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Merkwürdigkeiten bei der Befragung von Carsten S. – das Medienlog vom Freitag, 11. Oktober 2013

 

Der Mitangeklagte im NSU-Prozess, Carsten S., stand im Mittelpunkt des 45. Verhandlungstages. Er wurde vom Verteidiger des mutmaßlichen Unterstützers der NSU-Terrorzelle, Ralf Wohlleben, befragt und offenbarte weitere Erinnerungslücken, die zumindest Tim Aßmann vom Bayerischen Rundfunk nachvollziehbar findet. Außerdem kündigte Richter Götzl an, Überwachungsbilder aus der Kölner Keupstraße vergrößern zu lassen, um festzustellen, ob Zschäpe am Tatort anwesend war. Nachzulesen unter anderem in der Frankfurter Allgemeine Zeitung.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Der Verteidiger Ralf Wohllebens, Olaf Klemke, habe stundenlang versucht die Glaubwürdigkeit von Carsten S. zu erschüttern, dieser habe sich aber nicht irritieren lassen, resümiert Frank Jansen im Tagesspiegel. Der Autor schreibt, dass einige Bemerkungen Klemkes seltsam geklungen hätten und nennt folgendes Beispiel für diese Beobachtung: „So fragte er Carsten S. nach dem Sohn seiner Schwester, dessen Vater ’nicht gerade rein deutschen Blutes‘ sei. Carsten S. antwortete knapp, der Vater seines Neffen stamme aus Ghana.“

Die Bemerkung von Klemke erwähnt Kai Mudra ebenfalls in seinem Bericht in der Thüringer Allgemeinen und ergänzt: „Klemke sprach bei der Herkunft des Mannes von ‚Schwarzafrika‘. Allerdings kritisierte das Gericht diese Bemerkung nicht.“

Für Gisela Friedrichsen von Spiegel Online ist Carsten S. zwar glaubhaft, jedoch nicht verlässlich. „Woran erinnert sich S. sicher? Woran macht er seine Erinnerung fest? Hat er tatsächlich die Tatwaffe übergeben? Woran erkannte er die, als man ihm nach der Festnahme ein Sortiment an Waffen vorlegte?“

Durch die akribische Befragung Klemkes lasse sich S. zwar nicht aufs Glatteis führen, doch Klemke gewinne Punkte, die er zu Wohllebens Entlastung auslegen könne, kommentiert Tom Sundermann auf ZEIT ONLINE. „Könnte S. nicht autonomer gehandelt haben, als ihm heute bewusst ist oder er zugeben will? Das ist die Botschaft, die sich durch die gesamte Befragung zieht.“

Um die Befragung von Carsten S. geht auch es auch in dem Prozessbericht von Cüneyt Karadağ (Agentur, veröffentlicht u. a. auf dem türkischsprachigen Nachrichtenportal Haber 3).

Thema in der türkischsprachigen Tageszeitung Hürriyet waren die Zeugenladungen für November. Unter anderem ist die Mutter von Beate Zschäpe geladen, sowie die Eltern von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos. Die Ladungsliste stellt Holger Schmidt auf seinem Blog zur Verfügung.

Keine Berichte in englischsprachigen Onlinemedien.

Das nächste Medienlog erscheint am Montag, 14. Oktober 2013.