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15. Februar 2024 – Ausgabe Nr. 8

Leserbriefe zu „Sie sind wieder weg“ von Hannah Knuth

Im letzten Absatz Ihres guten Beitrags „Sind sie wieder weg“ wünschen Sie allen Autofahrern gute Fahrt.  Sie differenzieren nicht! Deshalb hier der Link zum Energieverbrauch weltweit:
https://www.google.com/imgres?imgurl=https%3A%2F%2Fde.statista.com%2Fgraphic%2F1%2F167957%2Fverteilung-der-co-emissionen-weltweit-nach-bereich.jpg&tbnid=-xiDnqzmrTR4VM&vet=1&imgrefurl=https%3A%2F%2Fde.statista.com%2Fstatistik%2Fdaten%2Fstudie%2F167957%2Fumfrage%2Fverteilung-der-co-emissionen-weltweit-nach-bereich%2F&docid=4ljgvctdz2QH3M&w=1000&h=743&source=sh%2Fx%2Fim%2Fm4%2F2&kgs=2a1f0790d333d0f5#imgrc=-xiDnqzmrTR4VM Fazit: nicht nur die Autofahrer dürfen keine fossilen Energien mehr verbrennen, sondern die gesamte Erdbevölkerung muss damit aufhören. Das funktioniert nur, wenn erstens Freude an den Alternativen entsteht und zweitens, wenn Industrien, die fossile Energien nutzen, eliminiert werden. Ich selbst fahre bevorzugt Fahrrad, Motorrad, E- Auto. Verzichte auf Fleisch und Flugreisen. Kaufe bevorzugt Second Hand…
Klaus Wolfbeisz

Dieser Leitartikel vergisst leider eine andere Perspektive auf die ‚Klimaaktivisten“. Es sind Eiferer und Fanatiker. Fanatismus macht bekanntlich blind – eine alte Erfahrung. Fanatiker schauen nicht nach links oder rechts, sie streben nach dem in ihrer Vorstellungswelt entwickelten Ziel. Früher oder später scheitern alle Fanatiker an der Wirklichkeit des Lebens. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ehrenvolle oder verderbliche Ziele handelt, denen sie sich verschreiben.
R. Reiger

Leider hat der Klima-Aktivismus der Politik und der Gesellschaft die Gelegenheit gegeben, statt den Klimawandel die Klima-Aktivisten zu bekämpfen. Leider haben die Klima-Aktivisten dazu beigetragen, dass die Klimakrise zu einem Nischenthema bzw. zu einem Spezialthema der Grünen wurde. Paradox: Hätte es die Klima-Aktivisten nicht gegeben, wären wir heute wahrscheinlich beim Klimaschutz weiter. Denn die Politik hätte weniger ausweichen und sich vor der Verantwortung für den Fortschritt beim Klimaschutz drücken können. Es bleibt das gemeinsame Versagen von Regierung und Opposition, wertvolle Zeit verloren zu haben. Der Handlungsbedarf ist nur größer geworden, das notwendige Handeln teurer. Wer auch immer regiert, wird sich nun umso mehr dieser Verantwortung stellen müssen. Verloren haben wir alle: Zeit und Zukunft. Falls die Politik weiter vor der Verantwortung ausweicht, müssen alle gesellschaftlichen Gruppen auf die Straße gehen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Um zu zeigen: Klimaschutz geht uns alle an, nicht nur die jungen Menschen, nicht nur die Grünen.
Reinhard Koine

Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine vor genau zwei Jahren und der Bedrohung der Sicherheit und Freiheit Europas und anderen Staaten hat es die Umweltbewegung gegen den fortschreitenden Klimawandel sehr schwer. Hunderte Milliarden Euros werden nun jährlich zusätzlich in die Militäretats fließen und fehlen somit bei der notwendigen Transformation der Wirtschaft und der Energiesysteme. Die Diktaturen haben keine Probleme mit demonstrierenden Massen, so dass der langfristig zunehmende Klimawandel von den Parteizentralen nicht wahrgenommen wird. Das verbreitete kapitalistische Wirtschaftssystem und die hohen Sozialetats verlangen ständiges Wachstum. So kommt es, dass der internationale Tourismus blüht, weil er auch mangels Kerosinsteuer, etc. stark subventioniert wird. Gleichzeitig verlangt man von Wohnungseigentümern fünf- bis sechsstellige Euro-Investitionen in die Heizung, um von fossilen Energieträgern auf Elektrizität überzuwechseln. Eine solche Phase der Resignation hatten wir schon einmal Ende der 1970er Jahre (1972 Club of Rome) und den 1980er Jahre, als die Umweltbewegung durch den kalten Krieg zwischen Ost und West ausgebremst und dann mit dem Berliner Mauerfall nahezu in Vergessenheit geriet („Alles wird gut“). Die Umweltprobleme werden ein drittes Mal ins Bewusstsein der Weltbevölkerung kommen, dann aber so dominant, dass es zu spät sein kann. Dann leben vermutlich die Diktatoren Wladimir Putin und Xi Jinping nicht mehr. Und Donald Trump auch nicht.
Klaus Pohl

Sie schreiben, dass der Klimaaktivismus zu Ende gehe. Und Sie fragen: Was kommt dann? Erlauben Sie mir drei Anmerkungen dazu: Der Anteil der erneuerbaren Energie am Strommix steigt stetig. An der Reduzierung des CO2-Ausstosses wird in fast allen Ländern der Erde gearbeitet. Das Bewusstsein ist geschärft, die Trendwende ist erkennbar. Auch wenn sich berühmte Protagonistinnen der Klimabewegung neuen Themen zuwenden – kein Grund zur Resignation. Fridays for Future oder „Die letzte Generation“ mögen erschöpft sein. Dafür gehen Hunderttausende auf die Straße, um für Demokratie und gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Auch nicht so unwichtig, finde ich. Und was ist mit den Bauernprotesten? Woher kommt die Sympathie für Traktorblockaden, die billigen Diesel fordern? Irgendwie hat man das Gefühl, eine Interessengemeinschaft muss nur massiv und radikal genug für ihre Forderungen kämpfen, dann tut sich was. Vielleicht haben sie’s von der Klimabewegung gelernt?
Und schließlich: Was sollen die beiden letzten Sätze? „Und der Autofahrer. Gute Fahrt! Haben Sie kein anderes Feindbild gefunden?  Der Verbrennungsmotor Motor ist europaweit ab 2035 out. Der Anteil an E-Autos steigt. Dafür wird die Förderung gestoppt. Die Ladesäulen-Infrastruktur wird ausgebaut. Der Strompreis bleibt hoch. „Die Autofahrer“ nehmen derartige Behinderungen mittlerweile klaglos hin. Im Gegensatz zu den Hauseigentümern, die beim geringsten Anschein von Regulierung (Heizungsgesetz!) Zeter und Mordio schreien und dafür sorgen, dass die Maßnahmen abgeschwächt werden. Vermutlich haben die Landwirte genau zugesehen, wie das geht. Nichts für ungut. Sie sind wieder weg könnte auch heißen: Sie haben keine Lust mehr. Oder: Ich hab’ was Neues entdeckt. Danke für Ihren Beitrag und für die ZEIT von heute, die mich – wie immer – ausgezeichnet auf dem Laufenden hält.
Thomas Meichle

Zu Ihrem Artikel „Sie sind wieder weg“ auf Seite 1 Ihrer neuen Ausgabe von heute: Wie selbstverständlich wird „Fridays for Future“ meistens – so auch in Ihrem Artikel – als soziale Bewegung bezeichnet, ohne diese Zuordnung jedoch zumindest zu thematisieren. Das wäre jedoch wichtig, um folgerichtige Schlüsse und Analysen überhaupt grundsätzlich zu ermöglichen. Um welche Art Kollektiv handelt es sich überhaupt, als was ist „Fridays for Future“ aus sozialwissenschaftlicher Sicht zu sehen? Dieser Fragestellung wird seit Beginn der Proteste nicht genügend Raum gegeben in der öffentlichen Diskussion. Nur als Hinweis: es gab einzelne wissenschaftliche Stimmen, die „Fridays for Future“ gar nicht als soziale Bewegung sahen, sondern als Protestkampagne. Wer sich eingehender z. B. mit der digitalen Protestmobilisierung in der Anfangszeit von „Fridays for Future“ beschäftigt, erkennt sehr gezieltes Framing beim Rekrutieren, das im Grunde von professionellen PR-Beratern stammen könnte. Es ist dann auch zu vermuten, dass bereits zu Beginn erfahrene Aktivisten involviert waren, die bereits seit Jahrzehnten der Umweltbewegung angehören. Solche Überlegungen veranlassen in jedem Fall eine ganz neue Betrachtung des spannenden Themas zu den aktuellen Entwicklungen rund um „Fridays for Future“.
Tim Waltemathe

Nun wird das abnehmende Engagement für den Klimaschutz den deutschen und globalen Klimaaktivisten selbst in die Schuhe geschoben. Das können vor allem diejenigen behaupten, die auf dem Sofa sitzen und über ihre eigene Untätigkeit hinwegschauen und sich über zu wenig Engagement beschweren. Das Abnehmen der Klimabewegung liegt nicht an den unermüdlich kämpfenden Aktivisten selbst, sondern an den Umgang aus der Politik. Ist gibt mittlerweile keine Partei, die den Klimaaktivismus kritisiert und sogar bedroht hat. Während Aiwanger, Söder & Co. es sich mittlerweile zur allgemein unterhaltsamen Jagdsportart machen, sich in ihren Attacken gegen die Grünen und Klimaaktivisten zu übersteigen, ist es kein Wunder mehr, dass sich deren Anhänger nach bereits mehrmaligen Gewaltandrohungen aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Ein Job unter Angsteinflößung üben nur die wenigsten bereitwillig aus. Und gerade diese „last (wo)men standing“ werden nun für den Untergang der Klimabewegung verantwortlich gemacht. Dass Fridays for Future den größten Protest gegen den Krieg gegen die Ukraine organisiert und als erste die regenerativen Energien als „Freiheitsenergien“ sowohl gegen autoritäre Regime als auch gegen den Klimawandel bezeichnet hat, scheinen mittlerweile viele zu vergessen haben. Es wird anscheinend allein der Kampf der Klimabewegung für soziale Gerechtigkeit gesehen. Dieser wurde unter dem Wort Klimagerechtigkeit schon seit den Anfängen der Klimaproteste geführt. Leider scheint die Definition von „Klimagerechtigkeit“ noch nie vollständig verstanden worden zu sein.
Paul Hettler

Der aufmerksame Leser reibt sich verwundert die Augen. Bislang wurde das nachlassende Interesse an Klimafragen vor allem mit der Radikalität der Aktivisten begründet, die mit ihren „kriminellen“ Aktionen ein durchaus zu Veränderungen bereites Publikum vor den Kopf stießen. Die jetzt angekündigte „Parlamentarisierung“ des radikalen Flügels der Bewegung ist nun auch wieder nicht recht – der Klimawandel schreitet unaufhaltsam voran und erfordere die volle Aufmerksamkeit von Politik und Gesellschaft. Dass die Bewegung „Fridays for Future“ vor allem mit ihrer „Ikone“ Greta Thunberg identifiziert wurde, ist ein typisches Resultat der Medienberichterstattung. Ihr befremdliches einseitiges Engagement für die Anliegen der Palästinenser ist ein willkommener Anlass für die konservative Presse, mit dem „gefallenen Engel“ zugleich auch die gesamte Bewegung zu delegitimieren. Fairerweise weist Hannah Knuth darauf hin, dass sich die deutsche Sektion von Thunbergs Solidaritätsbekundungen distanziert, wirft ihr aber gleichzeitig vor, den Fokus zu erweitern und sich beispielsweise für verbesserte Arbeitsbedingungen im öffentlichen Nahverkehr einzusetzen. Eine Vernetzung der Klimabewegung mitzivilgesellschaftlichen Akteuren, die sich für eine Verkehrswende einsetzen oder dem Kampf gegen „rechts“ verschreiben, bedeutet gerade nicht, dass die Aktivisten ihr Kernanlegen vernachlässigen, wie die Autorin behauptet, sondern im Gegenteil,dass sie von einem breiten Bündnis getragen wird.
Rüdiger Paul

Die Erderwärmung wird nicht durch Aktivisten-Klamauk reduziert, sondern durch solide Arbeit in der Sache und die findet statt – und das ist gut so!
Dieter Wurm

Ihre Autorin schreibt „… wenn man so will, fällt die Zuständigkeit dafür (für die Klimapolitik) nun wieder zurück in die Hände der Politik. Und damit auch in die Hände der Zivilgesellschaft. Und der Autofahrer.“ Zur Ergänzung: Peta e. V.: Von allen Bereichen ist die Tierwirtschaft in besonders hohem Maße für die Emission klimaschädlicher Gase verantwortlich. Insgesamt sind ihr bis zu 20 Prozent der weltweiten Treibhausgase zuzuschreiben – und damit mehr als dem gesamten Verkehrssektor. Laut Heinrich-Böll-Stiftung werden 33 % der weltweiten Anbauflächen für die Produktion von Viehfutter verwendet. In der Europäischen Union landen 60 % des angebauten Getreides in den Trögen (trotz Hunger in den ärmeren Ländern). Das Umweltbundesamt teilt mit: Im Jahr 2022 machten die Methan-Emissionen anteilig 76,3 % der Methan-Emissionen des Landwirtschaftsbereichs aus und waren nahezu vollständig auf die Rinder- und Milchkuhhaltung (96 %) zurückzuführen.
Würden die Politiker den Mut aufbringen, in einer Informationskampagne ihren Wählern nahebringen, den Konsum von Tierprodukten erheblich zu verringern, könnten wir den Ausstoß von Treibhausgasen und damit den Klimawandel stoppen, Regenwälder erhalten, Hungersnöte verringern, Gesundheit der Bevölkerung heben, Krankenhäuser entlasten und die Pflegebedürftigkeit der Menschen verringern. Dies schreibt Ihnen ein 88jähriger, der sich nach ärztlicher Diagnose „Arthrose, Gicht, Rheuma“ und „Das ist nicht heilbar“, im 41. Lebensjahr auf eine Ernährung mit Gemüse, Obst und Frischkornbrei umstellte und damit bis heute vegetarisch von allen Beschwerden befreite, ohne Medikamente auskommt und sich ohne „Pfleger“ völlig selbst versorgt.
Ingo Franz Rittmeyer

Sie schreiben, dass sich Greta Thunberg inhaltlich radikalisiert. Erklären tun Sie es, weil sie eine pro palästinensische Kundgebung in Leipzig besucht hat. Was finden Sie daran bitte radikal, wenn sich jemand für das Schicksal der Palästinenser einsetzt? Sie war weder auf einer Pro-Hamas Kundgebung, noch war sie auf einer antisemitischen Kundgebung. Ich erwartete von der ZEIT eine sehr viel aufmerksamere Differenzierung. Ich sehe eine inhaltliche Radikalisierung eher bei Israel, beim Kampf gegen die Hamas. Wir sollten uns alle, dem von Omri Boehm formulierten Wunsch anschließen, dass die israelischen Streitkräfte die Zivilisten in Palästina genauso schützen sollten, wie sie ihre eigenen Zivilisten im Krieg schützen würden. Um das zu verdeutlichen, möchte ich ein Beispiel nutzen. Könnten Sie sich vorstellen, dass die israelischen Streitkräfte in Tel Aviv ein ganzes Haus in die Luft sprengen, weil sich in der vierten Etage Hamas-Vertreter treffen? In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine besonders klare Sicht bei weiteren Artikeln.
Thorsten Bartelt

Der Artikel könnte als interessante Zustandsbeschreibung der Klimabewegung verstanden werden, angereichert mit unverkennbar ironischen Untertönen. Der Schluss geht aber noch darüber hinaus. Er impliziert eine Verantwortung der Klimabewegung für die Bekämpfung der Klimaerwärmung, die nun wieder zu Politik und Zivilgesellschaft zurückgefallen sei. Ist es nicht unzweifelhaft, dass diese Verantwortung nie an einer anderen Stelle zu suchen war als bei der Politik? Liegt dann der Schluss nicht nahe, dass nur über politische Beteiligung Änderungen erreichbar sind?
Gerd Manegold

Am 18. Okt. 2023 habe ich einen Brief an ein Mitglied der Bundesregierung geschrieben, das auch an der Klimakonferenz in Dubai teilgenommen hat. Den Text füge ich nachfolgend bei.
„Deutschland bemüht sich seit Jahren um Fortschritte in der Klima-Politik – in vielerlei Hinsicht. Sicher sind auch Erfolge zu verzeichnen: so sind unsere CO2-Emissionen von 1990-2021 um rund 35%, die der EU (27) um rund 25% und die der USA (gegenüber dem Höchststand ‚2005‘!) um rund 18 % zurückgegangen. In anderen Staaten sind aber Steigerungen eingetreten: die größten (gegenüber 1990) in China und Indien um 390% bzw. um 350%; die jährliche Gesamt-Steigerung allein dieser beiden Staaten mit einer Bevölkerung von 2,8 Milliarden Personen liegt inzwischen zwischen 500 und 1000 Millionen Tonnen. Da KLIMA aber eine globale Angelegenheit ist, kommt es nicht darauf an, ob Deutschland seinen Anteil an den Gesamt-Emissionen von zurzeit 1,8% auf 1,5% oder 1,2% verringert, sondern auf die globale Netto-Entwicklung der CO2-Emissionen. Und das ist nun einmal ein jährlicher Netto-Anstieg. Steigende Gesamtemissionen führen zu einer höheren CO2-Konzentration in der Atmosphäre und die ist durch die globalen Windsysteme auf der gesamten Welt fast gleich hoch (+/- 10 ppm) – über Deutschland also ebenso hoch wie über Russland, China, Afrika, Amerika oder am Südpol. Die CO2-Konzentration ist ausschlaggebend für die Klimaerwärmung. Hier ist bis heute keinerlei Besserung erkennbar und so werden sich die Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit von zurzeit 1,2 Grad Celsius wohl weiter erhöhen und die Wetterextreme weiter zunehmen. Erinnert sei an das Ahrtal oder die Brände und Überschwemmungen des Jahres 2023. Ich bitte Sie, Ihren Einfluss (Deutschland ist die viertgrößte Industrienation der Welt!) auf der diesjährigen Klimakonferenz in Dubai geltend zu machen, damit endlich (für alle Staaten verbindliche) Vereinbarungen zur Rückführung der CO2-Emissionen getroffen werden, die insgesamt so hoch sind, dass eine jährliche Netto-Reduzierung der globalen Emissionen erreicht wird, denn nur dann besteht eine Chance, einen weiteren Anstieg der Temperatur zu vermeiden bzw. einen Rückgang zu erreichen. Absichtserklärungen reichen nicht aus. Es müssen von allen fast 200 Staaten klare und angemessene Verpflichtungen übernommen und mit deren Umsetzung (soweit bisher noch nicht erfolgt) unverzüglich begonnen werden. Ich stelle diese Bitte an Sie nicht im eigenen Namen (ich bin 83 Jahre alt und werde von den zu erwartenden Klima-Folgen wohl nicht mehr betroffen), sondern im Namen meiner Enkelin Lisa, die ebenso wie alle nachwachsenden jungen Menschen mit den Folgen von weiter global unzureichenden Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Konzentration fertig werden müssen. Ich wünsche Ihnen und uns viel Erfolg. 8,1 Milliarden hier sitzen in einem Boot.“
Was ist seit meinem Brief geschehen? Nichts bezüglich einer sofortigen Reduzierung der globalen Emissionen. Die EU und die USA sind zwar ‚Musterknaben‘ bezüglich ihrer Klimapolitik; dafür steigen aber die Emissionen von China und Indien und diese Staaten haben ebenso wie Russland und Kasachstan u.a. ihre Klimaneutralität erst für 2060 bzw. 2070 (Indien) in’s Auge gefasst. Die auf der ganzen Welt fast einheitliche CO2-Konzentration ist weiter gestiegen – dies belegt die Entwicklung des Referenzwertes von Hawaii von Jan. 2023/24:
Monthly Average Mauna Loa CO2
January 2024:  422.80 ppm
January 2023:  419.48 ppm
Last updated: Feb 05, 2024
Die Grenze der Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Situation hat im Jahr 2023 die 1,5 Grad-Grenze erreicht. Das Ziel, die Erwärmung nachhaltig auf dieser Grenze zu halten, ist in weite Ferne gerückt. Wenn es der Staatengemeinschaft nicht gelingt, die CO2-Emissionen weltweit und in angemessenen Umfang für alle Staaten der Welt so zu senken (und zwar nicht irgendwann, sondern ab sofort), dass eine Reduzierung der CO2-Konzentraion zustande kommt, werden die Wetterextreme in aller Welt und auch bei uns (erinnert sei an das Ahrtal) weiter zunehmen/verstärken und nur eines beweisen: wie hilflos wir Staaten der sog. Ersten Welt gegenüber Staaten wie Russland, China, Indien u.a. sind. Aber was nützt es schon, wenn ich ‚Menschlein‘ (Einer von 83 Mio Bürgern der Bundesrepublik) so etwas sage?
Andreas Tiefensee

Bei dem Artikel habe ich mich gefragt, wieso die Klimabewegung so einseitig dafür kritisiert wird, dass sie nach jahrelangem Kampf ausbrennt. Es ist zwar gut, dass am !Ende! erwähnt wird, dass eine ökologische Gleichgültigkeit der Mehrheitsgesellschaft und einen Fehler im politischen System gibt. Allerdings sind das die Skandale, die an den Anfang gehören – nicht, dass junge Menschen ausbrennen, nachdem sie sich jahrelang an einer fossil finanzierten Glasdecke aus (mittel)alten Leuten die Zähne ausgebissen haben. Eigentlich müssten in einem bunt blühenden Februar, in dem wir ohne Jacke vor die Tür gehen, allen klar sein, was hier passiert und was wir unmittelbar vor uns haben. Dass die ökologische Gleichgültigkeit dennoch nicht in der Breite in Frage gestellt wird, wäre vielleicht der Nachrichtenwert gewesen, nach dem da offensichtlich gesucht wurde. Ich hätte lieber einen Artikel darüber gelesen, wie die politisierten Massen der #Niewiederistjetzt-Demonstrationen für die Öko-Katastrophe sensibilisiert werden können. Auch für die ökologischen Themen muss die Mitte der Gesellschaft einstehen – es geht hier nun mal um das Fortbestehen der menschlichen Zivilisation.  Ich bin immer dafür, dass wir als Gesellschaft für ein vielfältiges und demokratisches Zusammenleben kämpfen.  Wenn wir nun zusätzlich dafür kämpfen würden, auch in 20 Jahren noch stabil zusammenleben zu können, ohne – wie in dem Artikel geschehen – der Klimabewegung dafür einseitig Verantwortung zuzuschreiben – wäre ich noch glücklicher.
Maya Hatsukano

Es war einmal eine 15jährige Schülerin Greta Thunberg, in Stockholm, die mit einem selbstgemalten Pappschild an einem Freitag die Schule schwänzte, um auf die Klima Krise aufmerksam zu machen. Dies völlig zu Recht. Frau Thunberg ist nunmehr 21 Jahre alt.  Diese erste Protestaktion für das Klima war dann die Geburtsstunde der Bewegung: „Fridays for Future“. In Deutschland ist die Vorzeigeaktivistin von Fridays for Future Luisa Neubauer. Heute 27 Jahre alt. Nicht zu vergessen die „Letzte Generation“ deren Sprecherin Carla Hinrichs ist, ebenfalls 27 Jahre alt. Das vornehmliche Ziel der drei jungen Frauen ist die Erreichung, Umsetzung der Ziele des Pariser Klimaabkommens vom Dezember 2015! Ein wichtiges Ziel war und ist die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. In den letzten neun Jahren ist das Erreichen dieser Absicht weltweit grandios verfehlt worden. Auch Deutschland und Europa sind hiervon weit entfernt. Soweit der „märchenhafte“ Faktencheck. Frau Thunberg ist mit ihren Aussagen zu Israel (Genozid an den Palästinensern, Kriegsverbrechen) nunmehr mächtig über das Ziel hinausgeschossen. Das der Auslöser des Krieges der brutale Überfall der Hamas am 07.10.2023 war wird ignoriert. Der Gegenschlag Israels ist mittlerweile in seiner Intensität aber auch nicht mehr zu tolerieren. Frau Thunberg sollte besser weiter über die Klimaziele reden. Aber nicht über Tatsachen polemisieren, von denen sie offensichtlich nichts versteht. (Täter Opfer Umkehr) Richtigerweise hat Frau Neubauer sich wegen der Israel Kritik von Greta Thunberg losgesagt. Die drei jungen Frauen, jeweils aus gutsituierten und privilegierten Elternhäusern, können leicht Protestieren ohne studieren oder gar arbeiten zu müssen. Es scheint sich bei Frau Neubauer und Frau Hinrichs ein Weg in Richtung Parlament und Establishment abzuzeichnen. Frau Thunberg hingegen radikalisiert sich ins politische Abseits. All dies ist für die Klimapolitische Zielerreichung nicht wirklich günstig. Die guten Absichten verblassen und/oder verlaufen im Wüstensand von Dubai. Und wenn sie nicht gestorben sind, werden sie noch lange mit ihren Büchern und entsprechenden Auftritten Geld verdienen, sie leben wohl bald in den bisher bekämpften Institutionen.  So leben sie glücklich und zufrieden und das Klimaziel ist nicht mal mehr ein Silberstreif am Horizont! Wer übernimmt?  Waren die vielen Protestaktionen nur eine außerparlamentarische Selbstverwirklichung? Das erinnert an einen Buchtitel: „Die Revolution entlässt ihre Kinder“ (Wolfgang Leonhard)
Felix Bicker

Kriege sind ein schlechtes Pflaster für Klimademonstrationen! In Kriegs- und von Krieg bedrohten Gebieten ist den Menschen das Hemd „Überleben jetzt“ näher als die Hose „Überleben in der Zukunft“! Erst wenn die großen Konflikte weitgehend erloschen sind und Vernunft in die Köpfe der Kriegsherren eingekehrt ist, kann der Schutz unserer überhitzten Erde wieder auf Punkt 1 der Welttagesordnung vorrücken! Wenn jedoch das zukünftige Schicksal unserer Erde weiterhin vom Ego der Mächtigen bestimmt wird und die Zahl der Menschen, vor allem in der Mitte unseres Planeten, wie bisher wächst: dann brauchen wir eigentlich nur noch auf den großen Knall warten, woher der auch immer kommen mag! Dann aber ist es zu spät für ein Umdenken, geschweige denn eine Umkehr!
Ulrich Pietsch

Vielen Dank für den Artikel „Sie sind wieder weg“ über das Ende des Aktivismus. Als die Proteste in all ihren Ausprägungen (Schulstreik, kleben, anketten, Tomatensuppe auf Plexiglas…) noch durchgeführt wurden und erwartungsgemäß für Aufmerksamkeit sorgten, hörte man viele Stimmen, die da sagten, die Proteste mögen doch bitte nicht so störend sein, unauffälliger, angenehmer für die Gesellschaft. Dann würden es auch mehr Leute gut finden. Und nicht so arg dagegen sein und sich natürlich auch mehr für z. B. das Klima engagieren. Aber so…  Also, wenn es an die Kunst oder gar an das Auto geht, ist Schluss! Nun geschieht offenbar genau das – aus welchen Gründen auch immer – und der zahnlose Tiger des Aktivismus ist angenehm, an der Leine und stört auch nicht mehr so doof. Ergo müssen wir uns auch nicht mehr mit den lästigen Themen beschäftigen. Danke dafür! (falls es nicht auffällig genug war: Obacht. Satire-Karte)
Alexandra Hüsing

Die Wohlstandsgesellschaften haben nicht begriffen, dass die Erde vor dem Kollaps steht. Engstirnigkeit und das Beleidigt sein über die berechtigten Vorwürfe und daraus resultierenden Forderungen der jungen Generation wurden lächerlich gemacht und abgewertet. Die Autokraten sehen ihre Chance in der Behäbigkeit dieser Gesellschaften, die selbst auf dem Totenbett dem eigenen Tod nicht ins Auge sehen wollen. Den Tanz auf der Rasierklinge gewinnt die selbige.
Herbert Büttner

Ich bin nun fast ein Jahr in einer Klimabewegung tätig, und zwar durchaus an 2-4 Tagen in der Woche. Die Strategie der Letzten Generation hat sich verändert, aber, dass nun ausschließlich die EU-Wahl im Mittelpunkt liegt, ist schlicht und ergreifend falsch. Am 16.3. sind in vielen Großstädten ungehorsame Versammlungen geplant. Die Kampagne „Stoppt Fossile Subventionen“ von Extinction Rebellion plant am zweiten März eine große Straßenblockade auf der A100 in Berlin bei der auch viele andere Klimabewegungen teilnehmen werden. Sie werfen Fridays for Future Deutschland Beliebigkeit vor, dabei schmieden diese gerade Allianzen, anstatt weiterhin in der eigenen Blase zu verharren. Dieses Vorgehen ist laut sämtlicher Protestforscher notwendig für eine erfolgreiche Bewegung. Was man deutlich sieht, dass sich Klimabewegungen im Moment neu orientieren und bessere Ideen ausarbeiten. Fridays for Future organisiert Demos gegen Rechts, weil viele von ihnen wissen, wie man eine Demo anmeldet, und weil mit einer rechten Regierung eben auch kein Klimaschutz gemacht werden wird. Vor allem wenn dort Klimawandelleugner freie Fahrt haben. Die Letzte Generation klebt nichtmehr, weil sie es nichtmehr braucht. Sie sind bekannt genug, um jetzt auch andere Schritte gehen zu können. Vor allem aber arbeiten Bewegungen daran sich zu verbünden.
Und nun zu Ihnen Frau Knuth. Was tun sie? Ich meine nicht Ihren ökologischen Fußabdruck. In Ihren Artikel entmutigen Sie Menschen, stellen deren Arbeit als gescheitert dar, ohne sich wirklich mit deren Vorgehen auseinandergesetzt zu haben. Alles, was ich oben schrieb, ist online einsehbar. Wir alle – auch Sie – werden uns ein Leben lang mit der Klimakatastrophe auseinandersetzen müssen. Ganz nach dem Motto „Change by Design or by Disaster“. Sie bringen mit ihrem Artikel eine weit verbreitete Meinung auf den Punkt, die ich mir oft anhören muss: Macht doch mal besseren Protest! Als ob es in der Verantwortung der Klimabewegungen liegen würde das Ruder noch rumzureißen und alle anderen zuschauen und es kritisch kommentieren. Jeder hier hat eine politische Verantwortung. Auch und insbesondere die Presse. Ständig lese ich schlecht recherchierte Artikel, Pauschalisierungen und Falschinformation. Nehmen Sie Ihren Job ernst. Und tragen Sie ihren Teil zur Lösung des Problems bei. Und für alle Leser und Leserinnen der Zivilbevölkerung. 12 Monate konstant über 1.5 Grad durchschnittliche Erderwärmung wie auch richtig im Artikel erwähnt. Die Zuständigkeit entfällt nicht wieder auf euch, sondern sie war die ganze Zeit bei euch. Ihr seid nicht schuld an der Klimakatastrophe, aber es ist unser aller Problem, als Menschheit. Geht zu einem Klima Protest, egal wo. „It is time to show up!“
Christine Mayer

Nicht nur die die diversen Umweltbewegungen haben in letzter Zeit einen Knickpunkt erlebt. Die Wannsee Konferenz der AfD mit ihrer Forderung nach Remigration hat vielen Menschen die Augen geöffnet über die wahren Ziele dieser Partei, auch Minister Habeck gefühltes Verbot von Gasheizungen und Benziner-PKW hat die Leidensfähigkeit der Bevölkerung überstiegen. Es steht zu hoffen, dass Trump das Gleiche passiert.
Peter Pielmeier

Nein, die Klimabewegung ist nicht tot! Am 15.09.2023 sind laut Pressemitteilung 250.000 zumeist junge Menschen mit den Fridays for Future für Klimagerechtigkeit auf die Straße gegangen und gerade im kommenden Monat findet wieder ein Klima“streik“ statt. Es liegt aber in der Natur der Sache, dass diejenigen, die vor einigen Jahren als Teenager die Bewegung ins Leben gerufen haben, jetzt in weiteren Phasen ihrer Ausbildung sind. Das immerhin zeugt davon, dass sie noch Hoffnung in ihre Zukunft legen. Aber ja, eine gewisse Resignation ist zu spüren, wenn man sich mit den Aktiven unterhält. Haben sie doch in der laufenden Legislaturperiode gesehen, dass weder auf demokratischem Weg noch mit konfrontativem Aktivismus eine signifikante Änderung der Politik herbeigeführt werden kann. Selbst die Partei, die ihnen ökologischen Aufbruch versprochen hatte, beschäftigt sich lieber mit dem „Wachstumschancengesetz“ als mit entschlossenen Maßnahmen, die eine lebenswerte Zukunft für die nächsten Generationen sichern können. Und warum? Es wird auf für den Laien immer offensichtlicher, dass die Folgen der vorhersagbaren Klimakrise viel früher und viel heftiger eintreten, als selbst von Pessimisten angenommen. Es wird von der Wissenschaft bereits davor gewarnt, dass in den nächsten dreißig! Jahren so drastische Klimaveränderungen bei uns eintreten können, dass wir sie nicht mehr beherrschen können. Wenn diese Umbrüche eintreffen, ist auch ein „Wachstumschancengesetz“ obsolet. Und gleichzeitig erlebt die nächste Generation eine Gesellschaft, die in einer irrationalen Gegenreaktion auch schon minimale Ansätze etwas in die einzig richtige Richtung zu verändern, mit aggressiver Ablehnung quittiert und lieber Parteien in die Arme läuft, die einfache, leicht verständliche, aber falsche Antworten liefern. Und trotzdem werden die Klima-Engagierten nicht müde, ihr Anliegen (was auch unser Anliegen ist) auf der Tagesordnung zu halten. Und wir Wissenschaftler werden sie auch weiter dabei mit Fakten unterstützen, denn gesellschaftliche Veränderungen brauchen Durchhaltevermögen. Wir sind gekommen, um zu bleiben.
Roger Dietrich

Thunberg, Neubauer und die Kleber- Chaoten reiten in den Sonnenuntergang. Das ist schon mal eine gute Nachricht. Thunberg unterstützt jetzt die Hamas, Neubauer, die deutsche Greta- Nachbildung, erweitert ihr Portfolio und widmet ihre Auftritte jetzt auch den Gewerkschaften, Arbeitnehmern, dem ÖPNV und protestiert gegen Rechts. Die Klima- Kleber wollen vom Straßenbelag ins Parlament wechseln, müssen aber noch lernen, dass Straßen- und Flughafenblockaden sowie das Beschmieren von privatem und öffentlichem Eigentum ungeeignete Mittel sind, um Erderwärmung und Klimawandel zu stoppen. Welche Erkenntnisse bleiben von dieser infantilen Klima- Hysterie? 1. Der unbestritten notwendige Umbau des Energiesektors lässt sich weder mit Gewalt noch mit der Abrissbirne realisieren, sondern erfordert ein intelligentes, sukzessives und naturwissenschaftlich basiertes Vorgehen. 2. Parteiideologie hat keinen Vorrang vor der sozialen Verantwortung für die Bevölkerung. Die Grünen haben dies bei ihrer gescheiterten ersten Ausführung des Gebäude- Energiegesetzes (GEG) schmerzhaft erfahren müssen. Kommandopolitik mit Abwälzung gigantischer Kosten auf den privaten wie industriellen Bereich ist nicht realisierbar.
Was kommt? Hoffentlich kein „weiter so“ im o.g. Sinne. Die anstehende Substituierung fossiler Energieträger sollte mit mehr Ehrlichkeit für das Machbare begleitet werden. Abstruse, geheuchelte „Klimaziele“ zur vollständigen Dekarbonisierung sind und bleiben vorerst Illusion. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass für ein Erreichen einer sauberen Welt die Nutzung fossiler Energieträger bislang unverzichtbar bleibt, denn der Materialbedarf an Stahl, Kupfer, Aluminium für Windkraftanlagen und E- Mobilität sprengt jedes Vorstellungsvermögen und kann vorerst nur konventionell erzeugt werden. Schließlich sollte auch der Begriff Verhältnismäßigkeit im Zusammenhang mit den ökologischen Maßnahmen genannt werden. Als z.Z. drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt beträgt unser deutscher Anteil an der globalen CO2- Emission gerade einmal 1,8%; die USA, China, Indien und Russland kommen zusammen auf über 75%. Mit unserem Anteil sind wir der Floh auf dem Rücken eines Elefanten und haben kaum einen messbaren Einfluss auf die Marschrichtung. Lohnt es sich, vor allem in Anbetracht der momentanen Weltlage, mit überzogenen Forderungen, Umweltauflagen und CO2- Bepreisungen die deutsche Wirtschaft ins Ausland zu verscheuchen?
Michael Deil

„Ob Greta Thunberg, Luisa Neubauer oder die „Letzte Generation“ der Klima-Aktivismus geht zu Ende. Was kommt dann?“ Es bedarf eines neuen Denkens, in eine neue Richtung, wenn wir als Menschen weiter auf diesem Planeten Erde leben möchten.  Klimaveränderungen kennen keine Grenzen und betreffen die gesamte Weltbevölkerung. Der Verein „Constitution of Earth“ steht für ein solches Umdenken. „Eine Verfassung für die Erde“, das Buch dazu ist von Donald Jacob im oeKom Verlag 2022 erschienen. Mittlerweile gibt es auch eine englische und französische Übersetzung.  Es zeigt einen Weg auf, wie eine solche Verfassung der Erde zum Schutz unserer Biosphäre und der Menschheit konkret aussehen könnte. Die Idee/Vision ist groß gedacht – planetar –.  Aber braucht es nicht gerade dieses „große, allumfassende Denken, um Leitlinien zu entwickeln, die Klimaveränderungen zu bewältigen und uns Menschen vor unserer selbstzerstörerischen Kraft zu bewahren?  Das geht nur mit einer Gesellschaft, die den Wert und den Schutz ihres Lebensraums und der Erde anerkennt und respektiert. Seit über 50 Jahren warnen Wissenschaftler vor den Klimaveränderungen. Es gibt zahlreiche Gruppen von Klimaaktivisten und die Politik hat bis heute nicht entsprechend darauf reagiert. Viele Menschen sind verunsichert, haben Ängste, einige resignieren und anderen ist es schlicht egal. Eine Verfassung für die Erde macht Mut und Hoffnung für die Zukunft im Sinne von positiven Veränderungen. Vielleicht und es sieht zurzeit eher danach aus, werden wir diese in unserem Leben nicht mehr erleben, aber es ist ein Samenkorn für die kommenden Generationen. Wir haben die Möglichkeit, die „Erde“ durch unser Denken und Tun dazu vorzubereiten. Ich kann ihnen die Lektüre des Buches nur empfehlen. Vielleicht finden sie dann eine Antwort auf ihre Frage: Was kommt dann?
Antje Grüning

Ihr Bedauern über das Ende des „Klima-Aktivismus“ teile ich nicht. Sich auf die Fahrbahn kleben oder historische Denkmäler zu beschmieren ist eher kontraproduktiv, weil klimaschädlich (Staus und tagelange Reinigungsarbeiten produzieren zusätzliche CO2-Emissionen). Und das Verständnis für solche Aktionen in Bevölkerung ist eher gering, weil es die Falschen adressiert. Deshalb sind es für mich keine „Klimaaktivisten“ sondern Aktionisten. Die wahren Klimaaktivisten sind die vielen Ingenieure, die versuchen mit neuen Ideen Produktionsprozesse klimaneutral zu gestalten, Speichermöglichkeiten für erneuerbare Energien zu schaffen, Smart Grids entwickeln usw.
Axel Voss

Schon Im Untertitel sprechen Sie von Klima-Aktivismus, was sich im Artikel mehrfach wiederholt. Auch die „Letzte Generation“ ist Teil des Systems, so dass Sie deren Schritt, an der Europawahl teilzunehmen konstruktiv-wohlwollend formulieren könnten. Ihr Schluss, dass die Klimabewegung an ihr Ende gekommen sei, ist fatal und offensichtlich falsch. Richtig hingegen ist, dass dem Klima egal ist, was die Klimabewegung tut oder lässt. Entscheidend ist, global alle, insbesondere die Industrie zu überzeugen, die vereinbarten Klimaziele zu erreichen und einzuhalten. Sich dafür Bündnispartner zu suchen, halte ich für konstruktiv, sogar für erforderlich. Völlig unverständlich ist die Aussage, dass Greta Thunberg sich schon durch ihre Aussagen zum Palästinakrieg vom Kampf für das Klima abgewendet habe und Luisa Neubauer ihr Handlungsspektrum erweitert als Abkehr von der Klimafrage suggeriert werden. Die ökologischen Folgen der Kriege werden viel zu selten gesehen, dass der „öffentliche Nahverkehr“ die Bahn und die klimabezogenen Programme und Äußerungen der Rechten für das Erreichen der Klimaziele dürfte bekannt und äußernswert sein. Die noch immer viel zu weit verbreitete Ignoranz der „ökologisch Gleichgültigen“ wird durch diese Titelberichterstattung, insbesondere durch Teile der Terminologie des Artikels, wenigstens hingenommen und die Fehler im System „bei der Bearbeitung der atmosphärischen Realität“ von der Mitverantwortung der Medien allein auf die Politik geschoben. Fürs langfristige Überleben besteht überall Handlungsbedarf.
Rolf Scheyer

In einer unerträglichen Überheblichkeit äußert sich Hannah Knuth über Klimaaktivistinnen und die „Letzte Generation“, die ihrer Meinung nach „die Dringlichkeit der Klimakrise aus den Augen verlieren“. Ach so! Das eigentliche Problem ist also nicht, dass wir seit Jahrzehnten die zunehmenden Probleme der Erderwärmung ignorieren und – wie in der Geschichte der Menschheit üblich – eine kleine Gruppe von Menschen systematisch andere Lebewesen und die Natur ausbeutet, um persönlichen Reichtum anzuhäufen, ohne Rücksicht auf die Umwelt oder zukünftige Generationen zu nehmen. Dass grundlegende politische Veränderungen auf globaler Ebene erforderlich sind, um Schaden zu begrenzen. Nein, das Problem sind Greta, Luisa und die „Letzte Generation“, die laut Knuth aufgegeben haben und sich nun anderen Dingen zuwenden. Verstanden!
Anna Villmeter

Die Mohre und Möhrinnen haben ihre Schuldigkeit in Sachen Klima getan, diese Nervensägen könnten eigentlich abtreten! Tun sie aber nicht, leider! Einige von Ihnen haben neuerdings die Demokratie für sich entdeckt, die sie jetzt auf einmal vor der AfD schützen wollen! Dafür gehen sie erneut, aber jetzt ohne Sekundenkleber auf die Straße, um für die Demokratie zu demonstrieren. Aber eigentlich leben wir hier in unserem Rechtsstaat doch noch in einer Demokratie? Oder hab ich da irgendetwas missverstanden?
Klaus P. Jaworek

Schon mutig denke ich, die Große Koalition …dh  Mercedes , BMV und VW herauszufordern aber die Koalition bleibt ungestoert Hauptsache ist…der Verkehr fliesst ….und die meinen damit NICHT den Fussgaengerverkehr wichtig sind, 1. die Autofahrer haben und behalten die Vorfahrt ueber Fussgaenger wo es keine Ampel gibt besser fuer die Wirtschaft und besser fuer die Umwelt, 2. autorasen auf der Autobahn macht Spaß, 3. falschparken ist Ordnungsamt Sache, dh die Polizei koennen aber nicht muessen und damit Toleranz die Autofahrer gegenueber zeigen, alles bleibt wie es immer war !! Gute Fahrt schon.
Brian Agro

Ermüdungserscheinungen nach jahrelangem Aktivismus und abflauendem öffentlichem Echo sind normal, aktuell überdeckt durch den Gazakonflikt und die teils ambivalente Haltung mancher Protagonisten. Selbst Linientreuen waren am Ende aber das Heizungsgesetz und der Atomausstieg in einer kritischen Versorgungsphase nicht zu vermitteln, zumal mittlerweile bekannt ist, dass der Weiterbetrieb eine CO² Ersparnis von 30 Mio. to gebracht hätte. Und das Postulat einer Vorreiterrolle war bei mieser Ökobilanz und den höchsten Strompreisen unglaubwürdig geworden, abgesehen davon, dass Deutschland mit einem CO² Anteil von 2 % global betrachtet Niemandsland ist. Das Hauptwiderspruch: Die grün determinierte Umweltpolitik hat offenbar mit Scheuklappen bisher keine Balance geschaffen zwischen Ökonomie und Ökologie. Der Arbeitsplatzabbau in vielen Branchen verkündet davon. Das verschreckt die Gesellschaft.
Christoph Schönberger

Als ZEIT lesende Autofahrerin freue ich mich ganz bestimmt nicht, wenn der Kilmaschutz ins Stocken kommt. Die Aktionen der „Letzten Generation“ werde ich trotzdem nicht vermissen, und das hat nichts damit zu tun, dass sich ihre Aktivisten auf Straßen geklebt haben. Ich finde, dass die „Letzte Generation“ mit ihren Aktionen der Klimabewegung geschadet hat. Kunstwerke und Denkmäler zu beschmieren, auf Flughafengelände eindringen, war zwar medienwirksam, hat am Ende aber bei den meisten Menschen nur für Unverständnis gesorgt. Noch schlimmer, so hat die „Letzte Generation“ den Klimaschutz mit Unbill in Zusammenhang gebracht.
Womöglich stellt sie ihre Aktionen ein, weil sie dies verstanden hat, und ich finde es nicht unlauter, wenn jetzt Wege in der Politik gesucht werden. Hannah Knuth hat natürlich recht, das Klima schert sich nicht um Politik und das Burn-out der Klimabewegung. Es verändert sich besorgniserregend schnell. Dass die Mehrheitsgesellschaft aber ökologisch gleichgültig sein soll, sehe ich anders und finde, Frau Knuth ist hier sehr pessimistisch.  Mit „Fridays-for-Future“ hat Greta Thunberg die Klimakrise den Menschen ins Bewusstsein gebracht, wie es niemanden vorher gelungen ist. Ich bin überzeugt davon, dass sie damit für ein achtsameres und umweltbewussteres Verhalten vieler Menschen gesorgt hat. Selbst das von jenen, die kein großer Fan von ihr sind. Ihr Abdriften in den Antisemitismus ist schauderhaft und auch eine persönliche Tragödie. Der „Fridays-for-Future“ Bewegung in Deutschland hat es zweifellos sehr geschadet. Politik und Zivilgesellschaft sind tatsächlich für den Klimaschutz zuständig und in ihren Händen nicht per se zum Scheitern verurteilt. Der Klima-Aktivismus kann seinen Teil bewirken, ist jedoch nicht „allmächtig“ und zudem überfordert damit. Gut möglich, dass davon der Burn-out gekommen ist. Einen Abgesang auf den Klima-Aktivismus halte ich für verfrüht und wer diesen befürchtet, kann jederzeit selbst aktiv werden.
Regina Stock

Die Klimaaktivistinnen und -aktivisten hätten politisch resigniert, so die Autorin. Kein Wunder, die Resonanz für eine nennenswerte Klimapolitik, die auch zu recht so bezeichnet werden könnte, blieb aus, trotz Beteiligung einer selbsternannten Umweltpartei an der Regierung. Die wissenschaftlichen klimapolitischen Daten sprechen eine deutliche Sprache. Es wird immer schlimmer werden. Dies wird auch die nächste Waldbrand- und Dürresaison (das kann man wohl mittlerweile so nennen) sowie weitere Extremwetterereignisse zeigen. Es sind nicht die Aktivsten, denen man Untätigkeit vorwerfen kann. Ihnen gebührt Dank. Es sind die kurzsichtigen, unverantwortlichen Politiker, denen der berechtigte Vorwurf trifft, mitverantwortlich für den prekären Zustand der Welt zu sein.
Reiner Gorning

Ich bin seit Jahrzehnten begeistert von Ihrer Zeitung, sie ist ein Lichtblick im bundesdeutschen Pressewald. Ich erlaube mir aber, ergänzend zu Ihrem Leitartikel zur Klimakrise in der letzten Nummer („Krise“ ist euphemistisch, denn sie geht nicht wieder weg) zu bemerken, dass es vielfältige Bemühungen „von unten“ im Bildungsbereich gibt, das Bewusstsein bezüglich unserer Naturressourcen und entsprechende Handlungsdispositionen zu ändern. Die UNESCO hat nach „Glagow“ gefordert, „Climate Education“ möge Bestandteil jedes Faches weltweit werden, und die4ses Anliegen haben wir als PhilosophInnen mit einer Deklaration zur Naturethik (siehe www.aipph.org) und mit einer Buchpublikation (Cover anbei, das Buch ist im Druck) aufgenommen, ist doch naturgemäßes gutes Leben seit der Antike ein Topos der Philosophie. Wir zeigen mit Beiträgen aus 17 Ländern, wie man in verschiedenen Ländern Konzepte entwickelt hat, das Thema an Schulen und Universitäten seitens der Philosophie zu behandeln, um einen achtsameren Umgang mit der Natur zuwege zu bringen. Mögen sich auch Greta Thunberg und die Generation Z verrannt haben, das Anliegen bleibt eine dauernde Aufgabe, und Kriege sind eine einzige große Umweltsünde!
Eine Schwierigkeit ist aber auch – ich mache seit Jahrzehnten interkulturelle Philosophie – dass wir in verschiedenen Kulturen unterschiedliche Naturvorstellungen haben, und gerne geneigt sind unsere eigenen Vorstellungen für allgemeingültig zu halten, was in den postkolonialen Diskursen mit dem legitimen Bedürfnis der Wiedergewinnung eigener Identitäten als anhaltendes  Hegemoniebedürfnis seitens des sog. „Westens“ wahrgenommen wird, eine verständliche Haltung, die wir uns aber angesichts der bedrohlichen  Situation kaum leisten können. Doch sie erschwert, wie man gerade auch in Dubai wieder sehen konnte, ein gemeinsames Handeln im Sinne einer besseren Zukunft, zumal die Vorstellungen dazu kulturell verschieden sein können. Die sog westliche „Moderne“ ist nicht nur Exportschlager gewesen, wegen ihres damit verbundenen wirtschaftlichen Erfolgs, sie hat auch für die angerichteten Mitweltverwüstungen gesorgt, und nun wollen genau diese Länder das Rad zurückdrehen, was aus der Sicht der Schwellenländer wiederum als Hegemoniebedürfnis wahrgenommen wird. Dass wir von anderen Naturverhältnissen in anderen Kulturen lernen könnten, wird dabei nicht wahrgenommen. Ich würde mich freuen, wenn Sie diesen Aspekt einmal mit einem Artikel beleuchten würden.
Gabriele Münnix

Die Sache ist nur: Durch Schulschwänzen und Sich-Ankleben wird kein CO2 eingedämmt. Dies geschieht eher durch intelligente Forschung, Realisierung durch kapitalkräftige Industrie und Installation durch kompetentes Handwerk. Dass die angesprochenen Bewegungen das ökologische Gewissen der Gesellschaft geweckt hätten, ist eine Mär. Schon lange vorher hat man Filter auf die Schornsteine gesetzt, Gewässer saniert (bei uns im Saarland mit der Rossel den „schmutzigsten Bach Europas“), Kraft-Wärme-Kopplung und Fernwärme eingeführt usw. – und das war alles sehr teuer! Die Thunberg-Botschaft kann man heute jeden Tag fünfmal hören in allen möglichen Medien.
Werner Koetz

Leider haben Sie wohl mit fast allem Recht.  Der Niedergang und einige „Abwege“ des Klimaaktivismus und vor allem ihres Einflusses ist eine Tragödie, besonders so kurz vor dem „Abkippen“ der Klimasysteme. Es begann ja schon mit der Wahl Trumps und seines Durchgriffs auf die meisten Republikaner, dann mit Corona und schließlich den beiden aktuellen Kriegen, was alles wie ein Vampir sowohl die öffentliche Aufmerksamkeit abgesaugt hat wie auch Finanzmittel und Arbeitskräfte in Politik und Medien.   Und die Unterstützung von gewerkschaftlichen Wünschen nach — noch — weniger Arbeitszeit scheint auch zumindest bei Verlust des Maßhaltens das Gegenteil von dem zu sein, was für die massiven Anstrengungen zur Rettung des Klimas samt mehr ÖPNV,  Handwerksarbeit, Steuern, Produktion von mehr Erneuerbaren Energien und Gebäudedämmungen  etc. nötig wäre.  Die erhoffte und auch nötige Anwerbung von mehr Personal im ÖPNV geht leider sehr leicht auf Kosten anderer ebenfalls mangelnder Fachleutefelder, selbst wenn die restliche Gesellschaft beliebig mehr zahlen könnte und wollte für den ÖPNV.  Und erhofften Einwanderer brauchen auch erst einmal Jahre von Lernen, Integration, Ausbildung oder Überprüfung der Überflüssigkeit davon, und Arbeit von erst einmal anderen für mehr Wohnungen, Schulplätze Gesundheitskapazitäten etc. etc.
Der Satz „Das Klima interessiert sich nicht für den Burn-Out der Klimabewegung“ ist allzu wahr und noch zu ergänzen „genauso wenig wie demokratische Mehrheitsforderungen nach mehr Wohlstand, Bewahrung von Besitzständen und weniger Arbeitszeit“. Ihr Schlusssatz „Gute Fahrt“ ist ein gespenstisch berechtigter Sarkasmus. Angesichts der ignoranten, gruppenegoistischen und illusionären Haltung so vieler bzgl. Klima kann ich auch Resignation oder „Müdigkeit“ gut verstehen, habe aber selbst einen anderen Weg gewählt, zwar mit genügend „Pausen“ und auch anderen Beschäftigungen, aber auch der Einstellung, dass auch wenige Promille Chancen noch Grund genug sind, Arbeit und „Kampf“ fortzusetzen, bei dem es um so unfassbar viel geht.  Schließlich gilt auch dabei der Satz Vaclav Havels: „Hoffnung ist nicht der Glaube daran, dass etwas gut ausgeht.  Sondern es ist die Gewissheit, dass etwas Sinn hat. Egal, wie es ausgeht.“
Peter Selmke

„Ob Greta Thunberg, Luisa Neubauer oder die »Letzte Generation« – Der Klima-Aktivismus geht zu Ende. Was kommt dann?“ Was muss dann kommen? Das Ziel des Klima-Aktivismus ist ein berechtigtes und notwendiges: «Transformation in eine nachhaltige Gesellschaft» Doch das gilt vor allem dann, wenn das Wort «Gesellschaft» durch Welt-Gesellschaft ersetzt wird. Und um dieses erweiterte Ziel zu erreichen, genügend die Themen Klima, Gender und Rassismus nicht. Es ist deshalb auch notwendig die anderen, weltweiten ungelösten Probleme zu thematisieren, als Grundlage für die weltweit gemeinsame Suche nach Lösungen. Die Mittel dazu liefert auch die Mathematik. Das kann man an einem vergleichenden Beispiel mit aktuellen Zahlen illustrieren: Italien hat 59 Millionen Einwohner und aktuell die Geburtenrate 1.25. Der Gazastreifen hat 2 Millionen Einwohner und die Geburtenrate 3.5. Bei einer Fortsetzung der Entwicklung hat der Gazastreifen nach 1,2,3 und 4 Generationen Einwohnerzahlen von 3.5, 6.1, 10.7 und 18.8 Millionen. Italien hat hingegen nach 1,2,3 und 4 Generationen Einwohnerzahlen von 36.9, 23.0, 14.4 und 9.0 Millionen. Nach vier Generationen, also so um das Jahr 2100, gäbe es bei einer Fortsetzung der aktuellen Entwicklung im Gazastreifen mehr als doppelt so viele Einwohner wie in Italien. Die Zahlen sind natürlich mit elementaren Zweifeln behaftete Prognosen, die trotzdem den wichtigsten ungelösten Problemkreis illustrieren. Sie zeigen – als Beispiel für viele ähnliche Vergleiche – auf: Es reicht nicht und ist sogar kontraproduktiv, wenn vermittelt wird, wir könnten mit dem Bekämpfen von lokalem Konsum, von Gender-Fehlverhalten und Rassismus die Welt-Gesellschaft fast im Alleingang nachhaltig machen.
Gernot Gwehenberger

Seit Beginn der großen Klimaproteste in 2019 versucht sich die Klimagerechtigkeitsbewegung in immer neuen gesellschaftlichen und politischen Feldern. Dabei ist das Ziel immer das Gleiche: Effektiver Klimaschutz.  Dass sich dabei Protestformen „abnutzen“, an Attraktivität für die Medien verlieren, die Menschen im Land nur über eine gewisse Zeit abzuholen vermag, ist eine Tatsache, mit der alle sozialen Bewegungen zu kämpfen haben. Die Klimabewegung zeichnet sich durch eine große Bandbreite an Aktivitäten und Aktionen aus und zeigt ihre Diversität. Dass Fridays for Future eine Kampagne mit verdi zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im ÖPNV gestartet hat, ist – gibt man sich die Mühe, es zu Ende zu denken – Grundlage für eine klimafreundliche Mobilitätswende. Und dass Aktivistinnen und Aktivisten sich für Parlamente zur Wahl stellen, ist eine Erweiterung des Aktionsfelds, weil so die Parlamente als Ort des öffentlichen politischen Diskurses für den Klimaschutz genutzt werden.  Die aktuell stattfindende Fokussierung auf den Protest gegen aufkommenden Faschismus und den deutlichen Rechtsruck – nicht nur in Deutschland – ist ebenso folgerichtig: Ohne eine demokratische Gesellschaft, ohne Mitsprache, Diskurs und Kompromiss ist effektiver Klimaschutz nicht umzusetzen. Demokratische Verfassung und Klimaschutz bedingen sich gegenseitig.  Am Ende ihres Artikels erliegt Frau Knuth einem weit verbreiteten Irrtum: Die „Zuständigkeit“ für Klimaschutz lag schon immer in den Händen der Politik und der Zivilgesellschaft (und der Wirtschaft). Die Klimabewegung hat lediglich das Thema forciert, in den gesellschaftlichen Fokus gerückt, wo es nun auch nicht mehr wegzudenken ist. Wer die Verantwortung für Klimaschutz bei der Klimagerechtigkeitsbewegung sieht anstatt bei den politischen und ökonomischen Akteuren, der würde auch die Verantwortung für das Tierwohl bei Veganern oder die Verantwortung für soziale Sicherheit bei den Tafeln sehen.  Die Klimabewegung ist nicht weg. Sie entwickelt sich weiter.
Markus Burbach

Die meisten Klima-Aktivist*innen bemerken eventuell inzwischen drei Dinge: – Das Weltklima ist ein nur global lösbares Problem, und wenn in Südostasien seit 2015 mehrere hundert Kohlekraftwerke neu in Betrieb gingen und auch anderswo noch weiter gebaut werden, ist eine nationale Anstrengung schwer zu begründen. – Frau Neubauer hat die ersten 30 Seiten des FFF-Gutachtens vom „grünen“ Wuppertal-Institut (Oktober 2020) gelesen und den recht hohen Wasserstoff-Bedarf kapiert: Jetzt ist sie „von der Realität umzingelt“. – Gutwillige „Grüne“ in der Regierung stellen fest, dass sie auf einigen „Schönschwätz“ von drittklassigen Berater*innen hereingefallen sind. Klima- und Energiewendepolitik erfordern leider in der sachlichen Umsetzung einige Sachkompetenzen und die Ausdauer eines Langstreckenlaufs; beides wohl eher nichts nach Aktivist*innen-Geschmack!
Wolfgang Ströbele

 


 

Leserbriefe zu „Der Populismus ist ein Produkt der liberalen Demokratie“. Gespräch mit Philip Manow geführt von Carlotta Wald

Des-Illusionierend. Eine „wohltuend“ nüchterne Analyse der zunehmenden Selbstgefährdung unserer Demokratie. Die juristischen Kontrollphantasien der vergangenen, industriezeitlichen Epoche verlieren sich in der Komplexität einer werdenden Netzwerk-Gesellschaft. Unser zu naives Verständnis von Liberalität kreiert deren Schatten als Populismus und wir Zivilgesellschaft brauchen für unsere „Nächste Gesellschaft“ deutlich mehr Phantasie und Kreativität als unser aktuell zahlreich demonstriertes „Dagegen“!
Wolfgang Klöckner

Falls es noch eines weiteren Beweises für eine Diskursverschiebung nach „rechts“ bedurft hätte, dann füllt dieses Interview genau die Lücke. Ein renommierter deutscher Politologe und Autor einer Abhandlung über den umstrittenen Staatsrechtler und „Kronjuristen des Dritten Reiches“, Carl Schmitt, stellt im Kern die Demokratie in ihrer liberalen Ausprägung infrage, hält das Wirken des Verfassungsschutzes für  kontraproduktiv, kritisiert Demokratiegefährdungsdiskurse als toxisch, spricht  europäischen und supranationalen Institutionen die Legitimation ab und beklagt  den Souveränitätsverlust der Nationalstaaten. Auch ein Hinweis auf die vermeintliche „Hyper-Moral“ vieler Deutscher darf natürlich nicht fehlen. Einerseits stellt er fest, dass Gegenwartsgesellschaften hochkomplex sind und es nicht die eine Stellschraube gibt, um miteinander verknüpfte multiple Probleme effektiv anzugehen. Andererseits bestätigt er die Demokratieskeptiker in ihrer Wahrnehmung, die etablierten Parteien leisteten keinerlei ernsthaften Beitrag zur Krisenbewältigung. In der nüchternen Sprache des Wissenschaftlers vertritt er – unbeabsichtigt – die Agenda der Rechtspopulisten, deren Erfolg er mit seiner Forschung doch eigentlich erklären  sollte.
Rüdiger Paul

Dieses Interview ist das Beste, was ich seit langer Zeit in der Zeit zum Thema Populismus gelesen habe. Ein gewisser Verzicht auf Selbstverherrlichung bekommt dem Thema ausgesprochen gut.
Christian Voll

Dieses Gespräch habe ich mit großem Interesse gelesen. Es ist offen, ohne vorgefasste Meinungen. Die Aussagen sind nachvollziehbar. Eine Frage bleibt offen: Warum war die Demokratie zu schwach, um sich vor einem undemokratischen Liberalismus zu schützen. Die Antwort liegt auf der Hand. Jeder Mensch hat die Fähigkeit, Dinge und Ereignisse in der Wirklichkeit zu erkennen und sich zu erklären. Dazu bedient er sich seiner eigenen Vernunft. Diese Kultur des aufklärerischen Denkens hat unser Bildungssystem offenbar nicht gefördert. An den Universitäten herrscht das Bulimie-lernen vor. Ein Schein wird vorbereitet, danach fragt niemand mehr nach diesem Stoff. Das Denken wird inzwischen von der „Cancel Culture“ und dem „Deplatforming“ beherrscht.  Nur die Demokratie kann den Rechtsstaat retten, nicht umgekehrt! Demokratie war erst durch den Prozess der Aufklärung, dem aufklärerischen Denken möglich, der Grundvoraussetzung für Demokratie.
R. Reiger

In der DDR wurde jeder, der eine andere Überzeugung hatte, wie Staat und politische Klasse, mit Hinweis auf den Nazismus, kriminalisiert. Dies sehen wir heute wieder. Aus einer liberalen Demokratie entwickelt sich eine „Diktatur des Guten“. Hier soll unter allen Umständen verhindert werden, dass Mehrheiten die Gesellschaft vom Pfad der Tugend und des Guten wieder abbringen. Der Nazismus dient wieder als absolute Drohkulisse. Neben dem unvermeidlichen Klimatod. Wie Philip Manow großartig aufzeigt, bedient sich der rot-grüne Zeitgeist dazu „supranationaler, nichtdemokratischer Organisationen, also einer „Dekonsolidierung des Nationalstaates. Unsere politische Klasse, die alles Gute, Moralische und Ehrenwerte für sich allein beansprucht, scheitert an mindestens drei Punkten. Erstens am fehlenden Verständnis für die Wirtschaft. Die Marktwirtschaft wird nicht als gut, sondern als Bedrohung des Moralischen befunden. Zweitens scheitert diese “ Diktatur des Guten“ am Widerstand der Demokratie, die noch immer vom Nationalstaat lebt. Drittens führt dies Moral-Diktatur zu einer mehrfachen Spaltung und damit zu einer dauerhaften Schwächung der westlichen Demokratien.  Wie Philip Manow kann ich in der politischen Klasse und dem rot-grünen Zeitgeist keinen Lernprozess erkennen. Seine moralische Anmaßung gefährdet die Freiheit, die Demokratie und den Rechtsstaat.
Fred Klemm

Ein Artikel, der im besten Sinne des Wortes aufklärerisch ist. Welch ein freudiges Ereignis.
Kurt Schäfer

Danke für dieses Interview, das Laune macht auf mehr von dem Stoff. Herr Manow wäre auch ein toller Gast für den Zeit Podcast „Das Politikteil“. Die Geschliffenheit seiner Formulierungen und die Schärfe seiner Analyse haben mich motiviert, den Artikel zweimal zu lesen. Vor allem aber nimmt Herr Manow kein Blatt vor den Mund und teilt ordentlich aus. Ich bin gespannt, ob wie bei Frau Raethers kürzlich erschienenem Artikel „Lasst sie mal machen“ ebenfalls ein Shitstorm losbrechen wird. Da es einer gewissen geistigen Vorarbeit betrifft, die Brisanz der Aussagen zu dekodieren und für das Interview auch niemand nach Mallorca fliegen musste, wird vermutlich eher das Lob dominieren. Sowohl das Interview mit Herrn Manow als auch eine Reihe anderer Artikel in der Zeit scheint mir auf einen erfreulichen Erkenntnisprozess hinzudeuten: Als Bekämpfungsstrategie gegen Rechtsextremismus reicht es eben nicht aus, in gesteigerter Lautstärke gegen die AfD und deren Wähler anzuschreiben und sich über immer neue Grenzüberschreitungen zu echauffieren. Wie Herr Manow elegant ausführt, ist dies kollaterale Wahlwerbung. Zielgerichteter wäre es, den Begriff der „Demokratiegfährdung“ endlich einmal zu objektivieren. Herr Manow tut dies und führt einen Souveränitätsverlust auf, der sich u.a. durch Kompetenzverlagerung in Richtung EU ergibt. Wenn ein begnadeter Bierzeltredner wie Hubert Aiwanger „von Demokratie zurückholen“ spricht, so ist er in weiten Teilen der öffentlichen Meinung ein Populist und ein Bruder im Geiste des Donald Trumps. Dass ein wahrer Kern in seiner Aussage stecken könnte, es tatsächlich einen für den Bürger spürbaren Verlust politischer Einflussmöglichkeiten gibt, wie Herr Manow ausführt, gilt es anzuerkennen. Dass zweistellige Prozentzahlen von Wählern der AfD eben nicht nur „Abgehängte“ sind ebenfalls. Ich halte es für konstruktiver, nicht ständig über die „Spaltung der Gesellschaft“ zu lamentieren, sondern wie Herr Manow das tut, anzuerkennen, dass historische Unterschiede dazu führen, dass Einordnung von Sachverhalten in Ost und West unterschiedlich ausfallen können. Und somit auch Wahlergebnisse.
Max Trattenbach

Ich danke Herrn Mano für seine Analyse! Der inflationäre Einsatz von Aussagen wie: rechtsextrem, faschistisch, gesichert rechtsradikal, etc. führt zu deren Entwertung. Die Intention ist offensichtlich. Diejenigen, die diese Begriffe verwenden erwarten, dass die so Bezeichneten in Schockstarre verfallen und ihre Meinung sofort revidieren. Aufgrund der deutschen Geschichte hat das seit dem Ende des 2. Weltkriegs meistens gut funktioniert. Heute wird jedoch versucht, dadurch jeglichen Diskurs augenblicklich zu unterbinden. Das scheint nicht mehr zu funktionieren. Wenn schon harmlose Aussagen als rechtsextrem gelten, mag der Eine oder die Andere sich denken, dass das gar nicht so schlimm ist. Oder, wenn ich Herrn Manow richtig verstehe: es wird zu einem Qualitätsmerkmal. Wenn ich heute eine abweichende Ansicht vertrete, habe ich Glück, als Populist davon zu kommen. Populist scheint eine moderne Bezeichnung für jemanden zu sein, der eine andere Meinung vertritt.
Dirk Hoppe

Man ist Herr Manow gut! Jetzt sollten wir alle den Artikel lesen, dann wissen wir, wo wir stehen, und dann werden wir mal wieder Alle sachlich und packen die Probleme an! Die da wären: Überforderung der Verwaltung mangels technischen Fortschritts einhergehend mit zu großen aktuellen Herausforderungen, Bürokratiewahn/Regelungswahn in allen Bereichen insb. Straßen-/Brückenbau, Bildung, Gewerbe und Handwerk, Schuldenbremse etc., etc. Ich habe in den 90ern Rechtswissenschaften studiert und konnte mich als Studentin nur wundern, was ich im Europarecht erfahren habe. Gravierende Fragen wurden entschieden, da der politische Will da war, aber man hat einfach zu wenig Wert auf die tatsächliche Umsetzung gelegt. Da hat es gut getan von Frau Faeser zu erfahren, dass die deutschen Grenzen weiterhin temporär zu Kontrollen geschlossen bleiben, da in den letzten Wochen 580 Schleuser-Banden gefasst wurden. Richtig so, das hält Europa aus, schließlich haben wir ein gemeinsames Ziel.
Andrea Gaida

Ein äußerst intelligenter und einsichtsfähiger Wissenschaftler, den Sie hier zu Wort kommen lassen, was angesichts der grundsätzlichen Auffassung in Ihrem Hause schon fast verwundert. Leider muß man konstatieren, dass Sie ihn nicht verstanden haben, wie schon die Überschrift belegt. Der Populismus ist kein Produkt der liberalen Demokratie, sondern der liberalen, überdehnten Demokratie, wie Philip Manow sagt. Diese Unterscheidung ist wichtig. Manow ist kein Gegner, sondern ein Befürworter der liberalen Demokratie; er stemmt sich nur gegen deren Überdehnung. Hier scheinen gerade zwei Punkte maßgeblich zu sein für deren Überdehnung: a) das Fehlen von Lösungsangeboten der etablierten Parteien für aktuelle Probleme (z.B. die im Interview angesprochene Migration), ein Punkt, den ich schon seit Monaten für die hohen Zustimmungswerte für die AFD bei Umfragen verantwortlich mache, denn der Bürger würde sich nicht in solchen Massen der AFD zuwenden, wenn die Politik vernünftige Lösungen anbieten und eine Strategie erkennen ließe. Und b) die Bevormundung der Mehrheit des Bürgers, die ins Abseits führt.
Beteiligungen des Bürgers bleiben entweder außen vor (wie z.B. bei der Gendersprache, die die Mehrheit ablehnt und die trotzdem praktiziert wird) oder unberücksichtigt, wenn sie in Gremien oder Umfragen erfolgt (z.B. die Umfrage zur Einstellung der Zeitumstellung von Sommer- und Winterzeit oder die Vorschläge bei der Reduzierung von Zucker in Lebensmitteln, um nur einige zu nennen). Die Konsequenz dieser Überdehnung stellt P. Manow richtig mit Melancholie fest. Ich bezeichne dies schon länger mit fehlendem Engagement; auch das macht sich in weiten Teilen in Ämtern, Behörden und der Justiz breit, wie ich bereits öfter angemerkt habe. Wollen Sie die liberale Demokratie retten, gibt P. Manow auch den Weg vor, denn Sie mit Ihrem Haus und Ihrer Reichweite beschreiten könnten. Weniger Raum für die Debatten um die AFD und mehr Lösungsangebote, weniger Konstitutionalismus und mehr Mitsprache des Bürgers, weniger moralische Selbstgewissheit und mehr Parlamentarismus. Allerdings hege ich ernsthafte Zweifel, dass Ihr Haus dazu in der Lage sein wird, denn letztlich sind Sie, denke ich, zu sehr in Ihrer Blase gefangen, weshalb ich mein Abo nun auch kündigen werde. Last but not least empfehle ich nochmal: Hören Sie auf diesen intelligenten Mann.
Volker v. Moers

Unsere Regierung hat den klaren Blick auf die ungeschminkte Wirklichkeit und die Sorgen des „Demos“ (Volk ist wohl schon zu rechtslastig?) verloren und duckt sich vor Entscheidungen lieber hinter verstaubte Gesetze und rote Roben. Statt einer starken, handelnden führt sie eine Paragraphen-Demokratie, die sich lieber an Verfassungsgerichtsurteile klammert! Hätte ich meine Hausarztpraxis so geführt, hätte ich, statt den Kranken rasch zu helfen, die Verantwortung, die ich für sie aufgrund meiner beruflichen Erfahrung und meines handwerklichen Könnens übernommenen habe, an eine strikte „evidenzbasierte“ Medizin und ein ellenlanges Papier abgetreten, auf dem alle nur denkbaren Risiken und Nebenwirkungen einer Therapie aufgelistet sind – dann hätten mir meine Patienten in Scharen den Rücken gekehrt und meine Praxis pleite gehen lassen! Gerade jetzt müsste unsere Regierung Großkrisen und gewaltige Herausforderungen mit starker Hand bewältigen – Ukrainekrieg und russische Drohung mit Atomwaffen, Israelhilfe bei zunehmendem Antisemitismus, Dauerimmigration, Erderhitzung, bröckelnde europäische und nordatlantische Allianz – so, wie wenn Rhein, Donau, Weser, Elbe und Oder zur gleichen Zeit über ihre Ufer träten: da kann sie nicht aufgeschreckt „Land unter“ und die roten Richter an-, sondern muss ihren Bürgern zu-rufen: packt alle mit an!
Ulrich Pietsch

Das Beispiel USA zeigt, dass die Behauptung von Herrn Manow, dass die Abgabe von Souveränität durch die Nationalstaaten an die EU eine Quelle des Populismus ist, schlicht falsch ist. Die USA haben keinerlei Souveränität abgegeben und sind doch eine Hochburg des Rechtspopulismus. Befremdend, wenn ein Wissenschaftler dies nicht sieht und das nationalistische Geschrei der Rechtspopulisten tatschlich für eine der Ursache für den Rechtspopulismus hält. Damit übernimmt er sogar die Argumentation der Rechtspopulisten.  Die europäische Integration ist der einzige Weg, damit Europa auch zukünftig auf der Weltbühne eine Rolle spielen kann. Und das wollen unsere Populisten durchaus auch.
Frank Zehnle

Herr Manow als Populismusforscher spricht wohl vieles aus, ohne selbst rechtsradikal zu sein, was sich fast alle anderen vor allem in der Politik nicht mehr trauen zu sagen, angesichts des Einflusses der Woke–kultur, der Cancel-Culture  und des vielfachen grenzwertigen oder Hyper-moralismus,  die die Rechte und Ansprüche aller Bürger, besonders der benachteiligten und Migranten, so sehr vermehrt und in die Höhe gehievt haben,  dass ihre Vertreter  selbst meist nicht mehr wagen, den restlichen Bürgern  offen die dafür erforderlichen zusätzlichen Arbeiten und Zahlungen als Pflichten, die die Kehrseite der Rechte sind, „zuzumuten“, sondern statt dessen vorwiegend über immer neue „Kredite“ die Lasten stattdessen auf die Zukunft und damit  auf Inflationsopfer und kommende Generationen abwälzen,  die den schwächsten Widerstand bieten, da sie teils noch nicht wählen können und/oder die schwächste Lobby haben.  Er hat wohl Recht mit der Befürchtung sich unbeliebt zu machen, was seine Einschätzungen aber nicht unrealistischer und dagegen viel mutiger macht.  Ich selbst bin bereit selbst in der Rente für die (nicht nur meine) Zukunft und das Gute in Land und Welt noch (unbezahlt) zu arbeiten und — mehr — Steuern zu bezahlen.  Aber auch ich sehe viele maximale Forderungen der Hypermoralisten als nicht mehr realistisch an, selbst bei Bürgern, die nicht nur ihre eigenen Bequemlichkeiten und Besitzstände verteidigen.
Das erstarkte unselige Wirken der sogenannten sozialen Medien bei gleichzeitigem Verschwinden der etabliertem „intermediären Instanzen“, den Medien mit Qualitäts-Erfahrung und Qualitäts-Anspruch, sehe ich allerdings auch als anzugehendes Problem an, was allerdings nicht gerade leicht besser zu regulieren wäre.  Allein die Belohnungen, die die meist eher asozialen Medien für Polarisierung, Verhetzung und sogar Verleumdungen oder Fake-News bieten, sind dringend kontroll- und entlarvungs-bedürftig.   Die „enorme Intensivierung“ der europäischen Integration ist vor allem deshalb ein Problem, weil sie einseitig und unvollständig war:  Sie vermehrte überall die Rechte und Freiheiten von Bürgern und Staaten, ohne aber die eigentlich zum erfolgreichen Funktionieren dazugehörenden Pflichten und vor allem deren Kontrollen und Durchsetzungsfähigkeit.  Die „eingespielten politischen Vermittlungswege“ zwischen regierenden und regierten gibt es zwar auch Europäisch zwar theoretisch, aber nicht in der Praxis, wegen der weitgehenden Unbekanntheit, die teils auch aus Desinteresse oder Überforderung der Bürger sie zu erlernen oder entwickeln resultieren. So konnten die Euro-Verträge, das Dublin-Abkommen und auch sonstige Vertrags-Regeln (insbesondere bei der PIS in Polen und Orban in Ungarn) vielfach ignoriert oder gebrochen werden, lange, ohne dass das nennenswerte Konsequenzen gehabt hätte.
Die Forderungen, fast unbegrenzte Migrationsmengen „einfach“ dadurch zu ermöglichen, dass man den Kommunen mehr Geld gebe, das man aber gar nicht hat und auch nicht wagt zusätzlich durch mehr Steuern oder weniger Subventionen oder bescheidenere Tarifverträge oder mehr Arbeitszeiten zu gewinnen, zeigt die ganze Widersprüchlichkeit und Absurdität und Inkonsequenz  der „Fortschritts-„Forderungen.  Der „Ausweg“ aus diesem Dilemma sind die vielfachen Forderungen nach „Reform“, in Wirklichkeit Schwächung bis Verwässerung der „Schuldenbremse“,  die quasi zum einzigen Problem und Hindernis  der Verwirklichung aller Forderungen dargestellt wird,  was auf die o.g. Abwälzung aller — zusätzlichen — Rechnungen hinausläuft.  Und ohne die genannten zusätzlichen Arbeitsmengen würde selbst noch so viel Geld nicht die mit Migration erforderlichen Aufgaben lösen wie Spracherwerb, Integration, Unterbringung in Wohnraum, Schulen, Gesundheitskapazitäten, Ausbildungen oder deren Ersatz durch überprüfte und berechtigte Anerkennung vorhandener Kompetenzen. Das alles muss zumindest für einige Jahre noch von den bisherigen Arbeitskräften geleistet werden, ehe die ankommenden uns nennenswert beim Fachleutemangel helfen und Arbeit abnehmen können.  Wenn Staat und Gesellschaft zu diesen zusätzlichen Arbeiten nicht bereit sind — bei gleichem Geld wie bisher, weil ja das dafür zu kaufende nicht zusätzlich produziert wird — dann ist es kein Wunder, dass eine Überforderung oder „Überdehnung“  der Möglichkeiten des Staates eintritt und so viele Migranten immer noch mangelhaft integriert, deutsch sprechend, in Arbeit  oder in Wohnungen sind.    Aber natürlich gibt es seitens Wutbürgern und weit rechten auch viel an ungerechter oder falscher Kritik, wie am Beispiel von Cem Özdemir als Sünden- und Prellbock für die Landwirtschaftsprobleme zu erleben ist.  die Situationen, die Anlass für Kritik oder Wut sind, resultieren dabei auch aus einem nicht mehr haltbaren oft egozentrischen oder ignoranten Anspruchsdenken vieler auf immer mehr Wohlstand und Bequemlichkeit  trotz aller Demographie-, Kriegs-, Fachkräftemangel-  und Klimaprobleme.
Hier herrscht eine unglaubliche Ignoranz der Quadraturen der Kreise und Dilemmas der Regierenden vor, gemischt mit egozentrischer „Ich-zuerst“ oder „Wir-Zuerst“-Haltung, ohne irgendeine Rücksicht, was das bei begrenzten Möglichkeiten  für andere Gruppen oder das Gemeinwohl bedeutet.  Wenn dann in einer Art Katastrophe wie Pandemie oder Krieg dennoch viele Milliarden ausgegeben werden, wird das als „Beweis“ dargestellt, dass das ja doch geht, wenn die Regierung nur wolle.  Dass für dieses „doch Gehen“ irgendwo und irgendwann ein hoher Preis zu zahlen ist, wie bei Inflationsopfern oder kommenden Generationen, wird bequem übersehen oder ignoriert.  Damit hat Herr Manow wieder sehr Recht, dass „Institutionen nicht automatisch demokratischer werden, wenn sie Entscheidungen treffen, die mir gefallen“, zumal das gefallende zwischen verschiedenen Gruppen sehr widersprüchlich und für die Zukunft oder andere verheerend sein kann.  Und selbst demokratische Mehrheiten können — wie historisch gelernt — tragische Fehlentscheidungen treffen, wie einst die relative Mehrheit für Hitler und die Wahl der Hamas in Gaza belegen.   Auch sehr Recht hat Herr Manow damit, dass das Recht so sehr auf die Demokratie und Demokraten angewiesen ist:  Selbst das Klima-Verfassungsgerichtsurteil von 2021 wurde ja unter dem Druck entgegenstehender Ansprüche und fehlender Bereitschaften zu den Konsequenzen nur sehr mangelhaft umgesetzt, wogegen das Verfassungsgericht auch gar keine Durchsetzungsmacht  oder -institutionen hätte.
Was Konsequenzen und Schlussfolgerungen angeht zur Diskrepanz zwischen „moralischen Selbstgewissheiten“ einerseits und der Bereitschaft zu dafür nötigen Arbeitsmengen und Zahlungen, da wäre mein Vorschlag doch zumindest teilweise ein anderer als die von Herrn Manow, wobei ich mich auch anlehne an die Äußerung unseres Ex-Bundespräsidenten Herrn Gauck: „Unser Herz ist weit, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt“. Wenn er ganz ehrlich gewesen wäre, hätte er noch ergänzen können: „U.a., weil die Bereitschaften der meisten begrenzt sind“.  In dem Sinne brauchen wir m.E. bei jeder  neuen Forderung und teils auch noch für alte in Richtung von immer mehr Freiheiten, Vollversorgung und Pflichten für auch internationale Menschenrechte  wie auch Klimaschutz  eine ehrliche und realistische Betrachtung und Überprüfung  der dafür in Kauf genommenen oder notwendigen — zusätzlichen —  Kosten, Arbeitsmengen, Einschränkungen (anderer als der begünstigten)  und der dazu jeweils vorhandenen oder noch zu gewinnenden Bereitschaft von Mehrheiten.  Wie sich schon öfter gezeigt hat, sind viele der in Umfragen befürwortenden plötzlich ganz anders unterwegs, wenn es in die Praxis geht und sie mit den Nebenwirkungen, Kosten, Anstrengungen und sonstigen Folgen konfrontiert sind, z.B. beim Kauf von teurerem Tierwohlfleisch an der Ladentheke oder der Akzeptanz von Wärmepumpen für die nächste Heizung, obwohl sie in Umfragen natürlich mehr Klimaschutz gefordert haben.  Auch dem Subventionieren solcher Kosten stehen regelmäßig Mehrheiten entgegen, die Parteien wählen, die Verzicht auf jegliche Steuer-Erhöhungen garantieren.  Und bisher steht die Verfassung auch — m. E. berechtigt — der Abwälzung der Rechnungen über Schulden auf deren o.g. Opfer entgegen.  Ich glaube schlicht, wir sollten deutlich mehr arbeiten und ausgeben, und auf Teile von Luxus, Prestige und Verschwendung „verzichten“ um ein für die Zukunft noch lebenswertes Klima  und ein tragbares Maximum von Humanität und Gerechtigkeit zu ermöglichen,  aber der Rahmen des dabei möglichen  wird niemals ausreichen,  um alle Ideale, alle Sicherheiten und vollkommene Humanität zu erreichen, erst recht nicht für die Summe aller Forderungen, von denen der existenziell wichtige Klimaschutz m.E. die oberste Priorität haben sollte, denn er erspart den künftigen Menschen ein vielfaches der Härten, die mit jeder neuen „Verbesserung“  den gegenwärtigen Bürgern abgenommen werden sollen. Meine Kritik an den beiden Abweichungen von dieser  Linie in Richtung von Egoismus, Zukunftsvergessenheit  und Kälte einerseits, und in Richtung von  illusionärem und inkonsequentem  Idealismus andererseits   habe ich in den beiden folgenden Gedichten zusammengefasst:
Die Ansprache egozentrisch unzufriedener an die Demokratie     Die Unzufriedenheit, sie wächst, mit allem was bisher geboten wird, mit allem schlechten, was uns‘re Politik so produziert, wir wollen alles weg, was uns an Kompromissen stört, wir haben keine Lösung, die nicht and’re ängstigt, stört, doch wissen wir genau, wes Blödheit, falscher Weg empört, der nicht ’nen Act-plan zeigt, der alle Übel wendet; wir woll’n für uns den Vorrang, erst unsern Frust beendet.  Was Blindwut, Egos und Verführer brüderlich zusammen hält, Ist Anspruch, Anspruch über alles, über alles in der Welt, ´s Universum wächst viel mehr als seiner Schwerkraft Mächte, genauso tun‘s auch uns’re Ansprüche und Rechte in dem Vergleich zu allem, was erschwert, was man als richtig dächte.   System, du musst Verlangen schnell erfüll’n, egal wovon, wie nicht, egal, auf wessen Kosten, Rücken und Verzicht, „We First“ muss gegen ferne, künftige und andere die Richtschnur sein, die Not u. Rechte and’rer sind nur Klotz am Bein, so wie, was wir auch mal von denen brauchen ’s ist uns egal, unsichtbar, in der Pfeif zu rauchen.   Auch and’re lieben mehr das eig’ne Land, die eig’nen Kinder, mit Sorge, wenn zu viele brauchen unsre Hilf‘ nicht minder, doch das kann uns niemals genügend sein, uns kann auch kleinster Teil für andere Verrat nur sein, wir woll‘n fast alle Güter,  Arbeit dieser Welt für uns allein, wir glauben und vertrau’n der Botschaft, nur andern werd‘  gegeben, was uns dann ungerecht so fehlt für ein zufried’nes Leben,   Du, Staat, hast nur für uns unfehlbar  Politik zu schenken, egal, was Wissenschaft, Gericht‘  und and’re denken. Wir sind das Volk und woll’n allein bestimmen, wes Not egal, wes Rechte auf den Gipfel klimmen. Für uns, nichts sonst, hast Du der Zaubergeist zu sein, der uns’re Ford’rung schnell erfüllt, ob groß ob klein, nur Wundertaten Dauer darf  ’nen Tick länger sein, ’s ist nichts unmöglich, sagt Toyota und der Tunnelblicke Schein. Wir brauchen nur zu fordern, schimpfen, Volkes Stimme sein, Wenn du nicht willst, nicht kannst, taugst Du zu nichts, lässt uns allein; Dann braucht es anderes System und and’re Führer, die mit uns dich verdammen, kritisier‘n, dass wir nur die Verlierer, die uns versprechen, dass nur uns’res Vorrang habe, nur Jetzt und eig’nes Fühl’n und Blickfeld an die Spitze trabe. Die Antwort der Demokratie an ihre  Bewunderer, Bittsteller und Träumer Bei aller Lieb‘ versprach ich nie euch einen Rosengarten Noch ein Schlaraffenland, ohn‘ gar zu warten Und ohne selber tun, entscheiden, was für Vision zuerst ihr wollt, wieviel der Kraft  ihr Lernen, Mühe, Zukunftsfrüchten zollt, wieviel dem Jetzt, der Leichtigkeit, Genüssen gebt; ich geb‘ euch Freiheit nur, welch Ziel ihr erst anstrebt, ich  bin nicht euer Geist aus Märchenflasch‘ noch Weihnachtsmann, der alle Wünsche prompt erfüllt,  der alles kann, bin auch mal Schweiß und Tränen, Wermut im süßen Wein der Träume, bin nur das schlechteste System — außer all’n  andern – unsrer Zeiten Räume   Ich kann nicht immer, überall, die Zukunft garantieren Erst recht, wenn ihr nicht auch euch müht sie produzieren Um wenigstens dorthin zu kommen weiter. Das Ideal auf Erd‘, die schöne Himmelsleiter baut Euch kein Staat, keine Partei, kein Führer noch Tribun, das müsst ihr für-   und miteinander selbst auch tun: Ich bin nicht reich, allmächtig, kann nur geben, was erstmal ihr mir gebt aus eurem Leben, an Arbeit, Geld, Pflicht und Verzicht, wo ihr geklärt, was Wichtigstes, was nicht, was ihr von denen nehmt, die’s müssen, beitragen Arbeit, Geld, an Minus von Genüssen.   Ihr alle seid mir Arme, Lippen, Sinne, Geist Und auch mal Schild und Schwert, wo’s kämpfen heißt Gegen der Egos, Aggros Gier und Macht, Zukunftsvergessenheit, wenn die erobern wollen Räume viel zu weit, woll’n ihre Freiheit, Macht aus Fleisch der andern mehren, wobei sie Recht und Zukunft, Freiheit, Mensch verheeren.     Ich kann euch Wohl und Lust und Zukunft nicht verschenken, doch euch Methode lehren sie mit Chance zu bauen mit nachdenken, lasst uns zusammen träumen, doch nicht nur, viel mehr noch tun, damit wir irgendwann auf dem gebauten, dem geschaff‘nen ruh‘n.
Peter Selmke

Endlich mal ein Artikel, der die Dinge beim Namen nennt. Deutsche Politiker zeigen sich völlig unfähig, Lösungen für drängende Probleme zu finden. Sie schieben diese Probleme der EU oder den Gerichten zu und beklagen gleichzeitig das Erstarken der AfD. Die Überschwemmung unseres Landes mit Migranten und Flüchtlingen destabilisiert die Demokratie und die daraus resultierenden finanziellen Lasten ruinieren den Staatshaushalt.
Hans Spichalsky

Dank an Philip Manow! Ich bin ganz d’accord. Genau!
Katharina Von Saher

Vielen Dank für diesen Artikel! Statt der ständigen Jammerei über den Populismus bietet der Artikel Ansätze dem Thema nachhaltig auf den Grund zu gehen. Sehr gut!
Axel Felsch

Wenn – zumindest gefühlte – Überforderung und mangelnde Einflussmöglichkeiten die Ursachen für die Unzufriedenheit sind, wäre wohl eine stärkere und frühzeitige Einbindung der absehbar mit Entscheidungen Unzufriedenen in Entscheidungsprozesse auch zwischen den Wahlen ein geeignetes Mittel, Unzufriedenheit abzubauen und womöglich zu besseren Ergebnissen zu kommen. Aber ein ständiger Dialog zwischen Politiker*innen und Bürger*innen ist in Deutschland ja eher nicht vorgesehen – und dann kommt es eben zu krassen Fehleinschätzungen (übrigens wohl auf beiden Seiten). Die wesentlichen Herausforderungen – Erderwärmung, Artensterben, Bedrohung Europas durch Russland, demografischer Wandel – verschwinden durch eine stärkere Einbindung der potenziell Unzufriedenen freilich nicht, sondern lediglich der Umgang mit den Problemen könnte so vielleicht besser werden und auf einem größeren Konsens beruhen. Manches, was die Unzufriedenen kritisieren, ist allerdings auch prinzipiell – nicht aber hinsichtlich jeder bürokratischen Ausprägung – von Vorteil, z. B. die Vereinheitlichung von Regelungen und Normen in Europa zugunsten eines gemeinsamen Wirtschaftsraumes – von dem freilich vor allem Großunternehmen profitieren und nicht kleine Handwerksbetriebe – sowie angesichts der drohenden Vergreisung der Bevölkerung Deutschlands die Zuwanderung junger Menschen – die freilich nach einer Phase der Ausbildung/Einarbeitung und des Spracherwerbs sich als gesellschaftlich nützlich und nicht als dauerhaft unterstützungsbedürftig oder gar destruktiv erweisen sollten. Diese Vorteile von EU und Zuwanderung potenziellen AfD-Wähler*innen zu vermitteln gelingt den Politiker*innen der etablierten Parteien offenkundig nicht sonderlich gut – und manche versuchen es auch gar nicht oder hauen sogar in die gleiche Kerbe wie die AfD.
Ulrich Willmes

Herrn Manows These, dass der Populismus letztendlich auf einem enttäuschten demokratischen Idealismus basiert, ist nachdenkenswert. Auch ich habe mich schon gefragt, ob z.B. die Leugnung des Klimawandels bei der AFD nicht eigentlich auf der uneingestandenen Einsicht beruht, dass man nicht so weitermachen kann wie bisher angesichts der ökologischen Bedrohung. Nur dass die Populisten anstelle der Politik lieber die Realität ändern und also den Kopf in den Sand stecken. Ein bisschen kommt mir Herr Manow auch so vor, als würde er den Kopf in den Sand stecken: Angesichts des irreversiblen Machtverlusts des Nationalstaats und des immer größeren Gewichts „supranationaler, nicht demokratischer Organisationen“ (zählt er dazu auch die EU?) bleibt ihm nur „Melancholie“. Dabei ist doch politisches Handeln und demokratische Souveränität nicht nur auf nationaler Ebene möglich. Da, wo die Nationalstaaten überfordert sind, eröffnet doch die supranationale Ebene – d.h. die EU – überhaupt erst die Möglichkeit einer politischen Lösung (was natürlich nicht heißt, dass sie auch zur Lösung fähig ist, siehe die Migrationsfrage). Und dann gibt es ja auch die Ebenen unterhalb des Nationalstaats, also die Bundesländer und Kommunen. Warum nicht mehr Kompetenzen nach unten auslagern und damit die politische Debatte dezentralisieren? Es gibt ja schon Bürgerräte für Klimaschutz, warum nicht auch für andere Themen wie Integration, Vernetzung von Schulen, Vereinen und Kultur, etc.? Sicher, das wäre ein Systemwechsel – keine leichte Sache. Aber man könnte ja damit einfach mal anfangen, statt nur dem alten Nationalstaat hinterherzutrauern. Denn der hat in einer vernetzten Welt seine besten Zeiten hinter sich.
Dirk Kerber

Wer ständig betonen muss, dass wir in einer Demokratie leben, bei dem muss sich irgendwann einmal ein Schräubchen im Oberstübchen gelockert haben! Nicht viel anders ticken Menschen, die hier in Deutschland auf die Straße gehen, um für die Demokratie zu demonstrieren! Jetzt könnte ich bei Shakespeare nachschlagen, aber zwei Herren aus den USA haben das für mich längst erledigt! Im Jahr 1963 taten das die beiden Sängerknaben Bill Ramsey (1931-2021) und Gus Backus (1937-2019) mit ihrem humorigen Schlager „Schlag nach bei Shakespeare“ auf Schallplatte und somit in aller Öffentlichkeit. Trotzdem hat sich hier in Deutschland irgendwie der Humor verdünnisiert und dass obwohl schon vor längerer Zeit der Schriftsteller, Maler & Kabarettist Joachim Ringelnatz (1883-1934), davor gewarnt hatte, aber keiner hat diese Warnung erst genommen: „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt!“ Der Politiker (Mitglied bei der SPD) und fünfte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland Helmut Schmidt (1918-2015) sagte einst: „Die heutige politische Klasse in Deutschland ist gekennzeichnet durch ein Übermaß an Karrierestreben und Wichtigtuerei und durch ein Übermaß an Geilheit, in Talkshows aufzutreten“. Über die Atomkraft sagte Helmut Schmidt im Jahr 2008: „Natürlich hat Kernkraft ihre Risiken. Es gibt aber keine Energie und nichts auf der Welt ohne Risiken, nicht einmal die Liebe. Die Ampel ist für mich ganz jämmerlich gescheitert und hat längst fertig. Die Ampel hat durch ihr Scheitern die AfD groß und bekannt gemacht und das macht diesen Ampelmännchen eine riesengroße Angst!
Klaus P. Jaworek

Ich stimme Ihnen zu, Herr Manow: Die Demokratie wird gefährdet, wenn eine Minderheit von 35 % (im Osten 20 %) dem Rest der Gesellschaft eine Migrationspolitik aufzwingt, die der demokratische Souverän mehrheitlich nicht will. Man muss kein Wissenschaftler sein, um zu erkennen, dass Arzttermine, Wohnungen und Kindergartenplätze knapp werden, wenn Zuwanderer, die nicht arbeiten, diese Ressourcen ebenfalls benötigen. Wie Sie richtig sagen, halten SPD und Grüne dies für ein rein finanzielles Problem. Sobald ein konservativer Politiker aber den Finger in die Wunde legt, fällt man über ihn her. So auch über Friedrich Merz, als er über die Verknappung von Zahnarztterminen schwadronierte: Asylbewerber hätten überhaupt keinen Anspruch, hieß die Replik. Wem soll man aber glauben, wenn gleichzeitig Zahnärzte unter vier Augen erzählen, wie es doch funktioniert und dass Kollegen daraus teilweise ein lukratives Geschäftsmodell gemacht haben. Wir reden hier wohlgemerkt nur über Behandlungen, die in den Herkunftsländern von der Solidargemeinschaft meist überhaupt nicht getragen werden. Wir müssen Politik nur besser erklären, heißt es euphemistisch. Wer jedoch Probleme nur schönredet, die Verantwortung auf Brüssel oder Rechtsprechung abschiebt und nur auf Alternativlosigkeit der eigenen Positionen beharrt, statt vernünftige Lösungen zu suchen, der treibt „nur“ Populisten weitere Wähler zu. Weiter so?
Benno Blessenohl

 


 

Leserbriefe zu „Er ist wieder da“ von Anna Sauerbrey

Dass die Gerichte Trumps Wiederwahl verhindern könnten, wird immer unwahrscheinlicher. Die Frage ist nun: Wie kann der Mann gestoppt werden? Dass Trump psychopathische Züge an sich hat, kann auch ein kritischer Laie erkennen, dazu braucht es nicht einmal Psychiater. Sollte die Justiz versagen, muss der Öffentlichkeit über alle Medien klargemacht werden, mit was für einem für die USA und für die demokratische Welt gefährlichen Menschen wir es zu tun haben. Trump muss ärztlich auf seinen körperlichen Gesundheitszustand und auf seine geistige Verfassung untersucht werden. Das ist auch in der Verfassung so vorgesehen und sollte so bald wie möglich durchgeführt werden, wenn einer sich um das Präsidentenamt bewirbt. Putin aufzufordern, sich an Europa zu bedienen, zeigt doch nur, wie verwirrt und verantwortungslos Trump denkt. Mit seiner Prahlerei, es würde ihm juristisch nichts passieren und seine Wählergemeinde würden ihn trotzdem wählen, wenn er auf der 5th Avenue jemanden erschießen würde, beleidigt er nicht nur die amerikanische Justiz, sondern auch seine Wähler, weil er ihnen zutraut, sie würden auch einen Mörder wählen. Vielleicht hat er sogar recht, wenn er die amerikanische Justiz als so unbedeutend einschätzt. Die Medien müssen daher mit aller Kraft klarstellen: Dieser Mann ist amtsunwürdig und darf keinesfalls zur Wahl antreten. Mal sehen, wie dieser makabre Zirkus sich weiterdreht.
Jochen Wagner

Angesichts der Bedrohung durch Trump und Putin wird überdeutlich, dass einzig mehr Europa uns retten kann. Wir brauchen ein mächtigeres Europa, mehr europäische Einigung. Die Politiker allein werden das nicht schaffen. Aus den Demonstrationen gegen den Rechtstrend in Deutschland sollten wir eine europäische Bewegung für Demokratie, Freiheit und Frieden machen. Vielleicht springt ja der Funke auf andere Länder über. Damit würden wir den Rechten in Europa den Wind aus den Segeln nehmen. Wir sollten bereits jetzt aktiv werden, damit Europa aus der Europawahl 2024 gestärkt hervorgeht. Trump ist und bleibt unberechenbar und gefährlich, auch für den Fall, dass er die Präsidentschaftswahl nicht gewinnen sollte, wie Anna Sauerbrey analysiert. Wir müssen Europa stärken, um sicherheitspolitisch unabhängiger von den USA zu werden – und selbstverständlich wirtschaftlich auch weiter von China und Russland. So machen wir aus dem Risiko Trump eine Chance für Europa
Reinhard Koine

Seit Jahren vergehen sich viele europäische Staaten am Beistandspakt der NATO, indem sie die USA mit der Finanzierung allein lassen und ihren Verpflichtungen nicht nachkommen. Es ist von daher eine Frechheit von einer“ Dysfunktionalität der US-Demokratie“ zu sprechen. Dieses Europa und dieses Deutschland müssten einen großen Teil seiner Wohlfahrt aufgeben, um in 10 Jahren selbstständig wehrfähig zu sein. Die USA bezahlen nicht nur unsere Verteidigung, sondern auch unsern Sozialstaat und die große Klappe vieler Trump-Verächter.  Wem es wirklich um die Sicherheit Europas geht, fährt in die USA und bittet Trump freundlich um weiteren Beistand. Für den Fall aller Fälle. Wer meint, dies seinem Image und seinem Stolz und seiner überlegenen Moral nicht antuen zu können, sollte zu den Theater-Wissenschaften wechseln.
Fred Klemm

Warum schreiben Sie und andere Journalist*innen, warum sagen und tun Deutschlands Politiker*innen nicht, was wirklich notwendig ist? Deutschland und Europa insgesamt können sich derzeit in einem konventionellen Krieg ohne Hilfe der USA nicht erfolgreich gegen Russland verteidigen. Das wird wohl noch viele Jahre oder sogar Jahrzehnte lang so bleiben. Dass England oder Frankreich oder gar die USA bereit sind, zugunsten von Deutschland oder anderen NATO-Staaten Atomwaffen gegen Russland einzusetzen, halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Was muss die Konsequenz sein? Deutschland und jeder Staat, der von Russland bedroht wird, müssen sich selbst Atomwaffen zulegen – und glaubhaft bereit sein, diese im Falle eines russischen Angriffs auch tatsächlich einzusetzen. Ein solcher Einsatz hätte wahrscheinlich das Ende der Menschheit zur Folge – aber zu einem geringeren Risiko ist annähernde Sicherheit vor einem russischen Angriff „dank“ Putin und der bisherigen Versäumnisse der europäischen NATO-Staaten offenbar inzwischen nicht mehr zu haben.
Ulrich Willmes

„Zusammenland“ das ist eine riesige Anzeige in der gleichen „ZEIT“. Zusammenland gilt nicht nur für den Nationalstaat, sondern global! Diese Welt kann nur funktionieren, wenn alle Staaten zusammenarbeiten, versuchen, sich zu verstehen, voneinander lernen. Es hat vor gar nicht langer Zeit Menschen gegeben, die meinten, in der Kindererziehung nicht ohne Prügelstrafe auskommen zu können. Doch es geht! Allerdings sehen wir zurzeit, was passiert, wenn man dabei den persönlichen Ethik-Kompass aus den Augen verliert… Es gilt: Zusammenarbeit mit den anderen, aber stark im eigenen demokratischen Selbstverständnis. Ja, noch brauchen wir eine starke – europäische – Armee, so klein wie möglich, so groß wie nötig: Modern, intelligent, flexibel, schnell. Damit wir in Ruhe zusammen arbeiten können.
Ursula Augener

Mit Donald Trump als erneuten Präsidenten dürften wir eine Wiederauflage von einem spaltenden, antidemokratischen Kleinganoven bekommen. Hier sei gesagt, der erste Film mit ihm als Hauptbesetzer war schon schlecht genug, als dass die Welt nach einem Sequel verlangt. Trump hat Amerika unter seiner Präsidentschaft so massiv radikalisiert und gespalten, hat die bürgerkriegsähnlichen Zustände nach Bidens Wahl mit zu verantworten und international jegliche kooperative Stärke Amerikas zerstört. Er hat einen de-facto Krieg mit der Demokratie in seinem eigenen Land begonnen, Straftaten verübt und könnte dennoch Präsident werden. Alleine das offenbart leider, wie labil und zerbrechlich inzwischen Amerika geworden ist, auch hier wieder auf die vier Jahre lange Dauerspalterei zurückzuführen. Für Russland und China wäre ein erneuter Sieg von Donald Trump genial. Ein trojanisches antidemokratisches Pferd mitten im Herzen der größten Demokratie. Für alle Demokraten wäre es ein niederschmetterndes Zeugnis mit fatalen Konsequenzen für den Stand der Demokratie in den internationalen Beziehungen. Was auch hier wieder bedeutet, Europa muss als Demokratische Union präsenter auftreten, um ein Gegengewicht zu den autokratischen Staaten zu schaffen. Ein Hoffnungsschimmer war, dass er beim ersten Mal im Duell gegen Biden gescheitert ist. Und genau das wäre eine Fortsetzung, ein Sequel dass man sich für Amerika und die Welt nur wünschen kann.
Noah Lambertz

Er naht, schrieb die Presse einstmals „der „Feind und Störer der Ruhe der Welt.“ Gemeint war der rückkehrende Napoleon. Nun könnte das auf Trump passen. Europa schiebt Panik. Es war wieder starker Tobak von Trump, was er da zur NATO ausgespuckt hat. Ist aber im Grunde nicht neu. Er hat schon als Präsident säumige Beitragszahler mit Drohungen angemahnt. Was ist auch aus den emanzipatorischen Absichten Europas geworden, sich in der NATO verteidigungsmäßig aus Uncle Sams schützender Hand zu winden. Schließlich ist Europa auch nicht ganz ohne Atomwaffen. Macron hat sich angeboten. Aber dann war Biden da, die Welt war in Ordnung, und Handlungsbedarf wurde nicht mehr gesehen. Nichts mehr von europäischer Bemühung. Ach hört mir doch auf!
Michael Hetzel

Was ist schlimmer für den Westen und die NATO, Putin oder Trump? Der eine ist auf dem Weg in den Größenwahn – und da gibt es kein Zurück mehr – und der andere ist ein politischer Dummkopf dessen kindische Vorstellung von Machtausübung für die Weltpolitik genauso gefährlich ist wie Putins Griff nach der Ukraine. Beiden gemeinsam ihre widerwärtige Beziehung zum Religiösen im Dienst der politischen Nützlichkeit. Wenn Putin im russischen Staatsfernsehen in einem wohlinszenierten Gottesdienst der russisch-orthodoxen Kirche sich bekreuzigt, glaubt der religiös geprägte Beobachter noch, dass da der Teufel die Regie übernommen hat. Trump nutzt ebenfalls politisch die Dienste der Evangelikalen -man könnte aber auch sagen, genauso ist es umgekehrt. Putins machtpolitischer Horizont bewegt sich inzwischen leider auch in Richtung Westen. Aber zuerst in Richtung der von der ehemaligen UDSSR beherrschten osteuropäischen Länder wie dem Baltikum. Gehen seine Träume mit dem Sieg über die Ukraine in Erfüllung gäbe es für ihn wahrscheinlich kein Halten mehr militärisch weiter zu expandieren. Die reale Gefahr für das freie Europa würde weiterwachsen und deswegen gibt es heute für das Verteidigungsbündnis NATO keine größere Herausforderung als Putins Wahn! Und da kommt Trump mit seinen politisch so unfassbar törichten Bemerkungen, gerade jetzt Verpflichtungen im Fall eines russischen Überfalls auf NATO-Mitglieder einzuschränken! Eine kostenlose Eintrittskarte für Putins nächsten militärischen Überfall auf ein NATO-Land. Unabhängig von Trumps Drohung trifft es natürlich zu, dass die europäischen NATO-Mitglieder sich finanziell stärker als bisher an der NATO beteiligen müssen. Sollen die USA weiterhin das Rückgrat der NATO sein, und das ist ohne ihre militärische Stärke und insbesondere wegen ihrer atomaren Potenz eigentlich unabdingbar, müssen die Europäer moralisch und finanziell deutlich mehr leisten als vorher.
Finanzielle Einschränkungen bei der Bekämpfung von Klimaschäden, bei den sozialen Leistungen und Steuererhöhungen ließen sich nicht vermeiden. Insbesondere die Deutschen müssen aus ihrem Dornröschenschlaf aufwachen, der sie bisher in dem von den Amerikanern garantierten Schutzpanzer sicher wähnte. Es ist eine gefährliche Illusion zu glauben, das Europa mal eben auf die schnelle eine NATO ohne die bisher dominierenden USA alleine führen oder sogar militärisch gegen Russland verteidigen kann. Eine Zusammenarbeit oder gar Verschmelzung der Atommächte Frankreich und England, ggf. bei einer Beteiligung Deutschlands, ohne die bisherige atomare Dominanz der USA innerhalb der NATO gegenüber der Atommacht Russland, wäre wie eine Aufforderung zum atomaren Selbstmord Europas. Das alles weiß Putin -aber Trump leider nicht. Da wirkt es fast schon gefährlich naiv, wenn deutsche Politiker von einem Einstieg Deutschlands in die atomare Bewaffnung Europas reden. Wie man den (militärischen) Hühnerstall Europa auf Vordermann bringen will -bei den ewigen Eifersüchteleien zwischen Frankreich, England und Deutschland, z.B. bei gemeinsamen Rüstungsprojekten, bleibt vorläufig und bis auf weiteres ein ungelöstes Problem! Deswegen müssen der Wunsch und die Hoffnung der Europäer sein, dass ein Mann wie Trump nie wieder Präsident der USA wird.
Klaus Reisdorf

„Es gibt viele Möglichkeiten, Karriere zu machen, aber die sicherste ist noch immer, in der richtigen Familie geboren zu sein.“ (Zitat von Donald Trump, *1946, US-amerikanischer Unternehmer und der 45. Präsident der Vereinigten Staaten) Der republikanische Realist Donald Trump bekommt seine zweite Chance und diese dürfte er vermutlich eiskalt für sich nützen. Unter Donald Trump ging es auf dem Erdenball etwas friedlicher und friedvoller zu, trotz seiner oft sehr arg aggressiven Wortschwalle und Wortschöpfungen. „Ich finde, Computer haben das Leben enorm erschwert. Das Zeitalter der Computer hat dazu geführt, dass niemand mehr genau weiß, was eigentlich passiert.“ (Donald Trump)
Klaus P. Jaworek

Ein Machtzyniker (Putin) herrscht im Kreml, ein Politirrer (Trump) wahrscheinlich bald im Weißen Haus. Die Antwort der ZEIT: Aufrüstung. Als wenn damit die Kriegsgefahr gebannt würde! Weder wird damit das geopolitische Backing Russlands geschwächt noch der schwindende amerikanische Rückhalt in der Welt gestärkt. Das Gegenteil ist der Fall: Das weltweite militärische Niveau wird wie in kommunizierenden Röhren steigen. Bis zu welchem Grad? – Wege aus der Gefahr sehen anders aus.
Ludger Gaillard

Dass Trumps politisches Bewusstsein kaum von zwölf bis Mittag reicht, ist bekannt. Gleichwohl gelingt es dem ehemaligen Präsidenten der ältesten – noch – bestehenden Demokratie immer wieder, selbst geringste Erwartungen der westlichen Öffentlichkeit in verfassungsgemäßes Handeln zu unterminieren. Da indes nichts auf dieser Welt so verbindlich wirkt wie die Macht des Geldes, besteht die Hoffnung, dass die US-amerikanische Wirtschaft den Republikaner beizeiten in die Schranken weist. Denn jede „Freilassung“ autoritärer Systeme – hier sind vor allem Russland und China zu nennen – führen mittel- und langfristig zu Kraftverlusten auf Seiten westlicher Volkswirtschaften (und ihren Demokratien), allen voran der der USA. Kurzum: Der Brandstifter Trump zündelt ein weiteres Mal im eigenen Haus.
Matthias Bartsch

In dem Artikel wurde erwähnt, dass sich Europa unabhängig von den USA organisieren soll und die Abschreckung auch ohne amerikanische Versicherung herstellen muss. Diese Feststellung ist leichter gesagt als durchgeführt. Die dann benötigten Finanzmittel und Produktionskapazitäten können sich die Politiker und Parlamentarier noch nicht mal im Ansatz vorstellen. Der Verteidigungshaushalt 2023 der USA lag bei 879 Milliarden US$, Deutschland hatte einen Verteidigungshaushalt im gleichen Jahr von circa 50 Milliarden €, wobei so wird oft spöttisch argumentiert, in diesem Betrag auch unter anderem auch die Pensionszahlungen der pensionierten Soldaten aus der ehemaligen Volksarmee bereitgestellt werden müssen und in der gesamten EU lagen die Verteidigungsausgaben bei 240 Milliarden €. Die riesigen Finanzmittel erlauben der USA durch gewonnene Fähigkeiten, einen Technologie Vorsprung gegenüber anderen Nationen und durch die Wirksamkeit der Waffensysteme eine derartige große Überlegenheit gegenüber allen Staaten außerhalb der NATO, dass sich diese Überlegenheit scheinbar unsere Politiker noch unsere Experten und Militärstrategen in den zahlreichen Talkshows überhaupt nicht vorstellen können. Europa ist, wie Barack Obama einmal über Russland gesprochen hatte, nur eine regionale Macht und überhaupt nicht in der Lage, ohne USA sich an einem Konflikt außerhalb der NATO zu beteiligen.
Als anschauliches Beispiel und Vergleich dient der Kosovo Konflikt. Um die Militäroperationen durchzuführen, benötigte man über 190 Tankflugzeuge um die verschiedenen Flugzeuge, die aus Piacenza (I) starteten, über dem Mittelmeer aufzutanken, damit sie im Kriegsgebiet operieren konnten und anschließend wieder auf dem Rückweg aufzutanken, um nach Piacenza zurückkehren zu können. Die europäischen Luftwaffen waren in der Lage nur acht Tankflugzeuge bereitzustellen. Sicherlich war der Konflikt 2019, die USA hat ihre Tankerflotte auf ca. 570 erhöht und man hat auch in der Bundeswehr nachgerüstet, aber es gibt dort keine echten Tankflugzeuge, sondern man kann Flugzeuge umrüsten, die dann für Transportkapazitäten ausfallen. Nun ist die Bereitstellung von Tankflugzeugen, nur ein kleiner, aber notwendiger Teilbereich, der in der Militärstrategie eine Rolle spielt. Noch eklatanter ist das Defizit in der Bundeswehr bei der Bereitstellung von Ausrüstung und Munition für die Teilstreitkräfte Luftwaffe, Heer und Marine. Betrachtet man nur die offiziellen Statistiken der NATO über Anzahl an Luftfahrzeuge für die Luftwaffe, Heer und Marine, die Schiffe und alle notwendigen Geräte für eine Bodenoffensive und oder Landesverteidigung für alle Teilbereiche der Armee der USA, sieht mein einen gewaltigen Unterschied zum übrigen „NATO-Land“. Sieht man die riesigen Logistik-Centern in den Vereinigten Staaten und überall auf der Welt, dann stellen sich die Bundeswehrdepots wie ein Zentrallager eines Supermarktes dar. Ohne die USA ist eine Verteidigung des NATO-Gebietes auf lange Zeit ausgeschlossen.
Walter Rößeler

 


 

Leserbriefe zu „Soll das Lieferkettengesetz gekippt werden?“ Streit von Lukas Köhler und Antje von Dewitz, moderiert von Carla Neuhaus und Mark Schieritz

In der Rubrik „Streit“ geben Sie eine Diskussion zur Ablehnung des Lieferkettengesetzes wieder. Dabei wird am prinzipiell entscheidenden Punkt des Lieferkettengesetzes völlig vorbeigeredet, denn die Unternehmen sind für die Überprüfung von Gesetzesvorgaben die völlig falsche Adresse! Wenn Staaten (hier Deutschland) oder Staatenverbünde (EU) Gesetze (Arbeitnehmerschutz, Umweltschutz, Produktsicherheit, ;Menschenrechte oder was auch immer die Staaten beschließen) machen, dann sind auch diese Staaten oder Staatenbünde gefälligst für die Kontrolle der Gesetze zuständig und wenn sie dazu unwillig, unfähig oder einfach zu dämlich sind, dann sollen sie die Gesetze so machen , dass sie sie auch kontrollieren können und nicht stattdessen die Gesetzeskontrolle auf Unternehmen oder NGOs oder Prüfvereine oder Zertifizierungsfirmen oder gar den Bürger auslagern und sich selbst in Sachen Kontrolle einen schlanken Fuß machen. Für all die Kontrollen zum Lieferkettengesetz innerhalb der EU sind doch die EU-Staaten zuständig und wenn ein Exporteur außerhalb der EU in die EU hinein exportieren will, dann prüft der Zoll in der EU dessen Gesetzeskonformität und wenn der Zoll keine Konformität mit den Regeln der EU feststellen kann (weil der Exporteuer gegen Regeln verstößt oder nicht kooperativ ist oder, oder, oder), dann wird halt nichts in die EU eingeführt! Aber wahrscheinlich ist das dann wieder ein Handelshemmnis oder die Ware ist zu wichtig und die EU will ihre eigenen Regeln so erst dann doch nicht nehmen.
Volker Thomaszik

Die von Frau v. Dewitz im ‚Streit‘-Gespräch vorgetragenen Argumente sind aus meiner Sicht sehr einleuchtend, bringen die Notwendigkeiten auf den Punkt und bedürfen keiner weiteren Ergänzung ihrer Position. Ich will mich daher auf einige Gesichtspunkte beschränken, die die Absurdität der von Herrn Köhler angeführten Kausalitäten besonders verdeutlichen. Eines der wichtigsten Ziele bei Einführung der EWG und später der EU, ist der freie und ungehinderte Warenverkehr für alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinschaft. Um Unstimmigkeiten, Übervorteilung und schlechte Produkte zu verhindern, stand am Anfang des gemeinsamen Marktes vor allem die Angleichung der für den fairen Wettbewerb erforderlichen nationalen Regulierungen. In einer gewaltigen Anstrengung aller Partner erfolgte in den Neunzigerjahren die erfolgreiche Homogenisierung der Standards und der Fertigungsqualität im gemeinsamen Markt und führte zu dessen stürmischer Entwicklung. Industriell sind die welt- und europaweit operierenden Firmen mittlerweile an diverse Gütesysteme angeschlossen (ein solches bekanntes Gütesystem ist z.B. die DIN EN ISO 9001 ff) , die in der modernen, arbeitsteiligen  und internationalen Wirtschaft unabdingbar sind, damit die auszutauschenden Waren, Güter und Dienstleistungen eindeutig definiert, verfügbar und ohne Wert- oder Kontrollverlust austauschbar sind.
Eine Missachtung der Gütesicherungspflicht entspricht daher bereits heute schon nicht mehr dem allgemein akzeptierten Stand des internationalen Handels. Was passiert, wenn man dieser wechselseitigen Verpflichtung (geprüfte Abgabe des Gutes durch den Hersteller und geprüfte Annahme der Produkte durch den Besteller) nicht nachkommt, zeigte die jahrelange Verschleppung der Qualitätssicherung von Pharmazeutika (Beispiel hier: Valsartan und Homologe) im fernen Osten, die letztlich zu fehlerhaften Produkten im deutschen und europäischen Markt führte. Durch den ungehinderten globalen Warenverkehr gewinnt nämlich die Harmonisierung auch der globalen Regelungen eine neue Bedeutung, sind doch die Verhältnisse in den Produktionsländern sehr unterschiedlich: waren bisher in Deutschland vermarktete Produkte z.B. aus den EU-Ländern weitgehend schon mit harmonisierten Herstellungs- und Produktspezifikationen versehen und damit universell einsetzbar, hat sich dies durch die Globalisierung verändert. Zunehmend gelangen Waren und Produkte aus Ländern mit ungenügenden Voraussetzungen der Produktgüte, mit ungenügendem Schutz der Belegschaft oder sogar mit fehlenden sozialen ‚Essentials‘ (Unfallschutz, Gleichstellung der Geschlechter oder Verbot der Kinderarbeit) auf den europäischen Markt.
Die Einlassungen der FDP und in dem zitierten Artikel von Herrn Köhler, lassen erkennen, dass er die Voraussetzungen für den freien Waren- und Lieferverkehr völlig falsch einschätzt und mehr noch, dass die Wettbewerbsvorteile, die durch den regulativ optimal geordneten Handel in Deutschland fortwährend entstehen, gar nicht in ihrer Tragweite erkannt hat. Der deutsche Markt würde m. E. durch den ungehinderten Verkauf von unharmonisierten, wenig nachhaltigen Produkten seine Reputation für den Standort Deutschland oder die EU komplett verlieren. Das wäre aber absolut kontraproduktiv gerade für kleinere Mittelständler (KMU), die erfahrungsgemäß durch den Mangel an Ressourcen auf allgemeine und staatliche Regelungen angewiesen sind. Wird das von der FDP so gewollt? Eine funktionierende Lieferkettenprüfung wäre von dreifachem Vorteil, sie würde die Herstellung der Produkte und Dienstleistungen in den Herkunftsländern auf eine sichere Basis stellen, die heimische Wirtschaft vor schlecht gemachten Produkten und Plagiaten schützen und die Gesundheit der Verbraucher und Bürger bewahren helfen.
Hartwig Müller

Ich möchte einen anderen Aspekt des Lieferkettengesetzes aufzeigen. Man stelle sich vor: chinesische Unternehmen fordern auf Geheiß der chinesischen Staatsführung von der Europäischen Union die Sicherheits- und Sozialstandards aufzuweichen, weil sie die Preise dringend benötigter europäischer Produkte (noch gibt es einige), unnötig in die Höhe treiben. Empörend? Ich denke, das europäische Lieferkettengesetz bildet dieses Vorgehen in umgekehrter Richtung ab. Europäische Privatunternehmen werden verpflichtet europäische Standards in aller Welt durchzusetzen. Natürlich ist das etwas ganz Anderes. Wir sind die Guten! Hier geht es um die universellen Menschenrechte (das Universum ist ziemlich groß). Doch wie universell, besser weltweit gültig, sind diese Rechte? Die Chinesen sprechen bereits von alternativen Menschenrechten. Bevor Europa weitermacht, sollte es kurz innehalten und nachdenken, ob die Grenzen zum Neokolonialismus bereits überschritten sind.
Dirk Hoppe

Wenn man die breite Mehrheit der Bevölkerung von der Sinnhaftigkeit dieses Gesetzes überzeugen möchte, sollte man dies nicht vom Standpunkt der eigenen herausgehobenen Position aus versuchen, wie es Frau von Dewitz macht. Als Geschäftsführerin kann man sicher eine Verteuerung alltäglicher Produkte verkraften – „Aber ist (eine Verteuerung) schlimm?“ Andere hingegen können diesen Umstand nicht einfach übergehen. Sie müssen auf die Kosten achten. Und das weiß Frau von Dewitz auch. Denn den zentralen Satz, warum sie persönlich für das Gesetz ist, formuliert sie am Ende des Interviews: „Für uns würden sich die Wettbewerbsbedingungen verbessern, weil dann die Leistung, die wir im Moment freiwillig erbringen, von allen erbracht werden müsste.“ Frau von Dewitz möchte die gesetzliche Regelung dazu missbrauchen, die Wettbewerbsbedingungen zum Vorteil ihres Unternehmens zu verändern. Wäre den Marktteilnehmern, also den Konsumenten, die Nachhaltigkeit wichtiger als der Preis (auf den viele leider eben genau schauen müssen), dann hätte Vaude auch ohne Gesetz einen Wettbewerbsvorteil. Hierauf würden andere Anbieter reagieren und mehr auf Nachhaltigkeit und ihre Lieferkette achten, womit das Gesetz nicht mehr notwendig wäre.
O. Hauschke

Eine Blamage in der EU ohnegleichen, was die FDP uns antut: Nicht nur, dass auf uns kein Verlass mehr ist. Wir halten uns nicht mehr an Absprachen und Vereinbarungen, wie Orban usw. Doch geht es um die Sache. Weil im deutschen Lieferketten-Gesetz etliche Schlupflöcher sind, hat´s unsere Wirtschaft toleriert. Die EU-Lieferkettenrichtlinie soll´s verbessern. Doch die betroffene Lobby und ihr Geld verhindern das per FDP mit dem Schlachtruf: Bürokratie-Monster! Ach, waren das noch Zeiten: Die FDP der Herren Scheel, Baum, Hirsch bis zu Frau Hamm-Brücher standen für Menschenrechte, Menschenwürde, für Gleichheit vor dem Gesetz, gar schon für Umweltschutz. Doch jetzt, – hängt sie am Tropf der Wirtschaft und deren Inter-essen? Das FDP-Fähnchen zeigt, von woher der Föhn bläst, mit Kotau gemäß: „…des Lied ich sing!“. Geht Profit vor Menschenrecht? Ihr ist es wohl marktgerecht, Kleidung z. B. T-Shirts aus Kinderhänden, oft wenig benutzt, als Altkleider zu entsorgen, ebenso Smartphones, sobald es wieder neue gibt.  All das landet als Altware billigst wieder in den armen Ländern und torpediert dort den Markt einheimischer Produkte. So geht die „Kreislauf-Wirtschaft“! Durch die EU-Lieferkettenrichtlinie soll neben umweltschädigenden Verfahren vor allem die Fron-Arbeit der modernen Sklavenarbeit zu Niedrigstlohn und Kinderarbeit unterbunden werden. Ohne Kinderarbeit sinkt dort keineswegs der Lebensstandard; doch könnten die Produkte in Luxusländern gering teurer werden, – unser Finanz-Beitrag zu menschenwürdiger Arbeit.
Ist es etwa wirtschaftlich, Waren 3-mal um die Erde zu verfrachten zum jeweils billigsten Bearbeitungsort? Ein Schweizer erklärte mal im TV, laut seinem Kalkulator lohne sich diese Hin-und Her bei seinen Spitzen-Dessous, die er als Qualität „Schweizer Spitzen“ vertreibt. Ein ehemaliger Jumbo-Fracht-Pilot hat mal nur angedeutet, wie viel Derartiges hin und her geflogen wird. Was ist zu tun? Zur Einführung menschenwürdigen Arbeit muss der Aufwand für´s Bürokratie-Monster bei all den vielen Ver und Bearbeitern auch bewirken, dass sich so viele Transporte zu Billigst-Zwischenstationen nicht mehr rechnen und weniger werden. Zudem muss die viele Luftfracht per Kerosinsteuer teurer werden und somit weniger wird. Das schont auch die Umwelt. Bei LKW-Diesel ist der Steuernachlass zu streichen. So regelt sich, ob sich dann die vielen Zwischenstationen mit Viel-Transport noch rechnen oder sich mit dem Aufwand für angemessenem Lohn statt Kinderarbeit ausgleichen. Den Menschen in der Be- und Verarbeitung sind menschenwürdige Lebensbedingungen zu geben und lebensmögliche Löhne zu bezahlen, damit deren Kinder in der Schule lernen. Und wenn sich die FDP ihrer früheren Granden erinnert und demgemäß handelt, wird sie auch wieder wählbar.
Hans-Karl Ortmann

Herr Köhler bemängelt die Nichtberücksichtigung der Letztendlich-FDP-Forderungen in der EU-Gesetzesvorgabe des geplanten Lieferkettengesetzes und versucht diese als „deutschen“ Ablehnungsgrund verkaufen.  Frau von Dewitz als betroffene Firmeninhaberin kommt hingegen mit der Vorlage klar, während die FDP als die kleinste Ampelpartei in Relation der höchsten „Spenden“- Einnahmen durch deutsche Kapitalunternehmen eben vor diesen übel einknickt.   Ich verspüre einen zunehmenden Widerwillen gegen jene politischen Willkürlichkeiten, wenn der FDP-Abgeordnete Köhler sich schließlich auf ein Ablehnungsrecht durch die FDP im Rahmen demokratischer Regeln beruft.  Damit fordert er nicht mehr und nicht weniger, dass er und seine Partei eine Demokratie darin sehen, wenn der Schwanz mit dem Hund wedeln darf.  Darin unterscheiden er sich und die FDP nicht von Leuten wie Orban und Kaczyński, aber auch der AfD, die letztendlich die – zugegebenermaßen in Teilen reformbedürftige – EU-Gesetzesgebung letztendlich zugunsten nationaler Gesetze nahezu ausschalten wollen. Und damit den allgemeinen Widerwillen gegen die Demokratie und Parteipolitik in unserer Bevölkerung forcieren.
Albrecht Seidel

Das Lieferkettengesetz sollte nicht, es muss ganz einfach und sofort, schnell und direkt, unmittelbar und sogleich, unverzüglich, alsbald und fix, unmittelbar und rasch, umgehend und prompt, augenblicklich, flink und flugs, eilends und geschwind, schnellstens und schleunigst, kurzerhand und postwendend, im Nu, ohne Zögern, ohne Verzug, frischweg von der Leber, in diesem Augenblick, auf der Stelle, auf Windesflügeln gestoppt werden. Besser heute noch, just jetzt, während ich diese Zeilen niederschreibe!
Klaus P. Jaworek

Die Lieferkettengesetzgebung ist im Kern paternalistisch. Die Kernaussage ist: Liebe Drittweltler, wir stellen fest, dass ihr nicht in der Lage seid, bei Arbeits- und Umweltschutz oder der Gewerbeaufsicht vernünftige Standards zu gewährleisten. Wir halten Euch in diesem Punkt für korrupt oder unfähig oder beides. Deshalb werden wir, die wir Euch moralisch überlegen sind, dafür sorgen, dass ihr von Euren Kunden eingenordet werdet. Es ist uns sogar egal, ob Eure Kunden – also unsere Unternehmen – dabei an der Bürokratie und den Dokumentationspflichten ersticken.
Lorenz Claussen

Wenn es eine Liste von Herstellern gäbe, die sich schon jetzt an den Gesetzesentwurf halten, würde sich mein Konsumverhalten daran orientieren!
Sven Prevrhal

Wir befinden uns in einer Rezession und stellen fest, dass Deutschland zu teure Energiekosten hat und unter einer Inflation sowie ausufernden Bürokratie leidet, was schnelles Umsteuern verzögert und erschwert. In einer solchen Situation sollen wir ein neues Gesetz bekommen, das zu noch mehr Bürokratie und Hemmnis führt? Das wäre ein schlechter Witz. Es ist daher mehr als richtig dieses Gesetz zu stoppen.
Christoph Meißner

Ob es eine kluge Idee der Redaktion war, beim Thema „Lieferkettengesetz“ auf großem Foto eine Arbeit von A. Gursky abzubilden, also ein Kunstwerk, das, digital bearbeitet, eben NICHT eine real existierende Szenerie abbildet (wofür der Künstler bekannt ist), das überlasse ich dem Urteil der dafür Verantwortlichen. Im schlimmsten Fall würden man ihnen eine unseriöse Meinungsmanipulation ihrer Leser unterstellen können!
Karl-Heinz Grau

 


 

Leserbriefe zu „Braucht Europa die Bombe?“ von Matthias Krupa und Jörg Lau

Der Bundesrepublik Deutschland stehen in mehreren Hinsichten die vermutlich schwersten Zeiten ihrer Geschichte bevor.  Die Lage ist nicht ernst, sie ist hochdramatisch.  Die Ampelkoalition ist mit ihrem Latein am Ende.  Immer mehr einheimische Unternehmen planen ihre Zukunft nicht mehr in Deutschland.  Viele Handwerksbetriebe, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, stehen vor dem Kollaps.  Es vergeht kaum ein Tag, an dem Wirtschaftsminister Habeck weinerlich die Fehlleistungen der Vorgängerregierungen der vergangenen 20 Jahre beklagt.  Tatsächlich ist diese schwere Krise nicht vom Himmel gefallen, sondern ähnlich einem bösartigen Krebsgeschwür, über 16 Jahre merkelsche Regierungspolitik gewachsen.  Die Grünen haben insofern keinen Grund zu jammern, zumal die Ex-Kanzlerin Merkel über Jahre konsequent linksgrüne Politik umgesetzt hat.  Der völlig überhastete Atomausstieg, der Deutschland noch zum energiepolitischen Verhängnis werden wird und bereits zu einem erheblichen Teil zum wirtschaftlichen Niedergang beiträgt, sowie die Kastration und in der Folge Nicht-Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr sind lediglich zwei von vielen Fehlleistungen in 16 Jahren Merkel.
Hinzu kommt die hohe Abhängigkeit von russischem Gas und Öl sowie die wirtschaftliche Auslieferung an China.  Beide Staaten sind alles andere als lupenreine Demokratien.  Vor ein paar Tagen habe ich mich mit einem Türken unterhalten, der mit seiner Familie seit mehr als 40 Jahren in Deutschland lebt.  Seine Frau spricht bis heute kaum ein Wort Deutsch, er selbst nur gebrochen.  Er outete sich als glühender Erdogan-Verehrer und ist stolz darauf, dass sein Sohn, ein Zahnarzt, in Deutschland nur türkische Landsleute behandelt.  „Scholz und Bundesregierung nicht gut. Merkel und Schröder sehr gut“ war zusammengefasst sein politisches Statement.  Wen sollte es angesichts der vielen Milliarden Euro, die Merkel Erdogan in den Rachen geschoben hat, nur um ihren Jahrhundertfehler des Herbstes 2015 zu kaschieren, wundern, dass Erdogan- Anhänger Merkel „sehr gut“ finden.  Die wirklich Notleidenden haben aus gesundheitlichen Gründen oder aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht die Möglichkeit vor Krieg zu fliehen.  In den zurückliegenden Jahren sind vor allem risikobereite (und teils auch gewaltbereite) junge Männer aus dem arabisch-afrikanischen Raum nach Deutschland eingewandert, die großteils die Kultur und Lebensgewohnheiten dieses Landes ablehnen, wenn nicht sogar verachten.  Merkel machte nie einen Hehl daraus, dass die Grünen ihre heimliche Lieblingspartei sind.  Die Partei war für Merkel jedoch keine Machtoption. Daher schloss sie sich nach der Wende der Kohl-CDU an.  Spätestens mit dem Aufstreben der Grünen ab dem Jahr 2011 betrieb Merkel unter dem Wohlwollen „ihrer“ eigenen Partei nahezu lupenreine grüne Politik. Bis heute halten Leute wie Wüst, Günther und Söder Merkel die Stange.  „Grün“ zu sein war ab diesem Zeitpunkt auch in weiten Teilen der Bevölkerung „en vogue“ und „schick“.  Deutschland verirrte sich ein Jahrzehnt lang in „Bullerbü“. Gendern und der „menschengemachte“ Klimawandel, nicht jedoch die Zukunftsfähigkeit des Landes, bestimmten die Themen.  Man träumte vom ewig wachsenden Wohlstand, ohne sich anstrengen zu müssen.
Die Work-life-Balance wurde zur Lebensmaxime.  Die Generation Z fühlt sich angesichts einer Fünf-Tage-Arbeitswoche heillos überfordert.  Hinzu kommt ein Heer von faulenzenden Bürgergeldempfängern, die dem Rest der fleißigen Arbeitnehmer den Mittelfinger entgegen streckt.  Deutschland hat sich während 16 Jahren Merkel in einer Komfortzone eingerichtet, aus der es kaum noch ein Entrinnen gibt.  Für viele insbesondere junge Menschen bedeutet es nach wie vor ein Drama, nicht das neueste Handy im Besitz zu haben.  Wie diese verweichlichte und verwöhnte Generation das Land aus dieser schweren Krise führen soll, ist für mich ein Rätsel.  Zumal sich die Grünen-Anhänger hauptsächlich aus der Generation Z rekrutiert. Das „Z“ steht für alles andere als Zukunftsfähigkeit.  Die Grünen können als Regierungspartei die Umstände zurecht beklagen.  Aber sie sitzen in der Merkel-Falle.
Alfred Kastner

Aus der Ferne fragt man sich, auf was noch wartet, um die Frage nach der europäischen Atombombe mit einem klaren Ja beantworten zu können.
Christian Voll

Ich verstehe die Aufregung um die Aussage des Herrn Trump, dass er Ländern, die ihre NATO-Beträge unvollständig zahlen, im Falle eines russischen Angriffs seine Unterstützung verweigern werde, nicht. Natürlich drückt er das Trump spezifisch sehr drastisch aus. Wir alle wissen, dass wir beispielsweise unseren Versicherungsschutz verlieren, wenn unsere Beiträge nicht fließen. Warum soll das hinsichtlich der NATO, die letztendlich nichts anderes als eine Versicherung ist, nicht gelten. Warum sollten die USA ihre Soldaten opfern und Ländern beistehen, die nicht einmal bereit sind, einen bescheidenen finanziellen Beitrag zu ihrer eigenen Sicherheit zu leisten? Wir Deutschen konnten uns über Jahrzehnte darauf verlassen, dass die US-Amerikaner sich in der Rolle des Weltpolizisten gefielen. Die Zeiten sind möglicherweise vorbei. Deutschland hatte ausreichend Zeit, sich darauf einzustellen. Doch wir zogen es vor, die Friedensdividende zu genießen. Jetzt eilt es.
Dirk Hoppe

Gestern habe ich „Er ist wieder da“ von Frau Sauerbrey gelesen und heute stelle ich fest, dass Sie ein ganz ähnliches Thema behandeln, nämlich ob und inwieweit sich Deutschland auf die NATO-Partner – bei Frau Sauerbrey die USA, bei Ihnen Frankreich – verlassen bzw. mit ihnen zusammenarbeiten kann, insbesondere auch hinsichtlich des Einsatzes von Atomwaffen. Meines Erachtens ist die Antwort klar: Weder Herr Trump noch Frau Le Pen – und höchstwahrscheinlich auch nicht Herr Biden oder Herr Macron oder irgendeiner der Nachfolger derselben – werden zugunsten Deutschlands Atomwaffen gegen Russland einsetzen – und davon dürfte wohl auch Herr Putin ausgehen. Wenn Deutschland und jeder andere von Russland bedrohte Staat die Gefahr eines russischen Angriffs durch atomare Abschreckung minimieren möchten, müssen sie sich schon selbst eigene geeignete Atomwaffen zulegen – und glaubwürdig bereit sein, diese im Falle eines russischen Angriffs (mit konventionellen Waffen!) auch einzusetzen. Denn einen Angriff Russlands mit konventionellen Waffen werden Deutschland und eine NATO ohne die USA wohl noch viele Jahre lang nicht erfolgreich abwehren können. Sich Atomwaffen zuzulegen dürfte Deutschland dagegen zeitnah möglich sein, wenn selbst Staaten wie Israel, Pakistan und Nordkorea dazu in der Lage sind. Der Text links und rechts der Bombengrafik ist übrigens großenteils schwer lesbar. Solche Layout-Spielchen sollte DIE ZEIT meines Erachtens unterlassen.
Ulrich Willmes

Zur europäischen Landes- und Bündnisverteidigung dürfte eigentlich eine angemessene Fähigkeit im konventionellen Bereich ausreichen. Und in dieser Hinsicht sind die Bündnispartner denen Russlands überlegen. Auch ohne die USA. Eine größere Eigenständigkeit auch ohne amerikanischen Atomschirm könnte Europa vielleicht sogar mehr Sicherheit verschaffen. Denn schließlich scheuen sich die USA nicht, Verbündete auch für eigene Interessen einzuspannen (siehe z.B. Irak-Krieg). Und was wäre gar bei einem Konflikt der USA mit China, einer Atommacht? Konventionelle Verteidigungsfähigkeit sowie das Streben nach Interessenausgleich und Diplomatie könnten sich letztlich als wirksamer erweisen als Atomwaffen. Zumal diese auch aufgrund technischen Versagens, wie vor fast 40 Jahren beinahe geschehen, in die Katastrophe führen könnten.
Reiner Gorning

Nach Trumps Drohung stünden Deutschland und viele andere quasi im Hemd da.  Macrons Einladung ist delikat schon deshalb, weil man ja nicht die eigentliche Schutzmacht brüskieren will. Und ist Frankreich zu trauen? Nur ein echtes Mitspracherecht wäre valide. Skepsis ist angebracht.  Bereits bloße Kooperationsversuche bei Rüstungsprojekten fallen eher ernüchternd aus. Die Grande Nation ist meist auf industrielle Dominanz aus.  Wenn das schon auf nichtnuklearer Ebene der Fall ist, wird das bei der Überlebensfrage erst recht so sein. „Sterben für Danzig?“, das Menetekel der Westmächte nach Hitlers Überfall stimmt nachdenklich. Es gibt keine Alternative zur deutschen Bombe, auch wenn dies futuristisch anmutet und zB den Atomwaffensperrvertrag annullieren würde.
Christoph Schönberger

eine frage: wozu benötigt jemand 4.489 atomsprengköpfe, wenn man lediglich 100 oder meinetwegen 250 benötigt, um die ganze welt platt zu machen?
philipp stampe

Drehen die jetzt alle durch? Immer mehr denken laut darüber nach, ob Europa insgesamt oder auch Deutschland mehr Atombomben braucht, um Russland oder wen auch immer abzuschrecken. Ein Déjà-vu der Nachrüstungs-Debatte der 1980er Jahre! Dabei besteht jetzt schon die Fähigkeit zum gegenseitigen Overkill. Ist das nicht die Aufforderung zum kollektiven Selbstmord. Wer als Erster den Knopf drückt, stirbt als zweiter. In Zeiten von unkontrollierbaren Cyber-Attacken erscheint nichts mehr unmöglich. Ist es nicht die Aufgabe gewählter Politiker, die Menschen und das Land zu schützen, nicht es zu zerstören? Im INF-Vertrag 1987 vereinbarten die Großmächte den Abbau und die Verschrottung aller Mittelstreckenraketen in Europa. Ein seltener Glücksfall der Geschichte. Darf man noch einmal auf einen solchen hoffen?
Werner Bohn

Mit dem o.g.  Artikel haben Sie wohl verdienstvollerweise zur einigermaßen ausreichenden Information, Versachlichung, Realismus und Abbau von Hysterie bei dem Thema beigetragen, so dass man nur hoffen kann, dass diese Informationen und Einschätzungen weitere Verbreitung finden, möglichst auch über die reguläre ZEIT-Leserschaft hinaus, denn bisher hatte ich in den Nachrichten eher tunnelblickartige Argumentationen Pro oder eher kontra gehört.  Die von den zitierten Experten geäußerten Vorschläge bzw. Möglichkeiten scheinen sonst, gemessen an den öffentlich bekannten Kommentierungen kaum jemand in den Sinn gekommen zu sein.  eher herrschte eine Art Schwarz-Weiß-Denken mit falschen extremen Alternativen vor, nach dem Motto, „entweder ganz schnell eine EU-Atommacht mit viel mehr Sprengköpfen als bisher  oder aber völliges Festhalten am bisherigen System, mit Bitten, Flehen und Hoffen, dass die USA doch nicht auch nur teilweise aussteigen,  möglichst noch ohne dass Europa wesentlich mehr wenigstens auf anderen Gebieten tut als bisher.“   Ein auch bei Ihnen noch nicht gelesener Weg könnte vielleicht auch sein,  dass die in Deutschland und Frankreich und wohl auch anderen EU-ländern bestehenden Vorbehalte wie auch die Finanzierungsprobleme in Frankreich so berücksichtigt werden, das s letzteres sich einen Ausbau seiner konventionellen Macht weitgehend spart oder gar zurückfährt,  und dafür seine Atomare Abschreckung weiter ausbaut, und dabei auch das eigentlich seit langem  als nötig erkannte Prinzip des flexible Response  einführt, wozu ja auch Beantwortung von erstmal nur konvent. Angriffen mit — soweit möglich — nur konventionellen Mitteln gehört.
Diese Aufgabe würde dann überwiegend und stärker als bisher auch zur (ggf. vorgelagerten) Verteidigung Frankreichs von Deutschland und anderen übernommen.  Damit entstünde eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen Frankreich einerseits und Deutschland und anderen Ländern andererseits, die durch entsprechende Verträge und Organisationsstrukturen noch ergänzt werden könnten oder müssten.  Das wäre für alle Seiten auch das ökonomischste und mit den jeweiligen Vorbehalten und Atom-Nichtverbreitungsverträgen am ehesten vereinbar und damit am schnellsten erreichbar.   Und es würde eine wesentlich stärkere Glaubwürdigkeit der EU-Beistands-Klauseln in den EU-Verträgen bedeuten, die ja ohnehin schon stärkere Beistandspflichten beinhalten sollen, als die Nato-Vertragsbestimmungen, nur dass sie kaum einer bisher ernst nimmt, leider wohl incl.  Herrn Putin. Ansonsten ist zum Thema der nötigen oder vermeintlich unnötigen glaubwürdigeren Verteidigung in der Lage seit 2022 ist ja bereits gefühlt unendlich viel gesagt und dagegen gesagt worden.  Was ich ergänzend erwähnen möchte, sind die Myriaden von logischen Fehlern und oft beabsichtigten Irreführungen und unfairen rhetorischen und propagandistischen Tricks der Argumentationen:  Z.B. Wunschdenken:  Krieg gefällt mir nicht, also will ich auch keinerlei Vorbereitungen zu seiner Führung, wenn aufgezwungen, oder nur Abschreckung.  Oder falsche Alternativen:  Wer den Frieden will, soll Diplomaten schicken (und sich um Völkerverständigung bemühen) und keine Soldaten oder Waffen; so, als sei nicht beides gleichzeitig möglich oder verhandeln schon lange und vielfach versucht worden.
Oder:  Keine Rüstung hat den Weltfrieden gebracht, also hat sie nichts genutzt; als wäre es nicht möglich, dass es ohne abschreckende Stärken viel mehr oder schlimmere Kriege gäbe  oder diese schon viel näher seien.  Oder:  Die NATO gebe ein vielfaches fürs Militär aus als Russland, so dass jede Gefahr von dort lächerlich sei,  als ob es dort keine heimlichen Ausgaben gäbe,  als ob im „Westen“ nicht ein großer Teil der Ausgaben durch höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen bei Soldaten und Rüstungsfirmen bedingt sei bis hin zu besserem Schutz der Soldaten im Manöver und im Gefechtsfall; als ob man für den Fall des Falles sich auf jedes beteiligte NATO-Land hundertprozentig verlassen könnte,  und als ob „der Westen“ nur Russland als Gegner habe und nicht etwa auch China, Nordkorea, Terroristische Organisationen, Iran, etc. etc.,  die gerade mehr und mehr mit Putin-Russland zusammenarbeiten und ihn direkt oder indirekt unterstützen. Oder dem Diskussionsgegner wird eine Haltung oder Befürchtung durch Verdrehung unterstellt, die er gar nicht geäußert hat, etwa:  „Sie klingen ja so, als sei  die russische Armee morgen schon vor den Toren Berlins; als sei erst dann ein Problem relevant und nicht schon bei  Überfällen auf unschuldige Staaten oder gar Verbündete,  und als sei das schon den Römern geläufige Prinzip „wehret den Anfängen“ — ehe es irgendwann zu spät ist — völlig unsinnig. In meiner Tageszeitung vom 19.2.  war gerade ein Interview  mit  dem russischen Botschafter ausgerechnet nach dem Tod Nawalnys, welches diesem quasi eine Kostenfreie Bühne gab für die Putin-Russische Darstellung der westlichen Reaktionen auf den Überfall auf die Ukraine, und damit   für Propaganda pur, incl. Verdrehungen, teils unterschwelligen unbelegten Behauptungen, Täter-Opfer-Umkehr, Unterstellungen, Gleichsetzung von Kritik an und Angst vor Angriffskrieg und dessen Urhebern mit „Antirussisch“ wie auch Gleichsetzung der Schwächung von Angriffsfähigkeit mit Schwächung des Landes,  dazu gab es auch Heuchelei, Geschichtsfälschung,  falsche Alternativen,  manipulatives Spielen mit Angst anderer etc. etc.  Ich hoffe sehr, dass es zumindest an anderer Stelle einen Artikel mit entsprechender alternativer oder Gegen-Darstellung gibt, in der auf das alles eingegangen wird.
Peter Selmke

Es mangele an Wissen über Struktur, Doktrin, Zweck und Geschichte schreiben die Autoren. Nun, das erinnert an den Song von Sam Cooke Wonderful World. Aber in Zeiten von Pisa mit epochalem Unterricht wundert mich nichts mehr. Don’t know much about geography, singt Cooke. Betrachten wir mal die Lage Frankreichs. Nach Spanien abgegrenzt durch einen Gebirgszug. Die Grenze zu Italien sieht nicht viel anders aus (das Übel kommt sowieso von woanders). Die längste Grenze hat Frankreich zu Deutschland. Besonders problematisch die Tiefebene (Dt., Benelux) und entsprechend heißt es, dass FR sich bedroht fühlt, wenn das Staatsgebiet dieser Staaten verletzt wird. Setzen, Charles (de Gaulle), eins. Entsprechend der bis dato (oder besser nato) unbekannten geografischen Lage kriegt Frankreich sehr viel „ab“, wenn wir was abkriegen. Daran können die Franzosen kein Interesse haben. Sam, bitte singen, don’t know much about the french I took. Nun zur nuklearen Teilhabe. Glaubt Scholz das wirklich?
Hatte nicht vor kurzem ein hoher US-Militär gesagt, die USA werden in Europa verteidigt? Unter Berücksichtigung der Geografie heißt das, dass die USA ggfs. kaum etwas abbekommen werden. Sehr ermutigend. Olaf, fünf, setzen. Gab es da Ende der 70. Jahre nicht einen Artikel in einer großen Illustrierten aus HH, in dem eine Karte abgebildet war, welche deutschen Städte mit Atombomben (der USA) belegt werden, wenn der Warschauer Pakt angreift? Waren das nicht Kiel, Hamburg, Helmstedt, Hannover usw. Wer hat den Schaden, wer den „Nutzen“? Von wem geht die Bedrohung aus? Ausführungen zum geschichtlichen Hintergrund der „Force de Frappe“ in der nächsten Stunde. Wie heißt die Quizsendung so bezeichnend? „Wer weiß denn sowas?“ In Berlin scheinbar nur wenige. Wenn wundert es?  Nach Bildungsmonitor 2023 belegt Berlin Platz 15 der Bundesländer (scheint aber auch für ältere Semester zu gelten). Don’t know much about a science book. Sam, Du bist wenigstens ehrlich.
Gerd-Rüdiger Erdmann

Braucht Europa die Bombe? Über die altbewährte EU-Mehrheitsentscheidung. Im Umlauf ist alle 6 Monate ein anderer Regierungschef zuständig. Darüber sollte man nicht ernsthaft diskutieren, oder noch besser, gar nicht nachdenken. Schade um die Zeit. Auch wenn Frau Barley Wahlkampf machen will. Asyl, Klima, Gebäuderichtlinie, Schuldentragfähigkeitsanalyse, … kann man alles diskutieren, anpassen und irgendwann auf dem kleinsten Nenner, der dann fortschrittlich dargestellt wird, auf EU-Ebene beschließen. Da sind die Atomwaffen ein ganz anderes Thema, eine andere Dimension. So wie Frankreich seine nukleare Souveränität behält, Israel natürlich auch, so muss man, wenn man ernsthaft über Atomsprengköpfe nachdenkt, die nationale Souveränität beibehalten.
Klaus Rozinat

 


 

Leserbriefe zum Titelthema „Raus aus der Erschöpfung“ „Aufwachen!“ von Anant Agarwala und Maximilian Probst

Das Internet ist sehr nützlich für viele Nutzer mit großem Datenbedarf; dieser musste noch vor 40 Jahren teils extrem mühsam beschafft, kopiert und dann verarbeitet werden. Leider verbreiten heute viele Plattformen (Facebook und Co.) jedoch auch fachlichen Unsinn und dümmliches Geschwafel von jeweils „very important persons“, die in Wirklichkeit dürftig informierte, ahnungslose Spinner oder sogar bösartige Menschen sind: Dafür wäre „asoziale Medien“ die angemessene Bezeichnung! Dass Frau Gaub ausgerechnet Journalisten die Rolle des „Filters“ für zutreffende und falsche Aussagen zuweist, ist angesichts des teils mäßigen Fachwissens vieler Journalisten im „Mainstream“ gewagt. Das blinde Vertrauen von Herrn Bratton auf „Daten“ ist per se genauso falsch: Ohne strukturiertes Wissen über deren sachliche Relevanz ordnet man viele Zahlen unsinnig oder ganz falsch ein!
Wolfgang Ströbele

Von der Erschöpfung zur Schöpfung.  Meistens wird gedacht, das reflektive Intelligenzzentrum im Haupt sei das Höchste. Der dort wohnende Verstand bezieht sich aber nur auf das Bestehende. Den Zugang zur irdischen Stoffwelt erhält er über die Sinne Das Herzzentrum als soziale und moralische Intelligenz ist da schon höher in der Entwicklung. Das dritte und höchste Zentrum ist das der schöpferischen Energie der Kundalini oder christlich ausgedrückt des Heiligen Geistes. Damit haben viele Menschen im Moment wenig zu tun. – So viel zum Verständnis der Erschöpfung.
Hans Joachim Hühner

Wie recht Sie haben. Und ich bin müde geworden Die Zeit zu lesen, weil sie sich zu einem „großartigen“ Propagandablatt für die israelische Politik entwickelt hat.  Dabei sollte Journalismus mehr sein.
Reinhard Schmitz

Krisen, Kriege, Klima. Und dann noch der endlose Winter. Meinen Sie das mit dem endlosen Winter wirklich ernst oder ist es halt nur so ein Allgemeinplatz? Denn tatsächlich findet der Winter kaum noch statt, womit wir beim wirklich dramatischen Klimawandel wären. In München gibt es seit vier Wochen weder Schnee noch Eis, sondern durchgehend zweistellige Plustemperaturen. Nicht der endlose, sondern der sterbende Winter ist Anlass zu Sorge. Und eines ist gewiss, der nächste Hitzesommer kommt.
Andreas Schwarz

Neugier-, Ehrgeiz- und Leistungsgetrieben verhalten sich allzu viele wie Angstgetriebene, deren Hungerleider-Eltern ihnen von Not und Elend berichteten, dem sie begegnen, indem ihr Magen nie leer wird – um dann im Überfluss-Überdruss ihre Appetitlosigkeit zu beklagen und auf Reserve zu fahren. Mit Zähnen und Klauen verteidigen sie den ergatterten Platz an de Sonne. Säen, weil Stillstand und besinnendes Zuhören, gar Müßiggang verpönt und plattgemacht wird, Wind. Weht der Sturm sie hinweg, sollten sie sich glücklich schätzen, unter der Traufe zur Ruhe zu kommen. Zwar lädiert und verknautscht, aber mit freundlicher oder professioneller Hilfe auf die Substanz komprimiert, geläutert und stabil, schätzen sie ab sofort erquickliches Weniger statt Gourmand-Mehr und Mehr. Vielleicht kehrt ja erzwungenermaßen die Einsicht ein, dass Skrupel nicht nur ein Wort ist und Übertouren irgendwann zu Kolbenfressern führen muss!
Andreas Weng

Der Text „Aufwachen!“ beschreibt treffend die allgemeine große gesellschaftliche Erschöpfung und zieht dazu plausibel Theoretiker heran, die dazu etwas zu sagen haben (z.B. Ehrenberg, Habermas).  Allerdings, wie bei ZEIT-Texten leider häufiger, scheint das „name-dropping“ wichtiger zu sein als tiefergehende Inhalte, wie sie von den genannten Theoretikern eigentlich auch geliefert wurden. Es sind stets nur die allgemeinsten Thesen, die hier jeweils genannt werden. Besonders bedauerlich ist dies bei der Darstellung der Thesen von dem Wiener mit armenischen Wurzeln Armen Avanessian. Dieser sagt: Wir „wagen uns aber nicht an den dahinterliegenden Grundkonflikt zwischen Ökonomie und Ökologie“.  Er bezweifelt, „dass wir trotz Klimakrise und ökologischer Krise keinen Systemwechsel brauchen“, dass also „unser Wirtschaftssystem mit bestimmten Änderungen so weiterlaufen kann wie zuvor“. Wenn nun nicht erklärt wird, wie er das meint, verbleibt der Text letztlich genau in dem Drumrumreden, das er anklagt. Nicht erklärt wird z.B., ob rigorose ökologische Maßnahmen wie Verteuerung der Energie vor allem die Armen in der Bevölkerung trifft, ob Naturschutzmaßnahmen z.B. gegen das Artensterben besonders die Landwirtschaft trifft, dass also ökologische Maßnahmen immer Benachteiligungen bestimmter Bevölkerungsgruppen bewirken und somit soziale Unruhen erzeugen können, oder ob gemeint ist, dass die Interessen großer Konzerne letztlich ökologische Maßnahmen hintertreiben, z.B. auch durch die entsprechende Beeinflussung der großen Medien? Gerade also da, wo’s spannend würde, bleibt der ZEIT- Artikel auf einer unverbindlichen, unangreifbaren Ebene stehen. Es gibt Texte, die eindeutig und begründet Position beziehen (wie Omri Boehm für eine Einstaatenlösung in Israel/Palästina und die Woche drauf ein Text, der für die Zwei-Staatenlösung plädiert), aber diese sind aus meiner Sicht die Ausnahme.
Roland Willareth

Vielen Dank für den o.g. Artikel, mit dem Sie wohl einiges zurechtrücken und auf den Boden der Realitäten zurückholen, was sonst so an Ursachen, „Lösungsmöglichkeiten“ oder Rechtfertigungen für die inzwischen vielfachen „Müdigkeiten“ verbreitet wird.  Mit vielem haben Sie sooo Recht, dass man nur hoffen oder wünschen kann, dass diese Gesichtspunkte weite(re) Beachtung finden.  Wie beim Thema Verteidigung wiederholen sich hier mehrere der Denkfehler und teils propagandistisch eingesetzten Myriaden von logischen Fehlern und oft beabsichtigten Irreführungen und unfairen rhetorischen und propagandistischen Tricks der Argumentationen:  Z.B. Wunschdenken:  Krieg oder Pandemie oder Krise XY gefällt mir nicht, also will ich auch keinerlei Vorbereitungen zum Umgang damit, wenn aufgezwungen, oder nur Vermeidung durch Impfung oder Abschreckung.  Oder falsche Alternativen:  Wer körperliche Unbeschwertheit will, soll „sanfte Medizin machen“ statt Antibiotika oder Zytostatika nehmen oder impfen; wer den Frieden will, soll Diplomaten schicken (und sich um Völkerverständigung bemühen) und keine Soldaten oder Waffen; so, als sei nicht beides gleichzeitig möglich oder verhandeln schon lange und vielfach versucht worden.  Oder:  bisherige Maßnahme hat keine Freiheit von Problemen gebracht, also haben sie nichts genutzt; als wäre es nicht möglich, dass es ohne viel mehr oder schlimmere Probleme gäbe oder diese schon viel näher seien.  Oder:  Die NATO gebe ein vielfaches fürs Militär aus als Russland, so dass jede Gefahr von dort lächerlich sei,  als ob es dort keine heimlichen Ausgaben gäbe,  als ob im „Westen“ nicht ein großer Teil der Ausgaben durch höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen bei Soldaten und Rüstungsfirmen bedingt sei bis hin zu besserem Schutz der Soldaten im Manöver und im Gefechtsfall; als ob man für den Fall des Falles sich auf jedes beteiligte NATO-Land hundertprozentig verlassen könnte,  und als ob „der Westen“ nur Russland als Gegner habe und nicht etwa auch China, Nordkorea, Terroristische Organisationen, Iran, etc. etc.,  die gerade mehr und mehr mit Putin-Russland zusammenarbeiten und ihn direkt oder indirekt unterstützen. Oder dem Diskussionsgegner wird  eine Haltung oder Befürchtung durch Verdrehung unterstellt,  die er gar nicht geäußert hat,  etwa:  „Sie klingen ja so, als sei  das Klima schon im Kollaps und Deutschland schon überschwemmt,  oder:  als sei  die russische Armee morgen schon vor den Toren Berlins; als sei erst dann ein Problem relevant und nicht schon bei  kleineren Vorboten- Warnsignalen,  und als sei das schon den Römern geläufige Prinzip „wehret den Anfängen“ — ehe es irgendwann zu spät ist — völlig unsinnig.
Sie haben sehr Recht:  Es wird ständig über die falschen Dinge oder die falschen Alternativen geredet, über kleine Einzelheiten, statt über die grundlegenden Konflikte z.B. zwischen Jetzt-Bedürfnissen, Jetzt-Wünschen und den Notwendigkeiten für die Zukunft, wie auch zwischen — vermeintlicher — Ökonomie und Ökologie.   Und einige Krisen sind gerade deshalb überfordernd, Quadraturen der Kreise und/oder unlösbar, weil stillschweigende Tabus oder „Verbote“ mit Zähnen und Klauen festgehalten oder aufrecht erhalten werden:  „Kein Systemwechsel“,  „Kein Prioritätenwechsel  oder auch erst Prioritäten-Setzung.  „Kein Kultur- oder Ethik-Wechsel“, „keine Korrektur unrealistisch gewordener Erwartungen oder Forderungen“,  „Keine Belastungen für irgendeine Wähler- oder Klientengruppe“,  schon gar nicht solche,  die sich erst für die Zukunft der Kinder und Enkel wesentlich auswirkt.  Dabei wird von etlichen nach einem Konsens oder Kompromiss nicht mal ernsthaft gesucht.  Und nicht einmal ein wissenschaftlich angeleiteter Bürgerrat zum Suchen eines solchen in Auftrag gegeben. Zu der oder den „Müdigkeiten“  dürfte ursächlich auch eine Menge selbst oder untereinander gesetzter Stress gehören durch  „Muss-Denken“, übertriebenen Ehrgeiz, übertriebene Suche nach Anerkennungen,  übertriebene Ansprüche oder Erwartungen,  wie bei dem vermeintlichen „Versprechen des Kapitalismus“, es werde allen immer besser gehen (statt nur der Chance, sich diesem Ziel bestmöglich anzunähern),  was dieser und seine Vertreter wie auch bei sonstiger Hybris natürlich nicht immer oder in jeder neuen Situation halten kann,  schon gar nicht bei kurzsichtigem unvernünftigen Verhalten zu vieler,  und nicht zuletzt durch suchtartig lange zeitverschwendende  Nutzung  von teils nutzlosen oder gar schädlichen Smartphone-  und „Social-Media“-Inhalten.  Und schließlich übertriebenes Vertrauen in die falschen und übertriebenes Misstrauen in andere falsche Richtungen, also Misstrauen in die etablierten von journalistischem Berufsethos geprägten Qualitätsmedien, und Vertrauen in die Bilder-, (Fake-)news- und Kommentarflut in den „sozialen Medien“ .  Herrlich Ihr Satz „Es ist Quatsch, dass man kein aufgeklärter Bürger sein kann, wenn man nicht jeden Scheiß liest. Man kann trotzdem Eigenverantwortung üben: sich … engagieren, bewusst konsumieren, wählen . . . „
Und überlegen welche kleinen Tropfen man beitragen kann, den heißen Stein des „Zukunftsvakuums“ abzukühlen bzw. das Vakuum auszufüllen, wenn genügend andere eben genauso denken, so dass viele Tropfen ein Meer ergeben. Im Chaos-System, also auch in den gesellschaftlichen Prozessen, kann bekanntlich, wenn die Zeit reif ist, ein winziges Auslöse-Ereignis große Entwicklungen auslösen,  so wie beim Wetter ein Schmetterlingsflügelpaar  einen Hurrikan an anderen Enden der Welt auslösen kann.  Das kann denen Hoffnung geben, die derzeit bzgl. Klima und auch anderem   nur Ignoranz, Illusionen, Ausreden, Tunnelblicke, Hybris wie die Wiederabsaugung emittierter Treibhausgase, Verdrängungen und Gruppen- und Generations-Egoismus erleben. Aber um solchen derzeit noch unwahrscheinlichen positiven  Schmetterlingseffekten etwas auf die Sprünge zu helfen und mehr Atemluft zuzufächeln,  braucht es auch soviel  wie möglich  Bildungs-Initiativen in den Schulen, aber auch für alle Erwachsenen,  die hier noch Nachholbedarf haben,  mit dem Ziel  einer Balance an Lebenskunst,  mit Balance zwischen Eigeninteressen und Rücksicht aufs Gemeinwohl,  zwischen Jetzt und Zukunft, zwischen  Emotionen und Vernunft,  zwischen Vertrauen und Misstrauen, zwischen Optimismus und Skepsis oder Vorsicht, zwischen Eigenverantwortung und Angewiesen Sein auf andere oder Staat, zwischen nötigen Entspannungspausen und genauso nötigen dosierten Anstrengungen,  mit Bewusstsein über die gängigen Denkfehler  und auch bewussten Manipulationen und Irreführungen durch propagandistische Tricks, Bewusstsein von auch verhaltensbezogenen Süchten,  von Quadraturen des Kreises bei Forderungen und Zielsetzungen  wie der Forderung  sich oder die Atmosphäre sauber waschen zu lassen ohne nass zu werden.
Peter Selmke

Alles vibriert inmitten der herrschenden Ruhe. Mit dem Ende des Wachstums, dem Klimawandel, den weltweiten Verteilungskämpfen um die knapper werdenden Ressourcen und nicht zuletzt den kurzatmigen Reaktionszeiten der demokratischen Systeme, um darauf langfristig zu reagieren, schwinden die Gewissheiten. Die tektonischen Platten, die wir für sicher hielten, verschieben sich und allein darauf zu balancieren, führt zu einer gewissen Erschöpfung. Die Erkenntnis, dass das System keine Krisen produziert, sondern die Krise selbst ist, macht den Wunsch, sich in einen wunderbaren Anfall von Depression zu flüchten dann doch sehr attraktiv. Also, aufwachen, sich recken und strecken und gelassen in die Zukunft gehen, was sonst bleibt uns übrig.
Dieter Schöneborn

Die Erschöpfung vieler Menschen liegt sicher auch daran, dass sie mit völlig wirkungslosen Aktionen versuchen, die Welt zu verbessern. Das beliebte Newspeak trägt leider wenig zur Verbesserung bei: Einen Flüchtling Geflüchteter zu nennen oder einen Menschen mit schwarzer Hautfarbe als People of Color zu bezeichnen, ändert wenig an der Armut des Flüchtlings und der Diskriminierung des Schwarzen.
Peter Pielmeier

 


 

Leserbriefe zu „Eine solche Zerstörung in solch kurzer Zeit gab es noch nie“. Gespräch mit António Guterres geführt von Tina Hildebrandt und Samiha Shafy

Es verwundert mich sehr, wie oberflächlich der Mitarbeiterstab des Generalsekretärs seinen Chef informiert. Die Israelis müssen erst den Generalsekretär auf den Bau von Tunneln In Gaza informieren. Der Direktor des UNRWA-Hauptquartiers in Gaza will davon nichts gewusst haben und erklärt sich überdies nicht dafür verantwortlich, was unter seinem Hauptquartier passiert. Ein Tor, wer dabei Böses denkt. Inzwischen wurde bekannt, dass Hunderte Kilometer lange, massiv ausgebaute Tunnel gebaut wurden. Niemand will etwas mitbekommen haben. Niemand hat die Produktion der Betonelemente und die Arbeiter gesehen, die diese Materialien zu den Tunnelschächten schafften.  Das ist nur mit sehr viel Wohlwollen möglich und gleicht einer Mittäterschaft im Sinne von Hehlerei. Wer die Probleme der Palästinenser verstehen will, sollte offen sein für alles, was damit zusammenhängt. Hat man dem UN-Generalsekretär jemals die mit Hilfsgeldern finanzierten Schulbücher vorgelegt und darauf hingewiesen, was den Schülern über Israel gelehrt wird?  Wer ist bereit zur Kenntnis zu nehmen, welches Bekenntnis Schülern (nur?) des schiitischen Islam täglich vor Beginn des Unterrichts abverlangt wird? Aus meiner Sicht können Probleme nur gelöst werden, wenn alle damit zusammengehörenden Aspekte berücksichtigt werden. Die Aussagen des UN-Generalsekretärs zeigen seine Abhängigkeit von seiner Entourage.
R. Reiger

Der Gaza-Krieg ist der Krieg allein der Hamas und des Iran. Die Vergewaltigung Israels hat am 7. Oktober begonnen und bis heute nicht vorbei. Dieser Krieg lässt Israel keine Wahl. Jeder Tote dieses Krieges ist einer der Hamas, ob Kämpfer oder Zivilisten auf beiden Seiten. Und nur die Hamas kann diesen Krieg beenden. Doch der eigentliche Schlag kommt mit der Opfer-Täter-Umkehr. Israel wird zum Täter und zur Verantwortung gezogen. Dieser Opfer- Täter-Umkehr trägt der UN-Generalsekretär letztlich mit.  Nach dem Überfall Putins auf die Ukraine ist die Rolle der UN in diesem Konflikt der zweite Sargnagel für das internationalen Recht. Von der einst so großen Hoffnung auf die UN ist nur eine Erinnerung geblieben.
Fred Klemm

Es ist gut und wichtig, dass sich Antonio Guterres nicht durch die völlig ungerechtfertigten Anschuldigungen und arroganten Beleidigungen seitens Israels ins Bockshorn jagen lässt und politisches Rückgrat beweist. Allein sein Hinweis darauf, dass die UNRWA das Rückgrat der humanitären Hilfe in Gaza ist und Aufgaben auf Kosten der Geberländer erfüllt, die eigentlich nach internationalem Völkerrecht von Israel als Besatzungsland übernommen und finanziert (!) werden müssten, kann nicht oft genug betont werden. Es ist eine Tragödie, dass die meisten unserer Politiker dies nicht sehen wollen.
Björn Luley

UN-Generalsekretär António Guterres warnt angesichts der beispiellosten humanitären Katastrophe in Gaza zu Recht vor einer israelischen Bodenoffensive in Rafah. In scharfem Gegensatz dazu hat der CDU-Oppositionsführer Friedrich Merz bei seinem jüngsten Israel-Besuch seine Unterstützung des militärischen Vorgehens Israels gegen die Terrormiliz Hamas im Gazastreifen und im südlichen Grenzort Rafah betont. Er blendet damit das furchtbare Leid der unschuldigen palästinensischen Bevölkerung mit dem Tod vieler Frauen und Kinder infolge der ständigen Bombardierungen völlig aus. Amnesty International spricht sogar von Kriegsverbrechen, die internationale Gemeinschaft einschließlich der Bundesregierung warnt ständig vor der Entmenschlichung der israelischen Angriffe, denn militärisch wird die Hamas nicht zu besiegen sein. Joe Biden verliert die Geduld mit Benjamin Netanjahu und seiner ultrarechten Regierung und bezeichnet ihn sogar als „asshole“, weil dieser sich einer Waffenpause widersetzt, um das Leid der Palästinenser zu lindern. Erst hat der der dreifachen Korruption angeklagte Netanjahu, der Israel das Morden der Hamas am 07. Oktober 2023 durch seinen Hochmut und seine Fahrlässigkeit eingebrockt hat und jetzt nur noch um sein politisches Überleben kämpft, die Palästinenser aus dem Norden von Gaza in den Süden vertrieben, und jetzt werden sie dort auch angegriffen und getötet. Und dieses unmenschliche Vorgehen verteidigt Merz, obwohl er das C in seinem Parteinamen immer wieder wie eine Monstranz vor sich herträgt. Für ihn gelten offensichtlich die universellen Menschenrechte nicht für alle. Er hat damit auch der Bekämpfung des Antisemitismus einen Bärendienst erwiesen. Merz hätte besser daran getan, schon früher auf die warnende Stimme von António Guterres und vieler anderer zu hören!
Hans-Henning Koch

Herrn Guterres Aussage „Eine solche Zerstörung in so kurzer Zeit gab es noch nie“ möchte ich widersprechen Der Generalsekretär der Vereinten Nationen sollte es besser wissen. Falls nicht, hier eine kurze Nachhilfestunde in der Geschichte des 2. Weltkriegs: Hamburg, Dresden, Hiroshima, Nagasaki.
Dirk Hoppe

Inhaltlich gibt es aus meiner Sicht nichts zu kommentieren. Auffällig ist für mich nur, dass es im Text an zwei Stellen „Mitarbeitende“ heißt, ich allerdings mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehe, dass Guterres allenfalls „employees“ gesagt haben dürfte. Schlimm ist, dass sie in derselben Ausgabe einen äußerst intelligenten Wissenschaftler interviewen, der klarstellt, dass Bevormundung der Mehrheit ins Abseits führt. Bitte lesen Sie dieses Interview so lange und so gründlich, bis Sie es verstehen. Die Mehrheit in Deutschland mag nicht gendern.
Volker v. Moers

Guterres ist als UN-Generalsekretär der welthöchste Diplomat – anders als bei seinen Vorgängern merkt man davon wenig. Wenn er sich in diesem Interview als „Opfer von Propaganda“ darstellt, meint er damit ausschließlich israelische Propaganda – und macht dadurch selbst Propaganda. Diese passt ins Bild: Schon nach dem desaströsen Angriff auf ein Krankenhaus in Gaza im Oktober verurteilte er sofort und aufs Schärfste Israel als vermeintlich Schuldigen. Er wartete weder Klärung ab, noch bemühte er gesunden Menschenverstand. Die propagandistische, volksverhetzende Wirkung dieses von den Terroristen verursachten Unglücks haben wir in der gesamten arabischen bzw. muslimischen Welt (auch mitten unter uns) gesehen. Auch bemüht er hier erneut das eigentlich triviale, aber in seiner realitätsselektiven Verwendung propagandistische Argument, dass der gegenwärtige Krieg nicht in einem „Vakuum“ entstand. Die ZEIT hat hier zum Teil erstklassige Artikel geliefert. Zur UN und ihren problematischen Positionen zu Israel hoffe ich noch auf die gleiche Scharfsichtigkeit, insbesondere aber zur UNRWA. Denn auch hier ist es verfälschend, nur von den „einzelnen Mitarbeitern“ dieser Organisation zu berichten, die zu den Barbaren des (andauernden) 7. Oktober gehören, nicht aber von dieser rundweg skandalösen UN-Institution.
Patricia Frericks

«UN-Generalsekretär António Guterres wehrt sich gegen Kritik. Und warnt vor einer israelischen Bodenoffensive in Rafah.» Er hat Recht, das wichtigste Ziel muss Frieden sein. Das gilt als kurzfristiges Ziel. Genauso wichtig muss auch das langfristige Ziel ein stabiler Frieden sein. Doch dafür fehlen wesentliche Grundlagen. Und das ist das eigentliche Problem. Wären die Grundlagen für langfristigen Frieden vorhanden und akzeptiert, dann wäre auch eine wichtige Grundlage für den notwendigen Frieden als kurzfristiges Ziel gegeben. Doch was muss geschehen, wenn – wie es der Fall ist – die Grundlagen für einen langfristigen Frieden fehlen? Zerstört die Fortsetzung der Bodenoffensive diese Grundlagen oder ist die Fortsetzung nötig, weil sie das einzige Mittel ist, um diese Grundlagen zu schaffen? Eines ist klar, man darf die UNRWA nicht auflösen, ohne sicher zu stellen, dass die Lebensgrundlagen der von der UNRWA versorgten Menschen erhalten bleiben. Aber genau so klar ist: Damit die UNRWA langfristig funktionieren kann, müssen die tieferen Ursachen des Konflikts bereinigt werden. Tiefere Ursachen sind die hohe Geburtenrate und die resultierende Jugendarbeitslosigkeit verbunden mit dem Mangel an normalen Perspektiven. Genutzt werden daher Perspektiven, die Raketen- und Tunnelbau liefern und Perspektiven, die zur hohen Geburtenrate von 3.5 beitragen. Ein Teufelskreis.
Aber warum ist die Geburtenrate so hoch? Im Iran liegt die Rate bei 1.68 liegt (Halbieren der Bevölkerung in 4 Generationen, also bis ca. 2100). Der Unterschied zum Iran liegt auch darin, dass dank der Unterstützung durch die UNRWA die demographische Eigenverantwortung reduziert ist. Und diese Verantwortung ist unersetzlich. Denn ein gravierendes Problem der Menschheit liegt nicht nur im Klimawandel, dessen Folge Guterres in der Antarktis gesehen hat. Eine Ursache des Klimawandels und ein ebenso gravierendes Problem gibt es auf dem Gebiet der Demographie. Eine Lösung würde auch zu einer Friedenslösung im Nahen Osten beitragen. Ein Mittel das ungelöste Problem zu illustrieren. liefert auch die Mathematik. Etwa mit folgendem vergleichendem Beispiel mit aktuellen Zahlen: Italien hat 59 Millionen Einwohner und aktuell die Geburtenrate 1.25. Der Gazastreifen hat 2 Millionen Einwohner und die Geburtenrate 3.5. Bei einer Fortsetzung der Entwicklung hat der Gazastreifen nach 1,2,3 und 4 Generationen Einwohnerzahlen von 3.5, 6.1, 10.7 und 18.8 Millionen. Italien hat hingegen nach 1,2,3 und 4 Generationen Einwohnerzahlen von 36.9, 23.0, 14.4 und 9.0 Millionen. Nach vier Generationen, also so um das Jahr 2100, gäbe es bei einer Fortsetzung der aktuellen Entwicklung im Gazastreifen mehr als doppelt so viele Einwohner wie in Italien. Die Zahlen sind natürlich mit elementaren Zweifeln behaftete Prognosen, die trotzdem den wichtigsten ungelösten Problemkreis illustrieren. Die Tragweite und die Folgen des Problemkreises sind im Nahen Osten auf tragische Weise sichtbar.
Gernot Gwehenberger

 


 

Leserbriefe zu „Der Söwanger“ von Mariam Lau

Die sehr begrenzten intellektuellen und rhetorischen Fähigkeiten des bayerischen Wirtschaftsministers, passen besser in die Kreise der aufgeheizten Protestierer, der derben und gewissenlosen Populisten, auf die Rampen der vorher so “ schweigsamen Mehrheit des Volkes“, das jetzt die Sau rauslässt! Die ungehobelte Art Aiwangers und sein penetrantes Festhalten an diesem unsäglichen Dialekt – die Protestler stört das nicht, ja es ist für sie eine Art von Gegenrede im Vergleich zur elaborierten Rhetorik der Manager, Wissenschaftler und nationalen und internationalen Kollegenschaft. Es ist ein Unterschied, eine Rede vor der Max-Planck-Gesellschaft zu halten oder vor geifernden Festzeltbesuchern. Das hoch komplexe und komplizierte Wesen einer Wirtschaftspolitik, in den heutigen Zeiten eines multiplen Paradigmenwechsels, braucht einen anderen Minister. So gesehen ist Aiwanger back to the roots, oder auf gut deutsch: Schuster bleib bei deinen Leisten! Dieser Mann ist als Tournee Protestierer gefährlich, weil er den krachledernen, populistischen “ Menschenverstand “ offen und manchmal subkutan unter seine Jubler verstreut. Ich bin Einer von Euch! Hier fühlt er sich wohl und bekommt das Feedback, das ihn als Minister versagt bleibt.
Wilhelm Stauch-Becker

Söder und Aiwanger geraten zunehmend in die machiavellische Kategorie der Morallosigkeit. Ihre gespenstische Polemik als Zeichen einer wahrhaftigen Krise wächst in dem Maße, als ein Ausgleich der von Ihnen selbst gesetzten Erwartungen nicht mehr möglich erscheint. Ihr beschränktes und lediglich sozial angepasstes Verhalten ist längst allgemein und durch diesen Artikel entlarvt und es besteht mehr als der, im Artikel genannte Zweifel an ihrer Glaubensfestigkeit.
Jürgen Dressler

Die Stärke Aiwangers ist Söders Schwäche: die Glaubwürdigkeit. Aiwanger ist wahrscheinlich kein großer Stratege, programmatisch weniger festgelegt agiert er impulsiv, oft polternd und meist mit populistischem Unterton. Das nimmt man ihm aber ab.  Seinen jüngsten Wahlerfolg verdankt er allerdings den investigativen Verirrungen der SZ. Söder ist ein Volkstribun, sprunghaft und machtbesessen und ordnet dem alles unter. Unvergessen seine Anbiederung an die Grünen, die er inzwischen zu Antipoden abstempelt. Als Koalitionspartner sind die Freien Wähler allemal passender, fast wie ein Feigenblatt, das die AfD auf Distanz hält. Trotz Spannungen alternativlos die Verbindung.
Christoph Schönberger

Er ist wieder da, der Kini. Nach kurzem Schlingern in der Flugblattaffäre und ein wenig Muffensausen, alles wieder im Lot. Was er allerdings im politischen Aschermittwoch Richtung Grün geschickt hat, ist meines Erachtens nach, nicht sehr demokratiefördernd. Genau das brauchen wir im Moment! Aber ich muss aufpassen, als Einwanderer nach Bayern mit Migrationshintergrund (NRW ), da habe ich in meiner Jugend einiges erlebt, sollte ich meine Wortwahl überdenken…?
Friedhelm Groppe

“ — wir müssen bzgl. der Definition von „politisch dumm“ doch mal weiterkommen —. Aiwanger, Söder und Merz verkörpern politische Niedertracht in höchster Vollendung, wenn sie versuchen die Grünen durch eine Knüppelgasse primitivsten Wortgebrauchs zu jagen. Aber, die Grünen lassen sich hier bitte nicht jagen „soweit käm´s noch“! Diese Art mit Dreck zu werfen, um Applaus zu bekommen, ist blanker Populismus. Die Reihenfolge der Niederträchtigen ist: 1. die eh konkurrenzlose AfD, 2. dichtauf gefolgt von H. Aiwanger, 3. M. Söder und schließlich 4. S. Merz.  Sehen muss man, dass sich die Parteien der obigen Agitatoren hier eines Populismus befleißigen, den sie als Hauptkennzeichen der AfD weit von sich weisen. Mein Fazit: Das Auslösen von Gegröle auf Parteitagen, in Bierzelten und in Parlamenten ist definitiv nicht Politik, sondern Populismus. Es ist das Ausnutzen des Einfältigkeitspotentials eines Teils der Bevölkerung. Wenn Politiker wie Aiwanger um sich brüllen „wir holen uns die Demokratie zurück“, um sich als demokratisches Urgestein darzustellen, dann pressiert´s. Das schreit nach einer Analyse der Allianz unterirdischer Politikerambitionen mit einer vorgeführten Bevölkerung, deren Position auf der IQ-Skala noch reichlich Luft nach oben hat. Da fehlt nur das Zelt, dann wär der Zirkus perfekt. „
Martin Schmitz

Dr. Markus Söder und Hubert Aiwanger sind auf Gedeih und Verderb, bedingungslos und ohne jegliche Ausstiegs- und Abbruchsmöglichkeit, wenn auch unverliebt, total ineinander verfallen. Rückhaltlos, im Guten wie im Bösen, in guten wie in schlechten Tagen und Zeiten, unbedingt, uneingeschränkt, unumschränkt, unumstößlich, unwiderruflich und unwiderrufbar aufeinander angewiesen. Hier in Bayern hat der Bayerische Ministerpräsident selbst (s)eine Brandmauern hochgemauert, um sich erstens vor der AfD zu schützen, die andere Brandmauer steht, um die Grünen in Grenzen zu halten. Der bayerische Landwirt und Bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hingegen, der sieht die Sache mit der Brandmauer, doch etwas lockerer. Um jedoch in Bayern regieren zu wollen und auch zu können, da gibt es nur eine Möglichkeit und das ist nun mal das Söwangern, aber im Söwangern, da sind die beiden schon mehr als firm und sattelfest.
Klaus P. Jaworek

 


 

Leserbriefe zu „Fahrschule mit 70“ von Anna von Münchhausen

Bezüglich ihres Fahrschultests zur Beruhigung von Frau von Münchhausen: Wegen Regens unter einem Dächle – Radfahrer! – stehend habe ich an einer wohlbekannten abknickenden Vorfahrt unseres Städtchens ca. 20min gezählt: von 113 Fahrzeugen 17 blinkende Verkehrsteilnehmer; von 2 Fahrschulen 1 blinkendes Auto und einer von 3 Polizeiwagen. Na siehste!
Peter Hofmann

Kümmern Sie sich doch mal mit ebenso viel Energie um diese jungen Leute die ewig keine Zeit haben und fast immer viel zu schnell sind und dann, wie heißt das so „schön“: Aus unerklärlichen Gründen von der Fahrbahn abgekommen sind. Ebenso sollten Sie mal der Frage nachgehen: Warum werden SUV s gefahren und von wem? Aber Sie müssen „Öl ins Feuer gießen “ mit fetten SUVs die auch noch rücksichtslos die Vorfahrt nehmen.
Alexander Bernhardt

Bin 77, habe seit fast 60 Jahren den Führerschein und „leide“ wie so mancher „Geriat“ an der latenten Überschätzung, fahrtauglich zu sein. Nun habe ich von mir aus und ohne Bedrängnis zur Freude und Stolz meiner Kinder und Enkelkinder durch einen Fahrtest meine Subjektivität zumindest für den Moment objektiviert. Besonders bemerkenswert fand die sehr sympathische, aber auch strenge Fahrlehrerin, dass die Rechts-vor-Links-Regelung bei mir geradezu eine genetische Anmutung, weil stets berücksichtig, zeigte.
Jürgen Dressler

Bei ihrer jüngsten Ausgabe habe ich SCHAL-LEND gelacht! Sie mit siebzig hinterm Fahrschul-Steuer – Respekt erstmal! Ich hatte das gerade auch, und ich kann ihre Er-Fahrungen nur bestätigen! Ich bin zwar erst 60, und mein „Prüfer“ ist der nette Nachbar, dessen bunt bedrucktes Fahrschul-Auto neben uns in der Tiefgarage parkt. Aber nach eineinhalb Stunden Fahrt (und 50 Euro Trinkgeld) – nun ja. Der Fahrlehrer daddelte nicht am Handy, sondern stieg bei Fehlern gleich in die Eisen. Zweimal, voll. Rechts-vor-links-übersehen – da wäre ich zweimal durchgefallen! Huijuijui. Ansonsten habe ich einiges aufgefrischt, fahre jetzt vorsichtiger, und meine Frau guckt mich als Beifahrerin entgeistert an, dabei mache ich doch nur den „Schulterblick“! Zu ergänzen hätte ich noch: „Nicht INS Lenkrad greifen“, Hände auf „10-Uhr-10“-Stellung, und, ja, beide Hände am Lenkrad lassen. Mögen Ihre Zeilen etliche weitere „Boomer“ am Lenkrad nachdenklich werden lassen. Ich wünsche Ihnen weiterhin gute Fahrt. Und – üben wir nur! Wir sind ja noch jung!
Peter Themessl

Insgesamt ein recht amüsanter Artikel. Jetzt fehlt nur noch die Gegenprobe: wie würde eine solche Prüfungsfahrt bei einem 40-jährigen aussehen ??? Ich vermute: nicht viel anders.
Matthias Schoder

Ich hoffe, dass diese Prüfungen für ältere Autofahrer*innen möglichst bald kommen. Alle fünf Jahre ab 70 finde ich ganz okay. Ich wäre sogar für Fahrtauglichkeitstests mit 50 und 60 Jahren. Das Auto selber wird regelmäßig und häufiger überprüft. Warum gilt das nicht für den Risikofaktor Mensch? Bis auf die Situation mit dem Fußgänger haben Sie sich ja ganz gut geschlagen, vor allem, wenn man bedenkt, dass das ein Auto war, an das Sie sich erst noch gewöhnen mussten. Viele ältere Menschen (aber nicht nur die) haben Probleme mit moderner und ungewohnter Technik, was dann gerne mal dazu führt, dass Bremse und Gas verwechselt werden. Meistens leiden dann „nur“ Ladenzeilen darunter, aber muss es erst noch schlimmer kommen? Ich finde, dass das Alter bei derartigen Unfällen in den Medien auch ruhig immer erwähnt werden sollte. Bei kriminellem Verhalten wird ja auch gerne verlangt, dass die Nationalität genannt wird. Das interessiert mich eigentlich weniger. Ich glaube aber nicht so wirklich daran, dass diese Tests eingeführt werden. Denn welche Lobbys haben in diesem Land das meiste Sagen? Rentner und Autofahrer! Oder die verschärfte Form davon: autofahrende Rentner! Am schlimmsten waren zu meiner Zeit als Autofahrer, die jetzt auch schon knapp 20 Jahre zurückliegt, immer die Sonntagsfahrer. Diese Rentner mit Hut sind offenbar kein Klischee, nur die berüchtigten Wackeldackel und behäkelten Klorollen auf der hinteren Ablage sind mir bei meinen Auswärtsfahrten für mein dörflichen Fußballclub damals nicht aufgefallen.
Thomas Manthey

Die Kenntnis der Verkehrsregeln ist (für alle Verkehrsteilnehmerinnen!) hilfreich. Aber, o Graus, gelegentlich gibt es Änderungen, z.B. bei der abgeknickten Vorfahrt und dem Einbiegen in den Kreisverkehr. Diese zu kennen und umsetzen ist keine Altersfrage.
Claudia Nachtsheim

 


 

Leserbriefe zu „Lehrermangel“ von Alard von Kittlitz im ZEIT Magazin

Schule ohne Lehrer?  Etwas, das in der Schweiz erst an wenigen Orten gestaltet wird, läuft in Deutschland schon dem Längeren als Großprojekt.
Wolfgang Burkhardt

In letzter Zeit häufen sich meiner Meinung nach merkwürdige Artikel: der letzte über reiche AFD- Wähler auf Mallorca und jetzt über Nichtlernenwollen in der Villa Monte als Vorbild. Die Hattiestudie von 2009 hat gezeigt, die Lehrerpersönlichkeit ist die Taschenlampe in der Welt der Bildung und nicht“ Es geht nur um mich!“ Wer abartige Sklavenspiele von Kindern in einer schönen Landschaft gut findet- na ja. Eine Öffnungszeit mit 3x / Woche bis 16.00 Uhr und 2x /Woche mittags und nur 2x/ Woche warmes Essen… Woher kommen die Kosten für die Immobilien und Reisen? Das klappt bestimmt auch für Millionen andere Kinder. Mit diesem Konzept entwickelt man keine Menschen und keine Länder weiter.
Cornelia Ober

Manchmal mag ich (77 Jahre, Vater + Großvater, seit kurzem Witwer, des Öfteren Referent zum Thema: Pflegekinder und Schule) weder die ZEIT noch den SPIEGEL lesen noch Nachrichten sehen. Manchmal erschlägt es mich, dieses Leid und diese Kriege und ich denke, ich will es nicht mehr lesen und nicht mehr sehen.  Und dann kommt dieses Magazin Nr. 8 von Ihnen, mit diesen provokanten Sätzen auf den beiden ersten Seiten:  Wo ist denn Euer Lehrer? An dieser Schule gibt es keinen einzigen – zum Glück.  Es folgt eine wunderbare, einfühlsame, liebevoll recherchierte und genauso liebevoll geschriebene Geschichte, die das Beste war und ist, was ich über Schule und Lernen und das Leben und die Zusammenhänge bisher gelesen habe. Ich danke dem Autor Alard von Kittlitz und dem Team, dass Sie diese wundervolle Geschichte gedruckt haben. Alleine dieser Artikel war es wert, dieses Mal mich etwas eher als sonst zu dem Sonderabo motivieren zu lassen. Ich hoffe, Sie merken es, ich bin begeistert und werde diese Geschichte noch sehr oft lesen und sie an meine Kinder und Enkelkinder und alle Interessierten weitergeben. Sie ist so einzigartig und auch wundervoll geschrieben. Wenn der Autor schreibt:  „Die Villa Monte hat daher auch durchaus etwas Empörendes: So wäre es, fragt man sich verletzt, also auch gegangen“ dann bin ich da schon seit der 2. Seite bei ihm und freue mich das er schreibt, was ich denke.  Danke. Der Tag ist ein wenig heller und freundlicher
Heinzjürgen Ertmer

Mit großem Interesse habe ich von Ihrer Schule Villa Monte gelesen. Ich wohne in einem Bundesland, in dem Gesamtschulen als „Schulen besonderer Art“ (fünf an der Zahl) ungewöhnlich sind (https://www.km.bayern.de/eltern/schularten/schulen-besonderer-art.html). Trotzdem habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass alternative Schulformen real möglich sind. Allerdings müssten diese, nach meinem Verständnis, auch Menschen mit Behinderung mitdenken. Daher meine Fragen: Gibt es in der Villa Monte in der Sekundarstufe (im Kindergarten und vereinzelt sogar in der Grundschule gibt es sie sogar in Bayern!) Kinder mit „geistiger“ Behinderung? Wenn ja: Sind diese bis zur neunten Klasse dabei und wie geht dann ihr Berufsleben weiter? Fällt auch ihnen „die Idee eines eigenen Berufsweges“ zu (wie es auf Ihrer Homepage heißt)? Wenn nein: Warum sind keine Kinder mit „geistiger“ Behinderung bei Ihnen in der Sekundarstufe? Ich beziehe mich nicht auf Kinder mit ADHS, sondern auf Kinder mit Autismus oder Down-Syndrom oder sonstigen deutlichen Lernschwierigkeiten (eben all die Kinder, die in Bayern eine Förderschule mit Schwerpunkt geistige Entwicklung besuchen). An einer Förderung, die auch diesen Kindern gerecht wird, muss sich meines Erachtens eine alternative Schulform messen lassen.
Susanne Hartwig

Ich möchte mich herzlich für die Reportage über die Villa Monte bedanken. Es ist schwer eine Schule (oder auch nur einen Kindergarten) zu finden, der sich so sehr auf die Bedürfnisse der Kinder ausrichtet. Für unseren Jüngsten haben wir einen Platz im Waldkindergarten (ab drei Jahre) ergattert und sind auf der Suche nach einer Schule. Der Kleine ist noch keine 18Monate alt, aber wir wissen, dass die Suche schwierig wird. Vielen Dank an Alard von Kittlitz für diesen einfühlsamen Bericht, der auch das Unbehagen ob dieser anderen Interpretation von Schule anspricht. Bedanken möchte ich mich auch für Peter Neumanns Worte zur Pluralität. Natürlich darf Pluralität kein Selbstzweck sein. Und doch musste ich diese Worte erst lesen, damit mir die Wahrheit dahinter klar wurde. Vielen Dank auch dafür!
Munia Schwandner

Der interessante Beitrag lässt aus meiner Sicht etwas unausgesprochen. Ich meine den Umstand, dass – historisch betrachtet – eine staatliche Schulpflicht die Stiefschwester der allgemeinen Wehrpflicht ist! Was früher das Kalkül der Preußenkönige war, dass man nämlich auch mit „langen Kerls“ keinen Krieg gewinnen kann, wenn diese nicht lesen und schreiben können, ist heute das Bedürfnis der Volkswirtschaft nach berufstätigen Eltern, welche ihre Kinder kostenlos und ganztägig versorgt wissen wollen. Im Vordergrund stehen staatlich-hoheitliche oder volkswirtschaftliche Interessen, nicht ein „humanistisches Bildungsverständnis“ oder pädagogisch-wohlwollende Überzeugungen.
M. Wilke

 


 

Leserbriefe zu „Die Schutzengel der Geschichte“ von Florian Illies

In der ZEIT Nr. 8 wird sehr eindrucksvoll die Flucht deutscher jüdischer Intellektueller über Marseille ins rettende Ausland beschrieben. Ergänzend muss gesagt werden, dass schon in den 20er Jahren viele aus dem faschistischen Italien nach Marseille geflohen sind, so z. B. Ivo Livi, später als Yves Montand weltberühmt.
Hans-Georg Ambos

Vielen Dank für Ihre Besprechung des in der Tat wichtigen Buches von Uwe Wittstock über Varian Fry und seine großartige, leider nie ausreichend gewürdigte Heldentat. Interessant finde ich, dass bereits 1986 (!) die von Wolfgang Elfe und Jan Hans herausgegebenen unglaublich spannenden und anrührenden Erinnerungen von Varian Fry im Hanser Verlag erschienen sind, die eigentlich Öffentlichkeit und Politik zum Handeln hätten bewegen müssen. Aber Klaus Harpprecht muss in seinem Nachruf auf Mary Jayne Gold, ZEIT vom 17. 10.1997, also über zehn Jahre später, notieren:  „Zur Beisetzung der Urne fanden sich fünf Menschen ein. Das Bundesverdienstkreuz war ihr, wenn nicht vieles trügt, niemals angetragen worden. Keiner der Bundespräsidenten oder Kanzler schrieb ihr jemals ein Wort des Dankes.“ Damals war das Thema wohl noch nicht gefragt … aber wenn man die Erinnerungen vieler Exilanten sorgfältig gelesen hätte, wäre die Bedeutung von Varian Fry vielleicht einer größeren Öffentlichkeit bewusst geworden. Es bleibt zu hoffen, dass dies nun eher gelingt.
Sabina Franke

Zunächst habe ich mich gefreut, dass Sie ein neues Buch über die Exilschriftsteller in Marseille besprechen. Aber Sie schreiben: „Und es ist verstörend, dass bis zu Wittstocks Buch sowohl im angelsächsischen wie im deutschen Sprachraum keine angemessene Würdigung jener Heldentaten existierte …“ Das finde nun ich verstörend, dass Sie dies behaupten. Wir leben seit 1997 in Südfrankreich und haben seitdem mit unseren Gästen Führungen durch Marseille und Sanary-sur-Mer auf den Spuren der deutschen Exilanten unternommen, weil uns diese Zeit sehr am Herzen liegt. Das hätten wir nicht machen können ohne hinreichende Literatur darüber. Da sind zunächst die Bücher von den Betroffenen selber: Varian Fry: „Auslieferung auf Verlangen“; Lion Feuchtwanger: „Der Teufel in Frankreich“; Lisa Fittko: „Mein Weg über die Pyrenäen“ und Anna Seghers „Transit“. Letzteres ist zwar ein Roman, aber der ganze Wahnsinn der Behördenauflagen und der Verzweiflung der Ausreisewilligen ist darin enthalten. Außerdem: Manfred Flügge: „Wider Willen im Paradies“, und „Das flüchtige Paradies“; Heinke Wunderlich: „Spaziergänge an der Côte d’Azur der Literaten“; Ruth Werfel (Hrsg.) „Gehetzt – Südfrankreich 1940, Deutsche Literaten im Exil“. Von Sheila Isenberg erschien 2001 eine Biografie von Varian Fry, „A Hero of Our Own. The Story of Varian Fry“, ich habe sie in der französischen Übersetzung von 2023 gelesen und finde sie hervorragend. Ihre überschäumende Begeisterung für das Buch von Uwe Wittstock beruht offensichtlich auf falschen Voraussetzungen, das ist schade, denn es kann sich durchaus um ein lesenswertes Buch handeln. Ich hoffe, dass die kleinen Fehler in Ihrem Artikel nicht auch so im Buch von Herrn Wittstock stehen: Der Mistral weht nicht auf den Pyrenäen, sondern im Rhônetal, der Fluchtweg von Cerbère war nicht der von Lisa Fittko, sie ging von Banyuls aus, Alma Mahler-Werfel schleppte keinen Koffer auf der Flucht, ihre 12 Koffer wurden von Varian Fry mit dem Zug nach Portbou gebracht, Alma Mahler-Werfel hatte eine Tasche dabei mit Geld und der Partitur der 3. Symphonie von Bruckner.
Astrid Schmeda

Danke für Ihren reichhaltigen Artikel. Über Varian Fry habe kürzlich schon ausführlich gelesen: Dara Horn schrieb „The Rescuer“ vor wenigen Jahren. Darin schildert sie aber auch die unsägliche Kaltschnäuzigkeit und Undankbarkeit seiner „Kulturmenschen…“ danach.  Diese Erfahrungen des edlen Retters rütteln schon ziemlich am Bild der prominenten Träger der Europäischen Kulturszene. Das Buch ist auch auf Deutsch erschienen – einfach… „Der Retter“. Dara Horns gesamtes Werk ist sehr zu empfehlen – eine Synthese von jüdischer Kultur und Weisheit mit der Moderne… Ich freue mich wieder von Ihnen zu lesen.
Thomas Schaltegger

 


 

Leserbriefe zu „200.000 Schuss. Und was dann?“ von Hauke Friedrichs und Max Hägler

Leider fällt mir persönlich immer das Wirtschaftsressort auf, wenn es Meinungen einfach „nachplappert“ statt ausreichend kritisch einordnet. Im Artikel verweisen Sie auf den Kauf des F35 anstelle von Eurofightern als Beispiel für die Unentschlossenheit der deutschen Politik. In die damalige Entscheidung von Ministerin Lambrecht (die Zeit müsste darüber berichtet haben) floss zentral die Rolle der F35 als Tornado-Nachfolger in der Rolle der nuklearen Teilhabe der Bundesrepublik ein. Die USA nehmen über di Kontrolle der atomaren Gefechtsfeldwaffen hierauf mit der Freigabe des Trägerflugzeugs bestimmenden Einfluss. Diese Freigabe gibt es zwar für die amerikanische F35, nicht aber für den europäischen Eurofighter. Auch so ein „schmutziges Geheimnis“. Aus meiner beruflichen Zeit (bis 2017) sind mir auch im rein kommerziellen Bereich solche US-Themen nicht fern. Eine von Lyndon B. Johnson im „Chicken War“ (https://en.wikipedia.org/wiki/Chicken_tax) Anfang 1963 eingeführte Steuer auf europäische Transporterfahrzeuge gilt meines Wissens bis heute. Vielleicht setzen Sie einfach Frau Friederich und Herrn Hägler aus Lernzwecken – als kleiner Realitätsschock – darauf an. Kleiner Tipp: Fragen Sie doch im Mercedes-Transporterwerk in Düsseldorf nach den aktuellen Auswirkungen.
Martin Hommel

Ich lese DIE ZEIT, weil ich mir Einblicke erhoffe, die die Tagespresse, Rundfunk und Fernsehen nicht liefern können, weil sie tagesaktuell „liefern“ müssen. Umso mehr ärgert es mich, wenn ein Artikel in DER ZEIT nur das wiederholt, was oben genannte Medien bereits zur Genüge breitgetreten haben. Mich interessiert, was allseits geschwiegen wird. Warum bekommt die Bundesregierung das Hinterteil nicht hoch die nötigen Aufträge zu vergeben? Das ist doch kein Problem des allseits als unfähig bekannten Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung. Um eine Artilleriegranate zu bestellen, zieht der Beamte eine frühere Bestellung aus dem Ordner, aktualisiert einige Date, und gut is. Die Granate muss nicht erst entwickelt werden, oder an die aktuelle Arbeitsstättenrichtlinie angepasst werden. Am Geld kann es auch nicht liegen. War nicht ein Sondervermögen für die militärische Zeitenwende geschaffen worden? Was also steckt hinter dieser peinlichen Langsamkeit? Ein politischer Wille? Von wem genau? Den würde ich demnächst nicht wählen wollen. Er kommt nämlich seinem Amtseid nicht nach. Andere würden ihm eventuell den Friedensnobelpreis verleihen wollen. Und was hat dieses Thema in der Rubrik Wirtschaft zu suchen?
Bernd Roos

Was erwarten Sie von einer Bundesregierung, die zu 2/3 in der Friedensbewegung ist, zu den Ostermarschierern gehört und gegen den Natodoppel- und vergleichbare Beschlüsse vehement protestiert hat bzw. diesen Milieus sehr nahesteht?  Vor allem verstehen diese ein Grundprinzip von Machtpolitik nicht: Wo ein Machtvakuum existiert, da gibt es auch Immer ein Machtgebilde, das versucht dies für sich auszunutzen. Ein kleiner Blick in die Geschichtsbücher würde dies erschichtlich machen.
Franz-Josef Kos

Haben wir kollektiv den Verstand verloren? Oder wie sind Sätze wie „Hürden für den Ausbau der Rüstungsindustrie müssen beseitigt werden. Es darf nicht mehr Jahre dauern, Soldaten von Deutschland nach Litauen zu verlegen.“ zu verstehen? Wollen wir warten, bis die ersten deutschen Soldaten – ich als Mutter denke an meinen Sohn – in Zinksärgen zurückkommen? „200.000 Granaten jährlich werden es sein, wenn alles eingespielt ist“ – die Rheinmetall produzieren soll. Granaten sollen zum Einsatz kommen, nehme ich an – und werden und sollen Menschen töten. Vielleicht schauen Sie/die Politiker, die dieses vorantreiben oder am besten alle Schulabsolventen, sich mal „Im Westen nichts Neues an“, um zu begreifen, was das bedeutet. Das Gebot der Stunde sind nicht Waffenlieferungen, Hochkurbeln der Rüstungsindustrie, Kriegshysterie und Panikmache sondern Verhandlungen und Gespräche. Darin erweist sich unsere Chefdiplomatin, die Außenministerin, als Totalverweigerin. Krieg oder der Gedanke daran können und dürfen bei den Waffenarsenalen, die zur Zerstörung bereitstehen, kein Mittel sein. Unter „Zeitenwende“ hätte ich mir anderes erhofft.
Kerstin Giering

 


 

Leserbriefe zu „Der Schatz aus der Asche“ von Moritz Aisslinger

Whow, wieder so ein interessantes Dossier: ‚Der Schatz aus der Asche‘, – Danke für bildhaften Text von Moritz Aisslinger und die zusätzlich angelegte Fotokollage.
Bettina Lattke

„In mühevoller Kleinstarbeit ringt die KI den antiken Schriftrollen des Philosophen Philodem einige Zeilen ab – Und was müssen die Historiker da lesen? Es sind nicht die schwer erreichbaren Dinge, die mehr Freude bringen – welch Ironie der Geschichte. Nichtsdestotrotz ist es natürlich eine spannende Arbeit, denn neue Geschichten geben immer Anlass zum Austausch und schon allein das kann Genuss bereiten.“
Matthias Becker

Schon toll, was technisch heute so alles möglich ist. Mir fallen dazu Angie McMahons Zeilen aus „Making It Through“ ein: „I (oder Camillo Paderni in diesem Fall) didn’t know then / That out of ash and destruction / The ground will grow things“. Ich bin allerdings ganz froh, dass ich meinen Lateinunterricht schon lange hinter mir habe. Ich war im Übersetzen immer ganz gut, nur beim Interpretieren dessen, was unsere Altvorderen damit sagen wollten, haperte es immer ein bisschen. Mit den neuen Texten sollen sich mal lieber die nächsten Schülergenerationen auseinandersetzen.
Thomas Manthey

 


 

Leserbriefe zu „Über die Führerschein- und die Heiratskrise“ von Harald Martenstein, Autor im ZEIT Magazin

Berlin, Deutschlands Hauptstadt und sein Krisenkulminationspunkt! Doch für die Berliner ist jede Krise eine Chance für etwas Neues, Zukunftsträchtiges! Der Führerscheinanwärter (m,w,d) kann problemlos auf ein eigenes Auto verzichten, denn er findet, zumindest in der Stadt, ein fein gesponnenes Netz von Rad- und Schienenwegen, das er umweltfreundlich nutzen kann! Die längst verstaubten Sinnsprüche: bleibe im Lande und nähre dich redlich und: warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah werden wieder aufpoliert und glänzen jetzt durch Emissionsfreiheit, Klimafreundlichkeit und Bodenhaftung! Berlin ist immer eine (Rund)Reise wert! Der Heiratswillige sollte ernsthaft darüber nachdenken, dass die Ehe inzwischen ein Auslaufmodell ist. Zukunftsfähig sind Lebensabschnittspartnerschaften, aus denen man aussteigen kann, bevor dauerhafte Öde sich ausbreitet oder Mord- und Totschlag droht! Und mit einem anderen Partner, den man vielleicht schon ausgeguckt hat, einen neuen Lebensabschnitt verbringt! Kinder steckt man in den Kindergarten, der im Keller eines jeden Altenheims eingerichtet wird. Jeder Senior bespaßt ein Kind, was seine Aufenthaltskosten senkt und das Generationenverhältnis stärkt. Es ist perfekt, wenn der Sprössling zu Leihuroma/-opa „Mama/Papa“ sagt!
Bleiben noch die toten Berliner: da die Geschichte in Zyklen verläuft, kommt irgendwann der Tag, an dem man über die kulturelle Aneignung wieder positiv denkt. Töchter und Söhne werfen sich ins Indianerkostüm und legen ihre verstorbenen Eltern auf, nicht Unter den Linden ab! Den Rest besorgen die deutschen Pleitegeier, die noch zahlreich über Berlin kreisen! Bis jedoch die Geschichte sich soweit gedreht hat, könnte man die Verstorbenen auf Trauergondeln flussaufwärts in den Spreewald verbringen, Spreeathens illustren Friedwald! Ein Berliner Buddhist könnte dort als Spreewaldgurke wiedergeboren werden… Bevor jetzt die Gäule vollends mit mir durchgehen: das (Un)Totenproblem muss von der Berliner Verwaltung vorrangig gelöst werden! Digitalisierte Sterbeurkunden und Bereitstellung von Sargträgern aus dem Trupp der Friedhofsgärtner. Bedarfsweise schlüpfen sie aus ihrer grünen Arbeits- in schwarze Trauerkleidung! Ein Vorstoß auf unterster Ebene in eine künftige grün-schwarze Zusammenarbeit! Die Führerscheinanwärter und Heiratswilligen müssen sich derweil in Geduld üben, einer Tugend, die seit dem Flughafenneubau jedem Berliner innewohnt. In der Zeit des Wartens reifen sie und werden sich reiflich überlegen, ob das bislang bevorzugte 4-rädrige bzw. 2-beinige Modell immer noch das richtige ist, ob es gegen ein anderes getauscht werden sollte oder ob man lieber ganz darauf verzichtet! Berliner Krisenmanagement, Vorbild für die Politik im Reichstag – „wenn’s gut werden muss“!
Ulrich Pietsch

Wunderbar. Tränen gelacht. Ein kleines Meisterwerk. Merci.
Kurt Eimers

Donnerstags wird Die Zeit geliefert und nach einem festen Ritual, lese ich zuerst die Kolumne von Harald Martenstein, um durch dessen anderen Blick auf die Dinge, dessen Humor und Scharfsinn gestärkt, die üblichen Schreckensnachrichten der Ausgabe zu ertragen. In der Zeit Nr. 8 vom 15.02. 2024, beschreibt Harald Martenstein das Berliner Dilemma, dass durch fehlende Fahrlehrer, überlastete Standesbeamte, personell unterbesetzte Ämter und fehlende Sargträger, die Menschen keine Fahrprüfungen mehr ablegen, nicht mehr heiraten können, offiziell nicht verstorben sind und wenn dann doch verstorben, nicht bestattet werden können. Durch fehlendes Personal werden also die Berliner dazu gezwungen auf alles zu verzichten, was Menschen im Leben wichtig erscheint. Die Berliner Blase hat ein Loch bekommen und schnurrt zusammen und ich stelle mir die Frage auf was die Menschen wohl verzichten müssen, wenn es an Regierungspersonal fehlt?
Franz Tokar

 


 

Leserbriefe zu „Ich weiß gar nicht, ob ich auf der richtigen Seite stehe“ von Paul Middelhoff

Was ist Genozid? Waren 35.000 Tote in zwei Bombennächten in Hamburg, 25.000 Tote im Februar 1945 und die vielen Toten in den anderen deutschen Städten im Zweiten Weltkrieg Genozid? Was den Zweiten Weltkrieg angeht, so mein Eindruck, wird wohl eher auf Ursache und Wirkung hingewiesen. Gibt es nicht Parallelen zwischen damals und heute? Die vorhandenen Atombomben sind in der Lage die Lebensbedingungen für Menschen auf der Erde zu vernichten. Deshalb war ich bisher ein Gegner des Ausbaus der atomaren Bewaffnung. Die uns umgebende Wirklichkeit zeigt leider, dass sich autoritäre Regime sich allein auf ihre militärische Stärke verlassen und das Völkerrecht und selbst die von ihnen unterschriebenen Verträge und Memoranden mit Füßen treten. Putin nutzt seine nationalistische fünfte Kolonne in Russlands Nachbarstaaten, um unter Missachtung des Völkerrechts, der von ihm selbst unterschriebenen Memoranden, der politischen Freiheit und der territorialen Souveränität dieser Länder das russische Imperium zu erweitern. Dabei droht er sogar mit Atomwaffen, falls er mit konventionellen Waffen seine Kriegsziele nicht erreichen kann. Wir haben die Wahl. Entweder verzichten wir auf den Schutz durch Atomwaffen und ordnen uns den Interessen der Atommächte unter oder wir sichern uns den Schutz einer Atommacht.  Dabei bietet sich die Kooperation mit Frankreich an, wo bereits diese Abschreckung vorhanden ist. Wir brauchen das Fahrrad nicht noch einmal erfinden.
R. Reiger  

Ganz unterschiedliche Politikertypen stehen an der Spitze von Staaten die gerade mal wieder Krieg führen. Nehmen wir zwei davon heraus wo der eine, Putin, schon seit 2 Jahren versucht, mit brutaler militärischer Gewalt einen Überfall auf ein friedliches Land zu gewinnen.  Der andere, Netanjahu, versucht seit 4 Monaten, das scheußliche Massaker der Hamas an 1200 Bewohnern Israels vom 7.Oktober letzten Jahres mit einem Vernichtungsfeldzug gegen die palästinensischen Killer zu rächen.  In dem dicht besiedelten Gaza-Streifen kann das aber nur heißen: Hauptleidtragende ist dabei die Zivilbevölkerung in der sich die Hamas-Funktionäre wie Fische im Wasser bewegen bzw. in  ihren Tunnelsystemen überleben konnten. Da ein Vernichtungsfeldzug aber nie zu dem propagierten Kriegsziel passte, nämlich lediglich die Vernichtung der Hamas, und keiner weiß das besser als der Kriegsstratege Netanjahu, müssen ihm andere Absichten unterstellt werden: Das er und die ultraorthodoxen Mitglieder seiner Regierung, genauso wie die palästinensische Hamas, keine 2-Staatenlösung wollen, weiß die Welt seit langem. Aber hat er etwa vor, die Entvölkerung des Gaza-Streifens zu betreiben und die Einwohner in Richtung Westjordanland umzusiedeln um den neu aufzubauenden Gaza-Streifen politisch religiös radikalisierten jüdischen Siedlern zu überlassen? Vielleicht glaubt Netanjahu, das mit der schwachen Autonomiebehörde im Westjordanland aushandeln zu können -Voraussetzung wäre allerdings die Vernichtung der Hamas!
Oder sollen die jetzigen Gaza-Palästinenser auf den Sinai nach Ägypten abgeschoben werden? Da müsste Ägypten aber zustimmen -und das ist nach allgemeiner Einschätzung der mangelnden arabischen Sympathien für die Palästinenser eher unwahrscheinlich. Also bleibt der Vorwurf des Internationalen Gerichtshof in Den Haag im Raume stehen, ob Israel nicht dabei ist, einen Genozid an den Palästinensern mit mittlerweile mehr als 27000 Toten zu verüben? Auch in der EU kritisieren inzwischen immer mehr Länder Israel wegen der ständigen Bombardierung des Gaza-Streifens und der katastrophalen humanitären Notlage der ihrer Wohnungen beraubten Flüchtlinge die gar nicht mehr wissen, in welche Richtung sie am nächsten Tag fliehen sollen. Israel ist aufgefordert, trotz seiner Schmerzen über den 7.Oktober -die sich tief in die jüdische Seele eingebrannt haben, genauso einen menschlichen Blick auf die Palästinenser zu werfen und Ministerpräsident Netanjahu endlich politisch in den militärischen Arm zu fallen. Sonst läuft er Gefahr, irgendwann mit dem russischen Monster Putin verglichen zu werden.
Klaus Reisdorf

 


 

Leserbriefe zu „Kein Standort steht infrage“ Gespräch mit Markus Miele geführt von Marcus Rohwetter und Marc Widmann

Der Hausgerätehersteller Miele steckt vielleicht auch deshalb in der Krise, weil er seinem Ruf, eine Premiummarke zu sein, schon lange nicht mehr gerecht wird. Im Zuge meiner Küchenrenovierung habe ich mich entschlossen, meine Küche komplett mit Geräten des angeblichen Premiumherstellers Miele neu auszustatten.  Konkret wurden eine Dunstabzugshaube, ein Glaskeramik-Kochfeld mit Induktion-, ein Geschirrspüler, eine Kühl-Gefrierkombination, ein Backofen und ein Dampfgarer mit Backofen angeschafft. Noch innerhalb der Gewährleistungsfrist war mehrfach der Kundendienst zu Reparaturarbeiten im Einsatz. Schließlich wurde mir für die Zeit nach der Gewährleistung der Abschluss eines Wartungs-bzw. Instandhaltungsvertrages empfohlen. Spricht das für einen Premiumhersteller, wenn er für seine Haushaltsgeräte Wartungsverträge anbieten muss, um die zu erwartenden Reparaturkosten für den Kunden erträglich zu halten? Die Haushaltsgeräte anderer Hersteller, die zuvor im Einsatz waren, haben 20 Jahre anstandslos ihren Dienst versehen.
Winfried Weber

Auf die Frage, welche Vorteile die Produktion in Polen bringe, antwortet Miele, dass es auch die niedrigen Energiekosten wären. Polen ist einer der größten Emittenten in Europa durch die Gewinnung von Energie aus Kohle. Seine billigen Energiekosten erhält Herr Miele um den Preis eines immensen CO2 Ausstoßes und damit auf unser aller Kosten. Soviel zu unternehmerischer Verantwortung für die Zukunft.
Corinna Peter-Werner

 


 

Leserbriefe zu „100 ganz legale Steuertricks“ von Mark Schieritz

Beim Lesen Ihres Artikels kamen mir drei Gedanken:
1. Vielleicht würden die FDP-Umfragewerte wieder steigen, wenn die Partei – vor allem Parteichef Lindner – nicht nur versuchte, Politik für die eigene Klientel zu machen, sondern mehr für alle!?
2. Es war die Rede von Modellierungen. Es würde mich interessieren, ob es ein guter (besserer?) Weg wäre, die Steuern nicht nur um wenige Prozent zu erhöhen, sondern sehr(!) kräftig. Begleitend dazu aber sehr hohe Erleichterungen (auch temporäre Subventionen) einzuführen für klimafreundliches Verhalten, für in Investition zur Einsparung von CO2 und anderem.
3. Das IW habe ermittelt, dass geringe Steuersenkungen 13.000 neue Arbeitsplätze schaffen würde. Hat jemand dran gedacht, dass wir diese Stellen in Zukunft kaum werden besetzen können?
Michael Koehn

Vielen Dank für die Entlarvung der ganzen Widersprüche und Hohlheit der etlichen Vorschläge zu „Entlastungen“ bzw. Steuersenkungen der Wirtschaft, ohne Deckung der vielfach versprochenen Schecks zur „Wirtschaftsförderung“.  Die wirklichen Finanzierungspläne oder Absichten der dies bzgl. Vorschläge von FDP und Union scheinen ja geheim zu sein, insbesondere auf wessen Kosten oder Rücken sie dargestellt werden sollen, wohl weil sie sonst nicht die erhofften Mengen an Wählerstimmen bringen würden.  Allein die „Alternative“ entweder das Klima zu schützen oder die Wirtschaft wieder aufzupäppeln ist grotesk, denn mit weiter sich verschlechterndem Klima würde die Wirtschaft früher oder später auch den Bach runtergehen, obwohl es natürlich ein Konflikt angesichts der begrenzten derzeitigen Mittel ist.  Durch die Jahre lange Überfälligkeit der Reparaturen und Sanierungen in der Infrastruktur, wie kann man da aus allen Wolken fallen, wenn der Preis und die erforderlichen Arbeitsmengen jetzt deutlich höher geworden sind, als das, was man sich in der Vergangenheit unbedingt ersparen wollte, zumal die Arbeitskräfte immer weniger, auch daher ihre Kosten und die von Material und Energie immer höher gestiegen sind. Die Unternehmenssteuern sind in anderen Ländern (deutlich) niedriger?  Warum wohl? Können die zaubern oder decken sie ihre Ausgaben stattdessen mit Belastungen anderer wie bei Einkommensteuer, bei Konsumsteuern, durch bescheidenere Gehälter der Staatsbediensteten oder anderer,  durch geringere Ausgaben als bei uns?  Oder wälzen sie die Rechnungen „einfach“ über immer neue Kredite auf jetzige und kommende Inflationsopfer (teils in der Eurozone auch in anderen Ländern) und die nächsten Generationen ab?
„Im Moment greift die Politik nach allem, was mehr Wachstum verspricht“. Der Satz ist nur vordergründig richtig; „versprechen“ können Maßnahmen nichts,  sondern nur ihre Befürworter können sich selbst oder anderen  mehr Wachstum „versprechen“,  eigentlich bestenfalls erhoffen, was aber allzu oft Selbstbetrug oder Betrug anderer ist.  Und sie greifen auch nicht wirklich nach allem,  den dazu würde auch gehören, von den Bürgern incl. der Hoffnungsträger der Migranten  mehr wenigstens appellativ zu fordern:  Anstrengungen, mehr Arbeit in der Woche wie im Leben,  Lernen von Kompetenzen, mindestens bis die Migranten soweit sind, die noch nicht sprachgeschult, integriert, ausgebildet oder überprüft anerkannt oder in Wohnungen untergebracht sind.  Schließlich wäre auch mehr Wahl der dringend gebrauchten Berufsbilder wünschenswert, statt etwa „Influencer“, „Superstar“,  „Selbstfindungs-Globetrotter“, Gründer von Start-Ups mit Schneeball-Systemen,  Aktivist für „bedingungsloses Grundeinkommen“ etc. etc.   Es ist als ob das Haus brennt,  und Besitzer  und Feuerwehr streiten sich um die Schuld am Brand, darum, wer deshalb Arbeit und Kosten leisten müsse, oder um die beste Zauberlösung den Brand zu beenden oder wenigstens zu begrenzen,  statt  „einfach“  Überstunden, Kosten, Stress und Risiko sowie Nutzung von teuren  Löschmitteln und Geräten in Kauf zu nehmen  und anzufangen zu arbeiten, obwohl sie am bisherigen Tag gefühlt schon genug gearbeitet haben.
Bei aller sonstigen Brillanz der Analyse vermisse ich auch bei Ihnen am Schluss  diese „Alternative“ zumindest als Möglichkeit zum Nachdenken.  Stattdessen nur die ernüchternde Schlussperspektive, „unwahrscheinlich, dass sich beim Thema Steuern bald etwas tut“.   Dies könnte zu zwei problematischen Schlussfolgerungen führen:  Erstens, dass Steuersenkungen das einzige Rezept für mehr Wachstum seien;  und zweitens, dass  alle bekannten Parteien in Verantwortung nichts taugen, weil sie ja  die „Lösung vergeigt“ haben,  und man stattdessen besser  andere, die auch alles am intensivsten kritisieren und noch unerprobt sind  und daher bisher nicht versagt haben, „ran lassen“ sollte. Das wäre wohl dann die Partei mit der Alternative im Namen.
Peter Selmke

 


 

Leserbriefe zu „Ihre Karriere ist unsere Karriere“ von Antonia Baum

In dem Artikel „Ihre Karriere ist unsere Karriere“ über Beyoncé Knowles als Country-Sängerin fand ich den Satz „Dass der Ursprung auch dieser Musikrichtung in der afroamerikanischen Kultur liegt, geriet irgendwo unterwegs etwas in Vergessenheit.“ Diese Behauptung lässt sich meines Wissens nicht wissenschaftlich belegen. Falls doch, bitte ich inständig um einen Quellennachweis. Danach suche ich schon seit Jahren, habe bisher nur Behauptungen gefunden, aber keine stichhaltigen nachprüfbaren Beweise. Der Satz stammt vermutlich aus der Pressestelle von Frau Knowles und gehört eher in den Bereich Mythen und Märchen. Die nordamerikanische Volksmusik – sakral oder säkular – wurde jahrhundertelang mündlich weitergegeben und ist eine Gesamtkulturleistung ALLER Bevölkerungsgruppen.
Beate von Kleist-Retzow

Ich habe mit Country nicht viel am (Cowboy-)Hut. Dass diese Musikrichtung auch ganz frühe schwarze Wurzeln hat, fand ich überraschend. Ich habe mich im Netz gerade etwas schlau gelesen. Der afrikanische Einfluss zeigt sich insbesondere im Einsatz des Banjos. Schön, dass Sie mal darauf hingewiesen haben. Ein bisschen ist das so wie mit dem wieder sichtbar gemachten Sklavenjungen auf der Kinderseite.
Thomas Manthey

 


 

Leserbriefe zu „Das Ende von Social Media“ von Lars Weisbrod

Der Autor hätte auch auf die „Wissens-Plattform“ WIKIPEDIA eingehen können. Wurde WIKIPEDIA vor vielen Jahren noch von Harald Lesch als demokratische und „offene“ Wissenschaftsvereinigung eingeschätzt, so wurde das baldige strategische „Besetzen wichtiger Administratoren-Positionen“ durch wohlgesinnte Parteifreunde bei politisch brisanten Themen übersehen. In meiner Wahrnehmung (als jahrzehntelang unter den TOP 5 der Energie-, Umwelt- und Ressourcenökonomen in Deutschland) ist dadurch die anfangs recht offene Diskussionskultur bei speziellen politisch unangenehmen Themen (wie etwa Energiewendethemen im Detail der Umsetzung) leider sehr selektiv „bedient“ worden durch oberflächliches und manchmal glatt unsinniges Gefasel. Meine E-Mail vor Jahren an den Gründer von WIKIPEDIA-Deutschland wurde mit Verweis auf die Administratoren beantwortet: Dabei stellte ausgerechnet diese Gruppe die Hauptautoren von fehlerhaften, vernebelnden und sachlich unzureichenden Darstellungen. Vielleicht sollte man wieder zu den „alten“ Fachlexika zurückkehren: Dort wurden die jeweiligen Autoren mit ihrem Namenskürzel explizit genannt, was im Anhang mit vollem Namen und Universitätsadresse offengelegt wurde: Für Kritik also klar transparenter gegenüber WIKIPEDIA mit ihren Tarn- oder „Künstler“-Namen. Ich selbst habe bspw. zu Brockhaus, Gablers Wirtschaftslexikon o.ä. mehrfach beigetragen: Immer offen mit meinem Namen im Anhang!
Wolfgang Ströbele

Vielen Dank für den o.g. hochinteressanten Artikel, der vielfach Hoffnung geben kann auf eine ersehnte zumindest teilweise Emanzipation der Gesellschaft von den Geißeln der eher asozialen Medien mit ihren bewusst erzeugten Süchten, Fake-Sensationen, Desinformationen, Abwendungen von den Erfordernissen des realen individuellen und kollektiven Lebens,  der Manipulation durch oft desinformative Propaganda etc.   Ist die Hoffnung zu schön, um wahr zu sein, dass die vielfache Kritik an all dem genannten Negativen in den „sozialen“ Medien vielleicht endlich doch gewirkt haben könnte?   Die Erfolge von Tiktok lassen leider auch zweifeln, denn deren Abtrennung der „Produzenten“ incl. Beschränkung von deren Anzahl erfüllt wohl auch das Interesse der Chi-Jin-Ping-chinesischen Behörden nach leichterer und „besserer“ Kontrollierbarkeit und Verfolgbarkeit der „Produzenten“  von Inhalten.  Für demokratische Regulierungs- und Beobachtung-instanzen könnte das allerdings auch ein Segen sein, im Sinne von Gewährleistung von Transparenz, journalistischer Qualität und Ehrlichkeit auch im Internet bis hin zu Unterbindung von  Betrügen, Hass, Beleidigungen  und Drohungen, echten Verschwörungen und sonstiger Kriminalität aller Art. Das dürfen wir nicht nur interessiert, aber passiv abwarten.  Wir alle, denen an sozialen Werten auch für die Zukunft gelegen ist, müssen daran arbeiten, dass das, was als nächstes kommt, wirklich besser ist als das zu Ende gehende alte.  Allzu oft ist in der Geschichte etwas Schlimmes durch nur noch Schlimmeres ersetzt worden:  Etwa der wirtschaftliche Niedergang der Weimarer Republik durch die Schreckensherrschaft der NAZIS oder die Zarenherrschaft und der zweite Weltkrieg in Russland durch Terrorherrschaft von Lenin und Stalin mit auch noch schlimmeren Bürgerkriegen.  Ich hoffe, kleine Beiträge dazu, also zu etwas Besserem Neuen, sind auch Ihr Artikel und –weniger — dieser kleine Leserbrief.
Peter Selmke

 


 

Leserbriefe zu „Treibgut“ von Katharina Meyer zu Eppendorf

Frau Meyer zu Eppendorf treibt sich in Mittelamerika herum. Sie macht das mit Backpacken. Man hat den Eindruck das könnte eine Prüfer Tochter sein, die das da abzieht. Eben, Frau Meyer zu Eppendorf überlassen Sie solche Extratouren den Prüfer Töchtern, die machten sowas schon etliche Male.
Hans-Emil Schuster

Der Bericht über die Backpacker Tour in Costa Rica/Nicaragua war leider das Papier der Seite nicht wert und m.E. unter dem Niveau der Zeit. Keinerlei Infos zu den Ländern, Kultur, Gesellschaft, Fauna und Flora, nur billigstes Hostel Gequatsche, was um sich selbst dreht. Dafür sollte niemand um die halbe Welt fliegen – inhaltlich und ökologisch niveaulos. Da ich mich wirklich hierüber geärgert habe, musste ich Sie anschreiben.
Ingrid Doischer

 


 

Leserbriefe zu „Das haben jetzt alle“ „Gluckigluck“ von Daniel Haas

Herr Haas geht shoppen und hat einen Wasserkrug erbeutet. Und übertreibt wie immer „Das haben jetzt alle“ Nein Herr Haas, ich habe dieses delphinartige Stück nicht. Ich trinke nur den Cocktail Manhattan aus einer weiten Schale mit Kirsche und Eis. Der Wasserkrug ist Firlefanz.
Hans-Emil Schuster

Ihr Autor und auch andere Benutzer haben aus anatomischer Unkenntnis völlig falsche Assoziationen: Aus einem Fischmaul kommt niemals Wasser heraus, sondern es strömt nur ein und über die Kiemendeckel wieder hinaus. Wenn etwas aus dem Fischmaul heraus käme, würde sich der Fisch übergeben, aber auch das kann er nicht.
Brigitte Kleinod

 


 

Leserbrief zu „Der Zirkus der Nation“ von Ulrich Ladurner

Beim Festival ist mir, ähnlich wie dem Autor, sofort die Betonung der italienischen Attribute wie Familie und die Geste von Amadeus aufgefallen, als er vor Festivalbeginn das Kreuz gemacht hat. Familie und Kirche sind zwei Attribute, die für Italiener wichtig sind. Allerdings interpretiere ich es nicht so wie der Autor. Ich sehe keinen Bezug zum Faschismus. Faschismus bedeutet, andere Kulturen zu diskriminieren, und das war hier nicht erkennbar. Die Argumentationsebenen im Artikel stimmen allgemein nicht überein. Insbesondere, die Rolle der Mutter in der italienischen Gesellschaft und dann auf die Geburtenraten einzugehen, erscheint mir nicht logisch. Als Italienerin begegne ich oft der Meinung, dass wir zu „emotional“ seien und ständig übertreiben. Dies lässt mich darüber nachdenken, ob solche Vorurteile auch Einfluss auf die Berichterstattung hatten. Mich interessiert, ob die Perspektive anders gewesen wäre, wenn der Artikel von jemandem verfasst worden wäre, der eine ähnliche kulturelle Prägung (Habitus) wie die der Italiener*innen besitzt. :-) P.S. Ich möchte darauf hinweisen, dass das Lied, welches gewonnen „LA NOIA“ heißt und nicht, wie vom Autor geschrieben „Cumbica della noia“. Der Begriff Cumbica ist kein Bestandteil des italienischen Wortschatzes. ;-)
Rita Massaro

 


 

Leserbrief zu „Rentner helfen Rechnern“ von Johanna Jürgens

Beim Lesen Ihres Artikels kam mir folgende Fragestellung in den Sinn: Wenn ich auf meiner Webseite eine Fotografie veröffentliche, muss ich dafür bezahlen (es sei denn, ich hab’s selbst aufgenommen). Wenn jemand dann meine Web-site besucht, dieses Foto ansieht und dabei sogar was lernt, muss der Besucher nichts bezahlen. Wenn aber eine Software das gleiche macht, Foto betrachten und was lernen, was dann … ? Schwierige Frage, auf die „Antwort“ der Gerichte darf man gespannt sein.
Michael Koehn

 


 

Leserbrief zu Titelthema „Raus aus der Erschöpfung“ „Die ganz persönliche Ernergiewende“ von Harro Albrecht et al.

Ich sehe meine Familie (Eltern, Kinder, Enkel) und Freunde so oft wie es sich arrangieren lässt. Mit unserem Hund gehe ich regelmäßig in die Natur. Ich konsumiere Digitale Medien wohltemperiert, social media wie Facebook, Instagram oder Tiktok gar nicht, stattdessen gerne gute Bücher, und regelmäßig „DIE ZEIT“. Fremden Menschen schenke ich unverbindlich ein Lächeln, freue mich, wenn es erwidert wird, und ich schaue gern nach vorne. Das ist kein Patentrezept, es will auch nicht ständig funktionieren, und ist auf niemanden übertragbar. Aber es ist mein persönlicher Leitfaden, für ein gutes und zufriedenes Leben, ein Leben, das ich liebe. Meine ganz persönliche Energiewende, seit Jahren.
Friedhelm Groppe

 


 

Leserbrief zu „Ihre Angst vor der Eskalation“ von Yannick Ramsel

In beiden Artikeln über die Reperkussionen des Nahostkrieges an deutschen Hochschulen fällt eines immer wieder ganz deutlich auf: Aktivitäten und Aktionen Studierender gegen die völkerrechtswidrige Politik Israels gegenüber den Palästinensern werden von bestimmten Kreisen immer und immer wieder als antisemitisch dargestellt und somit diskreditiert, obwohl es in keinem der Fälle darum geht, dass Personen kritisiert werden, weil sie Juden sind, sondern weil sie sich mit Israel und seiner Politik solidarisieren. Auch ich als Deutscher ohne irgendeine religiöse Affiliation würde mich als Student provoziert fühlen von Leuten, die beispielsweise behaupten, es habe nie eine „Nakba“ gegeben oder die palästinensischen Kommilitonen drohen, „ihre Dörfer niederzubrennen“, weil sie angeblich die Hamas unterstützten. Diejenigen jüdischen Studenten, die glauben, überall Antisemitismus wittern zu können, provozieren aber mit ihrer Israel-Ergebenheit und ihrer bedingungslosen Solidarität mit diesem Staat. Sie sollten sich daher besser umbenennen in „Studenten für Israel“ o.ä., denn sie verwechseln ständig Religion mit Politik, und das bringt immer Konflikte. Im Übrigen sollte man nie vergessen, dass es auch sehr viele jüdische Menschen in Deutschland und an dessen Unis gibt, die alles andere als Israel-Unterstützer sind und die nicht andauernd den Antisemitismus-Vorwurf als politisches Kampfmittel verwenden.
Björn Luley

 


 

Leserbrief zu „Sie will mehr als ein paar Gramm“ von Lea Hampel

Es wird berichtet, dass Frau Philine Edbauer seit Jahren für eine Legalisierung von Cannabis kämpft. Da ist nichts zu Legalisieren. Der Gebrauch und der Handel von Cannabis ist verboten. Und so soll es bleiben. Alkohol und Nikotin reichen.
Hans-Emil Schuster

 


 

Leserbrief zu ZEIT leo ZEIT für Kinder „Da fehlt doch einer!“, von Sabrina Kessler

Der durchaus lesenswerte Artikel oktroyiert dem Leser eine Geschichtsfälschung auf: „Viele weiße Menschen sahen es als ihr Recht an …“. Richtig müsste es heißen: Früher sahen es die Menschen als normal an, Sklaven zu besitzen und … ihnen Gewalt anzutun. Selbst nachdem die Weißen die Sklaverei verboten hatten, wollten viele Afrikaner und Araber noch daran festhalten.
Werner Koetz

 


 

Leserbrief zu „Wetten, dass…“ von Elisabeth von Thadden

das Bild der lachenden Michelle Obama und darunter die Worte „Hoffen auf die Ex-First-Lady“. Bevor ich weiterlesen konnte, versammelten sich alle sechs Glückshormone von Serotonin und Dopamin bis Oxytocin zu einem rasenden Freudentanz, zerrten mich in ihre ekstatische Mitte und ich hatte Gefühl, als müsse mein inneres interkontinentales Jauchzen bis Washington D.C. zu hören sein … Ach, Michelle! Fake news können so schön sein!
Ludwig Engstler-Barocco

 


 

Leserbrief zu „Ja, Alexander ist schwul“ von Lennart Bade

Zunächst einmal vielen Dank für Ihre herausragende Zeitung, die ich sehr gerne lese. In der aktuellen Ausgabe war insbesondere der Bericht über die neuesten Texterschließungsmethoden für die Papyri aus Herculaneum sehr interessant und anregend. Gerade aber als Student der Alten Geschichte eine Anmerkung zu „Ja, Alexander ist schwul“, S. 42:  Nein, Alexander war nicht schwul. Ja, sehr wahrscheinlich hatte er Sex mit Männern. Herr Bade hat sicherlich recht, wenn er schreibt, dass sich Alexander nicht von den Anti-Woken vereinnahmen lässt. Das gilt aber auch umgekehrt für die Woken: In der Antike funktioniert Sex (und Beziehung) einfach ganz anders. Es gibt keine Trennung in Hetero- und Homosexualität und sicherlich keine Normsexualität. Selbst wenn man auf Alexanders Sex mit Männern zurückgreifen wollen würde, wäre dieser kein Vorbild für moderne und respektvolle homosexuelle Verbindungen, bei denen sich gleichberechtigte Individuen begegnen. Der historische Alexander enttäuscht die Woken und die Anti-Woken gleichermaßen. Schließlich gilt: Nein, Alexander war nicht schwul und ja, Alexander hatte Sex mit Männern.
Jens Eberlein

 


 

Leserbrief zu „Maria und Mama Quilla“ von Lara Huck

Ich zitiere aus dem o.a. Artikel: „…spiele ich nicht nur auf Frauen aus der Bibel an, etwa Eva, Lilith oder Maria…“ Lilith? Aus der Bibel? Wo kommt Lilith in der Bibel vor? Das erinnert mich an einen Zeitungsartikel, den ich vor längerer Zeit gelesen hatte, in dem behauptet wurde, wir Menschen müssen wohl alle von Kain abstammen, und dadurch das „böse Gen“ des Mörders in uns tragen, denn Abel war ja schon tot. Dabei muss man nur bis zum 5. Kapitel des ersten Buches Mose lesen, um Adams dritten Sohn Seth zu entdecken. Wieso können Zeitungen, in denen etwas über die bzw. aus der Bibel stehen soll, keine Autoren finden, die wenigstens durchschnittliche Bibelkenntnisse haben?
Anthony Mellor-Stapelberg

 


 

Leserbrief zu „Korrekte Story“ von Judith Liere

Lorchenromane sterben wohl nie aus. Bei einer Zielgruppe von Sensibelchen ist das auch kein Wunder. Aber eigentlich schreibe ich nur, weil ich mal wieder Angie McMahon unterbringen kann. „Stay hydrated“ kommt in „Mother Nature“ vor. Ich würde mir wünschen, dass die erwähnte junge Frau das aus diesem Lied zitiert hat, ich fürchte allerdings, dass die „New Adults“ mit Angies Art von Emanzipation und mit ihrer Art, seelische Probleme musikalisch zu verarbeiten, Schwierigkeiten haben könnten …Dass Sie Walser mit Rentnerpornokitsch in Verbindung gebracht haben, hat mir besonders gut gefallen. Frau Radisch wird wahrscheinlich „not very amused“ sein.
Thomas Manthey

 


 

Leserbrief zu „Womit keiner rechnet“ „Auf einem Vergleichsportal von Google…“ von Jonas Wagner

Sie arbeiten sich daran ab, dass die Menge CO2, die ein Baum speichern kann, von vielen Faktoren abhängt. Und den größten Schmu mit den Bäumen erwähnen Sie gar nicht: Wie viel CO2 ein Baum speichert, hängt vor allem davon ab, was mit ihm passiert, wenn er stirbt. Wird er zu Hackschnitzeln verarbeitet und auf die Beete gestreut, oder im Ofen verbrannt, dann ist das CO2 samt und sonders wieder in der Luft. Besonders lustig sind die Kompensationen von emittiertem CO2 durch das Nichtabholzen von Wäldern. Ein ausgewachsener Wald ist CO2-neutral, weil immer genauso viele Bäume sterben und verrotten wie nachwachsen. Ihn stehen zu lassen, entnimmt der Atmosphäre also kein Gramm CO2. Ihn abzuholzen setzt CO2 frei zusätzlich zur zu kompensierenden Klimasünde.
Hans List

 


 

Leserbrief zu „Wo das Rentier in die Falle lief“ von Urs Willmann

Falsche Schublade: Geologie, nicht Archäologie. Das schöne Seismogramm durch den Untergrund der Ostsee in der Zeit Nr. 8 auf Seite 29 zeigt in der Mitte einen Salzstock, der immer noch aufsteigt und seitlich die eiszeitlichen Schichten.  Beim wallartigen Aufdringen des Salzstocks wurden die Findlinge seitlich verdrängt, ordneten sich in Reihen an und wurden von den Schmelzwässern freigespült. Das zeigt das Foto im Spiegel Nr. 8 auf Seite 91. Also nichts mit Eiszeitjägern. Schöne Bilder von Salzstöcken. findet man in Wikipedia unter „Gorleben“
Hermann Behmel

 


 

Leserbrief zu „Die Position“ „Nachteile begreifen“ von Tobias Nolte

Sie haben mit fast allem Recht:  Natürlich ist es nicht mit mehr Geld getan, was aber aufzubringen meist auch schon nicht leicht ist, sondern es braucht auch mehr Arbeitskräfte, mehr Arbeitsstunden, und Bereitschaften zum auch anstrengenden ungewohnten Lernen. Mehr Empathie und Verständnis und Anstrengungen — von beiden Seiten der Lehrerpulte.  Und im Zeitalter der Fachkräftemängel und der Forderungen und Streiks nach immer weniger Arbeitszeit, wovon sollen da nicht nur die Gelder, sondern die ganzen zusätzlichen Lern- und Arbeitsstunden und -intensitäten kommen?  Allerdings halte ich es nicht füreinander ausschließend, bei den benachteiligten Schülern ein Problem zu sehen oder für sie da zu sein. Beides kann zusammengehören, wenngleich natürlich nicht nur sie ein Problem sind oder haben, sondern auch viele, die mit ihnen und ihrer Benachteiligung umgehen oder eben nicht.   Und wie bei so vielem gibt es auch für die Behebung der Benachteiligungen keine Patentlösung nur mit „genialer“ besserer Bildungspolitik, wenn dafür nicht auch mehr gelernt, gearbeitet und gezahlt wird, wobei das mehr lernen und „arbeiten“ auch von den Schülern selbst kommen muss. Ich spreche teils aus eigener Erfahrung:  Ich war selbst schon als Schüler durch eine körperlicher Dauererkrankung und soziale Unsicherheiten, ohne entsprechende Unterstützung stark behindert auch in meinem Wissens- und Könnenserwerb. Aber das habe ich nicht mit Warten und Fordern auf ein besseres „System“ in Schule und Gesellschaft ausgeglichen, sondern mit Ehrgeiz, Fleiß und sehr viel Anstrengungen und Geduld, bis ich endlich eine einigermaßen erfolgreiche Berufslaufbahn abgeschlossen habe. Keine Seite sollte nur mehr Anstrengungen der anderen fordern oder gar abwarten, sondern auch machen, was man selber kann, egal ob es  von Schicksal oder der Gesellschaft ungerecht ist,  sich dafür mehr anstrengen zu müssen als andere  oder pro Anstrengungsstunde weniger zu erreichen als andere.
Peter Selmke

 


 

Leserbrief zu „Die Welt als Brille und Vorstellung“ von Daniel Haas

Dieser Artikel macht mir Angst. Das Virtual-Reality-Headset der neuen Apple-Vision-Pro-Brille wird unsere Tauglichkeit im schlichten Alltag drastisch verändern, das heißt ins Abstruse verschlechtern. Wer wird noch im düster-trüben deutschen Herbst und Winter verweilen wollen, wenn er sich an einem palmengesäumten tropischen Sandstrand versetzen kann. Heraus aus dem tristen Grau unserer Städte in taufrische grüne Wälder. Dschungelabenteuer. Unbekannte archäologische Stätten durchstreifen oder sich in der faszinierenden Bilderwelt der Museen verlieren. Alles kommt zu dir aufs Sofa, bleib sitzen! Wer sich noch bewegt, ist selber schuld! Das Diktum Blaise Pascals ist in sein Gegenteil verkehrt: „Das ganze Unglück der Menschen rührt aus einem einzigen Umstand her, nämlich, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können.“
Ludwig Engstler-Barocco

 


 

Leserbrief zu „Runter vom Tellerrand“ von Johannes Dudziak

Sie fragen, ob man sich eine bessere Mahlzeit als ein hochwertiges Brot, luftgetrockneten Schinken, Cornichons und dazu ein Glas Wein vorstellen könne. Ja, kann man: Einfach den Wein weglassen!
Thomas Manthey

 


 

Leserbrief zu „Mein rechter, rechter Platz ist leer“. von Anja Stehle und Zacharias Zacharakis

Sie schreiben über ein Symptom, lassen dessen Ursachen jedoch unerwähnt. Dass Aufsichtsräte in öffentlichen Unternehmen von Politikern der jeweils regierenden Parteien oftmals ohne jegliche Sachkenntnis besetzt werden, widerspricht den Vorgaben der BAFIN über die Qualifizierung von Aufsichtsräten. Es reicht, ein wohlverdientes Parteimitglied zu sein, um für Unternehmen Entscheidungen größter Tragweite zu treffen. Viele Entscheidungen bzw. Nichtentscheidungen von mit der Materie nicht vertrauten politisch gesetzten Aufsichtsräten kosten die Bürger Milliarden. Wenn z.B. in einem Aufsichtsgremium von Stadtwerken, der über Millionen Investitionen zu befinden hat. Menschen sitzen, die Gewinn nicht von Liquidität unterscheiden können, ist die Qualität des Resultats zu hinterfragen. Erstaunlicherweise wird bei den Aufsichtsratsentscheidungen, die mit Personen des öffentlichen Lebens besetzt sind, auch nie die, sonst durchaus übliche Haltungsfrage gestellt. Herr Wowereit wurde trotz Milliarden Desasters unter seinem Aufsichtsratsvorsitz genauso mit hohen Ehren verabschiedet, wie jetzt durch das völlige Versagen des Kontrollorgans bei der Signa Engagements der Stiftung durch die entsendeten Aufsichtsräte durch das
Klaus Mairhöfer

 


 

Leserbrief zu „Stimmt’s?“ „Können Waschmaschinen Socken fressen?“ von Christoph Drösser

In der WDR-„Servicezeit“ war gerade ein Waschmaschineninstallateur zu sehen, der die Geschichte mit den „gefressenen“ Socken bestätigt hat. Soll wohl auch schon mal Thema in der „Sendung mit der Maus“ gewesen sein, kann mich daran aber nicht erinnern, obwohl ich die Sendung eigentlich fast immer sehe.
Thomas Manthey

 


 

Leserbrief zur Infografik „Heikle Stoffe“ von Pia Bublies (Infografik) und Mats Schönauer (Recherche)

Mit Bestürzung habe ich Ihren Artikel über PFAS gelesen, vor allem deswegen, weil Messergebnisse aus Rheinland-Pfalz auf der Karte völlig fehlen (***Auswahl). Ich arbeite im Saarland, wohne aber in Rheinland-Pfalz, in unmittelbarer Nähe zweier mit PFAS höchstbelasteter Orte. Zumindest ist dem so, wenn die von Focus online 2023 veröffentlichte Karte stimmt, oder man andere Quellen befragt. S. z. B. folgende Informationen des SWR: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/kaiserslautern/pfas-chemikalien-in-loeschschaum-belasten-den-boden-in-der-westpfalz-100.html „Die den Messungen zu Folge größte PFAS-Belastung in der Westpfalz weist die Air Base der US-Streitkräfte in Ramstein-Miesenbach auf. Am US-Flugplatz wurden demnach 2019 im Grundwasser etwa 264.000 Nanogramm der Chemikalien nachgewiesen.“ Z. Vgl. hierzu der Artikel aus der FR von 02.03.2023: https://www.fr.de/rhein-main/wiesbaden/ein-giftiger-rest-bleibt-im-boden-der-wiesbadener-us-airbase-92120040.html „Im Grundwasser rund um die beiden Schadensherde lägen sie im Bereich von einigen tausend bis hunderttausend Nanogramm pro Liter, teilt Matthias Schaider vom Regierungspräsidium Darmstadt (RP) der FR mit.“ Warum haben Sie die belasteten Orte in Rheinland-Pfalz nicht in Ihren Artikel aufgenommen?
Andreas Müller

 


 

Leserbrief zu „Prüfers Töchter“ „Ich habe echt keine Energie mehr“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

Diese Aussage macht Prüfer Tochter Luna,24.Das ist eine gute Nachricht, Luna. Da kommen Sie nicht auf schrullige Ideen wie nach Paraguay reisen. Ruhen Sie sich aus und sammeln Energie. Aber nicht dann wieder nach Paraguay.
Hans Emil Schuster

 


 

Leserbrief zum Titelbild allgemein

Endlich ist auch die ZEIT-Redaktion in den Jammer-Modus übergegangen: „Krisen, Kriege, Klima. Und dann noch der endlose Winter.“ Soll dieser Aufmacher im Titelbild der o.g. Ausgabe ein Beitrag zur Banalisierung des Bösen sein? Oder ist der zweite Satz „nur“ Ausdruck unserer Wohlstands-Dekadenz? Er passt jedenfalls sehr gut zur Larmoyanz einiger Leserbriefe in der Nr. 4 (zu „Mit Gefühl gegen die AfD“). Von der ZEIT (und ihren Lesern) habe ich anderes erwartet.
D. Hackenbracht