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Von verwirrenden Waffen und einer irritierenden Angeklagten – das Medienlog vom Freitag, 4. Juli 2013

 

Die Medienberichte über den 19. Verhandlungstag beschäftigen sich unter anderem mit der Methode, mit der das BKA versuchte, die Tatwaffe zu identifizieren. Darum geht es etwa im Artikel Waffenauswahl des BKA erstaunt Gericht von Annette Rammelsberger in der Süddeutschen Zeitung. Thema war auch die Aussage des Beamten, der den Angeklagten Holger G. vernommen hatte.

An jedem Werktag fassen wir im NSU-Prozess-Blog die wichtigsten Medienberichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

In der Jungen Welt (Hilfsbereiter alter Kumpel) konzentriert sich Autor Sebastian Carlens auf Holger G., der zunächst wegen des mutmaßlichen Selbstmordes von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos verhört wurde. Per Hinrichs beschreibt in der Zeitung Die Welt unter anderem die misslungene Aussage des BKA-Beamten Andreas V. (Wenn der BKA-Beamte kaum Ahnung von Waffen hat). Der Beamte ist auch Thema beim Bayerischen Rundfunk (Kommissar ohne Durchblick). Detailliert berichtete Kai Mudra in der WAZ vom 19. Verhandlungstag. In der Thüringer Allgmeine hebt derselbe Autor hervor, dass der Ermittler, der Holger G. vernahm, aus Thüringen stammt.

 

Kein Fortschritt: Das Ergebnis der Befragungen am 19. Verhandlungstag sei dürftig gewesen, kommentiert Gisela Friedrichsen von Spiegel Online. Sie resümiert: „Die diesen ganzen Prozess bestimmende Frage, inwieweit Zschäpe an den Verbrechen des NSU beteiligt war, ist bisher noch nicht viel schlüssiger beantwortet als zu Beginn des Verfahrens.“

Zehn Waffenmuster, drei davon mit Schalldämpfern, wurden Carsten S. vorgelegt. Waffenvorlagen dieser Art sind ähnlich wie Gegenüberstellungen juristisch heikel, schreibt Tom Sundermann auf ZEIT ONLINE. „Wer wie die Angeklagten S. und G. kein ausgewiesener Waffenexperte ist, dürfte Schwierigkeiten haben, wenn er entscheiden muss: Welche der Pistolen könnte ich in der Hand gehabt haben – oder war es gar keine davon?“

Stefan Geiger beschäftigt sich in der Frankfurter Rundschau noch einmal ausführlich mit Auftreten und Verhalten von Beate Zschäpe (Eine irritierend angepasste Angeklagte). Der Autor beobachtet genau Mimik und Gestik Zschäpes, etwa wenn sie mit ihren Anwälten spricht und kommentiert: „Das ist kein Smalltalk mehr. Da wirbt ein Mensch für sich, um Anerkennung.“ Zudem wisse sie sich in Kreisen zu bewegen, die ihr bisher fremd waren, auch in einem Gerichtsaal. Geiger führt mehrere Beispiele für das biedere Leben Zschäpes an (Campingurlaub, Katzen und Biergarten). Zschäpes Schuld sei nicht nachgewiesen, betont der Autor.

Er schlägt den Bogen zum Nationalsozialismus: Auch damals habe es biedere Familienväter gegeben, die mordeten und sich in einer gewandelten Gesellschaft wieder völlig angepasst verhielten. Der Text von Stefan Geiger erschien in der Berliner Zeitung unter dem Titel Die Angepasste.

Harald Wiederschein erinnert auf Focus-Online in einem ausführlichen Artikel daran, dass militante Rechte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Anschläge verübten und mordeten. Etwas wirklich Neues sei der tödliche Rassismus der NSU also nicht gewesen.

Den 19. Verhandlungstag fasst auch die türkischsprachige Zaman zusammen.

 

Die englischsprachigen Onlinemedien berichten nach wie vor nicht über den NSU-Prozess.

Das nächste Medienlog erscheint am Montag, den 8. Juli.