Was ist „Bayhem?“: Video-Essays von Tony Zhou

Der Filmemacher und Enthusiast Tony Zhou ist mir in den vergangenen Wochen des Öfteren untergekommen, was an seiner neuen Serie Video-Essays liegt. Vor allem Bayhem, das den „explosiven“ Filmstil von Michael Bay untersucht, wurde ordentlich durch die Blogs gereicht. Schließlich ist Bay ein gern gesehener Gast, wenn es darum geht, Dinge möglichst opulent in die Luft zu jagen und wird dafür ebenso gerne aufgezogen.

Doch Zhou interessieren nicht bloß Explosionen, unter anderem hat er sich mit Aspekt der visuellen Komik bei Edgar Wright (Shaun of the Dead, Hot Fuzz), Steven Spielbergs One-Takes und der Stille in den Filmen Martin Scorseses beschäftigt.

In Zhous neustem Essay allerdings geht es um jemanden, der mir bis dato nichts sagte: Satoshi Kon, ein japanischer Anime-Regisseur, der frühzeitig verstorben ist. Wenn die Qualität mit den vorherigen Teilen der Essayreihe mithalten kann, sollten auch das sehr kurzweilige acht Minuten für Filmfreunde sein.

(via)

 

Video-Essay über Actionfilme: „Chaos Cinema“

Das Blog Open Culture hat eine interessante Video-Essay-Reihe von Matthias Stork, einem deutschen PhD-Studenten an der Universität von Kalifornien, ausgegraben. Chaos Cinema entstand vor zwei Jahren in Zusammenarbeit mit dem Indie-Filmblog Indiewire und beschäftigt sich mit der sich verändernden Ästhetik von Hollywood-Actionfilmen.

Stork argumentiert in drei Teilen dass sich der Stil von Actionfilmen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten stark verändert hat. Und zwar nicht zum besseren. Denn statt auf die Einheit von Raum und Zeit zu achten, so Stork, würden immer mehr Filmemacher mit schnellen Schnitten, Effekten, Sound-Editing und einer allgemeinen Reizüberflutung arbeiten – mit „Chaos Cinema“ eben.

Wie über alle Video-Essays, lässt sich auch über die These von Chaos Cinema vorzüglich diskutieren. Vor allem natürlich über die Frage, ob man die „klassischen“ Actionfilme überhaupt mit den aktuellen vergleichen kann, oder ob neue Mittel und Produktionstechniken nicht zu einer veränderten Rezeption führen, und die alten Maxime der Filmproduktion schlicht auflösen.

Weiter„Video-Essay über Actionfilme: „Chaos Cinema““

 

Fünf Video-Essays über Wes Andersons Filme

Treue Leserinnen dieses Blogs wissen, dass ich durchaus ein Faible für Video-Essays habe. Tatsächlich ist der Video-Essay, der ja oft von privaten Filmenthusiasten stammt und sich mit Analysen ihrer Lieblingsfilme- und Genres beschäftigt, ein schwer unterschätztes Genre im großen Webvideo-Kosmos, das bis heute eher stiefmütterlich behandelt wird.

Matt Zoller Seitz, Autor und Chefredakteur der Website des im Frühjahr verstorbenen Filmkritikers Roger Ebert, hat sich dem Genre nun jedenfalls angenommen. Auszüge aus seinem Buch The Wes Anderson Collection gibt es nun auch als Videoessay auf Vimeo.

Bis jetzt sind fünf, jeweils knapp zehnminütige Folgen über Filme wie The Life Aquatic with Steve Zissou, The Darjeeling Limited und The Royal Tennenbaums erschienen. Sie erkunden die bunte Filmwelt von Wes Anderson mit ihren traditionell schrulligen Motiven und Geschichten. Nicht nur für Fans des Regisseurs interessant.

Weiter„Fünf Video-Essays über Wes Andersons Filme“

 

Arbeit und Automatisierung: „Humans Need Not Apply“

CGP Grey, der auf Reddit und durch seinen YouTube-Kanal mit aufwändigen Erklärvideos bekannt geworden ist, hat sich für seine neuste Arbeit Humans Need Not Apply mal dem Thema Automatisierung angenommen. Soll heißen: Robotern, Algorithmen und sonstigen technischen Helfern in der Arbeitswelt. Dass uns Roboter immer komplexere Aufgaben abnehmen, ist natürlich nicht neu, aber das Video lohnt sich schon aufgrund der Vielzahl an vorgestellten Projekten von Kaffeeautomaten über Flappy Bird bis hin zu automatisierter Landwirtschaft.

(via)

 

Kurzfilm: „Castello Cavalcanti“

Nach Roman Polanski und seinem Kurzfilm A Therapy im vergangenen Jahr, hat die Modemarke Prada einen neuen Kurzfilm als branded content produzieren lassen. In Castello Cavalcanti führte kein geringerer als Wes Anderson Regie und sein regelmäßiger Schauspielpartner Jason Schwartzman darf gleich die Hauptrolle spielen. Es geht um einen Rennfahrer im Italien der Fünfziger Jahre, eine bizarre Familienhistorie, enthält den für Anderson typisch schrulligen Humor und ist – für dieser Art von Kurzfilmen erfreulicherweise – von aggressivem Product Placement befreit.

 

Einfach super, diese Cuts

Zu Bruce Willis gibt es einen, zu Nicolas Cage ebenfalls und zu Arnold Schwarzenegger sowieso. Die Rede ist von einem Supercut, einer Montage aus Filmszenen zu einem ganz bestimmten Thema. Anders als in den artverwandten Mashups, die unterschiedliche und oft gegensätzliche Motive und Quellen verbinden, konzentrieren sich Supercuts auf einzelne Schauspieler oder bestimmte immer gleiche Handlungsabläufe oder Dialoge. Sie zeigen dann wie inbrünstig sich Arnie durch sämtliche Rollen schreit oder wie Bruce Willis einige Dutzend Autos schrottet. Inzwischen ist daraus ein eigenes – und eigenwilliges – Filmgenre im Netz entstanden.

Proto-Supercuts

Der Begriff geht auf den US-Blogger Andy Baio zurück, der 2008 in einem Blogeintrag auf diese Form „obsessiv-zwanghafter Sammelwut“ von Filmfans hinwies, nachdem er ein YouTube-Video gesehen hatte, indem die Darsteller der Serie Lost nichts anderes taten, als immer wieder perplex „What?“ zu fragen. Aus Mangel an Alternativen wählte Baio die Bezeichnung Supercut.

Die Idee solcher Zusammenschnitte gibt es jedoch schon länger. Der Filmkritiker Tom McCormack hat die ersten Supercuts in einem Essay bis in die dreißiger Jahre zurückverfolgt, als etwa Joseph Cornell diverse Szenen der Schauspielerin Rose Hobart in einen gleichnamigen, surrealen 20-minütigen Film verwandelte. Andere dieser „Proto-Supercuts“ wie Bruce Conners A Movie aus dem Jahr 1958 erinnern eher an traditionelle Schnitt-Experimente. Erst 1995 klebte Christian Marclay für seinen Kurzfilm Telephones Szenen aus Hollywood-Klassikern zusammen, in denen Menschen telefonierten. Das Ergebnis war eine eigenständige Erzählung in Form einer endlosen Telefonkette – und damit vielleicht der erste echte Supercut.

Weiter„Einfach super, diese Cuts“

 

Die Künstliche Intelligenz spricht: „Golem“

Aus der Wikipedia über Stanisław Lems Science-Fiction-Essay Golem XIV:

Golem XIV ist in der Geschichte Lems ein von Menschen erbauter Super-Computer, der die Intelligenzbarriere durchbrochen hat und somit über eine eigenständige Vernunft verfügt. Er besitzt weder Eigenschaften der Persönlichkeit noch solche des Charakters.“

In Lems Buch gibt die Künstliche Intelligenz Golem XIV zwei philosophische und neodarwinistische Vorlesungen, in denen sie sich mit der Rolle der Menschen im Kosmos befasst, vor allem mit der Frage, ob und inwiefern die Menschheit als Krone der Schöpfung gelten darf.

Patrick Mccue und Tobias Wiesner haben in ihrer Arbeit GOLEM einen Auszug der ersten Vorlesung (Dreierlei über den Menschen) für ein Abschlussprojekt illustriert – mit eindrucksvollen Bildern und stimmiger Musik von Cliff Martinez, die beide der Abstraktheit des Themas angemessen sind, ohne dabei von der tatsächlichen Erzählung abzulenken.

(via)

 

Robbie, seit 6.000 Jahren im Weltall

Roboter in Filmen lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Da wären die guten und herzlichen Blechbüchsen wie etwa Wall-E, R2D2 oder Marvin, der paranoide Androide aus Per Anhalter durch die Galaxis. Auf der dunklen Seite der Leinwand stehen die fiesen Gesellen: Die HAL9000s, die Terminators und die Roboterarmeen aus The Matrix, die nur eines im Sinn haben: Ihre Schöpfer, also die Menschen, zu zerstören.

Das würde Robbie niemals in den Sinn kommen. Denn Robbie ist ein durch und durch guter Roboter, ein fleißiger Arbeiter und prima Kerl. Seit er im Jahr 2032 ein Upgrade erfahren hat, kann er eigenständig denken, fühlen und in die Kirche gehen. Und auch sein größter Traum hat sich schließlich erfüllt: Robbie durfte ins Weltall fliegen.

Das vor rund 6.000 Jahren. Seitdem fliegt, oder sagen wir besser irrt, Robbie durch den Weltraum. Den Kontakt zur Erde hat er längst verloren und damit auch das Wissen, was aus seiner Heimat geworden ist. Um sich zu unterhalten, hat Robbie eine Fantasiewelt erschaffen, in der hilfsbereite Roboter durch die Galaxis reisen. Nun aber ist Robbies Akku leer und damit seine Lebenszeit zu Ende. Und Robbie tut das, was ein guter Roboter tun würde: Er erzählt seine Geschichte, in der Hoffnung, dass man ihn wieder findet und auf die Erde zurückholt.

Neil Harveys Robbie ist ein ungewöhnlicher Kurzfilm. Nicht nur, weil er die Geschichte des gleichnamigen Roboters quasi rückwärts erzählt, sondern auch, weil er ausschließlich aus Archivaufnahmen der Nasa besteht. Rund zehn Stunden Material hat Harvey für den achtminütigen Film zusammengeschnitten, um daraus die Geschichte des einsamen Roboters zu bebildern. Gemeinsam mit dem Monolog des Protagonisten ist Robbie ein gelungenes Porträt aus einer ungewohnten Erzählperspektive heraus – und eine nette Abwechslung zu den Produktionen mit effektheischender Computergrafik.