Lesezeichen
 

Spätzleschaben für Linkshänder

Als ich gestern im Internet gesurft habe ist mir eine Seite für Linkshänder mit Spätzleschaber aufgefallen.

Ich denke, dass dies für einige sehr interessant ist, denn es gibt ja schon Scheren, Gemüseschäler und vieles mehr.

Ich bin Rechtshänder, deshalb kann ich dazu nicht viel sagen, aber ich hoffe der/die eine oder andere kann diesen Tipp gebrauchen.

www.spaetzle.eba-verlag.de

 

Renaissance der Innereien

„Kutteln sind mein Schönstes. Sie sind, obwohl eher im Süden zu finden, ein europäisches Phänomen. Ich spüre ihnen nach, wo ich sie vermuten kann, denn sie sind kein Standardgericht auf Speisezetteln…“Der Mann, der mit diesem Bekenntnis einen herrlichen Bericht über eine kulinarisch vielseitige Entdeckungsreise einleitet, ist der Stuttgarter Verleger Michael Klett (70). Passend zur Jahreszeit, wenn die ersten Trauben geerntet werden und die Herbstnebel sich von zart nach dicht wandeln, erscheint im Klett-Cotta-Verlag Stuttgart „Cotta’s kulinarischer Almanach No 16“. Empfehlenswert für alle, die sich für Innereien begeistern können. Im seit 111 Jahren von unserer Familie in vier Generationen geführten Adler Asperg findet der Gast auch heute noch regelmäßig Innereien auf der Karte. So gehören in der Brasserie Aguila neben unseren „Schwabbas“, jener Form der schwäbisch-spanischen Tapas, Schweinenierle in Mostsoße zu den am häufigsten bestellten Gerichten. In der Schwabenstube kann man zum Wochenende frische Kalbsleber genießen. Oder Kalbsbries gebacken und als Crêperoulade mit Rote-Beete-Gelee und Spitzkohlsalat (frisch von den Fildern).Zur Geschichte des Adlers gehört die Erinnerung an jene Zeit, als die Gäste jenen Wirtschaften den Vorzug gaben, die über eine eigene Metzgerei verfügten. Sie schätzten beim Vesper die selbstgemachte frische Wurst und am Essen die fachmännische Zubereitung des Fleisches. Langjährige Gäste wissen, dass mein Vater Richard Ottenbacher nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch als Metzgermeister seinen Mann stand. Noch heute betreut er den Fleischeinkauf und pflegt Kontakte zu bewährten Qualitätslieferanten. Auch unser Küchenchef Harald Derfuß hat zu Beginn seiner Ausbildung den Metzgerberuf erlernt. Mit einer „Metzelsupp-Woche“ wollen wir demnächst an alte Bräuche und Gerichte erinnert werden, wie man sie früher in Gasthöfen „mit eigener Metzgerei“ kannte. Dann wird Harald Derfuß mit seinem Team im Aguila fränkisch-schwäbische Spezialitäten anbieten, auch längst vergesseneKöstlichkeiten, dargeboten in einer heute leichteren und verträglicheren Version.Wenn ich in den nächsten Wochen mal wieder einen freien Tag habe, fahre ich ins Unterland oder ins Hohenlohische und versuche in einem Lokal, wo der Wirt noch selbst zur Jagd geht, einen „Aufbruch“ zu bekommen, diese selten zu findende Zusammenstellung von (beispielsweise Reh)- Innereien, die man auch „Jägerrecht“ nennt.

 

Viele Köche verderben mitnichten den Brei

 kuechenfest-410.jpg

Am Sonntag war bei uns wieder Küchenfest. Einmal im Jahr, kurz vor den Sommerferien, laden wir fünf bis sechs Gastköche ein, um ein Gericht in unserer Küche zu kochen. Wie jedes Jahr waren wir ausgebucht und hatten ca. 160 Gäste. Bei einem Küchenfest kommen alle Gäste in die Küche, um sich ihr Essen selbst abzuholen. Dabei kann man den Köchen über die Schulter schauen, Tipps holen oder einfach nur essen. Wenn einem etwas besonders gemundet hat, so kann er es nochmals genießen.

Das macht nicht nur den Gästen Spaß, sondern auch den Köchen. Und für unsere Köche ist es ein tolle Abwechslung und Motivation zugleich, mit den Gastköchen Hand in Hand zu kochen.

Das Schönste  für die Köche war das Vesper nach getaner Arbeit. Wir haben Jamon Cerano, Fuet und Chorizo aufgeschitten. Dazu gab es eingelegte Paprika, Oliven, Tomaten und Manchegokäse.

Es ist einfach wunderbar, mit Kollegen bis spät in die Nacht fachzusimpeln und sich auszutauschen.

Hier das Menü:

Louisiana Napoleon mit Krabbenfleisch und Zitrusremoulade
Robert J. Harrington, University of Arkansas

* * *
Galantine vom Täubchen im Gänsestopflebermantel mit Aprikosenchutney und Mandelbrioche
Bernd Pils, Landhaus Rössle in Bretzfeld-Brettach

* * *
Kalbskopfsalat mit exotischen Gewürzen
Walter Bauhofer, Küchenmeister auf der Landesberufsschule in Bad Überkingen

* * *
Lauwarme Bohnencreme mit gebratener Jacobsmuschel im Lardonmantel und Tomaten-Olivenölpopcorn
Vincenzo Paradiso, Restaurant Mille Miglia in Waiblingen

* * *
Langostino im Chilifond mit Guacamole
Franz Feckl, Landhaus Feckl in Ehningen

* * *
Filet vom Kaninchen mit Vanille-Zwiebelpithivier und Shimishi-Maisgemüse
Florian Hartmann, Ringhotel Adler in Asperg

* * *
Hochrippe am Knochen gebraten, Sauce Bernaise und gratinierte Kartoffeln
Harald Derfuß, Ringhotel Adler in Asperg

* * *
Delice von der Himbeere
Felix Aichele, Ringhotel Adler in Asperg

* * *
Feuillette vom Tasmanischen Pfeffer und Nussnougat, Thai-Mango und Zitronen-Thymianrahmeis
Patrik Kimpel, Hotel Kronenschlösschen in Eltville-Hattenheim

* * *

Und die Küchenmannschaft vom Adler

 

Adrià vs Santamaría: Alles nur Schaum?

In der Mittagspause las ich in der Stuttgarter Zeitung den Korrespondentenbericht von Martin Dahms (Madrid) über den Streit um die beiden spanischen Dreisterneköche Ferran Adrià und Santi Santamaría.
Obwohl die beiden in Katalonien nur etwa eine Autostunde voneinander entfernt arbeiten, ist es, als ob Welten sie trennten. Dabei haben beide im letzten Jahrzehnt zweifellos viel mehr als den vielfach nachgeahmten Spumante-Schaum dazu beigetragen, der spanischen Küche mehr Leben einzuhauchen.

Ich hatte im August 2002 das Glück, bei beiden zu essen. Damals kostete das Degustationsmenu mit 25 Gängen im El Bulli von Ferran Adrià in Roses noch 115 Euro.

rechnung-bulli.jpg

8000 Gäste in sechs Monaten (die andere Hälfte des Jahres ist sein Restaurant geschlossen) reihen sich in die Warteliste ein – und zahlen heute für das Menü satte 235 Euro.
Dass er seine Karte die ganze Saison über nicht ändert, stört niemanden, denn kaum jemand hat die Chance, ein zweites Mal einzukehren.

Das Essen bei Santi Santamaría, dem Chefkoch im El Racò de Can Fabes in Sant Celoni nahe Barcelona, war deutlich teurer. Seine Küche behielt ich in ganz feiner Erinnerung: mehr traditionell mit deutlich französischem Einschlag, tolle, zweifellos teure Grundprodukte, hervorragend zubereitet. Ein wunderbarer Genuss.

Im El Bulli war es ein pausenloses Erlebnis für die Geschmacksnerven. Es war etwas Neues, oft Andersartiges. An extreme Kompositionen erinnere ich mich heute noch, als ob ich sie gerade erst gekostet hätte: Eine Köstlichkeit in einer von einer Art Pizzateig umgebenen Luftblase, die beim Zubeißen bonbonartig den Inhalt freigab und den exakten Geschmack der Tomaten-Olivenkombination direkt auf die Zunge brachte.
Aber auch an einen Algenbogen, der mich eher an einen (glücklicherweise seltenen) verschmutzten Strand an der Costa Brava erinnert, dem man seither aus dem Wege geht.

Nun hat sich der 51 Jahre alte Santi Santamaría über den fünf Jahre jüngeren Ferran Adrià in einer Art geäußert, für die der Begriff „Kollegenschelte“ zu sanft wäre. Es sei an der Zeit, „basta“ zu sagen zu so viel Blödsinn. Gemeint hat er damit nicht nur Ferran Adrià, den viele für den vielleicht besten Koch der Welt halten und der soeben von der Universität Aberdeen (Schottland) mit dem Ehrendoktortitel ausgezeichnet wurde.
Santamarías Buch „La cocina al desnudo“ (die Küche nackt) zielt auch auf Adriàs zahlreiche mehr oder weniger gute Nachahmer, die, weil es eben Mode geworden ist, Lebensmittel mit Stickstoff gefrieren, kalte Soßen oder geliertes Gemüse zu servieren oder alles mit Schaum überziehen.

Seither streiten unsere spanischen Kollegen. Da frage ich mich beim inzwischen servierten Mittagessen (Fleischküchle mit Püree und Karottengemüse) ob diese Diskussion förderlich ist. Ich hoffe darauf, dass gerade die junge spanische Küche, die nicht vergessen hat, das Bodenständige auf moderne, zeitgemäße Art zu präsentieren, dabei nicht in den Meinungs-Mixer gerät, sondern dass ihre Konturen noch schärfer werden.
snacks.jpg
das Degustationsmenü

 

Ein stürmisch begrüßter Bundespräsident

Drei Tage war Bundespräsident Horst Köhler in seiner Heimatstadt Ludwigsburg – eine gelungene Kombination offizieller Anlässe, die am Sonntag mit einer Rede vor der Landesmannschaft der Bessarabiendeutschen im „Forum Ludwigsburg“ endete. Köhler wurde 1943 im polnischen Skierbieszōw als Sohn bessarabiendeutscher Bauern geboren. Einen Großteil seiner Jugend verbrachte er in Ludwigsburg, und natürlich kennt er sich hier bestens aus. Als 19-jähriger hat er die berühmte Ludwigsburger Rede de Gaulles an die deutsche Jugend gehört. Samstags hielt er die Festrede zur 60-Jahrfeier des 1948 von Carlo Schmidt, Theodor Heuss und Ludwigsburger Bürgern gegründeten Deutsch-Französischen Instituts, einer echten und völkerverbindenden Institution. Köhlers erste Etappe galt am Freitag dem Staatsempfang für den slowenischen Präsidenten Danilo Türk im Schloss Ludwigsburg.

Und diesen total verregneten Freitag werden alle, auch die, wie wir hinter den Kulissen arbeiteten, so schnell nicht vergessen: Erst etwa zwei Wochen vor dem Festakt hatten wir den Auftrag für das festliche Abendessen im Marmorsaal des Barockschlosses erhalten, und wie das eben so ist – bis zum Termin hat sich vieles verschoben, wurde das eine oder andere geändert und nochmals geändert. Nach Plan sollte der Bundespräsident um 16.50 Uhr am Schloss eintreffen, wo das Wachbataillon in Reih und Glied angetreten war und einige Dutzend Schülerinnen und Schüler fähnchenwinkend auf das Staatsoberhaupt warteten.

ludwigsburg.jpg
©Michael Latz/ ddp

Doch seit 16.40 Uhr machte ein stürmischer Wolkenbruch (begleitet von massivem Hagelschlag in den Weinbergen des Bottwartals) dem Protokoll einen dicken Strich durch die Rechnung. Mit Blick aufs Wesentliche schützte Köhler mit seinem Schirm die Kinder und ließ sie ins Trockene bringen. Weil niemand das Wachbataillon abschreiten wollte, kamen die Gäste zehn Minuten früher als geplant ins Schloss. Unser zehnköpfiges Serviceteam hatte die Situation schnell im Griff und alle Gäste mit Getränken versorgt, die Gespräche kamen schnell in Gang.

Ab da hatten wir genau eine Stunde Zeit, um das Dinner zu servieren. Eine Herausforderung an unseren Küchenchef Harald Derfuß und seine Crew: Es gab Spargel mit geräuchertem Bachsaibling, Rinderfilet mit Kartoffelplätzchen und Gemüse. Den Abschluss bildete eine Erdbeerterrine mit weißem Schokoladeneis, danach Café und Gebäck. Die Gäste genossen Grau- und Weißburgunder aus dem Remstal vom Weingut Schnaitmann, Stettener Mönchsberg Lemberger vom Weingut Aldinger und Riesling-Sekt vom Weingut Ellwanger.

Als alle Gäste um 19:50 Uhr zum Schlosskonzert gingen, hat sich Bundespräsident Horst Köhler bei uns allen bedankt und auch der Berliner Protokollchef war mit unserer Leistung sehr zufrieden – das war fast schon ein Ritterschlag für das Adler-Team.

 

Glücklich im Elsass

Er hatte nur 30 Tage – aber dieser April hatte es in sich. Keine Feiertage, keine Ferien. Wir hatten sehr viele Gäste und laufend Veranstaltungen im und außer Haus. Deshalb kam ich nicht zum Schreiben und nur wenig zum Lesen des Blogs. Erst am 28. April konnte ich mal einen freien Tag nehmen. Und den konnte ich wirklich genießen:

Am Vormittag noch ein Elterngespräch mit der Lehrerin unseres Sohne, danach der intensive Wunsch für eine richtige Belohnung. Zudem hatte ich noch einen Gutschein meines Bruders für das Restaurant l´Arnsbourg in Baerenthal im Elsass bei Familie Klein.

Seine Begeisterung über diese Küche noch in den Ohren, fuhren wir zwei Stunden in Richtung Frankreich. Unser Navi lotste uns über kleine kurvige und enge Regionalsträßchen zum Restaurant, von außen nett und beschaulich. Als die Tür aufging, fühlten wir uns wie in einer anderen Welt. Asiatische Figuren, eine wunderschöne alte Türe und sehr bequeme Sessel und ein weißer Teppichboden. Meine Frau und ich genossen einen Muscadet.

Das Restaurant ist eine gelungene Verbindung zwischen Tradition und Moderne. In drei mannshohen Vasen blühten füllig weiße Orchideen. Man servierte zuerst viele Spielereien auf dem Löffel, an alle kann ich mich nicht mehr erinnern: Dreierlei Mais – süß, bitter, salzig; geröstete Sonnenblumenkerne; ein Spiegelei von der Wachtel mit gebratenem Speck und Pilzragout.

Das Menu begann mit einer Ouvertüre: Rohe Auster mit Cola-Schaum und Limonengelee. Sie stoppen sofort den fischigen Geschmack, den ich an der Auster mag, meine Frau aber nicht, sie fand diese Creation besser. Danach das Carpaccio vom Thunfisch mit Joghurt und Seeigelperlen, eine sehr interessante Komposition. In aller Ruhe genossen wir dann saftigen Seehecht mit unheimlich luftigem Reisschaum und zartem, nicht vorschmeckenden Zitronengras.

Die nächste Überraschung: Falscher Ziegenkäse mit Rote Beete-Sorbet: Eine Sahne wird mit geschmacklich so gemacht, dass man meint es ist Ziegenkäse, aber man isst Kuhmilch. Das Sorbet gut, aber nicht jeder mag Rote Beete.

Zum Hauptgang gab es Variationen vom Milchlamm, dazu Kichererbsenpürrée, Pomelo, Soße mit schwarzen Oliven. Die mir bis dahin unbekannte Kombination der Pomelo – einer Rückkreuzung aus Grapefruit und Pampelmuse – mit Lamm fand ich einfach super. Den Abschluss bildete eine überflutende Runde süßer „Lustbarkeiten“, wie Marchmelows von der Orange und hausgemachten Pralinen. Der tolle Nachmittag hat nicht nur uns gefallen. Das auch am Montag geöffnete Restaurant wird offenbar gerne von Kollegen besucht – wir sahen Harald Wohlfahrt mit seiner Brigade. Beim nächsten Besuch wollen wir den Golfplatz von Soufflenheim in die Route einplanen.

Die aktuelle Karte und die beiden Menüs findet man, ebenso wie optisch gelungene Eindrücke auf der lebendig gestalteten Homepage der Familie Klein, www.arnsbourg.com.

 

Was macht der Spargel denn für Sachen?

Nicht nur Ostern ist dieser Jahr extrem früh – auch die Spargelernte wird voraussichtlich in den letzen Märztagen beginnen. Das jedenfalls haben die Landwirtschaftsexperten in der Pfalz dieser Tage verkündet. Und die Menschen wundern sich über diesen komisch kurzen Winter, der ja nur teilweise einer war
Ist dies wirklich so ungewöhnlich? Die Ludwigshafener Tageszeitung „Rheinpfalz“ hat am 6. Apri 2006 mit Bild und Text berichtet, dass der Landwirt Christian Deyerling die ersten Exemplare der Frühsorte Gynlim gestochen hat. Und ein Jahr später hieß es im selben Blatt am 30. März, die Spargeleträge seien noch „ungewöhnlich niedrig. Natürlich verwenden die Spargelbauern in der Pfalz ebenso wie ihre Kollegen hierzulande dazu einen Trick: Über einer schwarzen Abdeckfolie stecken Drahtbogen, über die eine weitere, jedoch lichtdurchlässige Folie gespannt ist. Und damit erzeugt man ein stabiles Luftpolster zwischen den beiden Folien, in denen sich jede noch so zaghafte Frühlingssonnenwärme speichert. (Wegen der heftigen Stürme haben die Spargelbauern übrigens kürzlich die glatten Oberfolien gegen solche mit Löchern austauschen müssen…)
Erinnern wir uns doch mal kurz an den letzen Frühling: Da gab es, nach und nach, Spargel en masse. Die Preise sind zwar nicht deutlich gesunken, obwohl man an manchen Tagen von einem echten Überangebot sprechen konnte. Und auf Johanni zu wollte fast niemand mehr das köstliche Gemüse auf dem Teller haben.
Noch holen die Bauern überall den kräftigen echten „Ackersalat“ aus den Böden, der weitaus geschmackvoller ist als die Treibhausware, jedoch mit viel mehr Aufwand vorbereitet – also sorgsam gewaschen – werden muss. Ebenso erfreuen sich die Landwirte einer guten Radieschen-Ernte. Ideale Voraussetzungen für Abnehmwillige.
Ich freue mich auf die ersten Spaziergänge rund um den Hohen Asperg oder vielleicht im Rems- oder Neckartal. Die „Wengerter“ haben in den letzten Monaten die Rebstöcke geschnitten und in den meisten Weinbergen sind die Reben schon auf zwei rund gebogebe Tragruten (und in frostgefährdeten Gebieten auf eine dritte Sicherheitsrute) runtergeschnitten. Der erste Weinbergschnittlauch sprießt zwischen den Zeilen und wenn man Glück hat, treibt da und dort schon ein Bäumchen mit Weinbergpfirsichen die ersten Knospen.
Unsere Natur bietet so viele Gelegenheiten, sich an ihr zu freuen. Man muss sich nur die Zeit und Ruhe nehmen (können), dann stellt sich die Vorfreude auf köstliche frische Gemüse, ja, und auch auf den ersten heimischen Spargel von alleine ein.
Mir schmeckt er allerdings erst nach zwei, drei Wochen, wenn die nicht so frühen Sorten in den Spankörben angeliefert werden. Und dann am liebsten auf die ganz klassische Art: Mit guten Kartoffeln und einem „Buttersößle“, wie man das schon vor hundert Jahren im Adler bei meinen Großeltern auf der Karte lesen konnte.

 

Karfreitag – Höhepunkt der Fischsaison?

Die Bilder stammen aus dem Buch: „Zwischen Tradition und Moderne“ – Die expressive Küche von Harald Derfuß

Karfreitag und Fisch – da geht kein Weg daran vorbei. Oder doch? Nicht nur in Süddeutschland essen Christen beider Konfessionen am Karfreitag Fisch und folgen der weithin geltenden christlichen Tradition, dass an Fasttagen generell auf Fleisch verzichtet wird.
gebrasafrankartoffel-410.jpg
Die Gastronomie richtet sich auf die Karwoche (und auf das Ende der Fastenzeit) mit entsprechenden Angeboten ein. Viele Kollegen definieren diese Tage sogar als Fisch-Woche. Das führt, geradezu naturgemäß, zu Ergebnissen und Erscheinungen, die zumindest bedenkenswert erscheinen: Fisch wird künstlich verknappt und somit richtig teuer.
rotbarbenfiletblau-410.jpg
Muss dies so sein? Ich denke, Fisch ist ein viel zu wertvolles Lebensmittel, als dass man es „nur“ an Karfreitag auf den Tisch bringen sollte. Vor allem Seefische gelten als idealer Lieferant für Jod und die lebenswichtigen Omega-3-Fettsäuren. Ernährungsexperten empfehlen deshalb mindestens einmal pro Woche Fisch. Und das Bayerische Ministerium für Landwirtschaft und Forsten hat vergangenes Jahr sogar per Pressemitteilung Verbraucher geangelt und empfohlen, die Produkte aus dem Bundesland mit den meisten Seen öfter zu genießen. Ob Wels, Forelle oder Saibling aus dem Gebirgsbach – auch Süßwasserfische sind excellente Nahrungsmittel.

Nun haben ja die gottesfürchtigen und bettelarmen Schwaben mit den Maultaschen eine Alternative zu (wenn man ehrlich ist: fast) fleischlosen Gerichten erfunden, quasi das Stammessen in vielen Familien. Gründonnerstag aus der Brühe und mit Kartoffel- und Gurkensalat. Den Karfreitag überbrücken sie dann mit Streifen dieser kulinarischen Köstlichkeit, in Ei gehüllt und herausgebraten.
schwabas-detail-410.jpg
Noch ein paar Tipps für zuhause: Frischen Fisch erkennt man an der leuchtenden Haut, die mit einer klaren Schleimschicht überzogen ist. Ebenso an prallen Augen, gewölbten Linsen, hellroten Kiemen und an dem Geruch nach See. Dann ist das Fleisch des Fisches fest und elastisch.

Fisch in blasser Farbe, mit trüber Schleimschicht, dunkelrot bis bräunlich gefärbten Kiemen, trüben, eingefallenen Augen und dem charakteristischen Fischgeruch sollte man sich nicht antun.

Kaufen Sie „Frischfisch“ und halten Sie ihn maximal einen Tag im Kühlschrank gefangen, am besten auf einer umgestülpten Untertasse in einer weiten Metall-, Porzellan- oder Glasschüssel, mit Klarsichtfolie abgedeckt, damit er „trocken“ liegt..

 

Sa langue marche toujours

Politik ist die Kunst des Möglichen, sagte Otto von Bismarck. Daran hat sich wohl auch der französische Staatspräsident Sarkozy erinnert, der vergangenes Wochenende Landwirtschaftsmesse in Paris mit der Ankündigung eröffnete, er unterstütze Bestrebungen, der französischen Küche den Status eines von der UNESCO geschützten Weltkulturerbes zu verleihen. Und die Medien unserer Nachbarn zitierten ihn mit der Behauptung, sie sei „die beste Küche der Welt“.

Bei allem Respekt vor den französischen Bauern, Viehzüchtern und Fischern und ihren auch hier geschätzten Produkten – es kommt nicht nur drauf an, was drin ist, sondern auch, was man daraus macht.

Viele unserer französischen Kollegen haben sich den Ruf von der besten Küche über Generationen verdient, sie gilt heute noch als „klassisch“ – da, wo sie noch gepflegt und gehegt wird. Deshalb aber von der UNESCO den Adelstitel zu erheischen, ist blanker Sarskozy-Populismus. Hervorragende Köche gibt es in der Schweiz ebenso wie in Nordspanien und der Michelin für Japan lobte und belohnte Restaurants in Tokio. Zudem zieht es den einen oder anderen deutschen Spitzenkoch sogar in die Luxusrestaurants von Moskau. Links und rechts des Rheins wird mit Wasser gekocht – doch östlich des Rheins, so viele Experten, findet man heute deutlich häufiger die feine Küche.

Wer ein bisschen über den nationalen Tellerrand hinaus schaut, wird anerkennen, dass gerade in der gehobenen Gastronomie ein reger Austausch von Menschen und Meinungen befruchtend und für alle segensreich wirkt. Ein gutes Beispiel geben da die in vielen Ländern Europas engagierten  „Jeunes Restaurateurs d’Europe“.

Ich empfehle dem Staatspräsidenten, deren Leitbild zu lesen (www.jre.net). Sie wollen „Talent und Leidenschaft auf dem Kontinent des Wohlgeschmacks  vereinen und uns der Welt zeigen…“ Weiter heißt es dort: „Wir verpflichten uns, mit unseren Mitarbeitern und Gleichgesinnten eine solidarische Gemeinschaft zu bilden, die hohe Ansprüche verfolgt und unsere Kunst ständig zu erneuern, damit unsere Küche den künftigen Generationen als Beispiel dient und den Frauen und Männern unserer Zeit schon jetzt Genuss bereitet…“

Auch wenn die Nationalversammlung die Gänse- und Enten(stopf)leber bekanntlich zum nationalen Kulturgut erklärt hat  (um ihre Herstellung vor tierschutzrechtlichen Anfechtungen zu schützen) darf man fragen, ob der französische Staatspräsident (Medienkritik: „sa langue marche toujours“) mal wieder seinen Mund ein wenig zu voll genommen hat.

 

Nicht hektisch reden, sondern in Ruhe genießen

Raus aus den Restaurants, rein in die so viel zitierte „Eckkneipe“ – die Diskussion um das Rauchverbot nimmt teils groteske Formen an. So froh ich bin, dass wir im Adler damit keine Probleme haben, so wundere ich mich doch, warum in unserem Land oft jahrelang im Laufe eines Gesetzgebungsverfahrens in aller Breite diskutiert wird und sobald das Gesetz verabschiedet ist, die Nachhut in verloren gegangene Schlachten rennt und das Fähnlein der Aufrechten notfalls bis nach Karlsruhe tragen will.

Geradezu typisch für diese Hektik scheint mir die Geschichte um den Altbundeskanzler Helmut Schmidt zu sein, der von der Wiesbadener Nichtraucherinitiative wegen Verstoßes gegen das Rauchverbot und Körperverletzung angezeigt wurde. Ziemlich cool und keinesfalls verschnupft reagierte der rührige 89 Jahre alte Elder Statesman, der in seinem Leben weitaus schwierigere Situationen meisterte, in einem ZEIT-Interview: Auch er werde künftig dem Gesetz gehorchen. Um seinen Ruf mache er sich dabei keine Sorgen, er sei kein öffentliches Vorbild. „Politiker sollen auf ihrem Felde Vorbild sein, aber nicht auf sämtlichen Feldern menschlichen Lebens. Das ist zu viel verlangt.“ Er habe nie versucht, das Rauchen einzustellen: „Ich bin doch nicht verrückt…“. Gewiss eine erfreuliche Reaktion des Hanseaten, der, wie wir Schwaben sagen würden, ganz einfach „d’Luft rausglassa hat“. 

Ein anderes Beispiel für diese verrückte Hektik scheint mir die Fastenzeit zu sein. Selbstverständlich respektieren wir den Wunsch des Gastes, wenn er Wasser statt Wein (oder Bier) bestellt – das ganze Jahr über.

Schade finde ich allerdings, wenn Gäste ein schönes Menü bestellen und dann kalorienzählend und vom Abnehmen redend, von allem nur nippen. Kaum besser ist es, den ganzen Tag zu hungern, damit man das Dinner genießen kann. Nein, nein, nein: Die Freude am Essen sollte man sich nicht selbst nehmen. Wie man das ganze Jahr über sich vielseitig und gesund ernährt, zeigt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung  mit vielen guten Broschüren und Aktionen – bis hin zu Kita, Schule oder Kantine.

Die jüngsten Veröffentlichungen über die zu dicken Deutschen können in der Tat schocken. Doch mit dem Diäten-Wahn können wir diesen Problemen nicht zu Leibe rücken. Nur wer gutes Essen kennt, weiß es zu schätzen. Unser Land hat nicht nur Sterne-Restaurants. In vielen Restaurants und Hotels wird heute leicht und gut gekocht. Den Unterschied zu erschmecken, zu erfahren und zu genießen, das sollten wir schon unseren Kindern lernen.

Und da können wir Gastwirte einwirken, in dem wir unsere künftigen Gäste ernst nehmen.

Rot-weiß muss nicht immer Majo und Ketchup bedeuten…