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YouTube probt den Ernstfall für abtrünnige Stars

 

Screenshot der Vessel-Website
Screenshot der Vessel-Website

Der ultimative YouTube-Killer wurde in den vergangenen Jahren immer mal wieder ausgerufen und kaum ein großer Name fiel dabei nicht: Facebook, Disney, Vine, Yahoo und AOL wurden immer mal wieder gehandelt, die nächste große Videoplattform aufzubauen.

Inzwischen ist YouTube vermutlich too big to fail, auch wenn der Großteil der Inhalte kaum jemand anschaut. Kerry Trainor von Vimeo hatte uns vor einigen Wochen im Interview gesagt, dass die Welt ohnehin kein zweites YouTube brauche, sondern zusätzliche attraktive Dienste. In anderen Worten: Einen YouTube-Killer wird es so schnell nicht geben. Das heißt aber nicht, dass sich nicht einige der Stars nach Alternativen umsehen.

Das fürchten offenbar auch die Verantwortlichen der Google-Tochter. Wie das Wall Street Journal berichtet, ist gerade ein internes Team damit beschäftigt, einen „Feueralarm“ zu üben, um bekannte Produzenten enger an die Plattform zu binden. Wie es heißt, arbeitet YouTube an neuen, langjährigen Verträgen und Bonus-Zahlungen für erfolgreiche Kanäle.

Man muss wissen, dass es schon seit einiger Zeit zwischen Produzenten und YouTube gärt. Die Plattform behält für jedes Video circa die Hälfte der Werbeeinnahmen für sich, der Rest wird für einen Betrag pro 1.000 Abrufe je Video abgerechnet; je bekannter und beliebter der Kanal ist, desto höher kann dieser sein.

Zwar ist das für viele der Top-Stars durchaus lukrativ, doch längst nicht alle sind von diesem Deal restlos überzeugt. Einige bekannte Namen wie etwa Smosh oder Grace Helbig haben sich deshalb zusätzlich zu YouTube eigene Plattformen aufgebaut. Andere nutzen inzwischen Vimeo, um kostenpflichtige Inhalte per Video-on-Demand zu verkaufen.

Vessel als YouTube-Konkurrent?

Ein Name, der den Verantwortlichen bei YouTube offenbar Sorgen bereitet heißt Vessel. Das Start-Up wurde von dem früheren Hulu-CEO Jason Kilar in diesem Jahr gegründet und konnte bereits vor dem offiziellen Start 75 Millionen US-Dollar Risikokapital einnehmen. Zu den Investoren zählt auch Amazon-Gründer Jeff Bezos, der ja ebenfalls mit seinem Konzern stark in Video investiert.

Vessel plant offenbar einen Abo-Service für Videos und hat bereits Kontakt mit mehreren YouTubern aufgenommen. Das Wall Street Journal hat mit einigen gesprochen und berichtet von attraktiven Konditionen und Deals, die Vessel eine dreitägige Exklusiv-Ausstrahlung von Inhalten zusagt. Offenbar möchte das Start-Up, dass die YouTube-Macher ihre Inhalte erst auf Vessel vorstellen und anschließend auf YouTube. Eigentlich eine clevere Idee – wenn sie denn funktioniert. Einige der gefragten Produzenten scheinen jedenfalls interessiert zu sein. Auch Yahoo hat offenbar schon bei einigen von ihnen angeklopft.

Genau das möchte YouTube offenbar vermeiden, indem es nun intern nach neuen Verträgen und Vertriebsformen sucht. Auch ein werbefreier Abo-Service war kürzlich wieder im Gespräch. Auch wenn Vessel nur der nächste in einer Reihe von vielen YouTube-Killern ist: Ein bisschen Druck auf den Marktführer kann nie schaden.