste“ zu sammeln. Wie man auch schon am Wikipedia-Eintrag sehen kann, der den Bogen von Freud bis zur heutigen Tiefenpsychologie, von Sartre bis zu Neurowissenschaften spannt: es ist ein komplexes Unterfangen, das Unbewusste umreissen zu wollen. Aber auch ein sehr spannendes! Denkt man es als sprachliche Struktur?

Gibt es eine Art anatomisches Korrelat? Versucht man es mit der Freud-Brille, kommt eine Erklärung nicht aus ohne Erwähnung des Bewussten und Vorbewussten. Oder, eine Stufe genauer, nicht ohne den psychischen Strukturen Ich, Es, Über-Ich. Fürchtet man, mit der Freud-Brille verstaubt und unwissenschaftlich zu sehen, ist die Beschreibung eines Fake-Experiments aus den 1950ern dagegen wenig hilfreich, fürchte ich. Ihm war übrigens bewusst, dass sich bei dem Thema Medizin, Psychologie und Philosophie überschneiden. Und darauf hätte ich auch in der Zeit gehofft, wenn sie beschließt sich dem Thema anzunehmen. – Miriam Klauser


Leserbrief zu „Och, nee!“ von Dmitrij Kapitelman

Der Artikel ist amüsant zu lesen. Wie kann man sich durch ein paar krummgeschlagene Nägel so unter Druck setzen lassen? Defizite im Altgriechischen oder das Unvermögen einen Topflappen zu häkeln werden nicht als Schicksalsschlag gesehen. Unsere Vererber dürfen wir dafür nicht verantwortlich machen. Für alles, was wir nicht selbst erledigen können oder wollen, gibt es Handwerker (die wollen auch leben und Geld verdienen). Den begnadeten Heimwerkern stehen wir nicht im Weg und schauen aus sicherem Abstand zu. – Dietlind Ehrke


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

In Theaterkreisen war seit langem bekannt, wie Herr Wedel seine Macht mißbraucht hat. Auch ich glaube alle seinen Opfern. Das sind Dinge, die man sich nicht einfach ausdenkt. Ich selbst habe genug Fälle erlebt, in denen Männer gerade in der Position des Regisseurs oder des Intendanten die Unsicherheit junger, hoffnungsvoller Mitarbeiter ausnutzen, um sich selbt zu erhöhen. Die in dem Artikel beschriebene Maschinerie der Demütigungen, seelischen und körperlichen Grausamkeiten funktioniert genau, wie beschrieben.

Ich finde es nur gerecht, dass die Handlungen all dieser Schattenmänner, derer es auch in der deutschen Theater- und Filmszene noch immer genug gibt, ans Licht kommen. Aus Angst vor Kündigung oder davor, in Ungnade bei diesen „wichtigen“ Männern zu fallen, schweigen alle, die deren Taten mitbekommen. Deshalb, und nur deshalb können sich diese Herren solange im Sattel halten. Es wird Zeit, dass ihnen der Prozeß gemacht wird und dass Menschen wie Herr Mendl, Zivilcourage beweisen und sich hoffentlich noch mehr Schauspielerinnen, Schauspieler oder andere Mitarbeiter solcher Schattenmänner melden, denen es so ergangen ist. Und hoffentlich, noch bevor diese Taten verjährt sind! Zum Schutz der nächsten Generation und derjenigen, die sich aus Angst und Scham in Schweigen hüllen. – Anna-Maria Kuricová


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Unterlassene Hilfeleistung
Wenn man einmal davon absieht, dass die Frauen, die damals von Dieter Wedel nach eigener Aussage sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt und beinahe vergewaltigt worden sind, dieses damals zur Anzeige hätten bringen MÜSSEN, ist für alle, die jetzt über 30 Jahre später so freimütig (mutig?) auf die Klägerbank rücken, um ihr Wissen kundzutun, festzustellen, dass diese sich damals wenig erwachsen und extrem würdelos verhalten haben, diese Frauen nicht zu einer Anzeige zu ermutigen und sie zu unterstützen, sondern nur an ihre eigene Sicherheit gedacht haben. So führt dann unterlassene Hilfeleistung zur andauernden Tatwiederholung, da ja folgenlos. – Sigrid Petersen


Leserbrief zu „Armes Erzbistum“ von Kilian Trotier

Ich möchte den aufgebrachten, entsetzten und enttäuschten Eltern, deren Kinder auf eine bald schließende katholische Schule gehen, Mut machen. Die Schließung ist nämlich auch eine Chance. Die Chance, dass ihre Kinder bald auf eine (staatliche) Schule gehen, deren Verantwortliche sich transparenter verhalten, die für die Nöte der Schüler ein offenes Ohr haben und mit bestehenden Problemen offener umgehen.

Meine Kinder sind auch auf eine katholische Grundschule gegangen, die katholische Schule Am Weiher. Und es waren für meinen Mann und mich vier schockierende und zugleich lehrreiche Jahre. Ja, wir haben viel über die katholische Kirche und ihr weltfremdes und ignorantes Verhalten gelernt. Wir mussten in dieser Zeit, von der ersten bis vierten Klasse, um eine lebensrettende Feuertreppe kämpfen, wurden dabei hintergangen und belogen. Nur durch Zufall haben wir erfahren, dass die Wasserleitungen, aus denen die Kinder sich ihr Wasser für ihre Flaschen holten, aus Blei waren. Und auch dies wurde so lang – bis sich jemand aus Versehen verplapperte – verheimlicht. Das Schulessen war derartig schlecht, dass die meisten Kinder bis zum Abend keine warme Mahlzeit hatten. Es war kein Einzelfall, dass es mittags Brot mit Sauce gab. Trotz zahlreicher Beschwerden verbesserte sich das Essen nicht. Kritik wurde einfach nicht akzeptiert. Und was heißt schon katholische Schulen sind keine Problemschulen? Die Gewalt, die es durchaus häufig auf dem Schulhof gab, wurde einfach geleugnet und nicht thematisiert. Ich habe einige Kinder erlebt, die als Grundschüler schon schlimmste Ballerspiele auf ihrem Smartphone gespielt haben und sich sehr verhaltensauffällig benahmen. Aber all dies wurde nie problematisiert, um ja nicht das lupenreine Image der katholischen Schulen zu gefährden. Wahrschienlich ist das Image nur so gut, weil so viel unter den Teppich gekehrt wird.

Und die Vermittlung einer christlichen Botschaft beschränkte sich im Unterricht auf das morgendliche Absingen eines Kirchenlieds und im Religionsunterricht auf das Ausmalen biblischer Bildchen. Es waren Rituale ohne Substanz. Nach diesen vier mehr als ernüchternden Jahren gehen meine Kinder auf ein staatliches Gymnasium und natürlich kann eine Schule nie perfekt sein, aber diese nimmt sich den Problemen wenigstens an und versucht sie zu lösen. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Der Schattenmann“ von Jana Simon et al.

Gut geschrieben sachlich informaritv. Nicht leicht bbei so einen thema. Wie kriminell ist die film industrie? Hoffentlich findet sich ein staatsanwallt der alle beteiligte die nichts dagegen unternommen haben auf die anklage bank holt.. Ein mann wie wedel gehoert in eine geschlossene medezinische einrichtung und sicherlich auch ins gefaegnis. Hier zeigt sich wie wichtig es gewesen waere wenn nur einer der beteiligten den mut gehabt haette den herrn wedel anzuzeigen. Und hier darf keiner mehr an den filmen von dieter wedel verdienen!alle einnahmen muessen zur opfer entschaefigung herran gezogen werden. Denn hier haben viele durch ihr schweigen den verbrecher gedeckt und somit unterstützt.mit frendlichen grüssen Christian knaut Ps. In den 80 bin ich in muechen in einer schwulen bar von den damaligen liedsaenger der Queens f.merkuri vergewaltigt.

Hab mich immer wieder auf AiDS testen lassen. Es belastet mich bis heute. 1991 wurde ich von meiner 2j juengeren schwester und ihren mann vergewaltigt/ mishandelt. Jahre lang trug ich einen 9mm Revolver schussbereit in der tasche wenn ich den Tatort mein elternhaus betrat. Abens lag der Revolver neben mir im bett.. Ueber den Vorfall mit meiner Familie habe ich dann bei j.fliege und pilava im tv berichtet. Das war wie ein befreiungsschlag. Entschuldigt hat sich keiner bei mir. Aber ich bin bis heute gezeichnet. Eine beziehung eine unbelaszete beziehung ist nicht mehr moeglich. Meine ehe die ich 95 mit sylvia kriener in winsen/schloss ging leiber wegen der staendigen angst 2005 kaputt. Denn meine angst machte mich zum taeter wieder willens. Seit 2006 lebe ich als singel keusch. Auch hier in uelzen wurde der lehrer stulpe der gut vernetzt war mit dem buergermeister und im kunstverein gedeckt ob wohl sich muetter immer wieder wegen den uebergiffen des lehres an ihren soehnen berichteten. Zur anklage kam es nicht als im kunstverein ein raum entdeckt wurde wo die minderjaerigen bei dem betrachten von pirnos heimlich gefilt wurden, weil sich herr stulpe erhaengte. Die Opfer wurden nach meiner info nicht entschaediegt. Die bilder die der Ausstellung leiter stulpe von den unterschiedlichsten kuenstler erhielt schmueken das rahthaus in uelzen. – christian knaut


Leserbrief zum Titelthema „Wir wissen nicht, was wir tun“ von Stefanie Kara

„Du bist wie ich. Deshalb kaufe ich unbesehen, was du kaufst“
Diese uralte (Er-)Kenntnis wendet Satan in Gestalt einer Schlange bereits im Paradies an, um die um ihr Glück beneideten Adam und Eva der Verdammnis anheim zu geben. Das wird im nicht kanonischen Buch Ephraim (4. Jhrdt n .Chr.) zur Bibel berichtet. Bedenkend, wie er Eva zum Genuss der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis verführen könne, klärt Satan mit erhellender Logik, dass Eva ihm nie trauen würde, fremd und hässlich wie eine Schlange von ihr empfunden wird. Daher schlüpft er in die Gestalt einer Eva ähnlichen jungen Frau. So fasst sie Vertrauen und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Dieses Buch war Vorlage für so manche insbes. gotische Maler. Sie gestalten die Schlange mit einem Eva-Kopf, so z.B. der Hamburger Meister Bertram auf seinem berühmten, für Sankt Petri in Hamburg bestimmten Flügelaltar (heute Hamburger Kunsthalle). – Gabriele Winkler


Leserbrief zu „Mein Pool im Polarmeer“ von Wolf Alexander Hanisch

Gerade habe ich den albernen, effekthascherischen Artikel gelesen und mich darüber geärgert. Der Text wird der erhabenen Schönheit und Einzigartigkeit der Antarktis in keiner Weise gerecht. Wie will man das auch aus einer der vier klimatisierten Bars oder dem warmen Wasser des Pools auf dem Oberdeck auch aufnehmen können. Bei einem Bad am vulkanheißen Strand von Deception Island käme man dem phantastischen Erlebnis der Antarktis schon näher. Und wenn man Glück hat, werden die botanischen Kenntnisse anhand der wenigen Pflanzen auch noch erweitert.

Authentischer ist eine Reise in die Antarktis zum Beispiel mit der Bark Europa, www.barkeuropa.com; dieser Rahsegler fährt jedes Jahr von November bis März von Ushuaia aus. In unregelmäßigen Abständen segelt auch der Topsegel-Schooner Oosterschelde, www.oosterschelde.nl; in antarktischen Gewässern. Erfahrene Seeleute bringen die mitanfassenden „Seefahrer“ sicher hin und auch wieder zurück. Erfahrene Guides bringen Flora und Fauna den Interessierten nahe und die Galley läßt in diesen unwirtlichen Breiten kaum Wünsche offen. Nur Hummer gibt es nicht, der wird in seinem Element gelassen. Von solch einer traditionellen Reise stammen die Bilder, http://www.ipernity.com/doc/crisbou/album/228613; ergänzen lassen sie sich durch aktuelle Berichte der voyage crew im Logbuch der Bark Europa. – Werner Ch. Buchwald


Leserbrief zu „»Wir brauchen Forscher – und Bürger«“ von Andreas Sentker

Solche Interviews braucht DIE ZEIT bzw. unsere Welt – informativ und mit einer ehrlichen Botschaft: Endlich einmal ein Wissenschaftler, der auf die Herausforderungen im Zeitalter des Anthropozän klar und deutlich eingeht! Prof. Vogel gibt der Natur eine Stimme; er betreibt mit seinem Museum „für Natur“ in Berlin eine Aufklärung auf allerhöchstem Niveau und nimmt dabei den Bürger mit. An seinem ganzheitlichen Biodiversitätskonzept sollten sich die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft orientieren und beim Naturschutz keine Mätzchen machen. – Dipl.-Ing. Edmund A. Spindler


Leserbrief zu „Unverdiente Milliarden” von Kolja Rudzio

Ich könnte mir vorstellen, dass arme Familien in Afrika durchaus von Maßnahmen profitieren, welche der Konzentration von Vermögen entgegen wirken. Wir (die reichen und verlässlichen Länder) verwalten auf (noch?) legale Weise auch die Gelder korrupter afrikanischer Eliten. Wir machen ihnen ein unwiderstehliches Angebot. Steueroasen trockenzulegen ist eine der Maßnahmen, die Afrika braucht, um das „Ausbluten“ seiner Volkswirtschaften durch den faktischen Verlust korrupt erworbener Gelder einzudämmen. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Neue Härte” von Caterina Lobenstein

Es hilft nicht, die Flüchtlingsfrage mit dem Herzen und mit Gefühlen anzugehen. Was folgte auf die Willkommenskultur, um die Anerkennungsverfahren, die Unterkunft, die Beschäftigung zu organisieren? Stückwerk bestehend aus einer Überforderung der staatlichen Verwaltungen in Bund, Ländern und Kommunen, die weder auf das Phänomen als solches noch auf die Größenordnung vorbereitet waren, und aus ehrenamtlichem Engagement, das einigermaßen die Defizite auffangen kann. So soll es offensichtlich wieder laufen, wenn ich Ihren Artikel lese. Dabei müssen Probleme aller Art erst mit dem Verstand gelöst, dann erst mit dem Herzen nachgeprüft und ggf. korrigiert werden.

Asylbewerber sind Menschen, die ohne Visum eingereist sind. Das darf nach unserem ausdifferenzierten Aufenthaltsgesetz eigentlich nicht sein. Asylbewerber haben aber Anspruch darauf, dass ihre Fluchtgründe im Sinne der Genfer Konvention geprüft werden und sie bleiben dürfen, wenn diese Fluchtgründe bestehen. Solange diese Prüfung nicht abgeschlossen ist, steht nicht fest, dass sie bleiben dürfen. Während dieser Verfahrensdauer sind sie praktisch da, rechtlich aber noch nicht. Sie befinden sich in einem Transitorium. Im Flughafen gibt es dafür einen Transitbereich, den die Menschen erst verlassen dürfen, wenn geklärt ist, dass sie einreisen dürfen. Andernfalls müssen sie ausreisen, ohne den Transitbereich verlassen zu dürfen oder verlassen zu haben.

Warum sollen solche Transitbereiche nicht auch für die Asylbewerber eingerichtet werden, die auf dem Landwege einreisen wollen? Sollen sie sich sofort im Lande ausbreiten, sollen sie sofort in Integrationsmaßnahmen eintreten, obwohl sie sich noch im Transitorium befinden, weil noch gar nicht feststeht, dass sie bleiben dürfen? Haben diese Menschen überhaupt (noch) Asylgründe, wo sie doch aus unseren Nachbarstaaten einreisen, in denen es keine Verfolgung im Sinne der Genfer Konvention gibt? Warum sollen diejenigen, die ausreisen müssen, nicht erst recht im Transitbereich bleiben, sondern im Lande aufgesucht werden? Ich gebe zu, dass die Aussicht, Jahre in solchen Transitbereichen leben zu müssen, schmerzt. Das liegt aber nicht an den Transitbereichen als solchen, sondern an der langen Dauer der Anerkennungs- und anschließenden Verwaltungsgerichtsverfahren. Da ist deshalb anzusetzen (Herr Bundesinnenminister!!!)! – Hans-Günter Reither


Leserbrief zu „Süßes Verderben” von Mark Schieritz

Dass Übergewicht in der Überflussgesellschaft der westlichen Welt ein großes Problem ist, ist unbestritten, die Argumentation im Artikel „Süßes Verderben“ erscheint aber etwas oberflächlich. Hier geht man davon aus, dass eine Besteuerung und damit Verteuerung von Zucker eine Reduktion beim Konsum durch den Verbraucher herbeiführt. Wünschenswert wäre tatsächlich eine Lösung, die den Verbraucher schützt – jedoch nicht vor sich selbst, sondern vielmehr vor der zuckerverarbeitenden Industrie, deren zuckerverschwenderische Rezepte er nicht steuern kann. Beispiele gibt es zuhauf, wie das „neue“ Nutella, diverse Müslis usw. Eine Lösung ist aber leider bei weitem nicht so simpel, wie es der Autor darstellt, da es keinen zwingenden Zusammenhang zwischen Zuckerverteuerung und seiner Menge in verarbeiteten Produkten gibt. Es ist nicht schlüssig, weshalb Ferrero nach einer Besteuerung den Zucker in seiner Rezeptur reduzieren und nicht den Preis an den Endverbraucher weitergeben sollte. Mit dem alleinigen Prügelknaben Zucker das Gesundheitssystem vor den Zivilisationskrankheiten zu retten, indem man andere Faktoren der betreffenden Zielgruppe (Sport, gesunde Ernährung, Verzicht auf fast food, usw.) außer Acht lässt, erscheint ohnehin sehr eindimensional. Damit besitzt der Vorschlag also ebenfalls nicht nur einen scheinbar sozialen Anstrich, wie den Gegenargumenten unterstellt wird, sondern ist selbst höchst verbraucherunfreundlich.

Dass ein solcher Vorschlag von der Politik käme, würde angesichts sprudelnder Steuerquellen, die man mit noch so abwegigen Argumenten wohlfeil anbieten will, einleuchten, dass man diese Argumentation letztlich mit einer Statistik aus einem Land untermauert, in dem der größte Teil der Bevölkerung jeden Peso umdrehen muss, bevor man ihn mehr für eine Flasche Cola ausgibt, nicht. In einem wohlhabenden Land wie dem unseren (und das in gilt in den Dimensionen des Zuckerpreises sogar für die einkommensschwächeren Schichten) würde man eher davon ausgehen, dass eine Verteuerung um 10% kaum den prognostizierten Einfluss auf das Verbraucherverhalten haben dürfte. Da wäre zielgerichtete Aufklärung wesentlich hilfreicher als Nutella 20 Cent teurer zu machen. Um dem problematischen Beispiel Tabak, weil nur selten in verarbeiteten Lebensmitteln anzutreffen, Genüge zu tun, könnte man als Vorschlag für arbeitslose Statistiker die Überprüfung in Betracht ziehen, ob Abbildungen von Amputationen oder anderen grauenhaften Symptomen von Diabetes auf Haribopackungen Erfolge zeigen. Letztlich ist aber jede Position, die besser weiß, was gut für den Konsumenten ist, als er selbst, nicht nur bevormundend, sondern auch anmaßend. – Dominik Lindner