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Netflix bezahlt nun auch Time Warner

 

Die Netflix-Zentrale in Los Gatos (© Justin Sullivan/Getty Images)
Die Netflix-Zentrale in Los Gatos (© Justin Sullivan/Getty Images)

Dann sind es plötzlich vier: Der Streamingdienst Netflix bezahlt nun auch den Internetanbieter Time Warner dafür, dass die eigenen Filme und Serien des Portals schneller und möglichst ruckelfrei auf die Bildschirme die Kunden gelangen. Time Warner ist nach Comcast, AT&T und Verizon der letzte der vier großen amerikanischen Internetprovider, mit dem Netflix bis dato noch keinen Deal ausgehandelt hatte.

Zu Beginn des Jahres sorgte Netflix erstmals für Aufsehen, als das Unternehmen eine Absprache mit dem größten US-Kabelanbieter Comcast traf. Soll heißen: Als Netflix erstmals Geld an einen Provider zahlte, um auf der vielzitierten „Datenautobahn“ zu fahren. Genau das könnte die Netzneutralität unterwandern, warnen die Experten. Diese besagt, dass alle Daten im Netz gleich behandelt werden und kein Dienst priorisiert wird. Im Fall von Netflix könnte aber genau das sein.

Die Provider argumentieren mit dem steigenden Datenvorkommen, das Netflix verursacht. Schon jetzt sind in den Abendstunden ein Drittel des gesamten nordamerikanischen Datenverkehrs. Zwar hat Netflix mit seinem Content Delivery Network (CDN) inzwischen eine eigene Infrastruktur geschaffen, um die Provider zu entlasten, doch gerade an den Knotenpunkten, an denen zwei Netze Daten austauschen (Stichwort Peering), sträuben die Provider sich, die Technik auszubauen. Dass die Daten ungebremst weitergeleitet werden, wollen sie sich bezahlen lassen – und Netflix macht mit, schließlich sind ruckelnde Streams schlecht für das Geschäft.

Netflix schwört auf die Netzneutralität

Kurioserweise schwingt sich Netflix immer wieder selbst zu einem Verfechter der Netzneutralität auf. In einem aktuellen Gastbeitrag für Wired schreibt Netflix-CEO Reed Hastings, dass Breitbane keine „endliche Ressource“ sei. Die Anbieter müssten einfach mehr in ihre Infrastruktur investieren, wovon letztlich ohnehin alle Kunden profitieren. Zudem dürften sie die Anbieter von Online-Diensten nicht zur Kasse bitten. Dass Netflix trotzdem mitmacht, ist wohl eine rein wirtschaftliche Entscheidung.

In Deutschland startet Netflix im September. Noch gibt es keine Hinweise, dass der Dienst mit Providern wie der Telekom kooperiert. Doch sollte Netflix erfolgreich sein, könnte hierzulande schon bald eine neue Diskussion über die Netzneutralität stattfinden. Denn auch die deutschen Provider tun vor allem eines gar nicht gerne: die Netze ausbauen.