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Tag 3 nach dem Beben

 

Von Wolfgang Blau (wb), Tina Groll (tgr), Domenika Ahlrichs (dah), Fabian Mohr (fm), Carolin Ströbele (cs) und Sascha Venohr (sv)

  • Nach Beben und Tsunami mindestens 10.000 Menschen vermisst
  • Behörden haben bis zum Abend 1.597 Opfer registriert
  • Noch immer große Gebiete von Außenwelt abgeschnitten
  • Etwa 450.000 Menschen wurden obdachlos
  • Weitere 80.000 mussten Zone um AKW Fukushima-1 räumen
  • Keine verlässlichen Angaben über Zustand des AKW Fukushima-1
  • Anspannung vor Handelsbeginn an Tokyoter Börse
  • In Deutschland intensive Debatte über Atompolitik entflammt
  • Themenseite zum Erdbeben in Japan

00.31 Wir beenden das News-Blog für heute. Über wichtige Ereignisse werden wir Sie in den nächsten Stunden via Twitter auf dem Laufenden halten. (wb)

00.03 Bei dem Erdbeben der Stärke 9,0 und dem nachfolgenden Tsunami sind in Japan höchstwahrscheinlich weit über zehntausend Menschen ums Leben gekommen. Die Behörden identifizierten bis Sonntagabend 1.597 Opfer. Etwa eine halbe Million Menschen wurden obdachlos. An der Ostküste Japans sind viele Orte noch immer von der Außenwelt abgeschnitten, zahlreiche Küstenstraßen wurden durch den Tsunami zerstört oder sind noch überflutet. Nach Einschätzung des staatlichen japanischen Wetterdienstes muss noch mit Nachbeben der Stärke 7 auf der Richterskala gerechnet werden. Der Wetterdienst sieht die Wahrscheinlichkeit eines derart starken Nachbebens innerhalb der nächsten drei Tage bei 70 Prozent. Bei dem Beben am Freitag wurde Japans Hauptinsel Honshu um 240 Zentimeter verschoben. Nach Berechnungen des staatlichen italienischen Instituts für Geophysik hat sich die Erdachse durch das Beben um zehn Zentimeter verlagert. (wb)

23.18 Die radioaktive Strahlung in der Umgebung des Atomkraftwerks Onagawa ist wieder auf normale Werte zurückgegangen. Das berichtet die Internationale Atomenergieorganisation IAEA unter Berufung auf japanische Behörden. (cs)

23.12 Man kann in diesen Tagen nicht anders, als sich ständig zu fragen, was im AKW Fukushima-1 wirklich vor sich geht. Es ist davon auszugehen, dass Angestellte des AKW gerade ihre Gesundheit, wenn nicht ihr Leben aufs Spiel setzen, um die Kühlung des Reaktors zu sichern und eine Kernschmelze zu verhindern. Egal, was man über den Sinn und Nutzen von Atomkraft denkt, diese Menschen verdienen unseren höchsten Respekt. (wb)

22.45 Auch die wirtschaftlichen Folgeschäden des Bebens sind noch kaum überschaubar. Die Autobauer Toyota, Honda und Nissan haben vorerst die Produktion eingestellt. Der Elektronikkonzern Sony will an einzelnen Standorten weiter produzieren. Die Tokyoter Börse und andere japanische Finanzmärkte sollen am Montag wieder den Betrieb aufnehmen. Es muss davon ausgegangen werden, dass dann die Aktien vieler japanischer Unternehmen unter Druck geraten werden. (wb)

22.24 Japans größter Energiekonzern, die Tokyo Electric Power Company (Tepco), will ab morgen und voraussichtlich bis in den April hinein die Stromzufuhr rationieren. Nach Angaben Tepcos und der japanischen Regierung muss wegen der Energieknappheit mit zahlreichen, teils massiven Einschränkungen gerechnet werden, etwa beim Betrieb von Zügen, aber auch in medizinischen Einrichtungen und bei der Wasserversorgung. Tepco ist Japans größter Energieproduzent und auch Betreiber des havarierten Atomkraftwerks Fukushima-1. (cs)

21.57 Bundeskanzlerin Merkel will sich voraussichtlich schon am Dienstag mit den Ministerpräsidenten treffen, in deren Bundesländern Atomkraftwerke betrieben werden. Bei dem Treffen will sie eine Sicherheitsüberprüfung deutscher Atomkraftwerke diskutieren. Merkel sagte in einem ARD-Interview, es sei jetzt zu früh, um Schlussfolgerungen aus dem Unglück in Japan zu ziehen. Auf die Frage nach der Sicherheit deutscher Atomkraftwerke sagte sie: „Ich kann heute nicht erkennen, dass unsere Kernkraftwerke nicht sicher sind, sonst müsste ich ja mit meinem Amtseid sie sofort abschalten.“ Bundesumweltminister Röttgen stellte da schon etwas grundsätzlichere Fragen. Im ARD-„Bericht aus Berlin“ sagte Röttgen: „In Japan hat es ja Annahmen gegeben, die jetzt durch die Natur übertroffen worden sind. Also stimmen jetzt unsere Sicherheitsannahmen oder müssen wir nicht noch schärfere Annahmen machen? Und die Grundfrage überhaupt auch: Ist das beherrschbar? Wir müssen uns diesen Fragen stellen und wir werden es tun.“ Und weiter: „Das berühmte Restrisiko hat sich realisiert, ist dabei, sich zu realisieren. Das ist eine grundlegend neue Erfahrung. Es ist kein neuer Gesichtspunkt, aber es ist eine neue Erfahrung, die die Welt, die die Menschheit jetzt macht, und die müssen wir aufnehmen“, so Röttgen. (wb)

21.02 Wir haben die zum Teil widersprüchlichen Meldungen über Störfälle in japanischen Atomkraftwerken noch einmal in diesem Text für Sie zusammengefasst. Hier die wichtigsten Angaben in Kürze:
Im AKW Fukushima-1, rund 250 Kilometer nördlich von Tokyo, droht in zwei der insgesamt sechs Siedewasser-Reaktoren eine Kernschmelze. Nach dem Ausfall der regulären Kühlsysteme wird dort versucht, die Reaktoren mit Meerwasser zu kühlen. Es gibt weiterhin sehr widersprüchliche Aussagen japanischer Behörden zu der Frage, ob es im AKW Fukushima-1 nicht schon längst zu einer Kernschmelze gekommen ist.

Im AKW Tokai, etwa 120 Kilometer südlich von Tokyo, seien zwei von drei Dieselgeneratoren für die Kühlung ausgefallen. Nach Angaben des Betreibers ist ein dritter Dieselgenerator funktionsfähig und kann eine ausreichende Kühlung des Reaktors gewährleisten.

Im AKW Onagawa, etwa 470 Kilometer nördlich von Tokyo, gilt die niedrigste Notfallstufe nachdem in der Umgebung erhöhte Radioaktivität gemessen wurde. Der Betreiber geht davon aus, dass die erhöhten Messwerte der Explosion im AKW Fukushima zuzuschreiben sind und nicht dem AKW Onagawa.

Im Großraum Tokyo leben etwa 35 Millionen Menschen. (wb)

20.37 Der Vulkan Shonmoedake auf der südlichen Insel Kyushu hat begonnen, Asche und Geröll zu spucken, meldete die japanische Wetterbehörde. Der Vulkan ist mehr als 1500 km vom Epizentrum des Erdbebens vom Freitag entfernt. (cs)

19:30 Wer die aktuellen Satellitenaufnahmen der Küstengebiete im Nordosten Japans mit etwas älteren Bildern vergleicht, kann erahnen, wie extrem die zerstörerischen Kräfte der Flutwelle waren. (fm)

19:09 Neue offizielle Opferzahlen: Der japanische Sender NHK berichtet, die Behörden haben die Zahl der Toten auf 1500 korrigiert. (tgr)

19:03 Linktipp: Die Autoren des Blogs All Things Nuclear der Union of Concerned Scientists haben einen interessanten Artikel gepostet, der erklärt, was in den Reaktoren des AKW Fukushima vor sich geht. (tgr)

18:58 Lesetipp: Kenneth Maxwell beschreibt im Blog Japan Real Time des Wall Street Journal, wie die Bewohner von Tokyo die Stromspar-Maßnahmen auffassen. (tgr)

18:43 Neues zur Lage im AKW: Die Nachrichtenagentur Kyodo meldet, dass das AKW Tokai über zwei Pumpen im Kühlungssystem verfügt. Eine sei bereits am Freitag nach dem Erdbeben defekt, die andere arbeite jedoch weiter. Es gebe daher keinen Grund zur Sorge, dass die Kühlung des Atomkraftwerkes gefährdet sei, solange die andere Pumpe noch arbeite. (tgr)

18:28 In Kalifornien hat der Tsunami nach dem Erdbeben vor Japan Schäden von mindestens 50 Millionen Dollar (rund 36 Millionen Euro) angerichtet, das sind rund 36 Millionen Euro. Dabei handele es sich aber lediglich um eine vorläufige Prognose, sagte Geologie-Professorin Lori Dengler von der kalifornischen Humboldt State University der Los Angeles Times. Dengler ist Direktorin des Erdbebenzentrums der Hochschule. (tgr)

18:14 Wir haben eine Karte angefertigt, die eine Übersicht der japanischen Atomkraftwerke zeigt. Die rot gekennzeichneten Punkte sind die drei AKWs, in denen die Situation kritisch ist. (tgr)

Atomkraftwerke in Japan, Fotocredit: ZEIT ONLINE
Atomkraftwerke in Japan, Fotocredit: ZEIT ONLINE

18:07 Der Betreiber des Atomkraftwerks Onagawa, Tohoku Electric Power, hat nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) die niedrigste Notfallstufe ausgerufen. „Die Warnung wurde ausgesprochen, nachdem Radioaktivitätsmessungen in der Umgebung des Kraftwerks die zulässigen Werte überschritten hatten“, teilte die IAEA am Sonntag unter Berufung auf die japanischen Behörden mit. Diese untersuchten nun die Ursache für die radioaktive Strahlung. „Die Behörden haben die IAEA darüber informiert, dass die drei Reaktoreinheiten des Kernkraftwerks Onagawa unter Kontrolle seien“, teilte die Internationale Atomenergiebehörde mit. (tgr)

17:54 Der Reaktor Tokai zwei wird trotz des Ausfalls von zwei Dieselgeneratoren durch den funktionierenden dritten Generator ausreichend gekühlt, wie der AKW-Betreiber Japan Atomic Power mitteilte. Die Website des Betreibers ist aufgrund des hohen Ansturms nur schwer erreichbar. (tgr)

17:51 In Japan ist es jetzt weit nach Mitternacht, hier nun eine Zusammenfassung der Geschehnisse an diesem Tag: Im Laufe des Tages hat sich die Lage in den Atomkraftwerken zugespitzt. Neben dem AKW Fukushima gilt nun auch für das AKW Onagawa der nukleare Notstand, in dem AKW Tokai ist eine Pumpe des Kühlungssystems ausgefallen. Ob es zur Kernschmelze in den verschiedenen Reaktoren gekommen ist, bleibt weiterhin unklar. Die japanische Regierung hatte am Sonntag erklärt, dies nicht ausschließen zu können. “Wir können nicht überprüfen, was im Inneren eines Reaktors vor sich geht”, sagte ein Regierungssprecher. Unterdessen geht die Rettung in den vom Tusnami verwüsteten Gebieten weiter. Auch deutsche Helfer des Technischen Hilfswerks sind im Einsatz. Ein 60-Jähriger, der auf den Überresten seines Hausdachs vor der Küste der Provinz Fukushima im Meer trieb, konnte gerettet werden. Noch völlig unklar bleibt jedoch, wie hoch die Zahl der Opfer sein wird. Tausende werden noch vermisst. Aus den verwüsteten Gebieten und aus der unmittelbaren Umgebung der Atomkraftwerke wurden mittlerweile 600.000 Menschen in Sicherheit gebracht. (tgr)

17:39 Die offiziellen Opferzahlen werden nur sehr langsam nach oben korrigiert. Die japanischen Behörden beziffern die Zahl der Toten derzeit auf über 1300, berichtet der japanische Sender NHK. (tgr)

17:35 Japan steht nach Meinung des Nuklearexperten Wolfgang Renneberg vor einem Super-GAU, wenn nicht rasch die Probleme mit der Kühlung gelöst werden. Brennstäbe drohen zu zerschmelzen und mehrere Reaktorbehälter könnten durch Hitze, Druck, Gase und gestiegene Radioaktivität zerstört werden. „Das ist im Augenblick eine Situation auf der Kippe“, sagt der langjährige Leiter der Abteilung für Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. (tgr)

17:27 Sehenswert: ARD-Korrespondent Robert Hetkämpfer über die aktuelle Situation in Japan und über die restriktive Informationspolitik. (tgr)

17:08 In einem dritten Atomkraftwerk in Japan ist eine Pumpe im Kühlsystem ausgefallen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Feuerwehr berichtet. Es handelt sich um das AKW Tokai an der Ostküste südlich von Fukushima. (tgr)

17:06 Die Journalistin Sonja Blaschke ist in Tokyo vor Ort. Für ZEIT ONLINE hat sie die Ereignisse des Sonntags zusammengefasst. Sie schreibt: Während Europa und die USA den Super-GAU fürchten, geht es für die Japaner vor allem um eines: die Bewältigung der humanitären Katastrophe. (tgr)

17:02 Das Atomunglück in Japan wird für Stefan Mappus kurz vor der Landtagswahl zum Problem. Schließlich hat er das Land zum Eigner von Atomkraftwerken gemacht. Rüdiger Bäßler hat für ZEIT ONLINE einen Wahlkampftermin in Mittelbiberach besucht, der unter den Ereignissen in Japan eine neue Dynamik entfaltet. (tgr)

16:56 Mittlerweile haben Rettungskräfte des Technischen Hilfswerk (THW) Japan erreicht und fahren Richtung Nordosten. Die THW-Mannschaft aus 41 überwiegend ehrenamtlichen Helfern war am frühen Sonntagabend mit einem Bus und zwei Lastwagen vom Flughafen Narita losgefahren. Mit dabei ist auch Strahlenexperte Mario König, der die Radioaktivität unterwegs überprüft. „Wenn die Gefahr real wird, ziehen wir uns zurück“, sagte er kurz nach der Abfahrt gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. In Miyagi hatten Experten eine 400 Mal höhere Radioaktivität als normal gemessen. Zur Ausrüstung der Mannschaft gehören Wärmebildkameras, Ortungsgeräte, eine Betonkettensäge und Schneidegeräte für Stahl. Auch drei Rettungshunde sind dabei. Für einen Einsatz in einem radioaktiv verstrahlten Gebiet sind die Helfer allerdings nicht ausgerüstet. (tgr)

16:51 Steuerhöhungen kommen für den Wiederaufbau Japans nicht infrage. Das sagte Premierminister Naoto Kan am Sonntag nach einem Treffen mit Vertretern der Opposition, berichtet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. (tgr)

16:47 Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und die Anti-Atom-Kampagne Ausgestrahlt rufen für Montagabend um 18.00 Uhr zu Mahnwachen für Japan auf. Bundesweit sind Kundgebungen geplant. Auf der Website von Ausgestrahlt ist eine Karte zu finden, welche die geplanten Veranstaltungen zeigt. Dort erhalten Aktivisten auch Informationen, wenn sie spontan eine Protestaktion planen wollen. (tgr)

16:22 Während die Welt mit den Menschen in Japan bangt, formiert sich hierzulande der Widerstand der Kernkraftgegner. Mehrere Hundert haben am Sonntag im niedersächsischen Gorleben für einen Atomausstieg demonstriert. (tgr)

16:18 Hier einmal eine Luftaufnahme vom AKW Onagawa, für das nun auch der nukleare Notstand gilt. (tgr)

Luftaufnahme Onagawa, Fotocredit: REUTERS/Kyodo
Luftaufnahme Onagawa, Fotocredit: REUTERS/Kyodo

16:15 Die Nachrichtenagentur Kyodo meldet, dass auch die Wasserversorgung in Japan wegen der Stromabschaltung unterbrochen werden könnte. (tgr)

16:04 Und dann ist noch Außenminister Guido Westerwelle vor die Presse in Berlin getreten. Hinweise auf deutsche Opfer gebe es derzeit keine, es sei jedoch noch nicht gelungen, Kontakt zu allen etwa 100 im Krisengebiet lebenden Deutschen herzustellen. Zu etwa der Hälfte von ihnen habe die Botschaft Kontakt. Ob sich die anderen zum Zeitpunkt des Erdbebens und des folgenden Tsunamis in der Region aufhielten, sei unklar. 25 Deutsche, zumeist Studenten, würden in der Nacht mit Bussen nach Tokio gebracht, um von dort auszufliegen. Deutschland versuche weiterhin, Japan bei der Bewältigung dieser unfassbaren Katastrophe zu unterstützen, sagte Westerwelle am Nachmittag in Berlin. (tgr)

15:53 Auch die Zahl der Evakuierten steigt: Wie das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) am Sonntag in Genf mitteilt, sind mittlerweile fast 600.000 Menschen in Sicherheit gebracht worden. Etwa 380.000 Japaner aus den von dem Erdbeben und den Tsunami-Wellen betroffenen Gebieten, die in rund 2000 Notunterkünften untergekommen sind und 210.000 Menschen, die in der Nähe des Atomkraftwerks Fukushima 1 wohnten, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. (tgr)

15:40 Das Beben hat nicht nur menschliches Leid über Japan gebracht, auch die Wirtschaft des 127-Millionen-Einwohner-Landes wird unter der Katastrophe leiden, berichtet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Nicht nur schadet die Abschaltung der Atomkraftwerke der Wirtschaft des Landes, auch werden die Autobauer Toyota und Nissan Produktionsausfällen haben. Droht dem Land nach der Katastrophe eine Rezession? Immerhin wird der ohnehin schon große Schuldenberg durch den Wiederaufbau noch größer werden. (tgr)

15:34 Die Erde kommt in Japan einfach nicht zur Ruhe. Jetzt wird auch noch bekannt, dass im Südwesten des Landes der Vulkan Shinmoedake am Sonntag Asche und Gestein in die Atmosphäre geschleudert hat. Die Asche sei dabei bis in eine Höhe von 4000 Metern gelangt, teilten die Behörden mit. Sie beschränkten zugleich den Zugang im Gebiet um den Vulkan. Der 1420 Meter hohe Shinmoedake war im Januar erstmals seit 52 Jahren wieder ausgebrochen, in den vergangenen zwei Wochen herrschte aber Ruhe, berichtet die französische Nachrichtenagentur AFP. (tgr)

15:29 Linktipp: Ein Blick auf die aktuellen Meldungen der Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) zur Entwicklung in den AKWs in Japan lohnt sich. (tgr)

15:26 Die BBC zeigt beeindruckende Luftaufnahmen des betroffenen Gebiets vor und nach der Katastrophe. (tgr)

15:22 Digital Globe zeigt eine Luftaufnahme der Erdbebenregion: Auf dem Satellitenbild ist die Verwüstung nach dem Beben und der Tsunami-Welle gut zu sehen.

Luftbildaufnahme des von der Tsunami-Welle überfluteten Gebiets, Fotocredit: CC BY-NC-ND 2.0 by DigitalGlobe-Imagery
Luftbildaufnahme des von der Tsunami-Welle überfluteten Gebiets, Fotocredit: CC BY-NC-ND 2.0 by DigitalGlobe-Imagery

15:10 Der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel gibt nun ein Live-Statement ab. „Die ältesten AKWs müssen vom Netz.“ Die Bundesregierung müsse aus der Laufzeitverlängerung rasch aussteigen und das kerntechnische Regelwerk umsetzen werden. Auch Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin hatte sich bereits geäußert. „Es ist eine zweideutige Botschaft, auf der einen Seite zu behaupten, deutsche Anlagen seien sicher, auf der anderen Seite eine Überprüfung anzukündigen, wie es die Kanzlerin tat“, sagte er am Nachmittag in Berlin. (tgr)

15:07 Die japanische Regierung hat laut IAEA in Wien auch für das Atomkraftwerk Onagawa den Notstand ausgerufen. (tgr)

14:50 Die Nachrichtenagentur dpa berichtet, dass zehn deutsche Mitarbeiter des Kernkraftwerksherstellers Areva während des Erdbebens auf dem Gelände des Atomkraftwerks Fukushima waren. Die Deutschen hätten sich im Zusammenhang mit Materialprüfungen in einem abgeschalteten Block von Fukushima aufgehalten. „Sie waren vor Ort, um sich bestimmte Technologien durch den Kunden zertifizieren zu lassen“, sagte ein Sprecher. Das Auswärtige Amt teilte mit, dass die Deutschen in Sicherheit gebracht worden seien und Japan rasch verlassen würden. (tgr)

14:45 Lesetipp: Andreas Hirstein hat in der Neuen Zürcher Zeitung ein lesenswertes Hintergrundstück über die Ereignisse im japanischen Kernkraftwerk Fukushima geschrieben. NZZ Online zeigt auch eine Infographik, die eine Kernschmelze erklärt. (tgr)

14:35 Die Mainichi Shimbun, die drittgrößte Tageszeitung in Japan, schreibt in ihrer Online-Ausgabe: „Im schwer zerstörten Osten unseres Landes ist im beschädigten Kernkraftwerk Fukushima 1 nach einer Kernschmelze im Reaktor 1 nun auch eine Kernschmelze im Reaktor 3 aufgetreten. Darüberhinaus sind große Wassermassen ausgetreten. Es geht nun die Angst um, dass – wie auch schon im Reaktor 1 – das Gehäuse des Reaktors 3 explodieren könnte. Es wurde immer gesagt, dass Japan beim Erdbebenschutz in den Sicherheitsstandards weltweit führend sei. Aber jetzt meinen Experten, nachdem es hintereinander zu mehreren gravierenden Zwischenfällen gekommen ist, dass die Lage akut gefährlich ist. Es ist kein Anhaltspunkt in Sicht, welche Lösung es geben könnte, um aus dieser beispiellosen und unerhörten Situation herauszukommen. Der Unfall mit nuklearer Kernschmelze von Three Mile Island (1979) in den USA und die Tschernobyl-Explosion (1986) in der Sowjetunion sind nicht die einzigen geblieben. Jetzt ist es auch in Japan passiert.“ (tgr)

14:18 Das International Nuclear Safety Center des US Department of Energy hat eine Übersichtskarte aller 18 japanischen AKWs veröffentlicht. Und hier gibt es auch eine Karte aller AKWs in Deutschland. (tgr)

14:18 Die Nachrichtenlage bleibt unübersichtlich, nun meldet die Nachrichtenagentur dpa, dass der japanische Regierungssprecher Yukio Edano seine eigenen Aussagen über eine Kernschmelze im Kraftwerk Fukushima 1 zurückgenommen habe. Es habe doch keine Kernschmelze im Reaktor 3 stattgefunden. (tgr)

14:08 Fast stündlich gibt der Betreibers des Atomkraftwerks Fukushima mittlerweile neue Pressemitteilungen heraus. Zwischenzeitlich war die englischsprachige Website von Tokyo Electric Power (Tepco) jedoch nicht erreichbar. (tgr)

13:59 Es werden laut Agentur Jiji Vorbereitungen getroffen, den Atomreaktor Nummer 2 des Kraftwerks Fukushima 1 mit Meerwasser zu kühlen. (tgr)

13:30 Außenminister Guido Westerwelle kann nicht mehr ausschließen, dass auch Deutsche beim Erdbeben zu Schaden gekommen sind. Mehr dazu um 15 Uhr nach der Sitzung des Krisenstabs. Dann will er zur Situation nach der Erdbebenkatastrophe in Japan ein Statement abgeben. (tgr)

13:15 Lesetipp: taz-Autor Martin Fritz hat unter dem Titel „Tricksen und Täuschen“ ein interessantes Hintergrundstück über den Betreiber des Fukushima-AKWs, Tokyo Electric Power, verfasst. Das Unternehmen ist Asiens größter Stromversorger, betreibt 17 Reaktorblöcke und ist zuletzt wegen gefälschter Unterlagen und verschiedener Havarien in die Kritik geraten. (tgr)

13:10 Ab Montag soll es in ganz Japan planmäßige Stromabschaltungen geben, die regionsweise jeweils drei Stunden dauern sollen. Dieses Vorgehen wurde von Premierminister Kan genehmigt, um die schwierige Stromversorgung der Kühlsysteme in den Atomanlagen sicherzustellen. (sv)

12:55 Geo Eye hat eine weitere Serie von aktuellen Satellitenbildern veröffentlicht, die das enorme Ausmaß der Verwüstungen durch den Tsunami zeigen. Auf den Aufnahmen ist deutlich zu erkennen, dass ganze Stadtteile durch die Flutwelle zerstört wurden und nur wenige Häuser dort den Naturgewalten Stand gehalten haben. Die Bilder gibt es – zusammen mit Vergleichsaufnahmen vor dem Tsunami – als Fotostrecke, als Layer in Google Maps und aufbereitet für Google Earth (kostenloser Download von Google Earth, für PC/Mac/Linux). Quelle: Google LatLong (fm)

12:40 Statistisch sind Atomunfälle der Größenordnung Tschernobyl und auch des Ausmaßes von Fukushima so selten, dass Tausende Jahre ins Land gehen könnten, ohne dass die Menschheit damit umgehen müsste. Das Problem mit Statistiken und dem echten Leben: Wer heute mindestens 30 Jahre alt ist erlebt bereits zum zweiten Mal, dass Atomkraft unbeherrschbar ist. Tschernobyl ist genau 25 Jahre her, welch unheimlicher Zufall. (dah)

12:35 Der japanische Nachrichtensender NHK meldet, dass noch mehr Menschen aus der Umgebung des Atomkraftwerks Fukushima evakuiert werden sollen. 62.000 Menschen wurden bereits in Sicherheit gebracht, etwa 80.000 Menschen leben in der unmittelbaren Umgebung. NKH zeigt hier eine Karte. (tgr)

12:25 Live-Schalte im ARD-Presseclub: Robert Hetkämpfer, ARD-Korrespondent, berichtet von der Pressekonferenz mit dem japanischen Ministerpräsident, der für seine Informationspolitik kritisiert wird. Einschätzung Hetkämpfer: „Verlogen will ich nicht sagen, aber die Regierung geht sehr vorsichtig mit den Fakten um.“ (tgr)

12:10 Wer in diesen Tagen den Wahlkampf in Baden-Württemberg verfolgt, merkt eines: Das Erdbeben am anderen Ende der Welt erschüttert auch die CDU im Südwesten. Der bisherige atomfreundliche Kurs könnte für die Wahl am 27. März zum Problem werden. (dah)

12:00 Japans Ministerpräsident Naoto Kan hat sich zu Wort gemeldet. Die Erdbebenkatastrophe sei die größte Krise des Landes seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Allerdings: Mit Tschernobyl seien die Probleme in den japanischen AKWs nicht zu vergleichen. (tgr)

11:45 Noch gar nicht lange her, würde aber angesichts der Ereignisse aktuell sicher anders ausfallen: Die Abstimmung im Bundestag zum Thema Verlängerung der Restlaufzeit von Atomkraftwerken. (sv)

11:40 Die Bank von Japan will ihr „Äußerstes tun, um die Stabilität der Finanzmärkte zu gewährleisten“. Sie hat rund 55 Milliarden Yen – rund 483 Millionen Euro – Sonderhilfen zur Verfügung gestellt. Die Zinsen liegen bei Null, die Möglichkeiten für einen Sonderhaushalt sind jedoch begrenzt. Morgen könnte die Bank erneut zusätzliche Hilfen gewähren. Dann soll auch die Börse in Tokyo den Handel wie gewohnt aufnehmen. (tgr)

11:25 Die AKW-Betreiber wollen sich um 12 Uhr deutscher Zeit zur Situation in Fukushima äußern. (dah)

11:10 Was genau ist eigentlich im AKW Fukushima-1 passiert? Wir wagen keine sicheren Aussagen, nähern uns jedoch mithilfe der dpa-Kollegen an, die ein „FAQ“ mit Antworten auf die Frage „Was geschah in Fukushima“ erstellt haben. (dah)

10:50 Die Tipps des Strahlenhysiker Herwig Paretzke für die japanische Bevölkerung im Interview mit dem Nachrichtensender NTV erinnern an die Ratschläge nach Tschernobyl: Es sei nun überaus wichtig, dass die Bevölkerung mit Jodtabletten versorgt werde, um sie vor der Strahlenkrankheit zu schützen. Durch die Gabe von Jod soll verhindert werden, dass sich radioaktive Nuklide wie das bei der Katastrophe von Tschernobyl freigesetzte Iod-131 in den Körper einlagert und Krebserkrankungen auslösen. Wirkungsvoll sei die Maßnahme, wenn sie vor der Aufnahme von radioaktivem Jod durchgeführt wird. Darum empfiehlt der Strahlenphysiker den Japanern, vorerst auf den Verzehr von frischer Milch und frischem Gemüse zu verzichten. Paretzke ist Professor an der Technischen Universität München und an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. (tgr)

10:45 Auf Twitter treffen sich die Erschütterten aus aller Welt zu einem globalen Gebet für die Menschen in Japan. (dah)

10:30 Zwei Tage nach dem Erdbeben werden noch Überlebende gerettet: Der 60-jährige Hiromitsu Shinkawa trieb bis Sonntagmorgen auf dem Trümmerteil seines Dachs vor der Küste der Provinz Fukushima im Meer, nachdem sein Heimatort Minamisoma von der Tsunamiwelle überrollt hatte. Die Marine zog ihn 15 Kilometer vor der Küste des Landes aus dem Wasser, wie die Nachrichtenagentur Jiji unter Berufung auf die Behörden berichtete. Er war demnach bei Bewusstsein und in „guter Verfassung“ und wurde per Helikopter in ein Krankenhaus gebracht.
„Ich bin weggelaufen, als ich gehört habe, dass der Tsunami kommt“, sagte Shinkawa laut Jiji seinen Rettern. „Aber ich bin umgekehrt, um von zu Hause etwas zu holen, dann wurde ich davongespült.“ Er habe im Wasser nur auf dem Dach seines Hauses „gehangen“. (tgr)

10:25Ein großes Team des Technischen Hilfswerks ist in Japan im Einsatz. Die Gefahr einer radioaktiven Verstrahlung durch das havarierte AKW behindert das THW jedoch bei der Arbeit. „Das THW wird nicht in Gebieten tätig, in denen Gefahr durch radioaktive Strahlung zu befürchten ist“, teilen die Helfer aus Deutschland mit. (dah)

10:20 Das Wall Street Journal meldet in seinem Blog Japan Real Time, dass die Lage am Flughafen von Tokyo unterdessen entspannt sei. Bis auf Touristen, die das Land nach dem verheerenden Erdbeben verlassen, herrsche business as usual. Auch die Maschinen zwischen Japan und Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt sollen am Sonntag weitgehend nach Plan fliegen. Lediglich ein Lufthansa-Flug nach Nagoya wurde annulliert, die anderen vier Maschinen nach Tokio und Osaka sollten wie geplant starten. Eine Lufthansa-Maschine aus Tokyo wurde etwa drei Stunden verspätet erwartet, die anderen beiden Flüge aus der japanischen Hauptstadt sowie die Maschinen aus den südlicher gelegenen Städten Osaka und Nagoya sollten pünktlich oder nur leicht verspätet landen. (tgr)

10:10 Nach der Wasserflut kommt die Nachrichtenflut. Vieles davon ist Spekulation, vieles Besorgnis-erregende Gewissheit. Zwischen allen berechtigten „Achtung, Achtung“-Schlagzeilen tut eine Überschrift gut, die die Grünen auf ihre Website gesetzt haben: „Unsere Gedanken sind bei den Opfern“. (dah)

10:00 Auch Greenpeace wird in diesen Zeiten zur Nachrichtenredaktion. (dah)

9:30 Das verheerende Erdbeben in Japan ist mittlerweile auf Stufe 9 auf der Richterskala hochgestuft worden. Stufe 9 sind Beben mit katastrophalen Folgen. (dah)

9:00 „Wir können nicht überprüfen, was im Inneren eines Reaktors vor sich geht“, sagt die Regierung in Tokyo. Zwischen den Zeilen bestätigen sie damit Befürchtungen, die Kernschmelze im AKW Fukushima sei im Gang. (dah)

8:30 Japanische Medien berichten von Hamsterkäufen in Supermärkten, von rund 1400 Notlagern, in denen die Opfer der Naturkatastrophe versorgt werden. (dah)

8:20 Unklar ist weiterhin, wie viele Menschen beim Erdbeben und dem darauf folgenden Tsunami in Japan ums Leben gekommen sind. Allerdings meldet der japanische TV-Sender NHK erstmals eine weitaus größere Zahl als bisher in offiziellen Statements verbreitet: In einer Provinz seien möglicherweise rund 10.000 Menschen gestorben, heißt es unter Berufung auf die Polizei. (dah)

7:00 Bundesumweltminister Norbert Röttgen spricht angesichts der Atomhavarie von einer „Zäsur“ in der Bewertung von Atomtechnik. „Ich finde, dass dieser Debatte nicht ausgewichen werden darf“, sagt er in der ARD.