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Netzfilm der Woche: „All’s Fair“

 

Der US-Filmemacher Todd Strauss-Schulson arbeitet gerne mit Extremen. In seinem Kurzfilm Valibation aus dem vergangenen Jahr lässt er Horror auf Technologiekritik treffen: Ein Schuhverkäufer verschmilzt mit seinem Smartphone. Für seinen neuen Kurzfilm All’s Fair hat sich Strauss-Schulson auf den ersten Blick ein alltäglicheres Thema einfallen lassen: Es geht um’s Schlussmachen.

Im Mittelpunkt von All’s Fair steht Roye. Roye ist Mitte zwanzig, ein wenig unbeholfen, ein bisschen nerdig und vor allem schwer in Miranda verliebt. Doch als er ihr einen Heiratsantrag macht, bricht seine Welt zusammen: Miranda lehnt nicht nur ab, sie macht auch gleich ganz Schluss und beginnt stattdessen eine Beziehung mit Royes Freund Justin. Soweit, so Klischee.

Was macht Roye nun? Er siecht vor sich hin, er schwelgt in Erinnerungen und heuert schließlich die Prostituierte Phoenix an. Nicht etwa für Sex, sondern um die schönen Momente und Routinen, die er mit Miranda hatte, noch einmal zu erleben. Doof nur, dass er dabei ziemlich viel Geld verliert und es am Ende eben doch nicht dasselbe ist.

Wie in Valibation gelingt es Strauss-Schulson auch in All’s Fair mit dem Stilmittel der Übertreibung zu spielen. Mit gelungenen Einstellungen und cleveren Schnitten wechselt der Kurzfilm zwischen Erinnerung und Gegenwart. Die anfangs absurde Beziehung zwischen der Prostituierten und Roye führt die Zuschauer durch die emotionalen Tiefen einer Trennung, mit denen wohl die meisten vertraut sind. Wie auch mit dem Ende, als sich Roye entscheiden muss: Soll er loslassen oder weiterhin von der Vergangenheit zehren?