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21. September 2017 – Ausgabe 39

Leserbrief zu „Von den Schülern geliebt Von den Kollegen gehasst“ von Martina Kix

Dankeschön für Ihren Bericht über Neid und Missgunst in deutschen Lehrerzimmern. Die Schulform Berufliches Gymnasium wird im Artikel leider als Notlösung oder zweite Wahl auf dem Weg zum Abitur dargestellt. Die Verhältnisse in Brandenburg kenne ich nicht, aber in Hessen oder Baden-Württemberg sind die Zweige dieses Oberstufengymnasiums sehr begehrt, auch bei Gymnasiasten, die sich mit Leistungskursen wie Datenverarbeitung, Wirtschaft oder Ernährung besonders auf ein entsprechendes Studium vorbereiten. Die Abiturschnitte der landesweit gleichen Prüfungen lassen nicht den Schnitt zu, dass hier prinzipiell eine „bildungsferne“ Schülerschaft zum Abschluss geführt wird. – Ralf Pauli


Leserbrief zu „Die Durften Nicht Fliegen“ von Claas Tatje

Der interviewte Pilot hat recht, die durften wirklich nicht fliegen. Ich weiss definitiv von einem Piloten aus meinem engeren Freundeskreis, dass abends vor seinem geplanten Flug dieser storniert wurde, obwohl keiner der Besatzung krank war oder aus anderen Gründen verhindert war. Das Fluggerät war ebenfalls vor Ort. Die Crew war bereit zu fliegen und durfte nicht. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Von den Schülern geliebt Von den Kollegen gehasst“ von Martina Kix

Beim Lesen des Artikels bin ich über die Formulierung „Seine nicht repräsentative Studie ergab.. 54%“ Gestolpert. Was immer in der zitierten Studie herausgefunden wurde, die dort genannten Prozentzahlen haben denknotwendigerweise keine allgemeingültige Aussagekraft. Warum also solche Zahlen zitieren? Weil diese Zahlen besonders spektakulär klingen? Weil diese Zahlen eine Relevanz des Themas „belegen“ sollen, für die Autorin keine wirklichen Belege gefunden hat? Seit mehr als 30 Jahren lese ich wöchentlich Die Zeit, wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir Sensibilität im Umgang wissenschaftlichen Studien und den daraus zitierten Zahlen wünschen. Das größte Problem bei Statistiken, ist nicht deren Fälschung, sondern deren Missbrauch zur Konstruktion suggestiver Schlussfolgerungen außerhalb des Kontextes. – Dr. Reiner Hoffmann


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Bitte , bitte geben sie mir etwas hoffnung : wann hören sie mit diesem thomas/larissa-schwachsinn auf ? Bitte bitte bald. – Dieter schultz


Leserbrief zu „Ich bin aufgewühlt, enttäuscht und wütend” von Stephan Lebert

Mit dem Verkauf von Versicherungen macht man sich bekanntlich nicht nur Freunde, aber wie im Fall von Carsten Maschmeyer immerhin viel Geld, das sei ihm gegönnt. Aber Herr M. will mehr, nicht nur von all seinen Kunden, sondern offenbar von der ganzen Republik geliebt werden. Das Krönchen der Integrität setzte er sich in Person von Frau Ferres auf, die durch die Auswahl ihrer Rollen, jetzt als Ehefrau, eine hohe moralische Verfasstheit kommuniziert, „sie kann nicht anders“. Bei so viel Ehrlichkeit dürfen wir wohl die erfolgreiche Anlage ihres Geldes durch den Herzenssohn Marcel in Cum-Ex-Geschäften vernachlässigen. Denn wie sagte ihr Mann im Untersuchungsausschuss so schön:“von Steuern habe ich keine Ahnung“. Wieviel öffentliche Aufmerksamkeit möchten Sie dieser Schmierenkomödie eigentlich noch widmen? – Julia Bernt-Dori


Leserbrief zu „Von den Schülern geliebt Von den Kollegen gehasst“ von Martina Kix

Wir wissen, dass der Umgang mit heterogener Schülerschaft die zentrale Herausforderung und Aufgabe für Deutschlands Schulen ist. Wir wissen, dass 10 % der Eltern ihre Kinder mittlerweile in Privatschulen schicken. Wir wissen: ca. 50.000 Schüler verlassen jährlich die Schulen ohne Abschluss, es gibt 7,5 Mio. Analphabeten in der BRD und das bei Spitzengehältern der verbeamteten Lehrerschaft  (im OECD-Vergleich). Es besteht seit langem dringender Handlungsbedarf in Bezug auf die Entwicklung zeitgemäßer Unterrichtsmethodik und –didaktik. Es stimmt mich traurig und macht mich fassungslos, wenn reformwillige PädagogInnen solche Schicksale, wie im Artikel geschildert, erleiden müssen! – Hans-Joachim Rohnke


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Vielen Dank für die sehr lesenswerte Reportage im heutigen Zeitmagazin! Sie ist geradezu liebevoll und angenehm nachdenklich. Trotzdem geht es mir auch hier so, wie bei allem was ich in den letzten Jahren zu Ostdeutschland gelesen habe, dass mir etwas fehlt, dass ich das Gefühl habe, die „Seelenlandschaft“ ist unvollständig dargestellt – und ich bin auf der Suche danach, was fehlt. Wir leben seit 4 Jahren in Jena, sind aus dem tiefsten Westen hergezogen – kein echter Kontakt mit Ostdeutschland, keine Ahnung von der „Seelenlandschaft“, aber (und das ist denke ich typisch für die Menschen unter 50) auch keine ausgeprägten Vorurteile. Einfach Nichtwissen, geprägt von der Vorstellung, es werde so lange nach der Wende schon keinen Unterschied mehr machen. Vielleicht war diese Naivität gut, denn es ist uns rasch gelungen, Kontakt zu knüpfen und viele ostdeutsche Freunde zu finden – neben den unverbindlichen Bekanntschaften, die sich aus dem Alltags- und Berufsleben ergeben.

Im Prozess des Kennenlernens und Sich-Näherkommens fallen uns nun doch unterschiedliche Mentalitäten auf, es wird uns unser Nichtwissen umso klarer. Ost und West macht einen gewaltigen Unterschied und es hat lange gedauert, bis wir das herausgefunden haben. Kleine Unterschiede, die sich ergeben, wenn man aus dem katholisch geprägten Rheinland in eine durch und durch säkularisierte Gegend kommt – wie zum Beispiel das vollkommene Fehlen des Christkindes zugunsten des Weihnachtsmannes. Oder große Unterschiede, die sich z.B. daraus ergeben, wie das Verhältnis zu Obrigkeiten und Autoritäten geprägt ist – nämlich, dass von dort grundsätzlich nur Unsinn zu erwarten ist und man dem am besten durch geschmeidiges Aufbauen von Potemkinschen Dörfern begegnet, um in der Realität einfach das zu tun, was man selbst für richtig erachtet. Unabhängig davon, ob die angebliche „Obrigkeit“ vielleicht im konkreten Fall ein sinnvolles Anliegen hat. Westdeutsche erleben dies Verhalten im schlimmsten Fall als unehrlich, meistens zumindest als wegduckend, ausweichend und unberechenbar.

Aber neben diesen Aspekten haben wir rascher und unvermittelter einen anderen Unterschied gefunden: wir sind hier vielen Menschen begegnet, denen wir die Energie einer neugewonnenen Freiheit und Selbstbestimmung anmerken. Das Engagement, mit dem unser katholischer Kindergarten betrieben wird, die Sorgfalt und Liebe, die die Kindergärtnerinnen an den Tag legen, ist beispiellos. Die meisten von ihnen sind seit der Gründung vor ca. 25 Jahren dabei und es ist ihnen bis heute anzumerken, wie wertvoll es für sie ist, sich endlich endlich nicht mehr verstecken zu müssen und die Pädagogik machen zu dürfen, die sie immer schon angestrebt haben. Ähnliches kann man beim lokalen Biobauern erleben, der im Familienbetrieb den Hof weiterführt und selbstständige Ideen hat, die er unbehelligt umsetzen kann. Oder bei der Tagesmutter, die auf ihre alten Tage ihren Traumberuf ausüben darf und ihre Aufgaben von ganzem Herzen treulich jeden Tag erfüllt.

Aber es sind nicht nur berufliche Beispiele: tief beeindruckt haben mich die Geschichten der, nicht mehr ganz jungen, Mütter, die ihr erstes Kind in der DDR und ihr zweites Kind nach der Wende bekamen – die Erzählungen von den Gängeleien noch unter Presswehen bei der ersten Geburt, die abwesenden Kinder, der Schmerz beim frühen Abgeben in der Krippe – und die große Erleichterung bei der späteren, würdigeren Geburt, das Beisammenbleibendürfen – all das resultiert in einem besonders starken Familiensinn und einem oft innigeren Zusammengehörigkeitsgefühl als bei vielen westdeutschen Familien. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Anzahl der „Wutbürger“ unter diesen Müttern sehr groß ist.  Wenn wir also ein bißchen durch den Bekannten- und Freundeskreis gucken, dann haben wir das Gefühl, die Menschen begegnen der Herausforderung einer Wende in der eigenen Biographie auf sehr unterschiedliche Weise: es gibt diejenigen, die mit einer DDR-Prägung einfach so weitermachen (wir vermuten, dass hier möglicherweise auch in Jena „Wutbürger“ zu finden sind – aber naturgemäß wird das uns gegenüber nicht kommuniziert) und es gibt diejenigen, die die neue Freiheit genießen und ihre Persönlichkeit entfalten können und aufgeblüht sind. Hier finden wir eine Dynamik, eine Herzlichkeit und eine Konzentration auf das Wesentliche, die im Westen nicht so unmittelbar anzutreffen ist und wo man sich ruhig eine Scheibe abschneiden könnte. Materiell macht das unserer Beobachtung nach keinen Unterschied – vielleicht steht erstere Gruppe sogar eher etwas besser da.

Und natürlich, wie so oft, gibt es ganz viel dazwischen – Dynamik in einem Lebensbereich, Starre in einem anderen.  Und da komme ich wieder zu dem Ausgangspunkt, dass mir in allen Berichten über Ostdeutschland etwas fehlt: während wir hier viele Freunde gefunden haben, die alle zur zweiten Gruppe gehören, und uns vielleicht in dieser befreiten Dynamik sogar wohler, weil unverstellter, fühlen als im Westen, bleibt uns der emotionale Zugang zur ersten Gruppe komplett versperrt. Vielleicht hat das tatsächlich mit einer Prägung zu tun, die uns einfach vollkommen fremd ist und die ich nicht verstehen kann, weil ich sie nicht kenne. Ich vermute, dem liegt das Bedürfnis nach Freiheit zugrunde. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man sich in einem repressiven System einrichten kann, ohne permanent Magenschmerzen zu haben. Aber vielleicht erlebt man das komplett anders, wenn man es wirklich nicht anders gewohnt ist und wenn vor allem die enge Familie sich damit gut eingerichtet hat. Dann steht das „Versorgtsein“, das „Sich-Auskennen“ im Vordergrund. Wenn allerdings die enge Familie im Grunde immer schon Freiheit wollte, dafür vielleicht auch etwas in Kauf genommen hat, dann scheint ein repressives System unerträglich, egal was für materielle Konsequenzen entstehen. Ein Taxifahrer, der mich mal zum Bahnhof fuhr, und hier seit 20 Jahren arbeitet aber selber aus Syrien stammt, behauptete, er könne sofort erkennen, ob ein Ostdeutscher oder Westdeutscher in sein Auto steige – die Westdeutschen seien freier in allem was sie tun.   Mich würde mal interessieren, ob Ostdeutsche selber sich eigentlich gegenseitig verstehen.   Ich glaube, Ihre Reportage bringt tatsächlich die wichtigste Erkenntnis an der Stelle, wo sie ausführt, dass die ostdeutsche Berichterstattung über Ostdeutsche in den großen Medien fehlt. Ich sehe das auch so. Interessant ist nur die Diskrepanz zu der Tatsache, dass schon seit ein paar Jahren u.a. in der Zeit ostdeutsche Journalisten über Ostdeutschland berichten – warum haben wir dennoch das Gefühl, die ostdeutsche Stimme kommt zu kurz? Vielleicht, weil die Wahrnehmung über diese Berichte zu oberflächlich ist.

Ich glaube, wir Westdeutschen müssen wirklich eingestehen, das wir an einigen Stellen einfach keine Ahnung haben und dass es darum gehen muß, zuzuhören und zu verstehen. Da gibt es noch viel zu tun. Aber neben der Darstellung der negativen Auswirkungen der Nachwendezeit, der Einsamkeiten und Entwurzelungen, die entstanden sind, fehlen mir vor allem die positiven Berichte. Ich glaube, solche Berichte könnten viel zu einem beginnenden Verständnis beitragen und quasi eine Brücke schlagen. Wir haben die positiven Beispiele hier gefunden und ich finde, die befreiten Biographien und was alles daraus Positives entstanden ist, kommen in der Berichterstattung zu kurz. Es wird zu wenig berichtet, was der Westen lernen könnte. Die positiven Einflüsse, die eine „unterbrochene“ Biographie haben kann, kommen zu kurz. Das Lebendige und Bunte, das aus so einem wechselvollen Leben entstehen kann, wird kaum honoriert. Und ganz konkret: ich habe noch nie verstanden, warum „Zeit im Osten“ nur im Osten erscheint – im Westen wäre sie viel notwendiger. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Pass auf, Deutschland!” von Giovanni Di Lorenzo

„Endlich ein Neuanfang“! Auch Trump ist ein Neuanfang! Endlich? Was soll denn neu anfangen? Fällt Ihrer Zunft nichts mehr ein? Wenn Merkel so langweilig ist, müssen deswegen die Medien einen Einheitsbrei aus Skandalstichworten (Diesel als Teufelszeug, heilige Windkraft, E-mobil für die Reichen) verbreiten? – Dieter Redl


Leserbrief zu „Unter Strom“ von Mirko Borsche im ZEIT Magazin

Als Vielradler habe ich mit Interesse Ihren Bericht gelesen. Danke dafür. Vielleicht erfüllt dieses Modell Ihren Gedanken… https://hovding.de/video/  – Hans-Joachim Schröder


Leserbrief zu „Keine Kohle!“ von Petra Pinzler

Offensichtlich haben Sie große Probleme damit, den EU-CO2-Emissionshandel (der mit Unterstützung der Grünen eingeführt wurde) zu verstehen. Der Unsinn wird nämlich ewig weitergehen. Während wir Pseudo-Diskussionen führen, bereiten die EU-Länder längst neue Zielsetzungen für den EU-ETS 2030 vor. Aber das interessiert ja niemanden. – Wolfgang Ströbele


Leserbrief zu „Eurovision Contest“ von Lisa Nienhaus

Sie haben Zweifel daran, „ob die FDP überhaupt die Kraft und den Willen hat, das durchzuziehen“ Zweifel daran habe ich auch, obwohl es Herrn Lindner durchaus ernst ist mit der Sorge um die „Enteignung“ der Sparer (das darf man ruhig so sagen, wenn Lebensversicherungen rückwirkend die Leistungen kürzen!!) und derjenigen, die auf ihr angesparte Alterversorgung, (Versorgungswerke etc.) angewiesen sind. Deswegen bin ich mir sicher, dass Herr Lindner keinen Koalitionsvertrag unterschreibt, der ein „weiter so!“ mit zahllosen Rettungsprogrammen garantiert. Andernfalls dürfte ein scharfes Schwert mit der Zunge auf der Seite der Opposition für die weitere Genesung der FDP förderlicher sein! Sonst werden sich bestimmt sehr viele Wähler wieder abwenden! – Hans Hardenberg


Leserbrief zu „Wir brauchen die Kunst!“ von Klaus Weise

Ich empfehle Herrn Weise, mo. bis fr. von 19:00 bis 20:15 3sat einzuschalten. Dort hat er alles: Heute, Kulturzeit (mit allen von ihm geforderten Themen) und Tagesschau. – Peter Janssen


Leserbrief zu “Das Gesicht als Nummernschild” von Stefan Schmitt

Apple ist wegen Desensibilisierung Schuld daran, dass Polizei und Geheimdienste Gesichtserkennung verwenden. Endlich nennt mal jemand den wahren Schuldigen! Technologie ist grundsätzlich problematisch und kann nur zu Problemen führen. Natürlich zeigt die Geschichte, dass Technologie nicht aufzuhalten ist. Was wäre die Alternative? Könnte die sichere und auf Privatsphäre achtende Implementierung von Gesichtserkennung im iPhone X vielleicht auch als gutes Beispiel und Ansporn für andere dienen? Könnten Bürger so vielleicht sehen, dass digitale Transformation nicht notwendigerweise zur Erosion von Bürgerrechten führen muss? Nein! Denn dazu müssten wir genauer hinsehen, nachdenken, unsere Kaufentscheidungen ändern, mehr Privatsphäre einfordern und Parteiprogramme lesen. Das ist zu anstrengend!

Klar, Journalisten wie Sie könnten helfen. Aber dann wären solche Artikel auch viel schwerer zu schreiben. Schlimmer noch, wollen die Leser überhaupt so differenzierte Betrachtungen lesen? Nein, wir wollen unsere Vorurteile bestätigt sehen (alle Technologie ist böse, es kommt nicht auf die Umsetzung an). Dann freuen wir uns auch viel mehr, wenn am Donnerstag die neue Ausgabe kommt. (Ich schreibe diese Email übrigens von einem Mac aus. Ja, ich bin ein Fanboy! Es ist ja nicht so, dass ich als Akademiker das Denken gelernt hätte, dass ich seit Jahren online wie offline um digitale Bürgerechte kämpfe, dass ich mich um die Zukunft unserer Demokratie sorge, und dass mich Schwarzweißmalerei wie Ihre daran hindert, mit meiner Aufklärungsarbeit vorwärts zu kommen.)

Glauben Sie wirklich, dass Artikel wie der Ihre jemals neue Technologie verhindert haben? Wir können lediglich über die richtige Ausgestaltung aufklären und für bessere Gesetze kämpfen. Artikel wie der Ihre haben eine demotivierende Wirkung. Keiner wird darauf hin anders handeln oder realistische Gesetzesänderungen unterstützen. Lesen Sie vielleicht noch mal 1984. Dann überlegen Sie mal, ob Sie Ihre Arbeit in Zukunft ernster nehmen wollen? Ich kämpfe für eine Zukunft, in der unsere Software human und die Demokratie gesichert ist. Wollen Sie auch dafür kämpfen oder es lieber weiterhin bequem haben? – Dr. Jürgen Schweizer


Leserbrief zu „Von den Schülern geliebt Von den Kollegen gehasst“ von Martina Kix

Ihr Artikel spricht mir aus der Seele und spiegelt in etwa wieder, was ich einst durchgemacht habe. Auch ich wurde von Kollegen gemobbt bis ich keine Lehrerin mehr war. Ich habe meine Schüler lange sehr vermisst und ich vermisse es heute noch zu unterrichten. Wenn ich jetzt manchmal so höre, was in der Schule vor sich geht, dann blutet mir das Herz.  – Petra Malatynski


Leserbrief zu „Land ohne Lächeln“ von Fritz Habekuß und Pieter Hugo im ZEIT Magazin

Die „antik aussehende Statue“ auf S. 29 ist eine Nachbildung der weltberühmten David-Statue von Michelangelo. Haben Sie von der noch nie ein Bild gesehen? – Christian Klarhoefer


Leserbrief zu „Pass auf, Deutschland!” von Giovanni Di Lorenzo

Es gilt zu Fragen, warum Konservativ als Pest ständig hingestellt wird. Die Medien tun so als hätte ein Konservativer die Seuche am Hals. Ich darf erinnern, nur durch konservative Politik haben wir den Wohlstand geliefert bekommen. Die Konservativen sind vielleicht moderner als jede andere Partei. Warum sollte man Traditionen nicht bewahren wollen. In keinem Land auf unseren Planeten wird die Tradition missachtet. Und das ist auch recht so. Trotz Globalisierung. Das Gewese um des Kaisers Bart ist kontraproduktiv und dümmlich. Ihr Autor bringt die Grünen ins Spiel. Angeblich will das auch Frau Merkel. Für mich wäre das die schlechteste Option. Die ist weder modern noch zielführend. Die ist aus ihrer Rolle als Protestpartei nicht wirklich herausgekommen.

Sorry, vertippt. Ich fahre fort: Frau Merkel hat sich von ihrer Partei zu weit fortbewegt. Den Riss hat sie mit zu verantworten.  Das Desaster in der Flüchtlingsfrage war der eigentliche Auslöser. Warum Herr Schultz keinen Boden sieht, ist für mich ein Rätsel. Das die soziale Frage so an den Wähler vorbei geht. Dafür habe ich keine Erklärung. Das einzige was mir dazu einfällt sind die Personen in dieser Partei. Da ist für die Wähler kein Liebling darunter. Herr Oppermann hat kein Ansehen in der Bevölkerung. Der Mann hat sich als Plaudertasche selbst disqualifiziert. Und noch schlimmer: er hat einen Kollegen über die Klinge springen lassen. Und Herr Heil ist kein Typ. Der langweilt nur.  Deutschland mit seinen Medien wird über kurz oder lang sich reformieren müssen. Tut sie das nicht, was anzunehmen ist, wird sie eines Tages abgestraft. – Gunter Knauer


Leserbrief zu “Uromas unterschätztes Herbstfrüchtchen“ von Katharina Menne

Danke für den Beitrag. Beim „Männlein steht im Walde“ hat man wohl falsche Hagebuttensorten ohne schwarzes Käpplein ins Bild gesetzt. Seit meiner Kindheit pflücke ich die frostgereiften Früchtchen bei Waldspaziergängen und sauge sie mit Behagen aus. Die kleinen schlanken Früchte haben mehr Aroma, als die dicken dargestellten Brocken, vermutlich auch mehr Vitamine. – Diether Sieghart


Leserbrief zu „Land ohne Lächeln“ von Fritz Habekuß und Pieter Hugo im ZEIT Magazin

Ja, Herr Habekuß hat es mit seiner Geschichte über den Osten richtig getroffen. Ich bin gelernte DDR – Bürgerin und kann das beurteilen. Es kommt noch dazu, je näher eine Großstadt ist umso besser geht es dem Dorf. Wenn man schnell ins Theater oder Museum kommt, ist es schön wieder in das ruhige Dorfleben abzutauchen. Uns regen Reportagen über den Osten auf wenn z.b. so ein Typ ein paar Tage nach Bautzen fährt und meint, er hat alles erforscht. Eine Jana Hensel brauchen wir auch nicht für uns sprechen lassen. – Liane Hampel


Leserbrief zu „»Das hatte Signalwirkung«“ von Rudi Novotny

Drei Monate Elternzeit, oh! Erlauben Sie mir, dass ich nicht beeindruckt bin. Als Ihre zweite Tochter drei war, gingen Sie in Teilzeit – und die Monate dazwischen? Teilzeit mit 80%, na bravo! Nach Ihrem Montag sind aber noch vier Schul- und Kindergartentage zu bewältigen, ganz zu schweigen von den kleinen Arbeiten des Alltags (nicht die großen, die Chorproben und die Sommerfeste) wie Frühstück machen, auf den Weg bringen, Schulranzen durchschauen, Elternabende, Hausaufgaben… ach, lassen wir das, Sie kennen die Litanei. Wer hat denn diese Arbeiten in Ihrem Haushalt gemacht? Jetzt sagen Sie bloß nicht: Nannys, Haushaltshilfen, Au-pairs. Ich meine: die wirklich kleinen und die absolut alltäglichen Arbeiten.

Und nach viereinhalb Jahren übernimmt dann – wer eigentlich? Interviews wie das mit Ihnen machen mich wütend. Wir alle wissen, dass die Kindererziehung einen Flaschenhals hat (er liegt ungefähr in den ersten 120 Monaten, es können durchaus ein paar mehr sein) und die zwei oder drei Vätermonate wirken angesichts dieser Zahl schon ein bisschen albern. Drei Monate haben Mütter schon locker mit ihrem Mutterschutz für ihre Arbeit ‚verloren‘ (ja, wirklich, Mütter fallen kurz vor, während und kurz nach der Geburt aus – bis auf einige Hochbegabte, die auch im Kreißsaal arbeiten). Gleichheit hieße doch: Für jede Stunde, die die Mutter für die Familie beruflich kürzer tritt, tritt auch der Vater eine Stunde kürzer (und umgekehrt). Dabei lernen beide Arbeitsmanagement und Disziplin und können ihre guten Ausbildungen nutzen. Ach so: Die Karriere ist gefährdet? Tja, bei Müttern leider auch. Wie wäre es denn mit Modellen zu einem Lebensarbeitszeitkonto, das den Flaschenhals zu überbrücken hilft statt auf die Illusion der drei Vätermonate und der viereinhalb 80%-Jahre als „Signalwirkung“ zu vertrauen? Ich bin für die Inklusion der Mütter in den Arbeitsmarkt! – Susanne Hartwig


Leserbrief zu „Das letzte Mittel” von Nicola Kurth und Jan Schweitzer

Die Argumentation, die Pharmaindustrie sei am Einsatz von Methadon nicht interessiert, weil eine Behandlung nur acht bis zwanzig Euro einbrächte, während sich mit einem Krebsmittel 20 000 bis 25 000 Euro verdienen ließen, ist nicht schlüssig. Zwar sind Verträglichkeit und Nebenwirkungen bei einem so alten Medikament bekannt, die Wirksamkeit in der neuen Indikation aber wäre noch nachzuweisen. Es müsste also einen wesentlichen Teil des Zulassungsprozederes durchlaufen (540 Mio. Euro bzw. 2 Mrd. Euro nach Ihren Angaben). Auch wenn für Methadon nur ein Teil dieses Aufwands nötig ist, bleibt ein Riesenbetrag. Methadon würde also – auch für die bisherigen Anwendungen – erheblich teurer, und der Kostenvergleich wäre hinfällig. Nebenbei: Der Patentschutz ist längst abgelaufen, und keines der Unternehmen könnte eine solche Preiserhöhung am Markt durchsetzen. – Werner Toporski


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Wann werden die Leser des ZEIT-Magazins endlich erlöst von dieser narzistischen Selbstinszenierung ? So langsam wird es unerträglich. Null Informationswert … null Relevanz. – Jürgen Hilleke


Leserbrief zu „Pass auf, Deutschland!” von Giovanni Di Lorenzo

Schämt Euch, Ihr Tendenzjournalisten. Noch schnell ein paar Stimmen für Martin herbeischreiben und den Teufel an die Wand malen. Habe seit Jahrzehnten immer wieder gerne Zeit gelesen, aber so kotzt ihr mich an. – Johannes Becker


Leserbrief zu „Keine Kohle!“ von Petra Pinzler

These der Redakteurin: Aus Gründen des Klimaschutzes müsse richtig viel Braunkohle aus der Stromerzeugung verbannt werden. Tatsache ist jedoch: Ein staatlich reglementierter beschleunigter Ausstieg aus der Braunkohle führte zu höheren Treibhausgas-Emissionen. Konsequenz wäre nämlich nicht deren Ersatz durch erneuerbare Energien. Die haben Einspeisevorrang vor allen anderen Energien und gewinnen zusätzliche Marktanteile durch staatliche Förderung. Vielmehr würde mehr Erdgas verstromt. Das müsste aus Russland importiert werden. Die dadurch bei dessen Förderung und auf den langen Transportwegen entstehenden zusätzlichen Emissionen an Methan und an CO2 sind – anders als die CO2-Emissionen aus der Verstromung von Braunkohle – nicht durch das europäische Emissionshandelssystem gedeckelt.

Eine staatlich reglementierte Verdrängung der Braunkohle zur Erfüllung des nationalen Treibhausgas-Minderungsziels von 40 % bis 2020 im Vergleich zu 1990 hätte nur eine Verlagerung der Emissionen innerhalb der EU zur Folge. Die Höhe der Emissionen von Energiewirtschaft und Industrie wird nämlich durch die für diese Sektoren EU-weit gültige Obergrenze bestimmt. Bei einer Betrachtung über die Grenzen der EU hinaus wäre also eine durch administrierte Maßnahmen in der Kohleverstromung erzwungene nationale Zielerfüllung mit Mehremissionen verbunden. Dem Klimaschutz würde ein Bärendienst erwiesen. Sinnvoll wäre stattdessen eine Neujustierung des nationalen Treibhausgas-Minderungsziels mit der Konsequenz einer Begrenzung auf die Sektoren, die nicht dem europäischen Emissionshandelssystem unterliegen. Das sind der Gebäudesektor und der Verkehr. Nationale Maßnahmen sollten sich auf Bereiche richten, die nicht europäisch geregelt sind, statt europäische Regelungen zu unterlaufen. – Dr. Hans-Wilhelm Schiffer


Leserbrief zu „Distanziert euch von den Autokraten!“ von Thorsten Benner und Wolfgang Reinicke

Das könnte euch so passen. Unsere liberale Demokratie hat sein Ende erreicht. Es hat sich gezeigt, das auf Dauer ohne einen Ordnungsrahmen der Gesellschaftsrahmen große Baustellen hinterlassen hat. Wo kommen wir hin, wenn jetzt auch noch die großen Unternehmen dafür missbraucht werden sollen. Das läuft darauf hinaus, daß die freie Marktwirtschaft politisch korrumpiert werden soll. Was sind das denn für Wissenschaftlicher.? Nein, mit unserer Demokratie wird das noch ein schlimmes Ende nehmen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Herr Minister muss leider gleich weiter“ von Thomas Fischer

Herr Fischer würdigt in seiner „Würdigung“ der Arbeit von Heiko Maas nur das, was Herr Fischer selbst kann: das Strafrecht. Es wäre leserfreundlich gewesen, nicht erst im drittletzten Absatz deutlich zu machen, worum es dem Autor eigentlich geht (was der Leser freilich schon ahnte): Strafrechtspolitik. So hält der Artikel nicht, was er verspricht. Die Tätigkeit des Justizministers besteht aus mehr als nur dem Strafrecht, auch wenn Herr Fischer sich für andere Bereiche nicht interessiert. Mehr als Expertenkritik ist das nicht. Ist das Justiz-Ressort der ZEIT der richtige Ort dafür? – Sarah Wilkens


Leserbrief zu „Keine Kohle!“ von Petra Pinzler

der ruf nach einer radikalen energiewende ist völlig verfehlt, da die wende schon längst beendet ist. dies belegen die zahlen für die installierte leistung zur stromerzeugung in deutschland: es stehen bundesweit beinahe 100.000 mw kraftwerksleistung bei den „konservativen“ energien (kohle, uran, gas…) ebenso wie bei den alternativen (sonne, wind, wasser…) zur verfügung. dabei benötigen wir maximal 80.000 mw,  d.h. wir haben weitere ca. 120.000 mw zur verfügung. jedes zusätzliche  neue sonnen- oder windkraftwerk kann gar nicht mehr eingesetzt werden. die abkehr von der kohle ist unmöglich, da nur wenige mw an  alternativer leistung zur verfügung stehen, wenn die sonne nicht scheint  und der wind nicht bläst. dann benötigen wir dringend kohle- oder  kernkraftwerke. im übrigen ist auch der einsatz von gaskraftwerken keine  lösung, da auch diese co2 freisetzen und die vorräte endlich sind. wie  lange hält also diese unrealistische forderung nach einer „radikalen  energiewende“ und dem ausstieg aus der kohle noch an? – Dr. Helmut Kiendl


Leserbrief zu „Ich bin aufgewühlt, enttäuscht und wütend” von Stephan Lebert

Ihr seid die ZEIT und diese „Interviews“ stehen im Wirtschaftsteil, oder?…Laecherlich!‎!! – Heike Mertens


Leserbrief zu „Sangerhausen“ von Christoph Dieckmann

Haben Sie schon mal Kuchen gebacken? Stachelbeer gibt’s entweder mit Baiser oder mit Eierschecke, Letzteres eine thüringische Spezialität, die es offenbar bis nach Sachsen-Anhalt  geschafft hat. Der Eierstich gehört in die Suppe. Das weiß sogar ich als Abubü. – Cordula Orphal


Leserbrief zu „Von den Schülern geliebt Von den Kollegen gehasst“ von Martina Kix

In 2 aufeinander folgenden ZEIT-Ausgaben wird mal wieder die eigentlich sehr erkenntnisreiche Hattie-Studie zitiert, aber in einen sehr unglücklichen, weil wenig hilfreichen Zusammenhang gestellt. Ja! Die Persönlichkeit des Lehrers sowie die persönliche Beziehung zwischen Schülern und Lehrern sind entscheidend für den Lernerfolg. So weit, so gut und richtig! Dieser wertvollen Aussage wird LEIDER immer wieder eine konterkarierende und mir rätselhafte Behauptung voran bzw. gegenüber gestellt. So heißt es in der Zeit vom 21.9.: “Weder Geld noch Klassengröße entscheiden über den Lernzuwachs einzelner Schüler. Es kommt fast ausschließlich auf den Lehrer an.”  Schon am 14.9. war zu lesen:  “Nicht die Ausstattung einer Schule oder die Größe der Klassen bestimmen, was Schüler lernen.” Solche Studienergebnisse kommen natürlich wie gerufen, wenn Einsparungen im Bildungssystem gerechtfertigt werden sollen, aber was sollen wir Lehrer daraus schließen?

Es ist also “nur” eine Frage des guten Willens der Lehrer bzw. ihrer naturgegebenen Persönlichkeit, ob sie persönliche, motivierende, individuelle Beziehungen zu 15, 20 oder 30 nach Aufmerksamkeit verlangenden Schülern pro Klasse aufbauen und pflegen?   Beziehung hat also tatsächlich nichts mit Zeit und Lernerfolg nichts mit Ausstattung zu tun? Räume, in denen Brandschutz vor Schallschutz geht, wo Schüler nicht ekelfrei die Toiletten benutzen können, alles zweitrangig?? Bilden wir uns die Bedeutung der Klassengröße nur ein? Oder hat jemand Studien so konstruiert, dass diese Ergebnisse rauskommen?  Bei einem Lehrervortrag vor hoch motivierten Schülern mag das ja stimmen, aber das ist nicht die Realität. Gerade die ZEIT, die sich doch sonst für Bildung stark macht, sollte sich nicht vor diesen Karren spannen lassen. Mich macht es wütend. – Barbara Rogge


Leserbrief zu „Von den Schülern geliebt Von den Kollegen gehasst“ von Martina Kix

Als Lehrperson misst man sich intellektuell das ganze Berufsleben lang nur mit den auszubildenden Jugendlichen. Einige tun sich dann schwer mit Kollegen, die mehr können. Mir ist das als berufs- und lebenserfahrener Quereinsteiger selbst widerfahren. Einige Kollegen hatten vielleicht Angst, dass ihre offensichtlichen Mankos, wie beispielsweise die fehlende Praxiserfahrungen, durch mich aufgedeckt würden. – Martin Novotny


Leserbrief zu „Pass auf, Deutschland!” von Giovanni Di Lorenzo

Wenn Herr Di Lorenzo schreibt „Pass auf, Deutschland! Rechtsradikale im Bundestag,…“, dann springt Herr Di Lorenzo nicht nur zu kurz, sondern insbesondere daneben. Richtiger wäre die Überschrift „Passt auf, Ihr Eliten, Euch droht der Putsch !“

  1. Von der AfD geht nicht vorrangig eine Gefahr für Demokratie aus. Sie wäre ggf. unter der Aufsicht von mindestens einem der zahlreichen Verfassungsschutzorganisationen, was aber nicht der Fall ist. Die innerparteilichen demokratischen Defizite sind in der AfD nicht so ausgefeilt kaschiert wie in den etablierten Parteien. Es gibt keine Partei, deren innerparteiliche Demokratie nicht durch Netzwerke ausgehebelt wäre und deren Struktur nicht zu einer Negativauslese in Bezug auf Bildung, Qualifikation und Charakter führen würde. Exemplarisch kann man in Ihrer aktuellen Ausgabe über die dürftigen Qualitäten des noch amtierenden Bundesjustizministers in dem Artikel „Herr Minister muss leider gleich weiter“ nachlesen. Über den aktuellen Aussenminister würde man mit höchster Wahrscheinlichkeit eine ähnliche Expertise lesen können, sollte mal ein gebildeter Insider eine solche anfertigen. Die Qualität der zukünftigen Minister wird nicht anders ausfallen, unabhängig davon, welche Partei an die Regierung kommt. Dieser Umstand ist einfach den innerparteilichen Demokratiedefiziten der Parteien geschuldet. Eine skrupellose und anpassungsfähige Person, die ihre Energie und Zeit nicht in Bildung und Studium, sondern in Netzwerke und Parteiarbeit investiert, wird sich gegenüber einem fleissigen und gebildeten Akademiker stets durchsetzen. In den Neugründungen setzen sich die Erwerbslosen, vielleicht noch höhere Beamte durch, weil sie die meiste Zeit, ggf. den notwendigen Erwerbsdruck haben. Ein Blick in die AfD-NRW ist da recht aufschlussreich. Aber auch bei den Piraten sieht es vergleichbar aus.
  2. Die AfD setzt sich nicht nur aus Rechtsradikalen und Reaktionären, sondern zu mindestens 50 Prozent, also mehrheitlich, aus Opportunisten ( Petry, Pretzell, Meuthen, Weidel, pp. ) zusammen. Die Wählerschaft selber dürfte kaum im nennenswerten Umfang schwerpunktmäßig rechtsradikal sein. Das wäre ggf. schon deutlich früher und unter Begleitung einer deutlich höheren Gewaltquote aufgefallen. Die AfD ist vorrangig eliten-feindlich. Das erklärt auch am ehesten den Hass von etablierten Politikern und Medien gegen die AfD.
  3. Der Hass im Volk gegen Politiker, Parteien und auch Medien ist als Poltik(er)verdrossenheit seit Jahrzehnten durch Umfragen, Nichtbeteiligung an Wahlen und Protestwählerschaft bekannt. Die rückläufigen Auflagen bezüglich der Leitmedien und die rückläufigen Einschaltquoten bezüglich der öffentlich-rechtlichen Sender ist gemeinhin bekannt. Ebenfalls ist bekannt, dass sich die Einschaltquoten und Auflagen konform zur Demografie entwickeln. Dass jetzt die AfD, Pegida, pp. „Lügenpresse [ halt die Fresse ]“ oder „Hau ab Merkel“ oder „Hau ab Maas“ rufen, ist lediglich eine neue Stufe der Eskalation. Im Westen erfolgt die Kommunikation noch zivilisierter, aber das sollte nicht zur Fehlinterpretation verleiten, dass der Hass weniger ausgeprägt wäre. Die Wahl- und Konsumverhalten und die Umfrageergebnisse weisen eine eindeutige Entwicklung auf. Die AfD kanalisiert den Hass auf die Elite und spitzt diesen zu.
  4. Ich glaube auch, dass der Hass auf die bisherige Elite zugunsten der AfD zunehmen wird. Die Vorbehalte gegen die Zuwanderung stellt schon jetzt eine Zäsur im Verhältnis der urbanen Bevölkerung zur rot-grünen Ideologie dar.

Der Meinungsumschwung von der Welcome-Gefühlsduselei hin zur Zuwanderungskritik ist eine Zäsur. Vor zwei Jahren wäre wohl niemand auf die Idee gekommen, dass sog. Entfremdung zum Meinungsumschwung führen würde. Erstaunlicherweise ist das links-grüne urbane Milieu besonders empfänglich. Der Wählerschwund bei SPD-Grüne spricht Bände. Der Begeisterung für Multi-Kulti rauscht dahin und das Entfremdungsgefühl tritt an ihre Stelle. Es soll hier lediglich angemerkt werden, dass ich persönlich von derartigen Gefühlschwankungen gar nichts halte. Verantwortung übernimmt man mit dem Verstand und nicht mit dem Bauch. Ich frage mich einfach nur: Was soll diese ganze urbane Gefühlsduselei, diese Infantilität ?! Die infantile Begeisterung für Anti-Kernkraft- / Klimaschutz- / Welcome- / Diesel- / E-Auto- / Gender- Hysterie verstehe ich auch nicht. Sie ist völlig irrational. Die meisten politischen Entscheidungen sind auf diesen Feldern ebenso irrational, unausgegoren und völlig unverhältnismässig. Die infantile urbane Begeisterung wird auch hier rapide nachlassen und mittelfristig einer scharfen Kritik unterzogen werden. Die Frage der Verhältnismässigkeit wird aufkommen, wenn die Produktivitätssteigerungen und Wirtschaftswachstum ausbleiben und die Folgekosten nicht kompensiert werden können. Die Skepsis wird sich in der Folge gegen die Parteien und Medien, die diesen Hype jeweils erzeugt haben, richten. Vermutlich mit der gleichen emotionalen Intensität wie jetzt die Entfremdung.

  1. Die Frage ist m.E. noch, ob gerade im urbanen Bereich die Emotionalität für rot-grüne-Themen grundlegend in Hass gegen diese Themen umschlagen könnte. Die AfD könnte dann tatsächlich Volkspartei werden und die heutigen Eliten dürften dann der Vergangenheit angehören. Wenn man sich das Ergebnis der tiefenanalytischen Umfrage des Rheingold-Instituts vom 4. September 2017 anschaut, dann ist eine derartige Entwicklung nicht auszuschließen:

https://www.rheingold-marktforschung.de/veroeffentlichungen/artikel/Gebremste_Wut_der_Waehler_-_Eigenstudie_zur_Bundestagswahl_2017.html  „• Das Misstrauen gegenüber Politikern wächst rasant. Der Wahlkampf wird als Ablenkungsmanöver empfunden, um den wahren Problemen auszuweichen. • Deutschland wird trotz des Wohlstandes als verwahrlostes Land mit maroden Schulen, No-Go-Areas, sozialer Ungerechtigkeit und Geheim-Absprachen zwischen Politik und Industrie gesehen. • Zwar sind viele Wähler unzufrieden mit Angela Merkel (CDU), scheuen aber Veränderung aus Angst vor Instabilität.  • In der Wahlkabine werden sich die Wähler mit der Schönfärberei der Politiker arrangieren, sie schwanken zwischen halbherzigen Treue-Bekenntnissen zu Angela Merkel und kompensatorischen Korrektur-Versuchen. • Die Grünen haben es schwer. Die Wähler verbinden mit ihnen „Dinkel und Dünkel“ und finden das Thema Umwelt nicht so wichtig. • Die AfD wird als Sprachrohr der Bevölkerung erlebt, es fehlt ihr aber eine berechenbare Leitfigur. • Dieses Problem hat auch die LINKE, die aber ansonsten klar konturiert wirkt.“

Die Studie bestätigt auch die Analyse von Di Lorenzo, dass das drängendste Thema, das Flüchtlingsthema aus der Sicht der Befragten ausgeklammert ist und dass der Wähler mit der Polarisierung, ein Nazi zu sein, weil man einerseits nicht überfremdet werden möchte, oder ein Gutmensch zu sein, weil man andererseits auch gerne hilft, nicht einverstanden ist.

Die Studie spricht davon, dass trotz des hassvollen Volkszorns die AfD nicht gewählt würde, um den Laden noch zusammen zu halten:

Der hassvolle Volkszorn macht den Wählern Angst, dass in Deutschland alles auseinanderfliegen kann. Diese Angst aktiviert bei vielen eine Selbst-Bremsung. Sie verpflichten sich stillzuhalten, die Verhältnisse nicht grundsätzlich in Frage zu stellen. ‚Nur nicht dran rühren‘ lautet die insgeheime Devise: Mutter Merkel darf auf keinen Fall verprellt und abgewählt werden, denn sie ist die Einzige, die die wölfischen Despoten – Erdogan, Putin oder Trump – zur Räson bringen kann. Zudem ist Deutschland ja trotz aller Mängel immer noch das sicherste und erfolgreichste Land der Welt.“  „Die AfD soll sicherstellen, dass Merkel die Tür nicht wieder für die Fremden öffnet und die deutschen Werte verrät. Die AfD wird oft als Arbeiterpartei erlebt, als Sprachrohr der Bevölkerung: „Die artikulieren etwas ohne Aber.“ Ihre Vertreter beziehen als einzige Stellung, und „sie sind für Volksentscheide“. Die AfD verspricht die Befreiung von den Fremden und dem Befremden im eigenen Land – durch rigide Abschottung, nationalen Egoismus und eine Rolle rückwärts in die Beschaulichkeit der alten Bundesrepublik: „Die ändern was. Denn die sind gegen Frauenquote, Flüchtlinge und Homo-Ehe.“ Erst einmal sollen alle Deutschen einen Arbeits-oder Kindergartenplatz bekommen. Trotz ihrer radikalen Standpunkte im Osten gilt die AfD nicht als eine rechtsradikale Partei wie etwa die NPD. Die AfD kanalisiert zwar das Wüten der Wähler, aber ihr fehlt eine berechenbare Leitfigur. Es war daher aus Sicht der AfD ein Fehler, Frauke Petry auszubooten. Die beschriebene Selbstbremsung der Wähler führt auch dazu, dass die AfD allenfalls die drittstärkste Partei werden wird.“

Die Warnung von Di Lorenzo müsste also richtigerweise lauten: „Passt auf, Ihr Eliten !“ In Hinblick auf das deutsche Volk bleibt die Frage, ob die nächste Elite besser wird. Zweifel sind angebracht, aber nicht zur Entlastung der aktuellen Elite. Diese wird auch rückwirkend eine Katastrophe bleiben. Das gilt auch in Hinblick auf die schreibende Zunft. Es ist zwar schön, dass ich die Zeit verbessert. Aber in Hinblick auf die Tageszeitungen fallen die deutschen Produkte weit hinter die der schweizerischen zurück. – Reinhard Wilhelm


Leserbrief zu „Herr Minister muss leider gleich weiter“ von Thomas Fischer

Abgesehen von einer Jugendsünde (August 1975 an den Spiegel, nicht veröff.) schreibe ich Leserbriefe nur ab und an für die hiesige Lokalzeitung (Die Glocke), wenn es kommunalpolitisch denn zu sehr faktenfremd und lobbyzugetan wird, aber Thomas Fischers Bilanz der vierjährigen Amtszeit des Ministers Heiko Maas zeigt derartig überzeugend zugleich und bestürzend, zudem noch als stilistischer Genuss, wie weit politische Gestaltung sich in inhaltsleichtem Aktionsmus verirrt hat, dass ich nicht anders kann, als leserbrieflich mein Kompliment zu machen. – Dr. Bernward Fahlbusch


Leserbrief zu „Pass auf, Deutschland!” von Giovanni Di Lorenzo

Sie haben für den Durchschnitts-Leser zu viel geschrieben. Wahlen sind m.E. überflüssig. Wir brauchen eine andere Demokratie. Unsere Demokratie ermöglicht die grenzenlose (!) freie Entfaltung von Egoismus und Habsucht, was jeder mehr oder weniger in sich trägt. Maßloser Konsum und maßlose Mobilität haben übermächtige Konzerne und Banken erschaffen, die folgerichtig die Politik in den wesentlichen Bereichen steuern müssen. Wir brauchen eine Regierung, die den Forderungen eines Ethik-Öko-Gremiums folgen muss, deren Mitglieder jährlich neu gewählt bzw. wiedergewählt werden. Gremium-Mitglieder, die nachweislich unabhängig von der Wirtschaft und Politik sind sowie freiwillig einen umweltverträglichen und sozialverträglichen Lebensstil haben. – Volker Freiesleben


Leserbrief zu „Eine blendende Analyse“ von Elisabeth Raether

In Zukunft werde ich Beiträge von Elisabeth Raether meiden. Immer wenn es in Ihren Artikeln um Frauen geht, bedienen Sie sich zahlreich an rhetorischen Figuren, um auf die scheinbare Benachteiligung der Frau hinzudeuten. Zwar behaupten Sie, Clinton sei nicht aufgrund ihres Geschlechts gescheitert, dennoch geht es in dem Text immer wieder darum, welche Nachteile Frauen haben.. Beispielsweise nachts Angst im Park zu haben. Haben Männer etwa keine Angst auf ihrem Heimweg durch den Park? Natürlich sind Frauen von Natur aus das schwache Geschlecht, aber darauf haben wir keinen Einfluss. Die Gleichstellung von Mann und Frau ist ein langwieriger Prozess und kann nicht, so wie Sie es gerne hätten, von jetzt auf gleich erfolgreich. – Adam Vuckic


Leserbrief zu „Habe Geld, suche Einfluss „ von Ulrich Ladurner und Steffen Richter

Auch das ist ein Ergebnis merkelscher Austeritätspolitik. Erst wird Griechenland gezwungen Tafelsilber zu verschleudern – denn was sind schon 280 Millionen Euro Erlös gegenüber 328 Milliarden Schulden – und dann in die Hände dubioser Investoren getrieben die im Zweifel bestimmt nicht die Interessen und Werte der EU vertreten. Dass dieses Spiel vor allem in einigen osteuropäischen Staaten durchschaut wird liegt auf der Hand und dass diese sich andere Optionen offen halten wollen ist nur legitim. Eine integrative Europa – Politik sieht anders aus. – Rüdiger Weigel


Leserbrief zu „Scham-Rot-Gold“ von Mariam Lau und Paul Middelhoff

„Rund die Hälfte der …Abgeordneten gehört zum rechten Flügel der Partei“ Ist das nicht immer so? Die Mitte ist in der Mitte, weil rechts und links von ihr gleich viel ist. Sonst ist die Mitte nicht in der Mitte. Auf dem Dachfirst gegenüber sitzen 10 Vögel. Fünf davon sitzen links von der Mitte und die anderen Fünf sitzen rechts von der Mitte. Wer hätte das gedacht? – Hans-Ulrich Wagner


Leserbrief zu „Herr Minister muss leider gleich weiter“ von Thomas Fischer

Wöchentlich wandert mein Blick auf die Rubrik „Recht & Unrecht“. Wenn ich dort den Namen Thomas Fischer lese, so freue ich mich auf die stets lesenswerte Kolumne des Bundesrichters a. D. Versucht sich indessen ein Redakteur der ZEIT in dieser Rubrik, kann ich die Zeitung getrost beiseite legen. Dann wird wieder ein Strafurteil aufgearbeitet: „Wie konnte zum Tod von XY kommen?“, „Warum sahen alle weg?“. Die ZEIT-Redaktion setzt offensichtlich Recht mit Strafrecht gleich. Dabei gibt es genügend andere Themen mit rechtlichen Einschlag, die eine Befassung verdienen.

Mein Vorschlag daher: Überlassen Sie Herrn Fischer gleich die Rubrik und ersparen Sie den Lesern die langatmigen Ausführungen ihrer Redakteure zur (mutmaßlichen) Opfer- und Täterpsyche in Strafprozessen, die mit Recht und Unrecht sehr wenig zu tun haben! Es ist verwunderlich, dass in Ihrer Zeitung politische und wirtschaftliche Themen gut recherchiert sind und einen hohen inhaltlichen Anspruch haben, während juristische stiefmütterlich behandelt werden und einen wissenschaftlichen Tiefgang insgesamt vermissen lassen. – Carsten Schier


Leserbrief zu „Die Durften Nicht Fliegen“ von Claas Tatje

Das Interview von Tatje mit einem anonymen Piloten war wichtig. Passt zeitlich auch wunderbar wg. den aktuellen Vorkommnissen bei diesem bekannten irischen Flieger bei denen die Piloten wegrennen wie die Lemmingen. Dieser Fluggesellschaft sucht nun Piloten in Südamerika, weil Piloten in Europa wohl zu teuer seien. So ähnlich wie etwa in Vietnam oder sonstwo Pflegekräfte für unsere Senioreneinrichtungen geholt werden. Angeblich weil der Markt in Deutschland leergefegt sei. Und dann fragt Tatje:  Noch einmal: das ist weiterhin ein sehr hohes Gehalt aus fernen Zeiten der Monopole. Aber Herr Tatje! Was wollen sie denn? Anständige Gehälter sind das A und O einer flüssig laufenden Volkswirtschaft. Frei nach Henry Ford: „Autos kaufen keine Autos“.

Überall, überall wird versucht, Lohnkosten zu senken. In der Pflegewirtschaft führt so etwas zum Abkehr von diesem an sich schönen und ehrenwerten Beruf (kein Wunder, dass der Markt „leergefegt“ ist), und Piloten sollen ihrer Verantwortung und ihren fachlichen Anforderungen entsprechendes Gehalt beziehen. Punkt.  Branchentarifverträgen sind gut. Sehr gut sogar. Das wird allmählich wiederentdeckt! Weil es ein Instrument ist, einen Wettbewerbswettlauf über Lohnkosten zu verhindern. Das führt auf Dauer nur in die Deflation. Kostenwettbewerb über bessere Verfahren und derlei sind völlig in Ordnung. Nicht aber über Personalkosten. Das Gleiche gilt auch für das Thema Flexibilisierung der Arbeit. En Masse umgesetzt sorgt das für Planungsunsicherheiten und z.B. Familiengründungen (die mit Anschaffungen verbunden sind, Konjunkturimpulse eben!) werden auf die lange Bank geschoben.  Fazit: der Arbeitsmarkt ist etwas ganz anderes als der „Gütermarkt“. Das hat nichts mit Monopole zu tun. Im Gegenteil. *Bestimmte* Monopole sind wichtig.

Ich zitiere aus dem Werk des ehemaligen Wirtschafts-Sachverständigen der Bundesregierung, Wolfgang Stützel: Freilich schützt dieses Angebotspreiskartell der Arbeitnehmer automatisch auch die Unternehmer davor, ihrerseits in den Teufelskreis einer auch für sie unangenehmen Rationalitätenfalle zu geraten. Das gewerkschaftliche Angebotspreiskartell befreit die Unternehmer von dem Marktzwang, ihrerseits in ihrem Konkurrenzkampf gegeneinander zur Waffe eines unmenschlich harten Drucks auf die Stundenlohnsätze greifen zu müssen. Hätten ja auch nur einige Unternehmer Zugang zu dieser Waffe, so müßten die anderen, um zu überleben, zur selben Waffe greifen. Genau das aber bleibt ihnen dank des gewerkschaftlichen Arbeitsangebots—Preiskartells erspart. (Marktpreis und Menschenwürde, 1981) – Rob Maris


Leserbrief zu “Maschmeyers neuer Fan“ von Christian Fuchs et al.

Eine zweiseitige Lobeshymne mit Interview und Ehrerbietung für einen Mann, der sich mit zwielichtigen Methoden auf Kosten von Drückerbanden und zu Lasten vieler vertrauensvollen Kunden ein Vermögen zusammengerafft hat, ist schon mehr als zweideutig.  Wahrscheinlich kennen Sie seine Methoden nicht, wie er zu seinem Reichtum gekommen ist:  Die AWD schaltete Jobangebote für die kostenlose Ausbildung zum Versicherungs- und Vermögensberater, Schulabschlüsse, Qualifikation, Alter und Geschlecht spielten alles keine Rolle. Hauptsache die Maße an Bewerbern war ausschlaggebend und wurden zur Präsentation der Aufgabe eingeladen. Die Ausbildung dauerte nur wenige Stunden mit Filmvorführungen, Folien und Grafiken, die einen Verdienst vorgaukelten, der einem Akademiker gereicht hätte.

Keiner der Anwesenden wollte sich eine solche Gelegenheit entgehen lassen. Und dann kam die Frage, was man wohl hätte für eine solche Einführung bezahlen müssen, die der AWD den Bewerbern und künftigen „Freien Mitarbeitern“ kostenlos hat angedeihen lassen? „Ja, also da hätte man sicherlich bei anderen Firmen eine Gebühr bezahlen müssen“, war die einhellige Meinung. Aber die AWD war ja großzügig und meinte, man solle mal Verwandte, Freunde und Bekannte aufschreiben (dafür lag ein besonderer Vordruck auf dem Pult) die eventuell von den Angeboten, die man vorgestellt hatte, profitieren könnten. Und schon hatte man seinen Kundenkreis mit einfachen Mitteln erweitert. Entweder warben die neuen „Mitarbeiter“ ihren Bekannten- und Freundeskreis selber, dann bekamen sie einen Anteil von den Versicherungs- und Bankenprämien, oder sie überließen es einem ranghöheren Angestellten der AWD die Kundenbesuche und Abschlüsse.

Die Rangordnung war militärisch ausgerichtet: Rekrut, Gefreiter, Feldwebel, Leutnant, Oberts, General (Maschmeyer) und die Verteilung der Prämien wurde nach einem besonderen Schlüssel vorgenommen – der General bekam von JEDEM Abschluss einen Prozentsatz. Das ist die Kurzform des AWD Schneeballsystems.

Ich erinnere mich noch an einen Vorgang nach der Wende bei einem Bauträger, der Wohnungen im Osten sanierte und als Eigentumswohnungen verkaufen wollte. Ein Geschäft an dem die AWD im großen Stil beteiligt war, als Vermögensbildung für kleine und große Investoren. Er kam mit seinem Privatflugzeug und einem Tross von Sekretärinnen und „Unteroffizieren“, wie ein König mit seinem Hofstaat, und erwartete von dem Bauherrn auch so empfangen zu werden. Ich fühlte mich zum Statisten degradiert oder verschwand so schnell um meine Countenance nicht zu verlieren. Und so einem Menschen gibt man eine Plattform um sich weiterhin als „König in der Höhle der Löwen“ darzustellen. In dieser Sendung geht es letztlich nicht um Start-ups zu unterstützen, sondern Start-ups zu finden, mit denen sie mit ihren Investitionen viel Geld auf Kosten der willigen und risikofreudigen Gründer machen können.

Es ist schon erstaunlich wie man dieser Person und seiner, in die Jahre gekommenen Schauspielerin, Ehefrau eine solche Bühne in Ihrer Zeitung kostenlos bietet und mit schmeichelhaften Inhalten hofiert. Bedauerlich nur, dass ich auch noch mit meinem ABO-Geld dafür bezahlt habe. Ich denke mal diesen Artikel über Maschmeyer, Ferres und Co. hat sich sicherlich niemand gewünscht. Klatsch und Tratsch ist etwas für BILD, Bunte, Grünes Blatt, etc. aber nicht für eine (nach eigenen Ansprüchen geltende) seriöse Zeitschrift. Was ich aber in der letzten Zeit an Inhalten entdecken musste, macht diese Einschätzung bedenklich. Vielleicht wäre es gut mal das Ohr am Bürger, Abonnenten, Kunden zu haben. – Peter B. Sanden


Leserbrief zu „Armer Hund!“ von Björn Stephan

Ich habe mich wirklich sehr gefreut, dass mal ein Artikel über dieses heiße Thema in der „Zeit“ erscheint – leider leider bin ich maßlos enttäuscht über die miserable Qualität Ihrer Recherche. Sie haben in Ihrem Artikel Dinge vermischt, die null und nichts miteinander zu tun haben und Dinge über eine Kamm geschoren, die völlig verschieden sind. Richtig ist, dass es ein massives Problem mit der Gesundheit vieler Hunderassen gibt – und dass dies viel mehr gesetzlich reglementiert werden müsste. Dies kommt von einseitiger Zuchtauswahl auf phänotypische Merkmale, die durch die Genlokalität oft mit Anderen – für den Züchter erstmal unsichtbaren – Eigenschaften verbunden sind (wie zB mit bestimmten Krankheiten wie Taubheit oder Augenprobleme, auf die ja kein Züchter bewusst selektiert). Dazu kommen dann noch die von Ihnen so in den Vordergrund gestellten Rassen, deren Schönheitsideal schon in seiner anatomischen Beschaffenheit Gesundheitsprobleme provoziert. Dies ist nur bei einem relativ geringen Teil der Rassen der Fall – das viel größere Problem liegt in der Rassezucht auf ein bestimmtes festgelegtes Äußeres als solches. Hundezüchter haben in den allermeisten Fällen keinerlei Ahnung von Vererbung & Genetik, sie beurteilen die Qualität ihrer Zuchthunde daran, wie sie auf Ausstellungen bewertet werden – äußerlich – und hier liegt das eigentlich Hauptproblem, welches in Ihrem Artikel leider nicht ein einziges Mal erwähnt wird:

Der VDH ist der Hauptschuldige und Initiator des ganzen Schlamassels – der VDH richtet diese unsehligen Ausstellungen aus, auf denen den Leute erzählt wird, der eine Hund ist gut, der andere nicht – auf der Basis von rein subjektiven Kriterien. Voher soll denn der Hundekäuferlaie wissen, dass ein „Champion“ eben tatsächlich nur bedeutet, dass der Hund ein völlig fiktives Schönheitsideal zufällig trifft – oft genug entscheidet sogar noch mehr die perfekte Vorführung (was auch die Kleidung des Vorführers – bei Frauen sind zB kurze Röcke sehr vorteilhaft – beinhaltet!!!!) darüber, ob ein Hund auf Ausstellungen vorne steht oder eben nicht. Und ja, das Ganze hat einen sehr großen monitären Hintergrund, wie das meist bei Übeln der fall ist. Dieses kranke System der Bewertung ist das Übel und nicht dieser Mulm, den sie da über Liebe schreiben. Liest man Ihren Artikel, könnte man meinen,  Hunde, die mit Stachelhalbändern gedrillt werden (findet man auch heute in der „richtigen Szene“ ohne weiteres) sind die Glücklicheren, weil man mit denen, wie mit Tieren umgeht.

Ihre Artikel behauptet, Hunde würden wie Menschen behandelt und damit gequält  – in der darauf folgenden Aufzählung schreiben Sie: „trägt ihn auf dem Arm oder in der Tasche (bei genügen Rassehunden ist das aus Größengründen schon nicht möglich)..was für eine sinnlose und schwachsinnige Verallgemeinerung, davon abgesehen, dass sicher kaum ein Kleinhund ein wirkliches Problem damit hat, mal getragen zu werden. Weiter schreiben Sie…“er kauft ihm Biofleisch  und Frischfleisch vom Schlachter“…was ist daran jetzt genau schlecht und was vermenschlicht? Ist es menschlich, dass auch ein Hund etwas zu sich nehmen muss???? Ja, das muss auch tatsächlich jeder Mischling mit normallanger Schnauze tun, um zu überleben und wenn man als Halter, gerne eine nachhaltigere und tiergerechtere Nutztierhaltung unterstützen möchte und den klimaaschädlichen Sojaimport aus Lateinamerika genausowenig wie die Ausbringung von krebserregendem Glyphosat unterstützen will, ja tatsächlich, dann kauft man eben UU Bioprodukte.Bei der Motivation Bioprodukte vorzuziehen (weil sie nachhaltiger sind ) ist doch vollkommen unerheblich, was man dann damit macht! Ähnlich sinnfrei, Ihre Aburteilung von „Fleisch vom Schlachter“, die Sie auch direkt hinter „dass er ihn damit quält“ auflisten. Was ist daran jetzt genau schlecht und tierquälerisch??? Hunde sind nunmal Fleischfresser und Fleisch die gesündeste Ernährungsweise. Schlachtabfälle können so prima verwertet werden, ohne sie noch aufwendig und mit Energieaufwand weiter zu transortieren bzw. weiter zu verarbeiten (oft genug dann zu Instant-Tiernahrung) .  Natürlich finden Sie in Ihrem Artikel auch weiterverarbeitetes Futter „schlecht“ – was genau sollen denn Hunde Ihrer Meinung nach zu sich nehmen?

Falls Ihnen in Ihrer Pauschalisierungswut mal aufgefallen ist, verkauft Fressnapf auch Hundefutter und es gibt tatsächlich Leute (wie mich), die bei Fressnapf einkaufen und noch nie sowas wie Hundepralinenen oder Hundekleidung gekauft haben, sondern schlicht und einfach dort von zeit zu Zeit ihr Hundefutter erwerben. Meine Familie hatte schon vor meiner Geburt Hunde (meinen ersten Eigenen hab ich mit 6 bekommen und habe mit mittlerweile mit fast 40 immernoch zwei Hunde) – weder meine Eltern noch ich haben jemals Hundebier, Hundepediküre, Hundeyoga, Hundefiseur, Hundekita, (…und den ganzen anderen Quatsch, den Sie da aufzählen) in Anspruch genommen – und das gilt für die absolute Mehrheit der Hundehalter!!!

Insgesamt stellt ihr Artikel die Auswüchse der VDH Rassehundezucht und von einigen verrückten alten Frauen als Pauschalisierung von Hundehaltung dar und vergisst dabei die durchschnittliche Realität: die meisten Menschen kaufen sich nähmlich keine Hunde, um damit ihr Ego mit Ausstellungstiteln aufzupolieren, noch um sie zum buchautor zu machen. Sie kriegen nur vom VDH und deren Züchtern eingetrichtert, dass Mischlinge immer total krank seien und überhaupt immer aus polnischen Hinterhofzuchten kommen würden – sowas kann man natürlich nicht unterstützen, wenn man einen Sinn für sozialen Status hat und kauft deshalb einen Rassehund. Die probleme, die man damit bekommen kann, erzählt einem natürlich weder VDH noch Züchter, die ja beide damit Geld verdienen.

Auch Ihre Behauptung, dass Hunde keine Liebe/Zuneigung empfinden/zeigen können, ist, sowohl empirisch als auch wissenschaftlich betrachtet, schlicht falsch. Hunde besitzen eine eindeutige Körpersprache, mit der sie sowohl gegenüber Artgenossen als auch gegenüber Menschen Zuneigung mitteilen können.  Es gibt mittlerweile jede Menge wissenschaftlicher Studien, die sich mit der Gefühlwelt von Tieren (nicht nur Hunden) beschäftigen und deren Existenz zweifgelsfrei nachgewiesen haben – vor diesem Hintergrund zu behaupten, dies wären rein menschliche Gefühle, zeugt von keinerlei Recherche und einem Allgemeinwissen aus dem vorletzten Jahrhundert. Hätten sie sich ansatzweise mit Recherche beschäftigt, dann wäre Ihnen vielleicht auch mehr Sinnvolles zum „Gebrauch“ bzw. „Gebrauchgtwerden“ von Hunden eingefallen – Tatsachen, wie etwas jene, dass Hundehalter in unseren entfremdeten gesellschaften erwiesener Maßen glücklicher, stabiler und sogar langlebiger sind ( http://www.presseportal.de/pm/32294/1763497 ) hätten Ihnen zB einen Hinweis in die richtige Richtung geben können.

Und nein, es geht dabei nicht um Vermenschlichung – die wäre davon abgesehen auch mit jedem Mischling möglich und hat somit null und nichts mit dem Thema des Artikels (Rassehundezucht) zu tun. Dass, was Sie „Vermenschlichung“ nennen, gab es nebenbei bemerkt schon immer – lange lange vor der Rassehundezucht im heutigen Sinne (nach Rassestandard): schon auf frühmittelalterlichen Bildern können Sie Hunde finden, die schlafend am Fußende ihres Herrn in dessen Bett liegen. Die tatsächlich wichtigsten Gründe und Motive heutzutage Hunde zu halten kommen in Ihrem Artikel überhaupt nicht vor…und nein, es liegt nicht immer alles an Ängsten und anderen „Absonderlichkeiten“ – Sie werden es nicht glauben, aber selbst im abgelegensten Urwalddörfern in Lateinamerika, in den Savannensiedlungen der afrikanischen Sahelzone, in den Jurten von Steppennormaden Zentralasiens halten die Menschen Hunde – heute noch – oft mehrere pro Familie – ganz ohne Fressnapf und Hundekleidung. Frage Sie sich doch mal, wie das sein kann und warum ( und nein, die Hunde arbeiten dort genausowenig wie hier heutzutage, die Hunde sind meist komplett unerzogen )? Schade, dass ein so wichtiger Artikel, der eigentlich von der Qualzucht berichten sollte, derartig falsche Antworten liefert. – Nora Irrgang


Leserbrief zu „Der Kampf der Politiker“ von Marc Brost et al.

Ihr Beitrag zur Wahl lässt aus meiner Sicht einen Aspekt aus. Ich vermisse die Auseinandersetzung mit den Linken (Mitte-Links und Links), insbesondere mit der Weigerung der SPD mit der Linkspartei ein Bündnis einzugehen. Ist diese Weigerung der SPD heute nicht überholt? Ich denke an die Thüringer Koalition. Die Gefahr einer Diktatur geht ja nicht nur von Links aus. Das zeigen mehr als deutlich das Entstehen der AfD, die Proteste auf den Wahlveranstaltungen der CDU in Ostdeutschland und die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert. Hier sollte meines Erachtens an die Frage links und rechts und die Gefahr von Diktaturen neu herangegangen werden. Selbst die Grünen sind nicht ganz frei von solchen Tendenzen, die uns zum Beispiel einen Veganer-Tag aufschwatzen wollten. In der Auseinandersetzung mit der AfD fehlt mir eine stärkere Auseinandersetzung mit ihrer gesamten Politik, die in ihrer Auswirkungen gerade jene enttäuschten dürften, die jetzt am lautesten auf der Straße schreien. Und noch einen Hinweis. „Die Zeit“ hatte bis in jüngerer Zeit auch hin und wieder eine Seite mit Berichten aus den Bundesländern. Ich vermisse sie schon. – Gerhard Morgenroth


Leserbrief zu „Land ohne Lächeln“ von Fritz Habekuß und Pieter Hugo im ZEIT Magazin

DANKE an den Autor, Fritz Habekuß, und den Fotografen, Pieter Hugo, für diese gelungene Reportage über die Ostdeutschen (bin selbst einer von denen)! Die Begegnung mit den Menschen ist spürbar, ihre Situation, ihre Probleme sind feinfühlig benannt. Und -liebevoll  das Titelfoto mit Hildegard! Zu lesen und zu sehen ist die Bitte: Redet miteinander, fragt nach, seid aufmerksam füreinander. Ich schreibe wenige Stunden vor der Wahl. Möglich, dass nach der wahl mit dem Finger auf den osten gezeigt wird. Nachdenken, besuchen, fragen – das darf, bitte, nicht aufhören. – Volkmar Gartenschläger


Leserbrief zu „»Ich hätte gerne öfter erlebt, Martin, dass du dich mal ereiferst«“ von Iris Radisch und Alexander Cammann

Der arme Herr Schulz. Was Frau Zeh empfiehlt, obwohl ich sie sehr mag, wäre genau der falsche Ansatz. Das mag für die Intellektuellen zutreffen, aber nicht für den gemeinen Bürger. Die haben mit Europa nichts am Hut. Und warum ist das so: Es fehlt die Legitimation für ihr handeln. Die jungen Menschen beklagen das besonders  (siehe Brexit). Herr Schulz weiß das. Seine Antwort ist leider undurchsichtig. Frau Merkel ist für viele Bürger die Mutter Gottes. Das  hatten wir noch nie. Die Reputation der Politiker tendiert ohnehin gegen Null. Frau Merkel nimmt da eine Sonderstellung ein. Sie hat ihren größten Fehler, die unkontrollierte Einwanderung, längst bereut.  Ein solches Bekenntnis ist den Politikern sonst fremd. Die Bürger haben ihr verziehen.  Ob Herr Schulz oder ein anderer von der SPD, ich behaupte, keiner wäre gegen Frau Merkel angekommen. Und sollte das morgen anders kommen, dann vergessen Sie ganz schnell meinen Leserbrief … – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Der Riss im System“ von Felix Rohrbeck und Kolja Rudzio

Seit 36 Jahren bin ich privatversichert, noch nie bin ich durch eine separate Tür zu einer „edlen Sitzlandschaft“ gegangen, empfangen vom „Patientenmanagement“. Noch nie habe ich im Krankenhaus „a‘ la carte“ gespeist, eine Zeitung hat mir auch noch keiner dort gereicht. All das, was Sie ausführlich beschreiben mag für einige, wenige Privatkliniken  (bzw.- Abteilungen) zutreffen, betrifft aber nicht den „Alltag“ von geschätzt 99,9% der Privat-Krankenversicherten. Auch die immer wieder behauptete bevorzugte Behandlung von Privatversicherten hält sich in engen Grenzen. Zum Beispiel warte ich jetzt insgesamt gut 2 Monate auf eine Augen-OP. Aber ich wechselte auch nicht vor 36 Jahren wegen erwarteter Vorzugsbehandlung von einer Ersatzkasse zu einer Privatkasse, sondern aus finanziellen Gründen.

Durch meine Verbeamtung – zunächst auf Probe –  fiel der Arbeitgeberzuschuss zur Krankenversicherung weg, mein Beitrag verdoppelte sich dadurch. Der Berater der Ersatzkasse empfahl mir, Krankenhausrechnungen sowohl bei der Beihilfestelle meines Dienstherrn  als auch bei der Ersatzkasse einzureichen und dadurch mehr erstattet zu bekommen, als ich bezahlt hatte, dadurch also den erhöhten Beitrag  wieder „einzuspielen“. Jedes Jahr hätte mindestens eine Person aus meiner Familie ins Krankenhaus gehen müssen. Darauf ließ ich mich nicht ein (dies ist auch längst nicht mehr möglich). Sondern ich wechselte zur Privatkasse und zahlte kaum mehr Beitrag als vorher, obwohl ich bei der Verbeamtung schon relativ alt war und schon drei Kinder hatte. Seitdem hat sich der Beitrag vermehrfacht – wie auch in der gesetzlichen  Versicherung. In den 36 Jahren habe ich „meiner Kasse“ etwa doppelt soviel gegeben wie sie erstattet hat. Dieses Polster soll für die höheren Erstattungen im hohen Alter reichen – so haben es jedenfalls die Statistiker berechnet. – Aolf Ronnenberg


Leserbrief zu „Wir brauchen die Kunst!“ von Klaus Weise

Ich bin mir nicht sicher, aber was ich in vielen Jahren im Fernsehen an Abendnachrichten gehört und gesehen habe ist oft nur Bilder und Informationen mit reißerischer Aufmachung, meist weit weg von unsererem Horizont . Hauptsache schrill, und möglichst dramatisch . Unsere direkten Nachbarn in Europa kommen so gut wie nie vor. Es sei denn es gibt Krawall oder sonst etwas. Wie  unsere Nachbarn leben und ihren Alltag gestalten? Nie davon gehört!  Ich spreche von den Nachrichten um 19.00 und 20.00 Uhr, und weiter, nicht die regionalen Sender. Die Nachrichtensender sind auch viel zu aufwendig ,ein Sender wäre wirklich ausreichend, da sie sowieso immer das gleiche berichten. Nur die Moderatoren und das aufwendige Studio sind unterschiedlich. – Klaus Luening


Leserbrief zu „Herr Minister muss leider gleich weiter“ von Thomas Fischer

Ich war erstaunt über Ihren Artikel. Ich wussste nicht, dass bei Ihnen (subjektive) Meinungsbeiträge und recherchierte Informationen nicht mehr getrennt werden. In diesem Text sehe ich ausschließlich die Meinung eines früher sicher hochgeehrten, jetzt aber frustrierten Juristen, dem offenbar nicht genug Aufmerksamkeit („Herr Minister muss leider gleich weiter“) entgegen gebracht wurde. Denn für eine tatsächliche Würdigung finde ich keinerlei abwägende Überlegungen zur Arbeit einer Legislaturperiode. Und das kann aus meiner laienhaften Sicht nicht sein. Relität zeigt sich in Schattierungen, nicht im Schwarz in schwarz. – Dr. Gerhard Raff


Leserbrief zu „Land ohne Lächeln“ von Fritz Habekuß und Pieter Hugo im ZEIT Magazin

Dieser junge Journalist hat es geschafft, die ewige Meinungsgleichheit der westlichen, vermeintlich Wissenden, zu durchbrechen und eine differenzierte, intelligente Reportage zu diesem Thema zu schreiben. Respekt und Glückwunsch! Es hat mich schon lange geärgert, wie eindimensional die übliche Berichterstattung ist. Die ständigen Empörungen über die inakzeptablen Äusserungen einzelner AfD Politiker, die immer gleichen Bilder der östlichen Wutbürger, die überhebliche Art, derartige Denkansätze selbstverständlich nicht verstehen zu können. Dieser Artikel erklärt sehr plausibel und einfühlsam, warum es zu dieser Entwicklung gekommen ist und warum es Gründe dafür geben kann, so zu denken. Er bewertet nicht, er spielt sich nicht als Besserwisser auf, sondern sucht nach Erklärungen. Ich kann dem sehr gut folgen und denke, dass wir nur dann diesen rechten Trend umdrehen können, wenn wir anfangen, die Sorgen und Gedanken der betroffenen Menschen ernst zu nehmen und nach Lösungsmöglichkeiten suchen. – Katrin Hering


Leserbrief zu „Das letzte Mittel” von Nicola Kurth und Jan Schweitzer

Ihr Methadon-Artikel ist leider wenig überzeugend, da das Interesse Erkrankter zu gering und nur mit einem Seitenhieb auf ergänzende Mittel als “Alternativmittel” ins Abseits gestellt wurde. Die pauschale Disqualifikation von z.B. Mistel wirft Fragen Ihrer journalistischen Unvoreingenommenheit auf. Außerdem fehlen ernstzunehmende Stimmen, die leider bei Ihnen nicht zu Wort kommen. Das Thema hätte eine breiter angelegte Diskussion verdient (was sagt die Gegenseite, was ist die Antwort der Pharmaindustrie, wie sehen die Einzelfälle aus, …). – Adolf Georg Riedel


Leserbrief zu „Der Riss im System“ von Felix Rohrbeck Und Kolja Rudzio

Der PKV-Verband wirft Ihnen starke Einseitigkeit bei der Recherche vor. Nach Lektüre Ihres Artikels kann ich das nachvollziehen. Ich erwähne nur ein paar Punkte, da eine umfassende Analyse des Bias Ihres Artikels hier den Rahmen sprengen würde.

  1. Sie führen anhand des Beispiels der Klinik mit zwei Eingängen erst mal das Bild der Zweiklassenmedizin ein, um später Leistungslücken der PKV etwa in der Psychotherapie aufzuzeigen. Was ist denn nun das System, das für die Versicherten mehr leistet?
  2. Sie zeigen die Kosten auf, die der GKV durch die beitragsfreie Mitversicherung von Angehörigen ohne Einkommen entstehen. Sie erwähnen nicht, dass die etwas über 10% PKV-Versicherten zusammen mit ihren Kostenträgern mit 25 – 30% des Gesamtaufwandes weitaus mehr an die Leistungserbringer zahlen als deren Bevölkerungsanteil entspricht und somit eine Stütze des Systems sind- Viele Ärzte können überhaupt nur deshalb eine Praxis mit Ertrag betreiben, weil die Leistungen für privat Versicherte höher vergütet werden.
  3. Sie führen das Beispiel eines Handwerkers auf, dessen Prämie von 297 DM auf 503 EUR gestiegen sei, und stellen dessen Prämie von vor 22 Jahren dem damaligen Beitrag von 770 DM für die GKV entgegen. Was Sie nicht erwähnen (weil es wohl den gewünschten Effekt beeinträchtigen würde), ist der Beitrag, den der Betreffende heute als freiwillig Versicherter an die GKV zahlen würde – das wären etwa 750 EUR je nach Zusatzbeitrag der gesetzlichen Kasse. Hinzu kämen ggfs. noch Kosten für eine Zusatzversicherung, um auf das Niveau des Tarifs NK 1 der Halleschen zu kommen.
  4. „Wer jung und gesund ist, zahlt wenig. Wer alt ist oder krank, zahlt viel.“ Ist im wesentlichen Demagogie. Ist Ihnen das Äquivalenzprinzip der Tarifkalkulation bekannt? Einen Beitragsanstieg nur aufgrund des Alters gibt es nicht! Was zum Tragen kommen kann, sind Selbstbehalte, wenn man erkrankt – aber das trifft auch GKV-Versicherte, dort nennt man das Zuzahlungen.

Was wollen Sie erreichen – der sogenannten Bürgerversicherung das Wort reden? Sie können Sich gerne im Vereinigten Königreich umsehen, was eine allgemeine steuerfinanzierte Gesundheitsversorgung für die Patienten bedeutet. Dort gibt es eine echte Zweiklassenmedizin – wer es sich leisten kann, lässt sich im Ausland behandeln, und das sind dann nur noch die wirklich Vermögenden. – Michael Buscher


Leserbrief zu „Ich bin aufgewühlt, enttäuscht und wütend” von Stephan Lebert

Da bin ich ja jetzt beruhigt: Wenn der Partner der Ferres ein Krimineller wäre, würde sie ihm den Laufpass geben – und da das bis jetzt nicht der Fall gewesen ist, hat Herr Maschmeyer alle seine Millionen auf redliche Weise verdient. Wer etwas anderes auch nur andeutet, ist ein von der Konkurrenz geschmiertes Mietmaul gewesen. Systematische Fehlberatung von AWD-Kunden durch die Vermittlung von riskanten geschlossenen Fonds auch an Durchschnitts- und Geringverdiener waren also auch nur böse Unterstellungen von Neidern, da hat der Maschi der Ferres sein großes Indianerehrenwort gegeben. Warum haben Sie dieses sogenannte Interview in der ZEIT veröffentlicht und nicht in Bunte oder Gala? – Michael Buscher


Leserbrief zu „Pass auf, Deutschland!” von Giovanni Di Lorenzo

Damit wieder einmal etwas Lesenswertes auf der ZEIT-Titelseite steht, müssen Sie wohl selbst ran. Zwischen den Zeilen glaube ich eine gewisse Fassungslosigkeit darüber zu spüren, dass die ZEIT Angela Merkel so lange so kritiklos begleitet hat. Und die schmerzhafte Erkenntnis, dass Helmut Schmidt während einer Zigarettenlänge mehr durchdachte politische Gestaltungskraft entwickeln konnte als Angela Merkel in 12 Jahren. – Gerhard Reinelt


Leserbrief zu „Der Riss im System“ von Felix Rohrbeck Und Kolja Rudzio

Danke für diesen Artikel. Es ist definitiv die exklusiven Privatkassen abzuschaffen und eine gemeinsame Bürgerversicherung zu gründen. Wer sich dann noch zusätzlich privat absichern will kann das ja weiterhin. Allerdings muss dann das zusätzliche Geld auch bei den Leistungserbringern sprich Ärzten ankommen. Ein Großteil der Arztpraxen könnte ohne die Einnahmen aus Privatrechnungen gar nicht existieren. Würde man dann auch gleich noch ein Primärarzt System schaffen , in dem der Hausarzt wieder ärztliche Kompetenzen und Möglichkeiten zur medizinischen Diagnostik hat und das niedergelassene Facharztsystem abschaffen, wären wir einen großen Schritt weiter. Es gäbe wieder Anreize sich als Hausarzt niederzulassen , da sowohl der Verdienst, als auch die Arbeitskompetenz stimmt. Fachärzte würden dann , wie in allen anderen Ländern auch im Krankenhaus die ambulante und stationäre spezialisierte Medizin fachübergreifend gestalten. Dieses System wäre effektiver und kostengünstiger! – Dr.med. Andreas Pauw


Leserbrief zu „Das letzte Mittel” von Nicola Kurth und Jan Schweitzer

Ich bin immer wieder entsetzt, wie einseitig und diffamierend in der „Zeit“ über die Alternativmedizin, aber auch die Hoffnungen von Menschen geurteilt wird, die dem Tod geweiht sind. Ihre Anhänger werden als ahnungslose Idioten beschrieben, die dubiosen oder „obskuren“ Heilversprechen zum Opfer fallen. Als Apothekerin, die beide Richtungen der Medizin gut kennt, würde ich mir eine differenziertere, sachlichere und einfühlsamere Darstellung an Stelle von Polemik wünschen. Man weiß aus Studien, dass Placebos nicht nur Wirkungen, sondern auch unerwünschte Wirkungen haben. Angesichts ihrer häufig beeindruckenden Wirksamkeit wundere ich mich, dass man den Placeboeffekt in der medizinischen Praxis nicht viel häufiger nutzt, sondern wie im Zusammenhang mit der Homöopathie allenfalls abwertend von einem Placeboeffekt spricht. Es sei ethisch nicht vertretbar, ein Scheinmedikament zu verabreichen, höre ich immer wieder. Die zum Teil erheblichen Nebenwirkungen von Medikamenten sind es offensichtlich. Der Fachmann staunt darüber, der Laie wundert sich.

Wir leben zum Glück in einem Land mit einer freiheitlichen Grundordnung. Jeder Bürger hat das Recht seinen Weg durchs Leben frei zu gestalten – auch bei der Wahl der medizinischen Behandlung. Es ist die Aufgabe des Gesetzgebers seine Bürger vor Methoden zu warnen und zu schützen, die die Gesundheit gefährden können. Er nimmt diese Aufgabe wahr –  oftmals auf Kosten der Freiheit des Einzelnen und unter Anwendung von zweierlei Maß, denn gefährliche Sportarten werden beispielsweise nicht verboten, obwohl auch sie die Gesundheit gefährden können. Und das ist richtig so, weil ein mündiger Bürger auch das Recht haben muss zu entscheiden, wie viel Risiko er in seinem Leber eingehen will. Diese Maßgabe sollte dann allerdings auch für die Wahl seiner medizinischen Versorgung gelten. Die evidenzbasierte Medizin hat in der Vergangenheit immer wieder Wege eingeschlagen, über die kritische Fachleute den Kopf geschüttelt haben. Irgendwann waren die Langzeitdaten dann so eindeutig, dass eine Kehrtwende notwendig wurde. Man denke nur an die Verschreibungshäufigkeit für den sogenannten Magenschutz (Protonenpumpenhemmer) oder an den massenhaften Einsatz von Antibiotika. Die moderne Schulmedizin ist noch jung und muss daher noch viel lernen, denn jeder Schritt nach vorn hat häufig eine Kehrseite, die sich manchmal erst später zeigt.

Man hat den Eindruck, der medizinische Laie soll dem Fachmann blind vertrauen – in anderen Gebieten darf er gerne kritisch sein, aber nicht, wenn es um seine Gesundheit geht. Dazu sind jedoch nicht alle Menschen bereit. Ich bin absolut damit einverstanden, dass jeder Patient ausführlich über den aktuellen Stand der Erkenntnisse rund um seine Erkrankung aufgeklärt wird, beispielsweise zu Methadon in der Krebstherapie. Wenn er sich unter Abwägung aller Vor- und Nachteile für einen anderen Weg entscheidet als die sogenannten Experten empfehlen, ist das die Entscheidung eines mündigen Patienten, den jeder respektieren sollte. Die Fachleute sollten aber auch ehrlich sein und zugeben, dass auch sie nur einen Teil der weltweit durchgeführten Studien kennen und sich auf bestimmte Behandlungsformen spezialisiert haben, von denen sie überzeugt sind. Es gibt meist viele Wege nach Rom, auch in der Medizin.

Vielfach suchen Menschen nach alternativen Behandlungsmethoden, weil sie aus Sicht der Schulmedizin austherapiert sind, oder weil sie sich die Nebenwirkungen einer medikamentösen Therapie ersparen wollen. Sie tun dies aus freiem Willen und häufig vielleicht auch, weil sie sich an den vermeintlich rettenden Strohhalm klammern. Daran ist jedoch nichts verwerflich! Es ist vielmehr bewundernswert wie sie um ihr Leben oder ihr Wohlbefinden kämpfen – und haben gerade daher bessere Heilungschancen, weil sie aus ihrer Passivität heraus kommen. Sie verdienen daher nicht nur Hochachtung, sondern ebenso Verständnis, Respekt und Toleranz wie jeder andere Patient, gerade wenn es um Leben und Tod geht. Artikel in Ihrer Zeitung verhöhnen die Betroffen jedoch immer wieder unterschwellig. Das finde ich weder akzeptabel noch dem Niveau der „Zeit“ angemessen. Es ist bedauerlich, dass Patienten sterben, aber das Leben verläuft nun einmal zu 100 % letal. Daran wird auch die Schulmedizin nichts ändern, die den Fokus derzeit dem Anschein nach allerdings eher auf eine Verlängerung der Lebensquantität und nicht auf eine Verbesserung der Lebensqualität gerichtet hat. Wenn man Zahlen von Patienten nennt, die im Rahmen alternativer Behandlungen an den Folgen ihrer Erkrankung gestorben sind, sollte man diese Zahlen fairerweise der Zahl der Todesfälle in Folge einer herkömmlichen medikamentösen Therapie gegenüber stellen: 1,6 Millionen Patienten werden hierzulande pro Jahr aufgrund unerwünschter Arzneimittelwirkungen im Krankenhaus behandelt. 30.000 Menschen sterben an den Folgen von Nebenwirkungen. (Quelle: Pharmazeutische Zeitung 3.8.2017) Darüber hinaus sollte man erwähnen, wie viele Menschen pro Jahr an den Folgen der entsprechenden Erkrankung trotz evidenzbasierter Medizin sterben. Vielleicht hätte manch einer länger gelebt, wenn er eine andere Behandlung bevorzugt hätte, aber er hat sich eben anders entschieden!

Muss man sich vor dem Hintergrund dieser Zahlen wirklich wundern, dass mündige Bürger eine gesunde Skepsis gegenüber der Schulmedizin mitbringen? Und was wohl dabei heraus käme, wenn man genauso viel Geld in medizinische Studien für naturheilkundliche Behandlungsverfahren stecken würde wie in die Medikamentenforschung? Ich habe einen Traum, dass der Frontenkrieg zwischen Schul- und Alternativmedizin beigelegt wird, dass beide gemeinsam zum Wohle des Patienten beitragen und sich niemand mehr für seinen bevorzugten Weg rechtfertigen muss. Dazu könnte eine tolerante, vorurteilsfreie Berichterstattung in den Medien beitragen! – Sabine Ritter


Leserbrief zu „Auf der Suche nach der Zusatzbevölkerung“ von Wolfgang Streeck

Mich stört an der ganzen Diskussion das man überhaupt nicht an die Länder denkt aus denen die Flüchtlinge kommen. Mein Freund, ein Syrier, spricht von Arroganz der politischen Elite im Westen. Genau die Personen, die der Westen sucht, werden in den Herkunftsländern auch dringend gebraucht, wenn sich die arabischen Länder einigermaßen stabilisiert haben. Vielleicht dringender denn je. Der Westen muß halt mehr für die Familien tun, damit die Geburtenrate wieder ansteigt. Und dafür öffentliche Einrichtungen schafft, damit die Eltern ihre Berufe ausüben können. Eine solche egoistische Einstellung des Westens ist der Anfang von kriegerischen Auseinandersetzungen. Es wird ständig von Globalisierung gesprochen, die aber nicht mit Leben auf beiden Seiten gefüllt wird. Die ständige Kritik für Andersdenkende ist kontraproduktiv und trennt eher als zusammenzuführen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Der Riss im System“ von Felix Rohrbeck Und Kolja Rudzio

Eine umfassende Darstellung der Situation. Vielleicht zwei ergänzende Details.

  • Durch den Mix von PKV- und GKV-Patienten können manche Arztpraxen überleben, durch diesen nicht genau quantifizierbaren Effekt sponsort die PKV auch die Allgemeinheit.
  • GKV-Patienten können durch Zusatzversicherungen auch alle denkbaren Leistungen bekommen wie PKV-Versicherte und es gibt auch bei der PKV Tarife bei denen nicht mehr bezahlt wird als in der GKV.

Wichtiger finde ich jedoch wie es weiter gehen soll. Ich finde es bedauerlich, dass es bei den Parteien gar kein Konzept in die Richtung gibt, die GKV zu Gunsten der PKV abzuschaffen oder ein Mischmodell. Beides mit Steuerzuschüssen für Bedürftige und ggf. Kinder. So könnte man die Vorteile beider Konzepte nutzen. – Christian Voss


Leserbrief zu „Ich bin aufgewühlt, enttäuscht und wütend” von Stephan Lebert

Zu Herrn Maschmeyers und Frau Ferres öffentlicher Immagekorrektur ist nur zu sagen, dass es nachvollziehbar und verständlich ist in gutem Licht dastehen zu wollen. Leider sind die Indizien zu dieser hochbrisanten Schmierenkomödie meines Erachtens zu entlarvend. Aber nicht nur an der Familie Maschmeyer bleibt der schale Geschmack von Einflussnahme, Korruption und Käuflichkeit hängen, sondern auch die regierenden Parteien und ihre Vertreter spiegeln das Bild einer korrupten „Demokratie“ wider. Wirtschaftsbosse die mit eifriger Lobbyarbeit zu ihrem eigenen Vorteil auf die Gesetzgebung einwirken und sich ihr eigenes Wirtschaftswunderland basteln, mit staatlichen Zuschüssen, Steuererleichterungen und Abschreibungslücken werden von gewählten, willfährigen, auf ihrer Gehaltsliste stehenden Volksvertretern devot bedient, als wäre dieses auszubeutende Land das ihrige.Kein Wunder, dass bei derartigen Enthüllungen die Wut auf die „Volksvertreter“ immer größer wird. Verwunderlich ist aber nur, dass dies nicht schon lange zu anderen politischen Mehrheitsverhältnissen geführt hat. Oder sollte etwa der kommende Wahlsonntagabend doch noch eine Überraschung parat haben? – Eckhard Adler


Leserbrief zu „Armer Hund!“ von Björn Stephan

Vielen Dank für Ihren Bericht zum Thema Mopszucht. Wir sind selbst Besitzer von einem Mops und ärgern uns oft über die gesundheitlich angeschlagenen Artgenossen von unserem Eddie. Es ärgert uns allerdings auch, dass selbst Fachleute wie Dr. Oechtering oder Frau Ries-Scherf verallgemeinernde Aussagen treffen wie „Es gibt keinen einzigen gesunden Mops“ oder „Möpse hätten schon immer geschnarcht“. Das ist zum Glück falsch! Wir haben im Bekanntenkreis (Züchtertreffen und entsprechende WhatsApp Gruppe) dutzendfache Gegenbeispiele. Es handelt sich um dir Untergattung der Möpse die Sie im Artikel außen vor gelassen haben: die altdeutschen Möpse. Diese Rückzüchtung ist von den Züchterverbänden leider noch nicht anerkannt, daher zählen Sie de facto zu den Möpsen.

Hier werden lediglich hochbeinige Tiere mit ausgeprägter Schnauze verpaart. Dadurch sind die Hunde genauso agil und alltagstauglich wie normale gesunde Hunde. Alle Tiere aus den verschiedenen Würfen unserer Züchterin (Mopszucht vom Stromberg) sind schlank und sportlich. Das bestätigen auch die Tierärzte der verschiedenen Besitzer. Couch-Potatoes mit den üblichen Mops-Gebrechen gibt es daher auch nicht. Die Tiere haben nicht mehr oder weniger Probleme bei Hitze als andere Rassen. Unser Hund ist sogar ein echter Sonnenanbeter. Das traurige ist, dass die meisten Menschen sich über den Kauf eines Hundes soviel Gedanken machen wie über den Kauf eines neuen Paares Schuhe. Nach dem Motto: „Oh ein Schnäppchen, da greife ich zu.“ Wir haben lange recherchiert und uns bewusst für einen altdeutschen Mops entschieden und gegen die bekannten Quetschnasen. Seit wir den Hund haben bekommen wir auch laufend Komplimente und die Anmerkungen „Schade, dass das nicht mehr Leute machen“. Hoffentlich gibt es in dieser Hinsicht bei der großen Masse langfristig eine Bewusstseinsänderung, die Hunde haben es verdient. – Julian Fuchs & Jasmin Sitter


Leserbrief zu „Der Riss im System“ von Felix Rohrbeck Und Kolja Rudzio

Ich danke Ihnen für Ihren Artikel. Er war längst überfällig! Ja, es stimmt etwas nicht mit dem System wenn:

– der (Kassen)-patient uninteressant wird, weil dieser kein Interesse an IGEL-Leistungen hat.

– dem (Kassen)-patient bei akuten gesundheitlichen Problemen die Behandlung mit dem Hinweis verwehrt wird, dass man eine Terminpraxis sei und kein Zeitfenster für Notfälle habe.

– einem bei Beschwerde bei der KVO gesagt wird, es gibt keine Zwei-Klassen-Medizin, da jede Blinddarmop. – ganz gleich ob privat oder gesetzlich versichert – nach gleichen Standards durchgeführt wird.

– ich auf einen Facharzttermin  4 1/2 Monate warten muss.

Dies sind meine ganz aktuellen Erfahrungen der letzten Wochen mit dem Fachgebiet Orthopädie. Mittlerweile bin ich in privatärztlicher Behandlung, um eine weitere Schädigung meiner Gesundheit zu verhindern. Ob eine Bürgerversicherung oder wie immer man sie letztendlich nennt hilft, weiss ich nicht. Es muß sich aber grundsätzlich etwas beim ärztlichem Ethos verändern. Das Pendel ist mir in den letzten Jahren zu extrem zur betriebswirtschaftlichen Seite  – dies insbesondere bei der nachwachsenden Ärztegeneration – ausgeschlagen. – Ursula Thomas


Leserbrief zu „Herr Minister muss leider gleich weiter“ von Thomas Fischer

Es hat mich ein wenig verwundert, dass sich die Zeit mit dem Artikel zu Heiko Maas auf Stammtischniveau begibt. Der Beitrag von Thomas Fischer ist gut geschriebener und nicht minder spannender, wäre da nicht dieser beleidigte Habitus. Dieses, dem ist es zu leicht gemacht worden: „Das zeigt sich schon früh als er vom Rechtsreferendar, ohne Umweg zum Staatssekretär befördert wurde,…, während man in Bayern dafür erst mühsam promovieren muss.“ Auch der Frauenfeindliche Unterton stößt auf: „…ein neues Sexualstrafrecht….Das wurde zur Sicherheit gar nicht mehr im Ministerium entworfen sondern gleich von den feministischen Spezialistinnen im Rechtsauschuss.“  Sobald Herr Fischer etwas beschreibt, dass im missfällt bzw. was seiner Meinung nach nicht richtig gelaufen ist, wird darauf hingewiesen, dass es eine Frau war, die diese Entscheidung durchgeführt hat. So wie bei der Einstellungsverfügung zu Herrn Range. Wohingegen vorher „hochqualifizierte Ministerialbeamte“ durchs Land reisten, um sich von Fehlentscheidungen (das waren die der Feministinnen) zu distanzieren. Bestimmt ist viel Richtiges und auch Erhellendes an dem Artikel von Herrn Fischer leider ist er in der Form allein dazu angetan an Stammtischen alter Männer zitiert zu werden. Schade! – Ann-Christin Wehmeyer


Leserbrief zu „Ein barocker Totentanz“ von Michael Struck-Schloen

Willkommen im (ZEIT) Club , Michael Struck-Schloen ! „Mein“ Moderator als ständiger Hörer von  WDR 3 -Mosaik, Lieblingsstücke, Klassikforum etc. Werde ich jetzt häufiger Kritiken von Ihnen in DIE ZEIT lesen ? – Hartmut Wagener


Leserbrief zu „Früher war mehr gestern“ von Matthias Geis

Ihr Artikel, der pointiert die Herausforderung des konservativen Denkens einer, sagen wir mal salopp, sich hurtig verändernden Welt beschreibt, hat mir gut gefallen. Allerdings: Und hier möchte ich ein Zitat von Karl Kraus einfügen – nämlich: „Deutsche und Österreicher sind durch eine gemeinsame Sprach getrennt.“, ist mir der letzte Absatz dann doch aufgestoßen:

Verkürzt zusammenfassend: Horst Seehofer meinte, Bayern habe während der napoleonischen Kriege mal auf Österreichs mal auf Frankreichs Seite gekämpft, wäre aber letztendlich auf der Seite der Sieger gestanden. Nochmals ein Einschub: Soweit historisch korrekt und mitnichten meinerseits auch nur das Geringste gegen die Errungenschaften der französischen Revolution. Und dennoch eine kleine Anekdote zum Abschluss: Im Zuge der napoleonischen Kriege wurde eine Tiroler Adelige wegen Spionage zum Tode verurteilt. Durch den Strang. Ihre kurze Bemerkung dazu. Hängen na gut, aber dann mit dem Gesicht nach Tirol und mit dem Arsch nach Bayern. – Norbert Budil


Leserbrief zu „Wir brauchen die Kunst!“ von Klaus Weise

Das wäre in der Tat einmal eine dringende Nachfrage wert, warum nämlich in gebührenfinanzierten Nachrichtensendungen von ARD und ZDF, die Kultur im engeren Sinn kaum vorkommt. Der Verweis auf die Spartensender 3-sat und Arte hilft der Sache da nur bedingt weiter, denn es geht nicht darum, den kulturaffinen Nutzer zu erreichen, sondern gerade den, dem sich diese spannenden Felder bisher nicht erschlossen haben. Leisten könnten das die öffentlich-rechtlichen Anstalten ohne Frage, man muss die Bedeutung dieses wichtigen Informationssegments aber auch erkennen. – Dr. Wolfgang Weikert


Leserbrief zu „Land ohne Lächeln“ von Fritz Habekuß und Pieter Hugo im ZEIT Magazin

Was für eine großartige Reportage ! Ich lebe seit 5 Jahren in  Brandenburg und kann verstehen und fühlen, was die Beiden schildern. Ich  hoffe, Fritz Habekuß bekommt einen Preis zusammen mit Pieter Hugo. So wünsche ich mir das Zeitmagazin ! – Alfred Preuß


Leserbrief zu „Von den Schülern geliebt Von den Kollegen gehasst“ von Martina Kix

  1. Mobbing ist immer eine sehr, sehr subjektive Wahrnehmung und vor allen Dingen gehören immer zwei Parteien dazu. Sich bei Meinungsverschiedenheit gemobbt, gedisst oder diskriminiert zu fühlen, gehört gegenwärtig zum Zeitgeist.
  2. Klassenraum- und Lerngruppenwechsel sind bei jedem Schuljahrsbeginn, mitunter sogar im Halbjahr, wegen der unsteten Personalversorgung (Schwangerschaften, Burnout, Lehrermangel…) ganz normaler Schulalltag.
  3. Natürlich bekommt man jede Klasse in allen Jahrgangsstufen mit Chill-Ecken, Kuchenbacken, vermeintlich originellen Arbeitsblättern und ähnlichen Konzentrationsvermeidungsstrategien bespaßt und damit um den Finger gewickelt. Die Frage ist nur, mit welcher Ernsthaftig- und Nachhaltigkeit dann die fachlichen Inhalte noch wahrgenommen werden. Ich stelle mir gerade den Club der toten Dichter mit Playmobil hantierend vor.
  4. Privatasyl für Schüler halte ich für bedenklich, weil weniger gutmeinende Schüler und Eltern daraus beispielsweise einen Pädophilie-Strick drehen könnten.
  5. Offensichtlich wird die Welt nicht automatisch in dem Verhältnis besser, wie Frauen in Führungspositionen gelangen. Erstaunlicherweise ist in dem gesamten Artikel nur von Lehrern die Rede und nicht einmal von LehrerInnen, wo doch fast alle Kollegien inzwischen in der Mehrzahl aus Frauen bestehen.
  6. Schließlich bleibt die Frage nach der Sinnhaftigkeit der angesprochenen Auszeichnungen. Welche Qualifikation bringen Schüler mit, um die Güte von Unterricht beurteilen zu können? Wie kann sich eine Schulverwaltung ein solches Schülervotum zueigenmachen, ohne beim Gepriesenen vielleicht übertriebene Vorstellungen zu wecken? Beliebtheit ist jedenfalls kein Kriterium, denn ich halte mich schließlich auch für schön, schlau, rank und schlank und nähen kann ich auch! – Ulrich Maas

Leserbrief zu „Gretchenfrage!” von Evelyn Finger und Wolfgang Thielmann

Die Gretchenfrage: „Sag, wie hast Du’s mit der Religion?“ ist obsolet. Die aktuelle und nach wie vor wichtige Frage sollte sein: Gibt es unanhängig von unterschiedlichen Glaubensorietierungen gemeinsame Merkmale des Religiösen? Die statistische Einordnung der Konfessionen aufgrund ihrer Mitgliedszahlen und der Bezug auf deren oft unkritische Selbstdarstellungen werden diesem Thema nicht gerecht. Die Herausforderung liegt darin, dass Religionen keine abschließend und objektiv darstellbare Größen sind, sondern erst durch das individuelle Verhalten der Gläubigen Gestalt annehmen. Auch in den Medien werden Religionen viel zu oft als sachlich definierbare Phänomene gehandhabt – was dazu führt, dass sich dort Leute zu Wort melden, die ihr Religionsverständnis selbst nicht geklärt haben. Die in dem Artikel erwähnte Kritik an einer Aussage der Bundeskanzlerin zum friedensfördernden Auftrag der Religionen finde ich jedenfalls überzogen. Da sollten sich die Autoren lieber mal an die eigene Nase fassen. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Der Riss im System“ von Felix Rohrbeck und Kolja Rudzio

Zu dem Thema ist auch festzustellen, dass zahlreiche Ärzte die privaten Krankenkassen ganz offensichtlich als Selbstbedienungsladen betrachten. Eine Umfrage in meinem Bekanntenkreis ergab, dass teilweise völlig überhöhte Rechnungen erstellt und auch Leistungen abgerechnet werden, die nicht bzw. nicht im angeführten Umfang erbracht worden sind. Die Versicherten sind jedoch zu einer Auseinandersetzung mit den Ärzten nicht bereit, weil „ja die Krankenkasse alles zahlt“. Die Krankenkassen / Beihilfestellen sehen sich außerstande, hier zu intervenieren, weil ihnen das notwendige Wissen über den tatsächlichen Ablauf der Behandlung fehlt. Ich selbst kämpfe zur Zeit mit einer Anästhesistin, die eine ganz einfache Dämmerschlafnarkose anläßlich der OP meines Grauen Stars als Vollnarkose mit dem 3,5-fachen Satz (angeblich eine sehr schwierige OP im Kopfbereich) in Rechnung gestellt hat. Die betreffende Rechnung enthält noch mehrere Posten, die nicht nachvollzogen werden können.

Das nächste Problem ist die Tatsache, dass die meisten Patienten die Rechnungen gar nicht auf Plausibilität prüfen und einfach an ihre Krankenkasse / Beihilfestelle zur Erstattung weiterleiten. Es wäre m.E. eine lohnende Aufgabe für eine Zeitung wie die ZEIT, einmal eine Umfrage zu starten, welche Erfahrungen ihre Leser insoweit gemacht haben und evtl. auch Privatkrankenkassen einzubeziehen. Durch das Verhalten sowohl der Ärzte, als auch der Patienten sowie der Krankenkassen und Beihilfestellen werden die Kosten immer höher getrieben. – Edith Pauckner


Leserbrief zu „Der Riss im System“ von Felix Rohrbeck und Kolja Rudzio

Grundsätzlich stimme ich Ihrem Artikel zu. Es muss eine gesetzliche Krankenversicherung für alle Bürger geben, egal ob selbstständig, Arbeitnehmer oder Beamter und mit deutlich höheren Beitragsbemessungsgrenzen. Sich darüberhinaus privat zu versichern, steht jedem frei. Aber leider schüren Sie gleich im ersten Absatz durch eine tendenziöse Darstellung Vorurteile und Neid! Das ist dem Niveau der “ Zeit “ nicht würdig! Ich bin als Bundesbeamter privat versichert. Aber ich müsste aber als Privatversicherter bei der von Ihnen als Beispiel gewählten Klinik auch durch die Tür für die Kassenpatienten. Ich würde mir das Zimmer mit den Kassenpatienten teilen, das gleiche Essen essen, von den gleichen Ärzten behandelt werden und hätte trotzdem die doppelten bis dreifachen Zuzahlungen zu zahlen wie ein Kassenpatient. Und würde ich die Tür für die Privatpatienten nutzen, müsste ich mindestens mein Auto verkaufen, um diesen Aufenthalt zu finanzieren!

Das erkennen Sie schon daran, dass an der Rezeption russisch und arabisch gesprochen wird. Hier geht es um völlig andere Privatpatienten. Im normalen Patientenalltag erlebe ich es vielleicht einmal in fünf Jahren, dass ich in der Terminvergabe bevorzugt werde. Dafür werden mir in der Regel Beträge in Rechnung gestellt, die weit über die Verrechnungssätze der gesetzlichen Krankenkassen hinausgehen. Die Differenz beträgt für mich und meine Tochter mehrere Tausend Euro. Diese Differenz zahle ich aus meinem Nettoeinkommen, obwohl mein Versicherungsbeitrag nicht niedrig ist. Für mich wäre die gesetzliche Krankenversicherung günstiger! – Rainer Funke


Leserbrief zu „Land ohne Lächeln“ von Fritz Habekuß und Pieter Hugo im ZEIT Magazin

Seit etwa 25 Jahren lese ich die ZEIT, ich lese sie recht gern und empfinde sie in der Regel als Zeitung der alten Bundesrepublik. Artikel, die die Realität Ostdeutschlands beschreiben oder analysieren kommen selten vor. Kaum ein Redakteur ahnt, was sich seit der umfassenden Abwicklung der alten DDR an innerer Not, oft Verzweiflung in den Menschen im Osten angsammelt hat. Für sehr viele war die Nachwendezeit ein Leben in dem ihre persönliche Würde immer und immer wieder verletzt wurde.

In den ausgebluteten Gebieten gibt es kein Geschäft, kein Wirtshaus, keine Gemeindeschwester – der Arzt ist 20km weg, keinen Briefkasten, kaum Busanbindung, wenig Arbeit, die Einkünfte sind gering. Die Menschen erfahren seit über 25 Jahren zu wenig „Achtung und Aufmerksamkeit“ (“ …“ aus H.Sußebach – Deutschland ab vom Wege). Es ist wohltuend, dass F. Habekuß im Zeitmagazin die Realität mal bschreibt. Dr. Elke Wäsch


Leserbrief zu „Länger als gedacht” von Ricarda Richter

Unter Ziffer 3 Ihres informativen Artikels schreiben Sie „minus 50 Milliliter pro Quadratmeter“. Da haben Sie aber leider zwei Einheiten vermischt, nämlich Millimeter (mm) und Liter pro Quadratmeter (l/m²). Der physikalisch-meteorologische Hintergrund ist folgender: Bei Niederschlägen interessiert zunächst dessen Menge, also dessen Volumen; das wird als Dimension Länge³ z.B. in Meter³ (m³) oder in dessen Untereinheit Liter (l) = Kubikdezimeter (0,1³ m³) gemessen. Man hat sich in einem zweiten Schritt aus Anschaulichkeitsgründen darauf  verständigt, diese Menge auf eine Fläche = Länge² z.B. in m² zu beziehen  und sagt dann: Es sind soundsoviel l auf den oder pro m² gefallen; das wiederum wird dann l/m² geschrieben. Aus unerfindlichen und nicht nachvollziehbaren Gründen glauben sich nun Meteorologen dazu berechtigt, l/m² fälschlicherweise ausdividieren zu dürfen, nämlich: 0,1³ m³ : m² = 0,001 m³ : m² = 0,001 m = 1 mm; diese Leute merken also nicht, dass sie zweimal die Dimension Länge hinausdividiert haben, und sagen dann unkorrekterweise: Es hat soundsoviel mm geregnet. Das sieht dann so aus, als wollten sie die Tiefe eines Gewässers anstatt die flächenbezogene Menge von Regen angeben. Die obige Angabe muss also korrekterweise lauten: „minus 50 Liter pro  (besser: auf den) Quadratmeter“. – Volker Morstadt


Leserbrief zu „Land ohne Lächeln“ von Fritz Habekuß und Pieter Hugo im ZEIT Magazin

Als ein sehr genügsamer und gelassener Zeitgenosse muß ich Ihnen zu Ihrem letzten Zeit-Magazin schreiben – und das in aufgebrachter Form. Was haben Sie sich bei dieser Fotoreportage, dem Frontbild und dem Header „Land ohnen Lächeln“ gedacht? Was wollen Sie bei Ihren Lesern – die wohl größtenteils nicht in den vom Autor und Fotografen besuchten Landstrichen leben – mit den abgedruckten Bildern und der Motivsuche „Warum ist der Osten so anders“ bewirken? Wofür steht der Tierkadaver – das speziell die „Ostdeutschen“ Tiere auf den Straßen töten? Und welche Botschaft wollen Sie mit dem Text transportieren? All die geschriebenen Inhalte sind bekannt und werden seit Jahren medial „ausgetreten“ – meinen Sie damit etwas zur Erweiterung bei Ihren Lesern vor der Wahl oder zur Verbesserung der Lebensumstände der Menschen in den von Ihrem Redakteur besuchten Regionen beizutragen?

27 Jahre nach dem Fall der Mauer sprechen Sie zudem auf Seite 5 noch immer von den „neuen Bundesländern“ – dies ist mehr als ermüdend. Ein Blatt wie „Die Zeit“ stand/steht für den differenzierten Blick in die Details und über den Zeithorizont hinaus. Doch keine Kritik ohne Alternativangebot: mit Geburtsjahr 1972 und aus Ostdeutschland stammend nehme ich gern Ihren jungen Redakteur und den Fotografen aus dem südlichen Afrika an die Hand und zeige Ihnen Regionen in Ostdeutschland die fotogener für das Auge Ihrer Leserschaft erscheinen mögen – und bestimmt finden wir dort auch Menschen die sich lächelnd abbilden lassen und andere Meinungen haben wie die von Ihnen zitierten. Die von Ihnen ausgesuchten Motive kann ich beiden Autoren darüber hinaus in sehr ähnlicher Form beispielsweise auch in Franken zeigen – hier wohnte und arbeitete ich die letzten 7 Jahre als Pendler – und wahrscheinlich gibt es derartige Motive auch in anderen (sogenannten strukturschwachen) Regionen in Deutschland.

Und aus aktuellem Anlass sei dies vorgeschlagen: schicken Sie doch bitte beide Autoren nach Ober- und Niederbayern – mehr als 1 Million CSU-Wähler haben am Sonntag für die AfD gestimmt – ich wäre neugierig auf die dabei entstehende Reportage bei der Suche nach der Antwort auf die Frage: was ist dort so anders, dass all jene für die AfD gestimmt haben? Abschließend sei dies erwähnt: in einer Ihrer letzten Ausgaben war der zurückgehende Anstand in unserer Gesellschaft inhaltlich ein gelungener Schwerpunkt. Auch wenn Frau Weiß wahrscheinlich ihre Zustimmung zur Veröffentlichung des Bildes gegeben hat – so empfinde ich dieses Frontbild im Zusammenhang mit Ihrer Reportage dennoch als unanständig und respektlos den Menschen in Ostdeutschland gegenüber. Bleiben Sie offen und differenziert! – Lutz Gaschin


Leserbrief zu „»Duzen ist weniger anstrengend«“ von Martin Spiewak

Ein Zweitklässler sagte mal zu mir, seiner Lehrerin: „Es ist schön bei dir. Bei dir darf ich nicht alles wie bei meiner Mama.“ Diese Äußerung drückt doch wohl viel aus: einerseits ein Gefühl von Geborgenheit, andererseits Respekt vor der Person. Je jünger die Schüler sind, um so stärker ist ihr Bedürfnis nach Nähe und persönlicher Zuwendung. Wenn es der Lehrperson gelingt, dies zu beachten und dennoch die nötige Distanz zu halten, wird sie in der Regel viel erreichen. In Zeiten, in denen Menschen, die in keinem besonderen Verhältnis zu einander standen, sich siezten, zeichnete eine besondere Nähe das Verhältnis von Menschen aus, die sich duzten. Hierdurch unterschied es sich von dem zu irgendeinem x-beliebigen Dritten.

Durch das Angebot, sich duzen zu lassen, brachte man zum Ausdruck, dass diese Beziehung für eine besondere gehalten und ihr im Vergleich zu den üblichen ein besonderer Wert zugemessen wurde.Im Gegensatz dazu schaffte das Siezen eine gewisse Distanz, die den Umgang frei von sachfremden persönlichen Einflüssen hielt. Eine plumpe „Duzerei“ muss auf jeden Fall vermieden werden. Lehrer laufen dadurch Gefahr, von Schülern, aber auch deren Eltern, nicht ernst genug genommen zu werden. Zudem werden dadurch unbeliebte, aber erforderliche Lehrertätigkeiten wie die Vergabe schlechter Noten oder das Tadeln miesen Verhaltens erschwert. – Gabriele Gottbrath


Leserbrief zu „Ich bin aufgewühlt, enttäuscht und wütend” von Stephan Lebert

Frau Ferres sagt von sich, sie und Herr Maschmeyer polarisieren. Mich nicht. Ich empfinde ihre umfassende Selbstbeweihräucherung und Selbstgerechtigkeit einfach nur unerträglich. Dass sie dabei  in Würdigung der Maschmeyerschen Vita dem Mythos „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ erliegt: Schwamm drüber! Das Herausstellen der liebenswerten Seiten ihres Gatten verkennt Entscheidendes: Maschmeyers Handeln hat viele Anlieger in – mehr oder weniger große – Not gestürzt. Dies wird auch dadurch nicht besser, dass DVAG, Deutsche Bank und Andere eine ähnliche Spur des Grauens mit ihren Finanzgeschäften hinterlassen.

Die Finanzbranche ist wahrlich nicht als Hort von Ethik und Moral bekannt, geduldet bis gefördert von großen Teilen der etablierten Parteien. Schon die legendäre Erste Allgemeine Verunsicherung wusste: „Das Böse ist immer und überall.“ Frau Ferres bestätigt dies auf höchst eindrucksvolle Weise mit ihrer Reaktion auf die Frage nach den vielen Menschen, die ihr Geld durch die windigen Geschäfte des AWD verloren haben. „Dies ist nicht mein Thema“ verkündet sie, um sich anschließend für ihre „große Empathie“ selbst zu feiern. Offenkundig verwechselt sie dabei Selbstverliebtheit mit Empathie. Wirkliche Empathie geht anders – ganz anders. Etwa mit emotionaler Anteilnahme bei Anderen. – Wolfgang Leiberg


Leserbrief zu „Land ohne Lächeln“ von Fritz Habekuß und Pieter Hugo im ZEIT Magazin

Vielen Dank für diese tolle Reportage und die sensiblen Bilder. Auch die persönlichen Anmerkungen, u.a. „mir sind seine Wut und seine Verachtung fremd, aber ich verstehe ihren Ursprung“ haben mich beeindruckt. Diese Reportage sollte Pflichtlektüre für alle Journalisten, Politiker und Kirchenvertreter werden, die gerne alles erklären und verurteilen ohne auf die Hintergründe einzugehen und die keine Spur von Verständnis für andere Lebenswelten zeigen. Und damit eine ganze Gruppe von Menschen ausgrenzen, bis hin zur Diskriminierung. – Marlies Wenzel


Leserbrief zu „Der Riss im System“ von Felix Rohrbeck Und Kolja Rudzio

Wie könnte eine Reform des Neben- und Gegeneinanders von privaten und gesetzlichen Krankenkassen Heilung versprechen, solange der Politik, Medien und Gesundheitsinstitutionen durchwuchernde Lobby-Krebs nicht wirksam bestrahlt wird? Unbehandelt blieben unter vielen anderen folgende Symptome: Abrechnungsbetrug, skandalös überteuerte Medikamente, Hilfsmittel und Geräte, fehlende Priorisierung. Möglich, dass die Erkrankung des Systems, die noch keine politische Kraft anders als palliativ therapiert hat, Stoff genug böte für die Gründung einer GfD – Gesundheit für Deutschland. – Andreas Goletz-de Ruffray


Leserbrief zu „Das ist Hunger im Paradies” von Christiane Grefe

Hier wird wiederum einseitig die Schuld am Hunger auf den „Westen“ geschoben. Auch in diesen hungernden Ländern haben die Menschen eine Verantwortung, z.B. die gewaltige Vermehrung der eigenen Bevölkerung in Grenzen zu halten und effizient zu wirtschaften. Im Übrigen brauchte der Westen Jahrhunderte um mit Intelligenz, Fleiß und Unternehmungsgeist das nötige Wissen und die Technik aufzubauen, damit ein angenehmes Leben überhaupt erst möglich wird. Nur wenige Länder außerhalb des Westens wie Japan, Südkorea und neuerdings China haben diese westliche Denkweise übernommen und genießen nun ebenfalls einen guten Lebensstandard ohne Hunger. Der Westen hilft den armen (hungernden) Staaten gerne und mit erheblichen Mitteln; ohne enorme eigene Anstrengungen wird der Hunger dort aber nicht weichen. – Ernst Lothar Helwig


Leserbrief zu „Der Ozean flüstert: Kauf dir ein Haus, hier darfst du sein und schweigen“ von Dmitrij Kapitelman

Haben Sie vielen Dank für diese wunderschöne Beschreibung Ihrer Suche nach Heinrich Böll auf Irland. Ich war das erste Mal in Irland 1972 und habe die Schafe auf den Straßen erlebt. Ab und an kam ein Morris Minor mir entgegen. Mein Deutsches Nummernschild kannte keiner. Aber der Fahrer hielt an und wir plauderten ein wenig. Kam irgendwann ein anderer Fahrer vorbei, hielt auch er an und wir plauderten zu dritt. Hielt der Fahrer nicht an, grüßte er freundlich. Die wenigen Damen, die ein Auto fuhren, grüßten nicht. Aber egal: Ihr Artikel hat mir eine Riesenfreude bereitet. Ich kenne die Gegend, die Sie beschreiben, sehr gut. Ihr bewundernswerter Humor passt wunderbar zu dieser Insel. Als alter Mann ist das Buch „Z“ in der Zeit nicht meine bevorzugte Lektüre. Aber Sie sind eine echte Bereicherung. Noch einmal: vielen Dank. Der Tee schmeckte bei der Lektüre noch besser. Mit den allerbesten Empfehlungen und viel Glück für Sie. – Hartmut van Meegen


Leserbrief zu „Armer Hund!“ von Björn Stephan

Ja, auch ich habe einen Mops. Da unser Grundstück nicht eingezäunt ist, war ich auf der Suche nach einem kinderfreundlichen, unagressiven Hund und landete bei einer Züchterin in München. Da mir die Problematik der Freiatmigkeit bewusst war, suchte ich lange, glaubte naiv den Versprechungen einen sportlichen Mops zu erhalten, legte 1700€ auf den Tisch und bekam FCI Papiere. Nun habe ich einen Hund, den ich fast nirgends mitnehmen kann, geschweige denn Spaziergänge unternehmen, da sie nicht genug Luft bekommt. Auf meine kritische Bemerkung hinauf, meinte die Züchterin lapidar: “ Schade, dass Sie den Hund nicht gerne haben“. Das war nun wirklich nicht der Punkt!!! Eine Operation erspare ich meinem Hund und mir und lebe ein etwas eingeschränktes Leben. Vielleicht finde ich noch mal einen guten Platz für sie? Jedenfalls nie wieder einen Hund bei einem Züchter kaufen!!! – Nini Rauch


Leserbrief zu „Das letzte Mittel” von Nicola Kurth und Jan Schweitzer

In dem Artikel „Das letzte Mittel“ werden zwei Stadien im Krebsgeschehen unzulässig vermischt:

1. Die Situation eines Krebskranken, für den es in der Schulmedizin keine Therapieoption mehr gibt. Warum sollte man solchen Patienten den Opiatabkömmling Methadon vorenthalten, wenn er schmerzlindernd und sedierend wirkt zumal solche Stadien oft von schweren Schmerzen begleitet werden, die häufig den Einsatz von Opiaten erfordern? Dass die Gabe von einem erfahrenen Arzt begleitet und nicht nur schnell als Rezept ausgestellt werden sollte, ist eigentlich selbstverständlich. Dass in dieser Situation die wirksame Krebstherapien unter- oder abgebrochen werden könnten, wie von Frau Jutta Hübner behauptet, ist in sich widersprüchlich, denn offenbar existieren ja für solche Patienten eben keine wirksamen Therapien mehr.

2. Situationen, in denen möglicherweise noch eine wirksame therapeutische Option besteht. Hier stellt sich die Frage, wie so eine Option aussieht. Wegweisend ist hier ein Statement des IQWIG, das kürzlich einer Substanz die nachweislich zu einem verlängerten progressionsfreien Überleben beim metastasierten Brustkrebs führt, keinen Zusatznutzen zuerkannte. Das progressionsfreie Überleben wurde nicht als Ersatzkennzeichen für ein verlängertes Gesamtüberleben anerkannt. Darüberhinaus wurden die Nebenwirkungen als so gravierend angesehen, dass sich ein Zusatznutzen für das IQWIG nicht erkennen ließ. Wenn man viele der bereits etablierten Krebsmedikamente unter diesen Aspekten heute beurteilte, würden manche, wie z.B. die Taxane vermutlich keinen Zusatznutzen zuerkannt bekommen (Siehe Ghersi et al 2015).

Die Entscheidung, ob ihm/ihr ein (mehr oder weniger) längeres Überleben mit oft gravierenden Nebenwirkungen oder eventuell ein kürzeres schmerzarmes Überleben mit höherer Lebensqualität wünschenswert erscheint, sollte den Patienten überlassen bleiben. Diese Frage der Lebensqualität wurde in der Diskussion mit den Spezialisten überhaupt nicht angesprochen, ist aber oft der Grund, weshalb Patienten alternative Behandlungen bevorzugen und wäre aber in diesem Zusammenhang vielleicht ausschlaggebend. – Katharina Pachmann


Leserbrief zu „Der neue Clownismus“ von Khuê Pham

Es erschüttert einen Wähler, wenn am Wahlabend der drohende Krieg zwischen Nordkorea und den USA (in deren „Sprache“ zwischen dem kleinen Raketenmann und einem senilen alten Mann) nur am Rand Erwähnung findet, wohingegen die gesamte Berichterstattung auf die künftige Koalition und Postenvergabe hinausläuft. Der 3. Oktober bietet sich als Gebetstag für den Frieden an, und zwar aus folgendem Grund:

Am 3. Oktober 1942, also vor genau 75 Jahren, gelang in Peenemünde ein erfolgreicher Start, bei dem eine Rakete mit einer Spitzengeschwindigkeit von fast 4824 km/h eine Gipfelhöhe von 84,5 km erreichte und damit erstmals in den Grenzbereich zum Weltraum vordrang. Aggregat 4 (A4) war die Typenbezeichnung der weltweit ersten funktionsfähigen Großrakete, die ein Flüssigkeitstriebwerk besaß. Diese wurde im Deutschen Reich in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde (HVA) auf Usedom ab 1939 unter der Leitung von Wernher von Braun entwickelt und kam im Zweiten Weltkrieg ab 1944 in großer Zahl zum Einsatz. Gott bewahre uns 75 Jahre später vor einem Krieg, der durch Nordkoraes Raketen und Trumps Verbalinjurien ausgelöst wird. – Felix Evers


Leserbrief zu „Land ohne Lächeln“ von Fritz Habekuß und Pieter Hugo im ZEIT Magazin

Ich möchte Fritz Habekuß und Pieter Hugo zu der sehr guten Reportage über die Befindlichkeit des Ostens gratulieren! Ohne großes Theoretisieren oder Erklären, allein durch die Schilderung ihres Alltags, kam ein überzeugender Eindruck der Gemütslage der Bewohner einiger im Abseits befindlichen Landstriche zustande. – Dr. Karin Michaelis-Jähnke


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Wann setzen Sie dieses unerträglich belanglose Gelaber von Thomas und Larissa, habe die beste Beziehung zu meiner Mutter, sie aber 6 Jahre nicht gesehen, endlich ab! ewig Martenstein ist schon schwer zu ertragen, aber diese beiden sind nur noch nervig. – S. Leu


Leserbrief zu „Land ohne Lächeln“ von Fritz Habekuß und Pieter Hugo im ZEIT Magazin

Danke für den Bericht über Ostdeutsche im Zeitmagazin. Er ist mit Nachdenklichkeit und Behutsamkeit geschrieben und fotografiert. Ich möchte jedoch auf einen Irrtum hinweisen. Ihr Autor schreibt auf S. 40: „Vielen DDR-Akademikern wurden die Abschlüsse aberkannt …“ Im Einigungsvertrag Artikel 37 heißt es jedoch: „(1) In der Deutschen Demokratischen Republik erworbene oder staatlich anerkannte schulische, berufliche und akademische Abschluesse oder Befaehigungsnachweise gelten in dem in Artikel 3 genannten Gebiet weiter. In dem in Artikel 3 genannten Gebiet oder in den anderen Laendern der Bundesrepublik Deutschland einschliesslich Berlin (West) abgelegte Pruefungen oder erworbene Befaehigungsnachweise stehen einander gleich und verleihen die gleichen Berechtigungen, wenn sie gleichwertig sind. Die Gleichwertigkeit wird auf Antrag von der jeweils zustaendigen Stelle festgestellt. … Das Recht auf Fuehrung erworbener, staatlich anerkannter oder verliehener akademischer Berufsbezeichnungen, Grade und Titel bleiben in jedem Fall unberuehrt.“ Darunter fallen selbst die an der Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit in Potsdam-Eiche erworbenen Abschlüsse und akademischen Grade und Titel. Vielleicht ist es Ihnen möglich, diesen Irrtum richtigzustellen. – Christoph Werner


Leserbrief zu „Wir brauchen die Kunst!“ von Klaus Weise

Das Problem, welches in Kultur und Kunst zurzeit zu bestehen scheint, ist viel eher in der Kunst selber und ihrer öffentlichen Betrachtung, als in der Präsentation jener in ZDF und ARD und den Subventionen der “Behörde der Kulturbeauftragten“ zu suchen. Es gäbe genug Themen, denen sich die Kunst widmen könnte, die die Kraft hätten, mehr Publikum emotional zu erreichen; einige Beispiele: die Auswirkung der neuen Medien auf das Miteinander, das Erstarken autoritärer und nationalistischer Politiker, die Spätfolgen des Kolonialismus… Aber scheinbar schafft es niemand, oder kaum jemand, diese Sujets so zu behandeln, dass sie öffentliches Aufsehen erregen, was nicht zuletzt an den Rezipienten liegen könnte. – Felix Mair


Leserbrief zu „Land ohne Lächeln“ von Fritz Habekuß und Pieter Hugo im ZEIT Magazin

Der schicksalhaft in sein Leben und sein Land geworfene Mensch braucht Unterstützung, damit sein Glaube an eine wahre Demokratie nicht zerbreche. Der Artikel berührte mich. Es geht daraus klar hervor, dass wir im Wohlstand Lebenden noch viel zu tun haben, um die sogenannte „gleichgerichtete Gerechtigkeit“ in die Regionen des Bedarfs zu bringen. Was braucht eine sich evolutionär weiterentwickelnde Demokratie? (damit revolutionäre Auseinandersetzungen vermieden werden können) weniger Bittsteller, Entscheidungen bringen oftmals verschieden Betroffenheiten. Oder anders gesagt: Wenn ich zum Vorteil anderer einen Nachteil zu ertragen habe, so verlangt das nach einem Ausgleich. Die im Bericht befragten Personen äusserten mehrmals solche ihnen auferlegten Nachteile, die sie als Belastung zu ertragen haben – hilflos und rechtlos haben sie das zu ertragen.

Eine sogenannte Vorteils-Nachteils-Koppelung sollte demnach selbstverständlicher Bestandteil demokratischer Entscheidungsprozesse sein. Die Zahl der „Verlierer“ muss weniger werden. Mitsprache als selbstverständliches Recht festlegen. Insbesondere überall dort, wo der Einzelne unmittelbar eingebunden ist. Beispiel: Fernwärmeversorgung … Hier müsste es zu „Lieferanten – Erzeuger – Verteiler – A b n e h m e r – Kooperativen“ kommen. – Alfred Pretzler


Leserbrief zu „Armer Hund!“ von Björn Stephan

Sehr gut recherchierter und unterhaltsamer Artikel! Und doch kann ich mich, als Besitzerin zwei adoptierter Mischlinge, so gar nicht in ihm wiederfinden. Mir fehlen hier die Menschen, die ungewollte und ausgesetzte Hunde adoptieren, statt sich einen überzüchteten Hund zu kaufen. Die eigentlich Armen, sind die Hunde im Tierheim. Hier in Spanien werden sie oftmals getötet, wenn sie nicht schnell vermittelt werden können. Wieso noch Hunde züchten und kaufen, wenn so viele bereits dringend ein liebendes zuhause brauchen, und nebenbei oftmals viel gesünder und langlebiger sind als ihre reinrassigen Artgenossen. – Maira Neubert


Leserbrief zu „Was wird hier gespielt?“ von Volker Hagedorn

Es ist ja schön, dass (selbsternannte ?) Fachleute der interessierten Öffentlichkeit immer wieder Tipps und Anregungen geben, was man hören sollte und was man droht zu versäumen – was Herr Hagedorn aber liefert, ist nicht zielgerichtet. Er beklagt den Mangel an Novitäten und Raritäten im Repertoire der deutschen Musikhallen und kann es sich nicht verkneifen, immer wieder Seitenhiebe zu verteilen: Es ist doch nicht nötig, die Münchner als „Wiederkäuer“ zu beschimpfen oder die Elbphilharmonie als „steilen Zahn im Norden“ lächerlich zu machen. Auch das Mainstream-Bashing braucht keiner! Kann sich der Autor nicht vorstellen, dass es sehr viele Menschen (wie mich) gibt, die einfach nur dankbar sind, wenn sie nach einem herrlichen Konzertabend mit „ihrem Beethoven, Bruckner oder Brahms“ glücklich nach Hause gehen? Mir ist solche Musik, auch wenn ich sie schon zigmal gehört habe, allemal lieber als das Gekratze auf Streichinstrumenten, das bisweilen als Novität oder Rarität angepriesen wird. – Franz Schneider


Leserbrief zu „Auf der Suche nach der Zusatzbevölkerung“ von Wolfgang Streeck

Der Artikel liest sich gruselig. Früher hieß es Volk ohne Raum, heute Raum ohne Volk. Die im Untertitel angekündigte “melancholische Betrachtung” ist eher zynisch geraten. “Biopolitk” ist in der Tat leicht zu verwechseln mit nachhaltiger Landwirtschaft. “Bevölkerungspolitik” ist rassistisch kontaminiert . “Die medizinische Eugenik als bevölkerungspolitisches Gestaltungsinstrument nicht mehr im Gebrauch” zu wissen, scheint der Autor zu bedauern. “Fertilität” ist ein Begriff in der Tierzucht; bei der Vermehrung von Menschen pflegt man sich sensibler auszudrücken. Nun ja, Wissenschaftler mögen es gern ungeschminkt. Aber die Bereitschaft zu helfen, als “Bußritual der Willkommensfraktion” zu diskreditieren, ist schon allerhand. Genauso gut könnte man den Einsatz der vielen ehrenamtliche Helfer bei dem Eintreffen der Flüchtlinge als blinden Gehorsam gegenüber der Kanzlerin und ihrem Aufruf “Wir schaffen das” abwerten. Die Polemik ist natürlich geeignet, bisher verschwiegene Tatsachen schonungslosschonunglos auf den Tisch zu bringen. Danach ist der einzige Grund, Flüchtlinge aufzunehmen und solange zu sieben, bis die richtigen gefunden sind, der ökonomische. “Das zivilreligiöse Ritual” verbrämt das nur. Ein aufwändiges Verfahren allerdings. Da fragt man sich, warum die CDU/CSU sich Jahrzehnte lang gegen ein Einwanderungsgesetz sträubt. Den Personalbedarf aus Europa zu rekrutieren, hat offenbar nicht geklappt. Beispiele für geordnete Einwanderung gibt es in“klassischen” Einwanderungsländer, zuallererst in den USA. Es ist zu hoffen, dass die Jamaikakoalition es fertigbringt, ein Einwanderungsgesetz für Deutschland zustande zu bringen. – Klaus Tuch


Leserbrief zu „Von den Schülern geliebt Von den Kollegen gehasst“ von Martina Kix

Warum fällt es manchen Menschen eigentlich so schwer, Andere zu loben, ihre Art, auf jemanden zuzugehen, aber auch ihr Äußeres, ihre Leistung, gar ihren Besitz? Mit Kritiken, Beschwerden oder anderen negativen Bemerkungen ist man dagegen rasch bei der Hand. Wird man selbst größer, indem man seinen Nächsten klein macht ?

Wer selbst Größe besitzt, wird in der Regel seltenerzu Neid und Missgunst neigen, hat auchwenigerSchwierigkeiten, Vorzüge Anderer zu sehen und anzuerkennen.

Wo Menschen zusammenarbeiten, ist die Gefahr der Missgunst, der Neidgefühle nicht zu unterschätzen. Chefs solltenbereitsden Anfängen wehren. Ziel des Einzelnen muss es sein, den Erfolg des Teams als Ganzes zu sichern, gemeinsam dafür zu sorgen, dass Fehler erkannt und abgestellt werden, bevor sie draußen Unheil anrichten können. – Gabriele Gottbrath


Leserbrief zu “Das Gesicht als Nummernschild” von Stefan Schmitt

Als nächstes bitte ein Artikel darüber wie Desensibilisierung durch den Gebrauch von Messern beim Kochen zu mehr Messerattacken führt. Falscher Vergleich? Richtig, bei den Messern erkennt jeder den Bullshit. Die digitale Transformation ist hingegen so neu und mächtig, dass niemand richtig weiß, was man denken soll. Auf diesem Hintergrund kann so ein Unfug wie der Ihrige schon mal durchgehen. Realitätscheck:

*Samsung bietet schon länger eine (unsichere) Gesichtserkennung an.

* Kameraüberwachung im öffentlichen Raum wird von Polizei, Geheimdiensten und konservativen Politiken gepusht. Glauben Sie allen ernstes, dass jemand anfängt rechts zu wählen, weil sein iPhone eine Gesichtserkennung anbietet?

* Glauben Sie allen ernstes, dass Überwachungsstaaten von Desensibilisierung abhängig sind?

Das Schlimme an Ihrem Artikel ist nicht nur die Verdrehung der Wirklichkeit, sondern dass Sie die Leser nicht darüber aufklären, wie sie am besten Handeln könnten, um gegen die Erosion von Bürgerrechten und die Erhaltung ihrer digitalen Privatsphäre kämpfen könnten. Artikel wie der Ihre (von denen es viele gibt) sind der wahre Grund, warum sich niemand gegen die Invasion der Privatsphäre durch Google und Werbe-Netzwerke wehrt. Im Falschen gibt es nichts Wahres, gelle? Da kann ich doch gleich die Spionage-Software von Google nutzen, mich aber besser fühlen, weil ich ja Apple doof finde. Wenn sich irgendwann einmal ein Autokrat der Daten von Google bemächtigt und damit den Widerstand erstickt, dann werden es Leute wie Sie gewesen sein, die nicht ihren Job gemacht haben, rechtzeitig die notwendige Aufklärung zu liefern. Ismael Digg


Leserbrief zu „Das letzte Mittel” von Nicola Kurth und Jan Schweitzer

Wenn der Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung Die Zeit einen Beitrag zum Thema Methadon mitverfasst, erwartet der Leser eine objektive Darstellung, die alle relevanten Seiten der Thematik berücksichtigt. Dies ist bei diesem Beitrag nicht der Fall. Er ist einseitig geschrieben und tendenziös. Dies wird an folgenden Punkten deutlich:

  1. In der Aufmachung. Das Medikament Methadon wird verschüttet. Dieses framing suggeriert visuell die Nutzlosigkeit des Medikaments.
  2. In der Sprache: Methadon wird mit folgenden Attributen bedacht: „vermeintliches Wundermittel“, „vermeintliche Erfolgsgeschichte“, ebenso als “ gefährlich“ bis „tödlich“ dargestellt.
  3. Frau Dr. Friesen hat 2007 entdeckt, dass Methadon Krebszellen zerstören kann. 10 Jahre gehen ins Land. Seitens eines Wissenschaftsjournalisten wäre doch wohl zu fragen, warum in diesem Zeitraum keinerlei Studien gemacht wurden.
  4. Die ablehnende Position von Ärzten, die auf Chemotherapie setzen, wird als verantwortungsvoll dargestellt. Der Forderung von Patienten, Methadon nutzen zu können, wird herablassend betrachtet.
  5. Die jahrelange Referententätigkeit auf Kongressen von Frau Dr. Friesen wird kritisch kommentiert. Ist es nicht so, dass sie sich dem kritischen Diskurs einer Fachöffentlichkeit stellt und damit eine Voraussetzung erfüllt, dass Studien erst in Auftrag gegeben werden können? Ebenso: Warum wird auf die Veröffentlichungen von Frau Dr. Friesen mit keinem Satz eingegangen? Völlig unverständlich bleibt wie man der Wissenschaftlerin Friesen vor diesem Hintergrund unterstellen kann, ihr Vorgehen sei „durch Enttäuschung“ getrieben.
  6. Warum wird die Wirkungsweise von Methadon nicht dargestellt?
  7. Die biologische Krebsabwehr wird in Misskredit gezogen. Diese gäbe „Wundern in der Medizin“ mehr Raum als „harter Empirie“.

Damit wird der Chemotherapie das Wort geredet. Deren Wirkungsweise ist nicht unumstritten. Daher ist es nachvollziehbar, wenn Patienten „subjektiven“ Berichten bei Behandlungen mit Methadon mehr Glauben schenken, als den werbenden Aussagen der Pharmainustrie, die Langzeitschäden bei Chemotherapie in Abrede stellen.

  1. In dem Artikel kommen Ärzte, die mit Methadon arbeiten, nicht zu Wort.
  2. Insgesamt gesehen fördert die Einseitigkeit dieses Artikels in keiner Weise eine Auseinandersetzung um Heilverfahren bei Krebs. Der Artikel ist eben nicht patientenorientiert, sondern pharmaorientiert. – Ulrike & Volker Dieffenbacher

Leserbrief zu „Auf der Suche nach der Zusatzbevölkerung“ von Wolfgang Streeck

Wenn ich auch nur im geringsten verstanden habe was Sie umtreibt, unterstelle ich Ihnen, dass Sie sich die Frage stellen, wie ganz viele außer Ihnen, ob Deutschland wirklich und wenn ja wie viele Zuwanderer braucht. Die Frage ist ebenso schwierig wie die ob man heiraten soll. Tut man es bereut man es, tut man es nicht bereut man es auch. Aber nachdem ich gegen Ende Ihres Beitrages auf Formulierungen wie „Überschäumen der Gefühle im zivilreligiösen Ritual“ oder es kommt an auf „expressive Gemeinschaftsbildung“ und nicht etwa auf „instrumentelle Ergebnisse“ gebe ich zu dass ich intellektuell meine philosophischen Segel gestrichen habe. Wenn Sie damit wirklich etwas aussagen wollen, warum formulieren Sie es nicht so, dass auch Leser ohne Philosophiestudium folgen können? – Hubert Harbacher


Leserbrief zu „Über Umbenennungen“ von Harald Martenstein

Ich lese Ihren Text um 21.35 Uhr am zweiten Tag nach der Bundestagswahl, die einen Höhepunkt des offenen Rassismus und der Geschichtsumdeutung in Deutschland darstellt. Es ist spät, ich komme gerade vom Sport, eigentlich habe ich noch anderes zu tun heute Abend, aber ich werde später nicht schlafen können, wenn ich nicht meinen Widerspruch gegen Ihren Text formuliere. Sicherlich lesen Sie zuweilen die Zeitungen, für die Sie arbeiten und Sie werden sich deshalb nicht auf den Einwand zurückziehen, dass der Text vor der Wahl entstanden sei und deshalb jetzt in einem anderen Licht dasteht. Sie haben Ihren Text auf einem Hintergrund von Phrasen wie „Denkmal der Schande“, „links-grün versifft“ und „Political Correctness auf den Müllhaufen der Geschichte“ platziert.

Auch Sie stilisieren sich als Tabubrecher. Als May Ayim (1960-1996) Mitte der Achtziger Jahre an einer Berliner Universität ihre Abschlussarbeit zum Themas Rassismus in Deutschland schreiben wollte, stieß sie damit auf Ablehnung. Rassismus sei ein Phänomen in den USA, aber nicht in Deutschland. Gemeinsam mit anderen afrodeutschen Frauen und mit Unterstützung der Dichterin Audre Lorde sammelte und schrieb Ayim im Folgenden unter dem Titel „Farbe bekennen“ zum ersten Mal die ansonsten verdrängte, oftmals leidvolle Geschichte der Afrodeutschen.

Im Vorwort zu „Farbe bekennen“ von 1992 registrieren die Herausgeberinnen bereits ein neues „Erstarken rechts-radikaler Ideen und Parteien“ und weisen auf die besonders schwierige Situation von People of Color nach der deutschen Einigung hin. Im September 2017 ist die Empörung, sicher auch die Ihre, groß, dass dieser Rassismus „plötzlich“ im Parlament offen repräsentiert ist. Auf Initiative von zivilgesellschaftlichen Gruppen wie AfricAve-nir, der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, der Werksstatt der Kulturen oder dem Berliner entwicklungspolitischen Ratschlag wurde May Ayim für ihr Engagement und dichterisches Werk in Kreuzberg mit einem Straßennamen geehrt. Die Grünen, DIE LINKE und SPD in der Bezirksverordnetenversammlung haben das Anliegen aufgegriffen und auf demokratischem Weg umgesetzt.

Das May-Ayim-Ufer hat den Namen der afrodeutschen Vorkämpferin in der Mehrheitsgesellschaft bekannter gemacht, auch wenn ich fast sicher bin, dass Sie, sehr geehrter Herr Martenstein und viele Leser*innen zum ersten Mal von dieser bedeutenden Frau lesen. Auch ich habe als weißer Deutscher erst spät von May Ayim und der Problematik der kolonialen und nazistischen Straßennamen in Berlin erfahren. Dass das Ufer zuvor nach einem der Pioniere des deutschen Kolonialismus und des globalen Sklavenhandels benannt gewesen war, wurde mir ebenfalls erst durch seine Umbenennung bewusst. Weder im Geschichtsunterricht, noch in der bundespolitischen Debatte haben der Kolonialismus, seine Spuren in deutschen Städten und postkoloniale bzw. antirassistische Einsprüche angemessenes Gewicht, so dass ich mich damit auseinandersetzen hätte müssen.

In meinem Stadtteil Wedding und im Bezirk Mitte macht vor allem der Verein Berlin Postkolonial auf die koloniale Geschichte der Straßennamen im „Afrikanischen Viertel“ aufmerksam und hat den schwierigen politischen Umbenennungsprozess von einigen besonders anstößigen Straßennamen initiiert und begleitet denselben. Im letzten Jahr war ich bei einem Stadtspaziergang von Berlin Postkolonial. Auf der Ecke „Nachtigalplatz“ und „Petersallee“ (googlen Sie ruhig einmal Gustav Nachtigal oder den als Hänge-Peters und in Tansania als mkono wa damu (blutige Hand) bekannten Carl Peters) trug eine junge Ehrenamtliche gekonnt ein Gedicht von May Ayim vor: „ich werde trotzdem/afrikanisch/sein/auch wenn ihr/mich gerne/deutsch/haben wollt/und werde trotz-dem/deutsch sein/auch wenn euch/meine schwärze/nicht paßt“. Zwei Straßen weiter, wurde aus Fenstern gebrüllt, wir (die Umbenennenden) sollen uns verpissen.

Die genannten, vor allem von Schwarzen Menschen getragenen Initiativen, die ohnehin von einer desinteressierten Mehrheit im Stich gelassen werden, denunzieren Sie, Herr Martenstein, wenn Sie in „Über Umbennenungen“, alle Umbenennungen im öffentlichen Raum gleichsetzen und einer Partei zuschreiben. Im Übrigen wissen Sie, dass zivilgesellschaftliche Gruppen darauf angewiesen sind, dass die freiheitlichen Parteien ihre Themen aufgreifen, um sie demokratisch legitimiert zu realisieren. Konkrete Gesellschaftskritik ist so kompliziert, ich verstehe, wenn man lieber Kolumnen mit Sound schreibt. Herr Martenstein, entschuldigen Sie, dass ich nicht so witzig, sprachspielerisch und distanziert schreiben kann wie Sie (das meine ich ganz ernst). Ich bin müde, ich habe andere Sorgen. – Stefan Hunglinger


Leserbrief zu „Land ohne Lächeln“ von Fritz Habekuß und Pieter Hugo im ZEIT Magazin

Danke für diesen Artikel. Erst dachte ich – ach, ein bisschen lang. Stimmt nicht. Danke für’s Erklären. Von der Sorte bräuchte es wohl noch ein paar mehr … – Susanne Pitz


Leserbrief zu „Ich bin aufgewühlt, enttäuscht und wütend” von Stephan Lebert

Ich bin auch aufgewühlt und wütend! Und zwar, dass das Geld, welches für meine Rente zu Verfügung stand, gegen eine sehr hohe Provision von einem freundlichen AWD-Vertriebler an eine dubiosen Beteiligung (DLF) mit hohen Renditeversprechungen vermittelt wurde. Die Auszahlungen wurden sehr schnell eingestellt und mir bis heute nur 30% der eingelegten Summe zurückgezahlt. Das kann man nicht mit einem Aktienfond der Deutschen Bank vergleichen. Ich bin enttäuscht, aufgewühlt und wütend, dass ich darauf hereingefallen bin und das Geld für meine Rente fehlt. – Frauke Hofmann


Leserbrief zu „Ich bin aufgewühlt, enttäuscht und wütend” von Stephan Lebert

Nach Lektüre des Interviews mit Veronica Ferres wollte ich schon mehr wissen: welche Schule ist das nur, auf dessen Hof die Kinder über Carsten Maschmeyer Bescheid wissen? Das muss schon eine besondere Schule sein. Ich wage nun freilich nicht, irgendwelche Vermutungen über des Gatten Charakter zu treffen. Allerdings beschlich mich schon der Wunsch, Ferres oder vielmehr ihrer Schauspielerinnenpersona zuzurufen: Oh, deutsche Loreley, willst Du Deine blonden Locken nicht mit Scheisse beschmiert sehen, dann halte dich doch fern vom Abtritt der Gesellschaft, der Hochfinanz. Das war jedenfalls mein Bauchgefühl. – Matthias Meindl


Leserbrief zu „Wir brauchen die Kunst!“ von Klaus Weise und zu „Was wird hier gespielt?“ von Volker Hagedorn

Für die Artikel „Was wird hier gespielt“ und vor allem für „Wir brauchen die Kunst“ von Klaus Weise bin sicher nicht nur ich, Musikerin, sondern viele andere Kulturfreunde und Kulturschaffende sehr dankbar! Die Aufforderung an die Medien, besonders die Fernsehanstalten, viel mehr über Theater, Kino, Ausstellungen, Literatur, Oper, Konzerte zu berichten, ist mir aus dem Herzen gesprochen. Das Bewusstsein für alle Schätze unserer, der deutschen und der europäischen Kultur, sollte nicht nur in Vor-Mitternachs-Sendungen gestärkt werden, sondern in regelmäßige tägliche (Kurz-)Sendungen zu normalen Abendzeiten einfließen. Damit könnte auch politischen Kräften, die einen deutschen und europäischen Identitätsverlust panisch an die Wand malen, der Wind aus den Segeln genommen werden. Dazu müssten aber auch die entscheidenden Intendanten bereit sein, z.B. nicht Orchesterfusionen gegen Fussballspiele aufzurechnen, wie leider geschehen.  Im ganz Kleinen erlebe ich die wachsende Begeisterung eines 14.jährigen syrischen Flüchtlingsjungen für europäische Musik im wöchentlichen Geigenunterricht, meinem persönlichen Beitrag zur Flüchtlingskrise… – Barbara Ströbel


Leserbrief zu „»Das hatte Signalwirkung«“ von Rudi Novotny

Nichts gegen Herrn Schürmann. Aber dass er sich für drei (!) Monate Elternzeit und einen (!) freien Tag in der Woche von der ZEIT feiern lassen kann (noch dazu dank „flexibler“ Ehefrau), ist doch ziemlich symptomatisch das Rollenverständnis in unserem Land. Währenddessen wird der Löwenanteil der Familienarbeit nach wie vor von den Frauen erledigt. Weil…? – Florian Kraemer


Leserbrief zu „Auf der Suche nach der Zusatzbevölkerung“ von Wolfgang Streeck

Diese Beschreibung der Flüchtlingspolitik der Jahre 2015 und 2016 ist hervorragend! Endlich eine sachliche emotionsfreie Beschreibung! Ich möchte noch einige Punkte ergänzen: 1. Das Dogma der auf Grund der demographischen Entwicklung unbedingt erforderlichen Zuwanderung stelle ich in Frage. Ein bestehender Fachkräftemangel lässt sich über die Gehälter regeln. Zum einen, in dem ich die Ausbildung für Einheimische finanziell attraktiver gestalte. Und zweitens, in dem ich mit wettbewerbsfähigen Gehältern aus anderen Ländern Europas (nicht nur EU, sondern auch aus der Ukraine und vom Balkan) Fachkräfte gewinne. Deutschland hat nur für die Migranten der Jahre 2015 und 2016 dauerhaft jährliche Kosten in Höhe von 25 Mrd. €. Von diesem Geld hätte man besser eine Willkommensprämie in Höhe von 100.000€ für jeden Ingenieur oder Arzt ausgelobt. Dann könnten wir jedes Jahr 250.000 Ingenieure/Ärzte aus dem nicht europäischen Ausland willkommen heißen. 2. Mit der fortschreitenden Digitalisierung werden viele „einfache “ Arbeitsplätze wegfallen, z.B. ich denke da nur an Taxifahrer, Busfahrer, Zugführer, LKW Fahrer. Dahinter steht eine große Zahl von Arbeitskräften, die man nicht mal eben zu Ingenieuren, Ärzten oder Facharbeitern umschult. – Rainer Funke


Leserbrief zu „Auf der Suche nach der Zusatzbevölkerung“ von Wolfgang Streeck

Von allen Seiten wird ein Einwanderungsgesetz gefordert, um es qualifizierten Menschen aus anderen Ländern zu ermöglichen bei uns ihren Lebensunterhalt zu verdienen, das demographische Defizit auszugleichen, die Sozialkassen zu stabilisieren usw.. Das sind sicher alles löbliche Absichten und Ziele. Ein Aspekt wird allerdings weder von der Politik noch z.B. von der ZEIT hinreichend angesprochen: Wie sollen die Länder, aus denen die qualifizierten Einwanderer kommen, jemals zu einer lebenswerten Infrastruktur kommen, wenn die meisten, die dies eigentlich leisten müssten, ihrem Land den Rücken kehren und ihr Glück woanders suchen. Wie soll ein afrikanisches Land etwa ein funktionierendes Gesundheitswesen einrichten, wenn die Ärzte weg gehen.

Besonders perfide ist es doch, wenn wir Ärzte einwandern lassen, die dort ausgebildet wurden und dann an unseren Krankenhäusern zu unserem Wohl arbeiten, während in ihrem Heimatland an allen Enden Ärzte fehlen. Sinnvoll wäre es vielmehr, Studenten aus z.B. Afrika hier an unseren Universitäten kostenlos auszubilden mit der Auflage anschließend in ihrem Heimatland beim Aufbau des Gesundheitssystems mitzuwirken. Das wäre eine wirkliche Entwicklungshilfe. Ich glaube, wir betreiben hier eine neue Form des Kolonialismus. Hat man früher die Rohstoffe aus den Kolonien abgeschöpft und ist damit reich geworden, so machen wir das heute mit der Intelligenz. Auf Dauer werden sich das die ausgebeuteten Völker nicht bieten lassen, denn dadurch wird die Schere zwischen denen, die alles haben und denen, denen es an fast allem fehlt, immer größer. – M. Klein


Leserbrief zu „Land ohne Lächeln“ von Fritz Habekuß und Pieter Hugo im ZEIT Magazin

Tut mir leid, aber das, was der Herr Habekuß da von sich gibt, ist in meinen Augen zum großen Teil blanke Schwarzmalerei. Und ich (76) bin gelernter Ossi! Hier nur einige Anmerkungen zu seinen Darstellungen:

– Da beklagt er die „Bewohner ganzer Dörfer“ wegen der installierten Windkraft- und Biogasanlagen. Klar, das kann unangenehm sein und man kann es auch verstehen. Doch was wäre denn gewesen, hätte die DDR weiter existiert? Auch sie hätte sich angesichts ihrer massiven Umweltverschmutzung einem Wandel in der Energiepolitik auf Dauer nicht entgegenstellen können und hätte entsprechende Maßnahmen einleiten müssen. Proteste der Anwohner wären dann allerdings ausgeblieben, denn Proteste galten zu DDR-Zeiten als Politikum und wurden entsprechend verfolgt. Die Anwohner hätten die Anlagen wohl mit einigem untergründigen Murren akzeptiert.

– Herr Habekuß schreibt weiter über die Aberkennung der Abschlüsse von DDR-Akademikern. Mag sein, dass es das gab. Ich persönlich habe das aber anders erlebt: Ich kenne einige schlichte DDR-Ingenieure, die sehr stolz waren, als sie sich plötzlich offiziell als „Dipl.-Ing. (FH)“ vorstellen durften. Und wenn einige Leute mit ihrem Titel „Diplom-Gesellschaftswissenschatler“ nichts mehr anfangen konnten, dann hält sich mein Mitleid mit diesen System-Speichelleckern sehr in Grenzen.

– Herr Habekuß kann es auch mehr oder weniger verstehen, wenn Herr Schrader meint, „viele“ wären durch die Agenda 2010 „auf der Strecke geblieben“. Ist ihm (Herrn Habekuß) wirklich nicht klar, dass ohne diese Agenda die deutsche Wirtschaft sich kaum erholt hätte, und dass das Arbeitslosengeld der „Vielen“ und auch die Rente von Herrn Schrader möglicherweise hätte gekürzt werden müssen – wie jetzt bei den Griechen? – D. Schuster


Leserbrief zu „Der Riss im System“ von Felix Rohrbeck Und Kolja Rudzio

Vielen Dank für diesen interessant zu lesenden Artikel. Ich hätte einen  Vorschlag zu machen, wie die Solidarität im Krankenkassensystem erhöht  werden kann ohne das System in seinen Grundfesten aktiv ändern zu müssen. Dabei denke ich an folgende Punkte:

– Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze. Es ist doch nicht einzusehen  warum der Beitrag ab einem monatlichen Bruttolohn von ca. € 4.300,-  gedeckelt sein soll.

– Die Differenz zum rechnerischen Beitrag für die gesetzliche Kasse und  den tatsächlichen Beitrag für die private Kasse kann man dann leicht  ausrechnen.

– 2/3 dieser Differenz sollen trotz Privatversicherung an die staatliche  Krankenkasse fließen. Somit bleibt nicht nur ein Minimum Konkurrenz im  System bestehen, sonder es kehrt auch die Solidarität zurück.

– es ist auch ein voller Ausgleich denkbar, denn eigentlich sollte die  Konkurrenz zwischen den Kassen alleine über den Leistungskatalog  stattfinden.

Dann hätten die Privaten auch keinen Anreiz mehr Gesündere  günstiger zu versichern und könnten ihrerseits ein Solidaritätsprinzip  einführen. – Die zuvor genannte Berechnung findet nicht nur über alle Berufsgruppen  statt, sondern über alle Einnahmequellen, also auch Einkünfte aus  Vermögen und Verpachtung.  Mir ist bewusst, dass damit der bürokratische Aufwand steigen würde, da  eine zentrale Stelle benötigt würde die diese Daten zusammenführt um sie  kontrollieren zu können. An der Stelle höre ich schon die  Datenschutzbedenken. Allerdings könnte diese Aufgabe der  kassenärztlichen Vereinigung übertragen werden. Dort laufen sowieso  schon fast alle Abrechnungsdaten der gesetzlich Krankenversicherten  zusammen. Im Gegenzug würde ich auch bei der gesetzlichen Kasse das Prinzip der  Privaten einführen, dass die Leistungsempfänger eine Rechnung erhalten  und diese Abzeichnen müssen. Damit wird auch ein Bewusstsein für den  monetären Wert der Behandlung transportiert. Zusätzlich könnte, wie in  Luxemburg, ein allgemeiner Eigenanteil von 20% eingeführt werden, um die  Kostenentwicklung zu dämpfen. Dieser Eigenanteil lässt sich natürlich  sozialverträglich gestalten. – Sebastian Fontaine