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Netzfilm der Woche: „To This Day“

 

Die meisten von uns erinnern sich noch an sie, an die Mitschüler/innen, die es immer besonders häufig abbekamen, sei es durch ihr Aussehen, ihre Leistungen oder auch ihre Herkunft. Wir neigen dazu, diese Erlebnisse rückblickend als alterstypische Rangeleien abzustempeln. Doch in vielen Fällen folgen auf fiese Worte auch körperliche Übergriffe, aus scheinbar harmlosen Hänseleien wird Schikane und Mobbing, unter dem die Betroffenen oft noch viele Jahre später leiden.

Auch der kanadische Lyriker Shane Koyczan kennt dieses Gefühl. In seinem Spoken-Word-Gedicht To This Day verarbeitet er die Erfahrungen aus seiner eigenen Kindheit. Koyczan erzählt, wie er zu seinem ersten Spitznamen – Schweinekotelett – kam. Er erzählt von einer Freundin mit einem großen Muttermal auf der Wange, die sich auch heute noch immer nicht wohl in ihrem Körper fühlt. Von einem adoptierten Freund, der mit Selbstmordversuchen und Psychopharmaka aufwuchs.

Zu Beginn des Jahres rief Koyczan gemeinsam mit dem Designstudio Giant Ant dazu auf, das Gedicht zu animieren. Sie fragten Dutzende Grafikdesigner und Animationsfilmer, ob sie innerhalb von 20 Tagen je ein 20-sekündiges Segment produzieren können. Am Ende haben sich 86 Künstler an dem Projekt beteiligt, die alle ihren einzigartigen Stil und verschiedenste Animationstechniken mitbrachten, von klassisch bis experimentell. Umso überraschender ist es, wie flüssig To This Day am Ende doch ist, wie sich die Segmente trotz ihrer schnellen Abfolge ergänzen, stets zusammengehalten von der emotionalen Darbietung des Gedichts.

Letztlich ist To This Day zwei Dinge: Ein gelungenes und ambitioniertes Crowdsourcing-Projekt und ein gesellschaftlicher Aufruf. Der Film war Bestandteil des kanadischen Pink Shirt Day, einem landesweiten Anti-Mobbing-Aktionstag, der vor wenigen Tagen stattfand. Und auch darüber hinaus sollen der Film und das Gedicht auf die wichtige Thematik des Mobbings hinweisen und damit vor allem Schüler und Lehrer sensibilisieren.

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