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Eine Webserie von Tom Hanks: „Electric City“

 

Cleveland Carr, grummeliger Protagonist (Bild: Yahoo!)

Nun macht also auch Tom Hanks den Sprung von der Kinoleinwand ins Netz. Jedenfalls als Produzent: Seine mehrfach angekündigte und ebenso oft aufgeschobene Webserie Electric City ist exklusiv auf der Website von Yahoo zu sehen. Insgesamt sollen 20 Episoden mit je fünf bis sieben Minuten Länge veröffentlicht werden.

Von einem „Online-Blockbuster“ spricht die Yahoo-Videochefin Erin McPherson, was die hohen Erwartungen zeigt. Die Webserie ist der nächste Versuch des kriselnden Konzerns, eigene Programme und Kanäle zu starten. Wie auch bei der Konkurrenz von Google und YouTube, die zu Beginn des Jahres rund 200 Millionen US-Dollar in das Marketing ihrer Partnerkanäle investierten, ist Original Programming das Stichwort: Exklusive Serien und Inhalte sollen neue Zuschauer, also Besucher, locken.

Exklusiv ist Electric City auch in dem Sinne, dass es die erste eigene Comicserie des Portals ist. In einer postapokalyptischen, aber zunächst nicht näher beschriebenen Welt angesetzt, erzählt sie die Geschichte der Stadt Electric City und ihrer Bürger. Cleveland Carr, Geheimagent und Protagonist (und von Hanks gesprochen), arbeitet für einen mysteriösen Rat älterer Damen, die allesamt zu den „Überlebenden“ zählen und die Ordnung aufrechterhalten. Das ist auch nötig, denn die Stadt hält einige Geheimnisse parat: „Auf der Oberfläche ist Electric City eine Utopie“, sagt McPherson, „aber tatsächlich ist es voller Geheimnisse und strikter Kontrolle.“

Einen „quasi-Steampunk, quasi-Comic, quasi-Thriller“ Mix nennt die New York Times diese Geschichte und legt damit gleichzeitig deren Problem offen: Für ein Format, das auf kurzen Episoden basiert und das man nebenbei konsumiert, will sie möglicherweise zu viel. Bereits in den ersten Episoden etwa entfalten sich mehrere Handlungsstränge: In Rückblicken erfährt man von der Vergangenheit der Figuren, bekommt Hinweise auf eine Klimakatastrophe und sieht Anzeichen von Überwachungsmechanismen und Korruption. Schon in den ersten zwei Folgen wird ein gutes Dutzend Figuren eingeführt, die wenigsten werden weiter beschrieben. Viele Fragen bleiben – jedenfalls nach der Hälfte – unbeantwortet.

Darüber kann man hinwegsehen, wenn man sich auf die Erzählung einlässt. Denn Electric City ist durchaus unterhaltsam und interessant, mit guter Atmosphäre, vielen kleinen Details und exzellenten Sprechern ausgestattet. Was es leider auch ist: Ein Versuch, klassische TV- und Filmstrukturen in ein Webvideoformat zu bringen.

Zwar versuchen die Macher, mit Puzzlespielen, 3D-Karten und parallel zur Serie laufenden Charakterinformationen eine zusätzliche Ebene einzuführen. Zu nebensächlich aber gerät die Einbindung dieser Elemente. Offenbar war auch den Machern nicht immer bewusst, welche zusätzlichen Möglichkeiten ihnen das Netz bietet. „Unser Ziel war es eigentlich, die Sache online zu stellen und eine zusammenhängende Story zu liefern“, sagt Hanks. Das jedenfalls ist ihm gelungen.

Alle Episoden von Electric City sind ab sofort bei Yahoo auf Englisch zu sehen oder bei Yahoo Deutschland mit deutschen Untertiteln. Hier die erste Folge: